Regionale Innovationstrategie des Bezirk Pilsen - Mai 2020 - inovujtevpk

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Regionale Innovationstrategie des Bezirk Pilsen - Mai 2020 - inovujtevpk
Mai 2020

Regionale
Innovationstrategie
des Bezirk Pilsen

              0
Regionale Innovationsstrategie
des Bezirks Pilsen
2. Aktualisierung

Bewilligt durch die Bezirksvertretung des Bezirks Pilsen am
08.06.2020
(Beschluss Nr. 1540/20)

Verfasser:
Regionale Entwicklungsagentur des Bezirks Pilsen

                                  1
Inhaltsverzeichnis
Einleitung .............................................................................................................................. 4
1         Stellung des Bezirks Pilsen im Rahmen der Tschechischen Republik ........................ 6
    1.1      Wirtschaftliche Leistungsfähgikeit des Bezirks Pilsen ............................................................. 6
    1.2      Arbeitsmarkt im Bezirk Pilsen.................................................................................................. 7
    1.3      Humankapital im Bezirk Pilsen ................................................................................................ 8
      1.3.1         Bevölkerung des Bezirks Pilsen und ihre voraussichtliche Entwicklung ....................... 8
      1.3.2         Bildungsstruktur der Einwohner des Bezirks Pilsen ...................................................... 9
    1.4      Bildungswesen im Bezirk Pilsen............................................................................................. 10
      1.4.1         Absolventen von Mittelschulen im Bezirk Pilsen ........................................................ 10
      1.4.2         Hochschulstudenten mit Wohnsitz im Bezirk Pilsen ................................................... 11
      1.4.3         Hochschulen und Fakultäten im Bezirk Pilsen ............................................................. 12
2         Forschung, Entwicklung und Innovation im Bezirk Pilsen ...........................................14
    2.1      Beschäftigte in Forschung und Entwicklung.......................................................................... 14
    2.2      Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung ........................................................................ 15
    2.3      Finanzierung von Forschung und Entwicklung ...................................................................... 16
    2.4      Zusammenarbeit von Unternehmens- und Hochschulsektor ............................................... 18
    2.5      Unterstützung von Forschung und Entwicklung ................................................................... 19
      2.5.1         Mittel aus dem Staatshaushalt .................................................................................... 19
      2.5.2         Öffentliche Förderung in Privatunternehmen ............................................................. 20
    2.6      Ergebnisse von Forschung und Entwicklung ......................................................................... 21
    2.7      Innovationen ......................................................................................................................... 22
3         Hauptakteure des Innovationssystems ......................................................................23
    3.1      Forschungsorganisationen .................................................................................................... 23
    3.2      FuE durchführende Unternehmen ........................................................................................ 25
    3.3      Anwendungssphäre ............................................................................................................... 28
    3.4      Innovationsinfrastruktur ....................................................................................................... 29
    3.5      Öffentliche Verwaltung ......................................................................................................... 31
4         Öffentliche Verwaltung und ihre Rolle im Innovationssystem des Bezirks ..................32
    4.1      Strategische Dokumente mit Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation ....... 32
    4.2      Programme zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovationen ........................ 34
      4.2.1         Nationale Programme .................................................................................................. 34
      4.2.2         Förderung von FEI aus EU-Strukturfonds ..................................................................... 35
      4.2.3         Internationale Programme zur Förderung von Forschung und Entwicklung.............. 35
      4.2.4         Regionale Programme .................................................................................................. 36
5         SWOT-Analyse ..........................................................................................................37

                                                                         2
6          Ansatzpunkte des strategischen Teils ........................................................................38
    6.1      Methodische Grundlagen der Strategie ................................................................................ 38
    6.2      Vision und Mission von Forschung, Entwicklung und Innovation im Bezirk Pilsen ............... 39
    6.3      Sachliche Grundlagen der Strategie – Zusammenfassung der Problemanalyse ................... 39
7          Strategischer Rahmen der RIS3-Strategie – Hauptziel und strategische Ziele ...........41
    7.1      Hauptziel................................................................................................................................ 41
    7.2      Schlüsselbereiche von Änderungen und strategische Ziele – Interventionslogik ................. 42
8          Schlüsselbereiche von Änderungen ...........................................................................45
    8.1      Schlüsselbereich 1: Humanressourcen für Forschung, Entwicklung und Innovation ........... 45
    8.2      Schlüsselbereich 2: Umfeld für Forschung, Entwicklung und Innovation ............................. 49
    8.3      Schlüsselbereich 3: FuE-Kapazitäten ..................................................................................... 52
    8.4      Schlüsselbereich 4: Innovationen .......................................................................................... 54
    8.5      Schlüsselbereich 5: Marketing in FEI ..................................................................................... 57
9          Bereichsprioritäten – Domänen der Spezialisierung des Bezirks Pilsen .....................60
    9.1      Definierung der intelligenten Spezialisierung des Bezirks Pilsen .................... 60
    9.2      Bereichsprioritäten des Bezirks Pilsen ................................................................ 63
10         Umsetzung der RIS3-Strategie ..................................................................................66
    10.1     Steuerung der RIS3-Strategie ................................................................................................ 66
    10.2     Vorbereitung und Durchführung von Projekten ................................................................... 67
    10.3     Beurteilung der Umsetzung der RIS3-Strategie .................................................................... 68
    10.4     Aktualisierung der RIS3-Strategie.......................................................................................... 68
11         Finanzielle Absicherung der RIS3-Strategie...............................................................69
    11.1     Management der RIS3-Strategie ........................................................................................... 69
    11.2     Vorbereitung und Durchführung von Entwicklungsprojekten .............................................. 70

                                                                          3
Einleitung
Die Regionale Innovationsstrategie für intelligente Spezialisierung des Bezirks Pilsen (RIS3-
Strategie) entstand ähnlich wie in den anderen Bezirken des Landes auf Initiative der
Regierung der Tschechischen Republik und der Europäischen Kommission und stellt einen
der Anhänge der Nationalen Innovationsstrategie der Tschechischen Republik dar. Ihr Ziel
besteht darin, auf regionaler Ebene die Bedeutung von Forschung, Entwicklung und
Innovationen (FEI) für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und eine effizientere
Nutzung öffentlicher Ressourcen zu gewährleisten. Obwohl der Anstoß für die Aufstellung
der Strategie aus dem externen Umfeld des Bezirks kommt, ist offensichtlich, dass der
Charakter der Entwicklung des Bezirks Pilsen und die durch Digitalisierung und Robotik
hervorgerufenen Veränderungen in Industrie, Beschäftigung und Bildung ein starkes
Argument für eine neuartige Herangehensweise an das Thema der Förderung der
wirtschaftlichen Entwicklung der Region darstellen.
Vorbereitung und Umsetzung der RIS3-Strategie stehen im Interesse und sind eine Aufgabe
der Institutionen und Firmen, die das innovative Ökosystem des Bezirks Pilsen bilden. Die
Rolle der Bezirksverwaltung ist bei der Herausbildung des Umfelds für die regionale
Zusammenarbeit in FEI unverzichtbar, weil sie dieses Thema in den weiteren Kontext der
wirtschaftlichen Entwicklung und des Lebens der Einwohner des Bezirks Pilsen einfügt.
Gleichzeitig kommt dem Bezirk Pilsen als Träger der RIS3-Strategie bei ihrer Umsetzung vor
allem die Rolle eines Hauptpartners für weitere FEI-Akteure zu, die sich mit ihren Aktivitäten
an der Umsetzung der RIS3-Strategie beteiligen.
Die Verwaltung des Bezirks Pilsen kann nur einen geringeren Teil der vorgeschlagenen
Aktivitäten, beispielsweise im Bereich Humankapital oder Infrastruktur, direkt durchführen.
Die übrigen Aktivitäten werden (auf Konsensbasis und in Partnerschaft mit dem Bezirk
Pilsen) von weiteren FEI-Akteuren – sei es als Garant für Aktivitäten oder als kooperierendes
Subjekt – umgesetzt. Der Bezirk Pilsen unterstützt diese Aktivitäten beispielsweise durch
Marketing bei der Projektvorbereitung oder Bereitstellung externer Ressourcen.
Der gesamte Prozess der Aktualisierung der RIS3-Strategie basiert auf Kommunikation,
einem gemeinsamen Verständnis der Bedürfnisse und der Suche nach einem Konsens der
relevanten Akteure. Schlussfolgerungen und Empfehlungen wurden mit wichtigen
Persönlichkeiten erörtert. In den Prozess der Aufstellung der RIS3-Strategie waren
zahlreiche aktive Vertreter von Unternehmen und Institutionen im Rahmen des Bezirksrates
für Forschung, Entwicklung und Innovationen des Bezirks Pilsen und seiner
Querschnittsplattformen beteiligt. Die RIS3-Strategie dient außerdem als Grundlage, um
Synergien zwischen den zuständigen Ministerien und Regierungsagenturen mit der
Verwaltung des Bezirks Pilsen zu finden.
Die zweite Aktualisierung der RIS3-Strategie konzentrierte sich auf die Entwicklung von FEI
in einem erweiterten Kontext. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen der Aktualisierung eine
Mittelfriststrategie der Entwicklung von FEI im Bezirk Pilsen formuliert. Gleichzeitig ist es
gelungen, den Prozess der Definierung vorrangiger Innovations- und Forschungsthemen
anzustoßen, in denen sich die Region auf Landes- oder Europaebene durchsetzen möchte
(Prozess der sog. intelligenten Spezialisierung). Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden bei
der zweiten Aktualisierung der RIS3-Strategie im Rahmen des Projekts Smart Accelerator
2019 zur Anwendung gebracht.
Es sei hervorgehoben, dass es im Rahmen des Prozesses der intelligenten Spezialisierung
und der zweiten Aktualisierung der RIS3-Strategie des Bezirks Pilsen gelungen ist, die
Zusammenarbeit zwischen den Akteuren zu vertiefen und neue Formen der Kommunikation

