SAVE e-News 1/2021 Safeguard for Agricultural Varieties in Europe Der vierteljährliche Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation
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SAVE e-News 1/2021 Safeguard for Agricultural Varieties in Europe Der vierteljährliche Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation SAVE Projekt-Büro Neugasse 30, CH 9000 St. Gallen, Schweiz / www.save-foundation.net / office@save-foundation.net De-Domestikation: Zurück zur Natur? Quelle: Scossa, F.; Fernie, A. R. (2021): When a Crop Goes Back to the Wild: Feralization Bereits vor rund 10 Jahren befasste sich SAVE Bekannt sind Vorkommen von ehemaligen Kultur- Foundation mit dem Thema „wildlebende Nutztier- pflanzen, die besonders invasiv wirken und die populationen in Europa“. Damals hatte SAVE erst- heimische Flora verdrängen. Dabei gibt es durch- mals Vorkommen dieser Populationen in Europa aus ehemalige Kulturarten, die sich vollständig in systematisch erfasst. Insbesondere die ökologi- mitteleuropäische Ökosysteme integriert haben und schen Auswirkungen wurden beleuchtet, denn auf dem Weg sind, wieder Re-domestiziert zu wer- vielerorts gelten verwilderte Nutztierpopulationen den. Die Entwicklung und die Auswirkungen de- eher als schädigend denn als wertvoll für das jewei- domestizierter Sorten und Rassen sind bisher aller- lige Ökosystem. dings nur unzureichend untersucht. Vielleicht kön- nen die neuen Möglichkeiten der genetischen Un- Das gilt nicht nur für den Tiersektor, sondern auch tersuchungen helfen, wichtige Lücken zum Ver- für Kulturpflanzen. Das Phänomen der De- ständnis der De-Domestikation und der Bedeutung Domestikation ist weltweit sowohl bei den Nutztie- für die Umwelt, aber auch für die Zucht und Nut- ren als auch bei den Nutzpflanzen allgegenwärtig. zung, zu schliessen. 1 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 zuvollziehen. „Endoferale“ Populationen entwickel- Ein Beispiel für die De-Domestikation, Anpassung ten sich aus einer einzigen Rasse oder Sorte, an das Ökosystem und erneute Re-Domestikation „Exoferale“ Populationen entwickelten sich durch ist die Nachtkerze (Oenothera biennis). Sie wurde Vermischung verschiedener Sorten oder Rassen ursprünglich im 17. Jahrhundert als Zierpflanze oder durch Vermischung von einheimischer Taxa aus Nordamerika in Europa eingeführt und gilt und der jeweiligen Rasse oder Sorte. Beispiele in heute als Charakterart des Echio-Melilotetum Europa für „exoferale“ Populationen sind Hybridisie- (Steinklee-Flur. Als „Schinkenwurz“ wurde ihre rungen von wilden Topinambur (Helianthus tubero- Wurzel im 18. Und 19. Jahrhundert gerne geges- sus) und domestizierter Sonnenblume (Helianthus sen und heute finden wieder landwirtschaftliche annuus) oder eine eher seltene Hybridisierung von Anbauversuche statt, um Nachtkerzenöl zu ge- Steinbock und Ziege in den Alpen mit fruchtbaren winnen. Nachkommen. Endoferale Beispiele sind die oben erwähnten Swona-Rinder oder die aggressive Ausbreitung von Verwilderung ist keine einfache Umkehrung der ursprünglich domestiziertem Reis in Nordamerika Domestizierung, sondern ein dynamischer demo- und Asien. Die Endoferalität entspricht der Vorstel- grafischer Prozess. Genauso wie bei der Domesti- lung der Menschen von „Verwilderung“ oder „De- zierung gibt es unvollständige Übergänge, Beimi- Domestizierung“, von der es viele Aktivitäten in schungen und Introgressionen. Verwilderte Popula- Europa gibt, die zum Beispiel auf die Beweidung mit tionen sind nicht einfach entkommen, sie bilden grossen Pflanzenfressern setzen und daher robuste isolierte Gruppen Domestizierter, die in freier Wild- Rassen bewusst auswildern. bahn existieren. Sie vermischen sich ständig mit natürlichen, domestizierten und anderen verwilder- Exoferalität beinhaltet „Beimischung“. Der Genfluss ten Populationen. Diese komplexe Kombination von beeinflusst die lokale Etablierung und Anpassung Prozessen macht es schwierig, die Auswirkungen und die Fitness. Ein zunehmendes Phänomen sind von De-Domestizierung, lokaler Anpassung und verwilderte Transgene (ein eingeschleustes Gen natürlicher Selektion zu entwirren. Einige Populati- einer anderen Art), die in nichtagronomischen onen erhalten ausserdem begrenzte, absichtliche Pflanzenpopulationen wie der Wildbaumwolle oder Unterstützung durch den Menschen. Dies gilt ins- in Kulturpflanzen wie dem Mais, Raps und Soja- besondere für freilebende Nutztierpopulationen. bohnen auftreten. Wir wissen, dass die Domestizierung von Tieren und Pflanzen für den Menschen grosse Vorteile brachte, wurde doch dadurch vor 12000 Jahren die neolithische Revolution ausgelöst. Domestikation und Zucht führten schliesslich dazu, dass die Pflan- zen und Tiere ohne die Hilfe des Menschen kaum mehr in der Wildnis überleben konnten. Dennoch – Domestikation ist nicht zwangsläufig eine Ein- bahnstrasse in Richtung genetischem