Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050

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Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Roadmap für eine treibhausgasneutrale
Ziegelindustrie in Deutschland
Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Abbildung 1: Produkte der Ziegelindustrie; Quelle: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V.

    Impressum

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        Ziegelindustrie e. V.                                                            Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e. V.
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2      Roadmap Ziegel 2050
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Inhalt

Impressum                                  2    9Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)                     38
                                                 9.1 Maßnahmen                                      38
1   Zusammenfassung                         4
                                                 9.2 Entwicklung des Energieeinsatzes               39
2   Zielsetzung und Rahmen                       9.3 Entwicklung der CO2-Emissionen                 40
    der Roadmap 2050                       10    9.4 Entwicklung der energiebezogenen
                                                		Kosten                                            41
3   Ausgangslage der Ziegelindustrie
                                                 9.5 Sensitivitäten                                 42
    in Deutschland                         12
                                                		9.5.1 Pfad 3 ohne den Einsatz von
    3.1 Beschreibung der Branche           12
                                                            alternativen Tonrohstoffen              42
    3.2 Die Herausforderung                13
                                                		9.5.2 Entkopplung des Ofen-
4Methodik und Vorgehensweise               14   			         Trockner-Verbunds und Einsatz
 4.1 Scope		                               14   			         Wärmepumpe beim Trockner                44
 4.2 Datenbasis Emissionen und Energie     14    9.6 Wesentliche Erkenntnisse                       48
 4.3 Skizzierung der drei Pfade            15    9.7 Steckbrief Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)      49
 4.4 Grundlegende Annahmen
                                                10   Gegenüberstellung der Ergebnisse               50
		und Berechnungsparameter                 15
                                                     10.1 Treibhausgasminderung                     50
 4.5 Vorgehen zur Modellierung             18
                                                     10.2 Investitionsbedarf                        51
5   Betrachtete Technologien                         10.3 Energiebezogene Kosten                    51
    und Maßnahmen                          20
                                                11   Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf         52
    5.1 Ofen-Trockner-Verbund              20
                                                     11.1 Relevante Maßnahmen                       52
    5.2 Rohstoffe                          20
                                                     11.2 Kosten                                    52
    5.3 Gewichtsreduktion                  22
                                                     11.3 Externe Rahmenbedingungen                 52
6   Ausgangsbasis                          23
                                                12Anhang 		                                         55
    6.1 Energieeinsatz und -träger         23
                                                  12.1 Emissionsfaktoren                            55
    6.2 Emissionen                         23
                                                  12.2 Energiepreise                                55
    6.3 Energiebezogene Kosten             23
                                                  12.3 Annahmen zur Entwicklung von
7Referenzpfad (Pfad 1)                     25   		     Emissionsfaktoren sowie zu
 7.1 Maßnahmen                             25   		Preisentwicklungen                                56
 7.2 Entwicklung des Energieeinsatzes      26     12.4 Annahmen zur Wirtschaftlich-
 7.3 Entwicklung der CO2-Emissionen        26   		keitsberechnung                                   56
 7.4 Entwicklung der energiebezogenen             12.5 Annahmen zu den technischen
		Kosten                                   27          Maßnahmen zur Emissionsreduktion             57
 7.5 Wesentliche Erkenntnisse              28     12.6 Liste der umgesetzten Maßnahmen
 7.6 Steckbrief Referenzpfad (Pfad 1)      29   		     im Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)            63

8Technologiepfad (Pfad 2)                  30   13   Verzeichnisse                                  64
 8.1 Maßnahmen                             30        13.1 Quellenverzeichnis                        64
 8.2 Entwicklung des Energieeinsatzes      31        13.2 Abbildungsverzeichnis                     65
 8.3 Entwicklung der CO2-Emissionen        31        13.3 Tabellenverzeichnis                       67
 8.4 Entwicklung der energiebezogenen                13.4 Abkürzungsverzeichnis                     67
		Kosten                                   32
 8.5 Sensitivitäten                        34
 8.6 Wesentliche Erkenntnisse              35
 8.7 Steckbrief Technologiepfad (Pfad 2)   37

                                                                                   Roadmap Ziegel 2050   3
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
1 Zusammenfassung                                                           Ausgangspunkt und historische Entwicklung

    Die vorliegende Studie „Roadmap für eine treibhausgasneu-                   In dieser Roadmap wurde das Jahr 2020 als Basis für
    trale Ziegelindustrie in Deutschland“ von FutureCamp im Auf-                alle Pfade zugrunde gelegt. Die Treibhausgasemissionen
    trag des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e. V.                der deutschen Ziegelindustrie betragen demnach rund
    zeigt einen möglichen Weg und damit verbundene Maß-                         1,74 Mio. t CO2 im Jahr, ermittelt anhand des Durchschnitts
    nahmen und Kosten für die Transformation der deutschen                      der Jahre 2014 bis 2018.
    Ziegelindustrie in Richtung Treibhausgasneutralität bis 2050.
                                                                                Diese Jahresemission kann nicht eins zu eins mit früheren
                                                                                Angaben z. B. des Verbandes seit 1990 oder 2005 in Bezug
    Scope
                                                                                gesetzt werden. Näherungsweise ist dies jedoch möglich,
    Bestandteil der Studie sind die Emissionen aus Scope 1 und                  wenn einigen spezifischen Umständen Rechnung getragen
    Scope 2 der Branche. Die Scope 1-Emissionen entstehen                       wird:
    durch den Brennstoffeinsatz in den Werken und die anfal-
                                                                                n In älteren statistischen Daten sind nur die Energiever-
    lenden Prozessemissionen. Fuhrparke insbesondere zum
                                                                                  bräuche und deren Emissionen erfasst, nicht die Prozess-
    Abbau des Tons aus den Gruben sind nicht Bestandteil der
                                                                                  emissionen aus den Rohstoffen. Diese müssen geschätzt
    Studie. Diese sind zum überwiegenden Teil an externe
                                                                                  werden.
    Betreiber ausgelagert und fallen damit nicht in den betrach-
    teten Scope. In Scope 2 finden ausschließlich die Emissionen                n Die Zahl der Anlagen hat sich deutlich verändert. Seit
    aus dem Fremdstrombezug der Anlagen Berücksichtigung.                         den 90er-Jahren sind zudem bereits in den bestehenden
                                                                                  Anlagen starke Modifikationen des Brennstoffmixes um-
                                                                                  gesetzt worden (Umstellung auf Erdgas) und die Emissionen
        Scope 1-Emissionen                    Scope 2-Emissionen                  der Branche in der Folge stark gesunken.
             (direkt)                              (indirekt)
                                                                                n Die Produktion von hochporosierten Hintermauerziegeln
                                                                                  hat zu einem verstärkten Porosierungsmitteleinsatz ab
                                                                                  ca. 1995 geführt.

                                                                                Der Bundesverband Ziegel schätzt die Emissionen von 1990
                                                                                bei gleichem Scope wie diese Roadmap auf 2,9 Mio. t CO2/a.
                                                                                Dies macht deutlich, dass bereits der hier als Ausgangs-
                                                                                niveau ermittelte Wert von rund 1,74 Mio. t CO2/a einen
                                                                                erheblichen Emissionsrückgang von 40 % im Vergleich zu
            eigene Anlagen                      Bezug von Strom
                                                                                1990 darstellt und die Ziegelindustrie somit im Ergebnis
                                                                                bereits relevant zur Erreichung von Klimaschutzzielen beige-
                   berücksichgte Emissionsquellen
                                                                                tragen hat.
    Abbildung 2: Für die Roadmap berücksichtigte Emissionsquellen aus Scope 1
    und Scope 2; Quelle: FutureCamp                                             Pfade

                                                                                In der Roadmap werden drei unterschiedliche Pfade ent-
                                                                                wickelt und dargestellt. Für alle Pfade gleich ist der Fokus
                                                                                auf die eigenen Produktionsanlagen in Deutschland und
                                                                                dort mögliche technische Maßnahmen unter der Annahme
                                                                                gleichbleibender Produktion und ohne Berücksichtigung
                                                                                möglicher Substitutionseffekte im Baustoffwettbewerb.1

                                                                                1 Alle in Betracht gezogenen technischen Maßnahmen sowie die dazu-
                                                                                  gehörigen Annahmen z. B. zu Investitionsausgaben, Energieeinsparungen
                                                                                  oder Mehrverbräuchen bei anderen Energieträgern (Strom) finden sich
                                                                                  im Anhang.

