Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
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Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Themenheft Klimawandel – Entwicklungen bis heute
IMPRESSUM Klimawandel in Rheinland-Pfalz Themenheft Klimawandel – Entwicklungen bis heute Herausgeber und Copyright: Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Hauptstraße 16, D-67705 Trippstadt Internet: www.kwis-rlp.de, www.klimawandel-rlp.de In Zusammenarbeit mit: Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Straße 7, D-55116 Mainz Internet: www.lfu.rlp.de Text: Philipp Reiter, Tilmann Sauer (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen) Matthias Voigt, Matthias Zimmer (Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz) Textsatz, Bildbearbeitung und Gestaltung: Ditmar Huckschlag (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen) Druck: LM Druck+Medien GmbH, Obere Hommeswiese 16, 57258 Freudenberg www.natureOffice.com/DE-817-KLYEVTX Trippstadt, Juli 2021 (2., aktualisierte und erweiterte Auflage) ___ 2 Themenheft Klimawandel
VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser, der Klimawandel gehört zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. In diesem Themenheft infor- mieren wir Sie darüber, welche klimatischen Veränderungen von Beginn der Messungen bis heute in Rheinland-Pfalz fest- stellbar sind. Die Grundlage dafür sind Klimadaten. Bei bedeutenden klimatischen Kenngrößen wie Temperatur und Nie- derschlag reichen die Zeitreihen bis in das Jahr 1881 zurück. Das ermöglicht uns, langfristige Entwicklungen darzustellen, Zeiträume in der Vergangenheit mit der Gegenwart zu vergleichen und so die fachliche Basis für erforderliche Maßnahmen im Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung aufzuzeigen. Rheinland-Pfalz ist innerhalb Deutschlands besonders vom Klimawandel betroffen. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 des Bundes für Deutschland zeigt: Insbesondere im Oberrheingraben und in Rheinhessen sind die Risiken durch Hitze und Trockenheit bereits heute sehr hoch. Innerhalb des Landes gibt es aufgrund der Topographie räumliche Muster und deutliche regionale Unterschiede in den Klimakennwerten. Interessant ist in diesem Zusammenhang die räumliche Lage von besonders warmen und gleichzeitig bevölkerungsreichen Regionen in Rheinland-Pfalz. In Extremjahren wie 2003 oder 2018 waren daher mehr als 40 % der Bevölkerung von starker Hitze betroffen. Aktuelle Informationen geben wir Ihnen auch zur Entwicklung von Starkregen, zur Veränderung der Vegetationsperiode sowie zu Blitz- und Gewitterereignissen. Überzeugen Sie sich anhand der Faktenlage vom bereits beobachtbaren Klimawandel in Rheinland-Pfalz. Dr. Ulrich Matthes Sabine Riewenherm Leiter Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum Präsidentin Landesamt für Umwelt für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz Mit der im Jahr 2015 gestarteten Reihe der Themenhefte informieren wir kurz und prägnant über ausgewählte Schwerpunktthemen. Das vorliegende Themenheft „Klimawandel – Entwicklungen bis heute“ ist die aktualisierte und erweiterte 2. Auflage des 2018 erstmals erschienenen Themenhefts. ___ Entwicklungen bis heute 3
KLIMA IN RHEINLAND-PFALZ Rheinland-Pfalz ist durch ein westeuropäisch-atlantisches Klima geprägt, das sich durch milde Winter, gemäßigte Sommer und hohe jährliche Niederschlagsmengen kenn- ! zeichnet. Aufgrund der Topographie treten innerhalb des Koblenz Landes jedoch starke räumliche Unterschiede auf. Die Mittelgebirgslandschaften haben einen großen Einfluss auf die Temperaturverhältnisse. Die Höhenlage über dem ! Meeresniveau wirkt sich auf die räumliche Verteilung der Mainz Lufttemperatur aus. Im Jahresmittel beträgt die Tempera- turabnahme knapp 0,6 °C je 100 m Höhenzunahme. ! Trier Die wärmsten Regionen sind der Oberrheingraben sowie die großen Flusstäler und Becken von Rhein und Mosel. In den wärmsten Regionen ist es im Jahresmittel um mehr als 4 °C wärmer als in den kältesten Regionen, welche sich in den Höhenlagen von Eifel, Westerwald und Hunsrück be- finden. Jahrestemperatur (°C) ! Speyer 5 5,5 6 6,5 7 7,5 8 8,5 9 9,5 10 10,5 11 11,5 Mittlere Jahrestemperatur im Zeitraum 1881 bis 1910. Daten: Deutscher Wetterdienst¹ ___ 4 Themenheft Klimawandel
