Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM

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Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum
für Klimawandelfolgen

mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz

Themenheft Klimawandel – Entwicklungen bis heute
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
IMPRESSUM

Klimawandel in Rheinland-Pfalz
Themenheft Klimawandel – Entwicklungen bis heute
Herausgeber und Copyright:
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen
bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft
Hauptstraße 16, D-67705 Trippstadt
Internet: www.kwis-rlp.de, www.klimawandel-rlp.de
In Zusammenarbeit mit:
Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz
Kaiser-Friedrich-Straße 7, D-55116 Mainz
Internet: www.lfu.rlp.de
Text:
Philipp Reiter, Tilmann Sauer (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen)
Matthias Voigt, Matthias Zimmer (Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz)
Textsatz, Bildbearbeitung und Gestaltung:
Ditmar Huckschlag (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen)
Druck:
LM Druck+Medien GmbH, Obere Hommeswiese 16, 57258 Freudenberg

      www.natureOffice.com/DE-817-KLYEVTX

Trippstadt, Juli 2021 (2., aktualisierte und erweiterte Auflage)

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2                                                                                        Themenheft Klimawandel
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Klimawandel gehört zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. In diesem Themenheft infor-
mieren wir Sie darüber, welche klimatischen Veränderungen von Beginn der Messungen bis heute in Rheinland-Pfalz fest-
stellbar sind. Die Grundlage dafür sind Klimadaten. Bei bedeutenden klimatischen Kenngrößen wie Temperatur und Nie-
derschlag reichen die Zeitreihen bis in das Jahr 1881 zurück. Das ermöglicht uns, langfristige Entwicklungen darzustellen,
Zeiträume in der Vergangenheit mit der Gegenwart zu vergleichen und so die fachliche Basis für erforderliche Maßnahmen
im Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung aufzuzeigen.

Rheinland-Pfalz ist innerhalb Deutschlands besonders vom Klimawandel betroffen. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse
2021 des Bundes für Deutschland zeigt: Insbesondere im Oberrheingraben und in Rheinhessen sind die Risiken durch Hitze
und Trockenheit bereits heute sehr hoch. Innerhalb des Landes gibt es aufgrund der Topographie räumliche Muster und
deutliche regionale Unterschiede in den Klimakennwerten. Interessant ist in diesem Zusammenhang die räumliche Lage
von besonders warmen und gleichzeitig bevölkerungsreichen Regionen in Rheinland-Pfalz. In Extremjahren wie 2003 oder
2018 waren daher mehr als 40 % der Bevölkerung von starker Hitze betroffen. Aktuelle Informationen geben wir Ihnen
auch zur Entwicklung von Starkregen, zur Veränderung der Vegetationsperiode sowie zu Blitz- und Gewitterereignissen.
Überzeugen Sie sich anhand der Faktenlage vom bereits beobachtbaren Klimawandel in Rheinland-Pfalz.

Dr. Ulrich Matthes				Sabine Riewenherm

Leiter Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum Präsidentin Landesamt für Umwelt
für Klimawandelfolgen				Rheinland-Pfalz

Mit der im Jahr 2015 gestarteten Reihe der Themenhefte informieren wir kurz und prägnant über ausgewählte Schwerpunktthemen. Das vorliegende
Themenheft „Klimawandel – Entwicklungen bis heute“ ist die aktualisierte und erweiterte 2. Auflage des 2018 erstmals erschienenen Themenhefts.
                                                                                                                                          ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                                     3
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KLIMA IN RHEINLAND-PFALZ

Rheinland-Pfalz ist durch ein westeuropäisch-atlantisches
Klima geprägt, das sich durch milde Winter, gemäßigte
Sommer und hohe jährliche Niederschlagsmengen kenn-                                                                               !
zeichnet. Aufgrund der Topographie treten innerhalb des                                                                         Koblenz

Landes jedoch starke räumliche Unterschiede auf.

Die Mittelgebirgslandschaften haben einen großen Einfluss
auf die Temperaturverhältnisse. Die Höhenlage über dem
                                                                                                                                                 !
Meeresniveau wirkt sich auf die räumliche Verteilung der                                                                                        Mainz
Lufttemperatur aus. Im Jahresmittel beträgt die Tempera-
turabnahme knapp 0,6 °C je 100 m Höhenzunahme.                                             !
                                                                                          Trier
Die wärmsten Regionen sind der Oberrheingraben sowie
die großen Flusstäler und Becken von Rhein und Mosel. In
den wärmsten Regionen ist es im Jahresmittel um mehr als
4 °C wärmer als in den kältesten Regionen, welche sich in
den Höhenlagen von Eifel, Westerwald und Hunsrück be-
finden.                                                                   Jahrestemperatur (°C)
                                                                                                                                                       !
                                                                                                                                                  Speyer

                                                            5   5,5   6   6,5   7   7,5    8   8,5   9   9,5 10 10,5 11 11,5

                                                                                Mittlere Jahrestemperatur im Zeitraum 1881 bis 1910.
                                                                                           Daten: Deutscher Wetterdienst¹
___
4                                                                                                                              Themenheft Klimawandel
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TEMPERATUR

                                                                                        Die beiden Karten zeigen die Temperaturverteilung in
                                                                                        Rheinland-Pfalz in der ältesten 30-jährigen Periode der sys-
                                                                     !                  tematischen Messungen 1881 bis 1910* und im jüngsten
                                                                   Koblenz              30-jährigen Zeitraum 1991 bis 2020.

                                                                                        Der Vergleich der beiden Karten zeigt einen deutlichen
                                                                                        Anstieg der langjährigen Jahresmitteltemperaturen über
                                                                                        die gesamte Landesfläche. Im Zeitraum von 1881 bis 1910
                                                                              !
                                                                             Mainz      betrug die Jahresmitteltemperatur 8,1 °C, in den zurücklie-
                                                                                        genden 30 Jahren 9,7 °C. Damit ist die Temperatur in dem
                               !                                                        betrachteten Zeitraum um 1,6 °C angestiegen. Die Erwär-
                              Trier                                                     mung ist in allen Naturräumen und Höhenlagen ähnlich
                                                                                        stark.

