Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - Sinfoniekonzerte - BASF.com
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Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm Sinfoniekonzerte Tai Murray, Violine Chineke! Orchestra Fawzi Haimor, Dirigent Mittwoch/Donnerstag, 19./20. Februar 2020, 20.00 BASF-Feierabendhaus
Programm Tai Murray Von der New York Times als „erstklassig“ apostro- phiert, erweist sich die amerikanische Geigerin Tai Samuel Coleridge-Taylor Murray als musikalische Stimme einer jungen Genera- (1875 – 1912) tion. „Technisch makellos … lebhaft und schillernd … Murrays Stil ist zweifellos ausgereifter als der vieler „Othello-Suite“ op. 79 erfahrenerer Künstler.“ (Muso Magazine) Dance Geschätzt für ihre Eleganz und ihr müheloses Children‘s Intermezzo Können, schafft Murray eine besondere Bindung Willow Song zu ihren Zuhörern durch ihre reife Phrasierung und Military March subtile Süße. Ihr Klang, die raffinierte Bogenführung und der Einsatz des Vibratos erinnern an ihren musi- kalischen Hintergrund, den Einfluss vor allem von Max Bruch Yuval Yaron (einem Schüler von Gingold und Heifetz) (1838 – 1920) und Franco Gulli. Von 2008 bis 2010 zählte Tai Murray zu den Londoner Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 28 BBC New Generation Artists. Als Kammermusikerin Allegro moderato war sie von 2004 bis 2006 Mitglied der Lincoln Centre Adagio Chamber Music Society II. Allegro energico Murray konzertiert in den renommiertesten Konzert- sälen weltweit und tritt mit führenden Orchestern auf, 1. Teil: ca. 45 min darunter Indianapolis Symphony Orchestra, Royal Liverpool Symphony Orchestra und allen Sinfonieor- Pause chestern der BBC. Sie setzt sich zudem entschlossen für die zeitgenössische Musik ein. Unter anderem spielte sie die Weltpremiere von Malcom Hayes’ Violin- Ludwig van Beethoven konzert bei den BBC Proms in der Royal Albert Hall. (1770 – 1827) Solokonzerte gibt Tai Murray in vielen Metropolen der Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Welt wie Berlin, Chicago, Hamburg, London, Madrid, in der Carnegie Hall New York und Washington D.C. Poco sostenuto. Vivace Allegretto Tai Murray spielt eine Violine von Tomaso Balestrieri Scherzo. Presto fecit Mantua (ca. 1765), eine großzügige Leihgabe Finale. Allegro con brio einer privaten Sammlung. 2. Teil: ca. 35 min 3
Chineke! Orchestra Fawzi Haimor Die Chineke! Foundation wurde 2015 von der Kontra- Fawzi Haimor wurde in Chicago geboren und wuchs bassistin Chi-chi Nwanoku Obe ins Leben gerufen im Mittleren Osten und in San Francisco auf. Er ab- mit dem Ziel, auch jungen Menschen nicht weißer solvierte zunächst ein Violinstudium an der Jacobs Hautfarbe die Möglichkeit zu bieten, Berufsmusiker School of Music der Indiana University, wo er auch zu werden. „Mein Ziel ist es, einen Raum zu bieten, an Dirigieren bei David Effron und Arthur Fagen studierte. dem Musikerinnen und Musiker auf die Bühne laufen Nach Bachelorabschlüssen in Musik und Neurobio- können und wissen, dass sie, in jeder Hinsicht, dazu- logie erwarb er Masterabschlüsse als Dirigent an der gehören. Wenn auch nur ein Kind das Gefühl hat, University of California-Davis und an der Indiana dass seine Hautfarbe ihm im Weg steht, seine University. Bis 2015 war Haimor Assistant Conductor musischen Ambitionen zu verfolgen, so hoffe ich und Resident Conductor beim Pittsburgh Symphony doch, dieses inspirieren zu können, ihm eine Platt- Orchestra, wo er Konzerte in den Bereichen Klassik, form zu geben und ihm zu zeigen, dass Musik, egal in Pop und Education dirigierte und mit angesehenen welcher Form, für alle Menschen gedacht ist.