Programmheft 22.08.2021 Junge Elite: Marcel Johannes Kits

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Programmheft 22.08.2021 Junge Elite: Marcel Johannes Kits
Programmheft 22.08.2021
Junge Elite: Marcel Johannes Kits

                          Finanzgruppe Mecklenburg-Vorpommern
Programmheft 22.08.2021 Junge Elite: Marcel Johannes Kits
Sonntag, 22.08.2021, 16:00 Uhr · Basthorst, Schloss

               Junge Elite: Marcel Johannes Kits
               Duo-Rezital mit Violoncello und Klavier

               Marcel Johannes Kits Violoncello
               Naoko Sonoda Klavier

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern loben in jedem Festspielsommer drei Nachwuchspreise
aus: den WEMAG-Solistenpreis, den NORDMETALL-Ensemblepreis sowie den Publikumspreis
(ermöglicht durch das »C. F. Holtmann-Stipendium«). Die Preise werden unter den Musikerinnen
und Musikern der Konzertreihe »Junge Elite« vergeben.

Die Konzertreihe »Junge Elite« wird ermöglicht durch die CENTOGENE GmbH.
Mit freundlicher Unterstützung des Forsthoff-Cellofonds
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Alfred Schnittke (1934–1998)
Suite im alten Stil für Violoncello und Klavier (orig. für Violine und Klavier)
    Pastorale. Moderato
    Ballett. Allegro
    Menuett
    Fuge. Allegro
    Pantomime. Andantino

Francis Poulenc (1899–1963)
Sonate für Violoncello und Klavier FP 143
    Allegro — Tempo di Marcia
    Cavatine
    Ballabile
    Finale

Pause

Sergej Rachmaninow (1873–1943)
Zwei Stücke für Violoncello und Klavier op. 2
    Prélude. Comodo
    Danse orientale. Andante cantabile

Sergej Rachmaninow
Sonate g-Moll für Violoncello und Klavier op. 19
    Lento — Allegro moderato
    Allegro scherzando
    Andante
    Allegro mosso — Vivace

Bild- & Tonaufnahmen — auch mit dem Handy — sind untersagt.
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Programmeinführung

Alfred Schnittke (1934–1998)
Suite im alten Stil für Violoncello und Klavier
Der Deutsch-Russe Alfred Schnittke ist bekannt für seine
Spielereien mit der Musikgeschichte. Der 1998 gestorbene
Komponist bediente sich gerne bei historischen Stilen. Dabei
ging es jedoch weniger um eine Stilkopie, als darum zu zeigen,
wie wir als moderne Hörende in Klischees der Vergangenheit
gefangen sind. »Für mich bedeutete die Musikgeschichte«,
sagte der in Wien ausgebildete Künstler, »nicht schon etwas
Ödes aus der Vergangenheit, sondern sie war etwas Leben-
diges.« Wie lebendig, ist wunderbar in der »Suite im alten
Stil« zu hören, denn Schnittke schafft hier den Spagat zwischen
Alt und Neu, zwischen Regel und Abweichung. In den ersten
vier Sätzen widmet er sich den Techniken des Barock. Dabei
ist aber immer zu hören, dass es sich nicht um Händel handelt
oder um Bach, sondern um eine Art übertriebene Auslegung
von deren Regeln. Hat man sich darauf erst einmal eingelassen,
ist es ein Riesenspaß, dem Komponisten bei seiner Über-
zeichnung zu lauschen. Im letzten Satz, der Pantomime, löst
Schnittke dann den Zauber und kehrt langsam, schrittweise
in die Gegenwart zurück. Jedoch nicht durch moderne
Klänge, sondern durch allmähliches Eintreten in das Nichts,
das Verklingen. Mit anderen Worten: Er zeigt damit, dass
diese Zeiten vorbei sind. Noch komplexer wird dieser Verweis
auf die Musikgeschichte, wenn er Stücke wie Strawinskis
»Pulcinella« einbezieht, der ja ebenfalls Anleihen beim
Barock nahm. Es ist eben alles ein einziger Verweis, eine
nicht enden wollende Parodie.
mirjam schadendorf
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Programmeinführung