                                                                                        Der Temperaturanstieg kann an einem Beispiel veranschau-
                                                                                        licht werden: Gegenwärtig ist es in der Eifel so warm wie
                                                                                        Ende des 19. Jahrhunderts im Moseltal.
                                                                                    !
              Jahrestemperatur (°C)                                            Speyer

5   5,5   6   6,5   7   7,5    8   8,5   9   9,5 10 10,5 11 11,5

                                                                                        *
                                                                                         In der Klimatologie werden für eine robuste Mittelwertsbildung stets Zeiträu-
                    Mittlere Jahrestemperatur im Zeitraum 1991 bis 2020.                me von 30 Jahren betrachtet. In der offiziellen Referenzperiode der WMO (World
                                                                                        Meteorological Organization), 1961 bis 1990, betrug die Jahresmitteltemperatur
                                Daten: Deutscher Wetterdienst¹                          8,6 °C.
                                                                                                                                                                 ___
          Entwicklungen bis heute                                                                                                                                  5
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
KLIMA IN RHEINLAND-PFALZ

Die Südwest-Nordost-orientierten Gebirgszüge von Eifel
und Hunsrück stellen großräumige Hindernisse für Luft-
massen aus der Hauptwindrichtung Südwest dar. In der Ab-                                                          !
bildung ist zu erkennen, dass dies zu höheren Niederschlä-                                                      Koblenz

gen auf der West-(Luv-)Seite der Mittelgebirge führt.

Die Niederschlagsereignisse sind vor allem an Tiefdruckge-
biete (zyklonale Wetterlagen) gebunden. Der Jahresgang
                                                                                                                                 !
des Niederschlags hat gegenwärtig zwei Maxima (Sommer                                                                           Mainz
und Winter) sowie zwei Minima in den Übergangsjahreszei-
ten (Frühjahr und Herbst).                                                        !
                                                                                 Trier
Die Höhenlagen von Eifel, Hunsrück, Westerwald und
Pfälzerwald verzeichnen Niederschlagsmengen von über
1000 l/m² pro Jahr; Rheinhessen sowie das Mosel- und
Rheintal dagegen weniger als 600 l/m².

In den Mittelgebirgsregionen mit hohen Jahressummen                    Jahresniederschlag (l/m²)
                                                                                                                                         !
                                                                                                                                    Speyer
fällt ein Großteil des Niederschlags aufgrund von Staulagen
am Gebirge in den Wintermonaten. In den Flusstälern und       300 400 500 600 700 800 900 1000   1200   1400

der Rheinebene fällt mehr Niederschlag im Sommer, der
oftmals im Zusammenhang mit Schauer- und Gewitter-
ereignissen steht.
                                                                          Mittlerer Jahresniederschlag im Zeitraum 1991 bis 2020.
                                                                                       Daten: Deutscher Wetterdienst¹
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6                                                                                                              Themenheft Klimawandel
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
2020 : 779 l /m²
                                      1991-
                                                                   212 l /
                                                                                                                                                        NIEDERSCHLAG
                                                                           m²

                                          1-1910 : 739 l /m²
                                       188                                                                               Seit Beginn der Messungen hat der Jahresniederschlag in
                                                             167 l /m                                                    Rheinland-Pfalz nur leicht zugenommen, von 739 l/m² in
                                                                      ²
                                                                                                                         der Periode 1881 bis 1910 auf 779 l/m² in der Periode 1991
                                                      W i n t                                                            bis 2020.
                                                              e
           m²

                                                                             r
   193 l /

                                                     Dez Jan
                              ²
                     189 l /m

                                        st

                                             Nov                       Feb                                               Größere Veränderungen zeigen sich in der jahreszeitlichen
                                  H erb

                                                                                                                         Verteilung der Niederschläge. Das doppelte Ringdiagramm

                                                                                    h j a h r
                                         Okt                             Mrz
                                                                                                                         vergleicht die Niederschläge der beiden 30-jährigen Zeit-

                                                                                                 l /m ²
                                         Sep                             Apr
                                                                                                                         räume 1881 bis 1910 und 1991 bis 2020 nach Jahreszeiten.

                                                                                                                l /m ²
                                              Aug                      Mai
                                                                                 rü

                                                                                                158
                                        S             Jul        Jun
                                                                                                                         Es zeigt sich eine deutliche Abnahme der Sommernieder-
                                                                             F

                                             o

                                                                                                               169
                                                 m
                                                       m e r
                                                                                                                         schläge und eine deutliche Zunahme der Winternieder-
                                         225
                                                 l /m ²
                                                                                                                         schläge. Die Niederschläge in Herbst und Frühjahr nehmen
                                                                                                                         leicht zu, ihr Anteil am Gesamtjahresniederschlag bleibt
                                                                                                                         aber nahezu unverändert.
                                   205
                                             l /m ²

                           Anteil am Jahresniederschlag (%)
                20        22             24                 26               28                 30        32

  Veränderung der mittleren jahreszeitlichen Niederschläge zwischen den
Perioden 1881 bis 1910 und 1991 bis 2020. Daten: Deutscher Wetterdienst¹
                                                                                                                                                                               ___
       Entwicklungen bis heute                                                                                                                                                   7
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TEMPERATURENTWICKLUNG: DEUTLICHER ANSTIEG

                        11,0

                                                                                                                                                                 2,5
                        10,5

                                                                                                                                                                 2,0
                        10,0

                                                                                                                                                                        Abweichung der Temperatur (°C)
                                                                                                                                                                                                         vom langjährigen Mittel 1881-1910
                                                                                                                                                          9,7
                                                                                                                                                                 1,5
                         9,5
      Temperatur (°C)

                                                                                                                                                                 1,0
                         9,0

                                                                                                                             8,6                                 0,5
                         8,5

                         8,1                                                                                                                                     0,0

                                                                                                                                                                 -0,5
                         7,5

                                                                                                                                                                 -1,0
                         7,0
                               1881   1890   1900   1910     1920     1930   1940     1950      1960      1970   1980    1990      2000         2010   2020

                               Jahreswerte          10 höchste Jahreswerte          10 niedrigste Jahreswerte       lokale lineare Regression           30-jährige Mittel

