Schicht um Schicht Die Bedeutung und Ästhetik der Oberfläche - Verband der Restauratoren

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Schicht um Schicht Die Bedeutung und Ästhetik der Oberfläche - Verband der Restauratoren
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Tagungsprogr amm

Schicht um Schicht
Die Bedeutung
und Ästhetik
der Oberfläche
Schicht um Schicht Die Bedeutung und Ästhetik der Oberfläche - Verband der Restauratoren
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    Tagungsprogr amm

    Schicht um Schicht
    Die Bedeutung
    und Ästhetik
    der Oberfläche

    Tagung der Fachgruppe Gemälde im VDR
    am 9.–11. Juni 2016
    in der Orangerie an der Karlsaue in Kassel

    mit freundlicher Unterstützung der
    Museumslandschaft Hessen Kassel
Schicht um Schicht Die Bedeutung und Ästhetik der Oberfläche - Verband der Restauratoren
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                                                                                                     Abbildungsnachweis: Umschlag außen: Anne Harmssen (MHK), Abb. S. 21 links: Anres Klinger (SMB), alle anderen von den Referenten.
                                                                                                                                                                                                                                        Liebe Tagungsteilnehmer/innen,

                                                                                                                                                                                                                                        wir begrüßen Sie sehr herzlich in Kassel und freuen uns, Ihnen mit      Sie betrachten oft gealterte Objekte, welche sich nicht mehr an dem
                                                                                                                                                                                                                                        dem vorliegenden Heft einen Überblick über das Tagungsprogramm          Ort befinden, für den sie geschaffen wurden. Die Werke bekommen
                                                                                                                                                                                                                                        geben zu können.                                                        ästhetisch in anderem Zusammenhang eine neue Bedeutung, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                dem Betrachter heute erläutert werden muss. Welche Rolle spielen
                                                                                                                                                                                                                                        Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch der Museumsland-       dabei die Oberflächen mit ihren Spuren der Vergangenheit für den
                                                                                                                                                                                                                                        schaft Hessen Kassel (MHK) für ihre Unterstützung.                      Kunsthistoriker?

                                                                                                                                                                                                                                        Inhalt dieser interdisziplinären Tagung ist ein erweiterter Blick auf   Diese Individualität des Betrachters soll zudem analysiert werden:
                                                                                                                                                                                                                                        Oberflächenstrukturen von Kunstwerken. Einerseits geschieht dies        Was nimmt der Einzelne wahr? Ein Wahrnehmungspsychologe erläu-
                                                                                                                                                                                                                                        durch die Sichtweise der Restauratoren mit Hilfe modernster, natur-     tert hierzu die sogenannten „Verarbeitungsstufen“ der Kunstwahr-
                                                                                                                                                                                                                                        wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden und andererseits durch         nehmung. Aktuelle technische Entwicklungen bieten zudem noch
                                                                                                                                                                                                                                        die der Kunsthistoriker bzw. Kuratoren, die Oberflächen besonders       genauere Untersuchungs- und Dokumentationsmöglichkeiten. Es
                                                                                                                                                                                                                                        im Kontext der Geschichte betrachten.                                   werden verschiedene Forschungsprojekte vorgestellt, die sich die-

                                                                                                     Abb. S. 23 links: © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                sem Forschungsauftrag widmen.
    Verband der Restauratoren (VDR) e.V.   Organisationsteam:                  Veranstaltungsort:                                                                                                                                       Restauratoren unterschiedlicher Fachrichtungen stellen anhand von
    Haus der Kultur                        Museumslandschaft Hessen Kassel:    Orangerie                                                                                                                                                Praxisbeispielen dar, dass der Umgang mit originalen oder veränder-     Wir wünschen Ihnen eine interessante Veranstaltung und einen
    Weberstraße 61                         Anne Harmssen                       An der Karlsaue 20c                                                                                                                                      ten Oberflächen unsere gesamte Berufsgruppe betrifft und fachüber-      angeregten Erfahrungsaustausch.
    53113 Bonn                             Fachgruppe Gemälde im VDR:          34121 Kassel                                                                                                                                             greifend voneinander gelernt werden kann. Kunstwissenschaftler be-
    Telefon (02 28) 92 68 97-0             Anne Levin                                                                                                                                                                                   schreiben ihre ebenso spezifischen Fragestellungen an Kunstwerken.      Anne Harmssen, Anne Levin, Kirsten Hinderer, Nicoline Zornikau
    Telefax (02 28) 92 68 97-27            Kirsten Hinderer
    www.restauratoren.de                   Nicoline Zornikau
    www.facebook.com/restauratoren.de      Kontakt:
                                           schichtumschicht@restauratoren.de
6       I n h a lt                                                                                                                               I n h a lt                                                                                                                             7