TEMPERATUR Die beiden Karten zeigen die Temperaturverteilung in Rheinland-Pfalz in der ältesten 30-jährigen Periode der sys- ! tematischen Messungen 1881 bis 1910* und im jüngsten Koblenz 30-jährigen Zeitraum 1991 bis 2020. Der Vergleich der beiden Karten zeigt einen deutlichen Anstieg der langjährigen Jahresmitteltemperaturen über die gesamte Landesfläche. Im Zeitraum von 1881 bis 1910 ! Mainz betrug die Jahresmitteltemperatur 8,1 °C, in den zurücklie- genden 30 Jahren 9,7 °C. Damit ist die Temperatur in dem ! betrachteten Zeitraum um 1,6 °C angestiegen. Die Erwär- Trier mung ist in allen Naturräumen und Höhenlagen ähnlich stark. Der Temperaturanstieg kann an einem Beispiel veranschau- licht werden: Gegenwärtig ist es in der Eifel so warm wie Ende des 19. Jahrhunderts im Moseltal. ! Jahrestemperatur (°C) Speyer 5 5,5 6 6,5 7 7,5 8 8,5 9 9,5 10 10,5 11 11,5 * In der Klimatologie werden für eine robuste Mittelwertsbildung stets Zeiträu- Mittlere Jahrestemperatur im Zeitraum 1991 bis 2020. me von 30 Jahren betrachtet. In der offiziellen Referenzperiode der WMO (World Meteorological Organization), 1961 bis 1990, betrug die Jahresmitteltemperatur Daten: Deutscher Wetterdienst¹ 8,6 °C. ___ Entwicklungen bis heute 5
KLIMA IN RHEINLAND-PFALZ Die Südwest-Nordost-orientierten Gebirgszüge von Eifel und Hunsrück stellen großräumige Hindernisse für Luft- massen aus der Hauptwindrichtung Südwest dar. In der Ab- ! bildung ist zu erkennen, dass dies zu höheren Niederschlä- Koblenz gen auf der West-(Luv-)Seite der Mittelgebirge führt. Die Niederschlagsereignisse sind vor allem an Tiefdruckge- biete (zyklonale Wetterlagen) gebunden. Der Jahresgang ! des Niederschlags hat gegenwärtig zwei Maxima (Sommer Mainz und Winter) sowie zwei Minima in den Übergangsjahreszei- ten (Frühjahr und Herbst). ! Trier Die Höhenlagen von Eifel, Hunsrück, Westerwald und Pfälzerwald verzeichnen Niederschlagsmengen von über 1000 l/m² pro Jahr; Rheinhessen sowie das Mosel- und Rheintal dagegen weniger als 600 l/m². In den Mittelgebirgsregionen mit hohen Jahressummen Jahresniederschlag (l/m²) ! Speyer fällt ein Großteil des Niederschlags aufgrund von Staulagen am Gebirge in den Wintermonaten. In den Flusstälern und 300 400 500 600 700 800 900 1000 1200 1400 der Rheinebene fällt mehr Niederschlag im Sommer, der oftmals im Zusammenhang mit Schauer- und Gewitter- ereignissen steht. Mittlerer Jahresniederschlag im Zeitraum 1991 bis 2020. Daten: Deutscher Wetterdienst¹ ___ 6 Themenheft Klimawandel
2020 : 779 l /m² 1991- 212 l / NIEDERSCHLAG m² 1-1910 : 739 l /m² 188 Seit Beginn der Messungen hat der Jahresniederschlag in 167 l /m Rheinland-Pfalz nur leicht zugenommen, von 739 l/m² in ² der Periode 1881 bis 1910 auf 779 l/m² in der Periode 1991 W i n t bis 2020. e m² r 193 l / Dez Jan ² 189 l /m st Nov Feb Größere Veränderungen zeigen sich in der jahreszeitlichen H erb Verteilung der Niederschläge. Das doppelte Ringdiagramm h j a h r Okt Mrz vergleicht die Niederschläge der beiden 30-jährigen Zeit- l /m ² Sep Apr räume 1881 bis 1910 und 1991 bis 2020 nach Jahreszeiten. l /m ² Aug Mai rü 158 S Jul Jun Es zeigt sich eine deutliche Abnahme der Sommernieder- F o 169 m m e r schläge und eine deutliche Zunahme der Winternieder- 225 l /m ² schläge. Die Niederschläge in Herbst und Frühjahr nehmen leicht zu, ihr Anteil am Gesamtjahresniederschlag bleibt aber nahezu unverändert. 205 l /m ² Anteil am Jahresniederschlag (%) 20 22 24 26 28 30 32 Veränderung der mittleren jahreszeitlichen Niederschläge zwischen den Perioden 1881 bis 1910 und 1991 bis 2020. Daten: Deutscher Wetterdienst¹ ___ Entwicklungen bis heute 7
TEMPERATURENTWICKLUNG: DEUTLICHER ANSTIEG 11,0 2,5 10,5 2,0 10,0 Abweichung der Temperatur (°C) vom langjährigen Mittel 1881-1910 9,7 1,5 9,5 Temperatur (°C) 1,0 9,0 8,6 0,5 8,5 8,1 0,0 -0,5 7,5 -1,0 7,0 1881 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jahreswerte 10 höchste Jahreswerte 10 niedrigste Jahreswerte lokale lineare Regression 30-jährige Mittel ___ Zeitreihe der Jahresmitteltemperaturen in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1881 bis 2020. 8 Daten: Deutscher Wetterdienst¹ Themenheft Klimawandel
