JAN FEB 2020 - AUFTAKT - Musikkollegium Winterthur
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INHALT 2—3 SO 05. JAN — Neujahrskonzert NEUJAHRSKONZERT MIT DEM WINTER THURER JUGENDSINFONIEORCHESTER15 MI 08. JAN — Abonnementskonzert TROMPETENKONZERTE 4. Philharmonisches Konzert MIT SERGEI NAKARIAKOV17 BEETHOVEN / SO 12. JAN — Hauskonzert DEBUSSY / RAVEL HAYDN UND SCHUBERT MIT DEM WINTERTHURER STREICHQUARTETT21 Fabio Luisi, Dirigent SA 18. JAN — Freikonzert Beatrice Rana, Klavier 7 BENEFIZKONZERT ALLEGRO — 3. Philharmonisches Konzert Philharmonia Zürich SCHUBERT / KLEINE DREIGROSCHENMUSIK25 LUDWIG VAN BEETHOVEN TSCHAIKOWSKI/ DO 23. JAN — Extrakonzert Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 EMMANUEL PAHUD — MEISTERWERKE MENDELSSOHN CLAUDE DEBUSSY La Mer Sergei Nakariakov FÜR FLÖTE UND ORCHESTER 31 Gianandrea Noseda, Dirigent ECHTES SA 25. JAN — Familienkonzert MAURICE RAVEL Narek Hakhnazaryan, Violoncello TROMPETENGOLD PETER UND DER WOLF 35 La Valse Philharmonia Zürich SO 26. JAN — Extrakonzert 9 OPERNHAUS ZÜRICH YUJA WANG, ANDREAS OTTENSAMER, FRANZ SCHUBERT Ouvertüre und Entr’acte der So 23 Feb 2O2O, 11.15 RAY CHEN & FRIENDS37 Bühnenmusik zu «Rosamunde, MI/DO 29./30. JAN — Abonnementskonzert Fürstin von Zypern» D 797 SCHUMANNS KLAVIERKONZERT PJOTR TSCHAIKOWSKI Mozart-Challenge MIT CHRISTIAN ZACHARIAS 43 «Rokoko-Variationen» A-Dur op. 33 2. La Scintilla-Konzert «DIE SONATEN SIND ZELENKA FR 31. JAN — Midi Musical FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY SEHR BRILLANT» MUSIK ÜBER MITTAG — Sinfonie Nr. 3 a-Moll («Schottische») Riccardo Minasi, Dirigent und Violine FRAUEN SCHREIBEN KLAVIERTRIOS 47 11 Anna Devin, Sopran OPERNHAUS ZÜRICH Orchestra La Scintilla FR/SA/SO 07./08./09. FEB — Hauskonzerte So 19 Jan 2O2O, 19.3O MOZART-CHALLENGE — 16 VIOLINSONATEN 49 Arien und Instrumentalwerke von JAN DISMAS ZELENKA DO/FR/SA/SO 20./21./22./23. FEB — Ballett JOHANN DAVID HEINICHEN Musikvermittlung DON QUIXOTE 57 FRANCESCO MARIA VERACINI MEET THE FR 28. FEB — Midi Musical GEORG PHILIPP TELEMANN ORCHESTRA MUSIK ÜBER MITTAG — GITARRE UND VIOLONCELLO 59 OPERNHAUS ZÜRICH Mo 9 März 2O2O, 19.OO FR 28. FEB — Clubkonzert EXKLUSIVKONZERT FÜR MITGLIEDER DES «CLUB DER 700» 61 Titelbild: Sergei Nakariakov 5 EDITORIAL WIR DANKEN 62 12 DIE ZAHL IHRE UNTERSTÜTZUNG 63 Billettkasse +41 44 268 66 66, www.opernhaus.ch 13 FRAGEBOGEN KARTENVERKAUF 64 ORCHESTER 65 VORSCHAU 67
EDITORIAL 4—5 Bühne frei für Ihre Liebes Publikum Regionalzeitung. Das neue Jahr beginnt für das Musikkollegium Winterthur mit einem Fanfarenstoss: Sergei Nakariakov, der «Paganini der Trompete», ist endlich wieder im Stadthaus zu erleben. Eben- falls ein Trompetenkonzert steht im Benefizkonzert für «alleg- ro», den Freundeskreis Orchester Musikkollegium Winterthur, auf dem Programm – aber Frédéric Bonvin, Solo-Posaunist beim Musikkollegium Winterthur, wird es auf seinem Instrument spielen. Bereits zum dritten Mal bringt Artist in Resonance Emmanuel Pahud unser Publikum ins Schwingen und Schwelgen. Mit Bachs berühmter h-Moll-Suite, Mozarts zweitem Flötenkonzert und Busonis witzigem Divertimento hat er drei Klassiker des Flö- tenrepertoires ausgewählt. In einem Extrakonzert gibt es ein Wiedersehen mit Andreas Ottensamer. Zusammen mit befreun- deten Künstlern – unter ihnen Yuja Wang, Ray Chen und Roberto González Monjas – wartet er mit einem exquisiten Kammermu- sikprogramm auf. Dieses Konzert können wir dank der Koopera- tion mit dem Bürgenstock Festival in Winterthur präsentieren; eine erste Zusammenarbeit, der hoffentlich weitere folgen wer- den. Zudem kehrt Christian Zacharias mit Schumanns Klavier- konzert zum Musikkollegium Winterthur zurück. Im Februar stellt sich Roberto González Monjas, kongenial am Flügel begleitet von Kit Armstrong, der grossen «Mozart-Chal- lenge»: An drei aufeinanderfolgenden Abenden spielen die bei- den Künstler die 16 grossen Violinsonaten Mozarts. Abermals geht das Musikkollegium Winterthur für vier Vor- stellungen in den Orchestergraben des Theaters Winterthur und begleitet die São Paulo Dance Company im beliebten Ballett «Don Quixote», das in einer Choreographie der berühmten Marcia Haydée getanzt wird. In einem Familienkonzert steht schliesslich Prokofieffs unsterbliches Musikmärchen «Peter und der Wolf» auf dem Programm – ein ebenso liebenswertes wie spannendes Erlebnis für Gross und Klein. Viel Vergnügen! Jetzt abonnieren: 800 80 84 80, abo@landbote.ch Samuel Roth, Direktor
GEWINNSPIEL SERGEI NAKARIAKOV 6—7 L ECHTES TROMPETENGOLD ösungswort gesucht! Schicken Sie Ihre Antwort per E-Mail an s.stamm@musikkollegium.ch oder per Post an Musikkollegium Winterthur, Stéphanie Stamm, Rychenbergstrasse 94, 8400 Winterthur, und gewinnen Sie dreimal einen Eintritt zu einem Konzert Ihrer Wahl! Einsendeschluss: 29. Februar 2020 Seit er Trompete spielt, schwärmt das Musikfeuilleton vom «jungen Hexer aus Russland», vom «Trompetissimo» oder vom Solistin grosses Vorname best. US- Strauch am 5. Januar Hand- lungsbal- d. dt. Ko- mikers Artikel bloss dt Stadt am Rhein Schau- spielerin engl.: gehen mit gelben «Paganini der Trompete». In der Tat: Mit seiner unglaublichen (2. Fall) D D M G (Vn./Nn.) lett (2 W.) Boning (Meg) Blüten N O L W E N N B A R G I N Virtuosität setzt Sergei Nakariakov neue Massstäbe. Zu be- G N E I S U N Y O N S P staunen nun auch in Winterthur, wo der sympathische Russe Q G A R E N A 2 U R A H N I H N T A in Konzerten von Mozart und Alexander Arutiunian brilliert. Beila- Stadt im Geigen- V I O L I N E E B E G gen, An- Kt. VD virtuose X D E S I E R R A Keim- (1782- 10 hänge zelle 9 1840) O E A X I O M A N Ge- Abk.: Kampf- sozial- T R A N E R A N T I leicht berühmteste Trompeter werden sollte. platz im demokr. N E Z I Z B I N D E N steins- rechts Amphi- Partei d. L O A E A I Begonnen hatte Nakariakov nämlich auf dem art oben theater 13 Schweiz S T A I N E R A L E S Klavier – allerdings mit wenig Enthusiasmus. persönl. Zch. f. E F E I G P O S K A Vorfahr Fürwort Tantal L E G E N D E N G A I A «Ich merkte, dass ich als Pianist nie so gut war (4. Fall) Feuer wie meine Schwester, und deshalb übte ich BENEFIZKONZERT Angeh. hoher kaum.» Nachdem er sich bei einem Autounfall e. west- türk. slaw. eine Rückenverletzung zugezogen hatte, muss- 3 Volkes Titel 1 te der damals Neunjährige das Klavierspiel Strei- metall- negative span.: chinstru- haltiges elektr. Gebirgs- aufgeben, und so machte ihm sein Vater die ment Mineral Teilchen kette 6 Trompete schmackhaft. österr. aner- Gegen- Luftfahrt- kannter teil von frz.: dich kenn- Grund- zeichen satz digital «Als Kind hätte mein Vater liebend gerne Fisch- Trompete gelernt, aber seine Eltern erlaubten öle Türein- gegen, fassung wider es ihm nicht. Als er nun mir zur Trompete riet, frz.: Nase 14 war ich hell begeistert. Endlich, sagte ich mir, CH-Kom- engl.: kannst du ein männliches Instrument spie- ponist Leben 7 *1917 11 len.» Dann ging es rasant vorwärts: 1991, also Tiroler Abk.: Umlaut internat. europ. Winter- heisses mit 14 Jahren, debütierte Nakariakov beim Ivo Geigen- Ver- feierl. Presse- Welt- sport- Getränk bauer ordnung Gelübde agentur raumorg. gerät Pogorelich Festival in Bad Wörishofen sowie helle bei den Salzburger Festspielen, ein Jahr später Doppel- engl. gastierte er erstmals beim Schleswig-Holstein vokal 12 Biere Musik Festival. 2002 wurde ihm als «Instru- D Werk ängst- estnische am 30. lich, Dirigentin er bedeutende deutsche Komponist mentalist des Jahres» der ECHO KLASSIK ver- Januar mutlos 5 (Kristiina) 8 Jörg Widmann brachte es auf den liehen. Die legendäre Martha Argerich lud ihn griech. Erd- und Punkt: Als er ein Trompetenkonzert nicht nur an ihr Lugano Festival ein, sondern Mutter- 4 göttin für Sergei Nakariakov schrieb, nannte er das setzte sich sogar an den Flügel, um Nakariakov Werk schlicht «ad absurdum». Denn es ist in höchstpersönlich in Schumanns Märchener- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 der Tat absurd, was er darin dem Trompeten- zählungen op. 73 zu begleiten. solisten zumutet. Aber Sergei Nakariakov meisterte selbst diese Herausforderung spie- «MUSIKALISCHER ZIRKUS IST LANGWEILIG» lend. Dabei wurde es ihm nicht an der Wiege Eigentlich schrieb Schumann dieses Werk für Lösungswort Nov-/Dez-Auftakt: Pariser Luft gesungen, dass er dereinst einmal der viel- Violoncello und Klavier. Für Nakariakov kein
MOZART-CHALLENGE 8—9 Problem: Kontinuierlich eignete er sich «art- fremdes» Repertoire an: Violin- und Violon- cellokonzerte, Opernarien und Songs, Barock- ÜBEN – ÜBEN – ÜBEN … Auch Sergei Nakariakov, der Trompeten-Tau- sendsassa, muss üben. Primär die Finger? «DIE SONATEN SIND musik und Gershwin. «Grosse Komponisten haben nur in Ausnahmefällen grosse Werke für Trompete geschrieben. Die meisten Trom- Oder die Lippen? «Beides. Die Finger müssen wissen, was sie zu tun haben, und die Lippen ebenfalls. Im Unterschied zu den Fingern SEHR BRILLANT» petenwerke sind moderne Werke.» Übrigens, aber ermüden die Lippen recht bald. Ich Nach ihrem Grosserfolg mit einer integralen Aufführung von viele dieser Transkriptionen stammen von wünschte mir manchmal, dass ich länger Beethovens Violinsonaten vor gut zwei Jahren wenden sich Vater Nakariakov. «Ich liebe diese Transkrip- üben könnte. Aber dem sind rein physische Roberto González Monjas und Kit Armstrong nun Mozart zu. tionen nicht, weil sie besonders schwierig Grenzen gesetzt, denn die Lippen bedecken sind, sondern weil es sich um grosse Musik das Mundstück mit einem relativ hohen An drei aufeinanderfolgenden Abenden sind die beiden handelt. Das hat mit musikalischem Zirkus Druck. Wenn der zu lange anhält, wird die Künstler mit Mozarts 16 grossen Violinsonaten zu erleben. überhaupt nichts zu tun. Zirkus – wenn Sie so Blutzirkulation in den Lippen unterbrochen wollen – habe ich früher vielleicht gemacht. und der Ton kann nicht mehr präzise kon- Aber erstens ist das eine grausam schwierige trolliert werden.» Herausforderung, und zweitens ist es sehr langweilig. Ich meine: musikalisch langwei- Zusammen mit dem Musikkollegium Win- lig. Sowas kann ein Kurorchester in einem terthur spielt Nakariakov nicht nur Mozarts Park spielen – reine Unterhaltung. Ich spiele beliebtes viertes Hornkonzert, sondern auch lieber Mozart, Schumann oder Tschaikowsky. das Trompetenkonzert des armenischen Ich will beim Spielen Gefühle haben und Ge- Komponisten Alexander Arutiunian. Mit sei- fühle zeigen. Gefühle sind das Wichtigste in ner Musik schuf dieser eine spannende Syn- der Musik.» these aus armenischer Folklore und westli- chen Musiktraditionen. Mit dem Trompeten- Zwei Instrumente braucht er dazu: die Trom- konzert von 1950 schaffte der Komponist pete und das Flügelhorn. «Die beiden Instru- definitiv den Sprung ins internationale Kon- mente haben einen unterschiedlichen Cha- zertrepertoire. Das Werk ist überaus ab- rakter – so, wie zwei Menschen verschieden wechslungsreich gestaltet, wartet mit finger- sind. Beides sind Blasinstrumente, beide ha- und zungenbrecherischer Virtuosität auf, ben ein ähnliches Mundstück. Das Flügel- enthält aber auch zahlreiche herrliche Kanti- horn ist grösser und vor allem tiefer. Das lenen. Hier ist zu erleben, wie wunderbar Cello-Repertoire richte ich mehrheitlich für man auf der Trompete singen kann. Wenn das Flügelhorn ein. Fagottkonzerte hingegen man es denn kann. klingen auf der Trompete besser als auf dem Flügelhorn. Und geht es um Lieder oder Werner Pfister Opernmusik, dann sind beide Instrumente möglich.» Erinnert der Klang des Flügelhorns nicht auch an einen satten Mezzosopran? M Und die Trompete wäre dann ein hoher Kolo- ozart und die Violine – ein weitläu- nierende Sohn war damals gerade einmal sie- ratursopran? «Ungefähr so. Das Flügelhorn figes Thema. Aber eines, das den ben Jahre alt. Weitere Sonaten folgten, wohl hat einen weicheren Klang und ein tieferes Komponisten sein ganzes Leben auch mit väterlicher Nachhilfe, insgesamt ein Abonnementskonzert Register – für Mozarts Hornkonzerte ideal ge- lang begleitete. Eine erste Sammlung von Vio- ganzes Dutzend: alles frühe, jugendlich unbe- MI 08. JAN 19.30 Uhr siehe Seite 17 eignet. Wobei man gerade dieses tiefe Regis- linsonaten liess Mozarts Vater Leopold bereits kümmerte Werke. Entsprechend kommen sie ter besonders üben muss.» im Januar 1764 veröffentlichen; der kompo- heute nur noch selten zur Aufführung: Zu ge-
