Patient im Fokus Investitionschancen in das digitale Gesundheitswesen - Digital Health
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Chancen durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen Der weltweite Gesundheitsmarkt wird in den kommenden gabe. Allein im Jahr 2017 flossen weltweit mehr als 9,5 Milli- Jahren kräftig wachsen und gleichzeitig eine einzigartige arden Euro Wagniskapital in Start-ups aus dem Bereich Digi- Transformation erleben. In der vorliegenden Analyse beleuch- tal Health.2 Und doch haben es nur wenige Gründer geschafft, tet Porsche Consulting die zugrundeliegenden Dynamiken erfolgreiche Geschäftsmodelle aufzubauen und sich im Markt und Bedarfe entlang der Wertschöpfungskette. Zusätzlich zu etablieren – von einer grundlegenden Transformation der werden die Chancen aufgezeigt, die sich dabei für Patienten, Branche ganz zu schweigen. Der Gesundheitssektor – und Krankenhäuser, Versicherungen und allen voran etablierten speziell das deutsche Gesundheitswesen – unterliegt einer Unternehmen aus der Pharmaindustrie und Medizintech- strengen Regulierung mit hohen Zulassungshürden. Erfolgrei- nik ergeben. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Chancen im che Unternehmen denken ihre digitalen Angebote konsequent B2C-Bereich. von den Bedürfnissen der Patienten und Kunden her, auch wenn sie durch die spezielle Struktur des Marktes oftmals Diverse Organisationen im Gesundheitswesen haben bereits keinen direkten Zugang zu ihnen haben. Die Ausgangssitua- begonnen, die digitale Transformation zu nutzen und mittels tion: Gemäß der neuesten Studie der Bertelsmann Stiftung, spezifischer Initiativen und Partnerschaften einen Wachs- hinkt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hin- tumskurs einzuschlagen. Die Bereiche Medizintechnik und terher. Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz des Digital- Pharma könnten im Jahr 2022 zusammen ein globales Markt- Health-Index 2018. volumen von 1,4 Billionen Euro erreichen. Sie wachsen nach aktuellen Prognosen mit einer jährlichen Rate von über fünf Ein positives Beispiel ist das Berliner Start-up Lindera, das Prozent (Medizintechnik) bzw. 6,5 Prozent (Pharma)1. Indes- eine Smartphone-App entwickelt hat, mit der Ärzte, Pfle- sen haben aber auch internationale Tech-Unternehmen die gekräfte und Angehörige Pflegebedürftige beim Gehen fil- Chancen erkannt und dringen in den Gesundheitssektor vor. men können. Ein KI-System im Hintergrund analysiert die Prominentes Beispiel ist die Google-Konzernmutter Alpha- Bewegungen der Patienten und errechnet, welche Muskeln bet. Erst kürzlich hat sie David Feinberg als neuen CEO für gestärkt werden müssen, um Stürze der Patienten zu verhin- die Gesundheitssparte des Unternehmens vorgestellt und in dern. Die Nutzer der App sind die Krankenkasse AOK Nordost, dem Zuge auch die Eingliederung der auf Künstliche Intelli- die Caritas, die Malteser sowie eine österreichische Klinik- genz (KI) spezialisierten Tochter DeepMind Health bekannt kette. gegeben. Diese arbeitet bereits im großen Rahmen mit dem britischen National Health Service zusammen – mit dem Ziel, Start-ups wie Lindera sind oftmals der Taktgeber für Inno- einen KI-gestützten Assistenten für Pflegedienste und Ärzte vationen. Die vorliegende Analyse von Porsche Consulting zu entwickeln. zeigt für Deutschland auf, welche Chancen für die Akteure des Gesundheitswesens wie Unternehmen aus Pharma und In Anbetracht der wirtschaftlichen Potenziale und der Werte der Medizintechnik sowie Versicherer im digitalen Gesund- digitaler Produkte und Services, sollten bereits viele digitale heitsmarkt liegen und wie diese genutzt werden können. Die Angebote im Gesundheitswesen verfügbar sein. Das Gegen- Impulse aus der vorliegenden Analyse sollen den Akteuren des teil ist jedoch der Fall. Skalierbare digitale Geschäftsmodelle Gesundheitswesens in Deutschland helfen, ihre Investitionen im Gesundheitswesen zu identifizieren, ist keine leichte Auf- am Bedarf des Patienten auszurichten. 1 Schätzungen, Pharma + MedTech World Preview 2017, Outlook to 2022 | 2 Start-up Health Pitchbook, 2017 Porsche Consulting | Patient im Fokus 02
Porsche Consulting fragt: Mit welchen Ideen sollten sich Start-ups im Gesundheitswesen beschäftigen, um erfolgreich zu sein? Dr. med. Fried-Michael Dahlweid Priv.-Doz. Dr. med. Dominik Pförringer Ekaterina Alipiev PhD, MBA, Direktor Technologie & Innovation, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klini- Team Lead Healthcare Hub Berlin, Pfizer Pharma Insel Gruppe AG, Inselspital, Universitätsspital Bern kum rechts der Isar, TU München, Co-Vorsitzender GmbH, Gründerin und Advisor bei Jourvie, der AG Digitalisierung der DGOU Forbes 30 under 30 AI in der Medizin erfährt einen Hype. Digitalisierung erscheint ebenso Zur Verbesserung der Patientenver- Für Start-ups sind drei Elemente omni-präsent wie Medizin. Die Kon- sorgung haben Plattformen großes entscheidend: Tragfähiges Geschäfts- vergenz beider, die Digitalisierung der Potenzial. Statt Insellösungen sind modell, kuratierte Daten im Kontext Medizin wird die Kunst des Heilens systemische Lösungen gefragt, welche klinischer Diagnose- und Behandlungs- grundlegend verändern und – sofern die Akteure des Gesundheitswesens – strategien für das Training der Machine intelligent orchestriert – die vorhande- Patienten, Start-ups, pharmazeutische (Deep)-Learning-Algorithmen sowie nen Ressourcen neu und im Sinne der Unternehmen, etc. – zusammen- validierbare