Rolle der sozialadministrativen Bedingungen des Erhalts von
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D B Dr. Bernard dBBraun, U Universität i ität B Bremen, Z Zentrum t fü für S Sozialpolitik i l litik Rolle der sozialadministrativen Bedingungen di d des Erhalts h l von Sozialleistungen Vortrag auf dem Workshop „Fragen zum Bedarfsfeststellungsverfahren der Sozialleistungsträger“ der Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS) des Universitätsklinikums Freiburg am 26. 26 / 27.6.2009 27 6 2009 in Freiburg (Brsg.) (Brsg )
Bedeutung der Sicht- und Handlungsweisen, der Organisation von Sozialversicherungsträgern i l i h ä und d der d systematischen i h Politikfolgen- li ikf l oder Normumsetzungsforschung für die Versorgungswirklichkeit Bedeutung des „Interesses der Organisation an sich selbst“ (Offe) oder des „institutionellen Eigenlebens“ und der durch unterschiedliche Erwartungen entstehenden „institutionellen institutionellen Inkonsistenz“ Inkonsistenz (Fuchs 2008) bekannte Bedeutung der eigenständigen, d.h. auch bedarfs- und situationsentkoppelten Rolle von „Deutungsmustern“ oder professionellen Normalitätsannahmen bei der Regelungen von Übergängen von jung zu alt, gesund zu krank etc. (DFG-SFB 186 „Statuspassagen“) trotzdem gibt es konkret für den Sozialleistungsbereich nur wenige organisationssoziologische und versorgungsstrukturelle Studien und/oder plausible Beobachtungen zur Existenz und Wirksamkeit derartiger Faktoren und Dynamiken auf der Makroebene es gibt aber nur sehr wenige empirisch detaillierte Studien über die Auswirkungen g g auf der Mikroebene der Leistungsgewährung g oder -verweigerung g g und über den Umfang und die Spezifika/Selektivität der sich z.B. daraus ergebenden „Streitigkeiten“ zwischen Sozialverwaltung und Versicherten („Was kommt subjektiv j bei Versicherten an?“))
Beispiele der eigenständigen Bedeutung von V Verwaltungsselbstverständnissen lt lb t tä d i undd -handlungen h dl fü für die Reha/SGB IX-Versorgungswirklichkeit „gemeinsame Servicestellen (GS)“: „Das Instrument ... funktioniert in der Praxis kaum oder gar nicht. ... Keine Kritik an den Mitarbeitern ... Vielfach V Vorgesetzte t t undd die di Führungsebene Füh b die di Arbeit A b it der d GS nicht i ht fördern fö d b bzw. diese sogar blockieren“ (BAR-Bericht zu GS 2007 - Sicht der Behindertenverbände) „Integrationsfachdienste (IFD)“: „Die Rehabilitationsträger haben IFD bislang noch nicht in einem erheblichen Umfang in Anspruch genommen.“ (BR B i ht 2004) - „Daneben (BR-Bericht D b iistt ffestzustellen, t t ll d dass IFD bi bislang l nur iin sehr geringem Umfang von den Arbeitsagenturen, den Arbeitsgemeinschaften und den zugelassenen kommunalen Trägern mit der Vermittlung arbeitsloser schwerbehinderter Menschen beauftragt wurden.“ (BR-Bericht 2007)