MUSIKVERMITTLUNG 10 — 11 radlinig, zu leichtgewichtig wirken sie, als dass sie ein erlesenes Kammermusikpubli- kum wirklich zu fesseln vermöchten. «REICH AN NEUEN GEDANKEN» Mit der Sonate KV 296 aus dem Jahr 1778 be- ginnt die Reihe der grossen Violinsonaten MEET THE ORCHESTRA Mozarts. 16 sollten es insgesamt werden; die Wie funktioniert ein Orchester? Und warum braucht es einen Diri- «DER GRÖSSESTE GEIGER VON EUROPA» letzte, die Sonate in F-Dur KV 547, schrieb Mo- genten? Am 30. Januar 2020 ist es wieder so weit: Meet the Orchestra! Doch damit ist das Thema Mozart und die Vio- zart im Sommer 1787 in Wien, wo er seit 1781, Schulklassen treffen sich mit dem Musikkollegium Winterthur und line noch lange nicht abgeschlossen; im Ge- seit seinem endgültigen Bruch mit Salzburg, tauchen gemeinsam in die Welt der klassischen Musik ein. genteil, jetzt beginnt es erst so richtig. Und lebte. Und sie wuchs ihm derart ans Herz, zwar im Frühjahr 1778: Mozart, mittlerweile 22 dass er zwei Sätze davon zu einer Klaviersona- Jahre alt, war auf einer ausgedehnten Konzert- te umschrieb – damit er sie auch für sich al- reise in Mannheim angelangt und verliebte lein spielen konnte. Gibt es einen schöneren sich dort in die damals 16-jährige Aloysia We- Beweis für die Wertschätzung, die Mozart sei- ber, die er allerdings nicht kriegte. Also wandte nen Violinsonaten entgegenbrachte? er sich einer anderen Mannheimer Schönheit zu, der Pianistin Therese Pierron, und kompo- Man könnte diese 16 Meisterwerke in drei Epo- nierte für sie die Sonate für Klavier und Violi- chen einteilen: in die Mannheimer Sonaten ne KV 296. Leicht zu erraten, wer die junge Pia- sowie in die frühen und späten Wiener Sona- nistin damals auf der Violine sekundierte: Mo- ten. Vor allem in den Mannheimer Sonaten ist zart höchst persönlich. Zumal er sich damals die Dominanz des Klaviers unüberhörbar; noch gerne auf der Violine produzierte, «als ob häufig bleiben der Geige nur unauffällige Be- ich der grösseste Geiger von Europa wäre», wie gleitfiguren übrig, wenn das Klavier seine hol- E er einmal selbstironisch schrieb. den Melodien spinnt. Aber mit den Wiener s wird ein spannendes Meeting. Denn gin, die stellvertretende Solo-Flötistin des Mu- Sonaten ändert sich dieses «Kräfteverhältnis»: für die meisten Schülerinnen und Schü- sikkollegiums Winterthur, die Moderation. Sicher, Mozart war vor allem ein brillanter Mehr und mehr werden Violine und Klavier ler – etwa 350 Kinder zwischen neun und Das ist ein besonderes Plus – denn wer sonst Pianist, und als solcher ist er auch in die Mu- zu kammermusikalischen Partnern. Kommu- zwölf Jahren werden erwartet – ist es die erste als die Orchestermusiker selber wüsste über sikgeschichte eingegangen. Darüber geht oft nikation wird zum wesentlichen Merkmal, hautnahe Begegnung mit einem Sinfonieor- die Welt der klassischen Musik und insbeson- vergessen, dass er, vor allem in jungen Jahren, Motive werden einander spielerisch zuge- chester. Absolutes Neuland also. Aber auch für dere über die Innenwelt eines Orchesters bes- auch ein vorzüglicher Geiger war (in späten spielt, die Themen sind gleichberechtigt auf das Musikkollegium Winterthur ist es ein aus- ser Bescheid? So bekommen die Schülerinnen Jahren wechselte er lieber zur Bratsche). die beiden Instrumente verteilt. Es ist ein sergewöhnliches Ereignis, da es sonst ja fast und Schüler Informationen aus erster Hand. Selbst Mozarts Vater Leopold, ein berühmter wechselseitiges Geben und Nehmen. Damit ausschliesslich vor einem erwachsenen Publi- Zu hören gibt es mit dem liebenswerten Zy- Violin-Pädagoge, war vom geigerischen Genie hat Mozart die Gattung der Violinsonate zu kum spielt. Für Spannung ist reichlich gesorgt. klus «Legenden» ebenfalls Erstklassiges. An- seines Sohnes beeindruckt: «Du weisst selbst klassischer Vollendung gebracht. Das merk- Dreimal wird dieses Meeting pro Konzertsai- tonín Dvořák komponierte ihn im Frühjahr nicht, wie gut du Violine spielst, wenn du nur ten auch seine Zeitgenossen, was aus einer da- son durchgeführt. Die Idee dahinter ist so ein- 1881, und zwar ursprünglich für Klavier zu vier dir Ehre geben und mit Figur, Herzhaftigkeit maligen Kritik hervorgeht: «Die Sonaten sind fach wie einleuchtend: Junge Menschen sollen Händen. Offensichtlich mochte er das Werk und Geist spielen willst.» Umso mehr ver- die einzigen in ihrer Art, sehr brillant und schon früh mit der Welt der klassischen Mu- sehr, denn nur wenig später instrumentierte misste der Vater das Violinspiel seines Sohnes, dem Instrumente angemessen. Reich an neu- sik in direkten Kontakt kommen. Und das er die «Legenden» für ein klein besetztes Or- wenn dieser – nun erwachsen – auf ausge- en Gedanken und Spuren des grossen musica- nicht einfach über simple Tonkonserven, son- chester. Sie fanden sofort grossen Anklang, dehnten Konzertreisen unterwegs war: «Was lischen Genies des Verfassers.» dern live in einem einmaligen Konzerterleb- beim Publikum wie auch bei Komponisten- mich zu Zeiten betrübt macht, ist, dass ich nis. Zur Aufführung gelangen dieses Mal die Kollegen. So schrieb Johannes Brahms seinem dich nicht mehr Violine spielen höre, und so Werner Pfister «Legenden» op. 59 von Antonín Dvořák; am Verleger: «Grüssen Sie doch ja Dvořák und sa- oft ich nach Hause gehe, wandelt mir eine Dirigentenpult waltet der auch als Pianist gen Sie ihm, wie mich seine Legenden andau- kleine Melankoley zu, dann, wann ich mich weltweit bekannte Christian Zacharias. Damit ernd erfreuen. Es ist ein reizendes Werk, und Mozart-Challenge unserem Hause nähere, glaube ich immer, ich FR– SO 07.– 09. FEB siehe Seite 49 ff. sich die Kinder in diesem Neuland möglichst neidenswert die frische, lustige, reiche Erfin- müsse dich Violine spielen hören.» gut zurechtfinden, übernimmt Nolwenn Bar- dung, die der Mann hat.»