4      Roadmap Ziegel 2050
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
In Pfad 1, dem Referenzpfad, werden keine expliziten              Die relevantesten Maßnahmen sind:
Minderungsmaßnahmen umgesetzt, die über auch heute
                                                                  n Entkopplung des Ofen-Trockner-Verbunds
übliche Maßnahmen mit Steigerung der Energieeffizienz
hinausgehen. Hier wird also von einem business as usual           n Einsatz von Hochtemperaturwärmepumpen
ausgegangen, um einen Vergleichswert für die weiteren
                                                                  n wasserstoffbefeuerte Öfen
Pfade zu berechnen. Bereits heute bekannte Rahmenbedin-
gungen wie z. B. die angenommene Entwicklung des Emissi-          n elektrische Öfen
onsfaktors im deutschen Stromnetz fließen auch in diesen
                                                                  n Einsatz biogener Porosierungsmittel
Pfad mit ein.
                                                                  Darüber hinaus kommen noch eine Vielzahl an Optimie-
Die Pfade 2 und 3 unterscheiden sich grundlegend vom
                                                                  rungsmaßnahmen zum Tragen, die entweder direkt den
Referenzpfad, da hier die Auswirkungen konkreter Minde-
                                                                  Energieeinsatz reduzieren oder durch verringerten Material-
rungsmaßnahmen in den Werken modelliert werden.
                                                                  bedarf die Prozessemissionen mindern und gegebenenfalls
In Pfad 2, dem Technologiepfad, ist dafür jährlich ein Investi-   darüber hinaus auch den Energiebedarf senken.
tionsbudget festgelegt, das für einen ehrgeizigen und ambi-
                                                                  Des Weiteren ist der Einsatz von alternativen Tonen ohne
tionierten Minderungskurs der Ziegelindustrie steht.
                                                                  fossilen Kohlenstoff, also kalkfreien Tonen, derzeit die einzig
Im Klimaneutralitätspfad (Pfad 3) wird dann auf eine solche       denkbare Alternative zur vollständigen Reduktion der Pro-
Beschränkung verzichtet. Hier wird die Minderung der Emis-        zessemissionen.
sionen auf null erzwungen und bestimmt, welches jährliche
Investitionsbudget dafür notwendig ist.                           Entwicklung energiebezogener Kosten

                                                                  Die energiebezogenen Kosten setzen sich in dieser Road-
Kernergebnisse
                                                                  map aus Betriebskosten, Kapitalkosten, CO2-Kosten und
Bereits im Referenzpfad sind spürbare Emissionsrückgänge          Kosten der Energieträger zusammen.
zu verzeichnen, die jedoch trotz weiterer Fortschritte deut-
                                                                  Die jährlichen energiebezogenen Kosten steigen bis 2050
lich nicht ausreichen, um das Ziel der Treibhausgasneutra-
                                                                  bereits im Referenzpfad um ca. 50 % gegenüber dem Basis-
lität zu erreichen.
                                                                  zeitraum an. Im Technologiepfad liegen sie noch etwas
Im Technologiepfad gelingt es dagegen, bereits bis 2030 die       darüber. In diesem Pfad schlagen sich auch deutlich höhere
Emissionen auf rund 1,1 Mio. t CO2/a und damit stark zu           Investitionen in Maßnahmen, die auf Klimaschutz zielen,
reduzieren und dem Ziel der Treibhausgasneutralität bis           nieder. Der Klimaneutralitätspfad führt sogar zu Mehrkosten
2050 mit dann noch rund 0,5 Mio. t CO2/a deutlich näher zu        von über 240 % gegenüber dem Ausgangswert. Ein erheb-
kommen.                                                           licher Teil davon entfällt auf die zusätzlichen Betriebskosten
                                                                  zur Reduzierung der Prozessemissionen aus den eingesetz-
Das Ziel der Treibhausgasneutralität wird schließlich im
                                                                  ten Tonen.
entsprechenden Pfad erreicht, jedoch unter Inkaufnahme
hoher Kosten.                                                     Trotz der angenommenen relevanten CO2-Preissteigerungen
                                                                  liegt also eine deutliche Kostendifferenz vor, die betriebliche
Die Ziegelindustrie verfügt über verschiedene Handlungs-
                                                                  Investitionsentscheidungen in Richtung Klimaneutralität aus
optionen, um Emissionen zu reduzieren. Unter den der
                                                                  ökonomischen Gesichtspunkten erheblich erschwert.
Roadmap zugrunde liegenden Annahmen kristallisieren sich
einige Maßnahmen heraus, die die Transformation der
Ziegelindustrie maßgeblich bestimmen. Da Änderungen bei
bestimmten Einflussfaktoren erhebliche Auswirkungen auf
die Vermeidungskosten einzelner Maßnahmen haben kön-
nen, sind möglichst stabile (politische) Rahmenbedingungen
Voraussetzungen für eine kosteneffiziente Transformation.

                                                                                                           Roadmap Ziegel 2050      5
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Relevante Maßnahmen und Verlauf der CO2-Emissionen

                                                        Referenzpfad (Pfad 1)           Technologiepfad (Pfad 2)        Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)

                                                                                Zusätzliche Maßnahmen ggü.         Zusätzliche Maßnahmen ggü.
                                                                                Pfad 1 (nicht abschließend):       Pfad 1 (nicht abschließend):

                              • konnuierliche                                  • Entkopplung Ofen-Trockner-       • Entkopplung Ofen-Trockner-
     Beschreibung Maßnahmen

                                Effizienzsteigerung beim                          Verbund in Verbindung mit          Verbund in Verbindung mit
                                Einsatz von Strom und Erdgas                      Wärmepumpe                         Wärmepumpe
                                (interner Einflussfaktor)                       • vorgewärmte Verbrennungslu       • Einsatz von H2 am Ofen
                              • Redukon Emissionsfaktoren                        (Austausch Brenner)              • elektrischer Ofen
                                Strom und Erdgas                                • opmierte Ziegelgeometrie
                                (externer Einflussfaktor)                                                          • Einsatz biogener
                                                                                  Dachziegel                         Porosierungsmiel
                                                                                • Einsatz biogener                 • alternaver Rohstoff Ton
                                                                                  Porosierungsmiel                  HMZ/VMZ/DZ
                                                                                • Opmierung Brennhilfsmiel
                                                                                  Dachziegel

                                                     2.000.000                                                             Referenzpfad (Pfad 1)
                              CO2-Emissionen [t/a]

                                                     1.800.000                                                             Technologiepfad (Pfad 2)
                                                     1.600.000                                                             Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)

                                                     1.400.000
     Verlauf CO2-Emissionen

                                                     1.200.000
                                                     1.000.000
                                                      800.000
                                                      600.000
                                                      400.000
                                                      200.000
                                                            0

                              Bis 2030:                                         Bis 2030:                          Bis 2030:
     Emissionsentwicklung

                              • Senkung auf 1,5 Mio. t CO2                      • Senkung auf 1,1 Mio. t CO2       • Senkung auf 0,8 Mio. t CO2

                              Bis 2050:                                         Bis 2050:                          Bis 2050:
                              • Senkung auf 1,3 Mio. t CO2                      • Senkung auf 0,5 Mio. t CO2       • Senkung auf 0 t CO2
                                                                                • zusätzlich 0,8 Mio. t CO2        • zusätzlich 1,3 Mio. t CO2
                                                                                  Minderung gegenüber                Minderung gegenüber
                                                                                  Referenzpfad                       Referenzpfad

    Tabelle 1: Übersicht Maßnahmen und Verlauf der CO2-Emissionen für die betrachteten Pfade

6                Roadmap Ziegel 2050
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Referenzpfad (Pfad 1)                     Technologiepfad (Pfad 2)                 Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)

                                         Energiebezogene Kosten setzen sich zusammen aus:
                                         Betriebskosten, Kapitalkosten, CO2-Kosten, Kosten der Energieträger

                                         Kosten 2050:
     energiebezogene Kostenentwicklung

                                                                                  403 Mio. €/a                               441 Mio. €/a                                 919 Mio. €/a

                                         Mehrkosten zum Referenzpfad:                                                        +38 Mio. €/a                                +516 Mio. €/a

                                         Gesamnvesonsausgaben:

                                                                                    881 Mio. €                                1.733 Mio. €                                2.345 Mio. €

                                         Davon Invesonsausgaben in (klimaschutz-)spezifische Maßnahmen:

                                                                                                                                 852 Mio. €                               1.465 Mio. €

                                         milere Inves onsausgaben                                                               28,4 Mio. €                                  48,8 Mio. €
                                         spezifische Maßnahmen pro Jahr:

                                                             1.000.000.000
                                          Gesamtkosten [€]

                                                                                           Referenzpfad (Pfad 1)
                                                              900.000.000
                                                                                           Technologiepfad (Pfad 2)
                                                              800.000.000                  Klimaneutralitätspfad (Pfad 3)
     Verlauf energiebezogene Kosten

                                                              700.000.000
                                                              600.000.000
                                                              500.000.000
                                                              400.000.000
                                                              300.000.000
                                                              200.000.000
                                                              100.000.000
                                                                        0

                                         • CO2-Kosten                                             • Kapitalkosten                              • Betriebskosten
                                         • Kapitalkosten                                          • Betriebskosten                             • Kapitalkosten
 Einflussfaktoren
   wesentliche

                                                                                                                                               • Energiepreise

                                                                                                  • Wirtscha‹lichkeit der                      • Vermeidungskosten
     Hemmnisse

                                                                                                    Minderungsop onen                          • fraglicher Carbon-Leakage-
                                                                                                  • fraglicher Carbon-Leakage-                   Schutz
                                                                                                    Schutz                                     • Inves   onskosten

Tabelle 2: Übersicht Entwicklung energiebezogener Kosten für die betrachteten Pfade