Francis Poulenc (1899–1963)
Sonate für Violoncello und Klavier FP 143
In Francis Poulencs Cellosonate spiegelt sich der gesamte
musikalische Sprachschatz des Komponisten wider, der von
humorvollen Passagen über jazzige Rhythmen bis hin zu
religiöser Andacht reicht. Lebhafte thematisch-melodische
Wechselspiele, Poulencs Liebe für den Zirkus, für das Ballett
und den Film — all das findet sich in der für den französi-
schen Ausnahmecellisten Pierre Fournier geschriebenen
Sonate. Die eigenwillige Harmonik zu den weit gespannten
Melodiebögen scheint gewissermaßen artverwandt zu Pro-
kofjews Stil. Unverhofft reißen schneidende Klänge aus ele-
gischer Stimmung, immer wieder führt Poulenc in klang-
liches Neuland, entwickelt mitunter die Thematik kanon-          »Francis Poulenc ist selbst
artig weiter. Instrumentale Fülle sprengt beinahe den            Musik, ich kenne keine Musik,
kammermusikalischen Rahmen, überraschende Schlüsse               die direkter, schlicht expressi-
beenden die einzelnen Sätze.                                     ver, unentwegter zu ihrem Ziel
   Das eröffnende Allegro im Marschtempo bildet eine             führt.«
herbstliche Lyrik, die an den späten Brahms erinnert, eine       Darius Milhaud
ernste Kavatine, an der man einmal mehr Poulencs Vorliebe
für subtiles Klavierspiel bemerken kann. Es folgt ein tänzeri-
scher, sehr lebhafter Satz, in dem man das muntere Geplauder
unter Freunden heraushört — eine musikalische Soiree aus
dem Stegreif. Das rasante Finale wird umrahmt von zwei
großen Abschnitten, die dem Ganzen einen tiefgründigen
Ernst verleihen.
christoph guddorf
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Programmeinführung

                     Sergej Rachmaninow (1873–1943)
                     Zwei Stücke für Violoncello und Klavier op. 2
                     Sonate g-Moll für Violoncello und Klavier op. 19
                     Sergej Rachmaninow hat nur wenig Kammermusik kompo-
                     niert: zwei unvollendete Streichquartette und zwei Klavier-
                     trios sowie die beiden heute auf dem Programm stehenden
                     Werke für Cello und Klavier. Rachmaninows Kammermusik
                     ist geprägt von schwärmerischen, weit ausladenden, teils
                     überbordenden Melodien. Häufig treten zudem einzelne Ins-
Sergej Rachmaninow
                     trumente solistisch in Gestalt längerer Monologe hervor,
                     untermalt etwa von klangvollen Akkorden oder wellenartig
                     aufgebauten Arpeggien. Die beiden Werke für Cello ent-
                     sprangen der Bekanntschaft Rachmaninows mit dem russi-
                     schen Cellisten Anatoli Brandukow und sind diesem auch
                     gewidmet.
                        1892 entstanden die Stücke op. 2. Im ersten verwendet
                     Rachmaninow ein bereits existentes Prélude für Klavier
                     wieder. Das Cello intoniert das Hauptthema und wird dabei
                     von einer akkordischen Klavierbegleitung unterlegt. Später
                     gewinnt auch das Klavier mehr und mehr an Bedeutung,
                     sodass beide Instrumente letztlich ihr Potenzial voll aus-
                     nutzen können. Eine stark variierte Reprise des ein­leitenden
                     Themas, in der das Klavier stärker in den Vordergrund rückt,
                     bringt das Stück zu einem ruhigen Abschluss. An zweiter
                     Stelle folgt ein orientalisch anmutender Tanz, der mit einem
                     markanten Thema ausgestattet ist. Dieses wird immer
                     wieder Veränderungen unterworfen, ehe es in einen ruhigen
                     und gezupften Schluss übergeht.
                        Die Cellosonate g-Moll wurde am 2. Dezember 1901 von
                     Brandukow und Rachmaninow in Moskau erstmals auf-
                     geführt. Der erste der insgesamt vier Sätze beginnt mit einer
                     elegischen Introduktion, die bald in ein kraftvolles, aus-
                     gedehntes Sonaten-Allegro mündet. Das von träumerischen
                     Aufwallungen schier überströmende Hauptthema und das
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Programmeinführung