___                                     Zeitreihe der Jahresmitteltemperaturen in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1881 bis 2020.
8                                                                    Daten: Deutscher Wetterdienst¹                               Themenheft Klimawandel
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen - mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz - MKUEM
Der Klimawandel hat in Rheinland-Pfalz bereits zu messba-         Tabelle 1: Entwicklung der mittleren Temperaturen in Rheinland-Pfalz
ren Veränderungen geführt. Die mittlere Jahrestemperatur         und Deutschland (Mittelwert 1991 bis 2020 gegenüber Mittelwert 1881
ist seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen im Jahr                 bis 1910, alle Änderungen sind statistisch signifikant).
1881 um 1,6 °C angestiegen. Speziell in den letzten Jahr-                            Daten: Deutscher Wetterdienst¹
zehnten ist dieser Anstieg stark ausgefallen. Dies zeigt sich
beispielsweise darin, dass die zehn wärmsten je gemesse-                 Zeitraum            Rheinland-Pfalz         Deutschland
nen Jahre im Zeitraum seit 1994 auftraten. Die fünf wärms-
ten Jahre traten sogar alle seit 2014 auf. Aus der Abbildung           Kalenderjahr              + 1,6 °C              + 1,5 °C
ist ersichtlich, dass das langjährige Mittel von 1991 bis 2020
mit 9,7 °C gegenüber jenem von 1961 bis 1990 (8,6 °C) be-                Frühjahr                + 1,7 °C              + 1,6 °C
sonders deutlich angestiegen ist.
                                                                         Sommer                  + 1,6 °C              + 1,4 °C
Analog haben auch die mittleren Temperaturen in den ein-
zelnen Jahreszeiten zugenommen. Dabei zeigen sich nur                     Herbst                 + 1,3 °C              + 1,2 °C
geringfügige Unterschiede zwischen der Entwicklung in den
Jahreszeiten und der Entwicklung für das gesamte Jahr.                    Winter                 + 1,8 °C              + 1,6 °C

In Rheinland-Pfalz ist der bisherige Anstieg der mittleren            Vegetationszeit            + 1,5 °C              + 1,3 °C
Temperaturen im Vergleich der Bundesländer überdurch-                  (April - Okt)
schnittlich. Dieser Anstieg wirkt sich besonders in Regionen
wie dem Oberrheingraben aus, der schon immer zu den
wärmsten Regionen Deutschlands gehört hat.

                                                                                                                                   ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                              9
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ANSTIEG SOMMERTAGE UND RÜCKGANG FROSTTAGE

  1951-1960           1961-1970          1971-1980          1981-1990           1991-2000              2001-2010          2011-2020

                     0         10         20          30        40        50         60           70         80 Tage im Jahr

                     20             40           60             80             100          120              140 Tage im Jahr

  1951-1960           1961-1970          1971-1980          1981-1990           1991-2000              2001-2010          2011-2020

___
Mittlere Anzahl an Sommertagen (Tagesmaximumtemperatur ≥ 25 °C, oben) und Frosttagen (Tagesminimumtemperatur < 0 °C, unten) pro Jahr.
10                                              Daten: Deutscher Wetterdienst²                            Themenheft Klimawandel
Sommer- und Frosttage gehören zu den sogenannten
Kenntagen. Ein Kenntag ist ein Tag, an dem ein festgelegter
Schwellenwert eines klimatischen Parameters erreicht, be-
ziehungsweise über- oder unterschritten wird.

Als Sommertage gelten Tage mit einer maximalen Tempe-
ratur von 25 °C oder mehr. Die Anzahl an Sommertagen pro
Jahr ist im Landesmittel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um
circa 15 Tage angestiegen. Die Abbildung zeigt die Zunahme
der Sommertage als 10-jährige Mittel von 1951 bis heute.
Im Oberrheingraben werden heute bereits in großen Teilen
über 60, teilweise sogar über 70 Sommertage im Jahr ge-
zählt. Weniger als 20 Sommertage kommen heute nur noch
in den Hochlagen von Hunsrück, Eifel und Westerwald vor.

Frosttage sind Tage, an denen die Minimumtemperatur un-
ter 0 °C fällt. Hier verläuft die Entwicklung entgegengesetzt
zu den Sommertagen. Die Anzahl an Frosttagen pro Jahr ist
im Landesmittel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um circa
15 Tage zurückgegangen. In den höheren Lagen von Rhein-
land-Pfalz hat die Anzahl der Frosttage besonders stark ab-
genommen. Mehr als 100 Frosttage werden heute nur noch
an wenigen exponierten Orten erreicht. In tieferen Lagen
sind es verbreitet im Mittel weniger als 60 Frosttage pro
Jahr, vereinzelt sogar weniger als 40 Frosttage pro Jahr.
                                                                ___
Entwicklungen bis heute                                          11
NIEDERSCHLAGSENTWICKLUNG: ZUNAHME VOR ALLEM IM WINTER

                                   1100                                                                                                                                                                1100

                                   1000                                                                                                                                                                1000

                                     900                                                                                                                                                               900

                                     800                                                                                                                                                                            Mittelwert
                                                                                                                                                                                                       779          1991-2020
Niederschlag (l/m²)

                      Mittelwert
                      1881-1910     739
                                     700                                                                                                                                                               700

                                     600                                                                                                                                                               600

                                     500                                                                                                                                                               500

                                     400                                                                                                                                                               400

                                     300                                                                                                                                                               300

                                     200                                                                                                                                                               200

                                     100                                                                                                                                                               100

                                         0                                                                                                                                                             0
                                                 1881   1890      1900       1910      1920        1930   1940        1950          1960    1970       1980        1990   2000      2010        2020

                           Winterniederschlag           Jahresniederschlag   →      10 höchste
                                                                                    Jahresniederschläge
                                                                                                          →   10 niedrigste
                                                                                                              Jahresniederschläge
                                                                                                                                           lokale lineare Regression
                                                                                                                                           Winterniederschlag
                                                                                                                                                                          lokale lineare Regression
                                                                                                                                                                          Jahresniederschlag
                                                                                                                                                                                                           30-jährige Mittel
                                                                                                                                                                                                           Jahresniederschlag