                                                                                                                                                                  Roadmap Ziegel 2050       7
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Externe Rahmenbedingungen                                      n Investitionsausgaben: Der Mehrbedarf an Investitions-
                                                                     mitteln stellt die Ziegelbranche vor große Herausfor-
    Durch die Anpassung externer Rahmenbedingungen kann es
                                                                     derungen auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität,
    gelingen, die erheblichen Kostennachteile des Klimaneutrali-
                                                                     insbesondere da Entwicklungen wie steigende CO2-
    tätspfades auszugleichen oder zumindest abzumildern. Im
                                                                     Kosten den finanziellen Spielraum der betroffenen
    Rahmen der Roadmap wurden einige Aspekte als besonders
                                                                     Unternehmen weiter einschränken. Geeignete Förder-
    relevant identifiziert:
                                                                     mechanismen und stabile Rahmenbedingungen, die
    n Wasserstoff: Die Verfügbarkeit von bezahlbarem und             Investitionssicherheit geben, sind daher nötig, um die
      CO2-emissionsfrei erzeugtem Wasserstoff ist entschei-          Transformation voranzutreiben. Darüber hinaus können
      dend, um die Emissionen aus der Befeuerung der Öfen            zielgerichtete Fördermechanismen und attraktive Investi-
      zu reduzieren. Es gilt, die entsprechenden Herstellungs-       tionsbedingungen dazu beitragen, die ambitionierten
      kapazitäten aufzubauen und die notwendige Infra-               Investitionsvorhaben in die Tat umzusetzen und auch
      struktur zu schaffen. Die Kosten für die verbrauchenden        insgesamt die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen zu
      Unternehmen müssen konkurrenzfähig werden, was                 erhöhen. Insbesondere vor dem Hintergrund der über-
      insbesondere auch bei der Abgabenbelastung künftig zu          wiegend mittelständischen Prägung der Branche sind
      berücksichtigen ist. Die deutsche Ziegelindustrie benötigt     Fördermechanismen auch ein wichtiges Mittel, um etwa-
      2050 etwa 1,0 TWh grünen Wasserstoff, um unter den             ige Nachteile beim Zugang zum Kapitalmarkt auszuglei-
      betrachteten Bedingungen klimaneutral zu werden. Diese         chen. Dies gilt bereits für den Technologiepfad und umso
      Menge müsste entsprechend bereitgestellt werden.               mehr für den nachfolgenden Klimaneutralitätspfad. Für
                                                                     einige der genannten Maßnahmen bieten sich bestehende
    n Strompreis: Die Entwicklung des Strompreises hat
                                                                     Förderinstrumente an, insbesondere Investitionsförde-
      einen wesentlichen Einfluss auf die Kostenentwicklung
                                                                     rungen. Diese können auch zu einer schnelleren Um-
      und auch einzelne Investitionsentscheidungen. Unter
                                                                     setzung von Maßnahmen als hier angenommen beitra-
      Umständen wäre hier sogar eine vollständige Verdrän-
                                                                     gen. Sehr relevant zur Emissionsreduktion und auch
      gung des Wasserstoffeinsatzes denkbar. Derzeit liegen
                                                                     zur Energiewende beitragende Maßnahmen der Ziegel-
      die Beschaffungskosten der Ziegelindustrie auch wegen
                                                                     industrie benötigen noch Pilotierungen und Demonstra-
      Netzentgelten und bestimmten Abgaben über den
                                                                     tionsvorhaben. Einige Maßnahmen – zum Beispiel zur
      Kosten für andere Branchen. Eine Anpassung der
                                                                     Reduktion prozessbedingter Emissionen durch alternative
      Rahmenbedingungen, die zu dieser erhöhten Kosten-
                                                                     Tone – benötigen noch Forschungs- und Entwicklungs-
      belastung führen, ist entscheidend, um die Minderungs-
                                                                     unterstützung. Abhängig von der Entwicklung relevanter
      maßnahmen zur wirtschaftlichen Umsetzbarkeit zu füh-
                                                                     Kostenparameter, wie etwa Preise für Strom oder klima-
      ren. Langfristig stabile und bezahlbare Preise für regene-
                                                                     neutrale Brennstoffe, kann gerade im Zusammenhang
      rativ erzeugten Strom sind damit eine Voraussetzung zur
                                                                     mit der Markteinführung komplett neuer Technologien
      nachhaltigen Senkung der Emissionen. Im modellierten
                                                                     und Verfahren auch Bedarf für eine Deckung operativer
      Klimaneutralitätspfad hat die Branche 2050 einen Grün-
                                                                     Mehrkosten bestehen, wie es beispielsweise im Innova-
      strombedarf von etwas weniger als 1,4 TWh.
                                                                     tionsfonds der EU bereits angelegt ist und auch im
    n Genehmigungsverfahren: Die Genehmigungsverfahren               Zusammenhang mit den nachfolgend kurz erörterten
      müssen vor dem Hintergrund der in dieser Roadmap               Carbon Contracts for Difference.
      beschriebenen technischen Maßnahmen deutlich be-
      schleunigt werden. Dies betrifft zum Beispiel Verfahren
      des Bundesimmissionsschutzgesetzes sowie Planfeststel-
      lungsverfahren, zum Beispiel für die Genehmigung zur
      Tongewinnung. Anderenfalls können die anlagen- und
      rohstoffbezogenen Maßnahmen ggf. nicht schnell genug
      umgesetzt werden.

8     Roadmap Ziegel 2050
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
n CO2-Preis: Im Referenzpfad wird die Kostenentwicklung            Die kostenlose Zuteilung stellt das wesentliche Mittel
  wesentlich durch die steigenden CO2-Preise getrieben.            zum Schutz vor Carbon Leakage dar. Ein derartiger
  Diese Entwicklung federt die Kostennachteile der weite-          Schutz ist unabdingbar, um eine Verlagerung der Emissi-
  ren Pfade im Verhältnis dazu etwas ab. Dennoch ist auch          onen in Länder ohne CO2-Bepreisung zu verhindern. Nur
  der hinterlegte Preisanstieg auf 100 €/EUA bei Weitem            wenn eine solche Verlagerung vermieden wird, werden
  nicht ausreichend, um die wirtschaftlichen Nachteile im          auch tatsächlich Emissionen gemindert. Die ausgewie-
  Klimaneutralitätspfad auszugleichen. Verschärfende Vor-          senen CO2-Kosten zeigen die Notwendigkeit für einen
  gaben im EU ETS könnten den Preis über dieses Niveau             wirksamen Carbon-Leakage-Schutz auf, falls Wettbewerbs-
  ansteigen lassen, was allerdings unter Umständen mit             regionen bis dahin nicht auch vergleichbare CO2-Kosten
  negativen Auswirkungen auf die Investitionsspielräume            aufweisen (auch über die aktuelle Handelsperiode hinaus).
  der Unternehmen einhergeht. Darüber hinaus ist es in             Dies gilt vor allem mit Blick auf den erheblichen Umfang
  solch einem Fall unerlässlich, dass die internationale           der für Klimaneutralität notwendigen Investitionen in den
  Wettbewerbsfähigkeit der Industrie nicht gefährdet               Anlagen der im Wesentlichen mittelständisch geprägten
  wird, wie unter dem Punkt Carbon-Leakage-Schutz                  Ziegelindustrie.
  ausgeführt wird. Ein kurzfristiges Instrument zur Über-
                                                                Um einen kosteneffizienten Weg zur Treibhausgasneutralität
  brückung der Differenz zwischen tatsächlichem CO2-Preis
                                                                beschreiten zu können, müssen die dafür notwendigen
  und den für bestimmte Investitionen erforderlichen
                                                                Rahmenbedingungen so bald wie möglich geschaffen und
  CO2-Preisen könnte in dem aktuell diskutierten Instru-
                                                                ein Fortbestehen garantiert werden. Nur dann haben Unter-
  ment Carbon Contracts for Difference (CCfD) bestehen.
                                                                nehmen die nötige Investitionssicherheit, um die notwendige,
  Die Vermeidungskosten einiger relevanter Maßnahmen
                                                                aber auch tiefgreifende Transformation voranzutreiben.
  liegen etwa im Bereich zwischen 100 und 300 €/t CO2.
  Ein CCfD könnte die Differenz zwischen den insbeson-
  dere im EU-Emissionshandel bestehenden CO2-Preisen –
  und damit den für einen Ziegelhersteller relevanten
  CO2-Kosten – und den Vermeidungskosten in Form
  einer vertraglich für eine Laufzeit definierten Ausgleichs-
  zahlung kompensieren und so die notwendigen Investi-
  tionen wirtschaftlich absichern. Je nach Ausgestaltung
  eines CCfD kann sich diese Zahlung auf Kostendifferen-
  zen bei Kapitalkosten (CAPEX) oder operativen Kosten
  (OPEX) oder beides beziehen.

n Carbon-Leakage-Schutz: Die deutsche Ziegelindustrie
  steht in direktem und auch internationalem Wettbewerb
  zu anderen Baustoffen. Einige dieser Baustoffe werden
  unter Umständen in Ländern produziert, in denen keine
  entsprechend strenge CO2-Bepreisung erfolgt, und kön-
  nen daher kostengünstig, aber mit hohen Emissionen
  hergestellt werden. Wenn die deutsche Ziegelindustrie
  infolge der hiesigen klimapolitischen Rahmenbedingun-
  gen Anstrengungen zur Erreichung der Treibhausgasneu-
  tralität unternimmt, führen die steigenden Kosten zu
  einer sinkenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

                                                                                                       Roadmap Ziegel 2050     9
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Deutschland - Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis 2050
Abbildung 3: Vormauerziegel; Quelle: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V.

