Rheinberger Brahms Herzogenberg - Romantic Choral Music Orpheus Vokalensemble Antonii Baryshevskyi, Pianoforte Michael Alber - IDAGIO
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C Carus Rheinberger · Brahms · Herzogenberg Romantic Choral Music Orpheus Vokalensemble · Antonii Baryshevskyi, Pianoforte · Michael Alber
C Carus O schöne Nacht Romantic Choral Music Rheinberger · Brahms · Herzogenberg Orpheus Vokalensemble Antonii Baryshevskyi, Pianoforte · Michael Alber, Leitung Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) Heinrich von Herzogenberg 1 Harald op. 106,1 5:06 Drei Gesänge op. 73 2 Der Weidenbaum op. 106,2 5:27 9 Nachtlied 5:07 10 Das Vöglein 3:54 Heinrich von Herzogenberg (1843–1900) 11 Meeresleuchten 5:06 Vier Notturnos op. 22 3 Wär’s dunkel, ich läge im Walde 3:25 Johannes Brahms (1833–1897) 4 Nacht ist wie ein stilles Meer 4:14 Vier Quartette op. 92 5 Intermezzo 3:19 12 O schöne Nacht 3:37 6 Wie schön, hier zu verträumen 7:30 13 Spätherbst 1:56 14 Abendlied 2:46 Josef Gabriel Rheinberger 7 Mummelsee op. 95,1 4:46 Johannes Brahms 8 Die tote Braut op. 81 6:41 Sechs Quartette op. 112 15 Sehnsucht 3:26 16 Nächtens 1:50 = world premiere recording Printed music by Carus: 1 – 15 Total time: 68:18 Veröffentlichungen der Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg, hrsg. von Klaus K. Weigele. Reihe 4: Ton- und Bildträger, CD 44: O schöne Nacht. Chorwerke von Rheinberger, Brahms, Herzogenberg Recorded at the Landesakademie, Ochsenhausen, Digital Booklet Bibliothekssaal, 28–30 September 2019 Recording producer: Roland Kistner © 2020 by Carus-Verlag, Stuttgart
C Carus Von schönen Nächten und gefährlichen Nixen Im Zuge des Entstehens bürgerlicher Gesellschaf- und der damit verbundenen Versachlichung der ten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts etablierte Lebenswirklichkeit entgegenstrebte. sich vor allem in den europäischen Stadtbevöl- kerungen die Schicht des Bildungsbürgertums. Sowohl Josef Gabriel Rheinbergers Mummelsee Zu den markanten Eigenschaften dieser zuneh- op. 95,1 (1876) wie auch seine Zwei roman- mend einflussreichen Gesellschaftsschicht zählt tischen Gesänge op. 106 (1877) haben das das leidenschaftliche Interesse an Kulturpflege. Wirken von Elfen und Nixen zum Thema. Für Literarische und musikalische Salons entstanden den an der Schwarzwaldhochstraße gelegenen aufgrund von bürgerlicher Initiative ebenso wie Mummelsee war seine Sagen-Umwobenheit Singakademien. Der Vortrag literarischer Er- schon namensgebend: „Mummeln“ heißen die zeugnisse wie auch das gemeinsame Musizieren Seelilien, die einen Teil seiner Oberfläche bede- kristallisierten sich als beliebte gemeinschaftliche cken, und dem Volksmund gemäß erwachen sie Beschäftigungen akademisch gebildeter Bürger- nächtens als Nixen zum Leben. Der Freiburger innen und Bürger heraus. Literatur und Musik Sagensammler August Schnezler schuf an die- boten auch reizvolle Möglichkeiten der Verknüp- ses Volksgut anknüpfend die Gedichtvorlage für fung: So etwa Poesie und Gesang im Solo- oder Rheinbergers Chorlied: Die Mummeln tanzen im Chorlied, und es ist kein Zufall, dass gerade die- Vollmondlicht ausgelassen am Seeufer, bis sie se beiden Gattungen während des gesamten der zornige Nixenkönig wieder zurück ins Was- 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle im Mu- ser ruft. Zu seinem Chorlied Harald (op. 106,1) sikleben spielen konnten. wurde Rheinberger durch Ludwig Uhlands 1810 entstandene gleichnamige Ballade inspiriert: Das Programm dieser CD enthält klavierbeglei- Das siegesgewisse Heer des kühnen Harald wur- tete weltliche Ensemblemusik aus den Federn de einst von Feen entrückt, nur Harald konnte dreier Komponisten, entstanden in der zweiten sich zunächst wehren, aber ihn ereilte bald das Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die oben skiz- in der romantischen Literatur allgegenwärtige zierte Tradition noch ungebrochen fortbestand. Schicksal der Versteinerung – seit Jahrhunderten Ungebrochen war auch noch immer das Inte- fristet er nun das klägliche Dasein eines Untoten resse an der schon im späten 18. Jahrhundert ohne Aussicht auf Erlösung. Und in op. 106,2 beliebten Gattung „Ballade“ als ideal zu musika- (Der Weidenbaum nach Felix Dahn) wird die lisierender Poesie, die einerseits als zugkräftige spezifische Gestalt der am Wasser stehenden Aufbereitung von Sagen, Mythen und Legenden Trauerweide zum Gegenstand mythologischer nationale Identität zu prägen half und anderer- (V)erklärung: Der Zauber einer wütenden Nixe, seits durch das Aufrufen einer geheimnisvollen welche der Baum mit seinen Ästen zu erhaschen Welt von Elfen, Nixen und anderen Fabelwesen suchte, zieht seine Äste nun für immer nach un- der voranschreitenden Entzauberung der Natur ten zum Wasser hin. Digital Booklet 3
