Sakrileg - Da Vinci Code Kapitel 1-4

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Sakrileg – Da Vinci Code Kapitel 1-4
Werden die Grundlagen des Christentums erschüttert?

Kapitel 1

Aussagen von Sakrileg

                     Der Sakrileg ist ein Actionthriller von Dan Brown. Innerhalb kurzer Zeit
                     wurde das Buch zum Bestseller und unter dem Titel ‚Da Vinci Code’
                     verfilmt. Es ist ein starker Angriff auf die Grundlagen des Christentums.
                     Im rund 600-seitigen Buch findet man nur wenige Seiten mit einer
                     geistlichen Bedeutung. Die Geschichte ist – obwohl weit hergeholt –
                     spannend und packend und in deren Verlauf kommen ein Mord im
                     Louvre, eine Polizeiverfolgung von Paris nach London,
                     Geheimgesellschaften, das Knacken von Codes, ein knappes Entweichen
                     des Helden Robert Langdon vom Tod, ein Harvard Professor und die
Heldin, Sophie Neveu als französische Codeknackerin vor. Im Verlauf ihrer Abenteuer
begegnen sie Sir Leigh Teabing, einem exzentrischen englischen Aristokraten, der in
Frankreich lebt und einen Grossteil der Informationen liefert, welche die Fundamente des
christlichen Glaubens angreifen.

Die Antagonisten hinter der Szene sind der Orden der Bruderschaft von Sion, wo angeblich
das Geheimnis des ‚Sangreal’ (des Heiligen Grals) versteckt liegt, und Opus Dei, eine
katholische Sekte, die zu töten bereit ist, um dieses Geheimnis zu entdecken und zu zerstören.
In der Einführung behauptet Brown, dass seine Aussagen über beide Gruppen den Tatsachen
entsprechen und dass die im Roman erwähnten ‚Werke der Kunst und Architektur und alle
Dokumente und geheimen Rituale wirklichkeitsgetreu wiedergegeben wurden.’

Der Orden der Bruderschaft von Sion wurde 1099 vom französischen König Godefroi de
Bouillon gegründet. Er war der Besitzer eines grossen Geheimnisses, welches seit den Tagen
Christi im Besitz seiner Familie gewesen war. Er gründete den Orden um dieses Geheimnis
zu bewahren, welches aus Dokumenten bestand, die neben den Tempelruinen in Jerusalem
versteckt gewesen waren. Diese Dokumente wurden von den Kreuzrittern während der Zeit
der Kreuzzüge zurückgeholt.

Die Templer sind durch das von ihnen aufgebaute Bankensystem reich geworden, aber im
Jahr 1307 gab Papst Klemens versiegelte Anordnungen heraus, dass sie Gotteslästerer und
der Teufelsanbetung schuldig seien. Er behauptete, Gott habe ihm gesagt, sie zu vernichten.
Auf Geheiss des Vatikans wurden sie getötet, aber die Dokumente wurden gerettet und dem
Orden der Bruderschaft von Sion anvertraut, welcher ein Geheimorden ist, der die
Information von Generation zu Generation erhält. Leonardo da Vinci, Sir Isaac Newton und
Victor Hugo waren prominente Mitglieder. Die Dokumente offenbaren Informationen über
den Heiligen Gral, welcher nicht (wie allgemein angenommen) der Kelch ist, woraus Jesus
beim letzten Abendmahl getrunken und in dem Joseph von Arimathäa sein Blut bei der
Kreuzigung aufgefangen hat.

Der Ausdruck für den heiligen Gral ist Sangreal, welcher auf Altfranzösisch in san / greal
(heiliger Gral) oder sang / real (königliches Blut) aufgeteilt werden kann. Dies ist die wahre
Bedeutung des heiligen Grals, die königliche Blutslinie von Jesus und Maria Magdalena, die
verheiratet waren und ein Kind hatten, welches die Vorfahren der französischen Merowinger
Könige waren. Es stellt sich am Ende des Buches heraus, dass Sophie Neveu aus dieser
Blutslinie stammt.

Die Information über die angenommene Ehe von Jesus mit Maria Magdalena wurde seit der
Zeit des Konzils von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. verheimlicht, als unter dem Einfluss des
römischen Kaisers Konstantin das Neue Testament mit seinen gegenwärtigen vier Evangelien
festgelegt wurde, welche unter zahlreichen anderen Dokumenten mit Details aus dem Leben
von Jesus ausgewählt worden waren. Die anderen Schriften enthalten Information über den
anderen Jesus, welcher nur ein grosser Mann und mit Maria Magdalena verheiratet gewesen
war. Sie wurden auf Geheiss der Kirche zerstört.

Die Lehre der Göttlichkeit von Jesus war nicht Teil des ursprünglichen Christentums und am
Konzil von Nicäa wurde dieser Lehre nur mit knapper Mehrheit zugestimmt. Jesus hatte die
Zukunft der Kirche Maria Magdalena anvertraut, welche die männlichen Jünger Jesu
aufgebracht hatte. Das Neue Testament, das heute von der Kirche angenommen ist, ist nicht
der echte Bericht des Lebens von Jesus oder der Urgemeinde, weshalb das Christentum, wie
wir es kennen, auf einer Lüge aufgebaut wurde.