intime, von lichter Trauer umrankte zweite Thema verharren
in einer einzigen Gemütslage: einer romantisch verträumten
— schwärmerischen? — Stimmung. Die räumlich weit
gefassten Melodien erschaffen sich immer wieder aufs Neue,
mit nahezu unerschöpflicher Ausdruckskraft. Lang an-
haltende Aufstiege wechseln hier mit stetig verlaufenden
Abstiegen. Zur Leitfigur — quasi zum »Leitrhythmus« —
wird eine eingangs im Klavier exponierte rhythmische
Gestalt: der von Rachmaninow so geliebte Anapäst.
   Der zweite Satz ist ein beinahe dramatisches Scherzo mit
zunächst unruhigen, energischen Stimmungsbildern. Der
Mittelteil bringt eine weit ausgreifende Kantilene zum Vor-
schein: Das prachtvolle lyrische Thema untermalt Rachma-
ninow mit der bereits beschriebenen, für ihn typischen wel-
lenartigen Klavierbegleitung. Im deutlichen Kontrast hierzu
steht der dreiteilige, beschaulich-langsame dritte Satz: ein
Andante, das als zarter Gesang aufblüht und sich zu höchs-
tem Pathos aufschwingt. Das Finale schließlich trägt eine
heitere Festlichkeit in sich, mit einem vorwärtstreibenden
Klavier und einem sonor fließenden Violoncello — und erin-
nert somit an ähnliche Finalsätze bei Tschaikowski.
markus treier · Isabel schubert
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Biografien

Marcel Johannes Kits
Violoncello
Marcel Johannes Kits ist einer der vielversprechendsten
Cellisten Estlands, der bereits den 1. Preis bei den Brahms-
und Enescu-Wettbewerben gewann. Im Jahr 2019 war er
Halbfinalist beim Internationalen Musikwettbewerb der
ARD in München.
    Er begann im Alter von fünf Jahren mit dem Cellospiel
und studierte bei Laine Leichter und Mart Laas. Danach
setzte er seine Studien bei Prof. Francis Gouton an der Hoch-
schule für Musik in Trossingen fort. Derzeit studiert er an der
Universität der Künste Berlin bei Prof. Jens Peter Maintz.
    Marcel Johannes Kits konzertierte mit vielen Orchestern
wie u. a. dem Estnischen Nationalen Symphonieorchester,
dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Moskauer Kammer-
orchester, dem Nowosibirsker Kammerorchester, der Kymi
Sinfonietta, der Jyväskylä Sinfonia, dem St. Petersburger
Symphonieorchester, dem George Enescu Philharmonic
Orchestra, dem Tallinn Chamber Orchestra und dem Orchestra
Ensemble Kanazawa. Ebenso arbeitete er mit namhaften
Dirigenten wie Vassily Sinaisky, Olari Elts, Andres Mustonen,
Tõnu Kaljuste, Arvo Volmer und Risto Joost zusammen.
    Er war u. a. beim Musical Olympus Festival, beim Pärnu
Music Festival, bei den Young Euro Classic und beim
MustonenFest in Israel zu Gast.
    Marcel Johannes Kits spielt ein italienisches Cello von
Francesco Ruggeri (Cremona, 1674) und benutzt einen
Bogen von Victor Fetique. Beides wird ihm freundlicher-
weise von der Deutschen Stiftung Musikleben zur Verfügung
gestellt.
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Biografien

