RUNDBRIEF EXTRA No. 1 April 2020
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EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Eltern, liebe Freundinnen und Freunde der LAG, seit nunmehr über drei Wochen sind in Hessen, wie in allen anderen Bundesländern, Kindertageseinrichtungen mit einem Betretungsverbot belegt. Viele LAG-Mitglieder bieten Eltern mit systemrelevanten Berufen derzeit eine Not- betreuung ihrer Kinder an. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses ersten Rundbrief Extra (9. April 2020) ist noch nicht klar, ob das Betretungsverbot über den 19. April hinaus verlängert wird oder nicht. Wenige Kinder oder gar keine Kinder in der Einrichtung zu betreuen, bedeutet, dass Teams sich anderen Aufgaben zuwenden. Wir wissen, dass die meisten von Euch die Zeit nutzen, um Liegengebliebenes endlich anzupacken, die Konzeption zu überarbeiten oder sich anderen Themen zur Qualitätsverbesserung zu widmen. Mit dieser Extra-Aus- gabe des Rundbriefs wollen wir Euch Anregungen geben, wie Ihr während dieser Schließzeit konzeptionell arbeiten, wie Ihr Euch auf die Rückkehr der Kinder und die Wiedereröffnung Eurer Einrichtungen vorbereiten und wie Ihr die aktuelle Situation auch unter pädagogischen Gesichtspunkten reflektieren könnt. Viele haben zu dieser besonderen Ausgabe des Rundbriefes beigetragen. Insbesondere seien hier die Referentinnen aus dem LAG Seminarprogramm Ute Apolke, Peggy Sarnowski-Bresnik und Nicole Kussauer erwähnt. Sie haben Texte zu den Themen Zusammenarbeit mit Familien, Eingewöhnung unter interkulturellen Gesichtspunkten und Qualitätsent- wicklung beigesteuert. Zu diesen und anderen Themen bieten sie jeweils auch Seminare im LAG-Seminarprogramm an, das voraussichtlich im Mai wieder starten wird. Gedankt sei auch den LAG-Kolleginnen aus der Fachberatung nach dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan Verena Hausen sowie dem Bundesprogramm Sprachkitas, Corina Jäger und Nicole Kampa, die aus verschiedenen Perspektiven Anregungen zur Gestaltung von Übergängen liefern. Und schließlich geben wir in diesem Rundbrief auch einen Einblick in die Beratungspraxis unserer Berliner Kolleg*innen vom dortigen Dachverband der Kinder- und Schülerläden und erfahren etwas über kreative Ideen von Fachkräften im Homeoffice und in der Einrichtung. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünschen euch Susanne Herda, Katharina Ochsenhirt, Gottfried Oy und die LAG Geschäftsstelle
INHALT 4 Zusammenarbeit mit Familien in Zeiten der Corona-Krise Bildungs- und Erziehungspartnerschaft während der Kitaschließung Ute Apolke 6 Kleine Kinder – Große Welt Eingewöhnung aus interkultureller Perspektive Peggy Sarnowski-Bresnik 9 Übergänge gestalten Begleitung der Familien während der Schließung Nicole Kampa und Corina Jäger 10 „Bin ich noch ein Kindergartenkind?“ Übergänge gestalten während und nach der Corona-Krise Verena Hausen 12 Qualitätsentwicklung in der Kita Erste Schritte mithilfe des Nationalen Kriterienkatalogs Nicole Kussauer 16 Kita zu und nu? Einige Hinweise, Tipps und Gedanken rund um die Kitaschließung Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) 18 Digital geht auch Onlineangebote für die pädagogische Arbeit während der Corona-Schließung Impressum Rundbrief LAG-Mitgliederzeitschrift EXTRA No.1 (April 2020) Herausgeber: Landesarbeitsgemeinschaft Freie Kinderarbeit Hessen e.V., Große Friedberger Straße 16-20, 60313 Frankfurt a. M. (Amtsgericht Frankfurt am Main/VR 8282) Geschäftsführer: Stefan Dinter Redaktion: Susanne Herda, Katharina Ochsenhirt und Gottfried Oy Gestaltung: Katharina Ochsenhirt Fotos: www.unsplash.com; Markus Spiske (S. 3), Kyle Glenn (S. 5), Bekah Russom (S. 9), Kelly Sikkema (S. 11), Nicolas Thomas (S. 17) Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge stellen nicht unbedingt die Ansicht des Herausgebers und der Redaktion dar, sondern die persönliche Auffassung der Autorin oder des Autors. Rundbrief EXTRA Nr. 1 3
Zusammenarbeit mit Familien in Zeiten der Corona-Krise Bildungs- und Erziehungspartnerschaft während der Kitaschließung von Ute Apolke Welche Auswirkungen wird der Verlust von Peergroup-Kontakten für Kinder über Wochen hinweg haben? Wie wirkt sich die intensive Zeit, die Eltern und Kinder derzeit miteinander verbringen, auf sie aus? Welche Rolle können die Fachkräfte spielen, wenn es keine direkten Kontakte gibt? Ute Apolke widmet sich in diesem Beitrag den Auswirkungen der Kita-Schließung auf das kindliche Erleben. Sicher gibt es aktuell viele pädagogische Fachkräfte, die und Pädagog*innen dennoch an die Kinder weitergeben? sich fragen, wie eigentlich Kinder diese Zeit erleben, in der Und welche möglichen Auswirkungen auf die kindliche Ent- vieles, was unseren Alltag bestimmt hat, nicht mehr mög- wicklung sind zu bedenken? lich ist. Selbst uns Erwachsenen fällt es schwer zu verste- hen, worin die momentane Bedrohung besteht, wie stark sie uns betreffen wird, welche Auswirkungen sie jetzt und Möglichkeiten des Austauschs finden langfristig hat und wie es letztlich weitergehen wird. All dies können wir uns selbst und unseren Kindern nur schwer be- Damit es gelingen kann, diese besondere Herausforderung antworten. Aber welche Werte können und wollen Eltern zu verkraften und den Schaden für die kindliche Entwicklung Rundbrief EXTRA Nr. 1 4
zu begrenzen, braucht es Möglichkeiten des Austauschs, Themen, die sie dabei bearbeiten und austauschen, sind um Gedanken, Gefühle sowie Lösungen und Strategien zu Lehrer*innen und Eltern nicht immer bekannt. Für Puber- entwickeln. Je mehr Beteiligung von Pädagog*innen, El- tierende schließlich spielt Gruppenzugehörigkeit eine sehr tern, Kindern und anderen Teilen der Gesellschaft es dabei wichtige Rolle und es gehört zu generationaler Abgrenzung, gibt, umso ressourcenreicher kann dieser Austausch gestal- altersspezifische Themen zu etablieren. Ängste, den An- tet werden. schluss zur Gruppe zu verlieren, prägen diesen Entwick- lungsabschnitt. Kinder benötigen auch in diesen Zeiten ein Umfeld, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen und aktiv lernen und All diese Beispiele zeigen: Soziale Vereinsamung und daraus mitgestalten können. Eltern brauchen in besonderem Maße möglicherweise resultierende Einschränkung von Entwick- Kenntnisse über entwicklungsbedingte Bedürfnisse und Fä- lungsspielräumen müssen als Risiko in der Zeit der Pande- higkeiten der Kinder, damit sie im Rahmen der häuslichen miebekämpfung gesehen werden und es gilt zu überlegen, Quarantäne angemessene Erwartungen stellen. was der Auftrag