     2 Zielsetzung und Rahmen                                                        Betrachtet werden dabei ausschließlich Handlungsoptionen,
       der Roadmap 2050                                                              die in direktem Zusammenhang mit der Ziegelproduktion
                                                                                     stehen. Dementsprechend beleuchtet die Studie den indivi-
     Die vorliegende Roadmap dient dazu aufzuzeigen, wie die                         duellen Beitrag zur Emissionsreduktion, welchen die Ziegel-
     deutsche Ziegelindustrie das Ziel der Treibhausgasneutrali-                     industrie unter gewissen Rahmenbedingungen zu leisten
     tät bis 2050 erreichen kann. Dazu wird zunächst auf Basis                       vermag.
     der aktuellen CO2-Emissionen und des aktuellen Energieträ-
                                                                                     Im Fokus der Betrachtung stehen daher die energie-
     gereinsatzes dargelegt, welche Prozesse hierbei von beson-
                                                                                     intensiven Vorgänge Trocknen und Brennen in den Ziegel-
     derer Bedeutung sind.
                                                                                     werken. Gerade mit Blick auf die vollständige Reduktion der
     Im Anschluss lassen sich Handlungsoptionen identifizieren,                      CO2-Emissionen fließen allerdings zwangsläufig auch Hand-
     die unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten                      lungsoptionen zur Minderung der Prozessemissionen aus
     geeignet sind, die Emissionen der Ziegelindustrie beträcht-                     den Rohstoffen in die Studie mit ein.
     lich oder gar vollständig zu reduzieren. Besonderes Augen-
                                                                                     Der in der Roadmap eingenommene Blickwinkel ist betriebs-
     merk liegt dabei auf der Identifizierung der wesentlichen
                                                                                     wirtschaftlich orientiert. Der tatsächliche Einsatz technolo-
     Einflussfaktoren und der Herausarbeitung möglicher Hemm-
                                                                                     gischer Alternativen und die Umsetzung damit verbundener
     nisse auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität.
                                                                                     Investitionen erfordert demnach auch die Wirtschaftlichkeit
                                                                                     dieser Maßnahmen aus Unternehmenssicht. Aus heutiger
                                                                                     Perspektive sind viele der Alternativen (noch) nicht wirt-
                                                                                     schaftlich.

10      Roadmap Ziegel 2050
Die Treibhausgasminderungen und die damit verbundenen            Vor dem Hintergrund der betriebswirtschaftlichen Perspektive
Kosten der Ziegelindustrie werden in der vorliegenden            der vorliegenden Roadmap und zur Berücksichtigung der
Roadmap in drei definierten Pfaden untersucht:                   spezifischen Rahmenbedingungen der betrachteten Branche
                                                                 wurde ein Begleitkreis2, bestehend aus Vertretern des
n Der Pfad 1 beschreibt als Referenzpfad die voraussicht-
                                                                 Bundesverbandes und der dort organisierten Unternehmen,
  liche Entwicklung auf Basis heute bereits eingeschlagener
                                                                 in die Erarbeitung der Studie eingebunden. Neben Work-
  Veränderungen und erwarteter Entwicklungen aufgrund
                                                                 shops zur Diskussion methodischer und technischer Fragen
  heutiger Rahmenbedingungen.
                                                                 wurden auch technologiespezifische Abfragen mit den Teil-
n Im Pfad 2 wird untersucht, welche Emissionsminderun-           nehmern durchgeführt. In enger Abstimmung mit dem Ver-
  gen unter einem dafür vorgegebenen erhöhten Investi-           band wurden daraus aggregierte Annahmen zu den betrach-
  tionsbudget erreicht werden können.                            teten Handlungsoptionen abgeleitet, die den Verlauf der
                                                                 Pfade maßgeblich bestimmen.
n Der Pfad 3 führt unter Nutzung aller notwendigen Hand-
  lungsoptionen zur Treibhausgasneutralität ohne Restrik-        Die folgende Darstellung ist vor diesem Hintergrund sehr
  tionen hinsichtlich der verfügbaren Investitionen oder         stark verdichtet.
  der erwarteten Wirtschaftlichkeit der ergriffenen Maß-
  nahmen.
                                                                     Auftraggeber der Studie
Während in Pfad 1 keine konkreten Maßnahmen aus dem
betrachteten Technologieportfolio umgesetzt werden, ist              Der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.
das Portfolio für die Pfade 2 und 3 nahezu identisch. Der            vertritt rund 80 Hersteller von Pflasterklinkern, Vor-
wesentliche Unterschied ergibt sich hier durch die Aufhe-            mauer-, Hintermauer- und Dachziegeln in Deutsch-
bung der Budgetrestriktion hinsichtlich der Investitionen            land. Die Branche ist gekennzeichnet durch einen
im Pfad 3. Neben dem zeitlichen Verlauf der Emissionen               strukturellen Mix aus industriellem Mittelstand bzw.
werden auch die energiebezogenen Kosten sowie der Ener-              inhabergeführten Familienunternehmen und konzern-
gieeinsatz berechnet. Für Pfad 3 werden darüber hinaus die           gebundenen Großunternehmen. Insgesamt erwirt-
notwendigen Investitionen bestimmt. Hieraus lassen sich              schaftet die Branche mit rund 8.500 Beschäftigten in
Schlussfolgerungen und Handlungsfelder ableiten, um die              Deutschland einen Jahresumsatz von 1,5 Mrd. Euro
notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, die es der                (2019).
Ziegelindustrie ermöglichen, derartig substanzielle Emissions-
minderungen zu leisten. Konkrete Empfehlungen zu politi-
schen Instrumenten werden im Rahmen dieser Roadmap
nicht herausgearbeitet, jedoch wird aufgezeigt, wo diese
ansetzen sollten.

Die vorliegende Roadmap wurde vom Bundesverband der
Deutschen Ziegelindustrie e. V. in Auftrag gegeben. Die hier
enthaltenen Äußerungen sind jedoch Aussagen der Verfas-
ser. Die Erarbeitung erfolgte im Zeitraum März 2020 bis
Februar 2021. Annahmen zu wettbewerbssensitiven Para-
metern wie z. B. Energiepreisen beruhen auf statistischen
Daten oder anderen öffentlich zugänglichen Quellen.

                                                                 2 K. Armbrecht (Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V.),
                                                                   R. Borrmann (Röben Tonbaustoffe GmbH), A. Emhee (Schlagmann
                                                                   Poroton Vertriebs GmbH), Dr. M. Frederichs (Bundesverband der
                                                                   Deutschen Ziegelindustrie e. V.), Dr. V. Heizinger (LEIPFINGER-BADER
                                                                   GmbH), R. Hermannsdörfer (BMI Technical Services GmbH), D. Jung
                                                                   (Jacobi Tonwerke GmbH), E. Rimpel (Institut für Ziegelforschung Essen
                                                                   e.V. (IZF)), K. Steenheuer (Wienerberger AG), Dr. A. Stoll (ERLUS AG)

                                                                                                               Roadmap Ziegel 2050         11
3 Ausgangslage der Ziegelindustrie                                            Treibhausgasemissionen entstehen in der Branche vor allem
                                                                                   auf zwei Arten. Zum einen ist hier die Verfeuerung von fossi-
       in Deutschland
                                                                                   len Energieträgern zur Bereitstellung von Hochtemperatur-
                                                                                   wärme für die elementaren Prozesse Trocknen und Brennen
     3.1 Beschreibung der Branche
                                                                                   zu nennen. Hier wurden in der Vergangenheit bereits erfolg-
     Seit Jahrhunderten prägen Dach- und Mauerziegel das Er-                       reich große Anstrengungen unternommen, um auf den
     scheinungsbild unserer Bauwerke und Städte. Dank ihrer                        emissionsärmeren Energieträger Erdgas umzustellen. Noch
     Langlebigkeit können wir historische Bauten weiterhin be-                     in den 1990er-Jahren wurden relevante Mengen an Kohle
     staunen und nutzen. Die Ziegelbranche lässt sich in die drei                  und schwerem Heizöl in der Ziegelproduktion eingesetzt. Bis
     Bereiche Hintermauer-, Vormauer- und Dachziegel unter-                        heute wurden diese Brennstoffe nahezu vollständig durch
     teilen. In den Bereich Vormauerziegel fallen auch Produkte                    Erdgas substituiert.
     wie Pflasterklinker. Auch wenn sich die Bereiche in der
     Anwendung deutlich unterscheiden, sind die grundlegenden
     Prozesse so ähnlich, dass eine gemeinsame Betrachtung                            Umstieg auf Erdgas erfolgt
     möglich ist. Im Laufe der Zeit wurden die Herstellungsver-
                                                                                      Seit 1990 hat innerhalb der Ziegelindustrie ein konse-
     fahren immer weiter optimiert, sodass heute ein qualitativ
                                                                                      quenter Wechsel zu Erdgas stattgefunden. So wurden
     extrem hochwertiger Baustoff produziert wird, der nichts
                                                                                      1990 noch die in nachfolgender Tabelle benannten
     von seiner Attraktivität verloren hat. Dabei wurden beson-
                                                                                      Brennstoffe eingesetzt. Im Jahr 2020 erfolgte dagegen
     ders auch die schädlichen Einflüsse auf die Umwelt immer
                                                                                      ein nahezu 100%iger Einsatz von Erdgas. Mit anderen
     weiter reduziert. Hier sind insbesondere die drastische
                                                                                      Worten: Der Ausstieg aus der Nutzung von Kohle ist in
     Reduktion der ausgestoßenen Fluor- und Chlorwasserstoffe,
                                                                                      der Ziegelindustrie in Deutschland bereits vollzogen.
     Schwefeldioxid sowie der organischen Kohlenstoffverbin-
     dungen in den letzten Jahrzehnten zu nennen.
                                                                                      Tabelle 3: Energieträgereinsatz der Ziegelindustrie 19903