___                                             Zeitreihe der Jahres- und Winterniederschläge in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1881 bis 2020.
12                                                                              Daten: Deutscher Wetterdienst¹                                Themenheft Klimawandel
Auch beim Niederschlag hat der Klimawandel bereits zu          Tabelle 2: Entwicklung der Niederschlagsmengen in Rheinland-Pfalz
teilweise deutlichen Veränderungen seit Beginn der syste-         und Deutschland (Mittelwert 1991 bis 2020 gegenüber Mit-
matischen Messungen im Jahr 1881 geführt. Die mittlere              telwert 1881 bis 1910; signifikante Änderungen sind mit *
jährliche Niederschlagsmenge ist von 739 l/m² auf über                  gekennzeichnet). Daten: Deutscher Wetterdienst¹
800 l/m² Ende des 20. Jahrhunderts deutlich angestiegen.
Seither ist die mittlere jährliche Niederschlagsmenge je-            Zeitraum            Rheinland-Pfalz         Deutschland
doch wieder gesunken und beträgt gegenwärtig 779 l/m².
Bei Betrachtung der Gesamtzeitreihe ergibt sich ein An-                Jahr                  +5%*                  +7%*
stieg der mittleren jährlichen Niederschlagsmenge um 5 %.
                                                                     Frühjahr                 +7%                   +4%
Die Entwicklungen in den einzelnen Jahreszeiten sind – im
Gegensatz zu den Entwicklungen bei der Temperatur – nicht            Sommer                   -9%                   -3%
einheitlich. Dabei zeigen einzig die Niederschläge im Win-
ter eine statistisch signifikante Veränderung, nämlich einen          Herbst                  +2%                   +7%
deutlichen Anstieg der Niederschläge um 27 %.
                                                                      Winter                 + 27 % *             + 26 % *
Während die Sommerniederschläge zu Beginn der Beob-
achtungen die Winterniederschläge noch überwogen, hat             hydrologischer              -4%                   ±0%
die deutliche Zunahme der Winterniederschläge dazu ge-          Sommer (Mai - Okt)
führt, dass die Sommer- und Winterniederschläge heutzu-
tage in etwa auf einem Niveau liegen.                            hydrologischer              + 17 % *              + 17 % *
                                                                Winter (Nov - Apr)
Im Vergleich zu den entsprechenden Veränderungen in
Deutschland zeigen sich keine großen Unterschiede.                Vegetationszeit             -3%                   -1%
                                                                    (Apr - Okt)
                                                                                                                               ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                         13
TROCKENHEIT

                                                                                                                                                        3,0

           extrem feucht

                                                                                                                                                        2,0
              sehr feucht
                                                                                                                                                        1,5
            mäßig feucht
                                                                                                                                                        1,0

                  normal

                                                                                                                                                               SPEI
                                                                                                                                                        0,0
                             -0,2
                                                                                                                                                 -0,3
                  normal

                                                                                                                                                        -1,0
           mäßig trocken
                                                                                                                                                        -1,5
             sehr trocken
                                                                                                                                                        -2,0

          extrem trocken

                                                                                                                                                        -3,0

                               1901    1910   1920      1930      1940   1950     1960       1970       1980     1990       2000       2010   2020

                         Jahreswerte          10 höchste Jahreswerte        10 niedrigste Jahreswerte          lokale lineare Regression       30-jährige Mittel

       ___der Jahreswerte des Trockenheitsindex SPEI (Standardized Precipitation Evapotranspiration Index) in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1901 bis 2020.
Zeitreihe
       14                                                     Daten: Deutscher Wetterdienst¹                                 Themenheft Klimawandel
Trockenheit ist durch zwei Einflussgrößen bedingt: Nieder-     feucht, solche mit Werten von unter -1 außergewöhnlich
schlag und Verdunstung. Dabei ist Trockenheit immer vom        trocken.
ortsüblichen Verhältnis der beiden Größen abhängig. Ver-
dunstet in einer Region regelmäßig mehr Wasser als Regen       Wird die Zeitreihe dieses Index über die letzten 120 Jahre
fällt, so ist das für diese Region keine außergewöhnliche      betrachtet, so fällt auf, dass die Variabilität groß ist, sich
Situation.                                                     also trockene und feuchte Jahre immer wieder abwechseln.
                                                               Zwei Perioden innerhalb der Zeitreihe fallen jedoch auf.
Während sich der Niederschlag relativ gut messen lässt, ist    Das sind zum einen die 1980er Jahre, die deutlich feuchter
das für die Verdunstung sehr viel schwieriger. Eine Möglich-   waren, was auf überdurchschnittlich hohe Niederschläge
keit sich zu behelfen sind Modelle, welche die Verdunstung     zurückzuführen ist. Zum anderen sind die Jahre seit 2003
näherungsweise über die Temperatur berechnen. Das in           fast durchgehend zu trocken. Die Trockenheit dieser Periode
dieser Auswertung verwendete Modell berücksichtigt ne-         ist hauptsächlich durch die temperaturbedingt gestiegene
ben der Temperatur auch den Sonnenstand. Dieses Modell         Verdunstung zu erklären.
hat sich für das in Rheinland-Pfalz vorherrschende Klima als
sehr gut geeignet erwiesen.

Um die Trockenheit einzelner Jahre und Regionen miteinan-
der vergleichen zu können, wird der Standardized Precipita-
tion Evapotranspiration Index (SPEI) verwendet. Dabei wird
die im Zeitraum 1901 bis 2000 für Rheinland-Pfalz mittlere
jährliche Differenz zwischen Niederschlag und Verdunstung
als Null definiert. Abweichungen des SPEI im Bereich zwi-
schen plus und minus 1 sind normale Schwankungen. Jah-
re mit einem Indexwert von über 1 sind außergewöhnlich
                                                                                                                         ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                   15
WINDENTWICKLUNG: EIN AUF UND AB

                                                                        45                                                                                                                                              45
         Anzahl Tage mit Sturmpotential (Windstärke > 8 Bft) pro Jahr

                                                                        40                                                                                                                                              40

                                                                        35                                                                                                                                              35

                                                                        30                                                                                                                                              30

                                                                        25                                                                                                                                              25
                                                                                                                                                                                                                  23

                                                                        20                                                                                                                                              20

                                                                        15                                                                                                                                              15
                                                                             13

                                                                        10                                                                                                                                              10

                                                                         5                                                                                                                                              5

                                                                         0                                                                                                                                              0
                                                                              1955      1960   1965     1970       1975    1980      1985       1990          1995   2000        2005       2010   2015      2020

                                                                              Jahreswerte         10 höchste Jahreswerte          10 niedrigste Jahreswerte          lokale lineare Regression      30-jährige Mittel