Flaschenhals und damit einer Verarmung des Genpools einer Rasse oder Sorte. Es gibt Haltungsformen, die zwi- schen wilden und domestizierten Formen oszillie- ren, wie bei den Retuerta Pferden im Nationalpark Coto de Doñana in Spanien. Eine „Verwilderung“ bedeutet auch nicht zwangsläufig die Rückkehr zum angestammten „wilden“ Lebensraum. Verwilderung vollzieht sich oft in (landwirtschaftlich-anthropogen) gestörten Umgebungen. Da nun nicht der Mensch, sondern das Habitat, die Umwelt, über die Repro- duktion bestimmt, können sehr schnelle evolutionä- re Änderungen und Anpassungen stattfinden. Ein eindrückliches Beispiel sind die „Swona“-Rinder, die 1974 auf einer der Orkney Inseln in Grossbritannien zurückgelassen wurden und sich in der ange- stammten Landschaft soweit weiterentwickelten, dass sie inzwischen in Stallhaltung eingehen wür- den. In der Forschung ist es gelungen, die Wege der Quelle: Gering, E. et al. (2019): Getting back to nature: feralization, „Feralisierung“ mit DNA-basierten Rekonstruktionen Trends Ecol. Evol. 34, 1137–1151 von Vorfahren und Anpassungstests besser nach- 2 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Durch die moderne Forschung werden in Zukunft tionen entstanden ist, die eine bessere Anpas- immer mehr Wildpopulationen mit exoferalem Ein- sungsfähig- fluss entdeckt und klarere Aussagen zur Abstam- keit an die mung gemacht werden können, wie bei den Prze- jeweilige walski-Pferden tatsächlich wilde Nachkommen von Umgebung Pferden nachgewiesen wurden, die von der Botai- bedingt. Kultur domestiziert wurden. Gene von 23 der 25 Die meisten wichtigsten domestizierten Pflanzen der Menschheit Wildpopula- wurden in Wildpopulationen gefunden. Die geogra- tionen erfah- fische Verteilung und die phänotypischen Folgen ren einen dieser Mischung aus Kultur- und Wildpflanzen sind Genfluss mit von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Ebenso bei verwandten Tieren wie bei Wolf × Hund, Huhn × rotem Dschun- Wildpopula- gelgeflügel und gezüchteten × wilden Salmoniden- tionen, hybriden in der Fischzucht. wodurch Nachtkerze (Oenothera biennis) Vermutlich können während der Zucht bevorzugte Bereiche des Allele, die Wachstum oder Fruchtbarkeit beschleu- Genoms erzeugt werden, die für adaptive Variatio- nigen, bei der Etablierung und Expansion in wilden nen angereichert sind. Bei der (wieder)-Einführung Populationen eine wichtige Rolle spielen. Die „Fit- in Kulturarten kann diese Variation die Anpassung ness-Phänotypen“ in wilden Populationen müssen an Umwelt- und Klimastressoren unterstützen. Die Erhaltung verwilderter Populationen ist weiterhin ein „Reservoir“ für besondere Eigenschaften. Dies kann sogar bis hin zu Re-Domestizierung führen, wenn dieser „Genpool“ erhalten bleibt. Dies ist vermut- lich einfacher bei Tierpopulationen als bei verwilderten Kulturpflanzenpopulationen. Feral Future Mit dem Klimawandel und den damit ein- hergehenden Herausforderungen sucht die Züchtung nach Möglichkeiten, lokal ange- passte Variationen von Wildpopulationen in domestizierte Populationen sowohl bei den Pflanzen als auch bei den Tieren einzu- kreuzen. Manchmal kann es zielführender sein, die Eigenschaften verwilderter Popu- lationen zu berücksichtigen und nicht allein Axios Pferde, Griechenland. Quelle: Amalthia auf die wildlebenden Verwandten zu schauen. allerdings noch genauer untersucht werden. Der ähnliche genetische Hintergrund einer verwil- Um die der Verwilderung zugrunde liegende Biolo- derten und einer domestizierten Population fördert gie vollständig zu verstehen sind integrative Ansät- die adaptive Introgression (Übertragung eines ge- ze aus phänotypischen und genetischen Daten und wünschten Merkmals von einer Wildart auf eine Informationen wichtig, um die Vernetzung von domestizierte Art). Adaptive Allele wie eine be- Merkmalen zu verstehen, die das Überleben in frei- stimmte Krankheitsresistenz können in eine Kultur- er Wildbahn und unter umweltspezifischen Stress- art oder -Rasse eingekreuzt werden und zu schnel- faktoren sichern. Wiederholte Beimischung von leren Züchtungserfolgen führen. domestizierten Populationen und Introgression mit wilden Verwandten in der Nähe einer Population Quellen: Gering, E. et al. (2019): Getting back to nature: feralization, Trends Ecol. Evol. 34, 1137– bestimmen die Entwicklung der Verwilderung. Auch 1151 https://doi.org/10.1016/j.tree.2019.07.018 Domestizierungsereignisse weit in der Vergangen- heit können dadurch besser verstanden werden, Scossa, F.; Fernie, A. R. (2021): When a Crop denn „echte“ Vorläuferarten können nun von den Goes Back to the Wild: Feralization verwilderten besser unterschieden werden. https://doi.org/10.1016/j.tplants.2021.02.002 Zwischen den meisten de-domestizierten Populati- Makenzie E. (2021): Feralization: Confronting the onen und Wildpopulationen findet ein Genfluss Complexity of Domestication and Evolution