                                              4
zwischen ihnen zu verifizieren. Gleichzeitig stieg das Interesse weiterer bedeutender Akteure
an einer intensiveren Zusammenarbeit, was die Voraussetzung für eine erfolgreiche
Aktualisierung und Umsetzung der RIS3-Strategie ist.

                                             5
A. Analytischer Teil
1 Stellung des Bezirks Pilsen im Rahmen der Tschechischen
  Republik
Zur Beurteilung des Standes und der Entwicklung von FEI im Bezirk Pilsen muss zunächst
die Stellung des Bezirks Pilsen im Rahmen der Tschechischen Republik in Hinblick auf
ausgewählte sozioökonomische Kennzahlen identifiziert werden. Aus diesem Grund
konzentriert sich dieses Kapitel auf die Stellung des Bezirks Pilsen in Hinblick auf
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, Arbeitsmarkt, Bevölkerungsentwicklung, Bildungsstruktur
und Bildungswesen.

1.1   Wirtschaftliche Leistungsfähgikeit des Bezirks Pilsen
Einen Hinweis auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region vermittelt der Indikator
„Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro
Kopf“,     das    im    relativen        Diagramm 1: Bruttoinlandsprodukt nach
                                     500   Bezirken der Tschechischen Republik
                                         000
Vergleich zu den anderen                                                Česká republika
Bezirken im Bezirk Pilsen eines                                         Hlavní město Praha
der höchsten ist, wenngleich es                                         Středočeský kraj
                                                           BIP pro Kopf, in CZK (laufende Preise)

                                     450 000
unter dem Landesdurchschnitt                                            Jihočeský kraj
bleibt (siehe Diagramm 1 – Prag                                         Plzeňský kraj
liegt außerhalb der verwendeten                                         Karlovarský kraj
                                     400 000
Skala). 2018 betrug das BIP pro                                         Ústecký kraj
Einwohner im Bezirk Pilsen ca.                                          Liberecký kraj
450 TCZK.                                                               Královéhradecký kraj
                                     350 000
                                                                                                                                          Pardubický kraj
Im Zeitraum 2008–2012 war im                                            Kraj Vysočina
Zuge der Wirtschaftskrise ein                                           Jihomoravský kraj
Einbruch beim BIP pro Kopf zu      300 000
                                                                        Olomoucký kraj
verzeichnen. Seit 2012 folgt                                            Zlínský kraj
jedoch ein steiler Anstieg                                              Moravskoslezský kraj
                                   250 000
(durchschnittliches    jährliches
Wachstumstempo 2012–2018                                                         Quelle: ČSÚ -
                                                                               Regionalkonten
von 4,4 %). Langfristig hielt sich
der Bezirk (hinter Prag und dem Südmährischen Bezirk) auf Platz 3, rutschte aber 2017 und
2018 auf Platz 5 ab.                      Diagramm 2: Arbeitsproduktivität nach
                                                                                                    900 000
                                                                                                              Bezirken der Tschechischen Republik
Hinsichtlich                  der                                                                                                         Česká republika
Arbeitsproduktivität, die auf der                                                                                                         Hl. m. Praha
                                     BIP je Erwerbstätigen, in CZK (laufende Preise)

Bruttowertschöpfung             je                                                                                                        Středočeský kraj
Erwerbstätigen beruht, belegte                                                                      800 000
                                                                                                                                          Jihočeský kraj
der     Bezirk    im    Vergleich                                                                                                         Plzeňský kraj
langfristig die Plätze 5 bis 10                                                                                                           Karlovarský kraj
                                                                                                    700 000
(siehe Diagramm 2 – Prag liegt                                                                                                            Ústecký kraj
außerhalb der verwendeten                                                                                                                 Liberecký kraj
Skala). Nach einer vorherigen                                                                                                             Královéhradecký kraj
                                                                                                    600 000
Verbesserung der Position                                                                                                                 Pardubický kraj
gemäß dieser Kennzahl in den                                                                                                              Kraj Vysočina
Jahren 2016 und 2017 belegte                                                                        500 000
                                                                                                                                          Jihomoravský kraj
der Bezirk Pilsen 2018 Platz 5.                                                                                                           Olomoucký kraj
2018           betrug         die                                                                                                         Zlínský kraj
                                                                                                    400 000                               Moravskoslezský kraj

                                                                                                              6                                 Quelle: ČSÚ -
                                                                                                                                               Regionalkonten
Bruttowertschöpfung nach Angaben des Tschechischen Amtes für Statistik (ČSÚ) 832 TCZK
pro Erwerbstätigen.
Ein realer Anstieg der Arbeitsproduktivität war 2006–2018 im Rahmen des Bezirks Pilsen in
den meisten Industriezweigen zu verzeichnen (siehe Diagramm P1 im Anhang). Zum
Rückgang kam es nur bei den Informations- und Kommunikationstätigkeiten. Beim Vergleich
der in den Bezirken in einzelnen Wirtschaftszweigen erzielten Arbeitsproduktivität
verbesserte sich die Stellung des Bezirks Pilsen im tertiären Sektor als Ganzes (von Platz 10
auf Platz 4).

