Komplikationen nach Cochlearimplantatversorgung bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen
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Komplikationen nach Cochlearimplantatversorgung bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen Aus der Hals-Nasen-Ohren Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. H. Iro zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. dent. vorgelegt von Ella-Lisa Lipps aus Freiburg im Breisgau 1
Als Dissertation genehmigt Von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Markus Neurath Gutachter: Prof. Dr. Joachim Hornung Gutachter: Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe Tag der mündlichen Prüfung: 13. Juli 2021 2
Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung ................................................................................................................ 1 2. Summary ............................................................................................................................... 4 3. Einleitung und Grundlagen ................................................................................................... 7 3.1. Das Ohr ........................................................................................................................ 7 3.2. Das Cochlea-Implantat ................................................................................................ 8 3.2.1. Indikationen und Kontraindikationen eines CI ........................................................ 9 3.2.2. Operatives Verfahren ............................................................................................ 10 3.2.3. Komplikationen bei Cochlea-Implantat-Operationen ........................................... 11 3.3. Das Cochlea-Implantat bei Säuglingen und Kindern ................................................. 12 3.4. Fragestellung der vorliegenden Arbeit ...................................................................... 13 4. Methodik ............................................................................................................................ 14 4.1. Studiendesign und Patienten .................................................................................... 14 4.2. Methoden .................................................................................................................. 14 4.2.1. Erhebung der präoperativen Daten ...................................................................... 15 4.2.2. Erhebung der perioperativen Daten ..................................................................... 16 4.2.3. Erhebung der postoperativen Daten..................................................................... 16 4.3. Statistische Analyse ................................................................................................... 17 5. Ergebnisse ........................................................................................................................... 19 5.1. Analyse der Patientenkohorte ................................................................................... 19 5.2. Hauptdiagnose .......................................................................................................... 21 5.3. Ursache des Hörverlusts und Indikation CI................................................................ 22 5.4. Seitigkeit der Implantationen und Schwerhörigkeiten .............................................. 23 5.5. Vorerkrankungen, Allergien, Vormedikationen und Frühgeburten .......................... 23 5.6. Voroperationen ......................................................................................................... 25 5.7. Operationsdaten ....................................................................................................... 26 5.8. Audiometrieergebnisse ............................................................................................. 27 5.9. Komplikationen ......................................................................................................... 29 5.9.1. Perioperative Komplikationen .............................................................................. 30 5.9.2. Postoperative Komplikationen .............................................................................. 30 5.9.3. Minor- und Majorkomplikationen ........................................................................ 34 5.9.4. Vergleich des Gesamtkollektivs der Kinder zu den Erwachsenen ......................... 38 5.9.5. Vergleich der Gruppen der Säuglinge, Kinder und Jugendlichen .......................... 40 3
5.9.6. Revisionen der Säuglinge, Kinder und Jugendlichen ............................................. 41 6. Diskussion ........................................................................................................................... 46 6.1. Major- und Minorkomplikationen der Gesamtkohorte ............................................ 46 6.2. Perioperative Major- und Minorkomplikationen ...................................................... 48 6.3. Postoperative Major- und Minorkomplikationen ..................................................... 48 6.4. Infektionen als Komplikation ..................................................................................... 50 6.5. Komplikationen der Kinder im Vergleich zu Erwachsenen ........................................ 51 6.6. Komplikationen der Säuglinge unter 12 Monaten im Vergleich zu älteren Kindern . 53 6.7. Revisionen ................................................................................................................. 55 6.8. Schlussfolgerung und Ausblick .................................................................................. 58 7. Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 59 8. Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... 68 9. Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ 68 4