von pädagogischen Institutionen in der Zu- sammenarbeit mit den Eltern hierbei sein kann. Manche Eltern wissen vielleicht nicht so genau, was ihr Kind in der Kita den ganzen Tag macht. Interaktionen der Kinder untereinander, Lernen im direkten Erleben und des- Beratung durch pädagogische Fachkräfte als sen Wichtigkeit für die kindliche Entwicklung, sind für El- Lösungsansatz? tern nicht so ohne weiteres nachvollziehbar, wenn sie keine Erfahrungen in der Arbeit mit Kindergruppen haben. Umso Wenn Eltern und Kinder Angebote aus ihrem direkten Um- wichtiger ist es, dass auch in dieser Zeit ein Austausch zwi- feld bekommen, beispielsweise durch telefonischen oder schen Eltern und Bezugspersonen in der Kindertagesein- digitalen Kontakt mit pädagogischen Fachkräfte aus den richtung stattfindet. Einrichtungen, kann ein Austausch weiterhin bestehen. Es ist gut möglich, dass Familien, die mit der Situation in Schwierigkeiten geraten, vorzugsweise Vertrauensperso- Mehr Zeit mit den Eltern, weniger Peergroup – nen anrufen. Parallel dazu braucht es sicher auch anonymi- Chance oder Risiko? sierte Beratungsangebote, die schnelle Hilfe ermöglichen. Bereits jetzt befürchten der Kinderschutzbund und andere Sicher liegt auch eine Chance darin, dass Eltern jetzt mehr Institutionen einen starken Anstieg von häuslicher Gewalt, Zeit mit ihren Kindern verbringen. Auch wenn es Kontakt- Sucht und Vernachlässigung innerhalb der Familien. Durch einschränkungen gibt und man sich nicht mit anderen tref- das Fehlen der begleitenden Maßnahmen und der sozialen fen kann, so ermöglicht es wahrscheinlich vielen Familien, Kontrolle sind manche Kinder dem hilflos ausgeliefert. Beziehungen zueinander zu intensivieren. Aber was bedeu- tet der Verlust der Peergroup-Kontakte für die jeweilige Al- Selbst wenn die Kontaktbeschränkungen im Rahmen der tersstufe? Pandemie bald gelockert werden sollten, kann es not- wendig sein, sich inhaltlich darauf vorzubereiten, dass das So kann es beispielsweise zu Situationen kommen, in denen Leben der Kinder sich verändert haben wird. Fragen und sich Kinder beim Spaziergang begegnen, durch ihre Eltern Ängste von Kindern aufzugreifen und ihnen zu ermöglichen, zurückgehalten werden und so eine natürliche Kontakt- diese zu verarbeiten, gehört dann auch zu den pädagogi- aufnahme verhindert wird. Das ist für Kinder, je nach Alter schen Aufgaben nach dem Ende der Corona-Schließzeit. nicht nachvollziehbar. Erlebnisse von solch eingeschränk- ten Kontakterfahrungen, besonders über einen längeren Sicher wird es im Laufe der nächsten Zeit weitere Ideen ge- Zeitraum, grenzen bei kleinen Kindern einen großen Be- ben, es braucht dann den Transport in die Foren und Gre- reich ihres Erfahrungsfeldes ein. Es ist denkbar, dass dies mien. Jeder Träger, jede Fachkraft, alle Menschen, die im ihr Sozialverhalten in besonderem Maße beeinflusst. So ist Kontakt mit Familien stehen, können dazu beitragen, dass beispielsweise unklar, ob Kinder, die häufig an Versuchen Kinder möglichst unbeschadet durch diese Zeit kommen gegenseitiger Kontaktaufnahme gehindert werden, später und alternative Entwicklungsspielräume zur Verfügung ha- noch offen aufeinander zugehen. ben, die die fehlenden Kontakte zu ihrer Peergroup best- möglich ausgleichen können. Im Kindergartenalter werden vermehrt Kontakte zu gleich- altrigen, gleichgeschlechtlichen, aber auch zu älteren Kin- dern gesucht. Sich als Teil einer Gruppe oder einer Gemein- Notiz zur Autorin schaft zu erleben, prägt Kinder in dieser Altersstufe sehr. Ute Apolke ist staatlich anerkannte Erzieherin, sys- Altersspezifische Entwicklungsaufgaben werden haupt- temische Beraterin und Coach. Als freie Referentin ist sie sächlich miteinander bearbeitet, begleitende Erwachsene außerdem im LAG-Seminarprogramm tätig. Im Seminar- werden zwar auch als Vorbilder und Spielpartner*innen programm 2020 bietet sie die Seminare „Achtsame wahrgenommen, reichen aber für eine gesunde Entwick- Kommunikation mit Kindern (11/2020)“, „Umgang mit lung auf Dauer nicht aus. kindlichen Ängsten (15/2020)“ und „Konflikte in der Kinder- gruppe (38/2020)“ an. Inhalte der Seminare und Infor- Schulkinder gehen zum Teil schon eigene Wege und ge- mationen zum LAG-Seminarprogramm und finden Sie stalten ihre Aktivitäten mehr und mehr selbstorganisiert. unter www.laghessen.de/fortbildung/. Rundbrief EXTRA Nr. 1 5
Kleine Kinder – Große Welt Eingewöhnung aus interkultureller Perspektive von Peggy Sarnowski-Bresnik Interkulturalität fängt bei der Eingewöhnung an: Während die althergebrachte Bindungstheorie die Vielfalt der Familien kaum berücksichtigt, gilt es für einen gelungenen Start in der Kita, auch Bindungs- und Beziehungserfahrungen aus anderen Kulturkreisen wahrzunehmen und aufzugreifen. Peggy Sarnowski-Bresnik gibt dazu praktische Anregungen. Hamza ist ein etwa einjähriger Junge aus einer Flüchtlingsfa- milien in Ihrer Einrichtung orientieren. Die Aufnahme eines milie aus Somalia. Er besucht erst seit kurzer Zeit eine belgi- neuen Kindes ist für alle Beteiligten ein aufregender Schritt. sche Kindertagesstätte und hat große Schwierigkeiten beim Ein guter Bindungsaufbau zum Kind und deren Eltern ist die Einschlafen in der Kita. Die Erzieherinnen versuchen alles, Grundlage für eine gute Betreuungszeit in der Krippe. Um um dem Jungen das Schlafen zu ermöglichen. Die ist nicht den Kindern und ihren Familien einen schrittweisen Start möglich, Hamza weint und lässt sich nicht beruhigen. Im Ge- in die neue Situation zu ermöglichen, ist ein systematisches spräch mit Hamzas Mutter finden die Erzieherinnen heraus, Eingewöhnungskonzept fest in den pädagogischen Konzep- dass sie ihm zu Hause ein Wiegenlied zum Einschlafen vor- tionen der Einrichtungen verankert. Mit der Aufnahme von singt. Um Hamza die Situation in der Kita zu erleichtern, be- Kindern aus Familien mit verschiedensten kulturellen Hin- schließen Mutter und Erzieherinnen, das Lied aufzunehmen tergründen gibt es jedoch einige Aspekte, vor allem in der und es Hamza beim Schlafengehen in der Einrichtung vorzu- Zusammenarbeit mit den Eltern, zu beachten. spielen. Mit dieser Unterstützung kann sich Hamza besser beruhigen und in den Schlaf finden. Diese Geschichte wird in dem Film „Ein Wiegenlied für Hamza. Kindertagesstätten als Bewährtes Modell Orte der Begegnung“ (Gielen, M., 2003) erzählt. Sie verdeut- licht, was die Integration von verschiedenen Verhaltenswei- Viele Einrichtungen in Deutschland orientieren sich in ih- sen in der Eingewöhnung von Kindern anderer kultureller rem Eingewöhnungskonzept am Berliner Eingewöhnungs- Herkunft bewirken kann. modell. In diesem Modell geht es in erster Linie um einen sensiblen und tragfähigen Beziehungsaufbau zwischen den neuen Kindern und deren Eltern zur neuen Bezugsperson in Ein guter Start ist wichtig der Kita. Während der Eingewöhnungsphase richtet sich die Aufmerksamkeit der Bezugserzieher*in vor allem auf das Sicher haben Sie in Ihrer Einrichtung ein Eingewöhnungskon- Kind, welches von einem Elternteil begleitet wird. Langsam zept, an dem Sie sich beim Start neuer Kinder und deren Fa- werden die Trennungszeiten zwischen Kindern und Eltern Rundbrief EXTRA Nr. 1 6
