DIGITALES SELBSTGESTEUERTES LERNEN ERWERBSTÄTIGER IN DER CORONA-KRISE - ANALYSEN AUF BASIS DER NEPS-STARTKOHORTE 6 - LIFBI
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LIFBI WORKING PAPERS Martin Ehlert, Corinna Kleinert, Basha Vicari und Gundula Zoch DIGITALES SELBSTGESTEUERTES LERNEN ERWERBSTÄTIGER IN DER CORONA-KRISE - ANALYSEN AUF BASIS DER NEPS-STARTKOHORTE 6 LIfBi Working Paper No. 94 Bamberg, April 2021 LEIBNIZ-INSTITUT FÜR BILDUNGSVERLÄUFE e.V.
Working Papers of the Leibniz Institute for Educational Trajectories (LIfBi) at the University of Bamberg The LIfBi Working Papers series publishes articles, expert reports, and findings relating to studies and data collected by the Leibniz Institute for Educational Trajectories (LIfBi). They mainly consist of descriptions, analyses, and reports summarizing results from LIfBi projects, including the NEPS, as well as documentation of data sets other than NEPS, which are provided by the Research Data Center LIfBi. LIfBi Working Papers are edited by LIfBi. The series started in 2011 under the name “NEPS Working Papers” and was renamed in 2017 to broaden the range of studies which may be published here. Papers appear in this series as work in progress and may also appear elsewhere. They often present preliminary studies and are circulated to encourage discussion. Citation of such a paper should account for its provisional character. Any opinions expressed in this series are those of the author(s) and not those of the LIfBi management or the NEPS Consortium. The LIfBi Working Papers are available at www.lifbi.de/publications as well as at www.neps-data.de (see section “Publications”). Published by LIfBi Contact: Leibniz Institute for Educational Trajectories Wilhelmsplatz 3 96047 Bamberg Germany contact@lifbi.de
Digitales selbstgesteuertes Lernen Erwerbstätiger in der Corona-Krise Analysen auf Basis der NEPS-Startkohorte 6 Martin Ehlert1, Corinna Kleinert2, Basha Vicari3, Gundula Zoch2 1 Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung 2 Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Bamberg 3 Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg E-Mail-Adresse des Erstautors: martin.ehlert@wzb.eu Bibliographische Angaben: Ehlert, M., Kleinert, C., Vicari, B. & Zoch, G. (2021). Digitales selbstgesteuertes Lernen Erwerbs- tätiger in der Corona-Krise. Analysen auf Basis der NEPS-Startkohorte 6 (LIfBi Working Paper No. 94). Leibniz-Institut für Bildungsverläufe. https://doi.org/10.5157/LIfBi:WP94:1.0 LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Digitales selbstgesteuertes Lernen in der Corona-Krise Zusammenfassung Die COVID-19-Pandemie hat den Zugang zu Lerngelegenheiten in Form von Präsenzveranstal- tungen – der häufigsten Form des Lernens im Erwachsenenalter – unmöglich gemacht. Viele Betriebe haben auf Grund der wirtschaftlichen Unsicherheit ihre Weiterbildungsinvestitionen heruntergefahren. Eine Möglichkeit, diese Lücke zu füllen, ist das Lernen über das Internet. Lernangebote über Apps oder Videos aus dem Netz sind überall verfügbar und können zeitlich flexibel genutzt werden. Doch wurden diese Angebote in den ersten Monaten der Krise ver- stärkt genutzt, und wenn ja, von welchen Gruppen? Mit den regulären Daten des NEPS-SC6 Panels sowie einer Zusatzerhebung im Mai und Juni 2020 können wir zeigen, dass die berufli- che Nutzung von digitalen Lernangeboten während der ersten Monate der Pandemie zuge- nommen hat. Gleichzeitig verstärken sich aber Bildungsungleichheiten in der Nutzung. Von der Ausweitung von digitalen Lernangeboten scheinen eher Hochgebildete zu profitieren und nicht, wie häufig angenommen, „bildungsferne“ Gruppen. Schlagworte COVID-19 Pandemie, berufliche Weiterbildung, informelles Lernen, Erwerbssituation, NEPS-C Abstract The COVID-19 pandemic has made access to learning opportunities in the form of face-to-face events—the most common form of learning in adulthood—impossible. Many firms have scaled back their training investments due to economic uncertainty. One way to fill this gap is learning via the Internet. Learning opportunities via web-based apps or videos are available everywhere and can be used flexibly in terms of time. However, were these offers increasingly used in the first months of the crisis, and if so, by which groups? Using data from the regular NEPS-SC6 panel together with an additional wave in May and June 2020, we can show that professional use of digital learning opportunities increased during the first months of the pan- demic. At the same time, however, educational inequalities in usage are reinforcing. Highly educated employees seem to profit most from the increased supply of digital learning whereas the less educated do not. Keywords COVID-19 pandemic, further training, informal learning, employment situation, NEPS-C LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 2
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch 1. Ausgangslage und Fragestellungen Das lebenslange Lernen jenseits von Schule, Ausbildung oder Studium gewinnt durch den fort- dauernden technologischen Wandel in vielen Bereichen des Lebens stetig an Bedeutung. Durch die COVID-19-Pandemie entstand ein noch stärkerer, plötzlicher Digitalisierungsschub in Deutschland, der den Weiterbildungsbedarf vieler Menschen zusätzlich erhöht hat (Ehlert et al., 2020; Janssen & Leber, 2020). Gerade in den ersten Monaten der Pandemie mussten wir uns alle ständig neue Fertigkeiten aneignen, nicht nur, um im Job den sich wandelnden Anforderungen an digitale Kommunikation gerecht zu werden, sondern auch, um die Kinder beim Homeschooling zu unterstützen oder um die vielen digitalen Alltagshilfen nutzen zu kön- nen, wie z.B. Arzttermine online zu buchen, Kleidung über eine App zu kaufen oder mit den Großeltern über eine Videokonferenz zu sprechen. Die meisten Erwachsenen lernen normalerweise vor allem im Erwerbskontext hinzu, in Form von beruflichen Weiterbildungen, Kursen und Schulungen (Autorengruppe Bildungsberichter- stattung, 2020). Der Großteil dieser Lernangebote