Verdienste in Baden-Württemberg im Corona-Jahr 2020
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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Preise, Einkommen, Verbrauch Verdienste in Baden-Württemberg im Corona-Jahr 2020 Ergebnisse der Vierteljährlichen Verdiensterhebung Ann-Katrin Weiller, Madeleine de la Croix Wie wirkte sich die Corona-Krise auf die in die Verdienststatistik einfließt, erstmals Dipl.-Physikerin Madeleine de la Croix ist Leiterin des Verdienste der Beschäftigten in Baden-Würt seit der Finanzkrise 2009 wieder ab. Auch Referats „Bauwirtschaft, temberg in 2020 aus? Die Frage nach der wenn der Südwesten, was die Verdienste be- Gebäude- und Wohnungs bestand, Verdienste, Verdienst- und Arbeitszeitentwicklung unter trifft, im Ländervergleich weiterhin eine vor- Arbeitskosten“ im Corona-Bedingungen stellt sich dabei nicht dere Position belegt, ist der durchschnitt‑ Statistischen Landesamt Baden-Württemberg. nur aus rein ökonomischen Gesichtspunkten. liche Lohnrückgang im stark von der Corona- Ann-Katrin Weiller M. A. Viele Menschen verbringen normalerweise Krise geprägten Jahr 2020 sowohl nominal ist Referentin im selben einen großen Teil ihres Tages mit und in der als auch real (preisbereinigt) sehr deutlich. Referat. Arbeit. Wie viel Geld einer Person letztlich zur Verfügung steht, beeinflusst zudem maß- geblich das tägliche Leben in vielen Bereichen Monatlicher Durchschnittsverdienst bis hin zum persönlichen (Sicherheits-)Emp- erstmals seit 2009 wieder gesunken finden.1 Damit haben Arbeitszeit und Ver- dienst einen nicht unerheblichen Einfluss auf Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von das gesellschaftliche, soziale und wirtschaft- 37,4 Wochenstunden erhielten Vollzeitbe liche Leben des/der Einzelnen als auch ge- schäftigte im Produzierenden Gewerbe und samtgesellschaftlich gesehen. Gleiches gilt, im Dienstleistungsbereich in Baden-Würt- wenn sich Arbeitszeit und Verdienste ändern. temberg im Jahr 2020 (ohne Einbezug der Anhand der Ergebnisse der Vierteljährlichen Sonderzahlungen) einen durchschnittlichen Verdiensterhebung sollen daher im Folgen- Bruttoverdienst von 4 205 Euro im Monat (falls den Verdienste und Arbeitszeit der Arbeit- nicht anders ausgewiesen, Bruttoverdienste nehmenden im Land für das Jahr 2020 näher im Folgenden immer ohne Sonderzahlun- betrachtet werden. gen2). Damit ist der durchschnittliche Brutto- monatsverdienst im Vergleich zum Vorjahr, in Im Frühjahr 2020 erreichte die Corona-Pan- welchem er noch bei 4 253 Euro lag, um 1 Dazu gibt es zahlreiche Studien, zum Beispiel demie Deutschland. Dies zog etwa ab Mitte – 1,1 % gesunken. Dies war zum letzten Mal Bernard, Elena 2021: März verschiedene politische Maßnahmen im Jahr der Finanzkrise 2009 der Fall, als Geld macht doch glück- lich, in: Bild der Wissen- wie Kontaktbeschränkungen und Lockdowns der Bruttomonatsverdienst gegenüber 2008 schaft, Ausgabe 7/2021; zur Eindämmung des Infektionsgeschehens mit – 0,4 % leicht zurückging (von 3 307 auf basierend auf Matthew Killingsworth (University nach sich, was zum Beispiel Schul-, Laden- 3 293 Euro/Monat (Schaubild 1). Die in der of Pennsylvania) 2021: und Betriebsschließungen und damit auch amtlichen Statistik erfassten Verdienste bein- Proceedings of the National Academy of einen deutlichen Anstieg von Kurzarbeit in halten ausschließlich die von der Arbeitgeber- Science, https://www. den Wirtschaftsunternehmen zur Folge hatte. seite gezahlten Verdienste, nicht das Kurz wissenschaft.de/gesell schaft-psychologie/geld- Im weiteren Jahresverlauf gab es entspre- arbeitergeld, das eine Lohnersatzleistung der macht-doch-gluecklich/ chend der Pandemieentwicklung Lockerun- Bundesagentur für Arbeit ist, und das Ein (Abruf: 17.06.2021) oder Osberghaus, Daniel gen oder erneute Verschärfungen der Maß kommensverluste der Arbeitnehmenden ab 2021: Einkommensein- bußen durch Corona nahmen, wobei verschiedene Wirtschaftsbe- federn soll (siehe i-Punkt „Vierteljährliche lassen Risikobereitschaft reiche wie zum Beispiel Einzelhandel (ohne Verdiensterhebung“). sinken, in: ZEWnews des Leibniz-Zentrums für Lebensmittel), Gastronomie, Beherbergung Europäische Wirtschafts- oder körpernahe Dienstleistungen stärker Entgegen der rückläufigen Entwicklung der forschung in Mannheim, Ausgabe Mai 2021. von den Einschränkungen betroffen waren Bruttomonatsverdienste erfuhren die Brutto- als etwa systemrelevante Bereiche wie das stundenverdienste der Vollzeittätigen im Jah- 2 Die Sonderzahlungen entsprechen den „sons Gesundheitswesen oder die Energieversor- resmittel 2020 eine Steigerung um 3 % ge- tigen Bezügen“ gemäß den Lohnsteuerricht gung. Durch die starke Inanspruchnahme von genüber 