DIE ZAHL FRAGEBOGEN 12 — 13 54 Aufführungen von Sonaten für Violine und Klavier von Wolfgang Amadeus Mozart sind 7. April 1937 in Begleitung der Mozart-Spezia- listin Lili Kraus oder auch Johanna Martzy AUSGEFÜLLT VON im Konzertarchiv des Musikkollegiums Win- terthur seit 1875 aufgezeichnet. Eine recht be- scheidene Zahl, gemessen an der Vielzahl von am 31. Oktober 1962 und am 24. November 1976. In Erinnerung sind unserem Publikum viel- leicht noch die Aufführungen mit Christian PIERRE-ALAIN MONOT Violinsonaten von Mozart und ihrer Beliebt- Tetzlaff am 31. Mai 2008 (mit Leif Ove Ands- Mein Lieblingskomponist … heit. Den Anfang machten Franz Bach (Violi- nes) und am 21. April 2012 (mit Lars Vogt). Eine Strawinsky (vor allem die 54 ne) und Ernst Radecke (Klavier) am 10. Januar zyklische Aufführung der grossen Violin Werke seiner Spätperiode), 1894 mit der Es-Dur-Sonate sonaten, wie sie am 7., 8. und aber auch Debussy, Dufay, KV 481. Oft und regelmässig 9. Februar 2020 zu erleben ist, Gesualdo, Gautier de Coincy, traten die Konzertmeister des gab es in ähn licher Weise Lassus, Vaughan Williams, Musikkollegiums Winterthur bereits einmal im Jahr 1977: Delius, Tallis, Frescobaldi, mit einzelnen Violinsonaten Am 29. Oktober, 9. November Machaut, Palestrina – und Mozarts in Erscheinung, an- und 23. November spielte die Schubert ... gefangen von Ernst Wolters Winterthurer Geigerin Aida (1919 bis 1924) und Joachim Stucki, am Klavier begleitet Mein wichtigster Charakter Röntgen (1929) über Peter Rybar (1953 und von Christoph Lieske, insgesamt fünfzehn zug … Ich habe grosse Mühe, 1955), Abraham Comfort (1972 und 1976) und Sonaten. Roberto González Monjas und Kit jegliche Ungerechtigkeit zu bis in jüngerer Zeit Willi Zimmermann (1998) Armstrong geben noch eine sechzehnte hin- akzeptieren. Darum bin ich und Rahel Cunz (2003). Aber auch berühmte zu, nämlich die Sonate in F-Dur KV 547. eher ein Kämpfer. Solisten spielten die Werke in Winterthur, so etwa Adolf Busch am 2. November 1935, am Dieses Buch möchte ich Mozart-Challenge Klavier begleitet von seinem Schwiegersohn Mein Traum vom Glück ist … und eine liebe Schwester. nochmals lesen … Würden FR– SO 07.– 09. FEB siehe Seite 49 ff. Rudolf Serkin; ebenso Szymon Goldberg am Auf die Freundschaft von Was könnte ich mehr er Sie den Stapel von noch Menschen zählen zu dürfen, warten? ungelesenen Büchern auf an deren Treue man nie meinem Schreibtisch sehen, zweifeln wird. Mein Traumberuf als Kind … die ich gleich noch lesen FR– SO 03.– 05. JUL 2020 Als Kind wollte ich Landwirt möchte ... Meine liebste Beschäftigung … werden ... Ein Onkel hatte Rychenbergpark Winterthur Ausserberuflich: in der Natur einen Hof im Neuenburger Im nächsten Urlaub zieht zu sein, zu fotografieren. Jura. es mich … Es kann mich auch Beruflich: neue Ideen, Projek- ins nächste Waldstück zie- CLASSIC te oder vergessene Werke zu suchen und diese auch zu Was mir an meinem Beruf besonders gefällt … Man hen. Ein schöner Baum oder eine besondere Himmelsfar- OPENAIR START UF ERKA VORV UAR dirigieren. kann immer wieder versu- chen, seine eigene Fantasie be bringen mir mehr als aufwändige Reiseziele. Und 2020 FE R B Mit einem Sechser im Lotto zu fordern. ich durfte schon so viel von 2020 würde ich … Ich durfte meine der Welt sehen ... CLASSIC OPENAIR Stelle im Orchester beim Wenn ich selber koche, dann allerersten Probespiel ge- am liebsten … nicht allein, winnen. Im Orchester lernte sonst steht nie etwas auf Pierre-Alain Monot ist seit 1. Sep- ich meine Traumfrau fürs dem Tisch! Vergiftet habe tember 1984 Solo-Trompeter beim classicopenair.ch Leben kennen. Ich habe ich aber noch niemanden ... Musikkollegium Winterthur. wunderbare Eltern gehabt
14 — 15 SO 05. JAN 2020 Neujahrskonzert Winterthurer JugendSinfonieOrchester Stadthaus Winterthur LEITUNG Simon Wenger Beginn 17.00 Uhr FLÖTE Nolwenn Bargin Pause gegen 17.40 Uhr Ende gegen 18.30 Uhr CHF 35/25 bis 18 Jahre und Legi CHF 10 NEUJAHRSKONZERT MIT DEM WINTERTHURER JUGENDSINFONIE ORCHESTER Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) Ouvertüre zur Oper «Idomeneo» KV 366 5' Jacques Ibert (1890 –1962) Konzert für Flöte und Orchester (1932-33) 20' Allegro Andante Allegro scherzando Jacques Ibert «Hommage à Mozart» (1956) 5' — Pause — Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 35 D-Dur, KV 385 «Haffner» (1782) 20' Allegro con spirito Andante Menuetto Finale: Presto Veranstalter
16 — 17 MI 08. JAN 2020 Abonnementskonzert Musikkollegium Winterthur Stadthaus Winterthur LEITUNG Kristiina Poska Beginn 19.30 Uhr TROMPETE Sergei Nakariakov Pause gegen 20.15 Uhr Ende gegen 21.15 Uhr HI & YU HORIUICJOO CHF 78/65/43/30 Abo 12/10/4 TROMPETENKONZERTE MIT SERGEI NAKARIAKOV HYUNG-K HANDS OF FOUR THE MAGIC Alexander Arutiunian (1920 – 2012) SA 25. JAN Konzert für Trompete und Orchester (1950) 15' Andante - Allegro energico - Meno mosso - Tempo I - Meno mosso - Tempo I - Cadenza, Coda Dmitri Schostakowitsch (1906 –1975) Fünf Fragmente für Orchester, op. 42 (1935) 11' Andante Andante Largo Moderato Allegretto Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) SON Konzert für Horn und Orchester Nr. 4 Es-Dur, KV 495 (Fassung CHADY ALRTAISTW& KOMPONIST für Flügelhorn) (1786) 15' Allegro moderato STEINWA Romanza: Andante FR 14. FEB Rondo: Allegro vivace — Pause — Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 29 A-Dur, KV 201 (1774) 24' Allegro moderato Andante VORVERKAUF UND WEITERE INFOS: Menuetto WWW.CASINOTHEATER.CH Allegro con spirito ODER 052 260 58 58 Mit diesem Programm ist das Musikkollegium Winterthur am Donnerstag, 9. Januar 2020 um 20.00 Uhr im Theater Chur zu Gast.