Der Klimawandel hat in Rheinland-Pfalz bereits zu messba- Tabelle 1: Entwicklung der mittleren Temperaturen in Rheinland-Pfalz ren Veränderungen geführt. Die mittlere Jahrestemperatur und Deutschland (Mittelwert 1991 bis 2020 gegenüber Mittelwert 1881 ist seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen im Jahr bis 1910, alle Änderungen sind statistisch signifikant). 1881 um 1,6 °C angestiegen. Speziell in den letzten Jahr- Daten: Deutscher Wetterdienst¹ zehnten ist dieser Anstieg stark ausgefallen. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass die zehn wärmsten je gemesse- Zeitraum Rheinland-Pfalz Deutschland nen Jahre im Zeitraum seit 1994 auftraten. Die fünf wärms- ten Jahre traten sogar alle seit 2014 auf. Aus der Abbildung Kalenderjahr + 1,6 °C + 1,5 °C ist ersichtlich, dass das langjährige Mittel von 1991 bis 2020 mit 9,7 °C gegenüber jenem von 1961 bis 1990 (8,6 °C) be- Frühjahr + 1,7 °C + 1,6 °C sonders deutlich angestiegen ist. Sommer + 1,6 °C + 1,4 °C Analog haben auch die mittleren Temperaturen in den ein- zelnen Jahreszeiten zugenommen. Dabei zeigen sich nur Herbst + 1,3 °C + 1,2 °C geringfügige Unterschiede zwischen der Entwicklung in den Jahreszeiten und der Entwicklung für das gesamte Jahr. Winter + 1,8 °C + 1,6 °C In Rheinland-Pfalz ist der bisherige Anstieg der mittleren Vegetationszeit + 1,5 °C + 1,3 °C Temperaturen im Vergleich der Bundesländer überdurch- (April - Okt) schnittlich. Dieser Anstieg wirkt sich besonders in Regionen wie dem Oberrheingraben aus, der schon immer zu den wärmsten Regionen Deutschlands gehört hat. ___ Entwicklungen bis heute 9
ANSTIEG SOMMERTAGE UND RÜCKGANG FROSTTAGE 1951-1960 1961-1970 1971-1980 1981-1990 1991-2000 2001-2010 2011-2020 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Tage im Jahr 20 40 60 80 100 120 140 Tage im Jahr 1951-1960 1961-1970 1971-1980 1981-1990 1991-2000 2001-2010 2011-2020 ___ Mittlere Anzahl an Sommertagen (Tagesmaximumtemperatur ≥ 25 °C, oben) und Frosttagen (Tagesminimumtemperatur < 0 °C, unten) pro Jahr. 10 Daten: Deutscher Wetterdienst² Themenheft Klimawandel
Sommer- und Frosttage gehören zu den sogenannten Kenntagen. Ein Kenntag ist ein Tag, an dem ein festgelegter Schwellenwert eines klimatischen Parameters erreicht, be- ziehungsweise über- oder unterschritten wird. Als Sommertage gelten Tage mit einer maximalen Tempe- ratur von 25 °C oder mehr. Die Anzahl an Sommertagen pro Jahr ist im Landesmittel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um circa 15 Tage angestiegen. Die Abbildung zeigt die Zunahme der Sommertage als 10-jährige Mittel von 1951 bis heute. Im Oberrheingraben werden heute bereits in großen Teilen über 60, teilweise sogar über 70 Sommertage im Jahr ge- zählt. Weniger als 20 Sommertage kommen heute nur noch in den Hochlagen von Hunsrück, Eifel und Westerwald vor. Frosttage sind Tage, an denen die Minimumtemperatur un- ter 0 °C fällt. Hier verläuft die Entwicklung entgegengesetzt zu den Sommertagen. Die Anzahl an Frosttagen pro Jahr ist im Landesmittel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um circa 15 Tage zurückgegangen. In den höheren Lagen von Rhein- land-Pfalz hat die Anzahl der Frosttage besonders stark ab- genommen. Mehr als 100 Frosttage werden heute nur noch an wenigen exponierten Orten erreicht. In tieferen Lagen sind es verbreitet im Mittel weniger als 60 Frosttage pro Jahr, vereinzelt sogar weniger als 40 Frosttage pro Jahr. ___ Entwicklungen bis heute 11
NIEDERSCHLAGSENTWICKLUNG: ZUNAHME VOR ALLEM IM WINTER 1100 1100 1000 1000 900 900 800 Mittelwert 779 1991-2020 Niederschlag (l/m²) Mittelwert 1881-1910 739 700 700 600 600 500 500 400 400 300 300 200 200 100 100 0 0 1881 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Winterniederschlag Jahresniederschlag → 10 höchste Jahresniederschläge → 10 niedrigste Jahresniederschläge lokale lineare Regression Winterniederschlag lokale lineare Regression Jahresniederschlag 30-jährige Mittel Jahresniederschlag ___ Zeitreihe der Jahres- und Winterniederschläge in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1881 bis 2020. 12 Daten: Deutscher Wetterdienst¹ Themenheft Klimawandel