Dies ist eine von Männern dominierte Verschwörung um „das göttlich Weibliche“ und die
Anbetung der weiblichen Gottheit in der Religion zu unterdrücken. Hinter dem Konzept des
„göttlich Weiblichen“ steckt der Gedanke, dass Frauen Priester sein sollten und dass der
sexuelle Akt als Weg zur Gemeinschaft mit Gott angesehen werden sollte. Es stellt sich
heraus, dass Sophies Grossvater, Jacques Saunière, (dessen Ermordung den Ball in der
Geschichte ins Rollen bringt) ein Hohepriester des „göttlich Weiblichen“ war und Sophie von
ihm entfremdet wurde, weil sie ihn beim Akt im Gruppensex erwischt hatte, der Hieros
Gamos genannt wurde.

Die Kirche unterdrückte diese Lehre und wurde als Resultat davon von Männern dominiert,
was zu Kriegen und einem aus dem Gleichgewicht gefallenen Leben führte, mit
frauenhassenden Gesellschaftsformen, welche die Mutter Erde verachten. Der heilige Gral
selbst symbolisiert die verloren gegangene göttliche Urmutter. Die Kirche schiebt durch die
Geschichte vom Sündenfall Evas alle Schande auf die Frau, aber der Gral erhebt die Frau, im
besonderen Maria Magdalena, welche ein so grosses Geheimnis mit sich trug, dass dessen
Enthüllung das Christentum seiner gesamten Grundlage beraubt hätte. (S. 329)

                             Sind diese Behauptungen wahr?

Die Behauptung, dass das Buch den historischen Fakten entspricht, hält der Prüfung nicht
stand. Die ursprüngliche Bruderschaft von Sion war eine gewöhnliche katholische
Mönchsbruderschaft, die in der Zeit ab ungefähr 1100 bis 1617 bestand. Die Bruderschaft
von Sion, die sich auf unser Thema bezieht, wurde von einem Franzosen namens Pierre
Plantard in den frühen Sechziger Jahren erfunden. Plantard war ein Okkultist mit
Bewunderung für Hitler und war der Meinung, dass die Welt von einer „geistlichen Elite“
regiert werden sollte. Er stellte Dokumente über die Bruderschaft von Sion her, welche
angeblich Aufzeichnungen über die Blutslinie von Jesus und Maria Magdalena aufbewahrt
hatte (er selber war angeblich einer dieser Nachkommen). Er brachte diese Dokumente an
glaubwürdige Orte, unter anderen in ein französisches Museum, welches
Authentizitätsnachweise fälschte. Plantard starb 1993, nachdem er in einen Finanzskandal
verwickelt wurde. In seiner Wohnung fand man Papiere, die ihn als den wahren König
Frankreichs auswiesen. Er war sicherlich nicht eine sehr glaubwürdige Informationsquelle!

Plantards Ideen kamen über den Kanal von Dover, als sich ein englischer Schauspieler,
Henry Lincoln, mit ihm verband und in den 70-er Jahren daraus drei Dokumentarfilme
produzierte, die im BBC-Fernsehen ausgestrahlt wurden. Trotz der Tatsache, dass viele Leute
davon Kenntnis hatten, dass Plantards Dokumente eine Fälschung waren, gewann die
Geschichte an Glaubwürdigkeit und Lincoln wurde so neben Michael Baigent und Richard
Leigh Mitautor des Buches The Holy Blood and the Holy Grail (Der heilige Gral und seine
Erben). Tatsache ist auch, dass Baigent und Leigh erfolglos gegen Dan Brown wegen
unbefugter Benützung ihres Materials prozessierten. Zweifellos störte es sie, dass ihre
Nachnamen mit einer Person im Buch in Verbindung gebracht wurden, nämlich Sir Leigh
Teabing (Teabing ist ein Anagramm von Baigent).

Im Roman ist der Harvard Professor Robert Langdon eine wichtige Quelle der angeblich
wahrheitsgetreuen historischen Information. Eine nichtsahnende Person könnte leicht zur
Meinung verleitet werden, dass dieser äusserst vernünftige Mann die Wahrheit spricht. Die
andere Informationsquelle ist Sir Leigh Teabing, der sich als Schurke entpuppt; trotzdem
wird seine Information über den heiligen Gral als massgebend hingestellt, wobei man den
Eindruck erhält, sie sei historisch und genau.

Kapitel 2

Das Konzil von Nicäa

Gemäss Sakrileg war die Originalversion der Lehre Jesu und des Christentums gänzlich
verschieden von dem, was wir heute kennen. Am Konzil von Nicäa zwang der römische
Kaiser Konstantin den Bischöfen der Kirche die Ansicht des Christentums auf, die er als
offiziell haben wollte, und legte das Neue Testament in der Form, wie wir es heute haben,
fest, was einer Neuerfindung des Christentums gleichkam.

Es gibt drei Hauptpunkte, welche das Christentum herausfordern, und die Dan Brown durch
Personen in seinem Buch aufzeigt:

1. Er behauptet, dass die Bibel durch Kaiser Konstantin zusammengestellt wurde.

2. Er behauptet, dass das Konzil von Nicäa die Lehre der Göttlichkeit Jesu erfunden habe
3. Er behauptet, dass das ‚weiblich Heilige’ die ursprüngliche Vorstellung des Göttlichen sei
und durch den dominanten männlichen Gott der Bibel ersetzt wurde.

In den folgenden Kapiteln gehen wir auf diese drei Punkte näher ein.

Es ist aber hilfreich, wenn wir zuvor Konstantin und die Debatte, die zu jener Zeit über die
Natur von Jesus stattfand, näher betrachten.