2019, auf nunmehr 25,85 Euro (2019: linien. Dies sind unregel Kurzarbeit durch die Betriebe ging die durch- 25,10 Euro/Stunde). Dieses statistische Er- mäßige, nicht jeden Mo nat geleistete Zahlungen schnittliche Wochenarbeitszeit im Jahr 2020 gebnis erscheint zunächst überraschend. Es wie Urlaubsgeld, Weih- merklich zurück. Zudem nahm im Jahres erklärt sich für das Jahr 2020 in erster Linie nachtsgeld, Leistungs- prämien, Prämien für Ver- durchschnitt der Bruttomonatsverdienst durch die coronabedingte Kurzarbeit. Die besserungsvorschläge, (ohne Sonderzahlungen), ebenfalls als Folge Aufstockung des Kurzarbeitergeldes durch ei- Vergütungen für Erfin- dungen oder der steuer- der Auszahlung von Kurzarbeitergeld, wel‑ nige Betriebe, bei gleichzeitig erheblich gerin- liche Wert (geldwerter Vor- ches als staatliche Lohnersatzleistung nicht gerer Anzahl an geleisteten Arbeitsstunden, teil) von Aktienoptionen. 29
Preise, Einkommen, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Verbrauch Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste*) der vollzeittätigen Arbeitnehmer/-innen S1 in Baden-Württemberg 2007-2020 nach Wirtschaftsbereich Bruttomonatsverdienst in EUR 5 000 Produzierendes Gewerbe Dienstleistungsbereich Insgesamt 4 750 4 500 4 417 4 449 4 294 4 335 4 353 4 250 4 161 4 036 4 000 3 963 3 846 4 081 4 079 3 942 3 750 3 695 3 846 3 532 3 741 3 477 3 633 3 500 3 399 3 561 3 341 3 507 3 519 3 250 3 370 3 248 3 304 3 000 3 146 3 070 2 750 2 500 2 250 2 000 1 750 1 500 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 *) Ohne Sonderzahlungen. Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 236 21 ließ den Stundenlohn insgesamt statistisch lichen Verdiensterhebung auch Einblicke in steigen (vergleiche hierzu auch „Kurzarbeit die Verdienstunterschiede zwischen den ver- und Vierteljährliche Verdiensterhebung“ im schiedenen Branchen. i-Punkt). Hierauf deutet auch die durchschnitt- lich um 4,1 % geringere Wochenarbeitszeit Eine Gegenüberstellung des Dienstleistungs von Vollzeittätigen und um 3,3 % geringere bereichs mit dem Produzierenden Gewerbe wöchentliche Stundenzahl bei Teilzeitkräften zeigt, dass der Bruttomonatslohn ohne Son im Produzierenden Gewerbe und Dienstleis derzahlungen im Produzierenden Gewerbe tungsbereich im Jahr 2020 gegenüber dem mit 4 353 Euro auch im Jahr 2020 immer noch Vorjahr hin. deutlich höher lag als bei Vollzeitbeschäftig- ten im Dienstleistungssektor, die im Durch- Teilzeittätige verdienten bei einer durch schnitt 4 079 Euro pro Monat verdienten. schnittlichen Wochenarbeitszeit von 23,6 Stun- Allerdings gab es im Produzierenden Ge- den (2019: 24,4 Stunden/Woche) mit 21,03 Euro werbe beim Bruttomonatslohn einen Rück- brutto pro Stunde etwa 4,1 % mehr als noch gang von 2,2 % gegenüber 2019, während 2019 (20,20 Euro/Stunde). Damit nahm der im Dienstleistungsbereich trotz Einbruchs Verdienstunterschied zwischen Voll- und Teil- in einigen Branchen, insgesamt das Vorjah- zeitkräften zwar weiter ab, Teilzeitbeschäftigte resniveau nahezu gehalten werden konnte. verbuchten allerdings immer noch 18,7 % Verglichen mit den Ergebnissen der letzten weniger Stundenlohn als ihre vollzeittätigen Jahre führte dies zu einer weiteren Verdienst- Kolleginnen und Kollegen (2019: – 19,5 %) annäherung in den beiden Wirtschaftsbe- (Tabelle 1). reichen. Brachten Vollzeitkräfte im Dienst leistungssektor 2017 durchschnittlich 11,3 % (489 Euro) weniger Geld nach Hause als Die Verdienste in den Wirtschaftszweigen Arbeitnehmende im Produzierenden Ge- im Vergleich werbe, waren es 2018 noch 10,8 % weniger (475 Euro), 2019 betrug die Differenz dann Neben den Ergebnissen für die Gesamtwirt- – 8,3 % (368 Euro) und lag 2020 nur noch bei schaft liefern die Daten aus der Vierteljähr- – 6,3 % (274 Euro) (Schaubild 1). 30
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Preise, Einkommen, Verbrauch Keine Veränderung zum Vorjahr gab es beim Ranking der Branchen mit dem höchsten und Vierteljährliche Verdiensterhebung niedrigsten Bruttomonatsverdienst. Spitzen Die Vierteljährliche Verdiensterhebung (VVE) ist eine laufen- reiter mit einem Durchschnittseinkommen de Konjunkturstatistik, die aktuelle Daten über die Entwick- bei Vollzeittätigen von 5 573 Euro/Monat war lung von Bruttoverdiensten und Arbeitszeiten der Arbeitnehmerin- auch im Jahr 2020 die Informations- und nen und Arbeitnehmer bereitstellt. Der Erhebungsbereich umfasst Kommunikationsbranche (IuK), während der den gesamten Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes Verdienst im Gastgewerbe mit durchschnitt- und der Dienstleistungen (ohne Land- und Forstwirtschaft, Fische- lich 2 146 Euro/Monat um 61,5 % geringer rei und Fischzucht und private