Richard Swinburne Glaube und Vernunft - echter
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Leseprobe: Richard Swinburne Glaube und Vernunft echter RIM 20 Swinburne Titelei.indd 3 07.08.2009 12:53:24
Anmerkungen zur Übersetzung Alle Übersetzungen der Bibelzitate im Text stammen aus der so genannten Einheits- übersetzung; die Übersetzungen von Stellen aus der Summa theologiae des Thomas von Aquin (soweit nicht anders angegeben) sind der so genannten deutschen Thomas- ausgabe entnommen. Alle anderen Übersetzungen von Zitaten stammen, sofern nicht anders angegeben, von mir. In manchen Fällen wird zusätzlich das originale englische Wort bzw. die originale englische Formulierung angegeben. Sie steht in eckigen Klammern im Text, genauso wie die Seitenzahlen der englischen Ausgabe und Anmer- kungen von mir, die zusätzlich mit dem Kürzel ‘OJW’ gekennzeichnet sind. Eine adäquate deutsche Übersetzung der Differenzierungen in der englischen Unter- scheidung zwischen ‘faith’ und ‘belief’ bereitet einige Schwierigkeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass in der philosophischen Fachsprache zusätzlich zwischen ‘belief that’ und ‘belief in’ differenziert wird. Im Folgenden wird ‘belief’ im nichtreligiösen Kontext durchgehend mit Überzeugung1 und ‘to believe’ mit ‘überzeugt sein’ bzw. ‘Überzeugung haben’ übersetzt. Im Kontext religiöser Überzeugungen wurde ‘believe that’ mit ‘überzeugt sein, dass’ und ‘believe in’ gewöhnlich mit ‘überzeugt sein von’ übersetzt. In den Ausnahmefällen, in denen im religiösen Kontext ‘believe in’ mit ‘glauben an’ übersetzt wird, ist zur Klärung in Klammern ‘believe in’ ergänzt. Den Herausgebern der Reihe Religion in der Moderne Professor Dr. Dr. Matthias Lutz- Bachmann und Professor Dr. Michael Sievernich SJ danke ich herzlich für die Auf- nahme in diese Reihe und ihre Geduld. Professor Dr. Thomas M. Schmidt hat den ersten Anstoß zur Veröffentlichung in dieser Reihe gegeben und das Projekt mit Rat und Tat begleitet. Herrn Heribert Handwerk vom Echter-Verlag danke ich für die unkomplizierte Zusammenarbeit und die bereitwillige Hilfe. Besonderen Dank schulde ich meinem Mitarbeiter an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Geor- gen, Frankfurt/Main, Herrn Dipl.-Math. Lukas Kraus, der nicht nur die Verbesserung der letzten Stufen des Manuskripts und dessen Endredaktion und Formatierung über- nommen, sondern auch den ganzen Text gründlich Korrektur gelesen hat und mit sehr vielen Verbesserungsvorschlägen deutlich zu dessen besserer Lesbarkeit beigetragen 1 Wobei noch einmal unterschieden werden muss zwischen Überzeugungen im Sinn einer mentalen Einstellung und dem Inhalt einer solchen Einstellung. V
hat. Mein Beitrag zum philosophischen Hintergrund von Swinburnes Buch “Faith and Reason” unter dem Titel “Religiöser Glaube als Gegenstand analytischer Philosophie” am Ende dieses Buches geht zum Teil auf Gespräche mit ihm zurück. Verbesserungs- vorschläge haben auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an meinem Seminar zur Epistemologie religiöser Überzeugungen an der Philosophisch-theologischen Hoch- schule Sankt Georgen, Frankfurt/Main gemacht, die einen ersten Entwurf der ersten drei Kapitel dieser Übersetzung gelesen haben. Ihnen allen sei gedankt. Zuletzt bleibt mir Richard Swinburne zu danken: zum einen für seine großzügige Bereitschaft zur Hilfe bei Übersetzungsfragen, zum anderen aber auch für seine philosophische Arbeit in den letzten Jahrzehnten, die nicht unwesentlich zur gegenwärtigen Blüte der analyti- schen Religionsphilosophie beigetragen hat, und deren inspirierenden Kraft sich gerade in den vielfältigen kritischen Auseinandersetzung mit ihr zeigt. Oliver J. Wiertz VI