Konstantin
Vor der Herrschaft Konstantins war Diocletian von 284 bis 305 n.Chr. römischer Kaiser
gewesen. Er war der letzte grosse Verfolger der Christen im römischen Reich. Die härtesten
Verfolgungen fanden in der Zeit von 303 bis zu seinem Tod im Jahre 305 statt; während
dieser Zeit starben viele Märtyrer, unzählige Bücher der Christen wurden zerstört und
Eigentum beschlagnahmt. Konstantin wurde im Jahre 306 zum Kaiser gekrönt, war aber
durch seinen Rivalen Maxentius herausgefordert, den er in der Schlacht bei der milvischen
Brücke im Jahre 312 besiegte. Zu diesem Zeitpunkt war das römische Reich in Gefahr
auseinander zu brechen. Von Konstantin ist bekannt, dass er bei dieser Schlacht ein Kreuz
gesehen hatte und deshalb glaubte, durch dieses Kreuz gesiegt zu haben. Er nahm dies als
Zeichen, dass das Christentum die bevorzugte Religion ist, unter welcher das Reich
wiedervereinigt werden konnte. Er veröffentlichte 313 das Edikt von Mailand und beendigte
dadurch formell die Christenverfolgung und gab das konfiszierte Eigentum an die Christen
zurück.

Konstantin wollte das Christentum als ein Mittel benutzen, um das römische Reich zu
vereinen, weshalb er über diese Meinungsunterschiede gar nicht glücklich war. Er war selber
nicht so sehr an den feinen Einzelheiten der Lehre interessiert, sondern vielmehr an der
Beendigung des Streites, der durch religiöse Meinungsunterschiede verursachte wurde. Dies
brachte ihn dazu, verschiedene Seiten von theologischen Themen zu unterstützen, je nach
dem welche Seite mehr zum Frieden führen würde.

Arius und Athanasius

In dieser Zeit entstand unter den Christen eine Kontroverse über der Frage der Göttlichkeit
von Jesus. Im Mittelpunkt stand die Lehre von Arius, welcher Bischof in Libyen von ca. 250
bis 336 war. Die Meinung von Arius war bestimmt nicht jene, die in Sakrileg vertreten wird –
nämlich dass Jesus ein grosser und starker Mann gewesen war. Arius hatte die Ansicht, dass
Jesus als Retter vom Himmel gekommen war und benutzte für seine Argumente die Bibel,
nicht die gnostischen Evangelien (dies werden wir im nächsten Kapitel behandeln). Er sagte
aber, wenn Jesus ‚der eingeborene Sohn’ des Vaters ist, muss eine Zeit gewesen sein, als Er
‚gezeugt’ wurde, weshalb Er (Jesus) einen Anfang gehabt haben muss. Aus diesem Grund hat
es eine Zeit gegeben, wo „Er noch nicht gewesen war“ d.h. er war ein erschaffenes Wesen.
Arius‘ Meinung gegenüber stand Athanasius, welcher wie folgt argumentierte: „Wenn
Christus nicht wahrer Gott wäre, dann könnte er den Bussfertigen nicht Leben schenken und
sie aus Sünde und Tode befreien.“ Athanasius gewann die Debatte am Konzil von Nicäa was
dazu führte, dass das Glaubensbekenntnis von Nicäa formuliert wurde. Wir werden dieses
Thema im Kapitel 4 genauer anschauen.
Konstantin nahm weder an der Debatte teil noch übte er Druck auf die Bischöfe aus, wie sie
in dieser Sache entscheiden sollten. Da viele dieser Männer harte Verfolgung durch
Diocletian erlitten hatten, war es auch nicht wahrscheinlich, dass sie sich durch Druck des
Kaisers in Glaubensfragen beeinflussen liessen. Tatsache ist, dass Konstantin in späteren
Jahren auf der Seite von Arius und seinen Nachfolgern stand und Athanasius im Jahre 336
n.Chr. verbannte.

Kirche und Staat nach Konstantin

Bestimmt entstanden für das neutestamentliche Christentum durch die Einmischung
Konstantins negative Folgen. Durch ihn fing der Prozess der Vereinigung von Kirche und
Staat an, welcher den Weg für die etablierte römisch katholische und russisch orthodoxe
Kirche legte. Dadurch gab es Kompromisse in Bezug auf die Wahrheit der Evangelien
zugunsten der politischen Mächte. Er begünstigte den bereits begonnenen Prozess, in
welchem die jüdischen Wurzeln aus dem christlichen Glauben geschnitten wurden, indem er
Ostern vom Passahfest trennte und den Sonntag als den Tag der Anbetung festlegte. Er
zentralisierte die Macht im Jahre 330 auf Konstantinopel (dem heutigen Istanbul), was im
Osten zu vermehrter kaiserlicher Kontrolle in der Kirche führte. Nach seinem Tod im Jahre
337 wurde das Reich auf seine drei Söhne aufgeteilt, dadurch spaltete sich das von
Konstantinopel aus regierte Ostreich vom aus Rom beherrschten Westreich. Trotz des
politischen Kompromisses, der daher kam, dass auf Veranlassung von Konstantin sich der
Staat in die Kirche einmischte, gewann Gott in Nicäa die Oberhand in Bezug auf die Frage
der Göttlichkeit Jesu und sorgte so dafür, dass die Wahrheit im Glaubensbekenntnis der
Kirche festgehalten wurde.

Kapitel 3

Wer hat die Bibel verfasst?

Um eine falsche Vorstellung von Jesus zu schaffen, behauptet das Buch, dass ‚das Neue
Testament, wie wir es heute kennen, auf den römischen Kaiser Konstantin den Grossen
zurückgehe... Es gab mehr als achtzig Evangelien, die für das Neue Testament zur Auswahl
standen, dennoch wurden nur relativ wenige ausgewählt – darunter die Evangelien des
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes,’ (Seite 318).