                                                                                       Erdgas (1.000 m³/a)                         557.958
                                                                                       Braunkohle (t/a)                            267.717
                                                                                       Steinkohle (t/a)                            10.586
                                                                                       Steinkohlenkoks (t/a)                       28
                                                                                       Heizöl-S (t/a)                              66.031
                                                                                       Heizöl-L (t/a)                              46.042

                                                                                   Zum anderen entstehen beim Brennen von Ziegeln soge-
     Abbildung 4: Historischer Stadtkern; Quelle: Vandersanden Deutschland GmbH.   nannte Prozessemissionen, die sich nicht allein durch den
                                                                                   Wechsel auf einen CO2-neutralen Energieträger reduzieren
                                                                                   lassen. Beim Brennvorgang entsteht aus im Ton enthalte-
        Langlebigkeit                                                              nem fossilem Kohlenstoff bzw. Karbonaten und zugesetzten
                                                                                   Porosierungsstoffen CO2. Tone mit derartigen Bestandteilen
        Gebäude, die aus Ziegeln errichtet werden, haben eine
                                                                                   kommen in einigen Regionen Deutschlands vor und werden
        lange Lebensdauer, wie zahlreiche Beispiele belegen.
                                                                                   aufgrund guter keramischer Eigenschaften zu Ziegeln verar-
        In Umweltproduktdeklarationen wird angegeben, dass
                                                                                   beitet. Bei den zugesetzten Porosierungsmitteln der Hinter-
        aus Ziegeln errichtete Bauwerke mindestens 150 Jahre
                                                                                   mauerziegel handelt es sich allerdings oft um Abfallstoffe,
        stehen können. Durch diese Langlebigkeit können
                                                                                   die im Sinne der stofflichen Verwertung hier in einem neuen
        energetische und mineralische Ressourcen gespart
                                                                                   Produkt eingesetzt werden und somit nicht der thermischen
        werden. Diese Effekte sind – ebenso wie die Energie-
                                                                                   Verwertung zugeführt werden müssen.
        einsparung beim Gebäudebetrieb durch Einsatz von
        hochwärmedämmendem Ziegelmauerwerk – nicht Be-
        standteil dieser Untersuchung.
                                                                                   3 Quelle: RWI Essen (1999)

12      Roadmap Ziegel 2050
Abbildung 5: Ziegelherstellung; Quelle: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.

3.2 Die Herausforderung                                                           Die deutsche Ziegelindustrie ist dennoch unvermindert
                                                                                  bereit und daran interessiert, eigene Lösungsansätze ein-
Angesichts der energieintensiven Vorgänge und der ange-
                                                                                  zubringen und ihren Beitrag zur Erreichung der 2015 in Paris
sprochenen Prozessemissionen steht die Ziegelindustrie vor
                                                                                  vereinbarten Ziele zu leisten. Die vorliegende Roadmap zeigt
tiefgreifenden Veränderungen auf dem Weg zur Treibhaus-
                                                                                  mögliche Ansätze und Wege zu diesem übergeordneten Ziel
gasneutralität bis 2050. Die eingesetzten Energieträger müs-
                                                                                  auf und macht deutlich, welche Rahmenbedingungen dafür
sen vollständig durch neue, klimaneutrale Varianten ersetzt,
                                                                                  vorliegen müssen.
Prozesse neu gedacht und Anlagen angepasst oder grund-
legend neu konzipiert werden. Dies ist mit langfristig hohen                      Der Ziegel prägt unser Siedlungs- und Städtebild auf ent-
Investitionen verbunden. All das muss in einem Umfeld                             scheidende Weise – dieses kulturelle Erbe und die damit
geschehen, das bereits aktuell hohen Kostendruck auf die                          einhergehende hohe Wohnqualität gilt es zu erhalten. Die
betroffenen Unternehmen bzw. die äußerst kapitalintensive                         notwendigen Voraussetzungen für eine weitestgehend
Industrie ausübt. Steigende direkte oder indirekte Kosten für                     treibhausgasneutrale Produktion müssen geschaffen werden,
CO2-Emissionen engen den finanziellen Spielraum weiter ein.                       damit nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Bauen
                                                                                  mit dem Baustoff Ziegel weiterhin möglich ist und seine indi-
Durch die aktuellen politischen Rahmenbedingungen steht
                                                                                  viduelle Charakteristik erhalten bleibt.
die deutsche Ziegelindustrie unter einem hohen Wettbe-
werbsdruck, gerade auch gegenüber anderen emissions-
intensiven Baustoffen. Importe aus dem Nicht-EU-Ausland
unterliegen nicht dem europäischen Emissionshandel und
genießen daher einen nicht zu unterschätzenden Wettbe-
werbsvorteil gegenüber der heimischen Produktion von Zie-
geln. Ohne einen entsprechenden Carbon-Leakage-Schutz
werden hiesige Anstrengungen zur Reduktion der Emissio-
nen unweigerlich zu einer Verlagerung ins Ausland führen.

                                                                                                                          Roadmap Ziegel 2050     13
4 Methodik und Vorgehensweise                                               4.2 Datenbasis Emissionen und Energie

                                                                                 Die Ziegelbranche unterliegt in ihrer Gesamtheit konjunktu-
     4.1 Scope
                                                                                 rellen Schwankungen. Um derartige Effekte bei der Ausar-
     Bestandteil der Studie sind die Emissionen aus Scope 1 und                  beitung der Roadmap zu minimieren, wurde ein mehrjähriger
     Scope 2 der Branche. Die Scope 1-Emissionen entstehen                       Basiszeitraum gewählt. Aufgrund der Datenverfügbarkeit
     durch den Brennstoffeinsatz in den Werken und die anfal-                    zum Zeitpunkt der Studienerstellung wurden als Basiszeit-
     lenden Prozessemissionen. Da der Brennstoffeinsatz bereits                  raum die Jahre 2014 bis 2018 festgelegt. Ausgangspunkt der
     nahezu vollständig auf Erdgas beruht, wird zur Vereinfa-                    Modellierung sind die Emissionen der im europäischen
     chung der Modellierung angenommen, dass ausschließlich                      Emissionshandelssystem (EU ETS) erfassten deutschen Zie-
     Erdgas als Brennstoff zum Einsatz kommt. Die Ausgangsbasis                  geleien. Diese Daten wurden durch den Bundesverband der
     der Emissionen bleibt davon unberührt. Fuhrparke, insbe-                    Deutschen Ziegelindustrie e. V. bereitgestellt. Die Daten sind
     sondere zum Abbau des Tons aus den Gruben, sind nicht                       unterteilt in die Bereiche Hintermauer- (HMZ), Vormauer-
     Bestandteil der Studie. Diese sind zum überwiegenden Teil                   (VMZ) und Dachziegel (DZ). Damit ist eine hervorragende
     an externe Betreiber ausgelagert und fallen damit nicht in                  Basis für die zu betrachtenden Emissionen vorhanden. Der
     den betrachteten Scope. Um die Vergleichbarkeit zwischen                    Verband stellte ebenfalls Daten zur Produktion bereit. Darüber
     allen Werken zu gewährleisten, werden die Fuhrparke gene-                   hinaus stehen statistische Daten über den Energieträger-
     rell nicht berücksichtigt. Deren Anteil an den Emissionen                   einsatz in diesem Industriezweig zur Verfügung. Bei deren
     wäre darüber hinaus im Verhältnis eher gering und der Ein-                  Betrachtung lässt sich feststellen, dass der Einsatz weiterer
     fluss der Ziegelindustrie auf Entwicklungen im Fahrzeug-                    Energieträger, abgesehen von Strom und Erdgas, in den
     bereich marginal. Die Ziegelindustrie wird sich hier den all-               Werken zu vernachlässigen ist. Da in den genutzten Daten
     gemeinen Entwicklungen des Verkehrswesens hin zu einer                      (basierend auf NACE 2332 „Herstellung von Ziegeln und
     emissionsärmeren Mobilität anschließen, aber sie kann keinen                sonstiger Baukeramik“) noch die Produktion von Steinzeug-
     entscheidenden Einfluss auf den Verlauf dieser Entwicklun-                  rohren enthalten ist, wurden 3 % des Erdgaseinsatzes in
     gen nehmen. Da diese Studie Handlungsoptionen für die                       Abzug gebracht. Diese Annahme ist konservativ. Der Strom-
     industrielle Ziegelproduktion aufzeigen soll, wird das Trans-               einsatz wurde vollständig der Ziegelproduktion zugerechnet.
     portwesen konsequenterweise ausgeklammert. In Scope 2
                                                                                 Auf Basis konkreter Daten zu mehreren Werken der drei
     finden ausschließlich die Emissionen aus dem Fremdstrom-
                                                                                 Bereiche wurde berechnet,
     bezug der Anlagen Berücksichtigung.
                                                                                 n welcher Anteil der Gesamtemissionen eines durch-
                                                                                   schnittlichen Werks auf Prozessemissionen zurückzufüh-
         Scope 1-Emissionen                    Scope 2-Emissionen
              (direkt)                              (indirekt)                     ren ist und

                                                                                 n welcher Anteil aus der Verbrennung von Energieträgern
                                                                                   entsteht.