Haushalte). Es handelt sich um eine ausfiel. Damit blieb der Durchschnittsver- Stichprobenerhebung, für die in Baden-Württemberg im Jahr 2020 dienst bei IuK etwa auf dem Niveau des Vor- rund 4 750 Betriebe mit in der Regel zehn und mehr Beschäftigten jahrs (+ 0,2 %), wohingegen sich die durch berichtspflichtig waren. Die Wirtschaftszweige Öffentliche Verwal- schnittlichen Bruttomonatslöhne im Gastge tung, Verteidigung, Sozialversicherung sowie Erziehung und Un- werbe mit einem Minus von 16,4 % stark ver- terricht werden nicht erhoben, sondern aus der Personalstandsta- ringerten. Ein ebenfalls sehr deutlicher Ver tistik und Tarifangaben berechnet. Im Ergebnis werden dienstrückgang zeigt sich auch in der Kunst-, Durchschnittswerte für die Bruttoverdienste nach Wirtschaftszwei- Unterhaltungs-, und Erholungsbranche, zu gen, Leistungsgruppen und Geschlecht errechnet.1 der beispielsweise Vergnügungsparks, Zoos, Fitnesszentren, Museen, Theater oder Spiel Die VVE wird letztmalig für das Jahr 2021, bis einschließlich des hallen gehören, mit einem Minus von 10 % im 4. Quartals, durchgeführt und anschließend durch die neue Vergleich zu 2019. Dies ist vor allem auf die Verdiensterhebung abgelöst. In dieser werden ab dem Jahr 2022 coronabedingten Schließungen und die dar- monatlich Beschäftigtendaten von ca. 5 300 Betrieben erhoben. aus resultierenden Maßnahmen wie zum Bei- spiel die Auszahlung von Lohnersatzleistun- Kurzarbeit und Vierteljährliche Verdiensterhebung gen wie dem Kurzarbeitergeld zurückzufüh- ren, von denen diese Branchen besonders Die vorgelegten Ergebnisse der Verdiensterhebung müssen vor stark betroffen waren (Schaubild 2). dem Hintergrund des starken Anstiegs der Kurzarbeit – insbeson- dere im 2. Quartal 2020 – als Folge der Corona-Pandemie interpre- tiert werden. Die von der amtlichen Statistik erhobenen und veröf- Geringere Wochenarbeitszeit und weniger fentlichten Bruttoverdienste beinhalten ausschließlich die von geringfügig entlohnte Beschäftigte Arbeitgeberseite gezahlten Verdienste. Das Kurzarbeitergeld (KuG) ist eine Lohnersatzleistung, die von der Bundesagentur für Arbeit Auch die Veränderung der durchschnittlichen bezahlt wird, und ist deshalb in den hier ausgewiesenen Bruttover- Wochenarbeitszeiten ist eine Folge der Co- diensten nicht enthalten. Arbeitnehmende, die von Kurzarbeit be- rona-Maßnahmen: Insgesamt betrachtet sank troffen sind, werden mit den entsprechend gekürzten Verdiensten die Anzahl der bezahlten Wochenstunden und gekürzten Arbeitsstunden in die Datenmeldung der Verdienst- im Produzierenden Gewerbe und Dienstleis statistik einbezogen. Arbeitnehmende, die für einen ganzen Kalen- tungsbereich 2020 verglichen mit 2019 um dermonat ausschließlich Kurzarbeitergeld erhalten (sogenannte 4,1 % (– 1,6 Stunden) von 39 auf 37,4 Stunden/ Kurzarbeit Null), werden in diesem Monat nicht erfasst. So erscheint Woche. Besonders stark ging die Wochen zum Beispiel ein Anstieg des Bruttostundenverdienstes in dieser arbeitszeit in den Bereichen Verarbeiten- wirtschaftlich schwierigen Phase grundsätzlich eher ungewöhnlich. des Gewerbe (35,8 Stunden/Woche, – 6,5 %), Diese Steigerung resultiert unter anderem daraus, dass einige mel- Kunst, Unterhaltung und Erholung (34,9 Stun- depflichtige Betriebe das Kurzarbeitergeld ihrer Beschäftigten auf- den/Woche, – 11,9 %) und im Gastgewerbe stocken. Da viele Beschäftigte aber coronabedingt deutlich weniger zurück, in dem die durchschnittliche Wochen- Stunden arbeiten, steigt der effektive Stundenlohn statistisch ge- arbeitszeit einer Vollzeitkraft aufgrund von sehen an. Kurzarbeit nur noch bei 32,5 Stunden lag (– 19,2 %). 1 Siehe Klemt, Sandra/Droßard, Ralf: Vierteljährliche Verdiensterhebung: neue Nutzer, neue Indizes, die neuesten Ergebnisse, in Wirtschaft und Statistik 08/2013, Statistisches Bun- desamt. Für geringfügig Beschäftigte führte die Corona-Krise 2020 nicht nur zu Verdienst einbußen, sondern zum Teil auch zu Arbeits- platzverlusten. Zum einen brach auch hier der Bruttomonatsverdienst fast überall stark gungsverhältnisse bzw. – 10,4 %. Da diesem 3 Die Anzahl der bezahlten Stunden wird bei den ein, was auf eine geringere Zahl an geleis- Rückgang kein entsprechender Anstieg bei geringfügig entlohnten teten Stunden hindeutet.3 Nur in der IuK- den Voll- und Teilzeittätigen gegenüberstand, Beschäftigten in der Vier- teljährlichen Verdienst Branche sind die Verdienste der geringfügig erfolgte hier offensichtlich kein Wechsel des erhebung nicht erhoben. Beschäftigten deutlich gestiegen. Zum ande- Vertragsverhältnisses, sondern vielfach wur- 4 Vermutlich spielt hier die ren sank gleichzeitig auch die Gesamtzahl der den geringfügig Beschäftigte im zurückliegen Tatsache eine Rolle, dass geringfügig Beschäftigte geringfügig beschäftigten Arbeitnehmenden den Jahr nicht weiter beschäftigt oder sind kein Kurzarbeitergeld im Vergleich zu 2019 um ca. 56 000 Beschäfti- ausgeschieden.4 erhalten können. 31