Studienprotokolle. Hauptperson, des Patienten, allokieren. bringen. Oftmals ist eine Integration in bestehende Plattformen nutzen- stiftender als eine singuläre Lösung. Dr. biol. hum. Elke Frank (MA) Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Schönberg Prof. Dr. med. Mathias Goyen Kaufmännische Direktorin, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie und Chief Medical Officer Europe, GE Healthcare Klinikum rechts der Isar, TU München Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mannheim Mit der Digitalisierung wird eine weitere Der Fokus auf medizinische Plattform- E-Health Start-ups sollten sich ver- psychische Belastung und damit eine ökosysteme mit hoher Datenqualität stärkt mit digitalen Therapien beschäf- Gefährdung der Gesundheit einher- und patientenspezifischen Informa- tigen, bei denen die alleinige Verwen- gehen. Ein Ansatz für Start-ups sollte tionen ist entscheidend. Beispiel dung der Applikation wie eine Medizin „Prävention“ sein – insbesondere die Forschungscampus M2OLIE: Hier wirkt (Apps, um z.B. besser sehen Prävention zur Vermeidung der Überfor- entstehen durchgängige Prozessdaten oder hören zu können oder weniger zu derung durch digitale Medien. für die minimalinvasive Therapie – mit stottern). KI für individuelle Behandlungsabläufe. Porsche Consulting | Patient im Fokus 03
Annette Karoline Link-Thoma Dominik Böhler Diana Heinrichs Manager Content Strategy, Digital Marketing, Head of Entrepreneurship & Tech Education, Gründerin Lindera GmbH Pfizer Pharma GmbH, Stv. Vorsitzende Young UnternehmerTUM Excellence in Healthcare e.V. Ein Arzt-Patienten-Gespräch dauert In Zukunft entstehen neue Formen Mit Blick auf eine alternde Gesellschaft heute ca. 8 Minuten. Innovationen, die der Interaktion von Arzt und Patient. liegen vor allem in der Pflege bzw. helfen, mehr Zeit für den Patienten zu Interdisziplinäre und unternehmerische Reha große Potenziale für innovative haben oder diese intensiver nutzen Ausbildung ist dafür ein entscheidender Ideen. Mit KI öffnet sich gerade erst zu können, sind relevant. Die App Ada Faktor. ein solches Zukunftsfeld, das uns alle Health bietet bspw. auf Basis von Möglichkeiten für neue Lösungen gibt. Symptomen sowohl Patienten als auch Ärzten einen Diagnosevorschlag an. Weitere Zukunftsfelder sind Demokrati- sierung der Medizin und Förderung der Gesundheitskompetenz. Clemens Maurer Alexander Almerood Lutz Haase Geschäftsführer Klinikum Darmstadt GmbH Associate Marketing Director MS, Celgene GmbH, Innovation Consultant & Angel Investor Gründungsmitglied und stv. Vorsitzender Young Excellence in Healthcare e.V Erfolgreiche Innovationen führen zu ei- Unsere größte Herausforderung in der Wichtig ist der Fokus auf das Problem. ner Steigerung der Behandlungsqualität Modernisierung des Gesundheitswe- Wer hat es? Wer zahlt für die Lösung? bei höherer Effizienz. Patienten werden sens besteht in der Entwicklung eines Start-ups sollten sich auf Kundenbe- in Zukunft alle Gesundheitsdaten digitalen Ökosystems. Die Basis dafür dürfnisse und Profitabilität fokussieren. besitzen – und diese selektiv für Dritte kann nur eine ganzheitliche Applikation Zahlt keiner, gibt es keinen Need – nutzbar machen. Dies sollte in der sein, welche die Patienten Journey Kill your Darling. strategischen Ausrichtung Berücksich- digital abbildet. tigung finden. Dr. rer. nat. Christoph Schlude Prof. Dr. Dr. Martin E. Keck Chenchao Liu Director MHP Innovation Lab Tel Aviv Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Silreal CEO, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie World Economic Forum Global Shaper des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie München Predictive und Virtual Care kombiniert Wir verfügen über immense Mengen Der demografische Wandel stellt mit AI wird für chronische Krankheiten an ungenutzten Daten: Ich sehe KI- ein enormes Potenzial für innovative zum wichtigsten Zukunftsthema. Von Use-Cases für Diagnose und Therapie, Lösungen im Bereich der Geriatrie und überall exakte Ergebnisse zu geringe- um chronische Krankheitsverläufe zu Altenpflege dar. Ferner werden die Aus- ren Kosten – Start-ups wie Tyto Care verhindern. Potenzial liegt auch im On- und Fortbildungsangebote für auslän- weisen den Weg. line-Tracking von Symptomen, um dies dische Fachkräfte dank Digitalisierung z.B. für Frühinterventionen zu nutzen. und insbesondere der Telemedizin hohes Wachstum verzeichnen. Porsche Consulting | Patient im Fokus 04
Das Gesundheitswesen heute Der deutsche Gesundheitsmarkt gehört mit jährlichen cal Care gibt eine App für Dialysepatienten heraus – mit Erin- Gesamtausgaben von 374 Milliarden Euro3 zu den weltwei- nerungsfunktion, damit die Patienten nicht vergessen, ihre ten Spitzenreitern. Mit jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Medikation einzunehmen. Der Versicherer Allianz gründet die Gesundheit von umgerechnet mehr als 5.000 Euro rangiert Digitaleinheit Allianz X, die dann in den US-amerikanischen Deutschland im OECD-Vergleich auf Platz fünf.4 Die deut- Telemedizin-Anbieter American Well investiert. Alle Beispiele schen Gesundheitsausgaben stiegen von 2016 auf 2017 um haben die gleiche Zielsetzung: Die Positionierung rund um den 4,9 Prozent und entwickelten sich damit deutlich dynami- Patienten und Kunden sowie dessen Bedürfnisse. Sukzessive scher als die Gesamtwirtschaft in Deutschland.5 werden bisherige Branchengrenzen dadurch aufgelöst. U.a. auch durch neue