Reformvorschlag: Integrierte Versorgung als nachhaltige Regelversorgung auf regionaler Ebene

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Reformvorschlag: Integrierte Versorgung als nachhaltige Regelversorgung auf regionaler Ebene
Reformvorschlag:
Integrierte Versorgung als nachhaltige
Regelversorgung auf regionaler Ebene
Expertengruppe legt Konzept für Neuausrichtung
des deutschen Gesundheitssystems vor

Für eine nachhaltige, bedarfsgerechte, robuste
und gleichzeitig faire integrierte Gesundheits-
versorgung in ganz Deutschland mit Fokus auf
Prävention, Gesundheitsförderung und -erhal-
tung, die den Akteuren ihren Einsatz für Ge-
sundheit und Effizienz belohnt
Reformvorschlag: Integrierte Versorgung als nachhaltige Regelversorgung auf regionaler Ebene
„Innovative Gesundheitsregionen“ – wie die                                                                            Ursachen für fehlende Integration

regionale Integrierte Versorgung zur Regel-                                                                           › Für die wirkliche Kooperation über viele beteiligte Be-
                                                                                                                        rufsgruppen hinweg fehlt immer noch die gegenseiti-

versorgung wird                                                                                                         ge Anerkennung.

                                                                                                                      › Die Anreize für die Umsetzung fehlen. Denn Koordina-
19 Experten aus dem Gesundheitswesen haben im Vorfeld der Bundestagswahl ein Konzept für eine Neuausrichtung            tion und Integration erfordern komplexe, aufwändige
des deutschen Gesundheitssystems veröffentlicht, das nach und nach die heutige sektoral aufgeteilte Regelversor-        Arbeit der Beteiligten und ein hohes Investment der
gung ablösen soll. Das Ziel: Eine nachhaltige, bedarfsgerechte, robuste und gleichzeitig faire integrierte Gesund-      Initiatoren.
heitsversorgung für ganz Deutschland mit Fokus auf Prävention, Gesundheitsförderung und -erhaltung, die
                                                                                                                      › Für Krankenkassen gibt es verschiedene Hindernisse:
den Akteuren ihren Einsatz für Gesundheit und Effizienz belohnt. Der Hintergrund für die Initiative: Trotz vieler
                                                                                                                        Verwaltungsabläufe müssen verändert werden. Die
Versuche, die Berufsgruppen und Sektoren im deutschen Gesundheitswesen besser zu vernetzen, findet die Versor-
                                                                                                                        Aufsicht baut nicht nachvollziehbare Hürden ein, für
gung immer noch nicht Hand-in-Hand statt, wie es gerade für Patienten mit chronischen Erkrankungen besonders
                                                                                                                        national agierende Kassen stellen sich bei regionalen
wichtig wäre. Zwar gibt es einige Erfolgsprojekte, die zeigen, dass Kooperation und Integration tatsächlich zu mehr
                                                                                                                        Angeboten hohe kommunikative Herausforderungen.
Gesundheit und Effizienz führen. Eine bundesweite Umsetzung scheint jedoch in weiter Ferne.
                                                                                                                        Die Chance zur Differenzierung gegenüber anderen
                                                                                                                        Kassen wird geringer.
   Die Kernelemente des Konzepts
                                                                                                                      › Für Leistungserbringer*innen (und die Öffentlichkeit)
                                                                                                                        wiederum ist eine Differenzierung von Behandlungs-
    › Regionale, professionell aufgestellte Gesundheits-    › Aus einem gesonderten Teil des Gesundheits-
                                                                                                                        pfaden nach Krankenkasse schwer akzeptabel. Wenn
      konferenzen übernehmen gemeinsam mit den je-            fonds erhalten sie eine Anschubfinanzierung, die
                                                                                                                        30 % der Patient*innen nach dem selektivvertrag-
      weiligen Landkreisen bzw. kreisfreien Städte eine       nach und nach zurückgezahlt wird.
                                                                                                                        lichen und 70 % nach dem klassischen Regelversor-
      Schlüsselrolle: Sie erhalten regionale Gesund-
                                                                                                                        gungsmodell behandelt werden sollen, entstehen
      heitsdaten zur Versorgungsplanung und initiieren      › Ein bundesweites Monitoring macht die Ergebnis-
                                                                                                                        doppelte Aufwände.
      Verträge zwischen regionalen Akteuren wie z. B.         se transparent und führt zu einem „Wettbewerb
      Managementgesellschaften („regionale Integrati-         der Regionen“ um die beste Gesundheitsversor-
                                                                                                                      › Im Dickicht der Regelungen des Gesundheitswesens
      onseinheiten“) und Krankenkassen.                       gung vor Ort.
                                                                                                                        und der Aufsichten kommt es zu Widerständen.