Inhaltsverzeichnis Vorwort zur zweiten Auflage 4 Einleitung 6 1 Die Natur von Überzeugungen 9 1.1 Überzeugungen als relativ zu Alternativen 9 1.2 Überzeugungen und Handlungen 15 1.3 Überzeugungen und Beweismaterial 22 1.4 Überzeugungen sind unfreiwillig 33 1.5 Gründe, Anderen Überzeugungen zuzuschreiben 35 1.6 Handeln auf Grund eigener Überzeugungen 37 1.7 Handeln auf Grund von Annahmen 42 2 Rationale Überzeugungen 45 2.1 Moralische Güte 45 2.2 Die Wichtigkeit wahrer Überzeugungen 51 2.3 Epistemische Rechtfertigung 55 2.4 Unterschiedliche induktive Kriterien 57 2.5 Synchrone internalistische Rechtfertigung 67 2.6 Synchrone externalistische Rechtfertigung 72 2.7 Die Wichtigkeit von Wissen 79 2.8 Diachrone Rechtfertigung 83 2.9 Nichtrationale Gründe für Überzeugungen 95 2.10 Rationale Handlungen 99 3 Der Wert rationaler religiöser Überzeugungen 104 3.1 Die Wichtigkeit wahrer religiöser Überzeugungen 104 3.2 Das Beweismaterial der Menschen für ihre religiösen Überzeugungen 110 3.3 Rationalität1 und Rationalität2 von religiösen Überzeugungen 116 3.4 Rationalität3-5 religiöser Überzeugungen 122 3.5 Allgemeine Gründe für die Überzeugung, dass religiöse Untersuchungen sinnlos sind 127 1
3.6 Christliche Gründe für die Überzeugung, dass religiöse Untersuchungen sinnlos sind 131 3.7 Die christliche Tradition der religiösen Untersuchung 135 3.8 Theologische Thesen über die Grenzen menschlicher Vernunft 143 3.9 Entgegengesetzte Ansprüche an Zeit 146 3.10 Nichtrationale Gründe für religiöse Überzeugungen 148 3.11 Ist die Wahrscheinlichkeit ihrer Wahrheit der einzige Grund, religiöse Überzeugungen zu pflegen? 157 4 Die Natur des Glaubens 162 4.1 Die thomistische Sicht des Glaubens 163 4.2 Die lutherische Sicht des Glaubens 167 4.3 Die pragmatistische Sicht des Glaubens 173 4.4 Unterschiede innerhalb der thomistischen und lutherischen Sichtweisen 178 4.5 Glaube im frühen christlichen Denken 181 5 Der Zweck der Religion 187 5.1 Definition von ‘Religion’, ‘Erlösung’, ‘Weg’ und ‘Glaubens- bekenntnis’ 187 5.2 Der christliche Weg 190 5.3 Der buddhistische Weg 193 5.4 Religiöse Gründe, einen religiösen Weg zu verfolgen 195 5.5 Erster religiöser Grund: Um Gott oder den Göttern rechte Verehrung und Gehorsam zu erweisen 196 5.6 Zweiter religiöser Grund: die Erlangung eigenen Heils 198 5.7 Dritter religiöser Grund: Hilfe für andere, ihr Heil zu erlangen 216 5.8 Die drei Gründe stehen nicht in Konkurrenz untereinander 216 5.9 John Hick zum gleichen Erlösungswert von Religionen 219 5.10 Der Glaube, der im christlichen Weg enthalten ist 223 6 Die Rolle der Glaubensbekenntnisse 225 6.1 Die christliche Erklärung, wie die Nachfolge auf dem christlichen Weg zu angemessener Verehrung und Gehorsam gegenüber Gott oder Göttern führt 227 6.2 Die christliche Erklärung, wie die Verfolgung des christlichen Wegs zu unserem eigenen Heil führt 232 2
6.3 Die christliche Erklärung, wie die Verfolgung des christlichen Wegs anderen hilft ihr Heil zu erreichen 247 6.4 Das Glaubensbekenntnis von Nizäa 248 6.5 Die Erklärung des Buddhismus, wie die Verfolgung seines Wegs zur Verwirklichung seiner Ziele führt 250 6.6 Die Überzeugung [belief], die notwendig ist für die Verfolgung eines religiösen Wegs 252 6.7 Die für Kirchenmitgliedschaft erforderliche Überzeugung 260 7 Der Vergleich von Glaubensbekenntnissen 264 7.1 Die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Theismus 265 7.2 Der Vergleich theistischer Religionen 266 7.3 Wunder 278 7.4 Beweismaterial für das Eintreten von Wundern 284 7.5 Vergleich von theistischen und nichttheistischen Religionen 290 7.6 Philosophische Religionen 292 7.7 Schluss 298 Nachwort: Der Glaube ist frei 301 Religiöser Glaube als Gegenstand analytischer Philosophie. Der philosophische Hintergrund von Richard Swinburnes Buch “Faith and Reason” (Oliver J. Wiertz) 307 3
