Darum-journal - Evangelische Mission in Solidarität
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2/2019 darum-journal EMS/Hildenbrandt Erlebe die Welt Ökumenisches FreiwilligenProgramm ist Lerndienst Bleiben mir meine Freundschaften zuhause erhalten? Es ist gut, dass die Freiwilligen nicht alleine sind. Neben der Informationsvermittlung sind die Vorbereitungsseminare auch Mit diesen Worten laden wir im ÖFP dazu ein, sich für einen wichtig für die Gruppenbildung und die Verknüpfung mit den Einsatz in den Mitgliedskirchen der EMS in Afrika, Asien oder dem Vorgänger*innen: „Wenn die das geschafft haben, traue ich mich Nahen Osten zu bewerben. In den vergangenen 17 Jahren sind auch!“ mehr als 500 junge Menschen unserem Aufruf gefolgt. In Zeiten zunehmender Fremdenfeindlichkeit und des Rück- Ein Einsatz mit dem ÖFP ist vor allem ein Lerndienst. Es gibt so zugs ins Private ist es wichtiger denn je, dass es Menschen gibt, viel mehr zu lernen, als nur aus Schulbüchern und dem Internet. die über den Tellerrand hinausschauen. Die zurückkehren und Das Zusammenleben mit Menschen aus einer anderen Kultur be- unsere Gesellschaft mit ganz anderen Augen betrachten. Und die einflusst und bereichert nicht selten das ganze weitere Leben. gelernt haben, dass es nur Eine Welt gibt, die wir in ihrer Schön- Während der Vorbereitung auf den Einsatz halten sich Vorfreude heit erhalten können, wenn wir zusammen daran arbeiten und und Befürchtung die Waage: Was ist, wenn mich die Menschen lernen zu teilen. nicht mögen? Was habe ich zu tun? Was ist, wenn ich krank werde? www.ems-online.org/oefp Birgit Grobe-Slopianka darum-journal I
Bericht Ständig neue Erfahrungen durch EMS/Lohnes Internationalisierung Neuer Vorsitzender der EMS in Indonesien Der württembergische Kirchenrat Klaus uns herum, warum diese Botschaft für sie Was können wir von den Kirchen dort ler- Rieth wurde in der Vollversammlung der wichtig ist? Das ist quer durch alle Erd- nen? Die einzelnen Gemeinden sind stark in EMS im vergangenen Dezember zum Vor- teile dieselbe Herausforderung, und ich der Verantwortung und sorgen dafür, dass sitzenden des Missionsrates gewählt. Seine würde gern noch mehr theologisch daran Kirche gebaut wird. Die Kirchenleitung gibt erste Reise in ausländische EMS-Kirchen arbeiten. den einzelnen Gemeinden sehr viel Eigen- führte nach Sulawesi. Ein Zweites ist, dass ich bei Treffen der ständigkeit, und deshalb scheint mir das Herr Rieth, was hat sich in der EMS ver- EMS-Kirchen gern mehr Raum geben recht gut zu funktionieren. ändert? Die EMS reagiert auf die Internatio- möchte für den Austausch von Erfahrungen, Die Kirchen dort gehen zum Beispiel die nalisierung und macht dabei ständig neue das soll mehr in den Mittelpunkt rücken. Frage nach Extremismus bei den Musli- Erfahrungen. Unsere seitherigen Partner, men offen an und stehen im Dialog mit den die jetzt Vollmitglieder sind, bringen ihre Was hat Sie in Indonesien am meisten muslimischen Verbänden und Partnern. Ich Gaben souverän ein und sind wesentlich beeindruckt? Es waren zwei Extreme. Auf denke, wie wir als christliche Kirchen mit selbstbewusster geworden. Es gibt The- der einen Seite die Donggala-Kirche, die der islamischen Welt umgehen, da haben men, wo wir mit unseren Mitgliedskirchen tief traumatisiert ist von den Folgen des uns die Kirchen in Indonesien viel zu sagen. nicht einig sind. Das müssen wir auch nicht, Erdbebens im September letzten Jahres Zum Beispiel, dass man