“ Dirigenten wie Manfred Honeck, Leonard Slatkin, Rafael Frühbeck de Burgos und Yan Pascal Tortelier Oder in den Worten von Sir Simon Rattle: „Chineke! zusammenarbeitete. ist nicht nur eine aufregende Idee, sondern auch eine hochgradig notwendige. Es ist eine Idee, die so nahe- Fawzi Haimor verfügt über ein breitgefächertes liegt, dass man sich nur wundern kann, warum sie Repertoire mit Schwerpunkten auf der deutschen noch nicht bereits existierte. Eine Idee, welche die Spätromantik und auf russischen und amerikanischen klassische Musik(landschaft) innerhalb des Vereinigten Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Er ist Königreichs über Generationen hinweg prägen und außerdem ein engagierter Interpret zeitgenössischer bereichern könnte. Was für eine spannende Zukunfts- Musik und hat bereits Werke von Mason Bates, aussicht!“ Kareem Roustom und anderen Komponisten urauf- geführt. Aushängeschild der Stiftung sind das Chineke! Seit 2017 ist Haimor Generalmusikdirektor der Orchestra sowie das Chineke! Junior Orchestra, Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Im einem Jugendorchester für Musiker im Alter von 11 bis November 2018 wurde sein Vertrag vorzeitig bis ein- 18 Jahren. Ältere Mitwirkende übernehmen mitunter schließlich der Spielzeit 2023/24 verlängert. die Rolle als Mentoren, Lehrer und Vorbilder für die jüngere Generation. Darüber hinaus dirigierte er bereits das Orchestre Philharmonique du Luxembourg, BBC Philharmonic 2017 gab das Chineke! Orchestra sein BBC Proms- Orchestra, Orchestre de Chambre de Paris, NDR Radio- Debüt in der Royal Albert Hall; es folgten schnell weitere philharmonie Hannover, WDR Funkhausorchester Köln, Auftritte bei führenden Festivals in ganz England Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaisers- mit hervorragenden Rezensionen. Gastspiele führten lautern, Orquestra Sinfónica do Porto, Orchestra das Orchester unter anderem nach Manchester, in Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, The Florida die Wigmore Hall, in den Tonbridge Music Club oder zum Wimbledon International Festival. 4 5
Orchestra, Indianapolis Symphony, New West Sym- keiten für König George V. aufgeführt wurden. Und phony, New Mexico Philharmonic, Qatar Philharmonic, auch der Respekt seiner Kollegen Edward Elgar, Kyoto Symphony und New Zealand Symphony. Gustav Holst und Ralph Vaughan-Williams war ihm beschieden. Trotz tadelloser Referenzen ist er heute Samuel Coleridge-Taylor weitgehend der Vergessenheit anheimgefallen. Sein künstlerisches Schaffensziel formulierte er wie folgt: „Othello“ von Shakespeare verhandelt die großen „Was Brahms für die ungarische, Dvořák für die böh- Themen der Menschheit. Es geht um Verrat, Vertrauen, mische und Grieg für die norwegische Volksmusik Liebe und Macht, Lüge und Selbstaufgabe. Das Stück getan hat, habe ich für diese ‚Negro Melodies‘ kreist aber auch um den Kampf einer weißen Männer- versucht.“ Über seine Tätigkeit als Komponist hinaus, gesellschaft gegen den Protagonisten, einen aufrich- arbeitete er gleichzeitig als Lehrer, Dirigent und tigen und erfolgreichen schwarzen Feldherrn. Mehr Jurymitglied, was verstärkte Reisetätigkeiten mit als 400 Jahre alt ist der Stoff, langweilig wird er nicht. sich brachte. Am 1. September 1912 starb Samuel Schon zu Shakespeares Lebzeiten war das Stück be- Coleridge-Taylor an einer Lungenentzündung, die liebt und wird seit seiner Entstehung ununterbrochen durch den Zustand ständiger Erschöpfung und Über- aufgeführt. Die wahrscheinlich berühmteste Bearbei- lastung erschwert wurde. Die fünfsätzige „Othello- tung des Stoffs ist Giuseppe Verdis Oper „Otello“. Suite“ op. 79 wurde ein Jahr vor seinem Tod im Welches Rezept führt zum Erfolg? „Something old, Londoner „Her Majesty’s Theatre“ uraufgeführt. something new, something borrowed and something blue.