PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2020 / 2021 - Deutsches Krankenhausinstitut
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INHALT SEITE KAPITEL 5 1 Einleitung 6 2 COVID-19 Infektionsgeschehen in den Kliniken 7 2.1 Versorgungsregionen und hohes Infektionsgeschehen 7 2.2 Infizierte Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende 9 3 Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden 10 3.1 Corona-Tests von Patientinnen und Patienten 12 3.2 Corona-Tests bei Mitarbeitenden 13 3.3 Dauer bis zum Testergebnis 14 3.4 Probleme im Zuge der Testungen 19 4 Schutzmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten 20 4.1 Patientinnen und Patienten bzw. Mitarbeitenden in Quarantäne 22 4.2 Persönliche Schutzausrüstung bei Mitarbeitenden 24 4.3 Schutzmaßnahmen und Patientinnen und Patienten 27 4.4 Standardmäßige Einführung von Schutzmaßnahmen 28 5 Entwicklung von Belegung und Inanspruchnahme 29 5.1 Auslastung und Inanspruchnahme von Behandlungsleistungen 32 5.2 Anpassung der Stationsbelegung und des Angebots von teilstationären Plätzen 35 5.3 Veränderungen der Patientenklientel durch die Pandemie 2 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
SEITE KAPITEL 38 6 Behandlungsorganisation 39 6.1 Personaleinsatz und Personalorganisation 41 6.2 Stations- und Therapieorganisation 45 6.3 Technische Maßnahmen 47 7 Wirtschaftliche Lage 48 7.1 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation 49 7.2 Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen Bildnachweis: Alle Fotos www.stockadobe.com Seite 03: ©CREATIVE WONDER, #331399950 , Seite 06: ©Iker, #416795844, Seite 09: ©New Africa, #422505378, Seite 10: ©Nenad, #392098802, Seite 11: ©Igor, #427841607, Seite 14: ©Ralf Geithe, #329797127, Seite 19: ©toxicoz, #416180141, Seite 20: ©Stu- dio Romantic, #393675365, Seite 22: ©Romario Len, #343257125, Seite 26: ©fizkes, #331779632, Seite 28: ©Lightfield Studios, #186534082, Seite 33: ©Sweet, #431644052, Seite 36: ©Khosrock, #345268922, Seite 38: ©Denys, #332354263, Seite 39: ©wave- break3, #430373913, Seite 42: ©Andrey Popov, #379015431, Seite 46: ©Anja Schäfer, #198177577, Seite 47: ©P&&G, #320576933 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 3
Dr. Karl Blum Melanie Filser Robin Heber Dr. Anna Levsen Dr. Sabine Löffert Dr. Petra Steffen Düsseldorf, im Juni 2021 Deutsches Krankenhausinstitut e. V. Hansaallee 201 40549 Düsseldorf Telefon 02 11. 4 70 51 - 17 Fax 02 11. 4 70 51 - 67 E-Mail karl.blum@dki.de www.dki.de 4 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
1 Einleitung Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) stellt mit dem vorliegenden Bericht für das Jahr 2020 / 2021 die Ergebnisse des PSYCHIATRIE Barometers vor, einem Informations- und Analysetool für die psychiatrische Versorgung in Deutschland. Beim PSYCHIATRIE Barometer handelt es sich um eine jährliche Repräsentativbefragung psychiatrischer und psychosomati- scher Einrichtungen zu aktuellen Fragestellungen in diesem Versorgungsbereich. Das PSYCHIATRIE Barometer wird im Auftrag der demiewelle. Deswegen ist nicht auszuschließen, Träger des DKI erstellt. Das sind die Deutsche dass das Antwortverhalten in Abhängigkeit vom Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Zeitpunkt der Beantwortung variieren könnte. Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Das Deutsche Krankenhausinstitut möchte sich Deutschlands (VLK). Die jährlichen Ausgaben des an dieser Stelle herzlich bei den Krankenhäusern PSYCHIATRIE Barometers sind als Download auf bedanken, die mit ihrer Teilnahme an der Erhe- der DKI-Homepage abrufbar (www.dki.de). bung den vorliegenden Bericht ermöglicht haben. Die Ergebnisse des PSYCHIATRIE Barometers Krankenhäuser mit ausschließlich psychiatrischen 2020/ 2021 beruhen auf einer Befragung in und psychotherapeutischen Betten sowie Kran- den psychiatrischen und psychosomatischen kenhäuser mit ausschließlich psychiatrischen, psy- Fachkrankenhäusern sowie den Allgemeinkran- chotherapeutischen und neurologischen Betten kenhäusern mit psychiatrischen oder psychoso- oder psychosomatischen Betten werden nach- matischen Fachabteilungen. Beteiligt haben sich folgend als psychiatrische Fachkrankenhäuser insgesamt 312 Einrichtungen. oder Einrichtungspsychiatrien bezeichnet. Aus aktuellem Anlass bildeten die Corona-Pande- Ihnen werden die Allgemeinkrankenhäuser mie und ihre Auswirkungen auf die stationäre gegenübergestellt, die neben den somatischen Psychiatrie und Psychosomatik den einzigen Bereichen auch psychiatrische, psychotherapeu- Themenschwerpunkt des PSYCHIATRIE Barome- tische oder psychosomatische Fachabteilungen ters. Die Befragung wurde von Ende Oktober 2020 vorhalten (nachfolgend auch: Abteilungspsychi- bis Anfang Januar 2021 durchgeführt. Sie startete atrien). Die psychiatrischen Betten bzw. Fachab- somit vor Beginn der 2. Welle der Corona-Pande- teilungen umfassen ggf. auch Betten bzw. Fach- mie und endete auf dem Höhepunkt der 2. Pan- abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 5
2 COVID-19 Infektionsgeschehen in den Kliniken Die COVID-19-Pandemie stellt die Krankenhäuser in Deutschland seit Jahresbeginn 2020 vor große Her- ausforderungen. Dazu zählt insbesondere auch der Schutz von Patientinnen und Patienten sowie Mitar- beitenden vor einer Infizierung mit dem Virus. Die zu ergreifenden Schutzmaßnahmen sind mit zusätzlichen finanziellen, organisatorischen und personellen Aufwänden für die Kliniken verbunden. Hinzu kommen Schwierigkeiten, die Ausfälle von Mitarbeitenden, z. B. aufgrund von Quarantäne oder Erkrankungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, im personalknappen Setting zu kompensieren. 6 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
2.1 Versorgungsregionen und hohes Infektionsgeschehen Das Infektionsgeschehen war insbesondere zu Abb. Gab oder gibt es die Notwendigkeit, Beginn der Pandemie von regionalen Unterschie- den geprägt. Die Notwendigkeit, besondere Maß- nahmen zum Schutz vor und Umgang mit dem 1 besondere Maßnahmen aufgrund eines überdurchschnittlich hohen Infektionsgeschehens mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu ergreifen, hängt stark Coronavirus SARS-CoV-2 in ihrer vom Infektionsgeschehen ab. Aus diesem Grund Versorgungsregion zu ergreifen? wurden die Kliniken gefragt, ob entsprechende (Krankenhäuser in %) Erfordernisse vorlagen. 75 % der Einrichtungen gaben an, dass es notwen- Nein Ja dig war bzw. ist, besondere Maßnahmen aufgrund 25 75 eines überdurchschnittlich hohen Infektionsge- schehens mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in der Versorgungsregion zu ergreifen (Abb. 1). 2.2 Infizierte Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Nachfolgend wurden die Umfrageteilnehmer befragt, ob in ihren psychiatrischen/psychosoma- tischen Einrichtungen seit Beginn der Pandemie Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende an COVID-19 erkrankt sind. Auf die Mehrheit der Einrichtungen trifft dies zu. 61 % sind oder waren von Fällen bei Patientinnen und Patienten und 70 % von Fällen bei Mitarbei- tenden betroffen (Abb. 2). DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 7
