Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...

Die Seite wird erstellt Holger Diehl
 
WEITER LESEN
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
Nummer 132      Rückeroberung
November 2021   Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand
                gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen.
                Das lassen wir uns nicht länger gefallen. Es ist Zeit für
                die Rückeroberung der Strassen!             Seiten 2 – 5, 8–9
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
Thema umverkehRen
Editorial umverkehRen
                   Dezember
                      November
                            2020
                               2021

Über sieben Brücken musst du gehn …

Raum und Zeit sind relativ. Einstein sagt: Je schneller man sich bewegt, desto langsamer vergeht die
Zeit, und der Raum wird in Bewegungsrichtung gestaucht. Nimmt man die Schwerkraft (Masse)
dazu, krümmt sich die ganze Geschichte zusätzlich. Entfernen wir uns schnell von einem Gegenstand,
ändert sich dessen Farbe (Rotverschiebung). Was Einstein nicht berücksichtigte: Diese Effekte hängen
stark davon ab, mit welchen Verkehrsmitteln wir uns durch die Raumzeit bewegen.

Sind alle zu Fuss unterwegs, ist die Welt in Ordnung.
Die Relativgeschwindigkeiten sind gering, der Raum ist frei,
die Zeit macht, was sie soll, und die Distanzen sind so, wie
wir uns das vorstellen. Es sieht auch niemand rot.

Erhöht man sukzessive die Anzahl der Autos, ändert sich das
Bild komplett. Der ursprünglich flache Strassenraum verformt
sich radikal (siehe Titelseite). Es entstehen tiefe Schlünde,
weil sich die Relativgeschwindigkeiten und die Masse der
Verkehrsteilnehmenden stark unterscheiden. Abgründe, die
nicht ohne Weiteres überwunden werden können.
Distanzen vergrössern sich massiv, weil der direkte Weg
versperrt ist und der Zeitaufwand explodiert. Den Einfluss
von Velos, Trottinetts, E-Bikes, Trams und Bussen haben
wir noch gar nicht berücksichtigt. Da unser Verkehrsraum,
im Gegensatz zum Universum, nicht expandiert, müssen
wir etwas unternehmen. Sonst sind wir, zumindest wenn
wir zu Fuss unterwegs sind, bald in der Situation, die
Peter Maffay in den Achtzigern schon besungen hat.

Was wir gegen diese zunehmende Rotverschiebung
zwischen Mobilität und Raum tun können, lesen Sie
in diesem umverkehRen.

Viel Spass dabei.

Hanspeter Kunz
Vizepräsident umverkehR

Impressum                   umverkehRen ist das Mitteilungsorgan des Vereins umverkehR

Auflage 4500 Exemplare Herausgeberin umverkehR, Kalkbreitestrasse 2, Postfach, 8036 Zürich, Postkonto 80-67097-2, Tel. 044 242 72 76, info@umverkehr.ch,
www.umverkehr.ch Newsletter Anmelden auf www.umverkehr.ch Redaktion Vorstand umverkehR Beiträge Hanspeter Kunz, Silas Hobi (sh), Veronika Killer,
Thibault Schneeberger, Daniel Costantino, Tonja Zürcher (tz) und Nataniel Mendoza Titelbild Karl Jilg Layout typisch.ch Korrektorat Birgit Roth Druck Jordi AG, Belp
Papier RePrint Recyclingpapier Abonnementspreis Mitgliedschaftspresse, erscheint 4- bis 5-mal im Jahr, Einzelheft 3.50 CHF Nächste Ausgabe März 2022
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
7
Standpunkt
Thema                                                                                                                                            3

Zurück auf die Strasse
Der öffentliche Raum wurde jahrhundertelang von der Bevölkerung genutzt, und dies überwiegend zu Fuss.
Erst in den letzten hundert Jahren wurden Fussgänger*innen auf das Trottoir an den Rand gedrängt.
Höchste Zeit, den verlorenen Raum zurückzuerobern. Silas Hobi