C Carus Nicht von Fabelwesen belebt, aber doch sinnbild- haft auf das menschliche Leben bezogen ist die Natur in Hermann Allmers’ Gedicht Spätherbst die befreundete Elisabeth von Herzogenberg, Ehefrau Heinrich von Herzogenbergs. Brahms’ Provokation bezieht sich auf einen Brief Elisa- und in Friedrich Hebbels Abendlied, deren Ver- beths vom Mai desselben Jahres, in welchem sie tonungen durch Johannes Brahms die mittleren ein Lied von Brahms (Willst du, dass ich geh op. Stücke seines vierteiligen Quartettzyklus op. 92 71,4) seines versteckt erotischen Textes wegen bilden. Allmers lässt graue Nebeltropfen wie Trä- kritisierte. Brahms ergänzt seine im Anschreiben nen auf eine herbstlich sterbende Natur fallen. an Elisabeth als „schlechten Witz auf Noten- Das Schweigen der Vögel in den Hainen klingt papier“ bespöttelte Provokation durch die fast deutlich an das entsprechende Bild in Goethes notengetreue Übernahme des Klaviervorspiels „Über allen Gipfeln ist Ruh“ an und bezieht das von Heinrich von Herzogenbergs „Notturno“ Naturbild auf die Herbstzeit des menschlichen op. 22,2 in sein Quartett O schöne Nacht. Cha- Lebens. Tropfen-Motive und klagende melodi- rakterisierte das auf einer Akkordbrechung und sche Gesten prägen die vermutlich im Juli 1884 anschließenden repetierten Terzen basierende entstandene Vertonung des Gedichts. Friedrich Motiv bei Herzogenberg mottohaft den Text- Hebbel betrachtet in romantischer Weise die beginn „Nacht ist wie ein stilles Meer“, so kann Zwielichtstunde, den friedlichen Kampf zwi- man in Brahms’ Adaption das erotisch konnotier- schen Tag und Nacht, in ihrer Wirkung auf das te Schlagen der Nachtigall in den Repetitionen menschliche Gemüt, das mit Gleichmut auf die imitiert erleben. Dämmerstimmung reagiert und weitsichtig das ganze Leben als „Schlummerlied“ zu imaginie- Die Vier Notturnos op. 22 Heinrich von Herzo- ren vermag. In seiner wohl ebenfalls im Juli 1884 genbergs, deren zweites das erwähnte Nacht ist entstandenen Vertonung lässt Brahms die musi- wie ein stilles Meer ist, entstanden vermutlich kalische Welt seines „Deutschen Requiems“ an- im Jahre 1875 und erschienen gedruckt im Au- klingen. Das erste Quartett aus op. 92, O schöne gust 1876, gewidmet dem Freund Philipp von Nacht, entstand hingegen in Frühfassung schon Spitta. In Zusammenhang mit dieser Widmung rund sieben Jahre vor den anderen Nummern könnte auch die Wahl der vier Eichendorff- desselben Opus. Die „schöne Nacht“, mond- Gedichte als Textgrundlage stehen, denn Ei- beschienen, taubenetzt und vom Gesang der chendorff war sowohl Spittas wie auch Herzo- Nachtigall beschallt, dient als Kulisse für ein an- genbergs Lieblingsdichter. Die Textauswahl und gedeutetes Liebesabenteuer mit eindeutig eroti- die Nacht-Thematik kennzeichnen den Zyklus schem Einschlag („Der Knabe schleicht zu seiner als genuin romantisch und in diesem Kontext Liebsten sacht“). Brahms schickte die Frühversi- besonders dem eingangs beschriebenen bür- on im Dezember 1877, versehen mit einer No- gerlich-hausmusikalischen Rahmen zugeeignet. tiz („Halt, lieber Johannes was machst Du! Von In op. 22,2 macht Herzogenberg textgemäß die solchen Sachen darf man höchstens im Volkston Verworrenheit der Gedanken und Empfindun- reden …“) bei der oben zitierten Textstelle, an gen im Übergang vom Wachen zum Schlafen Digital Booklet 4
C Carus auch musikalisch zum eindrücklichen Erlebnis. Im dritten Notturno („Zwei Musikanten ziehn daher“), als Intermezzo übertitelt, wird die typi- scherzoartiges Mittelstück (Das Vöglein). Der finale dritte Gesang schließlich thematisiert das nächtliche Phänomen des Meeresleuchtens und sche Situation eines nächtlichen Ständchens mit bezieht es ursächlich auf die Geburt der Liebes- einer gitarrenspielartigen Klavierbegleitung und göttin Venus aus dem Meerschaum. Er gehört getrennt auftretenden Männer- und Frauen- somit, auch ohne entsprechende Betitelung, stimmen in Szene gesetzt. Bemerkenswert ist ebenfalls zur Gruppe der im Chorlied-Genre so die herausgehobene, den anfänglich stringenten beliebten Nachtstücke. Charakter der Musik auflösende und die Tonart des Beginns final verleugnende musikalische Ge- Zusammen mit Herzogenbergs Gesängen op. 73 staltung des Schlusses („Da bricht der Sänger bilden die etwa zeitgleich im Winter 1891 er- mit herein im seligen Gedränge, und durch das schienenen Quartette op. 112 von Johannes Fenster steigen ein Waldrauschen und Gesän- Brahms die Spätlese des hier präsentierten Re- ge“). Beim vierten Notturno (Wie schön, hier pertoires. Die Gedichtvorlagen der ersten beiden zu verträumen) übersteigert