Radio-Praktiker-Bücherei - Wegweiser in die Radiotechnik und praxisnahe Anleitungen zum Selbstbau
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Firmengeschichte Radio-Praktiker-Bücherei Wegweiser in die Radiotechnik und praxisnahe Anleitungen zum Selbstbau nen, das ihnen noch fehlte. Ich beken- Rudolf Grabau, Much ne: Für mich trifft fast all dieses zu, Tel.: (0 22 45) 34 71 denn 1950 war ich als Dreizehnjähri- ger dem Radiobasteln völlig verfallen und ganz am Anfang des Weges zum Es gibt wohl kaum ein Mitglied der Funkamateur – und gerade zu dieser GFGF, das nicht irgendwann einmal Zeit kamen die ersten RPB-Bändchen eines dieser handlichen Bändchen in die Buchhandlungen und in die der Radio-Praktiker-Bücherei des Geschäfte, welche mit alten Rund- Franzis-Verlages in Händen gehal- funkempfängern und Radio-Einzel- ten, darin geblättert und gelesen oder teilen handelten. Und heute nehme danach gebaut hat. Für viele von uns ich dieses oder jenes Bändchen gern war diese Bücherreihe aber viel mehr: einmal wieder in die Hand. So meine Lange entbehrte Hilfestellung beim ich, es ist an der Zeit, dass die „Funk- ersten Einstieg in die Radiotechnik, geschichte“ auch diesem Aspekt der Anleitung bei Selbstbau und Repa- Historie einen Beitrag widmet. ratur, Wegweiser in einen nachrich- tentechnischen Lehrberuf oder ein naturwissenschaftliches Studium, oft- Franzis Verlag mals einzige Vermittlung technischer Grundlagen und praktischer Kennt- 1827 erwarb Georg F ranz in Mün- nisse vor und während einer Berufs- chen eine Buchdruckerkonzession und ausübung, die mit dem so erworbenen nannte seine Firma „G. Franz´sche Wissen auskommen musste. Und Akzidenzdruckerei“. Aus der Drucke- heute wohl für viele auch ein Stück rei wurde auch ein Verlag, in dem Rückschau, ja nostalgieverbrämte periodische Publikationen wie „Der Erinnerung an Zeiten, in denen vieles Bayerische Landbote“ erschienen. noch überschaubarer und verständ- Nach dem Tode des Verlagsgründers licher war, in der man mit Kopf und ging das Unternehmen 1864 an die Hand Technik selbst schaffen und Familie M ayer über. In den 20er Jah- gestalten konnte – erstrebenswerte ren wurde die „Bayerische Radiozei- Güter, die man heutzutage schnell tung“, eine Programmzeitschrift für kauft und oft noch schneller wieder den neu eingeführten Rundfunk, das auf den Müll wirft. Und so gibt es wichtigste Verlagsobjekt und diese auch etliche, die diese kleinen Bänd- enthielt ab 1927 eine Beilage „Der chen mit Akribie sammeln, sorgfäl- Bastler“. 1928 wurde „Der Bastler“ tig sortiert ins Regal stellen und sich zur „Funkschau“. freuen, wenn sie eines auftreiben kön- Nach Kriegsende begann ein müh- 270 FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170
Firmengeschichte samer Neubeginn, aber ab 1946 viele Radios zerstört worden, auch erschien die „Funkschau“ wieder, die Alliierten hatten etliche beschlag- 1954 kam die „Elektronik“ hinzu. Um nahmt, zudem die vielen Flüchtlinge einen leichter aussprechbaren Fir- aus dem Osten nur das mitbringen mennamen zu haben, entschied man können, was sie auf dem Leib tru- sich, das Unternehmen „Franzis“ gen. Zwar wurden schon wieder neue zu nennen. Danach hat der Verlag Geräte produziert, die waren aber auch eine große Vielfalt von Fachbü- sehr teuer, denn sie kosteten