statt, der durch eine Anreicherung adaptiver Varia- https://doi.org/10.1016/j.tig.2021.01.005 3 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Crop Wild Relatives: Globaler Standard für den Datenaustausch Aus wilden Verwand- und Landwirtschaft, geregelt. Der ITPGRFA hat nun ten, den „Crop Wild einen weltweit vereinbarten Standard für den Da- Relatives“ (CWR), tenaustausch von In-situ Vorkommen der „Crop wurden in den letzten Wild Relatives“ vereinbart. Eine mit mehr als 107 rund 10000 Jahren Experten aus 87 Institutionen und 48 Ländern erar- unsere wichtigsten beitete Deskriptorenliste (CWRI v.1, Descriptors for Grundnahrungsmittel Crop Wild Relatives conserved under In-situ condi- wie Getreide, Knollen tions) schliesst nun eine wichtige Lücke im Informa- und Wurzelgemüse, tionsaustausch. Der Austausch von Daten und In- Hülsenfrüchte und formationen weltweit ist ebenso wichtig für eine viele mehr gezüchtet. effiziente Nutzung, Überwachung und Berichterstat- Die wilden Verwandten tung wie für Pflanzenzüchter, Forscher und Organi- sind auch heute noch sationen, die sich mit der biologischen Vielfalt in der für die Nahrungsmit- Landwirtschaft befassen. telversorgung der Zu- Eine internationale Sprache für CWR-In-situ-Daten kunft enorm wichtig, denn sie verfügen durch ihre wurde entwickelt, die es den Ländern ermöglicht, Hunderttausende von Jahren währende Anpassung Daten von verschiedenen nationalen und internati- an Schädlinge und Krankheiten, Klima und Umwelt- onalen Organisationen, fortgeschrittenen For- einflüsse über einen unschätzbaren Pool an geneti- schungsinstituten und anderen Stellen zusammen- scher Vielfalt. Auf der Suche nach angepassten zustellen und auszutauschen. Wissenschaftler, die Pflanzen unserer sich ändernden Umweltbedingun- In-situ Vorkommen von „Crop Wild Relatives“ do- gen wie dem Klimawandel, ist neben der Vielfalt kumentieren, können nun mithilfe der Deskriptoren lokal und regional angepasster Landrassen die ihre Informationen mit Inventaren, Plattformen und genetische Vielfalt der „Crop Wild Relatives“ be- Datenbanken austauschen. Für jeden Deskriptor sonders wichtig. bietet dieses Tool eine kurze Erläuterung des In- Doch die wilden Verwandten unserer Kulturpflanzen halts, seines Codierungsschemas und eines vorge- sind hoch gefährdet, wie eine kürzlich in Amerika schlagenen Feldnamens. veröffentlichte Studie deutlich zeigt. Die Ver- breitung von 600 Taxa wurde untersucht. Dazu gehören Gerste, Bohnen, Trauben, Hopfen, Pflaumen, Kartoffeln und andere Nahrungsmittel. Das Ergebnis ist besorgnis- erregend: Mehr als die Hälfte der wilden Ver- wandten ist in ihren natürlichen Lebensräu- men gefährdet. Eine bessere Zusammenarbeit von Genban- ken, botanischen Gärten, Erhaltungs-NGOs und Naturschutzorganisationen ist erforder- lich, um den Rückgang der „Crop Wild Relati- ves“ zu stoppen – und dies nicht nur in Ame- rika! Natürliche Lebensräume sollen besser geschützt werden und neben den Anstren- gungen von Wissenschaft und Praxis gilt es In Europa, Asien und Nordamerika gibt es immer noch wilde Senfarten. auch, das öffentliche Bewusstsein zu wecken. Quelle: https://iowaagliteracy Dies könnte sehr gut über die botanischen Gärten Alercia, A., López, F., Marsella, M., and Cerutti, A.L. erfolgen. Der Schutz von Lebensräumen bedeutet 2021. Descriptors for Crop Wild Relatives con- nicht nur Erhaltung der Biodiversität an sich, son- served in situ (CWRI v.1). International Treaty on dern sehr oft auch die Erhaltung unserer Nahrungs- Plant Genetic Resources for Food and Agriculture. grundlagen. Rome. FAO. . https://doi.org/10.4060/cb3256en Der wissenschaftliche Aspekt wird durch den ITPGRFA, den internationalen Vertrag der FAO über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung 4 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Einziartigkeit der „Balusha“ Schafe genetisch nachgewiesen Sofortige Massnahmen (Erhaltungsprogramm, Zuchtstrategie, Unterstützung durch die Behörden) sind für die Erhaltung der Tiere von wesentlicher Bedeutung, um das genetische Potenzial dieser Rasse als „Rasse der Vergangenheit, der Gegen- wart und der Zukunft“ zu erhalten (Bytyqi, 2015). Blutproben von 46 Balusha-Schafen und 29 Bard- hoka-Schafen wurden von Mitarbeitern der Land- wirtschafts- und Veterinärfakultät der Universität Prishtina gesammelt. Es wurden Proben der beiden grössten Herden entnommen, die etwa 50 Prozent der Gesamtpopulation ausmachen, sowie von Tie- ren, die so wenig verwandt wie möglich waren. Material und Methoden Die Proben wurden mit dem Illumina OvineSNP50 Beadchip genotypisiert. Nach der Kontrolle der Ge- notypqualität (QC) unter Verwendung von PLINK v1.90 (Chang et al. 2015) blieben insgesamt 40364 autosomale SNPs und alle 75 Proben im Datensatz Das schwarzköpfige Balusha-Schaf mit braunem Kopfhaar: für die genombasierte Diversitätsanalyse. Die weltweit einzigartig. (Photo: SAVE) Hauptkomponentenanalyse (PCA) wurde in PLINK v1.90 durchgeführt und ein Diagramm, das die ers- Die Balusha- und Bardhoka-Schafe sind autochtho- ten beiden Hauptkomponenten zeigt, wurde erstellt. ne Schafrassen der Dukagjini-Ebene im südwestli- Darüber hinaus wurden die (individuellen) Inzucht- chen Kosovo. Im Sommer 2017 konnten beim jähr- koeffizienten (FROH) basierend auf Homozygotie- lichen traditionellen Hirtenfest in den Karstbergen Läufen (ROH) unter Verwendung der Methode der der Suva Planina bei Istog im Westen des Kosovo aufeinanderfolgenden Läufe im R-Paket „de- (siehe SAVE eNews 3/2017) beide hochgefährde- ten Rassen live erlebt werden. Die Balusha-Schafe sind mit knapp 300 Tieren stark gefährdet. Die Po- pulationszahlen der Bardhoka-Schafe sind zwar höher, aber auch sie sind gefährdet. Im Dezember 2017 haben wir in der Schweiz in einem Mailing um Unterstützung zur Erhaltung dieser Rassen gebe- ten. Mit den eingegangenen Mitteln konnten wir eine genetische Distanzuntersuchung an der Uni- versität Gießen in Auftrag geben. Dank der freiwilli- gen Arbeit beim Sammeln der Proben und auch an der Universität mussten wir nur die externe Labor- arbeit bezahlen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass es sehr sinnvoll und vor allem auch machbar ist, ein Zuchtprogramm zu starten. Genetische Untersuchungen zeigen die Eima- ligkeit der Rasse Um sicherzugehen, dass noch genügend Linien für ein Zuchtkonzept vorhanden sind, wurde eine SNP- basierte genetische Charakterisierung von Individu- en dieser einzigartigen Rassen durchgeführt. Der Rassenname Balusha leitet sich vom albanischen Wort für "Ballenfleck" ab. Balusha-Schafe werden als Dreinutzungsrasse für die Herstellung von Milch, Fleisch und Wolle verwendet und sind perfekt an Durchschnittlicher Inzuchtkoeffizient verschiedener Schafrassen ihren Lebensraum angepasst. Aufgrund der gerin- gen Population und der regional begrenzten Ver- tectRUNS“ geschätzt (Marras et al. 2015; Biscarini breitung sind die Balusha-Schafe stark gefährdet. et al. 2018). Die mittleren FROH-Werte wurden mit 5 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Werten anderer Schafrassen verglichen, die eben- notyp der Balusha-Rasse durch molekulare falls anhand der Genotypen von Illumina O- Gentests nachgewiesen wurde. vineSNP50-Beadchips geschätzt wurden. • Der Inzuchtkoeffizient der Balusha-Rasse ist Ergebnisse höher als empfohlen (über 0,1). Daher wird ei- Die Darstellung der Hauptkomponentenanalyse ne Zuchtstrategie zur Senkung des Inzuchtko- (PCA) zeigt eine klare genetische Trennung der effizienten empfohlen. Balusha- und Bardhoka-Populationen, wobei die • Etwa 37% der analysierten Balusha-Schafe Balusha-Schafe als sehr homogener Genotyp dar- hatten einen Inzuchtkoeffizienten von weniger gestellt werden und sich von allen anderen Rassen als 0,1 und können gezüchtet werden, um die der Welt unterscheiden. Die geschätzten Inzucht- genetische Vielfalt dieser Rasse zu erhalten. koeffizienten (FROH) betrugen 0,12 bzw. 0,07 in Balusha- und Bardhoka-Herden. Der höhere In- • Die Erhaltung der ursprünglichen Rassen wird zuchtkoeffizient in den Balusha Schafen weist da- als wichtig und sinnvoll (ratsam) im Hinblick auf rauf hin, dass diese Rasse ein höheres Risiko für die Erhaltung des kulturellen Erbes und der Inzuchtdepressionen hat als die Bardhoka-Rasse. genetischen Vielfalt (Genreserven) angesehen. Ein Vergleich dieser Ergebnisse mit anderen Stu- Aufruf zur Unterstützung Um ein seriöses Erhaltungsprogramm zu realisie- ren, sind Mittel erforderlich, um eine Nukleusher- de mit Zuchtlinien, die am Wenigsten Inzucht zeigen, aufzubauen, die Landwirte darin zu schu- len, wie man ein Herdenbuch führt und nicht zuletzt ein gutes Marketingprogramm zu entwi- ckeln, um die Produkte zu vermarkten und diese Rasse zusammen mit den Bräuchen und Tradi- tionen in der Dukagjini-Ebene des westlichen Kosovo zu erhalten. Etwa 4000.- € werden benötigt, um eine Kern- gruppe mit den wichtigsten Zuchttieren aufzu- bauen. Mit rund 8000 € können wir eine Schu- lung für die Landwirte durchführen, um die Herd- buchzucht zu verstehen und Möglichkeiten für die Vermarktung traditioneller und innovativer Produkte vor Ort zu klären. Die Gründung einer Nukleus-Zuchtgruppe steht derzeit im Vordergrund. Die Auswahl und Ver- stellung der Tiere kann jederzeit durch unsere zuverlässigen Partner an der Universität Prishti- Anteil der Schafe mit niedrigerem (0-0,1) und höherem (> 0,1) Inzucht- na erfolgen. Der zweite Teil des Projekts benötigt koeffizienten (COI) basierend auf ROH in den Rassen Balusha und Bardhoka die Anwesenheit von SAVE-Mitarbeitern und kann stattfinden, sobald die Pandemie das Rei- dien an Schafrassen in Europa zeigt, dass der In- sen erlaubt. zuchtkoeffizient von Balusha der zweithöchste ist Im Namen der Balusha-Schafe danken wir Ihnen (Mastrangelo et al. 2018; Meyer-mans