Wer hat sie nicht schon gesehen? Die          gänger*innen auf die Restfläche «Trottoir»      5 bis 7 Meter breite entsiegelte Fläche mit
historischen Fotos oder sogar Filme von       verbannt und müssen seither Umwege in           Bäumen und abschliessend eine 6 Meter
unseren Plätzen und Strassen, die wie         Kauf nehmen, um über Fussgängerstreifen         breite Fahrbahn enthalten. Die Gehfläche
Ameisenhaufen belebt waren. Autos sind        heil auf die andere Strassenseite zu ge-        ist den Fussgänger*innen vorbehalten. Auf
die grosse Ausnahme. Neben ein paar           langen.                                         der entsiegelten Fläche mit Bäumen finden
Kutschen und dem einen oder anderen                Unterdessen wird diese Restfläche          unter anderem Sitzbänke, Spielgelegen-
Tram prägen Fussgänger*innen den öf-          auch noch von Skateboards, E-Trottis,           heiten (z. B. Pingpongtische) oder Velo-
fentlichen Raum. Mit Schubkarren oder         Inlineskates und Velo fahrenden Kindern         ständer Platz. Die Fahrbahn wird von allen
schweren Lasten, lebensfroh oder ziel-        beansprucht, und die Fussgänger*innen           genutzt. Velos passieren in angemesse-
strebig und eilig gingen sie ihrer Wege.      kommen zunehmend unter die Räder.               nem Tempo, und wenige Autos mit ge-
Die Bilder sind überraschend, denn sie        Höchste Zeit, etwas Grundlegendes zu            ringer Geschwindigkeit für das Notwen-
zeigen, wie belebt der öffentliche Raum       ändern: Es gilt nicht nur, die Restfläche       digste werden gestattet. Dazu gehören
früher war – und wieder sein könnte.          «Trottoir» zu verteidigen, sondern den          Blaulichtorganisationen, Güterumschlag
                                              öffentlichen Raum insgesamt zurückzu-           für Gewerbe und Transport sowie die Post
An den Rand verdrängt                         erobern. Die Strasse muss wieder von            für die Paketlieferung.
Heute werden die Strassen nämlich fast        Kindern, älteren Menschen und der Quar-              Wer sich nun denkt, jaja, träum weiter,
vollständig von vierrädrigen Metallboxen      tierbevölkerung in Beschlag genommen            dem empfehle ich einen Spaziergang durch
besetzt, was dem öffentlichen Raum einen      werden. Autos sind auf die Restflächen          die Binzallee in Zürich. Hier wird dieses
gefährlichen und leblosen Anstrich ver-       zu verbannen und haben sich dort ange-          Konzept seit über zehn Jahren erfolgreich
leiht. Dass es so weit gekommen ist, ist      messen zu benehmen – sprich: langsam            gelebt. Eigentlich schade, dass das Bei-
kein Zufall. Anfang des 20. Jahrhunderts      zu fahren.                                      spiel nicht flächendeckend Schule ge-
hat die Automobilindustrie realisiert, dass                                                   macht hat. Darum ist es höchste Zeit,
der zunehmende Absatz von Autos zu mehr       Die Rückeroberung                               dass die Stadtklima-Initiativen den nöti-
Unfällen führt und dadurch die Akzeptanz      Dies ermöglicht nämlich eine völlig neue        gen Druck für die Umgestaltung unserer
in der Bevölkerung schwindet. In den USA      Strassengestaltung. Die Aufteilung von          Quartierstrassen erzeugen – damit die
wurden Zufussgehende mit aufwendigen          Fassade zu Fassade kann neu gedacht             Strassen wieder den Anwohnenden ge-
Kampagnen des «jaywalking» (frei über-        werden. Eine typische Quartierstrasse von       hören, das Quartierleben aufblüht und der
setzt: tölpelhaftes Benehmen) bezichtigt,     ungefähr 14 bis 16 Metern Breite kann           tägliche Spaziergang zum Genuss wird.
wenn sie sich nicht an strikte Verkehrs-      künftig beispielsweise auf der einen Seite
regeln hielten. Damit wurden die Fuss-        eine 3 Meter breite Gehfläche, dann eine

                                                                             Platz zum Flanieren und Spielen in der Binzallee in Zürich.
                                                             Tonja Zürcher
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
4   Zu Fuss unterwegs                                umverkehRen November 2021

    Treibender Entwicklungsfaktor:
    das Fussverkehrspotenzial
    Was kann Singapur von Allschwil lernen? Und warum ist die Fussverkehrsqualität entscheidend
    für die lokale Wirtschaft sowie den globalen Standortwettbewerb? Prof. Dr. Alexander Erath steht
    uns Red und Antwort. Interview: Veronika Killer