18 — 19 Kristiina Poska ist Musikdirektorin des Theaters Basel und de- Besetzung: Trompete solo, 2 Flö- Alexander Arutiunian Trompetenkonzert signierte Chefdirigentin des Symphonieorchesters Flandern. In ten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fa- gotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Alexander Arutiunian wurde in Jerewan geboren und gilt neben dieser Saison debütierte sie an der English National Opera in 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlag- Aram Chatchaturian als einer der bedeutendsten armenischen einer Produktion von Franz Lehárs «Die lustige Witwe» sowie werk, Harfe, Streicher Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er studierte in seiner Hei- mit Mozarts «Le nozze di Figaro» am Teatro del Maggio Musica- Uraufführung: 1950, Armenian matstadt und in Moskau Klavier, Komposition, Polyphonie und le Fiorentino. Zu den kommenden Höhepunkten zählen «Car- Philharmonic Orchestra, Solist Musiktheorie. Er war Professor für Komposition, künstlerischer men» an der Staatsoper Stuttgart, das Eröffnungskonzert der Aykaz Messlayan Leiter der armenischen Philharmonie und Träger diverser hoher Mozartwoche 2020 in Salzburg mit dem Mozarteumorchester Musikkollegium Winterthur: Auszeichnungen der Sowjetunion. Sein Trompetenkonzert wur- Salzburg, «Die Entführung aus dem Serail» an der Sächsischen Erstmals aufgeführt am 18. Febru- de für den armenischen Trompeter Aykaz Messlayan geschrie- Staatsoper Dresden sowie ihr Eröffnungskonzert als neue Chef- ar 1981, Leitung Armin Jordan, ben und ist von der armenischen Volksmusik und einer roman- dirigentin des Symphonieorchesters Flandern. Kristiina Poska Solist Rudolph Suter; letztmals am tischen Dramatik geprägt. Die Trompete scheint Arutiunians studierte Chorleitung an der Estnischen Hochschule für Musik 28. Juni 1990, Leitung Franz Wel- bevorzugtes Blechblasinstrument gewesen zu sein, da er gleich Erstmals zu Gast und Theater in Tallinn und Orchesterleitung an der Hochschule ser-Möst, Solist Pierre-Alain Mo- mehrere Solowerke für sie geschrieben hat. 1946 traf er Dmitri für Musik Hanns Eisler in Berlin. Sie gewann den Publikumspreis not Schostakowitsch zum ersten Mal, und sie pflegten eine lebens- beim renommierten Malko-Wettbewerb im Mai 2012 und den lange Freundschaft. renommierten Deutschen Dirigentenpreis im April 2013. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, Dmitri Schostakowitsch Fünf Fragmente für Orchester 3 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Tuba, Schlag- Dmitri Schostakowitsch schrieb die fünf Fragmente für kleines Der russische Trompeter Sergei Nakariakov wurde in Gorki ge- werk, Harfe, Streicher Orchester in nur einem Tag am 9. Mai 1935. Im Januar des Fol- boren und erhielt seinen ersten Musikunterricht auf dem Klavier. gejahres erschien in der parteiamtlichen Zeitung «Prawda» ein Später wechselte er aufgrund einer Verletzung zur Trompete Uraufführung: 26. April 1965, Leningrader Philharmonie, Lei- Artikel mit dem Titel «Chaos statt Musik», in welchem Schosta- und wurde dabei von seinem Vater unterstützt. 1988 wanderte tung Igor Blaschkow kowitschs Musik als «betont disharmonische, chaotische Flut die Familie nach Israel aus. 1992 wurde er als Gast beim Schles- von Tönen» und als ein «Labyrinth des musikalischen Chaos, wig-Holstein Musik Festival mit dem renommierten Davidoff- Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 28. Okto- das stellenweise zur Kakophonie wird», angegriffen wurde. Den Preis ausgezeichnet. Seitdem tritt Sergei Nakariakov bei den ber 1998, Leitung Heinrich Schiff Artikel hatte vermutlich Stalin selbst veranlasst, nachdem er im bedeutendsten Musikfestivals und in den wichtigsten Konzert- Dezember 1935, empört über die Darstellung von Sex und Ge- häusern auf, so in der Hollywood Bowl in Los Angeles, im Lin- walt, eine Vorstellung der Oper «Lady Macbeth von Mzensk» coln Center in New York oder in der Royal Festival Hall und der frühzeitig verlassen hatte. Vor diesem Hintergrund und zusam- Royal Albert Hall in London. Seine Tourneen führen ihn zudem men mit dem Verbot der geplanten Uraufführung seiner vierten jährlich nach Japan. Sergei Nakariakov wurde mit zahlreichen Sinfonie erstaunt es nicht, dass der Komponist die fünf Frag- Erstmals zu Gast am 29. April 2009 Preisen bedacht, etwa mit dem ECHO KLASSIK 2002. Sein Re- mente vorerst zurückbehalten hatte. Sie wurden erst 1965, nach pertoire umfasst nicht nur die gesamte Literatur für Trompete, Stalins Tod, uraufgeführt. Wegen dem teilweise ähnlichen Ma- sondern auch zahlreiche eigene Transkriptionen für sein Instru- terial werden die fünf Fragmente als experimentelle Vorübun- ment. gen zur vierten Sinfonie angesehen. Es wird allerdings auch ver- mutet, dass sie einer geplanten Opern-Tetralogie (inspiriert von Wagners «Der Ring des Nibelungen») über revolutionäre Frau- en in Russland entnommen sein könnten. Die Oper «Lady Mac- beth von Mzensk», welche im Entstehungsjahr der fünf Frag- mente internationale Erfolge feierte, hätte ein Bestandteil dieses Grossprojekts sein sollen. Die fünf Fragmente sind ein Beispiel für Schostakowitschs kompositorische Experimente u.a. mit der Zwölftontechnik. Die Klangwelt gleicht jener von
20 — 21 SO 12. JAN 2020 Schönberg, Berg und Webern. Jedes Fragment erfordert eine Hauskonzert Winterthurer Streichquartett andere Besetzung und die Instrumente des kleinen Orchesters Stadthaus Winterthur VIOLINE Roberto González Monjas spielen nie alle gleichzeitig. Während in den Fragmenten 1, 2 VIOLINE Olivier Blache UND Agata Lazarczyk Beginn 17.00 Uhr und 4 die Bläser dominieren, übernehmen im dritten nur die Pause gegen 17.40 Uhr VIOLA Jürg Dähler VIOLONCELLO Cäcilia Chmel Streicher und die Harfe. Den abschliessenden Walzer spielen Ende gegen 19.00 Uhr sechs Solo-Instrumente. CHF 40 Mitglieder gratis Besetzung: Flügelhorn solo, Wolfgang Amadeus Mozart Hornkonzert Nr. 4 Es-Dur freie Platzwahl HAYDN UND SCHUBERT 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher Für einen Komponisten, der selber nicht Hornist war, hat Wolfgang MIT DEM WINTERTHURER Uraufführung: 1786, Wien, Solist Josef Leutgeb Amaeus Mozart aussergewöhnlich viele Solo-Werke für Horn ge- schrieben. Die meisten seiner Hornkonzerte, aber auch das Horn- STREICHQUARTETT Musikkollegium Winterthur: quintett und die Duos für zwei Hörner, schrieb er für den österrei- Fassung für Flügelhorn erstmals Joseph Haydn (1732 –1809) chischen Hornisten Josef Leutgeb (1732-1811). Das vierte aufgeführt am 29. April 2009, Lei- Streichquartett C-Dur, Hob III:65 (1790) 22' Hornkonzert ist das erste mit einer Kadenz (also einer ausgedehn- tung Willi Zimmermann, Solist Allegro moderato Sergei Nakariakov ten und virtuosen Solostelle) und einer Melodik, welche erst durch Menuett: Allegro ma non troppo die kürzlich von Anton Joseph Hampel erfundene Stopftechnik Allegretto scherzando möglich geworden war. Dank der Veränderung der Handposition Finale: Presto im Schallstück konnten die Abstände zwischen den Naturtönen aufgefüllt werden; dies ermöglichte Tonleitern in tieferen Lagen Franz Schubert (1797–1828) sowie Chromatik. Leutgeb fühlte sich zwar in der Höhe nicht sehr Fünf Menuette mit sechs Trios für zwei Violinen, Viola und wohl, muss aber ein Meister der neuen Handtechnik gewesen sein. Violoncello, D 89 (1813) 15' Besetzung: 2 Oboen, 2 Hörner, Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 29 A-Dur — Pause — Streicher Mehr als zehn Jahre früher, in den 1770er Jahren, schrieb Mozart Uraufführung: 6. April 1774, Salz- Franz Schubert die Sinfonie Nr. 29 in A-Dur nach der Rückkehr von seinen Italien- burg Fünf deutsche Tänze mit sieben Trios und einer Coda, D 90 reisen. Sie gilt als einer der frühen Höhepunkte in seinem sinfoni- Musikkollegium Winterthur: (1813) 16' schen Schaffen. Der leise bewegte Anfang war für die Gattung der Erstmals aufgeführt am 13. Febru- Sinfonie eine Neuheit. Der prominente Oktavsprung des ersten ar 1924, Leitung Hermann Scher- Joseph Haydn Themas wird zu Beginn des Finales wieder aufgenommen – aller- chen; letztmals am 24. August 2019, Streichquartett G-Dur, Hob III:75 (1797) 26' Leitung Nil Venditti dings im Forte. Dieses hat durch den 6/8-Takt und die Hornsigna- Allegro con spirito le wie der letzte Satz des Hornkonzerts einen jägerischen Charak- Adagio sostenuto ter. Die Sinfonie muss für Mozart eine spezielle Bedeutung gehabt Menuett: Presto haben, da er sie 1783 in einem seiner Akademiekonzerte noch- Finale: Allegro ma non troppo mals aufführte. Weil das Publikum damals nur an neuen Werken interessiert war, machte Mozart mittels Rasur und Tinte die Datie- rung der Partitur unlesbar. Die Sinfonie Nr. 29 war eine der ersten Mozart-Sinfonien, welche in das Konzertrepertoire aufgenommen Im heutigen Konzert erklingt das «Stainer-Quartett» des Musik- wurde – und sie ist bis heute eine seiner beliebtesten geblieben. kollegiums Winterthur, Instrumente des Tiroler Geigenbauers Jacob Stainer (1619–1683): zwei Violinen aus dem Jahr 1659, eine Viola aus dem Jahr 1660 und ein Violoncello aus dem Jahr Florian Hunziker StainerQuartett www.stainerquartett.ch 1673.