“ Wenn die Braut bei der Hochzeit diesen Vor- Max Bruch schlag befolgt, dann vergütet es das Schicksal mit einer glücklichen Partnerschaft bis ans Ende des Viel hätte nicht gefehlt und auch Max Bruch wäre Lebens. Das wäre so ein Rezept. Dass Ehen trotzdem uns heute ein Unbekannter. Dass dem nicht so ist, ist scheitern, hat sich mittlerweile herumgesprochen. vor allem seinem ersten Violinkonzert zu verdanken. Die Zutaten für den Erfolg sind schwer vorhersehbar. Doch nachdem der Komponist realisierte, dass dieses Ein erstaunlich erfolgreicher Komponist kann plötz- Violinkonzert einen so andauernden Erfolg erzielte, lich in Vergessenheit geraten, während ein anderer, dass es all seine anderen Kompositionen über- bisher nicht gefeierter, in den Vordergrund rückt. strahlte, war ihm das Werk verhasst. Er wollte schließ- Samuel Coleridge-Taylor war eine wichtige Figur in lich als majestätisches Genie, als Quelle der schöpfe- der britischen Musik der späten 1890er- und frühen rischen Schönheit gefeiert werden und nicht als 1900er-Jahre. 1875 wurde er in London als Sohn „One-Hit-Wonder“ das Dasein einer Eintagsfliege eines aus Sierra Leone stammenden Arztes geboren. fristen. An seinen Verleger Simrock schrieb er: „Nichts 1892 begann er ein Kompositionsstudium am Royal gleicht der Trägheit, Dummheit, Dumpfheit vieler College of Music London. Und noch während seines deutscher Geiger. Alle vierzehn Tage kommt einer Studiums hatte er beinahe 30 Werke geschaffen. und will mir das erste Concert vorspielen; ich bin Damit machte er bald in den einflussreichen Kreisen schon grob geworden und habe zu ihnen gesagt: ‚Ich der britischen Gesellschaft auf sich aufmerksam. kann dieses Concert nicht mehr hören – habe ich Seine Beliebtheit reichte soweit, dass Kompositionen vielleicht nur dieses eine Concert geschrieben? aus seiner Feder im Rahmen der Krönungsfeierlich- 6 7
Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die Ludwig van Beethoven anderen Concerte, die ebenso gut, wenn nicht besser Wie klingt die 7. Sinfonie von Beethoven? Man soll sind!‘“. Der leidenschaftliche erste Satz changiert es in Worte fassen und schafft es nicht. Diese Energie, zwischen Tragik und glühendem Temperament. das Strahlen – man kann nur staunen, was Beethoven Bruch selbst bezeichnete den Satz als Vorspiel. Er da für eine wunderbare Musik geschrieben hat. beginnt mit einem Paukenwirbel, der aus dem Nichts zu kommen scheint. Nachdem die Holzbläser das Entstanden ist das Werk in den Jahren 1811 und Hauptthema andeuten, beginnt die Solovioline bei 1812. Beethoven war zu dem Zeitpunkt 42 Jahre alt ihrem ersten Einsatz bereits das Thema zu variieren. und auf der Höhe seines Könnens. Gerade der erste Erst nach einem erneuten kurzen Orchestereinsatz Satz bezeugt diese Meisterschaft. Nach einer ge- beginnt die Violine mit dem eigentlichen Solopart. heimnisvollen, langsamen Einleitung beginnt der sich endlos steigernde Freudentaumel und nimmt immer Der zweite Satz ist merklich von der Vokalmusik weiter zu. Das ist das Prinzip des ersten Satzes, inspiriert. Bruch selbst war Pianist. Auf die Frage, eigentlich der ganzen Sinfonie. Immer wieder berührt warum er sich dennoch für das Komponieren eines sie die Grenzen des Möglichen und bedient alle nur Violinkonzerts entschied, antwortete er: „Weil die erdenklichen Effekte. Dabei werden enorme Energien Geige die Melodie besser singen kann als das Klavier, freigesetzt und wieder ausgeglichen. Denn auf einen und die Melodie ist die Seele der Musik.