et al. 2020; herzlich für Ihre Unterstützung: Signer-Hasler et al. 2019). Darüber hinaus zeigten die einzelnen FROH-Werte, dass etwa 37% der SAVE Foundation, 9000 St.Gallen, Raiffeisenbank Balusha-Population einen Inzuchtkoeffizienten zwi- St.Gallen, CH-9001 St.Gallen IBAN: CH27 8080 schen 0 und 0,1 hatten, während dieser Anteil bei 8008 5839 3255 6, BIC / SWIFT: RAIFCH22XXX. den Bardhoka Schafen etwa 75% betrug. Stichwort: Balusha 1 Schlussfolgerungen Autoren der Studie: O. O. Adeniyi , H. Bytyqi², W. • Das Balusha-Schaf ist eine genetisch einheitli- Kugler³, H. Mehmeti², K. Berisha², R. Simon1, G. che Rasse. Lühken1 1 • Die Balusha-Rasse unterscheidet sich deutlich Institute of Animal Breeding and Genetics, Justus- von der Bardhoka-Rasse, obwohl dies die Liebig University of Giessen, Germany Rasse ist, die am häufigsten für Kreuzungen ² Faculty of Agriculture and Veterinary - University verwendet wird. of Prishtina, Kosovo • Es ist sehr wahrscheinlich, dass in dieser Stu- ³ SAVE Foundation, St. Gallen, Switzerlan die ein einzelnes Kreuzungstier mit dem Phä- 6 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Internationales Jahr für Obst- und Gemüse produzieren im Verhältnis zum Verbrauch relativ wenig Obst und Gemüse. Interessant ist, dass die welt- weite Produktion von Obst und Gemüse zwischen 2000 und 2018 um etwa die Hälfte ge- stiegen ist. In Süd- und West- europa (Obst und Gemüse) und in Nordeuropa (Gemüse) stagnierte die Produktion al- lerdings oder ging sogar zu- Die Vereinten Nationen haben 2021 zum Internatio- rück. nalen Jahr für Obst- und Gemüse erklärt. Zwar wächst die Produktion von Obst und Gemüse Der Oberbegriff „Obst und Gemüse“ umfasst eine weltweit, allerdings immer noch nicht genug, um die unglaubliche Vielfalt an Arten, Sorten, Anbausyste- Weltbevölkerung ausreichend zu versorgen. Im men, agroklimatischen Bedingungen sowie Be- Jahr 2000 betrug die Weltproduktion nur 306 triebs- und Vermarktungssystemen, sodass es nicht Gramm pro Person und Tag. Bis 2017 waren es möglich ist, einen einheitlichen Produktionsansatz 390 Gramm (FAO, 2020) – dies schliesst jedoch zu beschreiben. Damit die Produktion nachhaltig ist, nicht essbare Teile wie Kern und Schale sowie Ver- müssen die Praktiken und Technologien an den luste und Abfälle ein, die oft sehr hoch sind. Die lokalen Kontext angepasst werden – wie es bei den WHO empfiehlt mindestens 400 Gramm Obst und traditionellen Sorten und im kleinbäuerlichen Anbau Gemüse pro Tag. heute vielerorts geschieht. 80 Prozent der Lebens- mittel werden weltweit durch kleinbäuerliche Fami- Der Anbau von einjährigen Arten und Sorten wie lienbetriebe produziert, 50% davon sind Obst und Kohl und Zwiebeln ist auf hochwertiges Saatgut Gemüse. (FAO und IFAD, 2019) In Europa und oder anderes Pflanzmaterial angewiesen, um hohe Nordamerika überwiegen mittelgrosse Betriebe von Erträge zu erzielen. Mehrjährige Pflanzen wie Zit- 20 – 200 ha. rusfrüchte, Äpfel und Trauben werden durch Klone oder Propfreiser vermehrt. Dieses Vermehrungsma- Der Obst- und Gemüsesektor trägt zur Steigerung terial muss genetisch rein sein, eine hohe Keimrate der biologischen Vielfalt, zur Schaffung ökologi- aufweisen und frei von Krankheiten sein. Die Sorten scher Nachhaltigkeit und zur Verbesserung der müssen in Bezug auf Farbe, Form und Geschmack Lebensgrundlage von Landwirten und Arbeitneh- an das lokale Umfeld und die Marktpräferenzen mern bei, die entlang der Wertschöpfungsketten angepasst werden. Und sie müssen in verschiede- tätig sind, so die Vereinten Nationen. Vielfalt bedeu- nen Formen für den Markt verfügbar sein: frisch, tet auch ökologisches Gleichgewicht: Ernterück- getrocknet, in Dosen, entsaftet oder fermentiert stände werden zur Fütterung von Vieh und Gülle (FAO, 2001). zur Düngung von Pflanzen verwendet. Verschiede- ne Kulturen beherbergen bestäubende Insekten In vielen Ländern ist hochwertiges Pflanzmaterial und Nützlinge, die Schädlinge bekämpfen. Heraus- nicht leicht verfügbar. Geeignete verbesserte Sor- forderungen in der Produktion ist unter anderem die ten existieren entweder nicht oder sind Mangelwa- oft hohe Arbeitsintensität. Allerdings ist die Wert- re. Es gibt nur wenige Gewebekulturprogramme zur schöpfung meistens höher als bei Grundnahrungs- Herstellung von Pflanzenmaterial. Eigenes Saatgut mitteln. und / oder der Tausch von Pflanzmaterial mit Nach- barn ist daher Tradition und fördert die lokalen Sor- Im Jahr 2018 wurden weltweit 868 Millionen Tonnen ten. Die Probleme der Konzentration im Saatgut- Obst und 1089 Millionen Tonnen Gemüse produ- sektor sind hinlänglich bekannt. ziert (FAOSTAT). Die weltweit bedeutendste Frucht ist die Banane, das bedeutendste Gemüse ist die Quellen: https://doi.org/10.4060/cb2395en Tomate, gefolgt von Zwiebeln und Kohlgewächsen. http://www.fao.org/fruits-vegetables-2021/en/ In Ostasien wird am Meisten Obst und Gemüse produziert. In