den chern publiziert – am bekanntesten zwei- bis vierfachen Monatslohn. Es sind wohl diejenigen mit dem Titel war also eine Zeit, in der sich der „... ohne Ballast“, zumeist von O tto Selbstbau von Geräten noch lohnte. L im ann. Am erfolgreichsten aber Und da es noch kein Fernsehen gab, wurde die RPB-Reihe mit ihren etwa kaum jemand ein Auto oder Telefon 264 Titeln. Mitte der 90er Jahre wurde der Verlag an die WK-Verlags- gruppe verkauft. Heute bietet Fran- zis vorzugsweise Computerliteratur an - für Einsteiger ebenso wie für professionelle Anwender. Radio-Praktiker-Bücherei 1950 kamen die ersten Bände der Radio-Praktiker-Bücherei heraus. Fünf Jahre nach dem verlorenen Krieg ging es in Deutschland lang- sam wieder aufwärts. Die Grund- versorgung der Menschen war nun wieder einigermaßen sichergestellt, das Geld sehr knapp, aber nach der Währungsreform im Jahr 1948 wie- der etwas wert. Der Rundfunk hatte sich während des Zweiten Welt- krieges in Deutschland zum wich- tigsten Massenmedium entwickelt – infolge massiver Förderung durch das herrschende Regime (Volksemp- Bild 1: Der Band 1 von 1950. Aller- fänger / DKE), aber auch unverzicht- dings wurde diese Nummer nicht bar zur Warnung vor anfliegenden als erste herausgegeben, sondern Bomberverbänden. So war die Bevöl- die Serie startete mit den Bändchen kerung daran gewöhnt, sich durch 3: „UKW-FM-Rundfunk“, 7: „Schall- Rundfunksendungen informieren zu folienaufnahme“, 8: „Verstärker- lassen – und bald nahm auch das geräte für Tonaufnahme und Wie- Bedürfnis nach Unterhaltung wieder dergabe“ sowie 17: „Prüfsender für zu. Allerdings waren im Krieg sehr UKW-Empfänger“. FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170 271
Firmengeschichte besaß, Kinos und Sportanlagen sel- wendet sich in gleicher Weise an den ten und die Wohnungen klein waren, Fachmann und an den Liebhaber. entwickelte sich das Radiobasteln zu Dem Ersteren will sie oft benötigte einem weit verbreiteten Hobby für technische Unterlagen in bequemer Jung und Alt. Demzufolge war preis- Form zur Verfügung stellen, den günstige und einfach verständliche Letzteren will sie in die heute beson- Literatur sehr gefragt. Auch wenn ders interessierenden Sondergebiete die 90 Pfennige, die anfangs ein einführen, ihn zu einem tieferen Stu- RPB-Heft kostete (also etwa einen dium anregen, ihm ein steter Freund halben Euro), für heutige Verhält- und Begleiter sein. So wird die neue nisse recht billig erscheinen, so sollte Bücherei von Rundfunktechnikern man doch bedenken, dass die Stun- und Mechanikern, von den Mitar- denlöhne damals vielfach noch unter beitern der Laboratorien und Werk- einer Mark lagen. stätten in Industrie und Handel, von Der Münchener Franzis-Verlag Radioliebhabern aller Sparten, Schü- erkannte diesen Bedarf und gab den lern, Lehrlingen und Studenten gern ersten Bändchen die folgenden Ziel- benutzt. Für jedes aktuelle Thema vorstellung mit auf den Weg: „Um dem neu entstandenen Bedürf- nis zu dienen, über wichtige und aktuelle Teilgebiete der praktischen Radiotechnik durch nicht zu umfang- reiche, in sich abgeschlossene und vor allem billige Bändchen unterrich- tet zu werden, wird die neue Radio- Praktiker-Bücherei herausgegeben. Leicht verständlich, aber technisch zuverlässig, inhaltreich und doch bil- lig sind alle