ROBERT SCHUMANN - Münchner Philharmoniker
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ROBERT SCHUMANN 1. Symphonie »Frühlingssymphonie« 3. Symphonie »Rheinische« PABLO HERAS-CASADO, Dirigent Sonntag 17_03_2019 11 Uhr
Die MPHIL CD-Box zum Jubiläum mit Aufnahmen aus dem umfangreichen Archiv des Orchesters Ab jetzt im Handel mphil.de/label
ROBERT SCHUMANN Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38 »Frühlingssymphonie« 1. Andante un poco maestoso – Allegro molto vivace – Animato – Poco a poco stringendo 2. Larghetto 3. Scherzo: Molto vivace – Trio I: Molto più vivace – Trio II – Coda 4. Allegro animato e grazioso – Pause – ROBERT SCHUMANN Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische« 1. Lebhaft 2. Scherzo: Sehr mäßig 3. Nicht schnell 4. Feierlich 5. Lebhaft PABLO HERAS-CASADO, Dirigent Konzertdauer: ca. 1 ¾ Stunden 121. Spielzeit seit der Gründung 1893 VALERY GERGIEV, Chefdirigent ZUBIN MEHTA, Ehrendirigent PAUL MÜLLER, Intendant
2 »O wende, wende Deinen Lauf!« ROBERT SCHUMANN: 1. SYMPHONIE »FRÜHLINGSSYMPHONIE« PIANIST DES JÜNGSTEN GERICHTS »DIE MÄCHTE DER MASSEN« »Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!« Ohne »Wenn er seinen Zauberstab dahin senken falsche Bescheidenheit begann Robert wird, wo ihm die Mächte der Massen, im Schumann sein Lebenswerk: Mit elf Jahren Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen, so vertonte er den 150. Psalm. Wenige Wochen stehen uns noch wunderbarere Blicke in die zuvor hatte er in der Marienkirche seiner Geheimnisse der Geisterwelt bevor«, pro- Heimatstadt Zwickau an der Einstudierung phezeite Schumann dem jungen Johannes eines Oratoriums »Das Weltgericht« mitge- Brahms, den er gegen Ende seines Lebens wirkt; er hatte »am Clavier accompagnirt« kennengelernt hatte und wie einen auser- und dabei einen tiefen, wenngleich unklaren wählten Nachfolger inthronisierte. Gut 30 Eindruck vom »Getümmel der Instrumente« Jahre lagen zwischen der frühen Psalmver- empfangen. Und so schritt er alsbald zur Tat tonung und dieser späten Begegnung mit und komponierte selbst ein Oratorium, »Le Brahms – Jahrzehnte, in denen das unbe- psaume cent cinquantième« für die eher kümmerte Selbstbewusstsein der Jugend symbolische Besetzung mit Sopran, Alt, Kla- erheblichen Fliehkräften ausgesetzt war, vier, je zwei Violinen, Flöten, Oboen und hin- und hergeschleudert zwischen rasch Trompeten, Viola, Horn, Fagott und Pauken. wechselnden Erfolgen und Anfeindungen, Das Titelblatt versah er mit der Opuszahl 1 schwärmerischen Höhenflügen und de und der hochstaplerischen Verlagsangabe struktiven Selbstzweifeln. Doch die alte Lie- »Leipsic, chez Breitkopf et Härtel«. Auf das be zu den mächtig besetzten Werken gro- Licht der Öffentlichkeit aber musste das ßen Stils hatte niemals Rost angesetzt. kühne Frühwerk, mehr Jugend- als Genie- »Bedenke auch«, notierte Schumann in streich, einstweilen noch warten: Die Urauf- seinen »Musikalischen Haus- und Lebens führung fand erst zu Schumanns 187. Ge- regeln«, »daß es Sänger gibt, daß im Chor burtstag statt, am 8. Juni 1997 in Düsseldorf. und Orchester das Höchste der Musik zur Aussprache kommt«. Die Mit- und Nachwelt allerdings wollte ihn allzu bald schon auf die Rolle des Miniaturisten festlegen, der aus-
3 schließlich im Lied und im pianistischen Cha- rakterstück Genie besessen hätte. »Für mich existiert eine geistige Scheidewand zwischen dem Schumann, der anfangs sei- ne eigenen Bahnen wandelte, und jenem zweiten, der, geblendet von dem For- menglanze des großen Mozarterben Men- delssohn, an sich selbst irre und zu einem partiellen, geistigen Selbstmorde getrieben wurde«, bekannte Hans von Bülow und sprach keine Einzelmeinung aus, als er er- klärte: »Der Klavierkomponist und der Lied- sänger in ihm stehen mir ungleich höher da als der Symphoniker, so anbetend ich mich auch zu den Adagios der zweiten und selbst der dritten Symphonie verhalte.« VOM EINSEITIGEN KULT DER INTIMITÄT Diese einseitige Vorliebe nahm in Frankreich Johann Friedrich Klima: Robert Schumann kurz sogar Züge eines esoterischen »culte schu- vor seiner Heirat mit Clara Wieck (um 1840) mannien« an. Die französischen Lyriker fühl- ten sich von Schumanns Liedern und Kla- BLICK INS LEXIKON vierwerken wesensverwandt angezogen, ROBERT SCHUMANN weil seine Musik ihnen ein Ideal der offenen Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38 Form und der metrischen Freiheit erschloss, »Frühlingssymphonie« eine »encyclopédie des nuances«. Auch der Maler Fernand Khnopff, Hauptrepräsentant Lebensdaten des Komponisten des belgischen Symbolismus, erwies dem geboren am 8. Juni 1810 in Zwickau; Komponisten seine Reverenz mit dem 1883 gestorben am 29. Juli 1856 in Endenich entstandenen Bild »En écoutant du Schu- bei Bonn mann«: In einem erlesen möblierten bürger- Entstehung lichen Salon sitzt, im Sessel vor dem Kamin, 1841 eine Frau, vollkommen in sich gekehrt; mit der rechten Hand schirmt sie ihr Gesicht ab, Widmung um hingebungsvoll und konzentriert dem »Sr. Majestät dem Könige von Sachsen Klavierspiel zu lauschen, der intimen Musik Friedrich August [II.] in tiefster Ehrfurcht Robert Schumanns. Deren Sphäre ist die zugeeignet« Stille, die Einsamkeit, die Weltabgeschie- Uraufführung denheit (jedenfalls nach Ansicht dieses Bil- am 31. März 1841 in Leipzig im Großen des). Wenn der Dichter spricht, hat der Sym- Gewandhaus-Saal phoniker zu schweigen. Robert Schumann: 1. Symphonie »Frühlingssymphonie«