1. Zusammenfassung Hintergrund und Ziele In den letzten 20 Jahren entwickelte sich das Cochlea-Implantat zu einer erfolgreichen Behandlungsmethode nicht nur für schwerhörige oder ertaubte Erwachsene, sondern auch für Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Durch das gesetzlich vorgeschriebene Neugeborenen-Hörscreening gelingt es bereits sehr früh schwerwiegende Hörstörungen zu diagnostizieren. Diese Methode ermöglicht es Säuglinge bereits ab dem 5.-6. Lebensmonat einer Cochlea-Implantat-Operation (CI-Operation) zu unterziehen. Diese frühzeitige Versorgung hat den immensen Vorteil, dass sich die Sprachentwicklung und somit die psycho-soziale Integration der Patienten nahezu gleich wie bei gesunden Kindern verhält. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass ein operativer Eingriff in diesem Alter ein potentiell höheres Risiko für anästhesiologische wie chirurgische Komplikationen birgt. Ziel dieser Arbeit ist es anhand eines großen Patientenkollektivs der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Erlangen darzulegen, inwiefern sich die Komplikationen nach CI-Operationen in Bezug auf das Alter der Patienten zwischen 0-15 Jahren unterscheiden. Zudem wird ein kurzer Vergleich zwischen den Komplikationsraten der Kinder und denen der erwachsenen Patienten, welche sich im gleichen Zeitraum an der HNO-Klinik Erlangen in Behandlung befanden, gezogen und interpretiert. Methodik Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine retrospektive Studie zur Untersuchung der Komplikationsrate nach Cochlea-Implantat-Operationen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen von 0 bis 15 Jahren. Die in die Studie eingeschlossenen Patienten wurden im Zeitraum zwischen Januar 2004 und September 2013 durch ein einheitlich standardisiertes Operationsverfahren, uni- oder bilateral mit einem Cochlea-Implantat, an der Universitätsklinik Erlangen versorgt. Die Erhebung der Daten erfolgte mit Hilfe von Arztbriefen, Analyseberichten der Cochlea- Implantathersteller, Patientenakten, Anästhesie- und Operationsberichten. Um die Komplikationsursachen besser herausarbeiten zu können, wurde die Datenerfassung in Abhängigkeit der Zeit in einen perioperativen, innerhalb der ersten 24 Stunden, in einen 1
früh postoperativen, innerhalb der ersten sieben Tage nach Operation und in einen spät postoperativen, ab sieben Tage nach Operation Zustand der einzelnen Patienten unterteilt. Außerdem wurde zwischen geringgradigen Minor- und schwerwiegenden Majorkomplikationen unterschieden. Definiert wurden in der vorliegenden Arbeit postoperative Minorkomplikationen als konservativ behandelbar und postoperative Majorkomplikationen welche eine chirurgische Intervention notwendig machen. Um ein genaueres Augenmerk auf Ereignisse außerhalb der Norm in Abhängigkeit des Alters herausarbeiten zu können, wurde die gesamte Patientenkohorte in drei Altersgruppen eingeteilt. Gruppe I gestaltet sich aus den Patienten zwischen 0-12 Monaten, Gruppe II schließt Patienten von 12-24 Monaten ein und Gruppe III beinhaltet Patienten ab 24 Monaten bis 15 Jahren. Ergebnisse und Beobachtungen In dem Zeitraum zwischen Januar 2004 und September 2013 wurden 202 Cochlea- Implantate bei 121 Patienten inseriert. Aufgrund von Datenverlust konnte bei fünf Patienten und damit sechs Ohren die Daten nicht vollständig erhoben werden. Insgesamt waren 58,91% der Patienten männlich und das Durchschnittsalter betrug 41,1 (±39,4) Monate. Die Patientenkohorte wurde entweder einseitig-, zweizeitig bilateral -oder einzeitig bilateral mit einem CI versorgt. Die durchschnittliche Operationsdauer der einseitigen Operationen betrug im Mittel 140,0 (±46,3) Minuten. 12 Patienten des Kollektivs im Zeitraum zwischen 2011-2013 wurden einzeitig bilateral mit einem Cochlea-Implantat versorgt. Hier betrug die durchschnittliche Operationsdauer im Mittel 178,0(±24,54) Minuten. In der gesamten Patientenkohorte traten insgesamt bei 9,41% (n=19) der inserierten Cochlea-Implantate Ereignisse außerhalb der Norm auf. Laut Definition zählen hiervon 3,47% (n=7) zu den Minorkomplikationen und 5,95% (n=12) zu den Majorkomplikationen. Hervorzuheben ist, dass es während des Beobachtungszeitraums zu keinerlei anästhesiologischen Komplikationen kam. Direkt chirurgische Komplikationen traten zu 0,99% (n=2) auf, medizinische Komplikationen wurden bei 5,94% (n=12) der Patienten dokumentiert. Hier kam es mit 4,95% (n=10) am häufigsten zu Infektionen des Weichgewebes. Bei 1,98% (n=4) der operierten Ohren kam es zu technischen Komplikationen mit den Implantaten. Im gesamten Patientenkollektiv kam es perioperativ bei 1,49% (n=3) zu festgestellten Komplikationen. Bei 7,92% (n=16) der Patienten traten postoperativ Ereignisse außerhalb der Norm auf. Hierbei handelt es sich bei 2,48% (n=5) zu früh postoperativen und bei 5,45% (n=11) zu spät postoperativen 2
Komplikationen. Revisionen wurden im gesamten Patientenkollektiv bei 5,94% (n=12) nach im Mittel 38,72 (±38,4) Monaten durchgeführt. Diese waren zu 3,96% (n=8) medizinisch- und zu 1,98% (n=3) technisch begründet. Bei einer Patientin erfolgte, bei Verdacht auf Aplasie des Hörnervs keine Rehabilitation. In der Gruppeneinteilung wurden die Minor- und Majorkomplikationen des Gesamtkollektivs nochmals spezifischer herausgearbeitet und in einen besseren Zusammenhang mit dem Patientenalter gebracht. Gruppe I beinhaltet insgesamt 45 Patienten, bei denen es jeweils zu 4,44 % zu Major- wie zu Minorkomplikationen während des Beobachtungszeitraums kam. Bei Gruppe II und somit 50 Patienten lag die Majorkomplikationsrate mit 10% (n=5) höher als bei den beiden anderen Gruppen, Minorkomplikationen wurden nur in einem Fall (2%) dokumentiert. Bei der ältesten und größten Patientengruppe, Gruppe III (107 Patienten) traten Majorkomplikationen ähnlich zu Gruppe I zu 4,67% (n=5) auf, bei 3,47% (n=4) der Patienten wurden Minorkomplikationen dokumentiert. Zeitgleich zu den Kindern wurden auch 485 CI-Operationen bei Erwachsenen durchgeführt und im Hinblick auf ihre peri- und postoperativen Komplikationen ausgewertet. Hier kam man zu dem Ergebnis, dass ähnlich zu den Kindern eine Majorkomplikationsrate von 4,95% (n=24) auftrat. Mit 16,7% (n=81) dokumentierten Minorkomplikationen gestalteten sich diese höher als im jüngeren Patientenkollektiv. Schlussfolgerung In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich die Komplikationen bei Säuglingen unter 12 Monaten in ihrer Häufigkeit nicht signifikant von denen der Kinder und Erwachsenen unterscheidet. Zu der gleichen Schlussfolgerung kamen auch andere Arbeiten, was das Vorhaben Kinder immer früher mit einem CI zu versorgen weiter untermauert. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die großen Vorteile einer CI- Implantation vor dem 12. Lebensmonat klar dem Nachteil einer eventuell höheren Komplikationsrate überwiegen. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen das Vorgehen, die möglichst frühzeitige Implantation zwischen dem 6. bis 12. Lebensmonat bei Säuglingen anzustreben, um eine altersentsprechende Sprachentwicklung so zeitig wie möglich anstoßen zu können. 3