fand vor der Corona-Krise als komplett ana- loge Präsenzveranstaltungen statt. Nur 19 Prozent aller Kurse waren 2018 zumindest teilweise als Onlinekurse konzipiert; reine Onlinekurse machten nur fünf Prozent der Lernangebote aus (BMBF, 2020). Durch die Kontaktverbote aufgrund der COVID-19-Pandemie ist aber der Zu- gang zu beruflicher Weiterbildung in Präsenz unmöglich geworden. Etwa ein Drittel der Be- triebe konnte geplante Weiterbildungen online durch- oder weiterführen, indem sie digitale Lernformate ausgebaut oder neu eingeführt haben. Die meisten Betriebe aber konnten ihr Weiterbildungsangebot nicht im geplanten Umfang durchführen, beispielsweise aufgrund von wirtschaftlicher Unsicherheit, weil Lehrkräfte nicht zur Verfügung standen oder weil Beschäf- tigte aus privaten Gründen nicht teilnehmen konnten (Bellmann et al., 2020). Eine Möglichkeit, diese Lücke zu füllen, ist das selbstgesteuerte digitale Lernen. Traditionelle Lernangebote, die selbständig ohne Anleitung genutzt werden können, sind das Lesen von Fachliteratur oder das Besuchen von Fachmessen. Seit einigen Jahren kommen auch Angebote im Internet dazu, wie beispielsweise Lernvideos, Lern-Apps oder Wikis. Diese digitalen Lern- angebote sind überall verfügbar und können flexibel an individuelle Tagesabläufe angepasst werden, auch wenn diese durch die Krise durcheinandergebracht wurden. Zur tatsächlichen Nutzung des digitalen selbstständigen Lernens liegen bislang noch keine Zahlen vor. Allerdings legen Daten des Adult Education Survey nahe, dass Lernen im Internet schon vor der Pande- mie häufig stattfand: So gaben 46 Prozent der Erwachsenen 2018 an, das Internet häufig oder sehr häufig zu nutzen, um etwas zu lernen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020: Tab. H310web). Bei dieser Auswertung wurde allerdings nicht zwischen selbstständigem und kursförmigem digitalen Lernen unterschieden. Der eigenständige und digitale Wissenserwerb im Erwachsenenalter gilt in der politischen Dis- kussion als zentrales Mittel für das lebenslange Lernen und die Anpassung an den technologi- schen Wandel (Rüber & Bol, 2017). Daher wird das digitale Lernen schon seit einigen Jahren politisch unterstützt, beispielweise durch die Förderung von Initiativen mit dem Ziel, das Ler- nen mit dem Smartphone für zwischendurch in der breiten Bevölkerung zu etablieren. Die damit verbundene Hoffnung ist, dass diese Lernform auch solche Menschen erreichen kann, die zuvor selten an Weiterbildung teilgenommen haben – zum einen, weil der Zugang nieder- schwellig ist, zum anderen, weil auch Personengruppen daran teilnehmen können, deren Le- LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 3
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch bensumstände, Betriebe oder Berufe nur wenige Lerngelegenheiten bieten. Wenn dies ge- lingt, könnte das die ausgeprägten sozialen Ungleichheitsstrukturen auflösen, die bei der Teil- nahme an beruflicher Weiterbildung bestehen (vgl. dazu Becker, 2018). Die Corona-Krise bietet nun die Möglichkeit zu erforschen, ob der plötzliche Wegfall von Prä- senzkursen zu einer Zunahme der digitalen Weiterbildung geführt hat. Außerdem können wir analysieren, ob die Nutzung tatsächlich auch (weiter)bildungsferne Gruppen erreicht hat. Der vorliegende Bericht untersucht dies auf Basis von Daten der NEPS-Erwachsenenbefragung, die vor der Pandemie sowie im Mai/Juni 2020 erhoben wurden. Dabei beantworten wir folgende Forschungsfragen: Wie hat sich die Nutzung digitaler Lernangebote in den ersten Monaten der Pandemie im Vergleich zu der Zeit davor entwickelt? Haben sich die vorher bestehenden sozialstrukturellen Unterschiede der Nutzerinnen und Nutzer während der Corona-Krise verändert? Welchen Einfluss hatten pandemiebedingte Änderungen der Arbeitsbedingungen auf die berufliche Nutzung digitaler Lernangebote? 2. Methodische Erläuterungen Die Darstellungen in diesem Bericht basieren auf Daten der NEPS-Startkohorte Erwachsene (NEPS-SC6), die insgesamt Bildungs- und Erwerbsbiografien von über 17.000 zwischen 1944 und 1986 geborenen Personen umfasst (Allmendinger et al., 2019). Für unsere Analysen kom- binieren wir drei Datenquellen:1 (i) den 11. Scientific Use File (SUF) der NEPS-SC6 (doi:10.5157/NEPS:SC6:11.1.0) mit Daten aller Befragungswellen bis zum Jahr 2018/19, (ii) die letzte reguläre Befragung der NEPS-SC6 (Datenpaket B145_C1), die zwischen Septem- ber 2019 und März 2020 stattfand und die noch nicht als SUF veröffentlicht ist, und (iii) die Daten einer kurzen Corona-Zusatzerhebung für die Befragten der NEPS-SC6 (pTarget- CORONA). Die Zusatzerhebung wurde vom 15. Mai bis 22. Juni 2020 als CAWI (Computer Assisted Web Interview) durchgeführt, also gegen Ende des ersten Lockdowns, als die Maßnahmen im Einzelhandel langsam geöffnet wurden, Schulen, Kitas, Restaurants und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens aber noch weitgehend geschlossen waren. Hier wurden den Befragten, die vor der Krise im Februar 2020 erwerbstätig waren, u.a. Fragen zu ihrer Erwerbssituation während des Lockdowns seit Ende März sowie zum digi- talen Lernen während der Krise gestellt. Diese Erhebung ist im 11. Scientific Use File (SUF) der NEPS-SC6 (doi:10.5157/NEPS:SC6:11.1.0) enthalten. 1Die Daten des NEPS wurden von 2008 bis 2013 als Teil des Rahmenprogramms zur Förderung der empirischen Bildungsforschung erhoben, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde. Seit 2014 wird das NEPS vom Leibniz-Institut für Bild- ungsverläufe e.V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg in Kooperation mit einem deutschlandweiten Netzwerk weitergeführt. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 4