    › Die „regionalen Integrationseinheiten“ schließen      › Sowohl Patienten als auch Akteure haben die Wahl,
                                                                                                                      › Eine wirklich hinreichend valide Erfolgsmessung ist
      mit den Krankenkassen Verträge über das regi-           ob sie an den integrierten Versorgungslösungen
                                                                                                                        auch real komplex.
      onale Management von Prävention, Behandlung             teilnehmen möchten.
      und Rehabilitation nach einem erfolgsorientier-
      ten, vorgegebenen Vertragsmodell ab.                  Details zu den Kernelementen lesen Sie auf den
                                                            folgenden Seiten.
Reformvorschlag: Integrierte Versorgung als nachhaltige Regelversorgung auf regionaler Ebene
„Innovative Gesundheitsregionen“ – die Elemente im Detail

                                                         Regionale Integrationseinheiten /                        Vertragsmodell „Innovative Gesund-
   Warum sollte Gesundheitsversor-                       Managementgesellschaften                                 heitsregionen“
   gung regional organisiert sein?
                                                         „Regionale Integrationseinheiten“ können lokale          Die Verträge zwischen Krankenkassen und „regionalen
   › Die Lebensrealitäten und die Bedarfe der Men-       Vertragspartner sein – also Kommunen bzw. Konsor-        Integrationseinheiten“ sind nach dem neu geschaffenen
     schen sind regional sehr unterschiedlich.           tien von Gesundheitsakteur*innen oder beauftragte        und für sie mit speziellen Anreizen ausgestatteten und
                                                         Managementgesellschaften. Sie schließen Verträge         standardisierten Vertragsmodell der „Innovativen Ge-
   › Interventionen zu Versorgung, Prävention und        mit Krankenkassen und übernehmen die Aufgabe, die        sundheitsregionen“ gestaltet. Das verkürzt Verhand-
     Gesundheitsförderung müssen daher regional          jeweils eigenen wirtschaftlichen Interessen der sekto-   lungsprozesse und sichert klare Rahmenbedingungen.
     geplant werden.                                     ralen Leistungserbringer mit dem Ziel der Integrierten   Den Gesundheitsakteur*innen steht es frei, mit der lokalen
                                                         Versorgung und der Verbesserung der Gesundheit der       Managementgesellschaft zusammenzuarbeiten, genau-
   › Auch die Vernetzung mit sozialen und anderen        Bevölkerung zu harmonisieren.                            so wie für die Versicherten die Teilnahme freiwillig ist.
     Einrichtungen der Region ist nur vor Ort möglich.

   › Gute Gesundheitsversorgung ist ein Standort-
     vorteil: Kommunen profitieren von den regio-
     nalen Angeboten für die Menschen und dem
     höheren Gesundheitsstatus der Bevölkerung.

