JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur

 
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JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
AUFTAKT
                MAGAZIN UND PROGRAMMHEFT

                   JAN
                    FEB
                        2020

Nr. 3
Konzertsaison
2019 / 2020
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
INHALT                                       2—3

                                                                                                                                         SO 05. JAN — Neujahrskonzert
                                                                                                                                         NEUJAHRSKONZERT MIT DEM WINTER­
                                                                                                                                         THURER JUGENDSINFONIEORCHESTER15
                                                                                                                                         MI 08. JAN — Abonnementskonzert
                                                                                                                                         TROMPETENKONZERTE
                                        4. Philharmonisches Konzert                                                                      MIT SERGEI NAKARIAKOV17

                                        BEETHOVEN /                                                                                      SO 12. JAN — Hauskonzert

                                        DEBUSSY / RAVEL
                                                                                                                                         HAYDN UND SCHUBERT MIT DEM
                                                                                                                                         WINTERTHURER STREICHQUARTETT21
                                        Fabio Luisi, Dirigent
                                                                                                                                         SA 18. JAN — Freikonzert
                                        Beatrice Rana, Klavier

                                                                                                                          7
                                                                                                                                         BENEFIZKONZERT ALLEGRO —
        3. Philharmonisches Konzert     Philharmonia Zürich
         SCHUBERT /
                                                                                                                                         KLEINE DREIGROSCHENMUSIK25
                                        LUDWIG VAN BEETHOVEN
     TSCHAIKOWSKI/
                                                                                                                                         DO 23. JAN — Extrakonzert
                                        Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58                                                                EMMANUEL PAHUD — MEISTERWERKE
      MENDELSSOHN                       CLAUDE DEBUSSY
                                        La Mer                                                                      Sergei Nakariakov
                                                                                                                                         FÜR FLÖTE UND ORCHESTER                     31
      Gianandrea Noseda, Dirigent                                                                                  ECHTES                SA 25. JAN — Familienkonzert
                                        MAURICE RAVEL
   Narek Hakhnazaryan, Violoncello                                                                             TROMPETENGOLD             PETER UND DER WOLF                          35
                                        La Valse
              Philharmonia Zürich                                                                                                        SO 26. JAN — Extrakonzert

                                                                                                                         9
                                        OPERNHAUS ZÜRICH                                                                                 YUJA WANG, ANDREAS OTTENSAMER,
                  FRANZ SCHUBERT
         Ouvertüre und Entr’acte der    So 23 Feb 2O2O, 11.15                                                                            RAY CHEN & FRIENDS37
      Bühnenmusik zu «Rosamunde,                                                                                                         MI/DO 29./30. JAN — Abonnementskonzert
           Fürstin von Zypern» D 797                                                                                                     SCHUMANNS KLAVIERKONZERT
              PJOTR TSCHAIKOWSKI                                                                                    Mozart-Challenge     MIT CHRISTIAN ZACHARIAS                     43
  «Rokoko-Variationen» A-Dur op. 33     2. La Scintilla-Konzert                                                «DIE SONATEN SIND
                                        ZELENKA
                                                                                                                                         FR 31. JAN — Midi Musical
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY                                                                                     SEHR BRILLANT»           MUSIK ÜBER MITTAG —
Sinfonie Nr. 3 a-Moll («Schottische»)   Riccardo Minasi, Dirigent und Violine                                                            FRAUEN SCHREIBEN KLAVIERTRIOS               47

                                                                                                                         11
                                        Anna Devin, Sopran
              OPERNHAUS ZÜRICH
                                        Orchestra La Scintilla                                                                           FR/SA/SO 07./08./09. FEB — Hauskonzerte
 So 19 Jan 2O2O, 19.3O                                                                                                                   MOZART-CHALLENGE — 16 VIOLINSONATEN 49
                                        Arien und Instrumentalwerke von
                                        JAN DISMAS ZELENKA                                                                               DO/FR/SA/SO 20./21./22./23. FEB — Ballett

                                        JOHANN DAVID HEINICHEN                                                      Musikvermittlung     DON QUIXOTE                                 57
                                        FRANCESCO MARIA VERACINI                                                    MEET THE             FR 28. FEB — Midi Musical
                                        GEORG PHILIPP TELEMANN                                                     ORCHESTRA             MUSIK ÜBER MITTAG —
                                                                                                                                         GITARRE UND VIOLONCELLO                     59
                                        OPERNHAUS ZÜRICH
                                        Mo 9 März 2O2O, 19.OO                                                                            FR 28. FEB — Clubkonzert
                                                                                                                                         EXKLUSIVKONZERT FÜR MITGLIEDER DES
                                                                                                                                         «CLUB DER 700»                              61
                                                                                Titelbild: Sergei Nakariakov

                                                                                                               5 EDITORIAL
                                                                                                                                         WIR DANKEN                                  62
                                                                                                               12 DIE ZAHL
                                                                                                                                         IHRE UNTERSTÜTZUNG                          63
              Billettkasse +41 44 268 66 66, www.opernhaus.ch                                                  13 FRAGEBOGEN             KARTENVERKAUF                               64
                                                                                                                                         ORCHESTER 			                                65
                                                                                                                                         VORSCHAU			                                  67
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
EDITORIAL                                          4—5

Bühne frei für Ihre             Liebes Publikum

Regionalzeitung.                Das neue Jahr beginnt für das Musikkollegium Winterthur mit
                                einem Fanfarenstoss: Sergei Nakariakov, der «Paganini der
                                Trompete», ist endlich wieder im Stadthaus zu erleben. Eben-
                                falls ein Trompetenkonzert steht im Benefizkonzert für «alleg-
                                ro», den Freundeskreis Orchester Musikkollegium Winterthur,
                                auf dem Programm – aber Frédéric Bonvin, Solo-Posaunist beim
                                Musikkollegium Winterthur, wird es auf seinem Instrument
                                spielen.

                                Bereits zum dritten Mal bringt Artist in Resonance Emmanuel
                                Pahud unser Publikum ins Schwingen und Schwelgen. Mit
                                Bachs berühmter h-Moll-Suite, Mozarts zweitem Flötenkonzert
                                und Busonis witzigem Divertimento hat er drei Klassiker des Flö-
                                tenrepertoires ausgewählt. In einem Extrakonzert gibt es ein
                                Wiedersehen mit Andreas Ottensamer. Zusammen mit befreun-
                                deten Künstlern – unter ihnen Yuja Wang, Ray Chen und Roberto
                                González Monjas – wartet er mit einem exquisiten Kammermu-
                                sikprogramm auf. Dieses Konzert können wir dank der Koopera-
                                tion mit dem Bürgenstock Festival in Winterthur präsentieren;
                                eine erste Zusammenarbeit, der hoffentlich weitere folgen wer-
                                den. Zudem kehrt Christian Zacharias mit Schumanns Klavier-
                                konzert zum Musikkollegium Winterthur zurück.

                                Im Februar stellt sich Roberto González Monjas, kongenial am
                                Flügel begleitet von Kit Armstrong, der grossen «Mozart-Chal-
                                lenge»: An drei aufeinanderfolgenden Abenden spielen die bei-
                                den Künstler die 16 grossen Violinsonaten Mozarts.

                                Abermals geht das Musikkollegium Winterthur für vier Vor-
                                stellungen in den Orchestergraben des Theaters Winterthur
                                und begleitet die São Paulo Dance Company im beliebten Ballett
                                «Don Quixote», das in einer Choreographie der berühmten
                                Marcia Haydée getanzt wird. In einem Familienkonzert steht
                                schliesslich Prokofieffs unsterbliches Musikmärchen «Peter
                                und der Wolf» auf dem Programm – ein ebenso liebenswertes
                                wie spannendes Erlebnis für Gross und Klein. Viel Vergnügen!

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                                Samuel Roth, Direktor
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
GEWINNSPIEL                                                                                                                                                              SERGEI NAKARIAKOV                                       6—7

