Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - Kammermusik - BASF.com

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Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - Kammermusik - BASF.com
Saison 2019 / 2020
 BASF-Kulturprogramm

Kammermusik

Rudolf Buchbinder, Klavier
Nikolaj Szeps-Znaider, Violine

Freitag, 14. Februar 2020, 20.00
BASF-Feierabendhaus
Programm

Ludwig van Beethoven
(1770 – 1827)

Sonate für Klavier und Violine F-Dur op. 24
(„Frühlingssonate“)
Allegro
Adagio molto espressivo
Scherzo. Allegro molto
Rondo. Allegro ma non troppo

Sonate für Klavier und Violine Nr. 7 c-Moll op. 30/2
Allegro con brio
Adagio cantabile
Scherzo. Allegro
Finale. Allegro

1. Teil: ca. 50 min

Pause

Sonate für Klavier und Violine A-Dur op. 47
(„Kreutzer-Sonate“)
Adagio sostenuto. Presto. Adagio
Andante con variazioni
Finale. Presto

2. Teil: ca. 40 min

                                                       3
Rudolf Buchbinder                                              Rudolf Buchbinder ist Ehrenmitglied der Wiener
                                                             Philharmoniker, der Gesellschaft der Musikfreunde
  Rudolf Buchbinder zählt zu den legendären Inter-
                                                             in Wien, der Wiener Symphoniker und des Israel
preten unserer Zeit. Die Autorität einer mehr als 60 Jahre
                                                             Philharmonic Orchestra. Er ist der erste Solist, dem
währenden Karriere verbindet sich in seinem Klavier-
                                                             die Sächsische Staatskapelle Dresden die Goldene
spiel auf einzigartige Weise mit Esprit und Spontani-
                                                             Ehrennadel verlieh.
tät. Seine Interpretationen werden für ihre intellek-
tuelle Tiefe und musikalische Freiheit weltweit gefeiert.      Größten Wert legt Buchbinder auf Quellenforschung.
                                                             Seine private Notensammlung umfasst 39 komplette
  Als Maßstäbe setzend gelten insbesondere seine
                                                             Ausgaben der Klaviersonaten Ludwig van Beethovens
Interpretationen der Werke Ludwig van Beethovens.
                                                             sowie ein umfangreiches Archiv von Erstdrucken,
60 Mal führte er die 32 Klaviersonaten auf der ganzen
                                                             Originalausgaben und Kopien der eigenhändigen
Welt bisher zyklisch auf und entwickelte die Interpre-
                                                             Klavierstimmen beider Klavierkonzerte von Johannes
tationsgeschichte dieser Werke über Jahrzehnte
                                                             Brahms.
weiter. Als erster Pianist spielte er bei den Salzburger
Festspielen sämtliche Beethoven-Sonaten innerhalb              Seit Gründung des Grafenegg Festivals 2007 ist er
eines Festspiel-Sommers.                                     dessen Künstlerischer Leiter. Zwei Bücher sind von
                                                             Rudolf Buchbinder bislang erschienen, seine Autobio-
   Anlässlich des 250. Geburtstags Ludwig van Beet-
                                                             graphie „Da Capo“ sowie „Mein Beethoven – Leben
hovens gibt der Wiener Musikverein in der Konzert-
                                                             mit dem Meister“.
saison 2019 / 20 erstmals in seiner 150-jährigen
Geschichte mit Rudolf Buchbinder einem einzelnen
Pianisten die Ehre, alle fünf Klavierkonzerte Beethovens
in einem eigens aufgelegten Zyklus aufzuführen.
Buchbinders Partner in dieser beispiellosen Konstel-
lation sind das Gewandhausorchester Leipzig unter
Andris Nelsons, die Wiener Philharmoniker unter
Riccardo Muti, das Symphonieorchester des Baye-
rischen Rundfunks, die Münchner Philharmoniker
und die Sächsische Staatskapelle Dresden.
  In Anlehnung an Beethovens Diabelli-Variationen
entstand auf Initiative von Rudolf Buchbinder zudem
ein neuer Variationszyklus über denselben Walzer
von Anton Diabelli. Mit Lera Auerbach, Brett Dean,
Toshio Hosokawa, Christian Jost, Brad Lubman,
Philippe Manoury, Max Richter, Rodion Shchedrin,
Johannes Maria Staud, Tan Dun und Jörg Widmann
konnten führende zeitgenössische Komponisten ge-
wonnen werden.

