Qualitätsstandards für Männer*schutzeinrichtungen - Familienportal am KIT
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Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz Erna-Berger-Str. 17 E-Mail: 01097 Dresden info@maennergewaltschutz.de Telefon: Web: 0049-351-27566889 www.maennergewaltschutz.de Qualitätsstandards für Männer*schutzeinrichtungen Nummer 1 der Publikationsreihe Männer*gewaltschutz Erarbeitet von: Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz Jana Peters, Dr. Anne-Marie Gallrein, Enrico Damme, Frank Scheinert, Jörg Gakenholz, Torsten Siegemund Erstellung: Februar 2021 * Wir berücksichtigen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.
Inhalt Vorwort 2 1. Definition Häusliche Gewalt 3 2. Ausgangslage und aktuelles Hilfesystem bei Gewalt gegen Männer* 5 2.1 Datenlage 5 2.2 Bestandsbeschreibung 6 3. Grundsätze für die Arbeit in Männer*schutzeinrichtungen 6 4. Qualitätsstandards für Männer*schutzeinrichtungen 9 4.1 Strukturqualität 11 4.2 Prozessqualität 14 4.2.1 Kernprozess 14 4.2.2 Steuerungsprozesse 16 4.2.3 Unterstützungsprozess 17 4.3 Ergebnisqualität 19 Schlusswort 21 Abkürzungsverzeichnis 22 Quellenverzeichnis 23 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 1
Vorwort Auch wenn es bisher in der Gesellschaft Männer*schutzeinrichtungen. Die Stan- weniger wahrgenommen wird, so ist den- dards wurden mit den Schutzprojekten noch festzuhalten: Männern* kann im des Männernetzwerk Dresden e. V. sowie häuslichen Umfeld bzw. innerhalb enger des LEMANN e. V. reflektiert und dienten sozialer Beziehungen Gewalt widerfah- als Diskussionsgrundlage. Die BFKM ent- ren. Männer*schutzeinrichtungen bieten wickelte diese Standards in Zusammen- in derartigen Krisensituationen betrof- arbeit mit den Schutzeinrichtungen der fenen Männern* vorübergehend Wohn- Träger LEMANN e. V., Männernetzwerk raum und Schutz. Zudem ermöglichen Dresden e. V., MännerWohnHilfe e. V. (Ol- sie es ihnen die Probleme anzugehen denburg), Sozialberatung Stuttgart e. V. oder die gewaltbelastete Beziehung zu und Weissenberg e. V. (Plauen) weiter. verlassen. Lange Zeit war der im Jahr 2000 gegründete und ehrenamtlich be- Die nachfolgend ausgearbeiteten Quali- triebene „Männerwohnraum für Krisen- tätsstandards für Männer*schutzeinrich- situationen“ in Oldenburg bundesweit die tungen haben zum Ziel, Grundlagen für einzige Männer*schutzeinrichtung. Dann eine bedarfsgerechte Unterstützung von gelang es ab 2016 in Sachsen, ein von gewaltbetroffenen Männern* und derer der Landesregierung gefördertes Pilot- Kinder (z. B. Schutz vor weiterer Gewalt, projekt für drei Männer*schutzwohnun- leichter Zugang zum Hilfesystem, Mög- gen zu starten. Das Bundesministerium lichkeiten der Aufarbeitung) zu definie- für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ren. Sie sollen interessierten Trägern (BMFSFJ) unterstützt nun seit Oktober als Arbeitsgrundlage dienen, wenn neue 2019 die bundesweite Errichtung wei- Männer*schutzeinrichtungen aufgebaut terer Männer*schutzeinrichtungen und werden. Auch bestehende Einrichtun- fördert dazu die Bundesfach- und Ko- gen können die Qualitätsstandards he- ordinierungsstelle Männergewaltschutz ranziehen, um eigene Arbeitsprozesse (BFKM). Ein bundesweites Netzwerk von bzw. Qualitätsentwicklungen zu reflek- Männer*schutzeinrichtungen ermög- tieren. Zeitgleich sind es Empfehlungen licht zukünftig, dass betroffene Männer* an Politik und Verwaltung zur Förderung deutschlandweit immer besser Unter- adäquater Unterstützungseinrichtungen. stützung erfahren. Sie sind teilweise angelehnt an die Qua- litätsempfehlungen für Frauen*häuser Die in Sachsen 2017 zuständige Lan- und Fachberatungsstellen für gewaltbe- 1 Frauenhauskoordi- desfachstelle Männerarbeit Sachsen er- troffene Frauen*. 1 nierung e. V. 2014 arbeitete seinerzeit erste Standards für 2 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
1. Definition Häusliche Gewalt Abbildung 1: „Rad der Gewalt“, entwickelt vom Domestic Abuse Intervention Project6 – eigene Darstellung Gewalt ist „der absichtliche Gebrauch von weise Partnern vorkommen, unabhängig angedrohtem oder tatsächlichem körper- davon, ob der Täter beziehungsweise die lichen Zwang oder physischer Macht ge- Täterin denselben Wohnsitz wie das Opfer gen die eigene oder eine andere Person, hat oder hatte.“3 Täter*innen können auch 2 Weltgesundheits- gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, dem sozialen Nahraum entstammen; organisation 2003, S. 6 die entweder konkret oder mit hoher Spezialfälle sind u. a. Zwangsheiraten. Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, Weitere Beziehungskonstellationen wie 3 vCouncil of Europe psychischen Schäden, Fehlentwicklun- Gewalt zwischen Geschwistern, Gewalt 2011, S. 5 gen oder Deprivation führt.“2 Häusliche von Eltern gegen ihre Kinder oder umge- 4 Vgl. Eidgenössi- Gewalt bezeichnet „alle Handlungen kör- kehrt werden ebenso zu häuslicher Ge- sches Büro für die perlicher, sexueller, psychischer, (sozia- walt gezählt.4 Betroffene wie Ausführen- Gleichstellung von ler) oder wirtschaftlicher Gewalt, die in- de von häuslicher Gewalt stammen aus Mann und Frau 2014, S. 3 nerhalb der Familie oder des Haushalts allen Schichten, Altersgruppen, sexuellen oder zwischen früheren oder derzeitigen Orientierungen, sie gehören unterschied- 6 Paymar; Pence Eheleuten oder Partnerinnen beziehungs- lichsten Konfessionen und Ethnien an. 1993 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 3
Hauptmerkmale häuslicher Gewalt sind „Opfer häuslicher Gewalt empfinden ihre Situation oftmals als ausweglos: die emotionale Bindung zwischen Betroffenen und Täter*in, Wo sie Geborgenheit erwarten, er- die oftmals gemeinsame Wohnung, leben sie Gewalt, denn der Täter ist in der die Gewalt passiert, oder war ein geliebter Mensch. die Verletzung der körperlichen und/ Bedrohung, Isolation und Kontrol- oder psychischen Integrität durch le durch den gewalttätigen Partner angedrohte oder ausgeübte Gewalt, verunsichern und erschüttern das zumeist der längere Zeitraum, in dem Selbstwertgefühl. die Gewalt stattfindet, wobei sich oft Häufig sind Kinder betroffen; deshalb die Intensität steigert, und geht mit allen Folgeentscheidungen das vorhandene Machtgefälle zwi- häufig die Sorge einher, den Kindern 5 Vgl. ebd., S. 2 schen Betroffenen und Täter*in, wel- „einen Elternteil wegzunehmen“, falls ches in gewaltvollen Beziehungen zu man sich zur Trennung entschließt. 