Auch beim Niederschlag hat der Klimawandel bereits zu Tabelle 2: Entwicklung der Niederschlagsmengen in Rheinland-Pfalz teilweise deutlichen Veränderungen seit Beginn der syste- und Deutschland (Mittelwert 1991 bis 2020 gegenüber Mit- matischen Messungen im Jahr 1881 geführt. Die mittlere telwert 1881 bis 1910; signifikante Änderungen sind mit * jährliche Niederschlagsmenge ist von 739 l/m² auf über gekennzeichnet). Daten: Deutscher Wetterdienst¹ 800 l/m² Ende des 20. Jahrhunderts deutlich angestiegen. Seither ist die mittlere jährliche Niederschlagsmenge je- Zeitraum Rheinland-Pfalz Deutschland doch wieder gesunken und beträgt gegenwärtig 779 l/m². Bei Betrachtung der Gesamtzeitreihe ergibt sich ein An- Jahr +5%* +7%* stieg der mittleren jährlichen Niederschlagsmenge um 5 %. Frühjahr +7% +4% Die Entwicklungen in den einzelnen Jahreszeiten sind – im Gegensatz zu den Entwicklungen bei der Temperatur – nicht Sommer -9% -3% einheitlich. Dabei zeigen einzig die Niederschläge im Win- ter eine statistisch signifikante Veränderung, nämlich einen Herbst +2% +7% deutlichen Anstieg der Niederschläge um 27 %. Winter + 27 % * + 26 % * Während die Sommerniederschläge zu Beginn der Beob- achtungen die Winterniederschläge noch überwogen, hat hydrologischer -4% ±0% die deutliche Zunahme der Winterniederschläge dazu ge- Sommer (Mai - Okt) führt, dass die Sommer- und Winterniederschläge heutzu- tage in etwa auf einem Niveau liegen. hydrologischer + 17 % * + 17 % * Winter (Nov - Apr) Im Vergleich zu den entsprechenden Veränderungen in Deutschland zeigen sich keine großen Unterschiede. Vegetationszeit -3% -1% (Apr - Okt) ___ Entwicklungen bis heute 13
TROCKENHEIT 3,0 extrem feucht 2,0 sehr feucht 1,5 mäßig feucht 1,0 normal SPEI 0,0 -0,2 -0,3 normal -1,0 mäßig trocken -1,5 sehr trocken -2,0 extrem trocken -3,0 1901 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jahreswerte 10 höchste Jahreswerte 10 niedrigste Jahreswerte lokale lineare Regression 30-jährige Mittel ___der Jahreswerte des Trockenheitsindex SPEI (Standardized Precipitation Evapotranspiration Index) in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1901 bis 2020. Zeitreihe 14 Daten: Deutscher Wetterdienst¹ Themenheft Klimawandel
Trockenheit ist durch zwei Einflussgrößen bedingt: Nieder- feucht, solche mit Werten von unter -1 außergewöhnlich schlag und Verdunstung. Dabei ist Trockenheit immer vom trocken. ortsüblichen Verhältnis der beiden Größen abhängig. Ver- dunstet in einer Region regelmäßig mehr Wasser als Regen Wird die Zeitreihe dieses Index über die letzten 120 Jahre fällt, so ist das für diese Region keine außergewöhnliche betrachtet, so fällt auf, dass die Variabilität groß ist, sich Situation. also trockene und feuchte Jahre immer wieder abwechseln. Zwei Perioden innerhalb der Zeitreihe fallen jedoch auf. Während sich der Niederschlag relativ gut messen lässt, ist Das sind zum einen die 1980er Jahre, die deutlich feuchter das für die Verdunstung sehr viel schwieriger. Eine Möglich- waren, was auf überdurchschnittlich hohe Niederschläge keit sich zu behelfen sind Modelle, welche die Verdunstung zurückzuführen ist. Zum anderen sind die Jahre seit 2003 näherungsweise über die Temperatur berechnen. Das in fast durchgehend zu trocken. Die Trockenheit dieser Periode dieser Auswertung verwendete Modell berücksichtigt ne- ist hauptsächlich durch die temperaturbedingt gestiegene ben der Temperatur auch den Sonnenstand. Dieses Modell Verdunstung zu erklären. hat sich für das in Rheinland-Pfalz vorherrschende Klima als sehr gut geeignet erwiesen. Um die Trockenheit einzelner Jahre und Regionen miteinan- der vergleichen zu können, wird der Standardized Precipita- tion Evapotranspiration Index (SPEI) verwendet. Dabei wird die im Zeitraum 1901 bis 2000 für Rheinland-Pfalz mittlere jährliche Differenz zwischen Niederschlag und Verdunstung als Null definiert. Abweichungen des SPEI im Bereich zwi- schen plus und minus 1 sind normale Schwankungen. Jah- re mit einem Indexwert von über 1 sind außergewöhnlich ___ Entwicklungen bis heute 15
WINDENTWICKLUNG: EIN AUF UND AB 45 45 Anzahl Tage mit Sturmpotential (Windstärke > 8 Bft) pro Jahr 40 40 35 35 30 30 25 25 23 20 20 15 15 13 10 10 5 5 0 0 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Jahreswerte 10 höchste Jahreswerte 10 niedrigste Jahreswerte lokale lineare Regression 30-jährige Mittel Zeitreihe___ des Sturmpotentials (Windstärke von mehr als 8 Beaufort) über Rheinland-Pfalz im Zeitraum 1955 bis 2020, basierend auf dem geostrophischen Wind. 16 Daten: Deutscher Wetterdienst³ Themenheft Klimawandel
