KINDER MIT ADHS-SYMPTOMEN - KLAUS FRÖHLICH-GILDHOFF & STEPHAN JÜRGENS-JAHNERT

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Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

Klaus Fröhlich-Gildhoff & Stephan Jürgens-Jahnert

Kinder mit ADHS-Symptomen
Betrachtungen aus einer integrierenden entwicklungspsychologischen und personzentrierten
Perspektive

                                             1. Einführung                                personzentrierte Störungskonzept er-
                                                                                          weitert werden muss; es ergeben sich
                                                 ADHS       (Aufmerksamkeits-Defizit-     zugleich spezifische Notwendigkeiten
                                             Hyperaktivitäts-Syndrom) ist eine der        einer entwicklungsförderlichen thera-
                                             häufigsten Diagnosen in der Kinder-          peutischen Begegnung.
                                             psychotherapie und –psychiatrie. Um
                                             dieses „Störungsbild“ ist seit vielen Jah-   2. Symptomatiken
                                             ren eine heftige Fachdebatte v.a. zwi-
                                             schen VertreterInnen einer eher medizi-          Es geht in diesem Beitrag um die
                                             nisch-biologistischen Sicht und solchen      „Zappelphilippe“, die besonders unauf-
                                             einer humanistischen und psychodyna-         merksamen, unruhigen und impulsiven
                                             mischen Perspektive entstanden. Ver-         Kinder, meistens Jungen. Diese Kinder
                                             bunden damit ist die Diskussion um           und Jugendlichen haben Probleme mit
                                             die extreme, in den letzten 15 Jahren        ihrer Umwelt und auch mit sich, weil sie
                                             um mehr als das 150fache gestiegene          oft Störungen in der Aufmerksamkeit
Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff            Medikamenten“gabe“(z.B. Bundespsy-           zeigen: Sie brechen Aufgaben vorzei-
froehlich-gildhoff@eh-freiburg.de            chotherapeutenkammer, 2008; Geb-             tig ab, beenden Tätigkeiten – meist sol-
                                             hardt et. al., 2008), die als kurzfristige   che, die als fremdbestimmt (z.B. Haus-
Ev. Hochschule Freiburg. Approb.             „Antwort“ auf das als auffällig empfun-      aufgaben) erlebt werden – ohne ein Ziel
Psych. Psychotherapeut und KJP. Zu-          dene Verhalten dient.                        erreicht zu haben, lassen sich extrem
satzausb. Psychoanalyse, Gesprächs-                                                       leicht ablenken, wechseln häufig von ei-
psychotherapie (GwG). Leiter Zentr.              Personzentrierte Kinder- und Ju-         ner Aktivität oder Aktion zur anderen…
für Kinder- und Jugendforschung EH           gendlichenpsychotherapeutInnen be-           Die Kinder und Jugendlichen zeigen ein
Freiburg; Co-Leiter des BA Studien-          handeln Kinder mit einer entspre-            ausgeprägtes Maß an Unruhe, Rastlosig-
gangs Pädagogik der Frühen Kind-             chenden Diagnose – gleichwohl findet         keit und motorischer Überaktivität. Be-
heit.                                        sich auf theoretischer Ebene bisher kei-     sonders in Situationen, die relative Ruhe
                                             ne Auseinandersetzung mit den Ent-           abverlangen (z. B. Stillsitzen in der Schu-
                                             stehungsbedingungen, und es existie-         le), fällt es ihnen schwer, das eigene Ver-
                                             ren ebenfalls keine Konzepte zu einem        halten zu kontrollieren. Sie sind weiter-
                                             störungsspezifischen    therapeutischen      hin besonders impulsiv, das heißt, sie
                                             Handeln aus einem personzentrierten          handeln sehr plötzlich, ohne zu überle-
                                             Verständnis heraus. So blieben Behand-       gen, haben Probleme abzuwarten und
                                             lerInnen auf individuelles Ausprobie-        ihre Bedürfnisse aufzuschieben. Neben
                                             ren verwiesen, wenn sie nicht auf an-        diesen Hauptsymptomen haben Kinder
                                             dere Behandlungsverfahren ausweichen         und Jugendliche mit der dargestellten
                                             wollten. Mit dem hier vorgelegten Ver-       Problematik oft Kontaktschwierigkeiten,
                                             such einer personzentrierten Konzep-         Lern- und Leistungsprobleme, aber
                                             tionalisierung von Ätiologie und Be-         auch emotionale Symptome, wie ein
                                             handlung wird versucht, diese Lücke ein      niedriges Selbstwertgefühl (vgl. Döpf-
                                             wenig zu schließen. Er soll den pädago-      ner 2000). Durch die beschriebenen
Dipl.-Psych. Stephan Jürgens-Jahnert         gisch und therapeutisch tätigen Kolle-       Symptome geraten die zumeist durch-
juergens-jahnertpraxis@web.de                gInnen genau dieses Rüstzeug an die          schnittlich intelligenten Kinder in einen
                                             Hand gegeben werden, um ihr Tun sy-          Teufelskreis, wenn sie mit den Anforde-
Psychologischer Psychotherapeut              stematisch weiterentwickeln zu können.       rungen in Vorschule und Schule kon-
Kinder- und Jugendlichenpsychothe-                                                        frontiert werden. Sie erleben, „dass ihr
rapeut in freier Praxis                         Dabei wird gezeigt, dass zur Erklä-       Lernerfolg, trotz subjektiv gleicher An-
                                             rung der Ursachen das ursprüngliche          strengung wie bei den Gleichaltrigen

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Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