Preise, Einkommen, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Verbrauch Durchschnittliche Bruttoverdienste und Arbeitszeiten der voll- und teilzeitbeschäftigten T1 Arbeitnehmer/-innen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2020 und 2019 Bruttostundenverdienst Bruttomonatsverdienst Wochen- Beschäftigungsart/ arbeitszeit ohne Sonder- ohne Sonder- insgesamt insgesamt Geschlecht (bezahlte zahlungen zahlungen Stunden) EUR 2020 Vollzeitbeschäftigte 37,4 28,56 25,85 4 646 4 205 Männer 37,5 30,46 27,43 4 961 4 467 Frauen 37,3 23,93 22,02 3 883 3 573 Teilzeitbeschäftigte 23,6 22,61 21,03 2 317 2 155 Männer 24,9 25,38 23,51 2 745 2 542 Frauen 23,4 22,08 20,55 2 241 2 085 2019 Vollzeitbeschäftigte 39,0 27,85 25,10 4 720 4 253 Männer 39,1 29,75 26,65 5 056 4 529 Frauen 38,7 23,12 21,22 3 892 3 573 Teilzeitbeschäftigte 24,4 21,72 20,20 2 300 2 138 Männer 26,2 23,97 22,18 2 726 2 532 Frauen 24,0 21,28 19,80 2 221 2 067 Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung. Verdiensthöhe in systemrelevanten nikation erhielten einen durchschnittlichen Wirtschaftsbereichen stark unterschiedlich Bruttomonatsverdienst von 5 573 Euro, die in der Energieversorgung 5 291 Euro und Voll‑ Im Jahr 2020 waren systemrelevante Unter zeitbeschäftigte der Branche zur Erbringung nehmen und Unternehmen der kritischen In von Finanz- und Versicherungsdienstleistun‑ frastruktur in den Fokus der Öffentlichkeit gen kamen auf durchschnittlich 5 090 Euro im gerückt, die sogenannten KRITIS-Betriebe.5 Monat. Die Beschäftigten im Gesundheits- und Diese Unternehmen gehören zu den Wirt Sozialwesen befanden sich dagegen mit schaftsbereichen, die eine wesentliche Be 4 081 Euro schon unter dem Durchschnittsver- deutung für die Aufrechterhaltung wichti- dienst Vollzeittätiger in Baden-Württemberg ger gesellschaftlicher Funktionen, der Ge von 4 205 Euro im Monat. Unter diesem sundheit, der Sicherheit und des wirtschaft- Durchschnitt lagen ebenfalls die Branchen lichen oder sozialen Wohlergehens der Be Handel; Instandhaltung und Reparatur von völkerung haben. Es handelt sich um die Sek- Kraftfahrzeugen mit 3 748 Euro, die Wasser‑ toren Energie- und Wasserversorgung, Ernäh- versorgung; Abwasser- und Abfallentsor‑ rung, Informationstechnik und Telekommuni- gung mit 3 684 Euro, Verkehr und Lagerei mit kation, Gesundheit, Finanz- und Versiche- 3 196 Euro und auch die Öffentliche Verwal‑ rungswesen, Transport und Verkehr, die ge- tung, Verteidigung, Sozialversicherung mit samte Infrastruktur zur medizinischen und 4 078 Euro. pflegerischen Versorgung, Polizei und Feuer- wehr, Rundfunk und Presse, die Regierung und die Verwaltung. Verdienst in der Stromversorgung mehr als doppelt so hoch wie im Beim Blick auf die Wirtschaftszweige fällt zu- Einzelhandel mit Nahrungsmitteln 5 KRITIS-Liste BW Version nächst auf, dass die Verdiensthöhen in den sys‑ 1.0 / Stand 08.04.2020, temrelevanten Branchen sehr unterschiedlich Die Statistik erlaubt noch einen detaillierteren abgerufen aus dem Inter- net-Angebot des Ministe- sind. Hierzu zählen sowohl Branchen mit Spit- Blick in die Gliederung der systemrelevanten riums für Wirtschaft, zenverdiensten, als auch Wirtschaftsbereiche, Wirtschaftszweige, wie zum Beispiel in die Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter- hierzu zählenden Bereiche Herstellung von https://wm.baden- wuerttemberg.de/ durchschnittlich bezahlt werden. Vollzeittätige Nahrungs- und Futtermitteln, von pharma (Abruf: 28.05.2021). im Wirtschaftszweig Information und Kommu- zeutischen Erzeugnissen und von medizini- 32
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Preise, Einkommen, Verbrauch Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste*) der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer/-innen S2 in Baden-Württemberg im Jahr 2020 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen Durchschnittliche Bruttoverdienste in EUR Veränderung zum Vorjahr in % Information und Kommunikation 5 573 0,2 Energieversorgung 5 291 1,5 Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und 5 173 – 2,3 technischen Dienstleistungen Erbringung von Finanz- und 5 090 1,3 Versicherungsdienstleistungen Erziehung und Unterricht1) 4 654 2,8 Verarbeitendes Gewerbe 4 433 – 2,6 Gesundheits- und Sozialwesen 4 081 1,2 Öffentliche Verwaltung, Verteidi- 4 078 1,6 gung, Sozialversicherung1) Baugewerbe 3 819 0,8 Handel; Instandhaltung und 3 748 – 0,8 Reparatur von Kraftfahrzeugen Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung 3 684 1,9 von Umweltverschmutzungen Kunst, Unterhaltung – 10,0 und Erholung 3 412 Erbringung von sonstigen 0,5 Dienstleistungen 3 401 Verkehr und Lagerei 3 196 2,8 Erbringung von sonstigen 0,0 wirtschaftlichen Dienstleistungen 2 751 Gastgewerbe 2 146 – 16,4 Produzierendes Gewerbe und – 1,1 Dienstleistungsbereich 4 205 *) Ohne Sonderzahlungen. – 1) Die Angaben für die Wirtschaftszweige O „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“ und P „Erziehung und Unterricht“ werden nicht erhoben, sondern aus der Personalstandsstatistik und aus Tarifangaben geschätzt. Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 237 21 schen und zahnmedizinischen Apparaten und nischen Apparaten mit 4 103 Euro im Ver- Materialien. Sie ordnen sich in die Branche gleich dazu deutlich höhere Bruttomonats Verarbeitendes Gewerbe ein. Schon hier zeig- verdienste erzielt. ten sich deutliche Unterschiede: Verdiente ein Vollzeitbeschäftigter in der Nahrungs- und Fut- Beschäftigte in der Elektrizitätsversorgung termittelindustrie mit 2 933 Euro im Monat verdienten durchschnittlich 5 255 Euro im deutlich weniger als der Durchschnitt im Ver- Monat. Die Wasserversorgung mit 4 579 Euro arbeitenden Gewerbe mit 4 433 Euro, so wur- sowie die Abwasser- und Abfallversorgung den bei der Herstellung von pharmazeutischen mit 3 796 und 3 523 Euro standen damit deut- Erzeugnissen mit 5 196 Euro oder von medizi- lich dahinter zurück. 33
Preise, Einkommen, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Verbrauch Auch der Handel, der nach der Systematik der Liste der kritischen Infrastrukturbereiche Wirtschaftszweige mit der Instandhaltung und zur Energieversorgung zählen, wurde mit Reparatur von Kraftfahrzeugen zusammen- 2 726 Euro nur wenig mehr vergütet. gefasst ist, zeigte ein differenziertes Bild. Im Großhandel (ohne den Handel mit Kraft Etwas ausgeglichener zeigten sich die Details fahrzeugen) wurden im Durchschnitt monat- der Branche Verkehr und Lagerei. Darunter lich 4 004 Euro verdient, im Einzelhandel mit gibt es Daten für den Personen- und Güter- Nahrungs- und Genussmitteln dagegen nur verkehr auf der Schiene und über Land. Die 2 187 Euro. Bei den Tankstellen, die in der höchsten Bruttomonatsverdienste gab es hier Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste*) der vollzeitbeschäftigten T2 Arbeitnehmer/-innen in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2020 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen der kritischen Infrastruktur Bruttomonats- Wirtschaftszweig verdienst EUR B–S Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungsbereich 4 205 C Verarbeitendes Gewerbe 4 433 C10 Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln 2 933 C21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 5 196 C325 Herstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Apparaten und Materialien 4 103 D Energieversorgung 5 291 D351 Elektrizitätsversorgung 5 255 E Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 3 684 E36 Wasserversorgung (4 579) E37 Abwasserentsorgung (3 796) E38 Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; Rückgewinnung 3 523 F Baugewerbe 3 819 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 3 748 G46 Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 4 004 G472 Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren (in Verkaufsräumen) 2 187 G473 Einzelhandel mit Motorenkraftstoffen (Tankstellen) 2 726 H Verkehr und Lagerei 3 196 H491 Personenbeförderung im Eisenbahnfernverkehr 3 608 H492 Güterbeförderung im Eisenbahnverkehr 3 148 H493 Sonstige Personenbeförderung im Landverkehr 3 188 H494 Güterbeförderung im Straßenverkehr, Umzugstransporte 2 773 I Gastgewerbe 2 146 J Information und Kommunikation 5 573 J60 Rundfunkveranstalter 5 360 J61 Telekommunikation 4 787 J62 Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie 5 800 K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 5 090 M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 5 173 M721 Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin 5 421 N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 2 751 O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung1) 4 078 1) P Erziehung und Unterricht 4 654 Q Gesundheits- und Sozialwesen 4 081 Q861 Krankenhäuser 4 735 Q862 Arzt- und Zahnarztpraxen 2 964 Q871 Pflegeheime 3 616 Q872 Stationäre Einrichtungen zur psychosozialen Betreuung, Suchtbekämpfung u. Ä. 4 823 Q873 Altenheime; Alten- und Behindertenwohnheime 3 266 R Kunst, Unterhaltung und Erholung 3 412 S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 3 401 *) Ohne Sonderzahlungen. – () Aussagewert eingeschränkt, da Zahlenwert statistisch relativ unsicher (relativer Standardfehler 5–10 %). Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung. 34