    Herr Erath, Sie waren federführend                 gewissen Dichte der Angebote und bei           strasse deutlich gesteigert werden. Diese
    bei der Studie «Fussverkehrspotenzial              einem attraktiven Fusswegnetz kurze Dis-       Verbesserung des Fussverkehrspotenzi-
    in Agglomerationen». Können Sie uns                tanzen öfter zu Fuss zurückgelegt werden.      als wird sich übers Fussverkehrsnetz aus-
    den Ansatz des Fussverkehrspotenzials                                                             breiten, da Fussgänger*innen bei einem
    erklären?                                          Können Sie daraus Handlungsempfeh­             angenehmen Umfeld längere Distanzen
    Der Ansatz zeigt auf, wo und wie viel              lungen zur Förderung des Fussverkehrs          zurücklegen. ÖV-Umsteigeknoten spielen
    Fussverkehr stattfindet. Die Berechnung            in Agglomerationen ableiten?                   bei diesem Prozess eine zentrale Rolle.
    geschieht in zwei Schritten: Erstens wird          Grundsätzliche Handlungsempfehlungen
    das Angebot an Gelegenheiten – bei-                gelten nicht nur für den Fussverkehr, son-     Gerade die Pandemie hat das Leben
    spielsweise Schulen, Arztpraxen oder Ein-          dern auch für die Entwicklung der Agglo-       auf dem Land wieder attraktiver
    kaufszentren – in fussläufiger Distanz be-         merationen im Allgemeinen. Mit einem hö-       gemacht. Wird dies die Agglomera­
    rücksichtigt. Dieses erreichbare Aktivitäts-       heren Fussverkehrspotenzial – das heisst       tionsgemeinden verändern?
    angebot sollte möglichst divers und viel-          mit mehr lokalen Gelegenheiten – finden        An sich wäre Homeoffice eine Riesen-
    fältig sein und beschreibt somit das Po-           mehr Aktivitäten vor Ort und eben nicht        chance für kleinere Orte, da die Pend-
    tenzial. Im zweiten Schritt geht es um die         anderswo statt: Dies bringt eine bessere       ler*innen den ganzen Tag im Ort bleiben.
    Wahrscheinlichkeit, mit der kurze Wege             soziale Zusammengehörigkeit, reduziert         Die Erweiterung des privaten Einfamilien-
    auch tatsächlich zu Fuss zurückgelegt              die Verkehrsmenge und fördert damit            hauses wegen zusätzlicher Arbeitsplatz-
    werden. Die Studie zeigte, dass bei einer          auch die lokale Wirtschaft, weil das Geld      räumlichkeiten könnte mit einem dezentra-
                                                       vor Ort ausgegeben wird.                       len Coworking-Space in der Gemeinde
                                                                                                      vermieden werden. Damit würde viel Ver-
                                                       Kann das fussgängerfreundliche                 kehr eingespart, und Ortskerne auf dem
                                                       Konzept der «Stadt der kurzen Wege»            Land würden belebt. In diesem Punkt wäre
                                                       ohne Weiteres auf Agglomerationen              es sicher an den Gemeinden, aktiver zu
                                                       oder kleinere Städte übertragen werden?        werden. Wenn jedoch das Büro zu Hause
                                                       Sicher, denn Agglomerationen bieten ein        während vier bis fünf Tagen leer steht,
                                                       grosses Innenentwicklungspotenzial. Es         wird dieser Prozess kaum stattfinden.
                                                       hat noch viele Flächen, wie etwa Indus-
                                                       trieareale, die umgenutzt werden können.       Strecken, die zu Fuss zurückgelegt
                                                       Diese Planungsprozesse sind aber eine          werden, sind oft Teiletappen von
                                                       grosse Herausforderung. Sie fordern eine       längeren Wegen in Kombination mit
                                                       Abstimmung unterschiedlichster Interes-        mehreren Verkehrsmitteln.
                                                       sen. Grundsätzlich hat die Bevölkerung         In der Agglomeration ist der Anteil der
                                                       keine Freude an Veränderungen – an Bau-        Strecken, die mit dem Auto zurückgelegt
                                                       stellen sowieso nicht. Es gilt, die Leute in   werden, höher, und die Reise beginnt oft-
                                                       den Prozess einzubeziehen und so eine          mals in der eigenen Garage. Grundsätzlich
                                                       akzeptierte Lösung zu finden. Die Ge-          gilt jedoch: Je weiter der Weg zum par-
                                                       meinden können solche Veränderungen            kierten Auto, umso weniger wird das Auto
                                                       mit geschickter Zonierung und mit einer        benutzt. Es muss aber auch das Ziel des
                                                       guten Nutzungsmischung fördern.                Weges beachtet werden. Liegt der Ar-
                                                           Dabei soll an Orten mit der Entwick-       beitsplatz etwa in der Kernstadt, bietet der
                                                       lung gestartet werden, an denen gewisse        ÖV auch Vorteile. Darum ist gerade der
                                                       Bedingungen, etwa Dichte oder Qualität,        ÖV-Knotenpunkt ein wichtiger Ausgangs-
                                                       wie beim alten Ortskern bereits gegeben        punkt, um den Fussverkehr zu stärken und
    Alexander Erath vor                                sind. So kann mit Begegnungszonen in           zugleich den lokalen ÖV zu entlasten. Denn
    der Fachhochschule                                 Dorfzentren und einer attraktiven Erd-         oftmals ist man zu Fuss in Stosszeiten in
    in Muttenz.                                        geschossnutzung die Qualität der Dorf-         der Innenstadt schneller oder zumindest
                             Michael van Eggermond
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
7
                                                                                                                                                 5

verlässlicher unterwegs als mit dem Lokal-    (Strassen-)Raums mit neuen Aufenthalts-          zurückgelegte Meter einer zu viel. Die
bus, der im Stau stecken bleibt.              angeboten. Ein Beispiel ist der Wegmat-          Wartezeiten beim Queren einer Strasse
                                              tenpark in Allschwil. Dieses Freizeitange-       sind sehr lang. Es gibt viele Fussgänger-
Leiden Agglomerationsgemeinden zu             bot wird sehr geschätzt, da längst nicht         brücken, zwar meist mit Lift, wo das Que-
Recht unter einem negativen Image?            alle Personen Zugang zu einem eigenen            ren jedoch sehr viel Zeit benötigt.
Früher wohnten und arbeiteten die Hand-       Garten haben.                                        Diese Erfahrung hat mir die Wichtigkeit
werker im Dorfzentrum. In den 1950er-                                                          des Fussverkehrs aufgezeigt. Das beste
Jahren wurden dann Agglomeration mit          Sie sind bereits viel herumgekommen              Verkehrssystem und die schönsten ÖV-
getrennter Nutzung sowie Bauzonen ent-        und haben längere Zeit in Singapur               Haltestellen nützen nichts, wenn diese zu
wickelt und Strassen sehr autoorientiert      verbracht. Unterscheidet sich das                Fuss kaum erreichbar sind. Ein Umdenken
gestaltet. Dem gilt es nun mit einer Nut-     Zufussgehen in anderen Kulturen vom              in Singapur ist spürbar. Der Stadtverwal-
zungsmischung entgegenzuwirken.               Zufussgehen bei uns?                             tung wurde bewusst, dass die globale
    Für das Image zählt nicht nur der Orts-   Das Verkehrsnetz von Singapur besteht            Attraktivität einer Stadt mit einer hohen
platz, sondern auch die Dorfstrasse, ein      aus grossen Strassen und ist alles andere        Fussgängerfreundlichkeit einhergeht. Eine
sehr prägender öffentlicher Strassenraum.     als feinmaschig. Bei Lärm und Hitze ohne         gute Fussverkehrsinfrastruktur ist heute
Verschiedene Agglomerationsgemeinden          Schatten an einer sechsspurigen Strasse          matchentscheidend im globalen Stand-
beginnen nun mit der fussgängerfreund-        entlangzugehen, ist sehr anstrengend. Ist        ortwettbewerb.
lichen Umgestaltung des öffentlichen          es klimatisch feucht und heiss, ist jeder