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Nikolaj Szeps-Znaider                                    mit Zubin Mehta und dem Israel Philharmonic,
                                                         Prokofjews zweites Violinkonzert zusammen mit
  Nikolaj Szeps-Znaider wird ab September 2020 der
                                                         Glasunows Violinkonzert mit Mariss Jansons und
siebte Directeur Musical des Orchestre national de
                                                         dem Symphonieorchester des Bayerischen Rund-
Lyon. Er ist außerdem regelmäßiger Gastdirigent bei
                                                         funks sowie das Mendelssohn-Konzert auf DVD mit
führenden Orchestern der Welt, vergangene und
                                                         Riccardo Chailly und dem Gewandhausorchester.
zukünftige Höhepunkte umfassen u. a. die Zusammen-
                                                         Außerdem hat Szeps-Znaider mit Yefim Bronfman
arbeit mit dem Chicago Symphony Orchestra, dem
                                                         das Gesamtwerk für Violine und Klavier von Johannes
Cleveland Orchestra, dem New York Philharmonic
                                                         Brahms eingespielt.
Orchestra, der Sächsischen Staatskapelle Dresden
und den Philharmonischen Orchestern von Stock-            Nikolaj Szeps-Znaider engagiert sich sehr für die
holm, Brüssel und Oslo.                                  Nachwuchsförderung und ist Präsident des Nielsen
                                                         Wettbewerbs, der alle drei Jahre in Odense in Däne-
  Als Geigenvirtuose hält Nikolaj Szeps-Znaider
                                                         mark stattfindet.
weiterhin seinen Ruf als einer der führenden Vertreter
dieses Instruments bei Auftritten mit Orchester und        Szeps-Znaider spielt die „Kreisler” Guarnerius „del
im Rezital. In der Saison 2018 /19 war er Artist in      Gesù” von 1741, eine Dauerleihgabe des Royal Danish
Residence der Wiener Symphoniker, als Dirigent und       Theater mit großzügiger Unterstützung der VELUX
Solist mit zahlreichen Konzertprojekten über die         Foundation und der Knut Højgaard Foundation.
gesamte Saison verteilt, darunter sein Debüt als Diri-
gent im Wiener Musikverein mit Gustav Mahlers
erster Sinfonie.
  Szeps-Znaider hat eine besonders enge Verbindung
zum London Symphony Orchestra, mit dem er sowohl
als Dirigent, als auch als Solist eng zusammenge-
arbeitet hat. Gemeinsam entstand die Gesamtauf-
nahme aller Mozart-Violinkonzerte, die Nikolaj Szeps-
Znaider vom Instrument aus geleitet hat. Das Fach-
magazin „The Strad“ feierte sein Spiel als „womöglich
einer der exquisitesten Violinklänge, der je auf CD
festgehalten wurde“.
  Nikolaj Szeps-Znaiders umfangreiche Diskographie
umfasst das Nielsen Concerto mit Alan Gilbert und
der New York Philharmonic, Elgars Violinkonzert in
h-Moll mit Sir Colin Davis und der Sächsischen
Staatskapelle Dresden, die preisgekrönten Einspie-
lungen der Violinkonzerte von Brahms und Korngold
mit den Wiener Philharmonikern unter Valery Gergiev,
die Violinkonzerte Beethovens und Mendelssohns

