HR-Strategie 2020 Trends und Treiber für Human Resources im Mittelstand - Eine Studie für die D-A-CH-Region - Cornerstone ...

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HR-Strategie 2020
Trends und Treiber für Human Resources
im Mittelstand
Eine Studie für die D-A-CH-Region
HR-Strategie 2020 Trends und Treiber für Human Resources im Mittelstand - Eine Studie für die D-A-CH-Region - Cornerstone ...
HR-Strategie 2020   Vorwort                         2

Impressum               Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt.
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                        Verantwortlicher Redakteur und Autor: Dr. Guido Birkner
                        Gestaltung, Satz, Lektorat: FRANKFURT BUSINESS MEDIA – Der F.A.Z.-Fachverlag

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                        Diese Studie wurde klimaneutral hergestellt.
                        Der CO2-Ausstoß wurde durch Klimaschutzprojekte kompensiert.

                        Titelfoto: Wavebreakmedia/iStock/Thinkstock/Getty Images
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Vorwort   Das Personalressort in Unternehmen steht in den kommenden Jahren vor
          großen Aufgaben. Gerade die Digitalisierung wird Berufstätigkeiten verän-
          dern und neue Funktionsprofile schaffen. Bereits jetzt befindet sich die Ar-
          beitswelt im Umbruch. Da scheinen selbst mittelfristige Personalplanungen
          angesichts des Wandels und immer kürzerer Innovationszyklen gewagt zu
          sein. Manche Unternehmen steuern nur noch auf Sicht – und das heißt, ma-
          ximal für die kommenden zwölf Monate.
             Doch der Umbruch in der Arbeitswelt macht HR-Strategien nicht obsolet,
          wenn es um das knappe Gut Mitarbeiter geht. Vielmehr gewinnt das Perso-
          nalressort in vielen Führungsetagen an strategischer Relevanz. Bereits jetzt
          stellen Großunternehmen ihre HR-Strategie sowie ihre Strukturen und Pro-
          zesse im Personalbereich regelmäßig auf den Prüfstand und positionieren
          sich bei Bedarf neu. Mit der Etablierung neuer Formen der Zusammenarbeit
          und der Vernetzung verschwimmen in vielen Organisationen Hierarchien und
          die Grenzen zwischen innen und außen. Vor allem Großunternehmen richten
          sich derzeit intensiv auf die neue Arbeitswelt ein, während Teile des Mittel-
          stands und der inhabergeführten Familienunternehmen hier erst noch nach-
          ziehen. Dabei verspüren gerade die mittelständischen Betriebe, die ihr Ge-
          schäft weltweit ausweiten und international durch Übernahmen gewachsen
          sind, großen Bedarf, sich professionelle HR-Strukturen und eine strategische
          Basis zuzulegen.
             An diesem Punkt stellen sich die Herausgeber der vorliegenden Studie
          „HR-Strategie 2020“ die Frage, wie weit der große Mittelstand und Famili-
          enunternehmen auf diesem Weg bereits vorangekommen sind und woran
          sie sich orientieren. Deshalb ist es das Ziel der Untersuchung, herauszu-
          stellen, welche HR-strategischen Schwerpunkte der große Mittelstand und
          Familienunternehmen in der D-A-CH-Region setzen und inwieweit sie sich
          dabei von börsengelisteten Konzernen unterscheiden. Dafür hat FRANKFURT
          BUSINESS MEDIA – der F.A.Z.-Fachverlag Top-Manager und HR-Entscheider
          in 300 Unternehmen ab 400 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich und der
          Schweiz online bzw. per Telefoninterview anhand eines strukturierten Frage-
          bogens zu ihrer HR-Strategie bis 2020 befragt. Zudem wurde die Perspek-
          tive von Großunternehmen über neun Face-to-Face-Interviews mit HR-Ent-
          scheidern in Großunternehmen eingefangen. Dementsprechend ist die Studie
          zweigeteilt. Im ersten Teil finden die Leser die Aufbereitung und Analyse der
          Ergebnisse der quantitativen Erhebung in 300 Unternehmen, während die
          Face-to-Face-Interviews im zweiten Teil dokumentiert sind.

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HR-Strategie 2020   Executive Summary                  4

Inhalt                  Vorwort3

                        Executive Summary                                             5
                        Die Zukunftsfähigkeit des Mittelstands hängt vom Personal ab

                        Studiendesign8
                        Methodik und Befragtengruppe

                        Befragungsergebnisse: Strategie                               9
                        HR-Strategie für eine neue Arbeitswelt

                        Befragungsergebnisse: Digitalisierung                         14
                        Nachholbedarf bei der Prozessautomatisierung

                        Befragungsergebnisse: Investitionen und Kosteneffizienz       15
                        Optimierungsbedarf bei der Kosteneffizienz

                        Top-Entscheider im Interview                                  19

                        Ansprechpartner47
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Executive Summary
Die Zukunftsfähigkeit des Mittelstands
hängt vom Personal ab

In die Executive Summary fließen sowohl die Er-
 gebnisse der quantitativen Befragung als auch
Aussagen aus den Face-to-Face-Interviews ein.
                                                      Zukunftsaufgaben: Der Mittelstand muss seine
                                                      HR-Strukturen und HR-Prozesse in der gesamten
                                                      Organisation professionalisieren, um auch inter­
                                                                                                           „HR muss das Unternehmen
                                                                                                           und seine Bereiche
                                                                                                           befähigen, die Geschäfts-
Dabei steht im Fokus, herauszustellen, wie sich       national weiter wachsen zu können. Die demo­         ziele zu e­ rreichen.“
der Mittelstand HR-strategisch bis 2020 aufstellt,    graphische Entwicklung und die Digitalisierung       Dr. Piotr Bednarczuk,
wo er den größten Handlungs- und Investitionsbe-      sind die stärksten Treiber für die HR-strategische   Merck KGaA (S. 38)
darf sieht und welche Megatrends die HR-Verant-       Ausrichtung der Betriebe.
wortlichen beschäftigen werden.                          HR im Mittelstand wird sich künftig vor allem
                                                      mit den Herausforderungen auseinandersetzen,
Megatrends: Der Fachkräftemangel ist bis 2020 die     die sich aus der demographischen Entwicklung für
größte Baustelle für mittelständische Unternehmen.    die D-A-CH-Region ergeben. Zudem rechnen viele
Angesichts alternder Belegschaften und kürzerer       Top-Manager damit, dass der Wandel der Arbeits-
Innovationszyklen drohen Know-how-Verlust und         welt durch die Digitalisierung die Gesamtstrate-
Wettbewerbsnachteile.                                 gie ihres Unternehmens und deren HR-Strategie
   Der Mittelstand in Deutschland, Österreich und     stark beeinflussen wird. Die HR-Verantwortlichen     „Aufgrund der dezentralen
der Schweiz muss in den kommenden Jahren an           sollten die eigenen Strukturen und Prozesse grup-    Struktur und der starken
erster Stelle Lösungen für den wachsenden Fach-       penweit und damit auch international professio-      ­Regionen können wir für
kräftemangel finden. Kein anderes Themenfeld          nalisieren und harmonisieren. Nur so können die      den Nestlé-Konzern von
beschäftigt die Top-Manager in den Unternehmen        zentralen HR-Funktionen mit dem rasanten Wan-        einer HR-Strategie sprechen,
derzeit so intensiv wie der Personalbedarf. Bei der   del der Arbeitswelt und dem eigenen Wachstum         die l­okale Spezifika berück-
offenen Frage nach den größten Zukunftsheraus-        Schritt halten. Bislang weisen viele mittelständi-   sichtigt.“
forderungen für Unternehmen insgesamt entfie-         sche Betriebe im Personalressort noch Struktu-       Peter Hadasch, Nestlé
len 38 Prozent aller spontanen Nennungen auf          ren und Prozesse auf, die den Erfordernissen ihres   ­Deutschland AG (S. 41)
Personalthemen. Die Entscheider im Mittelstand        Kerngeschäfts nicht mehr gerecht werden. Auch
machen sich die meisten Gedanken darüber, wie         wachsen Unternehmen durch Akquisitionen, ohne
sie angesichts der demographischen Entwicklung        dass Doppelstrukturen in zentralen Bereichen wie
ihren Bedarf an Fachkräften künftig decken und        HR konsolidiert und heterogene administrative
wie sie neue Fach- und Führungskräfte intern auf-     Prozesse harmonisiert werden. Als eine Folge sol-
bauen können.                                         cher Ineffizienzen entstehen dem Mittelstand hohe
   Das Personalthema ist für viele Mittelständler     Kosten in der Administration.
ebenso wie für Konzerne existenziell. Mehrere            Bei der Optimierung von HR-Strukturen und         „Wir stellen uns die Frage,
Top-Entscheider verweisen spontan auf das Risi-       -Prozessen sind global agierende Großunterneh-       wie sich die Anforderungen
ko des künftigen Know-how-Verlustes im eigenen        men in der Regel deutlich weiter als mittelständi-   an unsere Mitarbeiter vor dem
Betrieb aufgrund des altersbedingten Ausschei-        sche Betriebe, doch nur wenige Konzerne sind bei     Hintergrund von Digitalisierung
dens relevanter Funktionsträger und Führungs-         der Digitalisierung ihrer HR-Prozesse up to date.    und Industrie 4.0 verändern.“
kräfte. Dadurch drohen dem Mittelstand, aber          Gerade große Mittelständler mit einer vierstel-      Andreas Horn,
auch manchen Großunternehmen, angesichts des          ligen Mitarbeiterzahl und einer breiten globalen     KRONES AG (S. 32)
scharfen globalen Wettbewerbs in vielen Branchen      Präsenz erleben in der Praxis immer wieder, wie
geschäftliche Nachteile. Der Mittelstand sorgt sich   kompliziert und aufwendig es ist, die benötigten
insbesondere um seine Wettbewerbs- und Innova-        HR-Strukturen für ein internationalisiertes Ge-
tionsfähigkeit und um Finanzierungsmöglichkeiten      schäft nachholend aufzubauen.
in einem oft schwierigen weltpolitischen Umfeld.
Demgegenüber setzen sich Großunternehmen vor
allem mit der Industrie 4.0 auseinander.
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HR-Strategie 2020            Executive Summary                    6