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Für die folgenden Analysen beschränken wir uns auf Personen, die sich an der Corona-Zusatz- erhebung beteiligt haben und berichteten, vor Beginn der Pandemie im Februar 2020 erwerb- stätig gewesen zu sein. Damit besteht unser Analysesample aus 1.799 Personen, von denen wir Angaben während des ersten Lockdowns mit denen aus der Vorwelle vergleichen können. Diese Personen waren zum Zeitpunkt der letzten regulären Befragung 2019/20 zwischen 34 und 76 Jahre alt, der Mittelwert lag bei knapp 50 Jahren (Tabelle 1). Knapp ein Viertel ist ent- weder selbst nach Deutschland zugewandert oder mindestens einer ihrer Eltern. 19 Prozent lebten zum Zeitpunkt des letzten regulären Interviews in Ostdeutschland. 28 Prozent von ihnen lebten damals mit Kindern unter 14 Jahren in einem Haushalt zusammen, darunter mehr Männer (15%) als Frauen (13%). Die große Mehrheit hatte einen Ausbildungsabschluss (71%), knapp 15 Prozent hatte einen Hochschulabschluss und ebenfalls knapp 15 Prozent wa- ren ohne Ausbildung. 35 Prozent gaben an, in ihrem Beruf fortgeschrittene Aufgaben im Be- reich der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) auszuüben. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 5
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Tabelle 1: Beschreibung der Analysestichprobe Mittelwert / % Alter in Jahren (2019/20) 49,7 Migrationshintergrund (1./2. Generation) 23,1 Wohnort in Ostdeutschland 18,8 Männer ohne Kinder unter 14 im Haushalt 37,0 Frauen ohne Kinder unter 14 im Haushalt 35,1 Männer mit Kindern unter 14 im Haushalt 15,0 Frauen mit Kindern unter 14 im Haushalt 12,9 Höchster Bildungsabschluss Ohne Ausbildung 14,8 Mit Ausbildung 70,7 Mit Studium 14,5 Fortgeschrittene ICT-Aufgaben im Job 35,1 Berufshauptgruppe Land-/Forstwirtschaft, Gartenbau 2,1 Rohstoffgew., Produktion, Fertigung 11,7 Bau, Architektur, Gebäudetechnik 2,2 Naturwiss., Geografie, Informatik 6,7 Verkehr, Logistik, Sicherheit 11,8 Kaufm. Dienste, Verkauf, Tourismus 7,8 Unternehmensorga., Recht, Verwaltung 34,2 Gesundheit, Soziales, Lehre, Erziehung 21,3 Wissenschaft, Medien, Kunst 3,4 Quelle: NEPS-SC6 Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten, N=1.799 LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 6
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch In der Corona-Zusatzbefragung im Frühsommer 2020 gaben 37 Prozent der Befragten an, in einem systemrelevanten Beruf zu arbeiten (Tabelle 2). Für knapp die Hälfte der Befragten än- derte sich die Arbeitszeit während der ersten Monate der Krise nicht; 14 Prozent gaben, mehr gearbeitet zu haben als zuvor, 38 Prozent hatten weniger zu tun oder arbeiteten in dieser Zeit gar nicht. In der Vorwelle gab es mehr Konstanz im Arbeitsumfang und weniger Arbeitszeitre- duktionen – insbesondere, wenn man den längeren Referenzzeitraum berücksichtigt, der da- mals in etwa ein Jahr betrug (abgefragt wurde der gesamte Zeitraum seit dem Vorinterview), während in der Corona-Befragung nach Änderungen im Vergleich zu Februar 2020 gefragt wurde. Knapp ein Drittel berichtete in der Corona-Befragung, während des ersten Lockdowns von zuhause arbeiten zu können, während es im Jahr davor gerade mal vier Prozent waren. Tabelle 2: Arbeitssituation vor und während der Corona-Krise (in Prozent) Befragung: 2019/20 Mai-Juni 2020 Systemrelevanter Beruf* --- 37,3 Arbeitszeitveränderung keine Veränderung 55,3 47,8 weniger/gar nicht gearbeitet 22,0 38,3 mehr gearbeitet 22,7 13,9 Arbeit im Homeoffice 3,9 33,2 * Nur in Corona-Zusatzerhebung abgefragt. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799 Da alle Befragten aus langlaufenden Panelbefragungen stammen, die selektiven Auswahlpro- zessen unterworfen sind, präsentieren wir unsere deskriptiven Ergebnisse gewichtet. Diese Gewichte bereinigen sowohl Ausfälle zwischen der Ausgangsstichprobe der ersten Welle und der realisierten Teilnahme an der Corona-Zusatzerhebung als auch das Stichprobendesign der NEPS-SC6 und wurden speziell für die Gruppe der Erwerbstätigen berechnet. Zusätzlich wur- den die Gewichte post-stratifiziert, d.h. die realisierten Verteilungen wurden an die Verteilung in der amtlichen Statistik (Mikrozensus des Jahres 2019) angepasst. Diese Kalibrierung wurde nach unterschiedlichen Merkmalen wie Geburtsjahr, Geschlecht, Herkunftsland (Deutschland vs. andere), Bundesland, Regionstypen und Bildungsniveau durchgeführt (Würbach et al., im Erscheinen). Um zu überprüfen, ob Unterschiede in der Nutzung digitaler Lernangebote zwischen bestimm- ten Befragtengruppen auch unter Kontrolle anderer Merkmale statistisch signifikant sind, wurden alle nachfolgend dargestellten bivariaten Gruppenunterschiede multivariat abgesi- chert. Dazu wurden logistische Regressionen zur Wahrscheinlichkeit der Nutzung digitaler Lernangebote getrennt für die Befragung 2019/20 sowie für die Corona-Zusatzerhebung im Frühjahr 2020 berechnet, in die alle nachfolgend diskutierten Gruppenmerkmale sowie Alter, LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 7
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Migrationshintergrund, Region und Beruf2 eingingen. Die Modelle wurden auf der Basis unge- wichteter Daten geschätzt, um zu verhindern, dass sehr kleine Befragtengruppen, die durch die Gewichtung ein höheres Gewicht erhielten, die Standardfehler verzerren. Für mögliche Selektivitäten aufgrund von Nonresponse wurde durch die Aufnahme der Gewichtungsvariab- len in das Modell kontrolliert. Zusätzlich haben wir getestet, ob sich die Effekte aller Einfluss- faktoren in den beiden betrachteten Befragungswellen statistisch signifikant voneinander un- terscheiden. Die Ergebnisse dieser Überprüfung weisen wir im Text aus. Die Regressionsmo- delle finden sich im Anhang. Tabelle A1 zeigt durchschnittliche Marginaleffekte sowie die Tests auf Effektstärkendifferenzen; in Tabelle A2 sind odds ratios ausgewiesen. 