Wind beschreibt eine gerichtete, stärkere Luftbewegung, die in 10 m Höhe über Grund gemessen wird. Trotzdem reagiert der gemessene Wind, insbesondere die Windge- schwindigkeit, empfindlich auf Veränderungen im Umfeld der Messstation (z. B. wachsende Bäume, veränderte Be- bauung). Daher ist es schwierig, auf dieser Basis Aussagen über die Entwicklung der Windgeschwindigkeit über einen längeren Zeitraum zu treffen. Eine Möglichkeit ist aber die Betrachtung des geostrophischen Windes. Dieser beruht auf Luftdruckdifferenzen, die maßgeblich sind für die Wind- geschwindigkeiten oberhalb der durch Reibung beeinfluss- ten bodennahen Schicht. Er dient damit als Abschätzung der maximal möglichen Windgeschwindigkeiten am Boden. Die auf diese Weise bestimmte zeitliche Entwicklung ist in der Abbildung dargestellt. Es zeigen sich Abschnitte von mehreren Jahren bis wenigen Jahrzehnten mit höherer oder niedrigerer Anzahl von Tagen mit Sturmpotential. Deutlich erkennbar ist die sturmreiche Zeit der 1990er und 2000er Jahre, in die beispielsweise die Stürme Vivian und Wiebke (1990), Lothar und Anatol (1999), Kyrill (2007) so- wie Emma (2008) fielen. ___ Entwicklungen bis heute 17
SONNENSCHEINDAUER: AUSWIRKUNGEN DER LUFTREINHALTUNG 2100 35 30 2000 25 Abweichung der Sonnenscheindauer (%) 1900 vom langjährigen Mittel 1951-1980 20 Sonnenscheindauer (h) 1800 15 1700 10 1638 5 1600 1552 0 1500 -5 1400 -10 -15 1300 1951 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jahreswerte 10 höchste Jahreswerte 10 niedrigste Jahreswerte lokale lineare Regression Mittel 1991-2020 ___ Zeitreihe der jährlichen Sonnenscheindauer in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1951 bis 2020. 18 Daten: Deutscher Wetterdienst¹ Themenheft Klimawandel
Die Sonnenscheindauer wird durch viele Faktoren wie Be- wölkung und Luftqualität beeinflusst. Für Rheinland-Pfalz liegen für die Sonnenscheindauer erst ab 1951 Messwerte vor. Aus den Daten zeigt sich bisher keine eindeutige Ent- wicklung, es lassen sich aber drei Zeitabschnitte unter- schiedlicher Sonnenscheindauer identifizieren: Von 1951 bis 1976 eine Phase höherer Jahreswerte, anschließend bis etwa zum Ende der 1980er-Jahre vermehrt geringere Jah- ressummen und dann wieder zunehmende. Zwischen etwa 1950 und 1980 gab es weltweit eine Phase zurückgehen- der Sonneneinstrahlung, die u. a. einer verstärkten Luftver- schmutzung zugeschrieben wird. Verbunden mit den Erfol- gen der Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft nahm danach die den Boden erreichende Sonneneinstrahlung wieder zu. Im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 schien die Sonne an 1638 Stunden im Jahr; das entspricht circa 68 Tagen mit 24 Stunden ununterbrochenem Sonnenschein. Die längste Sonnenscheindauer wurde bisher im Jahr 2003 mit 2050 Stunden gemessen, was in etwa 86 Tagen ununterbroche- nem Sonnenschein entspricht. ___ Entwicklungen bis heute 19
ZUNAHME VON HITZEWELLEN 4 Anzahl Hitzewellen 3 2 1 0 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Hitzewelle mit Tagen mittlerer gesundheitlicher Gefährdung (HI ≥ 26,7°C) Hitzewelle mit Tagen hoher gesundheitlicher Gefährdung (HI ≥ 32,8°C) Die Größe der Kreise ergibt sich als Kombination aus Intensität und Länge der jeweiligen Hitzewelle. Mittleres Tagesmaximum des Hitzeindex (°C) 35,0 2016 2015 2019 2019 2003 32,5 1998 2017 1957 2020 1964 2010 1990 2016 1983 2015 1994 1976 2006 30,0 1969 2013 1975 2018 2019 1991 1983 2003 2004 1997 1999 27,5 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Länge der Hitzewelle in Tagen ___ Zeitreihe von Hitzewellen am Beispiel der Klimastation Trier-Petrisberg für den Zeitraum 1955 bis 2020. Ableitung über einen Hitzeindex (HI). 20 Daten: Deutscher Wetterdienst⁴ Themenheft Klimawandel
Hitze stellt eine starke Belastung für den menschlichen Or- Seit Ende der 1980er Jahre kommt es zu einem gehäuften ganismus dar. Sehr junge und alte Menschen sind beson- Auftreten von Hitzewellen. Diese sind hier definiert als Pe- ders betroffen, da ihr Organismus noch nicht bzw. nicht rioden, an denen der Hitzeindex an mindestens 5 aufein- mehr ausreichend auf die Belastung reagieren kann. Diese anderfolgenden Tagen einen Wert von 27 °C überschritten Personengruppen sind somit in hohem Maße auf Hilfe zur hat. Eine Unterbrechung von einem Tag wurde ignoriert. Anpassung an die Belastung angewiesen. Dabei fällt auf, dass es in den jüngsten Jahren vermehrt zum Dabei ist nicht nur die Temperatur ausschlaggebend für die Auftreten von Hitzewellen mit starker Belastung kam, bei Belastung des Menschen. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt denen an mindestens einem Tag der Hitzeindex einen Wert eine entscheidende Rolle. Bei hohen Luftfeuchtigkeiten er- von circa 33 °C erreicht hat. Speziell bei diesen starken Hit- höht sich die Belastung. Ein Maß, das diese beiden Fakto- zewellen zeigt sich eine Veränderung: Während der Hitze- ren zusammenführt, ist ein Hitzeindex. So beträgt der hier index früher innerhalb einer Hitzewelle typischerweise nur verwendete Hitzeindex bei einer Temperatur von 33 °C und an wenigen Tagen einen Wert von 33 °C erreicht hat, findet einer Luftfeuchtigkeit von 45 % beispielsweise 35 °C, bei man in der jüngeren Vergangenheit vermehrt Hitzewellen gleicher Temperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 60 % (beispielsweise in 2003, 2015, 2016, 2018, 2019 und 2020), aber bereits 40 °C und liegt damit 7 Grad höher als die ge- bei denen dies an mehreren Tagen der Fall war. messene Temperatur. Die bisher längste Hitzewelle in Trier wurde mit 28 Tagen Beim Thema Hitze denkt man auch in Rheinland-Pfalz an im Jahr 2018 verzeichnet. Im Vergleich zu anderen Hitze- den „Jahrhundertsommer“ im Jahr 2003. Im Zuge des Kli- wellen wurden zwar keine so hohen maximalen Werte des mawandels ist die Hitzebelastung in Rheinland-Pfalz deut- Hitzeindex erreicht, aber aufgrund ihrer Länge stellte diese lich angestiegen. Die nebenstehende Abbildung zeigt diese Hitzewelle dennoch eine starke Belastung für Menschen Entwicklung beispielhaft für Trier. und Tiere dar. ___ Entwicklungen bis heute 21
THERMISCHE SITUATION Die Temperatur der Landoberfläche lässt sich mit Hilfe von Satelliten flächendeckend erfassen. Damit ist diese Größe für flächenhafte Betrachtungen besser geeignet als die an ! Koblenz nur wenigen Stationen erfasste Lufttemperatur. Für eine Kartierung der thermischen Situation wurden alle wolken- freien Überflüge des NASA-Satelliten Aqua in den Sommer- monaten Juni bis August seit 2003 betrachtet. Anhand der zur Mittagszeit gemessenen Temperaturen wurde jedem ! Ort eine der sechs Klassen von „sehr kühl“ bis „heiß“ zu- Mainz gewiesen. Die verbliebene Klasse „dauerheiß“ wurde verge- ben, falls der Ort auch bei den nächtlichen Temperaturen zu ! Trier den wärmsten Orten gehörte. Die räumliche Verteilung zeigt, dass die heißen Gebiete oft- mals mit der Lage der großen Städte entlang von Rhein und Mosel übereinstimmen. Noch deutlicher wird dies bei den Fläche Bevölkerung dauerheißen Gebieten, die in den Siedlungskernen liegen. 2% dauerheiß 9% 6% heiß 13 % ! Andererseits heben sich bewaldete Gebiete als deutlich 24 % sehr warm 33 % Speyer kühler von der Umgebung ab. 28 % warm 21 % 23 % mäßig warm 14 % 14 % kühl 9% Obwohl die heißen Gebiete im Mittel nur 8 % der Landes- 3% sehr kühl 1 % fläche umfassen, leben darin mehr als 20 % der Bevölke- rung. In extremen Jahren wie 2003, 2015, 2018, 2019 oder 2020 waren mehr als 40 % der Bevölkerung von Rheinland- Mittlere thermische Situation im Zeitraum 2003 bis 2020. Pfalz betroffen. Daten: NASA⁵, LVermGeo RLP⁶, StLa RLP⁷ ___ 22 Themenheft Klimawandel
100 100 90 90 80 80 linke Säule: Anteil Landesfläche (%) rechte Säule: Anteil Bevölkerung (%) 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Thermische Situation im Sommer (Juni - August) dauerheiß heiß sehr warm warm mäßig warm kühl sehr kühl Zeitreihe der thermischen Situation für den Zeitraum 2003 bis 2020, aufgeschlüsselt nach Bevölkerungs- und Flächenanteilen in Rheinland-Pfalz. Daten: NASA⁵, LVermGeo RLP⁶, StLa RLP⁷ ___ Entwicklungen bis heute 23
STARKNIEDERSCHLÄGE: GROSSE UNTERSCHIEDE VON JAHR ZU JAHR 180 180 170 170 160 160 Anzahl extremer Niederschlagsereignisse ≥ Warnstufe 3 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 hydrologischer Winter (November - April) hydrologischer Sommer (Mai - Oktober) ___ Zeitreihe der Starkniederschlagsereignisse im Zeitraum 2001 bis 2020 in Rheinland-Pfalz. 24 Daten: Deutscher Wetterdienst⁸ Themenheft Klimawandel