Bände dieser neuen radi- otechnischen Bücherei. Namhafte Autoren sind ihre Mitarbeiter, die sich diesem neuen Vorhaben in der richtigen Erkenntnis zur Verfügung stellten, dass es heute mehr denn je darauf ankommt, jedem einzelnen Interessenten, vor allem auch dem Lernenden, dem Schüler, Studenten und Lehrling den Aufbau einer klei- nen radiotechnischen. Bibliothek zu ermöglichen. Deshalb wurden Umfang, Ausstattung und Preis so aufeinander abgestimmt, dass für den aufzuwendenden niedrigen Betrag ein Bild 2: Eine Buchseite aus Band 2 Optimum an Wissensstoff und Unter- „Rimlock- und Picoröhren“ von lagen geboten werden kann. 1952, wie sie typisch für die ersten Die Radio-Praktiker-Bücherei Jahre war. 272 FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170
Firmengeschichte eine Nummer, und jede Nummer tung und ganz knappem Text (Bild 2). kostet nur wenig mehr als eine Mark. Die Schaltbilder verwendeten die neu So ist die Radio-Praktiker-Bücherei entwickelten Normzeichen und waren eine Fundgrube radiotechnischen ebenso übersichtlich gezeichnet wie Wissens jedem erschwinglich. Jede beschriftet. Nr. 64 Seiten mit vielen Bildern.“ Als erstes Werk speziell für Funk- Soweit das Selbstverständnis und amateure kam 1951 das „Sender- das Marketingkonzept des Verlages baubuch“ hinzu. Mit 22 Titeln wur- am Anfang der 50er Jahre – und den in diesem Jahr fast doppelt so dieses Konzept ging auf! Der Erfolg viel Ausgaben aufgelegt wie im Jahr der RPB-Hefte veranlasste den Verlag zuvor. Allerdings waren acht Titel übrigens, Mitte der 50er Jahre paral- dabei schon in der 2. Auflage – was lel dazu eine „vielseitige Schwester“ die Bedeutung und Popularität der mit dem Namen „Technikus-Büche- Buchreihe unterstreicht. Auch 1952 rei“ zu beginnen. Diese „beschränkte wurden 13 neue Titel herausgebracht, sich nicht auf ein bestimmtes Fachge- das Verlagsprogramm umfasste nun biet, sondern sie wählte die gesamte schon 39 Nummern (vgl. Bild 3). Mit Technik als Arbeitsfeld“ (offenbar der Einführung des Schwarz-Weiß- nach dem Vorbild der älteren Lehr- Fernsehens kamen einige Titel dieser meister-Bücherei). Auch hier arbei- Thematik hinzu, allerdings nur zur tete der RPB-Autor Mende mit, und Darstellung der Schaltungstechnik – zwar bei vier von elf Titeln. Beson- denn obwohl die Geräte anfangs sehr ders erfolgreich scheint diese Reihe teuer waren (1500 DM) traute sich nicht gewesen zu sein, denn Anfang an den Selbstbau wohl kaum jemand der 60er wurde sie wieder eingestellt. heran, eher vermied man durch Selbsthilfe nach Möglichkeit kosten- aufwändige Werkstatt-Reparaturen. Entwicklung der Themen Bis 1956 gab es in der Radio-Prak- und Inhalte tiker-Reihe neben Grundlagenwissen nur die Themen Radio (kommerziell Es lag nahe, dass es sich bei den und Amateurfunk) und Fernsehen. ersten Titeln um den Selbstbau von Mit dem Band „Drahtlose Fernsteu- Geräten drehte. Und dann gab es erungen für Flugmodelle“ wurden nach Erschließung des UKW-Bereichs erstmals die Modellbauer angespro- mit der neuen Modulationsart Fre- chen. Auch diese Bändchen hatten quenzmodulation erneut sehr viel großen Erfolg. Aber man muss fest- Informationsbedarf. Dem folgten aber stellen, dass ab 1957 nur noch wenige auch Themen aus der Elektroakus- neue Titel erschienen sind (vielleicht tik (wie