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Preise, Einkommen, Verbrauch bei der Personenbeförderung im Eisenbahn- Verdienstunterschied zwischen den fernverkehr mit 3 608 Euro, die geringsten Geschlechtern verkleinert sich nur langsam mit 2 773 Euro in der Güterbeförderung im Straßenverkehr. Ein weiteres stets sehr gefragtes Ergebnis der Verdiensterhebungen ist auch immer der Dem Wirtschaftszweig Erbringung von freibe- Verdienstunterschied zwischen Männern und ruflichen, wissenschaftlichen und technischen Frauen. Im Jahr 2020 erhielt ein in Vollzeit Dienstleistungen ist der Bereich Forschung tätiger männlicher Arbeitnehmer in Baden- und Entwicklung untergeordnet, zu dem auch Württemberg im Jahresdurchschnitt einen Forschung und Entwicklung in der Medizin Bruttostundenverdienst von 27,43 Euro, wo zählen. Hier wurden 2020 mit 5 421 Euro Ver- hingegen eine vollzeitbeschäftigte Arbeit dienste erzielt, die deutlich über dem allge‑ nehmerin nur 22,02 Euro brutto für eine meinen Durchschnitt lagen. Stunde Arbeit verbuchen konnte. Damit fällt das Bruttoentgelt für Frauen 2020 durch- Vollzeittätige im Gesundheits- und Sozial- schnittlich um 19,7 % geringer aus als das wesen bekamen mit 4 081 Euro monatlich im ihrer männlichen Kollegen.6 Schnitt zwar weniger als den allgemeinen Durchschnittsverdienst im Südwesten, hier Auch wenn sich der Verdienstunterschied gibt es aber deutliche Unterschiede zwi‑ zwischen den Geschlechtern gegenüber dem schen den verschiedenen Wirkungsorten. So Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte verringert hat erhielten Beschäftigte in Krankenhäusern (2019: Frauen 20,4 % weniger Verdienst als und Stationären Einrichtungen wie Psychia‑ Männer), wird die Lücke zwischen den Ver trien und Suchtkliniken mit 4 735 Euro/Mo‑ diensten im Zeitverlauf nur langsam kleiner. nat und 4 823 Euro/Monat deutlich mehr Brut- So hat sich in Baden-Württemberg bei insge- 6 Eine Bereinigung um toverdienst als das Personal in Pflegehei‑ samt steigenden Löhnen die Verdienstkluft branchen-, berufs- und qualifikationsspezifische men (3 616 Euro) sowie Alten- und Behinder- zwischen männlichen und weiblichen Arbeit- Einkommensunter- tenwohnheimen (3 266 Euro). Beschäftigte in nehmern in den vergangenen 10 Jahren um schiede ist bei diesem Ergebnis nicht erfolgt, Arzt- und Zahnarztpraxen lagen mit 2 964 Euro lediglich 3,9 Prozentpunkte reduziert. Im Jahr daher wird von einem „unbereinigten Ver- fast 30 % unter dem baden-württembergi- 2010 betrug der Bruttostundenlohn für Frauen dienstunterschied“ schen Durchschnittslohn (Tabelle 2). in Baden-Württemberg 16,75 Euro und war gesprochen. Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst*) der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer/-innen S3 in Baden-Württemberg seit 2010 Bruttostundenverdienste in EUR Männer Frauen 27,43 26,65 26,08 25,26 25,60 24,41 23,50 23,85 23,19 21,93 22,37 22,02 21,22 20,56 19,63 20,02 19,01 18,12 18,48 17,79 16,75 17,17 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 *) Im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich, ohne Sonderzahlungen. Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 238 21 35
Preise, Einkommen, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Verbrauch damit noch um 23,6 % geringer als der für Ein Blick auf die Entwicklung des Nominal- Männer, die damals im Schnitt mit 21,93 Euro lohnindex im Laufe der Quartale des Jahres pro Stunde entlohnt wurden (Schaubild 3). 2020 zeigt deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Neben der Reduzierung der Arbeitszeiten und der Inanspruchnahme Nominallöhne um 2,9 % gesunken, von Kurzarbeitergeld, welches nicht in die Reallohn um 3,5 % Verdienststatistik einfließt, wirkten sich beim Nominallohnidex auch der teilweise Weg- Im Jahr 2020 sind die Nominallöhne (nicht fall von Sonderzahlungen wie Erfolgsbeteili- preisbereinigt) der Arbeitnehmerinnen und gungen aus. Im 1. Quartal, das erst ab Mitte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg gegen‑ März vom ersten Lockdown betroffen war, über dem Vorjahr um 2,9 % gesunken. Die setzte sich die positive Entwicklung der Nomi- Verbraucherpreise legten im gleichen Zeit‑ nallöhne der letzten Jahre mit einem Plus von raum um 0,7 % zu, sodass der reale Verdienst- insgesamt 0,8 % gegenüber dem Vorjahres- rückgang für das Jahr 2020 sogar 3,5 % be‑ quartal noch fort. Im 2. Quartal kam dann mit trug (Definition siehe i-Punkt „Nominal- und der Fortsetzung des Lockdowns ein starker Reallohnindex“). Rückgang von 6,4 % gegenüber dem 2. Quar- tal im Jahr 2019, der sich im 3. Quartal, in Die