Zeitreihe___
          des Sturmpotentials (Windstärke von mehr als 8 Beaufort) über Rheinland-Pfalz im Zeitraum 1955 bis 2020, basierend auf dem geostrophischen Wind.
        16                                                    Daten: Deutscher Wetterdienst³                               Themenheft Klimawandel
Wind beschreibt eine gerichtete, stärkere Luftbewegung,
die in 10 m Höhe über Grund gemessen wird. Trotzdem
reagiert der gemessene Wind, insbesondere die Windge-
schwindigkeit, empfindlich auf Veränderungen im Umfeld
der Messstation (z. B. wachsende Bäume, veränderte Be-
bauung). Daher ist es schwierig, auf dieser Basis Aussagen
über die Entwicklung der Windgeschwindigkeit über einen
längeren Zeitraum zu treffen. Eine Möglichkeit ist aber die
Betrachtung des geostrophischen Windes. Dieser beruht
auf Luftdruckdifferenzen, die maßgeblich sind für die Wind-
geschwindigkeiten oberhalb der durch Reibung beeinfluss-
ten bodennahen Schicht. Er dient damit als Abschätzung
der maximal möglichen Windgeschwindigkeiten am Boden.

Die auf diese Weise bestimmte zeitliche Entwicklung ist
in der Abbildung dargestellt. Es zeigen sich Abschnitte von
mehreren Jahren bis wenigen Jahrzehnten mit höherer oder
niedrigerer Anzahl von Tagen mit Sturmpotential.

Deutlich erkennbar ist die sturmreiche Zeit der 1990er und
2000er Jahre, in die beispielsweise die Stürme Vivian und
Wiebke (1990), Lothar und Anatol (1999), Kyrill (2007) so-
wie Emma (2008) fielen.

                                                              ___
Entwicklungen bis heute                                        17
SONNENSCHEINDAUER: AUSWIRKUNGEN DER LUFTREINHALTUNG

                          2100                                                                                                                             35

                                                                                                                                                           30
                          2000

                                                                                                                                                           25

                                                                                                                                                                 Abweichung der Sonnenscheindauer (%)
                          1900

                                                                                                                                                                                                        vom langjährigen Mittel 1951-1980
                                                                                                                                                           20
  Sonnenscheindauer (h)

                          1800
                                                                                                                                                           15

                          1700                                                                                                                             10

                                                                                                                                                    1638
                                                                                                                                                           5
                          1600

                          1552                                                                                                                             0

                          1500
                                                                                                                                                           -5

                          1400                                                                                                                             -10

                                                                                                                                                           -15
                          1300
                                 1951          1960            1970            1980               1990            2000              2010         2020

                                 Jahreswerte          10 höchste Jahreswerte          10 niedrigste Jahreswerte      lokale lineare Regression    Mittel 1991-2020

___                                       Zeitreihe der jährlichen Sonnenscheindauer in Rheinland-Pfalz für den Zeitraum 1951 bis 2020.
18                                                                       Daten: Deutscher Wetterdienst¹                               Themenheft Klimawandel
Die Sonnenscheindauer wird durch viele Faktoren wie Be-
wölkung und Luftqualität beeinflusst. Für Rheinland-Pfalz
liegen für die Sonnenscheindauer erst ab 1951 Messwerte
vor. Aus den Daten zeigt sich bisher keine eindeutige Ent-
wicklung, es lassen sich aber drei Zeitabschnitte unter-
schiedlicher Sonnenscheindauer identifizieren: Von 1951
bis 1976 eine Phase höherer Jahreswerte, anschließend bis
etwa zum Ende der 1980er-Jahre vermehrt geringere Jah-
ressummen und dann wieder zunehmende. Zwischen etwa
1950 und 1980 gab es weltweit eine Phase zurückgehen-
der Sonneneinstrahlung, die u. a. einer verstärkten Luftver-
schmutzung zugeschrieben wird. Verbunden mit den Erfol-
gen der Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft nahm danach
die den Boden erreichende Sonneneinstrahlung wieder zu.

Im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 schien die Sonne
an 1638 Stunden im Jahr; das entspricht circa 68 Tagen mit
24 Stunden ununterbrochenem Sonnenschein. Die längste
Sonnenscheindauer wurde bisher im Jahr 2003 mit 2050
Stunden gemessen, was in etwa 86 Tagen ununterbroche-
nem Sonnenschein entspricht.

                                                               ___
Entwicklungen bis heute                                         19
ZUNAHME VON HITZEWELLEN

                                                       4
        Anzahl Hitzewellen

                                                       3

                                                       2

                                                        1

                                                       0
                                                            1955        1960         1965          1970        1975         1980         1985         1990         1995         2000         2005       2010       2015       2020

                                                                   Hitzewelle mit Tagen mittlerer gesundheitlicher Gefährdung (HI ≥ 26,7°C)               Hitzewelle mit Tagen hoher gesundheitlicher Gefährdung (HI ≥ 32,8°C)
                                                                                                 Die Größe der Kreise ergibt sich als Kombination aus Intensität und Länge der jeweiligen Hitzewelle.
        Mittleres Tagesmaximum des Hitzeindex (°C)

                                                     35,0

                                                                     2016                 2015
                                                                            2019 2019                                                         2003
                                                     32,5
                                                                     1998
                                                              2017                                    1957 2020
                                                                                   1964
                                                                                                 2010 1990
                                                              2016                               1983               2015                      1994         1976
                                                                                                                                                                              2006
                                                     30,0                   1969                             2013                      1975                                                                       2018
                                                                                          2019
                                                                                                                    1991
                                                                                                                                1983
                                                                                                                           2003 2004                                                       1997
                                                                                                                                       1999
                                                     27,5

                                                               5       6     7      8      9     10    11    12     13     14    15     16    17     18     19    20    21     22    23     24    25    26   27   28     29   30
                                                                                                                                Länge der Hitzewelle in Tagen