2. COVID-19 Infektionsgeschehen in den Kliniken und deren Versorgungsregionen Abb. Sind oder waren Patienten oder Mitarbeiter Ihrer 2 psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung an COVID-19 erkrankt? (Krankenhäuser in %) Nein Ja Nein Ja 39 61 30 70 Patienten Mitarbeiter © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Tabelle 1 zeigt, dass jede Einrichtung seit Beginn Eine Analyse nach Einrichtungstyp ergab, dass der Pandemie im Durchschnitt mit 5 infizierten psychiatrische und psychosomatische Fachkran- Patientinnen und Patienten sowie 6 infizierten kenhäuser in etwa doppelt so stark betroffen Mitarbeitenden konfrontiert gewesen ist. Verein- waren, wie die jeweiligen Fachabteilungen in zelnd waren es jedoch bis zu 44 Patientinnen und Allgemeinkrankenhäusern (Ergebnisse nicht Patienten sowie 50 Mitarbeitende. dargestellt). Tab. 1 An COVID-19 erkrankt Anzahl Patienten Anzahl Mitarbeiter Mittelwert 5 6 Median 3 4 Unterer Quartilswert 2 2 Oberer Quartilswert 8 8 Maximum 44 50 8 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
3 Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden Corona-Tests spielen eine zentrale Rolle, um die Patien- tinnen und Patienten bzw. Mitarbeitenden vor einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen sowie einer (weiteren) Ausbreitung entgegen zu wirken. Das umfangreiche bzw. gezielte Testen von Verdachts- fällen sowie das schnelle Vorliegen von Test-Ergebnis- sen stellen hier wichtige Faktoren dar. Als erschwerend oder hinderlich in der Umsetzung können die zeitlichen und personellen Mehraufwände für die Testungen und Dokumentationen wirken. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 9
3. Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden 3.1 Corona-Tests von Patientinnen und Patienten Zum Befragungsstart galt die „Verordnung zum nings, der Verdacht einer Erkrankung mit dem Anspruch auf bestimmte Testungen für den Nach- Coronavirus SARS-CoV-2 bestand, wiederholt weis des Vorliegens einer Infektion mit dem Co- (66 %) oder einmalig (34 %) getestet. ronavirus SARS-CoV-2” vom 15. September 2020. Demnach sollten Patientinnen und Patienten stich- Einen weiteren Schwerpunkt bilden Tests wäh- probenartig und für jeden Einzelfall bis zu einmal rend des stationären Aufenthaltes. In gut der pro Person wiederholt getestet werden. Hälfte der psychiatrischen bzw. psychosomati- schen Einrichtungen erfolgte ein entsprechender Mitarbeitende eines Krankenhauses konnten zu Test bei psychiatrischen bzw. psychosomatischen diesem Zeitpunkt für jeden Einzelfall bis zu einmal Patientinnen und Patienten einmalig, in 30 % bei Tätigkeitsbeginn und ansonsten bis zu einmal wiederholt. alle zwei Wochen wiederholt getestet werden. Bei Überleitungen, z. B. in Reha-Einrichtungen Die Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien oder Pflegeeinrichtungen, wurden die Patientin- haben ihre Patientinnen und Patienten über die nen und Patienten ebenfalls regelmäßig getestet. zum Befragungszeitpunkt geltenden Test-Vorga- So haben knapp zwei Drittel der Einrichtungs- ben hinaus umfassend auf das Vorliegen einer und Abteilungspsychiatrien ihre Patientinnen Coronainfektion getestet. Flächendeckend wur- und Patienten vor Entlassungen einmalig einem den alle Patientinnen und Patienten aus psychia- Coronatest unterzogen, in einem Fünftel erfolgte trischen bzw. psychosomatischen Einrichtungen, dies mehrfach. bei denen z. B. aufgrund eines auffälligen Scree- 10 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Nicht-stationäre Patientinnen und Patienten wurden in 30 % der psychiatrischen bzw. psycho- somatischen Einrichtungen einmalig und in etwa einem Viertel wiederholt getestet. Bei Patientin- nen und Patienten mit einem Risiko, z. B. aufgrund von Vorerkrankungen oder Alter, wurde überwie- gend einmal, häufig wiederholt ein Test auf den Erreger SARS-CoV2 durchgeführt (Abb. 3). Abb. Werden aktuell bei den Patienten Ihrer psychiatrischen/psycho- 3 somatischen Einrichtung stichprobenartig Tests auf den Erreger SARS-CoV-2 durchgeführt? (Krankenhäuser in %) Bei (fast) allen nicht-stationären 30 26 44 Patienten Bei (fast) allen stationären Patienten 57 30 13 Bei Patientenüberleitungen 63 20 17 Schwerpunktmäßig bei Verdachts- 34 66 fällen/auffälligem Screening Schwerpunktmäßig bei Risikogruppen 40 31 29 Einmalig Wiederholt Gar nicht © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 11
3. Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden 3.2 Corona-Tests bei Mitarbeitenden Bei den SARS-CoV-2-Tests für Krankenhausmit- oder Kontakte mit Infizierten außerhalb des Kran- arbeitende bildeten zum Befragungszeitpunkt kenhauses, bestand. Diese Mitarbeitenden wurden Mitarbeitende, die Kontakte zu (potentiell) in- in den psychiatrischen und psychosomatischen fizierten Patientinnen und Patienten hatten, den Einrichtungen bei Tätigkeitsbeginn (35 %) oder bis Schwerpunkt. Psychiatrische bzw. psychosomati- zu einmal alle zwei Wochen getestet (43 %). sche Einrichtungen testeten diese Mitarbeitenden regelmäßig, zumeist bis zu einmal alle zwei Wo- In der Hälfte der Einrichtungs- und Abteilungspsy- chen (46 %) bzw. bei Tätigkeitsbeginn (22 %). chiatrien erfolgte bei den Mitarbeitenden, die aus einem Risikogebiet zurückkehrten, bei Tätigkeits- Einen weiteren Schwerpunkt von SARS-CoV-2-Tests beginn ein Corona-Test. 19 % führten bis zu einmal stellten zum Erhebungszeitpunkt Mitarbeitende alle zwei Wochen einen entsprechenden Test in dar, bei denen der Verdacht einer COVID-19-Er- dieser Mitarbeitergruppe durch (Abb. 4). krankung, z. B. aufgrund bestimmter Symptome Abb. Wie häufig werden aktuell in Ihrem Krankenhaus bei den Mitarbeitern, 4 die mit Patienten Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung arbeiten, Tests auf den Erreger SARS-CoV-2 durchgeführt? (Mehrfachnennungen pro Zeile möglich, Krankenhäuser in %) Bei (fast) allen Mitarbeitern 18 18 69 Bei (fast) allen Mitarbeitern mit 9 (ständigen) Patientenkontakten 22 73 Schwerpunktmäßig bei Mitarbeitern 22 mit Kontakten zu (potentiell) infizierten Patienten 46 38 Schwerpunktmäßig bei Verdachtsfällen 35 Bei Tätigkeitsbeginn 43 Bis zu einmal alle 2 Wochen 27 Seltener als einmal alle 2 Wochen Schwerpunktmäßig bei Mitarbeitern 10 von Risikogruppen 20 73 Schwerpunktmäßig bei Mitarbeitern, 51 die aus Risikogebieten zurückkehren 19 34 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 12 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