selbstbewusst sein weil andere kulturelle Umstände oder Tra- und gerade wieder versucht, das normale Christentum bekennen, auf der anderen ditionen herrschen. Aber wenn es um die Leben zu beginnen. Und auf der anderen Seite aber auch offen sein kann für einen Verkündigung des Evangeliums geht, um Seite die Toraja Kirche, die lebendig ist und Dialog mit den anderen Religionen. die Hilfe in Notfällen, und darum, unsere viele neue Ideen hat und wächst. Besonders Kirche aufzubauen, dann sind wir uns ab- beeindruckt hat mich die Begegnung mit Was passiert vor Ort mit den Spenden solut einig. den Vikarinnen und Vikaren, die jetzt den der EMS-Kirchen für die Erdbeben- und Gemeinden zugewiesen werden, die eine Tsunami-Opfer? Mir geht natürlich das Herz Und was sollte sich ändern? Wir können sehr solide theologische, seelsorgerliche auf, wenn vier Ferkel zur Zucht an eine Ge- im theologischen Bereich manches noch und pädagogische Arbeit angehen, mit so meinde übergeben werden oder eine Tüte besser machen. Wie verstehen wir die Bi- viel Zuversicht, dass ich fast neidisch gewor- mit 1000 kleinen Fischen für den Teich im bel und wie erzählen wir den Menschen um den bin. Dorf. Oder eine Orgel, so dass am Sonntag Gottesdienst gefeiert werden kann. Das sind nur kleine Beispiele für die Hilfe zum Neuanfang. Die Pläne für den Neubau des zerstörten Kirchenzentrums Jono’oge sind GPID SINODE da, ein sicherer Bauplatz ist gekauft, und man wartet dringend darauf loszulegen. Die württembergische Kirche wird sich beteili- gen am Wiederaufbau, wird über das bis- her Gegebene hinaus auch in Zukunft einen Beitrag leisten. Vielen Dank für das Gespräch und viel Freude an Ihrer neuen Verantwortung! Das Interview führte Regina Karasch-Böttcher II darum-journal
Bericht darum-journal EMSige Randnotizen EMS/Lohnes jetzt auch in Liebe Leserin, lieber Leser, EMS/Lohnes mit der Internatio- Englisch nalisierung der EMS wurden aus Partnern gleich- Nachrichten vernetzen die EMS-Gemeinschaft berechtigte Mit- glieder. Das ge- s cha h i m Ja h r Liebe Leser, ich weiß, dass viele von naus. Vernetzung ist zum Stichwort ge- 2012 mit dem Inkrafttreten der neuen Ihnen die Frage gestellt haben: Wann worden, um uns zu verbinden. Satzung. Auf dem Weg dahin fand ein langer und intensiver Austausch werden wir das darum-journal oder Lassen Sie mich damit schließen, zur Bedeutung von Partnerschaft Teile davon auf Englisch lesen können? dass ich Sie ermutige, die Neuigkeiten unter den Kirchen und Missionen Jetzt, da es endlich soweit ist, hoffe ich, mit anderen zu teilen, die gerne wis- statt. Ganz entscheidend fassen zwei dass Sie es bestmöglich nutzen werden. sen würden, woran wir arbeiten und Begriffe zusammen, worum es den Ich bin sicher, einige von Ihnen wer- was den Rest unserer Familie beschäf- Weggefährt*innen ging: Partizipation den sich erinnern, wie unsere Vorfahren tigt. Die Osterbotschaft endet mit dem und Gegen- oder besser Wechselsei- tigkeit. darum gekämpft haben, dass das Wort Befehl, hinzugehen und den Freunden, Teilnahme, Geben und Nehmen, auch Gottes in ihre Muttersprache übersetzt Brüdern, Schwestern und Kindern zu Erzählen und Zuhören, nie einseitig, wird, damit sie eine persönliche Be- sagen, dass Jesus lebt. Jesus lebt und sondern immer im Austausch mitei- ziehung dazu aufbauen und von Gottes arbeitet in und durch uns. Tauschen Sie nander. Das hört sich einfacher an, als Wort verwandelt werden können. sich mit anderen aus und laden Sie sie es ist: so geht es nicht um das Geben Die englische Version von Nachrichten ein, sich an den missionarischen Aktivi- aus einem Überschuss heraus an die Armen, sondern um das gerechte Tei- aus aller Welt, die die Kirche Gottes in täten Gottes zu beteiligen. len von Ressourcen. Auch gehört dazu Aktion zeigen, wird uns hoffentlich nicht Grüße aus Südafrika, anzunehmen, was andere teilen kön- nur näher zusammenbringen, sondern Augustine Joemath nen; kurzum, es geht um Beziehung. auch dazu anregen, uns mehr füreinan- Bischof der Evangelischen Brüder-Unität in Südafrika Die Mitglieder der EMS teilen Pflich- der zu interessieren. Vielleicht möchten und Mitglied des Netzwerks Kommunikation der EMS ten und Verantwortung. Sie tei- Sie andere Mitglieder der EMS-Familie len den Nutzen des gemeinsamen Werkes. Zugleich müssen sie immer wissen lassen, was Gott durch Sie und 1/2019 darauf achten, auch Partner zu blei- nal darum-jour Ihre Kirche in Ihrem Teil der Welt tut. Da- ben, ganz im Sinn von „to be partners her ist das darum-journal in englischer means, we are part of each other.“ lish Sprache wirklich ein Segen – hoffentlich Eng Was Pfarrer Dr. Habib Badr, Mitglied auch für diejenigen mit geringen Eng- des Präsidiums der EMS, so schlicht lischkenntnissen. auf den Punkt bringt, ist alles andere als eine einfache Übung. Wir in der EMS ist eine Familie Gottes, die in EMS nehmen zum Buchstabieren von Seinem Auftrag arbeitet. Eine Familie Mitgliedschaft und Partnerschaft die sollte mit allen ihren Mitgliedern kom- Reimold / EMS success Solidarität als umgreifendes Prinzip al line-uthepEMSaAssociation Today, theone.EMSSinceis no2012,longeallr deleg inter- isation but an a German organ munizieren können. Die englische Ver- dazu – und wissen uns sicher auf dem and Internatitheon 23 churches ates from the ers . Of the 17 memb on body of national equal status former decisi , was never as ies legally have s, eight come The EMS Synod rn Germany, mission societ meets every six month in South Weste es sat five n Council which six from church - and Missions ational church of the Missio Middle East, of Churches gemeinsamen Weg. gates from intern ing Chair Asia and the Mission Coun- diverse! “Dele es in Africa, sion des darum-journals zur Verfügung colourful and ,” said the outgo il from church n societies. The ed no voting rights r Church Counc three from missio resolutions adopt ies and had Wagner, Senio Germany and tion of the basic in the galler ium, Marianne h of es in the implementa The members Protestant Churc cil supervises every two years. of the EMS Presid Church President of the As- that meets Christ ian Deputy on of the EMS by the Gener al Assembly (Evangelical member and the re-constituti rn Germany il are Hein Arina Church of Six years after South Weste newly electe d to the Counc er (Protestant the Palatinate. Missions in Florian Gärtn s- zu haben, unterstützt uns darin, auf die Churches and gathered at asa, GMIM), l Church of Kurhe sociation of 51 delegates Church in Minah s (Evangelica n in Solidarity, Meeting in Bernd Kappe Asia Mission, elical Missio the General Palatinate, EKP), (German East into the Evang 2018 to attend person the ), Heidrun Perron Karasch-Böttcher of December a new three- aldeck, EKKW h, GT). Regina the beginning Ihre trasse . As scheduled, Comm ittee and sen-W Salusu (Toraja Churc der Weins ce Musa Neustadt an n Council, Finan DOAM) and (see page 2), Missio elected. I Einheit unter Gottes Volk hinzuarbeiten. ium newly Presid the EMS were Committee of Nominations al darum-journ Wir müssen stolz sein auf das, was Gott www.ems-online.org/en/publi- unter uns tut, aber auch stolz darauf cationsmedia/magazines/darum- Kerstin Neumann sein, was wir der Kirche Gottes bieten journal können – auch über die EMS-Familie hi- darum-journal III