Vorwort zur zweiten Auflage Faith and Reason wurde erstmals 1981 als dritter Band einer Trilogie über die Phi- losophie des Theismus veröffentlicht. Obwohl sich meine Ansichten über die Art von Glaube, der für die Ausübung einer Religion benötigt wird, und die Art von Vernunft, die die Ausübung einer Religion zu etwas Gutem macht, nicht substanziell geändert haben, wurde es Zeit, dieses Buch im Licht neuerer Veröffentlichungen zu überarbeiten - besonders im Hinblick auf zwei Gruppen von Veröffentlichungen, die die hier ver- tretenen Ansichten in besonderer Weise in Frage stellen. Die erste Gruppe von Publika- tionen hat die externalistische Theorie des “warrants” religiöser Überzeugungen zum Inhalt, wie sie paradigmatisch in Alvin Plantingas Warranted Christian Belief1 entwor- fen wird. In einer externalistischen Deutung hängt die Rationalität (‘Rechtfertigung’ oder ‘warrant’) jeder Überzeugung, einschließlich religiöser Überzeugungen, von der Natur des Prozesses ab, der diese hervorbringt (über die Natur dieses Prozesses kann das epistemische Subjekt sich in völliger Unkenntnis befinden). Im Gegensatz dazu hängt in einer internalistischen Theorie (die ich in der ersten Auflage von Faith and Reason als selbstverständlich vorausgesetzt habe) die Rationalität einer Überzeugung von deren Beziehung zu introspektiv wahrnehmbaren Faktoren ab, im besonderen von den Beziehungen zu den anderen Überzeugungen des epistemischen Subjekts. Ich zeige gegen den Externalisten, dass nur Rationalität in einem internalistischen Sinn Relevanz für das Verhalten des epistemischen Subjekts haben kann. Die zweite Gruppe von Veröffentlichungen dreht sich um die Behauptung, dass die Lebensweisen, die von den Weltreligionen empfohlen werden, von gleichem moralischem Wert sind und dass die Glaubensbekenntnisse dieser Religionen am besten als Ausdruck derselben ewigen Wahrheit mit Hilfe unterschiedlicher Mythen verstanden werden. Diese Behauptung ist alt, wurde aber kürzlich ausführlich und energisch von John Hick wiederbelebt.2 Ich führe gegen Hick an, dass die Weltreligionen unterschiedliche Ziele haben, von denen manche wertvoller sind als andere, und dass Hick keinen guten Grund dafür genannt hat, seine Reinterpretation der traditionellen Glaubensbekenntnisse dem gewöhnlichen Verständnis dieser Glaubensbekenntnisse vorzuziehen. Ich bin froh, in dieser zweiten Auflage nicht nur auf diese zwei Gruppen von Veröffentlichungen eingehen zu können, 1 PLANTINGA, A., Warranted Christian Belief (New York, Oxford 2000). 2 Vgl. HICK, J., An Interpretation of Religion (London 1989), und viele nachfolgende Veröffentlichungen. 4
sondern auch die Gelegenheit zu haben, die Darstellung meiner eigenen Ansichten zu verbessern und sie deutlicher in der philosophisch-theologischen Tradition der letzten zweitausend Jahre zu verorten als [VI] ich es in der ersten Auflage getan habe. Ob- gleich die zweite Auflage denselben Aufbau und dieselben Ergebnisse hat wie die erste Auflage (dieselben Kapitelüberschriften, unter denen größtenteils auch dieselben Themen behandelt werden), wurde der Text dennoch großenteils neu geschrieben. Die erste Auflage basierte auf der dritten meiner drei Vorlesungsreihen der “Wilde Lectures”, die ich an der Universität Oxford im Hilary-Term 1978 gegeben hatte. Ich bin immer noch denjenigen dankbar, die mich für die “Wilde Lectures” ausgewählt haben, und all denen, die mir danach durch mündlichen Austausch oder in veröffent- lichter Kritik in meinem Verständnis der Thematik weitergeholfen haben. Besonders danken möchte ich John Hick für äußerst hilfreiche Kommentare zu Entwürfen der Kapitel fünf und sieben, und auch