Kommunale Gesundheitskonferenzen 2.0

Die „Kommunalen Gesundheitskonferenzen 2.0“ sind
mit mehr Rechten und Aufgaben ausgestattet als bisher,
gründen eigene Geschäftsstellen und verfügen über
Budget, um den spezifischen regionalen Versorgungsbe-
darf zu analysieren. Sie können Managementgesellschaf-
ten für die Organisation der Gesundheitsversorgung vor
Ort gründen oder beauftragen und Krankenkassen auf-
fordern, mit ihnen Verträge zu schließen.
Zukunftsfonds Innovative Gesundheits-                    Monitor Innovative Gesundheitsregionen                     Politische Zielvorgaben
regionen
                                                         Über den „Monitor Innovative Gesundheitsregionen“          Der Gesetzgeber bekennt sich explizit zum Ziel einer
Zur Finanzierung werden Mittel aus einem „Zukunfts-      findet ein konsequentes Monitoring der Ergebnisqua-        integrierten populationsorientierten Versorgung – etwa
fonds Innovative Gesundheitsregionen“ als ausge-         lität sowohl der Krankenkassen als auch der regiona-       mit der Vorgabe in einem regierungsamtlichen Aktions-
gliederter Teil des Gesundheitsfonds bereitgestellt.     len Versorgungssysteme statt. Die Daten werden der         plan, dass bis zum Jahr 2025 10 % und bis zum Jahr 2030
Diese Startfinanzierung wird später zurückgezahlt, so-   Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. So entsteht ein     25 % der deutschen Bevölkerung von entsprechenden
dass das Gesamtsystem dadurch langfristig entlastet      Wettbewerb um Qualität.                                    regionalen populations- und outcome-orientierten Ver-
wird (siehe Grafik).                                                                                                trägen nach §140a SGB V profitieren können.

                                                          +3    +3    +3
                                                                           +1    +1    +1

                                                                                                                    -2   -2    -2    -2    -2    -2   -2    -2    -2       -2
   Ein Fonds als ausgegliederter Teil des Gesund-
   heitsfonds erhöht die Zuweisungen für alle
   Versicherten der sich vertraglich einklinkenden
   Krankenkassen in der jeweiligen Region, für die
   ersten 3 Jahre um 3 % und die nächsten 3 Jahre
   um 1 %. Die darauffolgenden 4 Jahre erhalten
   keinen Aufschlag und für die Jahre 11 bis 20 werden                                                                                                                     20
                                                          1     2     3     4     5     6     7     8     9    10   11   12    13    14    15   16    17    18    19
   die Zuweisungen für insgesamt 10 Jahre um 2 %
   abgesenkt. So refinanziert sich der Fonds.

   Das vorgeschlagene Modell basiert auf Strukturen,     Es ist ein Auftakt zur Weiterentwicklung und Diskussion.   Alle Dateien, Links und wichtigen Informationen fin-
   die sich bereits in Deutschland bewährt haben,        In den kommenden Ausgaben der Welt der Kranken-            den Sie unter
   und auf realistischen finanziellen Annahmen. Die      versicherung, in der das Konzept veröffentlicht wurde,     www.optimedis.de/iv-als-regelversorgung.
   Autor*innen sehen darin große Chancen hin zu ei-      werden diverse Kommentare dazu erscheinen. Wenn
   nem Gesundheitswesen, das den Akteuren ihren          Sie Interesse haben, das Konzept dort ebenfalls zu
   Einsatz für Gesundheit und Effizienz belohnt, Sek-    kommentieren, oder wenn Sie Ideen und Anmerkungen
   toren verbindet, Patienten konkret einbezieht und     haben, schicken Sie uns eine E-Mail an
   Wettbewerb ermöglicht.                                kommunikation@optimedis.de.
Die Autorengruppe und die Mitwirkenden

Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender        Dr. Bernadette Klapper, Bereichsleiterin Gesundheit       Prof. Dr. Dr. Karl-Heinz Wehkamp, SOCIUM
OptiMedis AG, Hamburg                                     bei der Robert Bosch Stiftung GmbH, Stuttgart             Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik,
                                                                                                                    Universität Bremen, Bremen
Dr. Ottomar Bahrs, Sprecher des Dachverbands              Dr. Wolfgang Klitzsch, Mitglied im erweiterten Vor-
Salutogenese e.V., freier Mitarbeiter am Institut für     stand des BMC, Geschäftsführer a.D. Ärztekammer           Dr. med. Dorothea Wild (MPH), Institut für Haus-
Allgemeinmedizin, Universität Düsseldorf, Göttingen/      Nordrhein, Berlin                                         arztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
Düsseldorf
                                                          Dr. Ilona Köster-Steinebach, Geschäftsführerin Akti-      Wir bedanken uns bei den folgenden Personen
Uwe Borchers, Geschäftsführender Vorstand ZIG –           onsbündnis Patientensicherheit e. V., Berlin              für ihren Beitrag zur Entstehung der Ausarbeitung
Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirt-                                                                      durch Anregungen, Ergänzungen oder Kritik:
schaft OWL, Bielefeld                                     Prof. Dr. Clarissa Kurscheid, Geschäftsführerin Figus
                                                          GmbH Priv. Forschungsinstitut für Gesundheits- und        Agentur Deutscher Arztnetze (PD Dr. Thomas
Prof. Dr. Gerd Glaeske, Leiter Abteilung Gesundheit,      Systemgestaltung, Köln                                    Schang), Prof. Dr. Volker Amelung, Prof. Dr. Boris
Pflege und Alterssicherung, SOCIUM Forschungs-                                                                      Augurzky, Dr. Carolin Auschra, Georg Brabänder,
zentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität       Dr. Volker Lodwig, Aufsichtsratsmitglied EIT Health       Andreas Brandhorst, Prof. Dr. Günther Braun,
Bremen, Bremen                                            Germany, Mannheim                                         Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen, Dr. Kaschlin Butt,
                                                                                                                    Daria Celle-Küchenmeister, Stefan Göbel, Prof. Dr.
Prof. Dr. Bernd Griewing, Vorstand Medizin                Prof. Dr. Holger Pfaff, Direktor des IMVR und des Zen-    Wolfgang Greiner, Dr. Oliver Gröne, Dr. Matthias
RHÖN-KLINIKUM AG, Bad Neustadt a. d. Saale                trums für Versorgungsforschung Universität Köln, Köln     Gruhl, Dr. Lutz Hager, Dr. Ursula Hahn, Prof. Dr. Rolf
                                                                                                                    Heinze, Prof. Dr. habil. Wolfgang Hellmann, Prof. Dr.
Prof. Dr. Dr. Martin Härter, Institutsdirektor Institut   Prof. Dr. Doris Schaeffer, Fakultät für Gesundheitswis-   Klaus Hüllemann, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Prof.
und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Univer-      senschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld             Dr. Thomas Klie, Prof. Dr. Alexis von Komorows-
sitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg                                                                           ki, Florian Kropp, Prof. Dr. Ernst-Wilhelm Luthe,
                                                          Dr. Dr. med. Heidrun Sturm, Leiterin Bereich „Gesund-     Harald Möhlmann, Prof. Dr. Axel Mühlbacher, Dr.
Jessica Hanneken, Vice President Investment und           heitssysteme – innovative Versorgung“ am Institut für     Alexander Pimperl, Justin Rautenberg, Prof. Dr. h.c.
Gesundheitspolitik, BFS health finance GmbH,              Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung       Herbert Rebscher, Steven Renner, Dr. Monika Roth,
Dortmund                                                  Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen                   Dr. Almut Satrapa-Schill, Jörg Sauskat, Dr. Viktoria
                                                                                                                    Stein, Prof. Dr. Dr. Alf Trojan, Dominik Walter, Prof.
Prof. Dr. Josef Hilbert, Vorstandsvorsitzender des        Prof. Dr. Matthias Schrappe, Universität Köln, Köln       Dr. Jürgen Wasem, Christoph Wiebold
Netzwerks Deutsche Gesundheitsregionen e.V.
                                                                                                                    * Der Inhalt dieses Beitrages stellt nicht zwingend und in alle Punkten
(NDGR e. V.), Steinhagen                                                                                              die Meinung jedes Autors bzw. jeder Autorin dar. Die Teilnehmenden
                                                                                                                      haben als Privatpersonen mitgewirkt.
Integrierte Versorgung als nachhaltige
   Regelversorgung auf regionaler Ebene
   Vorschlag für eine Neuausrichtung des deutschen                                                t ist on   line!
                                                                                      m te Konzep
   Gesundheitssystems                                                   D a s g e s a

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