gesteigert. Nach und nach werden Pflegesituationen, das der Gestaltung des Bindungsaufbaus gibt. Hieraus ergeben Essen und Schlafen von den Eltern an die Fachkraft abge- sich unterschiedliche Erziehungsstile und Formen elterlicher geben. Dieses Vorgehen wurde aus den Erkenntnissen der Zuwendung. In Kitas in der Bundesrepublik beispielsweise Bindungstheorie entwickelt. Diese geht davon aus, dass sollen Kinder in der Eingewöhnung keine negativen Gefühle Kinder neue Beziehungen zu fremden Personen aufbauen erfahren und äußern müssen. Hier wird ihr Wohlergehen in können, wenn ihre Bezugspersonen sie begleiten und wenn den Mittelpunkt gestellt und auf sie individuell eingegangen. ihnen Zeit gegeben wird, sich in der neuen Situation zu- In japanischen Kitas hingegen wird zum Beispiel das Weinen rechtzufinden. der Kinder in der Eingewöhnung als Medium des Kennenler- nens von Kind und Erzieher*in betrachtet. Die Kinder wer- den an die Erzieher*in übergeben – ohne weitere Rituale Das passt zu einigen … oder Kenntnis der Räumlichkeiten. Viele Kinder weinen, dies wird jedoch als gutes Zeichen für die Mutter-Kind-Beziehung Die theoretische Ableitung und die empirische Überprü- bewertet und beunruhigt die Erzieher*in nicht. Auch die fung bieten den Hintergrund für dieses Verfahren der Ein- Mütter sind zufrieden, zeigt das Weinen ihres Kindes doch, gewöhnung. Es bietet eine Struktur, die für die westliche dass das Kind seine Mutter vermissen wird. In der Interak- Mittelschicht üblich ist. In unseren Breitengraden wird es tion mit dem weinenden Kind lernen sich Kind und Erzie- als relativ normal angesehen, dass Kinder zunächst in ihrer her*in kennen und bauen so eine Beziehung auf. (Vgl. Keller, Familie mit eher wenigen Bezugspersonen aufwachsen. H., 2013, S. 18-19). Erst nach und nach findet eine Ausweitung der Bezugsper- sonen auf Großeltern, Freunde, Tagesmutter oder Baby- Auch das erwartete Verhalten der Kinder bei Trennung ist sitter und schließlich Erzieher*innen in der Kita statt. (Vgl. unterschiedlich. Zum Beispiel reagieren einjährige kameru- Borke, J., Keller, H., 2014, S. 117) In Deutschland schauen nische Kinder nahezu emotionslos und ohne Protest, wenn wir sehr kindzentriert auf die Erziehung unserer Kinder. Das sie von einer für sie fremden Person angesprochen oder auf Kind steht im Mittelpunkt und wir legen sehr viel Wert auf den Arm genommen werden. Dieses Verhalten wird von den dessen Selbstbestimmtheit und Autonomie. Dieses Bild Eltern als passendes und erwünschtes Verhalten angesehen. vom Kind ist Grundlage aller Bildungs- und Erziehungspläne Nach der klassischen Bindungstheorie im westlichen Kon- in Deutschland. text würde ein solches Verhalten Fragen nach der Qualität der Eltern-Kind-Bindung aufkommen lassen. (Vgl. Borke, J., Keller, H., 2014, S. 118) … aber nicht zu allen Familien In anderen Regionen dieser Erde wachsen Kinder jedoch in Die Aufgabe ist achtsam zu sein eher verbundenheitsorientierten Strukturen auf. Hier wer- den Kinder in Mehrgenerationsverbänden groß. Das afrika- Wissen kann einen großen Teil zum Verstehen von unter- nische Sprichwort, nach dem es ein ganzes Dorf bedürfe, schiedlichem Verhalten und Sichtweisen beitragen. Be- um ein Kind groß zu ziehen, macht dies deutlich. Kinder er- deutsam ist zusätzlich, eine offene und neugierige Haltung leben hier teilweise schon sehr früh ein Betreuungssystem, gegenüber den Wünschen der Eltern einzunehmen. In der das aus mehreren und auch wechselnden Bezugspersonen Eingewöhnungssituation bedeutet dies konkret: Verständnis besteht. Hier wird es als normal angesehen, dass mehrere und Wertschätzung für andere kulturell bedingte Formen Personen, auch außerhalb der Familie, ein Kind erziehen. des Bindungsaufbaus und damit zusammenhängend auch Für Eltern mit einem solchen Erleben ist es sicher unver- der Eingewöhnung aufzubringen und kompromissbereit zu ständlich, dass sie die Eingewöhnung ihres Kindes in der sein. (Vgl. Borke, J., Keller, H., 2014, S. 119) „Leben von Di- Kita begleiten sollen. (Vgl. Ebd.) Dies bedeutet natürlich versität bedeutet, unterschiedlichen Handlungsstrategien nicht, dass alle Familien mit diesem Hintergrund diese Vor- Raum zu geben – als Bereicherung der alltäglichen Praxis – stellung teilen. Viele Eltern versuchen sich sehr ausführlich und damit eine Ressource zu erkennen anstatt ein Problem anzupassen. Dies erfordert jedoch eine Bereitschaft und oder ein Defizit zu identifizieren.“ (Keller, H., 2013, S. 20) Hintergrundwissen bei allen am Prozess beteiligten Perso- nen. Ein gutes Aufnahmegespräch Das Komponentenmodell Für das Erstgespräch verwenden viele Einrichtungen einen standardisierten Fragebogen. Für ein interkulturell orien- Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen hört sich der tiertes Erstgespräch sind folgende Aspekte hilfreich: Wich- Begriff Eingewöhnung vielleicht etwas veraltet an. Dieser tige Informationen sind eventuell schon in verschiedenen klingt danach, als sollten sich die Kinder und Eltern einpas- Sprachen übersetzt vorbereitet, sodass sie Eltern in ihrer je- sen wie in ein starres Puzzle. Im Komponentenmodell (Kel- weiligen Sprache ausgehändigt werden können. Wenn mög- ler 2011; Borke, Keller 2012) wird beschrieben, worauf es lich, nutzen sie eine Dolmetscher*in oder Kolleg*in, die die in der interkulturellen Praxis ankommt. Wichtig sind Kennt- Sprache der Eltern beherrscht. Fragen sie die Eltern, ob sie nisse und Wissen, Haltung und Achtsamkeit und das Leben jemanden mitbringen möchten, der sie unterstützen kann. von Diversität. Im Kontext der Eingewöhnung heißt Kennt- In vielen Städten existieren interkulturelle Zentren und Ge- nis zum einen, dass es kulturelle Unterschiede hinsichtlich meindedolmetscher*innendienste, die sie nutzen können. Rundbrief EXTRA Nr. 1 7