Tatsache ist, dass am Konzil von Nicäa nicht einmal darüber diskutiert wurde, welche
Schriften zum Neuen Testament zusammengestellt werden sollten. Am Dritten Konzil von
Karthago im Jahre 397 n.Chr. wurde die gegenwärtige Form des Neuen Testamentes
festgelegt. Durch diese Entscheidung zwang das Konzil der Kirche nichts Neues oder
Fremdes auf, vielmehr wurde nur noch kodifiziert, was schon längst etablierte Praxis der
christlichen Gemeinden gewesen war.

Das Neue Testament liefert selber den Beweis, dass die Apostel erkannten, welche Texte als
„Schrift“ angesehen wurden. In 1. Timotheus 5.18 bezieht sich Paulus aufs Lukas-
Evangelium als „Schrift“ (graphe). Dort werden die Stellen aus 5. Mose 25.4 und Lukas 10.7
als solche zitiert. In 2. Peter 3.15-17 anerkennt Petrus die Schriften von Paulus als
massgebend und bezieht sich dann auf ‚die übrigen Schriften’ und warnt die Leser, sich vor
denen in Acht zu nehmen, welche die Bedeutung der Schriften verdrehen. Daraus lässt sich
folgern, dass Petrus die Briefe des Paulus sowie andere nicht namentlich erwähnte
Dokumente als Schrift betrachtete.

Schriften aus dem frühen Christentum zeigen, dass die vier Evangelien klar als echter Bericht
des Lebens und Dienstes unseres Herrn Jesus angenommen wurden. Irenäus, Bischof von
Lyon um 180 n.Chr. schrieb: „So wie es vier Himmelsrichtungen auf der Erde gibt, wo wir
leben, und insgesamt vier Windrichtungen, und da nun die Gemeinde sich über die ganze
Erde ausbreitet und das Evangelien die Säule und Grundlage der Gemeinde sowie
Lebensatem ist, so gibt es auch natürlicherweise vier Säulen, welche Unsterblichkeit aus
jeder Himmelsrichtung einhauchen und die Lebensflamme der Menschheit neu anfachen.
Daher ist es offenkundig, dass das Wort uns das Evangelium in vierfacher Form gegeben
hat, jedoch aus demselben Geist ist.“ (aus ‚Against Heresies III’, Gegen Irrlehren). In der
Folge bestätigt er die von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes verfassten Evangelien als
authentische Berichte.

In den Schriften des frühen Christentums sind die Zitate aus dem Neuen Testament so
zahlreich, dass es wörtlich aus diesen Schriften rekonstruiert werden könnte, ohne dazu das
Manuskript des Neuen Testamentes zu verwenden. Es gibt nicht weniger als 36289 Zitate aus
dem Neuen Testament in den Werken der frühen christlichen Schriftsteller Justin der
Märtyrer, Irenäus, Clemens von Alexandrien, Origenes, Tertullian, Hippolytus und Eusebius.
Das Neue Testament ist das Werk der Antike, welches von allen Werken auf der Welt am
besten dokumentiert ist, mit mehr als 24000 Manuskripten, das älteste davon ist ein Teil des
Johannesevangelium, vorsichtig datiert auf 125 n.Chr. Das zweitbest dokumentierte Werk der
Antike ist Homers Ilias, wovon es 643 Manuskripte gibt (Diese Information stammt aus dem
Buch von Josh McDowell ‚Evidence that demands a verdict’)

Was ist denn mit den ‚über 80 Evangelien’, die angeblich für das Neue Testament in Frage
kämen? Wahr ist, dass es neben dem Neuen Testament noch viele andere Schriften über Jesus
und die Apostel gibt, viele davon sind nur in Fragmenten erhalten. Einige Schriften waren
wohl etwas mehr als blosse Phantasie über die Personen des Neuen Testamentes, zeichneten
aber doch eigene Vorstellung auf, wie auch Sakrileg. Viele Schriften wurden verfasst, um
neue Lehren, die oft von der neutestamentlichen Lehre der Apostel abwichen, zu
rechtfertigen. Einige dieser Lehren wurden tonangebend in der römisch katholischen und in
der russisch-orthodoxen Kirche.

Man muss zum Beispiel etwas herausfinden, um Maria zur ewigen Jungfrau der römisch-
katholischen Kirche zumachen, denn aus dem Neuen Testament erfahren wir, dass Jesus
Brüder und Schwestern hatte, die ganz normal von Maria und Josef nach der jungfräulichen
Geburt von Jesus zur Welt gekommen waren. (Matthäus 12.46, 13.55, Johannes 2.12 und
Apostelgeschichte 1.14). Zu diesem Zweck wird im Protoevangelium von Jakobus eine
Geschichte erfunden, wo Maria im Alter von 3 Jahren von ihren Eltern in den Tempel
gebracht wird, damit sie von den Priestern erzogen wird. Nach ihrer übernatürlichen
Schwangerschaft wird sie Joseph zur Ehefrau gegeben. Joseph war ein alter Wittwer, der
bereits Kinder hatte. Bei diesem Plan ist es möglich, dass Maria ewige Jungfrau ist und Jesus
trotzdem Brüder und Schwestern hat. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass es für solches
keinerlei biblische Grundlage gibt.
Andere Schriften entstanden, um Ansichten zu rechtfertigen, die das Neue Testament als
Irrlehre betrachtet. Zum Beispiel lehrt der Dozetismus, dass Jesus überhaupt nicht wahrer
Mensch war, sondern nur als Mensch erschien. So heisst es in der ‚Apostelgeschichte des
Johannes’ 93: ‚Manchmal, als ich ihn berühren wollte (Jesus), fand ich einen materiellen und
festen Körper; and andere Male, als ich ihn anfühlte, war die Substanz nicht materiell und
ohne Körper, als würde er gar nicht existieren.’ Es überrascht nicht, dass solche Schriftstücke
von gläubigen Christen abgelehnt wurden, denn sie stehen mit der Lehre des Neuen
Testamentes, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott war, im Konflikt.

