Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich - ARD ...
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Media 450 Perspektiven 9/2021 Zusammenhänge nutzungs- und angebotsbezogener Kriterien Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich Uwe Hasebrink*, Maren Beaufort** und Franziska Oehmer-Pedrazzi*** Nachrichtenmedien Demokratie braucht Nachrichtenmedien. Und Nach- werden. (2) Die Befunde solcher Untersuchungen und Demokratien richtenmedien brauchen Menschen, die Nachrichten beschreiben das kommunikative Potenzial der be- bedingen einander nutzen, um so bestimmte kommunikative Funktio- treffenden Medien, also eine notwendige, aber noch nen zu erfüllen, auf denen die Demokratie basiert. keine hinreichende Bedingung für erfolgreiche Kom- Die jüngsten politischen und gesellschaftlichen Ver- munikation. Um bestimmen zu können, in welchem änderungen werfen gewichtige Fragen nach den Maße sie die angestrebten kommunikativen Leis- Konsequenzen für demokratische Prozesse und den tungen tatsächlich erfüllen, ist es erforderlich zu gesellschaftlichen Zusammenhalt auf; die entspre- wissen, ob die betreffenden Angebote auch genutzt chenden Diskussionen führen unter anderem zu er- werden – von wem, mit welcher Motivation und mit heblichen Erwartungen an die Medien und damit zu welchem Ergebnis, zum Beispiel im Sinne von Wis- der Frage, inwieweit sie diese Erwartungen erfüllen. senserwerb, Meinungsbildung oder gesellschaftli- Dies betrifft insbesondere die Nachrichtenmedien cher Integration. Die Art der Nutzung spiegelt das im engeren Sinne, denen bei der Information über realisierte kommunikative Potenzial wider, die kom- das aktuelle Weltgeschehen und bei der Meinungs- munikative Funktion, die ein bestimmtes Nachrich- bildung über Angelegenheiten von öffentlichem Be- tenmedium erfüllt. lang eine maßgebliche Rolle zukommt. Kurz und knapp Strukturen, Eine umfassende Untersuchung der Qualität von Kommunikations Nachrichtenmedien erfordert die Berücksichtigung • Das D-A-CH-Projekt nimmt die Qualität reichweitenstarker Medien leistungen und dreier Perspektiven (1): 1) Strukturen, etwa Markt- und ihren Beitrag zur öffentlichen Diskussion in den Fokus. Nutzungsfunktionen strukturen oder die redaktionellen Strukturen, in de- • Inhaltsanalytisch ermittelte angebotsbezogene Indikatoren werden im Fokus nen Nachrichten produziert werden; 2) Angebote im mit nutzungsbezogenen in Bezug gesetzt. Sinne spezifischer inhaltlicher Kommunikationsleis- • Qualität des Journalismus erweist sich als mehrdimensionales tungen; 3) Nutzung im Sinne der Funktionen, die Konzept: Medien erfüllen verschiedene kommunikative Funktionen. Nachrichtenangebote in individuellen Medienreper- • Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen thematischer toires erfüllen. Diese Perspektiven sind miteinander Einordungsleistung der Medien und dem entgegengebrachten zu verbinden: Wie Abbildung 1 veranschaulicht, set- Vertrauen. zen die Medienstrukturen, insbesondere der jeweili- • In Deutschland und Österreich weisen ö.-r. Nachrichten die höchsten ge Medientyp in technischer (Fernsehen, Radio, Print, Vertrauenswerte auf, in der Schweiz zwei Tageszeitungen. Online) oder organisatorisch-publizistischer Hinsicht (öffentlich-rechtlich vs. privat, Periodizität, Hinter- grund vs. Boulevard, etc.) den Rahmen für das, was Zur Umsetzung dieser umfassenderen Perspektive Einheitliche Kriterien möglich ist und als wünschenswert angesehen wird. auf Medienqualität enthält das ländervergleichende ermöglichen Sie können als Dispositiv für die Nachrichtenkom- Projekt „Media Performance and Democracy“, das Qualitätsanalyse im munikation angesehen werden. eine Forschergruppe seit 2018 an verschiedenen Uni- Ländervergleich versitäten und Forschungseinrichtungen in Deutsch- Im Vordergrund der Medienqualitätsforschung steht land, Österreich und der Schweiz durchführt, um die meist die angebotsbezogene Perspektive, die sich Qualität der politischen Berichterstattung von Nach- schwerpunktmäßig mit der Frage auseinandersetzt, richtenmedien in den drei Ländern zu untersuchen, inwieweit Medienangebote bestimmte normativ be- auch einen Baustein, der darauf abzielt, nutzungs- gründete Qualitätskriterien erfüllen; im Fokus ste- bezogene Indikatoren der Qualität von Nachrichten- hen die Medieninhalte, die entsprechend inhaltsana- medien zu erfassen und mit den inhaltsanalytisch lytisch im Hinblick auf Kriterien wie öffentliche Rele- bestimmten angebotsbezogenen Indikatoren in Be- vanz, Vielfalt und Vermittlungsleistung untersucht ziehung zu setzen. (3) In dem vorliegenden Beitrag stellen wir für die drei beteiligten Länder Befunde zu * Leibniz-Institut für Medienforschung | publikumsbezogenen Indikatoren einzelner Nach- Hans-Bredow-Institut, Hamburg. richtenmedien und den Zusammenhängen mit an- ** Institute for Comparative Media and Communication gebotsbezogenen Indikatoren dar. Studies (CMC), Wien. *** Fachhochschule Graubünden, Institut für Multimedia Während in der Forschung breite Einigkeit besteht, Production. dass die Nutzungsperspektive bei der Qualitätsbe-
Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich Media Perspektiven 451 9/2021 stimmung von Medien zu berücksichtigen ist, gibt es Abbildung 1 im Hinblick auf die Frage, wie genau dies geschehen Perspektiven der Medienqualitätsforschung sollte, erhebliche Unterschiede. (4) Die vorliegenden Studien unterscheiden sich unter anderem in der jeweils gewählten Analyseebene. Einige beziehen Medieninhalte Mediennutzung als sich auf die Perspektive von Nutzerinnen und Nut- Medientyp als als realisiertes Dispositiv für die zern auf Journalismus als Profession. (5) Andere rü- kommunikatives kommunikatives Kommunikation cken die wahrgenommene Qualität des Nachrich- Potenzial Potenzial tenangebots in einem bestimmten Land in den Fo- kus. (6) Einige Studien wiederum zielen darauf ab, verschiedene Medienmarken im Hinblick auf ihre Quelle: D-A-CH-Projekt „Media Performance and Democracy“. Qualität zu vergleichen. (7) Und schließlich geht es um die Beurteilung der Qualität einzelner Nachrich- tenbeiträge. (8) men lässt, indem berücksichtigt wird, für wen eine bestimmte Nachricht relevant oder eben nicht rele- Im Projekt „Media Performance und Democracy“ vant ist. Für die Zwecke unserer Untersuchung grei- steht die Qualität einzelner Nachrichtenmedien und fen wir auf einen Aspekt von Relevanz zurück, bei ihres Beitrags zur öffentlichen Diskussion im Fokus. dem diese Problematik weniger zum Tragen kommt: Es geht darum, in den drei Ländern jeweils reich- Nachrichten werden dann als relevanter angesehen, weitenstarke Repräsentanten verschiedener Typen wenn sie sich auf die gesellschaftliche Makroebene von Nachrichtenmedien, also ausgewählte Tages- beziehen, also gesamtgesellschaftliche Strukturen zeitungen, Fernseh-, Radio- und Onlinenachrichten und Prozesse thematisieren, die sich nicht auf ein- im Hinblick auf ihre Inhalte und ihre Resonanz in der zelne Institutionen oder Einzelpersonen