3.3 Dauer bis zum Testergebnis Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde häufig bemängelt, dass die Testergebnisse auf den Erre- ger SARS-CoV-2 erst mit großem zeitlichen Verzug in den Krankenhäusern vorlagen und beispiels- weise zu Problemen beim bzw. einem verzögerten Entlassmanagement führten. Zum Befragungszeitpunkt scheint dies nicht der In den Abteilungspsychiatrien Fall zu sein. Die Krankenhäuser gaben an, dass trafen die Testergebnisse häu- die Ergebnisse der SARS-CoV-2-Tests oftmals in- figer innerhalb eines Tages ein nerhalb eines Tages (44 %) oder zwischen ein bis (60 %) als in den Einrichtungs- zwei Tagen (55 %) vorlagen (Abb. 5). psychiatrien (31 %). Abb. Wie lange dauert es in der Regel, bis das 5 Ergebnis eines SARS-CoV-2 Tests vorliegt? (Krankenhäuser in %) 1 Innerhalb eines Tages Ein bis zwei Tage Drei Tage und länger 55 44 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 13
3. Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden 3.4 Probleme im Zuge der Testungen Zu Beginn der Corona-Pandemie wurden von den Krankenhäusern im Zusammenhang mit der Durchführung von Tests vor allem Schwierigkeiten oder Verzögerungen bei der Patientenüberleitung sowie fehlende und unzureichende Finanzierung von Tests ge- nannt. (DKI (2020). Persönliche Schutzausrüstungen und Corona-Tests im Krankenhaus. www.dki.de, finden Sie Ü hier) Im PSYCHIATRIE Barometer wurde nach verschiedenen Problemen bei der Testung von Patientinnen und Patienten bzw. Mitarbeiten- den sowie deren Auftreten im Pandemieverlauf gefragt. Der Groß- teil der erfragten Aspekte stellte für die Einrichtungen während der Pandemie grundsätzlich eine Herausforderung dar. Die größ- ten Schwierigkeiten ergaben sich mehrheitlich aus zusätzlichen vom Personal zu leistenden Aufgaben. So gaben 80 % der Einrichtungen an, dass vor allem der hohe Aufwand beim Umgang mit Gesundheitsinformationen von Men- schen, die keine Patientinnen oder Patienten sind, wie beispiels- weise Besuchern, im Pandemieverlauf problematisch ist oder war. Zudem wurden der hohe zeitliche Aufwand für die Durchführung der Tests (in 71 % der Häuser ein Problem) und die Dokumentation der Testungen (in 68 % ein Problem), z. B. über den Aufbau und die Pflege von Datenbanken mit Informationen über Testung und Zeitpunkt, als schwierig bewertet. Als weitere zentrale Schwierig- keit wurden verzögerte Bettenbelegungsmöglichkeiten genannt. Diese stellten oder stellen in 77 % der Einrichtungen seit Beginn der Pandemie ein Problem dar (Abb. 6). 14 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Abb. Inwieweit stellen oder stellten folgende Aspekte im Zusammenhang mit SARS- 6 CoV-2-Tests bei Patienten bzw. Mitarbeitern Ihrer psychiatrischen/psychosoma- tischen Einrichtung Ihr Haus vor ein Problem? (Krankenhäuser in %) Hoher Aufwand beim Umgang mit Gesundheitsinfor- mationen von Menschen, die keine Patienten sind 20 80 Verzögerte Bettenbelegungsmöglichkeiten 23 77 Hoher zeitlicher Personalaufwand für Durch- führung von Tests 29 71 Hoher Aufwand für die Dokumentation der Testungen 32 68 Schwierigkeiten/Verzögerungen bei der Patientenüberleitung 34 66 Weniger Zeit für die Patientenversorgung und -betreuung 34 66 Fehlende/unzureichende Finanzierung von 35 65 Tests von Mitarbeitern Fehlende Testkapazitäten 36 64 Lange Wartezeiten auf Testergebnisse 38 62 Hoher Aufwand für die Terminierung von Testungen 39 61 Fehlende/unklare Finanzierung von Tests von Patienten 40 60 Fehlende/unklare rechtliche Regelungen für Tests 48 52 Fehlende Probeentnahme-Sets 53 47 Unklare Datenschutzvorgaben bei positivem Testergebnis 59 41 Längere Verweildauern aufgrund von ausstehenden Testergebnissen 72 28 Fehlende Akzeptanz der Testungen bei den Patienten 82 18 Fehlende Akzeptanz der Testung bei den Mitarbeitern 83 17 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 kein Problem Problem DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 15
3. Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich die Ebenso wurden von knapp einem Drittel der Ein- Problemlagen im Zusammenhang mit den Tests richtungs- und Abteilungspsychiatrien die langen teilweise verschoben. So war zu Beginn der Pan- Wartezeiten auf Testergebnisse sowie fehlenden demie für gut ein Drittel der Kliniken die fehlende Testkapazitäten am Anfang der Corona-Pandemie oder unzureichende Finanzierung von Tests von bemängelt. Gleichwohl haben zwischen 17 und Patientinnen und Patienten ein Problem, während 20 % der Kliniken hier anhaltende Schwierigkeiten dies für knapp ein Fünftel zum Befragungszeit- angegeben (Abb. 7). punkt unverändert schwierig war. Abb. Inwieweit stellen oder stellten folgende Aspekte im Zusammenhang mit SARS- 7 CoV-2-Tests bei Patienten bzw. Mitarbeitern Ihrer psychiatrischen/psychosoma- tischen Einrichtung Ihr Haus vor ein Problem? (Krankenhäuser in %) Eher zu Beginn ein Problem Fehlende/unklare Finanzierung von Tests von Patienten 19 38 3 40 Lange Wartezeiten auf Testergebnisse 17 32 14 38 Fehlende Testkapazitäten 20 30 14 36 Fehlende/unklare rechtliche Regel- ungen für Tests 24 24 5 48 Seit Beginn der Pandemie ein Problem Am Anfang kein Problem, aber jetzt Am Anfang ein Problem, aber jetzt nicht mehr Gar nicht © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Der Großteil der erfragten Probleme zeigte keine Pandemiebedingte, zusätzliche Aufgaben, wie großen zeitlichen Veränderungen während des der hohe Aufwand beim Umgang mit Gesund- Pandemieverlaufs. Sie wurden von den Einrichtun- heitsinformationen von Nicht-Patientinnen bzw. gen als anhaltende oder kontinuierliche Schwie- -Patienten und die ressourcenbindenden Durch- rigkeiten eingeschätzt. Hier sind vor allem die führungen von Tests sowie deren Dokumentation schon benannten verzögerten Bettenbelegungs- und Terminierung, stellen die Kliniken unverän- möglichkeiten zu nennen, die 61 % der Einrich- dert seit Beginn der Pandemie vor Probleme. tungs- und Abteilungspsychiatrien seit Beginn der Pandemie als Problem erleben. Eng damit Zwischen 34 und 52 % der Einrichtungs- und Ab- verknüpft sind die Schwierigkeiten oder Verzö- teilungspsychiatrien bewerten dies als kontinuier- gerungen bei der Patientenüberleitung, die 43 % liche Schwierigkeiten. der Kliniken im Pandemieverlauf als unverändert problematisch bewerten. 