EMS-Projekt Werte in der Partnerschaft Konflikte wollen bearbeitet werden Wir leben in einer Welt, die ein häss- Copyright: EMS/Stahl/Rennstich liches Gesicht zeigt: In der Ungerechtig- keit gegen Ethnien und in der Ignoranz gegenüber der Zerstörung von Gottes Schöpfung. Doch als Mission erleben wir zugleich, dass Gemeinschaft über Grenzen hinweg eine unglaubliche Kraft entfaltet und es keine Herausforderung gibt, die wir nicht in gegenseitiger Für- bitte tragen könnten. Kirche ohne Missi- on wäre nicht Kirche im Sinne Jesu Chris- ti. Kirche braucht Mission, um nicht in Selbstgefälligkeit gelähmt zu sein. In der westlichen Welt ist Kirche in einer Gesell- schaft unterwegs, die, wie es unlängst ein ostdeutscher Bischof ausdrückte, „verges- sen hat, dass sie Gott vergessen hat“. Was für ein Gegensatz im Vergleich zur Kul- tur der Partner im globalen Süden, wo unsichtbare Mächte und der Glaube an immerwährenden Zeichen innigster Ver- Das Gespräch darüber ermöglicht Ein- Gott (auf welche Art auch immer) selbst- bundenheit über alle kulturellen und sicht, wie die anderen es sehen. verständlich sind! Ein bewegender Aus- materiellen Grenzen hinweg. Ein Beispiel ist das unterschiedli- druck dafür findet sich in Sabah/Malay- Nicht überall spüren wir solche Ver- che Verständnis von Treue. Die deut- sia auf einer Bronzetafel im Garten des bundenheit. Konflikte sind auch in schen Partner z. B. gehen davon aus, ehemaligen Hauses der Basler Mission, kirchlichen Partnerschaften unaus- sie seien die Einzigen, Besten, Wich- wo Einheimische liebevoll ein über 50 weichlich. Doch im Gegensatz zum eu- tigsten – exklusiv (Treue dem Partner Jahre altes Grab pflegen: ropäischen Denken erlebe ich in Afrika gegenüber). Der kenianische Partner „Stefan, Son of Karl Renstich, departed nie, dass ein Konflikt die Partnerschaft dagegen hat ganz selbstverständlich 15 from us fifty years ago while his parents an sich in Frage stellt. Viele sehen in internationale Partner, denen er nach were serving among Rungus as Christian den Freunden in Europa einen Teil der seinem Verständnis treu ist (Treue der missionaries. His young boy was buried erweiterten Familie. Liebe ist dabei viel Gemeinschaft gegenüber). Wird das in this very special PCS Sikuati Missio- mehr als ein Gefühl, Konflikte wollen nicht kommuniziert, kann es zu tiefster naries Station backyard. He has since be- bearbeitet werden: Liebe bedeutet Ar- Enttäuschung bis hin zum Abbruch der come our bridge of solidarity, friendship beit. Partnerschaft kommen. and partnership in Jesus between the Konflikte können eine dreifache Ur- Der Schlüssel ist unser Glaube als missionaries and Rungus people. They sache haben: Werte sind uns nicht be- lebensbestimmendes Vertrauen: Sola lost a life but we gain „life“ instead.“ wusst, sie sind gegensätzlich oder wer- Fide, allein der Glaube (Martin Luther). Partnerschaft wird hier als grenzen- den ganz unterschiedlich verstanden. Solches Vertrauen stellt Fragen, die ele- lose Liebe erfahren. Dass die Partner in Der einzige Weg, das zu bearbeiten, ist mentar sind: Was braucht ihr, was brau- der Stunde höchsten Leides bei ihnen die Sichtbarmachung, sei es durch Fo- chen wir? ausgehalten haben und ihr Liebstes in tografien, Bilder oder Drama. So wird ihrer Erde begruben, wurde zu einem sichtbar, was jede*r für ein Bild hat. Johannes Stahl IV darum-journal