geringer ist oder gar ausbleibt. In einem    Beurteilungen eines Kindes als Stören-        3. Ursachen
Teufelskreislauf von Konzentrationsman-      fried mit einfließen“ (Quaschner & Th-
gel und ausbleibendem Lernerfolg ver-        eisen 2005, S.157).                                Wie Lehmkuhl (2009) treffend be-
stärken sich die kognitiven Defizite, die                                                  schreibt, sind beim Phänomen ADHS ein-
dann bald durch ein sich beständig ver-           Auf Grund der Diagnoseprobleme           deutige Ursache-Wirkungszusammen-
schlechterndes Selbstwertgefühl unmit-       wird ADHS als einheitliche Kategorie          hänge nicht abzuleiten: „Die klinische
telbare Auswirkungen auf die Motivation      von einigen AutorInnen sehr kritisch be-      Erfahrung legt nahe, beim ADHS von ei-
haben, was sich wiederum auf die Aus-        trachtet: Es wird in Frage gestellt, ob       ner Spektrumsdiagnose auszugehen. Es
dauer niederschlägt“ (Schulte-Markwort       eine solche, Einheitlichkeit vorgebende       gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Aus-
& Düsterhus 2003, S.99). Die Kinder ge-      Diagnosestellung       überhaupt     mög-     prägungsformen,         Belastungsformen,
raten nicht selten in der Klassengemein-     lich ist. So betonen Hüther & Bonney          unterschiedliche Kombinationen aus bi-
schaft in eine Außenseiterposition und       (2002), dass die „geforderte Einschät-        ologischen und psychosozialen Risiken.
gelten als Störenfriede.                     zung/Beurteilung des kindlichen Verhal-       Hier gilt es im Einzelfall zu differenzieren
                                             tens (...) in hohem Maße von der To-          und nicht von einer einheitlichen Gene-
      Nach den klassischen Kategorie-        leranz des Untersuchers abhängig ist          se bzw. psychodynamischen Endstrecke
systemen ICD und DSM sind die Leit-          (...). Die klinische Erfahrung zeigt, dass    auszugehen. Die unterschiedlichen ätio-
symptome „Unaufmerksamkeit (Auf-             die mit diesem Diagnoseschema ver-            logischen Hintergründe können sich im
merksamkeitsstörungen, Ablenkbarkeit),       suchte Einschätzung keinesfalls ausrei-       Entwicklungsverlauf ganz unterschied-
Überaktivität, Hyperaktivität, motorische    chend ist. Sie ermöglicht keine hinrei-       lich auswirken“ (ebd., S. 67). Die Viel-
Unruhe und Impulsivität. Nach ICD-10         chend sichere Zuordnung und erlaubt           falt und Komplexität der Symptoma-
(klinische Kriterien) müssen sowohl Un-      auch keine maßgeschneiderte Therapie-         tik lässt ’einfache’ Erklärungsmuster zur
aufmerksamkeit als auch Überaktivität        planung“ (ebd., S. 107). Streeck-Fischer      Störungsentstehung als nicht ausrei-
vorliegen. Die Forschungskriterien ver-      (2006) geht sogar soweit zu sagen, dass       chend erscheinen. Zudem verweisen sie
langen das Vorliegen von Unaufmerk-          es sich „aus psychodynamischer Sicht          darauf, dass die Ursachen entwicklungs-
samkeit, Überaktivität und Impulsivität.“    (...) um eine ‚Undiagnose’“ handelt           geschichtlich in frühen Phasen der Ent-
(Deutsche Gesellschaft für Kinder- und       (ebd. , S. 81). Auf Grund der hohen Ko-       stehung der Selbststruktur verwurzelt
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie         morbidität - so gibt es bspw. ein gemein-     sind. Das personzentrierte Konzept sagt
2003, S. 237).                               sames Auftreten mit Angststörungen            wenig dazu, wie sich die Selbststruktur
                                             von bis zu 40% (z.B. Döpfner 2000) -          – ein Begriff, den Rogers (1987) durch-
    Beim Diagnosestellen muss beachtet       und der Vielfältigkeit der Symptomatik        aus benutzt – entwickelt, wie ihre Stö-
werden, dass die „Kardinalsymptome“          diskutiert sie, „ob Hyperaktivität eher als   rung entsteht und wie diese behandelt
mindestens sechs Monate lang vorliegen       Störung oder eher als Risiko anzusehen        werden kann. Bei der ADHS geht es ins-
müssen, dass der Entwicklungsstand der       ist. Bei einem Risiko würde es sich um        besondere um grundlegende Defizite in
Kinder- bzw. Jugendlichen berücksich-        ein Kontinuum einer Auffälligkeit mit         der Selbst-Steuerung und Selbstregulati-
tigt werden muss, dass die Kriterien in      verschiedener Ausprägung handeln, bei         on, welche nicht mehr ausreichend mit
mehr als einer Situation erfüllt sein müs-   einem Störungskonzept müsste ein qua-         dem personzentrierten Konzept der In-
sen und dass wesentliche Beeinträchti-       litativer Wechsel vorliegen“ (ebd.). Die      kongruenz zu erklären sind (vgl. ausführ-
gungen der sozialen und intellektuellen      Symptome finden sich in unterschied-          lich Jürgens-Jahnert 2010). Daher wird
Leistungsfähigkeit bestehen (vgl. hierzu     licher Ausprägung bei einer Vielzahl von      im Folgenden auf empirische Ergebnisse
auch Döpfner 2000, Quaschner & Th-           Störungen (Streeck-Fischer 2009), wes-        und Konzepte Bezug genommen, die ei-
eisen 2005). In allen Stellungnahmen         halb eine Abgrenzung in der Praxis z.T.       nen Beitrag zu einer umfassenden, per-
von FachautorInnen wird immer wieder         schwierig und manchmal willkürlich ist.       sonzentrierten Sichtweise ermöglichen:
darauf hingewiesen, dass die Diagno-                                                       neben der ADHS-Forschung sind dies
sestellung „erhebliche Schwierigkeiten           Die Prävalenzraten werden - auch          die Säuglings- und Bindungsforschung,
(bereitet). Als Gründe dafür sind an er-     aufgrund der o.g. Diagnoseprobleme            die Hirnforschung sowie die moderne
ster Stelle die Vielzahl und Heterogeni-     - unterschiedlich angegeben; eine Zu-         Tiefenpsychologie.
tät der Symptome zu nennen, im Weite-        sammenstellung verschiedener Studi-
ren dann die situative Abhängigkeit und      en gab Quoten von 2 - 7%, bei strenger           Vor diesem Hintergrund gehen wir
die damit verbundene Wechselhaftigkeit       Beachtung der ICD-Kriterien von 1 - 2%        davon aus, dass beim Entstehen des
der Symptomatik. Da das Ausmaß der           (Bundesärztekammer 2006). Eindeutig           ADHS in komplexer Weise biologische
motorischen Aktivität eines Kindes sehr      und übereinstimmend sind die Befunde,         und soziale Faktoren zusammenwir-
stark in Abhängigkeit von Alter und Ent-     dass die Auffälligkeit bei Jungen wesent-     ken. Deshalb besitzt ein integrierendes
wicklungsstand variiert, heißt es bei der    lich häufiger beobachtet und auch di-         bio-psycho-soziales Modell am ehesten
Diagnostik auch die Entwicklungsdimen-       agnostiziert wird als bei Mädchen; das        Aussagekraft zur Erklärung des Ver-
sion zu berücksichtigen. Nicht zuletzt       Verhältnis schwankt studienabhängig           haltens und der ‚dahinterliegenden’
spielen auch normative Einschätzungen        zwischen 3:1 und 9:1.                         Selbststruktur(anteile) (v.a. Petermann
eine Rolle, die in die Bewertungen und                                                     et al. 2004, Fröhlich-Gildhoff 2007):

                                                                  Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10      163
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