Nominallöhne, für deren Berechnung die welchem es wieder Öffnungstendenzen und Bruttomonatsverdienste inklusive Sonderzah- Lockerungen der Einschränkungen gab, leicht lungen einfließen, sind zuletzt im Jahr 2009, abgemildert mit – 4,1 % fortsetzte. Im 4. Quar- dem Jahr der Finanzkrise, gesunken (– 1,6 % tal, mit einem Minus von 1,2 % gegenüber gegenüber 2008), danach stiegen die Nomi- dem Vorjahresquartal, hat sich dieser Negativ- nallöhne jedes Jahr bis einschließlich 2019 trend im Jahr 2020 weiter abgeschwächt wieder an, bevor sie 2020 erneut krisenbedingt (Schaubild 4). Aktuell vorliegende Ergebnisse einen Dämpfer erhielten. für das 1. Quartal 2021 weisen eine Verän‑ Nominallohnindex der vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer/-innen S4 im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich in Baden-Württemberg 2008 bis 2020 Veränderung zum Vorjahr in % 7 6 5 4 3 2 1 0 –1 –2 –3 –4 –5 –6 –7 I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 239 21 36
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Preise, Einkommen, Verbrauch derung des Nominallohnindex von – 0,9 % schnittlichen Bruttoverdiensten. Genauso wie gegenüber dem 1. Quartal 2020 aus. Damit im Vorjahr belegte der Südwesten Platz 3 im scheint sich zu Beginn des Jahres 2021 zu‑ Bundesländervergleich und lag damit auch über mindest der Negativtrend etwas weiter abzu- dem Durchschnitt der Stundenlöhne der Länder schwächen. des früheren Bundesgebietes von 24,78 Euro pro Stunde. Nur in Hessen (4 308 Euro/Monat bzw. 26,11 Euro/Stunde) und in Hamburg Baden-Württemberg im Ländervergleich (4 449 Euro/Monat bzw. 27,05 Euro/Stunde) konnten Vollzeitbeschäftigte 2020 noch mehr Mit dem durchschnittlichen Bruttomonats Bruttolohn für sich verbuchen. Vor 10 Jahren verdienst von 4 205 Euro für Beschäftigte in betrug der durchschnittliche Bruttostun- Vollzeit im Produzierenden Gewerbe und im denverdienst in Baden-Württemberg noch Dienstleistungsbereich und einem Stunden‑ 20,45 Euro gegenüber einem Bundesdurch- lohn von 25,85 Euro liegt Baden-Württem‑ schnitt von 19,12 Euro und belegte auch da- berg jeweils über dem Bundesdurchschnitt mals schon Platz 3 der Länder mit den höchs- von 3 975 Euro bzw. 24,07 Euro und gehört ten Bruttoverdiensten nach Hamburg und Hes- zu den Bundesländern mit den höchsten durch- sen.7 Daran hat sich auch im Jahr 2020, das Durchschnittliche Bruttostundenverdienste*) der vollzeitbeschäftigten S5 Arbeitnehmer/-innen in den Bundesländern 2020 in EUR unter 20 20 bis unter 25 Schleswig-Holstein 25 und mehr 21,94 EUR Mecklenburg-Vorpommern 18,99 EUR Deutschland gesamt: 24,07 EUR Früheres Bundesgebiet: 24,78 EUR Hamburg 27,05 EUR Neue Bundesländer: 19,62 EUR Brandenburg Bremen 19,84 EUR 24,95 EUR Niedersachsen 22,95 EUR Berlin 24,78 EUR Sachsen-Anhalt 19,56 EUR Nordrhein-Westfalen 24,37 EUR Sachsen 19,92 EUR Thüringen 19,27 EUR Hessen 26,11 EUR Rheinland-Pfalz 23,21 EUR Saarland 22,42 EUR Bayern 25,32 EUR Baden-Württemberg 25,85 EUR 7 Detaillierte Zahlen finden *) Im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich, ohne Sonderzahlungen. sich in der Fachserie 16 Die Angaben für die Wirtschaftszweige „Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung“ und „Erziehung und Unterricht“ werden nicht erhoben, Reihe 2.3 „Verdienste und sondern aus der Personalstandstatistik und Tarifangaben geschätzt. Arbeitskosten Arbeitneh- Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2020: Verdienste und Arbeitskosten. Arbeitnehmerverdienste Jahr 2020. Fachserie 16 Reihe 2.3. merverdienste“ des Sta- tistischen Bundesamtes, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 42-42-21-03M aktuellste Veröffent- Landesinformationsystem © Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH Karte erstellt mit RegioGraph 2019 lichung: Jahr 2020, er- schienen am 24.03.2021. 37
Preise, Einkommen, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2021 Verbrauch rem in der Automobilindustrie, bestehen auf- Nominal- und Reallohnindex grund der durch die Corona-Krise noch beein- Zur Berechnung des Nominallohnindex werden aus der Vier- trächtigten globalen Produktions- und Liefer- teljährlichen Verdiensterhebung die Bruttomonatsverdienste ketten aktuell Lieferengpässe, was die hiesige inklusive Sonderzahlungen als Grundlage benutzt – und zwar für Produktion in Teilen hemmt und zu erneuter alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Vollzeit-, Teilzeit- und Inanspruchnahme von Kurzarbeit führt. Im Er- geringfügigen Beschäftigtenverhältnissen. Der Nominallohnindex gebnis der Vierteljährlichen Verdienststatis- ist als „Laspeyres-Kettenindex“ konzipiert. Damit erfolgt die Berech- tik, das aktuell für das 1. Quartal vorliegt, er- nung