Beispiele der eigenständigen Bedeutung von V Verwaltungsselbstverständnis lt lb t tä d i und d -handeln h d l füfür di die R Reha- h Versorgungswirklichkeit „Gemeinsame Empfehlungen (GE)“: GE „erreichen nicht den Grad der Konkretisierung, der notwendig dafür wäre, dass sie der Praxis wesentliche tli h Hilf Hilfestellung t ll bieten bi t könnten kö t ... T Träger ä nur sehr h selten lt bbereit it sind, Abgrenzungsfragen einvernehmlich zu klären“. (BR-Bericht 2007) „persönliches persönliches Budget PB)“: PB) : trägerübergreifende Budgets selten und „das das breite Spektrum der nach den gesetzlichen Regelungen budgetfähigen Leistungen konnte im Rahmen der Modellerprobung nicht annähernd ausgeschöpft hö ft werden.“ d “U Und dddas gesamtet PB stellt t llt „eine i b besondere d Herausforderung an die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Kosten- und Leistungsträgern“ (Begleitforschung 2007)
R ll der Rolle d VVerwaltungsroutinen lt ti „Dabei wird belegt, dass Ursache für die nach Inkrafttreten des SGB IX weiterhin bestehenden Schnittstellenprobleme im Bereich der GKV nicht d gegliederte das li d t System S t an sich i h ist i t oder d dass d Rechtsgrundlagen R ht dl fehlen. Überwiegende Ursache ist vielmehr die vielmehr die nicht adäquate Umsetzung der rechtlichen Anforderungen durch die Akteure der GKV.“ (Gerhard Igl im Vorwort zu Harry Fuchs 2008)
Studie I: Gebührenrecht im sozialgerichtlichen Verfahren (2008: Auftraggeber BMAS) Literatur und Statistikanalysen Expertengespräche (je 20 Personen) Richterinnen und Richter der Sozialgerichtsbarkeit g Prozessvertreter und Berater Sozialleistungsträger Befragungen Alle Richterinnen und Richter der SG und LSG (N = 1.538), 67,1% Rücklauf Klägerinnen und Kläger (N = 1.500) an 14 Gerichten (11 SG, 3 LSG), 23,6% Rücklauf
GKV: Vom Widerspruch zur Klage 2006 - I (Statistikanalysen) 137.641 Widersprüche (dritthöchster Wert seit 1997); ein neues Widerspruchsverfahren auf 508 Versicherte (0,2%) 155.361 Widersprüche erledigt davon: 35.449 durch Abhilfe der Kasse 30.906 Erledigung durch Rücknahme 78.803 78 803 Erledigung E l di durch d h formellen f ll Widerspruchsbescheid Wid h b h id eines i Widerspruchsausschusses Bei Widerspruchsbescheiden waren 6 6.156 156 Versicherte/Fälle voll erfolgreich und in 678 Fällen teilweise erfolgreich aber 71.469 Bescheide waren abschlägig = Erfolgsquote von 27% Hinweis: Inzidenz rechtsförmiger Streitigkeiten kann wegen möglicher mehrerer Streitigkeiten pro Person nicht verlässlich benannt werden
GKV: Vom Widerspruch zur Klage 2006 - II (Statistikanalysen) 33.829 Klagen von GKV-Versicherten bei Sozialgerichten= doppelt so viel wie 1997; ein neues Klageverfahren auf 2.069 Versicherte (0,05%) 35.722 Klagen von GKV-Versicherten wurden 2006 bei Sozialgerichten bearbeitet davon: 6.390 Beendigung durch Entscheidung, 2.866 mit einem gerichtlichem Vergleich, 4.130 mit einer angenommenen Anerkenntnis der Kasse,, dass Klage g begründet g war und 12.355 mit Rücknahme der Klage = Erfolgsquote 35%
PV: Vom Widerspruch zur Klage 2006 - I (Statistikanalysen) 66.970 Widersprüche (relativ konstantes Niveau seit Einführung der PV) = Erfolgsquote 29% davon: 14.346 Widersprüche zurückgenommen 17.551 Abhilfe durch den PV-Träger g 31.463 Widerspruchsbescheide d davon: 1.223 1 223 voller ll Erfolg E f l für fü Versicherten V i h t 597 teilweiser Erfolg 29.643 kein Erfolg
PV: Vom Widerspruch zur Klage 2006 - II (Statistikanalysen) 7.743 Klagen bei Sozialgerichten (Werte stabil) = Erfolgsquote 44% davon: 1.302 1 302 Beendigung mit gerichtlicher Entscheidung 636 durch Vergleich 896 durch Erledigungserklärung 962 durch Anerkenntnis des PV-Trägers 2.391 durch Rücknahme durch Versicherten