7 Weißer Ring e. V. 2010 Dominanz, Kontrollverhalten und da- Oftmals bestehen finanzielle Ab- durch zu Gewalt führt. 5 hängigkeiten zwischen Opfer und Täter (…).“7 Folgen häuslicher Gewalt 8 Gloor; Meier 2010, Häusliche Gewalt ist strafbar Ausbildung oder sexuellen Problemen8. S. 31 f. (§ 1 GewSchG, §§ 174 bis 241 StGB). Sie Dabei gilt „je stärker das Ausmaß an 9 Ebd., S. 32 stellt eine schwerwiegende Menschen- erlittener Gewalt, desto größer die Be- und Grundrechtsverletzung mit gravie- schwerden“9. Soziale und finanzielle 10 Vgl. Eidgenös- renden Folgen für die physische und Folgen sind ebenfalls nicht auszuschlie- sisches Büro für psychische Unversehrtheit der Betroffe- ßen, z. B. Stigmatisierung durch das so- die Gleichstellung von Mann und Frau nen dar. Gesundheitliche Schäden wie ziale Umfeld, sozialer Rückzug bis hin 2014, S. 6 blaue Flecken, (Gesichts-) Verletzungen zu Isolation, finanzielle Schwierigkeiten und Prellungen, Übelkeit, Erbrechen, Un- durch eine Trennung, ggf. Wohnungs- 11 Sauermost 2010, terleibschmerzen und Genitalverletzun- losigkeit. Außerdem können aus einer S. 87 gen, Verstauchungen und Brüche oder Scheidung aufenthaltsrechtliche Fol- bei schwangeren Personen Schwanger- gen für Menschen mit Migrationshinter- schaftsbeschwerden und Fehlgeburten, grund resultieren.10 können durch körperliche Gewalt auftre- ten. Es besteht die Gefahr dauerhafter Kinder sind in Gewaltbeziehungen in körperlicher Schäden und chronischer der Regel mitbetroffen. Auch in Fällen, Schmerzen. Mögliche seelische und in denen Kinder nicht selbst Geschä- psychosomatische Folgen sind Ängs- digte sind, sondern „nur“ Zeug*innen te bis hin zu Panikattacken, geringeres von häuslicher Gewalt werden, stellt Selbstwertgefühl, Scham- und Schuld- das Miterleben von Gewalthandlun- gefühle, Niedergeschlagenheit bis zu gen eine existentielle, emotionale und Depressionen und Suizidalität, Schlaf- psychische Überforderungssituation störungen, Albträumen, Suchtmittel- mit weitreichenden Folgen dar. „Viele missbrauch, Essstörungen, Gedächt- haben Angst, sind entsetzt und fühlen nis- und Konzentrationsschwierigkeiten sich schuldig“11. Einige versuchen, den sowie Problemen bei der Arbeit bzw. betroffenen Elternteil zu schützen oder 4 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
zu trösten. Sie benachrichtigen die Poli- und einem aggressiven Verhaltens- zei oder Nachbarn und bringen jüngere stil“13 sein. Erwachsene, die von häus- Geschwister in Sicherheit. Sie werden licher Gewalt betroffen sind oder Ge- 12 Ebd., S. 89 aktiv. walt ausüben, haben oftmals bereits im 13 Ebd., S. 89 Kindesalter Gewalterfahrungen machen Andere häufige Folgen von miterlebter müssen.14 Diese Liste der aufgeführten 14 Vgl. Eidgenös- Gewalt bei Kindern richten sich eher Folgen ist unvollständig und ließe sich sisches Büro für die Gleichstellung nach Innen. Dazu zählen Angst, Erstar- noch erheblich verlängern. von Mann und Frau ren bis Verstummen und Hilflosigkeit, 2020, S. 6 Sorge um den betroffenen Elternteil Häusliche Gewalt ist in der Regel kein und Anhänglichkeit an diesen, ständi- einmaliges Ereignis, sondern wieder- ge Alarmbereitschaft in (auch geringe- holt sich. Zumeist ist professionelle Hil- ren) Bedrohungssituationen, Ein- und fe unerlässlich, wenn Betroffene dieser Durchschlafschwierigkeiten, Albträume, Gewaltspirale entkommen wollen. Um Einnässen oder Einkoten, Gefühlskälte ein bestmöglichstes Unterstützungsan- oder anderweitige heftige, ungewohnte gebot gewährleisten zu können, müs- Emotionsausdrücke12. Der Kontakt mit sen gewisse Rahmenbedingungen und anderen Kindern kann sich schwieriger Standards geschaffen und eingehalten gestalten und kann „geprägt (...) von werden. stereotypen Geschlechtsrollenbildern 2. Ausgangslage und aktuelles Hil- fesystem bei Gewalt gegen Männer* 2.1 Datenlage 2019 richteten sich bundesweit 19,0 % amt veröffentlichte Lagebild „Häusliche der Partnerschaftsgewalt gegen Män- Gewalt“ beinhaltet auch den sozialen ner*. Das sind 26.889 Männer*, die von Nahraum. 2019 betrug demnach der häuslicher Gewalt durch die (Ex-)Part- Männer*anteil unter den Betroffenen ab ner*in betroffen waren und dies zur poli- 18 Jahren in Sachsen 29,5 %.16 Die Zahl Vgl. Bundeskrimi- 15 zeilichen Anzeige brachten. Mit 81 % enthält auch häusliche Gewalt ausge- nalamt 2020, S. 6 richtet sich der wesentliche Großteil der hend von Männern* gegen Männer*. Landeskriminal- 16 Gewalt gegen Frauen* 15, dennoch kann amt Sachsen 2020 der Anteil von häuslicher Gewalt be- Die Zahlen bilden nur das Hellfeld ab, troffener Männer* nicht vernachlässigt das heißt, es werden nur Gewaltbetrof- werden. fene zahlenmäßig ausgewiesen, die vorwiegend wegen (schwerer) Körper- Partnerschaftsgewalt ist nur ein Teil verletzung sowie Bedrohung, Stalking von häuslicher Gewalt. Das jährlich und Nötigung die Polizei hinzugezogen durch das sächsische Landeskriminal- haben. Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 5
2.2 Bestandsbeschreibung Im Oktober 2020 gab es in Deutschland (Oktober 2020) in keinem Bundesland neun Männer*schutzeinrichtungen. Die- eine Regelförderung vorgesehen. In se Gewaltschutzprojekte befinden sich Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sach- in Oldenburg, Leipzig, Dresden, Stutt- sen werden die Projekte als Pilot- bzw. gart, Plauen, Nürnberg, Augsburg, Düs- Modellprojekte gefördert. In der Erpro- seldorf und Köln, mit deutschlandweit bungsphase werden Sie evaluiert, um insgesamt 27 Plätzen für gewaltbetrof- im Anschluss über eine Regelförderung 17 Vgl. Bundesfach- fene Männer* und ihre Kinder.17 zu entscheiden. In Oldenburg und Stutt- und Koordinierungs- gart werden die Männer*schutzeinrich- stelle Männerge- waltschutz 2020 Die Rahmenbedingungen zur Förderung tungen über die jeweiligen Städte und von Männer*schutzeinrichtungen sind in Landkreise gefördert. In den meisten den einzelnen Bundesländern und regio- Bundesländern ist perspektivisch eine nal sehr unterschiedlich. In den jeweils Mischfinanzierung von Landes- und geltenden Richtlinien zur Förderung kommunaler Förderung geplant. von Gleichstellungsprojekten ist aktuell 3. Grundsätze für die Arbeit in Männer*schutzeinrichtungen Die Arbeit in Schutzeinrichtungen ver- Hilfen bei den notwendigen Aktivitäten pflichtet sich dem Recht auf Leben und zur sozialen, wirtschaftlichen und recht- körperliche Unversehrtheit: Jede*r hat lichen Absicherung. Weiterhin werden ein Recht auf ein gewaltfreies Leben. Die- betroffene Männer* bei Bedarf zu Äm- se Verpflichtung erfordert die