beziehen. Bevölkerung zu untersuchen. Da die angebotsbezo- (13) genen Indikatoren in dem parallel in diesem Heft erscheinenden Beitrag begründet und hergeleitet Das zweite prominente Qualitätskriterium ist die werden, (9) wird zunächst ein konzeptioneller Rah- Vielfalt der Berichterstattung. Diesem Kriterium zu- men für die Bestimmung publikumsbezogener Qua- folge sollten Nachrichten ein umfassendes Bild der litätsindikatoren vorgestellt. (10) Dieser Rahmen wird Realität liefern, das im Hinblick etwa auf die behan- dann anhand der für die drei Länder vorliegenden delten Themen, die vorkommenden Akteure und die Daten aus dem Reuters Institute Digital News Sur- dargestellten Meinungen vielfältig ist. Für unsere vey (RDNS) 2019 angewendet. Die so ermittelten Auswertungen ziehen wir das Kriterium der The- Indikatoren publikumsbezogener Qualität werden menvielfalt heran, welches widerspiegelt, ob ein mit den im inhaltsanalytischen Teil des Projekts er- Nachrichtenmedium seine Politikberichterstattung mittelten angebotsbezogenen Indikatoren in Bezie- breit über verschiedene gesellschaftlich relevante hung gesetzt. Themenfelder verteilt oder sich auf einige wenige Felder konzentriert und andere vernachlässigt. (14) Konzeptionelle Überlegungen zu angebots- und publikumsbezogenen Qualitäts Neben Relevanz und Vielfalt werden zahlreiche In- indikatoren dikatoren diskutiert, die insbesondere die Vermitt- Angebotsbezogene Die Auseinandersetzung mit angemessenen Kriteri- lungsleistung von Nachrichten betonen, es geht also Indikatoren en zur Bestimmung der Qualität von Nachrichten- um das „Wie“ der Berichterstattung. Bei unseren medien hat eine lange Tradition, (11) die an dieser Auswertungen rücken wir drei Aspekte dieser Ver- Stelle nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden mittlungsleistung in den Mittelpunkt: erstens die The- kann. (12) Für unseren Versuch, angebots- und nut- menorientierung, anhand derer unterschieden wird, zungsbezogene Qualitätskriterien zusammenzufüh- ob Ereignisse als relativ unverbundene einzelne Epi- ren und einen Beitrag zur Ermittlung verschiedener soden berichtet werden oder ob sie unter Verweis Muster der Funktionserfüllung von Nachrichtenme- auf die Vorgeschichte oder Zusammenhänge mit dien zu leisten, greifen wir vereinfachend auf einige anderen Ereignissen thematisch eingeordnet wer- Kriterien zurück, die in den meisten einschlägigen den; (15) zweitens die Sachlichkeit, die differenziert Kriterienkatalogen vorkommen und zugleich das zwischen emotionalisierenden Formen der Darstel- Spektrum möglicher Qualitätsdimensionen exemp- lung und sachlich-reflektierenden Formen; drittens larisch abdecken. die Unparteilichkeit, die den Unterschied markiert zwischen expliziter Parteinahme für einzelne Positi- In allen Arbeiten zur Qualität von Nachrichten spielt onen und einer eher nicht-wertenden Darstellung die Relevanz der vermittelten Inhalte eine maßgeb- unterschiedlicher Positionen. liche Rolle. Im Hinblick auf die Operationalisierung wird dabei häufig problematisiert, dass dieses Kon- Um über die Bestimmung des kommunikativen Po- Publikumsbezogene zept sich streng genommen nur relational bestim- tenzials von Nachrichtenmedien hinauszukommen Indikatoren
Uwe Hasebrink/Maren Beaufort/Franziska Oehmer-Pedrazzi Media 452 Perspektiven 9/2021 und auch die tatsächlich erfüllten Funktionen in den schiede zwischen verschiedenen Nutzerinnen und Blick zu nehmen, bedarf es der Einbeziehung nut- Nutzern im Hinblick auf ihre medienbezogenen Inte- zungsbezogener Indikatoren. In diesem Zusammen- ressen und Bedürfnisse und ihre sozialen Kontexte hang betrachten wir Medienqualität als kommuni- nicht berücksichtigt werden. Daher müsste eine um- kative Wirkung eines Mediums, die in Bezug zu fassende Analyse publikumsbezogener Qualität ne- normativen Erwartungen an öffentliche Kommuni- ben der Größe des Publikums auch dessen „Struk- kation steht; es geht um kommunikative Funktionen, tur“ im Sinne der Zusammensetzung aus unter- die Nachrichtenmedien erfüllen sollten, um wesent- schiedlichen sozialen Gruppen in den Blick nehmen. liche Voraussetzungen für Meinungsbildung, demo- (22) In dieser Hinsicht wird jedoch rasch deutlich, kratische Mitwirkung und gesellschaftliche Integra- dass bestimmte Qualitätskriterien ambivalent sind tion zu schaffen. (16) und es sich als schwierig erweist, eindeutige nor- mative Zielkriterien abzuleiten. Der konzeptionelle Rahmen basiert zunächst auf ei- ner etablierten Systematisierung der Nutzungsfor- Im Sinne demokratietheoretischer Erwägungen wäre schung, die drei Teilaspekte des Gegenstandsbe- etwa zu erwarten, dass Nachrichtenanbieter, allen reichs unterscheidet: beobachtbare Kontakte von voran Public-Service-Anbieter, anstreben, dass in Menschen mit verschiedenen Medien, wie sie in der ihrem Publikum alle gesellschaftlichen Gruppen ver- Reichweitenforschung untersucht werden; (17) Mo- treten sind. (23) Eine hohe Medienqualität wäre dem- tive, die den Anlass für die Auswahl ganz bestimmter nach dann gegeben, wenn es Anbietern gelingt, im Medienangebote geben und vor allem im theoreti- Sinne sozialer Inklusion und eines offenen Zugangs schen Rahmen des Uses-and-Gratifications-Ansat- zu Informationen alle Bevölkerungsgruppen zu er- zes untersucht werden; (18) Folgen, die sich aus den reichen. Dieses Zielkriterium steht aber in Konflikt zu Medienkontakten ergeben und im Rahmen der Wir- anderen Zielkriterien, wie sie etwa professionellen kungsforschung analysiert werden. (19) Vermittlungs- und Darstellungsstandards zugrunde liegen. So lautet eine wichtige Regel für den Journa- Im Folgenden sollen diese drei Perspektiven auf Pu- lismus, dass er sorgfältig die jeweilige Zielgruppe blika – Kontakte, Motive, Folgen – im Hinblick auf reflektieren und seine Angebote auf die spezifischen konkrete Indikatoren erörtert werden, in denen sich Interessen und Bedürfnisse dieser Gruppe zuschnei- relevante normative Erwartungen an Nachrichten- den sollte. (24) Aus dieser Perspektive spräche es medien widerspiegeln. für die Qualität eines Angebots, wenn es erfolgreich die spezifischen Interessen einer bestimmten Grup- Indikatoren auf der Im Hinblick auf beobachtbare Kontakte betonen pe erfüllen würde. Folglich kann Medienqualität Ebene von theoretische Ansätze zur Rolle von Medien in der nicht als eindimensionales Konzept aufgefasst wer- Medienkontakten Demokratie das Ziel allgemeiner Beteiligung, zumin- den, da es offensichtlich für Medienangebote ver- dest in dem Sinne, dass sich möglichst viele Mit- schiedene Arten gibt, „gut“ zu sein: Einige Medien glieder der Gesellschaft über wichtige Themen von sind erfolgreich darin, ein vielfältiges Publikum zu öffentlichem Belang informieren – die entscheiden- erreichen, während andere sich dadurch auszeich- de Funktion von Nachrichtenmedien. (20) Diese Er- nen, sehr genau die Interessen einer bestimmten wartung lässt sich – hier zeigen sich dann Unter- Gruppe zu erfüllen. Wie zahlreiche Studien zur Nach- schiede