    5    Begrüßung                                                       15 Sybille Schmitt: Systematik und Hilfsmittel zur Bestimmung und     19 Andreas Krupa: Rekonstruktion als restauratorische                 22 Dr. Felix Muhle: Empfindlicher Glanz: Die Fassungen
                                                                            Bewertung von Oberfläche und Struktur an Gemälden                  	Maßnahme? Glanz und Farbe einer Möbeloberfläche                         auf „Porcellain-Arth im Wohn-Cabinet“ Abt Anselms II.
    8	Programmablauf                                                                                                                              mit Mahagoni-Optik                                                    in Kloster Salem
                                                                         16 Cornelius Palmbach: Aktive Thermografie – Visualisierung von
                                                                         	Schäden und verborgenen Strukturen an Malschichten und               19 Andreas Hoppmann: Firnistrennung an einem Triptychon               23 Eva Bader: Die Oberflächenreinigung der Installation
                                                                            anderen beschichteten Oberflächen                                     von Bartholomäus Bruyn d. Ä. – Ein wahrgenommener                     „Barraque D’Dull Odde“ von Joseph Beuys im
    	Refe r e n te n | Ab s t r a c t s                                                                                                        	Glücksfall                                                              Kaiser Wilhelm Museum Krefeld
                                                                         16 Theresa Bräunig: „Kruzifix!“ Rekonstruktion der Gestaltung eines
    12 Anne Harmssen: Von der Endlichkeit makellos schöner                  spätgotischen Werkes mittels 3D-Technik                            20 Sabine Formánek: Eine Oberfläche die mit „Kreide und Wasser        23 Franziska Bolz: Von Schuhcreme, Sand und Feuer –
       Oberflächen                                                                                                                                und einem Stück Filz solange geschliffen, bis es wie Glas ist” –      künstliche Alterung als Bestandteil von Tingatinga-Gemälden
                                                                         17 Susanne Litty / Mira Dallige-Smith: Glänzender Sch(r)ein –            Die Restaurierung einer Tischplatte mit Umdruckdekor                  aus Tansania (Ostafrika)
    13 Prof. Dr. Helmut Leder: Wahrnehmung von Kunst aus Sicht              die Komplexität von Original und Überarbeitung am Beispiel
       der empirischen Ästhetikforschung. Eine Frage des Stils?             eines nordindischen Miniaturaltars                                 20 Dr. Jonathan Bikker: What’s so funny about impasto?                24 Caroline von Courten: The Photographic Surface as Interface
                                                                                                                                               	Arnold Houbraken’s lampooning of Rembrandt’s use                        in mixed-media photo-works: Layers of materials, processes
    13 Dietmar Wohl: Aussagen in den Theorien der Konservierungs-        17 Thomas Krämer: Veränderung der Bildoberfläche bei der                 of texture in perspective                                             and meanings in Ger van Elk’s „Dutch Grey“ (1983/84)
       und Restaurierungswissenschaft zur Oberfläche von Gemälden           Dünnung oder Abnahme von Firnissen. Ein Beispiel aus
                                                                            der Kasseler Gemäldegalerie Alte Meister                           21 Stefanie Lorenz: Die Restaurierung des Gemäldes                    24 Helena Ernst: „The Keep“ von Mike Kelley im Museum Brandhorst
    14 Prof. Dr. Dietmar Rübel: Handarbeit und Maschinenästhetik –                                                                                „Flußlandschaft“ von Jacob Philipp Hackert. Eine
       Oberflächen als Arbeitsspeicher in der Kunst des 20. und          18 Dr. Jörg Klaas / Dr. Heike Stege: „Wie graublau angestrichene      	Methode zur schichtenselektiven Firnisabnahme
       21. Jahrhunderts                                                     Flächen“ – Die Veränderungen ultramarinhaltiger Farbschichten
                                                                            in der Tafelmalerei                                                21 Dr. Babett Forster / Romy König-Weska: Das Bildnis
    14 Nathalie Bäschlin: Fragil und preziös – spannungsvolle Gemälde-                                                                            als Palimpsest. Schicht um Schicht in Jenaer
       oberflächen des 20. Jahrhunderts                                  18 Dr. Albrecht Pohlmann / Linda Haselbach: Ausblühungen,             	Gelehrtenbildnissen
                                                                            Weißschleier, Protrusionen – Fettsäureabspaltungen und
    15 Prof. Dr. Martina Sitt: Noch nicht nah genug? Probleme des        	Schwermetallseifen in den Ölstudien des deutsch-römischen            22 Dr. Markus Santner: Original oder Fiktion – Die Materialität
       Wissenstransfers zwischen Kunstgeschichte und Restaurierung       	Malers Adolf Senff (1785–1863)                                          mittelalterlicher Wandbilder im Spiegel der Zeit                   25	Adressen der Referenten
8   P r o g r a m m a bl a u f                                                                                            P r o g r a m m a bl a u f                                                                                                9