                                                                                                der Schwangerschaft (Becker et al.,
                                                                                                2008). Hierdurch können sich Ver-
                                                                                                änderungen der ‚Ansprechbarkeit’
                                                                                                auf Reize, aber auch der generellen
                                                                                                Dopmanin-erzeugenden Systeme er-
                                                                                                geben.
                                                                                             „„ Kinder werden mit unterschied-
                                                                                                lichem Temperament, also „konsti-
                                                                                                tutionellen Unterschieden in Aktivi-
                                                                                                tät, Reaktivität und Selbstregulation“
                                                                                                (Resch 2004, S. 34) geboren. Empi-
                                                                                                risch haben Thomas & Chess (1989)
                                                                                                drei Typen von Temperamentsmu-
                                                                                                stern unterschieden, von denen ins-
                                                                                                besondere das „schwierige Tem-
                                                                                                perament“ (Unregelmäßigkeit in
                                                                                                biologischen Funktionen, Rückzugs-
                                                                                                verhalten gegenüber neuen Reizen,
                                                                                                mangelnde Fähigkeit zur Anpassung
                                                                                                an neue Situationen) einen erhöhten
                                                                                                Risikofaktor darstellt. Es kann zu ei-
Abb. 1: Teufelskreis 1 zur Verstärkung biologischer Wirkmechanismen und Korrelate
                                                                                                ner „erhöhten Empfänglichkeit für
                                                                                                psychosoziale Stressoren“ kommen
Auf der Grundlage biologischer Bedin-                früher Interaktionserfahrungen un-         und bei einer „mangelnden Passung
gungen tritt das Kind in Wechselwir-                 berücksichtigt. Es gibt eine Reihe         zwischen Temperamentsmerkmalen
kungen mit seiner Umwelt. Dabei macht                von Studien, die darauf hinweisen,         und Umweltanforderungen“ dann
es reale Erfahrungen – besondere Be-                 dass „der Dopaminspiegel unmittel-         zu hyperaktiven Veraltensmustern
deutung haben dabei die Interaktions-                bar von unterschiedlichen Umwelt-          (Schmeck, 2003, S. 162; s.a. Carey
erfahrungen mit den Bezugspersonen                   einflüssen abhängig ist“ (ebd. vgl.        2009).
– deren innere Repräsentationen zur He-              auch Spitzer 2002, Hüther & Bonney      „„ Einen weiteren biologischen Risiko-
rausbildung der Selbststruktur führen.               2002); so konnte bspw. in Tierversu-       faktor stellen Einschränkungen der
Diese wiederum ist handlungsleitend für              chen gezeigt werden, „dass die Dop-        Wahrnehmungsfunktionen und/oder
die weitere Auseinandersetzung mit der               maninkonzentration im Gehirn vor           der sensorischen Integration dar. Die-
Außenwelt, vor allem für die Bewälti-                allem auch abhängig vom sozialen           se führen dazu, dass Außenreize nur
gung aktueller Anforderungen und Ent-                Ranking ist“ (Streeck-Fischer, 2009,       verzerrt innerpsychisch repräsentiert
wicklungsaufgaben - die (hyper-)aktive               S. 118). Ähnlich differenziert müs-        werden, wodurch es dann im Außen-
Bewältigung ist ein Modus, der dann                  sen festgestellte Veränderungen der        kontakt zu ebenso verzerrten, stres-
wieder verstärkend wirkt.                            Hirnstruktur und Hirnfunktionen ge-        sauslösenden Interaktionen kommt
                                                     sehen werden. Veränderte Hirnstruk-        (z.B. Zimmer, 2008, 2010).
Biologische Ebene                                    turen sind Ausdruck der (kindlichen)
                                                     Hirnentwicklung – so bleibt unklar,         Auf der Basis dieser vier Elemente las-
    Auf biologischer Ebene werden vier               ob die immer differenzierter fest-      sen sich aus einer rein biologischen Be-
Elemente als potentielle Vulnerabilitäts-            zustellenden Veränderungen in der       trachtung heraus zwei Teufelskreise be-
faktoren diskutiert:                                 Hirnstruktur Korrelate einer Störung,   schreiben (vgl. Fröhlich-Gildhoff, 2007):
                                                     nicht aber deren Ursachen sind (vgl.
„„ Genetische Faktoren, die insbe-                   Hüther & Bonney 2002, S.23f, Hüt-          Kinder kommen möglicherweise mit
   sondere zu einem grundlegenden                    her 2006).                              einer geringeren Reizschranke oder hö-
   Dopaminmangel führen, werden                   „„ Mittlerweile zeigen eine Reihe von      heren Unruhe auf die Welt. Dadurch
   – rückschließend aus den Medika-                  Studien, dass frühe Stress-Erfah-       wird das dopaminerge System beson-
   mentenwirkungen – angenommen,                     rungen in Schwangerschaft und der       ders häufig aktiviert. Dies lässt die ent-
   ohne dass es jedoch bislang klare Be-             frühen Säuglingszeit zu hirnphysiolo-   sprechenden Zellverbünde anwachsen
   lege hiefür gäbe. Zwar wurde „in Fa-              gischen und –strukurellen Verände-      wodurch sich das antriebsaktivierende
   milienstudien von Kindern mit ADHS                rungen führen (Becker et al., 2007;     System besser entwickelt. Hierdurch las-
   … eine höhere Prävalenz von 10-35                 Bock & Braun, 2006; Braun et al.,       sen sich Kinder immer leichter durch
   % als in Familien ohne ADHS festge-               2002, Fonagy, 2009); klare Nach-        neuartige Reize stimulieren l. So ent-
   stellt“ (Streeck-Fischer 2006, S.84)              weise gibt es für weitere Faktoren      steht innere Unruhe, die ständige Suche
   – allerdings bleibt hier die Wirkung              wie den Nikotinabusus während           nach neuen Stimuli - wasi wiederum das

164    Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

dopaminerge System aktiviert und ver-
stärkt. Vor diesem Hintergrund kommt
es dann im sozialen Zusammenspiel zu
einer weiteren Verstärkung, zu einem
weiteren Teufelskreis. Die innere Unru-
he verursacht Konflikte mit der Umwelt,
damit Stress in psychosozialen Situa-
tionen, der wiederum verstärkend auf
das dopaminerge System und letztlich
zur Verstärkung der hyperaktiven neu-
ronalen Struktur führt. Allerdings ist je-
weils zu beachten, dass es sich zunächst
um eine rein biologische Sichtweise
handelt, also übliche psychosoziale Re-
gulationssysteme dabei in keiner Weise
reflektiert werden. Es ist so ein sich aus
sich selbst heraus verstärkendes System.