                                                                                         Abkühlung im Wasser: Wegmattenpark Allschwil.
                                                                       Veronika Killer
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
R           R
RR
6   Thema
    pl@net
            R    umverkehRen
                 umverkehRen Dezember
                             November 2020
                                      2021

                                                            R
R      Zum Heulen

                                                                     R
       tz. Beim Lesen dieses Schildes ist uns einiges klar gewor-
       den. Haben wir doch all die Jahre mit einem grandiosen
       Missverständnis gelebt. Wir Naivlinge haben uns die ganze
       Zeit dem Glauben hingegeben, der Gehweg wäre für uns

    R
       Fussgänger*innen. Manchmal sind es kleine Betonungen,
       die den eigentlichen Willen der Verkehrsplanenden an die

R
       Oberfläche bringen. In diesem Fall: ein freudsches Aus-
       rufezeichen kombiniert mit einer fehlplatzierten Trennung.
       Fussgänger*innen, geht woanders durch! Hier hat es keinen
       Platz für euch. Jetzt haben aber sogar wir kapiert: Wir Un-

R RRR
       motorisierten ohne Räder sind überhaupt nicht erwünscht
       auf dem «Geh weg!».

      R
                                        Facebook, Gerhard Seyfried

                                                                       R
                             R

    RR
                                                                         Pinterest, Guy Couturier
                                                                         R

    R
                                                                         Zum       R
                                                                         Nachahmen

                        R
                            R

                                                                     R
                                                                         tz. Dieser Zebrastreifen aus dem alten
                                                                         Pompeji ist DIE Wiederentdeckung des
                                                                         Jahres: Als multifunktionale Strassen-
                                                                         einrichtung dient er nicht nur der – zuge-
                                                                         gebenermassen nicht ganz rollstuhlge-
                                                                         rechten – Querung der Strasse. Er bietet
                                                                         sich auch als Sitzgelegenheit oder Par-
                                                                         kour-Weg für Anfänger*innen an. Aber
                                                                         das Beste ist: Er stoppt zuverlässig die
                                                                         heranbrausenden Autos.
                                                                     R
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
RR
                R                                                                                                     R  7
                                                                                                                             7

R RR
 R
                                                      R
                                                         R
              R
                         Zum Davonlaufen
                         tz. Im 12-Augen-Prinzip wird die wichtige Aufgabe überwacht. Schliesslich geht es hier um die
                         Sicherheit der Kinder. Aber wer jetzt denkt, die Stadtverwaltung würde endlich den dringend
                         ersehnten Zebrastreifen zum Park aufmalen, irrt. Was hier mit viel Leidenschaft und Präzision

           R
                         umgesetzt wird, ist die Entfernung eines illegal von Anwohnenden angebrachten Zebrastreifens.

                                                                                                   R
              R

     R
               R

                       Courtesy WCAX­TV

          RR
                                                                                                                      R
    R      RR
                                                                                                          umverkehR
                                                                      R

                             R
                                    R

   R
 Zum Chüblä

                                   R
 sh. Wir sind es ja gewohnt, dass das Trottoir mit allerlei Schrott zugemüllt wird. Spätestens seit der
 Überschwemmung unserer Städte mit E-Trottis und Billigleihvelos wird der Quartierspaziergang zum
 Slalom- oder sogar Hindernislauf. Nun nimmt das Trottoir-Littering aber ganz neue Züge an. So werden
 einzelne Gehsteige regelrecht verbarrikadiert. Eine Aktion wütender Autoaktivisten, die mehr Platz für
 ihre breiten Stadtpanzer benötigen? Wir wissen es nicht. Vielleicht wollte auch jemand seine Frustra-
 tion über die Fussgängersituation symbolisch darstellen – zum Chüblä!
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
8   Zu Fuss unterwegs                            umverkehRen November 2021

    Einsatz für den
    Fussverkehr
    als Täuschungs-
    manöver?
    Im Gegensatz zu den Auto- und Velofah-
    renden, die sich oft bewusst und stolz so
    bezeichnen, nehmen sich Fussgänger*innen
    meistens nicht als solche wahr. Dieser
    Mangel an kollektiver und politischer Identität
    erlaubt es allzu oft, dass ihre berechtigten
    Anliegen von anderen Kreisen vereinnahmt
    werden. Thibault Schneeberger