2. Summary Objectives In the last 20 years, the cochlear implant has become a successful treatment method not only for hearing impaired or deaf adults, but also for children and adolescents. The legally prescribed newborn hearing screening makes it possible to diagnose serious hearing disorders at a very early stage in infancy. This allows children to undergo CI surgery from the age of 5-6 months. This early care has the immense advantage that the language development and thus the psycho-social integration of the patients is almost the same as in healthy children. Despite the above-mentioned advantages, it should not be overlooked that a surgical procedure at this age carries a potentially higher risk of both anesthetic and surgical complications. The aim of this thesis is to show, on the basis of a large patient collective of HNO-Clinic Erlangen, to what extent the complications after CI-operations differ between 0-15 years of age of the patients. In addition, a short comparison between the complication rates of children and adult patients, who were under treatment at the HNO-Clinic Erlangen during the same period, is conducted. Methods This study is a retrospective study to investigate the complication rate after cochlear implant surgery in infants, children and adolescents aged 0 to 15 years. The patients included in the study were treated with a cochlear implant at the University Hospital Erlangen in the period between January 2004 and September 2013 using a uniformly standardized surgical procedure either unilaterally or bilaterally. Data were collected by means of physician letters, analysis reports from cochlear implant manufacturers, patient records, anesthesia and surgery reports. In order to better identify the causes of complications, the data acquisition was divided into a perioperative (within the first 24 hours), an early postoperative (within the first seven days after surgery) and a late postoperative (from seven days after surgery) state of the individual patients, as well as, analogous to other studies, minor and major complications. In order to be able to work out a more precise focus on events outside the norm in relation to age, the entire patient cohort was divided into three age groups. Group I consists of patients between 0-12 months, group II includes patients from 12-24 months and group III patients from 24 months to 15 years. 4
Findings During the period mentioned above, 202 cochlear implants were placed in 121 patients. Of these, 58.91% were male and the average age was 41.1 (±39.4) months. Due to data loss, the data of five patients and thus six ears could not be collected completely. The average duration of unilateral surgery was 140.0 (±46.3) minutes. In addition, 12 patients of the collective were bilaterally treated with a cochlear implant at one time surgery between 2011-2013. Here the average duration of the procedure was 178.0(±24.54) minutes. In the entire patient cohort, 9.41% (n=19) of the inserted cochlear implants experienced unexpected events. By definition, 3.47% (n=7) of these are minor complications and 5.95% (n=12) are major complications. Overall, there were no anesthesiological complications during the observation period. Surgical complications occurred in 0,99% (n=2), medical complications were documented in 5.94% (n=12) of patients. Here, infections of the soft tissue 4.95% (n=10) occurred most frequently. Technical complications occurred in 1.98% (n=4) of the operated ears. Perioperative complications occurred in 1.49% (n=3). Postoperatively, 7.92% (n=16) had events outside the norm. In 2.48% (n=5) of cases, postoperative complications occurred early postoperative and 5.45% (n=11) late postoperative. Revisions were carried out in the entire patient collective in 5.94% (n=12) on average after 38.72 (±38.4) months. 3.96% (n=8) of the revisions had a medical and 1.98% (n=3) a technical origin. In one patient no rehabilitation was performed. In the group classification, the minor and major complications of the entire collective were worked out more specifically and brought into better correlation with the age of the patients. Group I includes a total of 45 patients in whom both major complications occurred in 4.44% (n=2). In group II (50 patients), the major complication rate was higher at 10% (n=5) and minor complications were documented at 2% (n=1). In the oldest and largest patient group III (107 patients) 4.67% (n=5) had major and 3,47% (n=4) minor events. Simultaneously with the children, 485 CI operations in adults were documented. Here, 4.95% (n=24) major and 16.7% (n=81) minor complications occurred. Conclusion In the present study it could be shown that the frequency of complications in infants under 12 months does not differ significantly from that of older children and adults. Other studies have already come to the same conclusion, which further supports the intention to provide children with a CI at an ever earlier age. In summary, the great advantages of a 5
CI insertion before 12 months clearly outweigh the disadvantages of the possibly higher complication rate. Thus, in the future an increasing number of deaf infants will definitely be provided with a cochlear implant. 6
3. Einleitung und Grundlagen 3.1. Das Ohr Das Ohr beherbergt zwei wichtige Sinnesorgane des Menschen: Das Gleichgewichts- und das Hörorgan. Man gliedert es anatomisch in drei Abschnitte. Das äußere Ohr, das Mittelohr und das Innenohr (Boenninghaus and Lenarz 1996). Das äußere Ohr setzt sich aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang zusammen. Das Mittelohr besteht aus dem Trommelfell, der Ohrtrompete, der Paukenhöhle (Mittelohrmuskulatur und Gehörknöchelchen eingeschlossen) und den pneumatisierten Räumen. Das Innenohr besteht aus dem knöchernen und häutigen Labyrinth (Aumüller 2007). Es liegt in der Felsenbeinpyramide und enthält das Hör-und Gleichgewichtsorgan. Hier werden mechanische Schallwellen in elektrische Potentiale umgewandelt (Schünke et al. 2015). Es beinhaltet ein mit Endolymphe gefülltes, häutiges Labyrinth, das von Perilymphe umspült und von einem knöchernen Labyrinth eingebettet wird. Dieses wird in drei Teile untergliedert: den Vorhof, die Bogengänge und die Schnecke (Schünke et al. 2015). Die Rezeptoren des Hör- und Gleichgewichtsorgans ragen in den endolymphatischen Raum hinein. (Leonhardt, 1990). Das häutige Labyrinth, eingebettet in das knöcherne Labyrinth, stellt ein zusammenhängendes Gangsystem dar. Es ist mit der Endolymphe, einer kaliumreichen Flüssigkeit gefüllt und wird in ihrer Gesamtheit als endolymphatisches System betrachtet. Das häutige Labyrinth ist dem knöchernen Labyrinth durch die Perilymphe, eine kaliumarme und natriumreiche Flüssigkeit abgetrennt (Boenninghaus and Lenarz 1996, Aumüller 2007). Das Gleichgewichtsorgan setzt sich aus Sacculus und Utriculus (Linearbeschleunigung) sowie den Bogengängen (Drehbeschleunigung) zusammen. Das Hörorgan besteht aus einer Hörschnecke, der Cochlea. Diese besteht aus 2,5 Windungen um den Modiolus, eine Achse in welchem das Ganglion spirale eingegliedert ist (Schünke et al. 2009). Betrachtet man die Cochlea im Querschnitt lässt sich eine dreistöckige Unterteilung durch das häutige „Kompartiment“ vornehmen: Die Scala vestibuli, der dreieckige Ductus cochlearis und die Scalia tympani. Beide Scali sind mit Perilymphe ausgefüllt, der Ductus jedoch mit Endolymphe (Boenninghaus and Lenarz 1996). Die Perilymphräume sind durch das Helicotrema miteinander verbunden, der Endolymphraum endet wiederum blind. Nach oben wird der Ductus cochlearis durch die Reissner Membran von der Scala vestibuli abgetrennt, nach unten von der Basilarmembran, welche von Schneckenbasis zu Schneckenspitze immer 7