In den vergangenen Jahren haben lokale Starkniederschläge in sechs Stunden. Um verschiedene Ereignisse voneinander in Rheinland-Pfalz zu großen Schäden geführt. Bei Starknie- zu trennen, müssen diese eine ausreichende räumliche und derschlägen fallen innerhalb kurzer Zeiträume sehr hohe zeitliche Distanz zueinander aufweisen. Niederschlagsmengen, die kleinere Bäche über die Ufer treten lassen und Abwasser- und Regenrückhaltesysteme Augenscheinlichstes Merkmal ist die große zeitliche Vari- überfordern können. Die Folgen sind oftmals Sturzfluten, abilität der Zeitreihe. Es gab Jahre mit weniger als 20 und die sich ihren Weg durch Ortschaften bahnen und dann Jahre mit mehr als 170 Ereignissen in Rheinland-Pfalz. Der teilweise zu großen Schäden in den betroffenen Gemein- bei weitem überwiegende Teil der Ereignisse fällt in die Mo- den führen. nate Mai bis Oktober, während zwischen November und April in einigen Jahren überhaupt keine Starkregenereignis- Da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, ist se aufgetreten sind. eine Intensivierung von Starkregenereignissen durch den Klimawandel zu erwarten. Die flächendeckende Erfassung solcher oftmals kleinräumigen Ereignisse ist erst seit der Einführung der Radarmessung am Anfang des 21. Jahrhun- derts möglich. Für eine klimatologische Interpretation ist eine solche Zeitreihe noch zu kurz, aber einige Aussagen lassen sich bereits ableiten. Die Abbildung zeigt alle in Rheinland-Pfalz aufgetretenen Starkregenereignisse der Warnstufe 3 des Deutschen Wet- terdienstes seit 2001. Ein Ereignis dieser Warnstufe ent- spricht mehr als 25 Liter pro Quadratmeter Niederschlag in einer Stunde oder mehr als 35 Liter pro Quadratmeter ___ Entwicklungen bis heute 25
VERLÄNGERUNG UND VERFRÜHUNG DER VEGETATIONSPERIODE 01. Jan −70 Vegetationsbeginn −60 Abweichung des Vegetationsbeginns 15. Jan vom langjährigen Mittel 1951-1980 −50 Mittlerer Tag im Jahr 01. Feb −40 −30 15. Feb −20 01. Mrz −10 13. Mrz 0 10 01. Apr 20 30 15. Apr 1951 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jahreswerte 10 höchste Jahreswerte 10 niedrigste Jahreswerte lokale lineare Regression Mittel 1991-2020 15. Okt −30 Vegetationsende Abweichung des Vegetationsendes vom langjährigen Mittel 1951-1980 −20 01. Nov Mittlerer Tag im Jahr −10 17. Nov 0 10 01. Dez 20 15. Dez 30 40 31. Dez 1951 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 ___ Zeitreihe des berechneten Vegetationsbeginns und Vegetationsendes in den Jahren 1951 bis 2020. 26 Daten: C3S⁹ Themenheft Klimawandel
Die Vegetationsentwicklung mit ihren charakteristischen hier zeigt sich für das Flächenmittel von Rheinland-Pfalz Entwicklungsstadien wie Blattentfaltung, Blüte oder Blatt- eine Veränderung: So wird dieser Zeitpunkt im langjährigen fall steht in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima Mittel 1991 bis 2020 ungefähr eine Woche später erreicht eines Ortes. Somit kann mit Hilfe von Witterungsdaten das als im Vergleichszeitraum 1951 bis 1980. Einsetzen verschiedener Entwicklungsstadien gut berech- net werden. Insbesondere die Temperaturverhältnisse spie- len hier eine wesentliche Rolle. Für die Bestimmung von Beginn und Ende der Vegetationsperiode gibt es mehrere temperaturbasierte Ansätze, die gute Ergebnisse für Rhein- land-Pfalz liefern. Zur Bestimmung des Beginns der Vegetationsperiode wird der Tag im Jahr definiert, an dem erstmalig sechs aufein- anderfolgende Tage mit einer Tagesmitteltemperatur von mindestens 5 °C verzeichnet werden. Die Abbildung der zeitlichen Entwicklung zeigt, dass der Beginn der Vegetati- onsperiode in Rheinland-Pfalz im langjährigen Mittel 1991- 2020 etwa zwei Wochen früher auftritt als im Vergleichs- zeitraum 1951 bis 1980. Analog wird zur Bestimmung des Endes der Vegetations- periode der Tag im Jahr definiert, an dem die Tagesmittel- temperatur in der zweiten Jahreshälfte erstmalig an sechs aufeinanderfolgenden Tagen unterhalb von 5 °C lag. Auch ___ Entwicklungen bis heute 27
BLITZ- UND GEWITTEREREIGNISSE Gewitter und damit einhergehende Blitze sind ein fas- zinierendes Naturschauspiel, das entstehen kann, wenn feuchtwarme Luft vom Boden über mehrere Kilometer bis in Höhen aufsteigt, in denen sich aufgrund der niedrigen Temperaturen erst Wasser und dann Eis bildet. Temperatur, Feuchte und Stabilität der Atmosphäre sind Die nebenstehende Abbildung zeigt einen nahezu kon- wichtige Faktoren für die Bildung von Gewittern und än- tinuierlichen Anstieg der Anzahl extrem starker Blitze – dern sich im Zuge des Klimawandels. Die Atmosphäre kann sogenannter „Superblitze“ mit mindestens 150 Kiloam- pro Grad Celsius Temperaturanstieg sechs bis acht Prozent pere Stromstärke – während des 21 Jahre umfassenden mehr Wasserdampf aufnehmen, wodurch die Gewitterbil- Beobachtungszeitraums. Ob