4 CLARA WÜNSCHT SICH »EINEN 2TEN BEETHOVEN« Doch anders als es seine feinsinnigen Ver- ehrer im späten 19. Jahrhundert wahrhaben wollten, strebte Schumann durchaus zu den »Mächten der Massen«, vom Salon in den Konzertsaal, zur »Gewalt des Orchesters wie des Chors«. 1839 verkündete er (etwas vor- eilig) in einem Brief: »Bald gibt es nur Sym- phonien von mir zu verlegen und zu hören. Das Clavier möcht’ ich oft zerdrücken, und es wird mir zu eng zu meinen Gedanken.« In diesem Selbstverständnis wurde er von sei- ner Verlobten Clara Wieck leidenschaftlich ermutigt: »Nimm mir es nicht übel, lieber Robert, wenn ich Dir sage, dass in mir sehr der Wunsch rege geworden ist, dass Du doch auch für Orchester schreiben möch- test. Deine Fantasie und Dein Geist ist zu Robert und Clara Schumann (1850) groß für das schwache Klavier. Sieh doch, ob du es nicht kannst? Ich habe nun einmal die Überzeugung, Du müsstest ein 2ter einer neuen Generation allenfalls noch in Beet h oven sein.« Mit diesem forschen »Anklängen«, nicht aber in der »Beherr- Appell an den Ehrgeiz ihres Zukünftigen be- schung der großartigen Form, wo Schlag auf rührte Clara Wieck freilich einen wunden Schlag die Ideen wechselnd erscheinen und Punkt. Ein zweiter Beethoven? Gab es denn doch durch ein inneres geistiges Band ver- nach Beethovens Tod überhaupt noch eine kettet«. Perspektive für die Symphonie? War mit der epochalen »Neunten« nicht längst »Maß und SCHUBERTS VORBILD Ziel erschöpft« und eine historische Grenze LÖST DEN KNOTEN erreicht? Robert Schumann dürfte sich die- se und ähnliche Fragen mehr als einmal ge- Natürlich verhielt sich Schumann nicht nur stellt haben, zumal er die symphonischen streng gegen andere, sondern auch »miß- Versuche seiner Zeitgenossen mit unbe- trauisch« gegen sein eigenes symphoni- stechlicher Kritik beobachtete: »Die neue- sches Talent. Nach mehreren vergeblichen ren Symphonien verflachen sich zum größ- Anläufen schon in der Studentenzeit und ten Theil in den Ouverturenstyl hinein, die Skizzen zu einer »Sinfonia per il Hamlet« ar- ersten Sätze namentlich; die langsamen beitete Schumann 1832/33 an einer sind nur da, weil sie nicht fehlen dürfen; die g-Moll-Symphonie, deren erster Satz (das Scherzo’s haben nur den Namen davon; die Werk blieb ein Torso) vereinzelt zur Auffüh- letzten Sätze wissen nicht mehr, was die rung kam – mit dermaßen matter Resonanz vorigen enthalten.« An Beethoven, den ers- jedoch, dass Schumann, der höchste Ambi- ten und einzigen, erinnerten diese Werke tionen mit dieser Komposition verknüpft Robert Schumann: 1. Symphonie »Frühlingssymphonie«
5 hatte (»Von ihr erwarte ich, ohne Eitelkeit, ZITAT das meiste von der Zukunft«), auf Jahre hi- »Hält uns ein Komponist ein Pro- naus von weiteren symphonischen Experi- gramm entgegen, so sag ich: Vor menten absah, ja sogar in seinem Pass die allem lass hören, dass Du schöne Berufsangabe »Künstler« durch »Musikge- Musik gemacht, hinterher soll mir lehrter« ersetzte! Warum ihm trotz dieser auch Dein Programm angenehm widrigen Vorgeschichte im berühmten sein.« »symphonischen Jahr« 1841 der Durchbruch gelang, dafür gab es vor allem einen Grund: Robert Schumann einen glücklichen Fund. Schumann hatte am Neujahrstag 1839 in Wien bei Franz Schu- ze Sinfonie – und obendrein eine Frühlings- berts Bruder Ferdinand die unveröffentlich- sinfonie«, begeisterte sich der Komponist. te C-Dur-Symphonie D 944 entdeckt, die Mehr als ein Jahr später berichtete er Louis »Große«, die auf seine Initiative am 21. März Spohr von jenem kreativen Ausnahmezu- in Leipzig von Felix Mendelssohn uraufge- stand, und der Enthusiasmus des geglück- führt wurde. Und diese Entdeckung erbrach- ten Werkes schwingt noch immer mit: »Ich te den beflügelnden Beweis, dass es auch schrieb die Sinfonie zu Ende Winters 1841, nach Beethoven eine Zukunft für die Sym- wenn ich es sagen darf, in jenem Frühlings- phonie geben konnte: »Clara, heute war ich drang, der den Menschen wohl bis in das selig. In der Probe wurde eine Symphonie höchste Alter hinauf und in jedem Jahre von von Franz Schubert gespielt«, schrieb Schu- neuem überfällt. Schildern, malen wollte ich mann am 11. Dezember 1839 an seine Braut, nicht; daß aber eben die Zeit, in der die Sin- als Mendelssohn das Werk zum zweiten Mal fonie entstand, auf ihre Gestaltung, und daß einstudierte. »Wärst Du da gewesen. Die ist sie gerade so geworden, wie sie ist, einge- Dir nicht zu beschreiben; das sind Men- wirkt hat, glaube ich wohl.« Nicht allein die schenstimmen, alle Instrumente, und geist- Zeit und Jahreszeit, auch ein stimmungsver- reich über die Maßen, und diese Instrumen- wandtes Gedicht des zeitgenössischen tation trotz Beethoven – auch diese Länge, Leipziger Lyrikers Adolf Böttger gab den diese himmlische Länge, wie ein Roman in Anstoß zur Komposition der B-Dur-Sympho- vier Bänden, länger als die 9te Symphonie. nie. Die Schlussverse – »O wende, wende Ich war ganz glücklich, und wünschte Deinen Lauf – / Im Thale blüht der Frühling nichts, als Du wärest meine Frau, und ich auf!