Europa ist der Süden besonders wich- tig für die Obstproduktion. Nord- und Westeuropa 7 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Zwischen Donau und Theiss: Das Gelbnasen-Sandschaf Die schiefergrauen Klauen sind sehr hart und unempfindlich und daher an sandige, steinige Böden gut angepasst. Der Hals ist bei den Auen mässig muskulös. Der Rücken und die Lenden sind lang, gerade und mässig muskulös. Bei Auen ist der Bauch mit zunehmendem Al- ter voluminöser. Der Rumpf ist leicht abfallend, mässig musku- lös. Die Knochen sind stark Das Euter ist gut entwickelt. Die Glieder sind relativ lang. Kopf und Beine sind gelblichbraun oder rostbraun. Das Fell hat eine weiße, lockige Textur. Können wir noch über Landrassen im 21. Jahrhun- Die meisten Lämmer sind bei der Geburt dert sprechen? Absolut! braun, dunkelbraun und glatthaarig. Erst später wird die Wolle weiss. Die Wolle bedeckt den Macht es noch Sinn, sie zu züchten? Aber wie! Hals und den Oberkörper bis bis zu den Sprunggelenken, manchmal aber auch nur bis In unserer heutigen schnelllebigen und gewinnori- zur Mitte des Fusses. entierten Welt arbeiten die Tierhalter und -züchter glücklicherweise zunehmend mit einem ökologi- Bei einigen Tieren ist die Stirn bewollt und er- schen Ansatz. Eine wirklich nachhaltige und an die scheint als weisser Fleck (rosige Stirn). Der Umwelt angepasste Haltung und Nutzung kann nur Bauch ist nicht bewollt, was das Melken er- mit lokalen Rassen erreicht werden. leichtert. Für die Schäfer von Kecskemét musste ein echtes Das Gelbnasen-Sandschaf ist so eine lokal ange- Gelbnasen-Sandschaf einen schwarzen Fleck auf passte Landrasse, bekannt zwischen Donau und einem Körperteil besitzen. Auch heute noch wird Theiss. Allerdings war es in den letzten Jahrzehn- von den Bauern grosser Wert darauf gelegt. ten fast nur in den Sandsteppen um Kecskemét zu finden. Daher wird diese lokale Varietät heute Mitochondriale Gelbnasen-Kecskemét Schaf genannt. Es handelt DNA-Tests haben sich um einen Dreinutzungs-Ökotypen. gezeigt, dass die genetische Viel- Die Auslese auf den gelben Kopf, kräftigen Körper- falt bei den Auen bau und Milchleistung wurde Ende der 1950er Jah- gross ist. Daher re von Imre Gyulai und Antal Ábel begonnen. Auf- lohnt es sich auf grund mündlicher Berichte ist bekannt, dass in den jeden Fall, die 50er und 60er Jahren Gelbnasen-Sandschafe an Zucht fortzuset- der Grenze zu Kecskemét geweidet wurden, Her- zen und die be- den von den beiden oben genannten Züchtern. sonderen Merk- Äussere Merkmale: male dieser lokal sehr gut an die Gewicht Auen: 55-75 kg, Widder: 95-125 kg lokalen Bedin- Kopf: mittelgross, ramsnasig, hornlos, meist gungen von unbehaart Felső-Kiskunság Bei den Widdern gibt es zwei Kopfformen, ein angepassten länglicher, schmaler und behaarter Kopf und Varietät genauer ein kürzerer Kopf mit einer bewollten, breiteren zu beobachten. Stirn. Die langen Ohren sind hängend. Die Ohrlänge Kontakt: László Hegedűs animal husbandry engi- wurde mit der Milchleistung und Zitzenlänge in neer, Szent István Egyetem (University of Agricul- Zusammenhang gesetzt. ture and Life Sciences, Hungary) 8 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Farmer’s Rights: Suche nach einer allgemeingültigen Definition „Farmer’s Rights“ (Die Rechte der Bauern) sind wendig und bei internationalen Vertragswerken offiziell im Internationalen Vertrag über pflanzenge- üblich. netische Ressourcen für Ernährung und Landwirt- In einem Workshop an der Griffith University in schaft (ITPGRFA, Art. 9) aufgeführt, um deren wich- Australien im Februar 2020 wurde ein anderer An- tigen Beitrag zur Erhaltung, Verbesserung und Be- satz beleuchtet: wichtige Definitionen einzelner reitstellung der für die Ernährung und Landwirt- Aspekte (Beispiel: „Farmer“) wurden erfasst und schaft notwendigen pflanzengenetischen Materia- beschrieben, um die wesentlichen Rechte der Bau- lien anzuerkennen. Doch bisher scheiterten Versu- ern zu erkennen. Der Workshop umfasste Wissen- che, den Begriff mit Inhalt zu füllen und allgemein- schaftler aus Universitäten im Südosten von gültig zu definieren. Eine technische Ad-hoc Exper- Queensland, Australien, mit unterschiedlichen dis- tengruppe zum Konzept „Farmer’s Rights“ (AHTEG- ziplinarischen Interessen. Konsenserklärungen des FR) unter der Schirmherrschaft des ITPGRFA setzt Workshop wurden nun zusammengefasst und damit sich dafür ein, den Begriff „Farmer’s Rights“ mit ein möglicher Rahmen skizziert, um die „Farmer’s Inhalt zu füllen. Debatten zu Ansichten, Erfahrun- Rights“ substanziell zu definieren. Eine Liste mögli- gen und Verfahren wurden geführt, um die „Far- cher materieller Rechte der Bauern entstand, die mer’s Rights“ allgemeinverbindlich zu definieren. als Beitrag und Grundlage für weitere Konsultatio- Eine klare und international anerkannte Definition nen und Verhandlungen genutzt werden kann. der „Farmer’s Rights“ ist dringend nötig, um eine Sehr wertvoll ist auch der Überblick über den ITPGRFA-Text zu den „Farmer’s Rights“ und die Entwicklungen nach dem Inkrafttreten des ITPGRFA sowohl innerhalb des ITPGRFA- Governing Body als auch in einer Reihe von Kon- sultationen. Obwohl der ITPGRFA bereits 2001 abgeschlossen wurde, gibt es immer noch viel zu tun, um klare Rechtssicherheit im Rahmen des Internationalen Vertrages über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft auf nationaler und auf internationaler Ebene zu schaf- fen. Die Landwirtschaft hängt von der Zusammenarbeit mit Quelle: Adhikari, K.; Bikundo, E.; Chacko, X.; anderen ökonomischen Schlüsselsektoren in jeder Volkswirtschaft ab. Quelle: Adhikari et al, 2021 Chapman, S.; Humphries, F.; Johnson, H.; Keast, E.; Lawson, C.; Malbon, J.; Robinson, D.; et al. angemessene und verbindliche Rechtssprache und What Should Farmers’ Rights Look Like? The Pos- Rechtssicherheit international und auch in den nati- sible Substance of a Right.Agronomy 2021, 11, 367. https://doi.org/10.3390/agronomy11020367 onalen Gesetzgebungen zu haben. Internationale Konsultationen und Verhandlungen sind daher not- 9 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Kurznachrichten Europäische Strategie genetische Ressourcen Ihre Meinung zu Der vierte Entwurf der Europäischen Strategie für einer zukünftigen genetische Ressourcen zur öffentlichen Konsultati- Strategie zur Er- on ist ab sofort über eine Online-Umfrage verfüg- haltung und nach- bar. haltigen Nutzung Egal, ob Sie in der Land-, Forst-, Züchtungs-, Gen- genetischer Res- bank- oder Schutzgebietsverwaltung, Politikentwick- sourcen in Europa lung, Forschung oder in der Lebensmittel- und Pro- ist gefragt: duktversorgungskette tätig sind, Ihre Meinung Die Europäische zählt!. Strategie für geneti- Die Umfrage sollte 15 bis 30 Minuten dauern sche Ressourcen (abhängig davon, wie viel Feedback Sie geben) soll als politischer Rahmen für die Sicherung der und ist am Sonntag, dem 18. April 2021, bis biologischen Vielfalt in der Land- und Forstwirt- 00:00 Uhr MEZ geöffnet. Zur Umfrage: schaft dienen und die EU-Strategie für die biologi- https://bham.onlinesurveys.ac.uk/egrs-stakeholder- sche Vielfalt für 2030 und die Farm-to-Fork- survey Strategie im Rahmen des Europäischen Green Deal ergänzen. . Neues von DAGENE Resources, DAGR Vol. 5, Teil 1 und 2) in zwei Tei- len verfügbar. Spannende Artikel über wissen- schaftliche Ergebnisse von Untersuchungen an tiergenetischen Ressourcen im Donauraum erwar- ten Sie! Download: http://www.dagene.eu/index.php/hu/dagr. Die DAGENE-Generalversammlung findet dieses Jahr am 9. April 2021 um 14:00 Uhr online auf Skype statt. Das Jahrestreffen 2021 war ursprüng- lich für Mai-Juni 2021 in Österreich vorgesehen. Aber aufgrund der Pandemie wird es voraussicht- lich erst im Herbst stattfinden. Weitere Informatio- Die Manuskripte, die anlässlich des DAGENE- nen: http://www.dagene.eu/index.php/hu/. Treffens 2020 eingereicht wurden, sind nun im DAGENE-Journal 2020 (Danubian Animal Genetic Frutti dimenticati e biodiversità recuperata Vergessene Früchte und wiederhergestellte Artenvielfalt Ausgehend von der Ge- halten und zu verbessern. schichte des Obstbaus Beschreibungen von etwa 30 typischen Sorten, mit und der Beschreibung ihren besonderen Merkmalen, ihrem Gefährdungs- charakteristischer Land- status und Massnahmen zu ihrer Erhaltung machen schaften mit Obstbäumen das Werk zu einem spannenden Nachschlagewerk. in Umbrien und Ligurien, Auch die agronomischen, kommerziellen und orga- wird in diesem interes- noleptischen Merkmale, traditionelle Verwendungs- santen Buch dargelegt, zwecke sowie Fotos und Angaben zu den Quellen welche spezifischen Initi- und Experten runden das Werk ab. In italienischer ativen ergriffen wurden, Sprache als download hier: um die genetischen Res- www.biozootec.it/coltivazioni/guidi-s-2020 sourcen von Obst wie- derzuentdecken, zu er- 10 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Agrobiodiversität in Frankreich und Erhaltung von Landrassen und al- ten Sorten zu för- dern. Restriktive Saatgut- gesetze und Miss- verständnisse zwi- schen Politik und Praxis schränken die Integration der Agro- biodiversität in land- wirtschaftlichen Be- trieben erheblich ein. Bisher haben wert- volle Erkenntnisse aus Studien weder Debatten noch politi- sche Entscheidungen Quelle: A.Mazé, et al (2021) über die Zukunft der Landwirtschaft im Im europäischen Kontext ist der Erhalt der Agrobio- europäischen Kontext bewirkt. diversität ist eine grosse Herausforderung. Nach mehreren Jahrzehnten der Modernisierung der Die Studie will fruchtbare Debatten fördern, indem Landwirtschaft entstand ein massiver Verlust an sie die spezifischen Merkmale untersucht, die Wis- kollektivem Wissen über Landrassen und alte Sor- sensnetzwerke wie das französische Farm Seed ten. Unter den europäischen