22 — 23 Das Winterthurer Streichquartett setzt sich aus den jeweili- Über die Werke gen Stimmführern des Musikkollegiums Winterthur zusammen Dass Streichquartette in Konzerten aufgeführt werden, war nicht und konzertiert seit 1920 unter diesem Namen, aber bereits seit immer so. Ursprünglich war eher die Sinfonik für die grossen 1873 gab es Auftritte in dieser Formation. Heute besteht das Auditorien gedacht, das Streichquartett hingegen für das Musi- Quartett aus Roberto González Monjas (erste Violine, seit 2013), zieren zuhause im kammermusikalischen Rahmen. Mitte des 19. Jürg Dähler (Viola, seit 1993) und Cäcilia Chmel (Violoncello, seit Jahrhunderts, als das Bürgertum erstarkte und am Kulturleben 1989); die Position der zweiten Violine ist zurzeit vakant. Die der Adligen teilhaben wollte, fanden kleinbesetzte Werke, die Existenz eines orchestereigenen Streichquartetts ist weltweit in der Familie oder mit Freunden gespielt werden konnten, be- eine Rarität und zeugt von der langen Tradition in der Pflege der sondere Beliebtheit. Auch in Franz Schuberts Kindheit wurde in Kammermusik beim Musikkollegium Winterthur. International der Familie schon früh das gemeinsame Spiel im Quartett ge- bekannt wurde das Quartett in den 1940er Jahren in der damals pflegt. Das Repertoire des Familienquartetts umfasste nicht nur legendären Besetzung mit Peter Rybar, Clemens Dahinden, Os- Quartettkompositionen, sondern auch diverse Arrangements kar Kromer und Antonio Tusa. Auch in späteren Jahren gastierte von Orchesterwerken von Mozart, Haydn oder Beethoven – wo- das Ensemble regelmässig in anderen Schweizer Städten und mit man die grossen sinfonischen Werke gewissermassen in die gab Gastspiele in Europa und den USA. Dabei trat es mit Solis- eigene Stube holen konnte. ten wie Pinchas Zukerman, Christian Zacharias oder Emanuel Ax auf. Sein Wirken ist auf verschiedenen Tonträgern dokumen- Dadurch war Schubert schon früh mit den Kompositionen dieser tiert, so u.a. mit einer Einspielung von Werken der eng mit Win- Wiener Klassiker vertraut, was sich in seiner Ausbildung am terthur verbundenen Komponisten Hermann Goetz und Georg Stadtkonvikt in Wien weiter verstärkte. Dort wurde er vom Hof- Rauchenecker. Im heutigen Konzert spielen Olivier Blache und organisten und Hoftheaterbratschisten Wenzel Ruzicka in Kla- Agata Lazarczyk, beides Anwärter für die vakante Stimmführer- vier- und Bratschenspiel unterrichtet. Zudem lernte er durch stelle, abwechselnd die zweite Violine. diesen auch das Orchester-Repertoire kennen; besonders häu- fig wiederum wurden Werke von Haydn und Mozart gespielt. Die Fünf Menuette und die Fünf deutschen Tänze, die beide im November 1813 entstanden und höchst wahrscheinlich im fami- liären Rahmen uraufgeführt worden sind, als Schubert gerade erst 16 Jahre alt war, folgen noch relativ strikt den klassischen Vorgaben zu Form, Satztechnik und Harmonik. Die Menuette sind dreiteilig angelegt, wobei das Trio in der Mitte meist in ei- nem langsameren Tempo steht. Besonders auffällig sind die achttaktigen Melodieabschnitte, die sich stetig wiederholen, aber je nach Menuett aus rhythmisch und harmonisch sehr un- terschiedlichen Themen bestehen. Der Deutsche Tanz wiederum, der in Schuberts Jugend sehr be- liebt war, ist dem Menuett zum Verwechseln ähnlich. Er gilt ge- wissermassen als das bürgerliche Pendant zum Menuett und entspricht dessen Aufbau aus einem Wechsel von Tanz und Trio. Obwohl man Schubert vor allem als grossen romantischen Lied- komponisten kennt, lässt er sich nicht nur der Romantik zuord- nen, sondern zeigt besonders in seinen frühen Werken eine star- ke Verbindung zur Klassik, die nicht zuletzt vom genauen Studium der klassischen Komponisten, besonders Haydn, ausgeht.
24 — 25 SA 18. JAN 2020 Joseph Haydn gilt neben Boccherini als Begründer des Streich- Freikonzert Musikkollegium Winterthur quartetts in seiner heutigen viersätzigen Form, auch wenn sie zu Stadthaus Winterthur LEITUNG Pierre-Alain Monot dessen Lebzeiten kein fixes Konstrukt war. So erklärte Haydn sei- POSAUNE Frédéric Bonvin Beginn 17.00 Uhr nem Biografen Georg August Griesinger, die Quartette zeigten ohne Pause in chronologischer Anordnung eine stufenweise Weiterentwick- Ende gegen 18.30 Uhr lung in der Kunst, zu welcher wohlgemerkt besonders Haydns Eintritt frei, nummerierte Platz- zwei Reisen nach London keinen geringen Beitrag leisteten. karten CHF 12 BENEFIZKONZERT Die zwei Quartette in C-Dur und G-Dur gehören zu den reiferen Werken des Komponisten. Das erste der beiden aus der zweiten Kollekte zu Gunsten des Vereins «allegro» ALLEGRO — KLEINE Serie der Tost-Quartette komponierte er im Jahr 1790 und be- nannte es nach deren Auftraggeber und Geiger Johann Tost, DREIGROSCHENMUSIK der wie Haydn am Esterházy-Hof wirkte. Das C-Dur-Quartett be- Igor Strawinsky (1882 –1971) ginnt heiter, doch Haydn überrascht das Publikum plötzlich mit Oktett für Blasinstrumente (1922/23) 16' melancholischen Einschnitten. Es folgen ein anmutiges Menuett Sinfonia – Tema con variazioni – Finale und ein Scherzo, bevor es mit einem stürmischen Schlusssatz ganz abrupt und mit feinsten Klängen schliesst. Julien-François Zbinden (*1917) Das 1797 komponierte, aber erst 1799 veröffentlichte Quartett Concertino für Trompete, Streicher und kleine Trommel, op. 6 op. 76 Nr. 1 in G-Dur ist das erste Stück aus der Serie der sechs (1946) (Fassung für Posaune) 12' Erdödy-Quartette, denen auch Haydns berühmtes «Kaiserquar- Allegro - Lento - Presto - Tempo I tett» entstammt. Sie gehören zum Gipfel des Haydnschen Quar- tettschaffens und sind dem Grafen Joseph Erdödy gewidmet, Armin Schibler (1920 –1986) dessen Familie Haydn durch sein langjähriges Wirken am Hof «Nobody knows» Kleine Suite für Kammerorchester (1962) 13' der Familie Esterházy kannte. Nobody knows – Somebody's knocking – I'm a rolling – Go down, Mo- In den Erdödy-Quartetten kommen viele der Erfahrungen, die ses – Joshua fit the battle of Jericho – I want to die easy – Little David, Haydn auf seinen zwei London-Reisen gesammelt hatte, zum play on your harp Ausdruck. Besonders die fundamentale Veränderung, dass Zum 100. Geburtstag von Armin Schibler (arminschibler.ch). Quartette nun für die Öffentlichkeit eines Konzertsaals ge- schrieben wurden, führte zu grundlegenden Veränderungen im Kurt Weill (1900 –1950) Kompositionsstil: Ein Wechsel vollzog sich von einem ruhige- Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester (1928) 22' ren, diskursiven hin zu einem sehr selbstbewussten, fast Ouvertüre – Die Moritat von Mackie Messer – Anstatt dass-Song – Die sinfonisch-konzertanten Stil. Während seinem Wirken in Lon- Für einen guten Zweck! Ballade vom angenehmen Leben – Pollys Lied – Tango-Ballade – Kano- don begann Haydn ausserdem vermehrt, einem populären Stil Der Verein «allegro» unterstützt nen-Song – Dreigroschen-Finale nachzugehen, also beliebte volksmusikalische Melodien, die das Orchester seit 2012 ideell und trägt mit finanziellen Beiträgen auch zu Beginn dieses Quartetts erklingen, in seine Komposi- zur Zukunftssicherung in Bestand tionen miteinzubinden. Bemerkenswert ist, dass der Schluss- und Qualität bei. Unterstützen satz nicht wie üblicherweise gehandhabt in der Grundtonart Sie diese Bestrebungen mit einer G-Dur beginnt, sondern in deren Mollparallele g-Moll, die Spende oder einer Vereinsmit- Das Solistenhonorar wird von einem Gönner des Freundes- längste Zeit in Molltonarten verweilt und erst ganz kurz vor gliedschaft! kreises «allegro» getragen. Schluss über zahlreiche Modulationen in entlegenste Tonarten In Zusammenarbeit mit Dieses Konzert wird für das Archiv des Musikkollegiums Winter- wieder zu G-Dur zurückkehrt. thur aufgenommen. Brigitta Grimm Im Anschluss an das Konzert servieren die Orchestermusikerin- nen und Orchestermusiker einen Apéro im Foyer.