16 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Die Mehraufwände und Personalbindung für an- Fehlende oder unzureichende Finanzierungen dere Tätigkeiten im Zuge der Pandemie könnten von Tests für Mitarbeitende sind in 38 % der Ein- sich auf die verfügbare Zeit für die Patientinnen richtungs- und Abteilungspsychiatrien seit Anfang und Patienten ausgewirkt haben. So gab knapp der Corona-Pandemie problematisch. In weiteren die Hälfte der Kliniken an, seit Beginn der Pande- 24 % der Häuser war dies nur anfänglich proble- mie weniger Zeit für die Patientenversorgung und matisch (Abb. 8). -betreuung zu haben. Abb. Inwieweit stellen oder stellten folgende Aspekte im Zusammenhang mit SARS- 8 CoV-2-Tests bei Patienten bzw. Mitarbeitern Ihrer psychiatrischen/psychosoma- tischen Einrichtung Ihr Haus vor ein Problem? (Krankenhäuser in %) Eher anhaltendes Problem Verzögerte Bettenbelegungsmöglichkeiten 61 11 4 23 Hoher Aufwand beim Umgang mit Gesundheitsinformationen von Menschen, 52 22 6 20 die keine Patienten sind Weniger Zeit für die Patientenversorgung und -betreuung 49 10 7 34 Schwierigkeiten/Verzögerungen bei der Patientenüberleitung 43 18 5 34 Hoher zeitlicher Personalaufwand für Durchführung von Tests 43 17 11 29 Hoher Aufwand für die Dokumentation der Testungen 38 21 9 32 Fehlende/unzureichende Finanzierung von Tests von Mitarbeitern 38 24 3 35 Hoher Aufwand für die Terminierung von Testungen 34 19 7 39 Seit Beginn der Pandemie ein Problem Am Anfang kein Problem, aber jetzt Am Anfang ein Problem, aber jetzt nicht mehr Gar nicht © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 17
3. Corona-Tests von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden Im Zuge der Corona-Pandemie stellen die fehlende Akzeptanz der Testungen bei den Mitarbeitenden sowie Patientinnen und Patien- ten für die Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien eher seltener ein Problem dar. Auch längere Verweildauern aufgrund von ausste- henden Testergebnissen zählen in der überwiegenden Mehrheit der Kliniken nicht zu den pandemiebedingten Schwierigkeiten. Unklare Datenschutzverordnungen bei positiven Test-Ergebnis- sen sind oder waren in etwas mehr als der Hälfte der Häuser zu keinem Zeitpunkt der Pandemie problematisch. Gleichwohl erlebt ein Viertel der Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien unverän- dert Schwierigkeiten mit entsprechenden Datenschutzfragen. Das Fehlen von Probeentnahme-Sets bewertet etwas mehr als die Hälfte der Häuser als unproblematisch, während etwa ein Drittel hier am Anfang der Corona-Pandemie Schwierigkeiten hatte (Abb. 9). Abb. Inwieweit stellen oder stellten folgende Aspekte im Zusammenhang mit SARS- 9 CoV-2-Tests bei Patienten bzw. Mitarbeitern Ihrer psychiatrischen/psychoso- matischen Einrichtung Ihr Haus vor ein Problem? (Krankenhäuser in %) Zeitunabhängig eher unproblematisch Fehlende Akzeptanz der Testungen bei den Mitarbeitern 5 8 3 83 Fehlende Akzeptanz der Testungen bei den Patienten 7 9 3 82 Längere Verweildauer aufgrund von ausstehender Testergebnissen 17 9 2 72 Unklare Datenschutzvorgaben bei positivem Test-Ergebnis 25 13 3 59 Fehlende Probeentnahme-Sets 12 32 4 53 Seit Beginn der Pandemie ein Problem Am Anfang kein Problem, aber jetzt Am Anfang ein Problem, aber jetzt nicht mehr Gar nicht © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 18 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
4 Schutzmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten Neben dem Einsatz von Corona-Tests kann der Schutz von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden vor einer Infizierung durch die Etablierung weiterer Schutzmaß- nahmen erhöht werden. Im aktuellen PSYCHIATRIE Barometer wur- den die Erforderlichkeit von Quarantäne- maßnahmen, der Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung sowie die Implementie- rung weiterer Schutzmaßnahmen und damit einhergehende Probleme untersucht. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 19
4. Schutzmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten 4.1 Patientinnen und Patienten bzw. Mitarbeitenden in Quarantäne Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Eindäm- Unter Umständen steht den Kliniken bei gerin- mung der Infektionsketten ist, dass sich infizierte geren Personalressourcen gleichzeitig ein Mehr- oder mit infizierten Personen (potentiell) in Kon- aufwand durch die Versorgung und Isolierung takt stehende Mitarbeitende sowie Patientinnen von infizierten Patientinnen und Patienten oder und Patienten in Quarantäne begeben bzw. iso- Verdachtsfällen gegenüber. Die Krankenhäuser liert werden. Für stärker betroffene Einrichtungen sollten daher beantworten, ob und wenn ja, wie kann dies einer großen organisatorischen Heraus- viele Patientinnen und Patienten oder Mitarbei- forderung gleichkommen und zu personellen tende sich seit Beginn der Pandemie in Quarantä- Engpässen führen. ne begeben mussten (Abb. 10 und Tabelle 2). Abb. Mussten sich Patienten oder Mitarbeiter Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen 10 Einrichtung seit Beginn der Pandemie in Quarantäne begeben? (Krankenhäuser in %) Nein Ja Nein Ja 19 81 5 95 Patienten Mitarbeiter © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 20 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Tab. Anzahl der Patienten/Mitarbeiter in Quarantäne 2 In Quarantäne Anzahl Patienten Anzahl Mitarbeiter Mittelwert 25 23 Median 10 10 Unterer Quartilswert 4 5 Oberer Quartilswert 30 25 Maximum 280 202 Eine große Mehrheit (81 %) der Einrichtungen gab in etwa doppelt so stark betroffen waren wie die an, dass bei ihnen Patientinnen und Patienten jeweiligen Fachabteilungen in Allgemeinkranken- in Quarantäne mussten. Im Durchschnitt musste häusern (Ergebnisse nicht dargestellt). jede Klinik seit Beginn der Pandemie 25 Patientin- nen und Patienten isolieren (Median 10). Noch häufiger berichten die Kliniken von Mit- arbeitenden in Quarantäne: Fast alle (95 %) teil- Die Kliniken waren recht unterschiedlich von nehmenden Häuser und Fachabteilungen ant- Quarantänefällen unter den Patientinnen und worteten, seit Beginn der Pandemie von Ausfällen Patienten betroffen, wie die hohe Spannweite bei Mitarbeitenden betroffen gewesen zu sein. In mit im Einzelfall bis zu 280 Patienten zeigt. Eine Bezug auf das Personal sind es durchschnittlich Analyse nach Einrichtungstyp ergab, dass psychia- 23 Mitarbeitende pro Einrichtung (Median 10), bei trische und psychosomatische Fachkrankenhäuser einem Maximalwert von 202 Personen. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 21
4. Schutzmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten 4.2 Persönliche Schutzausrüstung bei Mitarbeitenden Eine weitere effektive Schutzmaßnahme gegen das Virus liegt im Tragen von persönlicher Schutz- ausrüstung. Differenziert nach Kontakt mit Patientinnen und Patienten einerseits und Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen andererseits, sollten die Kranken- häuser für verschiedene Personalgruppen ange- ben, ob zum Befragungszeitpunkt ein Mund- Nasen-Schutz, weitere Schutzausrüstung oder aber, sofern der Mindestabstand gewahrt ist, kei- nerlei Schutzausrüstung während der Arbeitszeit getragen werden musste (Abb. 11 und Abb. 12). Abb. Welche der folgenden persönlichen Schutzausrüstungen müssen die 11 Mitarbeiter der einzelnen Berufsgruppen Ihrer psychiatrischen/psycho- somatischen Einrichtung während der Arbeitszeit bei Patientenkontakt tragen? (Mehrfachnennungen pro Zeile möglich, Krankenhäuser in %) Ärztliches Personal 96 (inkl. ärztliche Psychotherapeuten) 50 13 Psychologische Psychotherapeuten, 96 Psychologen 15 13 Pflegekräfte 96 46 12 Sonstige Therapeuten, Sozialpädagogen, 96 Sozialarbeiter 11 12 Sonstiges Service-Personal 93 (z. B. Reinigungspersonal) 17 10 Mund-Nasen-Schutz (z. B. FFP2-Maske) Weitere Schutzausrüstung (z. B. Schutzkittel) © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Keine, wenn der Mindestabstand gewahrt ist 22 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Abb. Welche der folgenden persönlichen Schutzausrüstungen müssen die 12 Mitarbeiter der einzelnen Berufsgruppen Ihrer psychiatrischen/psy- chosomatischen Einrichtung während der Arbeitszeit bei Kontakt mit anderen Mitarbeitern tragen? (Mehrfachnennungen pro Zeile möglich, Krankenhäuser in %) Ärztliches Personal 94 (inkl. ärztliche Psychotherapeuten) 8 19 Psychologische Psychotherapeuten, 93 Psychologen 3 19 Pflegekräfte 93 6 18 Sonstige Therapeuten, Sozialpädagogen, 92 Sozialarbeiter 2 19 Sonstiges Service-Personal 90 (z. B. Reinigungspersonal) 3 17 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Mund-Nasen-Schutz (z. B. FFP2-Maske) Weitere Schutzausrüstung (z. B. Schutzkittel) Keine, wenn der Mindestabstand gewahrt ist Ein wesentliches Ergebnis ist, dass nahezu alle Weitere Schutzausrüstung (z. B. Schutzkittel, Einrichtungen (90 - 96 % je nach Personalart) für Visier) musste zum Befragungszeitpunkt bei sämtliche Berufsgruppen eine Verpflichtung zum Patientenkontakt in etwa der Hälfte der Einrich- Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (z. B. FFP2- tungen von ärztlichem Personal und Pflegekräf- Maske) sowohl bei Patientenkontakt als auch bei ten, aber nur selten von psychotherapeutischen Kontakt mit anderen Kolleginnen und Kollegen oder anderen Personalgruppen (13 - 17 % je nach in der Umfrage bestätigen. Personalart) getragen werden. Der Verzicht auf das Tragen einer persönlichen Schutzausrichtung ist selbst bei Einhaltung des Mindestabstands eher die Ausnahme. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 23
4. Schutzmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten Hinsichtlich des Kontaktes mit anderen Kollegin- bei Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen offen, nen und Kollegen berichten nur sehr wenige Kran- sofern der Mindestabstand gegeben ist, ob sie kenhäuser (2 - 8 % je nach Personalart), dass Mit- Schutzausrüstung tragen oder darauf verzichten. arbeitende über den Mund-Nasen-Schutz hinaus erweiterte Schutzausrüstung tragen müssen. Im In der Summe zeigt sich, dass während der Gegensatz zum Patientenkontakt sind hier keine Arbeitszeit bei Kontakt zu Personen in nahezu relevanten Unterschiede zwischen dem ärztlichen allen befragten Einrichtungen standardmäßig das und pflegerischen Personal auf der einen und den gesamte Personal zum Tragen eines Mund-Nasen- restlichen Personalarten auf der anderen Seite zu Schutzes verpflichtet ist. Darüber hinaus müssen erkennen. In fast jedem fünften Haus (17 - 19 % in etwa der Hälfte der Häuser ärztliches und pfle- je nach Personalart), und damit leicht häufiger als gerisches Personal bei Patientenkontakt weitere bei Patientenkontakt, steht es den Mitarbeitenden Schutzausrüstung tragen. 4.3 Schutzmaßnahmen und Patientinnen und Patienten Zum Schutz aller Beteiligten können auch die Patientinnen und Patien- ten selbst maßgeblich beitragen, indem sie bestehende Schutzmaßnah- men einhalten. Zunächst sollten die Kliniken angeben, wann Patientin- nen und Patienten einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen (Abb. 13). Abb. Wann müssen Patienten Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen 13 Einrichtung einen Mund-Nasen-Schutz tragen? (Mehrfachnennungen pro Zeile möglich, Krankenhäuser in %) Außerhalb des Zimmers 83 Wenn der Mindestabstand nicht gewährleistet werden kann 76 Bei Kontakt mit Mitarbeitern 69 Bei Kontakt mit anderen Patienten 68 Sonstiges 11 Nie 1 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 24 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Praktisch alle psychiatrischen/psychosomatischen Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln Einrichtungen machten den Patientinnen und durch die Patientinnen und Patienten ist für den Patienten zum Befragungszeitpunkt hierzu Vor- Schutz des Personals enorm wichtig, könnte sich gaben (Nie < 1 %). Mit 83 % fallen die meisten jedoch möglicherweise in der Praxis, insbeson- Antworten auf die Regel, dass Patientinnen und dere mit Blick auf das besondere Erkrankungs- Patienten ihren Mund-Nasen-Schutz stets außer- spektrum psychiatrischer und psychosomatischer halb des Zimmers tragen müssen. Einrichtungen, schwierig gestalten. Darüber hinaus geben mehr als drei Viertel der Die in Abb. 14 dargestellten Ergebnisse bestätigen teilnehmenden Kliniken an, dass der Mund-Na- dies. Zwei Drittel der Einrichtungen geben an, dass sen-Schutz bei fehlendem Mindestabstand und die Patientinnen und Patienten oft (52 %) oder sehr bei mehr als zwei Drittel bei Kontakt mit anderen häufig (15 %) Schwierigkeiten bei der Einhaltung Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden der Abstands- und Hygieneregeln haben. verpflichtend ist. Abb. Wie häufig kommt es vor, dass die Patienten Ihrer psychiat- 14 rischen/psychosomatischen Einrichtung Schwierigkeiten bei der Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln haben? (Krankenhäuser in %) 1 Nie Selten 15 33 Oft Sehr häufig 52 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 25
4. Schutzmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten Ferner stellt sich die Frage, ob die Corona-Schutz- maßnahmen (z. B. Schutzmasken, Abstands- regeln) die Patientinnen und Patienten verunsi- chern oder verängstigen (Abb. 15). Bei der Mehrheit der befragten Häuser und Ab- teilungen kommt dies nur selten (60 %) oder gar nicht vor (6 %). Für fast jede dritte Einrichtung ist die Problematik dagegen häufiger evident. Abb. Wie häufig kommt es vor, dass die Patienten Ihrer psychiatrischen/ 15 psychosomatischen Einrichtung durch die Corona-Schutzmaßnahmen der Mitarbeiter (z. B. Schutzmasken, Abstandsregel) verunsichert oder verängstigt sind? (Krankenhäuser in %) 5 6 Nie Selten Oft Sehr häufig 29 60 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 26 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
4.4 Standardmäßige Einführung von Schutzmaßnahmen Abschließend wurde erhoben, welche der in Abb. der Patientinnen und Patienten mit persönlichem 16 aufgelisteten Schutzmaßnahmen in den psy- Mund-Nasen-Schutz, auch das standardmäßige chosomatischen/psychotherapeutischen Einrich- Screening auf das Vorliegen einer COVID-19- tungen im Zuge der Corona-Pandemie standard- Erkrankung oder die spezielle Einrichtung von mäßig eingeführt bzw. umgesetzt wurden. Isolationszimmern. Fast alle der genannten Einzelmaßnahmen wurden Drei von vier Einrichtungen etablierten verstärkte von den meisten befragten Häusern und Fachab- Sicherheitsvorkehrungen am Eingang. Einheitliche teilungen implementiert. Dazu zählen, neben Iso- Sprachregelungen für Patientinnen und Patienten lationsmaßnahmen für Corona-Verdachtsfälle bei mit Ängsten vor Ansteckungen wurden dagegen Patientinnen und Patienten, umfangreichen Ab- nur von etwas mehr als der Hälfte der Antworten- stands- und Hygieneregeln sowie der Ausstattung den entwickelt (Abb. 16). Abb. Was wurde zum Schutz der Mitarbeiter und Patienten speziell in der 16 Corona-Pandemie standardmäßig eingeführt bzw. umgesetzt? (Krankenhäuser in %) Separierung/Isolation bei Patienten mit Verdacht auf Corona 99 1 Ausführliche schriftliche Informationen für Mitarbeiter/Patienten zu Corona-/Hygiene- 99 1 maßnahmen Umfangreiche Abstands- und Hygieneregeln 99 1 Ausstattung der Patienten mit persönlichem Mund-Nasen-Schutz 96 4 Spezielle Einrichtung von Isolationszimmern oder anderen Isolationsmöglichkeiten 89 11 Standardmäßiges Screening auf das Vorliegen einer COVID-19-Erkrankung 86 14 Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen am Ein- gang (z. B. Sicherheitspersonal an der Pforte) 74 26 Entwicklung von einheitlichen Sprachregelun- gen für Patienten mit Ängsten vor Ansteckungen 59 41 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Ja Nein DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 27
5 Entwicklung von Belegung und Inanspruchnahme Um Behandlungskapazitäten für Corona-Patienten bereithalten zu können und die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, wurde zu Beginn der ersten Hochphase der Pandemie durch das Bundes- gesundheitsministerium eine Handlungsempfehlung an die Krankenhäuser ausgesprochen.1 Darin wurde insbesondere um die Verschiebung plan- barer Aufnahmen, Eingriffe und Operationen gebe- ten. Diese Empfehlung richtete sich gleichermaßen an psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen. Die teilnehmenden Einrichtungen wurden daher eingehender nach den Auswirkungen der Pandemie und der empfohlenen Maßnahmen auf die Auslas- tung der Einrichtungen, auf die Inanspruchnahme des Versorgungsangebots sowie auf mögliche Ver- änderungen im Versorgungsbedarf gefragt. 1 Beispiel NRW: https://www.mags.nrw/sites/default/files/asset/document/200313_empfehlungen_an_kran- kenhaeuser_zur_eindaemmung_des_corona-virus_bf.pdf 28 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
5.1 Auslastung und Inanspruchnahme von Behandlungsleistungen Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Insgesamt zeigten sich die teilstationären Bereiche damit einhergehenden Empfehlungen zur Ein- stärker betroffen als die vollstationären Bereiche. dämmung der Pandemie sowie zur Bereithaltung Mit einem Rückgang der Auslastung von 90 auf von Kapazitäten haben sich deutlich in der Auslas- 30,5 % war der Bereich der teilstationären Psycho- tung von psychiatrischen und psychosomatischen somatik unter den befragten Einrichtungen am Einrichtungen niedergeschlagen. stärksten betroffen. In der Hochphase der Pandemie (März bis Juni Der geringste Rückgang der Auslastung hat sich 2020) ging die Auslastung im Vergleich zum Vor- für die vollstationäre Erwachsenenpsychiatrie er- jahreszeitraum in allen Teilbereichen (Erwachse- geben (Abb. 17). nenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychosomatik) deutlich zurück. Abb. Wie hat sich die Auslastung in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen 17 Einrichtung mit Beginn der Corona-Pandemie dargestellt? (ggf. realitäts- nahe Schätzung) (Durchschnittliche Auslastung in %) Erwachsenenpsychiatrie 74,3 vollstationär 97,3 Erwachsenenpsychiatrie 43,4 teilstationär 92,5 Kinder- und Jugendpsychiatrie 68,5 vollstationär 93,3 Kinder- und Jugendpsychiatrie 51,9 teilstationär 95,8 Psychosomatik 58,9 vollstationär 93,1 Psychosomatik 30,5 teilstationär 90,0 März bis Juni 2020 Vergleichszeitraum Vorjahr © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 29
5. Entwicklung von Belegung und Inanspruchnahme Im Vergleich zur Auslastung während der Hoch- ebenfalls in allen drei genannten Bereichen bei der phase der Pandemie berichten die meisten befrag- Mehrheit der befragten Einrichtungen erholt. In ten Einrichtungen, dass sich die Auslastung zum der teilstationären Psychosomatik stellen 34 % der Befragungszeitpunkt wieder erholt hat. 56 % der Einrichtungen jedoch immer noch eine geringere Einrichtungen mit Angebot in der Erwachsenen- Auslastung als zu Hochzeiten der Pandemie fest. psychiatrie gaben zum Befragungszeitpunkt eine höhere stationäre Auslastung als zur Hochphase Die Auslastung wurde durch das Aussetzen von der Pandemie an. elektiven Behandlungen stark beeinflusst. Dies zeigt sich insbesondere in der teilstationären Ver- Für die Kinder- und Jugendpsychiatrie meldeten sorgung. Bei 72 % der befragten Einrichtungen 68 % eine höhere Auslastung für den stationären kam es häufig oder sehr häufig zur Aussetzung Bereich. elektiver Behandlungen. Auch in der stationären Versorgung waren fast 50 % der befragten Ein- Für die Psychosomatik lag der Wert bei 48 %. Im richtungen häufig oder sehr häufig betroffen teilstationären Bereich hat sich die Auslastung (Abb. 18). Abb. 18 Wie häufig haben Sie elektive Aufnahmen seit Beginn der Corona-Pandemie, sofern