dafür, dass er uns alle an den Wert unterschiedlicher religiöser Traditionen erinnert. Vor allem bin ich Alvin Plantinga dankbar für den regen Austausch in gedruckter Form und für zahlreiche persönliche Diskussionen in den letzten dreißig Jahren, von denen ich viel gelernt habe. Auch wenn wir immer noch nicht darin übereinstimmen, welche möglichen religiösen Überzeugungen rational sind, stimmen wir doch in hohem Maß darüber überein, welche tatsächlichen religiösen Überzeugungen wahr sind, und das ist viel wichtiger. Danken möchte ich Oxford University Press für die Erlaubnis, im siebten Kapitel des vorliegenden Buchs mehr oder weniger wörtlich Material aus dem zwölften Kapitel von The Existence of God (zweite Auflage) zu verwenden. Vielen Dank auch an Sarah Barker für Ihr Tippen der verschiedenen Entwürfe dieser zweiten Auflage. 5
Einleitung Glaube und Vernunft ist der letzte Band einer Trilogie zur Philosophie des Theismus - der Position, die behauptet, dass es einen Gott gibt. Der erste Band The Coherence of Theism behandelt die Fragen nach der Bedeutung der Behauptung, dass Gott existiert, und ob diese Behauptung intern kohärent ist. Es wird darin argumentiert, dass diese Behauptung nicht nachweisbar inkohärent ist, dass es angemessen ist, nach Beweisma- terial für ihre Wahrheit zu suchen, und dass Beweismaterial für ihre Wahrheit auch Beweismaterial für ihre Kohärenz ist. Der zweite Band The Existence of God be- schäftigt sich mit dem Beweismaterial für die Wahrheit der Behauptung der Existenz Gottes. In ihm wird die Stärke von Argumenten für und gegen die Existenz Gottes beurteilt, die von beobachtbaren Phänomenen ausgehen. Ich argumentiere, dass zwar die Existenz Gottes nicht zwingend bewiesen werden kann, aber die verschiedenen Argumente zusammengenommen im Endergebnis zeigen, dass es wahrscheinlicher ist, dass Gott existiert, als dass er nicht existiert. Glaube und Vernunft behandelt die Frage nach der Relevanz solcher Wahrscheinlichkeitsurteile (sei es das Urteil, zu dem ich komme, oder ein anderes, z. B. dass die Existenz Gottes sehr unwahrscheinlich ist) für den religiösen Glauben. Um diese Frage erschöpfend beantworten zu können, müssen wir vorher eine andere Frage beantworten: was ist der Zweck der Ausübung einer Religion, der Nachfolge auf einem religiösen Weg, wie ich es nenne? Meine Antwort im fünften Kapitel dieses Buchs lautet, dass es drei Ziele gibt, die eine religiöse Person versuchen kann zu erreichen - Gott oder den Göttern angemessene Verehrung und Gehorsam entgegen- zubringen, Heil für sich zu erlangen und anderen zu helfen, ihr Heil zu erreichen. Das erste Ziel ist sicher nur ein Ziel für jene Religionen, die behaupten, dass es Gott oder Götter gibt; und verschiedene Religionen haben unterschiedliche Konzeptionen von Heil. Somit kann auf Grund der verschiedenen erstrebten Ziele mehr dafür sprechen, einem bestimmten religiösen Weg als einem anderen zu folgen. Aber es ist nur dann sinnvoll, einen religiösen Weg zu verfolgen, um ein Ziel zu erreichen, wenn es in einem bestimmten Maß wahrscheinlich ist, dass die Nachfolge auf diesem Weg zu diesem Ziel führt, und es weniger wahrscheinlich ist, dass die Nachfolge [2] auf einem anderen Weg (oder Nichtstun) zu diesem Ziel führt. Ich zeige im sechsten Kapitel, wie das Glaubensbekenntnis einer Religion erklärt, warum die Nachfolge auf dem Weg dieser Religion zu ihrem Ziel führt und die Verfolgung eines anderen Wegs weniger 6