3. Nutzung digitaler Lernangebote Die NEPS-SC6 enthält seit der vorletzten regulären Befragung im Jahr 2018/19 eine Frage nach der Nutzung digitaler Lernangebote, die jährlich wiederholt wird.3 In der Corona-Zusatzerhe- bung wurde diese Frage umformuliert, um die Veränderung der Nutzung solcher Lernformen in den ersten Monaten der Corona-Krise zu erfassen.4 Damit bezieht sich die Frage auf einen deutlich kürzeren Referenzzeitraum als zuvor, nämlich auf maximal drei Monate im Vergleich zu etwa einem Jahr. Zusätzlich wurde in beiden Befragungen erfasst, ob diese Lernangebote eher aus beruflichen Gründen oder eher aus privatem Interesse genutzt wurden. Abbildung 1 zeigt, dass vor Beginn der Corona-Krise 33 Prozent der Befragten mindestens ein digitales Lernangebot genutzt haben; in den ersten Monaten der Pandemie waren es 25 Pro- zent. Aufgrund der angesprochenen unterschiedlichen Referenzzeiträume sollte der Vergleich dieser Zahlen jedoch nicht als ein Rückgang in der Nutzung interpretiert werden. Würde man den Referenzzeitraum aus der Corona-Zusatzbefragung auf ein Jahr hochrechnen, könnte die Nutzung sogar gestiegen sein. 2Region meint West- und Ostdeutschland; Berufe wurden als Berufshauptgruppen („Einsteller“) der Klassifikation der Berufe von 2010 (KldB 2010) in die Modelle aufgenommen. 3Der Fragetext lautete: „Haben Sie seit dem letzten Interview Lernangebote im Internet oder über Apps (z. B. Wikis, Online-Foren, Podcasts oder Youtube) genutzt, um beruflich oder privat hinzuzulernen?“ 4Der Fragetext lautete: „Haben Sie seit Beginn der Corona-Krise Lernangebote im Internet oder über Apps (z. B. Wikis, Online-Foren, Podcasts oder Youtube) genutzt, um beruflich oder privat hinzuzulernen?“ LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 8
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 1. Anteil der Befragten mit Nutzung digitaler Lernangebote Während der ersten Monate der Pandemie wurden digitale Weiterbildungsangebote zudem deutlich häufiger aus beruflichen und deutlich seltener aus rein privaten Gründen genutzt (Abbildung 2). Vor der Pandemie wurde diese Lernform am häufigsten aus rein privatem Inte- resse genutzt (48%), am zweithäufigsten aus rein beruflichen Gründen (39%) und am seltens- ten aus beiden Gründen (13%). Während der ersten Monate der Pandemie nutzten hingegen fast die Hälfte der Personen, die digitale Lernangebote wahrnahmen, diese aus rein berufli- chen Gründen (49%). Auch die Gruppe mit gemischter Nutzung vergrößerte sich geringfügig (17%). Aus rein privatem Interesse wurden solche Lernangebote in dieser Zeit hingegen deut- lich seltener genutzt (34%). Das Lernen über das Internet und über Apps scheint sich also in der Corona-Krise insbesondere zu beruflichen Zwecken intensiviert zu haben. Aus diesem Grund betrachten wir in allen fol- genden Analysen nur noch digitale Lernangebote, die (unter anderem) aus beruflichen Grün- den genutzt wurden. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 9
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 2. Gründe für die Nutzung digitaler informeller Lernangebote 4. Gruppenunterschiede im beruflichen digitalen Lernen Aus der Forschung zum Lernen im Erwachsenenalter ist bekannt, dass es große Unterschiede zwischen sozialstrukturellen Gruppen in der Beteiligung an Weiterbildung insgesamt gibt. Wichtige Faktoren, die eine Nutzung begünstigen, sind ein höheres formales Bildungsniveau und damit einhergehend ein höheres Anforderungsniveau der Tätigkeiten, die im Job ausge- übt werden. Aber auch die Ressourcen, die Betriebe für Weiterbildung bereitstellen, beein- flussen die Weiterbildungsbeteiligung deutlich (Kleinert & Wölfel, 2018). Digitales Lernen ist darüber hinaus an weitere Voraussetzungen geknüpft. So sind einerseits eine entsprechende technische Ausstattung und ein gewisser Grad an Computerkenntnissen nötig, andererseits erfordert es die Fähigkeit zur selbstorganisierten und fokussierten Aneignung von Wissen und schließlich auch gewisse Zeitressourcen und Lernmotivation. Auch ein junges Alter könnte hier einen positiven Effekt haben, weil jüngere Erwerbstätige in der Regel den Umgang mit digita- len Technologien eher gewohnt sind (Mauno et al., 2019). Diesbezüglich mag sich die Pandemie unterschiedlich auf verschiedene Bevölkerungsgruppen ausgewirkt haben. Personen, die ihre Arbeitszeit reduziert haben oder dies aufgrund von Kurz- arbeit tun mussten, sollten theoretisch mehr Zeit für informelles Lernen zur Verfügung haben. Dabei ist aber zu beachten, dass hier oft Personen in Berufen mit relativ niedrigen Tätigkeits- anforderungen betroffen waren, denen die individuellen Ressourcen für das selbständige Ler- nen auch manchmal gefehlt haben mögen. Personen in systemrelevanten Berufen oder solche mit Kindern im Haushalt sollten hingegen weniger verfügbare Zeit haben. Und schließlich er- warten wir auch für die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, einen positiven Einfluss auf die Nutzung solcher Lernangebote, weil dadurch oft die Notwendigkeit entstanden ist, schnell dazuzulernen, und weil bei vielen die technische Ausstattung für das digitale Lernen zuhause vorhanden sein dürfte. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 10
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch 4.1 Bildung und Aufgaben im Job Abbildung 3 bestätigt insgesamt das oben bereits angesprochene bekannte Muster: Formal höher gebildete Erwerbstätige nutzten auch digitale berufliche Weiterbildungsangebote häu- figer. So nutzten 34 Prozent der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss bereits vor der Pan- demie digitale Weiterbildung. Bei Erwerbstätigen mit beruflicher Ausbildung waren es hinge- gen nur 15 Prozent. Mit 10 Prozent war die Nutzung in der kleinen Gruppe ohne berufliche Ausbildung am geringsten. Allerdings ist die Fallzahl in dieser Gruppe sehr klein und daher sind die Schätzungen unsicher, wie die großen Konfidenzintervalle zeigen. Während der ersten Monate der Pandemie war die Bildungsungleichheit in der Nutzung der digitalen beruflichen Weiterbildung ähnlich stark ausgeprägt wie zuvor. Während die Nut- zungsquoten in der oberen und in der mittleren Bildungsgruppe etwas niedriger ausfielen als vor der Pandemie, stieg sie in der niedrig gebildeten Gruppe sogar leicht, von 10 auf 18 Pro- zent. Die Zahlen für diese Bildungsgruppe sind allerdings wegen geringer Fallzahlen mit hoher Unsicherheit gemessen, wie an den Konfidenzintervallen zu sehen ist. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass eine Ausweitung des digitalen informellen Lernens mit Internetvideos und Apps besonders bei bildungsfernen Schichten ankommt. Insgesamt bleiben aber auch in der Krise die großen Bildungsunterschiede bestehen. Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 3. Berufliches digitales Lernen nach höchstem Bildungsabschluss In den multivariaten Modellen, in denen wir weitere Erklärungsfaktoren kontrollieren, zeigt sich im Gegensatz zu Abbildung 3 sogar eine größere Polarisierung zwischen den Bildungs- gruppen in der Corona-Krise. Dabei unterscheiden wir wegen der kleinen Fallzahlen in der un- tersten Bildungsgruppe nur zwischen Akademiker/innen und Nichtakademiker/innen. Unter Kontrolle soziodemographischer Merkmale vergrößert sich der Unterschied in der Nutzung zwischen diesen beiden Gruppen von sieben Prozentpunkten vor der Krise auf 13 Prozent- punkte während der Krise (Modell 1 in Tabelle A1). Der Unterschied von sechs Prozentpunkten ist dabei auf dem 5%-Niveau statistisch signifikant. In der Tendenz bleibt dieser Unterschied auch unter Kontrolle von Merkmalen des Arbeitsplatzes bestehen; allerdings wird er kleiner LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 11
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch und ist nicht mehr statistisch signifikant (Modell 3 und 4 in Abbildung A.1). Insgesamt legen diese Analysen nahe, dass die Stabilität in der Bildungsungleichheit, die in den deskriptiven Ergebnissen zu sehen ist, durch Veränderungen in der soziodemographischen Zusammenset- zung der Nutzer/innen entsteht. Wenn wir für diese in den Modellen kontrollieren, zeigt sich eine Bildungspolarisierung in der Nutzung digitaler informeller Lernangebote. Die weiteren Modelle deuten darauf hin, dass diese Polarisierung zum Teil durch die unterschiedliche Be- troffenheit von Arbeitsplätzen in der Krise zustande kommt. Ein Grund könnte sein, dass die Nutzung digitaler Lernangebote insbesondere in Berufen zu- genommen hat, die bereits vor der Krise stark durch Computernutzung geprägt waren. In sol- chen Berufen sind Höherqualifizierte meist überproportional vertreten (Kirchner, 2015). Ab- bildung 4 legt aber nicht nahe, dass dies der Fall ist. Vielmehr scheinen insbesondere Beschäf- tigte in Jobs ohne ausgeprägte Computernutzung in der Corona-Krise besonders von einer Nutzung solcher Lernangebote profitiert zu haben. Zwar war die Nutzung von digitalem Ler- nen vor der Pandemie in Jobs mit fortgeschrittenen Tätigkeiten im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) höher als in anderen Jobs (19% gegenüber 15%), während der ersten Krisenmonate nutzten aber Beschäftigte in diesen Jobs digitale Lernangebote etwas weniger als andere (15% gegenüber 17%). Dies legt nahe, dass die Nutzung digitaler informel- ler Lernangebote während der Pandemie in neue Beschäftigtengruppen vorgedrungen ist. Ins- besondere in Jobs mit geringer Computernutzung wird nun mehr digital hinzugelernt als zu- vor. Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Fehlende Angaben zu den ICT- Tätigkeiten 2019/20: 13%, Mai-Juni 2020: 2%. Abbildung 4. Berufliches digitales Lernen nach Niveau der ICT-Tätigkeiten im Job In den multivariaten Modellen zeigt sich allerdings ein etwas anderes Bild. Vor der Corona- Krise nutzten Beschäftigte in Jobs mit geringer ICT-Prägung, wenn wir für soziodemographi- sche Merkmale und Bildung kontrollieren, digitale Lernangebote signifikant seltener als Be- schäftigte mit fortgeschrittener ICT-Prägung (Modell 2a in Tabelle A1). Der Unterschied betrug sechs Prozentpunkte. In der Krise wird dieser Unterschied nur ein wenig kleiner (drei Prozent- punkte), kehrt sich aber nicht um. Er unterscheidet sich nicht mehr signifikant von null (Mo- LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 12
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch dell 2b in Tabelle A1). Auch die Veränderung der Effekte über die Zeit ist nicht statistisch sig- nifikant, so dass wir dies nicht der Krise zuschreiben können. Interessant ist aber, dass die Aufnahme der ICT-Prägung des Berufs in das Modell die Bildungsunterschiede nicht verändert (Modell 2 versus Modell 1 in Tabelle A1). Offenbar hängt die oben berichtete Polarisierung zwischen Bildungsgruppen nicht mit der Computernutzung in Job vor der Krise zusammen. Vielmehr nutzen akademisch Gebildete auch unabhängig von der ICT-Prägung ihres Arbeits- platzes stärker digitale Weiterbildungsangebote als nichtakademisch Gebildete. 4.2 Geschlecht und Kinder Vor der Pandemie nutzten deutlich mehr Männer (22%) als Frauen (12%) digitale Lernange- bote beruflich. Umgekehrt waren es in den ersten drei Monaten der Pandemie etwas mehr Frauen als Männer (18% zu 14%), wie Abbildung 5 zeigt. Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 5. Berufliches digitales Lernen nach Geschlecht Der Anstieg der Nutzungsquote unter Frauen wurde allerdings hauptsächlich durch Frauen ohne Kinder unter 14 Jahren im Haushalt getrieben, wie Abbildung 6 zeigt. In dieser Gruppe sind die Nutzungsquoten in den ersten drei Monaten der Pandemie sogar etwas höher als im gesamten Vorjahr (20% gegenüber 11%). Bei Frauen mit Kindern beobachten wir dagegen ei- nen leichten Rückgang (12% gegenüber 16% im Vorjahr). Männer ohne Kinder (14% gegen- über 17% im Vorjahr) weisen ebenfalls nur geringe Rückgänge auf. Bei Männern mit Kindern hat sich die Nutzungsquote dagegen mehr als halbiert (15% gegenüber 33% im Vorjahr). Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die erhöhte Betreuungslast während der Kita- und Schul- schließungen bei Müttern und vor allem Vätern die informelle Weiterbildungsbeteiligung er- schwert hat (vgl. Zoch et al., 2021). LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 13