                                                                                 Im Bereich Hintermauerziegel wurde hier noch unterschie-
                                                                                 den zwischen Emissionen aus dem Einsatz von Porosierungs-
                                                                                 mitteln und Emissionen aus den eingesetzten Tonen. Diese
                                                                                 Anteile konnten dann auf die jeweiligen Produktgruppen
                                                                                 übertragen werden. Darüber lassen sich die Emissionen aus
             eigene Anlagen                      Bezug von Strom                 den Verbrennungsprozessen in den jeweiligen Produkt-
                                                                                 gruppen bestimmen, was eine Aufteilung des gesamten Erd-
                    berücksichgte Emissionsquellen                              gaseinsatzes ermöglicht. Bei Verwendung eines Emissions-
                                                                                 faktors für Erdgas von 0,056 t CO2/GJ 4 weichen die dann
     Abbildung 6: Für die Roadmap berücksichtigte Emissionsquellen aus Scope 1
                                                                                 berechneten Emissionen um knapp 0,6 % gegenüber den
     und Scope 2; Quelle: FutureCamp
                                                                                 Emissionen aus dem Register des EU ETS nach oben ab. Aus
                                                                                 Gründen der Konservativität wurde als Ausgangswert der
                                                                                 höhere Wert veranschlagt.

                                                                                 4 Quelle: DEHSt (2020)

14      Roadmap Ziegel 2050
Abbildung 7: Brennvorgang von Dachziegeln im Tunnelofen; Quelle: ERLUS AG

4.3 Skizzierung der drei Pfade                                              zu treffen. Diese grundlegenden Annahmen wurden im
                                                                            Rahmen der Roadmap zwischen allen drei Pfaden gleich
Die Roadmap gliedert sich in der weiteren Betrachtung in
                                                                            gehalten, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
drei unterschiedliche Pfade.

In Pfad 1, dem Referenzpfad, werden keine expliziten Min-                   Produktionsentwicklung
derungsmaßnahmen getroffen, die über gewisse Effizienz-
                                                                            Es wird davon ausgegangen, dass das Produktionsniveau bis
maßnahmen hinausgehen. Hier wird von business as usual
                                                                            2050 konstant auf dem Ausgangsniveau (Durchschnitt der
ausgegangen, um einen Vergleichswert für die weiteren
                                                                            Produktion der Jahre 2014 bis 2018) bleibt. Nur so ist es
Pfade zu berechnen. Bereits heute bekannte Rahmenbedin-
                                                                            möglich, vergleichende Aussagen in Bezug auf heute zu
gungen fließen auch in diesen Pfad mit ein.
                                                                            treffen und die Minderungsbeiträge der Ziegelindustrie mit
Die Pfade 2 und 3 unterscheiden sich grundlegend vom                        Fokus auf die Produktionsanlagen aussagekräftig zu beur-
Referenzpfad, da hier die Auswirkungen konkreter Minde-                     teilen. Auch (in beide Richtungen denkbare) Substitutions-
rungsmaßnahmen in den Werken modelliert werden.                             effekte im Baustoffwettbewerb werden nicht betrachtet bzw.
                                                                            unterstellt.
In Pfad 2, dem Technologiepfad, ist dafür jährlich ein Investi-
tionsbudget festgelegt, das für einen ehrgeizigen und ambi-
tionierten Minderungskurs der Ziegelindustrie steht.

Im Klimaneutralitätspfad (Pfad 3) wird dann auf eine solche
Beschränkung verzichtet. Hier wird die Minderung der Emis-
sionen auf null erzwungen und bestimmt, welches jährliche
Investitionsbudget dafür vonnöten ist.

4.4 Grundlegende Annahmen und Berechnungs-
    parameter

Zur Modellierung des zeitlichen Verlaufs der Emissionen und
der damit einhergehenden Entwicklungen bei Energieträger-
einsatz und Kosten ist es nötig, eine Reihe von Annahmen                    Abbildung 8: Ziegelwerk; Quelle: Schlagmann Poroton GmbH & Co. KG

                                                                                                                          Roadmap Ziegel 2050   15
Effizienzsteigerungen und Investitionen mit Wirkung           die kontinuierlich ausgebaute Einspeisung erneuerbarer
     auf die Energieeffizienz                                      Energien und den Verzicht auf den Einsatz von fossilen
                                                                   Energieträgern, insbesondere Kohle, bis 2050 auf null.
     Sowohl für den Brennstoff- als auch den Stromeinsatz wird
                                                                   Voraussetzung ist die Umsetzung des Kohleausstiegs nach
     für das erste Jahr der Modellierung eine konservative Effi-
                                                                   aktueller Gesetzeslage.
     zienzsteigerung von 1 % angesetzt, die im Verlauf von
     20 Jahren dann asymptotisch auf null absinkt. Derartige
                                                                   Energiepreise
     Effizienzgewinne lassen sich etwa durch die Optimierung
     bestehender Verfahren und den Einsatz moderner Quer-          Die Energiepreise unterliegen historisch gesehen starken
     schnittstechnologien erreichen. Im Verlauf der Zeit wird es   Schwankungen und können auch standortspezifisch Unter-
     allerdings immer schwieriger und damit teurer, derartige      schiede aufweisen. Im Rahmen der Studie werden der Ein-
     Einsparungen zu realisieren.                                  fachheit halber die Energiepreise für Strom, Erdgas und
                                                                   Holzpellets über den Betrachtungszeitraum konstant gehal-
     Es wird davon ausgegangen, dass für diese Effizienzgewinne
                                                                   ten. Die Preise sind zudem an den Energiebedarf der Ziegel-
     40 % der durchschnittlichen jährlichen Investitionen in
                                                                   industrie angepasst. Da die CO2-Kosten separat betrachtet
     Maschinen der Branche aufgewendet werden müssen. Sie
                                                                   werden, wurde der angenommene Strompreis5 um den
     belaufen sich in den Jahren 2014 bis 2018 im Durchschnitt
                                                                   CO2-Anteil bereinigt, enthält die dort inkludierten CO2-Kosten
     auf 71,02 Mio. €/a. 40 % entsprechen somit einem Betrag
                                                                   also nicht, da diese gesondert ausgewiesen werden.
     von 28,41 Mio. €/a. Diese Investitionen dienen nicht allein
     den Effizienzsteigerungen, sondern insbesondere auch dem      Neben den klassischen Energieträgern wie Strom und Erdgas
     Ersatz von Anlagen und damit der Aufrechterhaltung des        kommen zudem Wasserstoff und Synthesegas für neue
     Betriebs. Die Investitionsquote der Branche beträgt heute     Technologien in Betracht. Die Herstellung dieser Energieträger
     rund 4,5 %. Die Effizienzsteigerungen gehen mit einem Teil    befindet sich derzeit noch in der Entwicklung bzw. am Beginn
     der maschinenbezogenen Investitionen einher. Zur Weiter-      der Markteinführung, wodurch sich auch der diesbezügliche
     führung des Betriebs müssen diese Investitionen auch dann     Energiepreis mit Stand der Entwicklung und Verbreitung
     noch getätigt werden, wenn keine Effizienzgewinne auf         stark verändern wird. Für die Energiepreise Wasserstoff und
     diesem Weg mehr erzielt werden, da die Möglichkeiten der      Synthesegas werden daher Prognosewerte aus der Literatur
     Optimierung durch Querschnittstechnologien ausgeschöpft       herangezogen. Eine Aufschlüsselung zu den Energiepreisen
     sind. Insgesamt werden auf diesem Weg Einsparungen            und den Entwicklungen können dem Anhang entnommen
     gegenüber dem Basisniveau bei Erdgas- und Stromeinsatz        werden.
     von rund 10 % erreicht.
                                                                   CO2-Kosten und Carbon Leakage
     Emissionsfaktoren
                                                                   Wie bereits aktuell zu beobachten ist, haben die Ambitions-
     Der Emissionsfaktor von Erdgas sinkt im zeitlichen Verlauf    steigerungen der europäischen Klimapolitik eine Steigerung
     der Roadmap von 0,056 t CO2/GJ auf etwa 0,047 t CO2/GJ        des CO2-Preises für Emissionen, die dem EU ETS unterliegen,
     ab. Dies ist auf die Beimischung von Biogas oder anderem      zur Folge. Dies betrifft alle im Rahmen der Studie betrachte-
     klimaneutralem Gas im Sinne der Erneuerbaren Energien         ten Emissionen. Die Ziegelwerke selbst unterliegen direkt
     Richtlinie – RED II zurückzuführen. Dabei spielt es für die   dem EU ETS und damit auch die hier entstehenden Emissio-
     Betrachtungen hier keine Rolle, welches klimaneutrale Gas     nen. Bei den Emissionen aus dem Strombezug wird davon
     eingespeist wird und auch nicht, ob dies auf überregionaler   ausgegangen, dass sie ebenfalls in EU ETS-pflichtigen Anlagen
     und regionaler Ebene erfolgt oder ob dies nur einzelne        anfallen und damit ebenfalls mit diesem Preis zu versehen
     Unternehmen tun.                                              sind, der hier explizit nicht im Strompreis, sondern bei den
                                                                   CO2-Kosten enthalten ist. Für den Preis wird ein linearer
     Für den Emissionsfaktor des deutschen Strommixes wurde
                                                                   Verlauf von einem Startwert von 25 €/EUA (2020) auf
     ein auf Berechnungen beruhender Pfad hinterlegt, der sich
                                                                   100 €/EUA (2050) angesetzt.
     im Anhang findet. Der Emissionsfaktor sinkt bedingt durch