L                                                                                                                                                                                                           ECHTES TROMPETENGOLD
       ösungswort gesucht! Schicken Sie Ihre Antwort per E-Mail an s.stamm@musikkollegium.ch
       oder per Post an Musikkollegium Winterthur, Stéphanie Stamm, Rychenbergstrasse 94,
       8400 Winterthur, und gewinnen Sie dreimal einen Eintritt zu einem Konzert Ihrer Wahl!
Einsendeschluss: 29. Februar 2020
                                                                                                                                                                                                                                 Seit er Trompete spielt, schwärmt das Musikfeuilleton vom
                                                                                                                                                                                                                                 «jungen Hexer aus Russland», vom «Trompetissimo» oder vom
 Solistin              grosses            Vorname                  best.                                              US-                                    Strauch
 am 5.
 Januar
                       Hand-
                       lungsbal-
                                          d. dt. Ko-
                                          mikers                   Artikel      bloss
                                                                                           dt Stadt
                                                                                           am Rhein
                                                                                                                      Schau-
                                                                                                                      spielerin
                                                                                                                                   engl.:
                                                                                                                                   gehen
                                                                                                                                                             mit
                                                                                                                                                             gelben
                                                                                                                                                                                                                                 «Paganini der Trompete». In der Tat: Mit seiner unglaublichen
                                                                   (2. Fall)                                                                                              D         D         M       G
 (Vn./Nn.)             lett (2 W.)        Boning                                                                      (Meg)                                  Blüten
                                                                                                                                                                        N O L   W   E N N   B A   R G I N                        Virtuosität setzt Sergei Nakariakov neue Massstäbe. Zu be-
                                                                                                                                                                        G N E   I   S   U     N   Y O N
                                                                                                                                                                                                      S P
                                                                                                                                                                                                                                 staunen nun auch in Winterthur, wo der sympathische Russe
                                                                                                                                                                          Q     G     A R   E N   A
                                                               2                                                                                                          U R   A   H N     I H   N   T A                        in Konzerten von Mozart und Alexander Arutiunian brilliert.
                                                                   Beila-                  Stadt im                                                          Geigen-    V I O   L   I N E     E     B E G
                                                                   gen, An-                Kt. VD                                                            virtuose     X     D     E     S I   E R R A
                                                                                            Keim-                                                            (1782-
                 10                                                hänge                    zelle                                           9                1840)        O E       A X I   O M     A   N
  Ge-                      Abk.:                        Kampf-                                                                    sozial-                                 T R   A   N E     R     A N T I                                                  leicht berühmteste Trompeter werden sollte.
                                                        platz im                                                                  demokr.                               N E Z       I   Z   B I   N D E N
  steins-                  rechts
                                                        Amphi-                                                                    Partei d.                                   L     O   A   E     A     I                                                  Begonnen hatte Nakariakov nämlich auf dem
  art                      oben                         theater                      13                                           Schweiz                               S T A I     N E R     A   L E S                                                    Klavier – allerdings mit wenig Enthusiasmus.
                                                                               persönl.                                            Zch. f.                                E   F     E I G     P   O S K A
 Vorfahr                                                                       Fürwort                                             Tantal                               L E G E     N D E   N     G A I A
                                                                                                                                                                                                                                                           «Ich merkte, dass ich als Pianist nie so gut war
                                                                               (4. Fall)                                           Feuer                                                                                                                   wie meine Schwester, und deshalb übte ich
                                                                                                                                                                        BENEFIZKONZERT
                                                                                            Angeh.                     hoher                                                                                                                               kaum.» Nachdem er sich bei einem Autounfall
                                                                                            e. west-                   türk.
                                                                                            slaw.                                                                                                                                                          eine Rückenverletzung zugezogen hatte, muss-
                                                                           3                Volkes                     Titel                1
                                                                                                                                                                                                                                                           te der damals Neunjährige das Klavierspiel
 Strei-                    metall-                      negative               span.:
 chinstru-                 haltiges                     elektr.                Gebirgs-                                                                                                                                                                    aufgeben, und so machte ihm sein Vater die
 ment                      Mineral                      Teilchen               kette                              6                                                                                                                                        Trompete schmackhaft.
österr.                                   aner-                                                                       Gegen-
Luftfahrt-                                kannter                                                                     teil von                  frz.: dich
kenn-                                     Grund-
zeichen                                   satz                                                                        digital                                                                                                                              «Als Kind hätte mein Vater liebend gerne
 Fisch-                                                                                                                                                                                                                                                    Trompete gelernt, aber seine Eltern erlaubten
 öle                                                                           Türein-                   gegen,
                                                                               fassung                   wider                                                                                                                                             es ihm nicht. Als er nun mir zur Trompete riet,
frz.: Nase                                                                                                                                            14
                                                                                                                                                                                                                                                           war ich hell begeistert. Endlich, sagte ich mir,
                                                                   CH-Kom-
                                           engl.:                                                                                                                                                                                                          kannst du ein männliches Instrument spie-
                                                                   ponist
                                           Leben
                                    7                              *1917             11                                                                                                                                                                    len.» Dann ging es rasant vorwärts: 1991, also
 Tiroler                   Abk.:                                   Umlaut                                internat.                europ.        Winter-
             heisses                                                                                                                                                                                                                                       mit 14 Jahren, debütierte Nakariakov beim Ivo
 Geigen-                   Ver-                                    feierl.                               Presse-                  Welt-         sport-
             Getränk
 bauer                     ordnung                                 Gelübde                               agentur                  raumorg.      gerät                                                                                                      Pogorelich Festival in Bad Wörishofen sowie
                                                                                             helle                                                                                                                                                         bei den Salzburger Festspielen, ein Jahr später
                                                                                                                                                             Doppel-
                                                                                             engl.                                                                                                                                                         gastierte er erstmals beim Schleswig-Holstein
                                                                                                                                                             vokal
                                                                         12                  Biere
                                                                                                                                                                                                                                                           Musik Festival. 2002 wurde ihm als «Instru-

                                                                                                                                                                                                            D
  Werk                     ängst-                                                          estnische
  am 30.                   lich,                                                           Dirigentin                                                                                                               er bedeutende deutsche Komponist       mentalist des Jahres» der ECHO KLASSIK ver-
  Januar                   mutlos                   5                                      (Kristiina)                                                  8                                                           Jörg Widmann brachte es auf den        liehen. Die legendäre Martha Argerich lud ihn
                                                                                                         griech.
                                                                                                         Erd- und                                                                                                   Punkt: Als er ein Trompetenkonzert     nicht nur an ihr Lugano Festival ein, sondern
                                                                                                         Mutter-
                   4                                                                                     göttin                                                                                             für Sergei Nakariakov schrieb, nannte er das   setzte sich sogar an den Flügel, um Nakariakov
                                                                                                                                                                                                            Werk schlicht «ad absurdum». Denn es ist in    höchstpersönlich in Schumanns Märchener-
1            2         3              4             5         6          7          8            9           10          11         12           13          14                                             der Tat absurd, was er darin dem Trompeten-    zählungen op. 73 zu begleiten.
                                                                                                                                                                                                            solisten zumutet. Aber Sergei Nakariakov
                                                                                                                                                                                                            meisterte selbst diese Herausforderung spie-   «MUSIKALISCHER ZIRKUS IST LANGWEILIG»
                                                                                                                                                                                                            lend. Dabei wurde es ihm nicht an der Wiege    Eigentlich schrieb Schumann dieses Werk für
Lösungswort Nov-/Dez-Auftakt: Pariser Luft                                                                                                                                                                  gesungen, dass er dereinst einmal der viel-    Violoncello und Klavier. Für Nakariakov kein
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MOZART-CHALLENGE                                     8—9

Problem: Kontinuierlich eignete er sich «art-
fremdes» Repertoire an: Violin- und Violon-
cellokonzerte, Opernarien und Songs, Barock-
                                                ÜBEN – ÜBEN – ÜBEN …
                                                Auch Sergei Nakariakov, der Trompeten-Tau-
                                                sendsassa, muss üben. Primär die Finger?
                                                                                                   «DIE SONATEN SIND
musik und Gershwin. «Grosse Komponisten
haben nur in Ausnahmefällen grosse Werke
für Trompete geschrieben. Die meisten Trom-
                                                Oder die Lippen? «Beides. Die Finger müssen
                                                wissen, was sie zu tun haben, und die Lippen
                                                ebenfalls. Im Unterschied zu den Fingern
                                                                                                   SEHR BRILLANT»
petenwerke sind moderne Werke.» Übrigens,       aber ermüden die Lippen recht bald. Ich                                    Nach ihrem Grosserfolg mit einer integralen Aufführung von
viele dieser Transkriptionen stammen von        wünschte mir manchmal, dass ich länger                                     Beethovens Violinsonaten vor gut zwei Jahren wenden sich
Vater Nakariakov. «Ich liebe diese Transkrip-   üben könnte. Aber dem sind rein physische
                                                                                                                           Roberto González Monjas und Kit Armstrong nun Mozart zu.
tionen nicht, weil sie besonders schwierig      Grenzen gesetzt, denn die Lippen bedecken
sind, sondern weil es sich um grosse Musik      das Mundstück mit einem relativ hohen                                      An drei aufeinanderfolgenden Abenden sind die beiden
handelt. Das hat mit musikalischem Zirkus       Druck. Wenn der zu lange anhält, wird die                                  Künstler mit Mozarts 16 grossen Violinsonaten zu erleben.
überhaupt nichts zu tun. Zirkus – wenn Sie so   Blutzirkulation in den Lippen unterbrochen
wollen – habe ich früher vielleicht gemacht.    und der Ton kann nicht mehr präzise kon-
Aber erstens ist das eine grausam schwierige    trolliert werden.»
Herausforderung, und zweitens ist es sehr
langweilig. Ich meine: musikalisch langwei-     Zusammen mit dem Musikkollegium Win-
lig. Sowas kann ein Kurorchester in einem       terthur spielt Nakariakov nicht nur Mozarts
Park spielen – reine Unterhaltung. Ich spiele   beliebtes viertes Hornkonzert, sondern auch
lieber Mozart, Schumann oder Tschaikowsky.      das Trompetenkonzert des armenischen
Ich will beim Spielen Gefühle haben und Ge-     Komponisten Alexander Arutiunian. Mit sei-
fühle zeigen. Gefühle sind das Wichtigste in    ner Musik schuf dieser eine spannende Syn-
der Musik.»                                     these aus armenischer Folklore und westli-
                                                chen Musiktraditionen. Mit dem Trompeten-
Zwei Instrumente braucht er dazu: die Trom-     konzert von 1950 schaffte der Komponist
pete und das Flügelhorn. «Die beiden Instru-    definitiv den Sprung ins internationale Kon-
mente haben einen unterschiedlichen Cha-        zertrepertoire. Das Werk ist überaus ab-
rakter – so, wie zwei Menschen verschieden      wechslungsreich gestaltet, wartet mit finger-
sind. Beides sind Blasinstrumente, beide ha-    und zungenbrecherischer Virtuosität auf,
ben ein ähnliches Mundstück. Das Flügel-        enthält aber auch zahlreiche herrliche Kanti-
horn ist grösser und vor allem tiefer. Das      lenen. Hier ist zu erleben, wie wunderbar
Cello­-Repertoire richte ich mehrheitlich für   man auf der Trompete singen kann. Wenn
das Flügelhorn ein. Fagottkonzerte hingegen     man es denn kann.
klingen auf der Trompete besser als auf dem
Flügelhorn. Und geht es um Lieder oder                                         Werner Pfister
Opernmusik, dann sind beide Instrumente
möglich.» Erinnert der Klang des Flügelhorns
nicht auch an einen satten Mezzosopran?