schon die Gedicht- Quartette aus op. 112, die auf dieser CD ent- vorlage durch die Kombination von Begriffen halten sind, stammen von dem Kunsthistoriker wie „Nacht“, „Wald“, „Märchen“, „Mondes- Franz Kugler, dem Schwiegervater Paul Heyses. schimmer“, „Quellen“, „Nachtigallen“ usf. den Als Mitglied der Berliner Singakademie zählte romantischen Topos zu einer wahren Apotheose der schon 1858 verstorbene Kugler, mit dessen träumerischer Weltentrücktheit. Herzogenberg Witwe Brahms 1888 kurzzeitig in Briefkontakt gibt dieser Entrücktheit, ausgehend von einer stand, zu ebenjenem kulturbeflissenen Bildungs- Motivik, die den letzten Satz des Deutschen bürgertum, das eingangs als Nährboden für die Requiems von Brahms anklingen lässt, eine auf poetisch-musikalische Begeisterung im 19. Jahr- allen Ebenen des Satzes faszinierend vielfältige hundert beschrieben wurde: Zum Werden und musikalische Gestalt. Wirken des weltlichen Vokalrepertoires jener Zeit gehört als Inspirationsquelle das kommu- Ebenfalls mit einem Nachtlied, hier nach einem nikative Beziehungsgeflecht innerhalb jener bil- Gedicht von Friedrich Hebbel, beginnt Herzo- dungsbürgerlichen Gesellschaftsschicht, in der es genbergs Zyklus Drei Gesänge op. 73, im Druck geschaffen und gepflegt wurde. erschienen 1891. Ähnlich wie in der Gedicht- vorlage zu op. 22,2 ist im Text der Moment Michael Wersin des Hinübergleitens vom Wachzustand in den Schlaf poetisch verdichtet. Die Seele des Prota- gonisten spürt in diesem Augenblick die beklem- mende Größe einer allumfassenden geistigen Welt. Diesem musikalisch differenziert durch- gestalteten Eingangsstück zu op. 73 folgt ein Digital Booklet 5
C Carus Of beautiful nights and dangerous mermaids The program of this CD contains secular ensem- Nature is not animated by mythical creatures, ble music with piano accompaniment from the but symbolically related to human life in Her- pens of three composers, written in the second mann Allmers’s poem Spätherbst (Late Fall) and half of the 19th century. The interest in the “bal- in Friedrich Hebbel’s Abendlied (Evening Song), lade” genre, already strong in the late 18th cen- whose settings by Johannes Brahms form the mid- tury, was still unbroken during this period; it was dle pieces of his quartet cycle op. 92 consisting of regarded as poetry ideal for setting to music, on four songs. Allmers lets grey drops of mist fall like the one hand helping to shape national identity tears onto the autumnal dying nature. The silence with a powerful treatment of sagas, myths and of the birds in the groves clearly echoes the corre- legends and on the other hand, seeking to coun- sponding image in Goethe’s “Über allen Gipfeln ter the advancing disenchantment of nature and ist Ruh.” Droplet motives and plaintive melodic the objectification of the reality of life by invok- gestures characterize the setting of the poem, ing a mysterious world of elves and mermaids. which was probably composed in July 1884. In a Romantic manner, Friedrich Hebbel contemplates Both Josef Gabriel Rheinberger’s Mummelsee the peaceful struggle between day and night in op. 95,1 (1876) and his Zwei romantische Gesän- its effect on human emotions which react with ge (Two Romantic Songs) op. 106 (1877) deal equanimity to the twilight mood and are able with the activities of elves and mermaids. Lake to imagine all of life as a “lullaby.” An early ver- Mummelsee, situated on the Black Forest scenic sion of the first quartet from op. 92, O schöne road, was named for its mythical connotations: Nacht, was written about seven years before the “Mummeln” is the name given to the sea lilies that other numbers of the same opus. The “beauti- cover part of its surface, and according to popular ful night,” moonlit, bedewed and serenaded by tradition they come to life at night as mermaids. the nightingale’s song, serves as the backdrop for Rheinberger was inspired to write his choral song an implied amorous adventure with clearly erotic Harald (op. 106,1) by Ludwig Uhland’s ballad of implications (“Der Knabe schleicht zu seiner Li- the same name, written in 1810: Harald’s army, ebsten sacht “ – the youth stealthily creeps to certain of victory, is enchanted by fairies. Only his beloved). In December 1877, Brahms sent the Harald can at first defend himself, but he is soon early version to his friend Elisabeth von Herzo- turned to stone. And in op. 106,2 Weidenbaum genberg endorsing the passage quoted above (The Willow Tree) after Felix Dahn, the specific with a remark (“Stop, dear Johannes what are shape of the weeping willow standing by the wa- you doing! Such matters may only be spoken of ter becomes the object of mythological transfigu- in folk songs ...”). Brahms’s provocation refers to ration: the spell of a furious mermaid, which the a letter from Elisabeth in May of the same year, in tree had tried to catch with its branches, now pulls which she criticized a song by Brahms (“Willst du, these branches forever down towards the water. das ich geh” op. 71,4) for its implied erotic text. Digital Booklet 6