    Nicht jeder Mensch besitzt ein Fahrrad,
    einen Führerschein oder eine Fahrkarte für
    die öffentlichen Verkehrsmittel, doch zu
    Fuss gehen wir alle irgendwann einmal, für
                                                     Bei der Clé-de-Rive-Abstimmung in Genf wollten die Befür-
    kürzere oder längere Zeit. Wahrschein-
                                                     wortenden des privaten Parkings das positive Image von
    lich verhindern der universelle Charakter
                                                     Fussgängerzonen ausnutzen, um ihr Projekt durchzusetzen.
    und die Selbstverständlichkeit des Ge-                                                                          Facebook, Oui à Clé de Rive

    hens häufig das Bewusstsein, ein*e Fuss-
    gänger*in zu sein. Kein Wunder, dass die       Durchsetzung der eigentlichen Anliegen       darin, die Lebensqualität der Anwohnen-
    Fussgängerfreundlichkeit ein Schattenda-       der Autolobby zu dienen.                     den zu verbessern, oder eher darin, die
    sein fristet – ausser, wenn sie den Zielen          Dasselbe Bild bietet sich diesen        Profite der umliegenden Luxusläden dank
    der Lobby des motorisierten Verkehrs           Herbst mit der Umfahrungsstrasse H18         des «Open-Air-Einkaufszentrum»-Effekts
    dient.                                         in La Chaux-de-Fonds. Die neue Hoch-         zu erhöhen? Auch wenn eine Verkehrsbe-
                                                   leistungsstrasse soll der Bevölkerung dank   ruhigung der derzeitigen Situation zwei-
    Heuchelei                                      der Umgestaltung mehrerer Strassen im        fellos vorzuziehen wäre: Sollten wir eine
    Im März 2021 hat die Stimmbevölkerung          Stadtzentrum zugunsten der Fussgän-          Fussgängerzone, die einer rein kommer-
    der Stadt Genf das Projekt «Clé-de-Rive»       ger*innen schmackhaft gemacht werden.        ziellen und touristischen Logik folgt, be-
    mit 64 Prozent abgelehnt: 500 Parkplätze       Klar denkende Menschen haben aber die        grüssen, auch auf die Gefahr hin, die Gen-
    im Stadtzentrum und im Gegenzug die            Mogelpackung erkannt und das Referen-        trifizierung zu begünstigen?
    Umwandlung des Gebiets in eine Fussgän-        dum ergriffen. Häufig wird die Sicherheit         Sollten wir uns nicht zuerst für Fuss-
    gerzone. umverkehR hat sich energisch          von Fussgänger*innen angeführt, wenn es      gängerzonen einsetzen, die von den An-
    gegen den Bau dieses unterirdischen Pri-       darum geht, undisziplinierte Velofahrende    wohnenden gewünscht und geplant wer-
    vatparkhauses gewehrt. Die Befürworten-        zu kritisieren. Bestimmte Kreise setzen      den, in Quartierstrassen, die nur wenig
    den haben ihrerseits während des Ab-           sich für die Anliegen des Fussverkehrs vor   Geschäfte aufweisen? Ziel sollte die Ver-
    stimmungskampfs wohlweislich nie von           allem ein, um zugleich Strassenprojekte      besserung des täglichen Fussverkehrs
    einem Parkhaus gesprochen, sondern von         zu verteidigen.                              für alle sein – Schulwege, Zugang zu den
    einer Mobilitätsdrehscheibe. Ihre gesamte                                                   Dienstleistungen im Quartier sowie die
    Kampagne hob nur die Vorteile des Pro-         Warum wollen wir eigentlich                  Schaffung öffentlicher Räume, die zum
    jekts für die Fussgänger*innen hervor.         Fussgängerzonen?                             Ver weilen, Spielen und zur Pflege sozialer
    Seltsamerweise widersetzen sich die            Die Frage nach den Gründen für die Ein-      Kontakte einladen und nicht nur zum
    gleichen Kreise ansonsten jeglicher Park-      richtung von Fussgängerzonen geht häufig     Shopping. Fussgänger*innen sind nicht
    platzaufhebung und Verkehrsberuhigung,         «vergessen». So wurden bei der Abstim-       mit Konsument*innen gleichzusetzen – ein
    die doch den Fussgänger*innen tatsäch-         mungskampagne «Clé-de-Rive» die Ziele        politisches Überdenken unseres Einsatzes
    lich nützen würden. Der Fussverkehr            der Umgestaltung zur Fussgängerzone zu       für die Fussgängeranliegen ist dringend
    scheint einigen nur als Lockvogel für die      wenig infrage gestellt. Bestand das Ziel     notwendig.
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
7
GEHsund                                                                                                                                           9