Mit der EMS aktiv Leben lernen EMS/Eckel 50 Lehrerinnen und Lehrer in Elim Home, Südafrika Zu Hause hatte ich zehn Lehrer(innen). tanzen, zu klatschen, und dass das den Tag Alle konnten predigen, nur wenige konn- anderer Menschen zu einem glücklichen ten das auch vorleben. Jetzt habe ich 50 machen kann. Zu viele Wortwiederholun- Lehrer(innen). Keiner von ihnen predigt, gen? Das ist das Problem am Predigen: aber alle lehren mich zu leben. Abele Das Wesentliche verliert man durch stilis- hat mir gezeigt, dass ich mich über jeden tischen Firlefanz schnell aus den Augen. weiß, dass Morne sonst eigentlich 90% Menschen, dem ich begegne, freuen kann. Deswegen lerne ich vielleicht gerade bei des Tages (nämlich immer dann, wenn Seinen schnellen Daumen nach oben ver- Abele, der nicht sprechen kann, so ein- er nicht isst oder schläft) damit verbringt, steht jeder, genauso wie sein strahlendes leuchtend und klar. wegzulaufen, zeigt das, was für ein hohes Lachen. Er bekommt immer mit, wenn Josy hat mich gelehrt, dass klares und Sozialvermögen in Josy steckt. Außerdem etwas schiefgeht und das führt meistens bestimmtes Verhalten manchmal einfach sorgt er dafür, dass seine Zimmernach- zu den glücklichsten Momenten des Ta- hilfreicher ist, als vorsichtiges, zögerliches. barn beim Schlafen ordentlich zugedeckt ges: er lacht. Gerade eben habe ich leider So hat Josy Morne gleich bei unserem ers- werden und dass sich z.B. beim Essen alle nicht bemerkt, dass sich die Bremse seines ten gemeinsamen Spaziergang zu seinem auf ihren Stuhl setzen. Kleinigkeiten, aber Rollstuhls gelöst hat. Als ich Abele lachen Glück gezwungen, indem er seine Hand sie tragen viel zur Atmosphäre bei und zei- hörte und mich umdrehte, sah ich, wie er genommen hat und losmarschiert ist. gen, dass er an die Anderen denkt. geradewegs den Garten runterrollte, ohne Morne ist hinterhergedackelt und wir hat- Karel hat mich gelehrt, wie wichtig Ge- eine Spur Ärger, in völliger Freude. Vor ten einen sehr ausgiebigen und entspann- duld ist. Anfangs war er mir gegenüber allem lehrt Abele mich, keine Scheu zu ten Spaziergang. Danach ist uns Morne im- komplett kontaktscheu. Nach reichlich haben, Freude zu zeigen, zu strahlen, zu mer ganz gemächlich gefolgt. Wenn man Beobachtungszeit kam er dann immer häufiger zu mir, um ein kleines Provoka- EMS/Eckel tionsspiel mit mir zu spielen: er deutet an, irgendetwas zu klauen und ich muss dann versuchen, das zu verhindern – in der Höchstphase bestimmt 20 Mal am Tag. Aber irgendwann hat er angefangen, bei meinen Spaziergängen durchs Dorf mitzu- gehen und sich eines Tages bei mir ein- gehakt! Und das Überlebensnotwendigste: Karel kriegt immer als erstes mit, wann es Essen gibt und sitzt als erstes am Tisch. Wenn er den wieder verlässt, muss sein Teller qua- si nicht mehr gespült werden, denn Karels Zunge VERSCHWENDET NICHTS, was auf seinem Teller liegt. Lehre: sei zufrieden mit dem, was du bekommst und hole das Maximale raus! Liebe Grüße Lena Eckel www.oefp-blogs.ems-online.org/ darum-journal V