dies in Zusammenhang mit dung wahrscheinlicher wird. der regionalen Ausprägung des Klimawandels in Rhein- land-Pfalz steht, kann aufgrund der Kürze der Zeitreihe In Rheinland-Pfalz werden im Vergleich zu anderen Regio- nicht beantwortet werden. Dazu muss die Entwicklung nen Deutschlands überdurchschnittlich viele Blitzereignisse der Blitzintensität und -häufigkeit langfristig beobachtet registriert. Diese stehen hauptsächlich im Zusammenhang werden. mit sommerlichen Gewittern. Bestimmte Gebiete in Rhein- land-Pfalz wie zum Beispiel die Westpfalz oder das Rheintal sind besonders häufig von Gewittern betroffen. Die Anzahl der Blitze schwankt dabei stark von Jahr zu Jahr. Eine lang- fristige Zu- oder Abnahme ist bisher weder für Rheinland- Pfalz noch global zu beobachten. ___ 28 Themenheft Klimawandel
100 100 90 90 80 80 70 70 Anzahl der Superblitze 60 60 50 50 Mittelwert 40 40 1999-2020 30 30 20 20 10 10 0 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 Jahreswerte 6 höchste Jahreswerte 6 niedrigste Jahreswerte lokale lineare Regression Zeitreihe der „Superblitze“ in Rheinland-Pfalz (Stromstärke ≥ 150 kA) für den Zeitraum 1999 bis 2020. ___ Entwicklungen bis heute Daten: Siemens¹⁰ 29
BILDNACHWEIS UND WEITERE INFORMATIONEN Bildnachweis Titelbild: Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen / Dr. Ulrich Matthes Seite 11, Landesforsten RLP / Ernst-Christian Driedger Seite 19, Landesforsten RLP / Hansen/Lamour Seiten 15, 17, 25, 27, 28, 29 Pixabay Abbildungsnachweis Alle Abbildungen erzeugt durch das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen unter Verwendung externer Daten (siehe Quellenangaben). Quellenangaben ¹: Monatsraster des Deutschen Wetterdienstes, abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/grids_germany/monthly/ ²: Jahresraster des Deutschen Wetterdienstes, abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/grids_germany/annual/ ³: Tagesdaten von Klimastationen des Deutschen Wetterdienstes (Aachen, Gießen und Saarbrücken-Ensheim), abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/observations_germany/climate/daily/kl ⁴: Stundendaten der Klimastation Trier-Petrisberg des Deutschen Wetterdienstes, abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/observations_germany/climate/hourly/air_temperature/ ⁵: MODIS/Aqua-Satellitendaten zur Oberflächentemperatur, DOI: 10.5067/MODIS/MYD11A2.006, abrufbar über: https://lpdaac.usgs.gov/products/myd11a2v006/ ⁶: administrative Grenzen (Gemeinden) von Rheinland-Pfalz ⁷: Bevölkerungszahlen für die Gemeinden von Rheinland-Pfalz ⁸: Daten aus dem KlamEx-Projekt, abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/help/landing_pages/doi_landingpage_CatRaRE_V2021.01-de.html ⁹: E-OBS-Datensatz, v22.0e, 0.1°-Auflösung, abrufbar über: https://surfobs.climate.copernicus.eu/dataaccess/access_eobs.php ¹⁰: BLIDS-Datensatz ___ 30 Themenheft Klimawandel
Aktualisierung Die Online-Version des Themenhefts „Klimawandel – Entwicklungen bis heute“ wird fortlaufend aktualisiert, um den neuesten Datenstand zu präsentieren. Die jeweils aktuelle Version des Themenhefts finden Sie unter www.klimawandel-rlp.de. Informationsangebot Die in diesem Themenheft dargestellten Informationen und viele weiterführende Abbildungen, Daten und Fakten zum Thema Klimawandel in Rheinland-Pfalz finden Sie im Klimawandelinformationssystem Rheinland-Pfalz unter www.kwis-rlp.de. Bisher erschienene Themenhefte Themenheft Boden (2015), mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz Themenheft Beifuß-Ambrosie (2016) Themenheft Invasive Stechmücken (2016) Themenheft Krautige Neophyten (2017) Themenheft Zecken (2018) Themenheft Klimawandel – Entwicklungen bis heute (2018, 2. Auflage 2021), mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Themenheft Klimawandel – Entwicklungen in der Zukunft (2020), mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Rheinland-Pfalz herausgegeben. Sie darf weder von Partei- en noch Wahlbewerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von sechs Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-, Kommunal- und Europawahlen. Missbräuchlich ist während dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehen- den Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden. ___ Entwicklungen bis heute 31
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