Soziale Ebene
                                             Abb. 2: Teufelskreis 2 zur Verstärkung der Wirkmechanismen in sozialen Situationen
    Die genetischen oder Tempera-
mentsfaktoren und auch die Folgen der        Rahmen bietet, um Fehler zu machen.               „„ Das Mitschwingen auf körperlicher
‚Erfahrungen’ des Kindes in der Schwan-      Frühe [sichere, d.Verf.] Bindungserfah-              und emotionaler Ebene erfolgt nicht
gerschaft entwickeln sich weiter in der      rungen nicht zu erleben (…) bildet eine              ausreichend.
Interaktion mit den Bezugspersonen und       Langzeit-Vulnerabilität…: die Fähigkeit           „„ Die Affekte des Kindes werden nicht
später dann weiteren Menschen. Für die       zur Mentalisierung ist nicht vollständig             angemessen wahrgenommen und
Entwicklung der Verhaltensauffälligkeit      herausgebildet“( Fonagy 2009, S. 51;                 „heruntergefahren“ (z.B. durch kör-
ADHS spielen insbesondere frühe Bin-         s.a. Fonagy & Target 2004). Die inne-                perlichen Halt, durch Trost…) oder
dungserfahrungen und Regulations-            ren Zustände, insbesondere Arousal (all-             sie werden übermäßig „angetrie-
erfahrungen der Kinder eine Rolle: Es        gemeine Erregung), Aktivität, Affekt und             ben“.
ist vielfach nachgewiesen, dass sichere      Aufmerksamkeit werden über die Inter-             „„ Es kommt zu übermäßiger Unter-
Bindungserfahrungen von zentraler Be-        aktion reguliert und es kommt zu ei-                 oder Überstimulation.
deutung dafür sind, dass eine stabi-         ner zunehmenden Selbstregulation (vgl.            „„ Die inneren Zustände des Kindes
le Selbst-Struktur entsteht; die feinfüh-    z.B. Papousek et al. 2004; Petermann &               werden nicht wahrgenommen und
lige Spiegelung kindlicher Affekte und       Wiedebusch, 2003). Wenn die Bezugs-                  nicht angemessen gespiegelt.
Bedürfnisse führt zu adäquaten inner-        personen selber Schwierigkeiten haben
psychischen Abbildern und zu grund-          mit der Regulation ihrer inneren Zustän-              V. Lüpke (2006) spricht in diesem
legendem Selbst-Vertrauen in sich und        de – z.B. auf Grund psychischer Erkran-           Zusammenhang von einem „entglei-
andere Menschen. Im Gegensatz dazu           kungen oder Suchtabhängigkeiten oder              sten Dialog“ zwischen Kind und Eltern:
führen fehlende Verlässlichkeit, Unre-       wenn sie auf Grund ungünstiger psycho-            „Hyperaktivität wäre ein verzweifelter
gelmäßigkeit, mangelnde Feinfühligkeit       ökonomischer Zustände unter starkem               Versuch, den Stillstand nach dem Ent-
und fehlender Halt – auch auf körper-        Stress stehen – erleben Kinder zu wenig           gleisen durch Bewegung aufzuheben“
licher Ebene – zu unsicheren Bindungsre-     Unterstützung ihrer Selbstregulations-            (ebd., S.184f). Aus der Analyse einschlä-
präsentationen, entsprechenden selbst        entwicklung. Hierfür benötigen sie Re-            giger Studien kommt er zu dem Schluss,
initiierten dysfunktionalen Interaktionen    gelmäßigkeit, Bindungssicherheit und              dass „allein die Beobachtung der Eltern-
und Stresserleben (Strauss et al., 2002,     Klarheit, also auch Grenzen und Orien-            Kind-Interaktion beim sechs Monate
Brisch, 1999, 2004; Großmann & Groß-         tierung.                                          alten Säugling verlässliche Vorhersa-
mann, 2006; Dornes, 2008). Zugleich                                                            gen für das Risiko einer AD(H)S ermög-
wird die Fähigkeit zu gezielter Explorati-      In dem feinen Prozess der Affektre-            licht. Die entscheidenden Kriterien wa-
on eingeschränkt, und es kommt zu Ein-       gulation und Affektabstimmung liegen              ren dabei ein überstimulierendes und
schränkungen im Prozess der Mentalisie-      eine Vielzahl von „Fehlermöglichkeiten“:          eindringliches (intrusives) Verhalten bei
rung, also der Fähigkeit, innerpsychische                                                      den Eltern sowie Beziehungsprobleme
Zustände bei sich und anderen adäquat        „„ Die Regulation auf körperlicher Ebe-           und mangelnde Unterstützung der El-
zu erfassen und abzubilden: „Die Fä-            ne – angepasst an die frühen Bedürf-           tern“ (ebd., S. 185).
higkeit, über mentale Zustände nach-            nislagen des Kindes – erfolgt nicht
zudenken, zu erlangen, wird durch Bin-          zeitgerecht, kontinuierlich und pass-             Neuere Studien weisen auf Bezie-
dung gefördert, weil sie einen sicheren         genau .                                        hungen zwischen „mütterlicher Sensiti-

                                                                    Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10     165
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