breiter wird (Schünke et al. 2009). Dadurch ist die Cochlea fähig, hohe Frequenzen (bis 20.000 Hz) an den schmalen, tiefe Frequenzen (bis 200 Hz) an den breiten Abschnitten, aufzunehmen (Tonotopie) (Hick 2000). Das eigentliche Hörorgan stellt das Corti-Organ dar. Es liegt auf der Basilarmembran im Ductus cochlearis und besteht aus Sinnes- und Stützzellen, sowie der Tektorialmembran, welche den Zellen aufliegt. An den apikalen Enden der Sinneszellen sind 50-100 Stereozilien angesiedelt, an den basalen Enden bilden die Sinneszellen Synapsen mit Neuronen des N. cochlearis (Schünke et al. 2009). Die Töne, die auf das Ohr treffen werden in Form von Schallwellen durch den Gehörgang auf das Trommelfell geleitet. Hier wird der akustische in einen mechanischen Reiz umgewandelt, über die Gehörknöchelchenkette an das runde Fenster und von dort auf die Scala vestibuli übertragen. Dort bildet sich nun eine Druckwelle aus und leitet sich auf die Basilarmembran fort. An dieser verändert die Wanderwelle ihre Form, die Wellenlänge wird kleiner und die Amplitude größer. Durch diese Schwingung wird die Tektorialmembran gegen die Basilarmembran verschoben und die dort fest verankerten Stereozilien der äußeren Haarzellen verkürzen oder verlängern sich. Aufgrund dieser Verstärkung der Schwingung der Endolymphe werden auch die inneren Haarzellen depolarisiert. Im Gesamten kann hier eine Verstärkung der Amplitude um 40 Hz erreicht werden. Durch die Depolarisation der inneren Haarzellen kommt es zur Transmitterausschüttung. Die Reizweiterleitung erfolgt nun elektronisch über den N. cochlearis zum Gehirn. Diese Information wird dann im Corti Organ in elektrische Impulse umgewandelt, welche über den N. cochlearis zum Gehirn weitergeleitet werden. Insgesamt kann der menschliche Körper durch die cochleare Verstärkung und des Amplitudenmaximums der Basilarmembran Frequenzen zwischen 20 und 16.000 Hz wahrnehmen (Hick 2000, Schünke et al. 2009, Arnold and Ganzer 2011). 3.2. Das Cochlea-Implantat Nach Darlong et al. kann das Cochlea-Implantat (CI) als elektronisches Gerät angesehen werden, das Sprache und andere Geräusche in elektrische Energie umwandelt und darauffolgend die Fasern des Hörnervs stimuliert. Die interne Prozessorkomponente wird chirurgisch in das anteriore Mastoid implantiert (Darlong et al. 2015). Demnach handelt es sich bei einem Cochlea-Implantat im Gegensatz zu einem konventionellen Hörgerät nicht um eine Hörhilfe, sondern um eine Hörprothese. Dadurch, dass das CI die elektronisch- akustische Transduktion der Haarzellen ersetzt und den N. cochlearis direkt 8
stimuliert, können auditive Empfindungen wahrgenommen werden (Jacob and Stelzig 2013). Diese Art der Versorgung kann ein- oder beidseitig vorgenommen werden. Eine bilaterale Versorgung ermöglicht eine bessere Sprachverständlichkeit und ein besseres Richtungshören. Ein weiterer Vorteil ist, dass das bei einseitig versorgten Patienten bekannte Kopfschattenproblem aufgelöst werden kann (Litovsky et al. 2004, Health Quality 2018). Einen großen und relevanten Marktanteil in der Entwicklung und Herstellung von Cochlear-Implantaten hat die Firma Cochlear® mit Sitz in Sydney, Australien. Der generelle Aufbau eines CIs ist dennoch bei allen Herstellern vergleichbar ähnlich. Das CI besteht aus zwei Anteilen, den externen und den internen Komponenten: Die externen Komponenten setzen sich aus dem Mikrophon, dem Sprachprozessor, der Transmitterspule und dem Kabel zusammen, die internen Komponenten aus dem Empfänger, dem Elektrodenträger und der Empfangsantenne. Das externe Mikrophon ist zusammen mit dem Sprachprozessor distal der Ohrmuschel befestigt, hier werden die akustischen Signale erfasst und anschließend in elektrische Impulse codiert. Über die Transmitterspule werden mittels Radiofrequenz perkutan die Signale an den Empfänger, welcher im Mastoid implantiert ist, übermittelt und von dort aus an die intracochlear gelegenen Elektroden weitergeleitet. Diese stimulieren den N. vestibulocochlearis über elektronische Reize (Lenarz 1998, Schaarschmidt 2013). Durch die Signalkodierung ist es möglich bestimmte Elektroden zu reizen, dadurch kann einer tonotopischen Kodierung der Cochlea Folge geleistet und anschließend auf natürlichem Weg über den Hörnerv die Informationen zum auditiven Cortex weitergeleitet werden (Gates and Miyamoto 2003, Peterson et al. 2010). 3.2.1. Indikationen und Kontraindikationen eines CI Laut aktueller Veröffentlichungen der World Health Organisation leiden momentan rund 466 Millionen Menschen an Hörverlust, 34 Millionen davon sind Kinder. Bis 2050 rechnet die Organisation mit einer Krankheitszahl von über 900 Millionen Menschen weltweit. Sensorineurale Schwerhörigkeit betrifft ausnahmslos alle Altersgruppen vom Neugeborenen bis zum älteren Menschen und beeinträchtigt die soziale und berufliche Integration maßgeblich (Lasak et al. 2014). Demnach versucht man die Indikationen für eine CI-Versorgung so breit wie möglich zu gestalten. Momentan zählen hierzu postlingual ertaubte und resthörige Kinder, Jugendliche und Erwachsene, prälingual taube Erwachsene und prälingual taube (gehörlose) sowie perilingual ertaubte und 9
resthörige Kinder. Um die Möglichkeit einer CI-Versorgung sicher zu stellen, sollte diese von einem multiprofessionellem Behandlungsteam, am ehesten in überregionalen CI- Zentren getroffen werden (Hermann-Röttgen 2010). Zum einen muss der Grund der Ertaubung in der Cochlea selbst liegen, zum anderen muss durch Voruntersuchungen die Funktionstüchtigkeit von Hörnerv und Hörbahn angenommen werden können (Ernst 2009 ). Als subjektiven Hörtest, wird der Freiburger Einsilbertest bei Jugendlichen und Erwachsenenpatienten als leitende Tonaudiometrie gesehen. Beträgt das Ergebnis weniger als 30%, ist eine CI-Versorgung indiziert (Lenarz and Laszig 2012). Bei Kindern und Säuglingen vor Erwerb der Sprache nutzt man das objektive Verfahren einer Hirnstammaudiometrie, brainstem evoked response audiometry (BERA). Werden hier keine evozierten Potentiale bis 90 dB erreicht, ist dies ein sicheres Anzeichen einer sensorineuralen Schwerhörigkeit und Indikation für eine CI Versorgung (Mühler 2010). Falls eine beidseitig gegebene Indikation besteht sollte man auch eine beidseitige Implantation durchführen (Lenarz and Laszig 2012). Zu den absoluten Kontraindikationen für eine CI-Versorgung zählen laut der aktuellen Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) eine fehlende Cochlea oder ein fehlender Hörnerv, eine nicht sichergestellte postoperative Rehabilitation/Nachsorge, eine fehlende Rehabilitationsfähigkeit, sowie zentrale Taubheit mit Funktionsstörungen im Bereich der zentralen Hörbahnen. Als relative Kontraindikationen lassen sich hier Mittelohrinfektionen, ein negativer subjektiver Promontoriumstest, schwere Allgemeinerkrankungen und therapieresistentes Krampfleiden definieren (Lenarz and Laszig 2012). 