Mikrofone, Schallfolien- und wegen Ausscheidens der ersten Auto- Tonbandtechnik). Die Bücher über rengeneration?), die Zahl der Neuauf- Fehlersuche in Radios entsprachen lagen älterer Titel – zunächst noch ganz besonders dem Bedarf. Dass der auf hohem Niveau – nahm ebenfalls Inhalt von Praktikern für Praktiker erheblich ab. 1960 kam mit einem erarbeitet wurde, zeigt sich an der Band über Fotozellen die Steuerungs- praxisnahen Zusammenführung von technik hinzu. Ein Jahr später (1961) Schaltbild, Röhrendaten, Sockelschal- mit dem Band „Elektronische Orgeln“ FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170 273
Firmengeschichte Bild 3: Zahl der Erstauflagen und Gesamtauflagen in den Jahren von 1950 bis 1996. erschien zum ersten Mal ein Band mit Halbleitern ließen die Zahl neuer über elektronische Musik, und damit Titel wieder auf elf ansteigen, Neu- stieg RPB zugleich in Anwendungen auflagen älterer Titel stabilisierten der Transistortechnik ein. sich anschließend bis 1971 auf hohem Recht früh sind Titel über Stereo- Niveau. phonie (1960) und gedruckte Schal- 1969 – das Bändchen mit der bis- tungen (1966) herausgegeben worden, während sich die Halbleitertechnik im Vergleich zu der übrigen Fachli- teratur erst recht spät, nämlich ab Mitte der 60er Jahre, im Verlagspro- gramm abbildete – ob dies daran lag, dass sich die RPB-Leser / Bastler mit dem Umstieg zum Transistor doch recht schwer taten? Wegen Massen- produktion von Röhrenradios und des steigenden Angebots der neuen Transistor-Empfänger war jetzt jedermann in der Lage, sich ein fer- tiges Gerät zu kaufen. Und damit verschwand die Elektronenröhre, wichtigstes Bauteil bisheriger Bastel- tätigkeit, aus den RPB-Bändchen. Der Selbstbau von Empfangsgeräten konzentrierte sich auf den Amateur- funk. Das Thema Lautsprecherbau wurde interessant. Ab 1966 wurde die Technik des Farbfernsehers vor- gestellt, auch gab es Anleitungen zum Service dieser Geräte. Diese Themen und Bücher über Experimentieren Bild 4: Band 22 / 23 von 1967. 274 FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170
Firmengeschichte lang höchsten Nummer trug erst die tale Experimentierbausteine“, „Vom Nummer 147 – begann der Verlag Flip-Flop zur Quarzuhr“, „Optoelek- eine neue Serie mit Nummern ab tronik“, „Fehlersuche in der Indus- 301. Diese Bücher enthielten detail- trie-Elektronik“. Erste Anfänge der lierte Selbstbauvorschläge, zunächst Computertechnik fanden Eingang mit diskreten Halbleitern, später mit bei RPB, wie „Von der Mengenlehre den ersten auf dem Markt erhält- zur Schaltalgebra“, „Schaltalgebra lichen Integrierten Schaltkreisen. Bis im Experiment“, „Systemanalyse und 1971 wurde diese Serie ausschließlich System-Design“. Ab 1975 setzte sich von L othar Sabrowsky als Autor auch der Operationsverstärker als gestaltet. Ab 1974 setzte der Verlag bedeutender elektronischer Baustein Schwerpunkte bei einfachen Elek- durch. tronikschaltungen „für den Hausge- Obwohl die Einseitenbandtechnik brauch“ und IC-Anwendungen, was längst Standardbetriebsart des Ama- sich in einer erheblichen Zunahme teurfunks geworden war, gab es jetzt von Erstauf lagen widerspiegelte. auch einen RPB-Band darüber, eben- Auch die Gesamtzahl an Auflagen so über UHF-Amateurfunk-Anten- überstieg mehrfach 35 pro Jahr und nen. Der CB-Funk kam