zwischen verschiedenen demokratietheore- richtennutzung gezeigt haben, unterscheiden sich tischen Konzeptionen (21) – auf die Meinungsbil- etwa Jüngere und Ältere sehr deutlich in der Häufig- dung sowie auf weitergehende Formen der kommu- keit der Nachrichtennutzung und in der Art der ge- nikativen Partizipation, etwa durch eigene Beiträge nutzten Nachrichtenmedien; (25) insbesondere Pub- in privaten oder öffentlichen Räumen, erweitern. In lic-Service-Anbieter werden oft dafür kritisiert, dass diesem Sinne könnte ein Nachrichtenmedium, das sie jüngere Gruppen nur schlecht erreichen. (26) In nur ein sehr kleines Publikum erreicht, nur geringe einer allein auf publikumsbezogene Qualitätskriteri- Wirkung entfalten – auch wenn es im Hinblick auf en konzentrierten Analyse von Nachrichtenmedien angebotsbezogene Kriterien eine hohe Qualität auf- in Deutschland (27) diente daher das Merkmal Alter weist. Vor diesem Hintergrund soll hier die Reich- als Indikator für die Struktur des Publikums. Die Be- weite eines Mediums als ein wichtiges publikums- funde bestätigen, dass die allgemeine Reichweite bezogenes Qualitätsmerkmal angesehen werden. und die spezifische Reichweite in bestimmten Grup- pen, hier der Jüngeren, nur mäßig miteinander zu- Dabei sei betont, dass die Reichweite nicht das ein- sammenhängen und es entsprechend verschiedene zige publikumsbezogene Qualitätskriterium auf der publikumsbezogene Qualitätsdimensionen gibt, auf Ebene der Kontakte sein kann. Denn den großen denen sich einzelne Nachrichtenmedien verorten las- Vorteilen dieses Indikators – er ist einfach zu mes- sen. sen, zu verstehen und zu kommunizieren – stehen erhebliche Nachteile gegenüber, die sich vor allem Bei den hier vorliegenden Auswertungen, die vor al- daraus ergeben, dass mit der Reichweite Unter- lem auf den Zusammenhang zwischen nutzungs-
Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich Media Perspektiven 453 9/2021 Abbildung 2 Konzeptioneller Rahmen der zu bestimmenden angebots- und publikumsbezogenen Indikatoren für die Qualität von Nachrichtenmedien Nachrichtenangebot als Potenzial Nachrichtennutzung als realisiertes Potenzial Kontakte: Motive: Folgen: Vermittlungs- Vielfalt Relevanz Nachrichten- Nachrichten- Nachrichten- leistung reichweite interesse vertrauen Quelle: D-A-CH-Projekt „Media Performance and Democracy“. und angebotsbezogenen Kriterien und den Vergleich Nachrichtenmedien geht, sollten also auch Indikato- zwischen den drei Ländern abzielen, klammern wir ren einbezogen werden, die Aufschluss darüber ge- diese wichtige Differenzierung aus und konzentrie- ben, ob diese Medien die ihnen zugewiesene Funk- ren uns auf die allgemeine Reichweite als Kriterium tion erfüllen. Mit diesem Argument ist das überaus auf der Ebene der Kontakte. komplexe und kontroverse Forschungsfeld angespro- chen, welches durch epistemologische und metho- Indikatoren auf der Im Rahmen der gesamten Medienumgebung dienen dologische Diskussionen über die angemessene Un- Ebene der Motive Nachrichtenmedien zur Erfüllung ganz spezifischer tersuchung von Medienwirkungen geprägt ist. (31) Funktionen. In Anlehnung an den Uses-and-Gratifi- Es überschreitet den Rahmen der vorliegenden Stu- cations-Ansatz (28) ist anzunehmen, dass Personen, die, einen systematischen Katalog von Indikatoren die sich besonders für Politik und andere öffentliche zu entwickeln, die die Kommunikationswirkungen Angelegenheiten interessieren, dazu tendieren, be- von Nachrichtenmedien erfassen. Mit Blick auf die stimmte Medien zu nutzen, von denen sie aus Er- Verfügbarkeit entsprechender Daten, die im Rahmen fahrung wissen, dass diese die von ihnen gesuchten des Reuters Institute Digital News Survey (RDNS) er- Informationen bieten. Ein Nachrichtenangebot, wel- fasst werden, konzentrieren wir uns daher auf einen ches ein Publikum erreicht, das ein starkes Interes- maßgeblichen Indikator für die vom Publikum wahr- se an Nachrichten aufweist, scheint genau diese In- genommene Qualität von Medien, der in zahlreichen teressen erfolgreich zu bedienen. Dies ist ein ge- Studien erhoben wird: das Vertrauen in Nachrichten. wichtiger Indikator für die Qualität des Angebots. (32) Man mag diskutieren, ob das Vertrauen in Nach- Man könnte dieses Phänomen mit dem Begriff der richten im Verhältnis zur Nachrichtennutzung eine „Nachrichtenhaftigkeit“ bzw. „news-ness“ (29) be- eher abhängige oder unabhängige Variable ist – schreiben: Nachrichten, denen es gelingt, Menschen beide Richtungen sind sinnvoll. Im vorliegenden zu erreichen, die sich sehr für Nachrichten interes- Kontext wird es aber als Indikator für die Qualität sieren, erfüllen offenbar die Erwartungen, die an eines Nachrichtenmediums angesehen, wenn das Nachrichten gerichtet werden. Publikum dieses Mediums ein besonderes Vertrauen in Nachrichten aufweist. Allerdings ist dieser Indikator, ähnlich wie im Fall der Publikumsstruktur, im Hinblick auf eine allgemeine Abbildung 2 gibt einen Überblick über den skizzier- Qualitätsbeurteilung zweischneidig: Denn jenen Me- ten konzeptionellen Rahmen. Als angebotsbezogene dien, denen es gelingt, die Nachrichteninteressierten Indikatoren, die Aufschluss über das kommunikative zu erreichen, könnte auch vorgeworfen werden, dass Potenzial der verschiedenen Nachrichtenmedien ge- sie die weniger Interessierten vernachlässigen und ben, werden die Themenvielfalt, die gesamtgesell- so zu einer weiteren Spaltung zwischen Interessier- schaftliche Relevanz sowie Themenorientierung, ten und Nicht-Interessierten beitragen. (30) Anderen Sachlichkeit und Unparteilichkeit als Anhaltspunkte Nachrichtenmedien mag man insofern eine beson- für die Vermittlungsleistung in den Blick genommen. dere Qualität bescheinigen, als es ihnen gelingt, ge- Als publikumsbezogene Indikatoren, die Aufschluss rade die weniger Interessierten mit Nachrichten zu über das realisierte kommunikative Potenzial geben, erreichen. Auch hier zeigt sich also wieder, dass sich werden die Reichweite des betreffenden Mediums Medienqualität in sehr unterschiedlicher Gestalt zei- sowie das Nachrichteninteresse und das Nachrich- gen kann. tenvertrauen des Publikums dieses Mediums unter- sucht. Die im Folgenden beschriebene empirische Indikatoren auf der Nachrichten dienen dazu, Menschen über das aktu- Studie geht von der Annahme aus, dass die aufge- Ebene der Folgen elle Weltgeschehen zu informieren und zu ihrer Mei- führten Indikatoren miteinander im Verhältnis stehen nungsbildung über politische Streitfragen beizutra- und dass einzelne Nachrichtenmedien durch spezi- gen. Wenn es um die Bewertung der Qualität von fische Muster dieser Indikatoren charakterisiert sind,