1.2   Arbeitsmarkt im Bezirk Pilsen
Die Arbeitslosigkeit als Hauptindikator für die Situation auf dem Arbeitsmarkt liegt im Bezirk
Pilsen im Vergleich zu den übrigen Bezirken während des gesamten Betrachtungszeitraums
deutlich unter dem Durchschnitt (siehe Diagramm P2 im Anhang). Seine schlechteste
Position in Hinblick die Arbeitslosenquote verzeichnete der Bezirk Pilsen während der
Wirtschaftskrise von Frühjahr 2008 bis Ende 2010 (Platz 5).
Unterhalb der Schwelle von 4 % liegt die Arbeitslosenquote im Bezirk Pilsen seit Mai 2016
und betrug Mitte 2019 sogar nur 1,9 %. 2019 kam es ungeachtet der sehr niedrigen
Arbeitslosenquote zu einer leichten Verschlechterung der Position des Bezirks (hinter dem
Bezirk Pardubice, dem Südböhmischen Bezirk und Prag).
Spezifisch ist der Bezirk Pilsen im Rahmen der Tschechischen Republik auch hinsichtlich der
Beschäftigungsstruktur nach Berufshauptgruppen CZ-ISCO im Jahr 2018, wie Diagramm P3
im Anhang belegt. Während landesweit und in den meisten Bezirken Techniker und
gleichrangige nichttechnische Berufe (Hauptgruppe 3) oder Handwerks- und verwandte
Berufe (Hauptgruppe 7) den höchsten Anteil an der Beschäftigung haben, überwiegen im
Bezirk Pilsen langfristig Anlagen- und Maschinenbediener und Montageberufe
(Hauptgruppe 8: 19 %). Ähnlich sieht es im Bezirk Liberec und im Südböhmischen Bezirk
aus. Daraus lässt sich ein höherer Anteil weniger qualifizierter Arbeit in der Region ableiten.
Akademische Berufe (Hauptgruppe 2) haben im Bezirk Pilsen den vierthöchsten Anteil an
der Beschäftigung. Hinsichtlich des Anteils akademischer Berufe an der Beschäftigung
belegt der Bezirk 2018 mit einem Wert von 13,8 % unter den 14 Bezirken der Tschechischen
Republik Platz 6 (2017: Platz 9).
Ein weiterer bedeutender Indikator für die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist die
Lohnentwicklung. Aus dem Vergleich der einzelnen Bezirke geht hervor, dass der Bezirk
Pilsen in den letzten Jahren insgesamt und bei ausgewählten Beschäftigtengruppen Platz 4
belegt, aber meist unter dem Landesdurchschnitt liegt (siehe Diagramme P5 im Anhang).
Günstig gestaltete sich die Lohnentwicklung, welche im Zeitraum 2013–2017 im Bezirk
Pilsen am schnellsten verlief (durchschnittlicher Anstieg von 5,6 % pro Jahr), und zwar
sowohl im Vergleich zu den übrigen Bezirken als auch der gesamten Tschechischen
Republik (4,1 %).
2018 lag der durchschnittliche Bruttolohn im Bezirk bei 33,0 TCZK, wobei im
Bezirksvergleich der Lohn in akademischen Berufen (47,4 TCZK) der vierthöchste genauso
wie der Lohn von ICT-Spezialisten (43,3 TCZK) war (Diagramme P4 im Anhang). Bei
Gegenüberstellung der Lohnentwicklung zwischen 2014 und 2018 nach einzelnen
Berufsgruppen im Bezirk Pilsen ist festzustellen, dass der durchschnittliche monatliche
Bruttolohn schneller steigt (jährlich um durchschnittlich 6,2 %) als bei akademischen Berufen
(4,6 %). Der im Bezirk Pilsen aktuell vor allem bei weniger qualifizierten Berufen herrschende

                                              7
Arbeitskräftemangel bewirkt einen schnelleren Lohnanstieg in diesen Gruppen. Der Anstieg
der Löhne von ICT-Spezialisten (6,9 %) lag hingegen über dem Bezirksdurchschnitt.

1.3     Humankapital im Bezirk Pilsen
1.3.1    Bevölkerung des Bezirks Pilsen und ihre voraussichtliche Entwicklung
Die Bevölkerung des Bezirks Pilsen nimmt seit 2005 stetig zu. Zwischen 2005 und 2018
stieg die Einwohnerzahl von 551,5 Tsd. auf 584,6 Tsd. an (siehe Diagramm 3). Das
entspricht einem Anstieg um 33,1 Tsd., d. h. um 6 %, in 13 Jahren. Am rasantesten erhöhte
sich die Einwohnerzahl des Bezirks zwischen 2005 und 2009, und zwar um fast 20 Tsd.!
Einen wesentlichen Anteil am Bevölkerungswachstum hat die Migration aus dem Ausland.
2018 waren im Bezirk Pilsen bereits 35,4 Tsd. ansässige Ausländer registriert.
Diagramm       4      zeigt     die             Diagramm 3: Entwicklung der Anzahl der
tatsächliche Entwicklung der                   Einwohner     und Ausländer im Bezirk Pilsen
                                     590 000                     (Stand 31.12.)                 40 000
Einwohnerzahl des Bezirks                                                              35 381
Pilsen (insgesamt, auch vor          585 000                                                    35 000
Erreichen des Erwerbsalters),                                                           584 672
                                     580 000          27 636                                    30 000
und zwar im erweiterten
                                                                    23 866
Zeitrahmen (von 2000 bis             575 000                                                    25 000
                                      Einwohner

                                                                                                      Ausländer
2019). Darüber hinaus ist im                                        572 709
                                     570 000                                                    20 000
Diagramm 4 die prognostizierte                            569 647
Entwicklung von 2013 bis 2025        565 000                                                    15 000
                                               15 432
(gestrichelt) erfasst. Demnach
                                     560 000                                                    10 000
ist die Anzahl der Personen im
Erwerbsalter (15-64 Jahre) seit                                         Počet obyvatel
                                     555 000                                                    5 000
2009 rückläufig, wobei sich                   554 537                   Počet cizinců
dieser      Rückgang          (inkl. 550 000                                                    0
Migration)       gemäß          der                                                           Quelle: ČSÚ
demographischen         Prognose
des Tschechischen Amtes für                Diagramm 4: Entwicklung und Prognose der
Statistik    (ČSÚ)       fortsetzt.           Einwohnerzahl des Bezirks Pilsen nach
Zwischen 2009 und 2019 ist            450 000       Altersgruppen (Stand 01.01.)
die Anzahl der Einwohner des          400 000                                          Projekce 0-14 let
Bezirks im erwerbsfähigen
                                      350 000                                          Vývoj 0-14 let
Alter um fast 7 % gesunken. In
der               Alterskategorie     300 000
                                       Einwohner

                                                                                       Projekce 15-64 let
Nacherwerbsalter (über 65             250 000
Jahre) war im Zeitraum 2005–                                                           Vývoj 15-64 let
                                      200 000
2019 ein intensiver Anstieg
(um 46 %) zu verzeichnen. In          150 000                                          Projekce 65+ let
Bezug auf Bildung ist von             100 000
                                                                                       Vývoj 65+ let
Bedeutung, dass die Anzahl
                                       50 000
der Personen im Alter vor
Erreichen der Erwerbsfähigkeit              0
(0-14 Jahre) im Bezirk Pilsen                                                                 Quelle: ČSÚ
seit 2007 leicht zunimmt und
2019 vorerst die höchsten Werte im gesamten Betrachtungszeitraum erreichte.
Anschließend wird sich dieses Maximum auf die Altersgruppe der Mittel- und Hochschüler
verschieben.

                                                   8
Die Differenz zwischen tatsächlicher und prognostizierter Einwohnerzahl des Bezirks Pilsen
betrug 2019 ca. 8 Tsd. Personen, womit die für 2025 vorhergesagte Zahl überschritten wird.
Die Ursache der günstigen demographischen Entwicklung des Bezirks Pilsen liegt vor allem
im derzeitigen Wirtschaftswachstum, welches einen höheren Migrationssaldo des Bezirks zur
Folge hatte. Aus diesem Grund ist eine Aktualisierung der Bevölkerungsprojektion des
Bezirks ausgehend von der neuen Prognose des Tschechischen Amtes für Statistik (ČSÚ),
die Ende 2019 veröffentlicht wird, erforderlich.