Beachtung tern, Behörden und Gerichten begleitet. folgender Grundsätze, welche die Arbeit Ein Grundsatz für die Unterstützungsan- in Männer*schutzeinrichtungen prägen: gebote ist, dass die Männer* selbstbe- stimmt entscheiden, statt Abhängigkei- ten zu schaffen. Bedarfsgerechte Angebote Um individuelle und situationsgemä- Niedrigschwelligkeit ße Hilfen anbieten zu können, ist ein vielfältiges, professionelles Unterstüt- Da häusliche Gewalt für die Betroffenen zungsnetzwerk mit Beratungs-, Beglei- meist schambesetzt ist und die „Opferrol- tungs- und Unterbringungsmöglich- le“ für Männer* gesellschaftlich tabuisiert keiten, medizinischer Versorgung und wird, ist es umso wichtiger, Hilfeangebote rechtlichem Beistand unerlässlich. niedrigschwellig zu gestalten. Ziel ist es, dass Männer* sich in ihrer Hierzu zählt die gesellschaftliche Aufklä- Situation verstanden und angenommen rung über die Thematik sowie deren Ent- fühlen. Dazu zählen die Kriseninter- tabuisierung. Niedrigschwellig heißt auch, vention sowie die Informationen und verschiedene Hilfeangebote zur Hand zu 6 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
Übersicht der Träger18 Träger/Kontakt Ort Eröffnung Kapazität Finanzierung MännerWohnHilfe Oldenburg Mrz. 2000 2 Plätze + ggf. Spenden; Bezuschussung durch e. V. Kinder kommunale Förderung seit 2020 LEMANN e.V. Leipzig Feb. 2017 3 Plätze + ggf. als Pilotprojekt vom Freistaat Kinder Sachsen gefördert Männernetzwerk Dresden Feb. 2017 3 Plätze + ggf. als Pilotprojekt vom Freistaat Dresden e.V. Kinder Sachsen gefördert Sozialberatung Stuttgart Okt. 2017 2 Plätze + ggf. kommunale Regelförderung Stuttgart e.V. 1 Kind Weissenberg e.V. Plauen/ Jan. 2019 3 Plätze + ggf. als Pilotprojekt vom Freistaat Vogtland Kinder Sachsen gefördert Riposo - Caritas Nürnberg Dez. 2019 4 Plätze + ggf. gefördert vom Freistaat Bayern Nürnberg e.V. Kinder Adami - SKM e.V. Augsburg Jan. 2020 2 Plätze + ggf. gefördert vom Freistaat Bayern Augsburg Kinder Freiraum - SKM Düsseldorf Jun. 2020 4 Plätze + ggf. gefördert vom Land Nordrhein- gGmbH Düsseldorf Kinder Westfalen Freiraum – SKM Köln Jul. 2020 4 Plätze + ggf. gefördert vom Land Nordrhein- Köln e.V. Kinder Westfalen 18 Ebd. Stand: Februar 2021 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 7
haben, die schnell und unbürokratisch ak- arbeitenden der Schutzeinrichtung dazu, quiriert werden können, gendersensibel auch ohne oder gegen den Willen des be- und unabhängig von Einkommen, Her- troffenen Mannes* Informationen an Drit- kunft, Religion und sexueller Orientierung te weiterzuleiten. Dies ist nur erlaubt, wenn sind. Weiterhin muss die Kontaktaufnah- es Hinweise dafür gibt, dass der Betroffe- me zur Einrichtung durch verschiedene ne bereits eine Straftat begangen hat oder Zugangsmöglichkeiten wie eine einrich- äußert, dass es dies plant. Dann dient „die tungsübergreifende Hilfshotline, die Er- Datenweitergabe dazu (…), eine konkrete reichbarkeit der Einrichtung per Telefon, und erhebliche Gefahr für die körperliche Mail oder persönlich durch eine gute Ver- Unversehrtheit von (Ex-)Partner*in bzw. kehrsanbindung möglich sein. Kindern abzuwenden. In jedem Einzelfall ist eine Rechtsgüterabwägung vorzuneh- 19 BAG TäHG e. V. men.“19 Das bedeutet, das Risiko der Da- 2018, S. 17 Schutz und Anonymität tenweitergabe mit dem Risiko für Leib und Leben anderer abzuwägen. Der Schutz der Männer* vor Gewalt ist zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die Sicherheit der Männer* und deren Kinder Autonomie und zu verbessern. Dabei ist maßgebend, Selbstbestimmungsrecht dass der Standort der Männer*schutz- einrichtungen anonym bleibt. Besuche Die Männer* sind frei in ihrer Entschei- in der Wohnung sind grundsätzlich dung bezüglich der Art der Hilfen. Gleich- nicht gestattet. Ausnahmen können im sam können die Männer* über den Ort frei Einzelfall vereinbart werden. Es gibt Ab- wählen – vorausgesetzt eine Hilfeleis- sprachen mit Behörden, vor allem dem tung ist ansässig und aktuell verfügbar. Sozialamt, Jobcenter, Krankenkassen Sie werden über mögliche Hilfeangebote und der Polizei zur Wahrung der Anony- informiert und gemeinsam mit Mitarbei- mität. Um die Sicherheit innerhalb der tenden wird der Hilfeprozess geplant. Es Wohnung zu gewährleisten, werden alle gilt das Wunsch- und Wahlrecht. Bewohnenden vor Einzug über geltende Sicherheitsvorkehrungen informiert und Die Eigenverantwortung der Männer* soll zur Einhaltung verpflichtet. und darf nicht eingeschränkt werden. Da- her ist es die Aufgabe der Mitarbeitenden, den Bewohnenden so viel Hilfe wie nötig, Verschwiegenheit und aber auch so wenig wie möglich anzu- Offenbarungsbefugnis bieten. Verpflichtende Maßnahmen (z. B. Ordnung innerhalb der Wohnung oder Die Mitarbeitenden der Schutzeinrichtung regelmäßige Gesprächstermine) sind in unterliegen grundsätzlich der gesetzli- einer Nutzungsvereinbarung geregelt. chen Schweigepflicht nach § 203 StGB. Zur Weitergabe von Daten bedarf es einer schriftlichen Einwilligung der Betroffenen Zeitlich befristete Unterstützung (Schweigepflichtentbindung). Diese re- gelt, welche Informationen an wen über- Während der Unterbringung werden die mittelt werden dürfen. Außerdem enthält gewaltbetroffenen Männer* durch Fach- sie eine Belehrung zum persönlichen Wi- personal unterstützt und begleitet. Zeit- derrufsrecht. lich befristete Unterstützung heißt, dass Männer* – und bei Bedarf deren Kinder – Aus § 34 StGB ergibt sich eine Offenba- für bis zu drei Monate die Männer*schutz- rungsbefugnis. Diese berechtigt die Mit- einrichtung nutzen können. In Einzelfällen 8 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