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 6. Berufliches digitales Lernen nach Geschlecht und Kindern unter 14 Jahren im Haushalt In multivariaten Modellen zeigt sich jedoch, dass die Veränderungen gegenüber der Zeit vor der Krise unter Kontrolle von weiteren Variablen nicht signifikant unterschiedlich von null sind. Die Koeffizienten deuten zwar in die gleiche Richtung wie in Abbildung 6, sind aber im Ver- gleich zur Zeit vor der Krise nicht signifikant unterschiedlich (Tabelle A2). Allerdings ist auffäl- lig, dass unter Kontrolle aller Arbeitsplatzmerkmale in Modell 4 Frauen mit Kindern in den ers- ten Krisenmonaten eine um fünf Prozentpunkte niedrigere Wahrscheinlichkeit hatten, digitale Lernangebote zu nutzen als Männer ohne Kinder. Auch bei Männern mit Kindern zeigt sich eine Reduktion der Wahrscheinlichkeit um zwei Prozentpunkte. Dies könnte vorsichtig als Hin- weis auf Zeitmangel bei Müttern und Vätern interpretiert werden. Beide Effekte sind aber nicht signifikant unterschiedlich von null. In der Zusammenschau ist daher festzuhalten, dass die Familie nur einen geringen Einfluss auf die Nutzung digitaler selbstgesteuerter Lernange- bote zu haben scheint. 4.3 Arbeitsbedingungen während der Corona-Krise Abbildung 7 zeigt, dass vor der Pandemie Beschäftigte in systemrelevanten Berufen digitale Lernangebote etwas weniger häufig nutzten als in anderen Berufen, um beruflich dazuzuler- nen (14% gegenüber 19%). In den ersten Monaten der Pandemie brach die Nutzung solcher Angebote wie erwartet in dieser Gruppe deutlich stärker ein als bei den Erwerbstätigen in den übrigen Berufen: Von Erwerbstätigen in systemrelevanten Berufen nutzen nur neun Prozent digitale Lernangebote, in nicht systemrelevanten Berufen waren mit 20 Prozent dagegen so- gar etwas mehr als zuvor weiterbildungsaktiv. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 14
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 7. Berufliches digitales Lernen nach systemrelevanten Berufen Arbeitszeitveränderungen hatten vor der Corona-Krise einen unterschiedlichen Einfluss auf die Beteiligung am digitalen beruflichen Lernen (Abbildung 8). Von den Personen mit unver- änderter Arbeitszeit lernten 19 Prozent, von denen mit einer Arbeitszeitreduktion 20 Prozent. Personen mit einem Arbeitsanstieg nutzten digitale Lerngelegenheiten jedoch deutlich selte- ner (11%). Arbeitsveränderungen aufgrund der Corona-Pandemie änderten dieses Bild: Bei den Personen mit gleicher Arbeitszeit ging die Beteiligung am digitalen Lernen deutlich zurück auf zwölf Prozent. Von den Personen mit weniger Arbeitszeit lernten dagegen fast genauso viele digital wie zuvor, nämlich 18 Prozent. Bei den Personen mit gestiegener Arbeitszeit nahm die Nutzung digitaler Angebote sogar deutlich zu, auf 25 Prozent. Sowohl zeitliche Ressourcen aufgrund einer geringeren Arbeitszeit als auch und insbesondere Mehrarbeit in den ersten Monaten der Krise, die vermutlich besonders häufig digital organisiert wurde, haben also zu einer vermehrten bzw. nicht gesunkenen Nutzung digitaler Lernangebote geführt. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 15
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Für 172 Personen (9%) liegen keine Angaben zu Arbeitszeitveränderungen in der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 8. Berufliches digitales Lernen nach Arbeitszeitveränderungen Noch deutlicher wird die digitale Spaltung in den ersten Monaten der Pandemie, wenn man die Nutzung zwischen Personen vergleicht, die von zuhause aus arbeiten konnten oder eben nicht (Abbildung 9). Bereits vor der Pandemie nutzten Personen im Homeoffice digitale Lern- angebote deutlich häufiger (34%) als Personen, die nicht von zuhause arbeiten konnten (16%). Die nun weitaus größere Gruppe der Erwerbstätigen, die von zuhause arbeiten konnten, nutzte digitale Lernangebote in den ersten Monaten der Pandemie ähnlich häufig wie im ge- samten Jahr zuvor (35%). Umgekehrt ging sie bei denjenigen ohne Zugang zum Homeoffice nochmals deutlich zurück, nämlich auf sieben Prozent. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 16
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Die Konfidenzintervalle zeigen die Unsicherheit der geschätzten Nutzungsquoten an. In 95% der Fälle würde eine vergleichbare Stichprobe zu einem Ergebnis in diesem Bereich führen. Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, gewichtete Daten. N=1.799. Für 24 Personen (1,3%) liegen keine Werte zur Nutzung digitaler Lernangebote aus der Befragung 2019/20 vor. Abbildung 9. Berufliches digitales Lernen nach Zugang zu Homeoffice In multivariaten Modellen zeigen sich jedoch keine signifikanten Veränderungen des Einflus- ses der Arbeitsbedingungen auf die Nutzung digitaler selbstgesteuerter Weiterbildung. Offen- bar werden viele der bivariat gezeigten Veränderungen in der Krise durch die Kontrollvariab- len erklärt. Eine große Rolle scheinen dabei insbesondere das Bildungsniveau und die ausge- übten Berufe zu spielen. Homeoffice kann vor allem von hochgebildeten Beschäftigten ge- nutzt werden (Kleinert et al., 2020). Dementsprechend ist der Unterschied der Koeffizienten für Homeoffice im Vergleich zu der Zeit vor der Krise unter Kontrolle von Bildung kleiner, als die bivariaten Analysen vermuten lassen. Nichtsdestotrotz ist ein Arbeitsplatz zu Hause selbst unter Kontrolle von Bildung und Berufen mit einer um neun Prozentpunkte erhöhten Wahr- scheinlichkeit für digitales selbstgesteuertes Lernen verbunden (Tabelle A2, Modell 4). Vor der Krise war die Nutzung von digitalen Lernangeboten im Homeoffice allerdings auch schon hoch, so dass die Krise hier kaum Veränderungen gebracht hat. Die Einflüsse von Arbeitszeitverän- derungen und der Systemrelevanz des Berufs spielen unter Kontrolle von Bildung und Beruf hingegen kaum noch eine Rolle und haben sich über die Zeit auch nicht verändert. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Krise die Bedeutung der un- tersuchten Arbeitsplatzmerkmale – Systemrelevanz, Arbeitszeitveränderungen und Home- office – für die Nutzung digitaler Lernangebote nicht wesentlich verändert hat. Die Tatsache, dass sich allerdings die Arbeitsplatzmerkmale selbst in der Krise abrupt und deutlich verändert haben, hat dazu geführt, dass die Nutzung von beruflichen digitalen Lernangeboten einem starken Wandel unterworfen war. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 17