1.3.2   Bildungsstruktur der Einwohner des Bezirks Pilsen
Die Beurteilung der Bildungsstruktur der Einwohner des Bezirks Pilsen beruht auf einer
Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung (des Tschechischen Amtes für Statistik), die auf
Bezirksebene die komplexesten bzw. ausreichend genaue Informationen bereitstellt (siehe
Tabelle P5 im Anhang). 2011 betrug der Anteil der Personen mit Mittelschulabschluss 27 %,
was der fünfthöchste Anteil unter allen Bezirken war. Hinsichtlich des Anteils von
Einwohnern mit Hochschulabschluss verschlechterte sich der Bezirk von Platz 4 im Jahr
2001 (7,8 %) auf Platz 8 im Jahr 2011 (10,4 %).
Entsprechend einer Prognose der Bildungsstruktur (Mazouch, Fischer 2011) wird der Bezirk
Pilsen in den nächsten Jahren beim Anteil von Einwohnern mit Hochschulabschluss weiter
abrutschen. Dass diese Gefahr realistisch ist, bestätigt insbesondere die rückläufige Zahl der
Studierenden an der Westböhmischen Universität in Pilsen (siehe unten).
In der Bildungsstatistik von Eurostat landet die Tschechische Republik beim Anteil von
Personen mit tertiärer Bildung im Alter von 30–34 Jahren 2018 mit 33 % auf Platz 26 (siehe
Tabelle P6 im Anhang). Zwischen 2007 und 2018 verzeichnete die Tschechische Republik
hingegen den drittgrößten Anstieg dieses Profils im Rahmen aller 35 betrachteten Staaten.
Bei den klassifizierten räumlichen Bezugseinheiten NUTS 2 belegte Südwest im Jahr 2018
lediglich Platz 5 unter den 8 Regionen der Tschechischen Republik (29,2 %) und Platz 238
von insgesamt 298 beurteilten NUTS 2-Einheiten der EU.
Die langfristige Entwicklung der Struktur der Hochschulabsolventen in Hinblick auf ihre
fachliche Ausrichtung lässt sich aus der Struktur in den Altersgruppen auf Grundlage der
Ergebnisse der Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung 2011 ableiten (siehe Diagramm P7
im Anhang). Die Gesamtanzahl der im Bezirk Pilsen wohnenden Hochschulabsolventen ist
mit sinkendem Alter ab der Altersgruppe 40–44 Jahre (ab den Geburtenjahrgängen 1967–
1971) gestiegen und war in der Altersgruppe 25–29 um 60 % höher, was mit der steigenden
Zahl angenommener Hochschulstudenten zusammenhängt.
Relative Stabilität unter den zahlenmäßig stärkeren Fachrichtungen ist bei den Absolventen
der Technikwissenschaften und in den letzten 25 Jahren auch bei den Absolventen der
Pädagogik zu verzeichnen. Der Anteil beider Gruppen war allerdings rückläufig. Absolut und
relativ wachsen vor allem die Gesellschaftswissenschaften, von den zahlenmäßig
schwächeren Handel, Management und Verwaltung, Humanwissenschaften und
Sozialfürsorge, bei den Naturwissenschaften Informatik und Mathematik sowie
Wissenschaften über die Natur.
Einen wesentlichen Anteil an der Gesamtzunahme der Einwohner mit Hochschulabschluss
sowie an der gestiegenen Anzahl der Einwohner mit abgeschlossener Hochschulausbildung
in anderen Fachrichtungen als Naturwissenschaften hatte vor allem die steigende Zahl
weiblicher Studierender. Ab den Generationen der um 1980 geborenen Frauen übersteigt die
Anzahl der Hochschulabsolventinnen bereits die Zahl der männlichen Absolventen (siehe
Diagramm P8 im Anhang).

                                              9
1.4     Bildungswesen im Bezirk Pilsen
Im Schuljahr 2018/2019 boten im Bezirk Pilsen insgesamt 55 Mittelschulen eine
Mittelschulausbildung an. Träger der meisten Mittelschulen ist der Bezirk (43), 9 Schulen
sind in privater Hand und 3 werden von der Kirche betrieben. Darüber hinaus gibt es im
Bezirk Pilsen 4 höhere Fachschulen (VOŠ), deren Träger der Bezirk ist, und eine private
höhere Fachschule. Etwa die Hälfte beider Schultypen ist in der Stadt Pilsen konzentriert
(26 Mittelschulen, 3 höhere Fachschulen).
Pilsen ist außerdem Sitz der Westböhmischen Universität mit 9 Fakultäten, einer
Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität und eines Universitätszentrums der privaten
Metropolitan University (Metropolitní univerzita Praha, o.p.s.).

1.4.1    Absolventen von Mittelschulen im Bezirk Pilsen
Als Hauptbeitrag der Mittelschulen in Hinblick auf FEI im Bezirk sind Absolventen einzelner
Fachrichtungen mit abgelegter Reifeprüfung anzusehen. Ihre Zahl ist seit 2007 nicht nur im
Bezirk Pilsen rückläufig, was einerseits an der ungünstigen demographischen Entwicklung
dieser Altersgruppe andererseits an der Einführung obligatorischer staatlicher
Reifeprüfungen liegt.
Während es im Rahmen der gesamten Tschechischen Republik zwischen den Schuljahren
2011/12–2017/18 über 27 % weniger Absolventen mit Reifeprüfung gab, war dieser
Rückgang im Bezirk Pilsen weniger stark (24 %) und damit der viertniedrigste Rückgang im
Vergleich zu den übrigen Bezirken (siehe Tabelle P9 im Anhang).
Nach Fachrichtungsgruppen (Tabelle P10 im Anhang) hatten die meisten Absolventen im
Schuljahr 2017/18 die Gymnasien, gefolgt vom Fach Ökonomie, Handel, Gewerbe (372
Absolventen) und auf Platz 3 Naturwissenschaften (186), die in erster Linie durch ICT-
Absolventen repräsentiert wurden.
Den höchsten Anstieg der bei Mittelschulabsolventen im Zeitraum 2011/12–2017/18
verzeichneten im Bezirk Pilsen neben Naturwissenschaften auch medizinische und
gesundheitsbezogene Fachrichtungen (+60 %). Bei den technischen Fächern stiegen
geringfügig (+2,1 %) nur die Absolventenzahlen in den Fachrichtungen Maschinenbau und
maschinenbauliche Produktion, wenngleich diese Gruppe im Rahmen der Tschechischen
Republik im gleichen Zeitraum einen Rückgang um 24 % auswies.
Der stärkste Rückgang an Absolventen im Bezirk war bei Elektrotechnik, Telekommunikation
und Rechentechnik (-47 % – teilweise beeinflusst durch die Umstufung der Informatikfächer
zu den Naturwissenschaften), sonstigen technischen Fächern (-43 %), Bauwesen und
Architektur (-54 %), Ökonomie, Handel, Gewerbe (-36 %) zu verzeichnen.

                                            10
1.4.2   Hochschulstudenten mit Wohnsitz im Bezirk Pilsen
In den letzten Jahren ist in
                                  Diagramm 5: Entwicklung der Anzahl der
den meisten Bezirken die          Hochschulstudenten nach dem Wohnsitz
Anzahl                  der  60000
                                                                      Hl. město Praha
Hochschulstudenten nach
                                                                      Moravskoslezský kraj
dem Wohnsitz rückläufig
                             50000                                    Středočeský kraj
(siehe Diagramm 5). Im
                                                                      Jihomoravský kraj
Bezirk Pilsen kam es
zwischen                den  40000                                    Jihočeský kraj

Studienjahren 2011/12 und                                             Zlínský kraj
2018/19       zu     einem    Studenten                               Olomoucký kraj
                             30000
Rückgang um 30 %, was                                                 Ústecký kraj
mehr         als        der                                           Kraj Vysočina
Landesdurchschnitt       ist 20000                                    Královéhradecký kraj
(26 %). Der Bezirk Pilsen                                             Pardubický kraj
belegte mit 11,6 Tsd.        10000                                    Plzeňský kraj
ansässigen                                                            Liberecký kraj
Hochschulstudenten       im                                           Karlovarský kraj
Jahr 2018 lediglich Platz        0                                                  Quelle:
                                                                          Hochschulstatistik
12.                 Höhere                                                         (MŠMT)
Studentenzahlen      haben
auch                 einige
bevölkerungsschwächere Bezirke (Hradec Králové, Pardubice, Vysočina).
Die höchsten Zahlen ansässiger Studenten wurden überwiegend im Studienjahr 2011/12
erzielt (6 Bezirke, einschließlich des Bezirks Pilsen). In den übrigen Bezirken erreichten die
Studentenzahlen in den beiden Vorjahren ihren Höhepunkt.
Ursache des Rückgangs der Zahl von Hochschulstudenten ist der demographische
Rückgang der Anzahl von Einwohnern im Studienalter, aber auch der rückläufige Anteil der
Studenten in der Altersgruppe 20–24 Jahre (siehe Diagramme P11 und P12 im Anhang). Der
Rückgang betrifft alle Bezirke und ist offenbar auf das Bemühen des Ministeriums für
Schulwesen, Jugend und Sport (MŠMT) zurückzuführen, den Anteil der Studenten und
Hochschulabsolventen in der Tschechischen Republik nicht weiter anwachsen zu lassen.
Im Bezirk Pilsen kam es in der Altersgruppe 20–24 Jahre im Zeitraum 2008–2018 zu einem
Rückgang um 11,2 Tsd. Personen, was einem Schwund um 30 % in der betreffenden
Altersgruppe entspricht. Nach dem Anteil ansässiger Hochschulstudenten an der
Bevölkerung im Alter von 20–24 Jahren belegte der Bezirk Pilsen 2018 mit einem Wert von
43 % lediglich Platz 11. Langfristig liegt der Bezirk unter dem Landesdurchschnitt.
Hochschulstudenten in der Tschechischen Republik mit Wohnsitz im Bezirk Pilsen studierten
im Zeitraum 2006–2018 meistens die Fachrichtung Handel, Verwaltung, Recht, deren Anteil
in den letzten Jahren steigt (2018 machte sie 22 % der ansässigen Hochschulstudenten aus
– siehe Diagramm 6). 2012 bis 2014 war der Anteil der Fachrichtung Technik, Produktion
und Bauwesen höher, ist aber in den letzten Jahren rückläufig (18 % in 2018). Den größten
Anstieg verzeichnete die Fachrichtung Informations- und Kommunikationstechnologie (von
3,1 auf 5,2 %), bei der als einziger im Bezirk die absoluten Studentenzahlen sogar gestiegen
sind. Auch der Anteil der Fachrichtung Gesundheits- und Sozialfürsorge, die mit 12 % Platz 3
unter den von Hochschulabsolventen mit Wohnsitz im Bezirk Pilsen studierten Fächern
belegt, steigt. Zu einem deutlichen Rückgang kam es im Betrachtungszeitraum hingegen bei
der Gruppe Bildung und Erziehung.