auf, und erreichte damit Spitzenwerte (Bild 3): Franzis veröffentlichte einen Titel Typische Themen: „Autoelektronik“, „Jedermannfunk“. Es war auch die „Integrierte NF-Elektronik“, „Digi- hohe Zeit der Elektronik-Bastelei: In jeder Stadt gab es mindestens einen Laden für elektronische Bauteile, außerdem etliche Versandgeschäfte (Bühler, Bürklin, Conrad, hobby-elec- tronic, Meyer, Nadler, Schubert, Völ- kner) – nur wenige sind heute übrig geblieben. Ab Anfang der 80er rückten andere Themen in den Vordergrund: „Halb- leiterspeicher“, „Kleiner Basic Wort- schatz“, „Prozessrechner-Systempro- gramme“, „Basic Rechenprogramme“, „Neue Aufgaben für den Heimcompu- ter“, daneben etliches für den Modell- eisenbahner, wie „Modellbahn-Mehr- zugbetrieb“. Lötkolben und individu- elle Schaltkreise wurde allmählich durch den Personal Computer ersetzt und damit hielt auch die kurzlebige Computerfachliteratur Einzug bei der Radio-Praktiker-Bücherei – nun eigentlich weder mit Themen übers „Radio“ noch für den selbst konstru- ierenden „Praktiker“ mehr. Mit vie- Bild 5: Band 27 / 27a von 1970. len neuen Titeln steuerte der Verlag FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170 275
Firmengeschichte eine liebgewordene Reminiszenz. Ab 1993 gab es keine neuen Titel mehr, und mit der 15. Auflage vom Band „Wie arbeite ich mit dem Elektro- nenstrahl-Oszillographen“ wurde die Buchreihe 1996 eingestellt. An der Entwicklung der Themen- bereiche wird deutlich, welchen Weg Funktechnik und Elektronik in den 47 Jahren von 1950 bis 1996 durch- schritten haben: Von der Elektronen- röhre im Selbstbau über die Halb- leitertechnik und den Integrierten Schaltkreis bis zum Computer und dessen Anwendung. Insofern ist die Radio-Praktiker-Bücherei irgendwie so etwas wie ein Denkmal der Funk- geschichte. Die auflagenstärksten Titel und ihre Autoren Bild 6: Band 32 von 1979. In einer Sonderausgabe, nämlich der Nr. 100, zog der Verlag im Jahr dem rückläufigen Trend entgegen, 1961 eine Zwischenbilanz (Inhalt ohne ihn umkehren zu können. The- gekürzt): „Diese fachtechnische men wie: „DOS leichtgemacht“, „Pro- Bücherei stellt innerhalb der deut- grammiersprache C“ und „Turbo Pas- schen Buchproduktion eine einmalige cal“ wiesen bereits den Weg in das Erscheinung dar: Die Idee des gleich- zukünftige Verlagsprogramm. Es gab förmigen, relativ preiswerten Reihen- noch etliche Themen, die in frühere buches, wie es seit Jahrzehnten in Jahre gepasst hätten: „Tempera- mehreren universell ausgerichteten turen elektronisch richtig messen“, Bibliotheken bekannt und von Erfolg „Frequenzweichen für Lautsprecher“, gekrönt war, wurde hier auf ein ver- „Funkempfang – der erste Schritt in hältnismäßig enges Fachgebiet über- die Praxis“ „Messgeräte für das Elek- tragen, allerdings auf ein Gebiet, das troniklabor“, wobei der Autor Die infolge viel-millionenfacher Verbrei- ter Nührmann 1978 / 79 sowie 1988 tung von Rundfunk- und Fernsehge- besonders aktiv war. Ein Band „Satel- räten eines größeren Interesses sicher litenempfang – leicht gemacht“ wurde war. Die erste Ankündigung erfolgte 1991 herausgegeben. 1992 erschienen 1950 in der später mit der Funkschau dann die letzten Erstauflagen, der vereinigten Zeitschrift Radio-Maga- allerletzte neue Titel (Nummer 253: zin. Dass diese äußerlich schmucken, „Der leichte Einstieg in die Funk- innerlich mit Bildern, Schaltungen, technik“) wirkte damals schon wie Zahlentafeln und so weiter reichlich 276 FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170