   „Große Unternehmen setzen        Strategie: Nur knapp jedes zweite Unternehmen             Tendenziell neigen kleinere Betriebe sowie in-
ihre HR-Strategie mit derselben     verfügt über eine zentrale HR-Strategie, die aus der    habergeführte Familienunternehmen stärker als
  Energie und Bestimmtheit um       Gesamtstrategie des Unternehmens abgeleitet ist         Großunternehmen zu kurzen Planungshorizonten
wie für die Geschäftsstrategie.“    und einen Mehrwert für diese leistet. Angesichts von    für die HR-Strategie. In mittelgroßen Organisatio-
 Maria Antoniou, E.ON SE (S. 23)    Industrie 4.0 gewinnt das IT-Ressort an strategischer   nen mit Belegschaften ab 400 Mitarbeitern entwi-
                                    Relevanz für den Mittelstand.                           ckeln die Geschäftsführung bzw. der Vorstand die
                                       Nur etwa jedes zweite befragte mittelständi-         HR-Strategie oft allein, während die Personalver-
                                    sche Unternehmen in Deutschland, Österreich             antwortlichen dort nur begrenzt in die Gestaltung
                                    und der Schweiz verfügt bereits über eine zentra-       der Strategie eingebunden sind. Hingegen sind
                                    le HR-Strategie, die sich aus der Unternehmens-         HR-Vorstände und Personalleiter im Mittelstand
                                    strategie ableitet. Manche Unternehmen arbeiten         oft für die Umsetzung der abgestimmten HR-Stra-
                                    bislang noch mit regionalen Strategien oder mit         tegie verantwortlich. Für diesen Schritt werden
                                    spartenbezogenen Konzepten. Die wachsende               tendenziell vermehrt auch Fachbereichs- und Re-
                                    strategische Relevanz der Informationstechnolo-         gionalleiter hinzugezogen.
                                    gie aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung         Anders ist die Rollenverteilung bei der Ent-
                                    der Arbeitswelt lässt sich daran ablesen, dass          wicklung und Umsetzung der HR-Strategie in
                                    bereits jedes fünfte befragte Unternehmen eine          Großunternehmen. Hier erarbeiten die HR-Ver-
                                    IT-Strategie aus der Unternehmensstrategie ab-          antwortlichen häufig ein erstes Strategiekonzept,
                                    leitet.                                                 das anschließend mit dem Vorstand bzw. der Ge-
                                       Während deutsche und österreichische Unter-          schäftsführung sowie den anderen Gremien im
                                    nehmen häufig eine zentrale HR-Strategie ver-           Unternehmen abgestimmt wird.
                                    folgen, geben Schweizer Unternehmen gern eine
 „HR bereitet die strategischen     zentrale Rahmenstrategie für die Personalpla-           Handlungsschwerpunkte: Der Mittelstand will
 Themen konzeptionell vor und       nung vor, die aber Raum für regionale Freiheiten        dem Fachkräftemangel und dem Nachholbedarf in
 implementiert die Programme,       lässt. In deutschen Großunternehmen sind derzeit        der Personalentwicklung bis 2020 mit Recruiting,
 doch die Verantwortung für die     zentrale wie auch dezentrale Strategieansätze an-       Leadership und Talentmanagement begegnen.
    Entwicklung der Mitarbeiter     zutreffen. Allerdings tendieren viele Unternehmen       Doch vielen Betrieben fehlt bislang die notwendige
liegt bei allen Führungskräften.“   gegenwärtig dazu, ihre HR-Strukturen und -pro-          HR-Organisation, um die eigenen Ziele zu erreichen.
   Kathrin Menges, Henkel AG &      zesse zu harmonisieren und damit auch zu zen-             Zu den wichtigsten Handlungsschwerpunkten,
                Co. KGaA (S. 29)    tralisieren. Für strategische Managementansätze         die der Mittelstand aus seiner HR-Strategie ablei-
                                    wie das Talentmanagement, die top-down in ei-           tet, zählen die Rekrutierung von Fachkräften, eine
                                    nem Unternehmen implementiert werden sollten,           moderne Führungskultur und ein Talentmanage-
                                    sind eine einheitliche Definition der Begriffe und      ment. Damit wollen die Betriebe ihren Bedarf an
                                    Funktionen entscheidend für eine erfolgreiche           Fachkräften bedienen. Allerdings sind die meisten
                                    gruppenweite Umsetzung.                                 mittelständischen Betriebe derzeit kaum bereit,
                                                                                            ihre HR-Organisation auch strukturell so aufzu-
   „Entsprechend der gruppen-       Zeithorizont: Der Umbruch in der Arbeitswelt            stellen, dass sie die individuellen Bedarfe decken
      weiten Businessstrategie      ermöglicht den Unternehmen maximal eine                 können. Hier arbeiten Betriebe oft mit Strukturen,
  fokussiert die HR-Funktional-     ­mittelfristige HR-Strategie mit einem Zeithorizont     die ihren Geschäftszielen und ihrer Position im
       strategie einen Zeitraum      für die nächsten zwei bis vier Jahre. Längerfristige   Markt nicht entsprechen.
      von drei bis fünf Jahren.“     Personalplanungen veralten rasch und entsprechen
      Asa Lautenberg, Deutsche       dadurch nicht mehr dem realen Bedarf.                  Investitionen: Der Mittelstand investiert bis 2020
            ­Lufthansa AG (S. 35)      HR-Strategien werden von den meisten Unter-          stark in die Personalentwicklung, in die IT und das
                                     nehmen mit einem maximal mittelfristigen Zeit-         Recruiting. Der Mittelstand investiert ein Viertel
                                     horizont angelegt. Längerfristige Strategien, die      ­seines HR-Budgets in IT.
                                     über das Jahr 2020 hinausgehen, sind selten und            Bis 2020 planen mittelständische Unterneh-
                                     verlieren schnell ihre Relevanz für die Realität.       men, vor allem in die Bereiche Weiterbildung und
                                     Auch eine Personalplanung auf Jahressicht wird          Personalentwicklung, IT und Recruiting zu inves-
                                     dem Bedarf der meisten mittelständischen Un-            tieren. Tendenziell wollen vor allem kleinere und
                                     ternehmen nicht gerecht. Ein kurzfristiger Pla-         mittlere Betriebe mehr Geld in die Gewinnung von
                                     nungshorizont eignet sich für Betriebe in Ausnah-       neuem Fachpersonal stecken. Ihre Lösung für den
                                     mesituationen wie beispielsweise einem Merger           sich verstärkenden Fachkräftemangel ist also ein
                                     oder einer existenziellen Krise.                        Ausbau der Recruitingmaßnahmen.
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  Ein weiteres Investitionsziel für HR ist die In-    scheiden sich dabei deutsche Unternehmen von         „Wir arbeiten seit Jahren daran,
formationstechnologie. Die Unternehmen wollen         Betrieben in Österreich und der Schweiz. So ist in   ein gutes IT-System für HR zu
knapp ein Viertel ihrer Investitionsbudgets im        Deutschland der Anteil der Unternehmen, die im       schaffen, doch wir bewegen
HR-Ressort für IT ausgeben. Damit zählt dieser        HR-Ressort in Zukunft einen strategischen Part-      uns heute noch nicht in einer
Bereich zu den großen Budgetposten von HR ne-         ner sehen, größer als in den beiden anderen Län-     idealen IT-Welt.“
ben HR-Personal, strategischen HR-Maßnah-             dern. Am prägnantesten bleibt bis 2020 die Rolle     Hartmuth Posner,
men und HR-Administration. Eine Nachrüstung           von HR als Dienstleister und Business-Partner.       Freudenberg & Co. KG (S. 26)
der IT ist auch notwendig, denn in vielen mittel-
ständischen Unternehmen, aber auch in zahlrei-        HR-Funktionen: Die HR-Funktionen im Mittelstand
chen Konzernen existieren in den verschiedenen        leiden an ineffizienten Strukturen und Prozessen.
HR-Funktionen unterschiedliche IT-Systeme par-           Der Mittelstand sieht innerhalb der eigenen
allel nebeneinander. Meistens arbeiten diese Sys-     HR-Organisation noch großes Potenzial, um Pro-
teme auch unabhängig voneinander, weil keine          zesse effizienter zu gestalten und Kosten zu sen-
Datenübertragung über Schnittstellen möglich ist.     ken. Dazu zählen vor allem der Personaleinsatz,
Großunternehmen entschließen sich deshalb ver-        die Personalführung und das Personalcontrolling.
mehrt dazu, in eine umfassende technologische         Auch in anderen Funktionsbereichen räumen die
Gesamtlösung für HR zu investieren. Dadurch           Unternehmen einen großen Handlungsbedarf bei
lassen sich mehr HR-Funktionen als bislang mit-       der Kosteneffizienz ein.
einander vernetzen. Auch eröffnen sich dadurch
größere und qualitativ bessere Möglichkeiten für      Talentmanagement: Für den Mittelstand ist Talent-    „Für uns bei der adidas Gruppe
HR und für Führungskräfte generell, HR-relevante      management künftig überlebenswichtig, doch häufig    sind alle Mitarbeiter Talente.
Daten zu nutzen.                                      sind die Strukturen hierfür im Aufbau begriffen.     Wir legen hier also keine ex-
                                                        Kaum ein HR-Begriff wird gegenwärtig so unter-     klusive, sondern eine inklusive
Erfolgsmessung: Mittelständische Betriebe schauen     schiedlich definiert wie das Talentmanagement.       Strategie zugrunde.“
bei der Erfolgsmessung strategischer HR-Maßnah-       Die größte Gruppe der befragten Mittelständler       Karen Parkin, adidas Group
men zuerst auf die Kosten. Nur wenige Handlungs-      versteht Talentmanagement als das Identifizie-       (S. 20)
schwerpunkte in den HR-Funktionen sind mit KPIs       ren und Entwickeln interner High-Potentials. Eine
hinterlegt.                                           andere Gruppe verwendet einen allgemeineren
  Bei der Frage, wie sich Erfolg in den einzel-       Begriff, nach dem Talentmanagement bedeutet,
nen Handlungsschwerpunkten entsprechend der           Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu entwickeln.
HR-Strategie messen lässt, schauen die meisten        Tendenziell spielt auch die Mitarbeiterzahl eine
Mittelständler einseitig auf die Kosten. Insbe-       Rolle bei der Definition. Je weniger Beschäftigte
sondere kleinere Betriebe sowie inhabergeführte       ein Unternehmen hat, desto eher definiert es Ta-
Familienunternehmen greifen für die Erfolgsmes-       lentmanagement als einen Managementansatz,
sung strategischer Handlungsschwerpunkte auf          um alle Mitarbeiter zu fördern.
KPIs mit einem Kostenbezug zurück. Der überwie-          Für viele Mittelständler hat Talentmanagement     „Wir sehen regelmäßig genau
genden Mehrzahl der Unternehmen fällt es nach         eine hohe Relevanz für den künftigen Geschäfts-      hin, für welche Unternehmens-
wie vor schwer, HR-Prozesse und -Leistungen an-       erfolg der Organisation und sollte daher in die      bereiche und Karrieren sich ein
hand konkreter Zahlen zu bewerten. In Deutsch-        Gesamtstrategie des Unternehmens wie auch in         Talent empfiehlt.“
land leisten sich bisher vor allem Großunterneh-      die HR-Strategie integriert werden. Doch gerade      Gregor Karolus, Springer Nature
men umfangreiche IT-Systeme, die eine möglichst       im Mittelstand – ganz im Gegensatz zu Großun-        (S. 44)
umfassende Datenerfassung und Datenanalyse            ternehmen – fehlen dafür Strukturen und Kon-
für HR ermöglichen.                                   zepte. Idealerweise ist Talentmanagement ein
                                                      festes Element der Unternehmensstrategie, um
Rolle von HR: Im Mittelstand ist HR mehr Dienst­      die langfristige Versorgung des Unternehmens
leister und Business-Partner als strategischer        mit Führungskräften und Experten sicherzustel-
Partner. Doch je wichtiger HR-Themen für die Unter-   len. Insbesondere mittelständische Betriebe und
nehmensstrategie werden, desto mehr übernehmen        inhabergeführte Familienunternehmen benötigen
HR-Verantwortliche die Rolle strategischer Partner.   einen Bestand an Nachwuchskräften für heraus-
   Ungeachtet des Bedarfs an Investitionen und an     ragende Positionen, um Nachfolgeregelungen
neuen Strukturen soll HR in den meisten mittel-       langfristig und besser vorbereiten und durchfüh-
ständischen Unternehmen auch in Zukunft keine         ren zu können.
strategische Rolle übernehmen. Allerdings unter-
HR-Strategie 2020 Trends und Treiber für Human Resources im Mittelstand - Eine Studie für die D-A-CH-Region - Cornerstone ...
HR-Strategie 2020   Studiendesign                    8