EMS aktuell Zeit des geistigen Wiederaufbaus? Zwanzig Jahre „Studium im Mittleren Osten“ (SiMO) Claudia Rammelt 1999 wurde das Programm gegründet, problemlos ihre bis heute stellt es eine tragende Säule Visa erhalten hat- interkultureller Bildungsarbeit der Evan- ten. Welch hohen gelischen Mission in Solidarität (EMS) dar. Stellenwert das Jedes Jahr entsendet die EMS junge Theo- SiMO-Programm logiestudierende aus Deutschland und im Bereich der EKD anderen Ländern – zuletzt auch aus einer genießt, zeigte sich koreanischen EMS-Mitgliedskirche – für am Eröffnungs- zwei Semester an die „Near East School vortrag des Han- of Theology“ (NEST) in der libanesischen noverschen Lan- Hauptstadt Beirut. Hier tauchen sie ein in desbischofs Ralf Meister und am Kommen „Geschichte gegen den Tod“, so Nasral- die Lebenswelt protestantischer Kirchen, des EKD-Ratsvorsitzenden Landesbischof lah. Die Christ*innen vor Ort praktizierten erleben die Dynamik der bunten Öku- Heinrich Bedford-Strohm (Bildmitte), der eine Form der „Heiligung“, welche sich mene des Orients quasi von innen – und auf Einladung von Bischof Anba Damian im Festhalten an der christlichen Präsenz erfahren, wie diese Kirchen das Mit- und nach Brenkhausen kam und zum vertieften in Syrien ausdrücke: im Dienst am Ande- Nebeneinander mit ihren muslimischen interkulturellen Miteinander aufrief. ren jedweder Herkunft und im Bemühen, Nachbarn gestalten. Immer wieder stand die Situation in Sy- auch den muslimischen Nachbarn deut- Alle drei Jahre findet eine große inter- rien im Mittelpunkt. Hatte Bischof Meister lich zu machen, dass sie von Gott Geliebte nationale Konsultation der Partner statt. noch an die syrischen Teilnehmenden ap- sind. Dem pflichtete auch Adon Naman „Die Auswirkungen der gegenwärtigen pelliert, auch das vom Assad-Regime be- bei, der als syrischer Theologiestudent an politischen und sozialen Entwicklungen gangene Unrecht zu benennen, so wurde der NEST bald sein theologisches Examen auf die Kirchen im Mittleren Osten und in im Vortrag von Dr. Rima Nasrallah (NEST) ablegt: Der Krieg sei ein „Alarmsignal“ Deutschland – Zeit zu einem geistlichen deutlich, in welch dramatischer Situation für alle Christ*innen in Syrien gewesen, Wiederaufbau?“ so lautete das Thema sich die Angesprochenen befinden: Nur welches z. B. dazu geführt habe, dass sich der 6. Konsultation, das Ende April rund die Hälfte der vor dem Krieg in Syrien an- in Latakia Angehörige aller Kirchen zu ei- 60 Studierende, Dozent*innen sowie sässigen Christ*innen befindet sich noch ner „Hand in Hand“-Gruppe zusammen- Pfarrer*innen an der Universität Göttin- im Land; 82 Kirchen wurden zerstört oder schlossen, um praktische Dienste für die gen sowie am koptischen Kloster in Höx- schwer beschädigt. Den Irak haben zwei Gesellschaft zu erbringen. ter-Brenkhausen diskutierten. Die NEST Drittel seiner Christ*innen verlassen. Im Anschluss an die Konferenz lud war mit 13 Personen vertreten – zum gro- Und dennoch sei die jüngste Geschich- Oberkirchenrat Detlev Knoche, Leiter des ßen Teil Syrer*innen, die dank des Ein- te des Christentums in der Region keine „Zentrums Ökumene“ der beiden hessi- satzes der deutschen Botschaft in Beirut „Geschichte des Todes“, sondern eine schen EMS-Kirchen die Delegation nach Frankfurt ein. Die Evangelische Kirche in NEST Hessen und Nassau entsendet seit vielen Jahren Pfarrer*innen zur Fortbildung an die NEST. So konnten bei einer Stadtfüh- rung und einem festlichen Abendessen Wiedersehen und Jubiläum gefeiert wer- den, bevor die Freund*innen aus Nahost müde, aber zufrieden, wieder das Flug- zeug nach Beirut bestiegen. Uwe Gräbe VI darum-journal