der Index-Werte jeweils in Bezug auf die Struktur der Arbeit- rechnete sich ein durchschnittlicher Brutto nehmerschaft aus dem Vorjahr, um Effekte durch Strukturverschie- monatsverdienst von 4 256 Euro. Das sind ca. bungen hinsichtlich der Verteilung auf die Wirtschaftszweige, die 1 % weniger als im Vorjahresquartal, in dem Beschäftigtenart, Leistungsgruppen und Geschlecht herauszurech- der Wert bei 4 302 Euro brutto pro Monat lag. nen. Mittels des Nominallohnindex wird somit aufgezeigt, wie sich die durchschnittlichen Monatsverdienste verändert hätten, wenn die Zudem legte der Verbraucherpreisindex seit Arbeitnehmerstruktur des jeweiligen Vorjahres bestanden hätte. Jahresbeginn unter anderem durch Weg- fall der coronabedingten Mehrwertsteuersen Beim Reallohnindex wird die Entwicklung der Verdienste der Preis- kungen und Erhöhung der CO2-Bepreisung entwicklung gegenübergestellt. Die Berechnungsformel lautet: vor allem auf Kraftstoffe stetig zu.8 Die deut- lich steigenden Preise drücken wiederum die Nominallohnindex Reallöhne. Reallohnindex = × 100 Verbraucherpreisindex Es gibt aber auch Anzeichen des wirtschaft- Damit lassen sich auch Aussagen über die Kaufkraftentwicklung lichen Aufschwungs: So erholte sich die Süd- treffen. Dies erfolgt mithilfe des Verbraucherpreisindex. Der Ver‑ westindustrie (Verarbeitendes Gewerbe) in braucherpreisindex misst die durchschnittliche Preisveränderung den zurückliegenden Monaten langsam.9 Mit aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Beginn des Jahres 2021 erhöhte sich der ge- Konsumzwecke gekauft werden. Für die Ermittlung der Preisent‑ setzliche Mindestlohn zunächst von 9,35 auf wicklung werden auf der Grundlage des Gesetzes über die Preis‑ 9,50 Euro/Stunde und wurde zum 1. Juli 2021 statistik monatlich Preise erhoben.1 weiter auf 9,60 Euro/Stunde angehoben. Dies 1 Siehe Klemt, Sandra/Droßard, Ralf: Vierteljährliche Verdiensterhebung: neue Nutzer, neue dürfte sich vor allem bei den Verdiensten in Indizes, die neuesten Ergebnisse, in: Wirtschaft und Statistik 08/2013, Statistisches Bun- stark vom Mindestlohn geprägten Branchen desamt. wie dem Gastgewerbe bemerkbar machen. Die seit etwa Anfang/Mitte Mai schrittweisen Lockerungsmaßnahmen bei sinkenden In fektionszahlen, verbunden mit Öffnung von 8 Vergleiche Statistisches durch die Pandemie geprägt war, an der guten Einzelhandel, Gastronomie etc., stimmen Landesamt Baden-Würt- temberg, Pressemittei- Position Baden-Württembergs in Sachen Ver- ebenfalls positiv.10 Wo die Reise wirtschaft- lung 138/2021 vom dienste nichts geändert (Schaubild 5). lich hingeht und wie sich dies auf die Ver- 31.05.2021: Verbraucher- preisindex im Mai 2021, dienste auswirken wird, hängt wohl maßgeb- https://www.statistik- lich von der weiteren Pandemie-Entwicklung bw.de/Presse/Presse mitteilungen/2021138 Fazit und Ausblick und den daraus resultierenden wirtschafts (Abruf: 07.06.2021). politischen Maßnahmen in den kommenden 9 Statistisches Landesamt Insgesamt betrachtet, hat sich im Corona-Jahr Monaten ab. Baden-Württemberg, Pressemitteilung 139/ 2020 an den grundsätzlichen Strukturen der 2021 vom 01.06.2021: Verdienstverteilung zwischen den verschie- Südwestindustrie im April 2021: 30 000 Perso- denen Bundesländern, Branchen oder auch nen weniger beschäftigt den Geschlechtern nur wenig geändert, auch als im Vorjahresmonat, https://www.statistik- wenn die Auswirkungen der Krise auf die Ver- bw.de/Presse/Presse dienste im Einzelfall und für bestimmte Wirt- mitteilungen/2021139 (Abruf: 07.06.2021). schaftsbereiche sehr einschneidend waren. 10 Vergleiche Corona-Ver- So wurde zum Beispiel durch Betriebsschlie ordnung des Landes vom ßungen und Kurzarbeit das Gastgewerbe hin- Weitere Auskünfte erteilen 13. Mai in der ab 7. Juni 2021 gültigen Fassung sichtlich des monatlichen Bruttodurchschnitts- Ann-Katrin Weiller, Telefon 0711/641-24 45, sowie Corona-Verord- verdienstes noch weiter abgehängt. Aber auch Ann-Katrin.Weiller@stala.bwl.de nung des Landes vom 25. Juni 2021 in der ab das Produzierende Gewerbe musste im Ver- Madeleine de la Croix, Telefon 0711/641-25 50, 28. Juni 2021 gültigen gleich zu den Vorjahren Verdiensteinbußen Madeleine.delaCroix@stala.bwl.de Fassung, https://www. baden-wuerttemberg. hinnehmen. Mit Blick auf 2021 dürfte sich die de/de/service/aktuelle-in Verdienstsituation, zumindest im 1. Halbjahr fos-zu-corona/aktuelle- corona-verordnung- nicht deutlich bessern. So waren viele Bran- www.statistik-bw.de/Arbeit/ des-landes-baden- Leben und Arbeiten wuerttemberg/ chen im 1. Quartal 2021 weiterhin komplett im Abruf: 14.07.2021). Lockdown. In vielen Bereichen, unter ande- Arbeit 38
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