C Carus Brahms supplemented this provocation, which he Herzogenberg lends this rapture a fascinatingly made fun of in his letter to Elisabeth as a “bad diverse musical shape on all levels of the move- joke on music paper,” by including the piano pre- ment, beginning with a motive that echoes the lude of Heinrich von Herzogenberg’s “Notturno” last movement of Brahms’s German Requiem. op. 22,2 in his quartet O schöne Nacht. Herzogenberg’s cycle Drei Gesänge op. 73, pub- The Vier Notturnos op. 22 by Heinrich von Her- lished in print in 1891, also begins with a Nacht- zogenberg, the second of which is the aforemen- lied (Night Song), in this case based on a poem tioned Nacht ist wie ein stilles Meer (Night is like by Friedrich Hebbel. Like the poem for op. 22,2 a still ocean), appeared in print in August 1876, the moment of gliding from waking to sleep is dedicated to his friend Philipp von Spitta. In poetically intensified in the text. This musically op. 22,2 Herzogenberg followed the text in por- differentiated opening song of op. 73 is followed traying the confusion of thoughts and feelings by a scherzo-like middle piece (Das Vöglein – during the transition from wakefulness to sleep, The little bird). The third and final song Meeres- creating an impressive musical experience. In the leuchten deals with the nocturnal phenomenon third nocturne (“Zwei Musikanten ziehn daher” of “marine phosphorescence” and makes a caus- – Two musicians travel along), titled Intermezzo, al connection to the birth of Venus, the goddess the typical situation of a nocturnal serenade is of love, from the foam. staged with a guitar-like piano accompaniment and separate male and female voices. What is re- Together with Herzogenberg’s Gesänge op. 73, markable is the heightened musical arrangement the Quartets op. 112 by Johannes Brahms, pub- of the closing section, dissolving the initially lished at about the same time in the winter of stringent character of the music and finally deny- 1891, represent the late vintage of the repertoire ing the opening key (“Da bricht der Sänger herein presented here. The poems for the first two quar- im seligen Gedränge, und durch das Fenster stei- tets of op. 112, which are included on this CD, gen ein Waldrauschen und Gesänge.” – Then the were written by the art historian Franz Kugler, singer bursts into the blissful crowd, and through the father-in-law of Paul Heyse. the window murmuring forests and songs are heard.) In the fourth nocturne (Wie schön, hier Michael Wersin zu verträumen – How lovely to dream away Translation (abridged): Gudrun & David Kosviner here), the poetry already heightens the Romantic topos to a true apotheosis of dreamy otherworld- liness by means of a combination of words such as “night,” “forest,” “fairy tale,” “shimmering moonlight,” “fountains,” “nightingales,” etc. Digital Booklet 7
C Carus Die Interpreten Nach Studien bei Alina Sorkina, Rita Donskaya und Valerii Kozlov in Kiev legte Antonii Baryshevskyi sein Konzertexamen in Paris bei Marian Rybicki ab. Meisterkurse besuchte er u. a. bei Alfred Brendel, Lily Dorfman und Daniel Pollack. Seit 2012 ist er Konzertsolist des National Philharmo- nic der Ukraine. Konzertreisen führen ihn auf die bedeutendsten Bühnen, Rundfunkaufnahmen sowie CD-Einspielungen dokumentieren seine stei- le Solistenkarriere. Baryshevskyi ist Preisträger bedeutender Wettbewer- be, u. a. gewann er 2014 den ersten Preis des 14. Internationalen Arthur- Rubinstein-Klavierwettbewerbs (Tel Aviv) sowie 2011 den zweiten Preis des Busoni-Klavierwettbewerbs (Bozen). 2010 wurde er mit dem Bruno- Frey-Musikpreis der Landesakademie Ochsenhausen ausgezeichnet. Michael Alber war von 1993 bis 2012 Chordirektor des Staatsopernchors Stuttgart, mit dem er in dieser Zeit insgesamt neun Mal den Titel „Opern- chor des Jahres“ errang. Seit 2012 ist er Professor für Chorleitung an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen. Zahlreiche Konzerte, Einstu- dierungen und Produktionen verbinden ihn seit langem regelmäßig mit dem RIAS Kammerchor, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, dem SWR Vokal- ensemble und dem Chœur Radio France. Weitere Engagements führten ihn zur Ruhrtriennale, wo er mit dem Chorwerk Ruhr mehrere Opern erarbeite- te und Konzerte mit Werken von Lachenmann und