Interview Ein Land – zwei Kontinente 50 Tage bei der Evangelischen Brüder-Unität in Kapstadt EMS/Rohrbach-Koop „Herzlich Willkommen in Kapstadt“, wurde ich als langersehnter ökumeni- scher Mitarbeiter der Evangelischen Mis- sion in Solidarität (EMS) am Flughafen Kapstadt von Rev. Martin Abrahams auf Deutsch begrüßt. Am Moravian Theologi- cal Seminary warten auf mich Unterricht in biblischen Sprachen und Neuem Testa- ment sowie die Aushilfe in drei Kapstäd- ter Kirchengemeinden. Die Herrnhuter Schwestern und Brüder wissen, was sie von einem Deutschen zu erwarten ha- ben, ist doch ihre Kirche über 200 Jahre von deutschen Missionaren geprägt. Und fast überall begegnen mir Menschen, die schon einmal in Deutschland den Spu- ren der eigenen Kirche nachgegangen waren oder die Partnerschaft mit einem deutschen Kirchenbezirk erlebten. Noch Spiegel der Partnerkirche, ihrer Traditio- sozialer Unterschiede, Mauern zu öffnen? überraschender: nahezu alle Kirchen- nen und Herausforderungen zu erkennen. Im Gespräch mit den Partnern sehe ich leitenden der Moravian Church of South Mit Erstaunen habe ich erlebt, wie Posau- die soziale Apartheid hier und dort. Africa (MCSA) waren als ökumenische nen Choräle erklingen lassen, wie die Wo beutet die Ökonomie uns und uns- Mitarbeitende in Deutschland. Dadurch Herrnhuter Liturgie in die Passionswoche re Umwelt aus, wo gelingt es uns, die wuchs viel Verbindendes, auch wenn die eintaucht, wie christliche Gemeinschaft Stimme für den Erhalt zu erheben, nach- großstädtische „farbige“ Führungsschicht Werte schuf, die jetzt auf dem Prüfstand haltiger zu leben, traditionelle Werte zu der Moravians am Westkap nur eine Sei- stehen und wie aktuelle Herausforderun- wahren? te der südafrikanischen Schwesterkirche gen uns verbinden: Familienbild, Migrati- Wenn Religion für Macht missbraucht verkörpert. on, interreligiöses Miteinander, gerechte und Politik benutzt wird, mit fundamen- „The Challenge of the 4th Industrial Teilhabe. Meine fünf Studierenden sind talistischen Verfremdungen, charismati- Revolution for the ministry and witness dabei so verschieden wie die Gemeinde- schem Größenwahnsinn: Wo lernen wir of the Church“ war Thema meines Ein- glieder bei meinen ersten Hausbesuchen neu, im Miteinander in frommer Vielfalt stiegsvortrages als Dozent am Moravian hier als Pfarrer. zu leben? „Farbige“ Christen und Muslime Theological Seminary. Damit sollte ich Wie gelingt es, dass in Südafrika un- beten hier seit Jahrhunderten in Hörweite. als Deutscher die Brücke schlagen zum terschiedlichste Menschen miteinander In Kapstadt entdecke ich Partner, die modernen Südafrika. 25 Jahre nach dem auskommen? Wie können wir lernen, mit mir heilsam einen Spiegel vorhalten Ende der Apartheid suche ich jetzt mei- Zuwandernden unsere Heimat zu teilen? und die mich ehrlich bitten, ihnen meine nen Platz in einem Land der Umbrüche In der Auseinandersetzung entdecke ich Augen und Ohren zu leihen. Nirgendwo und Gegensätze. In einer Kirche, die einen die Vielfalt, die ich zuhause unterschätze. sonst erlebte ich so sehr, wie Europa und afrikanischen Osten und einen „farbigen“ Südafrika ist so bunt wie ganz Afrika und Afrika zusammengehören und Christen Westen zusammenfügt, Europa und Afri- Europa. einander bereichern können. ka verflicht, hybrid identities everywhere. Wie gelingt es, im Südafrika überholter Hier lerne ich, meine bunte Herkunft im Klassen und im Deutschland wachsender Ralf Rohrbach-Koop darum-journal VII