Ursachen des Klageanstiegs: g g Richterbefragung g g
Indikatoren der Versichertenorientierung (Stichwort Versichertenbeteiligung): Klägerbefragung Subjektive S bj kti FFragen iin sozialmedizinisch i l di i i h intensiven Bereichen (Skala 1-4). KV PV RV UV VA alle Ernst genommen 1 84 1,84 1 45 1,68 1,45 1 68 1,81 1 81 1,66 1 66 1,63 1 63 Hilflos 3,18 2,60 3,16 2,56 2,94 3,00 ausgeliefert nur Indizienwirkung Keine Signifikanz geringe Fallzahlen
Studie: Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- undd Pfl Pflegekassen k undd ih ihren V Versicherten i h t (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Schriftliche Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 1.388 gesetzlich krankenversicherten Personen 20% (256) waren innerhalb der letzten zwei Jahre nicht mit einer Entscheidung ihrer GKV-Kasse GKV Kasse oder Pflegekasse einverstanden
Studie: Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- undd Pfl Pflegekassen k undd ih ihren V Versicherten i h t (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Gründe der nicht mit einer Entscheidung einverstandenen Versicherten: Zuzahlungen und Eigenbeteiligungen 131 (51%) Rehabilitations- und Vorsorgeleistungen 46 (18%) = ca. 3% von allen Befragten Gesundheitsförderung (14%) Fahrtkosten (11%) ( ) Beitragsangelegenheiten (11%) Genannt wurden 459 Gegenstände von Dissensen, Bonusprogramme (11%) Doppelnennung zz.B.B Zuzahlung zur Rehabilitation Krankengeld (6%) Pflegeleistungen (4%)
Studie: Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- undd Pfl Pflegekassen k undd ih ihren V Versicherten i h t (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Von den Versicherten, die einen Dissens mit ihrer Kasse hatten, haben 155 (62%) etwas unternommen, davon Gespräch mit Kassenmitarbeiter (85%) Briefwechsel (62%) Schriftlicher Widerspruch (49%) Förmliches Widerspruchsverfahren p ((19%)) Beschwerdestelle (19%) Einrichtung außerhalb der Kasse eingeschaltet (16%) Verfahren beim Sozialgericht (8%) Verfahren beim Sozialgericht mit Entscheidung (3%)
Studie: Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- undd Pfl Pflegekassen k undd ih ihren V Versicherten i h t (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Von 137 Versicherten, die den Konflikt mit der Kasse geführt haben, waren 52% erfolglos 28% teilweise erfolgreich 20% vollständig erfolgreich Keine signifikanten Unterschiede nach Streitgegenständen Ausnahme Pflegeleistungen (90% ganz oder teilweise erfolgreich)
Studie: Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- undd Pfl Pflegekassen k undd ih ihren V Versicherten i h t (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Erfolgsfaktoren der Konfliktführer: Schriftlichkeit: Wer einen Brief geschrieben hat hat, war zu 64% ganz oder teilweise erfolgreich, wer keinen Brief geschrieben hat nur zu 30% (signifikant auch bei multivariater Auswertung) Externe Hilfe: Wer externe Hilfe in Anspruch genommen hat, war zu 71% ganz oder teilweise erfolgreich erfolgreich, wer keine externe Hilfe in Anspruch genommen hat, nur zu 44%