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch 5. Fazit Die Daten der NEPS-Sonderbefragung im Mai 2020 zeigen, dass in der Corona-Krise eine Digi- talisierung der beruflichen Weiterbildung stattgefunden hat. Digitales selbstgesteuertes Ler- nen durch Internetvideos und Apps wurde in der Krise deutlich häufiger als vorher für das Lernen beruflicher Inhalte genutzt. Dies könnte zum einen daran liegen, dass viele Beschäf- tigte große Lernbedarfe gerade im digitalen Bereich hatten, weil ihre Arbeitsplätze in der Krise digitalisiert wurden. Zum anderen konnten aber auch weitere notwendige Weiterbildungen nicht im üblichen analogen Format durchgeführt werden. Dies könnte ebenfalls zur stärkeren beruflichen Nutzung selbstgesteuerter digitaler Angebote geführt haben. Welcher Faktor den stärkeren Einfluss hatte, werden wir erst mit weiteren Daten aus dem NEPS ergründen kön- nen, die zurzeit erhoben werden. Anders als häufig angenommen führte die Digitalisierung der beruflichen informellen Weiter- bildung eher nicht dazu, dass weiterbildungsferne Gruppen insgesamt nun stärker partizipie- ren, weil die Angebote niedrigschwelliger sind. Positiv stimmt hier zunächst, dass in der Corona-Krise vermehrt in Jobs mit geringer Computernutzung digital gelernt wurde. Es bleibt aber abzuwarten, ob das nur ein kurzfristiger Effekt des Erlernens von Fertigkeiten war, die direkt mit dem digitalen Arbeiten in der Krise wie z. B. Videokonferenzen, Teamsoftware oder Lernplattformen zusammenhängen, oder ob diese Beschäftigtengruppen auch längerfristig di- gital lernen. Gleichzeitig beobachten wir jedoch unter Kontrolle von soziodemographischen Faktoren eine größere Polarisierung der Teilnahme an digitalen Lernangeboten zwischen nied- riger und höher gebildeten Erwerbstätigen als vorher. Zum Teil geht diese Entwicklung auf Ungleichheiten in der Veränderung der Arbeitswelt durch die Corona-Krise zurück, insbeson- dere der Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, die Höhergebildete weitaus häufiger hat- ten als Niedriggebildete. Beschäftigte, die das Homeoffice nutzen konnten, haben zwar schon vor der Krise häufiger digital gelernt als andere, aber in den ersten Monaten der Krise nahm der Umfang dieser Gruppe stark zu. Gleiches gilt in der Tendenz für Personen mit Arbeitszeit- veränderungen. Und schließlich deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass bei Frauen und zum Teil auch Männern mit jüngeren Kindern im Haushalt das digitale berufliche Lernen wäh- rend der Krise zurückgegangen ist, was darauf hindeutet, dass diese Gruppe besonders großen Belastungen ausgesetzt war, die wenig Zeit zum Lernen gelassen haben. Die Annahme, dass eine Ausweitung der digitalen selbstgesteuerten Lernangebote zu weniger sozialer Ungleichheit in der Weiterbildungsnutzung führt, weil diese Angebote niedrigschwel- liger sind, kann also zumindest für die ersten Monate der Corona-Krise nicht bestätigt werden. Wie sich dieser Trend in Zukunft gestaltet, werden die kommenden Wellen der NEPS-Befra- gungen zeigen. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 18
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Literaturverzeichnis Allmendinger, J., Kleinert, C., Pollak, R., Vicari, B., Wölfel, O., Althaber, A., Antoni, M., Chris- toph, B., Drasch, K., Janik, F., Künster, R., Laible, M.-C., Leuze, K., Matthes, B., Ruland, M., Schulz, B. & Trahms, A. (2019). Adult education and lifelong learning. In H.-P. Blossfeld & H.-G. Roßbach (Hrsg.), Education as a lifelong process. The German National Educational Panel Study (NEPS) (2. Aufl., S. 325–346). Springer. Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2020). Bildung in Deutschland 2020. Bielefeld: wbv Media. Becker, R. (2018). Berufliche Weiterbildung im Arbeitsmarkt. In M. Abraham & T. Hinz (Hrsg.), Arbeitsmarktsoziologie: Probleme, Theorien, empirische Befunde (3rd ed., pp. 311–353). Wiesbaden, Germany: Springer VS. Bellmann, L., Gleiser, P., Kagerl, C., Kleifgen, E., Koch, T., Kruppe, T., König, C., Lang, J., Leber, U., Pohlan, L., Roth, D., Schierholz, M., Stegmaier, J. & Aminian, A. (2020). Weiterbildung in der Covid-19-Pandemie stellt viele Betriebe vor Schwierigkeiten (IAB-Forum). Nürnberg. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. BMBF (2020). Digitalisierung in der Weiterbildung. Ergebnisse einer Zusatzstudie zum Adult Education Survey 2018. Bundesministerium für Bildung und Forschung. https://www.bmbf.de/upload_filestore/pub/Digitalisierung_in_der_Weiterbildung.pdf (aufgerufen am 15.03.2021). Ehlert, M., Hornberg, C. & Scholl, F. (2020). Weiterbildung in der Krise? Herausforderungen und Chancen für das lebenslange Lernen durch COVID-19. Berlin. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. http://hdl.handle.net/10419/223154 (aufgerufen am 15.03.2021). Janssen, S. & Leber, U. (2020). Weiterbildung in der Corona-Krise: E-Learning ist eine Chance für Unternehmen (IAB-Forum). Nürnberg. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Kleinert, C., Bächmann, A.-C. & Zoch, G. (2020). Erwerbsleben in der Corona-Krise: Welche Rolle spielen Bildungsunterschiede? Analysen auf Basis der NEPS-Startkohorten 2, 4, 5 und 6. LIfBi-Bericht Corona & Bildung, 2. Bamberg. Kleinert, C., & Wölfel, O. (2018). Technologischer Wandel und Weiterbildungsteilnahme. BWP, 47(1), 11–15. Kirchner, S. (2015). Konturen der digitalen Arbeitswelt. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 67 (4), 763–91. Mauno, S., Minkkinen, J., Tsupari, H., Huhtala, M. & Feldt, T. (2019). Do Older Employees Suf- fer More from Work Intensification and Other Intensified Job Demands? Evidence from Upper White-Collar Workers. Scandinavian Journal of Work and Organizational Psychol- ogy, 4(1), 1–13. Rüber, I. E. & Bol, T. (2017). Informal Learning and Labour Market Returns. Evidence from German Panel Data. European Sociological Review, 33(6), 765–778. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 19