Uwe Hasebrink/Maren Beaufort/Franziska Oehmer-Pedrazzi Media 454 Perspektiven 9/2021 die jeweils für eine bestimmte Ausprägung von Me- richterstattung eher parteilich oder unparteilich aus- dienqualität stehen. gerichtet ist. Empirische Umsetzung Um die Ergebnisse dieser Indikatoren besser mitein- Um den skizzierten konzeptionellen Rahmen empi- ander vergleichen zu können, wurde eine z-Standar- risch umzusetzen, wurden zwei Datenquellen her- disierung durchgeführt, mit der für jedes Nachrich- angezogen: für die angebotsbezogenen Indikatoren tenmedium angezeigt wird, ob und wie stark dieses die inhaltsanalytisch erhobenen Daten des Projekts im Hinblick auf den betreffenden Indikator oberhalb „Media Performance and Democracy“, für die nut- oder unterhalb des Mittelwerts aller untersuchten zungsbezogenen Indikatoren die Daten des Reuters Medien liegt. Negative Werte geben in dieser Dar- Institute Digital News Survey aus dem Jahr 2019. stellung an, dass ein Medienangebot unter dem jeweiligen Durchschnittswert der gesamten Medi- Angebotsbezogene Die methodische Anlage der Inhaltsanalyse, die im enauswahl liegt; positive Werte, dass es darüber Indikatoren Rahmen des Projekts „Media Performance and De- liegt. mocracy“ durchgeführt wurde, wird in dem Beitrag von Stark und anderen in diesem Heft genauer dar- Zur Bestimmung der nutzungsbezogenen Indikato- Nutzungsbezogene gestellt. Gegenstand ist die politische Berichterstat- ren wurde eine Sekundäranalyse der deutschen, ös- Indikatoren tung mit nationalem Bezug in einem breit angeleg- terreichischen und schweizerischen Daten des Reu- ten Mediensample mit für die Meinungsbildung rele- ters Institute Digital News Survey (RDNS) aus dem vanten Medienangeboten. Zum Untersuchungssam- Jahre 2019 durchgeführt. (34) Die Daten beruhen ple gehören jeweils die in ihrem Land reichweiten- auf einer Onlinebefragung in einem Online-Access- stärksten öffentlich-rechtlichen und privaten Rund- Panel von YouGov, die Feldzeit war im Januar/Febru- funkangebote, Tages- und Wochenzeitungen sowie ar 2019. Die Grundgesamtheit dieser Studie sind ausgewählte Onlineableger und originäre Onlinean- Personen ab 18 Jahren, die das Internet nutzen. Die gebote. Für die Zwecke der vorliegenden Auswer- Stichproben mit pro Land jeweils rund 2 000 Be- tungen ziehen wir ausgewählte Indikatoren heran, fragten wurden anhand von landesweit repräsenta- die für die drei maßgeblichen Qualitätsdimensionen tiven Quoten für Alter, Geschlecht, Region und Bil- Vielfalt, Relevanz und Vermittlungsleistung stehen. dung gebildet und gewichtet. Befragte, die angaben, im letzten Monat keine Nachrichten genutzt zu ha- Als Indikator für die Relevanz der angebotenen ben, wurden ausgeschlossen. Die Methode der Da- Nachrichten wurde der Prozentanteil an Beiträgen tenerhebung und die Stichprobenbildung aus einem herangezogen, deren Berichterstattungsanlass auf Onlinepanel bringen es mit sich, dass die Befunde der Makroebene liegt und die damit die gesamtge- nur die Nutzung von Personen widerspiegeln, die sellschaftliche Relevanz betonen. mindestens einmal pro Monat Nachrichten nutzen und überdies – als Mitglieder eines Onlinepanels – Im Hinblick auf die Vielfaltsdimension wird die the- eher onlineaffin sind. matische Vielfalt jedes Mediums erfasst; diese wur- de auf der Grundlage des codierten Hauptthemas Ein für die vorliegende Auswertung entscheidendes (33) mit Hilfe des Shannon-Index (Shannon‘s H) ge- Merkmal dieser Studie ist es, dass die Nachrichten- messen. Dieser erreicht, vereinfacht ausgedrückt, nutzung nicht nur allgemein oder im Hinblick auf ver- einen maximalen Wert von 1, wenn alle Themen schiedene Mediengattungen und Verbreitungswege gleich häufig behandelt werden, und einen minima- erfasst wird, sondern die Nutzung der wichtigsten len Wert von 0, wenn alle Beiträge auf ein einziges Nachrichtenanbieter erhoben wird; dies schafft die Thema entfallen. Möglichkeit, die Publika dieser konkreten Medien an- hand der vorgeschlagenen Indikatoren zu beschrei- Mit Blick auf die Vermittlungsleistung wurden drei ben und zu vergleichen. Indikatoren herangezogen: Die Themenorientierung zeigt an, inwiefern Themen in einen größeren the- Grundlegender Indikator ist die Reichweite einzelner Reichweite der matischen Zusammenhang eingeordnet werden; die- Nachrichtenmedien; sie wird hier definiert als An- Nachrichtenmedien ser Indikator setzt sich aus vier Teilaspekten zusam- zahl derjenigen Befragten, die das betreffende An- und Interesse an men (Kontext, Bewertungen, Gründe und Folgen), die gebot in der letzten Woche genutzt haben (in Prozent Nachrichten zu einem sogenannten „Diskursindex“ addiert wur- der Gesamtstichprobe). Im Hinblick auf die Motiva- den. Ein niedriger Wert zeigt an, dass ein Thema nur tion wurde für die vorliegende Auswertung das Inte- episodisch präsentiert wird, ein hoher, dass der Be- resse an Nachrichten herangezogen: „Wie sehr sind richterstattungsanlass thematisch eingeordnet wird. Sie an Nachrichten interessiert, falls überhaupt?“ Ant- Als weiterer Indikator wurde die Sachlichkeit der wortkategorien waren 4=äußerst interessiert, 3=sehr Nachrichtenbeiträge bestimmt, die anzeigt, ob diese interessiert, 2=einigermaßen interessiert, 1=nicht eher sachlich oder eher emotional gestaltet sind. sehr interessiert, 0=überhaupt nicht interessiert. Im Und schließlich wurde bestimmt, inwieweit die Be- Folgenden geben wir für jedes Nachrichtenmedium
Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich Media Perspektiven 455 9/2021 Tabelle 1 In die Untersuchung einbezogene Nachrichtenmedien Medientyp Deutschland Österreich Schweiz TV Public Service Tagesschau ORF 2 (ZiB 2) SRF News Privat RTL Aktuell – – Print Überregionale Süddeutsche Zeitung Die Presse Tages Anzeiger Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung Der Standard Neue Zürcher Zeitung Regionale Tageszeitungen Rheinische Post Kleine Zeitung Aargauer Zeitung Boulevardzeitung BILD / Bild am Sonntag Kronen Zeitung Blick Gratiszeitung – Heute 20 Minuten Wochenzeitung/ Der Spiegel – Weltwoche -zeitschrift Die ZEIT – Wochenzeitung Online Public Service tagesschau.de orf.at srf.ch Überregionale Tageszeitung faz.net derstandard.at nzz.ch Boulevardzeitung bild.de krone.at Blick.ch Wochenzeitung Spiegel.de – – Digitale Marke – – Watson.ch Service Provider t-online.de gmx.at Bluewin Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2019, Projekt „Media Performance and Democracy“. an, wieviel Prozent der Nutzerinnen und Nutzer „äu- den. Im Ergebnis gab es in allen drei Ländern zehn ßerst“ oder „sehr“ an Nachrichten interessiert sind. oder mehr Medien, für die Daten aus beiden Studien vorliegen, sodass sich angebots- und nutzungsbe- Vertrauen in Mit Bezug auf das Vertrauen in Nachrichtenmedien zogene Indikatoren in Beziehung setzen lassen. In Nachrichtenmedien in Deutschland wurden zwei Items herangezogen; der Schweiz wurden bei der Auswahl nur solche erfasst wurde das Ausmaß der Zustimmung zu fol- Medien in die Analyse einbezogen, deren Inhalte in genden Aussagen: a) „Ich glaube, man kann dem der Schweiz oder für die Schweiz erstellt wurden. Großteil der Nachrichten meist vertrauen.“ b) „Ich Einschränkend ist zudem anzumerken, dass nur glaube, ich kann dem Großteil der Nachrichten, die Medien aus der Deutschschweiz Berücksichtigung ich nutze, meistens vertrauen.