« – übertrug Schumann in den Rhythmus könnte auch solche Symphonien schrei- des Mottos, das in der langsamen Einleitung ben.« Beide Wünsche sollten bald schon in zum Kopfsatz ertönt und das obendrein ans Erfüllung gehen. Eröffnungsthema von Schuberts C-Dur-Sym- phonie gemahnt. »Gleich den ersten Trom- »IM THALE BLÜHT DER FRÜHLING petenstoß möcht’ ich, daß er wie aus der AUF!« Höhe klänge, wie ein Ruf zum Erwachen«, bat Schumann einen befreundeten Dirigen- Wie im Rausch skizzierte Schumann im Ja- ten vor der Berliner Erstaufführung seiner nuar 1841 seine B-Dur-Symphonie op. 38, in B-Dur-Symphonie. Und legte ihm ans Herz: nur vier Tagen und schlaflosen Nächten: »Könnten Sie ihrem Orchester beim Spiel seine »Erste«, deren Instrumentation er am etwas Frühlingssehnsucht einwehen – die 20. Februar abschließen konnte; »eine gan- hatte ich nämlich dabei, als ich sie schrieb.« Robert Schumann: 1. Symphonie »Frühlingssymphonie«
6 Fernand Khnopff: »En écoutant du Schumann« (1883) DAS MOTTO ALS durchs erste Trio des Scherzos, um schließ- »INNERES GEISTIGES BAND« lich im Finale, kurz vor der Coda, seinen letzten großen Auftritt zu haben. Die ur- Der »Trompetenstoß« aber, die (auch von sprünglich poetischen Überschriften der den Hörnern) intonierte Fanfare der Intro- einzelnen Sätze zog Schumann jedoch vor duktion, setzt nicht nur »Schlag auf Schlag« Drucklegung zurück: »Frühlingsbeginn«, den furiosen, mitreißenden, humoristisch »Abend« oder »Idylle«, »Frohe Gespielen« unberechenbaren Wechsel der Ideen in und »Voller Frühling«. Er wäre sich selbst und Gang: Das Motto knüpft zugleich »ein inne- seiner erklärten Abneigung gegen literari- res geistiges Band« um die vier Sätze der sche Programme untreu geworden, hatte er Symphonie. Im Kopfsatz erscheint es ohne- doch namentlich an Hector Berlioz’ »Sym- hin allgegenwärtig, als unerschöpflicher phonie fantastique« die im Konzertsaal ver- Impuls und hellwacher Regent; im Larghetto teilte Inhaltsangabe mit ihrer romanhaften wandelt es sich zum Thema eines reich figu- Handlung kritisiert: »Ganz Deutschland rierten Variationssatzes, geistert danach schenkt sie ihm: solche Wegweiser haben Robert Schumann: 1. Symphonie »Frühlingssymphonie«
7 immer etwas Unwürdiges und Scharlatan gen Bedenken, die oft gehörten und immer mäßiges«, hatte sich Schumann ereifert. wieder geäußerten Mahnungen, »nach »Der zartsinnige [...] Deutsche will in seinen Beeth oven abzustehen von symphonisti- Gedanken nicht so grob geleitet sein; schon schen Plänen«. Mit einem Frühlingsrausch bei der Pastoralsinfonie beleidigte es ihn, hatte es begonnen, mit eisiger Katerstim- daß ihm Beethoven nicht zutraute, ihren mung ging das »symphonische Jahr« zu Charakter ohne sein Zutun zu erraten.« Ende. RÜCKKEHR DER ALTEN Wolfgang Stähr »SYMPHONIESCRUPEL« Nachdem der Bann gebrochen war, die läh- mende Angst vor der Symphonie, kompo- nierte Schumann 1841 gleich noch »in recht fröhlicher Stimmung« die nur locker anei nandergereihten Sätze Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52, die er zeitweilig unter dem gemeinsamen Titel »Symphonette« oder »Suite« vereinen wollte. Im Mai entstand die Phantasie a-Moll für Klavier und Orchester (der spätere Kopfsatz des Klavierkonzerts op. 54); und über die Sommermonate voll- endete Schumann sogar noch eine d-Moll-Symphonie, die Urfassung der spä- teren »Vierten«. Kein Wunder, dass Schu- mann bald überschwänglich bekannte: »Jetzt bin ich ganz und gar in die Sympho- nienmusik gerathen. Die für mich höchst ermuthigende Aufnahme, die meine erste Symphonie [unter Mendelssohns Leitung am 31. März 1841] gefunden, hat mich ganz ins Feuer gebracht.« Aber Schumann gehör- te weder zu den robusten Frohnaturen noch zur Fraktion der stillen Dulder. Seine schöp- ferischen Hochgefühle erwiesen sich als überaus wetterwendisch. »Und leben wir Musiker, Du weißest es ja, so oft auf sonni- gen Höhen, so schneidet das Unglück der Wirklichkeit um so tiefer ein«, gestand er einem Freund. Als jedenfalls die Urauffüh- rung der neuen d-Moll-Symphonie in Leipzig weit hinter der erfolgreichen Premiere der »Ersten« zurückblieb, kehrten prompt die alten »Symphoniescrupel« zurück, die ewi- Robert Schumann: 1. Symphonie »Frühlingssymphonie«