Verfassen sie Informationen für Eltern in einfacher Sprache was Anleitung und Unterstützung bei der Umsetzung. Regen und arbeiten sie mit Visualisierung. Bieten sie, wenn mög- Sie Partnerschaften unter den Eltern an. Familienbilder von lich, Hausbesuche an. allen Kindern in den Gruppenräumen lassen die Kinder er- fahren, dass es viele Formen von Familien gibt. Schaffen sie möglichst viele Anknüpfungspunkte für Kinder und Eltern. Ihr sollt mich kennenlernen Ein „herzlich willkommen“ in denen in der Kita vertretenden Sprachen im Eingangsbereich lädt ein, zeigt Interesse und Auch wenn wir den Eltern viele Informationen mitgeben schafft Vertrauen. Gestalten sie Elternecken, zum Beispiel wollen, ist es wichtig, sie zunächst einmal zu fragen, was mit Einrichtungsgegenständen oder Bildern aus den Heimat- die Betreuung ihres Kindes in einer Einrichtung für sie be- ländern der Eltern. Hierbei unterstützen Sie die Eltern sicher deutet und was sie erwarten. Zum besseren Verständnis gern. Spiegeln Sie die Vielfalt ihrer Kinder, Eltern und auch sind alle Fragen nach der Herkunft der Familie und nach Ihres Teams in den Räumen und Materialien wider. Warum der Ursprungsfamilie wichtig. Dies kann auch mit Hilfe einer nicht auch einmal ein Puppenhaus oder eine Rollenspiel- Weltkarte erfolgen. Alle Informationen auch über das bis- ecke der Kinder international einrichten, eine Lebensmittel- herige Lebensumfeld der Familie, ob sie beispielsweise eher pyramide mit internationalen Lebensmitteln bestücken oder ländlich oder in der Stadt gelebt hat und was diese Region mit Puppen in verschiedenen Hautfarben spielen? Lassen besonders prägt, sind wichtig. Wissenswert ist auch die Mi- Sie Eltern am Alltag ihrer Kinder teilhaben, in dem sie Hospi- grationsgeschichte der Familie: Wer kam aus der Familie tationen anbieten und Dokumentationen vom Erleben ihrer zuerst nach Deutschland? Was waren die Gründe für diese Kinder in Form von Bildern anfertigen. Sie können auch an- Entscheidung? Welche Bedeutung hat diese Entscheidung alphabetische Eltern und Familien ohne Vorerfahrungen mit für die Eltern und welche Wünsche sind damit verbunden? dem bundesdeutschen Kitasystem durch den Einsatz von Alle Fragen, die die Familie gerade besonders beschäftigen, digitalen Bilderrahmen, Visualisierungen von Essensplänen, sind ebenfalls wichtig zu erfragen: Wie ist die derzeitige Tagesabläufen und Elternbriefen in Symbolsprache oder ein- rechtliche Situation? Wie ist die Wohnsituation? Gibt es facher Sprache erreichen. Kontakte zu Behörden oder ein Netzwerk? Welche religiöse Zugehörigkeit besteht und welche Bedeutung hat diese für die Familie? Notiz zur Autorin Eine Kita, viele Sprachen Peggy Sarnowsky-Bresnik ist freiberufliche Referentin im Bereich Bildung und Erziehung der frühen Kindheit und Ki- Fragen Sie nach den in der Familie gesprochenen Sprachen. tamanagement sowie Coach für Einzelpersonen und Teams Hier können Sie Ihren Umgang in der Einrichtung mit Spra- (Kontakt: www.kita-coaching-und-beratung.de). Bei der chen oder Sprachförderung erläutern. Fragen Sie nach der LAG Freie Kinderarbeit ist sie als Referentin im U3-Weiter- bisherigen Sprachentwicklung des Kindes. So können Sie bildungsprojekt „Qualität für die Arbeit mit den Jüngsten“ wichtige Informationen über den Umgang mit Sprache in und im Seminarprogramm tätig. Im Jahr 2020 bietet sie der Familie erhalten: Liest jemand dem Kind etwas vor oder die Seminare „Herausforderndes Verhalten in der Kinder- spielt Spiele mit ihm? Welche Fernsehsendungen schaut es krippe (12/2020)“, „Entwicklung der kindlichen Sexualität gern? In welchen Situationen kommuniziert das Kind am (19/2020“ und „Praxisanleitung in Krabbelstuben und Krip- liebsten? Holen Sie wichtige Informationen über das Lebens- pen (31/2020)“ an. Inhalte der Seminare und Informatio- umfeld und den Tagesablauf des Kindes ein: Wer verbringt nen zum LAG-Seminarprogramm und U3-Weiterbildungen wieviel Zeit mit dem Kind: Vater, Mutter oder Großeltern? und finden Sie unter www.laghessen.de/fortbildung/. Was mag das Kind, was mag es nicht? Was beschäftigt es zurzeit besonders? Wie wird der Alltag in der Familie gelebt? Der Artikel wurde in der Ausgabe 01/2018 von Was isst und trinkt das Kind gern? Wie geht es schlafen? Wie „klein&groß. Mein Kita-Magazin.“ erstveröffentlicht. werden Pflegesituationen gestaltet? Welche Rituale oder Gewohnheiten gibt es? Literatur Tipps für die Praxis Jörn Borke, Heidi Keller: Kultursensitive Frühpädagogik, Stutt- gart: Kohlhammer 2014 Fragen Sie im Aufnahmegespräch nach Trost- und Beruhi- Jörn Borke, Heidi Keller: Kultursensitive Beratung. In: M. Cierp- gungswörtern, Lieblingswörtern, speziellen Familienwör- ka (Hrsg.): Frühe Kindheit 0-3 Jahre. Beratung und Psychothe- tern, nach wichtigen Wörtern zur Gestaltung des Alltags. rapie für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern, Heidelberg: Springer, 2012 Mit welchen Worten drückt das Kind seine Bedürfnisse aus? Alle diese Wörter können in einem „Miniwörterbuch“ oder Heidi Keller: Interkulturelle Praxis in der Kita, Freiburg: Herder 2013 in einer für alle Mitarbeiter*innen zugänglichen Tabelle no- Heidi Keller: Kinderalltag. Kulturen der Kindheit und ihre tiert und genutzt werden. In vielen Einrichtungen gibt es Bedeutung für Bindung, Bildung und Erziehung. Heidelberg: kleine „Ich-Bücher“, die die Eltern beispielsweise mit Fotos Springer, 2011 der Familie gestalten. Ermutigen Sie auch Familien mit Mig- Mark Gielen: Ein Wiegenlied für Hamza (DVD), 2003 rationshintergrund dazu. Vielleicht benötigen die Eltern et- Rundbrief EXTRA Nr. 1 8
Übergänge gestalten Begleitung der Familien während der Schließung von Nicole Kampa und Corina Jäger Internet und Online-Meetings im Kita-Alltag? Vor ein paar Monaten hätten viele Fachkräfte sich nicht vorstellen können, dass sie den Großteil ihrer Arbeitszeit vor dem Computer verbringen werden. Das Internet und die vielen Möglichkeiten, die es bietet, sind aber wichtige Behelfsmittel der Kita-Teams derzeit, um an pädagogischen Themen weiterzuarbeiten. Die beiden Autorinnen der aufgeführten Materialien und Best-Practice-Beispiele sind LAG-Fachberaterinnen im Bundesprogramm Sprach-Kitas und haben für ihre Verbünde eine umfangreiche Liste mit vielen Tipps und Anregungen erstellt. Dies ist ein kleiner Auszug. Themen Materialien und Praxisbeispiele Unterstützung der Eltern und Kontakt zu Kindern: Gute-Praxis-Beispiel: Terminal for Kids bietet einen eige- nen YouTube-Kanal an. Dort werden verschiedene Videos • Regelmäßig Mails an die Eltern mit Anregungen zur mit Beschäftigungsmöglichkeiten aus allen Häusern des Beschäftigung, Fotos vom Team in Aktion (z.B. von Trägers veröffentlicht: Angeboten) oder den