Studiendesign
Methodik und Befragtengruppe

                        D   ie vorliegende Studie basiert auf zwei Befra-
                            gungen: einer quantitativen Befragung von
                        300 Unternehmen, die mindestens 400 Mitarbeiter
                                                                               Sitz der befragten Unternehmen
                                                                               (in % der befragten Unternehmen)
                        bzw. einen Jahresumsatz von mindestens 50 Mil-
                                                                                                       Schweiz
                        lionen Euro haben, und einer qualitativen Befra-
                        gung von neun Top-HR-Managern in ausgewähl-                   Österreich
                                                                                                                   8,3
                        ten Großunternehmen in Face-to-Face-Interviews.                                 9,3

                           Die Feldphase der quantitativen Erhebung lag
                        im Zeitraum vom 18. Januar bis 29. April 2016. Die
                        Erhebung erfolgte durch computergestützte Webin-
                        terviews (CAWI) bzw. per Telefoninterview auf der
                                                                                                                          82,4
                        Basis eines strukturierten Fragebogens. Befragt
                                                                                                                                  Deutschland
                        wurden 300 Top-Entscheider in Unternehmen in
                        Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Daten     Quelle: Frankfurt Business Media.
                        stammen aus der Personen- und Unternehmens-
                        datenbank der FRANKFURT BUSINESS MEDIA und
                        wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.
                           Die Teilnehmer an der quantitativen Erhebung        Größe der befragten Unternehmen
                        sind Leiter bzw. Mitglieder von Geschäftsführung       nach Mitarbeitern
                        bzw. Vorstand (60,7 Prozent), Leiter HR bzw. Per-      (in % der befragten Unternehmen)
                        sonal bzw. HR-Ressort (33,3 Prozent) und sonstige
                        Entscheider in den Unternehmen (6 Prozent).                 ab 5.000                                            400 bis unter
                                                                                    Mitarbeiter                                         500 Mitarbeiter
                           Die Unternehmen, denen die befragten Personen                              29,5
                                                                                                                                 34,3
                        angehören, unterteilen sich nach der Zahl der Mit-
                        arbeiter wie folgt: 29,5 Prozent beschäftigen mehr
                        als 5.000 Mitarbeiter, 36,1 Prozent haben zwischen
                        500 und weniger als 5.000 Mitarbeitern, und 34,3
                        Prozent weisen 400 bis unter 500 Mitarbeiter auf.                                          36,1