Marktteilnehmer aus anderen Sektoren. Beim Blick auf die Herkunft der Mittel wird klar: Mehr als 87 Prozent der Ausgaben gehören zum sogenannten ersten Das Hamburger Start-up Tinnitracks hat beispielsweise eine Gesundheitsmarkt und laufen damit über private und gesetz- App entwickelt, bei der Tinnitus-Patienten sich mit ihrer Lieb- liche Krankenversicherer, die Pflegeversicherung, die gesetz- lingsmusik selbst behandeln können. Viele Krankenkassen lichen Unfall- und Rentenversicherungsträger, Arbeitgeber übernehmen bereits die Kosten dafür. US-Techkonzerne stat- oder öffentliche Haushalte. ten ihre Wearables (am Körper getragene smarte Geräte) der- weil mit medizinischen Messgeräten aus: Die neueste Apple Die restlichen 13 Prozent, immerhin 48,5 Milliarden Euro Watch zum Beispiel kann ein EKG aufzeichnen, dieses übermit- stammen aus rein privatem Konsum – dem sogenannten teln und besitzt eine Zulassung als Medizinprodukt in den USA. zweiten Gesundheitsmarkt. Aktuell wenden die Bürger in Deutschland rund 19 Prozent ihres Gesamtkonsums für das Übergreifend lässt sich feststellen, dass mehrere Trends auf Thema Gesundheit auf, Tendenz steigend.6 Der Löwenanteil das Gesundheitssystem von heute wirken (Abb. 1) und lang- der privaten Ausgaben fließt in Arznei- und Hilfsmittel sowie sam, aber sicher zu einer grundlegenden Transformation füh- Zahnersatz. Laut einer Umfrage der deutschen Apotheker- ren. Während unsere Gesellschaft altert, nimmt zeitgleich die und Ärztebank sehen 83 Prozent der Patienten Nachholbedarf Lebensdauer zu.8 Eine neue Generation von „Silver Surfern“ will bei der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. so lange wie möglich aktiv bleiben. Die Menschen ernähren Bereits heute würden 60 Prozent der Befragten gerne digital sich bewusster, sind offen für Gesundheitsprävention und die mit ihrem Arzt kommunizieren.7 Selbstoptimierung mit vernetzten Geräten wie Smartwatches und Fitnessarmbändern. Gleichzeitig wächst die Offenheit für Hier einige Beispiele für die Aktivitäten etablierter Anbieter in Telemedizin. Entsprechend positionieren sich bestehende und diesem Feld: Das Pharmaunternehmen Sanofi startete eine App neue Marktteilnehmer im neu entstehenden Ökosystem der für Zuckerkranke, die virtuelle Diabetes-Klinik. Fresenius Medi- digitalen Gesundheit. Trend Demographischer Technologie und Ökologie und Konsum- und Wandel Konnektivität Nachhaltigkeit New Work Urbanisierung Lebensstil Beispiel Alternde Gesellschaft Intelligente/ Bio-Boom Gesundheit am Medizinische Betreu- Chronische und „Silver Surfer“ vernetzte Geräte Arbeitsplatz ung in ländlichen Erkrankungen Regionen Auswirkungen Wunsch nach Auf- Connected Devices Förderung einer ins- Förderung von Ausbau von Aktivierung von Ver- rechterhaltung eines drängen zunehmend gesamt bewussteren Gesundheit am Angeboten zur haltensänderungen aktiven Lebensstils in den Gesundheits- Ernährung mit sig- Arbeitsplatz zur Telemedizin für eine bei Risikogruppen verändert Anforde- markt und ermögli- nifikanten Chancen Erhaltung der bessere Betreuung durch digitales Coa- rungen an medizini- chen Selbstdiagno- zur Reduzierung von Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger ching bei gleichzeiti- sche Betreuung und sen und (Remote-) Gesundheitsleis- und Reduzierung von Kostensenkung/ ger Kostensenkung Assistenz im Alter Monitoring tungen Ausfallzeiten Effizienzsteigerung © Porsche Consulting Abb. 1 Trends und Ihre Auswirkungen auf das zukünftige Ökosystem des Gesundheitswesens | Quelle: Porsche Consulting 3 Ausgaben PKV/ GKV/ öffentliche HH/ sonstige Sozialträger/ private HH; Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 2017 | 4 OECD 2017; https://data.oecd.org/healthres/health-spending.htm 5 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Gesundheitswirtschaft Fakten&Zahlen, 2017 | 6 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Gesundheitswirtschaft Fakten&Zahlen, 2017 | 7 Statista, Digital Health, 2018 | 8 Lynda Gratton & Andrew Scott; The 100-Year Life – Living and Working in an Age of Longevity, 2017 Porsche Consulting | Patient im Fokus 05
Die Transformation des Gesundheitswesens Befeuert von den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung in Richtung Daten-Plattformen entwickeln. Die Anbieter pro- nimmt die Transformation im Gesundheitswesen Fahrt auf: prietärer Plattformen bauen erfahrungsgemäß konsequent Der Vernetzungsgrad zwischen allen Akteuren nimmt zu und ihre Reichweite aus, schaffen Abhängigkeiten und erhöhen die Patienten werden immer offener für innovative Technologien, Eintrittsbarrieren. Im nächsten Schritt folgt die Konvergenz neue Geschäftsmodelle und Angebote. Das Gesundheitswe- hin zu einem einzigen, patientenzentrierten Ökosystem. Darin sen wird sich, als gemeinsame Folge der Trends, noch stärker sind alle Marktteilnehmer miteinander vernetzt. (Abb. 2) Das patientenzentrierte Ökosystem 2025+ Nieder en g e l as hek sen A pot eÄ rzt e ne Gesundheitsdat Me i en KI Big Data n Meine Meine Kra nge körperliche Anamnese nke h er u Intelligente Fitness 3D-Druck nhä Implantate c Versi us er Meine Mein soziales Aktivitäten Umfeld Smarte Smarte Kontakt- Geräte linsen Patient Meine Meine Fitne Ernährung DNA a harm ssun Neuro- Digitale DNS- h/P t sensoren Sequenzen e Meine r [...] neh te c Gesundheitsziele o me B i n Nanobots Künstliche Organe k [...] Tec hni - Gi h te c gan izin ten Med © Porsche Consulting Abb. 2 Das patientenzentrierte Gesundheitswesen 2025+ | Quelle: Porsche Consulting Porsche Consulting | Patient im Fokus 06