kann dieser Zeitraum entsprechend ver- längert werden. Ein früherer Auszug ist Grundhaltung der jederzeit möglich. Mitarbeitenden In den Einrichtungen für Männer*schutz Solidarität arbeiten sozialpädagogisch qualifizierte Mitarbeitende. Grundlagen für die Arbeit Die Männer*schutzeinrichtung positio- sind eine respektvolle und empathische niert sich nach innen und nach außen Begegnungsqualität, ein professionelles gegen jede Form von Gewalt und Diskri- Nähe-Distanz-Verhältnis wie auch selbst- minierung von Männern*, Frauen* und reflexives Handeln. Kindern. Sie unterstützt die betroffenen Männer* und ihre Kinder bei der Bewäl- Interdisziplinärer Arbeitsansatz tigung der Situation durch Schutz, Un- terbringung, Beratung und Begleitung. Um adäquat auf die Situation der Män- Die Mitarbeitenden der Gewaltschutz- ner* reagieren und vielfältige Unterstüt- einrichtung haben eine kritisch-solida- zung bieten zu können, sind Koopera- rische Einstellung zu den betroffenen tionen mit themennahen Einrichtungen Männern*. notwendig, vor allem mit regionalen Leistungsanbietern und interdisziplinä- ren Männer*beratungsnetzwerken. Ressourcenorientierung Um einrichtungsübergreifend arbeiten zu Die gewaltbetroffenen Männer* werden können, beteiligen sich die Akteur*innen ganzheitlich mit all ihren Stärken, Fähig- des Männergewaltschutzes an Arbeits- keiten und Fertigkeiten wie auch Entwi- kreisen und Netzwerken gegen Häusliche cklungsbedarfen und Ambivalenzen ge- Gewalt. Interdisziplinäre Fallkonferenzen sehen. Die Hilfen der Schutzeinrichtung werden bei Bedarf, z. B. bei hohem Ge- richten sich nach den persönlichen Hand- fährdungsrisiko für den Betroffenen oder lungs- und Entscheidungsspielräumen die Mitarbeitenden durch den/die Tä- des Betroffenen. ter*in, und mit Einwilligung des Betroffe- nen durchgeführt. 4. Qualitätsstandards für Männer*schutzeinrichtungen Männer*, die häusliche Gewalt erfahren aufgeführt, welche die Unterstützungsleis- haben, sowie ihre Kinder haben sehr unter- tung optimieren. Sie sollten bei besserer Fi- schiedliche Unterstützungsbedarfe. Die nanzierungssituation bereitgestellt werden. folgenden Minimalstandards stellen An- forderungen an die Bereitstellung von Res- Die formulierten Anforderungen werden sourcen für Männer*schutzeinrichtungen den drei in Fachdiskussionen gängigen dar, die eine professionelle und individuelle Qualitätsdimensionen Struktur-, Prozess- 20 Vomberg 2010; Arbeit dieser ermöglichen soll. Zudem wer- und Ergebnisqualität zugeordnet (siehe Frauenhauskoordi- nierung e. V. 2014 den an einigen Stellen ergänzende Faktoren Abbildung 2).20 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 9
Abbildung 2: Grundsätze und Qualitätsstandards für Männer*schutzeinrichtungen – eigene Darstellung Strukturqualität definiert sich we- Güte der erbrachten Dienst- bzw. sentlich über die materiellen (z. B. Hilfeleistung, d. h. die Wirkungen räumliche und technische Ausstat- und Veränderungen, die durch tung) und personellen Ressourcen Männer*schutzeinrichtungen er- (z. B. Anzahl und Ausbildung der Mit- zielt werden. Indikatoren dafür arbeiter*innen) der Männer*schutz- sind die Zufriedenheit der und der einrichtungen. Sie umfasst darüber Nutzen für die betreuten Männer*, hinaus die Zugangsbedingungen sowie entstehende Mehrwerte für zur Einrichtung. Kooperationspartner*innen und Prozessqualität beschreibt die Art die Gesellschaft. und Weise, wie Arbeitsprozesse (z. B. beratende und verwaltende Die drei Qualitätsdimensionen bedingen Tätigkeiten) in den Männer*schutz- sich gegenseitig; so bilden z. B. hohe einrichtungen ablaufen. Struktur- und Prozessqualität eine Basis Ergebnisqualität beschreibt die für gute Ergebnisse. 10 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
4.1 Strukturqualität Zielgruppe Speicherung von personenbezogenen Daten sowie Inhalten der Beratungen Die Hilfen der Männer*schutzeinrichtung bedarf einer schriftlichen Einwilligung. können volljährige Männer* erhalten, die Eine Weitergabe dieser sensiblen Daten von physischer, psychischer, sexueller, öko- an Dritte erfolgt ausschließlich zweck- nomischer und/oder sozialer häuslicher gebunden für den Betroffenen und mit Gewalt betroffen oder akut bedroht sind. seiner ausdrücklichen Einwilligung. Mit einem präventiveren Ansatz arbeitende Handakten befinden sich in einem ab- Schutzeinrichtungen nehmen auch Män- schließbaren Schrank. Der digitale Spei- ner* aus hochstrittigen, aber noch nicht cherort der Daten ist durch ein sicheres zwangsläufig gewalttätigen Beziehungs- Passwort verschlüsselt. Die Speicherung konstellationen auf, um Deeskalation und der personenbezogenen Daten erfolgt konstruktive Lösungen vorsorglich zu er- pseudonymisiert. Die entschlüsselnde möglichen, wie beispielsweise der Män- Liste der Abkürzungen ist separat und nerWohnHilfe e. V. in Oldenburg. durch ein Passwort geschützt abgelegt. Nach Ende der Hilfemaßnahme werden Ausschlusskriterien:21 personenentschlüsselnde Daten wie Na- 21 Peters 2019, S. 92 men und zuordenbare Abkürzungslisten Minderjährigkeit gelöscht (Art. 17 Abs. 1a DSGVO). Für unselbstständige Männer* (Versor- statistische Erhebungen werden anony- gung, Haushalt) misierte Daten zu Alter, Herkunft, Anzahl uneinsichtig gewalttätige Männer* der Kinder, Aufenthaltsdauer, Gewalt- Männer*, bei denen eine Hilfe durch form u. ä. weiterhin gespeichert. die Schutzeinrichtung unmöglich ist, z. B.: Auch innerhalb der Einrichtung sind So- • mit ausgeprägter Suchtproble- zialdaten Unbefugten strikt vorzuent- matik, halten. Mitarbeitende sind bezüglich der • mit psychischen und anderen Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse seelischen Erkrankungen, nach § 67 SGB X zur Verschwiegenheit • mit einer mittleren bis schweren verpflichtet. Diese stehen nach § 35 Abs. geistigen Behinderung 4 SGB I den Sozialdaten gleich. Die Pflicht Männer*, die von langfristiger Ob- zur Verschwiegenheit gilt auch nach Been- dachlosigkeit betroffen oder bedroht digung des Arbeitsverhältnisses. sind Männer*, die in ein Zeugenschutz- programm aufgenommen werden Zeitliche Ausstattung/ sollen Erreichbarkeit Die BFKM geht von einem minimalen Datenschutz Personalschlüssel von 0,75 VzÄ pro drei Plätzen aus, wie zum Zeitpunkt der Be- Die Männer*schutzeinrichtungen unter- fragung (2020) in den deutschen Män- liegen grundsätzlich den aktuellen Richt- ner*schutzeinrichtungen im Durchschnitt linien des Datenschutzes (DSGVO). Die gegeben. Die Arbeit umfasst Beratung Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 11