                           82,4 Prozent der befragten Unternehmen haben                 500 bis unter 5.000 Mitarbeiter
                        ihren Sitz in Deutschland, 9,3 Prozent in Österreich   Quelle: Frankfurt Business Media.
                        und 8,3 Prozent in der Schweiz.
                           Bei 21,3 Prozent der befragten Unternehmen
                        handelt es sich um inhabergeführte Familienun-
                        ternehmen.                                             Funktion der befragten Top-Entscheider
                           Neun Großunternehmen wurden exemplarisch            (in % der befragten Unternehmen)
                        von den drei Studienherausgebern für die Face-
                                                                                          sonstige Entscheider
                        to-Face-Interviews ausgewählt. Das kleinste die-
                        ser Unternehmen beschäftigt 13.000 Mitarbeiter.                                            6,0
                        Die Gesprächspartner waren jeweils HR-Entschei-
                                                                                Leiter HR
                        der, die wesentlich für die Entwicklung und Umset-      bzw.
                        zung der HR-Strategie in ihren Unternehmen zu-          Personal            33,3
                                                                                bzw.                                             60,7
                        ständig sind. Die Face-to-Face-Interviews fanden        HR-Ressort
                        im Zeitraum vom 23. März bis 17. Mai 2016 statt. Die                                                            Leiter bzw.
                                                                                                                                        Mitglieder von
                        Basis der offenen Interviews waren zum einen der-                                                               Geschäfts-
                        selbe Fragebogen, der der quantitativen Erhebung                                                                führung bzw.
                                                                                                                                        Vorstand
                        zugrunde lag, zum anderen einzelne ausgewählte         Quelle: Frankfurt Business Media.
                        Vorabergebnisse der quantitativen Erhebung.
HR-Strategie 2020 Trends und Treiber für Human Resources im Mittelstand - Eine Studie für die D-A-CH-Region - Cornerstone ...
9

Befragungsergebnisse: Strategie
HR-Strategie für eine neue Arbeitswelt

P   ersonalfragen stehen für die Unternehmen an
    erster Stelle der Herausforderungen bis 2020.
38 Prozent aller spontanen Nennungen betref-
                                                      fluss auf die strategische Ausrichtung der Unter-
                                                      nehmen haben werden.
                                                         Im Detail zeigt sich, dass vor allem Großunter-
fen HR-Themen. Dabei ragen die Gewinnung und          nehmen ab 5.000 Mitarbeiter besonders viele der
Bindung von Fachkräften mit 20,7 Prozent heraus.      Megatrends bei der Entwicklung ihrer HR-Stra-
Damit haben Unternehmen aller Größen und aus          tegie berücksichtigen. So spielt die Internationa-
allen drei Ländern zu kämpfen, wobei insbesonde-      lisierung für größere Unternehmen eine deutlich
re mittelständische Betriebe angeben, nur schwer
alle vakanten Stellen und Ausbildungsplätze ad-
äquat besetzen zu können. 7,1 Prozent aller Nen-        Die größten Herausforderungen für die befragten Unternehmen
nungen entfallen auf Aspekte, die die Entwicklung       bis 2020 (in %; n = 523 ungestützte Nennungen)1)
von Mitarbeitern und Führungskräften betreffen.
Darunter geben die Befragten häufig das Stich-          Personal gewinnen und binden
                                                                                                                                                         20,7
wort Leadership an. 6,1 Prozent der Nennungen
betreffen die demographische Entwicklung.               Geschäftliches Wachstum im Wettbewerbsumfeld
                                                                                                                      13,2
  Weitere große Herausforderungen sind das ge-
schäftliche Wachstum in einem schwierigen, oft          Digitalisierung, Industrie 4.0, IT
                                                                                                      8,8
globalen Wettbewerb (13,2 Prozent). Dahinter fol-
gen die Themen IT und Digitalisierung (8,8 Pro-         Finanzierung, Kostenmanagement
                                                                                                7,8
zent). Fast ebenso häufig nennen die Befragten
Herausforderungen in der Finanzierung und bei           Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften
                                                                                              7,1
Kosten. Tendenziell drücken den Mittelstand die
Themen Wachstum, Wettbewerb, Finanzierung               Demographische Entwicklung
                                                                                        6,1
und Kosten besonders stark, während sich Groß-
unternehmen stärker mit Megatrends wie der Di-          Innovationen
                                                                                 5
gitalisierung auseinandersetzen müssen.
                                                        1) Maximal drei Nennungen möglich.                                     Quelle: Frankfurt Business Media.
Megatrends beeinflussen die HR-Strategie
   Von den Unternehmen, die generell eine HR-
Strategie haben, gehen 47 Prozent davon aus,
dass vor allem die demographische Entwicklung           Externe Faktoren und Trends beeinflussen die HR- und Unter-
ihre strategische Ausrichtung bis 2020 beeinflus-       nehmensstrategie bis 2020 (in % der befragten Unternehmen)1)
sen wird. Diesen Trend sieht jeweils ein ungefähr
gleich großer Anteil der Unternehmen in den drei        Demographische Entwicklung
                                                                                                                                                         47,0
Ländern. Ähnlich einheitlich sind die Standpunkte
der kleineren, mittleren und größeren Unterneh-         Digitalisierung
                                                                                                                                        40,7
men. Alle drei Gruppen geben jeweils mehrheit-
lich an, dass die demographische Entwicklung            Internationalisierung
                                                                                                                             35,7
der wichtigste Einflussfaktor für ihre HR-Strategie
ist.                                                    Wertewandel
                                                                                                                   28,0
   Des Weiteren wird, nach Einschätzung der Un-
ternehmen, die Digitalisierung die Unternehmens-        Nachhaltigkeit
                                                                                                            24,3
und HR-Strategie stark beeinflussen (40,7 Pro-
zent). Neben diesen beiden Haupttrends gibt es          Sonstige Faktoren
                                                            3,7
mit der Internationalisierung (35,7 Prozent), dem
Wertewandel (28 Prozent) und der Nachhaltigkeit         1) Mehrfachantworten möglich.                                          Quelle: Frankfurt Business Media.
(24,3 Prozent) drei weitere Trends, die einen Ein-
HR-Strategie 2020 Trends und Treiber für Human Resources im Mittelstand - Eine Studie für die D-A-CH-Region - Cornerstone ...
HR-Strategie 2020                 Befragungsergebnisse                  10

                                         wichtigere Rolle im Hinblick auf die HR-Strategie
                                         als für kleinere und mittlere Betriebe. Gerade klei-                  Was Unternehmen aus der Gesamt­
                                         nere Organisationen verzichten bei ihrer HR-Stra-                     strategie ableiten
                                         tegie auf eine konkrete internationale Planung.                       (in % der befragten Unternehmen)1)

                                         Von der Unternehmensstrategie zur HR-Strategie                                                keine Angabe
                                                                                                                  unterschiedliche
                                           Ein großer Teil der Unternehmen hat eine zen-                          spartenbezogene
                                                                                                                                         6,0                       zentrale
                                         trale Gesamtstrategie für HR. 47,3 Prozent von                           Personal-                                        Gesamt-
                                                                                                                  strategien       11,0
                                         ihnen geben an, aus ihrer Unternehmensstrategie                                                                           strategie
                                                                                                                                                                   für HR
                                         eine zentrale HR-Strategie abzuleiten. Hier dif-
                                                                                                                               15,0                         47,3
                                         ferenzieren sich kleinere Betriebe mit bis zu 500                     unterschied-
                                                                                                               liche regionale
                                         Mitarbeitern und größere Unternehmen deutlich.                        Personal-
                                         Während nur jeder zweite kleinere Betrieb eine                        strategien für
                                                                                                               einzelne Länder                     20,7
                                         separate HR-Strategie besitzt, weisen bis zu 90                       oder Gebiete
                                         Prozent der größeren Unternehmen ein solches                                                        IT-Strategie
                                         Konzept auf. Regionale und spartenbezogene Per-
                                                                                                               1) Mehrfachantworten möglich.
                                         sonalstrategien sind mit 15 Prozent bzw. 11 Prozent                   Quelle: Frankfurt Business Media.
                                         in der Befragtengruppe weniger verbreitet. Die
                                         wachsende strategische Relevanz der Informati-
                                         onstechnologie aufgrund der Digitalisierung lässt                   HR-Strategie erarbeiten und umsetzen
                                         sich daran ablesen, dass 20,7 Prozent der Unter-                       Für die Erarbeitung der HR-Strategie sind in den
                                         nehmen eine IT-Strategie aus der Unternehmens-                      Unternehmen in erster Linie der Vorstand bzw. die
                                         strategie ableiten.                                                 Geschäftsführung sowie der HR-Vorstand bzw.
                                           Schweizer Unternehmen lassen im Vergleich                         der Personalleiter zuständig. 45,3 Prozent der
                                         zu den Unternehmen aus den anderen Ländern                          Unternehmen geben an, dass bei ihnen Vorstand
                                         häufiger neben einer zentralen HR-Strategie auch                    bzw. Geschäftsführung gemeinsam die HR-Stra-
                                         regionale Strategien zu. Umgekehrt überwiegen in                    tegie ausarbeiten. In fast ebenso vielen Unterneh-
                                         Österreich zentrale HR-Strategien, während nur                      men (43,7 Prozent) ist der HR-Vorstand bzw. der
                                         selten regionale Spezifikationen zugelassen sind.                   Personalleiter dafür zuständig. Hingegen spielen
                                                                                                             die Leiter oder andere Führungskräfte einzelner
                                                                                                             Fachbereiche (10,3 Prozent) sowie die regionalen
  Wer die HR-Strategie erarbeitet und umsetzt                                                                Leiter (6 Prozent) in den meisten Unternehmen
  (in % der befragten Unternehmen)1)                                                                         keine prägende Rolle für die Entwicklung der
                                                                                                             HR-Strategie.
    45,3
                             43,7 44,3                                                                          Die Detailanalyse offenbart deutliche Unter-
                                                                    M Strategie erarbeiten                   schiede zwischen kleineren Betrieben mit 400
                                                                    M Strategie umsetzen
                                                                                                             bis unter 500 Mitarbeitern einerseits und mittle-
                                                                                                             ren und größeren Unternehmen ab 5.000 Mitar-
                                                                                                             beiter andererseits. So entscheiden in der über-
                                                                                                             wiegenden Zahl der kleineren Betriebe vor allem
           23,3
                                                                                                             die Geschäftsführung bzw. der Vorstand über die
                                                                                                             HR-Strategie, während die Leitung des HR-/Per-
                                                         18,7                                                sonalressorts nur in einem Teil der Betriebe stra-
                                                                                                             tegisch mitreden darf. Daran zeigt sich, dass HR in
                                                                        11,7                                 kleineren Betrieben zumeist noch nicht als strate-
                                                  10,3
                                                                                                             gischer Partner akzeptiert ist.
                                                                  6,0                                           Bei der Umsetzung der HR-Strategie bietet sich
                                                                                            1,7              ein vollkommen anderes Bild. Für die Implemen-
                                                                                                  0,7
                                                                                                             tierung sind insgesamt vor allem die HR-Vor-
 Vorstand bzw.         HR-Vorstand bzw.          Leitung bzw.    regionale                sonstige
  Geschäfts-            Personalleiter         ­ ührungskräfte
                                                F                 Leitung                 Personen
                                                                                                             stände und Personalleiter verantwortlich (44,3
    führung                                   der Fachbereiche                                               Prozent). Hingegen halten sich Vorstand und Ge-
  1) Mehrfachantworten möglich.                                          Quelle: Frankfurt Business Media.
                                                                                                             schäftsführung dabei zurück (23,3 Prozent). Nur in
                                                                                                             kleineren Betrieben engagieren sich die meisten
11