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Ludwig van Beethoven                                       je strenger gegen sich selbst ein Künstler, wie B., auf
                                                           diesem Wege der eigenen Bildung fortgehet, je weniger
  Die dem Grafen Moritz von Fries gewidmeten
                                                           er nur zu imponieren und sich selbst zu verherrlichen
Sonaten in a-Moll und in F-Dur von 1800/01 sind
                                                           strebt, je sicherer wird er für das Wohlgefallen der
ursprünglich unter dem Titel „Deux Sonates“ als
                                                           Bessern und zugleich für seinen feststehenden Ruhm
„Schwestern-werke“ unter der Opuszahl 23 angelegt,
                                                           arbeiten. Diese beyden Sonaten zeichnen sich unter
dann aber aus verlagstechnischen Gründen als op. 23
                                                           anderen, die dem Rec. von diesem Komponisten
und 24 („Frühlingssonate“) getrennt veröffentlicht
                                                           ausser strenger Ordnung, Klarheit und sich selbst
worden. Sie sind ein Beispiel für Beethovens Vorliebe
                                                           gleich und treu bleibender Ausführung, noch durch
für starke Kontraste nicht nur innerhalb eines ge-
                                                           die heitern, aber keineswegs flachen Scherzo’s aus,
schlossenen Werks, sondern auch in der Abfolge von
                                                           die, sehr zweckmässig, in der Mitte angebracht sind.“
Stücken einer Gattung. Bezeichnenderweise wurde
die „Frühlingssonate“ wohl ihres heiteren und liebens-        Friedrich Rochlitz, Herausgeber der Allgemeinen
würdigen Gestus wegen ihrer weitaus dramatische-           Musikalischen Zeitung und vermutlich Autor dieser
ren Schwester stets vorgezogen.                            Zeilen, bewunderte an anderer Stelle zwar die erfin-
                                                           derische Fantasie Beethovens in Bezug auf die „Ideen“,
   Ebendiese Widersprüchlichkeit spiegelt sich in der
                                                           also Themen und Motive, nannte ihn gar einen
Rezeption des Beethovenschen Œuvres – man
                                                           „Helden der musikalischen Welt“, lehnte aber seine
möchte fast sagen: über Jahrhunderte – wider. Immer
                                                           Themendurchführung ab, sprach von Beethovens
ist da ein Querstand zu beobachten, zwischen der
                                                           „dunkler Künstlichkeit oder künstlicher Dunkelheit“.
Faszination für den Künstler, seinem Ruhm und seinem
                                                           Auch Beethovens Schüler Carl Czerny, dem der
Ruf bei den Zeitgenossen einerseits und dem Un-
                                                           Komponist durchaus freundschaftlich verbunden war,
verständnis für seine „unnatürlichen“, „melodisch
                                                           entging diese Diskrepanz zwischen der Popularität
kümmerlichen“ und „formal willkürlichen“ Komposi-
                                                           Beethovens („origineller, feuriger und kühner Geist“)
tionen auf der anderen Seite. So liest man in der Kritik
                                                           und dem Verständnisproblem („unfreundlich, wild,
der frischgedruckten Werke op. 23 und 24 im Jahr
                                                           düster und trübe“) nicht. Vor diesem Hintergrund
1802 in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung:
                                                           rangen bereits die Zeitgenossen Beethovens um ein
   „Rec[ensent] zählt sie unter die besten [Sonaten],      Verständnis des Schaffensprozesses, das dann etwa
die Beethoven geschrieben hat […]. Der originelle,         in das Abziehbild von der Einsamkeit eines Original-
feurige und kühne Geist dieses Komponisten, der            genies oder in den Kampfbegriff der Zukunftsmusik
schon in seinen früheren Werken dem Aufmerk-               mündete. Beethoven wird Nationalheiliger und Revo-
samen nicht entgehen konnte, der aber wahrschein-          lutionär, Menschheitsverbesserer und bizarrer Sonder-
lich darum nicht überall die freundlichste Aufnahme        ling, Titan, Schicksalsbezwinger und Außenseiter.
fand, weil er zuweilen selbst unfreundlich, wild, düster
                                                             Hier ist anzumerken, dass bereits dem ganz jungen
und trübe daherstürmte, wird sich jetzt immer mehr
                                                           Beethoven, der noch kein Quartett, noch kein Konzert
klar, fängt immer mehr an, alles Uebermass zu
                                                           und erst recht keine Sinfonie komponiert hatte, ein
verschmähen, und tritt, ohne von seinem Charakter
                                                           quasi genialer Ruf vorauseilte. Man hatte dem Ein-
zu verlieren, immer wohlgefälliger hervor. Und gewiss,
                                                           undzwanzigjährigen, als er von Bonn aus zu Studien-