Stockhausen dirigierte. Michael Alber ist stilistisch vielseitig interessiert. Er ist Dirigent zahlrei- cher Uraufführungen und pflegt sowohl die kammermusikalisch besetzte A-cappella-Literatur aller Epochen, besonders der Romantik, als auch die groß besetzte oratorische Literatur und Chorsymphonik. Neben vielen Rundfunkmitschnitten widmet er sich auch bei CD-Produktionen vor al- lem dem weniger bekannten Repertoire, beispielsweise Musik im jüdisch- christlichen Dialog, eingespielt mit dem Deutschen Kammerchor. Mit dem Orpheus Vokalensemble verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit; es liegen CDs mit Musik für Chor und Violine (Touched by the Strings), eine Ersteinspielung der Chorwerke Franz Schrekers (Der Holdestein) sowie Chormusik zu Advent und Weihnachten vor. Digital Booklet 8
C Carus Das Orpheus Vokalensemble wurde 2005 als In seinen CD-Produktionen mit dem Carus- professioneller, international besetzter Kam- Verlag in Kooperation mit SWR2 widmet sich das merchor der Landesakademie Ochsenhausen Ensemble zum einen der Ersteinspielung inter- gegründet. Seitdem hat sich das Ensemble zu ei- essanter Wiederentdeckungen aus der süddeut- nem bedeutenden, international viel beachteten schen Region, wie den Werken von Isfrid Kayser. Kammerchor entwickelt, der mit renommierten Zum anderen bereichert es durch innovative Pro- Chorleitern wie Michael Alber, Gunnar Eriksson, jekte die internationale Chorszene, z. B. mit neu- Gary Graden, Florian Helgath, Bo Holten u. a. en Werken für Chor und Solo-Violine (Touched zusammenarbeitet. Weitere künstlerische Part- by the Strings). ner wie Ida Bieler, Konrad Elser, Jürgen Essl, Edita Gruberová, Dieter Ilg, Sibylla Rubens, das Als Ensemble in Residence in Meisterkursen für Klavierduo Stenzl, Ars Antiqua Austria, Concerto historisch informierte Aufführungspraxis, im Eu- Köln, dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden/ ropäischen Chorforum für junge Komponisten, Freiburg u. v. a. dokumentieren die musikalische in Meisterkursen Chorleitung u. a. versteht sich und stilistische Bandbreite des Ensembles. Die das Orpheus Vokalensemble als musikalischer Repertoirevielfalt des Ensembles zeigt sich in Botschafter der Landesakademie mit musikpäda- zahlreichen Widmungen und Uraufführungen gogischer Relevanz. von Werken namhafter Komponisten, u. a. Wolf- ram Buchenberg, Gunnar Eriksson, Jürgen Essl, Bo Fotos: Antonii Baryshevskyi Holten, John Høybye, Gregor Hübner, Vytautas (Landesakademie Ochsenhausen), Miškinis, Urmas Sisask und Ming Tsao. Das En- Michael Alber (Ulrich Pfeiffer) semble konzertierte bei wichtigen Musikfestivals (u. a. Europäisches Musikfest Stuttgart, Boden- seefestival, Pfingstfestspiele Baden-Baden). Digital Booklet 9
C Carus Konzert im Bibliothekssaal der Landesakademie Ochsenhausen am 27.09.2019 Digital Booklet
C Carus After studying in Kiev with Alina Sorkina, The Artists Michael Alber’s stylistic interests are versatile. Rita Donskaya and Valerii Kozlov, Antonii He has conducted numerous world premieres Baryshevskyi passed his performers’ examination and cultivates both, the chamber musiclike a in Paris with Marian Rybicki. He attended master cappella literature of all periods – particularly of classes with, among others, Alfred Brendel, Lily the Romantic period – as well as large-scale ora- Dorfman and Daniel Pollack. Since 2012, he has torios and choral-symphonic works. been a concert soloist of the National Philhar- monic of Ukraine. Concert tours have brought In addition to numerous radio recordings, his CD him to the most renowned stages, and his solo productions focus particularly on less well-known career is documented by radio and CD record- repertoire, for example, music in the Judaeo- ings. Baryshevskyi has won prizes in important Christian dialog, recorded by the “Deutscher competitions; among others, he won first prize Kammerchor.” Many years of collaboration with at the 14th International Arthur Rubinstein Pi- the Orpheus Vokalensemble are documented by ano Competition in 2014 (Tel Aviv) as well as CDs of music for choir and solo violin (Touched second prize in the Busoni Piano Competition by the Strings), the first recording of Franz in 2011 (Bolzano). In 2010, he was awarded Schreker’s choral music (Der Holdestein), as well the “Bruno-Frey-Musikpreis” of the Landesaka- as choir music for Advent and Christmas. demie Ochsenhausen. The Orpheus Vokalensemble, consisting of Michael Alber was choir director of the Staats- singers from all over the world, was founded opernchor Stuttgart from 1993 to 2012. During in 2005 as the Landesmusikakademie Ochsen- this period, the chorus was awarded the title hausen’s professional