“ Die Seele wilden ersten Satz folgt ein beruhigender zweiter. der Musik einzufangen, ist Bruch im zweiten Satz So überschlagen sich die Ereignisse nicht etwa aber- tatsächlich eindrucksvoll gelungen. Emotional und witzig, sondern harmonisieren sich gegenseitig. leuchtend führt der Weg direkt zum Herzen. Das Im Vergleich zu Beethovens Spätwerk, das in seiner Adagio gilt als Charakteristikum der Bruch’schen Polyphonie oft eigenwillig und sperrig ist, besitzt die Tonkunst und ist demnach das Herzstück des Violin- 7. Sinfonie das temperamentvolle Strahlen der großen konzerts. Den Abschluss markiert ein virtuoses Finale, Wiener Klassik. Gleichzeitig entfaltet der Trauermarsch das mit seinen tänzerischen Rhythmen regelrecht des zweiten Satzes eine erschütternde Tragik, die euphorisch wirkt. einnehmend und unmittelbar berührend wirkt. Die Noch eine spannende Randnotiz zum Thema Violin- Tempobezeichnung Allegretto erscheint an dieser konzert: auch Samuel Coleridge-Taylor komponierte Stelle irritierend. Man würde daraufhin eher einen heiter- eins. Zugedacht war es der Geigerin Maud Powell. lustigen Satz erwarten. Vermutlich war es Beethoven Die amerikanische Premiere verzögerte sich, da die wichtig, dass der schreitende Rhythmus nicht zu Stimmen auf dem Weg in die USA verloren gegangen langsam gerät, sondern in stetem Fluss ist. Unter- sind. Wie die Legende besagt, soll sich die Partitur brochen wird der Marsch von einem sanglichen an Bord der Titanic befunden haben. Wahrschein- A-Dur-Mittelteil mit einer wunderschönen Kantilene. licher, und deswegen nicht minder tragisch, ist, dass Dieser führt jedoch zum Marschrhythmus zurück, sie mit einem anderen, unbekannten Schiff unterge- den Beethoven im weiteren Verlauf zu einem Fugato gangen sind. variiert. Die Geigen spinnen das Material im Pianissimo fort, indirekt sprudelt die Melodie voran, und es klingt 8 9
fast ein bisschen geisterhaft. Zum Schluss bricht das Einführung Marschthema noch einmal mit voller Kraft heraus. 19./20. Februar 2020, 19.00, Kammermusiksaal Ein großes Aufbäumen besiegelt den zweiten Satz. Monika Kursawe, Musikjournalistin Eine ganz andere Welt zeigt der dritte Satz. Glasklar prononciert und im Staccatissimo erschrickt man beinahe, sobald das Presto beginnt. Der Satz besteht aus fünf Teilen: Das schnelle Scherzo-Thema (A) Veranstaltungshinweis wechselt sich mit dem Trio (B) ab. Es entsteht die Form 28. Februar 2020, 20.00, BASF-Feierabendhaus A-B-A-B-A und damit eine Menge Wiederholungen. Am Schluss des Satzes erlaubt sich Beethoven einen „Argentinian Songs“ Scherz: Nachdem Scherzo und Trio bereits zweimal José Cura erklungen sind, deutet er noch eine dritte Wieder- Ungarisches Radio-Sinfonieorchester holung des Scherzos an und man denkt im Stillen: „Um Himmels willen, muss ich das jetzt alles noch einmal hören?“ Doch dann bricht Beethoven nach drei Takten abrupt mit fünf Orchesterschlägen ab. Stürmischer Jubel erklingt im Finale. Carl Maria von Weber wollte Beethoven dafür ins „Irrenhaus“ schicken. Und Clara Schumanns Vater Friedrich Wieck ver- mutete, „daß diese Sinfonie nur im unglücklichen – im trunkenen Zustand komponiert sein könne …“. Und obwohl die 7. Sinfonie die Meinungen der Zuhö- rer durchaus spaltete, gehört die Uraufführung am 8. Dezember 1813 in Wien doch zu den größten Erfolgen Beethovens. Nicht zuletzt auch deswegen, weil zu dem Anlass die gesamte musikalische Elite Wiens verpflichtet wurde. Beethoven soll selbst ge- urteilt haben, „es sei das Nonplusultra der Kunst“ gewesen sein. Judith Schor 10
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