    D o n n e r s t a g 9 . j u n i 2 01 6                   13.50 Uhr Prof. Dr. Dietmar Rübel, Dresden                   16.50 Uhr Theresa Bräunig, Dresden                          F r e i t a g 1 0 . j u n i 2 01 6
                                                                       Handarbeit und Maschinenästhetik –                           „Kruzifix!“ Rekonstruktion der Gestaltung eines
    10.00 Uhr	Anmeldung im Foyer der Orangerie                         Oberflächen als Arbeitsspeicher in der Kunst                 spätgotischen Werkes mittels 3D-Technik           9.00 Uhr   Begrüßung im Gartensaal der Orangerie
    11.00 Uhr Empfang mit Snacks und Getränken                         des 20. und 21. Jahrhunderts
    12.00 Uhr Begrüßung durch den VDR                                                                                     17.20 Uhr Susanne Litty / Mira Dallige-Smith, Berlin        Vortr agsprogr amm
              Susanne Danter, Präsidiumsmitglied des VDR     14.20 Uhr Nathalie Bäschlin, Bern                                      Glänzender Sch(r)ein – die Komplexität
                                                                       Fragil und preziös – spannungsvolle Gemälde-                 von Original und Überarbeitung am Beispiel        Moderation: Nicoline Zornikau
    12.10 Uhr Dr. Justus Lange, Kassel                                 oberflächen des 20. Jahrhunderts                             eines nordindischen Miniaturaltars
              Begrüßung und Einführung                                                                                                                                                9.10 Uhr   Thomas Krämer, Kassel
                                                             14.50 Uhr Kaffeepause                                        17.50 Uhr Ende der Vortragsreihe                                       Veränderung der Bildoberfläche bei der Dünnung
    Vortr agsprogr amm                                                                                                                                                                           oder Abnahme von Firnissen. Ein Beispiel aus der
                                                             Moderation: Dr. Justus Lange                                                                                                        Kasseler Gemäldegalerie Alte Meister
    Moderation: Anne Levin
                                                             15.20 Uhr Prof. Dr. Martina Sitt, Kassel                     Abe n d p r o g r a m m
                                                                                                                                                                                      9.40 Uhr   Dr. Jörg Klaas, Basel / Dr. Heike Stege, München
    12.20 Uhr Anne Harmssen, Kassel                                    Noch nicht nah genug? Probleme des Wissens-        19.30 Uhr Fest mit Musik                                               „Wie graublau angestrichene Flächen“ –
              Von der Endlichkeit makellos schöner                     transfers zwischen Kunstgeschichte und                       im Gartensaal der Orangerie                                  Die Veränderungen ultramarinhaltiger
              Oberflächen                                              Restaurierung                                                (Anmeldung erforderlich)                                     Farbschichten in der Tafelmalerei