Top-Manager auch bei der Implementierung. Grö-
ßer als bei der Entwicklung der HR-Strategie ist                              Handlungsschwerpunkte, die die Unternehmen aus der
die Rolle der Fachbereichs- und Regionalleiter bei                            HR-Strategie ableiten (in % der befragten Unternehmen)1)
der Umsetzung (18,7 bzw. 11,7 Prozent).
                                                                              Recruiting von Fachkräften
                                                                                                                                                                   42,7
Zeitlicher Planungshorizont für die HR-Strategie
   Die meisten Unternehmen planen ihre HR-Stra-                               Führungskultur
                                                                                                                                                                41,7
tegie mit einem mittelfristigen Zeithorizont. Rund
acht von zehn Unternehmen (79,8 Prozent) geben                                Talentmanagement
                                                                                                                                                        39,0
an, die eigene HR-Strategie für einen Zeitraum bis
maximal 2020 anzulegen. Nur 12,1 Prozent der Un-                              Employer Branding
                                                                                                                                  31,7
ternehmen planen langfristig über das Jahr 2020
hinaus. Umgekehrt fahren lediglich 8,1 Prozent bei                            Demographie- und Gesundheitsmanagement
                                                                                                                       22,0
ihrer HR-Strategie und der damit verbundenen
Zielsetzung auf Sicht, indem sie stets allein für das                         HR-Organisation optimieren
                                                                                                                      21,0
laufende Jahr planen. Unter diesen Unternehmen
finden sich tendenziell eher kleinere und mittle-                             Performance Management
                                                                                                               19,0
re Betriebe mit 400 bis unter 5.000 Mitarbeitern
sowie inhabergeführte Familienunternehmen. In                                 HR-Prozesse digitalisieren
                                                                                                               18,7
Großunternehmen dominiert ein mittelfristiger
Planungshorizont.                                                             Kosteneffizienz
                                                                                                              18,0

Abgeleitete Handlungsschwerpunkte                                             Workforce-Planning
                                                                                                              18,0
  Aus ihrer HR-Strategie leiten die befragten Un-
ternehmen verschiedene Handlungsschwerpunkte                                  1) Mehrfachantworten möglich.                              Quelle: Frankfurt Business Media.
ab. Besonders wichtig sind den Unternehmen die
Rekrutierung von Fachkräften (42,7 Prozent) sowie
eine auf die HR-Strategie abgestimmte Führungs-                               Alle weiteren Handlungsschwerpunkte haben
kultur (41,7 Prozent). Auch das Talentmanagement                            jeweils eine deutlich geringere Relevanz für die
(39 Prozent) ist ein wichtiges Handlungsfeld, das                           Unternehmen. Nur etwa jeder fünfte befragte
aus der HR-Strategie abgeleitet wird. Noch rund                             Entscheider nennt das Demographie- und Ge-
ein Drittel (31,7 Prozent) der Unternehmen nennt                            sundheitsmanagement als Schwerpunkt, der aus
das Employer Branding, also die Positionierung                              der HR-Strategie abgeleitet wird (22 Prozent).
als attraktiven Arbeitgeber, im Zusammenhang                                Darunter sind tendenziell mehr kleinere und
mit der HR-Strategie.                                                       mittlere Unternehmen mit 400 bis unter 5.000
                                                                            Mitarbeitern. Die relativ geringe Relevanz, die die
                                                                            Unternehmen in ihrer HR-Strategie dem Demo-
  Planungshorizont für HR-Strategien                                        graphiemanagement beimessen, steht im Wider-
  (in % der befragten Unternehmen)1)                                        spruch zu den oben beschriebenen Ergebnissen,
                                                                            dass die Top-Entscheider in der demographischen
              langfristig                     kurzfristig
              (über das Jahr
                                                                            Entwicklung und ihren Auswirkungen einen Mega-
                                              (nur für das laufende Jahr)
              2020 hinaus)                                                  trend für das eigene Unternehmen und die eigene
                                12,1      8,1                               Personalplanung sehen.
                                                                              Noch weniger Unternehmen leiten aus ihrer
                                                                            HR-Gesamtstrategie einen Handlungsbedarf bei
                                                                            der Optimierung ihrer HR-Organisation (21 Pro-
                                                                            zent), beim Performance-Management und bei
                                                                            der Digitalisierung von HR-Prozessen ab (jeweils
                                       79,8                                 rund 19 Prozent). Vor allem hinken kleinere und
                     mittelfristig (bis maximal 2020)                       mittlere Unternehmen bei der Internationalisie-
                                                                            rung der HR-Organisation hinterher, während fast
  1) Segment „keine Antwort“ herausgerechnet.
  Quelle: Frankfurt Business Media.
                                                                            jedes zweite größere Unternehmen dies als strate-
                                                                            gisches Ziel nennt.
HR-Strategie 2020                 Befragungsergebnisse               12