“ Die Antwortkatego- fanden. Tabelle 1 gibt einen Überblick, um welche rien reichten von 1=stimme überhaupt nicht zu bis Nachrichtenmedien in den drei Ländern es sich han- 5=stimme voll und ganz zu. Zusätzlich wurde der delt. Differenzwert zwischen diesen beiden Items be- rechnet (b-a), der für die vorliegende Fragestellung Die verschiedenen angebots- und nutzungsbezoge- Angebots- und besonders relevant erscheint: Höhere positive Werte nen Indikatoren für die jeweiligen Nachrichtenme- nutzungsbezogene zeigen an, dass den selbst genutzten Medien deut- dien werden in den Tabellen 2 (Deutschland), 3 (Ös- Qualitätsindikatoren lich mehr Vertrauen geschenkt wird als Medien im terreich) und 4 (Schweiz) dargestellt. Im Hinblick auf in den drei Ländern Allgemeinen. die Reichweite (in den Tabellen in Spalte N1) stehen in allen drei Ländern öffentlich-rechtliche Fernseh- Einbezogene Da es das Ziel sowohl der Inhaltsanalyse im Projekt nachrichten an erster Stelle, schon auf dem zweiten Nachrichtenmedien „Media Perfomance and Democracy“ als auch des Platz zeigen sich aber Unterschiede: Während dies in Reuters Institute Digital News Survey (RDNS) ist, in Deutschland mit der Nachrichtensendung „RTL Ak- den untersuchten Ländern jeweils die wichtigsten tuell“ ein privater Fernsehanbieter ist, handelt es sich Nachrichtenanbieter zu erfassen, überlappen sich in Österreich um das öffentlich-rechtliche Onlinean- die in den beiden Studien untersuchten Medien. Bei gebot und in der Schweiz um eine Gratiszeitung. der Anlage der RDNS-Befragung im Jahr 2019 konnte zudem erreicht werden, dass gezielt einige Ein anderes Bild zeigt sich, wenn man die Publika der in der Inhaltsanalyse enthaltenen Nachrichten- der verschiedenen Nachrichtenmedien mit Blick auf medien auch in der Nutzungsbefragung erfasst wur- ihr Nachrichteninteresse vergleicht (N2). Besonders
Uwe Hasebrink/Maren Beaufort/Franziska Oehmer-Pedrazzi Media 456 Perspektiven 9/2021 Tabelle 2 Angebots- und nutzungsbezogene Qualitätsindikatoren von Nachrichtenmedien in Deutschland Nutzungsbezogene Indikatoren Angebotsbezogene Indikatoren N1 N2 N3 N4 N5 A1 A2 A3 A4 A5 Vertrauen Unpartei- Sachlich- Themen Medium Reichweite Interesse Allg. Genutzt N4-N3 Relevanz Vielfalt lichkeit keit -orientierung Tagesschau 48 79 56 69 14 73 0,85 0,12 0,13 -0,02 RTL aktuell 29 73 53 61 8 68 0,78 -0,13 0,00 -0,47 SZ 5 88 47 62 15 66 0,88 -0,06 -0,01 0,01 FAZ 4 89 44 64 20 74 0,90 -0,03 0,07 0,11 Rhein. Post 2 67 46 53 8 72 0,84 0,16 0,26 -0,24 BILD 11 74 48 56 8 52 0,83 -0,21 -0,51 -0,68 Spiegel 9 86 5 66 11 57 0,80 -0,51 -0,42 0,22 ZEIT 5 83 42 60 17 62 0,76 -1,55 -0,77 0,62 tagesschau.de 13 86 49 67 18 67 0,83 0,31 0,24 0,23 faz.net 5 85 36 67 31 67 0,83 0,14 0,04 0,08 bild.de 13 79 47 59 12 57 0,80 -0,11 -0,32 -0,20 spiegel.de 18 83 49 69 20 66 0,85 0,03 -0,05 0,15 t-online.de 15 79 47 65 18 59 0,74 0,13 0,01 0,03 Datenbasis: (N) Reuters Institute Digital News Survey 2019, Sample für Deutschland (n=2.022); (A) Projekt „Media Performance and Democracy“ N1: Personen, die das betreffende Nachrichtenmedium in der letzten Woche genutzt haben (in %). N2: Personen im Publikum des Mediums, die angeben, „äußerst“ oder „sehr“ an Nachrichten interessiert zu sein (in %). N3: Personen im Publikum des Mediums, die der Aussage „Ich glaube, man kann dem Großteil der Nachrichten meist vertrauen“ „voll und ganz“ oder „eher“ zustimmen (in %). N4: Personen im Publikum des Mediums, die der Aussage „Ich glaube, ich kann dem Großteil der Nachrichten, die ich nutze, meistens vertrauen“ „voll und ganz“ oder „eher“ zustimmen (in %). N5: Differenzwert aus N4-N3 (in Prozentpunkten): Höhere positive Werte zeigen an, dass die Personen im Publikum des Mediums den selbst genutzten Medien deutlich mehr Vertrauen schenken als den Medien im Allgemeinen. A1: Beiträge mit Bezug zur gesamtgesellschaftlichen Ebene (in %). A2: Themenvielfalt über neun Themenkategorien, Shannon’s H. A3: Anteil der Beiträge mit unparteilicher Berichterstattung, z-standardisiert. A4: Anteil der Beiträge mit sachlicher Berichterstattung, z-standardisiert. A5: Summenindex aus vier Teilindikatoren (Kontext, Bewertungen, Gründe und Folgen), z-standardisiert. Quellen: Reuters Institute Digital News Survey 2019, Projekt „Media Performance and Democracy“. interessierte Publika weisen in Deutschland und Ös- Schweiz die beiden Tageszeitungen NZZ und Tages- terreich die beiden im Sample vertretenen überre- Anzeiger die vertrauensvollsten Publika haben. gionalen Tageszeitungen auf (FAZ und SZ in Deutsch- land, Die Presse und Der Standard in Österreich), in Die Differenz zwischen dem Vertrauen in die Medien der Schweiz führt die Wochenzeitung Weltwoche vor allgemein und dem Vertrauen in die selbst genutzten der überregionalen Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Medien (N5) wird hier als Indikator für die besondere Vertrauenswürdigkeit der selbst genutzten Medien In puncto Vertrauen Betrachtet man das Vertrauen, das die Publika den und damit als besonders aussagekräftiger Qualitäts- haben die Öffentlich- Nachrichtenmedien im Allgemeinen entgegenbrin- indikator betrachtet. (35) Dieser Wert ist in Deutsch- Rechtlichen gen (N3), liegen in allen drei Ländern die jeweili- land vor allem bei den Onlinenachrichten von faz.net die Nase vorn gen öffentlich-rechtlichen Fernsehnachrichten vorn, stark ausgeprägt; mit einigem Abstand folgen spie- in Deutschland folgt das Nachrichtenmagazin Der gel.de, die FAZ, tagesschau.de, t-online.de und die Spiegel, in Österreich die Boulevardzeitung Kronen ZEIT. In Österreich ist das spezifische Vertrauen am Zeitung und in der Schweiz der Tages-Anzeiger. Wird höchsten bei Der Standard, standard.at, und Die dieselbe Frage konkret für die Medien gestellt, die Presse. In der Schweiz ist dieser Indikator mit Ab- die Befragten selbst nutzen (N4), zeigen sich leichte stand am höchsten beim Publikum der NZZ, es folgt Verschiebungen: In Deutschland und Österreich wei- die Wochenzeitung. sen die Publika der öffentlich-rechtlichen Fernseh- nachrichten auch hier die höchsten Vertrauenswerte Insgesamt zeigen sich über die Länder hinweg ähn- Ähnliche Muster bei auf – in beiden Ländern folgt mit spiegel.de bzw. liche Muster im Hinblick auf die Medientypen. Die den Medientypen standard.at ein Onlineangebot –, während in der Publika öffentlich-rechtlicher Fernsehnachrichten
Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich Media Perspektiven 457 9/2021 Tabelle 3 Angebots- und Nutzungsbezogene Qualitätsindikatoren von Nachrichtenmedien in Österreich Nutzungsbezogene Indikatoren Angebotsbezogene Indikatoren N1 N2 N3 N4 N5 A1 A2 A3 A4 A5 Vertrauen Unpartei- Sachlich- Themen Medium Reichweite Interesse Allg. Genutzt N4-N3 Relevanz Vielfalt lichkeit keit -orientierung ORF 2 (ZiB 2) 46 74 48 60 13 70 0,92 0,09 0,42 -0,01 Die Presse 8 83 33 55 22 62 0,88 0,03 0,17 0,03 Der Standard 11 79 32 55 23 50 0,91 0,16 0,26 0,36 Kleine Zeitung 15 73 42 55 13 60 0,90 0,05 0,14 -0,20 Kronen Zeitung 37 69 45 54 9 56 0,90 -0,33 -0,10 -0,36 Heute 20 71 42 51 9 55 0,76 -0,07 -0,06 -0,46 orf.at 34 77 43 57 14 67 0,89 0,40 0,35 0,16 derstandard.at 13 79 36 59 23 59 0,88 0,19 0,11 0,22 krone.at 25 74 42 55 14 54 0,91 -0,09 -0,39 0,14 gmx.at 17 67 39 53 14 59 0,87 0,05 0,17 0,21 Datenbasis: (N) Reuters Institute Digital News Survey 2019, Sample für Österreich (n=2 010); (A) Projekt „Media Performance and Democracy“. Erläuterungen zu den Werten in den Spalten siehe Tabelle 2. Quellen: Reuters Institute Digital News Survey 2019, Projekt „Media Performance and Democracy“. Tabelle 4 Angebots- und Nutzungsbezogene Qualitätsindikatoren von Nachrichtenmedien in der Schweiz Nutzungsbezogene Indikatoren Angebotsbezogene Indikatoren N1 N2 N3 N4 N5 A1 A2 A3 A4 A5 Vertrauen Unpartei- Sachlich- Themen- Reichweite Interesse Allg. Genutzt N4-N3 Relevanz Vielfalt lichkeit keit orientierung SRF News 48 70 54 64 10 84 0,91 0,37 0,27 0,25 Tages-Anzeiger 13 75 56 65 9 81 0,88 0,11 -0,16 0,17 NZZ 7 79 48 70 22 80 0,92 -0,15 0,39 0,15 Aargauer Zeitung 6 77 48 49 1 68 0,88 0,20 -0,13 -0,50 Blick 22 71 44 54 10 69 0,86 -0,72 -1,03 -0,34 20 Minuten 52 64 47 55 8 88 0,84 0,42 0,30 -0,83 Weltwoche 3 89 46 54 8 66 0,95 -2,43 -1,49 -0,44 Wochenzeitung 3 78 45 62 17 81 0,87 -1,24 -0,48 0,64 srf.ch 22 73 54 63 9 83 0,90 0,34 0,23 -0,05 nzz.ch 9 74 51 64 13 86 0,94 0,04 0,25 0,43 blick.ch 28 72 50 59 9 73 0,87 -0,46 -0,93 -0,35 Watson.ch 16 76 50 59 9 80 0,89 0,10 -0,05 -0,24 Bluewin 22 73 50 58 8 81 0,87 0,45 0,37 -0,43 Datenbasis: (N) Reuters Institute Digital News Survey 2019, Sample für die Schweiz (n=2 002); (A) Projekt „Media Performance and Democracy“. Erläuterungen zu den Werten in den Spalten siehe Tabelle 2. Quellen: Reuters Institute Digital News Survey 2019, Projekt „Media Performance and Democracy“. sind in allen drei Ländern durch hohe Reichweiten Der Blick auf die angebotsbezogenen Indikatoren Überregionale Tages- sowie ein hohes Vertrauen in die Medien allgemein zeigt für die Relevanz, dass in allen drei Ländern zeitung punktet in und in die genutzten Medien gekennzeichnet. Die eine überregionale Zeitung zu den Medien mit der allen drei Ländern Publika überregionaler Tageszeitungen sind durch größten Aufmerksamkeit für gesamtgesellschaftli- bei Relevanz und vergleichsweise niedrige Reichweiten, ein hohes che Themen an der Spitze gehört, in Deutschland Themenvielfalt Nachrichteninteresse und ein hohes Vertrauen spe- und Österreich sind dies außerdem die öffentlich- ziell in die genutzten Medien gekennzeichnet. Ähn- rechtlichen Fernsehnachrichten, in der Schweiz, et- liche Befunde ergeben sich für die Onlineableger was überraschend, die Gratiszeitung 20 Minuten. dieser Angebote. Boulevard- und Gratiszeitungen so- Ansonsten sind es in allen drei Ländern Boulevard- wie private Fernsehanbieter erzielen mit ihren Nach- und Gratiszeitungen, die bei diesem Indikator die richten hohe Reichweiten, vor allem bei weniger in- niedrigsten Werte erreichen. teressierten Nutzerinnen und Nutzern, die vergleichs- weise wenig Vertrauen in die Medien haben, auch in Der Indikator Themenvielfalt weist insgesamt nur die, die sie selbst nutzen. relativ wenig Varianz auf, die verschiedenen Medien
Uwe Hasebrink/Maren Beaufort/Franziska Oehmer-Pedrazzi Media 458 Perspektiven 9/2021 Tabelle 5 Zusammenhänge zwischen nutzungs- und angebotsbezogenen Indikatoren (nur signifikante Korrelationen) A1 A2 A3 A4 A5 Unpartei- Themen- Relevanz Vielfalt lichkeit Sachlichkeit orientierung DE AT CH DE AT CH DE AT CH DE AT CH DE AT CH N1 Reichweite N2 Interesse (.32) .67 .74 .67 N3 Vertrauen allgemein .58 N4 Vertrauen in genutzte Medien .64 .66 .74 N5 spezifisches Vertrauen in genutzte Medien (N4-N3) .56 .73 Datenbasis: (N) Reuters Institute Digital News Survey 2019, Samples für die drei Länder (jeweils n = 2 000); (A) Projekt „Media Performance and Democracy“. Basis für die Korrelationen (Zahl der Nachrichtenmedien): DE n=13, AT n=10, CH n=13. Quellen: Reuters Institute Digital News Survey 2019, Projekt „Media Performance and Democracy“. unterscheiden sich nur wenig. Dennoch zeichnet sich bzw. in Österreich des Standard. Am wenigsten Ein- ab, dass die überregionalen Zeitungen die größte ordnung erfolgt jeweils in Boulevard- und Gratiszei- Themenvielfalt anbieten, während dieser Indikator tungen, privaten Fernsehnachrichten und – im Falle bei Gratis- und Boulevardzeitungen eher gering aus- der Schweiz – bei Online-Serviceanbietern. geprägt ist; in Deutschland zeigt sich die Besonder- heit, dass hier die Nachrichten von t-online.de und Die hier ausgewählten angebotsbezogenen Quali- Qualität von Die ZEIT die geringste thematische Vielfalt aufwei- tätskriterien führen vor Augen, dass Qualität kein Nachrichtenmedien sen. eindimensionales Konzept ist. Noch am ehesten in erweist sich als Österreich lässt sich beobachten, dass bei fast allen mehrdimensionales Unparteilich Unparteilichkeit ist den Befunden zufolge ein Cha- Kriterien dieselben Medien eher hohe Werte – die Konzept b erichten am rakteristikum öffentlich-rechtlicher Fernsehnachrich- Angebote des ORF – oder niedrige Werte aufweisen ehesten die Öffent- ten, in allen drei Ländern erreichen sie in dieser Hin- – die Boulevard- und Gratismedien. In den beiden lich-Rechtlichen sicht einen der höchsten Werte. Interessanterweise anderen Ländern ist das Bild uneinheitlicher. In erweisen sich sowohl in Deutschland mit t-online.de Deutschland findet sich zwar auch das Angebot der als auch in der Schweiz mit bluewin.ch Online-Ser- „Tagesschau“ bei vier der fünf Kriterien an der Spit- viceanbieter als besonders unparteilich. Sie versu- ze und umgekehrt BILD dreimal am Ende der Skala; chen so möglicherweise, ihr heterogenes Publikum das Beispiel der ZEIT, die in Sachen Themenorientie- nicht durch einseitigere Informationen und Perspek- rung am besten abschneidet, aber sowohl bei der tiven abzuschrecken und damit ihr Kerngeschäft zu Vielfalt als auch bei Parteilichkeit und Sachlichkeit gefährden. am schlechtesten, weist darauf hin, dass in den un- tersuchten Nachrichtenmedien unterschiedliche Qua- Uneinheitliches Bild Uneinheitlich fällt das Bild im Hinblick auf die Sach- litätsprofile zu beobachten sind, im Rahmen derer die beim Kriterium der lichkeit der Nachrichtenberichterstattung aus. In Ös- verschiedenen Kriterien in unterschiedlicher Weise Sachlichkeit terreich stehen sich die öffentlich-rechtlichen Fern- kombiniert werden. seh- und Onlinenachrichten mit der höchsten Sach- lichkeit und die Print- und Onlinenachrichten der Nachdem die nutzungs- und angebotsbezogenen In- Kronen Zeitung mit der geringsten Sachlichkeit ge- dikatoren getrennt voneinander über die drei Länder genüber. Boulevardangebote finden sich auch in den hinweg vorgestellt wurden, sollen sie im letzten anderen beiden Ländern am emotionalisierenden Schritt zusammengeführt werden. Die Frage lautet: Pol, in diesen beiden Ländern aber findet sich dort Wie hängen nutzungs- und angebotsbezogene Qua- jeweils auch eine Wochenzeitung, die Weltwoche (CH) litätsindikatoren zusammen? Für die Auswertung und Die ZEIT (D). berechneten wir für jedes Land getrennt die Korrela- tion zwischen den nutzungsbezogenen Indikatoren Die Themenorientierung schließlich, also die Einord- einerseits und den angebotsbezogenen Indikatoren nung der aktuellen Nachrichten in größere Zusam- andererseits. Aufgrund der geringen Fallzahlen (in menhänge, ist ein besonderes Merkmal einerseits Deutschland und der Schweiz jeweils 13 Medien, in von Wochenzeitungen – die gleichnamige Wochen- Österreich 10) können nur sehr hohe Korrelationen zeitung in der Schweiz, Die ZEIT in Deutschland –, im statistischen Sinne als signifikant angesehen wer- andererseits von öffentlich-rechtlichen Angeboten den. Tabelle 5 zeigt im Überblick, welche der Indika-
Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich Media Perspektiven 459 9/2021 toren in welchem Land signifikant (p < .05, zwei- sowohl aus Angebots- als auch aus Nutzungspers- seitig) miteinander zusammenhängen. pektive. (36) Zusammenhang In allen drei Ländern zeigt sich ein starker, signifi- Zudem liefern die Befunde auch erste Erkenntnisse Charakteristische zwischen Themen kanter Zusammenhang zwischen der Themenorien- zur Bedeutung des Medientyps als Dispositiv für die Qualitätsprofile ver- orientierung und tierung der Nachrichtenmedien und dem Vertrauen Qualität der Nachrichtenkommunikation: So zeigen schiedener Medien- Vertrauen in die genutzten Medien (Schweiz) bzw. der Diffe- sich – wenngleich mit einigen länderspezifischen typen renz zwischen dem Vertrauen in die selbst genutzten Ausnahmen – charakteristische Qualitätsprofile etwa Medien und dem Vertrauen in die Medien im Allge- für Boulevard- und Gratismedien, für Public-Service- meinen (Deutschland und Österreich). Diese über- Anbieter, für überregionale Tageszeitungen und für einstimmenden Befunde sind ein starker Hinweis Wochenzeitungen. Auch in digitalen Medienumge- darauf, dass die Publika von Medien, die sich um die bungen mit ihren starken crossmedialen Überlappun- Einordnung von Nachrichten in einen thematischen gen erfüllen also die verschiedenen Medientypen Zusammenhang bemühen, diesen Medien besonde- nach wie vor spezifische Funktionen für die Informa- res Vertrauen entgegenbringen. Das Forschungsde- tion über das politische Geschehen. sign erlaubt keine Aussagen dazu, ob die Art der Berichterstattung zu diesem größeren Vertrauen führt Die beobachteten signifikanten Korrelationen zwi- Nutzungs- und oder ob das größere spezifische Vertrauen in die be- schen nutzungs- und angebotsbezogenen Indikato- angebotsbezogene treffenden Medien die Nutzerinnen und Nutzer moti- ren können zum einen als Validierung der jeweiligen Indikatoren bedingen viert, eben diese Medien zu nutzen. Der Befund für Messungen angesehen werden. Sie weisen zum sich gegenseitig Deutschland, dass auch das Interesse an Nachrich- anderen den Weg zu einer intensiveren Auseinan- ten mit der Themenorientierung zusammenhängt, dersetzung mit der Verschränkung des kommunika- legt nahe, dass sich diejenigen, die besonders nach- tiven Potenzials von Nachrichtenangeboten und den richteninteressiert sind, gezielt solchen Medien zu- kommunikativen Funktionen, die die Nutzerinnen und wenden, in denen sie einordnende Informationen mit Nutzer mit diesem Potenzial realisieren. Der in allen Hintergründen erwarten können. drei Ländern beobachtete starke Zusammenhang zwischen der thematischen Einordnung von Nach- In der Schweiz (sowie tendenziell, aber nicht signi- richten und dem Vertrauen in die entsprechenden fikant, in Deutschland) hängt das Nachrichteninter- Medien stellt dazu bereits einen wichtigen Ausgangs- esse auch mit der Angebotsvielfalt zusammen – punkt dar. Nachrichtenmedien mit größerer thematischer Viel- falt erreichen also ein nachrichteninteressierteres Publikum. In Österreich geht die thematische Viel- Anmerkungen: falt, so wie auch die Relevanz der Angebote, eher mit 1) Vgl. Seethaler, Josef: Medienqualität: Anspruch und einem höheren Vertrauen in die selbst genutzten Me- Wirklichkeit – die österreichische Situation. In: Berka, dien einher. Walter/Christoph Grabenwarter/Michael Holoubek (Hrsg.): Qualitätssicherung im Rundfunk und in den Online-Medien. Wien 2006, S. 21-40. Unparteilichkeit spielt besonders in der Schweiz 2) Vgl. Jandura, Olaf/Katja Friedrich: The quality of political eine besondere Rolle: Die Publika unparteilich be- media coverage. In: Reinemann, Carsten (Hrsg.): Political Communication. Berlin 2014, S. 351-373; Seethaler, richtender Medien haben ein besonders hohes Nach- Josef: Qualität des tagesaktuellen Informationsangebots richteninteresse und ebenso ein hohes Vertrauen in in den österreichischen Medien. Eine crossmediale die Nachrichten im Allgemeinen. Untersuchung. Wien 2015; Weiß, Ralph/Melanie Magin/ Uwe Hasebrink/Olaf Jandura/Josef Seethaler/Birgit Stark: Publizistische Qualität im medialen Wandel – eine Abschließend sei betont, dass sich in keinem Land normativ begründete Standortbestimmung. In: Werner, auch nur ein signifikanter Zusammenhang zwischen Petra/Lars Rinsdorf/Thomas Pleil/Klaus-Dieter Altmep- pen (Hrsg.): Verantwortung – Gerechtigkeit – Öffentlich- den angebotsbezogenen Merkmalen und der Reich- keit. Normativität in den Medien und in der Kommunika- weite der Angebote feststellen ließ. tionswissenschaft. Konstanz 2016, S. 27-49 sowie der Beitrag von Birgit Stark und anderen in diesem Heft. 3) Die beteiligten Institute und Personen finden sich auf der Fazit Homepage des Projektes https://mediaperformance.uni- Qualität ist Die hier vorgenommene Zusammenführung nut- mainz.de/. Das grenzüberschreitende Projekt wird unter mehrdimensionales zungs- und angebotsbezogener Kriterien für die dem D-A-CH Lead Agency Verfahren gefördert, das heißt die Finanzierung erfolgt in Deutschland über die Deutsche Konzept Qualität von Nachrichten unterstreicht im Ergebnis, Forschungsgemeinschaft (DFG) (323375807), in der dass Qualität ein mehrdimensionales Konzept ist: Schweiz über den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) Es gibt für Nachrichtenmedien verschiedene Wege, (170784) und in Österreich über den Wissenschafts- fonds (FWF) (I 3155). kommunikative Funktionen zu erfüllen und sich ent- 4) Vgl. Beaufort, Maren: Medien in der Demokratie – sprechend als qualitätsvoll zu erweisen. In dieselbe Demokratie in den Medien. Ein demokratietheoretisch Richtung geht die Argumentation, dass sich aus fundierter Ansatz zur Erforschung der demokratischen Qualität von Medienrepertoires unterschiedlicher verschiedenen Konzeptionen von Demokratie unter- Nutzungsklassen, dargelegt am Beispiel einer zeitver- schiedliche Qualitätskriterien für Medien ergeben – gleichenden Analyse des politischen Informations