Die weit verbreitetste Irrlehre war der Gnostizismus, welcher dem Christentum im zweiten
und dritten Jahrhundert schwer zusetzte und lehrte, dass der Schöpfer-Gott sich vom höheren
göttlichen Sein unterscheidet. Gnostizismus lehrt, dass es eine spezielle Erkenntnis, ‚Gnosis’
braucht, um dieses Sein zu entdecken. In vielen Bereichen kann dies mit modernen New Age
Ideen verglichen werden, insbesondere die Vorstellung von einer erleuchtenden geistlichen
Erfahrung, wodurch man ‚Gott mittendrin’ entdeckt, sowie die Lehre, dass Gott in allem ist.

Im gnostischen Evangelium von Thomas sagt Jesus: ’Wer von meinem Mund trinkt, wird
sein wie ich und ich werde sein wie er.’ ‚Das Reich Gottes ist inwendig in euch und auch
ausserhalb von euch. Wenn ihr euch selber erkennt, dann werdet ihr erkannt werden und ihr
werdet merken, dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr euch nicht
erkennt, werdet ihr in Armut wohnen und ihr seid die Armut selbst.’ ‚Ich bin das Licht,
welches über allem und allen ist. Ich bin alles. Aus mir ging alles hervor, und zu mir breitete
sich alles aus. Zerteile ein Stück Holz und ich bin dort. Hebe einen Stein auf und du wirst
mich dort finden.’

All diese Zitate über Jesus passen zu den New Age Philosophien, welche heutzutage sehr
beliebt sind. Sie stehen im Widerspruch zur biblischen Lehre, dass Gott von seiner
Schöpfung getrennt ist und dass in uns eine sündhafte Natur wohnt, welche durch Busse und
Glauben an den Herrn Jesus befreit werden muss. Er reinigt uns von der Sünde und wohnt
durch die Kraft des Heiligen Geistes in uns, wenn wir Ihm vertrauen.

Kaiser Konstantin organisierte keine grosse Verschwörung, um die anderen Evangelium von
denen, die als Schrift betrachtet wurden, zu unterscheiden und abzulehnen. Die ersten
Christen verwarfen sie aus demselben Grund wie wir heute das Buch Mormon oder die
Schriften der Zeugen Jehovas, der christlichen Wissenschaft oder irgendeiner anderen Sekte
verwerfen– weil sie im Widerspruch mit dem offenbarten Wort Gottes stehen.

In ‚Sakrileg’ zitiert Teabing aus dem ‚Evangelium von Maria Magdalena’ als eine der
Quellen der Aussage, dass Jesus mit Maria verheiratet war, und sagt, dass dies und das
Evangelium von Philippus ‚unverfälschte Evangelien’ seien (Seite 340). Dies tönt vielleicht
wie eine starke Aussage, ist aber tatsächlich ein totaler Betrug. Dieses gnostische Evangelium
stammt aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts und ist nur von drei bruchstückhaften
Manuskripten her bekannt.

Er zitiert auch aus dem folgenden Fragment des ‚Evangeliums von Philippus‘ um die
Aussage zu rechtfertigen, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war (Die Klammern
geben an, wo Worte oder Teile im jetzt existierenden Dokument fehlen): ‚Und der Partner der
[...] Maria Magdalena [...] liebte sie mehr als alle Jünger, und er pflegte sie oft auf den Mund
zu küssen. Die übrigen Jünger [...] Sie sagten ihm ‚Wieso liebst du sie mehr denn uns alle?’
Der Retter antwortete und sprach zu ihnen: ‚Wieso liebe ich euch nicht so wie sie? Wenn ein
Blinder und einer der sieht zusammen in der Dunkelheit sind, unterscheiden sie sich nicht
voneinander. Wenn das Licht kommt, wird derjenige der sieht, das Licht sehen und der
Blinde wird in der Dunkelheit bleiben.’

Das Evangelium des Philippus kann klar den gnostischen Lehren zugeordnet werden, welche
die Urchristen ablehnten. Dies geht aus folgendem Zitat hervor: ‚Die Welt entstand durch
einen Fehler. Denn derjenige der sie erschuf, wollte sie unverderblich und unsterblich
erschaffen. Es gelang ihm nicht, diesen Wunsch zu erfüllen. Denn die Welt war nie
unverderblich und diesbezüglich war es derjenige auch nicht, der die Welt erschaffen hatte.’
Diese Vorstellung, dass die gegenwärtige Schöpfung durch einen weniger hohen Gott
gemacht wurde, bekannt als Demiurg, der eine unvollkommene Arbeit verrichtet hat, findet
man ursprünglich im ‚Dialog des Timaios’ von Plato. In der späteren Philosophie des Neo-
Platonismus und Gnostizismus wurde der ‚Demiurg’ als Weltbaumeister betrachtet, aber
gleichzeitig auch als eine Hoheit, die sich vom erhabenen Gott unterscheidet und ihm
unterlegen ist. Im Gegensatz dazu finden wir im Schöpfungsbericht von 1 Mose einen guten
Gott, der eine vollkommene Welt erschaffen hat, die durch Adams Sünde verdorben wurde.