                                                                                                          fangreiche IT-Tools, die eine umfassende Daten-
  Unternehmen schauen vor allem auf die Kosten                                                            erfassung und Datenanalyse für HR ermöglichen.
  (Kenngrößen, mit denen die Unternehmen den Erfolg ihrer Hand-                                           Den höchsten Wert erreicht noch die Rekrutierung
  lungsschwerpunkte messen; in % der befragten Unternehmen)1)                                             von Fachkräften, die 14,7 Prozent der Unterneh-
                                                                                                          men konkret mit Erfolgsmesszahlen hinterlegen.
  Kosteneffizienz                                                                                         Dabei bietet gerade das Recruiting einfache Mög-
                                                                                                23,0
                                                                                                          lichkeiten der Erfolgsmessung anhand belastba-
  Recruiting von Fachkräften                                                                              rer Zahlen.
                                                             14,7
                                                                                                             Auch die Ergebnisse beim Performance-Ma-
  Performance Management                                                                                  nagement, beim Talentmanagement und beim De-
                                                            14,3
                                                                                                          mographie- und Gesundheitsmanagement misst
  Talentmanagement                                                                                        nur etwa jedes siebte Unternehmen anhand kon-
                                                     13,0
                                                                                                          kreter Erfolgskennzahlen. Gerade beim Demogra-
  Demographie- und Gesundheitsmanagement                                                                  phie- und Gesundheitsmanagement geben mehr
                                                  12,3
                                                                                                          Befragte aus kleineren und mittleren Betrieben
  Führungskultur                                                                                          als aus größeren Unternehmen an, die Ergebnisse
                                          9,3
                                                                                                          zu messen. Häufig handelt es sich beispielsweise
  Workforce-Planning                                                                                      im Gesundheitsmanagement um die Entwicklung
                                    8,0
                                                                                                          der Arbeitsunfähigkeitstage in der Belegschaft.
  HR-Prozesse digitalisieren
                                  7,3
                                                                                                          Ziele der Umstrukturierung der HR-Organisation
  HR-Organisation optimieren                                                                                Wenn Unternehmen ihre HR-Organisation um-
                          5,7
                                                                                                          strukturieren, haben sie vor allem das Ziel, die
  Employer Branding                                                                                       Qualität zu steigern (6 Prozent), Prozesse zu op-
                      5,0
                                                                                                          timieren bzw. zu standardisieren (5,3 Prozent)
  1) Mehrfachantworten möglich.                                       Quelle: Frankfurt Business Media.
                                                                                                          oder sie passender auf die Unternehmens- bzw.
                                                                                                          HR-Strategie auszurichten (5,3 Prozent). 4,3 Pro-
                                                                                                          zent erhoffen sich auch, dass die HR-Arbeit einen
                                        Kenngrößen für die Erfolgsmessung                                 größeren Wertbeitrag leistet. 3,7 Prozent wollen
                                           Um den Erfolg ihrer Handlungsschwerpunk-                       darüber ihre Kosten weiter reduzieren.
                                        te, die aus der HR-Strategie abgeleitet werden,
                                        zu messen, schauen die Unternehmen vor allem
                                        auf die Kosten: Etwa ein Viertel (23 Prozent) der
                                        Unternehmen gab an, den Erfolg der eigenen
                                        HR-Strategie und der daraus abgeleiteten Hand-
                                        lungsschwerpunkte anhand der entstehenden                           Rolle und Selbstverständnis des
                                        Kosten zu beurteilen. Die Detailanalyse offenbart,                  HR-Bereichs werden sich verändern
                                        dass hinsichtlich der Mitarbeiterzahl alle Unter-                   (geplante Stärke der Veränderung in HR,
                                        gruppen am häufigsten auf die Kosten als Mess-                      um die HR-Strategie optimal umzusetzen;
                                        größen schauen. Gerade kleinere und mittlere                        in % der befragten Unternehmen)1)
                                        ­Betriebe mit 400 bis unter 5.000 Mitarbeitern so-
                                         wie inhabergeführte Familienunternehmen ziehen
                                                                                                                                sehr stark              sehr geringfügig
                                         für die Erfolgsmessung von strategischen Hand-
                                                                                                                                            7,9     7,9
                                         lungsschwerpunkten diverse KPIs mit Kostenbe-
                                         zug hinzu.
                                           Die weiteren Kennziffern spielen in der Unter-                                                                           eher
                                         nehmenspraxis bislang nur eine untergeordnete                                                                      37,2    geringfügig
                                         Rolle. Daran lässt sich ablesen, dass sich die über-                                       47,0
                                                                                                                 eher stark
                                         wiegende Mehrheit der befragten Unternehmen
                                         noch immer damit schwertut, HR-Prozesse und
                                         -Leistungen anhand konkreter Zahlen zu bewer-
                                                                                                            1) Segment „keine Antwort“ herausgerechnet..
                                         ten. In Deutschland leisten sich bisher nur einige                 Quelle: Frankfurt Business Media.
                                         DAX-Unternehmen wie Henkel und Merck um-
13

Veränderung der eigenen HR-Organisation
  Um die HR-Strategie optimal umzusetzen bzw.           Kernrollen, die das HR-Ressort bis
zu unterstützen, sollen sich nach Angaben der           2020 in erster Linie ­einnehmen soll
Unternehmen die Rolle und das Selbstverständ-           (in % der befragten Unternehmen)1)
nis des HR-Bereichs verändern. Fast die Hälfte
der Unternehmen (47 Prozent) erwartet eine eher         Dienstleister
                                                                                                           32,7
starke Veränderung der eigenen HR-Organisation
in den kommenden Jahren. Knapp 8 Prozent der            Business Partner
                                                                                                          31,7
Befragten rechnen mit einer sehr starken Verän-
derung der HR-Organisation. Tendenziell gehen           Berater
                                                                                                   27,7
die Erwartungen der Unternehmen in den drei
Ländern in die gleiche Richtung.                        Strategischer Partner
                                                                                              26,0
  Mehr als ein Drittel der Befragten (37,2 Prozent)
geht von einer eher geringfügigen Veränderung im        Experte
                                                                                            24,7
eigenen HR-Ressort aus. Weitere 7,9 Prozent er-
warten einen nur sehr geringfügigen Wandel. Ins-
                                                        1) Mehrfachantworten möglich.
gesamt ist davon auszugehen, dass auf den Mit-          Quelle: Frankfurt Business Media.
telstand eine stärkere Veränderung zukommt. Die
Antworten lassen den Schluss zu, dass jedes zwei-
te befragte Unternehmen größeren Bedarf sieht,        tendenziell ein Unterschied zwischen den Unter-
die eigene HR-Organisation in den kommenden           nehmen in Deutschland einerseits und denen in
Jahren umzubauen und die Strukturen dem sich          Österreich und der Schweiz andererseits. So ist
verändernden Umfeld anzupassen. Offensichtlich        der Anteil der Unternehmen, die in HR in Zukunft
herrscht innerhalb mindestens jedes zweiten Un-       einen strategischen Partner sehen, in Deutsch-
ternehmens ein größerer Umbaubedarf vor. Dabei        land größer als in den beiden anderen Ländern.
sehen sowohl kleinere Mittelständler als auch           Am prägnantesten werden auch in den kom-
Großunternehmen Anlass zu handeln.                    menden Jahren die Rollen von HR als Dienstleis-
                                                      ter (32,7 Prozent) und als Business-Partner (31,7
Rolle des HR-Ressorts in der Organisation             Prozent) bleiben. Gerade Großunternehmen ab
  Ungeachtet des Bedarfs an Investitionen und         5.000 Mitarbeiter sehen den HR-Bereich bis 2020
an neuen Strukturen, soll HR in den meisten Un-       vor allem in dieser Funktion. Zudem wird der HR-­
ternehmen in Zukunft weniger eine strategische        Bereich verstärkt die Rolle eines Beraters (27,7
Rolle übernehmen. Nur 26 Prozent der befragten        Prozent) sowie die eines Experten (24,7 Prozent)
Top-Entscheider sehen HR in den kommenden             übernehmen. Diese Funktionen werden in mittle-
Jahren auf dem Weg zu einem strategischen Part-       ren und größeren Unternehmen ab 5.000 Mitarbei-
ner. Das gilt für die meisten Unternehmen über        ter tenden­ziell verstärkt dem HR-Ressort zuge-
alle Größengruppen hinweg. Dagegen zeigt sich         schrieben.
HR-Strategie 2020   Befragungsergebnisse                       14

Befragungsergebnisse: Digitalisierung
Nachholbedarf bei der Prozessautomatisierung