                                                                   5 Neben den Kosten für Beschaffung und Vertrieb sind auch die Netzent-
                                                                     gelte enthalten. Sämtliche Umlagen und Steuern wurden im Preis dagegen
                                                                     nicht berücksichtigt.

16     Roadmap Ziegel 2050
Wichtig für das Verständnis ist, dass aufgrund des langen     Kosten
Betrachtungszeitraums und des Fokus auf investive Maß-
                                                              Die Roadmap beleuchtet nicht sämtliche Kosten der deut-
nahmen in den Werken alle Emissionen voll bepreist und
                                                              schen Ziegelindustrie. Es werden ausschließlich die Kosten
die ausgewiesenen Kosten, also Entlastungseffekte durch
                                                              betrachtet, die direkt im Zusammenhang mit den Themen
kostenlose Zuteilungen, nicht berücksichtigt werden. Dafür
                                                              Energie und Emissionen stehen und die daher durch die be-
sprechen mehrere Gründe:
                                                              trachteten Rahmenbedingungen und Minderungsoptionen
n Die in der Studie beleuchteten Emissionsminderungen         Änderungen erfahren. Darunter fallen:
  sind mit relevanten Investitionen verbunden. Aus be-
                                                              n Kosten für Energieträger
  triebswirtschaftlicher Sicht ist es für die Investitions-
  entscheidung an deutschen Standorten unerheblich, ob        n CO2-Kosten
  eine Reduktionsmaßnahme den Zukaufbedarf an Zertifi-
                                                              n Investitions- und Kapitalkosten für im Rahmen der Road-
  katen verringert oder sogar Erlöse durch den Verkauf
                                                                map betrachtete Investitionen
  von überschüssigen Zertifikaten ermöglicht. Durch die
  Zuteilungssystematik mithilfe von Benchmarks ist letzte-    n Betriebskosten für Öfen und Trockner (inkl. zusätzliche
  res Szenario weiterhin denkbar.                               Personalkosten, beispielsweise für neue Technologien)

n Der Ausstattungsgrad mit kostenlosen Zuteilungen kann       n zusätzliche Betriebskosten durch konkrete Minderungs-
  sich bereits heute stark zwischen einzelnen Anlagen           maßnahmen, z. B. alternative Rohstoffe
  unterscheiden. Durch die Verschärfung der Benchmarks
                                                              Die Kapitalkosten werden mit einem festgesetzten Zinssatz
  für die 4. Handelsperiode ist ein weiteres Absinken
                                                              von 8 % berechnet, als Abschreibungszeitraum werden
  bereits absehbar. Aus Konsistenzgründen und um die
                                                              20 Jahre angesetzt. Dieser Wert für den Abschreibungszeit-
  Bedeutung der CO2-Kosten sichtbar zu machen, werden
                                                              raum entspricht einem Mittelwert für die relevanten Anla-
  diese durchgehend voll bepreist.
                                                              gen der Branche.
n Für die Stromerzeugung gibt es bereits aktuell keine
  kostenlose Zuteilung. Daher werden die CO2-Kosten aus       Anlagenzahl
  der Stromerzeugung voll berücksichtigt und bei den
                                                              Die Anzahl an Öfen und Trocknern in einem Ziegelwerk
  CO2-Kosten erfasst und ausgewiesen. Durch den steigen-
                                                              unterscheidet sich individuell. Eine qualifizierte Schätzung
  den Stromeinsatz gewinnt dieser Punkt an Bedeutung.
                                                              ergibt etwa 1,5 Öfen pro Werk und 0,75 Trockner pro Ofen.
Natürlich stellt die kostenlose Zuteilung das wesentliche     Ausgehend von der Zahl von 106 Werken lässt sich hierüber
Mittel zum Schutz vor Carbon Leakage dar. Ein derartiger      die Anzahl an Öfen und Trocknern bestimmen, die für die
Schutz ist unabdingbar, um eine Verlagerung der Emissionen    weitere Modellierung verwendet wird. Zur Vereinfachung
in Länder ohne CO2-Bepreisung zu verhindern. Nur wenn eine    wird im Rahmen der Studie davon ausgegangen, dass die
solche Verlagerung verhindert wird, werden auch tatsäch-      Verbräuche der einzelnen Öfen bzw. Trockner identisch
lich Emissionen gemindert. Die ausgewiesenen CO2-Kosten       sind. Ebenfalls über eine qualifizierte Schätzung durch den
zeigen die Notwendigkeit für einen wirksamen Carbon-          Verband wird angenommen, dass 60 % des Energieeinsatzes
Leakage-Schutz auf. Falls Wettbewerbsregionen bis dahin       durch Brennstoffe zur Befeuerung der Öfen verwendet wer-
nicht auch vergleichbare CO2-Kosten aufweisen, gilt dies      den. Die restlichen 40 % dienen der Beheizung der Trockner.
auch über die aktuelle Handelsperiode hinaus. Dies hat vor    Mit diesen Annahmen lässt sich der durchschnittliche Ver-
allem mit Blick auf den erheblichen Umfang der für Klima-     brauch eines Ofens mit ca. 18 GWh/a bestimmen. Der
neutralität notwendigen Investitionen in den Anlagen der      durchschnittliche Verbrauch eines Trockners liegt bei
im Wesentlichen mittelständisch geprägten Ziegelindustrie     ca. 16 GWh/a. Es wird nicht zwischen den drei Produkt-
Bedeutung.                                                    gruppen unterschieden. Es wird des Weiteren angenom-
                                                              men, dass Öfen bzw. Trockner im Betrachtungszeitraum
                                                              maximal einmal ausgetauscht oder auf einen anderen
                                                              Brennstoff umgerüstet werden.

                                                                                                     Roadmap Ziegel 2050     17
4.5 Vorgehen zur Modellierung                                             Sie wirken auf

     Die Modellierung der Emissionsminderungen unterscheidet                   n ganze Werke (unterschieden nach HMZ, DZ, VMZ),
     sich grundlegend zwischen dem Referenzpfad 1 und den
                                                                               n einzelne Öfen oder
     Pfaden 2 und 3. Für den Referenzpfad wurden Emissionen,
     Energieeinsätze und Kosten rein auf Industrieebene model-                 n einen Ofen-Trockner-Verbund.
     liert. Ausgehend vom Ausgangsniveau beim Energieträger-
                                                                               Um die Maßnahmen modelltechnisch umsetzen zu können,
     einsatz, wurde unter Beachtung der gesamtindustriellen
                                                                               wurden die bereits angesprochenen virtuellen Werke defi-
     Effizienzgewinne der zeitliche Verlauf des Energieeinsatzes
                                                                               niert. Ausgehend von der Gesamtzahl an Öfen, Trocknern
     berechnet. Zur Bestimmung der Emissionsminderungen
                                                                               und Werken sind drei verschiedene Typen notwendig, um
     wurden dann die sinkenden Emissionsfaktoren der Energie-
                                                                               die Situation im Modell abbilden zu können. Ein virtuelles
     träger berücksichtigt. Die jährlichen Kosten ergeben sich
                                                                               Werk besteht entweder aus
     durch Multiplikation der eingesetzten Energieträger sowie
     der resultierenden CO2-Emissionen mit ihren jeweilig gelten-              n einem Ofen und einem Trockner,
     den Preisen. Dazu kommen noch die Kapitalkosten für die
                                                                               n zwei Öfen und einem Trockner oder
     Investitionen, die zur Erzielung der Effizienzgewinne not-
     wendig sind. Die betrachteten Betriebskosten für den                      n drei Öfen und zwei Trocknern.
     Betrieb der Öfen und Trockner bleiben über den gesamten
                                                                               Jeweils ein Ofen und Trockner werden modelltechnisch
     Zeitraum konstant.
                                                                               immer als Ofen-Trockner-Verbund betrachtet. Jeder Ofen
     Im Technologie- und Klimaneutralitätspfad wird die Model-                 oder Ofen-Trockner-Verbund stellt für die Modellierung
     lierung im Gegensatz dazu nicht auf Industrieebene,                       einen definierten Werksabschnitt dar. Pro Werk gibt es
     sondern auf Basis „virtueller Werke“ durchgeführt und ist                 damit maximal drei dieser Werksabschnitte. Jeder Werks-
     dementsprechend ungleich komplexer. Sämtliche für den                     abschnitt hat zu Beginn den Erdgaseinsatz eines durch-
     Referenzpfad angeführten Einflussfaktoren werden in die-                  schnittlichen Ofens und gegebenenfalls den Erdgaseinsatz
     sen beiden Pfaden ebenso berücksichtigt. Darüber hinaus                   eines durchschnittlichen Trockners. Individuell durchgeführte
     werden individuell in den Werken Minderungsmaßnahmen                      Maßnahmen und die allgemeinen Effizienzgewinne üben im
     durchgeführt. Dazu wurden im ersten Schritt Maßnahmen                     zeitlichen Verlauf Einfluss auf die Energieeinsätze der Werks-
     mit dem Begleitkreis abgestimmt. Die Maßnahmen lassen                     abschnitte aus.
     sich nach ihren Wirkbereichen kategorisieren.