und Begleitung, Verwaltung und teilweise Soziale Arbeit oder Diplomsozialpä- geschäftsführende Aufgaben. dagogik), ggf. Erfahrungen in (Män- ner*-)Beratung und/oder Spezifi- Optimal ist der Zugang zu den Män- zierung auf die Thematik häusliche ner*schutzeinrichtungen an sieben Ta- Gewalt. Besonders zu berücksichti- gen in der Woche rund um die Uhr ge- gen sind zurückliegende eigene Be- währleistet. Mit minimal gegebenen troffenheit von häuslicher Gewalt personellen Ressourcen bedeutet Hilfe, und ein reflektierter Umgang damit. dass die Männer* schnellstmöglich nach Geschäftsführende Aufgaben: Anrufeingang (werktags in der Arbeitszeit berufsspezifisches (Fach-)Hoch- innerhalb von einer Stunde, außerhalb schulstudium mit Kompetenzen im Abbildung 3: Männer*beratungsraum dieser Zeiten spätestens bis zehn Uhr am Bereich Sozialmanagement. nächsten Arbeitstag) von den zuständi- Verwaltungsaufgaben: Kompeten- gen Mitarbeitenden kontaktiert werden. zen im Bereich Finanz- und Projekt- Innerhalb von maximal drei Tagen findet management dann ein Beratungsgespräch statt. Mitarbeitende der Männer*schutz- einrichtung werden tarifgebunden gemäß Einstufung nach Qualifikation Personelle Ausstattung und Erfahrung entlohnt. Durch unbefristete Arbeitsverträge In der Arbeit mit krisenbelasteten Men- (wünschenswert) werden Mitarbei- schen ist qualifiziertes Personal, welches tende langfristig gebunden und unterschiedliche und interdisziplinäre finanziell abgesichert. Leistungen anbieten kann, unerlässlich. Optional gelten vier Stunden telefo- Diese Angebotsvielfalt kann unter einem nische Bereitschaft außerhalb der Dach ansässig sein oder aber durch Ko- werktägigen Arbeitszeiten als eine operationen mit anderen Fachdiensten geleistete Arbeitsstunde. abgedeckt werden. Das Fachpersonal kann von eh- renamtlich Mitarbeitenden, stu- Beratung/Intervention: sozialpäda- dentischen Hilfskräften und Prak- gogisch qualifiziertes Fachperso- tikant*innen unterstützt werden, nal mit berufsspezifischem (Fach-) sofern diese vom Fachpersonal Hochschulstudium (B.A. bzw. M.A. angeleitet werden. Bei fachlicher 12 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
Eignung ist eine vergleichbare Ent- Ein eingebauter Querriegel und/oder scheidungs- und Handlungskom- ein digitaler Spion vor der Tür. petenz möglich. Dabei müssen Die Polizei führt vor Eröffnung der Begleitung und Betreuung stets Einrichtung eine Sicherheitsinspek- sichergestellt sein. tion durch. Eine professionelle Beratung bedarf Kindern steht dem Alter entspre- ausreichend Zeit sowie Qualität in chend ein eigenes Kinderzimmer zur Ausbildung und Methodenvielfalt. Verfügung. Trägerinterne Evaluation und Quali- In jedem Bundesland ist mindestens tätsmanagement gehören dazu. eine Schutzeinrichtung barrierefrei zugänglich für Männer* oder deren Weiterhin sollten zusätzliche Stellenka- Kinder mit Behinderung. pazitäten für Netzwerk-, Präventions- und Die technischen Geräte innerhalb der Sensibilisierungsarbeit eingeräumt wer- Wohnung sind in einem gut funktio- den. Überregional werden die Reichweite nierenden, zeitgemäßen Zustand. und Wirksamkeit durch die Mitarbeit in bundesweiten Netzwerken erhöht. Räumliche und sachliche Aus- stattung der Beratungsräume Räumliche und sachliche Aus- stattung der Schutzeinrichtung Büro und Beratungsräume des Projektes sind räumlich von der Männer*schutzein- Als Minimum gilt: Die Männer*schutz- richtung getrennt; in einem anderen Haus wohnungen sind voll eingerichtet – ansässig, so dass die Adresse der Unter- wohnlich, zweckmäßig und für die kunft anonym bleibt. Die Beratungsräume Selbstversorgung ausgelegt. Neben Kü- sind gut erreichbar und freundlich gestal- che, Bad und Gemeinschaftsraum steht tet. Sie dienen für Beratungen vor, während jedem Mann* ein eigener Rückzugsraum oder nach dem Aufenthalt in der Män- zu. Die Kinder wohnen in der Regel im ner*schutzeinrichtung. Raum des Vaters*. Im Gemeinschaftsbe- reich gibt es eine Ecke mit Spielzeug für Die Arbeitsplätze im Büro sind komplett Kinder. Außerdem sind ein Computer, ein ausgestattete, die technischen Voraus- Drucker und ein Fernseher sowie Internet setzungen (Telefon, Drucker, PC, usw.) und ein Festnetztelefon zur gemeinsa- sind vorhanden. Für telefonische Bereit- men Nutzung vor Ort zugänglich. schaftszeiten steht ein Diensthandy zur Verfügung. Es gibt einen Raum für Mitar- In der Wohnung sind Haus- und Brand- beiter*innengespräche. schutzordnung sichtbar angebracht. Die Wohnung ist nach dem Sicherheitskon- zept mit einem Sicherheitsschloss ge- Fortbildung der Mitarbeitenden sichert. Die Zimmer der Bewohner* sind abschließbar. Außerdem befindet sich Die Mitarbeitenden der Männer*schutzein- jeweils ein Safe für Wertsachen in je- richtung erhalten zeitlich und finanziell die dem Schlafzimmer. Die Männer*schutz- Möglichkeit, sich kontinuierlich in einschlä- einrichtung ist mit den öffentlichen Ver- gigen Bereichen fortzubilden, um stets kehrsmitteln gut erreichbar. über Wissen zu aktuellen Entwicklungen und wissenschaftlichen Forschungsergeb- Als optimal gilt zusätzlich folgender Aus- nissen zu verfügen. Themen können u. a. stattungsstandard für Schutzeinrichtun- Beratung, Traumata, psychische Krankhei- gen: ten oder Hochrisikomanagement sein. Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 13
4.2 Prozessqualität Die folgenden Standards beschreiben Beratung und Betreuung überhaupt erst Anforderungen an die eigentlichen ermöglichen (Steuerungs- und Unter- Beratungs- und Betreuungsprozesse stützungsprozesse, z. B. geschäftsfüh- (Kernaufgaben), und an Prozesse, die rende und verwaltende Aktivitäten). 4.2.1 Kernprozesse Grundlage der Arbeit ist die Unterstüt- der Situation des Mannes* einschätzen zung gewaltbetroffener Männer* und zu können, ist das Gespräch mit zwei deren Kinder durch die Aufnahme in die Mitarbeitenden zu führen. Männer*schutzeinrichtung sowie die Be- ratung und Begleitung durch professio- Ergebnis dieses Gesprächs kann sein, nell Handelnde. Folgende Schritte des dass der Betroffene Fallmanagements sind getrennt von- einander beschrieben, mit dem Wissen, die Aufnahme in die Männer*schutz- dass diese sich in der Praxis überlappen einrichtung wünscht, oder zeitlich versetzt stattfinden können. eine ambulante Männer*beratung be- vorzugt, die von der Unterbringung in der Schutzeinrichtung losgelöst ist, Kontaktaufnahme weitervermittelte Hilfen (z. B. Täter- oder Opferhilfe) in Anspruch neh- Die Kontaktaufnahme kann telefonisch, men möchte oder per Mail oder persönlich im Büro der Män- keine Hilfen durch die Män- ner*schutzeinrichtung stattfinden. Hier ner*schutzeinrichtung wünscht wird der Fall von einem Mitarbeitenden oder erhält (Ausschlusskriterien). fachlich eingeschätzt und ggf. ein zeit- naher Termin für ein persönliches Treffen (max. drei Tage nach Erstkontakt) verein- Aufnahme bart. Dabei ist die Erreichbarkeit der Ein- richtung (siehe 4.1) zu beachten. Wenn sich der betroffene Mann* für die Aufnahme in die Männer*schutzeinrich- tung entscheidet, von Seiten der Einrich- Vorgespräch tung die Aufnahmekriterien erfüllt sind und keine Ausschlusskriterien entge- Das Vorgespräch findet in einem unge- genstehen, wird er nach einem standar- störten Raum statt. Es beinhaltet die disierten Vorgehen (Aufnahmebogen) Aufnahme der Kontaktdaten des Man- aufgenommen. Dieses beinhaltet nes* sowie eine erste Situationsanalyse. Hier werden Möglichkeiten und Grenzen die Einschätzung der Gefährdung, der Hilfen innerhalb der Männer*schutz- der der Mann* ausgesetzt ist und/ einrichtung sowie alternative Angebote oder die von ihm ausgeht, besprochen und ggf. an solche Einrich- die Klärung des Bedarfs an Exis- tungen vermittelt. Um die Authentizität tenzsicherung, 14 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