8 »Ein Stück Leben widergespiegelt« ROBERT SCHUMANN: 3. SYMPHONIE »RHEINISCHE« HOFFNUNG AUF DÜSSELDORF HEILSAMER ORTSWECHSEL »›Die kleine Stadt‹ am Rhein begrüßt ihn auf Vorangegangen waren die Dresdner Jahre dem Bahnhof mit Chor, Fanfaren und Hono- mit Clara und den Kindern, in denen sich ratioren. Er hat das Gefühl, nach einer sehr Schumanns physischer und psychischer langen und beschwerlichen Reise angekom- Zustand mehrfach krisenhaft zugespitzt men zu sein. Was ihm zusetzte, die Stim- hatte. Nachdem auch die finanzielle Situati- men, die Schwächen, die Schmerzen, on der Familie immer prekärer wurde – Schu- scheint spurlos vergangen. Mit den Musi- mann konnte im Dresdner Musikleben nicht kern, die von seinen Vorgängern, Mendels- recht Fuß fassen und hatte als Dirigent der sohn und Hiller, vorzüglich ausgebildet wur- dortigen Liedertafel nur eine zweitrangige den, kommt er zurecht. Und er komponiert Stellung inne –, hielt er Ausschau nach Al- jeden Tag. Nicht einmal das Rheuma vermag ternativen. Der Vorschlag des Dirigenten ihn so zu beunruhigen, dass er die Arbeit und Komponisten Ferdinand Hiller, der seit unterbricht. In einem Monat entsteht seine langem mit Schumann befreundet war, in 3. Symphonie, die ›Rheinische‹. In den Sät- seiner Nachfolge den Posten als Städtischer zen des ausholenden und feierlichen Wer- Musikdirektor in Düsseldorf anzutreten, kam kes unterläuft eine Bewegung die Struktu- da – trotz mancher Bedenken – gerade ren, die Motive, und im Finale sammelt sich recht: »Sehr schwer wird uns die Trennung diese heftige, der Musik ihren unregelmäßi- von unserm Sachsenland werden, – und gen Puls mitteilende Unruhe in einem strah- doch ist’s auch heilsam, aus dem gewohn- lenden Thema in H-Dur.« Mit diesen Worten ten Kreislauf der Verhältnisse einmal wieder leitet der Schriftsteller Peter Härtling in sei- zu neuen überzugehen!« (Brief an Hiller vom nem 1996 erschienenen Roman »Schu- 19. November 1849). manns Schatten« das Kapitel über die Düs- seldorfer Zeit des Komponisten ein. ABSTECHER NACH KÖLN Im Herbst 1850 zogen die Schumanns nach Düsseldorf um. Tagebucheintragungen Clara Schumanns belegen, dass sie und ihr Mann
9 in der ersten Düsseldorfer Zeit ausgiebig die vität nieder: In wenigen Monaten entstan- Umgebung erkundeten. Sie unternahmen den das Violoncello-Konzert sowie die Schiffsfahrten auf dem Rhein und besichtig- »Rheinische Symphonie«, chronologisch die ten den seit 1842 in seiner letzten Bauphase 4. Symphonie Schumanns, der offiziellen befindlichen Kölner Dom. Dass Schumann Zählung nach jedoch das dritte Werk dieser von den Düsseldorfer Verhältnissen begeis- Gattung, dem 1851 eine überarbeitete Versi- tert war, schildert anschaulich ein Brief an on der frühen d-Moll-Symphonie als sog. den befreundeten Geiger Joseph von Wasie- »Vierte« folgte. Die 3. Symphonie verrät lewski: »Dass Ihnen das hiesige musikalische spürbar den Elan des Neubeginns, und wie gesellige Leben sehr zusagen würde, schon ihre knappe Entstehungszeit vom glaube ich gewiß. Ich bin davon im höchsten 2. November bis zum 9. Dezember 1850 Grade erfreut und überrascht, einmal von der lässt ahnen, wie schnell und leicht Schu- Tüchtigkeit der Kräfte, namentlich des Chors, mann die Arbeit von der Hand ging. Am 6. dann von der Bildung des Publikums, das nur Februar 1851 führte der Komponist in einem gute Musik will und liebt!« (Brief vom 20. Sep- Düsseldorfer Abonnementkonzert seine No- tember 1850). vität mit großem Erfolg auf. ELAN DES NEUBEGINNS »RHEINISCHES LEBEN« Die Aufbruchsstimmung schlug sich bei Und bereits am Tag nach der Uraufführung Schumann sofort in schöpferischer Kreati- findet man in der »Rheinischen Musik- Zeitung« die Metapher vom »rheinischen Leben«. Zum programmatischen Titel war es also nicht mehr weit, und auch die Rezepti- onsvorgaben für den vierten Satz wurden hier festgeschrieben: »Wir sehen gothische Dome, Prozessionen, stattliche Figuren in den Chorstühlen, Posaunen, wie drei behä- BLICK INS LEXIKON ROBERT SCHUMANN Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische« Lebensdaten des Komponisten geboren am 8. Juni 1810 in Zwickau; gestorben am 29. Juli 1856 in Endenich bei Bonn Entstehung vom 2. November bis 9. Dezember 1850 Uraufführung Eduard Bendemann: Robert Schumann, Kohle- am 6. Februar 1851 in Düsseldorf zeichnung nach einer Daguerreotypie von 1850 Robert Schumann: 3. Symphonie »Rheinische«
10 bige Prälaten den Segen ertheilend, worauf in einem Brief vom 19. März 1851 an den Ver- es wieder wie Orgelklang leise zurückwallt.« leger Simrock in Bonn: »Es hätte mich ge- Wasielewskis Schumann-Biographie, die freut, auch hier am Rhein ein größeres Werk 1858 in Dresden erschien, festigte den To- erscheinen zu sehen, und gerade diese pos von der »Rheinischen« endgültig und Symphonie, die vielleicht hier und da ein verbreitete erstmals die Legende, Schu- Stück Leben widerspiegelt.« Auf diese Wei- mann sei durch den Besuch des Kölner se ist heute die Rezeptionsgeschichte der Doms zur Komposition des (nachträglich Symphonie, die seither als »Rheinische« eingefügten) vierten Satzes inspiriert wor- gehört wird, Teil ihrer Werkgestalt. Das den. »Die Symphonie in Es-Dur könnte man »Rheinische« bildet sozusagen die »Folie«, im eigentlichen Sinne des Wortes ›die Rhei- um mit Schumann zu sprechen, vor der die nische‹ nennen, denn Schumann erhielt Komposition gehört wird. seinen Äußerungen zufolge den ersten An- stoß zu derselben durch den Anblick des 1. SATZ: ENERGISCHER ZUGRIFF Cölner Domes.« Zum ersten und einzigen Mal verzichtet LOKALKOLORIT ZUM MITHÖREN Schumann in einem symphonischen Kopf- satz auf eine langsame, das eigentliche Ge- Auch wenn der Beiname des Werks nicht auf schehen vorbereitende Introduktion. Sozu- ihn selbst zurückgeht, vollzog sich der Re- sagen »ohne Vorwarnung« beginnt die Sym- zeptionsprozess in eine Richtung, die Schu- phonie mit einem signalartigen Hauptthema, mann offenbar vertreten konnte. So heißt es das schwungvoll einen weitgespannten Der Kölner Dom im Bau (1851) Robert Schumann: 3. Symphonie »Rheinische«