Naoko Sonoda
Klavier
Die Japanerin Naoko Sonoda hat an der Toho-Gakuen Musik-
hochschule Tokio bei Yuko Okumura, Seiko Ezawa und Mik-
hail Voskresensky und an der Universität der Künste Berlin
bei Rainer Becker studiert. Kammermusikunterricht erhielt
sie bei Markus Nyikos, Tabea Zimmermann und Natalia
Gutman. Nach ihrem Studium wurde sie von der Universität
der Künste Berlin, der Hochschule für Musik »Hanns Eisler«
Berlin sowie der Hochschule für Musik FRANZ LISZT
Weimar als künstlerische Mitarbeiterin engagiert — eine
Tätigkeit, die sie bis heute fortsetzt.
   Naoko Sonoda ist Preisträgerin internationaler Klavier-
und Kammermusikwettbewerbe, wie z. B. in Argent und
Trieste (Italien) sowie in Łódź (Polen). 2013 und 2019 erhielt
sie den Preis als beste Pianistin in Markneukirchen.
   Sie konzertierte solistisch und kammermusikalisch in
zahlreichen Ländern Europas und Asiens und gastierte wieder-
holt bei Festivals etwa in Verbier oder Mecklenburg-
Vorpommern.
   In den letzten Jahren war Naoko Sonoda in den großen
Sälen wie dem Mariinsky Theater in St. Petersburg, der Wig-
more Hall in London, der Carnegie Hall in New York oder
dem Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie zu Gast.
   Als Solistin stand Naoko Sonoda u. a. mit dem Sinfonie-
Orchester Berlin auf der Bühne. Als Kammermusikerin musi-
zierte sie mit den Musikern Kolja Blacher, Mark Gothoni,
Danjulo Ishizaka, Jens Peter Maintz, Santiago Valencia
Cañón und Andrei Ioniță, mit dem sie eine enge künstlerische
Zusammenarbeit verbindet.
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Spielstätte

                                 Basthorst, Schloss
                                 Schloss Basthorst wurde im Jahr 1824 von Regierungsrat von
                                 Schack erbaut. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus von der
                                 Staatssicherheit genutzt und blieb möglicherweise deshalb
Schloss Basthorst war am 29.     bemerkenswert gut erhalten. 2003 übernahmen die jetzigen
Juni 1997 erstmals Spielstätte   Schlossherren das Anwesen und restaurierten es liebevoll. Je-
der Festspiele Mecklenburg-      der Gast, der das Herrenhaus betritt, befindet sich sofort in
Vorpommern.                      einer anderen Welt voller Details und Harmonie. Die 100-jäh-
                                 rige Bibliothek, der Wintergarten oder das Schlossrestaurant
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Willkommen bei Freunden

Mehr als 2.000 Mitglieder haben sich bereits dafür entschieden: Sie genießen das
vielfältige Konzertangebot, fördern mit ihren Beiträgen musikalische Talente der
Jungen Elite und erleben bei exklusiven Sonderveranstaltungen des Vereins Begeg-
nungen untereinander sowie mit Künstlerinnen und Künstlern.
Eine Einzelmitgliedschaft ist ab 50 Euro Jahresbeitrag möglich.
Seien Sie mit dabei, Sie sind uns herzlich willkommen!

Ihre Anne Homann-Trieps
Vorsitzende des Fördervereins der Festspielfreunde

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redaktion und satz Isabel Schubert · i.schubert@festspiele-mv.de
Anzeigen Nadine Klatt · n.klatt@hne-sponsorenpool.de
druck Digital Design — Druck und Medien GmbH
fotos und abbildungen Kaupo Kikkas (Marcel Johannes Kits) · Wikimedia Commons, gemein-
frei (Sergej Rachmaninow) · Phillipp Plum (Naoko Sonoda) · Oliver Borchert (Schloss Basthorst)

Änderungen vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

wir danken
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    Finanzgruppe Mecklenburg-Vorpommern

unseren hauptsponsoren und -förderern

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