___
 Zeitreihe von Hitzewellen am Beispiel der Klimastation Trier-Petrisberg für den Zeitraum 1955 bis 2020. Ableitung über einen Hitzeindex (HI).
20                                                     Daten: Deutscher Wetterdienst⁴                                Themenheft Klimawandel
Hitze stellt eine starke Belastung für den menschlichen Or-   Seit Ende der 1980er Jahre kommt es zu einem gehäuften
ganismus dar. Sehr junge und alte Menschen sind beson-        Auftreten von Hitzewellen. Diese sind hier definiert als Pe-
ders betroffen, da ihr Organismus noch nicht bzw. nicht       rioden, an denen der Hitzeindex an mindestens 5 aufein-
mehr ausreichend auf die Belastung reagieren kann. Diese      anderfolgenden Tagen einen Wert von 27 °C überschritten
Personengruppen sind somit in hohem Maße auf Hilfe zur        hat. Eine Unterbrechung von einem Tag wurde ignoriert.
Anpassung an die Belastung angewiesen.
                                                              Dabei fällt auf, dass es in den jüngsten Jahren vermehrt zum
Dabei ist nicht nur die Temperatur ausschlaggebend für die    Auftreten von Hitzewellen mit starker Belastung kam, bei
Belastung des Menschen. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt      denen an mindestens einem Tag der Hitzeindex einen Wert
eine entscheidende Rolle. Bei hohen Luftfeuchtigkeiten er-    von circa 33 °C erreicht hat. Speziell bei diesen starken Hit-
höht sich die Belastung. Ein Maß, das diese beiden Fakto-     zewellen zeigt sich eine Veränderung: Während der Hitze-
ren zusammenführt, ist ein Hitzeindex. So beträgt der hier    index früher innerhalb einer Hitzewelle typischerweise nur
verwendete Hitzeindex bei einer Temperatur von 33 °C und      an wenigen Tagen einen Wert von 33 °C erreicht hat, findet
einer Luftfeuchtigkeit von 45 % beispielsweise 35 °C, bei     man in der jüngeren Vergangenheit vermehrt Hitzewellen
gleicher Temperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 60 %       (beispielsweise in 2003, 2015, 2016, 2018, 2019 und 2020),
aber bereits 40 °C und liegt damit 7 Grad höher als die ge-   bei denen dies an mehreren Tagen der Fall war.
messene Temperatur.
                                                              Die bisher längste Hitzewelle in Trier wurde mit 28 Tagen
Beim Thema Hitze denkt man auch in Rheinland-Pfalz an         im Jahr 2018 verzeichnet. Im Vergleich zu anderen Hitze-
den „Jahrhundertsommer“ im Jahr 2003. Im Zuge des Kli-        wellen wurden zwar keine so hohen maximalen Werte des
mawandels ist die Hitzebelastung in Rheinland-Pfalz deut-     Hitzeindex erreicht, aber aufgrund ihrer Länge stellte diese
lich angestiegen. Die nebenstehende Abbildung zeigt diese     Hitzewelle dennoch eine starke Belastung für Menschen
Entwicklung beispielhaft für Trier.                           und Tiere dar.

                                                                                                                        ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                  21
THERMISCHE SITUATION

Die Temperatur der Landoberfläche lässt sich mit Hilfe von
Satelliten flächendeckend erfassen. Damit ist diese Größe
für flächenhafte Betrachtungen besser geeignet als die an                                                     !
                                                                                                            Koblenz
nur wenigen Stationen erfasste Lufttemperatur. Für eine
Kartierung der thermischen Situation wurden alle wolken-
freien Überflüge des NASA-Satelliten Aqua in den Sommer-
monaten Juni bis August seit 2003 betrachtet. Anhand der
zur Mittagszeit gemessenen Temperaturen wurde jedem                                                                             !
Ort eine der sechs Klassen von „sehr kühl“ bis „heiß“ zu-                                                                      Mainz
gewiesen. Die verbliebene Klasse „dauerheiß“ wurde verge-
ben, falls der Ort auch bei den nächtlichen Temperaturen zu                        !
                                                                                  Trier
den wärmsten Orten gehörte.

Die räumliche Verteilung zeigt, dass die heißen Gebiete oft-
mals mit der Lage der großen Städte entlang von Rhein und
Mosel übereinstimmen. Noch deutlicher wird dies bei den                Fläche             Bevölkerung
dauerheißen Gebieten, die in den Siedlungskernen liegen.                2%   dauerheiß     9%
                                                                       6%       heiß        13 %                                      !
Andererseits heben sich bewaldete Gebiete als deutlich           24 %        sehr warm              33 %                         Speyer
kühler von der Umgebung ab.                                    28 %             warm           21 %
                                                                 23 %       mäßig warm      14 %
                                                                    14 %        kühl       9%
Obwohl die heißen Gebiete im Mittel nur 8 % der Landes-                  3%   sehr kühl 1 %
fläche umfassen, leben darin mehr als 20 % der Bevölke-
rung. In extremen Jahren wie 2003, 2015, 2018, 2019 oder
2020 waren mehr als 40 % der Bevölkerung von Rheinland-                   Mittlere thermische Situation im Zeitraum 2003 bis 2020.
Pfalz betroffen.                                                                   Daten: NASA⁵, LVermGeo RLP⁶, StLa RLP⁷
___
22                                                                                                         Themenheft Klimawandel
100                                                                                                            100

                                         90                                                                                                            90

                                         80                                                                                                            80
 linke Säule: Anteil Landesfläche (%)
rechte Säule: Anteil Bevölkerung (%)

                                         70                                                                                                            70

                                         60                                                                                                            60

                                         50                                                                                                            50

                                         40                                                                                                            40

                                         30                                                                                                            30

                                         20                                                                                                            20

                                         10                                                                                                            10

                                          0                                                                                                            0
                                                2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010    2011   2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
                                                                      Thermische Situation im Sommer (Juni - August)
                                          dauerheiß      heiß           sehr warm         warm             mäßig warm    kühl           sehr kühl

      Zeitreihe der thermischen Situation für den Zeitraum 2003 bis 2020, aufgeschlüsselt nach Bevölkerungs- und Flächenanteilen in Rheinland-Pfalz.
                                                         Daten: NASA⁵, LVermGeo RLP⁶, StLa RLP⁷
                                                                                                                                                           ___
                          Entwicklungen bis heute                                                                                                           23
STARKNIEDERSCHLÄGE: GROSSE UNTERSCHIEDE VON JAHR ZU JAHR

                                                              180                                                                                                                            180
                                                              170                                                                                                                            170
                                                              160                                                                                                                            160
      Anzahl extremer Niederschlagsereignisse ≥ Warnstufe 3