Gleichzeitig können die Qualität von Behandlungen gestei- Neue Technologien revolutionieren in diesem Modell die gert und Transaktionskosten gesenkt werden. Ein Beispiel: Gesundheitsversorgung: Künstliche Intelligenz, virtuelle und Telekom Healthcare Solutions bietet mit der intersektoralen- erweiterte Realität, Wearables, Genomanalyse, Nanotech- Plattform ZHP.X3 bereits eine solche Lösung an. Die Platt- nologie, Robotik, Tissue Engineering und 3D-Druck. Zu den form organisiert alle Prozesse rund um medizinische Hilfsmit- heute schon existierenden Angeboten werden in Zukunft wei- tel – vom Antrag über die Entscheidung bis zur Abrechnung. tere Systeme und Sensoren hinzukommen. Mehrere Unter- Leistungserbringer und Krankenversicherer vernetzen sich so nehmen forschen an intelligenten Implantaten, die Vital- mit medizinischen Versorgern. funktionen dauerhaft überwachen und analysieren können. Den Patienten wird es somit ermöglicht, ihre individuellen Gesundheitsdaten in Echtzeit zu teilen und die Prävention dramatisch zu verbessern. Diese Entwicklungsstufe könnte Darf meine Krankenakte auf meiner um das Jahr 2025 erreicht werden – mit regionalen Unter- Versichertenkarte gespeichert werden? schieden bezüglich Zeitpunkt, Intensität und Ausgestaltung. Der patientenzentrierte Ansatz wird zu einem Paradigmen- 23% wechsel im Gesundheitswesen führen. Damit hält die Demo- 29% kratisierung Einzug in die Medizin. Mündige Patienten wirken 71% Ja nicht nur an Prävention, Diagnose und Therapie mit, sondern nehmen selbst die Rolle des Entscheiders ein. Sie müssen 48% sich in Zukunft nicht mehr an die Regeln und Abläufe einzelner Marktteilnehmer anpassen, sondern das Verhältnis entwickelt sich weiter zu einer Partnerschaft. Ja, grundsätzlich Dadurch verändert sich die Rolle der Anbieter von Gesund- Ja, wenn die Daten vertraulich sind heitsleistungen fundamental. Sie können auf Daten in Echt- Nein, meine Krankenakte ist geheim zeit zugreifen und sind in der Lage, die Bedürfnisse von Pati- enten und Kunden individuell zu erfassen. So wird es auch für © Porsche Consulting etablierte Anbieter leichter, patientenorientierte Geschäfts- modelle und Wachstumsfelder zu identifizieren. Andererseits Abb. 3 Repräsentative Umfrage zum Thema „Daten auf Versichertenkarte“ | können neue Anbieter im Gesundheitswesen mit ihren Inno- Quelle: Porsche Consulting vationen noch schneller als bisher den Markt disruptieren. Porsche Consulting | Patient im Fokus 07
Der Bedarf von Patienten Aus den bisherigen Erkenntnissen, Marktzahlen und Trends Die Digitalisierung bringt mündige Patienten hervor, was sich lässt sich eine übergeordnete These formulieren: Der Patient wie ein roter Faden durch die gesamte Wertschöpfungskette von morgen weiß mehr, fordert mehr und rückt endlich in den des Gesundheitswesens zieht. Mittelpunkt des Gesundheitsmarktes. Wohlbefinden Prävention Diagnose Behandlung Reha & Pflege Gesund leben Gesund bleiben Gesund werden Gesundheit stärken Ausgaben Prävention: 12 Mrd. € Pflegerische /Therapeutische Leistungen: 95 Mrd. € Gesundheits- wesen Ärztliche Leistungen: 95 Mrd. € >100 Mrd. € Arzneimittel: 55 Mrd. € | Zahnersatz: 7 Mrd. € | Hilfsmittel: 19 Mrd. € Unterkunft & Verpflegung: 28 Mrd. € Betrachtungs- • Fitness • Vorsorge • Diagnostik • Rehabilitation felder • Wellness • Gesundheits- • Therapien • (Poststationäre) • Ernährung förderung • Kommunikation Pflege © Porsche Consulting Abb. 4 Bedarfe entlang der Wertschöpfungskette des Gesundheitswesens | Quelle: Porsche Consulting 9 Gesund leben Wohlbefinden legen Wert auf gesunde Ernährung, die Ausgaben für Bio-Le- bensmittel liegen bei 5,9 Milliarden Euro pro Jahr. Auch hier Der Markt für Wohlbefinden wird in Deutschland auf mindes- entwickelt sich ein adressierbares digitales Zukunftsfeld: 42 tens 100 Milliarden Euro geschätzt. Er ist der mit Abstand Prozent der Deutschen recherchieren online beispielsweise größte Teilmarkt entlang der Wertschöpfungskette des nach Lebensmitteln.10 Gesundheitswesens. Wohlbefinden: die Bedarfe Das größere Segment ist dabei mit einem Marktvolumen von Gesundheitsorientierte Konsumenten wünschen sich Life- rund 65 Milliarden Euro der Bereich Fitness. 60 Prozent der style-Angebote zu bewusster Ernährung und Fitness. Auch Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren trei- Angebote zum Thema gesundes und aktives Familienleben, ben Sport im Verein, 25 Prozent der Männer und 17 Prozent mit Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche, werden immer der Frauen sind regelmäßig sportlich aktiv. 32 Prozent der stärker nachgefragt. Erwachsenen tragen Fitness-Tracker, 69 Prozent sind bereit, für sogenannte „e-Fitness“ Geld auszugeben. Mit ca. 500 Mil- Gesund bleiben Prävention11 lionen Euro Volumen und einem zweistelligen Wachstum ist dieser Markt bereits heute stark umkämpft und ein oftmals Insgesamt betragen die Ausgaben für Prävention und Gesund- von US-Tech-Unternehmen besetztes Terrain. Der zweite heitsförderung 11,6 Milliarden Euro pro Jahr. Davon tragen die Bereich ist die gesunde Ernährung. 43 Prozent der Deutschen privaten Haushalte 600 Millionen Euro. 9 Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 2017; Marktvolumen „Wellbeing“, Expertenschätzung | 10 Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 2017; Statista, Digital Health, 2018; eigene Schätzungen | 11 Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 2017; Robert-Koch-Institut, Gesundheit in Deutschland, 2015 Porsche Consulting | Patient im Fokus 08