Bedeutung der subjektiven Bedingung „chronisch krank“ fü Di für Dissens und d Di Dissensaktivität kti ität - I (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Chronisch Dissens mit Kasse Aktivwerden krank ((odds ratios)) (odds ratios) Ja 1,96 *** 1,90 n.s. Nein 00 a 1,00 1 00 a 1,00 1 a Referenzgruppe; *** p < 0 0,001; 001; n n.s. s nicht signifikant
Bedeutung der subjektiven Bedingung „chronisch krank“ fü Di für Dissens und d Di Dissensaktivität kti ität - II (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Chronisch Kranke: Sind häufiger unzufrieden Streiten häufiger oder haben dazu häufiger Anlass Schreiben öfter einen Brief als andere (69%; alle 62%) Nehmen häufiger externe Hilfe in Anspruch (22%; alle 16%) Sind häufiger ganz oder teilweise erfolgreich (57%; alle 48%)
Bedeutung der subjektiven Bedingung „Streithansel“ für Di Dissens undd Di Dissensaktivität kti ität - I (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Früherer Dissens mit Kasse Aktivwerden Di Dissens ( dd ratios) (odds ti ) (odds ratios) mit Arzt Nein 0,41 *** 0,35 ** Ja 1,00 a 1,00 a a Referenzgruppe; *** p
Einflussfaktoren „Hopper“- oder Gl i h ülti k it Gleichgültigkeitsmentalität? t lität? (Bertelsmann (B t l Stiftung Stift Gesundheitsmonitor) Kassen- K Dissens mit Di it K Kasse Akti Aktivwerden d wechsel (odds ratios) ((odds ratios)) einmal 1,08 n.s. 1,62 n.s. mehrfach 1,48 n.s. 2,20 n.s. Nein, N i aber b 4 32 ** 4,32 35 n.s. 4,35 4 geplant nein 1,00 a 1,00 a a Referenzgruppe; *** p
Studie: Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- undd Pfl Pflegekassen k undd ih ihren V Versicherten i h t (Bertelsmann Stiftung Gesundheitsmonitor) Di k Diskussion: i Klagen sind nur die „Spitze des Eisbergs“ Versicherte, die sich beschweren, sind häufig erfolgreich Erfolgsquoten vermindern sich kaum auf den Verfahrensstufen Rehabilitationsleistungen sind kein seltener Streitgegenstand Chronisch Kranke sind häufiger unzufrieden, streiten häufiger um Leistungen, sind häufiger erfolgreich
Bibli Bibliografische fi h HiHinweise i Braun,, Bernard / Buhr,, Petra / Höland,, Armin / Welti,, Felix,, Folgen g einer allgemeinen g Verfahrensgebühr im sozialgerichtlichen Verfahren, Soziale Sicherheit (SozSich) 2008, 308-316 Braun,, Bernard (2009): ( ) Die Rehabilitation im System y des Sozialleistungsrechts g aus sozialpolitischer Sicht unter besonderer Berücksichtigung der Probleme der trägerübergreifenden Kooperation und Koordination. In: Welti, Felix (Hrsg.): Das Rehabilitationsrecht in der Praxis der Sozialleistungsträger. Münster, Hamburg, London: 33 45 33-45 Fuchs, Harry (2008): Vernetzung und Integration im Gesundheitswesen am Beispiel der medizinischen Rehabilitation. St. Augustin. Höland, Armin / Schmidt, Sabine / Welti, Felix, Fortlaufend anwachsende Klageflut in der Sozialgerichtsbarkeit? - Befunde, Erklärungen, Handlungsmöglichkeiten, Sozialgerichtsbarkeit (SGb) 2008, 689-697 Braun, Bernard / Buhr, Petra / Höland, Armin / Welti, Felix, Gebührenrecht im sozialgerichtlichen Verfahren, Baden-Baden, 2009 Welti, Felix, Streitigkeiten zwischen gesetzlichen Kranken- Kranken und Pflegekassen und ihren Versicherten in: Böcken, Jan/ Braun, Bernard/ Amhof, Robert (Hrsg.), Gesundheitsmonitor 2008 – Gesundheitsversorgung und Gestaltungsoptionen aus der Perspektive der Bevölkerung, Gütersloh 2008, 67-87
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