Obwohl Sakrileg behauptet, dass die alternativen Evangelien durch die männlich dominierte
Kirche unterdrückt wurden, sollte doch der letzte Vers des ‚Thomas Evangeliums’ bei den
Feministen nicht allzu beliebt sein. Petrus sagte: „Frauen sind des Lebens nicht wert“. „Jesus
antwortet: ‚Ich selber will sie leiten, um sie männlich zu machen... denn jede Frau, die sich
selbst männlich macht, wird in das Reich des Himmels eingehen.’ So viel zum heiligen
Weiblichen!

Die Bedeutung der gnostischen Evangelien blühte im Dezember 1945 auf, als man in der
Nähe von Nag Hammadi in Oberägypten 13 ledergebundene Papyrusbücher fand, die aus der
Zeit des dritten bis fünften Jahrhunderts stammen. Diese Bücher wurden erst 1977 auf
englisch erhältlich, aber seither wurden sie bei Leuten, die eine alternative Sicht über Jesus
suchen, sehr beliebt. Eines der einflussreichsten Bücher zu diesem Thema ist von Elaine
Pagel und heisst ‚Die gnostischen Evangelien’. In diesem Buch behauptet sie, dass der
Gnostizismus genau so legitim wie das orthodoxe Christentum betrachtet werden sollte, denn
es war ganz einfach eine Anstrengung, das Christentum zu konkurrenzieren. Dan Brown
zitiert Elaine Pagel als eine seiner Quellen für Sakrileg.

Es wurde aber nie in Betracht gezogen, diese Schriften in den christlichen Kanon einzufügen;
in den Schriften des Urchristentums werden sie selten erwähnt, es sei denn um es zu
verurteilen. Seraphion von Antiochien zum Beispiel, ein Bischof in der Zeit von 190 bis 211
liess einen Teil seiner Herde ‚das Evangelium des Petrus’ in der Gemeinde lesen, bis er selber
das Buch las und dann merkte, dass es Irrlehren über Jesus verbreitete und den anderen alten
apostolischen Schriften nicht entsprach.

Die eigene Geschichte von Elaine Pagel ist interessant. Sie entfremdete sich von ihrer
evangelisch-christlichen Erziehung und las im Evangelium von Thomas: ‚Wenn man aus sich
das hervorbringt, was in einem drin ist, dann wird einem das, was man hervorbringt, retten.’
Ihr Glaube kam zurück, aber nicht zum biblischen Christentum sondern zum Gnostizismus.
Wenn wir über dieses Zitat von Thomas nachdenken, sehen wir, dass diese Aussage völlig
unterschiedlich vom Neuen Testament ist. Gemäss den Evangelien ist das, was in uns ist,
gerade das Problem – eine sündige menschliche Natur, von der wir befreit werden müssen,
indem wir das Heil annehmen, das uns durch das Opfer von Jesus am Kreuz angeboten wird.
Als Resultat dieser Lehre werden unsere eigenen persönlichen Eindrücke und Erfahrungen
zur endgültigen Autorität. Wir sind der Massstab für uns selbst und finden unsere eigene
Wahrheit in uns. Das ist der Kern der modernen Geistlichkeit. Tu was dir gefällt – Gott ist in
dir so wie du auch.

Nicht so. Gott ist die endgültige Offenbarung. Er hat uns die Wahrheit offenbart, durch
Moses und die Propheten und zuletzt durch den Messias Jesus und seine Apostel. Wir finden
die Wahrheit oder Gott nicht in uns selbst. Wir finden die Wahrheit und Gott, wenn wir uns
von unserer eigenen Voreingenommenheit abwenden und auf Gott schauen, der ewig ist und
ausserhalb uns. Gott wurde Mensch und wohnte in der Person des Messias Jesus unter uns. Er
will durch Seinen Geist in uns leben, wenn wir umkehren und an Ihn glauben. Das bedingt
aber auch, dass unser eigenes Ich nicht mehr die letzte Instanz ist, sondern dass wir uns der
Autorität Gottes und Seines Wortes unterstellen.

Obwohl das Neue Testament sich nicht auf die gnostischen Evangelien bezieht (aus dem ganz
einfachen Grund, dass es früher verfasst worden war), bezieht es sich in den späteren Briefen
auf die Art von Lehre, die sie verkörpern würden. Paulus schrieb von denen, welche ‚einen
andern Jesus’ predigten, und weswegen einige ‚einen anderen Geist’ empfingen und ‚einem
anderen Evangelium’ folgten (2. Korinther 11.4). Siehe auch 1. Johannes 2.18 und 2. Petrus
2.1. Sakrileg ist ein Produkt von Lehren über ‚einen anderen Jesus’ der dem wahren nicht
entspricht. Es ist nichts Wahres daran und es besteht kein Zweifel, dass das Buch zur
Verbreitung falscher Vorstellungen über Jesus in unserer Zeit beitragen wird. Jesus
prophezeite, dass in der Endzeit ‚falsche Propheten’ und ‚falsche Messiasse’ kommen werden
(Matthäus 24.24)

Kapitel 4

Jesus – ein grosser menschlicher Lehrer oder Sohn Gottes?

Im Sakrileg behauptet Teabing, dass Kaiser Konstantin am Konzil von Nicäa eine
Abstimmung veranlasste, bei welcher die Bischöfe entschieden, dass Jesus Gottes Sohn sei –
‚mit ziemlich knapper Mehrheit obendrein’ (Seite 321). Dies war ein neuer Gedanke, denn
‚bis zum Konzil von Nicäa wurde Jesus von seinen Anhängern als sterblicher Prophet, als ein
grosser und mächtiger Mensch, aber eben als Mensch – ein sterblicher Mensch betrachtet’.
Mit anderen Worten war es Konstantin, der das Christentum, wie wir es heute kennen,
erfunden hatte und seine Sicht von Jesus als göttliche Person der Kirche am Konzil von Nicäa
auferlegt hatte.