vität und Verhaltensproblemen bei Kin-       Regulationsfähigkeit                            was“)  Suche nach dem was fehlt,
dern mit Temperamentsauffälligkeiten“                                                        oder nach Orientierung, um sich zu
hin (Studie von Bradley & Corwyn,            „„ Affekte werden nicht adäquat wahr-           spüren
2007; aus: Lehmkuhl 2009, S. 65). Ähn-          genommen (wegen der unzurei-            „„   unsichere Bindungserfahrungen 
liche Ergebnisse zeigt die Mannheimer           chenden Spiegelung); eigene Zu-              unsichere Bindungsrepräsentationen
Risikostudie (Laucht et al., 2004), wobei       stände können nicht ‚genau’ gespürt           fragile Selbstrepräsentanz
es geschlechtsbezogene Unterschiede             werden .                                „„   Selbst-Bild (Selbst-Konzept) als je-
gibt: Die „Prognose frühkindlicher Re-       „„ Affekte werden als diffuse Erregung          mand, der unruhig ist, Fehler macht,
gulationsstörungen [wird] bei Mädchen           wahrgenommen, als aversiv erlebt,            „falsch ist“ – dieses aber nicht steu-
eher durch eine deprivierende und bei           können nicht entschlüsselt werden            ern kann („Ich als ADHS-Kind“)
Jungen eher durch eine überstimulieren-         (ihr Signalcharakter wird nicht er-     „„   negatives Selbst-Konzept  nega-
de Qualität der frühen Mutter-Kind-In-          kannt).                                      tiver Selbstwert
teraktion nachhaltig beeinflusst“ (Lehm-     „„ Durch die Störung im Prozess der        „„   Irritation, die beim anderen ausge-
kuhl, 2009, S. 64). Diese Daten konnte          Co-Regulation kommt es zur unzu-             löst wird, kann nicht verstanden wer-
Streeck-Fischer (2009) in einer eigenen         reichenden Ausbildung der Fähigkeit          den  Verstärkung der Unsicherheit
Analyse von Therapie-Anträgen bestäti-          zur Selbst-Regulation (Affekt-Regula-        im Kontakt  erhöhte Aktivität als
gen; zusätzlich zu den teils überfürsorg-       tion).                                       Versuch, Sicherheit zu erlangen
lich-intrusiven, teils vernachlässigenden    „„ Eingeschränkte Wahrnehmung des
Müttern zeigte sich in nahezu allen Fäl-        Spektrums eigener Gefühle (durch        Sekundäre Folgen
len, dass die Väter der Kinder abwesend         eingeschränkte Affektabstimmung;
(infolge von Trennung oder Tod) oder            affect attunement, vgl. Stern 1992).    „„ Der eingeschränkte bzw. negative
sehr wenig in der Familie präsent waren.                                                   Selbstwert wird „sekundär“ verstär-
                                             Mentalisierung                                kt durch soziale Erfahrungen des Ab-
    Eine bedeutende intermittierende                                                       gelehnt- und Ausgegrenzt-Werdens,
Variable sind dabei psychosoziale Be-        „„ Weil die eigenen Zustände nicht aus-       was zu depressionsähnlichen Sym-
lastungsfaktoren wie ein niedriges Bil-         reichend wahrgenommen werden,              ptomen führen kann .
dungsniveau. Insgesamt gibt es jedoch           können keine präzisen oder kohä-        „„ Angst wegen der fehlenden Möglich-
“keine lineare kausale Erklärung: Varia-        renten Selbst-Repräsentationen auf-        keit sich zu verstehen und der Erfah-
blen des Kindes wirken sich ebenso auf          gebaut werden. Wenn Affekte nicht          rung des Nicht-Verstanden-Werdens
die frühe Interaktionsgestaltung aus wie        oder nicht richtig wahrgenommen            in sozialen Situationen. Diese Angst
das Verhalten und die Belastung der             werden können, sind Erfahrungen            ist jedoch nicht angemessen zu kon-
Mutter, so dass es auf die individuelle         (bzw. deren adäquate Bewertung             trollieren, weil die Regulationsfähig-
Passung ankommt“ (ebd.).                        und damit „Einordnung“) an sich            keit unzureichend ausgebildet ist.
                                                defizitär.                              „„ Festhalten am Schema „Ich als
    Intrapsychische Ebene: Folgen für        „„ Keine ausreichende Symbolisierungs-        ADHS-Kind“, das zunehmend identi-
die Entwicklung der Selbst-Struktur             möglichkeit (Sprache, Begriffe,…)          tätsbildend wird.
                                                von Emotionen
     Das nicht ‚passende’ Zusammenpiel       „„ Störung der Abbilder von ‚sozialer      4. Therapeutische
zwischen biologisch bedingter Vulne-            Ordnung’: a) eingeschränkte „So-        Begegnungsformen
rabilität und hilfreichen, in spezifischer      ziale Deutungskompetenz“ (Fonagy
Weise co-regulierenden Beziehungs-              & Target , 2004); b) eingeschränk-          Allgemein anerkannt ist das Prin-
erfahrungen und/oder nicht entwick-             te bewusste soziale Kontrolle (ebd.):   zip, dass bei der Komplexität der Stö-
lungsförderliche frühe Bindungs- und            Es gelingt nicht, Aufmerksamkeit zu     rung nur ein kombiniertes Vorgehen zur
Regulationserfahrungen haben Auswir-            fokussieren, sensibel wahrzunehmen      Unterstützung der betroffenen Kinder
kungen auf die Entwicklung der hand-            und inadäquate Reaktionen zu un-        und Jugendlichen und ihrer Familien er-
lungsleitenden innerpsychischen Struk-          terdrücken.                             folgsversprechend ist: „Die vielfältigen
tur, des Selbst und damit auf die Art und    „„ Abbilder von ‚sozialer Ordnung’ sind    diagnostischen Bemühungen verwei-
Weise der Welt-Begegnung des Kindes.            durch Vernachläsigungserfahrungen       sen darauf, dass die Therapie mehrdi-
Diese Auswirkungen zeigen sich in spe-          gestört; dadurch sind/werden Er-        mensional bzw. multimodal zu sein hat.
zifischer Weise in der Regulationsfähig-        fahrungen mit sich und anderen ge-      Eine einzige, alleinwirksame therapeu-
keit, der Fähigkeit zur Mentalisierung (s.      stört.                                  tische Maßnahme gibt es in der Behand-
Fonagy & Target 2004) und der Selbst-                                                   lung hyperkinetischer Störungen nicht“
Repräsentationen:                            Selbst-Repräsentationen                    (Quaschner & Theisen 2005, S.160).
                                                                                        Es kommt darauf an, die Kinder zu un-
                                             „„ keine präzisen oder kohärenten          terstützen, die Eltern zu begleiten und
                                                Selbst-Repräsentationen („es stimmt     auch auf der Ebene des weiteren Leben-
                                                etwas nicht mit mir“; „es fehlt et-     sumfeldes, v.a. der Schule bzw. Kinder-