Eine wichtige Rolle spielt die betriebliche Gesundheitsförde- Eine Herausforderung insbesondere bei chronischen Leiden rung am Arbeitsplatz. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist, dass Patienten ihre Medikamente nicht oder falsch ein- haben sich die Teilnehmerzahlen an Maßnahmen zur Verhal- nehmen. 50 Prozent der chronisch Kranken brechen Thera- tensprävention verdoppelt. 20 Prozent der Frauen und elf Pro- pien vorzeitig ab. Durch die Nicht-Einnahme entstehen jedes zent der Männer nehmen mindestens einmal pro Jahr an einer Jahr geschätzte Kosten von über 10 Milliarden Euro. solchen Maßnahme teil. Wichtige Themen sind: Gesunde Arbeitsplatzgestaltung, Ermittlung psychischer Belastungen Diagnose und Behandlung: die Bedarfe und Vorsorgeuntersuchungen. Im Rahmen der Beziehung von Patienten zu ihrem Arzt sind viele neue digitale Geschäftsmodelle denkbar. So wünschen Handlungsbedarf besteht weiterhin im Thema Früherkennung. sich 69 Prozent der Deutschen die digitale Gesundheitsakte, Nur 50 Prozent der Erwachsenen machen alle zwei Jahre den 58 Prozent würden Online-Terminvereinbarungen nutzen, angebotenen Gesundheits-Check-up. 29 Prozent haben kei- 59 Prozent können sich eine telemedizinische Überwachung nen ausreichenden Tetanus-Schutz, nur 27 Prozent der Män- vorstellen und viele Patienten – gerade unter den Älteren ner nehmen beispielsweise die jährliche Prostatakrebs-Vor- – tauschen sich in Blogs und Foren über Krankheitssymp- sorge in Anspruch12, dabei ist Prostatakrebs die häufigste tome aus.14 Insbesondere bei der Selbst- und Dauermedika- Krebsart bei Männern13. Bei Kindern ist die Zahnprophylaxe tion besteht großer Bedarf. Ein zweiter Bereich sind digitale ausbaufähig – das ist insbesondere im Zusammenhang mit Lösungen für die Unterstützung von Diagnose und Therapie dem Bereich Kindergesundheit aus dem Segment Wohlbe- bei Erkrankungen am Muskel-Skelett-Apparat, für Allergien, finden von Relevanz. Dabei können beispielsweise Apps mit Herz-Kreislauf-Beschwerden oder psychische Erkrankungen. Gamification-Ansatz genutzt werden, um präventive Maß- nahmen zu fördern. Prävention: die Bedarfe Würden Sie sich im Alter von einem Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind offen für verhaltenspräven- Roboter statt von einer Pflegekraft tive Maßnahmen zum Thema gesunder Arbeitsplatz. Werdende betreuen lassen? Mütter fragen Angebote für eine sorgenfreie Schwangerschaft nach. Zudem gibt es ein großes Interesse an Früherkennungs- untersuchungen für Erwachsene und Kinder. 44% Gesund werden Diagnose und Behandlung 56% Ja 56% Die Deutschen nehmen die eigene Gesundheit gerne selbst in die Hand. Fast 31 Prozent des Apothekenmarkts (16,6 Milli- arden Euro) machen rezeptfreie Arzneimittel und Selbstme- Ja, mich dürfte auch ein Roboter pflegen dikation aus. Drei von vier Erwachsenen nehmen Nahrungs- Nein, ich möchte von einem Menschen gepflegt werden ergänzungsmittel zu sich. Der Umsatz mit homöopathischen Mitteln liegt bei 1,7 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Wirft Wann Pflegebedürftige einen Roboter als Helfer akzeptieren: man einen Blick auf die häufigsten Krankheiten, wird klar, 37% wofür Patienten Arzneimittel und Nahrungsergänzungsprä- Wenn es keine Alternative gibt parate benötigen. Ganz oben auf der Liste der Leiden stehen 36% Wenn ich durch den Roboter weiter zu Hause wohnen kann Rückenschmerzen, Herz-Kreislauferkrankungen, Allergien sowie psychische Erkrankungen wie Angststörungen und 29% Wenn ich durch den Roboter rund-um-die-Uhr betreut werden kann chronischer Stress. 21% Wenn die Kosten beim Roboter niedriger sind als beim Pflegedienst Eine weitere Entwicklung: Der Versandhandel für Medika- 25% Wenn es andere Vorteile gibt mente legt mit hohen Wachstumsraten zu (plus 8,4 Prozent © Porsche Consulting von 2016 auf 2017). Da der direkte Kontakt zur Apotheke entfällt, gestaltet sich die Suche nach alternativer fundierter Beratung für die Selbstmedikation oftmals schwer. Abb. 5 Repräsentative Umfrage zum Thema „Pflege durch Roboter im Alter“ | Quelle: Porsche Consulting 12 Techniker Krankenkasse, Pressemitteilung, 2018 | 13 Robert-Koch-Institut, Schätzung 2010 | 14 Bitkom Research, 2017 Porsche Consulting | Patient im Fokus 09
Gesundheit stärken Reha und Pflege15 land. Diese Zahl wird sich bis 2050 verdoppeln.16 Viele Men- schen wollen zu Hause gepflegt werden. 93 Prozent der Men- In der Rehabilitation geht es insbesondere darum, die Arbeits- schen über 65 Jahre leben in ihrer eigenen Wohnung, selbst fähigkeit nach einem Unfall oder einer Erkrankung wiederher- bei den über 90-Jährigen sind es immer noch zwei Drittel.17 zustellen. Der Bedarf ist groß: Zwei Millionen Reha-Patienten 73 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt – pro Jahr führen zu jährlichen Ausgaben von neun Milliarden teilweise ausschließlich von Angehörigen, oft aber mit Unter- Euro. 25 Tage bleiben Reha-Patienten im Durchschnitt in stützung eines ambulanten Pflegedienstes. Allein bis 2030 einer Einrichtung, 85 Prozent werden stationär behandelt – fehlen in Deutschland bis zu drei Millionen Pflegekräfte.18 Hier auch wenn der Anteil der ambulanten Rehabilitation steigt. steuert das System auf einen dramatischen Engpass zu. Die Rentenversicherung übernimmt in der Regel die Kosten Reha und Pflege: die Bedarfe von Reha-Maßnahmen. Die Kosten sind erheblich: 120 Euro