                                                                                                   Der Nutzen von mehr
                                                                                                   Bewegung zu Fuss ist
                                                                                                   unbestritten:
GEHsund zum Zweiten                                                                                • Klima- und Umweltnutzen:
                                                                                                     Ein höherer Fussverkehrsanteil
                                                                                                     führt zu weniger Emissionen und
umverkehR steckt Mitten in der zweiten Phase des Projekts                                            damit zu einer Verbesserung
«GEHsund – Städtevergleich Fussverkehr». Nun bekommen kleinere                                       des Klimas. Fussverkehr ist sehr
Schweizer Gemeinden die Chance, ihre Fussgängerfreundlichkeit                                        leistungsfähig und dabei äusserst
                                                                                                     raumeffizient.
unter Beweis zu stellen. Veronika Killer
                                                                                                   • Persönlicher Gesundheits-
                                                                                                     gewinn: Wer zu Fuss geht, tut
Im Projekt «GEHsund – Städtevergleich          Grundmobilität des Gehens in Verges-                  seiner Gesundheit etwas Gutes
Fussverkehr» wurde zwischen 2018 und           senheit gerät, weil das eigene Auto direkt            und lebt länger.
2020 die Fussverkehrsfreundlichkeit von        vor der Tür steht. Daher gilt es, zu han-
                                                                                                   • Volkswirtschaftlicher Nutzen:
insgesamt 16 Schweizer Städten aus             deln und das Potenzial des Fussverkehrs
                                                                                                     Der externe Nutzen des Fussver-
drei Sprachregionen untersucht. Es war         sowohl für die Bewegungsförderung als
                                                                                                     kehrs in der Schweiz beträgt
das erste Mal, dass ein solcher Querver-       auch zum Brechen der Verkehrsspitzen
                                                                                                     gemäss Bundesamt für Raum-
gleich unter verschiedenen Städten in der      ins Bewusstsein zu rücken.
                                                                                                     entwicklung rund 900 Millionen
Schweiz vorgenommen wurde. Der Ver-                Die 15 Gemeinden Adliswil, Allschwil,
                                                                                                     Schweizer Franken pro Jahr.
gleich sensibilisierte sowohl Fachperso-       Bülach, Dübendorf, Emmen, Frauenfeld,
nen als auch die Bevölkerung der teilneh-      Horgen, Lyss, Meyrin, Nyon, Olten, Renens,          • Sozialer Nutzen: Zufussgehende
menden Städte. Die Ergebnisse zeigten          Sion, Thun und Uster sind bei der zweiten             nehmen ihr Umfeld bewusst wahr,
deutliche Defizite bei der Infrastruktur und   Phase mit dabei. Deren Fussverkehrs-                  sind soziale Akteure und beleben
beim politisch-planerischen Umgang mit         freundlichkeit wird in drei Projektteilen             die öffentlichen Räume.
dem Fussverkehr sowie Unzufriedenheit          von umverkehR, von Fussverkehr Schweiz
in der Bevölkerung. Defizite bieten jedoch     und der Hochschule OST Rapperswil be-             Gemeinden überprüft. Das Amt für Ver-
immer auch Potenzial zur Optimierung der       wertet.                                           kehr des Kantons Zürich hat sich zur Ver-
Bedingungen. Werden diese behoben, so              Neben der Beurteilung weiterer Ort-           fügung gestellt, um bei dieser Fragestel-
führt die Verbesserung zu mehr Bewe-           schaften geht es in der zweiten Phase             lung beratend mitzuwirken. Dieser Schritt
gung zu Fuss.                                  darum, die verwendeten Werkzeuge zu               ist von grundlegender Bedeutung, um den
    Im Herbst 2020 startete umverkehR          optimieren, sodass sie in Zukunft breit an-       Vergleich längerfristig zu sichern.
die zweite Phase des Städtevergleichs.         gewendet werden können. Es wird damit
Dieser fokussiert auf kleinere Städte und      ermöglicht, die Tests durch kommunale             Unterstützt wird das Projekt vom Kanton
Gemeinden in Agglomerationen. Während          Verwaltungsstellen oder andere Fach-              Zürich, von den Partnergemeinden, von
bei grossen Städten der Fussverkehr            personen zu wiederholen und die Ent-              Energie Schweiz und der Stiftung Co-
bereits einen gewissen Stellenwert als         wicklung der Gemeinden zu beurteilen.             rymbo.
Verkehrsmittel hat, besteht in Agglomera-      Zudem wird die Eingliederung in beste-
tionsgemeinden die Gefahr, dass die            hende Prozessabläufe von Kanton und

                                                                                             Neugestaltung Place de la Diversité in Meyrin.
                                                                           Veronika Killer
Rückeroberung Über Jahrzehnte wurden Fussgänger*innen an den Rand gedrängt und die Strassen den Blechkisten überlassen. Das lassen wir uns nicht ...
10   Stadtklima-Initiativen                           umverkehRen November 2021

     In Genf gibt es noch viel zu tun
     Im Vorfeld der Abstimmungskampagne beleuchten wir die wichtigsten Punkte, die aus der
     Stadtklima-Initiative ein ehrgeiziges und notwendiges Projekt machen, sowie die Hindernisse,
     die sich uns entgegenstellen. Nataniel Mendoza