den Umfang der benötigten Unter- arbeiten gemeinsam mit den Betroffe- stützung und nen Ziele mit entsprechenden Hand- ggf. den Umfang der medizinischen lungsschritten heraus und reflektieren Versorgung. bisherige Resultate. Wichtige Themen sind auch Wohnsituation, Finanzierung Außerdem wird der Aufenthalt vertrag- und Auszug. Methodisch arbeitet das lich durch einen Nutzungsvertrag ge- Fachpersonal gendersensibel in Form regelt. Optional bezahlt der Betroffene von Einzelberatung, Gruppensitzungen eine Kaution, um unregelmäßigen Miet- und Fallmanagement. zahlungen vorzubeugen oder durch den Mann* verursachte Sachschäden im Begleitung und Unterstützung: Die Mit- Nachgang zu begleichen. arbeitenden begleiten die Betroffenen bei Bedarf zu Behörden, Ämtern oder Die Aufnahme wird in geeigneter Form medizinischen/psychologischen Hilfe- dokumentiert. Kinder werden alters- einrichtungen. Wenn erforderlich, unter- entsprechend über alle notwendigen stützen sie auch bei der Vorbereitung Schritte und Regelungen informiert von Ämtergängen (z. B. durch gemein- sowie auch zu ihren Bedürfnissen und sames Ausfüllen von Anträgen). Bei ihrem Hilfebedarf befragt. Der Allge- spezifischem Beratungs- oder Unter- meine Soziale Dienst des zuständigen stützungsbedarf leiten die Mitarbei- Jugendamtes wird grundsätzlich hinzu- tenden den Mann* an entsprechende gezogen, um eine Begleitung des Pro- Kooperationspartner*innen und Fach- zesses zu gewährleisten. stellen (z. B. Psycholog*innen, Rechts- anwält*innen, etc.) weiter. Aufenthalt Alle relevanten Beratungs- und Unter- stützungsinhalte werden in geeigneter Schutz und Unterkunft: Die Wohnung Form dokumentiert. Eine anonymisierte bietet den Männern* anonymen und einrichtungsübergreifende Falldokumen- durch die im Sicherheitskonzept getrof- tation, die vierteljährlich an die BFKM fenen Maßnahmen einen geschützten übermittelt wird, ermöglicht eine bundes- Rückzugsraum. Durch grundlegende weit einheitliche, aktuelle Statistik. Ordnungs- und Verhaltensrichtlinien ist gewährleistet, dass sich jede*r in der Bei spezifischem Beratungs- oder Unter- Wohnung wohlfühlen kann. Die Rah- stützungsbedarf der Kinder betroffener menbedingungen sind so strukturiert, Männer* vermitteln die Mitarbeitenden dass sich die Männer* selbst versorgen diese mit Einverständnis des Vaters* und ihre Alltagsgestaltung selbststän- an entsprechende Kooperationspart- dig organisieren können. Bei Wunsch ner*innen und Fachstellen (z. B. Psy- oder Notwendigkeit finden (regelmä- cholog*innen, Jugendamt, Kinder- und ßige) Gruppengespräche statt, welche Jugendberatung). Hierbei steht immer das Zusammenleben in der Schutzein- das Kindeswohl im Vordergrund. Außer- richtung thematisieren und erleichtern dem bieten sie dem Vater* an, über die sollen. Gewaltbetroffenheit des Kindes, das Kindeswohl und individuelle Unterstüt- Beratung: Es werden wöchentliche Ge- zungsmöglichkeiten zu sprechen. sprächstermine durch das Fachpersonal angeboten. Diese Gespräche orientieren sich an den Bedürfnissen und Erwartun- gen der Männer*. Die Mitarbeitenden Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 15
Abschließend findet ein standardisiertes Auszug Gespräch statt, mit dem eine Evaluation und die Schlüsselübergabe sicherge- Der Auszug aus der Männer*schutzein- stellt wird. richtung wird gemeinsam vorbereitet. Dies beinhaltet beispielsweise die Unter- stützung bei der Wohnungssuche, beim Nachbetreuung Umzug oder bei der Existenzsicherung. Außerdem können auf Wunsch weiter- Den ehemaligen Bewohnenden der Män- führende Hilfen wie Beratungsstellen, ner*schutzeinrichtung wird das Angebot Familienhilfe oder Männer*gruppen ver- unterbreitet, sich auch nach dem Auf- mittelt werden. enthalt jederzeit melden zu können. Zu- dem wird angeboten, dass sich die Mit- Die vorzeitige Beendigung der Maßnah- arbeitenden der Schutzeinrichtung nach me durch den Träger ist ggf. nicht aus- einem einzeln abgesprochenen Zeitraum geschlossen. Ein Verstoß gegen die ver- bei den Männern* melden, um zu klären, traglich geregelte Nutzungsvereinbarung ob noch Unterstützungsbedarf im Sinne kann zur Abmahnung, zwei Abmahnun- einer Nachbetreuung besteht. gen zur fristlosen Kündigung der Verein- barung führen. 4.2.2 Steuerungsprozesse „Steuerungsprozesse sind Prozesse, die Sie stimmt die Arbeitsabläufe mit darauf abzielen, betriebliche Prozesse den Zielen der Männer*schutzein- in eine bestimmte Richtung zu lenken richtung ab, formuliert die Leistungs- um Soll-Ist-Abweichungen zu vermei- beschreibung der Einrichtung und 22 Vgl. Preis 2010, den oder zu korrigieren.“22 Hierzu zählen fördert die interne Zusammenarbeit. S. 21 geschäftsführende, verwaltende und Sie stellt sicher, dass genügend qua- qualitätsentwickelnde Aufgaben. lifiziertes Personal für die Erfüllung aller Aufgaben vorhanden ist. Das beinhaltet die Personalgewinnung Geschäftsführung und -entwicklung (Stellenausschrei- bung, jährliche Personalgespräche, Die geschäftsführende Leitung ob- die Anleitung von Praktikant*innen, liegt der Trägerschaft. Sie beinhaltet Dienst- und Fortbildungspläne der fachliche, organisatorische, personel- Mitarbeitenden). le und verwaltende Führung der Män- Sie koordiniert die Einarbeitung neu- ner*schutzeinrichtung. er Mitarbeitender. Das bestehende Fachpersonal des Schutzprojekts Sie stellt fachlich zum einen sicher, unterweist neue Mitarbeitende ins dass die Kernprozesse gemäß der Tagesgeschäft. Neben den Abläu- Konzeption der Männer*schutzein- fen innerhalb der Männer*schutz- richtung strukturiert und durchgeführt einrichtung, beinhaltet die Einar- werden; zum anderen sichert sie die beitung auch die Verwaltung und Weiterentwicklung der Konzeption Organisationsstruktur des Trägers, der Männer*schutzeinrichtung. die Qualität und Evaluation sowie 16 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