                   Werkstyp I                                           Werkstyp II                            Werkstyp III

                                                                                                       Werksabschni I
                                                           Werksabschni I                                Ofen              Trockner
                                                               Ofen             Trockner
            Ofen                Trockner                                                               Werksabschni II
                                                           Werksabschni II                               Ofen              Trockner
                                                               Ofen
                                                                                                       Werksabschni III

                                                                                                          Ofen

     Abbildung 9: Werkstypen der virtuellen Werke; Quelle: FutureCamp

18      Roadmap Ziegel 2050
Die drei Werkstypen werden dann noch nach Hintermauer-,            dungskosten werden die Maßnahmen jedes Jahr aufstei-
Vormauer- und Dachziegelwerk unterschieden, sodass im              gend gereiht. Die Maßnahme mit den niedrigsten Vermei-
Endeffekt neun unterschiedliche Werkstypen betrachtet              dungskosten ist wirtschaftlich am attraktivsten und sollte
werden. Hinsichtlich des Stromverbrauchs in der Ausgangs-          dementsprechend zuerst umgesetzt werden.
situation werden nach Werkstyp keine Unterscheidungen
                                                                   Im Modell wird auf Basis der virtuellen Werke zunächst
gemacht. Jedes Werk weist zu Beginn der Modellierung den
                                                                   bestimmt, welche Maßnahme zu Beginn wie oft umgesetzt
gleichen durchschnittlichen Stromverbrauch auf. Auch hin-
                                                                   werden könnte. Das ergibt die theoretisch maximale Anzahl
sichtlich der Prozessemissionen wird nur zwischen den
                                                                   an Umsetzungen für jede einzelne Maßnahme. Aus der An-
Bereichen HMZ, VMZ und DZ unterschieden und nicht noch
                                                                   zahl der Ofen-Trockner-Verbünde ergibt sich beispielsweise
einmal hinsichtlich der Werkstypen. Alle virtuellen Hinter-
                                                                   die maximale denkbare Anzahl an Umsetzungen für die
mauerziegelwerke starten somit mit Prozessemissionen in
                                                                   Maßnahme „Entkopplung des Ofen-Trockner-Verbunds und
identischer Höhe. Bei den Vormauer- und Dachziegelwerken ist
                                                                   Einsatz von Wärmepumpe“. Dann wird die Maßnahme mit
dies analog der Fall. Bei Hintermauerziegelwerken werden
                                                                   den niedrigsten Vermeidungskosten im ersten Jahr, also mit
die Prozessemissionen darüber hinaus noch nach Porosie-
                                                                   dem Rank 1, betrachtet. Die theoretisch maximale Anzahl
rung und Ton unterschieden. In den beiden anderen Fällen
                                                                   an Umsetzungen für diese Maßnahme ist bereits aus dem
ist eine solche Unterscheidung nicht nötig, da die Porosie-
                                                                   vorigen Schritt bekannt. Es wird das Investitionsbudget
rung keine Anwendung findet. Prozessemissionen werden im
                                                                   durch die Investitionsausgaben dieser Maßnahme geteilt und
Rahmen der Roadmap immer nur auf Werksebene model-
                                                                   abgerundet. Dadurch ergibt sich die Anzahl der finanziell
liert, nicht auf Ebene der Werksabschnitte, auch wenn sie
                                                                   möglichen Umsetzungen in diesem Jahr. Das Minimum aus
modelltechnisch immer dem Werksabschnitt I eines virtuel-
                                                                   beiden Werten wird schließlich angesetzt. Im Anschluss er-
len Werks zugerechnet werden. Maßnahmen, die ein ganzes
                                                                   folgt diese Berechnung für die Maßnahme mit dem Rank 2.
Werk betreffen, werden ebenfalls immer im Werksab-
                                                                   Allerdings wird hier das verfügbare Investitionsbudget in
schnitt I betrachtet. Falls eine solche Maßnahme allerdings
                                                                   dem Umfang reduziert, wie für die Durchführung der ersten
Auswirkungen auf den Energieeinsatz hat, so wird der Effekt
                                                                   Maßnahme nötig. Anschließend wird für alle weiteren Maß-
in möglichen weiteren Werksabschnitten ebenfalls direkt
                                                                   nahmen infolge des Rankings ebenso verfahren, wobei das
berücksichtigt.
                                                                   Investitionsbudget immer um den Betrag aller höher bewer-
Natürlich gibt es in der Realität noch ganz andere Konstellatio-   teten und umsetzbaren Maßnahmen reduziert wird.
nen in den Werken, und auch die Annahme, dass jedes Werk
                                                                   Im Anschluss werden die nach der obigen Logik ermittelten
aus den drei Bereichen identische Prozessemissionen auf-
                                                                   Minderungsmaßnahmen in den einzelnen Werksabschnitten
weist, ist eine Vereinfachung. Die Betrachtungen lassen sich so-
                                                                   umgesetzt. Dabei gilt, dass pro Werksabschnitt und Jahr ma-
mit nicht direkt auf reale Werke übertragen. Über die gesamte
                                                                   ximal eine Maßnahme durchgeführt wird. Kann eine weitere
Industrie bilden die Annahmen die Situation dennoch sehr gut
                                                                   Maßnahme nur noch in Werksabschnitten durchgeführt
ab und ermöglichen damit eine aussagekräftige Modellierung.
                                                                   werden, in denen in diesem Jahr bereits eine höher gerankte
In den Pfaden 2 und 3 steht für konkrete Minderungsmaß-            Maßnahme umgesetzt wurde, so reduziert sich die Anzahl
nahmen ein jährliches Investitionsbudget zur Verfügung             der tatsächlichen Umsetzungen für die weitere Maßnahme
(Pfad 2), oder Investitionsbedarfe werden bestimmt (Pfad 3).       in dem Jahr.
Welche Maßnahmen in einem bestimmten Jahr umgesetzt
                                                                   Auf Basis aller tatsächlichen Umsetzungen werden an-
werden, ist abhängig von den Vermeidungskosten in diesem
                                                                   schließend die Investitionen dieses Jahres final bestimmt.
Jahr. Dazu wurden für jede denkbare Maßnahme die Ver-
                                                                   Das Restbudget wird ins Folgejahr übertragen und erhöht
meidungskosten über den gesamten Betrachtungszeitraum
                                                                   dort entsprechend das zur Verfügung stehende Investitions-
modelliert. In die Vermeidungskosten fließen dabei mehrere
                                                                   budget. Damit wird verhindert, dass die hier genannte Restrik-
Faktoren ein, nämlich die geänderten Energiekosten, gege-
                                                                   tion von nur einer Maßnahme pro Werksabschnitt und Jahr
benenfalls zusätzliche Betriebskosten und die Kapitalkosten
                                                                   einen nennenswerten Einfluss auf den zeitlichen Verlauf der
einer Maßnahme. Die Vermeidungskosten ändern sich im
                                                                   Minderungen hat. Auf Basis der tatsächlichen Umsetzung
Laufe des Betrachtungszeitraums, da beispielsweise die all-
                                                                   der Maßnahmen wird die Anzahl der theoretisch noch mög-
gemeinen Effizienzgewinne die Energieeinsparungen beein-
                                                                   lichen Umsetzungen für das nächste Jahr reduziert. Dieser
flussen, Preise bestimmter Energieträger variieren und sich
                                                                   Prozess wird in den Folgejahren wiederholt.
relevante Emissionsfaktoren ändern. Anhand der Vermei-

                                                                                                           Roadmap Ziegel 2050      19
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