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zwecken nach Wien reiste, einen Brief mitgegeben,         KV 380 – anknüpfte. Andererseits ist das veränderte
der prophezeite, Beethoven werde hier „den Geist          Verhältnis der beiden Instrumente zueinander gera-
Mozarts aus Haydns Händen“ empfangen. Was für             dezu bahnbrechend. Bis in die thematische Gestaltung
ein Schachzug des Grafen Waldstein, dem Urheber           hinein wird es ausgelotet und gewinnt dadurch an
dieser Zeilen! Seinem Protegé galt nun die ganze          kompositorischer Relevanz.
Aufmerksamkeit der tonangebenden Wiener Aristo-
                                                            Die drei Sonaten op. 30 entstanden um 1802 und
kratie, die Waldsteins Prophezeiung erfüllt sehen
                                                          sind dem Zaren Alexander I. von Russland gewid-
mochte.
                                                          met. Hier rahmen zwei dreisätzige Sonaten heiteren
  Die „Frühlingssonate“ erhielt ihren Beinamen nicht      Charakters eine mittlere viersätzige in c-Moll ein.
von Beethoven. Der Urheber des Titels, der offen-         Die Komposition dieser Werkgruppe fällt in die Erkun-
sichtlich über ein feines Gespür für musikalische         dung einer „neuen Manier“, wie Beethoven selbst
Stimmungen verfügte, ist nicht bekannt. Wie in der        bezeugt, und in die Zeit des „Heiligenstädter Testa-
oben zitierten Kritik der AmZ bereits angedeutet, ist     ments“, in dem Beethovens Verzweiflung über sein
die Erweiterung der üblicherweise auf drei Sätze          fortschreitendes Gehörleiden dokumentiert ist. Vor
reduzierten Duosonate durch die Einfügung eines           allem die Außensätze der c-Moll-Sonate op. 30/2
Scherzo-Satzes eine Besonderheit der Komposition.         lassen mit ihrem pathetischen Ton diesen neuen, oft
Mit der Erweiterung auf die Viersätzigkeit einer Sin-     auch als heroisch bezeichneten Stil, hervortreten.
fonie geht ein kompositorischer Anspruch für diese        Im ersten Satz tragen zur „Grandezza“ schwere
Gattung einher, der sich nicht zuletzt auch in der        Fortissimo-Akkorde bei, ebenso wie großintervallige,
Gleichberechtigung der beiden Instrumente – Klavier       doppelt punktierte Triller. Dabei führt dieser Zug
und Violine – niederschlägt. Die Violine übernimmt        keineswegs ins Feierliche, sondern ist eher von vor-
ebenso die Begleitung, wie das Klavier in der Lage ist,   wärtsdrängender Bewegung charakterisiert. Der
zu singen. Die Hauptthemen des ersten und letzten         zweite Satz, Adagio cantabile, führt nach As-Dur
Satzes trägt die Violine vor, der Anfang des lang-        und ist Gesang durch und durch: „Hier spricht Seele
samen Satzes und der des Scherzos sind dem Klavier        zu Seele“, schwärmt das Musikschrifttum, und: „Wie
vorbehalten.                                              ein Sang aus anderer Welt schweben die Töne her-
                                                          nieder.“ In bester Spiellaune zeigt sich das instrumen-
  Zehn Violinsonaten hat Ludwig van Beethoven
                                                          tale Duo im Scherzo mit Trio, Allegro, beide in C-Dur.
zwischen 1797 und 1812, also in einer recht über-
                                                          Das Finale mag den einen als Rondo, den anderen
schaubaren Zeitspanne von 15 Jahren, komponiert.
                                                          als Sonatenhauptsatz erscheinen. Die Presto-Coda
Zwar fehlen Beiträge des Spätwerks zu dieser Gattung,
                                                          verhilft dem Schlusssatz zu einer stürmischen, nach-
dennoch beeinflusste und formte Beethoven die
                                                          drücklich drängenden Stretta, die noch einmal an
Gattung mit seinen Beiträgen bis ins 19. Jahrhundert
                                                          das Allegro con brio des Eröffnungssatzes erinnert.
hinein. Einerseits machte er dadurch, dass er seine
                                                          Damit scheint mit dem Neuen, dem Pathetischen bei
Violinsonaten bis einschließlich op. 30 als „Sonaten
                                                          Beethoven eher das Leidenschaftliche, das Appassio-
für Klavier und Violine“ bezeichnete, deutlich, dass er
                                                          nato, als das Leidende oder übertrieben Feierliche
an eine Gattungskonvention des 18. Jahrhunderts –
                                                          assoziiert.
und insbesondere an Mozarts Sonaten KV 376 bis