                                                              150                                                                                                                            150
                                                              140                                                                                                                            140
                                                              130                                                                                                                            130
                                                              120                                                                                                                            120
                                                              110                                                                                                                            110
                                                              100                                                                                                                            100
                                                               90                                                                                                                            90
                                                               80                                                                                                                            80
                                                               70                                                                                                                            70
                                                               60                                                                                                                            60
                                                               50                                                                                                                            50
                                                               40                                                                                                                            40
                                                               30                                                                                                                            30
                                                               20                                                                                                                            20
                                                               10                                                                                                                            10
                                                                0                                                                                                                            0
                                                                    2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010    2011   2012   2013   2014   2015   2016   2017   2018   2019 2020

                                                                              hydrologischer Winter (November - April)     hydrologischer Sommer (Mai - Oktober)

___                                                                  Zeitreihe der Starkniederschlagsereignisse im Zeitraum 2001 bis 2020 in Rheinland-Pfalz.
24                                                                                                Daten: Deutscher Wetterdienst⁸                              Themenheft Klimawandel
In den vergangenen Jahren haben lokale Starkniederschläge     in sechs Stunden. Um verschiedene Ereignisse voneinander
in Rheinland-Pfalz zu großen Schäden geführt. Bei Starknie-   zu trennen, müssen diese eine ausreichende räumliche und
derschlägen fallen innerhalb kurzer Zeiträume sehr hohe       zeitliche Distanz zueinander aufweisen.
Niederschlagsmengen, die kleinere Bäche über die Ufer
treten lassen und Abwasser- und Regenrückhaltesysteme         Augenscheinlichstes Merkmal ist die große zeitliche Vari-
überfordern können. Die Folgen sind oftmals Sturzfluten,      abilität der Zeitreihe. Es gab Jahre mit weniger als 20 und
die sich ihren Weg durch Ortschaften bahnen und dann          Jahre mit mehr als 170 Ereignissen in Rheinland-Pfalz. Der
teilweise zu großen Schäden in den betroffenen Gemein-        bei weitem überwiegende Teil der Ereignisse fällt in die Mo-
den führen.                                                   nate Mai bis Oktober, während zwischen November und
                                                              April in einigen Jahren überhaupt keine Starkregenereignis-
Da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, ist          se aufgetreten sind.
eine Intensivierung von Starkregenereignissen durch den
Klimawandel zu erwarten. Die flächendeckende Erfassung
solcher oftmals kleinräumigen Ereignisse ist erst seit der
Einführung der Radarmessung am Anfang des 21. Jahrhun-
derts möglich. Für eine klimatologische Interpretation ist
eine solche Zeitreihe noch zu kurz, aber einige Aussagen
lassen sich bereits ableiten.

Die Abbildung zeigt alle in Rheinland-Pfalz aufgetretenen
Starkregenereignisse der Warnstufe 3 des Deutschen Wet-
terdienstes seit 2001. Ein Ereignis dieser Warnstufe ent-
spricht mehr als 25 Liter pro Quadratmeter Niederschlag
in einer Stunde oder mehr als 35 Liter pro Quadratmeter
                                                                                                                      ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                25
VERLÄNGERUNG UND VERFRÜHUNG DER VEGETATIONSPERIODE

                               01. Jan                                                                                                                                       −70
                                                       Vegetationsbeginn
                                                                                                                                                                             −60

                                                                                                                                                                                   Abweichung des Vegetationsbeginns
                               15. Jan

                                                                                                                                                                                                                       vom langjährigen Mittel 1951-1980
                                                                                                                                                                             −50
      Mittlerer Tag im Jahr

                               01. Feb                                                                                                                                       −40

                                                                                                                                                                             −30
                               15. Feb
                                                                                                                                                                             −20
                               01. Mrz                                                                                                                                       −10

                              13. Mrz                                                                                                                                        0

                                                                                                                                                                             10
                               01. Apr                                                                                                                                       20

                                                                                                                                                                             30
                               15. Apr
                                         1951                 1960           1970             1980                  1990          2000                  2010          2020

                                                Jahreswerte          10 höchste Jahreswerte          10 niedrigste Jahreswerte   lokale lineare Regression     Mittel 1991-2020
                               15. Okt
                                                                                                                                                                             −30
                                                        Vegetationsende

                                                                                                                                                                                   Abweichung des Vegetationsendes
                                                                                                                                                                                                                       vom langjährigen Mittel 1951-1980
                                                                                                                                                                             −20
                              01. Nov
      Mittlerer Tag im Jahr

                                                                                                                                                                             −10

                              17. Nov                                                                                                                                        0

                                                                                                                                                                             10
                               01. Dez
                                                                                                                                                                             20

                               15. Dez                                                                                                                                       30

                                                                                                                                                                             40
                               31. Dez
                                         1951                 1960           1970             1980                  1990          2000                  2010          2020

___                                             Zeitreihe des berechneten Vegetationsbeginns und Vegetationsendes in den Jahren 1951 bis 2020.
26                                                                                       Daten: C3S⁹                                       Themenheft Klimawandel
Die Vegetationsentwicklung mit ihren charakteristischen       hier zeigt sich für das Flächenmittel von Rheinland-Pfalz
Entwicklungsstadien wie Blattentfaltung, Blüte oder Blatt-    eine Veränderung: So wird dieser Zeitpunkt im langjährigen
fall steht in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima     Mittel 1991 bis 2020 ungefähr eine Woche später erreicht
eines Ortes. Somit kann mit Hilfe von Witterungsdaten das     als im Vergleichszeitraum 1951 bis 1980.
Einsetzen verschiedener Entwicklungsstadien gut berech-
net werden. Insbesondere die Temperaturverhältnisse spie-
len hier eine wesentliche Rolle. Für die Bestimmung von
Beginn und Ende der Vegetationsperiode gibt es mehrere
temperaturbasierte Ansätze, die gute Ergebnisse für Rhein-
land-Pfalz liefern.

Zur Bestimmung des Beginns der Vegetationsperiode wird
der Tag im Jahr definiert, an dem erstmalig sechs aufein-
anderfolgende Tage mit einer Tagesmitteltemperatur von
mindestens 5 °C verzeichnet werden. Die Abbildung der
zeitlichen Entwicklung zeigt, dass der Beginn der Vegetati-
onsperiode in Rheinland-Pfalz im langjährigen Mittel 1991-
2020 etwa zwei Wochen früher auftritt als im Vergleichs-
zeitraum 1951 bis 1980.