Ergebnissen (Bastelarbeiten, https://www.youtube.com/channel/UCpEuAlYeEKpYvw_ Zwergenküche, Lieder usw.) RBAvTtTw • Morgenkreis über Videokonferenz oder Stream Bilderbuch zur aktuellen Situation empfehlen: „Ein großer Tag, an dem fast nichts passierte“ von Beatrice Alemagna • Ein Bilderbuch vorlesen oder eine Kamishibaige- Hier werden auch alle Ausgangsbeschränkungen einge- schichte vorführen, Video aufnehmen und online halten: Die Mutter im Homeoffice, das Kind allein in Feld, zur Verfügung stellen Wald und Wiese unterwegs. Entdeckung der Langsamkeit, der Wunder im Kleinen … • Briefe an Kinder schreiben, in denen sie angeregt zum Beispiel: werden ihren Tag zu dokumentieren, was sie alles https://www.papperlapapp.co.at/pdf-lesen/ zuhause erlebt haben, mit wem sie daheim Zeit https://kinderuni.goethe.de/ verbringen (fotografieren lassen, Bilder malen, …) • Material und Unterstützungsvideos, -seiten etc. sammeln und den Eltern zukommen lassen • Unterstützung der Eltern untereinander • Eltern anregen, Material bereitzustellen z.B. zu Gute-Nacht-Liedern aus aller Welt, verschiedene Rezepten, Spielen in Form verschiedener Medien • Ansprechpartner*in • Telefonsprechstunde für Eltern einrichten, in der Fragen gestellt werden können Informationen zur Quelle und Notiz zu den Autorinnen Anregungen und Tipps sind der folgende Sammlung entnommen: „Gute-Praxis-Bei- spiele und Ideen für die zusätzlichen Fachkräfte im Bundesprogramm Sprach-Kitas und pädagogische Fachkräfte“, erstellt von den LAG-Fachberaterinnen im Bundesprogramm Sprach-Kitas Nicole Kampa und Corina Jäger. Rundbrief EXTRA Nr. 1 9
„Bin ich noch ein Kindergartenkind?“ Übergänge gestalten während und nach der Corona-Krise von Verena Hausen Die plötzliche Kita-Schließung, die dabei helfen soll, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hat für Kinder und Eltern einen Übergang von der Kita in eine neue Situation bewirkt. Niemand war darauf vorbereitet, weder die pädagogischen Fachkräfte, noch die Eltern und am wenigsten die Kinder. Wie können pädagogische Fachkräfte Kinder in der jetzigen Zeit begleiten? Wir haben Reflexionsfragen zum Thema zusammengestellt, die Ihr gemeinsam als Team bearbeiten könnt. So könnt Ihr Euch und die Kinder auf den Übergang zurück in die Kita gut vorbereiten, wenn das Betretungsverbot aufgehoben wird. Die Kita-Schließung zur Eindämmung des Coronavirus hat und betreuen parallel dazu ihre Kinder. Hinzu kommt, dass weitreichende Folgen. Von einem Tag auf den anderen Eltern nun auch die Essensversorgung sicherstellen müs- halten sich Kinder überwiegend zuhause auf, haben keine sen, anregende Situationen mit und für die Kinder gestalten beziehungsweise nur Familienangehörige als Spielpartner, (sollten) und mit den eigenen Unsicherheiten und denen verzichten auf die anregungsreiche Umgebung der Kita und der Kinder sowie ihren Fragen zur Situation umgehen müs- vieles mehr. Eltern sind plötzlich herausgefordert, den Tag sen. Der aktuelle Übergang von der Kita in die Familie (auf mit ihren Kindern anders zu strukturieren. Viele arbeiten unbestimmte Zeit) berührt die Identitätsentwicklung. „Bin ich jetzt kein Kindergartenkind mehr?“, das fragen sich Kin- der eventuell. Eine weitere Übergangserfahrung werden Definition „Transition“ / Übergang Kinder machen, wenn die Kita-Schließung aufgehoben und sie sich wieder an die pädagogischen Fachkräfte und den Transitionen sind Lebensereignisse, die Bewältigung von Kita-Alltag in ihren Einrichtungen gewöhnen müssen. Diskontinuitäten auf mehreren Ebenen erfordern, Pro- zesse beschleunigten und intensivierten Lernens anre- gen und als bedeutsame biografische Erfahrungen von BEP-Lupe „Übergänge“ Wandel in der Identitätsentwicklung wahrgenommen werden. (Niesel & Griebel, 2010) Vor diesem Hintergrund haben wir Reflexionsfragen zu- sammengestellt – mit Bezug zum Bildungs- und Erzie- Rundbrief EXTRA Nr. 1 10
hungsplan – die Teams dabei unterstützen können, sich Wie können Kinder und Eltern bei der Bewältigung mit den aktuellen Übergängen auseinanderzusetzen. Die von Emotionen unterstützt werden? Zusammenstellung ist angelehnt an die Handreichung zum Kita-Schließung: Bildungs- und Erziehungsplan „Qualifizierte Schulvorberei- - Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind Langeweile tung (QSV): Erfolgreiche Bildungspraxis in Kindertagesein- zeigt? richtungen“ (Übergänge begleiten, S. 81) und die BEP-Lupe - Wie gehe ich damit um, wenn es traurig ist, weil es „Übergänge – Transitionen – Grundsätze für Haltung und seine Freunde/Großeltern/Bezugserzieher*innen Handlung“. nicht sehen kann? - Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind seine Kita Die folgenden Reflexionsfragen können unter zwei Blick- vermisst? winkeln bearbeitet werden: - Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind Angst vor dem Tod oder ähnliches äußert (bezogen auf die • Kita-Schließung Coronapandemie)? • Rückkehr in die Kita • Wie können wir Kinder und Eltern bezüglich positiver Sie lassen sich gut ergänzen und an individuelle Gegeben- Emotionen unterstützen? heiten anpassen. Im Folgenden werden Reflexionsfragen - Welche Ideen für gemeinsame Aktivitäten könnten auf drei Grundsätze der BEP-Lupe bezogen. wir weitergeben? - Welche Möglichkeiten gäbe es, gemeinsam zu lachen (auch virtuell)? Grundsatz 1: - Welche Erlebnisse könnten wir ermöglichen, die ein „Wir bieten vielfältige Informationen und Unterstützung für Gemeinschaftsgefühl / Zusammengehörigkeitsgefühl Eltern an, damit sie die Übergänge ihrer Kinder gut beglei- / Vertrautheit / Bekanntheit / Sicherheit /… ermög- ten können.“ lichen? Reflexionsfragen • Wie können wir unsere Beziehung zu Kindern und Eltern pflegen? • Wie können Einrichtungsteams/Bezugserzieher*innen - Wie können wir ermöglichen, dass die Kinder ein Bild größtmögliche Transparenz für Kinder und ihre Familien von uns erinnern können? schaffen? - Welche Möglichkeiten haben wir, Kindern zu begegnen? • Was bedeutet die Kita-Schließung/Rückkehr in die Kita - Welche Möglichkeiten mit Bild und / oder Ton gäbe es? für die Kinder? - Wie können wir in dieser herausfordernden Zeit An- • Was bedeutet es für die Eltern? sprechpartner*innen für die Eltern zum Wohle der • Wie können wir die Rückkehr in die Einrichtung vorbe- Kinder sein? reiten? • Welche Informationen brauchen die Eltern? • Wie können wir Eltern dabei unterstützen, die Bewälti- • Wie können wir die Rückkehr gestalten? gungskompetenzen und das Selbstvertrauen der Kinder • Wie gelingt es uns, dass alle Familien gut informiert und und ihre eigenen zu stärken? eingebunden werden? - Wäre es hilfreich für Kinder, ihren Portfolioordner zu Hause zu haben? - Wie können Eltern mit einfachen Mitteln das Portfo- Grundsatz 2: lio zu Hause weiterpflegen, damit die Bezugsperso- „Ich unterstütze die Kinder dabei, sich auf den Übergang nen der Kinder gut an den Erfahrungen des Kindes emotional, sozial und kognitiv einzustellen und dessen Aus- aus der Zeit zu Hause anknüpfen können? wirkungen zu bewältigen. Dabei unterstütze ich die Kinder auch feinfühlig bei der Bewältigung von Emotionen.