medizinisch vertretbar, ausgesetzt? (Krankenhäuser mit jeweiligem Bereich in %) In der stationären Versorgung 9 42 40 9 In der teilstationären Versorgung 8 20 42 30 Gar nicht Selten Häufig Sehr häufig © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 30 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Nicht nur die Empfehlung zur Aussetzung von elektiven Behandlun- gen hatte Auswirkungen auf die Auslastung von psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen. Die Inanspruchnahme von Behandlungsleistungen durch die Patientinnen und Patienten hat sich ebenfalls verändert. In allen befragten Einrichtungsberei- chen kam es zu Entscheidungen gegen eine Behandlung aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie. Besonders deutlich zeigte sich dies im Bereich der Psychosomatik, in der es in 50 % der befragten Einrichtungen häufig oder sehr häufig zur Entscheidung gegen eine Behandlung durch Patientinnen und Patienten kam. Ebenfalls stark betroffen zeigte sich die Erwachse- nenpsychiatrie (44 % häufig oder sehr häufig). In der Kinder- und Jugendpsychiatrie kam es mit 80 % selten oder nie zur Entscheidung gegen eine Behandlung (Abb. 19). Abb. Inwieweit haben sich Patienten, die eine Behandlung in psychiatri- 19 schen/psychosomatischen Einrichtungen geplant hatten, aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie gegen eine Behandlung ent- schieden? (Krankenhäuser mit jeweiligem Bereich in %) Erwachsenenpsychiatrie 6 51 39 5 Kinder- und Jugendpsychiatrie 5 75 20 0 Gerontopsychiatrie 9 58 26 8 Abhängigkeitskranke 10 56 32 2 Psychosomatik 4 46 41 9 Gar nicht Selten Häufig Sehr häufig © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 31
5. Entwicklung von Belegung und Inanspruchnahme 5.2 Anpassung der Stationsbelegung und des Angebots von teilstationären Plätzen Um den Betrieb während einer Pandemie auf- topsychiatrie besonders stark von der Reduzie- rechterhalten zu können, ist die Einhaltung von rung der Bettenzahl pro Zimmer betroffen. Hygieneregeln erforderlich, die den Stationsauf- 65 % der befragten Einrichtungen mit Vorhaltung bau zum Beispiel in Form von Anpassungen in im Bereich der Gerontopsychiatrie gaben an, die der Zimmerbelegung sowie durch Zusammenle- Belegungszahl im Mehrbettzimmer häufig oder gungen und Schließungen von Bereichen beein- sehr häufig reduziert zu haben. flussen können. Daher wurde im PSYCHIATRIE Barometer nach Anpassungen in der Stations- Für die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist im Ver- belegung sowie bei Plätzen in der teilstationären gleich auf eine Reduzierung der Bettenzahl pro Versorgung gefragt. Zimmer eher verzichtet worden. 63 % der befrag- ten Einrichtung gaben in diesem Leistungsbereich Hinsichtlich der Belegungszahl pro Mehrbett-zim- an, die Belegungszahl pro Mehrbettzimmer gar mer in der stationären Versorgung war die Geron- nicht oder selten reduziert zu haben (Abb. 20). Abb. Inwieweit muss die Belegungszahl pro Mehrbettzimmer in der statio- 20 nären Versorgung aufgrund der Corona-Pandemie reduziert werden? (Krankenhäuser mit jeweiligem Bereich in %) Erwachsenenpsychiatrie 15 26 40 8 Kinder- und Jugendpsychiatrie 13 50 24 13 Gerontopsychiatrie 17 17 39 26 Abhängigkeitskranke 17 26 41 16 Psychosomatik 20 26 27 27 Gar nicht Selten Häufig Sehr häufig © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 32 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
Von Stationsschließungen oder Zusammenlegungen waren alle befragten Leistungsbereiche betroffen. Mindestens ein Drittel der befragten Einrichtungen gab an, Stationen ge- schlossen oder zusammengelegt zu haben. Die Erwachse- nenpsychiatrie war mit 53 % besonders betroffen (Abb. 21). Abb. Mussten Stationen aufgrund der Corona-Pandemie 21 temporär gesperrt oder zusammengelegt werden? (Krankenhäuser mit jeweiligem Bereich in %) Erwachsenenpsychiatrie 53 47 Kinder- und Jugendpsychiatrie 33 67 Gerontopsychiatrie 33 67 Abhängigkeitskranke 36 64 Psychosomatik 36 64 Ja Nein © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 33
5. Entwicklung von Belegung und Inanspruchnahme Im Vergleich zur stationären Versorgung war die teilstationäre Versor- gung deutlich stärker von Sperrungen betroffen. 59 % der befragten Einrichtungen mit Leistungen im Bereich der Psychosomatik gaben an, dass es sehr häufig zu Sperrungen von Plätzen der teilstationären Ver- sorgung kam. In der Erwachsenenpsychiatrie waren es 50 % (Abb.22). Abb. Inwieweit mussten Plätze in der teilstationären Versorgung aufgrund 22 der Corona-Pandemie gesperrt werden? (Krankenhäuser mit jeweiligem Bereich in %) Erwachsenenpsychiatrie 7 10 34 50 Kinder- und Jugendpsychiatrie 18 13 38 33 Gerontopsychiatrie 12 14 27 47 Abhängigkeitskranke 15 15 30 41 Psychosomatik 9 13 20 59 Gar nicht Selten Häufig Sehr häufig © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Die im Vergleich mit den anderen Bereichen geringsten Einschränkun- gen in der teilstationären Versorgung zeigten sich für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dennoch kam es auch hier bei 33 % der befragten Einrichtungen sehr häufig zu Sperrungen von teilstationären Plätzen. 34 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
5.3 Veränderungen der Patientenklientel durch die Pandemie Neben den Herausforderungen in der Behand- 41 % der befragten Einrichtungen gaben an, dass lungsorganisation stellt die Corona-Pandemie sich im gleichen Zeitraum der Anteil der Notfälle auch die Patientinnen und Patienten vor beson- gesteigert hat (Abb. 23). dere Herausforderungen und hat Einfluss auf das Erkrankungsgeschehen. Daher wurde im PSYCH- Außerdem erwarten 79 % der befragten Einrich- IATRIE Barometer speziell nach Veränderung der tungen ein erhöhtes Patientenaufkommen mit Patientenklientel mit Bezug zur Einweisungsart, psychischen und psychosomatischen Erkrankun- zu Diagnosen und zur Patientenstruktur gefragt. gen im Jahr 2021. Die elektiven Fälle sind in der Hochphase der Die Patientenklientel hat sich während der Hoch- Pandemie erwartungsgemäß zurückgegangen. phase der Pandemie nicht stark verändert. Ledig- 67 % der befragten Einrichtungen berichteten lich die Erkrankungsschwere bei psychiatrischen von weniger elektiven Fällen. und psychischen Krankheitsverläufen hat gering- fügig zugenommen. Abb. Hat sich die Einweisungsart während der Hochphase der Pandemie 23 (März bis Juni 2020) in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung, relativ gesehen, geändert? (Krankenhäuser in %) Elektive Fälle 67 Notfälle 47 41 30 12 3 Weniger als zuvor Weder noch Mehr als zuvor © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 35