11 Melodiebogen umschreibt. Der energische ten. Stattdessen erklingt nun das als Ländler Impetus und die Überzeugungskraft des gehaltene Scherzo. Der volkstümliche Cha- Themas resultieren aus dem auftrumpfend rakter dieses Satzes hat die Legende ge- punktierten Rhythmus der Melodie, die mit nährt, Schumann habe hier das Leben am großen Intervallsprüngen einen weiten Am- Rhein und die romantische Begegnung mit bitus durchmisst. Was sich beim Hören zu- dem Landvolk kompositorisch reflektiert. nächst nur unterschwellig mitteilt, sind die Dieser Eindruck liegt in dem gemächlich metrischen Verschiebungen zwischen dem sich wiegenden Dreiertakt begründet und walzerartigen Dreiviertel-Takt und dem an noch mehr in der von einfachen Dreiklängen einen Marsch erinnernden Dreihalbe-Takt. beherrschten Melodik. Eine leichte Ein Der Wechsel des Metrums bewirkt eine aus- trübung erfährt der tänzerische Tonfall des greifendere, großzügigere Bewegung und dreiteiligen Satzes durch den in a-Moll ste- – auf den ganzen Satz bezogen – eine Ex- henden Mittelteil, in dem die Bläser wie von pansion der symphonischen Entwicklung. fern herüberklingen, bevor der Ländler des Beginns leicht verändert wiederkehrt. Der Fluss der Gedanken in diesem Sonaten- hauptsatz – mit einem lyrischen zweiten 3. SATZ: PASTORALE IDYLLE Thema in Moll und einer vom Hauptthema dominierten Durchführung – büßt an keiner Der ungewöhnlich kurze langsame Satz be- Stelle seinen mitreißenden Schwung ein. tont sein pastorales Ambiente von Anfang Kurz vor der eigentlichen Reprise kehrt das an durch eine reduzierte Instrumentation: Hauptthema synkopiert und in breiter Ver- Holzbläser fungieren als melodietragende größerung in den Hörnern wieder, was ihm Instrumente, von den Hörnern gelegentlich an dieser Stelle eine fanfarenartige Signal- sanft abgetönt und begleitet von den Strei- wirkung verleiht. chern. In Anlehnung an die im 19. Jahrhun- dert gängigen Charakterstücke könnte man 2. SATZ: SCHERZO MIT LÄNDLER diese pastorale Idylle auch als eine Art »Nocturne« bezeichnen. Dazu trägt vor al- Traditionsgemäß wäre an zweiter Stelle ei- lem ein typisch Schumann’sches Stilmittel ner Symphonie der langsame Satz zu erwar- bei: das Heraufbeschwören einer Aura der Erinnerung – der Erinnerung an Vergange- ZITAT nes. »Ich drückte die Augen zu, um den ersten Anblick des Vaters Rhein mit 4. SATZ: POLYPHONE STRENGE ganzer, voller, nüchterner Seele genießen zu können – Und wie ich sie Vor dem heiter-beschwingten Finale fügte aufschlug, lag er vor mir, ruhig, still, Schumann nachträglich als vierten Satz eine ernst und stolz wie ein alter deut- höchst ungewöhnliche Komposition ein: scher Gott, und mit ihm der ganze eine kunstvolle Fuge, gespickt mit allen Raf- blühende Rheingau mit seinen Ber- finessen polyphoner Satzkunst. Damit bricht gen, Tälern und Rebenparadiesen.« Schumann mit der im 19. Jahrhundert gel- tenden Gattungsnorm der Viersätzigkeit, die der 19-jährige Robert Schumann die übliche Satzfolge: Sonatenhauptsatz – in einem Reisebericht Langsamer Satz – Scherzo – Finale umfass- Robert Schumann: 3. Symphonie »Rheinische«
12 te. Dramaturgische Absicht des Komponis- Polyphonie beschäftigt hatte, weist sich mit ten war es dabei möglicherweise, dem viel- dieser Komposition als vollendeter Kontra- versprechenden, mitreißenden Kopfsatz ein punktiker aus, der die archaische Strenge annähernd überzeugendes Pendant gegen- der Imitationen und Mensuren ebenso be- überzustellen, d. h. einen Satz, der mit sei- herrschte wie die hochexpressive Aus- ner »Erhabenheit« und thematischen Dichte drucksgebärde der Vergrößerungen, Ver- der organischen Einheit des Kopfsatzes ein kleinerungen und Engführungen. Gegengewicht bieten und das Finale von dieser Bürde entlasten konnte. 5. SATZ: FINALE MIT FANFAREN Die ursprüngliche Überschrift »Im Character Der Übergang zum Schlusssatz wird durch der Begleitung einer feierlichen Ceremonie« eine Blechbläser-Fanfare in H-Dur vorberei- hatte Schumann bei Drucklegung des Wer- tet, die unvermittelt in das Ende des vierten kes wohlweislich gestrichen; aber mit oder Satzes hineinfährt. Das Finale selbst ist ohne poetischem »Fingerzeig« signalisiert als beschwingter Sonatensatz mit bewegt- der aus mehreren Durchführungen des Fu- heiterem ersten Thema und marschartigem genthemas bestehende Satz den Eintritt zweiten Hornthema gestaltet. Mit Reminis- des Sakralen. Die Posaunen, die hier erst- zenzen volkstümlicher Elemente schafft mals zum Einsatz kommen, intonieren zu- Schumann Verbindungen zum Vorausge- sammen mit den Hörnern das Fugenthema gangenen. Ungewöhnlich erscheint schließ- im Charakter eines Bach-Chorals. Schu- lich, dass im Verlauf der Durchführung er- mann, der sich in Dresden intensiv mit Bachs neut die entlegene Tonart H-Dur angesteu- ert wird, die bereits im ersten und vierten Satz angeklungen war. BLICK INS LEXIKON Hemiole Unter Hemiole versteht man das Um- schlagen eines zweimal dreiteiligen Taktes in einen dreimal zweiteiligen Takt. Dabei verschiebt sich die Beto- nung von den Zählzeiten 1 und 4 auf die Zählzeiten 1, 3 und 5. Im ersten Satz von Schumanns 3. Symphonie wird das im 3/4-Takt stehende Thema zunächst hemiolisch in Zweier-Gruppen geglie- dert. Erst nach Takt 6 kehrt Schumann zur taktmäßigen Betonung zurück, um im Takt 14 wieder zu Hemiolen zu wechseln. Durch diese Rhythmisierung scheint das erste Thema nicht in sich ruhen zu kön- nen, was dem Satz Lebhaftigkeit und Ankündigungsplakat zur Uraufführung der dynamischen Schwung verleiht. 3. Symphonie Robert Schumann: 3. Symphonie »Rheinische«