EMS aktuell Öffentlichkeitsarbeit der Während meiner Tätigkeit in Frankfurt trat der YMCA an mich heran und fragte mich, EMS unter neuer Leitung ob ich mir vorstellen könnte, die Arbeit mit jungen Erwachsenen aufzubauen. Das waren vor allem Hotelfachleute, die un- Kommunikative Kompetenz und kirchlich-sozialer Hintergrund ter besonders schwierigen Bedingungen arbeiteten – nicht nur Deutsche, sondern Mitte April 2019 hat Diakon Jörg Conzel- Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen? auch Österreicher, Italiener und Osteuro- mann seinen Dienst als Stabsstellenleiter Die gut funktionierende Kommunikation päer. Wir haben sie unterstützt und un- Kommunikation bei der EMS angetreten. ist eine der Grundlagen für Vertrauen und tereinander vernetzt, so dass sie sich auch Vorher war er mehr als 20 Jahre lang für damit auch effektives Arbeiten. Mir ist es gegenseitig helfen konnten, etwa bei der den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und wichtig, mit allen Beteiligten durchschau- Wohnungssuche. Fundraising der Stiftung Karlshöhe Lud- bare und zeitgemäße Formen der Kom- wigsburg zuständig. munikation weiterzuentwickeln. Sie bringen Erfahrungen in ganz un- terschiedlichen Bereichen mit. Wie Herr Conzelmann, was reizt Sie an Bitte erzählen Sie etwas über Ihren möchten Sie diese in die Arbeit bei der Ihrer neuen Tätigkeit besonders? Das beruflichen Werdegang! Sie haben ja zu- EMS einbringen? Vor 22 Jahren habe ich klare christliche Profil der EMS. Die in- nächst eine Lehre als Industriekaufmann als Quereinsteiger bei der Stiftung Karls- ternationale Ausrichtung. Die Aufgabe, gemacht. Was hat Sie bewogen, danach höhe Ludwigsburg damit begonnen, die es den Menschen in den Mitgliedskirchen Sozialpädagogik und Religionspäda- Öffentlichkeitsarbeit aufzubauen. Bis zum und -vereinen zu ermöglichen, sich als gogik zu studieren? Die kaufmännische heutigen Tag sehe ich mich als einen umfassende christliche Gemeinschaft Ausbildung war für mich sehr wertvoll. Lernenden, ich muss zuerst die EMS ver- wahrzunehmen. Sie dabei zu unterstüt- Wegen der schwierigen Wirtschaftslage stehen und bin schon jetzt fasziniert von zen, sich gegenseitig ganz praktisch zu konnte mich mein Ausbildungsbetrieb der Vielfalt. Und zum anderen freue ich helfen – alle mit ihren ganz besonderen aber nicht übernehmen, so stand ich – mich darauf, meine Erfahrung einbringen Gaben. Die klare Absicht im Haus, hierfür zugespitzt – vor der Frage: Kirche oder und mit der der anderen Mitarbeitenden die besten Wege immer wieder zu suchen Studium der Betriebswirtschaft? Ich bin sowie der Partnerinnen und Partner ver- und zu gehen. Diese Aspekte überzeugen Karlshöher Diakon geworden, Jugend- knüpfen zu können. mich. referent und Sozialarbeiter. Meine erste Stelle trat ich in Frankfurt am Main beim Wie ist Jörg Conzelmann privat? Wir Kirchlichen Dienst wohnen mit unseren drei Kindern in Korn- im Gastgewerbe westheim, der Jüngste wurde gerade kon- privat an. firmiert. Als neugieriger Mensch lese ich gerne und bin sehr an anderen Kulturen Sie haben dann interessiert. Ich bewege mich gerne und knapp fünf Jahre lege Wert auf persönliche Beziehungen. das Jugendbüro des German YMCA Herr Conzelmann, vielen Dank für das (CVJM) in der Lon- Gespräch und alles Gute für Ihre neue doner Innenstadt Tätigkeit! geleitet. Wie kam Das Interview führte Stefan Schaal der Kontakt zu- stande? Ich hatte bereits im Rahmen meines Studiums zwei Praxissemes- ter dort verbracht. VIII darum-journal
Sie können auch lesen