                                                                                                   M
Und die Trompete wäre dann ein hoher Kolo-                                                                   ozart und die Violine – ein weitläu-   nierende Sohn war damals gerade einmal sie-
ratursopran? «Ungefähr so. Das Flügelhorn                                                                    figes Thema. Aber eines, das den       ben Jahre alt. Weitere Sonaten folgten, wohl
hat einen weicheren Klang und ein tieferes                                                                   Komponisten sein ganzes Leben          auch mit väterlicher Nachhilfe, insgesamt ein
                                                Abonnementskonzert
Register – für Mozarts Hornkonzerte ideal ge-                                                      lang begleitete. Eine erste Sammlung von Vio-    ganzes Dutzend: alles frühe, jugendlich unbe-
                                                MI 08. JAN 19.30 Uhr             siehe Seite 17
eignet. Wobei man gerade dieses tiefe Regis-                                                       linsonaten liess Mozarts Vater Leopold bereits   kümmerte Werke. Entsprechend kommen sie
ter besonders üben muss.»                                                                          im Januar 1764 veröffentlichen; der kompo-       heute nur noch selten zur Aufführung: Zu ge-
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MUSIKVERMITTLUNG                                       10 — 11

radlinig, zu leichtgewichtig wirken sie, als
dass sie ein erlesenes Kammermusikpubli-
kum wirklich zu fesseln vermöchten.
                                                    «REICH AN NEUEN GEDANKEN»
                                                    Mit der Sonate KV 296 aus dem Jahr 1778 be-
                                                    ginnt die Reihe der grossen Violinsonaten
                                                                                                          MEET THE ORCHESTRA
                                                    Mozarts. 16 sollten es insgesamt werden; die                          Wie funktioniert ein Orchester? Und warum braucht es einen Diri-
«DER GRÖSSESTE GEIGER VON EUROPA»                   letzte, die Sonate in F-Dur KV 547, schrieb Mo-                       genten? Am 30. Januar 2020 ist es wieder so weit: Meet the Orchestra!
Doch damit ist das Thema Mozart und die Vio-        zart im Sommer 1787 in Wien, wo er seit 1781,                         Schulklassen treffen sich mit dem Musikkollegium Winterthur und
line noch lange nicht abgeschlossen; im Ge-         seit seinem endgültigen Bruch mit Salzburg,
                                                                                                                          tauchen gemeinsam in die Welt der klassischen Musik ein.
genteil, jetzt beginnt es erst so richtig. Und      lebte. Und sie wuchs ihm derart ans Herz,
zwar im Frühjahr 1778: Mozart, mittlerweile 22      dass er zwei Sätze davon zu einer Klaviersona-
Jahre alt, war auf einer ausgedehnten Konzert-      te umschrieb – damit er sie auch für sich al-
reise in Mannheim angelangt und verliebte           lein spielen konnte. Gibt es einen schöneren
sich dort in die damals 16-jährige Aloysia We-      Beweis für die Wertschätzung, die Mozart sei-
ber, die er allerdings nicht kriegte. Also wandte   nen Violinsonaten entgegenbrachte?
er sich einer anderen Mannheimer Schönheit
zu, der Pianistin Therese Pierron, und kompo-       Man könnte diese 16 Meisterwerke in drei Epo-
nierte für sie die Sonate für Klavier und Violi-    chen einteilen: in die Mannheimer Sonaten
ne KV 296. Leicht zu erraten, wer die junge Pia-    sowie in die frühen und späten Wiener Sona-
nistin damals auf der Violine sekundierte: Mo-      ten. Vor allem in den Mannheimer Sonaten ist
zart höchst persönlich. Zumal er sich damals        die Dominanz des Klaviers unüberhörbar;
noch gerne auf der Violine produzierte, «als ob     häufig bleiben der Geige nur unauffällige Be-
ich der grösseste Geiger von Europa wäre», wie      gleitfiguren übrig, wenn das Klavier seine hol-

                                                                                                          E
er einmal selbstironisch schrieb.                   den Melodien spinnt. Aber mit den Wiener                    s wird ein spannendes Meeting. Denn         gin, die stellvertretende Solo-Flötistin des Mu-
                                                    Sonaten ändert sich dieses «Kräfteverhältnis»:              für die meisten Schülerinnen und Schü-      sikkollegiums Winterthur, die Moderation.
Sicher, Mozart war vor allem ein brillanter         Mehr und mehr werden Violine und Klavier                    ler – etwa 350 Kinder zwischen neun und     Das ist ein besonderes Plus – denn wer sonst
Pianist, und als solcher ist er auch in die Mu-     zu kammermusikalischen Partnern. Kommu-               zwölf Jahren werden erwartet – ist es die erste   als die Orchestermusiker selber wüsste über
sikgeschichte eingegangen. Darüber geht oft         nikation wird zum wesentlichen Merkmal,               hautnahe Begegnung mit einem Sinfonieor-          die Welt der klassischen Musik und insbeson-
vergessen, dass er, vor allem in jungen Jahren,     Motive werden einander spielerisch zuge-              chester. Absolutes Neuland also. Aber auch für    dere über die Innenwelt eines Orchesters bes-
auch ein vorzüglicher Geiger war (in späten         spielt, die Themen sind gleichberechtigt auf          das Musikkollegium Winterthur ist es ein aus-     ser Bescheid? So bekommen die Schülerinnen
Jahren wechselte er lieber zur Bratsche).           die beiden Instrumente verteilt. Es ist ein           sergewöhnliches Ereignis, da es sonst ja fast     und Schüler Informationen aus erster Hand.
Selbst Mozarts Vater Leopold, ein berühmter         wechselseitiges Geben und Nehmen. Damit               ausschliesslich vor einem erwachsenen Publi-      Zu hören gibt es mit dem liebenswerten Zy-
Violin-Pädagoge, war vom geigerischen Genie         hat Mozart die Gattung der Violinsonate zu            kum spielt. Für Spannung ist reichlich gesorgt.   klus «Legenden» ebenfalls Erstklassiges. An-
seines Sohnes beeindruckt: «Du weisst selbst        klassischer Vollendung gebracht. Das merk-            Dreimal wird dieses Meeting pro Konzertsai-       tonín Dvořák komponierte ihn im Frühjahr
nicht, wie gut du Violine spielst, wenn du nur      ten auch seine Zeitgenossen, was aus einer da-        son durchgeführt. Die Idee dahinter ist so ein-   1881, und zwar ursprünglich für Klavier zu vier
dir Ehre geben und mit Figur, Herzhaftigkeit        maligen Kritik hervorgeht: «Die Sonaten sind          fach wie einleuchtend: Junge Menschen sollen      Händen. Offensichtlich mochte er das Werk
und Geist spielen willst.» Umso mehr ver-           die einzigen in ihrer Art, sehr brillant und          schon früh mit der Welt der klassischen Mu-       sehr, denn nur wenig später instrumentierte
misste der Vater das Violinspiel seines Sohnes,     dem Instrumente angemessen. Reich an neu-             sik in direkten Kontakt kommen. Und das           er die «Legenden» für ein klein besetztes Or-
wenn dieser – nun erwachsen – auf ausge-            en Gedanken und Spuren des grossen musica-            nicht einfach über simple Tonkonserven, son-      chester. Sie fanden sofort grossen Anklang,
dehnten Konzertreisen unterwegs war: «Was           lischen Genies des Verfassers.»                       dern live in einem einmaligen Konzerterleb-       beim Publikum wie auch bei Komponisten-
mich zu Zeiten betrübt macht, ist, dass ich                                                               nis. Zur Aufführung gelangen dieses Mal die       Kollegen. So schrieb Johannes Brahms seinem
dich nicht mehr Violine spielen höre, und so                                        Werner Pfister        «Legenden» op. 59 von Antonín Dvořák; am          Verleger: «Grüssen Sie doch ja Dvořák und sa-
oft ich nach Hause gehe, wandelt mir eine                                                                 Dirigentenpult waltet der auch als Pianist        gen Sie ihm, wie mich seine Legenden andau-
kleine Melankoley zu, dann, wann ich mich                                                                 weltweit bekannte Christian Zacharias. Damit      ernd erfreuen. Es ist ein reizendes Werk, und
                                                    Mozart-Challenge
unserem Hause nähere, glaube ich immer, ich         FR– SO 07.– 09. FEB             siehe Seite 49 ff.   sich die Kinder in diesem Neuland möglichst       neidenswert die frische, lustige, reiche Erfin-
müsse dich Violine spielen hören.»                                                                        gut zurechtfinden, übernimmt Nolwenn Bar-         dung, die der Mann hat.»
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
DIE ZAHL                                                                                              FRAGEBOGEN                                         12 — 13

54 Aufführungen von Sonaten für Violine und
Klavier von Wolfgang Amadeus Mozart sind
                                                  7. April 1937 in Begleitung der Mozart-Spezia-
                                                  listin Lili Kraus oder auch Johanna Martzy
                                                                                                          AUSGEFÜLLT VON
im Konzertarchiv des Musikkollegiums Win-
terthur seit 1875 aufgezeichnet. Eine recht be-
scheidene Zahl, gemessen an der Vielzahl von
                                                  am 31. Oktober 1962 und am 24. November 1976.
                                                  In Erinnerung sind unserem Publikum viel-
                                                  leicht noch die Aufführungen mit Christian
                                                                                                          PIERRE-ALAIN MONOT
Violinsonaten von Mozart und ihrer Beliebt-       Tetzlaff am 31. Mai 2008 (mit Leif Ove Ands-                                                                            Mein Lieblingskomponist …
heit. Den Anfang machten Franz Bach (Violi-       nes) und am 21. April 2012 (mit Lars Vogt). Eine                                                                        Strawinsky (vor allem die