                       D    ie einzelnen HR-Funktionsbereiche unterschei-
                            den sich deutlich voneinander hinsichtlich des
                        Grads der Digitalisierung. Besonders groß ist der
                                                                                              Gewünschte Merkmale von IT-Tools,
                                                                                              um HR-Prozesse wirkungsvoll
                        Nachholbedarf im Bereich der Personalführung.                         zu unterstützen
                        Hier haben bislang lediglich 8,7 Prozent aller be-                    (in % der befragten Unternehmen)1)
                        fragten Unternehmen die entsprechenden Prozes-
                        se bereits automatisiert, während über 52 Prozent                              Kosteneffizienz
                                                                                                                                  gute Visualisierung
                        der Unternehmen dort erst im Stadium der Doku-                            Compliance,                      3,0
                                                                                                                                                        Benutzer-
                                                                                                  Transparenz                                           freundlichkeit,
                        mentation sind. Ähnlich sieht die Verteilung bei der                                                      3,3                   einfache
                                                                                                                       10,3
                        Personalbetreuung aus, wo erst 9 Prozent der Un-                                                                                Anwendung
                                                                                                bedarfs-                                      36,5
                        ternehmen ihre Prozesse automatisiert haben.                            gerechte           17,0
                          In der Detailanalyse zur Personalführung fällt                        ­Funktio-
                                                                                                 nalität
                        auf, dass kleinere Betriebe mit 400 bis unter 500
                        Mitarbeitern bei der Automatisierung dieser Pro-                                                           29,9
                        zesse ähnlich weit sind wie mittlere und große Un-
                                                                                                              Schnittstellenkompatibilität,
                        ternehmen. Ein ähnliches Bild bietet der Vergleich                                    Integrationsfähigkeit, Modularität
                        zwischen inhabergeführten Betrieben und Unter-
                                                                                              1) Mehrfachantworten möglich.
                        nehmen, die nicht inhabergeführt sind. Auch dort                      Quelle: Frankfurt Business Media.
                        offenbaren die kleineren Familienunternehmen
                        im Hinblick auf die Prozessautomatisierung im
                        Bereich Personalführung keinen Rückstand. Den                       Einfache Anwendung gewünscht
                        höchsten Grad der Automatisierung unter allen                          Bei der Frage nach den gewünschte Merkmalen
                        Funktionsbereichen weist das HR-Controlling mit                     von IT-Tools, mit denen Unternehmen ihre HR-Pro-
                        30,7 Prozent aller Unternehmen auf. In diesem Be-                   zesse wirkungsvoll unterstützen können, konzen-
                        reich fallen kleinere Betriebe mit 400 bis unter 500                trieren sich die insgesamt sehr unterschiedlichen
                        Mitarbeitern gegenüber größeren Unternehmen                         und individuellen Antworten auf drei Themengrup-
                        deutlich ab. Fast jedes zweite Unternehmen ab 500                   pen. Mit 36,5 Prozent vereinen die Antworten, die
                        Mitarbeiter, das bereits mit der Digitalisierung be-                sich unter den Stichworten Benutzerfreundlichkeit
                        gonnen hat, hat das HR-Controlling automatisiert.                   und einfache Anwendung zusammenfassen las-
                                                                                            sen, das größte Segment auf sich.
                                                                                               Die zweitgrößte Gruppe konzentriert sich auf die
                           Aktueller Stand der Digitalisierung                              Kompatibilität von IT-Tools. So lassen sich knapp
                           von Prozessen im Funktionsbereich                                30 Prozent aller Antworten dem Bereich mit den
                           Personalführung                                                  Schlagworten Integrationsfähigkeit, Modularität
                           (in % der befragten Unternehmen)                                 und Schnittstellenkompatibilität zuordnen (29,9
                                                                                            Prozent). Zu diesen Punkten nennen die befrag-
                                       Prozesse sind
                                       automatisiert.                                       ten Entscheider oftmals auch ganz individuelle
                                                          8,7               Prozesse sind   Bedarfe entsprechend der eigenen IT-Infrastruk-
                                                                            dokumentiert.   tur. Damit grenzt dieses Segment an ein anderes
                                                                                            Sammelbecken an. 17 Prozent der befragten Un-
                                                                                            ternehmen nennen spontan verschiedene Aspekte
                                                38,8                 52,4
                                                                                            rund um die bedarfsgerechte Funktionalität von
                                                                                            IT-Systemen. Mit 10,3 Prozent führen die Unter-
                           Prozesse sind                                                    nehmen weitere Aspekte an, die die Themen Com-
                           standardisiert.
                                                                                            pliance und Transparenz betreffen. Es fällt auf,
                          Quelle: Frankfurt Business Media.
                                                                                            dass nur 3,3 Prozent aller Antworten die Forde-
                                                                                            rung nach Kosteneffizienz aufwerfen.
15

Befragungsergebnisse: Investitionen und Kosteneffizienz
Optimierungsbedarf bei der Kosteneffizienz

U  m ihre strategischen HR-Ziele zu erreichen,
   planen viele der Mittelständler, in den kom-
menden Jahren bis 2020 stark zu investieren.
                                                         Das Gros der Investitionen fließt in Weiterbildung und
                                                         ­Personal­entwicklung (Bereiche, in die Unternehmen bis 2020
                                                          ­besonders stark investieren, um ihre strategischen HR-Ziele
Investitionen in HR                                        zu erreichen; in % der befragten Unternehmen)1)
  Die Investitionen werden insbesondere in die
Bereiche Weiterbildung und Personalentwick-              Weiterbildung, Personalentwicklung
                                                                                                                                                            43,7
lung fließen. Mit 43,7 Prozent liegt auf diesem
HR-Kernbereich in den kommenden Jahren das               IT
                                                                                                                    23,3
Hauptaugenmerk der Unternehmen. Insbesonde-
re kleinere und mittlere Betriebe mit 400 bis unter      Recruiting
                                                                                                                    23,3
5.000 Mitarbeitern geben an, dass sie gerade dort
investieren wollen. Weiterbildungsangebote sind          HR-Marketing
                                                                                               15,0
ohnehin im Mittelstand der am häufigsten angebo-
tene Benefit. Auch für Großunternehmen ab 5.000          interne HR-Experten
                                                                        7,0
Mitarbeiter sind Weiterbildung und Personalent-
wicklung das wichtigste Investitionsziel. Damit          1) Mehrfachantworten möglich.                                            Quelle: Frankfurt Business Media.
vollziehen die Arbeitgeber den nächsten Schritt
hin zum lebenslangen Lernen für ihre Mitarbei-
ter. Zugleich unterstreicht der hohe Anteil bei den      Ein weiteres Investitionsziel ist die IT (23 Pro-
Investitionen, dass die Unternehmen ihren Perso-       zent). Tendenziell planen vor allem mittlere Unter-
nalbedarf in erster Linie durch die Gewinnung und      nehmen mit 500 bis unter 5.000 Mitarbeitern, dort
interne Entwicklung junger Nachwuchskräfte und         zu investieren. Für andere Bereiche wie HR-Mar-
Talente decken wollen.                                 keting, neue HR-Experten oder Outsourcing wollen
  Dagegen spielt das Recruiting als Investitions-      die meisten Unternehmen weniger Geld ausgeben.
ziel eine zweitrangige Rolle. So geben 23,3 Prozent
der befragten Unternehmen an, besonders stark          Verteilung der Investitionsbudgets für HR
in die Gewinnung neuer Mitarbeiter investieren zu        Die Investitionsbudgets für das HR-Ressort wer-
wollen. Ähnlich sieht es bei Investitionen in die IT   den im Wesentlichen durch vier große Bereiche
aus.                                                   geprägt: HR-Personal (32,1 Prozent als Mittelwert
  Die Detailanalyse zeigt, dass tendenziell vor
allem kleinere und mittlere Betriebe mit 400 bis
unter 5.000 Mitarbeitern mehr Geld für die Gewin-        Verteilung des jährlichen
nung von neuem Personal in die Hand nehmen               ­Investitionsbudgets für das HR-Ressort
wollen. Offensichtlich erreichen v­iele Betriebe          (Mittelwerte, in %)
derzeit über die bislang genutzten Tools und Ka-
                                                                              sonstiges
näle nicht mehr die Kandidaten in ausreichender
Zahl und Kompetenz, die sie benötigen. Zudem              HR-                                9,8
                                                          Administration                                            HR-Personal
wächst mit der zunehmenden Alterung der Be-
                                                                                                             32,1
legschaften das Risiko, dass relevantes Wissen                                 17,3

verloren gehen kann. Gerade Top-Entscheider aus
dem Mittelstand haben bei der Eingangsfrage die-
ser Erhebung als Herausforderung für die kom-                                    19,0
                                                                                                      21,7
menden Jahre den Know-how-Transfer genannt,                   strategische
                                                              HR-Maßnahmen
da wohl eine rele­vante Zahl älterer Mitarbeiter in                                                          IT

Schlüsselpositionen in absehbarer Zeit altersbe-         Quelle: Frankfurt Business Media.
dingt ausscheiden wird.
HR-Strategie 2020                 Befragungsergebnisse             16