13 An dieser Stelle bricht ein neues fanfaren- gültigen Ausbruch der Krankheit eine Sym- artiges Thema durch, das in der Blechbläser phonie der Lebensbejahung entstanden ist. episode vom Schluss des vorigen Satzes Diese »positive« Musik verbiete es, so Peter bereits angedeutet worden war. Zur Apo- Gülke, »sie lediglich als Ausnahme von der theose gesteigert, erklingt es nach einer Regel eines resignativ eingezogenen Spät- unerhörten Modulation in der Tonika Es-Dur werks anzusehen. Der Zusammenhang, in und nimmt auf diese Weise dem Eintritt der den sie gehört, macht sie in ihrer Positivität Reprise jegliches Gewicht – das »Ereignis« zu einem herausfordernden, wenn nicht ist der Durchbruch der Fanfare, nicht die aggressiven Werk.« thematische Zusammenfassung des Satzes in Gestalt der Reprise. Kurz vor Ende scheint Regina Back zudem das Fugenthema aus dem vierten Satz noch einmal auf, was die enge Zusam- mengehörigkeit der beiden letzten Sätze unterstreicht. HERAUSFORDERNDE POSITIVITÄT Der Reichtum an musikalischen Gestalten, das novellistische Nebeneinander verschie- denster Genres und nicht zuletzt ihre Fünf- sätzigkeit haben der Symphonie immer wie- der den Vorwurf der Heterogenität und man- gelnden Einheit eingebracht. Und in der Tat lassen sich zumindest die drei Mittelsätze als Genrebilder verstehen, die jeweils unter- schiedliche Sphären berühren: Der zweite Satz steht dem bodenständigen Leben am nächsten, der dritte ist ihm als romantische »Nocturne« am weitesten entrückt, der vier- te gibt als spirituell gefärbte und »erhabene« Musik dem Feierlichen Profil. Schumanns ästhetische Maxime des Poetischen, in der »die Phantasie der Fuge schwesterlich die Hand« geben, die verschiedenen Stilmittel sich folglich ergänzen sollen, ist in der »Rheinischen« exemplarisch ausgeführt. Vergegenwärtigt man sich noch einmal Schumanns Lebensumstände, seinen Ge- sundheitszustand und die Depressionen, die – wie man heute weiß – Symptome einer progressiven Paralyse waren, erscheint es um so erstaunlicher, dass kurz vor dem end- Robert Schumann: 3. Symphonie »Rheinische«
14 Pablo Heras-Casado DIRIGENT tra auf Tournee. Er debütiert mit dem Pitts- burgh Symphony Orchestra und dem Orches tre symphonique de Montréal und kehrt als Ehrendirigent zum Orchestra of St. Luke’s, dessen Chefdirigent er von 2011 bis 2017 war, in die Carnegie Hall zurück. Im Januar 2019 dirigierte er Wagners »Das Rheingold« im Teatro Real in Madrid, das damit seinen ersten kompletten Ringzyklus startete. Für seine CD-Einspielungen wurde er mehr- fach ausgezeichnet, u. a. erhielt er dreimal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik sowie zweimal den Diapason d’Or. 2018 brachten die Münchner Philharmoniker zu- Der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado sammen mit Pablo Heras-Casado und dem ist regelmäßig zu Gast bei den großen inter- Pianisten Javier Perianes ein Bartók-Album nationalen Orchestern. Er ist Direktor des heraus. Granada Festivals und Erster Gastdirigent des Teatro Real in Madrid. Als Operndirigent Pablo Heras-Casado, der vom Magazin war er sehr erfolgreich an der Metropolitan »Musical America« 2014 zum Dirigenten des Opera in New York, beim Festival d’Aix-en- Jahres gekürt wurde, ist Träger der Medalla Provence, im Festspielhaus Baden-Baden de Honor der Stiftung Rodriguez-Acosta und sowie an der Staatsoper und der Deutschen Botschafter der Region Andalusien. Zudem Oper in Berlin tätig. engagiert er sich als Botschafter der spani- schen Wohltätigkeitsorganisation »Ayuda en In der aktuellen Saison ist Pablo Heras- Acción«, welche Armut und Ungleichheit in Casado »Spotlight Artist« der NTR Matinée- der Welt bekämpft. Im Februar 2012 wurde Reihe im Amsterdamer Concertgebouw. ihm von seiner Heimatstadt Granada, deren Außerdem dirigiert er das Radio Filharmo- Ehren-Botschafter er ist, die Ehrenmedaille nisch Orkest sowie das Freiburger Barock »Medalla de Oro al mérito en las Bellas Ar- orchester und das Mahler Chamber Orches tes« verliehen. Der Künstler
16 Erste Konzert reise in die UdSSR zusammen mit Berufung Sergiu Rudolf Kempe – Celibidaches Dmitrij Schosta- zum General kowitsch sitzt musikdirektor im Publikum der Landes- der Moskauer hauptstadt Konzerte OB Georg Krona München witter setzt den ersten Spaten- Gründung des stich zum Bau Vereins »Freunde des Gasteigs und Förderer der Münchner Philharmoniker« Herbst 01.04. 19.06. 1974 1978 1979 1983 1975 1979 1979 1983 Oktober 20.09. 14.02. 03.02. Uraufführung der Erstfassung Der Gasteig von Bruckners feiert Richtfest 4. Symphonie anlässlich des Sergiu Celibidache »Bruckner- dirigiert erstmals Celibidache Festes« in Linz die Münchner dirigiert in zwei unter Leitung Philharmoniker denkwürdigen von Kurt Wöss Konzerten Bruckners 8. Symphonie in der Lukaskirche Die Jahre 1970 bis 1996