                               54
ne) und Ernst Radecke (Klavier) am 10. Januar     zyklische Aufführung der grossen Violin­                                                                                Werke seiner Spätperiode),
1894 mit der Es-Dur-Sonate                                          sonaten, wie sie am 7., 8. und                                                                        aber auch Debussy, Dufay,
KV 481. Oft und regelmässig                                         9. Februar 2020 zu erleben ist,                                                                       Gesualdo, Gautier de Coincy,
traten die Konzertmeister des                                       gab es in ähn­   licher Weise                                                                         Lassus, Vaughan Williams,
Musikkollegiums Winterthur                                          bereits einmal im Jahr 1977:                                                                          Delius, Tallis, Frescobaldi,
mit einzelnen Violinsonaten                                         Am 29. Oktober, 9. November                                                                           Machaut, Palestrina – und
Mozarts in Erscheinung, an-                                         und 23. November spielte die                                                                          Schubert ...
gefangen von Ernst Wolters                                          Winterthurer Geigerin Aida
(1919 bis 1924) und Joachim                                         Stucki, am Klavier begleitet                                                                          Mein wichtigster Charakter­
Röntgen (1929) über Peter Rybar (1953 und         von Christoph Lieske, insgesamt fünfzehn                                                                                zug … Ich habe grosse Mühe,
1955), Abraham Comfort (1972 und 1976) und        Sonaten. Roberto González Monjas und Kit                                                                                jegliche Ungerechtigkeit zu
bis in jüngerer Zeit Willi Zimmermann (1998)      Armstrong geben noch eine sechzehnte hin-                                                                               akzeptieren. Darum bin ich
und Rahel Cunz (2003). Aber auch berühmte         zu, nämlich die Sonate in F-Dur KV 547.                                                                                 eher ein Kämpfer.
Solisten spielten die Werke in Winterthur, so
etwa Adolf Busch am 2. November 1935, am                                                                                                                                  Dieses Buch möchte ich
                                                  Mozart-Challenge
Klavier begleitet von seinem Schwiegersohn                                                                Mein Traum vom Glück ist …       und eine liebe Schwester.      nochmals lesen … Würden
                                                  FR– SO 07.– 09. FEB               siehe Seite 49 ff.
Rudolf Serkin; ebenso Szymon Goldberg am                                                                  Auf die Freundschaft von         Was könnte ich mehr er­        Sie den Stapel von noch
                                                                                                          Menschen zählen zu dürfen,       warten?                        ungelesenen Büchern auf
                                                                                                          an deren Treue man nie                                          meinem Schreibtisch sehen,
                                                                                                          zweifeln wird.                   Mein Traumberuf als Kind …     die ich gleich noch lesen
                                FR– SO   03.– 05. JUL 2020                                                                                 Als Kind wollte ich Landwirt   möchte ...
                                                                                                          Meine liebste Beschäftigung …    werden ... Ein Onkel hatte
                                    Rychenbergpark Winterthur
                                                                                                          Ausserberuflich: in der Natur    einen Hof im Neuenburger       Im nächsten Urlaub zieht
                                                                                                          zu sein, zu fotografieren.       Jura.                          es mich … Es kann mich auch
                                                                                                          Beruflich: neue Ideen, Projek-                                  ins nächste Waldstück zie-

                                CLASSIC                                                                   te oder vergessene Werke zu
                                                                                                          suchen und diese auch zu
                                                                                                                                           Was mir an meinem Beruf
                                                                                                                                           besonders gefällt … Man
                                                                                                                                                                          hen. Ein schöner Baum oder
                                                                                                                                                                          eine besondere Himmelsfar-

                                OPENAIR                                      START UF
                                                                               ERKA
                                                                          VORV UAR
                                                                                                          dirigieren.                      kann immer wieder versu-
                                                                                                                                           chen, seine eigene Fantasie
                                                                                                                                                                          be bringen mir mehr als
                                                                                                                                                                          aufwändige Reiseziele. Und

                                 2020
                                                                            FE R
                                                                              B                           Mit einem Sechser im Lotto       zu fordern.                    ich durfte schon so viel von
                                                                              2020
                                                                                                          würde ich … Ich durfte meine                                    der Welt sehen ...
       CLASSIC
       OPENAIR                                                                                            Stelle im Orchester beim         Wenn ich selber koche, dann
                                                                                                          allerersten Probespiel ge-       am liebsten … nicht allein,
                                                                                                          winnen. Im Orchester lernte      sonst steht nie etwas auf
                                                                                                                                                                          Pierre-Alain Monot ist seit 1. Sep-
                                                                                                          ich meine Traumfrau fürs         dem Tisch! Vergiftet habe
                                                                                                                                                                          tember 1984 Solo-Trompeter beim
     classicopenair.ch                                                                                    Leben kennen. Ich habe           ich aber noch niemanden ...
                                                                                                                                                                          Musikkollegium Winterthur.
                                                                                                          wunder­bare Eltern gehabt
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
14 — 15

                 SO     05. JAN 2020

Neujahrskonzert                Winterthurer JugendSinfonieOrchester
Stadthaus Winterthur           LEITUNG Simon Wenger

Beginn 17.00 Uhr               FLÖTE Nolwenn Bargin

Pause gegen 17.40 Uhr
Ende gegen 18.30 Uhr
CHF 35/25
bis 18 Jahre und Legi CHF 10   NEUJAHRSKONZERT
                               MIT DEM WINTERTHURER
                               JUGENDSINFONIE­
                               ORCHESTER
                               Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)
                               Ouvertüre zur Oper «Idomeneo» KV 366 5'

                               Jacques Ibert (1890 –1962)
                               Konzert für Flöte und Orchester (1932-33) 20'
                               Allegro
                               Andante
                               Allegro scherzando

                               Jacques Ibert
                               «Hommage à Mozart» (1956) 5'

                               — Pause —

                               Wolfgang Amadeus Mozart
                               Sinfonie Nr. 35 D-Dur, KV 385 «Haffner» (1782) 20'
                               Allegro con spirito
                               Andante
                               Menuetto
                               Finale: Presto

Veranstalter
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
16 — 17

                                                                               MI    08. JAN 2020

                                                             Abonnementskonzert           Musikkollegium Winterthur
                                                             Stadthaus Winterthur         LEITUNG Kristiina Poska

                                                             Beginn 19.30 Uhr             TROMPETE Sergei Nakariakov

                                                             Pause gegen 20.15 Uhr
                                                             Ende gegen 21.15 Uhr

                                           HI &
                                YU HORIUICJOO
                                                             CHF 78/65/43/30
                                                             Abo 12/10/4                  TROMPETENKONZERTE
                                                                                          MIT SERGEI NAKARIAKOV
                                HYUNG-K HANDS
                                          OF FOUR
                                THE MAGIC                                                 Alexander Arutiunian (1920 – 2012)
                                SA 25. JAN                                                Konzert für Trompete und Orchester (1950) 15'
                                                                                          Andante - Allegro energico - Meno mosso - Tempo I - Meno
                                                                                          mosso - Tempo I - Cadenza, Coda

                                                                                          Dmitri Schostakowitsch (1906 –1975)
                                                                                          Fünf Fragmente für Orchester, op. 42 (1935) 11'
                                                                                          Andante
                                                                                          Andante
                                                                                          Largo
                                                                                          Moderato
                                                                                          Allegretto

                                                                                          Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)

                                                 SON
                                                                                          Konzert für Horn und Orchester Nr. 4 Es-Dur, KV 495 (Fassung

                                CHADY ALRTAISTW& KOMPONIST
                                                                                          für Flügelhorn) (1786) 15'
                                                                                          Allegro moderato

                                STEINWA                                                   Romanza: Andante

                                FR 14. FEB
                                                                                          Rondo: Allegro vivace

                                                                                          — Pause —

                                                                                          Wolfgang Amadeus Mozart
                                                                                          Sinfonie Nr. 29 A-Dur, KV 201 (1774) 24'
                                                                                          Allegro moderato
                                                                                          Andante
VORVERKAUF UND WEITERE INFOS:                                                             Menuetto
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ODER 052 260 58 58

                                                                                          Mit diesem Programm ist das Musikkollegium Winterthur am
                                                                                          Donnerstag, 9. Januar 2020 um 20.00 Uhr im Theater Chur zu
                                                                                          Gast.
JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
18 — 19