chamber choir. Since then, “Opernchor des Jahres” nine times. He has been the ensemble has grown into a significant cham- professor of choral conducting at the Staatliche ber choir enjoying international respect, work- Hochschule für Musik Trossingen since 2012. ing with renowned choral conductors such as Over a long period of time he has worked regu- Michael Alber, Gunnar Eriksson, Gary Graden, larly with the RIAS Kammerchor, the Chor des Florian Helgath, Bo Holten and others. The Bayerischen Rundfunks, the SWR Vokalensem- musical and stylistic spectrum of the ensemble ble and the Choeur Radio France; this includes is documented by further artistic partners such numerous concerts, rehearsals and recordings. as Ida Bieler, Konrad Elser, Jürgen Essl, Edita Further engagements have taken him to the Gruberová, Dieter Ilg, Sibylla Rubens, the Stenzl Ruhrtriennale, where he worked with Chorwerk Piano Duo, Ars Antiqua Austria, Concerto Köln, Ruhr on numerous operas and concerts, includ- the SWR Symphony Orchestra Baden-Baden/ ing works of Lachenmann and Stockhausen. Freiburg and many more. Digital Booklet 12
C Carus The ensemble’s diversity of repertoire is demon- teresting rediscoveries from the Southern Ger- strated by the large number of dedications and man region, such as the works of Isfrid Kayser. world premieres of compositions by renowned On the other hand, it enriches the international composers such as, for example, Wolfram choir scene by means of innovative projects, e.g., Buchenberg, Gunnar Eriksson, Jürgen Essl, Bo new choral works with solo violin (Touched by Holten, John Høybye, Gregor Hübner, Vytautas the Strings). Miškinis, Urmas Sisask and Ming Tsao. The en- semble has performed at important music festi- As ensemble in residence for master classes in vals (Music Festival Stuttgart, Bodenseefestival, historically informed performance practice, for Pfingst festspiele Baden-Baden a. o.). the European Forum of Young Choral Compos- ers, for choral conducting master classes and In its CD productions with the Carus-Verlag in others, the Orpheus Vokalensemble sees itself cooperation with SWR2, the ensemble devotes as a musical ambassador of the Landesakademie itself on the one hand to first recordings of in- with music pedagogical relevance. Orpheus Vokalensemble Soprano Clémence Boullu, Alice Fuder, Tenore Gert Bachmaier, Davide Fior, Karin Gyllenhammar, Philine Huppert, Almeno Gonçalves, Jo Holzwarth, Viola Michalski, Tineke Roseboom, Henning Jensen, Tobias Mäthger Anja Scherg Alto Carina Aronsson, Basso Martin Beilicke, Rory Green, Bernadette Beckermann, Sophia Holdt, Johannes Hill, Grégoire May, Franziska Gündert, Eva Hage, Christos Pelekanos, Christian Walter, Cornelia Karle, Irmgard Weiß Gerry Zimmermann Digital Booklet 13
C Carus 1 Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) Harald op. 106,1 Vor seinem Heergefolge ritt All seine Krieger sind entrückt, der kühne Held Harald. da liegen Schwert und Schild, Sie zogen in des Mondes Schein die Rosse, ledig ihrer Herrn, durch einen wilden Wald. sie gehn im Walde wild. Sie tragen manch erkämpfte Fahn, In großer Trauer ritt von dann’ die hoch im Winde wallt, der stolze Held Harald, sie singen manches Siegeslied, er ritt allein im Mondenschein das durch die Berge hallt. wohl durch den weiten Wald. Was lauschet, lauschet im Gebüsch? Vom Felsen rauscht es frisch und klar, Was wiegt sich auf dem Baum? er springt vom Rosse schnell, Was senket aus den Wolken sich? er schnallt vom Haupte sich den Helm Und taucht aus Stromes Schaum? und trinkt vom kühlen Quell. Was wirft mit Blumen um und um Doch wie er kaum den Durst gestillt, und singt so wonniglich? versagt ihm Arm und Bein; Was tanzet durch der Krieger Reihn, er muss sich setzen auf den Fels schwingt auf die Rosse sich? und nickt und schlummert ein. Was kost so sanft und küsst so süß Er schlummert auf demselben Stein und hält so lind umfasst? schon manche hundert Jahr, Und nimmt das Schwert und zieht vom Ross das Haupt wohl auf die Brust gesenkt und lässt nicht Ruh noch Rast? mit grauem Bart und Haar. Es ist der Elfen leichte Schar; Wenn Blitze zucken, Donner rollt, hilft hier kein Widerstand. wann Sturm erbraust im Wald, Schon sind die Krieger all dahin, dann greift er träumend nach dem Schwert, sind all im Feenland. der alte Held Harald. Ludwig Uhland (1787–1862) Nur er, der Beste, blieb zurück, der kühne Held Harald. Er ist vom Wirbel bis zur Sohl in harten Stahl geschnallt. Digital Booklet 14