“ Grundsatz 3: „Für mich ist klar, dass ein Übergang für Kinder eine Chan- ce, aber auch ein hoher Stress ist. Ich berücksichtige das in der Zeit von Übergängen.“ Reflexionsfragen Notiz zur Autorin • Wie gelingt es uns, den Übergang gemeinsam mit den Verena Hausen ist Fachberaterin bei der Eltern zu gestalten? LAG Freie Kinderarbeit Hessen e.V. - Was bieten wir speziell für Eltern an? - Wie kooperieren Eltern und Einrichtung in dieser Zeit? Literatur - Wie können wir Kinder als aktive Gestalter ihrer Übergänge einbinden? Wilfried Griebel, Renate Niesel (2011): Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kin- - Wie gelingt es uns, dass alle Familien gut eingebun- dern. Berlin: Cornelsen den werden? Rundbrief EXTRA Nr. 1 11
Qualitätsentwicklung in der Kita Erste Schritte mithilfe des Nationalen Kriterienkatalogs von Nicole Kussauer Qualitätsmanagement – Notwendiges Übel oder Chance für den Ausbau und die Sicherung der Qualität der pädagogischen Arbeit in Tageseinrichtungen für Kinder? Nicole Kussauer beschreibt einen möglichen Einstieg in die Welt des Qualitätsmanagements anhand des Nationalen Kriterienkatalogs. „Qualitätssicherung ist ja wichtig, aber dafür haben wir keine Abb.1). Es ist ihnen bewusst, dass sie dadurch Struktur und Zeit.“ „Was sollen wir denn noch alles machen?“ Zwei Aus- Sicherheit im pädagogischen Handeln gewinnen. Ziel ist es, sagen, die pädagogische Fachkräfte und Leitungskräfte im die bestmögliche Betreuung und Bildung für die Kinder und Zusammenhang mit Qualitätsmanagement oftmals machen. deren Familien sicherzustellen. Qualitätsmanagement ist ein Der Qualitätsbegriff löst Befürchtungen und Ängste bei päd- wichtiger Baustein der pädagogischen Arbeit. Es ist zeitauf- agogischen Teams aus, da es keine konkreten Vorgaben oder wendig und fordert das Engagement aller Beteiligten. Auf den Maßnahmen gibt, wie die Qualität der pädagogischen Arbeit ersten Blick eine große, kaum zu bewältigende Aufgabe. Doch gesichert werden soll. Zwar fordert der Gesetzgeber laut es gibt Möglichkeiten, wie pädagogische Teams selbständig Paragraf 22a SGB VIII, dass die Qualität der Einrichtungen si- und mit geringen Ressourceneinsatz ihre Qualität überprüfen chergestellt, weiterentwickelt und evaluiert wird. Das Gesetz können. Eine davon ist der Nationale Kriterienkatalog. lässt aber offen, mit welchen Instrumenten dies umgesetzt werden soll. Neben diesen Befürchtungen erkennen pädago- gische Teams aber durchaus die Notwendigkeit, die Qualität Entstehungsgeschichte des Nationalen ihrer Arbeit zu reflektieren und weiterzuentwickeln (siehe Kriterienkatalogs Der Nationale Kriterienkatalog (NKK) wurde im Rahmen des Allgemeine Vorteile eines QM-Systems: Forschungsverbunds „Nationale Qualitätsinitiative im Sys- tem der Tageseinrichtungen für Kinder“ in den Jahren 1996 • Klärung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten bis 2006 entwickelt. Die Erarbeitung erfolgte in Zusammen- (Transparenz der Arbeit) arbeit mit Fachkräften aus der sozialpädagogischen Praxis • Optimierter Ressourceneinsatz (Zeitmanagement) und mit Expert*innen unterschiedlicher Ebenen, die im • Festgelegte/festgeschriebene Prozessabläufe (Mit- System der Tageseinrichtungen Verantwortung trugen. Der arbeiter*innen können sich an den festgelegten Stan- NKK erfasst das ganze Spektrum der pädagogischen Arbeit dards orientieren) in Tageseinrichtungen für Kinder im Alter von null bis sechs • Durch den Erarbeitungsprozess entsteht Motivation Jahren. Es werden keine Mindeststandards beschrieben, und Arbeitszufriedenheit bei den Mitarbeiter*innen. sondern Kriterien bester pädagogischer Fachpraxis auf der Grundlage internationalen Fach- und Expertenwissens aus Rundbrief EXTRA Nr. 1 12
aktuellen Praxis. Diese bildet den Ausgangspunkt für fach- liche Diskussionen darüber, wie die pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen verbessert werden kann. Der NKK bietet einen „sanften“ Einstieg in das Thema Qualitätsent- wicklung: • Er ist länder-, träger- und konzeptionsübergreifend und in allen Einrichtungen einsetzbar. • Die Checklisten sind einfach und verständlich formuliert. • Eine strukturierte und zielorientierte Reflexion der päd- agogischen Arbeit wird ermöglicht. Abb. 1: Qualitätsbereiche NKK (Quelle: https://docplayer. Bedingungen für einen guten Start org/19345558-Qualitaet-in-tageseinrichtungen-fuer-kinder- von-0-bis-6-jahren-nationale-qualitaetsinitiative-im-system- Grundsätzlich sollte eine kollegiale Akzeptanz im Team zum der-tageseinrichtungen-fuer-kinder.html) Thema Qualitätsentwicklung vorherrschen. Rechnen Sie mit Ängsten und Befürchtungen, lassen Sie diese zu und setzen Sie sich damit auseinander. Es empfiehlt sich, Widerstände im dem Bereich Frühpädagogik formuliert. Dazu gehören auch Vorfeld ernst zu nehmen und abzubauen. Sorgen Sie für aus- die erforderlichen professionellen Kompetenzen der päd- reichend Zeit und Raum, um auf Fragen und Bedenken einge- agogischen Fachkräfte im Bereich der Betreuung, Bildung hen zu können. Im Folgenden lernen Sie das Sieben-Schritte- und Erziehung von Kindern (vgl. Esch et al. 2006, S. 212ff.). Verfahren (vg. Tietze et al. 2017, S. 24ff.) näher kennen. Erster Schritt: Situationsanalyse Pädagogische Grundlagen des NKK Beginnen Sie mit einem Qualitätsbereich, der Ihnen jetzt schon gut gelingt und prüfen Sie, ob Verbesserungen vor- „Der NKK baut auf bestimmten pädagogischen Grundüber- genommen werden können. Der Vorteil dabei ist, dass zeugungen auf. Diese spiegeln ein spezifisches Menschen- die umzusetzenden Schritte einfach sein werden und sich bild wider und enthalten Annahmen darüber, was Kinder dadurch die Chance bietet, das Sieben-Schritte-Verfahren für ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung benötigen.