Arbeitnehmer, die schnell auf die Wiederherstellung ihrer pro Tag werden im Schnitt in der Orthopädie fällig, bis zu 130 Arbeitsfähigkeit hinarbeiten, benötigen ambulante und indivi- Euro bei kardiologischen oder psychosomatischen Erkran- duelle Therapien bzw. Therapieunterstützung. Die wachsende kungen. Auch um die Kosten zu senken, sind individuelle Trai- Bevölkerungsgruppe der Älteren ist auf Angebote für ein Leben ningspläne ein wichtiges Angebot in der Rehabilitation. Der zu Hause im Alter angewiesen. Hier wird besonders die Unter- zweite wichtige Aspekt des Bereichs „Gesundheit stärken“ ist stützung und Entlastung von Pflegekräften wichtig werden. die Pflege. Weil die Gesellschaft immer älter wird, steigt der Pflegebedarf in den kommenden Jahren deutlich an. Bereits jetzt gibt es rund 2,9 Millionen Pflegebedürftige in Deutsch- Wagniskapital: Hier wird schon investiert Wo investieren Wagniskapitalgeber aktuell, wenn es um 2017 weltweit 10,3 Milliarden Euro in Unternehmen aus dem digitale Gesundheit geht? Die Analyse der Investitionen der Bereich des digitalen Gesundheitswesens19, für das letzte erfolgreichsten Wagniskapitalgeber („Smart Money“) liefert Quartal 2018 und 2019 wird eine weitere große Investitions- wertvolle Indizien für aussichtsreiche digitale Zukunftsfel- welle erwartet. Insgesamt lassen sich aus den Investitionen der im Gesundheitswesen. Die Digitalisierung des Gesund- von Wagniskapitalgebern neun Zukunftsfelder im Bereich der heitswesens beschäftigt die Wagniskapital-Branche bereits digitalen Gesundheit identifizieren (Abb. 6, inklusive der Wag- seit geraumer Zeit. Größere Investments begannen im Jahr niskapital-Gesamtinvestitionen im ersten Halbjahr des Jahres 2005. Insgesamt investierten Wagniskapitalgeber im Jahr 201820, regionaler Vergleich 2017). Investitionen von Wagniskapitalgebern im Kontext der Digitalisierung im Gesundheitswesen 851 Europa 647 684 USA Dataflow 0,7 Mrd. € 608 568 Dataflow 7,3 Mrd. € China 477 10,3 103 Deals Dataflow 414 660 Deals 2,3 Mrd. € 7,2 London und 6,2 Aktuell der Paris sind die 88 Deals 5,4 5,3 größte und europäischen reifste Markt Metropolen China ist der für Digital Rising Star im 2,5 2,0 81 % der Health Digital-Health- Investitionen Markt erfolgen in den 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Digital Health Viel Kapital und Metropolen: Tech-Giganten San Francisco wie Alibaba und Anzahl Deals Global (ohne Europa) in Mrd. Euro Europa in Mrd. Euro (Silicon Valley), Tencent erobern New York und den Markt Boston © Porsche Consulting Abb. 6 Investitionen von Wagniskapitalgebern im Kontext der Digitalisierung im Gesundheitswesen | Quelle: Start-up Health Pitchbook 15 Deutsche Rentenversicherung, Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation, 2015/Statistisches Bundesamt, Grunddaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen, 2016/Deutschland Funk, Interview mit TK „Der Preis der Gesundheit“, 2017 16 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/196944/umfrage/anzahl-der-pflegebeduerftigen-in-deutschland | 17 7. Altenbericht der Bundesregierung, 2017 | 18 https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-08/studie-fachkraefte-mangel-deutschland-2040 19 Start-up Health, Pitchbook, 2017 | 20 Start-up Health, Pitchbook, 2018 Porsche Consulting | Patient im Fokus 10
Im Vergleich der B2C-Zukunftsfelder verzeichnete im ersten Wagniskapital floss auch in Geschäftsmodelle rund um „Medi- Halbjahr 2018 das Feld „Empowerment von Patienten“ das cal Devices“. Die Firma Senseonics zum Beispiel hat einen größte Investitionsvolumen.21 Hier geht es um Plattformen implantierbaren Blutzucker-Sensor entwickelt, der es Diabe- und Vermittlungsportale, die den Markt für Kunden trans- tikern erlaubt, ihren Glukose-Spiegel per Smartphone-App zu parenter machen oder ihnen mehr Eigenständigkeit ermög- überwachen. SetPoint Medical baut smarte Implantate, die lichen. Auch Lösungen für den Umgang mit chronischen mit elektrischen Impulsen gezielt die Nerven reizen – was Krankheiten gehören dazu. Risikokapital floss zum Beispiel Fern-Behandlungen ermöglicht. Andere Ansätze umfassen in das Vergleichs- und Buchungsportal Doctolib oder in die smarte Thermometer oder tragbare Beatmungssysteme. Plattform progyny, die Paaren bei der Familienplanung hilft. Weitere Anwendungsfälle: Chatbots zur Selbstdiagnose oder Ein weiteres Ziel der Investoren: Fitness- und Wellness-An- zur Behandlung von Depressionen. wendungen. Das Start-up Peloton entwickelt vernetzte Laufbänder und Ergometer, eingebunden in eine digitale Ebenfalls im Fokus von Wagniskapitalgebern ist die „Perso- Sport-Community. Dort finden Kunden etwa Videos von nalisierte Gesundheit“. Hier geht es zum Beispiel darum, mit Trainern oder Übungsleitern, speziell abgestimmt auf die Hilfe von DNS-Tests Prävention, Diagnose und Therapie zu Peloton-Geräte. Die App-basierte Plattform cure.fit vereint individualisieren, zudem um Ferndiagnosen und -behandlun- Sport- und Bewegungsangebote mit Anleitungen zur gesun- gen mittels Telemedizin. Wagniskapital floss an Beam Tech- den Ernährung sowie mit Meditationsübungen. nologies, eine Versicherung, die per vernetzter Zahnbürste Daten ihrer Kunden sammelt und dann personalisierte Policen Die Bereiche „Workflow“, „Biometrische Daten“ sowie für die Zahnbehandlung verkauft. Das Start-up Helix bietet „Gesundheitsdaten-Plattform“ sind für den Patienten äußerst Patienten individuelle Risikoprofile für erbliche