     «Es braucht mehr Bäume in den Städten.»         sein wird. Die in Genf mächtige Lobby          Corona-Frühlings 2020 liefern den Be-
     Diesen Satz haben wir im Sommer häufig          widersetzt sich systematisch jedem Pro-        weis, dass eine verbesserte Gestaltung
     von den 8286 Bürger*innen gehört, die           jekt, das die Abschaffung von oberirdi-        der Velowege die Anzahl Fahrradfahren-
     die Initiative unterzeichnet haben. In einer    schen Parkplätzen oder die Verschmäle-         der innerhalb weniger Monate um mehr
     Stadt, in der die Vegetation mancherorts        rung der Fahrspurbreite vorsieht. Diese        als 20 Prozent ansteigen liess.
     rar ist und es viele Autos gibt, wünschen       Methode zahlt sich leider aus, denn die
     sich die Anwohnenden grüne und einla-           Behörden setzen eher darauf, Velofah-          Die Energiewende geht nur
     dende Quartiere. Ein gutes Beispiel für         rende und Fussgänger*innen zu einem            mit energischen Massnahmen
     eine dringend zu verbessernde Situation         Zusammenleben auf engstem Raum zu              Um die Energiewende zu erreichen, sind
     ist die Rue Dancet im dicht bebauten Vier-      zwingen, als das Offensichtliche anzuer-       klare und deutliche Massnahmen und
     tel Plainpalais: ein «Open-Air-Parkplatz»,      kennen: Platz ist reichlich vorhanden – auf    Botschaften erforderlich. Die Genfer Stadt-
     direkt neben einer Primarschule und der         den Fahrbahnen und den Parkplätzen.            klima-Initiative hat zum Ziel, zehn Jahre
     Universität. An unseren Sammelständen               Dies ist umso absurder, als der Genfer     lang jedes Jahr ein Prozent des öffentli-
     zeigten wir auf, wie diese 40 Meter breite      Staatsrat gemäss kantonalem Klimaplan          chen Strassennetzes umzugestalten. Die
     Quartierstrasse aussehen könnte, wenn           eine Verringerung des motorisierten Indi-      Initiative packt das Problem an der Wurzel:
     die Parkplätze durch Bäume, Trottoirs,          vidualverkehrs um 40 Prozent bis zum Jahr      bei der unausgewogenen Nutzung des
     Sitzbänke und Spielplätze ersetzt wür-          2030 anstrebt. Wir fragen uns, wie die         öffentlichen Raums. Der Text liefert auch
     den. Der Vorschlag leuchtete auf Anhieb         Behörden dieses Ziel erreichen wollen,         Instrumente, mit deren Hilfe sich das Ziel
     ein. Bei unserer Initiative geht es nicht nur   wenn sie weiterhin auf Kleinstmassnahmen       erreichen lässt, zum Beispiel mit der Ab-
     darum, die Auswirkungen des Klimawan-           setzen. Der lächerliche neue Veloweg über      schaffung des Prinzips, dass jeder oberir-
     dels zu mildern, sondern auch darum, die        die Mont-Blanc-Brücke zwingt die Velo-         disch aufgehobene Parkplatz unterirdisch
     Qualität des öffentlichen Raums, der uns        fahrenden, sieben Mal den Autoverkehrs-        kompensiert werden muss, oder der Ein-
     allen gehört, zu verbessern.                    fluss zu queren, wenn sie von einer zur        setzung einer beratenden Kommission, die
                                                     anderen Seeseite gelangen wollen. Dabei        regelmässig Fortschrittsberichte zu veröf-
     Eine rückständige Lobby                         hätte es genügt, eine der fünf für den mo-     fentlichen hat. Bisher sind in den Städten
     So attraktiv unser Vorschlag für viele          torisierten Individualverkehr reser vier ten   des Kantons Genf zwei Drittel des öffentli-
     Menschen auch ist, so wissen wir bereits        Fahrspuren dem Veloverkehr zuzusprechen,       chen Strassenraums für Autos reserviert.
     jetzt, dass die Autolobby unsere Haupt-         um eine wahrhaftig velofreundliche Ge-         Es ist an der Zeit, den Stadtbewohnenden
     gegnerin in der kommenden Kampagne              staltung zu erreichen. Die Erfahrungen des     diesen Raum zurückzugeben.

     Stadtklima-Umzug mit der Tanzgruppe Neopost Foofwa in Genf.
                                                                            Eric Roset
7
                                                                                                                                                        11

                                                                                                     Bäume und Mobilität
                                                                                                     Die Stadtklima-Initiativen sind

Unsere Stadtklima-
                                                                                                     zwei Initiativen von umverkehR,
                                                                                                     für die wir gleichzeitig Unter-
                                                                                                     schriften gesammelt und einge-