                                             11
Im Vergleich zu den übrigen Bezirken ist der Anteil der Studenten naturwissenschaftlicher
Fächer an den Hochschülern in der Tschechischen Republik, bezogen auf die Anzahl der
Einwohner im Alter von 20–24 Jahren im Bezirk Pilsen, relativ niedrig (siehe Diagramm P13
im Anhang). Der Bezirk bewegte sich im Betrachtungszeitraum zwischen Platz 9 und 13 und
damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt, von dem er sich aufgrund der Stagnation
entfernt. Den Anstieg des Durchschnitts der Tschechischen Republik beeinflussen immer
stärker ausländische Studenten.
Beim Blick auf die                                                                 Diagramm 6: Entwicklung des Anteils der
interne    Struktur   im                                                       Hochschulstudenten mit Wohnsitz im Bezirk Pilsen
Rahmen               der                                                      25         nach Ausbildungsfach (in %)   1 Vzdělávání a výchova
Naturwissenschaften
                                                                                                                                 2 Umění a humanitní
sticht der Bezirk Pilsen                                                                                                         vědy
                              in % der Hochschulstudenten gesamt im Bezirki

                                                                              20
insbesondere        beim                                                                                                         3 Společenské vědy,
Anteil von Mathematik-                                                                                                           žurnalistika a inf. vědy
                                                                                                                                 4 Obchod, administrativa
und Statistikstudenten                                                                                                           a právo
                                                                              15
hervor (siehe Diagramm                                                                                                           5 Přírodní vědy,
P14 im Anhang).                                                                                                                  matematika a statistika
                                                                                                                                 6 Informační a
In Hinblick auf den           10                                       komunikační technologie
Anteil der Studenten                                                   7 Technika, výroba a
technischer                                                            stavebníctví
                                                                       8 Zemědělství, lesnictví,
Fachrichtungen an den           5
                                                                       rybářství a veterinářství
Hochschülern in der                                                    9 Zdravotní a sociální
Tschechischen                                                          péče
Republik schneidet der          0                                      10 Služby
Bezirk Pilsen besser als
bei                 den
                                                                                   Quelle: ČSÚ
Naturwissenschaften
ab. Der Anteil der Studenten dieser Ausrichtung ist im Bezirk Pilsen zwar niedriger als der
Landesdurchschnitt, der Bezirk belegte aber die Plätze 4 bis 9 (siehe Diagramm P15 im
Anhang). Ursache des anhaltenden Interesses an technischen Fachrichtungen sind offenbar
die Industrietradition und das im Bezirk vorhandene traditionelle technische
Hochschulwesen. Im Rahmen technischer Fächer sticht der Bezirk insbesondere beim
Ingenieurwesen und im Maschinenbau hervor, wo der Anteil der Studenten über dem
Landesdurchschnitt liegt und Pilsen im Bezirksvergleich Platz 2 hinter dem Mährisch-
schlesischen Bezirk erreicht (siehe Diagramm P16 im Anhang).

                                                                                                 Diagramm 7: Hochschulstudenten nach
1.4.3   Hochschulen und                                                                                       Studienort
        Fakultäten im                                                                          45000
                                                                                                                                  Středočeský kraj
        Bezirk Pilsen                                                                          40000                              Jihočeský kraj
Pilsen     ist     Sitz    der                                                                 35000                              Plzeňský kraj
Westböhmischen Universität                                                                                                        Karlovarský kraj
mit 9 Fakultäten sowie einer                                                                   30000
                                                                                                                                  Ústecký kraj
                                                                                   Studenten

Medizinischen Fakultät der                                                                     25000                              Liberecký kraj
Karlsuniversität.      Darüber
                                                                                               20000                              Královéhradecký kraj
hinaus hat in Pilsen auch die
private           Metropolitan                                                                                                    Pardubický kraj
                                                                                               15000
University        (Metropolitní                                                                                                   Kraj Vysočina
                                                                                               10000
                                                                                                                                  Olomoucký kraj
                                                                                               5000                               Zlínský kraj
                                                                                                   0                              Moravskoslezský kraj
                                                                                                        12
                                                                                                                                                    Quelle:
                                                                                                                                          Hochschulstatistik
                                                                                                                                                   (MŠMT)
univerzita Praha, o.p.s.) eine Niederlassung.
Die Entwicklung der Anzahl von Hochschulstudenten im Bezirksvergleich nach dem
Studienort in den Jahren 2006/07–2017/18 zeigt Diagramm 7 (ohne 2 Bezirke mit der
höchsten Anzahl von Hochschulstudenten – Prag und Südmährischer Bezirk).
Im Betrachtungszeitraum durchliefen alle Bezirke eine Phase des Wachstums und
Rückgangs der Anzahl von Hochschulstudenten nach dem Studienort. Unterschiede
zwischen den Bezirken bestanden vor allem in der Intensität der Änderungen, beim Jahr der
Kulmination, aber auch beim Jahr des Erreichens minimaler Zahlen.
Im Bezirk Pilsen wurde die maximale Anzahl von Hochschulstudenten im Studienjahr
2009/10 erreicht (20,1 Tsd. Studenten), seitdem sind die Zahlen beständig rückläufig. Im
Studienjahr 2018/19 studierten 12,7 Tsd. Studenten im Bezirk, was einem Rückgang um ca.
7,4 Tsd. Studenten (-37 %) während der letzten 9 Jahre entspricht. Einen höheren relativen
Rückgang bei den Hochschulstudenten verzeichneten nur 4 Bezirke (Karlovy Vary, Liberec,
Vysočina und der Mährisch-schlesische Bezirk). Der benachbarte Südböhmische Bezirk
hingegen wies bei den Zahlen der Hochschulstudenten im Vergleich zum Bezirk Pilsen eine
weitaus positivere Entwicklung aus.
Anteil am Rückgang der Anzahl von Hochschulstudenten im Bezirk Pilsen hatte neben dem
demographischen Rückgang der steigende Anteil von Studenten, die Hochschulen
außerhalb des Bezirks aufsuchten (siehe Diagramm P17 im Anhang). Positiv zu bewerten ist
die Stabilisierung der Zahl Studierender aus anderen Bezirken, was ihren Anteil an den
Studenten im Bezirk Pilsen in den letzten Jahren erhöht hat (von 48 % in den Jahren
2012/13–2013/14 auf 53 % im Jahr 2018/19).
Die Entwicklung der Anzahl der Hochschulstudenten im Bezirk Pilsen nach einzelnen
Fakultäten zeigt Tabelle P18 im Anhang. Eine sehr günstigste Entwicklung verzeichnete in
den Jahren 2006/07–2018/19 die Medizinische Fakultät der Karlsuniversität in Pilsen. Sie
hatte über den gesamten Betrachtungszeitraum stabil um die 2 000 Studenten. In Hinblick
auf die Anzahl der Studenten war die Westböhmische Universität die bedeutendste
Hochschule im Bezirk. Die Zahl ihrer Studenten sank von 18,0 Tsd. im Jahr 2009/10 auf 10,4
Tsd. im Studienjahr 2018/19, was einem Rückgang um 42 % entspricht.
Relativ stabile Studentenzahlen im Rahmen der Westböhmischen Universität hat die jüngste
Ladislav-Sutnar-Fakultät für Kunst und Design. Die weitere relativ neue Fakultät für
Gesundheitsstudien erreichte im zuletzt betrachteten Jahr die höchste Studentenzahl und
überholte die Fakultät für Elektrotechnik. Eine recht günstige Entwicklung verzeichnete auch
die Fakultät für Maschinenbau. An der Fakultät für Elektrotechnik und der Philosophischen
Fakultät hingegen verringerte sich die Anzahl der Studenten auf weniger als die Hälfte.
Die Entwicklung des Frauenanteils an den Hochschulstudenten nach Studienort
dokumentiert Diagramm P19 im Anhang. Im Studienjahr 2006/07 betrug der Anteil der
Frauen an allen Hochschulstudenten im Bezirk 48,6 % und erhöhte sich anschließend auf bis
55,2 % im Jahr 2018/19. Dadurch wechselt der Bezirk im Vergleich von Platz 13 auf Platz 8.
In einigen Bezirken liegt der Frauenanteil sogar deutlich über 60 %.
Die Entwicklung des Anteils von Ausländern an den Studierenden nach Bezirken, in denen
die betreffende Hochschule ihren Sitz hat, zeigt Diagramm P20 im Anhang. Im Bezirk Pilsen
begann dieser Anteil erst nach 2012/13 schneller anzusteigen (4,8 %) und erreichte 2018/19
einen Wert von 8,8 %. Eine ähnliche Entwicklung des Ausländeranteils an den
Hochschulstudenten wiesen auch andere Bezirke auf.