3.2.2. Operatives Verfahren Die Möglichkeit einer vergleichbaren CI-Versorgung besteht schon seit den späten 70er Jahren (Clark 2003). Dennoch stellt das operative Verfahren auch aktuell einen komplizierten Eingriff dar, weswegen er an spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte. Um eine gute Versorgung gewährleisten zu können, muss ein zweckmäßiger Raum-, Sach- und Personalaufwand nachgewiesen werden. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine einheitlich anerkannte Form der Zertifizierung. Aus diesem Grund soll die S2k Leitlinie der AWMF „Cochlea-Implantat Versorgung und zentral-auditorische Implantate“ als Vorlage dienen (Lenarz and Laszig 2012). Die eigentliche Operation erfolgt vollstationär, mikrochirurgisch unter Intubationsnarkose und perioperativer 10
Antibiotikaprophylaxe. Der retroaurikuläre Bereich wird mit Lokalanästhesie und Desinfektion auf den Eingriff vorbereitet. Hier wird auch die primäre Schnittführung angelegt und das Mastoid freipräpariert. Nun wird im Sinne einer Mastoidektomie weiter vorgegangen und die Antrumsschwelle dargestellt. Ein Teil der Schädelkalotte wird für das spätere Implantatbett mittels Diamantbohrer ausgefräst, anschließend wird eine posteriore Tympanotomie mit Darstellung der Cochlea des Promontoriums unter Facialismonitoring vorgenommen. Jetzt erfolgt der Zugang zur Cochlea mittels Cochleostomie, rundes Fenster, oder erweiterter Rundfensterzugang, um danach die Reizelektroden über die geschaffene Öffnung in die Scala tympani in soft surgery Technik vorschieben zu können. Die Neutralelektrode wird unterhalb des Musculus temporalis fixiert. Mittels Impedanz- und Stapediusreflexmessung wird die Funktion des Implantats überprüft und nach erfolgreicher Testung wird der Wundverschluss mit Deckung des Operationsfeldes durch Muskulatur, sowie subkutaner und kutaner Naht eingeleitet. Das Anlegen eines sterilen Wundverbandes, das Weiterführen der perioperativen Antibiotikaprophylaxe für mindestens 3 Tage postoperativ, sowie ein stationärer Aufenthalt von mindestens 3 Tagen gehören zu den Standardmaßnahmen einer CI-Versorgung. Die Nachbetreuung und Prozessoranpassung erfolgt ambulant etwa einen Monat nach der eigentlichen Operation (Gantz 1996). 3.2.3. Komplikationen bei Cochlea-Implantat-Operationen Generell handelt es sich bei einer Cochlea-Implantat-Operation um ein komplikationsarmes Verfahren, dennoch werden in der Literatur immer wieder gewisse Risiken beschrieben (Lenarz and Laszig 2012). Als häufigste Komplikation sind postoperative Infektionen mit 15,7 % zu nennen, welche sich weitergehend in schwerwiegende Major- und geringgradige Minorkomplikationen einteilen lassen (Ovesen and Johansen 2009). Als Minorkomplikationen werden in der vorliegenden Arbeit konservativ beherrschbare Ereignisse definiert, Majorkomplikationen machen eine chirurgische Intervention mit häufig anschließender Revision erforderlich. Diese Art der Festlegung von Ereignissen außerhalb der Norm wird auch in vielen anderen vorliegenden Arbeiten genutzt (Balkany et al. 2005, Venail et al. 2008, Chen et al. 2013, Farinetti et al. 2014). Neben den allgemeinen Risiken eines chirurgischen Eingriffes, birgt die Cochlea-Implantation aufgrund der räumlichen Nähe zu N. facialis sowie der Chorda tympani gewisse Risiken diese zu verletzen. Durch das Monitoring 11
während der Operation lässt sich die intraoperative Komplikationsrate auf 0,1% und 1,1% verringern (Hermann-Röttgen 2010, Bruijnzeel et al. 2016a). Aufgrund der fortlaufenden Weiterentwicklung der Operationsmethode wurden zunehmend im Verlauf des Operationsprozesses weitere Maßnahmen eingeführt um die Komplikationsrate weiter zu senken. Ein Beispiel hierfür ist das mittlerweile als Goldstandard geltende minimalinvasive, atraumatische Vorgehen während der Operation, das für den Verlauf der Wundheilung ausschlaggebend ist. (Lenarz and Laszig 2012, Farinetti et al. 2014). 3.3. Das Cochlea-Implantat bei Säuglingen und Kindern „When hearing fades, so does part of the world.“ (Clark 2003) - Ziel eines Cochlea- Implantats sollte ein im Vergleich zum Gesunden gleichwertiges Sprachverstehen sein, um eine vollkommene Integration der Patienten in das alltägliche Leben zu ermöglichen (Young et al. 2014). Seitdem die Möglichkeit besteht, Neugeborene bereits innerhalb der ersten Lebensmonate einem objektiven Hörscreening zu unterziehen, kann eine Schwerhörigkeit und Taubheit bereits sehr früh erkannt werden. Daraus folgt, dass Säuglinge bereits ab dem 6. Monat mit einem CI versorgt werden können (Cote et al. 2007, McJunkin and Jeyakumar 2010, Hoppe et al. 2017). Bekannt ist auch, dass der Erfolg der Rehabilitation von einem möglichst jungen Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Implantation abhängt. (Dettman et al. 2007, Colletti 2009, Colletti et al. 2011). Trotz das sich auf die Sprachentwicklung positiv auswirkende junge Patientenalter empfiehlt die Food and Drug Administration, die Cochlea-Implantation erst ab dem 1. Lebensjahr durchzuführen (Rubin et al. 2010, O'Connell et al. 2015). Das Vorhaben, auch Säuglinge unter 12 Monaten zu operieren resultiert aus Studien, die gezeigt haben, dass je früher taube Kinder mit einem Cochlea-Implantat versorgt werden, desto eher entwickelt sich ein normales Sprachverständnis und die damit psycho-soziale Integration der Patienten (O'Connell et al. 2015). Dennoch ist aus verschiedenen Gesichtspunkten die Operation bei Säuglingen risikobehafteter als bei Kindern und Erwachsenen (Flick et al. 2007, Becke 2014). Aus diesem Grund ist es wichtig, trotz des heutigen Stands der Technik eine höhere Achtsamkeit gegenüber potentiellen Risiken während und nach einer Operation bei Säuglingen zu legen (Tay et al. 2001, Young 2002). Die Anatomie der Säuglinge macht einen solchen Eingriff peri- und postoperativ komplizierter als bei älteren Kindern. Säuglinge unter 12 Monaten haben meist weniger als 10 kg Körpergewicht und damit ein signifikant geringeres Blutvolumen. Hier ist ein absoluter 12