                                     Kristiina Poska ist Musikdirektorin des Theaters Basel und de-     Besetzung: Trompete solo, 2 Flö-      Alexander Arutiunian Trompetenkonzert
                                     signierte Chefdirigentin des Symphonieorchesters Flandern. In      ten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fa-
                                                                                                        gotte, 4 Hörner, 2 Trompeten,         Alexander Arutiunian wurde in Jerewan geboren und gilt neben
                                     dieser Saison debütierte sie an der English National Opera in
                                                                                                        3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlag-      Aram Chatchaturian als einer der bedeutendsten armenischen
                                     einer Produktion von Franz Lehárs «Die lustige Witwe» sowie
                                                                                                        werk, Harfe, Streicher                Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er studierte in seiner Hei-
                                     mit Mozarts «Le nozze di Figaro» am Teatro del Maggio Musica-
                                                                                                        Uraufführung: 1950, Armenian          matstadt und in Moskau Klavier, Komposition, Polyphonie und
                                     le Fiorentino. Zu den kommenden Höhepunkten zählen «Car-
                                                                                                        Philharmonic Orchestra, Solist        Musiktheorie. Er war Professor für Komposition, künstlerischer
                                     men» an der Staatsoper Stuttgart, das Eröffnungskonzert der
                                                                                                        Aykaz Messlayan                       Leiter der armenischen Philharmonie und Träger diverser hoher
                                     Mozartwoche 2020 in Salzburg mit dem Mozarteumorchester
                                                                                                        Musikkollegium Winterthur:            Auszeichnungen der Sowjetunion. Sein Trompetenkonzert wur-
                                     Salzburg, «Die Entführung aus dem Serail» an der Sächsischen
                                                                                                        Erstmals aufgeführt am 18. Febru-     de für den armenischen Trompeter Aykaz Messlayan geschrie-
                                     Staatsoper Dresden sowie ihr Eröffnungskonzert als neue Chef-
                                                                                                        ar 1981, Leitung Armin Jordan,        ben und ist von der armenischen Volksmusik und einer roman-
                                     dirigentin des Symphonieorchesters Flandern. Kristiina Poska
                                                                                                        Solist Rudolph Suter; letztmals am    tischen Dramatik geprägt. Die Trompete scheint Arutiunians
                                     studierte Chorleitung an der Estnischen Hochschule für Musik       28. Juni 1990, Leitung Franz Wel-     bevorzugtes Blechblasinstrument gewesen zu sein, da er gleich
Erstmals zu Gast                     und Theater in Tallinn und Orchesterleitung an der Hochschule      ser-Möst, Solist Pierre-Alain Mo-
                                                                                                                                              mehrere Solowerke für sie geschrieben hat. 1946 traf er Dmitri
                                     für Musik Hanns Eisler in Berlin. Sie gewann den Publikumspreis    not
                                                                                                                                              Schostakowitsch zum ersten Mal, und sie pflegten eine lebens-
                                     beim renommierten Malko-Wettbewerb im Mai 2012 und den
                                                                                                                                              lange Freundschaft.
                                     renommierten Deutschen Dirigentenpreis im April 2013.

                                                                                                        Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen,         Dmitri Schostakowitsch Fünf Fragmente für Orchester
                                                                                                        3 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner,
                                                                                                        Trompete, Posaune, Tuba, Schlag-      Dmitri Schostakowitsch schrieb die fünf Fragmente für kleines
                                     Der russische Trompeter Sergei Nakariakov wurde in Gorki ge-
                                                                                                        werk, Harfe, Streicher                Orchester in nur einem Tag am 9. Mai 1935. Im Januar des Fol-
                                     boren und erhielt seinen ersten Musikunterricht auf dem Klavier.
                                                                                                                                              gejahres erschien in der parteiamtlichen Zeitung «Prawda» ein
                                     Später wechselte er aufgrund einer Verletzung zur Trompete         Uraufführung: 26. April 1965,
                                                                                                        Leningrader Philharmonie, Lei-        Artikel mit dem Titel «Chaos statt Musik», in welchem Schosta-
                                     und wurde dabei von seinem Vater unterstützt. 1988 wanderte
                                                                                                        tung Igor Blaschkow                   kowitschs Musik als «betont disharmonische, chaotische Flut
                                     die Familie nach Israel aus. 1992 wurde er als Gast beim Schles-
                                                                                                                                              von Tönen» und als ein «Labyrinth des musikalischen Chaos,
                                     wig-Holstein Musik Festival mit dem renommierten Davidoff-         Musikkollegium Winterthur:
                                                                                                        Erstmals aufgeführt am 28. Okto-      das stellenweise zur Kakophonie wird», angegriffen wurde. Den
                                     Preis ausgezeichnet. Seitdem tritt Sergei Nakariakov bei den
                                                                                                        ber 1998, Leitung Heinrich Schiff     Artikel hatte vermutlich Stalin selbst veranlasst, nachdem er im
                                     bedeutendsten Musikfestivals und in den wichtigsten Konzert-
                                                                                                                                              Dezember 1935, empört über die Darstellung von Sex und Ge-
                                     häusern auf, so in der Hollywood Bowl in Los Angeles, im Lin-
                                                                                                                                              walt, eine Vorstellung der Oper «Lady Macbeth von Mzensk»
                                     coln Center in New York oder in der Royal Festival Hall und der
                                                                                                                                              frühzeitig verlassen hatte. Vor diesem Hintergrund und zusam-
                                     Royal Albert Hall in London. Seine Tourneen führen ihn zudem
                                                                                                                                              men mit dem Verbot der geplanten Uraufführung seiner vierten
                                     jährlich nach Japan. Sergei Nakariakov wurde mit zahlreichen
                                                                                                                                              Sinfonie erstaunt es nicht, dass der Komponist die fünf Frag-
Erstmals zu Gast am 29. April 2009   Preisen bedacht, etwa mit dem ECHO KLASSIK 2002. Sein Re-
                                                                                                                                              mente vorerst zurückbehalten hatte. Sie wurden erst 1965, nach
                                     pertoire umfasst nicht nur die gesamte Literatur für Trompete,
                                                                                                                                              Stalins Tod, uraufgeführt. Wegen dem teilweise ähnlichen Ma-
                                     sondern auch zahlreiche eigene Transkriptionen für sein Instru-
                                                                                                                                              terial werden die fünf Fragmente als experimentelle Vorübun-
                                     ment.
                                                                                                                                              gen zur vierten Sinfonie angesehen. Es wird allerdings auch ver-
                                                                                                                                              mutet, dass sie einer geplanten Opern-Tetralogie (inspiriert von
                                                                                                                                              Wagners «Der Ring des Nibelungen») über revolutionäre Frau-
                                                                                                                                              en in Russland entnommen sein könnten. Die Oper «Lady Mac-
                                                                                                                                              beth von Mzensk», welche im Entstehungsjahr der fünf Frag-
                                                                                                                                              mente internationale Erfolge feierte, hätte ein Bestandteil
                                                                                                                                              dieses Grossprojekts sein sollen. Die fünf Fragmente sind ein
                                                                                                                                              Beispiel für Schostakowitschs kompositorische Experimente
                                                                                                                                              u.a. mit der Zwölftontechnik. Die Klangwelt gleicht jener von
20 — 21

                                                                                                                                      SO   12. JAN 2020

                                      Schönberg, Berg und Webern. Jedes Fragment erfordert eine              Hauskonzert                        Winterthurer Streichquartett
                                      andere Besetzung und die Instrumente des kleinen Orchesters            Stadthaus Winterthur               VIOLINE Roberto González Monjas
                                      spielen nie alle gleichzeitig. Während in den Fragmenten 1, 2                                             VIOLINE Olivier Blache UND Agata Lazarczyk
                                                                                                             Beginn 17.00 Uhr
                                      und 4 die Bläser dominieren, übernehmen im dritten nur die             Pause gegen 17.40 Uhr              VIOLA Jürg Dähler VIOLONCELLO Cäcilia Chmel
                                      Streicher und die Harfe. Den abschliessenden Walzer spielen            Ende gegen 19.00 Uhr
                                      sechs Solo-Instrumente.
                                                                                                             CHF 40
                                                                                                             Mitglieder gratis

Besetzung: Flügelhorn solo,           Wolfgang Amadeus Mozart Hornkonzert Nr. 4 Es-Dur
                                                                                                             freie Platzwahl                    HAYDN UND SCHUBERT
2 Oboen, 2 Hörner, Streicher
                                      Für einen Komponisten, der selber nicht Hornist war, hat Wolfgang                                         MIT DEM WINTERTHURER
Uraufführung: 1786, Wien, Solist
Josef Leutgeb
                                      Amaeus Mozart aussergewöhnlich viele Solo-Werke für Horn ge-
                                      schrieben. Die meisten seiner Hornkonzerte, aber auch das Horn-
                                                                                                                                                STREICHQUARTETT
Musikkollegium Winterthur:            quintett und die Duos für zwei Hörner, schrieb er für den österrei-
Fassung für Flügelhorn erstmals                                                                                                                 Joseph Haydn (1732 –1809)
                                      chischen Hornisten Josef Leutgeb (1732-1811). Das vierte
aufgeführt am 29. April 2009, Lei-                                                                                                              Streichquartett C-Dur, Hob III:65 (1790) 22'
                                      Hornkonzert ist das erste mit einer Kadenz (also einer ausgedehn-
tung Willi Zimmermann, Solist                                                                                                                   Allegro moderato
Sergei Nakariakov
                                      ten und virtuosen Solostelle) und einer Melodik, welche erst durch
                                                                                                                                                Menuett: Allegro ma non troppo
                                      die kürzlich von Anton Joseph Hampel erfundene Stopftechnik
                                                                                                                                                Allegretto scherzando
                                      möglich geworden war. Dank der Veränderung der Handposition
                                                                                                                                                Finale: Presto
                                      im Schallstück konnten die Abstände zwischen den Naturtönen
                                      aufgefüllt werden; dies ermöglichte Tonleitern in tieferen Lagen
                                                                                                                                                Franz Schubert (1797–1828)
                                      sowie Chromatik. Leutgeb fühlte sich zwar in der Höhe nicht sehr
                                                                                                                                                Fünf Menuette mit sechs Trios für zwei Violinen, Viola und
                                      wohl, muss aber ein Meister der neuen Handtechnik gewesen sein.
                                                                                                                                                Violoncello, D 89 (1813) 15'