166    Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

tageseinrichtung unterstützende Struk-        aus? Wie ausführlich dargestellt, wird       man weiß, wie allein und isoliert es sich
turen zu etablieren. Erfolgversprechend       ADHS als „Selbststrukturstörung“ ver-        oft fühlt, wie es sich vergeblich um An-
ist ein vernetztes Angebot, bei dem es        standen, die sich besonders in den Be-       passung bemüht und wie es unter den
sinnvoll ist, dass eine Fachkraft das Case-   reichen     Bindung(sgestaltung)      und    negativen Rückmeldungen der Umwelt
Management übernimmt (vgl. hierzu             Regulation(sfähigkeit) zeigt. Dies bedeu-    leidet. Eine wichtige Grundlage für die
z.B. Fink 2004).                              tet, dass die therapeutische Begegnung/      wertschätzende Begegnung ist somit.
                                              das therapeutische Angebot auf der Ebe-      die die Gewordenheit und die aktuelle
Ebene des Kindes                              ne der psychischen Struktur ansetzt, um      (systemischen) Bedeutung der Sympto-
                                              dem Kind/Jugendlichen mit einer ADHS-        matik zu verstehen.
    Grundsätzlich geht es in der thera-       Symptomatik zu helfen, eine tragfä-
peutischen Begegnung darum, die frü-          higere, stabilere innere Struktur zu ent-        Kongruenz oder Authentizität: Das
hen Interaktionserfahrungen des Kindes        wickeln. Während es aus pädagogischer        Kind mit einer ADHS-Symptomatik stellt
aufzugreifen und entsprechende „korri-        Sicht sicher sinnvoll ist, ihm eine Struk-   TherapeutInnen vor eine schwere Auf-
gierende emotionale Beziehungserfah-          tur von außen vorzugeben mit dem Ziel,       gabe, was die eigene Echtheit angeht,
rungen“ (Cremerius 1979) von Person           dass diese internalisiert wird, liegt der    da auch TherapeutInnen von dem un-
zu Person anzubieten. Dies entspricht         psychotherapeutische Fokus darauf, ihm       gesteuerten, hektischen und lauten Ver-
nicht nur den Grundprinzipen des Per-         zu helfen, seine psychische Struktur zu      halten dieser Kinder schnell genervt sein
sonzentrierten Ansatzes (PZA), sondern        entwickeln durch eine enge Bezogen-          können. Die Kongruenz der TherapeutIn
den zentralen Ergebnissen der Psycho-         heit zur TherapeutIn mit guter eigener       kann für die Kinder aber auch eine Mo-
therapieforschung. Die Beziehung zwi-         Selbststruktur. Deshalb ist die konkrete     dellfunktion erfüllen, wenn es die Thera-
schen TherapeutIn und PatientIn wird          Technik nicht das Entscheidende, son-        peutIn schafft, auf sich selber zu achten
in der empirischen Psychotherapiefor-         dern die Haltung, die Beziehung. Beim        und Grenzen zu setzen, ohne dass das
schung übereinstimmend seit etwa 15           Anbieten korrigierender Beziehungser-        Kind dies als mit einer Schuldzuschrei-
Jahren als die zentrale Variable für das      fahrungen müssen die kindlichen Bin-         bung verbunden erlebt. Wenn der/die
Therapieergebnis angesehen: „Wenn             dungsbedürfnisse aufgegriffen werden.        TherapeutIn bspw. das dringende Be-
man alle je untersuchten Zusammen-            Dafür wird die personzentrierte Grund-       dürfnis spürt, während der Stunde auf-
hänge zwischen bestimmten Aspekten            haltung adaptiert und ergänzt:               zuräumen oder sich vom hektischen
des Therapiegeschehens und dem The-                                                        Fußballspiel auszuruhen, dann soll er/
rapieergebnis zusammennimmt, dann                 Empathie: Sich in den inneren Be-        sie das machen, wenn er/sie es als eige-
sind Aspekte des Beziehungsgeschehens         zugsrahmen eines ADHS-Kindes, in seine       nes Bedürfnis deutlich kenntlich macht.
diejenigen Merkmale des Therapiepro-          spezifische Sichtweise von sich und von      Auch Streeck-Fischer (2009) spricht aus
zesses, deren Einfluss auf das Therapieer-    der Welt einzufühlen, erfordert viel Be-     tiefenpsychologischer Perspektive von
gebnis am besten gesichert ist“ (Grawe        ziehungskompetenz, für die personzen-        einer „Entwicklungstherapie“, bei der
et al. 1994, S. 775; ebenso: Orlinsky et      trierte Helferpersonen beste Vorausset-      der „Sinn des Unbewussten nicht in den
al. 1994). In neueren Studien und Über-       zungen mitbringen. Für professionelle        verborgenen, sondern in den konkreten
blicksarbeiten wird deutlich, dass im         Hilfsangebote muss diese allerdings er-      Aktionen“ zu finden ist (ebd., S. 124).
Vergleich zu dem „unspezifischen Fak-         gänzt werden um eine mit dem Ansatz          „Hier ist eine aktive Arbeit am Rahmen
tor“ der Therapiebeziehung „der Anteil        kompatible, störungsspezifische Theo-        und an einer stabilen Beziehung erfor-
der Erfolgsvarianz, der auf spezifische       rie, die erklären kann, wie die Störung      derlich“, in der „real reagiert“ wird. Sol-
Techniken zurückzuführen ist, aufgrund        des ADHS-Kindes in der Selbst- und           che „authentischen Reaktionen setzen
von Metaanalysen und quantitativen            Fremdwahrnehmung sowie in der Regu-          die Grenze, die er [der Pat. mit ADHS-
Vergleichsstudien auf 5-15%“ geschätzt        lation seiner Impulse und Aufmerksam-        Symptomatik; d. Verf.] bisher nicht er-
werden kann (Stucki 2004, S. 8, unter         keit entsteht und aufrechterhalten wird.     fahren konnte…. Eine solche Antwort
Berufung auf Norcross 2002). Zu ähn-          Es geht also weniger um die Einfühlung       ist nicht pädagogisch, sondern deutend
lichen Ergebnissen kommen Lambert &           in Inkonguenzen, sondern in das psy-         im ureigentlichen Sinne. Es wird eine
Barley (2002) sowie Wampold (2001) in         chische Funktionieren des ADHS-Kindes.       grenzziehende Gefühlsreaktion durch
ihren Analysen.                                                                            ein neues Entwicklungsobjekt angebo-
                                                   Wertschätzung: Das Kind mit ei-         ten, das in seiner Halt und Orientierung
    Vor diesem Hintergrund ist die Fra-       ner ADHS-Symptomatik braucht unbe-           gebenden Funktion bisher nicht existiert
ge nach der ‚richtigen’ oder ‚wir-            dingte Beachtung und Wertschätzung,          hat“ (ebd.).
kungsvollsten’ Technik oder Metho-            und zwar für seine ganze Person, so wie
de zunächst zurück zu stellen. Vielmehr       es ist, unstrukturiert, unruhig, unkon-         Präsenz: In der Beziehungsgestal-
geht es um - weitgehend unerforsch-           zentriert, impulsiv. Als TherapeutIn kann    tung ist eine hohe Präsenz der The-
te - ‚dahinter’ liegende Fragen, näm-         man dem Kind diese umfassende Wert-          rapeutIn gefordert, eine notwen-
lich: Wie sieht eine gute, gelingende         schätzung viel leichter entgegenbrin-        dige Ergänzung der personzentrierten
Beziehungsgestaltung       bei    einem       gen, wenn man sich in seine spezifische      Grundhaltung. Da die Wahrnehmungs-
Kind mit einer ADHS-Symptomatik               Binnenwelt hineinversetzen kann, wenn        fähigkeit und Aufmerksamkeit von Kin-

                                                                   Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10    167
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