                                                13
Von grundlegender Bedeutung in Bezug auf die künftige Entwicklung von FEI im Bezirk
Pilsen ist die Fachgebietsstruktur der Hochschulstudenten in der Region, und zwar sowohl
hinsichtlich des Wohnsitzes als auch des Studienorts. Tabelle P21 im Anhang enthält diese
Angaben für den Bezirk Pilsen im Jahr 2018 im Vergleich zur gesamten Tschechischen
Republik, wobei die Fachrichtungen gemäß ISCED für Bachelor- und Magisterstudiengänge
ohne Unterscheidung des konsekutiven Magisterstudiengangs untergliedert sind. Es handelt
sich um Gesamtzahlen ohne Unterscheidung der Studienform.
Zusammengefasst hat der Bezirk Pilsen bei den Hochschulstudenten in der Tschechischen
Republik nach dem Studienort einen Anteil von ca. 4 %, obwohl sein Anteil an der
Bevölkerung 5,5 % beträgt. Beim Anteil Studierender im Bezirk an der gesamten
Tschechischen Republik bestehen größere Unterschiede in Abhängigkeit vom Bildungsgrad.
Bei den Studenten in Bachelorstudiengängen hat der Bezirk einen Anteil von 3,8 %, bei den
Studenten in Magisterstudiengängen 5,4 % und insgesamt 4,3 % (inkl. Promotionsstudium).
Aus Sicht der Fachgebietsstruktur Studierender nach dem Studienort erreicht der Bezirk
Pilsen landesbezogen einen höheren Anteil, insbesondere bei einigen Gruppen technischer,
medizinischer     und     künstlerischer    Fachrichtungen,     aber    auch    einigen
Gesellschaftswissenschaften und Jura.
Bei der Fachgebietsstruktur Studierender nach dem Wohnsitz hat der Bezirk landesbezogen
die höchsten Anteile beim Magisterstudiengang Interdisziplinäre Studien und Qualifikationen
im Umfang von Ausbildung und Erziehung, beim Bachelorstudiengang Ausbildung von
Lehrern für Vorschulbildung und Erziehung, beim Magisterstudiengang Mathematik, beim
Bachelor-    und     Magisterstudiengang    Elektronik     und    Automatisierung,     beim
Magisterstudiengang Pflege und Geburtshilfe, Medizinische Diagnostik und Heiltechniken
sowie im Bachelorstudium Jura.

2 Forschung, Entwicklung und Innovation im Bezirk Pilsen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Stand und der Entwicklung von FEI im Bezirk Pilsen.
Hauptinformationsquelle sind Daten des Tschechischen Amtes für Statistik (ČSÚ) und von
Eurostat.

2.1       Beschäftigte in Forschung und Entwicklung
Die Anzahl der Beschäftigten in FuE im                                            Diagramm 8: Beschäftigte in FuE im Bezirk
Bezirk Pilsen weist langfristig steigende                                                         Pilsen
Tendenz auf (siehe Diagramm 8). Im                               6 000                                                               5,6                       6
                                                                                                                                            5,2
Zeitraum 2010–2014 kam es zu einem                                                                                       4,7 4,7                   4,8 4,9
                                                                 5 000                                                                                         5
deutlichen Anstieg der FuE-Beschäftigten,                                                                                           4824 4782 4734 4869
                                                                                                                  3,8
wobei der Bezirk im Vergleich am                                 4 000                 3,5          3,4 3,4             4314 4389                              4
                                                                                 3,3         3,2
schnellsten wuchs, was vermutlich auch auf                                                                       3804
                                                                 3 000    2,6                             3443                                                 3
neu     entstehende    FuE-Zentren     an                                                                                            3196
                                                                                                                                            2971
                                                                                                   2690                  2712 2708                 2787 2850
Hochschulen zurückzuführen war.                                  2 000   2286
                                                                                2465 2490 2376                                                                 2
                                                                                                                  2198
                                                                                 1799 1929 1793 1951 1933
In den Jahren 2015 und 2016 war die                              1 000    1432                                                                                 1
Anzahl      der     auf   Vollzeitäquivalent
umgerechneten FuE-Beschäftigen (FTE1)                                0                                                                                         0
leicht rückläufig, während die Gesamtzahl
                                                                       fyzické osoby zaměstnané ve VaV (HC)
                                                                       přepočtené os. na plnou prac. dobu věnovanou VaV činnostem (FTE)
1
    Full Time Equivalent (FTE) – Vollzeitäquivalent der Beschäftigten in FuE
                                                                          zaměstnanci VaV (FTE) na 1 000 obyv.
                                                                                                                                                  Quelle: ČSÚ

                                                               14
der in FuE beschäftigten natürlichen Personen (HC2) stagnierte, was auf eine Verringerung
des Arbeitsvolumens von FuE-Beschäftigten hindeutet. Dies ist offenbar auf den Rückgang
der Investitionen aus öffentlichen ausländischen Quellen, insbesondere in den
Hochschulsektor, zurückzuführen (siehe unten). Dieser Trend setzte sich auch 2018 fort, als
die Anzahl der Beschäftigten sowie auch der umgerechneten Beschäftigungsverhältnisse
stieg.
2018 erhöhte sich die Anzahl der FuE-Beschäftigten im Bezirk bereits auf ca. 5,5 Tsd. (HC)
bzw. 3,1 Tsd. (FTE). Nach dem Anteil der Beschäftigten (FTE) an der Anzahl der Einwohner
näherte sich der Bezirk Pilsen somit seinem Höchststand von 2014 an (Platz 4 im
Bezirksvergleich –siehe Diagramm P22 im Anhang).
Hinsichtlich der sektorenmäßigen Verteilung der FuE-Beschäftigten arbeiten über 60 %
(FTE) im Unternehmenssektor (siehe Diagramm P23), 34 % sind Beschäftigte im
Hochschulsektor. 2006 war dieser Anteil umgekehrt, wobei im staatlichen und privaten
Nonprofit-Sektor nach wie vor eine unerhebliche Anzahl von Personen in FuE beschäftigt ist.
Zu einem rasanten Anstieg der FuE-Beschäftigten im Unternehmenssektor kam es
insbesondere im Zeitraum 2008–2012. Auch die Zahl der Beschäftigten im Hochschulsektor
hat sich in den letzten Jahren stabilisiert.
Einen bedeutenden Anteil haben FuE-Beschäftigte im Bezirk bei den technischen
Wissenschaften (72 %), wobei sich ihre Anzahl in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat. Im
Bereich der Naturwissenschaften arbeiten 11 %, in Humanwissenschaften 7 % und in der
Medizinwissenschaft nur 7 % aller FuE-Beschäftigten des Bezirks (siehe Diagramm P24 im
Anhang).
Die Struktur der FuE-Beschäftigten (FTE) nach der überwiegenden wirtschaftlichen Tätigkeit
gestaltet sich im Bezirk Pilsen wie folgt: 33 % der Beschäftigten arbeiten im Bildungswesen,
31 % in der Industrie und im Bauwesen, 22 % im Bereich wissenschaftlicher und technischer
Tätigkeiten und 8 % in Informations- und Kommunikationstätigkeiten (siehe Diagramm P25
im Anhang). Im Zweig der Informations- und Kommunikationstätigkeiten kam der in den
beiden Vorjahren verzeichnete Rückgang der FuE-Beschäftigten zum Stehen. Im Vergleich
zur Struktur in den übrigen Bezirken weist der Bezirk Pilsen einen niedrigeren Anteil
Beschäftigter in FuE in der Industrie und im Bauwesen und einen höheren Anteil im
Bildungswesen auf.