Blutverlust von mehr als 80 ml bereits als problematisch einzustufen (Das Purkayastha et al. 2011). Auch die Lage des N. facialis ist oberflächlicher als bei älteren Kindern (Holman et al. 2013). Aus diesen Gründen ergibt sich die Dringlichkeit eines möglichst atraumatischen Vorgehens der Chirurgen. Durch den erhöhten Sauerstoffverbrauch bei gleichzeitig geringerer Gesamtkapazität besteht ein generell höheres Risiko zur Hypoxie, Atemstillstand, Bradykardie und daraus resultierendem Herzstillstand (Young 2002, Flick et al. 2007, Holman et al. 2013). Zudem sind Kopfhaut und Schädelknochen beim Neugeborenen dünner und somit kann oftmals der Empfänger nicht vollkommen eingebettet werden was schneller zu postoperativen Lappeninfektionen führen kann (Holman et al. 2013). Auch ist postoperativ das schnelle Wachstum des Körpers und damit des Schädels in Betracht zu ziehen (Johr et al. 2008). Die ursprüngliche Sorge, es könne aufgrund des Knochenwachstums der Cochlea zu Verschiebungen der Elektroden kommen, konnte bereits in mehreren Studien widerlegt werden (Dahm et al. 1993, Eby 1996, Holman et al. 2013). Des Weiteren konnte Stolle et al. darlegen, dass sich im Verlauf der letzten 21 Jahre eine signifikante Verbesserung der peri-und postoperativen Komplikationen bei Säuglingen einstellte (Stolle et al. 2014). 3.4. Fragestellung der vorliegenden Arbeit Schon Ende der 90-er Jahre konnte Ptok et al. aufzeigen, dass eine frühe Cochlea- Implantat-Versorgung eine positive Auswirkung auf die psycho-soziale Entwicklung des einzelnen Individuums hat (Ptok 1997). Auch die Arbeiten von O’Connell et al. Coletti et. al. kamen auf das gleiche Ergebnis (Colletti et al. 2005, O'Connell et al. 2015). Dennoch ist bekannt, dass eine Operation unter Vollnarkose vergleichsweise mehr Risiken in jungen Jahren als im Erwachsenenalter birgt (Becke 2014). Ziel dieser Arbeit ist darzulegen, in wie fern sich die Komplikationsrate in Abhängigkeit zu dem Alter der Patienten verhält. Aus diesem Grund werden zunächst die peri- und postoperativen Komplikationen bei Cochleaimplantation bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen von 0-15 Jahren herausgearbeitet, später wird der Zusammenhang des Alters der Patienten mit der Komplikationsrate näher betrachtet und das Patientenkollektiv wird in drei Altersgruppen unterteilt. Kurz wird auch ein Vergleich der Komplikationsraten zwischen der Gesamtkohorte der Kinder und einer Vergleichsgruppe im Erwachsenenalter gezogen. 13
4. Methodik 4.1. Studiendesign und Patienten Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine retrospektive Studie zur Untersuchung der Komplikationsrate nach Cochlea-Implantat-Operationen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen von 0 bis 15 Jahren. Die Auswahl der zu analysierenden Patienten fand anhand vorliegender Krankenakten der HNO-Klinik Erlangen-Nürnberg statt. Die in die Studie eingeschlossenen Patienten wurden im Zeitraum zwischen Januar 2004 und September 2013 durch ein einheitlich standardisiertes Operationsverfahren uni- oder bilateral mit einem Cochlea-Implantat an der Universitätsklinik Erlangen versorgt. Ein weiteres Einschlusskriterium war eine durch Leitlinien empfohlene präoperative Diagnostik. Diese beinhaltet eine vorliegende audiologische Kontrolle präoperativ, sowie in einem Zeitraum von mindestens einem Jahr postoperativ. Bei den Probanden wurde zum Feststellen der hochgradigen Schallempfindungsschwerhörigkeit ein objektives Verfahren (BERA) genutzt. Postoperativ wurden zur Messung des Hörverständnisses zum einen die konditionierte Tonaudiometrie, zum anderen je nach Möglichkeit der Oldenburger Kindersatztest, der Mainzer Kindertest oder der Göttinger Satztest verwendet. 4.2. Methoden Die Erhebung der Daten erfolgte retrospektiv mit Hilfe von Arztbriefen, Analyseberichten der Cochlea-Implantathersteller, Patientenakten, Anästhesie- und Operationsberichten. Um die Komplikationsursachen besser herausarbeiten zu können, wurde die Datenerfassung in drei Zeitabschnitte, genauer einen präoperativen, perioperativen und postoperativen Abschnitt vorgenommen und die gesamte Patientenkohorte in drei Altersgruppen unterteilt. Gruppe I rekrutierte sich aus den Patienten zwischen 0-12 Monaten, Gruppe II schließt Patienten von 12-24 Monaten ein und Gruppe III beinhaltet Patienten ab 24 Monaten bis 15 Jahren. 14
4.2.1. Erhebung der präoperativen Daten Aus einer ausführlichen Anamnese, der Krankenakten und den Arztbriefen wurden die präoperativen Daten erhoben und ausgewertet. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der Grunderkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich der Patienten: Tabelle 1: Hauptdiagnosen des Patientenkollektivs Surditas Sensorineurale Schwerhörigkeit Mykotympanon Paukenerguss Septumdefekt Auditorische Neuropathie Zellwegersyndrom V.a. Di-George-Syndrom Abgebildet sind die Hauptdiagnosen des Patientenkollektivs Anhand der vorliegenden Informationen wurden die Ursachen des Hörverlusts und die daraus entstehende Indikation für die Cochlea-Implantation herausgearbeitet. Hier wurden Infektionen, genetische Dispositionen, Fehlbildungen des Innenohrs (vor allem Cochleahypoplasien), auditorische Neuropathien als Gründe des Hörverlusts dokumentiert und familiäre Häufungen herausgearbeitet. Tabelle 2: Die Ursachen des Hörverlusts und die Indikation des Cochlea-Implantats Infektionen Genetisch Fehlbildung des Innenohrs (Cochleahypoplasie) Auditorische Neuropathie Familiäre Häufung Idiopathisch Aufgelistet sind die Indikationen einer CI-Versorgung 15
Außerdem wurde die Seitigkeit der betroffenen Ohren, die allgemeinen Vorerkrankungen, Allergien, Frühgeburten und Medikamenteneinnahmen der einzelnen Patienten dokumentiert und ausgewertet. 4.2.2. Erhebung der perioperativen Daten Perioperativ wurde die Operationszeit, sowie die Seite der CI-Insertion, die Schnittführung und der Hersteller des eingesetzten CIs und die Antibiotikaprophylaxe dokumentiert. Alle perioperativen Vorkommnisse innerhalb der ersten 24 Stunden wurden in anästhesiologische und chirurgische Komplikationen aufgeteilt. 4.2.3. Erhebung der postoperativen Daten Während des stationären Aufenthaltes und nach stationärer Entlassung werden in der HNO-Klinik in Erlangen regelmäßige Kontrolltermine zur Überprüfung der Rehabilitation durchgeführt. Durch diese Dokumentationsverläufe wurden anhand stationärer und ambulanter Patientenakten Daten zu Früh- und Spätkomplikationen (< 1 Woche und > 1 Woche), sowie zu Revisionsoperationen erhoben. Postoperative Ereignisse, die außerhalb der Norm auftraten, wurden in Major- und Minorkomplikationen eingeteilt. Definiert wurden in der vorliegenden Arbeit postoperative Minorkomplikationen als konservativ behandelbar, postoperative Majorkomplikationen machen eine chirurgische Intervention notwendig. Zur leichteren Vergleichbarkeit der einzelnen Patientengruppen, wurden die postoperativen Ereignisse nochmals gruppenspezifisch herausgearbeitet. Tabelle 3: Auflistung der postoperativ erhobenen Daten Postoperative Früh- und Spätkomplikationen (< 1 Woche und > 1 Woche) Revisionen Major und Minor Komplikationen Postoperative Audiometrie (nach Erstimplantation) Postrevisionsaudiometrie Aufgelistet sind die erhobenen postoperativen Daten 16