Ländern verzichnet Network, das Réseau Semences Paysannes Frankreich einen grösseren Verlust an kultivierter (www.semencespaysannes.org) und insbesondere Agrobiodiversität, insbesondere für Hauptkulturen seine „partizipative Weizenzüchtungsgruppe“ wie dem kleinkörnigen Getreide (Weizen, Gerste, (céréales à paille) charakterisieren. Hafer, Roggen und Triticale). Jüngste Studien ha- Download: Mazéa A., Domenecha A., Goldringer, I. ben ferner gezeigt, dass die Klimaresilienz von eu- (2021): Wiederherstellung der kultivierten Agrobio- ropäischem Weizen infolge der Hochleistungszucht abnimmt. In den letzten Jahren haben eine Reihe diversität: Die politische Ökologie von Wissens- von bäuerlichen Saatgutinitiativen in Frankreich netzwerken zwischen lokalen Bauernsamengrup- eine Schlüsselrolle dabei gespielt, das Bewusstsein pen in Frankreich, Ecological Economics, 179. für die Vorteile der lebendigen Agrobiodiversität auf www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S092 dem Feld zu schärfen und die Wiedereinführung 1800919318439 Die Zukunft nachhaltiger Schaf- und Ziegenzucht Der internationale Kon- Schafe und Ziegen wandeln Gras und Blätter in gress zur Schaf- und Zie- wertvolle Produkte um: Milch, Fleisch und Wolle. genzucht fand vom 15.-16. Sie tragen daher zum Einkommen der Züchter und Oktober 2020 in Bonn als Landwirte bei. Hybridveranstaltung mit Der Internationale Kongress für die Zucht von Scha- wenigen Teilnehmern vor Ort und einem grossen fen und Ziegen sollte einen Eindruck von der Schaf- internationalen Publikum virtuell statt. Schafe und und Ziegenhaltung auf globaler Ebene vermitteln, Ziegen gehören zu den ältesten Haustieren. Welt- neue Forschungsergebnisse in die Praxis umset- weit werden rund eine Milliarde Schafe und 600 zen, den tatsächlichen Forschungsbedarf ermitteln Millionen Ziegen gehalten. Sie werden zum Land- und zur Vernetzung beitragen. Mehr als 300 Teil- schaftsmanagement verwendet, z. B.: Um Heideflä- nehmer aus 40 Ländern nahmen an der Konferenz chen offen zu halten oder um Deiche entlang von teil, in der 120 Beiträge zu den aktuellsten Themen Küsten und Flüssen zu erhalten. Schafe und Ziegen rund um Schaf- und Ziegenzucht weltweit präsen- tragen somit auch zur Erhaltung der Biotope bei tiert wurden. Ein Abstract Book ist verfügbar unter: und fördern die biologische Vielfalt und Nachhaltig- https://sheepandgoats2020bonn.org/. keit. 11 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
SAVE e-News Ausgabe 1 / 2021 Plant Genetic Resources Das Buch zeigt die Möglich- Pflanzenzüchtungsprogramme und effektiverer keiten zur Bewertung und Saatgutsysteme werden diskutiert. Überwachung der pflanzen- Das Buch hat das Potential zu einer Standardrefe- genetischen Vielfalt auf und renz für Universitäts- und andere Forschende, für diskutiert Fortschritte bei In- Genbanken, Sammlungen, aber auch für Behörden situ- und Ex-situ-Strategien. und Institutionen sowie für Züchtungsunternehmen Möglichkeiten zur Verbesse- zu werden. rung der Nutzung der pflan- https://shop.bdspublishing.com/store/bds/detail/wor zengenetischen Vielfalt, ein- kgroup/3-190-89127. schliesslich partizipativer Last but not least Weinanbau auf Lanzarote Auf Lanza- rote wird Die Winzer graben kraterartige Mulden (Hoyos oder Wein in den Gerias) und pflanzen ihre Reben tief in den Boden Schlacken unter die Ascheschichten. Meerseitig werden die eines Ge- Mulden durch niedrige, halbkreisförmige Wände biets statt, aus Lavastein vor den rauen Atlantikwinden ge- das zwi- schützt. Die Mulden können bis zu einem Meter schen 1730 breit und rund 50 cm tief sein. Die Reihe von sichel- und 1736 förmigen Steinmauern (Zocos), mit ihren grünen von Vul- Flecken bietet eine besondere visuelle Pracht und kanausbrü- Ästhetik in einer ansonsten eintönigen Landschaft. chen heim- Hier wird die Listán-Negro-Traube angebaut, die gesucht von spanischen Siedlern nach Kalifornien gebracht wurde. Die wurde, dort aber nicht überlebte. Auf Lanzarote Reben sind gedeiht sie und ergibt einen köstlichen erdigen Ro- ein Beweis für die Robustheit bestimmter Rebsorten sé. Die meisten Weine der Region werden aus Mal- und für den Erfindungsreic htum der Winzer. Lanza- vasia-Trauben gekeltert, die für ihre Süsse bekannt rote liegt als Teil der Kanaren vor der Küste Nord- sind. Das Terroir verleiht den Weinen eine unver- westafrikas. Die Weinfelder grenzen an einen noch wechselbare mineralische Qualität! Die meisten aktiven Vulkan, Timanfaya (Teil des Timanfaya- Rebstöcke sind übrigens einheimische und unge- Nationalparks). pfropfte Rebsorten - eine Seltenheit in Europa. Wir wünschen Ihnen Fröhliche und gesunde Ostern! 12 / 12 Elektronischer Informationsdienst der SAVE Foundation www.save-foundation.net office@save-foundation.net / Neugasse 30, CH-9000 St. Gallen, Schweiz www.agrobiodiversity.net
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