                                                                      Diagramm 9: FuE-Arbeitsplätze im Bezirk
2.2       Arbeitsplätze in Forschung                                                 Pilsen
                                           160
          und Entwicklung
                                           140                                                                                 135
2018 registrierte das Tschechische                                                               119               120
                                                                                                                         125
                                                                                           115
Amt für Statistik (ČSÚ) im Bezirk          120
                                                                                                       107
                                                                                                             113

insgesamt 140 Arbeitsplätze in FuE,                                                  100
                                           Arbeitsplätze

                                           100                                  93
das      entspricht   4,5 %      der                              81 84 81
                                                             74
Gesamtanzahl solcher Arbeitsplätze              80

in der Tschechischen Republik (siehe            60
Diagramm 9). Langfristig steigt die
Anzahl der FuE-Arbeitsplätze im                 40

Bezirk, die Anzahl der Arbeitsplätze            20           12 11     9                                                        9
                                                                            7    8    7     6     7     6     7     7     8
mit wirtschaftlicher Haupttätigkeit
                                                      0
2
    Headcount (HC) – Beschäftigte in FuE
                                                           VaV pracoviště celkem
                                                           z toho pracoviště s hl. ekon. činností výzkum a vývoj (CZ-NACE 72)
                                                              15
                                                                                                               Quelle: ČSÚ
Forschung und Entwicklung stagniert hingegen. 2018 waren im Bezirk Pilsen insgesamt 9
erfasst.
Die meisten Arbeitsplätze konzentrierten sich im Unternehmenssektor (114 im Jahr 2018), im
Hochschulsektor (17), 6 Arbeitsplätze im staatlichen und 3 im privaten Nonprofit-Sektor.
Im Bezirk Pilsen besteht im Vergleich zur Größenstruktur der FuE-Arbeitsplätze in den
übrigen Bezirken eine höhere Konzentration größerer FuE-Arbeitsplätze (siehe Diagramm
P26 im Anhang), hingegen hat er den viertgeringsten Anteil kleinster Arbeitsplätze, d. h.
solcher mit weniger als 5 Mitarbeitern (knapp 49 %, Tschechische Republik 50 %).
Die meisten Arbeitsplätze im Bezirk sind auf technische Wissenschaften ausgerichtet (86).
Den höchsten Anstieg wiesen aber Arbeitsplätze der Naturwissenschaften auf (von 6 auf
aktuell 31 Arbeitsplätze 2018). Humanwissenschaften kamen auf 8, Sozialwissenschaften
auf 6 und Medizinwissenschaften auf 5 Arbeitsplätze (siehe Diagramm P27 im Anhang).
In Hinblick auf die überwiegende wirtschaftliche Tätigkeit (siehe Diagramm P28 im Anhang)
entfällt fast die Hälfte der FuE-Arbeitsplätze im Bezirk auf Industrie und Bauwesen, 18 % der
Arbeitsplätze befinden sich im Zweig der Informations- und Kommunikationstätigkeiten, 12 %
der Arbeitsplätze im Zweig Berufsmäßige, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten und
11 % in der Bildung. Die Struktur der FuE-Arbeitsplätze im Bezirk Pilsen ist im Vergleich zu
den übrigen Bezirken recht mannigfaltig. Im Bezirksvergleich zeichnet sich der Bezirk Pilsen
durch höhere Anteile von Arbeitsplätzen im Zweig der Informations- und
Kommunikationstätigkeiten sowie Ausbildung aus.
In den letzten 4 Jahren (2015–2018) kam es im Zweig Informations- und
Kommunikationstätigkeiten zu einer interessanten Entwicklung: Die Anzahl der FuE-
Arbeitsplätze stieg von 16 auf 25, während die Anzahl der FuE-Beschäftigten (FTE) in
diesem Zeitraum einen Rückgang um mehr als 100 Beschäftigte auswies.

2.3   Finanzierung von Forschung und Entwicklung
Die FuE-Ausgaben im Bezirk Pilsen sind insbesondere im Zeitraum 2009–2014 intensiv
gestiegen (siehe Diagramm                  Diagramm 10: Gesamtausgaben für FuE im
10). Die höchsten FuE-                                            Bezirk Pilsen
Ausgaben erreichte der Bezirk                                                                             2,5

im Jahr 2014 (ca. 4,7 Mrd.        5 000                                              2,12
                                                                                1,99
                                         Mio. CZK in laufenden Preisen

                                                                                          1,98
                                                                           1,90
CZK). 2015 kam es zu einem                                                           4737
                                                                                          4607            2,0
mäßigen Rückgang, und in          4 000                                         4133
                                                                      1,55
den Jahren 2016-2017 sanken                                                3779                1,411,42
                                                                                                    3614 1,5
                                                                                               3447
die FuE-Ausgaben deutlich ab.     3 000                          1,16 3142
                                                                                                           % BIP

Dabei handelte es sich um                              0,93
                                                            0,83                                          1,0
einen landesweiten Trend in       2 000 0,680,730,72             2295
Verbindung mit rückläufigen                            1767
                                                            1599
EU-Investitionen     in    den    1 000 1130 1334 1380                                                    0,5
öffentlichen Sektor, wobei der
Bezirk Pilsen zwischen 2015           0                                                                   0,0
und 2017 den stärksten
Rückgang der FuE-Ausgaben
im Bezirksvergleich (-1,0 Mrd.             výdaje (v mil. Kč)             intenzita výdajů na VaV (v %)
CZK, -22 %) verzeichnete.                                                                          Quelle: ČSÚ
2018 sind die Gesamtausgaben für FuE im Bezirk ähnlich wie in den übrigen Bezirken der
Tschechischen Republik gestiegen.

                                                                         16
Die Intensität der FuE-Ausgaben (gemessen als Anteil der FuE-Ausgaben am regionalen
BIP) hat sich während der zurückliegenden Jahre progressiv entwickelt (siehe Diagramm
P29 im Anhang). Dieser Kennzahl zufolge belegte der Bezirk im Vergleich Platz 3. Nach der
Verringerung der Ausgaben in der letzten Zeit rutschte der Bezirk in den Jahren 2017 und
2018 auf Platz 6 ab (1,7 % BIP).
Ein Ziel der Lissabon-Strategie, welches auch in die aktuelle Strategie Europa 2020
übernommen wurde, besteht darin, die FuE-Investitionen in den EU-Mitgliedstaaten auf 3 %
zu steigern. Dieses 3 %-Ziel
wurde aber in den Jahren                Diagramm 11: Ausgaben für FuE im Bezirk
                                            Pilsen nach Finanzierungsquellen
2012–2015        nur      vom                Podnikatelské        Veřejné z ČR
Südmährischen           Bezirk               Veřejné ze zahraničí Ostatní z ČR
übertroffen, die Tschechische     5 000
Republik als Ganzes wies          4 500
                                  Mio. CZK in laufenden Preisen

2014 ein Maximum von 2 %          4 000
aus. 2017 betrug die Intensität   3 500
der FuE-Ausgaben in der           3 000
Tschechischen         Republik    2 500
vergleichsweise 1,8 %, womit      2 000
sie Platz 10 unter den EU-        1 500
                                  1 000
Staaten (und damit den besten
                                    500
Platz unter allen neuen
                                      0
Mitgliedstaaten abgesehen von
Slowenien – siehe Tabelle P30
im Anhang) belegte.                                                            Quelle: ČSÚ