Analog wird zur Bestimmung des Endes der Vegetations-
periode der Tag im Jahr definiert, an dem die Tagesmittel-
temperatur in der zweiten Jahreshälfte erstmalig an sechs
aufeinanderfolgenden Tagen unterhalb von 5 °C lag. Auch
                                                                                                                    ___
Entwicklungen bis heute                                                                                              27
BLITZ- UND GEWITTEREREIGNISSE

Gewitter und damit einhergehende Blitze sind ein fas-
zinierendes Naturschauspiel, das entstehen kann, wenn
feuchtwarme Luft vom Boden über mehrere Kilometer bis
in Höhen aufsteigt, in denen sich aufgrund der niedrigen
Temperaturen erst Wasser und dann Eis bildet.

Temperatur, Feuchte und Stabilität der Atmosphäre sind         Die nebenstehende Abbildung zeigt einen nahezu kon-
wichtige Faktoren für die Bildung von Gewittern und än-        tinuierlichen Anstieg der Anzahl extrem starker Blitze –
dern sich im Zuge des Klimawandels. Die Atmosphäre kann        sogenannter „Superblitze“ mit mindestens 150 Kiloam-
pro Grad Celsius Temperaturanstieg sechs bis acht Prozent      pere Stromstärke – während des 21 Jahre umfassenden
mehr Wasserdampf aufnehmen, wodurch die Gewitterbil-           Beobachtungszeitraums. Ob dies in Zusammenhang mit
dung wahrscheinlicher wird.                                    der regionalen Ausprägung des Klimawandels in Rhein-
                                                               land-Pfalz steht, kann aufgrund der Kürze der Zeitreihe
In Rheinland-Pfalz werden im Vergleich zu anderen Regio-       nicht beantwortet werden. Dazu muss die Entwicklung
nen Deutschlands überdurchschnittlich viele Blitzereignisse    der Blitzintensität und -häufigkeit langfristig beobachtet
registriert. Diese stehen hauptsächlich im Zusammenhang        werden.
mit sommerlichen Gewittern. Bestimmte Gebiete in Rhein-
land-Pfalz wie zum Beispiel die Westpfalz oder das Rheintal
sind besonders häufig von Gewittern betroffen. Die Anzahl
der Blitze schwankt dabei stark von Jahr zu Jahr. Eine lang-
fristige Zu- oder Abnahme ist bisher weder für Rheinland-
Pfalz noch global zu beobachten.

___
28                                                                                              Themenheft Klimawandel
100                                                                                                                              100

                          90                                                                                                                              90

                          80                                                                                                                              80

                          70                                                                                                                              70
Anzahl der Superblitze

                          60                                                                                                                              60

                          50                                                                                                                              50

                                                                                                                                                                Mittelwert
                          40                                                                                                                              40    1999-2020

                          30                                                                                                                              30

                          20                                                                                                                              20

                          10                                                                                                                              10

                           0                                                                                                                              0
                               1999   2001      2003       2005        2007        2009   2011          2013         2015   2017       2019

                                        Jahreswerte               6 höchste Jahreswerte          6 niedrigste Jahreswerte     lokale lineare Regression

                                                      Zeitreihe der „Superblitze“ in Rheinland-Pfalz (Stromstärke ≥ 150 kA) für den Zeitraum 1999 bis 2020.                  ___
         Entwicklungen bis heute                                                                 Daten: Siemens¹⁰                                                             29
BILDNACHWEIS UND WEITERE INFORMATIONEN

Bildnachweis
Titelbild: Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen / Dr. Ulrich Matthes
Seite 11, Landesforsten RLP / Ernst-Christian Driedger
Seite 19, Landesforsten RLP / Hansen/Lamour
Seiten 15, 17, 25, 27, 28, 29 Pixabay

Abbildungsnachweis
Alle Abbildungen erzeugt durch das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen unter Verwendung externer Daten
(siehe Quellenangaben).

Quellenangaben
¹: Monatsraster des Deutschen Wetterdienstes, abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/grids_germany/monthly/
²: Jahresraster des Deutschen Wetterdienstes, abrufbar über: https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/grids_germany/annual/
³: Tagesdaten von Klimastationen des Deutschen Wetterdienstes (Aachen, Gießen und Saarbrücken-Ensheim), abrufbar über:
   https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/observations_germany/climate/daily/kl
⁴: Stundendaten der Klimastation Trier-Petrisberg des Deutschen Wetterdienstes, abrufbar über:
   https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/observations_germany/climate/hourly/air_temperature/
⁵: MODIS/Aqua-Satellitendaten zur Oberflächentemperatur, DOI: 10.5067/MODIS/MYD11A2.006, abrufbar über:
   https://lpdaac.usgs.gov/products/myd11a2v006/
⁶: administrative Grenzen (Gemeinden) von Rheinland-Pfalz
⁷: Bevölkerungszahlen für die Gemeinden von Rheinland-Pfalz
⁸: Daten aus dem KlamEx-Projekt, abrufbar über:
   https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/help/landing_pages/doi_landingpage_CatRaRE_V2021.01-de.html
⁹: E-OBS-Datensatz, v22.0e, 0.1°-Auflösung, abrufbar über: https://surfobs.climate.copernicus.eu/dataaccess/access_eobs.php
¹⁰: BLIDS-Datensatz
___
30                                                                                                            Themenheft Klimawandel
Aktualisierung
Die Online-Version des Themenhefts „Klimawandel – Entwicklungen bis heute“ wird fortlaufend aktualisiert, um den neuesten Datenstand zu
präsentieren. Die jeweils aktuelle Version des Themenhefts finden Sie unter www.klimawandel-rlp.de.

Informationsangebot
Die in diesem Themenheft dargestellten Informationen und viele weiterführende Abbildungen, Daten und Fakten zum Thema Klimawandel in
Rheinland-Pfalz finden Sie im Klimawandelinformationssystem Rheinland-Pfalz unter www.kwis-rlp.de.

Bisher erschienene Themenhefte
Themenheft Boden (2015), mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz
Themenheft Beifuß-Ambrosie (2016)
Themenheft Invasive Stechmücken (2016)
Themenheft Krautige Neophyten (2017)
Themenheft Zecken (2018)
Themenheft Klimawandel – Entwicklungen bis heute (2018, 2. Auflage 2021), mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz
Themenheft Klimawandel – Entwicklungen in der Zukunft (2020), mit dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz

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                                                                                                                                           ___
Entwicklungen bis heute                                                                                                                     31
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