C Carus 2 Josef Gabriel Rheinberger Der Weidenbaum op. 106,2 Zauber beugt seitdem mich nieder, seitdem häng ich regungslos, häng ich nieder in des Baches Schoß, Trauerweidenbaum, o sage, blattlos steh ich, graubemoost, warum hängst du regungslos Luft und Sonne mich nicht kost, nieder in des Baches Schoß? und es singt kein Vöglein Blattlos stehst du, graubemoost, auf den öden Zweigen mein, Luft und Sonne dich nicht kost, und ich seh sie niemals wieder!“ und es singt kein Vöglein Felix Dahn (1834–1912) auf den öden Zweigen dein, rede, rede, wessen hast du Klage? Heinrich von Herzogenberg (1843–1900) „Fliehe, Jüngling, diese Stelle, Vier Notturnos op. 22 dass mein Los nicht deines sei; sieh, ich prangte stolz und frei, 3 1. Wär’s dunkel, ich läge im Walde und im ganzen Waldesraum Wär’s dunkel, ich läge im Walde, meinesgleichen war kein Baum, im Walde rauscht’s so sacht, und mein Wipfel rauschte grün, mit ihrem Sternenmantel trotzte bald dem Sturme kühn, bedeckt mich da die Nacht. wiegte bald in Sonnenhelle. Da kommen die Bächlein gegangen, ob ich schon schlafen tu? Aber einst aus dieser Quelle, in der Mainacht lau und mild, Ich schlaf nicht, ich höre noch lange stieg der Nixe feuchtes Bild den Nachtigallen zu, hell im blauen Mondenlicht; wenn die Wipfel über mir schwanken, reich ihr schwarzes Haargeroll es klingt die ganze Nacht, aus dem schmalen Schilfkranz quoll, das sind im Herzen die Gedanken, und sie wiegt sich auf der Welle. die singen, wenn niemand wacht. Wiegte leicht die weißen Glieder 4 2. Nacht ist wie ein stilles Meer in dem Takt von leisem Sang, Nacht ist wie ein stilles Meer! und mich fasst ein heißer Drang, Lust und Leid und Liebesklagen dass ich mit den Zweigen wild kommen so verworren her haschte nach dem schönen Bild. in dem linden Wellenschlagen. Doch sie zornig mir entwischt, sprengt auf mich des Wassers Gischt Wünsche wie die Wolken sind und versinkt zur Tiefe nieder! schiffen durch die stillen Räume, Digital Booklet 15
C Carus wer erkennt im lauen Wind, ob’s Gedanken oder Träume? es deckt mit kühlen Schatten die Nacht das Liebchen zu. Schließ ich nun auch Herz und Mund, Das ist das irre Klagen die so gern den Sternen klagen, in stiller Waldespracht, leise doch im Herzensgrund die Nachtigallen schlagen bleibt das linde Wellenschlagen. von ihr die ganze Nacht. 5 3. Intermezzo Die Stern’ gehn auf und nieder. Zwei Musikanten ziehn daher Wann kommst du, Morgenwind, vom Wald aus weiter Ferne, und hebst die Schleier wieder der eine ist verliebt gar sehr, von dem verträumten Kind? der andre wär es gerne. Schon rührt sich’s in den Bäumen, Die stehn allhier im kalten Wind die Lerche weckt sie bald! und singen schön und geigen: So will ich treu verträumen ob nicht ein süß verträumtes Kind die Nacht im stillen Wald. am Fenster sich wollt zeigen? Joseph von Eichendorff (1788–1857) Und durch das Fenster steigen ein Waldrauschen und Gesänge, da bricht der Sänger mit herein 7 Josef Gabriel Rheinberger im seligen Gedränge. Mummelsee op. 95,1 6 4. Wie schön, hier zu verträumen Im Mummelsee, im dunkeln See, Wie schön, hier zu verträumen da blühn der Lilien viele, die Nacht im stillen Wald, sie wiegen sich, sie biegen sich, wenn in den dunklen Bäumen dem losen Wind zum Spiele; das alte Märchen hallt! doch wenn die Nacht herniedersinkt, der volle Mond vom Himmel blinkt, Die Berg’ im Mondesschimmer entsteigen sie dem Bade wie in Gedanken stehn, als Jungfern ans Gestade. und durch verworrne Trümmer die Quellen klagend gehn. Es braust der Wind, es saust das Rohr die Melodie zum Tanze, Denn müd ging auf den Matten die Lilienmädchen schlingen sich die Schönheit nun zur Ruh, von selbst zu einem Kranze; Digital Booklet 16
C Carus und schweben leis umher im Kreis, Gesichter weiß, Gewänder weiß, bis ihre bleichen Wangen 8 Josef Gabriel Rheinberger Die tote Braut op. 81 in zarter Röte prangen. Ein Mägdlein an dem Brunnen saß, das Herz von Gram umfangen, Es brauset der Wind, es saust das Rohr, von Tränen ihre Augen nass es pfeift im Tannenwalde, und bleich die jungen Wangen. die Wolken ziehn am Monde hin, So saß sie da den ganzen Tag die Schatten auf der Halde; und sehnte sich dem Liebsten nach, und auf und ab durch’s nasse Gras der erst vor wenig Tagen dreht sich der Reigen ohne Maß, zu Grabe war getragen. und immer lauter schwellen ans Ufer an die Wellen. Da wollt ich Wasser holen gehn, die Rosen zu begießen, Da hebt ein Arm sich aus der Flut, die immer noch so voll und schön die Riesenfaust geballet, in meinem Garten sprießen. ein triefend Haupt dann, schilfbekränzt, Was nützt mir nun der Rosen Lust, von langem Bart umwallet, die schmücken sollten Haupt und Brust, und eine Donnerstimme dröhnt, wenn ich am Altar stände? dass vom Gebirg es widertönt: Die Freude ist zu Ende, „Was habt ihr mich betrogen? Zurück in eure Wogen. Zurück, zurück!“ sie mögen welken immerhin, werd sie auch nicht mehr sehen; Da stockt der Tanz, die Mädchen schrein, es ist mir wunderbar zu Sinn, und werden immer blässer; muss bald zum Liebsten gehen. beim leisen Wehn der Morgenluft Doch, Blümlein, die ihr um mich steht, versinken sie ins Gewässer. mir traurig ins Auge seht, Die Nebel steigen aus dem Tal, ihr dürfet nicht verderben, und Lilien schwanken wieder wenn ich nun werde sterben! im Wasser auf und nieder. Das Wasser, das ich schöpfen wollt, August Schnezler (1809–1853) die Rosen zu erquicken, Digital Booklet 17