Firmengeschichte versehenen schmalen Bände schon Mende: Antennen für Rundfunk- zu Anfang eine begeisterte Aufnah- und UKW-Empfang mit 53.500 Ex. me fanden, ist sicher mit auf den Kühne: Vielseitige Verstärkerge- damaligen Mangel an Fachliteratur räte für Tonaufnahme und Wiederga- schlechthin zurückzuführen. Ent- be mit 53.400 Ex. scheidend aber war, dass für wenig Die drei erfolgreichsten Autoren Geld ein „echtes Fachbuch“, wenn waren seinerzeit: H erbert M ende auch mit einem abgeschlossenen mit insgesamt 356.000 Nummern, Thema, geboten wurde. Die Auswahl Werner D iefenbach mit 234.000 der Autoren und Sachgebiete sorgte und F ritz Kühne mit 222.000 Exem- dafür, dass alle aktuellen und inte- plaren. Der erfolgreichste Vierfach- ressierenden Themen schnell an die band war der Lehrgang Radiotech- Reihe kamen, und innerhalb von nik von Jacobs; von ihm wurden (die drei Jahren waren bereits rund 50 Ganzleinenbände eingeschlossen). Nummern erschienen. Die Freunde 44.400 Exemplare ausgeliefert. der RPB, wie die Bücherei in Fach- Die Zeitschrift endet mit einem kreisen allgemein genannt wurde, Lob: „Der Verlag, der dahintersteht, gewöhnten sich daran, jede neu passt gewaltig auf, dass die einzelnen erscheinende Nummer zu kaufen, ja Bändchen nicht veralten. Er treibt viele legten sich sogar jede neue Auf- moderne Marktforschung und macht lage einer Nummer zu, um stets auf dem jüngsten Stand zu sein. Infolge- dessen ließen neue Auflagen fast nie- mals lange auf sich warten, die RPB war immer aktuell. Die RPB ist hat eine Gesamtauflage von 2,5 Millionen Nummern erreicht. Die Bücher wer- den in Deutschland und im gesamten deutschsprachigen Ausland gekauft; in mehreren Ländern erschienen Nachdrucke in fremder Sprache, so in Dänemark, Finnland, Holland, Ita- lien. Immer mehr Fachthemen konn- ten aufgenommen werden, und trotz mehrfacher, durch Kostenerhöhungen erzwungener Heraufsetzung der Heft- preise erleben alle neuen und viele ältere Nummern in schneller Folge Neuauflagen.“ Nach einer Veröffentlichung in der Zeitschrift „Radio-Fernseh-Händler“, ebenfalls von 1961, hatten folgende Bände die bislang höchsten Auflagen erreicht: Mende: Rundfunkempfang ohne Röhren mit 60.600 Ex. Bild 7: Band 239 von 1991. FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170 277
Firmengeschichte die jeweilige Auflage nur so groß, H ans Herbert K linger , 5 Titel dass sie verkauft ist, wenn wichtige 1966 - 1980: technische Fortschritte auf dem Spe- Gerhard Gerzelka, 5 Titel zialgebiet vorliegen, die eine Neuauf- 1969 - 1974: lage notwendig machen. Die Bücher- Lothar Sabrowsky, 11 Titel reihe ist lebendig im besten Sinne 1971 - 1977 / 1990 / 1991: des Wortes.