dern mit einer ADHS-Symptomatik                „Mitgehen“, durch Verbalisierungen        selbst wahrzunehmen und zu kontrol-
beeinträchtigt sind, muss der/die The-         etc.; Dabei sind besonders Wechsel        lieren in der ungestörten Entwicklung
rapeutIn darauf achten, dass seine/ihre        der Aktivität - auch auf der Ebene        von den Bezugspersonen intuitiv „ge-
Präsenz vom Kind gespürt werden kann.          körperlicher Prozesse - zu beachten;      lehrt“ werden, muss nun die Therapeu-
Die Grundlage ist eine sehr enge, klein-       Strukturierungshilfen sollen spie-        tIn im Sinne einer korrigierenden Bezie-
schrittige Bezogenheit auf das Kind. Die       gelnd angeboten werden (z.B. klare        hungserfahrung diesen Prozess für das
TherapeutIn sollte sich allerdings auch        Signale; Rückmeldungen; Hilfen zur        Kind aktiv gestaltend nachholen. Damit
nicht scheuen, diese Bezogenheit da-           Selbststeuerung).                         ist nicht gemeint, dem Kind von außen
durch herzustellen, dass sie das Kind di-   „„ Genaue Affektspiegelung – diese           Strukturen aufzuerlegen, sondern das
rekt anspricht oder berührt, wenn es zu        dient dem Selbst-Verstehen des Kin-       Kind darin zu unterstützen, sich selber,
sehr abgekapselt und beziehungslos in          des, aber auch der Erweiterung des        d.h. seinen Körper, seine Affekte, seine
seiner Welt verbleibt. Auf der Basis ei-       Gefühlsspektrums.                         Beziehungen zu andern genauer wahr-
ner (zunehmend) tragenden Beziehung         „„ Qualität des Erlebens ausdrücken;         zunehmen und sich zu regulieren zu ler-
ist es dann wichtig, folgende Interven-        Rückmeldungen geben (und ent-             nen. Angelehnt an das Focusing nennen
tionsangebote spezifisch zu gestalten:         sprechende Selbst-Äußerungen des          wir dieses aktive Vorangehen der Thera-
                                               Kindes anregen): Wie erlebt das Kind      peutIn in den Bereichen Selbstwahrneh-
     Angebote zur Strukturierung: Sie          sich selbst?                              mung und – steuerung Guiding (Stumm
ergeben sich durch den/die TherapeutIn      „„ Besondere Bedeutung haben Wech-           et al., 2003): Die TherapeutIn nimmt
unmittelbar durch die kongruente Nä-           sel im Aktivitätslevel, der Spielform     wahr, was das Kind gerade erlebt, was
he-Distanz-Regulation. Sie dient in er-        etc. – diese sollen angesprochen und      es dabei vermutlich empfindet, wie es
ster Linie dazu, die therapeutische Be-        thematisiert werden.                      agiert oder reagiert, wie es mit sich, mit
ziehung erhalten zu können (s.o. die                                                     der TherapeutIn oder mit den Spielsa-
TherapeutIn muss „überleben“, muss              Unterstützung bei Mentalisie-            chen umgeht. In seiner Rückmeldung
die eigene Kontaktfähigkeit und Ar-         rungsprozessen: Wie dargestellt, haben       bezieht er/sie sich auf diesen Erlebens-
beitsfähigkeit sichern, z.B. durch zeit-    die Kinder mit einer ADHS-Problema-          prozess des Kindes und nicht primär auf
liche Begrenzungen etc.) – grundsätz-       tik große Schwierigkeiten, eigene inne-      die Inhalte des Geäußerten oder Dar-
lich gilt es, in sehr engem Kontakt mit     re Zustände zu verstehen, in Worte zu        gestellten, gibt also keine Interpretati-
dem Kind und seinen rasch wechseln-         fassen/zu symbolisieren und damit dem        on oder Deutung. Vielmehr versucht die
den Impulsen/Bewegungen zu bleiben          Bewusstsein und der Eigensteuerung zu-       TherapeutIn das in seiner/ihrer verbalen
(Mitschwingen); dies ist extrem anstren-    gänglich zu machen; gleiches gilt für das    oder nonverbalen Reaktion auszudrü-
gend. Es ist notwendig, die Störung als     Erfassen und Verstehen der inneren Zu-       cken, was das Kind selber nicht wahrzu-
eine Missbalance zwischen Bindungs-         stände anderer Personen. Damit dieser        nehmen scheint.Im Rahmen der fein ab-
und Explorationssystem zu verstehen.        Prozess ‚nachgeholt’ werden kann, sind       gestimmten, engen Bezogenheit kann
Für die therapeutische Begegnung hat        entsprechende (verbale) Spiegelungen         der/die TherapeutIn darüber hinaus die
dies die Konsequenz, dass die Balan-        und Rückmeldungen wichtig, die dem           Aktivität des Kindes durch seine/ihre af-
ce zwischen dem Geben und Gewäh-            Kind helfen sich zu spüren und dies zu       fektiven Rückmeldungen modulieren. In-
ren von Halt einerseits und dem Stützen     symbolisieren. Dies gilt ebenso für die      nerhalb einer schmalen Bandbreite kann
und Anregen von Exploration und Kre-        Interaktion. Streeck-Fischer und Streeck     die TherapeutIn durch abgeschwächtes
ativität andererseits sorgsam fokussiert    (2010) sprechen von der Behandlungs-         oder verstärktes Mitschwingen das Ver-
werden muss. Das Bedürfnis des Kindes       technik des „antwortenden Modus“ in          halten des Kindes regulieren und so die
nach „Gesehen-Werden“ muss aufge-           der Arbeit mit strukturell gestörten Kin-    inneren Vorrausetzungen dafür schaffen,
griffen werden.                             dern und Jugendlichen – hier geht es da-     dass das Kind nach und nach diejenigen
                                            rum, sich als TherapeutIn „als real er-      psychischen Strukturen etabliert, die für
    Ressourcenorientierung und -akti-       reichbares Gegenüber im Austausch“           die Entwicklung einer eigenen Regula-
vierung: Das Kind muss die Erfahrung        anzubieten. Folge ist, dass „der Patient     tionsfähigkeit und bewussten Kontrolle
machen, dass es eben nicht nur ein          sich dazu aufgefordert (sieht), sich nicht   erforderlich sind.
„ADHS-Kind“ ist, sondern dass eine viel-    ausschließlich von eigenen Absichten
fältigen Interessen, Begabungen und         und Handlungsimpulsen leiten zu las-         Ebene der Eltern
seine Lebendigkeit in der Beziehung als     sen, sondern auch die Implikationen
wertvoll erlebt werden.                     zu sehen, die sein Verhalten im Zusam-           Die Zusammenarbeit mit weiteren
                                            mensein mit anderen hat oder voraus-         Bezugssystemen wie den Eltern und Kin-
Passgenaue Unterstützung bei der            sichtlich haben wird“ (ebd., S. 447f).       dertagesstätten bzw. Schulen sind un-
Selbstregulation – dies bedeutet:           Eng verbunden mit der Unterstützung          abdingbar; dabei muss sehr individuell
                                            der Mentalisierung ist das Guiding: Kin-     auf die jeweilige Situation der Familie
„„ Co-Regulation: verbale und nonver-       der mit einer ADHS-Syptomatik haben          und ihre – manchmal begrenzten und
   bale Unterstützung der Affektregu-       Defizite im Bereich vom Wahrnehmung          erschöpften – Möglichkeiten eingegan-
   lation des Kindes durch körperliches     und Regulation. Da die Fähigkeiten sich      gen werden. In der Zusammenarbeit