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Die unter dem Namen „Kreutzer-Sonate“ bekannte            nisse dieser Laune des genialischen Mannes gehört
Sonate op. 47 wurde zwischen 1802 und 1803 kompo-           also auch diese Sonate.“ In die gleiche Kerbe schlägt
niert. Im autografen Entwurf findet sich die humor-         die Überlieferung von Hector Berlioz, der Widmungs-
volle Überschrift „Sonata mulattica Composta per il         träger, dem sich der heutige Beiname der Sonate ver-
Mulatto Brischdauer, gran pazzo e compositore               dankt, habe die Komposition als „outrageusement
mulattico“ [mulattische Sonate, komponiert für den          inintelligible“ [äußerst unverständlich] bewertet und
Mulatten Bridgetower, großer Narr und mulattischer          vermutlich niemals aufgeführt.
Komponist], was darauf hinweist, dass die Sonate
                                                              Heute genießt die Sonate eine ganz andere Wert-
zunächst dem Geiger der Uraufführung am 24. Mai
                                                            schätzung. Im Kopfsatz erkannte der Musikforscher
1803, George Bridgetower, gewidmet war. Die Erst-
                                                            Carl Dahlhaus eine Ausweitung des Themenbegriffs
ausgabe von 1805 trägt allerdings den Titel „SONATA
                                                            zu „radikaler Prozessualität“. Das Werk ist charakteri-
per il Piano-forte ed un Violino obligato, scritta in uno
                                                            siert durch Klangfülle (die Violine beginnt mit einem
stile molto concertante, quasi come d’un concerto.
                                                            mehrstimmigen Solo), Virtuosität, überraschende
Composta e dedicata al suo amico R. Kreutzer.
                                                            Modulationen, weite melodische Bögen und ab-
Membro del Conservatorio di Musica in Parigi […]“.
                                                            wechslungsreiche Sätze – vom furiosen ersten Satz
Beethoven hat also die Widmung zugunsten des
                                                            über den meditierenden zweiten bis zum jubelnden
französischen Geigers Rodolphe Kreutzer geändert.
                                                            Finale.
  Auf den Titel geht dann auch der Rezensent der
                                                               Für alle Violinsonaten Beethovens gilt: Violine und
Allgemeinen Musikalischen Zeitung im Jahr 1805
                                                            Klavier bilden stets eine Mischung von großem klang-
los: „Der Zusatz auf dem Titel scritta – concerto
                                                            lichem Reiz. Zahlreiche Varianten der musikalischen
[geschrieben im konzertanten Stil gleich wie ein Kon-
                                                            Zwiesprache und aus den Spielweisen der Geige
zert] scheint wunderlich, anmassend und prahlerisch.
                                                            gewonnene Motive und Einfälle bezeugen die tiefge-
Er sagt aber die Wahrheit, dient statt einer Vorrede,
                                                            hende Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten
und bestimmt das Publikum so ziemlich, für welches
                                                            des Duos. Innovativ in der „Kreutzer-Sonate“ sind
dies seltsame Werk sein kann.“
                                                            nicht nur das Virtuose und das Großdimensionierte im
   Einerseits sieht der zeitgenössische Kritiker „einen     Miteinander der Instrumente, sondern auch die wett-
neuen Beweis von des Künstlers großem Genie,                eifernde Partnerschaft der beiden Instrumentalisten.
seiner lebendigen, oft glühenden Phantasie“, anderer-
                                                                                                       Heike Fricke
seits müsse man aber auch „von einer Art des ästhe-
tischen oder artistischen Terrorismus befangen“ sein,
wenn man „in diesem Werk nicht einen weiteren
Beleg dafür finde, dass sich der Künstler seit einiger
Zeit nun einmal kapriziere“. Wieder einmal begegnet
die bereits erwähnte Diskrepanz zwischen Anerken-
nung, ja Popularität Beethovens und einem mangeln-
den Verständnis. „Bewunderungswürdige Ungeheuer“
brächte Beethoven hervor und: „Unter die Erzeug-

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Veranstaltungshinweis
28. Februar 2020, 20.00, BASF-Feierabendhaus
„Argentinian Songs“
José Cura
Ungarisches Radio-Sinfonieorchester

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BASF SE
FHG/TC – Z 24 · Kunst & Kultur
Tel.: 0621- 60 99911 · Email: basf.konzerte@basf.com
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