“ Siegfried Wirsum, 5 Titel Verlässliche Angaben zu späteren 1974 - 1987: Jahren sind nicht verfügbar. Unter- Horst Pelka, 6 Titel stellt man jedoch, dass nach 1961 1977 - 1988: noch etwa die doppelte Zahl an Auf- Dieter Nührmann, 22 Titel lagen gedruckt worden ist (wenn auch 1977 - 1988: wohl geringeren Umfangs), dann Herrmann Schreiber , 6 Titel kommt man auf eine Gesamtzahl, welche zweifellos fünf Millionen ver- kaufte Bände übersteigt. Für die spä- Preisgestaltung teren Jahre kann man sicherlich auch Dieter Nührmann und Lothar Sab Die Preise waren anfangs recht rowsky den umsatzstärksten Autoren moderat: Der Einfachband (mit gut zurechnen. Die höchsten Auflagen- 60 Seiten), wie er die Regel war, zahlen erreichten folgende Bändchen: kostete 90 Pfennige. Lange war die- - Mende: Praktischer Antennenbau ser Preis jedoch nicht zu halten und (19 Auflagen), betrug in den 60ern bereits 2,50 DM. - R ose: Formelsammlung für den Der Umfang der Bände nahm allge- Radio-Praktiker (18 Auflagen), mein zu, der Doppelband (etwa 120 - M ende: Antennen für Rundfunk- Seiten) kostete um 1960 5,00 DM, und UKW-Empfang (16 Auflagen), 1980 8,80 DM. Dreifachbände (ab - Renardy: Methodische Fehlersuche etwa 160 Seiten) kamen hinzu, sie in Rundfunkempfängern (16 Aufla- kosteten anfangs 7,50 DM. In den gen). 80ern stieg deren Preis auf 10,80 DM Und wer veröffentlichte die mei- und erreichte Anfang der 90er Jahre sten Titel (von insgesamt etwa 270 in eine Höhe von 19,80 DM. Erstauflage) und in welchem Zeitab- schnitt? Diesmal in zeitlicher Folge aufgeführt: Systematik von Nummerierung 1950 - 1956 / 1961: und Umschlaggestaltung Herbert Mende 11 Titel 1950 - 1960: Alle RPB-Bände sind nach Num- F ritz Kühne, 9 Titel mern geordnet (nur wenige neue 1950 - 1966: Titel des „heutigen“ Franzis-Verlages H ans Sutaner , 10 Titel verwenden auch noch das Kürzel 1951 - 1954 / 1981: „rpb“ ohne Nummer), alle Bänd- Otto Limann, 5 Titel chen sind broschiert und im Format 1952 - 1974: 116 x 175 mm geschnitten – mit einer Werner Diefenbach, 10 Titel Ausnahme: Der Band „Farbfernsehen“ 1963 - 1981: ist auch als „Großformat-Vierfach- 278 FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170
Firmengeschichte band der RPB“ erschienen, und zwar Leinenstruktur) den Seriennamen im Format DIN A4. Die Umschlagsei- „Franzis Taschenbuch“ (Bild 7 ), die ten der verschiedenen Auflagen sind Unterteilung in Ein-, Zwei- und Drei- oft durch unterschiedliche Farben fachband entfiel. gekennzeichnet. Offenbar gab es auch verschiedene Bibliotheksausgaben mit Hardcover. 1950 bis 1970 verwen- Sammeln von RPB-Bändchen dete der Verlag zumeist aufsteigende Nummern, wobei Lücken feststellbar Aufgrund der großen verkauften sind. Bis 1963 waren die Umschläge Stückzahlen kann man auch heute aus dünner Pappe außen ungeschützt noch viele Hefte erwerben, wobei die (Bild 1), ab 1962 wurde das Titel- Preise so zwischen 2 und 8 Euro lie- bild großflächiger und der Umschlag gen. Man findet sie über die Antiqua- mit Folie überzogen („Cellu-Band“, riatsangebote im Internet (abebooks. Bild 4). Offenbar, weil jetzt auf dem de, eurobuch.com, zvab.com) und auf Titel die Nummer nicht mehr erkenn- einschlägigen Flohmärkten, zuweilen bar war, näherte man sich wieder auch bei ebay. Wegen der meist über- der früheren Gestaltung an (Bild 5) wältigend großen Zahl von Angeboten Ab 1969 ist mit den „electronic-bau- (bis 1.000) sollte man schon wissen, büchern“ und Nummern ab 300 eine welches Heft man sucht (z.B. Suche neue Serie begonnen worden, auch nach „rpb“ und „Autorenname“ ) diese mit cellophaniertem Umschlag. – wobei die mehrfache Verwendung Ab 1973 erhielten die Bändchen der derselben Heft-Nummern Verwirrung „normalen“ Reihe den