Besetzung: 2 Oboen, 2 Hörner,         Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 29 A-Dur                                                             — Pause —
Streicher
                                      Mehr als zehn Jahre früher, in den 1770er Jahren, schrieb Mozart
Uraufführung: 6. April 1774, Salz-                                                                                                              Franz Schubert
                                      die Sinfonie Nr. 29 in A-Dur nach der Rückkehr von seinen Italien-
burg                                                                                                                                            Fünf deutsche Tänze mit sieben Trios und einer Coda, D 90
                                      reisen. Sie gilt als einer der frühen Höhepunkte in seinem sinfoni-
Musikkollegium Winterthur:                                                                                                                      (1813) 16'
                                      schen Schaffen. Der leise bewegte Anfang war für die Gattung der
Erstmals aufgeführt am 13. Febru-     Sinfonie eine Neuheit. Der prominente Oktavsprung des ersten
ar 1924, Leitung Hermann Scher-                                                                                                                 Joseph Haydn
                                      Themas wird zu Beginn des Finales wieder aufgenommen – aller-
chen; letztmals am 24. August 2019,                                                                                                             Streichquartett G-Dur, Hob III:75 (1797) 26'
Leitung Nil Venditti                  dings im Forte. Dieses hat durch den 6/8-Takt und die Hornsigna-
                                                                                                                                                Allegro con spirito
                                      le wie der letzte Satz des Hornkonzerts einen jägerischen Charak-
                                                                                                                                                Adagio sostenuto
                                      ter. Die Sinfonie muss für Mozart eine spezielle Bedeutung gehabt
                                                                                                                                                Menuett: Presto
                                      haben, da er sie 1783 in einem seiner Akademiekonzerte noch-
                                                                                                                                                Finale: Allegro ma non troppo
                                      mals aufführte. Weil das Publikum damals nur an neuen Werken
                                      interessiert war, machte Mozart mittels Rasur und Tinte die Datie-
                                      rung der Partitur unlesbar. Die Sinfonie Nr. 29 war eine der ersten
                                      Mozart-Sinfonien, welche in das Konzertrepertoire aufgenommen
                                                                                                                                                Im heutigen Konzert erklingt das «Stainer-Quartett» des Musik-
                                      wurde – und sie ist bis heute eine seiner beliebtesten geblieben.
                                                                                                                                                kollegiums Winterthur, Instrumente des Tiroler Geigenbauers
                                                                                                                                                Jacob Stainer (1619–1683): zwei Violinen aus dem Jahr 1659,
                                                                                                                                                eine Viola aus dem Jahr 1660 und ein Violoncello aus dem Jahr
                                                                                        Florian Hunziker     StainerQuartett
                                                                                                             www.stainerquartett.ch             1673.
22 — 23

Das Winterthurer Streichquartett setzt sich aus den jeweili-          Über die Werke
gen Stimmführern des Musikkollegiums Winterthur zusammen
                                                                      Dass Streichquartette in Konzerten aufgeführt werden, war nicht
und konzertiert seit 1920 unter diesem Namen, aber bereits seit
                                                                      immer so. Ursprünglich war eher die Sinfonik für die grossen
1873 gab es Auftritte in dieser Formation. Heute besteht das
                                                                      Auditorien gedacht, das Streichquartett hingegen für das Musi-
Quartett aus Roberto González Monjas (erste Violine, seit 2013),
                                                                      zieren zuhause im kammermusikalischen Rahmen. Mitte des 19.
Jürg Dähler (Viola, seit 1993) und Cäcilia Chmel (Violoncello, seit
                                                                      Jahrhunderts, als das Bürgertum erstarkte und am Kulturleben
1989); die Position der zweiten Violine ist zurzeit vakant. Die
                                                                      der Adligen teilhaben wollte, fanden kleinbesetzte Werke, die
Existenz eines orchestereigenen Streichquartetts ist weltweit
                                                                      in der Familie oder mit Freunden gespielt werden konnten, be-
eine Rarität und zeugt von der langen Tradition in der Pflege der
                                                                      sondere Beliebtheit. Auch in Franz Schuberts Kindheit wurde in
Kammermusik beim Musikkollegium Winterthur. International
                                                                      der Familie schon früh das gemeinsame Spiel im Quartett ge-
bekannt wurde das Quartett in den 1940er Jahren in der damals
                                                                      pflegt. Das Repertoire des Familienquartetts umfasste nicht nur
legendären Besetzung mit Peter Rybar, Clemens Dahinden, Os-
                                                                      Quartettkompositionen, sondern auch diverse Arrangements
kar Kromer und Antonio Tusa. Auch in späteren Jahren gastierte
                                                                      von Orchesterwerken von Mozart, Haydn oder Beethoven – wo-
das Ensemble regelmässig in anderen Schweizer Städten und
                                                                      mit man die grossen sinfonischen Werke gewissermassen in die
gab Gastspiele in Europa und den USA. Dabei trat es mit Solis-
                                                                      eigene Stube holen konnte.
ten wie Pinchas Zukerman, Christian Zacharias oder Emanuel Ax
auf. Sein Wirken ist auf verschiedenen Tonträgern dokumen-            Dadurch war Schubert schon früh mit den Kompositionen dieser
tiert, so u.a. mit einer Einspielung von Werken der eng mit Win-      Wiener Klassiker vertraut, was sich in seiner Ausbildung am
terthur verbundenen Komponisten Hermann Goetz und Georg               Stadtkonvikt in Wien weiter verstärkte. Dort wurde er vom Hof-
Rauchenecker. Im heutigen Konzert spielen Olivier Blache und          organisten und Hoftheaterbratschisten Wenzel Ruzicka in Kla-
Agata Lazarczyk, beides Anwärter für die vakante Stimmführer-         vier- und Bratschenspiel unterrichtet. Zudem lernte er durch
stelle, abwechselnd die zweite Violine.                               diesen auch das Orchester-Repertoire kennen; besonders häu-
                                                                      fig wiederum wurden Werke von Haydn und Mozart gespielt.
                                                                      Die Fünf Menuette und die Fünf deutschen Tänze, die beide im
                                                                      November 1813 entstanden und höchst wahrscheinlich im fami-
                                                                      liären Rahmen uraufgeführt worden sind, als Schubert gerade
                                                                      erst 16 Jahre alt war, folgen noch relativ strikt den klassischen
                                                                      Vorgaben zu Form, Satztechnik und Harmonik. Die Menuette
                                                                      sind dreiteilig angelegt, wobei das Trio in der Mitte meist in ei-
                                                                      nem langsameren Tempo steht. Besonders auffällig sind die
                                                                      achttaktigen Melodieabschnitte, die sich stetig wiederholen,
                                                                      aber je nach Menuett aus rhythmisch und harmonisch sehr un-
                                                                      terschiedlichen Themen bestehen.
                                                                      Der Deutsche Tanz wiederum, der in Schuberts Jugend sehr be-
                                                                      liebt war, ist dem Menuett zum Verwechseln ähnlich. Er gilt ge-
                                                                      wissermassen als das bürgerliche Pendant zum Menuett und
                                                                      entspricht dessen Aufbau aus einem Wechsel von Tanz und Trio.
                                                                      Obwohl man Schubert vor allem als grossen romantischen Lied-
                                                                      komponisten kennt, lässt er sich nicht nur der Romantik zuord-
                                                                      nen, sondern zeigt besonders in seinen frühen Werken eine star-
                                                                      ke Verbindung zur Klassik, die nicht zuletzt vom genauen Studium
                                                                      der klassischen Komponisten, besonders Haydn, ausgeht.
24 — 25