“ kennenzulernen. Die Checkliste gibt der pädagogischen (Esch et al.2006, S.213) Fachkraft einen Überblick über zentrale Qualitätsaspekte eines pädagogischen Bereiches. Eigene Stärken und Schwä- Folgende Grundgedanken bilden die Basis: chen werden erkennbar und eventuelle Verbesserungspo- tentiale identifiziert. So gehen Sie vor: • Kinder sind aktive Lerner*innen. • Kinder lernen in Sinnzusammenhängen. • Kopieren Sie die Checklisten für das Team. • Kinder lernen durch spielerische Aktivität. • Weisen Sie darauf hin, dass nur die Spalte „Selbstein- • Emotionale Sicherheit und Zuwendung bilden die Basis schätzung“ ausgefüllt werden soll. für kindliche Lernprozesse. • Sie brauchen mindestens 30 bis 45 Minuten Zeit zum • Kinder lernen durch Teilhabe und Aushandlung. Ausfüllen der Checkliste. • Kinder haben das Recht auf Anerkennung und Indivi- • Bei der Bewertung soll das eigene Handeln und nicht dualität. das der Kolleg*innen eingeschätzt werden. • Pädagog*innen sind Gestalter*innen einer anregenden • Die Fachkräfte sollen die aktuelle pädagogische Praxis Lern- und Erfahrungswelt. bewerten und keinen Wunschzustand beschreiben. • Pädagog*innen sind Dialogpartner*innen und Impuls- • Es geht um eine subjektive Einschätzung. geber*innen. • Die Bereiche für die unter Dreijährigen sind mit einer • Unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialem Rassel gekennzeichnet. Status, sichert die Kindertageseinrichtung allen Kindern • Sammeln Sie die Checkliste ein. Lern- und Entwicklungschancen. • Die pädagogische Arbeit orientiert sich an der Lebens- Zweiter Schritt: Qualitätsprofil der Einrichtung welt und am Bedarf von Kindern und ihren Familien (vgl. Ziel ist es, die Standortbestimmung des Teams zu ermitteln, Tietze et al., 2007 S.19ff.). einen Überblick über die Stärken zu erhalten und Entwick- lungspotenziale herauszuarbeiten. Folgende Schritte sind zu beachten: Was ist der NKK? • Sie brauchen eine Blanko-Checkliste für den jeweiligen Der NKK ist ein internes Evaluationsinstrument zur Quali- Qualitätsbereich. tätsentwicklung. Er beschreibt zwanzig Qualitätsbereiche • Addieren Sie aus einzelnen Checklisten für jedes (siehe Abb.2) die mit Hilfe von Checklisten überprüft wer- Kriterium die Kreuze zu jeder Antwortmöglichkeit und den können. Es geht dabei um eine Selbsteinschätzung der übertragen Sie die Summenwerte in die „Qualitätspro- Rundbrief EXTRA Nr. 1 13
Abbildung 2: Beispiel Checkliste (Quelle: Tietze 2017, S.30) fil“-Spalte (Abb.2). Danach addieren Sie pro Spalte die • Eventuell müssen zusätzlich neue Fachbücher ange- Summen, um das Teamprofil zu erhalten. schafft werden. • Sie können die Ergebnisse als Gesamtauswertung Ihrem • Eventuell werden Fortbildungen besucht, um das Fach- Team vorstellen (Stärken/Schwächen), z.B. „Unsere Be- wissen zu erweitern. reiche für Bewegung sind für die Kinder gut erkennbar, • Holen Sie sich externe Fachberater*innen dazu. allerdings sind die Aktivitäten nicht gut zu erreichen. • Erstellen Sie sich einen Maßnahmenplan, welche nächs- Hier haben wir unterschiedliche Wahrnehmungen. Wor- te Schritte Sie planen. an könnte das liegen?“ (Abb.2) • Eine andere Möglichkeit: Sie sprechen mit Ihrem Team über jedes einzelne Kriterium. Vierter Schritt: Entwicklung von Veränderungszielen • Die Auswertung und die Interpretation der Ergebnisse Sie wissen jetzt, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen erfordern eine gewisse Übung. Machen Sie deutlich, und haben sich intensiv mit den fachlichen Aspekten aus- dass es zunächst um eine Beschreibung der Stärken und einandergesetzt. Im vierten Schritt formulieren Sie nun ge- Schwächen geht. Vermeiden Sie „Rechtfertigungsver- meinsam Ihre Veränderungsziele. Ihre Ziele sollten konkret, suche“ und detailreiche Ursachendiskussionen. Wichtig ist, dass Sie auf Grundlage der Kriterien Gespräche und Diskussionen führen, unterschiedliche Wahrnehmun- Zielformulierung nach der SMART-Formel gen zulassen, sich gemeinsam auf eine gleiche Qualität einigen, festlegen, wo Sie Unterschiede zulassen und institutionelle Rahmenbedingungen berücksichtigen. Qualitätsbereich: Eingewöhnung Qualitätsziel: Ab September 2020 (terminiert) finden Dritter Schritt: Fachliche Orientierung neben dem Aufnahmegespräch mindestens zwei wei- Nachdem Sie die Checklisten ausgewertet haben, folgt die tere Elterngespräche (messbar und realistisch) während intensive Auseinandersetzung mit fachlichen Themen des der Eingewöhnung statt. Die Gespräche haben das Ziel, Qualitätsbereiches. Gehen Sie in einen Austausch über gegenseitige Ängste und Befürchtungen abzubauen und pädagogische Inhalte. Auch Kompetenzen, Haltungen und unsere Arbeit transparenter zu machen (spezifisch). Werte im Team kommen jetzt zum Tragen. So gehen Sie vor: Über die regelmäßigen Gespräche und den Informati- onsaustausch ist es realistisch, dass Eltern, Erzieher*in- • Planen Sie genügend Zeit für Diskussionen ein. nen und Kinder sich gegenseitig besser kennenlernen • Das Team beschäftigt sich intensiv mit spezifischen fach- und Vertrauen aufbauen (akzeptabel). lichen Fragen. Rundbrief EXTRA Nr. 1 14
überprüfbar und realistisch sein. Sie sollten umsetzbar und • „Wir haben ein gutes Feedback zu unserer Arbeit be- erreichbar sein (siehe das Beispiel in der SMART-Formel auf kommen (Bestätigung).“ Seite 14). Schätzen Sie die kleinen Erfolge. • „Es entsteht ein Gesamtbild unserer Arbeit.“ • „Er kann flexibel angewendet werden.“ Fünfter Schritt: Zielvereinbarungen Im fünften Schritt formulieren Sie konkrete Zielvereinba- Mein Tipp: Probieren Sie den NKK einfach mal aus (Lear- rungen, in die Sie Ideen für die zukünftige Organisation ning by doing). Lassen Sie sich nicht vom Begriff Qualitäts- der Kindertageseinrichtung integrieren. Machen Sie sich management abschrecken. Sie werden merken, dass er Ihre Gedanken, wie Sie Ihre Ziele erreichen wollen und wel- tägliche Arbeit widerspiegelt und sehr reflektiert formuliert che Maßnahmen dafür notwendig sind. In Bezug auf das ist. Sie werden ein positives Feedback für Ihre Arbeit er- SMART-Beispiel (S. 14) wäre beispielsweise zu klären, wie halten und Bereiche entdecken, die sie schon seit längerer Elterngespräche gestaltet werden. Welches Ziel wird mit Zeit überarbeiten wollten. Ich kann Sie nur ermutigen und den Gesprächen verfolgt? Welche Inhalte sollen bespro- Ihnen viel Spaß beim Reflektieren wünschen. Es lohnt sich. chen werden? Wer formuliert einen Fragebogen? Bis wann sollen die Fragenbögen fertiggestellt sein? Sie legen Teilzie- le fest, die nötig sind, um das Qualitätsziel zu erreichen. Sechster Schritt: Planung und Durchführung von Umset- zungsschritten Nachdem Sie die Teilziele festgelegt haben, erstellen Sie einen Maßnahmenplan, mit dem die Ziele erreicht werden Notiz zur Autorin können. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, ist es sinn- Nicole Kussauer ist Bildungs- und Sozialmanagerin voll, die Planung der Umsetzungsschritte schriftlich zu fixie- mit dem Schwerpunkt Frühe Kindheit, B.A. , staatlich ren (siehe Kasten). anerkannte Erzieherin und freiberufliche pädagogische Fachberaterin (www.hugsa-coaching.de) sowie Referentin im LAG-Seminarprogramm. Hier bietet sie unter anderem Siebter Schritt: Ergebnissicherung die Seminare „Nein, meine Suppe esse ich nicht – Krippen- Im letzten Schritt überprüfen Sie Ihre Ziele und sichern die kinder entscheiden mit (17/2020)“, „Das letzte Jahr in der Ergebnisse. Auch hier empfiehlt es sich, die Ergebnisse zu Kita – Schulfähigkeit versus Kind sein (27/2020)“ und „Ich verschriftlichen. Überprüfen Sie, was sich für wen verbes- sitze zwischen zwei Stühlen – Die stellvertretende Leitung sert hat. Reflektieren Sie den gesamten Qualitätsprozess (34/2020 )“ an. Außerdem ist sie Referentin in der quali- und visualisieren Sie die erreichten Schritte. Sie sollten sich fizierten Weiterbildung „Leitung im U3-Bereich: Zwischen zum Abschluss als Team die Frage stellen, wie hoch sie den Management und pädaogischer Qualität“. Inhalte der Nutzen einschätzen, die Qualitätsentwicklung weiterzufüh- Seminare und Informationen zum LAG-Seminarprogramm ren. und U3-Weiterbildungen und finden Sie unter www.lag- hessen.de/fortbildung/. Blick in Praxis In vielen Einrichtungen wird der NKK bereits angewendet, Literatur aber nicht jede Einrichtung arbeitet mit dem Sieben-Schrit- Esch, Karin et al. (2006): Qualitätskonzepte in der Kindertages- te-Verfahren. Viele nutzen ihn, um ihre tägliche Arbeit betreuung – Ein Überblick. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissen- systematisch und strukturiert zu reflektieren. Checklisten schaften. werden ausgefüllt, das Teamprofil ausgewertet und die ein- Tietze, Wolfgang, und Susanne Viernickel (2017): Pädagogische zelnen Kriterien diskutiert. Folgende Aussagen werden oft Qualität entwickeln: Praktische Anleitung und Methodenbau- steine für die Arbeit mit dem Nationalen Kriterienkatalog. zurückgemeldet: Weimar: Verlag das Netz. (www.verlagdasnetz.de/home/ verlagsprogramm-181/praxismaterialien/2035-paedagogische- • „Der NKK bietet eine gute Diskussionsgrundlage, um ge- qualitaet-in-tageseinrichtungen-fuer-kinder.html) zielt über pädagogische Themen zu diskutieren.“ Tietze, Wolfgang, Susanne Viernickel, Irene Dittrich, Katja • „Er ist sehr detailliert und wertschätzend formuliert.“ Grenner, Andrea Hanisch, und Jule Marx (2016): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder: Ein Nationaler Krite- • „Er regt zum Nachdenken beziehungsweise zum Um- rienkatalog. 5. Aufl. Weimar: Verlag das Netz denken an.“ Maßnahmenplan Aufgabe (Was?) Wer? Mit Wem? Ab Wann? Bis Wann? Rundbrief EXTRA Nr. 1 15
Kita zu und nu? Einige Hinweise, Tipps und Gedanken rund um die Kitaschließung von unseren Fachberatungskolleg*innen vom Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) Seit den Kita-Schließungen am 16. März haben sich viele Fachkräfte und Fachberatungen Gedanken darüber gemacht, wie die aktuelle Situation das Leben von Kindern, Eltern, Fachkräften und anderen Beteiligten im System Kita verändert. Wir dokumentieren Reflexionen und Anregungen aus dem Berliner Dachverband der freien Kitaträger, mit dem die LAG Freie Kinderarbeit Hessen im Bundesverband der Elterniniativen (BAGE) zusammengeschlossen ist. Schon vor Kontaktsperre und social distancing war Kommu- getan werden kann, wenn die Kita zu hat und ihr eigentlich nikation in Kinderläden und Kitas, eines unserer Hauptthe- ja im Dienst seid und nur keine Kinder da sind. Da ja auch men in der Beratung. Unser Mantra „Sprecht drüber, seid eure Fachberatung weiterarbeitet, haben wir mal ein biss- transparent und nehmt alle Beteiligten in Entscheidungs- chen überlegt, was uns so für Dinge einfallen würden, die prozessen mit, sprecht Konflikte früh an, bleibt im Kon- in der leeren Kita und im Homeoffice anfallen könnten. Und takt“ – alles nicht mehr wahr in Zeiten von Corona? Kontakt wir haben Beispiele aus Kinderläden/Kitas aus unserem Be- halten ist umso wichtiger, zumal vieles gerade von außen ratungsalltag als Ideen für euch zusammengetragen. Aber entschieden wird und sich ständig ändern kann. Trotzdem nichts destotrotz ermuntern wir euch, auch in den kom- braucht es Beteiligungsprozesse und Kontakt auf allen Ebe- menden Wochen, mit uns in den Austausch zu gehen und nen im Kinderladen. wenn ihr merkt, ihr wollt gern Themen angehen, die euch schon immer interessiert haben, ruft uns an oder schreibt Kita zu ist eben doch nicht richtig zu, weil es ja um große uns dazu. Wir können gern gemeinsam weiter brainstormen und kleine Menschen geht, die eine enge Beziehung zu ein- und überlegen, wie wir euch dabei unterstützen können. ander haben und sich auch vermissen. Deshalb denkt über Kontaktmöglichkeiten für alle Beteiligten (Eltern, Kinder Was man alles in leeren Kitaräumen tun könnte: Jetzt ist und Pädagog*innen) nach – hoch lebe die altmodische Tele- vielleicht mal Zeit vieles durchzusortieren und auszumisten, fonkonferenz und die moderne Videokonferenz – auch wir angefangen von Spielsachen, Material, Büro- und Papier- probieren uns da gerade aus. Einige von Euch haben schon kram und nicht zuletzt die ungeliebten „Kruschecken“. Des wunderbare Ideen entwickelt und in die Tat umgesetzt. Weiteren können Kinderbücher durchgesehen und repa- Nach wie vor braucht digitale Kommunikation strengere riert werden. Und es ist natürlich auch möglich in den Räu- Regeln als direkte, es fehlt immer mindestens eine Ebene. men zu streichen und zu bauen (wer weiß, wie lange OBI noch offen ist). Versucht also nicht den stark schwelenden Konflikt, wer nun in die Notbetreuung darf und wer nicht, per What- sappgruppe zu klären und überlegt, wer unbedingt in Ent- scheidungsprozesse einbezogen werden sollte und welches Was man von zuhause aus machen kann Medium hierfür sinnvoll ist. Nach dem alle Bücher ausgemistet wurden, lässt sich be- stimmt gut neue Kinderliteratur recherchieren (Hilfe dafür findet ihr unter: stiftunglesen.de, bildungsserver.de, Tipps Arbeit in leeren Kitaräumen für vorurteilsbewusste Bücher – Empfehlungen auf: situati- onsansatz.de) und eine Wunschliste für Neuanschaffungen Neben den ganzen Fragen zur Notbetreuung, die ja an erstellen. Und hierbei lässt sich die Raumausstattung und oberster Stelle steht, erreichen uns auch Fragen dazu, was das Material gleich mit überdenken und dafür findet ihr im Rundbrief EXTRA Nr. 1 16
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