Serientitel stiften kann. Und man sollte von „electronic-taschen-bücher“, um sich Vornherein entscheiden, ob man sich von den Baubüchern zu unterschei- mit der Nummer irgendeiner Auflage den; ab jetzt wurden Ein- bis Drei- begnügen will (auch das ergibt insge- fach-Bände auf dem Buchrücken mit samt schon etwa drei „Regalmeter“) 1, 2 oder 3 Punkten gekennzeichnet. oder anstrebt, möglichst ein Exem- 1975 begann der Verlag, die unbe- plar jeder Auflage zu besitzen (damit nutzt gebliebenen Nummern auf- käme man auf über 900 Bände, wenn zufüllen und früher benutzte, nicht man sie denn noch so vollständig mehr aufgelegte Nummern erneut erwerben könnte!). Gerade die älteren zu verwenden. Zwar hatte sich schon Hefte werden oft angeboten, dagegen früher mehrfach der Titel aufeinan- ist es nicht so einfach, jüngere Hefte derfolgender Auflagen geändert, das geringer Auflage (so zwischen Nr. 100 Thema und der Autor waren aber bis- und 253) zu finden. Auch wenn man lang zumeist gleich geblieben. 1979 wissen will, welche Titel, Heft-Num- erhielten die Bändchen ein völlig mern und Auflagen es gegeben hat, neues Design mit einem Umschlag in hilft das Internet weiter: Zwei RPB- Leinenstruktur, auch wurden die Sei- Sammler haben freundlicherweise ten spürbar dicker und steifer (Bild 6). entsprechende Listen in das Inter- 1980 wurde die Bezeichnung Bau- net gestellt (Adressen am Ende des bücher aufgegeben. Ab 1987 führten Beitrags). Allerdings basieren diese alle Bändchen nach einem erneuten Listen auf den Umschlagseiten der „Facelifting“ (unter Beibehaltung der Bändchen und Prospekten des Ver- FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170 279
Firmengeschichte lages sowie den Bibliothekbeständen Ergänzend sei darauf hingewie- der beiden Sammler – offizielle Listen sen, dass in der DDR ab 1958 nach des Verlages existieren nicht. Bislang RPB-Vorbild eine vergleichbare Reihe gibt es auch noch keine Tauschbörse, von insgesamt 249 Bändchen heraus- ebenso fehlt eine umfassende zeitbe- gegeben worden ist, zunächst unter zogene Analyse der Inhalte. dem Namen „Der praktische Funk- Auch ich habe mich weitgehend amateur“, ab 1969 als „electroni- auf den Inhalt der Internetseiten der ca“, und zwar vom Verlag Sport und Herren Willkommen und L iebert - Technik, ab 1963 Militärverlag. Der A delt abgestützt, vor allem hinsicht- Inhalt konzentrierte sich stärker als lich des Zahlen- RPB auf funk- materials. Hierfür technische/elek- und für weitere tronische Expe- weitere Unterstüt- rimente und den zung, auch durch Selbstbau, wobei Herrn P eter von sich die tech- Bechen, darf ich nische Thematik darf ich mich etwa wie bei der herzlich bedan- RPB entwickelte. ken. Parallel dazu gab der Militärverlag von 1963 bis 1982 eine auf Jugend- liche zugeschnit- tene Serie „Der junge F unker“ von insgesamt 30 Titeln heraus. Quellen: [1] Mende: Daten- und Tabel- lensammlung für R ad i opr a k t i ke r, München 19 6 4 , R ad iopr a k t i ker - Bücherei Nr. 100 (Sonderausgabe) [2] www.radio-praktiker.de [3] Liebert-Adelt: www.qsl.net/dk4bf [4] www.uni-online.de/artikel [5] Bechen, von: Geschichte des Fran- zis-Verlages (unveröffentlichtes Manuskript). Bild 8: Beispiele für die DDR-Hefte. 280 FunkGeschichte 29 (2006) Nr. 170
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