C Carus ihr, lieben Blumen, haben sollt, die tote Braut zu schmücken! Sie goss es auf die Blumen dort, 10 2. Das Vöglein Vöglein im Zweig gaukelt hernieder, lustig sogleich schwingt es sich wieder, wie blühten die so freundlich fort, da ward nach wenig Stunden jetzt dir so nah, jetzt sich versteckend, das Mägdlein tot gefunden. abermals da, scherzend und neckend. Tastest du zu, bist du betrogen, All Herzeleid war nun entrückt spottend im Nu ist es entflohen, aus ihren holden Zügen; als eine holde Braut geschmückt still bis zur Hand wird’s dir noch hüpfen, tät sie in Blumen liegen; bist du gewandt, kann’s nicht entschlüpfen. die fügten sich gar wunderbar als lichtes Kränzlein um ihr Haar Ist es so schwer, das zu erwarten? und blühten wie in Schmerzen Schau um dich her: blühender Garten! an ihrem treuen Herzen. Robert Reinick (1805–1852) Ei, du verzagst? Lass es gewähren, bis du’s erjagst, kannst du’s entbehren, Heinrich von Herzogenberg wird es doch auch dann wenig nur bringen, Drei Gesänge op. 73 aber es kann Süßestes singen. 9 1. Nachtlied 11 3. Meeresleuchten Quellende, schwellende Nacht, Aus des Meeres dunklen Tiefen voll von Lichtern und Sternen: stieg die Venus still empor, In den ewigen Fernen, als die Nachtigallen riefen sage, was ist da erwacht? in dem Hain, den sie erkor. Herz in der Brust wird beengt, Und zum Spiegel voll Verlangen, steigendes, neigendes Leben, glätteten die Wogen sich, riesenhaft fühl ich es weben, um ihr Bild noch aufzufangen, welches das meine verdrängt. da sie selbst auf ewig wich. Schlaf, da nahst du dich leis, Lächelnd gönnte sie dem feuchten wie dem Kinde die Amme, Element den letzten Blick, und um die dürftige Flamme und dem Meere blieb ein Leuchten ziehst du den schützenden Kreis. durch die lange Nacht zurück. Friedrich Hebbel (1813–1863) Digital Booklet 18
C Carus Johannes Brahms (1833–1897) Vier Quartette op. 92 Freude wie Kummer, fühl ich, zerrann, aber den Schlummer führten sie leise heran. Und im Entschweben, immer empor, 12 1. O schöne Nacht kommt mir das Leben ganz wie ein Schlummer- O schöne Nacht! lied vor. Am Himmel märchenhaft Friedrich Hebbel erglänzt der Mond in seiner ganzen Pracht; um ihn der kleinen Sterne liebliche Genossenschaft. Johannes Brahms O schöne Nacht! Sechs Quartette op. 112 Es schimmert hell der Tau am grünen Halm; mit Macht 15 1. Sehnsucht im Fliederbusche schlägt die Nachtigall. Es rinnen die Wasser Tag und Nacht, Der Knabe schleicht zu seiner Liebsten sacht – deine Sehnsucht wacht. O schöne Nacht! Du gedenkest der vergangenen Zeit, Georg Friedrich Daumer (1800–1875) die liegt so weit. Du siehst hinaus in den Morgenschein 13 2. Spätherbst und bist allein. Der graue Nebel tropft so still Es rinnen die Wasser Tag und Nacht, herab auf Feld und Wald und Heide, deine Sehnsucht wacht. als ob der Himmel weinen will in übergroßem Leide. 16 2. Nächtens Nächtens wachen auf die irren, Die Blumen wollen nicht mehr blühn, lügenmächt’gen Spukgestalten, die Vöglein schweigen in den Hainen, welche deinen Sinn verwirren. es starb sogar das letzte Grün, da mag er auch wohl weinen. Nächtens ist im Blumengarten Hermann Allmers (1821–1902) Reif gefallen, dass vergebens du der Blumen würdest warten. 14 3. Abendlied Friedlich bekämpfen Nacht sich und Tag; Nächtens haben Gram und Sorgen wie das zu dämpfen, wie das zu lösen vermag. in dein Herz sich eingenistet, Der mich bedrückte, schläfst du schon, Schmerz? und auf Tränen blickt der Morgen. Was mich beglückte, sage, was war’s doch, mein Herz? Franz Theodor Kugler (1808–1858) Digital Booklet 19
C Carus Lili Boulanger Hymne au Soleil Touched by The STringS Chorwerke mit Solovioline Œuvres chorales · Choral works Ida Bieler, Violine Orpheus Vokalensemble Michael Alber, Leitung Orpheus Vokalensemble Antonii Baryshevskyi, Pianoforte Michael Alber Carus 83.489 Carus 83.427 Carus 83.481 Thank you for purchasing this Carus recording – we hope you enjoy it. This PDF version of the booklet is for your personal use only. Please respect our copyright and the intellectual property of our artists and writers – do not upload or otherwise make available for sharing our booklets or recordings. www.carus-verlag.com
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