                                                                                      SA    18. JAN 2020

Joseph Haydn gilt neben Boccherini als Begründer des Streich-       Freikonzert                          Musikkollegium Winterthur
quartetts in seiner heutigen viersätzigen Form, auch wenn sie zu    Stadthaus Winterthur                 LEITUNG Pierre-Alain Monot
dessen Lebzeiten kein fixes Konstrukt war. So erklärte Haydn sei-                                        POSAUNE Frédéric Bonvin
                                                                    Beginn 17.00 Uhr
nem Biografen Georg August Griesinger, die Quartette zeigten        ohne Pause
in chronologischer Anordnung eine stufenweise Weiterentwick-        Ende gegen 18.30 Uhr
lung in der Kunst, zu welcher wohlgemerkt besonders Haydns
                                                                    Eintritt frei, nummerierte Platz-
zwei Reisen nach London keinen geringen Beitrag leisteten.          karten CHF 12                        BENEFIZKONZERT
Die zwei Quartette in C-Dur und G-Dur gehören zu den reiferen
Werken des Komponisten. Das erste der beiden aus der zweiten
                                                                    Kollekte zu Gunsten des Vereins
                                                                    «allegro»                            ALLEGRO — KLEINE
Serie der Tost-Quartette komponierte er im Jahr 1790 und be-
nannte es nach deren Auftraggeber und Geiger Johann Tost,
                                                                                                         DREIGROSCHENMUSIK
der wie Haydn am Esterházy-Hof wirkte. Das C-Dur-Quartett be-
                                                                                                         Igor Strawinsky (1882 –1971)
ginnt heiter, doch Haydn überrascht das Publikum plötzlich mit
                                                                                                         Oktett für Blasinstrumente (1922/23) 16'
melancholischen Einschnitten. Es folgen ein anmutiges Menuett
                                                                                                         Sinfonia – Tema con variazioni – Finale
und ein Scherzo, bevor es mit einem stürmischen Schlusssatz
ganz abrupt und mit feinsten Klängen schliesst.
                                                                                                         Julien-François Zbinden (*1917)
Das 1797 komponierte, aber erst 1799 veröffentlichte Quartett                                            Concertino für Trompete, Streicher und kleine Trommel, op. 6
op. 76 Nr. 1 in G-Dur ist das erste Stück aus der Serie der sechs                                        (1946) (Fassung für Posaune) 12'
Erdödy-Quartette, denen auch Haydns berühmtes «Kaiserquar-                                               Allegro - Lento - Presto - Tempo I
tett» entstammt. Sie gehören zum Gipfel des Haydnschen Quar-
tettschaffens und sind dem Grafen Joseph Erdödy gewidmet,                                                Armin Schibler (1920 –1986)
dessen Familie Haydn durch sein langjähriges Wirken am Hof                                               «Nobody knows» Kleine Suite für Kammerorchester (1962) 13'
der Familie Esterházy kannte.                                                                            Nobody knows – Somebody's knocking – I'm a rolling – Go down, Mo-
In den Erdödy-Quartetten kommen viele der Erfahrungen, die                                               ses – Joshua fit the battle of Jericho – I want to die easy – Little David,
Haydn auf seinen zwei London-Reisen gesammelt hatte, zum                                                 play on your harp
Ausdruck. Besonders die fundamentale Veränderung, dass                                                   Zum 100. Geburtstag von Armin Schibler (arminschibler.ch).
Quartette nun für die Öffentlichkeit eines Konzertsaals ge-
schrieben wurden, führte zu grundlegenden Veränderungen im                                               Kurt Weill (1900 –1950)
Kompositionsstil: Ein Wechsel vollzog sich von einem ruhige-                                             Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester (1928) 22'
ren, diskursiven hin zu einem sehr selbstbewussten, fast                                                 Ouvertüre – Die Moritat von Mackie Messer – Anstatt dass-Song – Die
sinfonisch-­konzertanten Stil. Während seinem Wirken in Lon-        Für einen guten Zweck!               Ballade vom angenehmen Leben – Pollys Lied – Tango-Ballade – Kano-
don begann Haydn ausserdem vermehrt, einem populären Stil           Der Verein «allegro» unterstützt     nen-Song – Dreigroschen-Finale
nachzu­gehen, also beliebte volksmusikalische Melodien, die         das Orchester seit 2012 ideell und
                                                                    trägt mit finanziellen Beiträgen
auch zu Beginn dieses Quartetts erklingen, in seine Komposi-
                                                                    zur Zukunftssicherung in Bestand
tionen mitein­zubinden. Bemerkenswert ist, dass der Schluss-        und Qualität bei. Unterstützen
satz nicht wie üblicherweise gehandhabt in der Grundtonart          Sie diese Bestrebungen mit einer
G-Dur beginnt, sondern in deren Mollparallele g-Moll, die           Spende oder einer Vereinsmit-
                                                                                                         Das Solistenhonorar wird von einem Gönner des Freundes-
längste Zeit in Molltonarten verweilt und erst ganz kurz vor        gliedschaft!
                                                                                                         kreises «allegro» getragen.
Schluss über zahlreiche Modulationen in entlegenste Tonarten
                                                                    In Zusammenarbeit mit
                                                                                                         Dieses Konzert wird für das Archiv des Musikkollegiums Winter-
wieder zu G-Dur zurückkehrt.
                                                                                                         thur aufgenommen.
                                                 Brigitta Grimm                                          Im Anschluss an das Konzert servieren die Orchestermusikerin-
                                                                                                         nen und Orchestermusiker einen Apéro im Foyer.
26 — 27

                                   Nach seinem Musikstudium am Konservatorium und an der Uni-           Der Westschweizer Komponist und Jazzpianist Julien-François
                                   versität von Neuchâtel kam Pierre-Alain Monot 1984 als Solo-         Zbinden konnte im November vergangenen Jahres seinen 102.
                                   Trompeter zum Musikkollegium Winterthur. Parallel dazu studier-      Geburtstag feiern. Seine pianistische Ausbildung erhielt er einst
                                   te er Komposition und Dirigieren. Als Dirigent hat er sein           in Lausanne und Genf. Komposition erlernte er überwiegend
                                   Repertoire so aufgebaut, dass die Vielfältigkeit der Literatur des   autodidaktisch, er nahm aber auch Unterricht beim Schweizer
                                   20. und 21. Jahrhunderts im besten Licht gezeigt wird. Unter-        Komponisten René Gerber. 1938 wurde Julien-François Zbinden
                                   stützt von David Zinman, János Fürst und Jost Meier vertiefte er     Pianist einer Jazzband. Ab 1947 arbeitete er bei Radio Suisse
                                   seine Tätigkeit mit dem Nouvel Ensemble Contemporain, das er         Romande in Lausanne, zunächst als Aufnahmeleiter, ab 1956 als
                                   von 1995 bis 2016 leitete. In seinen Programmen lässt er seine       Leiter der Musikabteilung. Von 1973 bis 1979 sowie erneut von
                                   Leidenschaft für die französische Musik und die Post-Romantiker      1987 bis 1991 war er Präsident der Schweizerischen Gesellschaft
                                   durchblicken; mit zahlreichen Komponistinnen und Komponisten         für die Rechte der Urheber musikalischer Werke (SUISA). 1978
                                   (u.a. Aperghis, Sciarrino, Kelterborn, Roth, Hefti, Zwicker, Pous-   wurde er zum Officier des Arts et des Lettres ernannt. Julien-
                                   seur, Rebecca Saunders, Bettina Skrzypczak) verbindet ihn eine       François Zbindens Werkkatalog umfasst über 100 Kompositio-
Erstmals als Dirigent zu erleben   Zusammenarbeit. Er dirigierte u.a. das Tonhalle-Orchester Zü-        nen, darunter Bühnenwerke, fünf Sinfonien, konzertante Werke,
am 18. Januar 1998, letztmals am
9. März 2019
                                   rich, das Sinfonie Orchester Biel Solothurn, die Sinfonietta de      Kammer- sowie Vokalmusik in unterschiedlichster Besetzung. In
                                   Lausanne, das Musikkollegium Winterthur, die Philharmoniker          seiner insgesamt tonalen Tonsprache lassen sich Einflüsse des
                                   von Rousse und Vratsa in Bulgarien, das Ensemble Arc-En-Ciel,        Jazz sowie des Neoklassizismus in der Nachfolge Arthur Honeg-
                                   das Ensemble TaG, das Ensemble Boswil, das Ensemble HELIX,           gers ausmachen.
                                   das Ensemble ö!, die opera nova Zürich und das Nouvel Ensem-
                                   ble Moderne, Montréal. Sein Repertoire umfasst auch Werke der
                                   Klassik und der Romantik; darüber hinaus beschäftigt er sich in-
                                   tensiv mit Bearbeitungen und Orchestrierungen. Einige davon
                                   wurden bei Universal Edition Wien veröffentlicht. Mit dem Musik-
                                   kollegium Winterthur spielte er zwei CDs bei D&G und Neos mit
                                   Werken von Berg und Kelterborn ein.

                                   Der im Wallis geborene Frédéric Bonvin ist seit 1999 Solo-Po-
                                   saunist beim Musikkollegium Winterthur. Schon während seines
                                   Studiums am Konservatorium Genf, das er mit dem Lehrdiplom
                                   und einem Ersten Preis abgeschlossen hatte, spielte er in ver-
                                   schiedenen Orchestern, u.a. im Orchestre de Chambre de Lau-
                                   sanne und im Orchester des Opernhauses Zürich. Frédéric Bon-
                                   vin ist – als Solist wie auch als Kammermusiker – Preisträger
                                   mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe, so des
                                   «Concours National d’Exécution Musicale» in Riddes und des
                                   «Internationalen Wettbewerbs für Blechbläser-Ensembles» in
                                   Passau. Zudem war er Finalist am «Concours international Philip
                                   Jones» in Guebwiller mit dem «Swiss Chamber Brass Trombone
                                   Quartet». Neben seiner Orchestertätigkeit unterrichtet er Po-
Erstmals als Solist zu hören am    saune, leitet und spielt regelmässig in diversen Ensembles.
24. November 2001, letztmals am
27. März 2019
28 — 29

                                                                                         Besetzung: Flöte, Klarinette,         Igor Strawinsky Oktett für Blasinstrumente
                                                                                         2 Fagotte, 2 Trompeten, 2 Posau-
                                                                                         nen                                   Entgegen der klassischen Besetzung eines Bläseroktetts, die drei
                                                                                                                               Holzbläserpaare mit zwei Hörnern kombiniert, verbindet Igor
                                                                                         Uraufführung: 18. Oktober 1923,
                                                                                                                               Strawinsky in seinem Oktett zwei Blechbläserpaare mit Flöte, Kla-
                                                                                         Paris, Concerts Symphoniques
                                                                                         Koussevitzky, Leitung Igor Stra-      rinette und zwei Fagotten. Diese scheinbar symmetrische Beset-
                                                                                         winsky                                zung der Komposition mit vier Holz- und vier Blechbläsern zeigt
                                                                                                                               sich hinsichtlich der Verteilung der Klangregister keineswegs aus-
                                                                                         Musikkollegium Winterthur:
                                                                                         Erstmals aufgeführt am 20. Feb-       geglichen. Sowohl das hohe Register von Flöte und Klarinette als
                                                                                         ruar 1925, Leitung Hermann            auch ihre Klangstärke stehen nicht in einem ausgeglichenen Ver-
                                                                                         Scherchen; letztmals am 22. Feb-      hältnis zu den übrigen sechs Instrumenten. Strawinsky begründe-
                                                                                         ruar 2017, Leitung Jac van Steen      te die ungewöhnliche Besetzung mit ihrem klanglichen Potential
                                                                                                                               für die Komposition sowie mit ihren Möglichkeiten für den Auf-
                                                                                                                               bau und die Gliederung der formalen Anlage: «Erstens ergibt
                                                                                                                               sich aus einem solchen Ensemble ein volles Klangspektrum, das
                                                                                                                               mir ein genügend reiches Farbenregister bietet, zweitens macht
                                                                                                                               die Unterschiedlichkeit der Klangmassen dieser Instrumente die
                                                                                                                               Architektur der Musik noch evidenter.» Das Oktett wird in Stra-
Foto by Pierre-Alain Monot                                                                                                     winskys Schaffen meist als wichtigstes Manifest eines radikal neu-
                                                                                                                               en, neoklassizistischen Stils gedeutet. Er verwendet mit Sonaten-
                                       Im «             -freundeskreis Musikkollegium                                          und Rondoform, Variation und Fuge klassische Formmodelle, für
                                                                                                                               deren Architektur jedoch die Gegenüberstellung der markant
                                       Winterthur» verbinden sich Sympathie und Mu-
                                                                                                                               unterschiedlichen Klangfarben und Klangmassen entscheidend
                                       sikliebe mit Tatkraft.                                                                  ist. Mit dieser Komposition dirigierte Strawinsky im Jahr 1923
                                                                                                                               erstmals die Uraufführung eines eigenen Werks.