wahrscheinlich zu diesem Ziel führt. Man benötigt also eine rationale Überzeugung, dass die Wahrheit des Glaubensbekenntnisses einer bestimmten Religion eine be- stimmte Wahrscheinlichkeit besitzt, wenn es rational sein soll, dem Weg dieser Religi- on zu folgen (d. h. diese Religion zu praktizieren), um deren Ziele zu erreichen. Man muss auch davon überzeugt sein, dass es nicht wahrscheinlicher ist, dass das Glaubens- bekenntnis einer anderen Religion mit ähnlichen Zielen wahr ist - denn sonst wäre es rationaler, diese andere Religion zu praktizieren. Ich beschäftige mich in Kapitel sieben damit, wie man die relative Wahrscheinlichkeit religiöser Glaubensbekenntnisse beurteilen kann. Die ganze Diskussion dieser späteren Kapitel beinhaltet somit die Begriffe ‘Überzeugung’, ‘rationale Überzeugung‘, ‘Handlung’ und ‘Kriterien für die wahrscheinliche Wahrheit einer Theorie’. Daher widmet sich der erste Teil dieses Buches (Kapitel eins bis drei) einer ausgearbeiteten Analyse dieser Begriffe und der Hinsicht, unter der eine Überzeugung von einem Glaubensbekenntnis auf Grund ihrer Begründung durch Argumente (auf der Basis von Beweismaterial) rational sein muss, um unsere Entscheidung, ob wir eine Religion praktizieren sollen (und wenn ja, wel- che), zu leiten. Da man, um einem religiösen Weg zu folgen, annehmen muss, dass das Glaubensbekenntnis dieser Religion wahr ist (obwohl man davon nicht überzeugt sein muss), ist das Verhalten eine Sache des Glaubens an das Glaubensbekenntnis dieser Religion; und das bedeutet im Fall einer theistischen Religion eine Sache des Glaubens an Gott. Daher ist das durchgehende Thema des zweiten Teils dieses Buchs (Kapitel vier bis sieben) die Frage, welche Art von Glaube für das Praktizieren einer Religion notwendig ist und welche Art von Glaube rational ist. Obwohl ich allgemeingültige Ergebnisse darüber suche, welche Art von Glaube für die Praxis jeder Religion benötigt wird, betrachte ich vor allem die Art von Glauben, die für die Praxis der christlichen Religion verlangt wird. Kapitel vier, das erste Kapitel des zweiten Teils, behandelt verschiedene Darstellungen dieses Glaubens durch christ- liche Theologen. Das vorliegende Buch ist somit mehr auf den christlichen Glauben bezogen als seine Vorgänger und baut damit eine Brücke zu meiner späteren Tetralogie über die christli- che Lehre. Die Kenntnis der beiden früheren Werke ist in keiner Weise notwendig zum Ver- ständnis dieses Bandes. Er setzt in keiner Weise die Ergebnisse der früheren Bücher voraus. Aber das Ergebnis von The Existence of God (die Existenz Gottes ist wahr- scheinlicher als ihr Gegenteil) zusammen mit den Ergebnissen meines später erschiene- 7
nen Buches The Resurrection of God Incarnate (unter der Voraussetzung, dass auf Grund des Beweismaterials der natürlichen Theologie die Existenz Gottes ziemlich wahrscheinlich ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass Gott [3] in Christus Mensch wurde) können in die Ergebnisse dieser Arbeit eingefügt werden, um eine bestimmte Schluss- folgerung über die Rationalität des Glaubens an den christlichen Gott zu ziehen. Wie in den beiden früheren Werken ist es mein vorrangiges Ziel, meine Schluss- folgerungen durch strenge und gründliche Argumente zu rechtfertigen. Dies bedeutet notwendigerweise, dass lange Passagen von allgemeinen philosophischen Themen handeln und ihre Ergebnisse nur im Nachhinein auf religiöse Fragen angewendet werden. Ich kann diejenigen, die vor allem an meinen Schlussfolgerungen über den religiösen Glauben und weniger an meinen Diskussionen über die Natur der Rationali- tät interessiert sind, nur um Geduld bitten. Gut begründete Schlussfolgerungen über religiösen Glauben können nur auf der Basis eines soliden Verständnisses darüber erreicht werden, was eine rationale Überzeugung und eine rationale Handlung aus- macht. Dieser Weg mag trocken und profan sein, aber wir werden am Ende doch unser Ziel erreichen. [4] 8
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