5. Entwicklung von Belegung und Inanspruchnahme Abb. Welche Veränderungen hinsichtlich der Patientenklientel haben 24 sich während der Hochphase der Pandemie (März bis Juni 2020) in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ergeben? (Mittelwerte) Deutlich schwere psychiatrische Weniger schwere psychiatrische und psychische und psychische Krankheitsverläufe Krankheitsverläufe Mehr ältere Mehr jüngere Patient*innen Patient*innen Deutlich mehr somatische Weniger somatische Nebendiagnosen Nebendiagnosen Trifft voll und Trifft eher zu Keine Trifft eher zu Trifft voll und ganz zu Veränderung ganz zu © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 36 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Abb. 25 Ähnlich sind auch die Ergebnisse bei der Frage Sind Ihnen Veränderungen der Erkrankungs- nach Veränderungen der Erkrankungsdiagnosen diagnosen (Hauptdiagnosen) seit Beginn der seit Beginn der Pandemie im Vergleich zur Zeit Pandemie im Vergleich zur Zeit vor der davor. Nur 5 % der befragten Einrichtungen stell- Pandemie aufgefallen? (Krankenhäuser in %) ten deutliche Veränderungen fest. Bei 37 % kam 5 Ja, deutlich es teilweise zu Veränderungen in den Erkran- kungsdiagnosen (Abb. 25). 37 Ja, teilweise 58 Nein gar nicht Einrichtungen, die von einer Veränderung der Erkrankungsdiagnosen betroffen waren, gaben an, dass sich die Veränderungen hauptsächlich im Bereich der Diagnosegruppen „Schizophrenie“ (F20), „Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen“ (F40-48) und „Psychische und Verhal- tensstörungen durch Alkohol“ (F10) ergeben haben. In den genannten Erkrankungsgruppen kam es zu einem verstärkten Auftreten im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie (Tab. 3). © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Tab. 3 Häufigste Veränderung (Vermehrtes Auftreten) in den Erkrankungs- diagnosen während der Pandemie ICD Code Beschreibung F20 Schizophrenie F40-48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F32 Depressive Episode F33 Rezidivierende depressive Störung F10 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020 37
6 Behandlungsorganisation Die Pandemie hat auch deutliche Auswirkungen auf die Organisation des Personals und der Behandlungen in den psychiatrischen und psychosomatischen Fach- krankenhäusern und Abteilungen. Nachdem in vielen Kliniken anfänglich die Belegung heruntergefahren wurde, wurden zum Befragungs- zeitpunkt annähernd so viele Patientinnen und Patien- ten behandelt wie zuvor. Allerdings geschah dies mit den vorgegebenen Schutz- und Hygienemaßnahmen. Die teilnehmenden Einrichtungen wurden daher eingehender nach den Auswirkungen der Pandemie auf den Personaleinsatz, die Personalorganisation, die Stations- und Therapieorganisation und Neuerungen bei technischen Maßnahmen befragt. 38 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
6.1 Personaleinsatz und Personalorganisation Zunächst werden die Ergebnisse zu den Ände- Nahezu die Hälfte der Kliniken gab an, dass das rungen im Personaleinsatz und der Personalor- Personal zeitlich begrenzt für neue Aufgaben- ganisation aufgrund der Pandemie dargestellt. bereiche zur Umsetzung der Hygiene-/ Verhal- Die teilnehmenden Abteilungen der Allgemein- tensregeln eingesetzt und die Einführung von krankenhäuser und die Einrichtungspsychiatrien zusätzlichen Vertretungsregelungen für quaran- wurden gefragt, ob sie zum Befragungszeitpunkt tänebedingte Personalausfälle umgesetzt wurde. Änderungen in diesem Bereich umgesetzt haben und ob für diese Änderungen eine zeitlich begrenz- Für den Einsatz von Mitarbeitenden aus Risiko- te oder dauerhafte Umsetzung vorgesehen ist. gruppen in Bereichen mit wenig oder keinem Patientenkontakt zeigte sich bei den befragten Der größte Anteil der Kliniken hat sowohl die An- Kliniken ein geteiltes Bild. Knapp die Hälfte der zahl der Teambesprechungen mit persönlichem Kliniken führte diese Umstellung im Personalein- Kontakt (74 %) als auch die Anzahl der Teilneh- satz zum Befragungszeitpunkt durch. menden (77 %) zeitlich begrenzt reduziert. Der größte Anteil dieser Kliniken plante dies für Darüber hinaus wurden Präsenzveranstaltungen eine zeitlich begrenzte Umsetzung. Dennoch gab außer Haus (79 %), wie z. B. Fortbildungen oder es ebenso viele Häuser, die angaben, dass der Ein- Kongressteilnahmen für die Mitarbeitenden vor- satz von Personal aus Risikogruppen in Bereiche erst pausiert (Abb. 26). Nur ein kleiner Teil der mit weniger oder keinem Patientenkontakt wäh- Kliniken (12 bis 15 %) plant diese Maßnahmen für rend der Pandemie nicht möglich war. eine dauerhafte Umstellung ein. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021 39
6. Behandlungsorganisation Maßnahmen zur Personalaufstockung durch Stu- Dennoch befürworteten einige Kliniken (16 %) dierende und/oder Auszubildende (wie z. B. Medi- diese Möglichkeit zur Personalaufstockung, wenn- zinstudierende, Psychologinnen und Psychologen gleich die Umsetzung zum Befragungszeitpunkt im Praktikum, Pflegeschülerinnen und Pflegeschü- nicht möglich war. So zeigte sich, dass einzelne ler und/oder Freiwilligen Dienst) wurden nur in Kliniken (12 %) die Unterstützung durch Studie- sehr wenigen Kliniken eingesetzt. rende und/oder Auszubildende gezielt für eine zeitlich begrenzte Umsetzung genutzt haben. Abb. Gab es in Ihrer psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtung im 26 Personaleinsatz und der Personalorganisation aufgrund von COVID-19 folgende Änderungen? (Krankenhäuser in %) Personalorganisation Präsenzveranstaltungen außer Haus (z. B. Fortbildungen, Kongressteilnahmen) 79 12 4 5 wurden für die Mitarbeiter pausiert Personenzahl während der Bespre- chungen mit persönl. Kontakt wurde 77 15 2 6 auf ein Minimum reduziert Anzahl der Teambesprechungen mit persönl. Kontakt wurde auf ein 74 15 3 7 Minimum reduziert Mitarbeiter wurden für neue Aufgaben- bereiche zur Umsetzung der Hygiene-/ 47 10 8 34 Verhaltensregeln eingesetzt Zusätzliche Vertretungsregelungen für quarantänebedingte Personalausfälle 46 6 17 31 Einsatz von Mitarbeiter aus Risiko- gruppen in Bereichen mit wenig/ 39 5 13 44 keinem Patientenkontakt Personalaufstockung durch studentische Mitarbeiter und/oder Auszubildende 12 16 72 (z. B. Medizinstudenten) 0 Ja, aktuell umgesetzt, Ja, aktuell umgesetzt, Wünschenswert, aber Nein zeitlich begrenzt dauerhafte Umsetzung Umsetzung war/ist nicht geplant geplant möglich © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 40 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2020/2021
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