17 Die Münchner Philharmoni- ker begleiten Konzertreise als Botschafter mit Sergiu Deutschlands Celibidache Erstes Konzert Bundeskanzler nach Süd Witold im Gasteig – die Helmut Kohl amerika mit Lutosławski Münchner Phil- nach Moskau Konzerten in steht erstmals harmoniker be- am Pult der Buenos Aires, ziehen nach über Münchner São Paolo und 40 Jahren wieder Philharmoniker Rio de Janeiro einen eigenen und dirigiert Konzertsaal ausschließlich eigene Werke Oktober Oktober 10.01. 10.11. 1985 1988 1990 1993 1988 1988 1991 1996 25.04. Herbst 13.07. 14.08. Sergiu Celibidache stirbt im Alter von 84 Jahren Das Kammer- orchester der Münchner Philharmoniker Luigi Nono leitet wird gegründet die Uraufführung und konzertiert Christian Thiele seiner Komposition seitdem regelmä- mann dirigiert »Caminantes … ßig im In- und zum ersten Mal Ayacucho« Ausland die Münchner Philharmoniker Die Jahre 1970 bis 1996
18 »FANFARE« EIN GESCHENK ZUM 125. GEBURTSTAG DER MÜNCHNER PHILHARMONIKER Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Münchner Phil- harmoniker hat Spielfeld Klassik ein Musikprojekt realisiert, das eine Brücke zwischen traditionellem Repertoire und Neuinterpretation schlägt. Angelehnt an das namensglei- che Projekt des Royal Opera House in London fand in der vergangenen Spielzeit der Kompositionswettbewerb »Fan- fare« statt. Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren waren aufgerufen, eine dreistimmige Fanfare zu komponieren, die ein zentrales Motiv aus dem Kernrepertoire der Münchner Philharmoniker verarbeitet. Aus einer Vielzahl an Einsen- dungen wurden eine Nachwuchskomponistin und drei Nachwuchskomponisten zu einem Workshop eingeladen, bei welchem die eigenen eingereichten Kompositionen zu Werken für großes Symphonieorchester arrangiert wurden. Die Aufnahme der vier Fanfaren mit den Münchner Philhar- monikern unter der Leitung von Krzysztof Urbański vollen- dete unser Projekt. Diese Fanfaren werden nun außerhalb des Konzertsaals zum Klingen gebracht und ersetzen den ursprünglichen Pausengong im Foyer der Philharmonie bei Konzerten der Münchner Philharmoniker. Ganz nach dem Motto des 125-jährigen Jubiläums: »Großes Hören.« »Fanfare«
19 Konstantin Egensperger (13) ist der jüngste Robin Stenzl (18) ist mit Soul und Blues groß Gewinner des Kompositionswettberbs »Fan- geworden – daran ist auch seine Fanfare zu fare«. Seine urspünglich eingereichte Kom- erkennen. Sie bezieht sich auf das Motiv der position für Streichensemble bezieht sich auf 7. Symphonie von Beethoven aus dem das Anfangsmotiv der 9. Symphonie von 3. Satz. Robin erhält seit seinem 6. Lebens- Ludwig van Beethoven aus dem 2. Satz. Viel- jahr Schlagzeugunterricht und erlernt seit seitig musikalisch am Violoncello und Klavier, einigen Jahren autodidaktisch E-Gitarre und in der Kammermusik und beim Komponieren Klavier. In der Musikschulband der Musik- aktiv, erhielt er bereits einige Preise und Aus- schule Vaterstetten und weiteren Forma- zeichnungen, u. a. beim Steinway-Klavier- tionen war und ist er als Schlagzeuger und spiel-Wettbewerb und dem Kompositions- E-Gitarrist aktiv. wettberb der Hochschule für Musik und Theater München 2016. Johannes Wiedenhofer (13) wählte als Grund- lage seiner Fanfare das Anfangsmotiv aus der Elisabeth Fußeder (18) überzeugte ebenfalls 8. Symphonie von Gustav Mahler. Dieses von die Jury mit ihrer Fanfare, die sich gleich auf den Münchner Philharmonikern unter der Lei- zwei Anfangsmotive bezieht – den 2. Satz tung des Komponisten 1910 uraufgeführte der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven Werk stellt zusätzlich einen besonderen Be- und den 1. Satz aus der 4. Symphonie von zug zu unserem Orchester her. Neben seiner Anton Bruckner. Neben jahrelangem Klavier- Tätigkeit als Sänger in der Domkantorei Frei- unterricht ist sie als Sängerin in der Domkan- sing spielt Johannes Klavier und entdeckte torei Freising aktiv, woraus sich das Vokalen- vor vier Jahren seine Begeisterung für das semble »Chiave« gründete, dem Elisabeth Komponieren. Als Komponist wurde er be- angehört. Hierfür erhielt sie schon viele Aus- reits mehrfach ausgezeichnet, u. a. bei »Ju- zeichungen, u. a. beim Bundeswettbewerb gend komponiert Bayern 2018«, ausgerichtet »Jugend musiziert«. von »Jeunesse musicales«. v.l.n.r.: Konstantin Egensperger, Elisabeth Fußeder, Robin Stenzl und Johannes Wiedenhofer »Fanfare«
20 Freitag Donnerstag 22_03_2019 20 Uhr 3. Abo k4 04_04_2019 20 Uhr 5. Abo b Samstag Freitag 23_03_2019 19 Uhr 5. Abo d 05_04_2019 20 Uhr 6. Abo c Samstag WOLFGANG RIHM 06_04_2019 19 Uhr 5. Abo f »Transitus III« für Orchester, Auftragswerk der Münchner Philharmoniker WITOLD LUTOSŁAWSKI ANTON BRUCKNER »Mała suita« (Kleine Suite) Symphonie Nr. 4 Es-Dur ANTONÍN DVOŘÁK »Romantische« Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53 VALERY GERGIEV Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 Dirigent »Aus der Neuen Welt« KRZYSZTOF URBAŃSKI Dirigent JOSHUA BELL Violine Montag 25_03_2019 20 Uhr 3. Abo g4 Dienstag 26_03_2019 20 Uhr 3. Abo h4 PETER I. TSCHAIKOWSKY Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll op. 23 DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 47 VALERY GERGIEV Dirigent RUDOLF BUCHBINDER Klavier Vorschau