Während und nach dem Krankenhausaufenthalt wurden medizinische und technische Komplikationen erfasst, die je nach Schweregrad in Major- und Minorkomplikationen unterteilt wurden (Tabelle 4). Bei allen in Tabelle 4 gelisteten Majorkomplikationen wurde postoperativ eine erneute chirurgische Intervention notwendig, während bei den Minorkomplikationen ambulant oder stationär konservativ vorgegangen werden konnte. Tabelle 4: Einteilung der postoperativen Major- und Minorkomplikationen Majorkomplikationen Minorkomplikationen Weichgewebsinfektionen Retroaurikuläre Schwellung Persistierende Schmerzen Fieber Liquorfistel Gerätefehlfunktion intraoperativ Gerätefehlfunktionen Ausbleiben eines Hörerfolgs Aufgelistet sind die postoperativen Major- und Minorkomplikationen Weiterhin wurden bei den Patienten ambulante Kontrolluntersuchungen innerhalb des ersten Jahres in Form von postoperativen Audiometrietests durchgeführt. Je nach Möglichkeit wurde die konditionierte Tonaudiometrie, der Göttingersatztest, der Oldenburger Kindersatztest, der Mainzer Kindertest und/oder der Freiburger Einsilbertest durchgeführt. Die Auswertung dieser Tests erfolgte in % bei 65 dB. Ein gesonderter Punkt stellen die Revisionsoperationen dar. Hier wird das gesamte Patientenkollektiv der Datenbank untersucht und später die Ursache, der zeitliche Abstand zwischen Erstinsertion und Revision, sowie die prä- und post- Revisionsaudiometrieergebnisse herausgearbeitet und miteinander verglichen. 4.3. Statistische Analyse Die Auswertung und Datenerhebung wurde mit dem Softwarepakets Office 2013 (Microsoft corp / Redmond) und der Statistiksoftware SPSS 21.0 (SPSS Inc. / Chicago / IBM) durchgeführt. Angaben kategorisierter Variablen erfolgt in Prozent, für den Gruppenvergleich wurde der Pearson x2-Test verwendet. Ordinalskalierte und metrische Variablen wurden erst mittels Kolmogorow-Smirnow-Test auf die Normalverteilung überprüft, als Mittelwert (±Standardabweichung) dargestellt und dann durch den T-Test 17
verglichen. Die Angaben von nicht-normalverteilten Daten erfolgte als Median sowie zughöriger 25. 75. Perzentile (Interquartilsabstand/IQR), sowie der Vergleich durch den Mann-Whitney-U-Test. Ein p-Wert
5. Ergebnisse 5.1. Analyse der Patientenkohorte Insgesamt wurden in dem Beobachtungszeitraum 202 Cochlea-Implantate bei insgesamt 121 Säuglingen, Kindern und Jugendlichen von 0 bis 15 Jahren inseriert. 83 der Patienten waren weiblich und 119 Patienten männlich. Einer bilateralen Operation wurden 78 Kinder unterzogen, davon 12 Patienten in einer Operation und 66 in zwei Operationen. Mit lediglich einem CI wurden 43 Kinder versorgt. Das Durchschnittsalter betrug 41,1 (±39,4) Monate, von den operierten Ohren waren 81 weiblich und 121 männlich. Aufgrund von Datenverlust konnten bei fünf Patienten und damit sechs Ohren die Daten nicht vollständig erhoben werden. Tabelle 5 zeigt die Geschlechterverteilung und das durchschnittliche Alter der Patienten der vorliegenden Arbeit. Tabelle 5: Demographische Daten des Patientenkollektivs Fälle % Geschlecht weiblich 83 41,09 männlich 119 58,91 Alter (in Monaten) 41,1 (±39,4) Abgebildet ist das Geschlecht der Patientenkohorte, sowie das Alter in Monaten mit der Standardabweichung Während des Beobachtungszeitraums von 2004 bis September 2013 wurden insgesamt 121 Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre operiert. 78 der Patienten wurden rechts wie linksseitig mit einem CI versorgt, davon allerdings nur 12 während einer Operation. Bei 66 Patienten wurde ein zweizeitiger Eingriff vorgezogen. Unilateral wurden lediglich 43 Kinder versorgt. Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die Anzahl der Patienten und die Seitigkeit der CI-Insertionen. 19
Tabelle 6: Anzahl der Patienten und Seitigkeit der CI-Insertion Patienten % bilateral 78 64,46 bilateral gleichzeitig 12 9,92 bilateral zweizeitig 66 54,55 unilateral 43 35,54 gesamt 121 100 Abgebildet ist die Anzahl der operierten Kinder, sowie die Seitigkeit der Operationen Um später die Unterschiede der Komplikationen bezogen auf das Alter der Patienten besser herausarbeiten zu können, wurde das Gesamtkollektiv nochmals in drei Altersgruppen unterteil. Gruppe I beinhaltet Säuglinge von 0-12 Monaten, Gruppe II Kinder zwischen 12-24 Monaten und Gruppe III fasst Kinder und Jugendliche ab 24 Monate bis 15 Jahre zusammen. Die Tabellen 7,8 und 9 geben eine Übersicht über die einzelnen Patientengruppen in Fallzahl, Geschlechterverteilung, Seitigkeit und Implantathersteller. Tabelle 7: Gruppe I: 0-12 Monate Kinder Fälle % männlich 29 64,44 weiblich 16 35,56 gesamt 45 100 bilateral 41 91,11 unilateral 4 8,89 CochlearÒ. 45 MED-EL 0 Abgebildet ist die Anzahl der Patientenfälle gruppenspezifisch und die Hersteller der inserierten CIs 20
Tabelle 8: Gruppe II: 12-24 Monate alte Kinder Fälle % männlich 32 64,00 weiblich 18 36,00 gesamt 50 100 bilateral 44 88,00 unilateral 6 12,00 Cochlear® 50 100 MED-EL 0 0 Abgebildet sind die Anzahl der Patientenfälle gruppenspezifisch und die Hersteller der inserierten CIs Tabelle 9: Gruppe III: 24 Monate bis 15 Jahre alte Kinder Fälle % männlich 58 54,21 weiblich 49 45,79 gesamt 107 100 bilateral 75 70,09 unilateral 32 29,91 Cochlear® 106 99,07 MED-EL 1 0,93 Abgebildet ist die Anzahl der Patientenfälle gruppenspezifisch und die Hersteller der inserierten CIs 5.2. Hauptdiagnose Als häufigste Diagnose im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und Indikation für eine Cochlea- Implantation wurde bei 153 operierten Ohren eine bilaterale Surditas festgestellt. 28 Fälle litten unter einer bilateralen sensorineuralen Schwerhörigkeit. Lediglich 24 Patienten hatten eine unilaterale Schwerhörigkeit, bzw. Surditas. Außerdem wurde präoperativ bei insgesamt 14 Patienten ein Seromukotympanon bzw. ein Paukenerguss diagnostiziert. Drei der Kinder hatten das Zellwegersyndrom und bei zweien bestand der Verdacht auf ein Di-George-Syndrom. Alle Hauptdiagnosen sind in Tabelle 10 zusammengefasst. 21