Initiativen sind eingereicht!                                                                        reicht haben: die «Zukunfts-
                                                                                                     Initiative» und die «Gute-Luft-
                                                                                                     Initiative». Die Zukunfts-Initiative
                                                                                                     fördert die zukunftsweisende
34 186! So viele Menschen fordern mit ihrer Unterschrift, dass in                                    Mobilität. Jährlich sollen 0,5 Pro-
St. Gallen, Basel, Genf, Winterthur und Zürich ein Teil des Strassen-                                zent der Strassenfläche in Fläche
raumes für mehr Lebensqualität umgewandelt werden soll.                                              für ÖV, Fuss- oder Veloverkehr
                                                                                                     umgewandelt werden. Die Gute-
Nun beginnen die Arbeiten hinter den Kulissen und die Vorbereitung
                                                                                                     Luft-Initiative sorgt dafür, dass wir
der Abstimmungskampagnen. Daniel Costantino                                                          in unseren Städten cool bleiben.
                                                                                                     Jährlich werden 0,5 Prozent der
Was haben ein Ahorn, eine Kornelkirsche         anderem Strassensanierungen mit der                  Strassenfläche in Grünfläche mit
und eine Birke auf einem Cargovelo ge-          Umsetzung kombinieren.                               Bäumen umgewandelt.
meinsam? Sie haben als Symbol für mehr
Bäume zur Kühlung von hitzegeplagten            St. Gallen anerkennt den Nutzen                    Strassenflächen – fällt vollständig heraus:
Städten und für einen klimafreundlichen         der Stadtklima-Initiativen                         für umverkehR ein No-Go!
Verkehr die Einreichungen der Stadtklima-       In St. Gallen haben wir die beiden Initiativen         Bei der «Zukunfts-Initiative» werden als
Initiativen in Basel, Genf, Winterthur und      bereits im vergangenen November einge-             Totschlagargument hohe Kosten angege-
Zürich begleitet. Jetzt beginnt der politi-     reicht. Im Juli hat der Stadtrat bekannt           ben. Dabei wäre einerseits eine Umsetzung
sche Prozess. Wie kommen die Initiativen        gegeben, dass er den Nutzen der Vorla-             mit einfachen Markierungen anstelle von
bei unseren Politiker*innen an? Wir hoffen,     gen anerkennt. Das sieht auf den ersten            baulichen Massnahmen möglich – bei-
dass die Chancen erkannt werden und die         Blick vielversprechend aus. Damit hat es           spielsweise Velostreifen. Anderseits ver-
Parlamente unsere Initiativen unterstützen.     sich aber auch schon, denn der Stadtrat            kennt der Stadtrat, dass ein einziges Ex-
     Fast jede Stadt hat Pläne für die zu er-   lehnt beide Initiativen ab und präsentiert         tremwetterereignis deutlich höhere Kosten
wartende Zunahme von Hitze und stärke-          zahnlose Gegenvorschläge. Er ignoriert,            verursacht als Massnahmen zum Schutz
ren Niederschlägen gemacht. Diese ent-          dass der Autoverkehr auf dem Stadtgebiet           des Klimas. Mit dem Gegenvorschlag zur
halten viele sinnvolle Massnahmen, leider       der grösste Verursacher des klimaschäd-            «Zukunfts-Initiative» will der Stadtrat primär
fehlt aber durchgehend ein sehr wichtiges       lichen CO2 ist. Statt Strassenflächen um-          bereits beschlossene Massnahmen um-
Element: der verbindliche und quantitative      zunutzen, will er die Überhitzung der Stadt        setzen. Das reicht aber nicht: Für die
Ansatz für die Umsetzung. Deshalb braucht       durch die Wahl geeigneter Baumaterialien,          dringend benötigte Verkehrswende muss
es unsere Stadtklima-Initiativen: Sie ge-       durch hellere Fassaden und die Begrün-             die Förderung nachhaltiger Verkehrs-
ben vor, wie viel Platz im Strassenraum für     ung von Gebäuden verringern. Grünräume             träger wie Fuss- und Veloverkehr sowie
Grünflächen, ÖV, Fuss- und Veloverkehr          und unversiegelte Flächen sollen erhalten          öffentlicher Verkehr einen Sprung nach
während zehn Jahren umgewandelt wer-            und erweitert werden. Es fehlen aber mess-         vorne machen. Wir setzen uns im weiteren
den muss. Die Städte haben die Freiheit,        bare Ziele zur Erhöhung der Grünflächen            politischen Prozess entschlossen für die
zu entscheiden, wo sie die Umwandlungen         oder des Baumbestandes. Und das Herz-              Umsetzung der Stadtklima-Initiativen in
vornehmen wollen. So lassen sich unter          stück der Initiative – die Umwandlung von          St. Gallen ein.

 Helfen Sie, die Stadtklima-Initiativen
 sichtbar zu machen und bestellen Sie
 kostenlos eine Fahne oder ein
 Velodreieck: umverkehr.ch/bestellen                                              Engagierte Zürcher*innen übergeben Stadtklima-Initiativen.
                                                  umverkehR – Daniel Costantino
Fokus

                             Stadtklima-Initiativen:
                             jetzt Fahne und Velodreieck
                             bestellen
                             Über 34 000 Unterschriften haben
                             wir in St. Gallen, Basel, Genf,
                             Winterthur und Zürich für unsere
                             Stadtklima-Initiativen gesammelt.
                             Jetzt beginnt die Arbeit in den
                             Parlamenten und die Vorbereitung
                             der Abstimmungskampagnen.
                             Darum wollen wir die Initiative in
                             jeder Strasse und auf jedem
                             Platz sichtbar machen! Helfen Sie
                             uns dabei?
                             Dann bestellen Sie jetzt kostenlos
                             eine Fahne oder ein Velodreieck:
                             umverkehr.ch/bestellen

                             Agenda

                             Fr 26. November 2021
                             Abendveranstaltung
                             «umverkehRt & abgehoben»
                             Zug statt Flug:
                             Wohin geht die Reise?
Es gilt, den öffentlichen    Kulturpark, Pfingstweidstrasse 16,
                             8005 Zürich und online als
Raum insgesamt zurück-       Livestream
                             Weitere Infos und Anmeldung:
zuerobern. Die Strasse       umverkehr.ch/wohingehtdiereise

muss wieder von Kindern,     Fr 26. November 2021
                             Critical Mass

älteren Menschen und der     In über 30 Städten in der Schweiz
                             findet an jedem letzten Freitag

Quartierbevölkerung in Be-
                             im Monat die abendliche Velorund-
                             fahrt Critical Mass statt.
                             Hier finden Sie alle Treffpunkte:
schlag genommen werden.      umverkehr.ch/critical-mass

Autos sind auf die Rest-     Fr 16. September 2022
                             PARK(ing) Day 2022
flächen zu verbannen und     Tragen Sie sich das Datum dick in
                             die Agenda ein und überlegen

haben sich dort angemessen   Sie schon heute, was Sie an diesem
                             Tag auf den Parkplätzen anstellen

zu benehmen – sprich:        möchten.
                             Inspirieren können Sie sich hier:

langsam zu fahren.
                             parkingday.ch
Sie können auch lesen