26 — 27 Nach seinem Musikstudium am Konservatorium und an der Uni- Der Westschweizer Komponist und Jazzpianist Julien-François versität von Neuchâtel kam Pierre-Alain Monot 1984 als Solo- Zbinden konnte im November vergangenen Jahres seinen 102. Trompeter zum Musikkollegium Winterthur. Parallel dazu studier- Geburtstag feiern. Seine pianistische Ausbildung erhielt er einst te er Komposition und Dirigieren. Als Dirigent hat er sein in Lausanne und Genf. Komposition erlernte er überwiegend Repertoire so aufgebaut, dass die Vielfältigkeit der Literatur des autodidaktisch, er nahm aber auch Unterricht beim Schweizer 20. und 21. Jahrhunderts im besten Licht gezeigt wird. Unter- Komponisten René Gerber. 1938 wurde Julien-François Zbinden stützt von David Zinman, János Fürst und Jost Meier vertiefte er Pianist einer Jazzband. Ab 1947 arbeitete er bei Radio Suisse seine Tätigkeit mit dem Nouvel Ensemble Contemporain, das er Romande in Lausanne, zunächst als Aufnahmeleiter, ab 1956 als von 1995 bis 2016 leitete. In seinen Programmen lässt er seine Leiter der Musikabteilung. Von 1973 bis 1979 sowie erneut von Leidenschaft für die französische Musik und die Post-Romantiker 1987 bis 1991 war er Präsident der Schweizerischen Gesellschaft durchblicken; mit zahlreichen Komponistinnen und Komponisten für die Rechte der Urheber musikalischer Werke (SUISA). 1978 (u.a. Aperghis, Sciarrino, Kelterborn, Roth, Hefti, Zwicker, Pous- wurde er zum Officier des Arts et des Lettres ernannt. Julien- seur, Rebecca Saunders, Bettina Skrzypczak) verbindet ihn eine François Zbindens Werkkatalog umfasst über 100 Kompositio- Erstmals als Dirigent zu erleben Zusammenarbeit. Er dirigierte u.a. das Tonhalle-Orchester Zü- nen, darunter Bühnenwerke, fünf Sinfonien, konzertante Werke, am 18. Januar 1998, letztmals am 9. März 2019 rich, das Sinfonie Orchester Biel Solothurn, die Sinfonietta de Kammer- sowie Vokalmusik in unterschiedlichster Besetzung. In Lausanne, das Musikkollegium Winterthur, die Philharmoniker seiner insgesamt tonalen Tonsprache lassen sich Einflüsse des von Rousse und Vratsa in Bulgarien, das Ensemble Arc-En-Ciel, Jazz sowie des Neoklassizismus in der Nachfolge Arthur Honeg- das Ensemble TaG, das Ensemble Boswil, das Ensemble HELIX, gers ausmachen. das Ensemble ö!, die opera nova Zürich und das Nouvel Ensem- ble Moderne, Montréal. Sein Repertoire umfasst auch Werke der Klassik und der Romantik; darüber hinaus beschäftigt er sich in- tensiv mit Bearbeitungen und Orchestrierungen. Einige davon wurden bei Universal Edition Wien veröffentlicht. Mit dem Musik- kollegium Winterthur spielte er zwei CDs bei D&G und Neos mit Werken von Berg und Kelterborn ein. Der im Wallis geborene Frédéric Bonvin ist seit 1999 Solo-Po- saunist beim Musikkollegium Winterthur. Schon während seines Studiums am Konservatorium Genf, das er mit dem Lehrdiplom und einem Ersten Preis abgeschlossen hatte, spielte er in ver- schiedenen Orchestern, u.a. im Orchestre de Chambre de Lau- sanne und im Orchester des Opernhauses Zürich. Frédéric Bon- vin ist – als Solist wie auch als Kammermusiker – Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe, so des «Concours National d’Exécution Musicale» in Riddes und des «Internationalen Wettbewerbs für Blechbläser-Ensembles» in Passau. Zudem war er Finalist am «Concours international Philip Jones» in Guebwiller mit dem «Swiss Chamber Brass Trombone Quartet». Neben seiner Orchestertätigkeit unterrichtet er Po- Erstmals als Solist zu hören am saune, leitet und spielt regelmässig in diversen Ensembles. 24. November 2001, letztmals am 27. März 2019
28 — 29 Besetzung: Flöte, Klarinette, Igor Strawinsky Oktett für Blasinstrumente 2 Fagotte, 2 Trompeten, 2 Posau- nen Entgegen der klassischen Besetzung eines Bläseroktetts, die drei Holzbläserpaare mit zwei Hörnern kombiniert, verbindet Igor Uraufführung: 18. Oktober 1923, Strawinsky in seinem Oktett zwei Blechbläserpaare mit Flöte, Kla- Paris, Concerts Symphoniques Koussevitzky, Leitung Igor Stra- rinette und zwei Fagotten. Diese scheinbar symmetrische Beset- winsky zung der Komposition mit vier Holz- und vier Blechbläsern zeigt sich hinsichtlich der Verteilung der Klangregister keineswegs aus- Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 20. Feb- geglichen. Sowohl das hohe Register von Flöte und Klarinette als ruar 1925, Leitung Hermann auch ihre Klangstärke stehen nicht in einem ausgeglichenen Ver- Scherchen; letztmals am 22. Feb- hältnis zu den übrigen sechs Instrumenten. Strawinsky begründe- ruar 2017, Leitung Jac van Steen te die ungewöhnliche Besetzung mit ihrem klanglichen Potential für die Komposition sowie mit ihren Möglichkeiten für den Auf- bau und die Gliederung der formalen Anlage: «Erstens ergibt sich aus einem solchen Ensemble ein volles Klangspektrum, das mir ein genügend reiches Farbenregister bietet, zweitens macht die Unterschiedlichkeit der Klangmassen dieser Instrumente die Architektur der Musik noch evidenter.» Das Oktett wird in Stra- Foto by Pierre-Alain Monot winskys Schaffen meist als wichtigstes Manifest eines radikal neu- en, neoklassizistischen Stils gedeutet. Er verwendet mit Sonaten- Im « -freundeskreis Musikkollegium und Rondoform, Variation und Fuge klassische Formmodelle, für deren Architektur jedoch die Gegenüberstellung der markant Winterthur» verbinden sich Sympathie und Mu- unterschiedlichen Klangfarben und Klangmassen entscheidend sikliebe mit Tatkraft. ist. Mit dieser Komposition dirigierte Strawinsky im Jahr 1923 erstmals die Uraufführung eines eigenen Werks. Der « -freundeskreis Musikkollegium Besetzung: Posaune solo, Schlag- Julien-François Zbinden Concertino für Trompete, Streichor- Winterthur» vereint Musikfreunde, die sich mehr werk, Streicher chester und kleine Trommel (Fassung für Posaune) interessieren: Uraufführung: 21. Juni 1947, Radio Der in Rolle am Genfersee geborene Komponist Julien-François • Knüpfen Sie persönliche Kontakte Suisse Romande, Orchestre de Zbinden, der am Lausanner Konservatorium ausgebildet wurde, Chambre de Lausanne, Leitung Details zu unseren weiteren mit den Musikern! begeisterte sich früh für Jazzmusik und pflegte dieses Genre über Victor Desarzens, Trompete Her- Aktivitäten, wie Konzert- viele Jahre als Pianist. Seine Neigung schlug sich in der Folge • Erleben Sie die Erarbeitung eines Werkes mann Gyger einführungen, Probenbesuche auch in seinem kompositorischen Schaffen nieder. Gerade Zbin- mit Getränken und allegro- an den allegro-Proben des Orchesters! Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 6. März dens frühe Werke zeigen in ihrer rhythmischen Gestaltung deutli- Snacks, Weihnachtssingen • Unterstützen Sie das Orchester Musik- 1954, Leitung Victor Desarzens, che Jazzeinflüsse – sein Concertino op. 6 bildet dabei keineswegs usw. finden Sie unter freundeskreis-allegro.ch kollegium Winterthur! Solist Cesare Lenterna; letztmals eine Ausnahme. Für den letzten der formal getrennten, aber ohne am 9. Mai 1987, Leitung Ilarion Unterbrechung aneinandergefügten drei Sätze, das Presto, ent- Ionescu-Galati, Solist Pierre-Alain lehnte Zbinden rhythmische Elemente aus dem Jazzstil «Boogie- Gerne können Sie auch direkt Frau Rieko Rizzi, WERDEN AUCH SIE MITGLIED! Monot Die Fassung mit Posaune wird Woogie». Die Verbindung zum Jazz wird in dem eigentlich für Toblerstrasse 6, 8044 Zürich Trompete geschriebenen Concertino ausserdem durch die solisti- freundeskreis-allegro.ch zum ersten Mal aufgeführt. sche Rolle des Blechbläsers unterstrichen. Als einziges Blasinstru- kontaktieren unter: sekretariat@freundeskreis-allegro.ch ment von einem Streichorchester und kleiner Trommel begleitet, wird das Spiel der Trompete bzw. der Posaune akzentuiert.
30 — 31 DO 23. JAN 2020 Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette, Armin Schibler «Nobody knows» Extrakonzert Musikkollegium Winterthur Saxophon, Fagott, Horn, 2 Trom- Stadthaus Winterthur LEITUNG Daniel Blendulf peten, Posaune, Tuba, Schlag- Das über 180 Kompositionen umfassende Œuvre des Schweizer Beginn 19.30 Uhr FLÖTE Emmanuel Pahud, ARTIST IN RESONANCE werk, Streicher Komponisten Armin Schibler ist hinsichtlich der vertretenen Gat- tungen sowie der musikalischen Einflüsse ein sehr vielseitiges. Pause gegen 20.10 Uhr Uraufführung: unbekannt Ende gegen 21.15 Uhr Neben zahlreichen Werken für Laien des auch als Musikpädago- Musikkollegium Winterthur: CHF 78/65/43/30 ge tätigen Komponisten heben sich vor allem seine von Jazz- und Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt. Bluesmusik inspirierten Kompositionen ab. Die kreativen Impulse, «Red Sofa» im Anschluss an das EMMANUEL PAHUD — die Schibler in der Beschäftigung mit diesen Musikrichtungen ab den 1950er Jahren erhielt, beeinflussten seine Entwicklung ent- Konzert im Zimmer 111: Emmanuel Pahud im Gespräch MEISTERWERKE FÜR scheidend, und die Integration genrespezifischer Charakteristika wird deutlich erkennbar, so in der Kleinen Suite für Kammeror- mit Reinmar Wagner FLÖTE UND ORCHESTER chester «Nobody knows» über afroamerikanische Spirituals. Ne- Ferruccio Busoni (1866 –1924) ben dem titelgebenden «Nobody knows the trouble I’ve seen» Divertimento für Flöte und Orchester, op. 52 (1920) 9' sind sechs weitere Spirituals wie «Go down, Moses» und «Joshua Allegro misurato – Andante sostenuto – Tempo primo fit the battle of Jericho» in die Komposition eingegangen. Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) Besetzung: 2 Flöten, 2 Klarinetten, Kurt Weill Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester Konzert für Flöte und Orchester Nr. 2 D-Dur, KV 314 (1778) 23' 2 Saxophone, 2 Fagotte, 2 Trompe- Mit der Uraufführung der «Dreigroschenoper» am 31. August Allegro aperto ten, Posaune, Tuba, Pauke, 1928 gelang Kurt Weill und Bertolt Brecht in Berlin ein Sensa- Andante ma non troppo Schlagwerk, Klavier, Banjo, Gitar- re, Bandoneon tionserfolg. Bereits in der ersten Spielzeit wurde das Stück 250- Allegro mal aufgeführt und in den folgenden Jahren an über 130 Bühnen Uraufführung: 7. Februar 1929, in ganz Europa gespielt. Aber: Nicht nur die Pressestimmen wa- — Pause — Berlin, Krolloper, Leitung Otto Klemperer ren nach der Premiere keineswegs überschwänglich ausgefallen, sondern auch Komponistenkollegen wie Arnold Schönberg zeig- Johann Sebastian Bach (1685 –1750) Musikkollegium Winterthur: ten sich vom Erfolg des Werks durchaus irritiert. Für Weill bedeu- Suite für Flöte, Streicher und Basso continuo Nr. 2 h-Moll, BWV Erstmals aufgeführt am 9. Januar 1930, Leitung Hermann Scherchen tete die «Dreigroschenoper» gerade aufgrund der erlangten 1067 (1739) 20' Reichweite und der Erweiterung des traditionellen Hörerkreises Ouvertüre einen mehr taktischen als musikalischen Durchbruch: «Dass mei- Rondeau ne Musik zur Dreigroschenoper industrialisiert worden ist, spricht Sarabande ja […] nicht gegen, sondern für sie, und wir würden in unsere al- Bourée I/II ten Fehler zurückfallen, wenn wir einer Musik ihren künstlerischen Polonaise Wert und ihre Bedeutung absprechen würden, nur weil sie den Double Weg zur Menge gefunden hat.» Sowohl der völlig neue Song-Stil Menuet Weills als auch die kunstmusikalische Verfremdung populärer Badinerie Formen können als massgeblich für die Popularität des Stücks gewertet werden. Sein Erfolg konnte ausserdem durch Einzelaus- Richard Strauss (1864 –1949) gaben, Arrangements für Salon- und Jazzorchester sowie Schall- Walzerfolge Nr. 1 aus der Oper «Der Rosenkavalier» 13' platteneinspielungen weiter gesteigert werden. Ebenso entstand auch die Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester, angeregt durch den Dirigenten Otto Klemperer, als Orchestersuite basie- rend auf den heute noch berühmten Themen der «Dreigroschen- oper». Franziska Reich
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