Das Konzil von Nicäa erfand aber nicht die Göttlichkeit Jesu. Jesus behauptet dies von sich
selbst („Ich und der Vater sind eins“, Johannes 10.30), dies wurde von den Aposteln im
Neuen Testament gelehrt sowie von einer grossen Anzahl von Schriftstellern des frühen
Christentums bestätigt, welche zeitlich dem Konzil von Nicäa (325 n.Chr.) um etwa 200
Jahre vorangegangen sind. Es ist wahr, dass das Thema von der Göttlichkeit Jesu am Konzil
von Nicäa sehr zentral war, um die Debatte über die Lehre des Arius, welche derjenigen des
Athanasius gegenüberstand, zu regeln.
Arius argumentierte, dass Jesus nicht ‚von derselben Substanz wie der Vater ist’ (d.h. er ist
eine Art niedrigerer Gott und nimmt den zweiten Platz nach dem Vater ein). Athanasius
zeigte von der Schrift und dem Zeugnis der frühen Kirchenväter her, dass Jesus nicht ein
erschaffenes Wesen ist, sondern von Ewigkeit her existiert und aus ‚der gleichen Substanz’
wie der Vater ist.

Athanasius gewann die Debatte und das Konzil stimmte den Worten des nicänischen
Glaubensbekenntnisses zu: „Ich glaube an einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer aller
sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und an einen Herrn Jesus Christus, der Sohn Gottes,
gezeugt vom Vater, Licht des Lichts, wahrer Gott des wahren Gottes, bezeugt, nicht
erschaffen, aus der gleichen Substanz wie der Vater; durch welchen alle Dinge erschaffen
wurden, welcher für uns Menschen und für unsere Errettung kam und Gestalt des Fleisches
annahm und ganz Mensch wurde; er litt, und auferstand am dritten Tag, fuhr in den Himmel
auf, von wo er wieder kommen wird, die Toten und Lebendigen zu richten.“

War es wirklich eine ‚ziemlich knappe Mehrheit’ bei der Abstimmung? Nicht ganz. Nur
gerade zwei von mehr als 300 Bischöfen unterzeichneten das Glaubensbekenntnis nicht.

Es ist kein Zufall, dass zur Zeit des Konzils von Nicäa die Vorstellung der Dreieinigkeit der
Streitpunkt war. Auch heute noch ist dies der Aspekt des christlichen Glaubens, der am
ehesten von Aussenstehenden angegriffen und von den Christen selber am meisten
missverstanden wird. Die Zeugen Jehovas wenden sehr viel Energie auf, um gegen diesen
Glauben zu lehren und folgen einer Vorstellung über Jesus Christus, die tatsächlich den von
Arius geförderten Ansichten über Jesus sehr nahe kommt. Sie versuchen andere davon zu
überzeugen, dass Jesus Christus ein erschaffenes Wesen ist, dass er nicht von Ewigkeit her
mit dem Vater existierte und dass er nicht vollständig Gott ist.

Bei den Weltreligionen ist es der Islam, der ausgesprochen gegen die Dreieinigkeit lehrt. Im
vierten Kapitel des Korans lesen wir folgende Argumentation: „Sag nicht ‚Dreieinigkeit’:
Nimm davon Abstand, dies ist besser für dich: denn Allah ist ein Gott: ihm sei die Ehre (er ist
hoch erhoben), einen Sohn zu haben.“ (4:171). Obwohl es scheint, dass Mohammed
fälschlicherweise geglaubt hatte, dass die Christen über die Dreieinigkeit lehrten, sie bestehe
aus Gott dem Vater, Maria der Mutter und Jesus dem Sohn, lehnen sie doch alle als sündig
ab, die gleichwertig mit Allah hingestellt werden, besonders Jesus.

Es ist wahr, dass der Ausdruck „Dreieinigkeit“ nie im Neuen Testament vorkommt. Jedoch
ist die Vorstellung einer Einheit in der Mehrzahl für die Einzigartigkeit des christlichen
Glaubens sehr zentral. (Mehr zu diesem Thema auf Englisch findet man im 5. Kapitel meines
Buches „The Messiah Factor“.) Die Bibel lehrt, dass „Gott von Ewigkeit her als drei
Personen existiert, als Vater, Sohn und Heiliger Geist, und jede Person ist vollständig Gott
und es gibt nur einen Gott.“ Jede Person spielt eine Rolle in unserer Errettung. Jesus ist das
sichtbare Glied der Gottheit, der Mensch wurde, um uns zu erlösen. Während der Zeit seines
Daseins auf der Erde war er dem Vater unterstellt und wird am Ende des Zeitalters die erlöste
Schöpfung dem Vater übergeben.

Verse, welche dies betonen, werden oft dazu benützt, um die Sicht von der Göttlichkeit Jesu
anzugreifen, besonders Johannes 14.28, wo Jesus sagt: „Der Vater ist grösser als ich“, und 1.
Korinther 15,28, wo Paulus schreibt: „Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird
auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass Gott sei alles in
allen.“ Die Erklärung dieser Verse ist, dass sich Jesus demütigte und als Mensch in Gestalt
eines Knechtes erschien um den Zweck seiner Gesandtschaft zu erfüllen, nämlich die
Menschheit zu erretten. Während dieser Zeit war er dem Vater unterstellt, mit dem Endziel,
die gegenwärtige Schöpfung, die wegen Satans Rebellion gegen Gott in Unordnung ist, und
die durch Adams Ungehorsam in Sünde gefallene Menschheit für Gott wiederherzustellen.