Uwe Hasebrink/Maren Beaufort/Franziska Oehmer-Pedrazzi Media 460 Perspektiven 9/2021 angebots in den österreichischen Medien. Dissertation, 17) Vgl. Webster, James G./Patricia F. Phalen/Lawrence W. Universität Hamburg 2020; Hasebrink, Uwe: Giving the Lichty: Ratings analysis: Theory and practice. Mahwah, audience a voice: The role of research in making media New Jersey 2005. regulation more responsive to the needs of the audience. 18) Vgl. Ruggiero, Thomas E.: Uses and gratifications theory In: Journal of Information Policy 1/2011, S. 321-336; in the 21st century. In: Mass Communication and Society3, Serong, Julia: Medienqualität und Publikum: Zur Entwick- 1/2000, S. 3-37 sowie den Beitrag von Uli Gleich zum lung einer integrativen Qualitätsforschung. Köln 2017. Uses-and-Gratifications-Ansatz in diesem Heft. 5) Vgl. Wurff, Richard van der/Klaus Schoenbach: Civic and 19) Vgl. Potter, W. James: Conceptualizing Mass Media Effect. citizen demands of news media and journalists: In: Journal of Communication 61, 5/2011, S. 896-915. What does the audience expect from good journalism? 20) Vgl. Ytre-Arne, Brita/Hallvard Moe: Approximately In: Journalism & Mass Communication Quarterly 91, informed, occasionally monitorial? Reconsidering 3/2014, S. 433-451. normative citizen ideals. In: The International Journal of 6) Vgl. Arlt, Dorothee:Who trusts the news media? Exploring Press/Politics 23, 2/2018, S. 227-246. the factors shaping trust in the news media in German- 21) Vgl. Beaufort (Anm. 4). speaking Switzerland. In: Studies in Communication 22) Vgl. z. B. Morley, David: The ‘Nationwide’ audience: Sciences 18, 2/2019, S. 231-245; Jackob, Nikolaus/ structure and decoding. London 1980; McQuail, Denis/ Tanjev Schultz/Ilka Jakobs/Marc Ziegele/Oliver Quiring/ Mark Deuze: McQuail‘s Media and Mass Communication Christian Schemer: Medienvertrauen im Zeitalter der Theory, 7. Aufl., London 2020. Polarisierung. Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 23) Thomass, Barbara/Hallvard Moe/Leend’Haenens: 2018. In: Media Perspektiven 5/2019, S. 210-220. Renewing the public service media remit. In: Trappel, 7) Vgl. Kim, Jooyoung/Tae Hyun Baek/Hugh J. Martin: Josef/Jeannette Steemers/BarbaraThomass (Hrsg.): Dimensions of news media brand personality. European media in crisis – values, risks and policies. In: Journalism & Mass Communication Quarterly 87, New York 2015, S. 182-199. 1/2010, S. 117-134. 24) Vgl. Taneja, Harsh/Utsav Mamoria: Measuring media use 8) Vgl. Urban, Juliane/Wolfgang Schweiger: News quality across platforms: evolving audience information systems. from the recipients' perspective. Investigating recipients' In: International Journal on Media Management 14, ability to judge the normative quality of news. 2/2012, S. 121-140. In: Journalism Studies 15, 6/2014, S. 821-840. 25) Vgl. Newman, Nic/Richard Fletcher/Antonis Kalogero- 9) Siehe dazu den Beitrag von Stark und anderen in diesem poulos/Rasmus Kleis Nielsen: Reuters Institute Digital Heft. News Report 2019. Oxford 2019. 10) Vgl. dazu Hasebrink, Uwe/Sascha Hölig: Audience-based 26) Vgl. Schulz, Anne/David Levy/Rasmus Kleis Nielsen: indicators for news media performance: A conceptual Old, educated, and politically diverse: The audience of framework and findings from Germany. In: Media and public service news. Oxford 2019. Communication 8, 3/2020, S. 293-303 (DOI: 10.17645/ 27) Vgl. Hasebrink/Hölig (Anm. 10). mac.v8i3.3191). 28) Vgl. Ruggiero sowie Gleich (Anm. 18). 11) Vgl. z. B. Schatz, Heribert/Winfried Schulz: Qualität von 29) Vgl. Edgerly, Stephanie/Emily K. Vraga: Deciding what’s Fernsehprogrammen. Kriterien und Methoden zur Beur- news: news-ness as an audience concept for the hybrid teilung der Programmqualität im dualen Fernsehsystem. media environment. Journalism & Mass Communication In: Media Perspektiven 11/1992, S. 690-712; McQuail, Quarterly 97, 2/2020, S. 416-434. Denis: Media performance: Mass communication and the 30) Vgl. z. B. Schulz u.a. (Anm. 26). public interest. London 1992; Weiß und andere (Anm. 2). 31) Vgl. Potter (Anm. 19). 12) Siehe hierzu auch ausführlicher den Beitrag von Stark 32) Vgl. Engelke, Katherine M./Valerie Hase/Florian Wintterlin: und anderen in diesem Heft. On measuring trust and distrust in journalism: Reflection 13) Vgl. Reinemann, Carsten/James Stanyer/Sebastian of the status quo and suggestions for the road ahead. In: Scherr/Guido Legnante: Hard and soft news: A review Journal of Trust Research 9, 1/2019, S. 66-86; Jackob, of concepts, operationalizations and key findings. Nikolaus/Tanjev Schultz/Ilka Jakobs/Marc Ziegele/ Oliver In: Journalism 13, 2/2012, S. 221-239; Christians, Quiring/Christian Schemer: Medienvertrauen im Zeitalter Clifford G./Theodore L. Glasser/Denis McQuail/Kaarle der Polarisierung. In: Media Perspektiven 5/2019, Nordenstreng/Robert A. White: Normative Theories of S. 210-220; Prochazka, Fabian: Vertrauen in Journalismus the Media: Journalism in Democratic Societies. Urbana/ unter Online-Bedingungen: Zum Einfluss von Personen- Chicago 2009. merkmalen, Qualitätswahrnehmungen und Nachrichten- 14) Vgl. hierzu auch Napoli, Philip/Nancy Gillis: Media nutzung. Wiesbaden 2020; Strömbäck, Jesper/Yariv Ownership and the Diversity Index: Outlining a Social Tsfati/Hajo Boomgaarden/Alyt Damstra/Elina Lindgren/ Science Research Agenda (McGannon Center Working Rens Vliegenhart/Torun Lindholm: News Media Trust and Paper Series No. 5). New York 2008; Hoof, Anita van/ its Impact on Media Use: Toward a Framework for Future Carina Jacobi/Nel Ruigrok/Wouter van Atteveldt: Diverse Research. In: Annals of the International Communication politics, diverse news coverage? A longitudinal study of Association 44, 2/2020, S. 139-156. diversity in Dutch political news during two decades of 33) Die ursprünglich 31 codierten Themenkategorien wurden election campaigns. In: European Journal of Communi- für diese Auswertung zu sechs Hauptthemen der Politik- cation 29, 6/2014, S. 668-686. berichterstattung verdichtet („Metathemen der Politik“, 15) Vgl. hierzu ebenfalls Reinemann u.a. (Anm. 13); Porto, „Innere Ordnung des politischen Gemeinwesens“, Mauro P.: Frame diversity and citizen competence: „Politische Gestaltung des Wirtschaftlichen“, „Politische Towards a critical approach to news quality. In: Gestaltung des Sozialen“, „Politische Gestaltung des Critical Studies in Media Communication 24, 4/2007, Kulturellen“, „Äußere Beziehungen der Gesellschaft“), S. 303-321. auf deren Basis dann die Vielfalt berechnet wurde. 16) Vgl. McQuail (Anm. 11); Beaufort (Anm. 4); Beaufort, 34) Vgl. Newman, Nic/Richard Fletcher/Antonis Kalogero- Maren/Josef Seethaler: Von kollektiver zu konnektiver poulos/Rasmus Kleis Nielsen: Reuters Institute Digital Logik? Mediennutzung und politisch-gesellschaftliche News Report 2019. Oxford 2019; Hölig, Sascha/Uwe Beteiligung im Zeit- und Ländervergleich. In: Eisenegger, Hasebrink: Reuters Institute Digital News Survey 2019 – Mark/Roger Blum/Patrik Ettinger/Marlies Prinzing Ergebnisse für Deutschland. Hamburg 2019. (Hrsg.): Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit: 35) Vgl. Strömbäck u.a. (Anm. 32). Historische Verortung, Modelle und Konsequenzen. 36) Vgl. Beaufort (Anm. 4). Wiesbaden 2020, S. 387-408.
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