Erkrankungen, nutzenstiftende und für Investoren attraktive B2B-Zukunfts- basierend auf DNS-Tests. felder. Gleichzeitig sind diese Felder oftmals mit enormer Komplexität verbunden. ZUKUNFTSFELDER Empowerment Biometrische Workflow 01 von Patienten 02 Daten 03 Clinical-Workflows für effizientere Lösungen, die Patienten den Alltag Umfassende DNS-Sequenzierung Diagnosen, Behandlungen etc. sowie erleichtern und helfen, effizienter und Abgleich mit großen Datensätzen Admin-Workflows für die Anwendung in und selbständiger zu handeln (z.B. ermöglichen eine datenbasierte Früher- Praxen und Krankenhäusern Community-Plattformen rund um das kennung von Risiken und Erkrankungen Patient-Arzt-Verhältnis) Gesundheitsdaten- Medical Devices 04 Fitness & Wellness 05 Plattform 06 Start-ups zielen darauf ab, medizinische Anwendungen werden durch Techno- Plattformen sammeln und aggregieren Anwendungen weniger invasiv, genauer logie augmentiert und patientenzent- personalisierte Gesundheitsdaten zur und effizienter zu gestalten – Hardware rischer ausgerichtet wie z.B. die Incenti- elektronischen Abbildung der Patient und Software werden mit neuen Tech- vierung der körperlichen Betätigung Journey: Steigerung von Behandlungs- nologien kombiniert durch Apps qualität und Effizienz Personalisierte Gesundheit 07 Bildung & Training 08 E-Commerce* 09 Telemedizin, Sensorik (insbesondere Medizinische Aufklärung erfolgt Digitalisierung von Produkten und Monitoring), Selbstdiagnose Anwen- zunehmend über Nudge Management, Verkaufsplattformen (z.B. Apotheke). dungen, Nutzung von Gesundheitsdaten Gesundheits- und Informationsplattfor- U.a. als One-Stop-Shop im Gesund- zur Vorsorge men oder anderweitige digitale Hilfe- heitsmarkt (z.B. Ping An) stellung (z.B. digitale Sprachtherapien) © Porsche Consulting Abb. 7 Zukunftsfelder für Investitionen auf Basis der Aktivitäten der Wagniskapitalgeber | Quelle: Start-up Health Pitchbook, 2017 | * keine Zahlen verfügbar 21 Start-up Health Pitchbook, 2017/2018 Porsche Consulting | Patient im Fokus 11
Fazit Durch die Digitalisierung entstehen große Chancen – ins- Die aufgezeigten Dynamiken und Investitionsfelder unter- besondere für den Patienten. Aber auch die Organisationen stützen die Akteure des Gesundheitswesens dabei, ihre im deutschen Gesundheitswesen können profitieren, wenn Investitionsstrategie richtig zu wählen. Entscheidend wird sie den Start für die große Transformation jetzt nicht ver- dabei sein, dass die Chancen frühzeitig ergriffen und in kon- passen. Pharma- und Medizintechnikunternehmen, die Ver- krete Initiativen übersetzt werden. Diese können sich in Form sicherungswirtschaft, aber auch Krankenhäuser haben die von Investitionen in Start-ups, Company Builder oder Fonds beste Ausgangsposition. Dies ist jedoch keine Erfolgsgaran- manifestieren. tie. Innovative Start-ups und Spieler aus dem Tech-Umfeld drängen in den Markt und können teilweise auf enorme finan- Fest steht: Bei digitalen Produkten und Services hat sich zielle Mittel zurückgreifen. Vor allem in der Skalierung eines branchenübergreifend gezeigt, dass Erfahrungen nur durch neuen Geschäftsmodells kann dies ausschlaggebend sein. wirkliche Umsetzung gemacht werden können. Und: Wer Die Transformationen in anderen Branchen zeigen, dass die später anfängt, lernt später. Der dadurch entstehende Vor- Geschwindigkeit der Veränderung zunächst nur ein langsa- sprung für andere Akteure ist oftmals nicht mehr einholbar. mer Trend ist, der sich jedoch ab einem bestimmten Zeitpunkt Folgende Abbildung bietet Organisationen des Gesundheits- („Tipping Point“) unaufhaltsam beschleunigt. Schlussendlich wesens eine Entscheidungshilfe für den Einstieg in eines der wird es zur Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungs- Zukunftsfelder von „Digital Health“. Empfehlenswert ist eine kette im Gesundheitswesen kommen. Priorisierung nach sieben Kriterien. Wirkung Kriterium Beschreibung Gering Mittel Hoch 01 Nutzen für Transparenzgewinn, Heilung, Kein Nutzen für Erkennbare Massive Patient/Kunde Steigerung Vertrauen Patient/Kunde Steigerung Steigerung bis des Nutzens hin zur Disruption 02 Monetarisier- Herkunft der Erlösströme Monetarisierbarkeit Indirekte Direkte Monetarisier- barkeit unklar Monetarisierbarkeit barkeit für generier- (z.B. Werbung) ten Nutzen 03 Marktvolumen Adressierbare Zielgruppe ≤ 1 Mio. 1 Mio. bis 5 Mio. ≥ 5 Mio. 04 Marktwachstum Antizipierbare quantitative Reduktion oder Leichtes bis Starkes Entwicklung der Zielgruppe Stagnation mittleres Wachstum Wachstum 05 Strategie-Fit Produkt- bzw. Servicekomplementari- Lösung hat keine Lösung zahlt Lösung entspricht zu tät und Cross-Selling-Möglichkeiten, Berührungspunkte auf zukünftiges 100% dem zukünfti- Reputationsgewinn, zusätzliche Märkte zu zukünftigem Geschäftsmodell ein gen Geschäftsmodell Geschäftsmodell 06 Digitalisierbarkeit Digitalisierungsgrad des Nicht digitalisier- Überwiegend digital Digital-Produkt Endproduktes bares Produkt mit geringem Hard- wareanteil 07 Regulatorik Komplexität der zu beachtenden Hoch Mittel Gering Regulatorik (z.B. Risikoklassen bei z.B. Klasse III bei Medizin- z.B. Klasse IIa/IIb bei Medi- z.B. Klasse I bei Medizin- produkten zinprodukten produkten Medizinprodukten) (z.B. Implantat) (z.B. Beatmungsgerät) (z.B. Lesebrille) © Porsche Consulting Abb. 8 Bewertungsmatrix für Investitionen in die digitale Gesundheit | Quelle: Porsche Consulting Porsche Consulting | Patient im Fokus 12