                                       Der «            -freundeskreis Musikkollegium
                                                                                         Besetzung: Posaune solo, Schlag-      Julien-François Zbinden Concertino für Trompete, Streichor-
                                       Winterthur» vereint Musikfreunde, die sich mehr
                                                                                         werk, Streicher                       chester und kleine Trommel (Fassung für Posaune)
                                       interessieren:
                                                                                         Uraufführung: 21. Juni 1947, Radio
                                                                                                                               Der in Rolle am Genfersee geborene Komponist Julien-François
                                       •   Knüpfen Sie persönliche Kontakte              Suisse Romande, Orchestre de
                                                                                                                               Zbinden, der am Lausanner Konservatorium ausgebildet wurde,
                                                                                         Chambre de Lausanne, Leitung
Details zu unseren weiteren                mit den Musikern!                                                                   begeisterte sich früh für Jazzmusik und pflegte dieses Genre über
                                                                                         Victor Desarzens, Trompete Her-
Aktivitäten, wie Konzert-                                                                                                      viele Jahre als Pianist. Seine Neigung schlug sich in der Folge
                                       •   Erleben Sie die Erarbeitung eines Werkes      mann Gyger
einführungen, Probenbesuche
                                                                                                                               auch in seinem kompositorischen Schaffen nieder. Gerade Zbin-
mit Getränken und allegro-                 an den allegro-Proben des Orchesters!         Musikkollegium Winterthur:
                                                                                         Erstmals aufgeführt am 6. März        dens frühe Werke zeigen in ihrer rhythmischen Gestaltung deutli-
Snacks, Weihnachtssingen
                                       •   Unterstützen Sie das Orchester Musik-         1954, Leitung Victor Desarzens,       che Jazzeinflüsse – sein Concertino op. 6 bildet dabei keineswegs
usw. finden Sie unter
freundeskreis-allegro.ch                   kollegium Winterthur!                         Solist Cesare Lenterna; letztmals     eine Ausnahme. Für den letzten der formal getrennten, aber ohne
                                                                                         am 9. Mai 1987, Leitung Ilarion       Unterbrechung aneinandergefügten drei Sätze, das Presto, ent-
                                                                                         Ionescu-Galati, Solist Pierre-Alain   lehnte Zbinden rhythmische Elemente aus dem Jazzstil «Boogie-
Gerne können Sie auch
direkt Frau Rieko Rizzi,               WERDEN AUCH SIE MITGLIED!                         Monot
                                                                                         Die Fassung mit Posaune wird
                                                                                                                               Woogie». Die Verbindung zum Jazz wird in dem eigentlich für
Toblerstrasse 6, 8044 Zürich                                                                                                   Trompete geschriebenen Concertino ausserdem durch die solisti-
                                       freundeskreis-allegro.ch                          zum ersten Mal aufgeführt.
                                                                                                                               sche Rolle des Blechbläsers unterstrichen. Als einziges Blasinstru-
kontaktieren unter:
sekretariat@freundeskreis-allegro.ch                                                                                           ment von einem Streichorchester und kleiner Trommel begleitet,
                                                                                                                               wird das Spiel der Trompete bzw. der Posaune akzentuiert.
30 — 31

                                                                                                                             DO    23. JAN 2020

Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette,   Armin Schibler «Nobody knows»                                        Extrakonzert                     Musikkollegium Winterthur
Saxophon, Fagott, Horn, 2 Trom-                                                                            Stadthaus Winterthur             LEITUNG Daniel Blendulf
peten, Posaune, Tuba, Schlag-         Das über 180 Kompositionen umfassende Œuvre des Schweizer
                                                                                                           Beginn 19.30 Uhr                 FLÖTE Emmanuel Pahud, ARTIST IN RESONANCE
werk, Streicher                       Komponisten Armin Schibler ist hinsichtlich der vertretenen Gat-
                                      tungen sowie der musikalischen Einflüsse ein sehr vielseitiges.      Pause gegen 20.10 Uhr
Uraufführung: unbekannt                                                                                    Ende gegen 21.15 Uhr
                                      Neben zahlreichen Werken für Laien des auch als Musikpädago-
Musikkollegium Winterthur:                                                                                 CHF 78/65/43/30
                                      ge tätigen Komponisten heben sich vor allem seine von Jazz- und
Dieses Werk wird zum ersten Mal
aufgeführt.
                                      Bluesmusik inspirierten Kompositionen ab. Die kreativen Impulse,     «Red Sofa» im Anschluss an das   EMMANUEL PAHUD —
                                      die Schibler in der Beschäftigung mit diesen Musikrichtungen ab
                                      den 1950er Jahren erhielt, beeinflussten seine Entwicklung ent-
                                                                                                           Konzert im Zimmer 111:
                                                                                                           Emmanuel Pahud im Gespräch       MEISTERWERKE FÜR
                                      scheidend, und die Integration genrespezifischer Charakteristika
                                      wird deutlich erkennbar, so in der Kleinen Suite für Kammeror-
                                                                                                           mit Reinmar Wagner
                                                                                                                                            FLÖTE UND ORCHESTER
                                      chester «Nobody knows» über afroamerikanische Spirituals. Ne-
                                                                                                                                            Ferruccio Busoni (1866 –1924)
                                      ben dem titelgebenden «Nobody knows the trouble I’ve seen»
                                                                                                                                            Divertimento für Flöte und Orchester, op. 52 (1920) 9'
                                      sind sechs weitere Spirituals wie «Go down, Moses» und «Joshua
                                                                                                                                            Allegro misurato – Andante sostenuto – Tempo primo
                                      fit the battle of Jericho» in die Komposition eingegangen.
                                                                                                                                            Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)
Besetzung: 2 Flöten, 2 Klarinetten,   Kurt Weill Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester                                                 Konzert für Flöte und Orchester Nr. 2 D-Dur, KV 314 (1778) 23'
2 Saxophone, 2 Fagotte, 2 Trompe-
                                      Mit der Uraufführung der «Dreigroschenoper» am 31. August                                             Allegro aperto
ten, Posaune, Tuba, Pauke,
                                      1928 gelang Kurt Weill und Bertolt Brecht in Berlin ein Sensa-                                        Andante ma non troppo
Schlagwerk, Klavier, Banjo, Gitar-
re, Bandoneon                         tionserfolg. Bereits in der ersten Spielzeit wurde das Stück 250-                                     Allegro
                                      mal aufgeführt und in den folgenden Jahren an über 130 Bühnen
Uraufführung: 7. Februar 1929,
                                      in ganz Europa gespielt. Aber: Nicht nur die Pressestimmen wa-                                        — Pause —
Berlin, Krolloper, Leitung Otto
Klemperer                             ren nach der Premiere keineswegs überschwänglich ausgefallen,
                                      sondern auch Komponistenkollegen wie Arnold Schönberg zeig-                                           Johann Sebastian Bach (1685 –1750)
Musikkollegium Winterthur:
                                      ten sich vom Erfolg des Werks durchaus irritiert. Für Weill bedeu-                                    Suite für Flöte, Streicher und Basso continuo Nr. 2 h-Moll, BWV
Erstmals aufgeführt am 9. Januar
1930, Leitung Hermann Scherchen
                                      tete die «Dreigroschenoper» gerade aufgrund der erlangten                                             1067 (1739) 20'
                                      Reichweite und der Erweiterung des traditionellen Hörerkreises                                        Ouvertüre
                                      einen mehr taktischen als musikalischen Durchbruch: «Dass mei-                                        Rondeau
                                      ne Musik zur Dreigroschenoper industrialisiert worden ist, spricht                                    Sarabande
                                      ja […] nicht gegen, sondern für sie, und wir würden in unsere al-                                     Bourée I/II
                                      ten Fehler zurückfallen, wenn wir einer Musik ihren künstlerischen                                    Polonaise
                                      Wert und ihre Bedeutung absprechen würden, nur weil sie den                                           Double
                                      Weg zur Menge gefunden hat.» Sowohl der völlig neue Song-Stil                                         Menuet
                                      Weills als auch die kunstmusikalische Verfremdung populärer                                           Badinerie
                                      Formen können als massgeblich für die Popularität des Stücks
                                      gewertet werden. Sein Erfolg konnte ausserdem durch Einzelaus-                                        Richard Strauss (1864 –1949)
                                      gaben, Arrangements für Salon- und Jazzorchester sowie Schall-                                        Walzerfolge Nr. 1 aus der Oper «Der Rosenkavalier» 13'
                                      platteneinspielungen weiter gesteigert werden. Ebenso entstand
                                      auch die Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester, angeregt
                                      durch den Dirigenten Otto Klemperer, als Orchestersuite basie-
                                      rend auf den heute noch berühmten Themen der «Dreigroschen-
                                      oper».
                                                                                         Franziska Reich
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