die Kontaktaufnahme zu Koopera- tionspartner*innen. Qualitätsentwicklung Sie trägt die Verantwortung für die Finanzierung der Männer*schutz- Die Ziele der Einrichtung werden regel- einrichtung. mäßig durch die Geschäftsführung und in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiten- den überprüft und konzeptionell weiter- Verwaltungsaufgaben entwickelt. Die Verwaltung obliegt ebenfalls dem Optional kann ein Qualitätszirkel initiiert Träger. Zur Verwaltung der Finanz- und werden. Dieser trifft sich kontinuierlich Sachmittel gehören Personalwesen, und arbeitet zu Themen der internen Buchführung, Vertragswesen, Anträge Qualitätsentwicklung. Außerdem können für Zuwendungen, deren Controlling Fragebögen an die ehemaligen Bewoh- und Nachweisführung sowie die Ver- ner* gesandt werden, um die Wirkung der waltung zusätzlicher Finanzmittel (z. B. Hilfemaßnahme zu evaluieren. Daraus Spenden) und die Bürokommunikation. gewonnene Erkenntnisse zu Änderungen Außerdem beinhaltet die Verwaltung die werden in der Männer*schutz-Arbeit um- Pflege und Wartung von Räumen, Tech- gesetzt. nik und Ausstattung. 4.2.3 Unterstützungsprozesse Unter Unterstützungsprozessen ver- Familie und Beruf sind vereinbar. steht man Aktivitäten, die „aus Kunden- sicht zwar nicht wertschöpfend, aber notwendig“23 zur Erfüllung des Kernpro- Supervision und kollegiale 23 Vgl. ebd., S. 20 zesses sind. Fallberatung Zur Gewährleistung qualitativen Arbei- Zufriedenheit der Mitarbeitenden tens bekommen die Mitarbeitenden durch regelmäßige kollegiale Fallbe- Mitarbeitende, die zufrieden sind, sind ratungen und Teamgespräche sowie motiviert und leistungsfähig. Daher ist durch Supervisionen Unterstützung. die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ein Der Fachaustausch mit anderen Män- wichtiges Grundkapital der Einrichtung. ner*schutzeinrichtungen und -bera- tungsangeboten fördert die fachspezi- Die Mitarbeitenden sind für ihre fische Vernetzung der Akteur*innen. Verantwortlichkeiten qualifiziert. Sie sind tariflich eingestuft und ent- sprechend entlohnt. Kooperationen, fachpolitische Kommunikationsstrukturen und und Vernetzungsarbeit gegen Verantwortlichkeiten für Aufgaben Gewalt sind klar geregelt und transparent. Es herrscht ein wertschätzendes, Der fachliche Austausch aller Akteur*in- unterstützendes und anerkennen- nen der Männer*schutzeinrichtungen ist des Arbeitsklima. sehr wichtig. Daher finden in regelmäßigen Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 17
Abständen regionale, landes- oder bun- (gerichts-)medizinische Einrichtun- desweite (Vernetzungs-)Treffen statt, gen die persönlich wie auch als Video-Chat Allgemeine Soziale Dienste, (reli- umgesetzt werden. Ein vierteljährlicher giöse) Beratungsstellen, therapeu- Turnus landes- oder bundesweit wird an- tische Einrichtungen gestrebt. Täter*innenberatungen, Antiag- gressionstraining-Anbieter*innen Zudem muss eine regelmäßige Vernet- Dolmetscher*innen zung auch mit anderen Einrichtungen, Jugendamt, Sozialamt, Meldebe- Behörden usw. erfolgen. hörde, Ausländerbehörde Jobcenter Dazu gehören: Familiengerichte, Rechtsanwälte Wohnungsgenossenschaften und die fallbezogene Zusammenarbeit andere Vermieter*innen von Wohn- mit anderen Einrichtungen und räumen Diensten, Verband binationaler Partnerschaften die fallübergreifende Zusammen- LGBTI*/Queere Vereine arbeit in Interventions-/Koopera- tionsprojekten, Informations- und Öffentlichkeits- Presse- und arbeit sowie Öffentlichkeitsarbeit Aufklärung und Prävention Durch kontinuierliche Kooperation Mögliche Kooperationspartner*innen mit Medien werden Betroffene und sind: ihr Umfeld für das Angebot der Män- ner*schutzeinrichtung sensibilisiert. Netzwerke/Arbeitskreise häusliche Dies können beispielsweise Zeitungs- Gewalt artikel, etwa in lokalen Presse- und On- Netzwerke/Arbeitskreise Männer*be- linemedien, in Amts- und Ärzteblättern, ratung regelmäßige Newsletter, Blog-Einträge Interventions- und Koordinierungs- oder social media Präsenzen sein. Da- stellen häusliche Gewalt rüber hinaus werden Flyer mit Informa- Frauen*schutzeinrichtungen tionen zur Aufnahme und zur Wohnung Polizeidienststellen, insbesondere sowie Kontaktmöglichkeiten bei Koope- die Opferschutzbeauftragten rationspartner*innen ausgelegt. Abbildung 4: Beispiel einer Konfliktsituation 18 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
Kindergarten-, Schul- und Universitäts- Präventionsarbeit und Arbeit projekte, Fachtagungen, Schulungen mit Multiplikator*innen und Weiterbildung für Multiplikator*in- nen sein. Aktuell wird diese Arbeit vor- Die Mitarbeitenden arbeiten auch prä- wiegend ehrenamtlich geleistet. ventiv. Entsprechende Angebote kön- nen beispielsweise Ausstellungen, 4.3 Ergebnisqualität Mehrwert für die Männer* und Mehrwert für die ihre Kinder Kooperationspartner*innen Die Zufriedenheit der Männer* und ihrer Die Kooperationspartner*innen Kinder ist entscheidend für die Ergeb- kennen die Handlungsgrundlagen nisqualität der Arbeit. und Dienstleistungen der Män- ner*schutzeinrichtung. Sie nutzen Kriterien hierfür sind: diese und verweisen ggf. ihre Klien- ten* dort hin. Die Betroffenen sind vor häuslicher Die Mitarbeitenden sind über die Gewalt geschützt. Ihre persönliche Dienstleistungen und Angebote Sicherheit ist gewährleistet oder anderer Fachstellen informiert und zumindest verbessert. können darauf zurückgreifen. Die Männer* fühlen sich in ihrer Si- Die Kooperationsbeziehungen sind tuation verstanden, angenommen informell geregelt und werden regel- und unterstützt. mäßig gepflegt. Sie sind für beide Sie haben Wissen über rechtliche Seiten transparent. Möglichkeiten und verschiedene praktische Handlungsstrategien er- halten und setzen diese um. Mehrwert für die Gesellschaft Die Männer* sind zur Ruhe gekom- men und gehen gestärkt und stabil Durch die öffentliche Bekanntheit der aus der Situation wieder hervor. Arbeit der Männer*schutzeinrichtungen Die Betroffenen* haben Klarheit verliert häusliche Gewalt gegen Män- über ihre Situation erlangt. Sie ner* ihre gesellschaftliche Tabuisierung. entwickelten neue, gewaltfreie Le- bensperspektiven für sich und set- Kriterien dafür sind: zen diese um. Väter* fühlen sich in ihrer Erzie- Die Männer*schutzeinrichtungen hungs- und Versorgungsrolle ge- leisten aktiven Opferschutz. Es ist stärkt und agieren entsprechend. ein Beitrag zur Minderung der Fol- Die Kinder sind sicher vor häusli- gekosten von Gewalt.24 24 Vgl. Sacco 2017, cher Gewalt. Sie sind entlastet und Über die Präsenz und Öffentlich- S. 79 werden bei der Verarbeitung der keitsarbeit der Männer*schutzein- Gewalterfahrung unterstützt. Ihre richtung wird die Gesellschaft hin- Entwicklungsmöglichkeiten wur- sichtlich häuslicher Gewalt gegen den verbessert. Männer*, ihrer Auswirkungen und Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 19