Interview Sami Haddadin Professor Sami Haddadin: „Roboter füllen die Lücke in der Medizin“ Sind Roboter heute schon „feinfühlig“ grafischen Wandel und die steigende älterer Menschen gemeint. Mit den As- genug, um Menschen behandeln und Lebenserwartung wächst die Zahl der sistenztechnologien wird erreicht, dass pflegen zu können? Patienten wesentlich stärker als das Senioren möglichst lange ihre Selbst- verfügbare Fachpersonal. Durch die ständigkeit erhalten, bestmöglich am Haddadin: Wir verfügen jetzt erstmalig maschinelle Unterstützung und Ent- gesellschaftlichen Leben teilhaben über die Technologie, die eine sichere lastung von Pflegekräften bei zeit- und können und so mobil wie individuell und feinfühlige Kooperation und Inter- kraftaufwändigen Tätigkeiten könnte möglich bleiben. Dafür benötigen wir aktion zwischen Mensch und Roboter sich das Personal wieder stärker den intuitiv zu bedienende, lernfähige und möglich macht. Zu dieser Technologie pflegebedürftigen Menschen widmen. personalisierbare Assistenzsysteme. gehören Echtzeit-3D-Bildverarbeitung zur Umwelt- und Personenerkennung Welche Aufgaben werden Roboter in Würden Roboter teurer oder preis- sowie lernende Spracherkennung. In- der Pflege übernehmen können? günstiger arbeiten können? telligente Verfahren erlauben synchro- nisierte und koordinierte Bewegungen Haddadin: Sie werden als Assistenten Haddadin: Ich rechne damit, dass wir in mehrerer Akteure. Durch hochsensible arbeiten. Für diese Disziplin ist ein neu- nicht allzu ferner Zukunft erste kom- Roboter ließe sich die immer größer er Fachbegriff entstanden: Geriatronik. merziell verfügbare Systeme haben werdende Lücke schließen, die in der Damit ist der Einsatz von Robotik, Me- werden, die wirtschaftlich durchaus medizinischen Behandlung und in der chatronik und Informationstechnik in erschwinglich sind. Pflege entsteht. Durch den demo- der Lebensgestaltung und Versorgung Zur Person: Professor Dr.-Ing. Sami Haddadin ist Direktor der Munich School of Robotics and Machine Intelligence und Professor of Electrical Engineering and Computer Science der Technischen Universität München. Würden Sie sich von einem Roboter operieren lassen? 3% 23% Ja, kein Problem 33% Ja, wenn die Roboter-OP das Riskio senkt 74% Ja Nein, Ich möchte vom Chirug und nicht von der Maschine operiert werden Keine Angabe 41% Basis: 1.000 Bürger in Deutschland ab 16 Jahren wurden für die repräsentative Umfrage von Porsche Consulting befragt. Die Managementberatung beauftragte Forsa mit Interviews nach einer systematischen Zufallsauswahl. © Porsche Consulting Porsche Consulting | Patient im Fokus 13
Autoren Dr. Roman Hipp Dr. Matthias Tewes Patricia Peschel Sven Rossmann Senior Partner Senior Partner Senior Beraterin Senior Berater roman.hipp@porsche.de matthias.tewes@porsche.de patricia.peschel@porsche.de sven.rossmann@porsche.de Kontakt T: +49 711 911 - 12116 Mehr zum Thema MedTech Transformation Pharma Operations Digital Transformation High Performance Organization Digital MedTech MedTech Transformation Operations A Strategic View on A practical guide for MedTech companies to navigate digital A Strategic View: Pharma Operations: Five Practices to Accelerate 12+1 Things You Should Do transformation, outperform to Stay Ahead of the Competition 8 Practices to Achieve Leading-edge Pharma Operations Your Organization to High competition, and increase patient value A Porsche Consulting study Performance Digitale Trans- Ein strategischer Blick Ein strategischer Blick Wie Unternehmen formation in der in die Medizintechnik- in die Pharma- zu Höchstleistern Medizintechnik Operations-Einheiten Operations-Einheiten werden Porsche Consulting publiziert in regelmäßigen Position Paper HEALTHCARE Top Management Study OF THE FUTURE IMPROVING repräsentative Patientenbefragung 2016 Top-Management Studie Abständen zu den Entwicklungen und The digital revolution of the healthcare sector – QUALITY KliniKen aus LEAN HOSPITAL ecosystem, use cases, benefits, AT HOSPITALS PatientenPersPeKtive MANAGEMENT challenges and recommendations for action Quality and efficiency – tension or symbiosis Was Patienten bei einem Krankenhausaufenthalt wichtig ist in deutschen Krankenhäusern Innovationen im Gesundheitswesen. Abrufbar unter: www.porsche-consulting.de Gesundheitswesen Der Qualität in Kranken- Kliniken aus Lean Hospital der Zukunft häusern auf der Spur Patientenperspektive Management Porsche Consulting Die Porsche Consulting GmbH wurde 1994 gegründet, beschäftigt heute 550 Mitarbeiter und zählt zu den Top-Ten-Manage- mentberatungen in Deutschland (Lünendonk-Analyse). Das weltweit agierende Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft des Sportwagenherstellers Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart. Neben dem Hauptsitz in Bietigheim-Bissingen hat Porsche Con- sulting Standorte in Stuttgart, Hamburg, München und Berlin sowie Mailand, São Paulo, Atlanta, Belmont (Silicon Valley) und Shanghai. Unter dem Leitmotiv „Strategisch denken, pragmatisch handeln“ unterstützen die Berater Unternehmen vor allem bei der Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Innovationskraft. Zu den Klienten gehören Konzerne und mittelständische Unternehmen aus der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Weitere Klienten kommen aus dem Gesundheitswesen, dem Finanzdienstleistungssektor, der Konsumgüterindustrie und dem Handel sowie aus der Baubranche. Porsche Consulting | Patient im Fokus 14
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