Diese Unterwerfung dem Vater gegenüber bedeutete nicht ein niedrigerer Status als der
Vater, sie ist eher mit der Unterordnung eines Astronauten zur Bodenkontrolle während
seiner Mission zu vergleichen. In Johannes 10.30 ist die Aussage von Jesus ganz klar: „Ich
und der Vater sind eins“. Diese Bedeutung ging durch die jüdische Opposition nicht verloren,
welche Jesus steinigen wollte, „um der Gotteslästerung willen, und dass du ein Mensch bist
und machst dich selbst zu Gott“ (Johannes 10.36). An anderen Stellen im
Johannesevangelium behauptet Jesus, die gleiche Natur wie der Vater zu haben (Johannes
5.17-18; 8.58; 14.1,9) Die Anfangsverse von Johannes machen es klar, dass es Absicht des
Autors war, die Göttlichkeit Jesu zu erklären: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war
bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch
dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“

Für den Fall, dass es uns nicht ganz klar wäre, auf wen sich Johannes bezieht, wenn er den
Ausdruck „das Wort“ benützt, schreibt er in Vers 14: „Und das Wort ward Fleisch und
wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen
Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Es ist absolut klar, dass wenn alle Dinge
durch das Wort (Jesus) erschaffen wurden, dass er selber nicht gemacht oder erschaffen
wurde. Diese Tatsache ist so offensichtlich, dass die Zeugen Jehovas Johannes 1,1 in ihrer
Übersetzung folgendermassen ändern mussten: „Das Wort war ein Gott“. Dies ist aber eine
Auslegung, die ihren Vorstellungen entspricht, und nicht eine gültige Übersetzung vom
griechischen Urtext.

Der Anspruch Jesu, Gott zu sein, war die eigentliche Ursache für die Verurteilung und
Kreuzigung Jesu. Während des Prozesses fragt ihn der Hohepriester: „Bist du der Messias,
der Sohn des Hochgelobten?“ Wenn wir die Antworten von Jesus zusammenstellen, die uns
in Matthäus 26.63-66, Markus 14.61-64 und darauf bezogen in Johannes 19.7 berichtet sind,
dann ist es klar, dass der Sanhedrin verstanden hatte, dass Jesus folgende Aussagen für sich
behauptete:

1. Der Sohn des Hochgelobten

2. Derjenige, der zur rechten Hand der Kraft sitzen wird

3. Der Menschensohn, der kommen wird zur rechten Hand der Kraft

Als Antwort darauf verurteilten sie ihn wegen Gotteslästerung zu Tode.

Andere ausschlaggebende Punkte sind:

1. Jesus nahm Anbetung als Gott an (Matthäus 8.2, 14.33, Johannes 9.35-39, 20.27-29,
Offenbarung 5). Wo immer jemand im Neuen Testament ein erschaffenes Wesen anbetet,
wird die Person aber aufgefordert, dies zu unterlassen (Apostelgeschichte 10.25-26, 14.12-18,
Offenbarung 19. 10).
2. Er nahm für sich in Anspruch, Autorität zu haben, Sünden zu vergeben, was Gott allein tun
kann. Markus 2.5-7.

3. Paulus bestätigte ihn als Gott. Philipper 2.9-11, Titus 2.13

4. Ebenso Petrus, Matthäus 16.15-17, Apostelgeschichte 2.36

5. Ebenso Thomas, Johannes 20.28

6. Ebenso Stephanus. Apostelgeschichte 7.59

7. Ebenso die alttestamentlichen Prophezeiungen auf das Kommen des Messias. Jesaja 7.14,
9.6, Micha 5.2.

Josh McDowell fragt in seinem Buch „Evidence that demands a verdict“ (S.111-112): „Wenn
Gott Mensch würde, wie sollte er ihrer Vorstellung entsprechend sein?“

Die Antwort lautete:

1. Er würde auf ungewöhnliche Art sein Leben beginnen.

2. Er wäre ohne Sünde.

3. Das Übernatürliche würde sich durch Ihn in Form von Wundern erweisen.

4. Seine Erscheinung wäre auffallend unterschiedlich von der anderer Menschen.

5. Er würde die grössten Worte aller Zeiten aussprechen.

6. Er hätte einen anhaltenden und universellen Einfluss.

7. Er würde den geistlichen Hunger der Menschheit befriedigen.

8. Er hätte Macht über den Tod.

Solchen Erwartungen entsprach einzig und allein unser Herr und Messias Jesus in
vollkommener Weise, der im Neuen Testament als im Fleisch erschienener Gott offenbart
wird. Dies wurde auch von den Kirchenvätern lange vor dem Konzil von Nicäa geglaubt.
Ignatius schrieb in seinem Brief an die Epheser ungefähr im Jahre 110 n.Chr.: ‚Denn unser
Gott Jesus Christus wurde im Leib Marias durch den Heiligen Geist empfangen.’ Aristides
schrieb in 125 n.Chr. ‚Er selber ist der Sohn des allerhöchsten Gottes, der im Heiligen Geist
erwiesen wurde, vom Himmel herunterkam und da er von einer hebräischen Jungfrau
geboren war, hatte er auch seine leibliche Gestalt von einer Jungfrau. Er ist derjenige, der
dem Fleisch nach von den Hebräern geboren wurde durch die gottgebärende Jungfrau
Miriam.
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