Tabelle 10: Hauptdiagnosen und Seitigkeit des Patientenkollektivs Beidseits Beidseits Rechts Rechts Links Links Fälle % Fälle % Fälle % Surditas bds. 153 75,4 5 2,48 10 4,95 Sensorineurale SH 28 13,86 5 2,48 4 1,98 bds. Mykotympanon 5 2,48 - - 1 0,5 Paukenerguss 8 3,96 - - - - Septumdeviation 2 0,99 - - - - Auditorische 2 0,99 Neuropathie Zellwegersyndrom 3 1,49 V.a. Di-George- 2 0,99 Syndrom Abgebildet ist die Häufigkeit der Hauptdiagnosen 5.3. Ursache des Hörverlusts und Indikation CI Im Folgenden sind die Indikationen für das Cochlea-Implantat dargestellt. Als wesentliche Indikation für ein Cochlea-Implantat zeigte sich der Hörverlust durch postnatale Infektionen bei 23,76% (n=48) des Patientenkollektivs. Bei 124 der operierten Ohren erfolgte der Hörverlust idiopathisch und 24 Fälle waren genetischen Ursprungs. Alle Indikationen sind in Tabelle 11 zusammengefasst. Tabelle 11: Ursachen des Hörverlust und Indikationen zur CI- Versorgung Fälle % Infektionen 48 23,76 genetisch 24 11,88 Innenohrfehlbildung 11 5,45 (Cochleahypoplasie) auditorische Neuropathie 4 1,98 idiopathisch 124 61,39 familiäre Häufung 8 3,96 Abgebildet sind die Ursachen des Hörverlusts und die Indikation zur CI-Versorgung 22
5.4. Seitigkeit der Implantationen und Schwerhörigkeiten Bei 89,60% der operierten Ohren wurde eine beidseitige Schwerhörigkeit bzw. Surditas diagnostiziert. Lediglich 10,89% der Fälle hatten eine unilaterale Diagnose. Bei 195 der Operationen wurde ein CI der Firma CochlearÒ, Sydney, Australien eingesetzt, bei einem Patienten wurde in unserem Beobachtungszeitraum ein Implantat der Firma MED-EL, Innsbruck, Österreich verwendet. Tabelle 12: Seitigkeit der Hauptdiagnose und Seitigkeit der CI-Insertion Fälle % Schwerhörigkeit Bilateral 153 75,74 Surditas rechts 3 1,49 Surditas links 10 4,95 Sensorineurale SH bds. 28 13,86 Sensorineurale SH rechts 5 2,48 Sensorineurale SH links 4 1,98 CI Operation Fälle % rechts gesamt 95 47,03 links gesamt 107 52,97 Revisionen rechts 3 1,49 Revisionen links 9 4,46 Abgebildet ist die Anzahl und der Prozentsatz der Seitigkeit der Schwerhörigkeit, der Seite der CI-Insertionen, die Revisionen und die Namen der CI-Hersteller 5.5. Vorerkrankungen, Allergien, Vormedikationen und Frühgeburten Als häufigste allgemeine Vorerkrankung wurde bei diesem Patientenkollektiv eine cerebrale Erkrankung wie Epilepsie, Cerebralparese, Zustand nach Hirnblutung oder Hydrocephalus mit 10,4% (n=21) Fällen dokumentiert. Insgesamt hatten 36,14 % (n=73) der operierten Ohren allgemeine Vorerkrankungen außerhalb des Hals-Nasen-Ohren- Bereichs. 23
Tabelle 13: allgemeine Vorerkrankungen Fälle % kardial 16 7,92 pulmonal 12 5,94 gastrointestinal 5 2,48 endokrinologisch 8 3,96 cerebral 21 10,40 syndromal 10 4,95 Niereninsuffizienz 2 0,99 gesamt 73 36,14 Abgebildet sind die Vorerkrankungen der Patienten in Fallzahl und Prozent Anamnestisch wurden bei 6,93 % (n=14) Allergien vor der Operation dokumentiert. Die häufigste genannte Allergie bezog sich auf eine Medikamentenallergie gegen Antibiotika. Hier waren 3,47% (n=7) des Kollektivs auf Penicillin und 0,5% (n=1) auf Erythromycin allergisch. Die restlichen Allergien bezogen sich auf Hausstaubmilben, Pollen und Konservierungsmittel Tabelle 14: Allgemeine Allergien Fälle % Penicillin 7 3,47 Erythromycin 1 0,5 Hausstaubmilben 3 1,49 Pollen 2 0,99 Konservierungsmittel 1 0,5 gesamt 14 6,93 Abgebildet sind die Allergien der Patienten in Fallzahl und Prozent Vor und während des stationären Aufenthalts wurden insgesamt 11,88% (n=24) der Fälle dauerhaft medikamentös behandelt. Bei dem Großteil handelte es sich um Vitamin- und Mineralstoffpräparate. Die restlichen verabreichten Medikamente sind in Tabelle 15 aufgelistet. 24
Tabelle 15: Vormedikation Fälle % Vitamin- 11 5,45 Mineralstoffpräparate Medikinet 1 0,5 Antidiabetika 1 0,5 Cortikosteroide 4 1,98 Thyroxinderivate 2 0,99 Antihistaminika 2 0,99 Antiasthmatika 3 1,49 gesamt 24 11,88 Einnahme von Medikamenten eingeteilt in 7 Hauptgruppen, dargestellt in Fallzahl und Prozent Eine Frühgeburt zwischen der 25.-31. Schwangerschaftswoche lag bei 15,84% (n=32) der Fälle vor. 5.6. Voroperationen Bei 64,36% (n=130) der operierten Ohren wurden zuvor Operationen im Hals-Nasen- Ohren-Bereich vorgenommen. 33,17% (n=67) bekamen zuvor ein CI inseriert, bei 63 Fällen wurde zuerst eine andere Operation im Hals-Nasen-Ohren-Bereich durchgeführt. 25
Tabelle 16: Voroperationen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich Fälle % Mastoidektomie 2 0,99 Paukendrainage 29 14,36 Paracentese 17 8,42 Eröffnung Choanalatresie 3 1,49 Resektion Halsfistel 2 0,99 Adenotomie 10 4,95 CI rechts 47 23,27 CI links 20 9,9 gesamt 130 64,36 Abgebildet sind die Voroperationen der Patienten in Fallzahl und Prozent 5.7. Operationsdaten Die Operationszeiten einseitiger Operationen betrugen im Durchschnitt 140,0 (±46,3) Minuten. Zusätzlich zeigt Abbildung 1 die Veränderung der Operationsdauer in Bezug auf das Operationsjahr. Die deutliche Abnahme der Operationszeit von 2004 bis 2014 ist dabei auf die zunehmende Verbesserung der Operationsmethode zurückzuführen. Es zeigten sich altersabhängig in den drei Patientengruppen keine Unterschiede in der Dauer der einzelnen CI-Operationen. Abbildung 1: Operationsdauer einseitiger Operationen im Vergleich nach Jahren 250 Operationsdauer (Minuten) 200 150 100 50 0 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Jahr der Operation 26
Abgebildet ist die Operationsdauer einseitiger OPs im Vergleich nach Jahren (Median ±Standartabweichung) Des Weiteren wurde in den Jahren zwischen 2011 und 2013 bei 12 Patienten des Patientenkollektivs eine einzeitig bilaterale CI-Operation durchgeführt. Hier betrug die Operationsdauer im Durschnitt 178,0 (±24,54) Minuten. Bei 189 der Operationen wurde die gleiche Operationstechnik und Schnittführung durchgeführt. Bei 0,99% (n=2) der Patienten wurde eine erweiterte Schnittführung bevorzugt. Tabelle 17: Operative Schnittführung Inzision Fälle % retroaurikulär 194 96,04 erweitert 2 0,99 Abgebildet ist die Art der operativen Schnittführung in Fallzahl und Prozent Alle CI-Operationen in diesem Beobachtungszeitraum in der HNO-Klinik Erlangen fanden unter einer Antibiotikaprophylaxe statt. Diese erstreckte sich peri- und postoperativ über den stationären Aufenthalt. Standardmäßig wurde den Patienten drei Tage nach der Operation eine intravenöse Antibiose und zwei weitere Tage bis zur Entlassung orale Antibiotika verabreicht. Lediglich bei einer bilateral zweizeitig versorgten Patientin lehnten die Eltern bei der zweiten Operation eine postoperative Antibiotikaprophylaxe ab. Hier kam es zu erheblicher postoperativer Wundinfektion und zur zeitnahen Revision des Cochlea-Implantats. 5.8. Audiometrieergebnisse Die Auswertung dieser Tests erfolgte in % bei 65 dB. Bei 179 Ohren wurde die konditionierte Tonaudiometrie postoperativ dokumentiert. Nach 82 der Operationen war es möglich den Göttingersatztest durchzuführen, 49 machten den Oldenburger Kindersatztest und 36 den Mainzer Kindertest. Bei 14 Ohren wurde der Freiburger Einsilbertest dokumentiert. Bei 16 der operierten Ohren wurde die konditionierte Tonaudiometrie nicht durchgeführt, stattdessen wurde bei sieben Ohren ein alternativer Audiometrietest dokumentiert (1 x Göttingersatztest, 3 x Oldenbuger Kindersatztests, 1 27
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