21 Sonntag Mittwoch 07_04_2019 11 Uhr 10_04_2019 20 Uhr 5. Abo a Donnerstag 6. KAMMERKONZERT 11_04_2019 20 Uhr 4. Abo e4 Festsaal, Münchner Künstlerhaus Samstag 13_04_2019 19 Uhr 6. Abo d »Flautando« GUSTAV MAHLER JAKOB STILLMARK Fünf Lieder für Sopran und Orchester nach »Wacht«, Auftragswerk der Texten von Friedrich Rückert Münchner Philharmoniker ANTON BRUCKNER JOSEPH HAYDN Symphonie Nr. 5 B-Dur Trio für Flöte, Violoncello und Klavier D-Dur Hob. XV:16 VALERY GERGIEV FRANCIS POULENC Dirigent Trio op. 43 ANJA HARTEROS FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Sopran Klaviertrio d-Moll op. 49 HERMAN VAN KOGELENBERG Flöte FLORIS MIJNDERS Violoncello Donnerstag JELGER BLANKEN 25_04_2019 20 Uhr 6. Abo b Klavier Freitag 26_04_2019 20 Uhr 7. Abo c Samstag 27_04_2019 19 Uhr 6. Abo f ROBERT SCHUMANN Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61 Symphonie Nr. 4 d-Moll op. 120 PABLO HERAS-CASADO Dirigent Vorschau
22 Die Münchner Philharmoniker CHEFDIRIGENT VALERY GERGIEV EHRENDIRIGENT ZUBIN MEHTA 1. VIOLINEN Namiko Fuse Lorenz Nasturica-Herschcowici, Qi Zhou Konzertmeister Clément Courtin Julian Shevlin, Konzertmeister Traudel Reich Odette Couch, stv. Konzertmeisterin Asami Yamada Iason Keramidis, stv. Konzertmeister Johanna Zaunschirm Claudia Sutil Philip Middleman BRATSCHEN Nenad Daleore Jano Lisboa, Solo Peter Becher Burkhard Sigl, stv. Solo Regina Matthes Gunter Pretzel Wolfram Lohschütz Wolfgang Berg Martin Manz Beate Springorum Céline Vaudé Konstantin Sellheim Yusi Chen Julio López Florentine Lenz Valentin Eichler Vladimir Tolpygo Julie Risbet Georg Pfirsch Victoria Margasyuk VIOLONCELLI Michael Hell, Konzertmeister 2. VIOLINEN Floris Mijnders, Solo Simon Fordham, Stimmführer Stephan Haack, stv. Solo Alexander Möck, Stimmführer Thomas Ruge, stv. Solo IIona Cudek, stv. Stimmführerin Herbert Heim Matthias Löhlein Veit Wenk-Wolff Katharina Reichstaller Sissy Schmidhuber Nils Schad Elke Funk-Hoever Clara Bergius-Bühl Manuel von der Nahmer Esther Merz Isolde Hayer Katharina Schmitz Sven Faulian Ana Vladanovic-Lebedinski David Hausdorf Bernhard Metz Joachim Wohlgemuth Das Orchester
23 KONTRABÄSSE Mia Aselmeyer Sławomir Grenda, Solo Tobias Huber Fora Baltacıgil, Solo Alexander Preuß, stv. Solo TROMPETEN Holger Herrmann Guido Segers, Solo Stepan Kratochvil Florian Klingler, Solo Shengni Guo Bernhard Peschl, stv. Solo Emilio Yepes Martinez Markus Rainer Ulrich von Neumann-Cosel Nico Samitz Umur Kocan POSAUNEN FLÖTEN Dany Bonvin, Solo Michael Martin Kofler, Solo Matthias Fischer, stv. Solo Herman van Kogelenberg, Solo Quirin Willert Burkhard Jäckle, stv. Solo Benjamin Appel, Bassposaune Martin Belič Gabriele Krötz, Piccoloflöte TUBA Ricardo Carvalhoso OBOEN Ulrich Becker, Solo PAUKEN Marie-Luise Modersohn, Solo Stefan Gagelmann, Solo Lisa Outred Guido Rückel, Solo Bernhard Berwanger Kai Rapsch, Englischhorn SCHLAGZEUG Sebastian Förschl, 1. Schlagzeuger KLARINETTEN Jörg Hannabach Alexandra Gruber, Solo Michael Leopold László Kuti, Solo Annette Maucher, stv. Solo HARFE Matthias Ambrosius Teresa Zimmermann, Solo Albert Osterhammer, Bassklarinette FAGOTTE Raffaele Giannotti, Solo Jürgen Popp ORCHESTERVORSTAND Johannes Hofbauer Matthias Ambrosius Jörg Urbach, Kontrafagott Konstantin Sellheim Beate Springorum HÖRNER Matias Piñeira, Solo INTENDANT Ulrich Haider, stv. Solo Paul Müller Maria Teiwes, stv. Solo Alois Schlemer Hubert Pilstl Das Orchester
24 IMPRESSUM TEXTNACHWEISE BILDNACHWEISE Herausgeber: Einführungstexte: Wolfgang Abbildungen zu Robert Direktion der Münchner Stähr, Regina Back. Nicht Schumann: Ernst Burger Philharmoniker namentlich gekennzeichne- (Mitarbeit: Gerd Nauhaus), Paul Müller, Intendant te Texte und Infoboxen: Robert Schumann – Eine Kellerstraße 4 Christine Möller. Künstler- Lebenschronik in Bildern 81667 München biographie: nach Agentur- und Dokumenten, Mainz Redaktion: vorlage. Alle Rechte bei den 1998; wikimedia commons. Christine Möller Autorinnen und Autoren; Kü n s tl e r p h oto g ra p h i e n: Corporate Design jeder Nachdruck ist seitens Daio Acosta (Heras-Casa- und Titelgestaltung: der Urheber genehmigungs- do). Geviert, Grafik & und kostenpflichtig. Typografie München geviert.com Graphik: dm druckmedien gmbh München Druck: Gebr. Geiselberger GmbH Martin-Moser-Straße 23 84503 Altötting Gedruckt auf holzfreiem und FSC-Mix zertifiziertem Papier der Sorte LuxoArt Samt Impressum
Abonnentenorchester der Münchner Philharmoniker Peter Tschaikowsky: Violinkonzert D-Dur op. 35 Sätze aus dem Ballett : „Schwanensee“ op. 20 „Nussknacker“ op.71 Violine: Julian Shevlin Balett: Ballettensemble der Musikschule Gilching Choreo.: Hannelore Husemann-Sieber Leitung: Heinrich Klug Karten 16/21/25/30 € incl. VVK-Gebühr bei München Ticket 05. Mai 2019, 19 Uhr und allen bekannten Vorverkaufsstellen Prinzregententheater
’18 ’19
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