Möglichkeiten der Bekämpfung einem Sachbericht dargelegt. Sie sensibilisiert. sind Teil der Verwendungsnachwei- Altersgemäße Präventions- und se gegenüber Zuwendungsgeben- Sensibilisierungsarbeit in Schulen den. Außerdem können erfasste und Kindertagesstätten vermittelt statistische Zahlen zu Zwecken der Wissen zum Erkennen häuslicher Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit Gewalt, zu Folgen und Handlungs- genutzt werden. möglichkeiten. Einrichtungsübergreifende Statis- Die Mitarbeit in Gremien und Netz- tiken ermöglichen repräsentative werken unterstützt aktuelle Diskur- Aussagen, die ein quantitatives se und entwickelt diese weiter. Bild des Bedarfs an Schutzeinrich- Die im Kernprozess dokumentier- tungen der betroffenen Männer* ten Hilfeinhalte und Ergebnisse vermitteln. werden jährlich ausgewertet und in Abbildung 5: Beispiel Werbegrafik Männer*sensiblisierung 20 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
Schlusswort Seit Bestehen der BFKM sind vier neue ten Statistik Grundlagen für weitere Be- Männer*schutzeinrichtungen hinzuge- darfsermittlungen und den Ausbau der kommen, so dass es – Stand Januar bestehenden Hilfsangebote. 2021 – nun in fünf Bundesländern Zu- fluchtsorte für männliche Opfer häus- Es ist wünschenswert, dass die Quali- licher Gewalt gibt. Diese Entwicklung tätsstandards für Männer*schutzein- ist erfreulich, jedoch nimmt der Män- richtungen in ganz Deutschland An- ner*gewaltschutz in Deutschland gera- wendung finden. Daraus resultiert eine de erst Fahrt auf. bundesweit einheitliche, qualitätsgesi- cherte Begleitung der von häuslicher Ge- Die BFKM wird die bundesweite Vernet- walt betroffenen Männer*. Um die Qua- zung zwischen Männer*schutzeinrich- litätsstandards umsetzen zu können, tungen weiter vorantreiben. Das bundes- bedarf es entsprechender personeller, weite Netzwerk Männer*gewaltschutz sachlicher und räumlicher Ressourcen, schafft die Basis für ein gerichtetes, ge- die Träger*innen der Männer*schutz- meinschaftliches und einheitliches Vor- einrichtungen müssen strukturell unter- gehen in den einzelnen Bundesländern. stützt und finanziert werden. Es bietet die Möglichkeit zum gezielten fachlichen und kollegialen Austausch. Bisher gestalten sich die Rahmenbe- Neu entstehende Schutzprojekte kön- dingungen zur Förderung von Män- nen aus den Erfahrungen bestehender ner*schutzeinrichtungen noch als he- Männer*schutzeinrichtungen lernen rausfordernd. In keinem Bundesland und von deren Expertise profitieren. ist eine Regelförderung etabliert. Hier Gut funktionierende Konzepte und Pra- besteht politischer Handlungsbedarf xiserfahrungen werden in Form von auf der Ebene der Bundesländer, damit Handreichungen allen interessierten Männer*schutzeinrichtungen finanziell Akteur*innen zugänglich gemacht. Die auf stabile Beine gestellt und in einen vorliegenden Standards sind bereits ein Regelbetrieb überführt werden. Nur so wertvolles Ergebnis der bestehenden kann die notwendige dauerhafte Unter- bundesweiten Kooperation. Zusätzlich stützung betroffener Männer* gewähr- bietet die Erstellung einer bundeswei- leistet werden. Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 21
Abkürzungsverzeichnis Abs. - Absatz Art. - Artikel B.A. - Bachelor of Arts BFKM - Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz bzw. - beziehungsweise ebd. - ebenda e. V. - eingetragener Verein f. - folgende ggf. - gegebenenfalls Hrsg. - Herausgeber*in LGBTI* - Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual M.A. - Master of Arts max. - maximal S. - Seite u. a. - unter anderem usw. - und so weiter vgl. - vergleiche VzÄ - Vollzeitäquivalente z. B. - zum Beispiel 22 Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen
Quellenverzeichnis BAG TäHG e. V. (Hrsg.) 2018. Arbeit mit Tätern in Fällen häuslicher Gewalt: Stan- dard der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e. V.. Verfügbar unter: https://www.bag-taeterarbeit.de/images/Standard_BAG_T%C3%A4HG_2018. pdf [Zugriff: 4.1.2021] Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz 2020. Beratung und Schutz für betroffene Männer*. Verfügbar unter: https://www.maennergewaltschutz. de/maennerschutz-und-beratung/ [Zugriff: 4.1.2021] Bundeskriminalamt 2020. Partnerschaftsgewalt - Kriminalstatistische Auswertung - Berichtsjahr 2019. Verfügbar unter: https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/ DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Partnerschaftsgewalt/Partner- schaftsgewalt_2019.html [Zugriff: 4.1.2021] Council of Europe (Hrsg.) 2011. Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt und erläutern- der Bericht. Istanbul-Konvention, SR 0.311.35. Verfügbar unter: https://rm.coe. int/1680462535 [Zugriff: 4.1.2021] Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (Hrsg.) 2014. Defi- nition, Formen und Folgen häuslicher Gewalt. Verfügbar unter: https://www.human- rights.ch/cms/upload/pdf/170307_informationsblatt1definitionformenundfolgenha- euslichergewalt.pdf [Zugriff: 4.1.2021] Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (Hrsg.) 2020. Ursa- chen, Risiko- und Schutzfaktoren von Gewalt in Paarbeziehungen. Verfügbar unter: https://www.ebg.admin.ch/dam/ebg/de/dokumente/haeusliche_gewalt/infoblaet- ter/a2.pdf [Zugriff: 4.1.2021] Frauenhauskoordinierung e. V. (Hrsg.) 2014. Qualitätsempfehlungen für Frauenhäu- ser und Fachberatungsstellen für gewaltbetroffene Frauen. Verfügbar unter: https:// www.frauenhauskoordinierung.de/fileadmin/redakteure/PDF/FHK_Qualitaetsemp- fehlungen_fuer_Frauenhaeuser_und_Fachberatungsstellen_2014_web.pdf [Zugriff: 4.1.2021] Gloor, Daniela; Meier, Hanna 2010. Zahlen und Fakten zum Thema häusliche Ge- walt. In: Fachstelle für Gleichstellung, Frauenklinik Maternité, Verein Inselhof Triemli (Hrsg.): Häusliche Gewalt erkennen und richtig reagieren. Bern: Huber, S. 17–36 Landeskriminalamt Sachsen 2020. Straftaten der Häuslichen Gewalt: Lagebild 2019. Dresden Paymar, Michael; Pence, Ellen 1993. Working with men who batter: The Duluth model. New York: Springer, Backup Publisher: ebrary, Inc Peters, Jana 2019. Häusliche Gewalt - betroffenen Männern* helfen: Ein Leitfaden zum Aufbau von Männer*schutzeinrichtungen. München: Twentysix. Books on Demand Qualitätsstandards Männer*schutzeinrichtungen 23
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