Die Entwicklung der FuE-Ausgaben im Bezirk Pilsen nach Quellen (siehe Diagramm 11)
belegt, dass der langfristig den höchsten Anteil an den Mitteln beanspruchende
Unternehmenssektor die FuE-Ausgaben bereits nach 2009 gesteigert hat. Öffentliche Mittel
aus dem Ausland kamen erst nach 2010 hinzu und unterstützten auch den Anstieg der
öffentlichen Mittel aus der Tschechischen Republik. 2016–2017 sanken die Ausgaben aus
öffentlichen Mitteln aus dem Ausland deutlich, was nicht nur den Rückgang der
Gesamtausgaben, sondern auch eine Veränderung ihrer Struktur bewirkte.
Der Unternehmenssektor als bedeutendster Sektor finanzierte 2018 zwei Drittel der FuE-
Ausgaben (2015 nur 58 %). Öffentliche Mittel aus der Tschechischen Republik machen im
Bezirk Pilsen 26 % der Ausgaben aus, und die restlichen 6 % sind öffentliche Mittel aus dem
Ausland. Dabei lag der Anteil ausländischer öffentlicher Mittel 2013 bei fast 24 % der
Gesamtausgaben für FuE im Bezirk Pilsen.
Die Entwicklung der Intensität der Ausgaben nach einzelnen Finanzierungsquellen
veranschaulichen die Diagramme P31 bis P33 im Anhang. Nach 2014 sind vor allem die
öffentlichen ausländischen Mittel deutlich zurückgegangen, wobei der Bezirk 2017 von Platz
2 auf Platz 13 abrutschte. Die Intensität öffentlicher Mittel aus der Tschechischen Republik
steigt langfristig geringfügig an, der Bezirk Pilsen hielt sich dabei 2018 im Bezirksvergleich
auf Platz 7. Seit 2014 ist die Intensität der Ausgaben aus dem Unternehmenssektor leicht
rückläufig. 2011–2012 übertraf der Bezirk Pilsen sogar alle übrigen Bezirke. 2018 belegte er
nach dieser Kennzahl im Rahmen der Tschechischen Republik Platz 6.

                                                                  17
2018 wurden fast 75 % der
                                                                       Diagramm 12: Ausgaben für FuE im Bezirk
FuE        im      Bezirk      im                                         Pilsen nach Durchführungssektoren
Unternehmenssektor                                                            Podnikatelský        Vysokoškolský
realisiert, nur 23 % der FuE                                                  Vládní               Soukromý neziskový
                                                                    5 000
spielte          sich          im

                                    Mio. CZK in laufenden Preisen
Hochschulsektor ab (siehe                                           4 000
Diagramm 12). Der staatliche
Sektor      und der       private                                   3 000
Nonprofit-Sektor sind in dieser
Hinsicht vernachlässigbar. In                                       2 000
Verbindung         mit       dem
gedrosselten Zustrom von                                            1 000
Investitionen       aus      dem
Ausland       kam     es     zum                                       0

Rückgang von FuE vor allem
im Hochschulsektor (von 1,7                                                                                      Quelle: ČSÚ
Mrd. CZK 2014 auf 1,0 Mrd.
CZK 2017).
Im Zeitraum 2005–2018 veränderte sich die Struktur der FuE-Ausgaben im Bezirk Pilsen
nach Art der Ausgaben (siehe Diagramm P34 im Anhang). Bis 2010 wiesen Lohn- und
sonstige laufende Ausgaben das gleiche Verhältnis auf, Investitionsausgaben waren
minimal. Die Investitionsausgaben für FuE sind bis 2014 gestiegen und anschließend in
Verbindung mit dem Rückgang öffentlicher ausländischer Finanzierungsquellen für FuE
rasant gesunken. 2018 kam es zur Belebung der Investitionsausgaben auf 525 Mio. CZK,
was 12 % sämtlicher FuE-Ausgaben im Bezirk entsprach.
Die meisten FuE-Ausgaben im Bezirk flossen 2018 in den Bereich der technischen
Wissenschaften (83 % der FuE-Ausgaben), 8 % in Naturwissenschaften und 4 % in
Medizinwissenschaften (siehe Diagramm P35 im Anhang).

2.4   Zusammenarbeit von Unternehmens- und Hochschulsektor
Ungeachtet der Zunahme in den letzten Jahren ist im Bezirk Pilsen nach wie vor ein
niedriges Niveau der Zusammenarbeit zwischen Unternehmens- und Hochschulsektor bei
FuE festzustellen (siehe Tabellen P36 im Anhang). 2018 wurden nur 2,3 % der
Unternehmensmittel im Hochschulsektor umgesetzt, wo sie 6,6 % der Mittel ausmachten. Im
Vergleich der Bezirke hinsichtlich des Anteils der Ausgaben des Unternehmenssektors für
FuE, die im Hochschulsektor umgesetzt wurden, belegte der Bezirk Pilsen mit einem Wert
von 2,3 % im Jahr 2018 Platz 5 auf dem Niveau von Prag, wobei der Landesdurchschnitt
1,9 % betrug (Tabelle P37 im Anhang).
In absoluten Zahlen kam es in den vergangenen Jahren im Bezirk zum Anstieg der im
Hochschulsektor umgesetzten FuE-Ausgaben des Unternehmenssektors. 2012 betrugen
diese Ausgaben 18 Mio. CZK, 2017 waren es bereits 74 Mio. CZK – im Vergleich zu den
übrigen Bezirken der vierthöchste Wert (siehe Diagramm P38).
Ungeachtet des absoluten Anstiegs dieser Art von Ausgaben sank der Anteil des Bezirks
Pilsen an den Gesamtausgaben in der Tschechischen Republik vor allem infolge des
Anstiegs im Südmährischen Bezirk. Der Anteil des Bezirks bei den im Hochschulsektor
umgesetzten Ausgaben des Unternehmenssektors ist dabei von 20 % im Jahr 2011 auf
Werte um 7 % in den letzten Jahren gesunken.

                                                                            18
Vorherrschende Finanzierungsquelle des Hochschulsektors für FuE im Bezirk Pilsen waren
öffentliche Mittel der Tschechischen Republik (84 % im Jahr 2018). Der Unternehmenssektor
nutzte öffentliche Mittel in relativ geringem Umfang (7 % aus der Tschechischen Republik
und 6 % aus dem Ausland).
Beim       Vergleich   der       Diagramm 13: Anteil des Unternehmenssektors an
Zusammenarbeit zwischen             den FuE-Aufwendungen im Hochschulsektor
Unternehmens-          und           (HERD) in der Tschechischen Republik und
Hochschulsektor bei FuE
                            25            ausgewählten EU-Ländern 2016
in den EU-Ländern (siehe
Diagramm         13)    ist 20
festzustellen, dass die
Beteiligung            von  15
Unternehmen        an  der
                              in %

Finanzierung           der
                            10
Hochschulforschung       in                                        Durchschnitt EU 28
Tschechien nach wie vor
unter dem EU-Durschnitt      5
liegt   (Platz    15). Die
Situation hat sich aber      0
angesichts des Aufstiegs
von Platz 26 im Jahr 2011
gebessert. Die höchsten
                                                                            Quelle: Eurostat
Anteile haben traditionell
Deutschland und Belgien (13 %), von den neuen EU-Mitgliedern Bulgarien, Litauen und
Slowenien.
In Tabelle P39 im Anhang wird der Anteil der FuE-Ausgaben des Unternehmenssektors, die
an Hochschulen adressiert sind, mit den Gesamtausgaben des Unternehmenssektors für
FuE in den EU-Ländern verglichen. Demnach lag die Tschechische Republik ebenfalls unter
dem EU-Durchschnitt, aber bereits auf Rang 11. Äußerst positiv ist, dass die Tschechische
Republik in den letzten Jahren den größten Sprung im Rahmen der EU-Staaten verzeichnen
kann. Vordere Plätze belegten die baltischen Staaten, die traditionell den höchsten Anteil
des Hochschulsektors an den Gesamtausgaben für FuE erreichen.

2.5     Unterstützung von Forschung und Entwicklung
2.5.1    Mittel aus dem Staatshaushalt
Mittel aus dem Staatshaushalt für                               Diagramm 14: Ausgaben des
FuE spielen insbesondere im                              Staatshaushalts für FuE nach Hauptgebern
                                                   18 000                   2017
Hochschulsektor      und       für
                                                                 MŠMT                         AV ČR
öffentliche                                        16 000
                                                                 Grantová agentura            TA ČR
Forschungseinrichtungen      eine                  14 000
                                                                 Ministerstvo zdravotnictví   MPO
große Rolle. 2017 unterstützte                     12 000
                                                                 Ministerstvo zemědělství     ostatní
der Staat FuE mit 30 Mrd. CZK,                     10 000
                                     in Mio. CZK

was 1/3 der Gesamtausgaben für                      8 000
FuE in der Tschechischen
                                                    6 000
Republik entsprach. Über die
                                                    4 000
Hälfte der staatlichen Mittel für
                                                    2 000
FuE fließen nach Prag. Der
Bezirk Pilsen belegt lediglich                         0

                                                            19
                                                                                                        Quelle: ČSÚ
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