168   Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

mit den Eltern ist es zunächst wichtig,       renden (Arbeits-)Rahmen in den Institu-      neue Erfahrungen in der Interaktion er-
sie aufzuklären und zu entlasten. Sie be-     tionen zu schaffen, in spezifischer Weise    lebt werden. In der störungsspezifischen
nötigen dann Hinweise,                        auf das Kind einzugehen, klare Antwor-       Weiterentwicklung kann der PZA zur Er-
                                              ten auf das Problemverhalten zu ent-         klärung und Behandlung von ADHS ei-
„„ wie ein strukturierter Tagesablauf zu      wickeln, Auszeiten zu vereinbaren und        nen substanziellen Beitrag leisten. Durch
   gestalten ist, wie und in welcher Wei-     eine ganzheitliche Wahrnehmung vom           die Entwicklung größerer Fähigkeiten
   se konsequentes Verhalten zu reali-        Kind (wieder) zu finden. Einige hilfreiche   zur Beziehungsgestaltung und Selbstre-
   sieren ist                                 Maßnahmen können sein: Aufmerksam-           gulation können die Betroffenen ein zu-
„„ wie „Auszeiten“, also Abstandspha-         keit fokussieren (z.B. klare Zeichen/be-     friedeneres Leben führen, ohne auf Me-
   sen zwischen Eltern und dem Kind,          rühren, nicht reden); enge Anbindung         dikamente zurückgreifen zu müssen.
   umzusetzen sind und auch wie kom-          (Sitzplatz!); direkte Rückmeldungen; ge-
   munikative Abläufe möglicherweise          meinsam Zeichen für Auszeit vereinba-        Literatur
   zu verändern sind, ohne dass es im-        ren; Bewegung zulassen („Extrajobs“…).
                                                                                           Becker, K., El-Faddagh, M., Schmidt, M.H.
   mer wieder zu Eskalationen kommt
                                                                                               (2008). Interaction of dopamin transporter
   (dazu ist u.a. es nötig zu klären,         5. Fazit                                         genotype with prenatal smoke exposure on
   wann „Wildheit“ gut und erwünscht                                                           ADHD Symptoms. Journal of Pediatrics 152,
   ist, wann nicht)                               Die Diskussion um das Thema ADHS             S. 263-269.
„„ wie direkte eindeutige Rückmel-            wird in der Fachöffentlichkeit oft emoti-    Becker, K., Abraham, A., Kindler, J., Helmeke, C.
                                                                                               & Braun, K. (2007). Exposure to Neonatal
   dungen des Verhaltens an das Kind          onal aufgeladen geführt - nicht zuletzt
                                                                                               Separation Stress alters Exploratory Behavi-
   gegeben werden können (wenige,             deswegen, weil die zunehmende Me-                or and Corticotropin Releasing Factor (CRF)
   aber klare Regeln; „handeln statt re-      dikamentengabe als schnelle ‚Antwort’            Expression in Neurons in the Amygdala and
   den“)                                      auf seelische Probleme z.T. sehr junger          Hippocampus. Developmental Neurobiolo-
„„ wie es möglich ist, dass das Kind ge-      Kinder einerseits starken Widerspruch            gy, 67, 617-629.
                                                                                           Bock, J. & Braun, K. (2006). Der Einfluss früh-
   zielte Aufmerksamkeit erhalten kann        erzeugt, andererseits psychotherapeu-
                                                                                               kindlicher emotionaler Erfahrungen auf die
   (weniger, aber volle Präsenz)              tische ‚Antworten’ viel Energie, Bereit-         Gehirnentwicklung. In: Zabransky S. (Hrsg.)
„„ wie die Wahrnehmung des Kindes             schaft zur Kooperation und Verantwor-            SGA-Syndrom Intrauterine Wachstumshem-
   vom Problemverhalten wieder auf            tungsübernahme        aller   Betroffenen        mung: Risiken für die Entwicklung des Ner-
   die Stärken gerichtet werden kann          erfordern. In der Personzentrierten Kin-         vensystems. Conte Verlag, Saarbrücken
                                              der- und Jugendlichenpsychothera-            Bradley, R.H. & Corwyn, R.F. (2007). Infant tem-
„„ wie positive gemeinsame Erlebnisse
                                                                                               perament, parenting, and externalising be-
   geschaffen werden können.                  pie ist das Thema bisher nicht systema-          haviour in first grade: A test of the differenti-
                                              tisch aufgegriffen worden. Dies mag              al susceptibility hypothesis. Journal of Child
    In der Kooperation mit den Eltern         daran liegen, dass das „ursprüngliche“           Psychology and Psychiatry, 49, S. 124-131.
kann es auch darum gehen, eine mög-           Konzept einer klassischen Spieltherapie      Braun, A.K., Bock, J., Gruss, M., Helmeke, C.,
liche transgenerationale Weitergabe           (gar noch im nicht-direktiven Verfah-            Ovtscharoff jr, W., Schnabel, R., Ziabreva,
                                                                                               I. & Poeggel, G. (2002). Frühe emotionale
von Traumafolgestörungen und Bin-             ren) den Kindern mit einer ADHS-Sym-             Erfahrungen und ihre Relevanz für die Ent-
dungsstörungen mit den Eltern zu the-         ptomatik nicht gerecht werden kann.              stehung und Therapie psychischer Erkran-
matisieren. Weiter geht es darum, die         Vermutlich integrieren viele Personzen-          kungen. In B. Strauss, A. Buchheim & H. Kä-
Bedeutung der Symptomatik für die Be-         trierte Kinder- und Jugendlichenpsycho-          chele (Hrsg.), Klinische Bindungsforschung:
ziehungsdynamik im familiären System          therapeuten bereits Elemente aus ande-           Methoden und Konzepte (S. 121-128).
                                                                                               Stuttgart: Schattauer.
zu verstehen und darüber hinaus kon-          ren Therapieschulen. Der Beitrag wollte      Brisch, K. H. (2004). Der Einfluss von trauma-
krete verbesserte Möglichkeiten des Zu-       diese impliziten Erweiterungen des per-          tischen Erfahrungen auf die Neurobiolo-
sammenlebens in der Familie zu entwi-         sonzentrierten Konzepts deutlich ma-             gie und die Entstehung von Bindungs-
ckeln. Oftmals ist es nötig, grundlegend      chen und insbesondere Bezüge zu den              störungen.       Psychotraumatologie         und
die Ebenen Eltern-Kind zu klären und          ebenfalls beziehungsorientierten psy-            Medizinische Psychologie, 2, 29-44.
                                                                                           Brisch, K.-H. (1999). Bindungsstörungen. Von
(wieder) herzustellen. Eine hilfreiche Un-    chodynamischen Erklärungs- und Thera-            der Bindungstheorie zur Therapie. Stuttg-
terstützung kann Video-Feedback der           pie-Ansätzen aufzeigen. Wenn es darum            art: Klett-Cotta.
Eltern-Kind-Interaktionen       darstellen.   geht, Kinder mit frühen Regulations-         Bundesärztekammer         (2006).      Stellungnah-
Nicht zuletzt ist es wichtig, die oft ab-     und Bindungsstörungen - die wiederum             me zur ‚Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyper-
wesenden Väter zu gewinnen.                   mit Störungen in der Selbst-Struktur-            aktivitätsstörung (ADHS)‘ – Langfassung.
                                                                                               http://www.bundesaerztekammer.de/page.
                                              Entwicklung verbunden sind - grundle-            asp?his=0.7.47.3161.3163.3165 [Zugriff:
Ebene des weiteren Umfeldes                   gend und ganzheitlich therapeutisch zu           3.8.2010].
                                              erreichen, so wird dies nur durch eine       Bundespsychotherapeutenkammer                (2008).
    Auch die ErzieherInnen und Lehre-         reflektierte Beziehungsgestaltung gelin-         GEK-Report. 15.10.2008: Keine leitlinienge-
rInnen müssen in ein Behandlungs- bzw.        gen. Strukturierte Programme mögen               rechte Behandlung von ADHS. http://www.
                                                                                               bundespsychotherapeutenkammer.org/
Unterstützungsprogramm einbezogen             dazu unterstützend hilfreich sein, der
                                                                                               show/1760482.html [Zugriff: 3.8.2010].
werden. Sie müssen unterstützt wer-           Umbau innerpsychischer Strukturen er-
den, einen kindgerechten, strukturie-         folgt jedoch in erster Linie darüber, dass

                                                                   Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10             169
Schwerpunkt: Der humanistische Weg aus der Krise

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170     Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/10
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