                                                                                                        Kosteneffizienz
  HR-Bereiche mit Potenzial für höhere Kosteneffizienz                                                     Die Unternehmen sehen in mehreren Bereichen
  (in % der befragten Unternehmen)1)                                                                    ihrer HR-Organisation noch großes Potenzial für
                                                                                                        Einsparungen. Dazu zälen sie in erster Linie den
  Personaleinsatz                                                                                       Bereich Personaleinsatz (17,3 Prozent), Personal-
                                                                                              17,3
                                                                                                        führung und Personalcontrolling (jeweils 17 Pro-
  Personalführung                                                                                       zent). Noch kosteneffizienter lassen sich demnach
                                                                                              17,0
                                                                                                        auch das Vergütungsmanagement (15,7 Prozent),
  Personalcontrolling                                                                                   die Personalplanung (15 Prozent) und Personal-
                                                                                              17,0
                                                                                                        entwicklung (13 Prozent) verwalten. Weitere Nen-
  Vergütungsmanagement                                                                                  nungen entfallen auf das Recruiting (11 Prozent)
                                                                               15,7
                                                                                                        und die Personalbetreuung (10,3 Prozent).
  Personalplanung                                                                                          Die Detailanalyse zeigt, dass die kleineren Unter-
                                                                               15,0
                                                                                                        nehmen mit 400 bis unter 5.000 Mitarbeitern über
  Personalentwicklung                                                                                   fast alle Antwort-Items hinweg einen deutlich grö-
                                                                  13,0
                                                                                                        ßeren Handlungsbedarf bei der Kosteneffizienz er-
  Recruiting                                                                                            kennen, während sich die größeren Unternehmen
                                                           11,0
                                                                                                        ab 5.000 Mitarbeiter überall gut aufgestellt sehen.
  Personalbetreuung                                                                                     Den größen Handlungsbedarf sehen die kleine-
                                                    10,3
                                                                                                        ren Betriebe beim Vergütungsmanagement. Of-
  1) Mehrfachantworten möglich.                                     Quelle: Frankfurt Business Media.
                                                                                                        fensichtlich planen weitere Mittelständler, diesen
                                                                                                        Funktionsbereich über IT-Tools zu automatisieren
                                                                                                        oder ihn an externe Dienstleister auszulagern. Das
                                      aller befragten Unternehmen), IT (21,7 Prozent),                  gilt wohl auch für das Personalcontrolling. Auf-
                                      strategische HR-Maßnahmen (19 Prozent) und                        fallend ist, dass ein Teil der Mittelständler nicht
                                      HR-Administration (17,3 Prozent).                                 mit der Kostenstruktur für die Personalführung
                                         Die Detailanalyse zeigt, dass vor allem mittle-                zufrieden ist. Neben den kleineren Betrieben wei-
                                      re und größere Unternehmen ab 500 Mitarbeiter                     sen auch mittlere Betriebe mit 500 bis unter 5.000
                                      größere Budgetanteile für das HR-Personal vor-                    Mitarbeitern Optimierungspotenzial bei den Kosten
                                      sehen (37,3 Prozent bzw. 34,2 Prozent). Hingegen                  für verschiedene HR-Bereiche auf.
                                      beträgt der entsprechende Mittelwert für kleinere
                                      Betriebe mit 400 bis unter 500 Mitarbeitern sowie                 Effizienzmessung
                                      für inhabergeführte Familienbetriebe jeweils nur                    Wie messen die Unternehmen die Effizienz der
                                      25,2 Prozent. Diese Arbeitgeber beschäftigen of-                  einzelnen HR-Funktionen und -prozesse? 31,2 Pro-
                                      fensichtlich deutlich kleinere HR-Teams.                          zent der Unternehmen, die auf diese Frage antwor-
                                         Bei den Anteilen am Investitionsbudget für die IT              ten, geben an, sie würden keine Effizienzprüfung
                                      ist keine so große Streuung zu verzeichnen. Dort                  anhand von Key Performance Indicators (KPIs)
                                      weisen Unternehmen aller Größen jeweils Werte                     durchführen. Zu dieser Gruppe zählen vor allem
                                      von rund 22 Prozent auf. Ähnlich sieht es bei den                 kleinere Betriebe mit 400 bis unter 500 Mitarbei-
                                      strategischen HR-Maßnahmen bei einer Spanne                       tern, aber auch mittelgroße Unternehmen mit bis
                                      von knapp 18 bis über 20 Prozent aus. Hier fällt                  zu 5.000 Mitarbeitern. Dagegen ist unter den Groß-
                                      auf, dass inhabergeführte Familienunternehmen                     unternehmen ab 5.000 Mitarbeiter der Anteil am
                                      mit fast 21 Prozent einen tendenziell überdurch-                  größten, der ganze Funktionsbereiche mit KPIs
                                      schnittlichen Anteil aufweisen. Noch stärker ra-                  hinterlegt.
                                      gen Familienunternehmen bei den Investitionen                       Insgesamt geben 27,6 Prozent aller Befragten
                                      in die HR-Administration hervor (20 Prozent ver-                  an, nur vollständige HR-Funktionsbereiche an-
                                      sus 15,9 Prozent aller anderen Unternehmen).                      hand von KPIs zu messen. Eine kleine Minderheit
                                      Die Differenz zwischen den Investitionsanteilen                   von 6,5 Prozent hat nach eigenen Angaben jeden
                                      in HR-Personal und HR-Administration bei inha-                    der eigenen HR-Prozesse mit KPIs versehen. Die
                                      bergeführten Familienbetrieben ist wohl darauf                    Detailanalyse gibt aufgrund der Streuung der Er-
                                      zurückzuführen, dass diese Organisationen einen                   gebnisse keinen genauen Aufschluss darüber, ob
                                      Teil ihrer Personalarbeit an externe Dienstleister                diese Praxis in einer Unternehmensgruppe häufi-
                                      outsourcen.                                                       ger anzutreffen ist. Einige spontane Antworten von
17

  Effizienzmessung von HR-Funktionen                                    Auswahl an genutzten KPIs1) für die
  (in % der befragten Unternehmen)1)                                    ­Effizienzmessung (Anzahl der spontanen
                                                                         Antworten der Unternehmen, die KPIs
                                      Jeder HR-Prozess ist
                                      mit KPIs2) hinterlegt.
                                                                         für die Effizienzmessung nutzen; n = 92)2)

   weiß nicht/                                                          Kosten
                                        6,5
   keine Antwort                                                                                                                           13
                                                        Nur ganze
                          30,0                          HR-Funkti-
                                                        onsbereiche     Fluktuation
                                                27,6                                                               7
                                                        sind mit
                                                        KPIs1)
                                                        hinterlegt.     Zeit
                        4,7                                                                                        7
     sonstiges
                                                                        Plan-Ist-/Soll-Ist-Vergleich
                                      31,2
                                                                                                            6
                          keine Prüfung der Effizienz                   Umsatz
                          anhand von KPIs2)
                                                                                                    5

  1) Segment „keine Antwort“ herausgerechnet.
  2) Key Performance Indicator.                                         1) Key Performance Indicator.    2) Mehrfachantworten möglich.
  Quelle: Frankfurt Business Media.                                     Quelle: Frankfurt Business Media.

befragten Entscheidern geben aber Hinweise da-                        Talentmanagement
rauf, dass immer mehr Unternehmen dabei sind,                           Kaum ein HR-Begriff wird gegenwärtig so un-
auch HR-Funktionen und -Prozesse mit festen                           terschiedlich definiert wie das Talentmanage-
KPIs zu verknüpfen.                                                   ment. In der Erhebung für diese Studie gehen die
                                                                      Begriffsbestimmungen ebenfalls auseinander. Mit
Key Performance Indicators                                            41 Prozent definiert die größte Teilgruppe der Be-
   Auf die Frage, welche KPIs die Unternehmen                         fragten Talentmanagement als das Identifizieren
konkret einsetzen, nennen die Top-Entscheider                         und Entwickeln interner High-Potentials. 32,3 Pro-
eine Vielzahl an vollkommen verschiedenen Grö-                        zent verwenden einen weiteren und allgemeineren
ßen und Einheiten. Diese Antworten lassen sich                        Begriff, nach dem Talentmanagement bedeutet,
folgenden Gruppen zuordnen. Demnach lassen sich                       generell Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu
13 der insgesamt 92 Einzelantworten unter dem                         entwickeln. Ein Fünftel der Unternehmen (19 Pro-
Oberbegriff Kosten subsummieren. Weitere sieben                       zent) definiert den Begriff als die Förderung aller
Antworten beziehen sich auf Fluktuation. Ebenfalls                    Mitarbeiter. Den Bezug zur Gewinnung externer
siebenmal nennen die Befragten Indikatoren mit ei-
nem Zeitbezug. Sechs Antworten beziehen sich auf
Plan-Ist-Vergleiche bzw. Soll-Ist-Vergleiche. Um-                       Definition von Talentmanagement
satzzahlen spielen bei fünf Antworten eine Rolle.                       (in % der befragten Unternehmen)1)
   Auch wenn die offene Frage nach KPIs weitläufig
                                                                                                                keine
gestellt ist und sich generell auf HR-Funktionen                                                   Angabe
                                                                           externe High-
                                                                                                                                 interne High-
bezieht, so veranschaulicht die breite Streuung                            Potentials gewinnen     1,0
                                                                                                                                 Potentials
                                                                           und entwickeln
der spontanen Antworten doch, dass hier in vielen                                             10,0
                                                                                                                                 identifizieren
                                                                                                                                 und
Bereichen noch keine Standardindikatoren zum                                                                                     entwickeln
                                                                         alle
Einsatz kommen. Vielmehr greifen die Unterneh-                           Mitarbeiter         19,0                       41,0
men auf ohnehin bekannte und vorhandene Werte                            fördern
zurück, mit denen sich nur in begrenztem Maße
Erkenntnisse über HR-relevante Sachverhalte
gewinnen lassen. Das gilt sowohl für die kleine-                                                            32,3

ren Mittelständler als auch für Großunternehmen.
                                                                                     Nachwuchskräfte gewinnen
Derzeit diskutiert HR angesichts von Data-Ana-                                       und entwickeln
lytics darüber, welche Indikatoren notwendig sind
                                                                        1) Mehrfachantworten möglich.
und dem einzelnen Unternehmen einen Mehrwert                            Quelle: Frankfurt Business Media.
bieten und welche KPIs verzichtbar sind.
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