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Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Anhang Tabelle A1: Multivariate Ergebnisse für Nutzung von beruflichen selbstgesteuerten digitalen Lernangeboten (logistische Regressionen, Average Marginal Effects, Wald-Tests der Differenzen) M1 M2 M3 M4 (a) (b) (a) (b) (a) (b) (a) (b) before corona diff before corona diff before corona diff before corona diff b b diff b b diff b b diff b b diff (SE) (SE) p-value (SE) (SE) p-value (SE) (SE) p-value (SE) (SE) p-value Frau (Ref. Mann) -0.02 0.01 0.03 -0.01 0.01 0.02 -0.01 0.01 0.02 -0.05* -0.02 0.03 (0.02) (0.02) 0.372 (0.02) (0.02) 0.465 (0.02) (0.02) 0.439 (0.02) (0.02) 0.257 Mann + Kind 0.04 -0.01 -0.05 0.03 -0.01 -0.04 0.04 -0.01 -0.05 0.04 -0.02 -0.06 (0.04) (0.03) 0.314 (0.04) (0.03) 0.338 (0.04) (0.03) 0.277 (0.04) (0.03) 0.259 Frau + Kind 0.00 -0.03 -0.03 0.02 -0.02 -0.04 0.02 -0.03 -0.05 -0.02 -0.05 -0.03 (0.04) (0.03) 0.546 (0.04) (0.03) 0.458 (0.04) (0.03) 0.380 (0.04) (0.03) 0.549 Alter -0.00+ -0.00 0.00 -0.00+ -0.00 0.00 -0.00+ -0.00 0.00 -0.00 -0.00 0.00 (0.00) (0.00) 0.586 (0.00) (0.00) 0.610 (0.00) (0.00) 0.475 (0.00) (0.00) 0.504 Ostdeutschland 0.01 0.03 0.02 0.01 0.03 0.02 0.01 0.04+ 0.03 0.02 0.04* 0.02 (0.03) (0.02) 0.519 (0.03) (0.02) 0.526 (0.03) (0.02) 0.488 (0.02) (0.02) 0.501 Migrationshintergr. 0.04+ 0.01 -0.03 0.04 0.01 -0.03 0.04 0.01 -0.03 0.04 0.01 -0.03 (0.03) (0.02) 0.357 (0.03) (0.02) 0.365 (0.03) (0.02) 0.349 (0.03) (0.02) 0.357 Akadem. Bildung 0.07*** 0.13*** 0.06* 0.07*** 0.13*** 0.06* 0.06*** 0.10*** 0.04 0.03+ 0.08*** 0.05 (0.02) (0.02) 0.033 (0.02) (0.02) 0.025 (0.02) (0.02) 0.381 (0.02) (0.02) 0.127 ICT: wenig -0.06** -0.03 0.03 -0.06** -0.02 0.04 -0.06** -0.03 0.03 (0.02) (0.02) 0.225 (0.02) (0.02) 0.142 (0.02) (0.02) 0.183 ICT: k.A. -0.05 -0.05 0.00 -0.02 -0.06 -0.04 -0.02 -0.05 -0.03 (0.04) (0.04) 0.960 (0.05) (0.04) 0.921 (0.05) (0.04) 0.827 Systemrelevanz 0.01 0.02 0.01 -0.02 0.00 0.02 (0.02) (0.02) 0.549 (0.02) (0.02) 0.300 weniger Arbeitszeit 0.03 0.02 -0.01 0.02 0.01 -0.01 (Ref. gleiche Ar- beitszeit) (0.02) (0.02) 0.639 (0.02) (0.02) 0.586 mehr Arbeitszeit 0.04 0.04+ 0.00 0.04 0.03 -0.01 (0.03) (0.02) 0.869 (0.02) (0.02) 0.785 Arbeitszeit: k.A. -0.05 -0.02 (0.05) (0.05) Homeoffice 0.07+ 0.09*** 0.02 0.06 0.08*** 0.02 (0.04) (0.02) 0.689 (0.04) (0.02) 0.655 Landwirtschaft 0.14 -0.06 -0.20+ (Ref. Rohstoffgew., Prod., Fertigung) (0.10) (0.06) 0.089 Bau/Architektur -0.05 -0.04 0.01 (0.04) (0.04) 0.711 Naturwiss./Geo/IT 0.18*** 0.08+ -0.10* LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 21
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch (0.05) (0.04) 0.048 Logistik/Verkehr 0.01 -0.03 -0.04 (0.04) (0.04) 0.533 Kaufm. Dienste 0.03 0.04 0.01 (0.04) (0.04) 0.939 Verwaltung 0.07* 0.05 -0.02 (0.03) (0.03) 0.424 Gesundh./Soziales 0.19*** 0.12*** -0.07+ (0.03) (0.03) 0.057 Wissenschaft/Kunst 0.15** 0.03 -0.12+ (0.05) (0.04) 0.056 Beruf: k.A. -0.07 0.01 0.08 (0.05) (0.04) 0.166 N 1775 1775 1775 1775 1775 1775 1775 1775 Chi2 31.04 58.37 41.90 62.49 49.40 88.47 106.85 104.12 Pseudo-R2 0.02 0.04 0.02 0.04 0.03 0.06 0.06 0.08 p 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 Note: Standardfehler in Klammern, Signifikanzniveau: + p < 0.10, * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001 Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, ungewichtete Daten. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 22
Ehlert, Kleinert, Vicari & Zoch Tabelle A2: Multivariate Ergebnisse für Nutzung von beruflichen selbstgesteuerten digitalen Lernangeboten (logistische Regressionen, odds ratios) M1 M2 M3 M4 (a) (b) (a) (b) (a) (b) (a) (b) be- corona before corona before corona before corona fore Frau (Ref. Mann) -0.13 (0.14) 0.04 (0.15) -0.07 (0.14) 0.08 (0.15) -0.07 (0.14) 0.09 (0.15) -0.31* (0.15) -0.12 (0.16) Mann + Kind 0.23 (0.20) -0.06 (0.25) 0.20 (0.20) -0.09 (0.25) 0.21 (0.20) -0.10 (0.24) 0.21 (0.21) -0.13 (0.25) Frau + Kind 0.02 (0.22) -0.20 (0.26) 0.09 (0.22) -0.17 (0.26) 0.10 (0.22) -0.22 (0.26) -0.10 (0.23) -0.40 (0.26) Alter -0.01+ (0.01) -0.01 (0.01) -0.01+ (0.01) -0.01 (0.01) -0.01+ (0.01) -0.01 (0.01) -0.01 (0.01) -0.01 (0.01) Ostdeutschland 0.07 (0.15) 0.25 (0.17) 0.07 (0.15) 0.25 (0.17) 0.08 (0.15) 0.30+ (0.17) 0.12 (0.16) 0.35* (0.17) Migrationshintergrund 0.26+ (0.16) 0.08 (0.18) 0.25 (0.16) 0.06 (0.18) 0.24 (0.16) 0.07 (0.18) 0.26 (0.17) 0.08 (0.18) Akademische Bildung 0.45*** (0.12) 0.97*** (0.13) 0.41*** (0.12) 0.95*** (0.13) 0.39*** (0.12) 0.75*** (0.14) 0.22+ (0.13) 0.65*** (0.15) ICT: wenig -0.34** (0.12) -0.19 (0.14) -0.35** (0.12) -0.18 (0.14) -0.38** (0.13) -0.22 (0.15) ICT: k.A. -0.32 (0.25) -0.39 (0.29) -0.12 (0.30) -0.45 (0.29) -0.14 (0.31) -0.39 (0.29) Systemrelevanz 0.04 (0.12) 0.19 (0.14) -0.15 (0.13) 0.04 (0.15) weniger Arbeitszeit (Ref. gleiche Arbeitszeit) 0.17 (0.14) 0.16 (0.15) 0.16 (0.15) 0.09 (0.16) mehr Arbeitszeit 0.23 (0.15) 0.33+ (0.17) 0.22 (0.15) 0.24 (0.17) Arbeitszeit: k.A. -0.28 (0.31) -0.12 (0.32) Homeoffice 0.42+ (0.23) 0.69*** (0.14) 0.38 (0.24) 0.65*** (0.15) Landwirtschaft (Ref. Rohstoffgew., Prod., Fertig.) 0.96+ (0.55) -0.77 (1.08) Bau/Architektur/Geb.technik -0.59 (0.50) -0.46 (0.53) Naturwiss./Geo/Informatik 1.18*** (0.28) 0.64+ (0.33) Logistik/Verkehr 0.06 (0.38) -0.39 (0.52) Kaufmänn. Dienste 0.28 (0.32) 0.38 (0.36) Verwaltung/ 0.55* (0.24) 0.42 (0.27) Gesundheit/Soziales 1.22*** (0.25) 0.91** (0.28) Wissenschaft/Kunst 1.00** (0.32) 0.30 (0.36) Beruf: k.A. -0.43 (0.30) 0.06 (0.30) Konstante -0.78+ (0.44) -1.58** (0.51) -0.57 (0.45) -1.42** (0.52) -0.74 (0.46) - (0.54) -1.17* (0.49) - (0.57) 1.98*** 2.20*** N 1765 1765 1765 1765 1765 1765 1765 1765 Chi2 31.42 59.33 41.93 64.28 48.96 91.36 108.80 106.33 Pseudo-R2 0.02 0.04 0.02 0.04 0.03 0.06 0.06 0.08 p 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 Note: Standardfehler in Klammern, Signifikanzniveau: + p < 0.10, * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001 Quelle: NEPS-SC6 SUF und Konsortialdaten, eigene Analysen, ungewichtete Daten. LIfBi Working Paper Nr. 94, 2021 Seite 23
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