    12.50 Uhr Prof. Dr. Helmut Leder, Wien                   15.50 Uhr Sybille Schmitt, Köln                                                                                          10.10 Uhr Dr. Albrecht Pohlmann / Linda Haselbach,
              Wahrnehmung von Kunst aus Sicht der                      Systematik und Hilfsmittel zur Bestimmung                                                                                Halle (Saale)
              empirischen Ästhetikforschung.                           und Bewertung von Oberfläche und Struktur                                                                                Ausblühungen, Weißschleier, Protrusionen –
              Eine Frage des Stils?                                    an Gemälden                                                                                                              Fettsäureabspaltungen und Schwermetallseifen
                                                                                                                                                                                                in den Ölstudien des deutsch-römischen Malers
    13.20 Uhr Dietmar Wohl, Münster                          16.20 Uhr Cornelius Palmbach, Bern                                                                                                 Adolf Senff (1785–1863)
              Aussagen in den Theorien der Konservierungs-             Aktive Thermografie – Visualisierung von Schäden
              und Restaurierungswissenschaft zur                       und verborgenen Strukturen an Malschichten und                                                                 10.40 Uhr Kaffeepause
              Oberfläche von Gemälden                                  anderen beschichteten Oberflächen
10   P r o g r a m m a bl a u f                                                                                                     P r o g r a m m a bl a u f                                                                                   11

     F r e i t a g 1 0 . j u n i 2 01 6                           14.30 Uhr Stefanie Lorenz, Dresden                                s a m s t a g 11 . j u n i 2 01 6                         11.10 Uhr Helena Ernst, München
                                                                            Die Restaurierung des Gemäldes „Flußlandschaft“                                                                             „The Keep“ von Mike Kelley im Museum
     11.10 Uhr Andreas Krupa, Köln                                          von Jacob Philipp Hackert. Eine Methode zur             9.00 Uhr   Begrüßung im Gartensaal der Orangerie                    Brandhorst
               Rekonstruktion als restauratorische Maßnahme?                schichtenselektiven Firnisabnahme
               Glanz und Farbe einer Möbeloberfläche mit                                                                            Vortr agsprogr amm                                        11.40 Uhr Zusammenfassung
               Mahagoni-Optik                                     15.00 Uhr Dr. Babett Forster, Jena / Romy König-Weska, Erfurt                                                                         und abschließende Worte
                                                                            Das Bildnis als Palimpsest. Schicht um Schicht          Moderation: Anne Harmssen
     11.40 Uhr Andreas Hoppmann, Köln                                       in Jenaer Gelehrtenbildnissen                                                                                     12.10 Uhr Ende der Veranstaltung
               Firnistrennung an einem Triptychon von                                                                               9.10 Uhr   Eva Bader, Frankfurt                                     in der Orangerie
               Bartholomäus Bruyn d. Ä. –                         15.30 Uhr Kaffeepause                                                        Die Oberflächenreinigung der Installation
               Ein wahrgenommener Glücksfall                                                                                                   „Barraque D’Dull Odde“ von Joseph Beuys
                                                                                                                                                                                              A n g ebot i m a n s c hl u s s
                                                                  16.00 Uhr Dr. Markus Santner, Wien                                           im Kaiser Wilhelm Museum Krefeld
     12.10 Uhr Sabine Formánek, Bern                                        Original oder Fiktion – Die Materialität mittelalter-                                                             ab 13.00 Uhr Führungen durch die Sammlungen
               Eine Oberfläche die mit „Kreide und Wasser und               licher Wandbilder im Spiegel der Zeit                   9.40 Uhr   Franziska Bolz, Köln                                        der Museumslandschaft Hessen Kassel
               einem Stück Filz solange geschliffen, bis es wie                                                                                Von Schuhcreme, Sand und Feuer – künstliche
               Glas ist” – Die Restaurierung einer Tischplatte    16.30 Uhr Dr. Felix Muhle, Ludwigsburg                                       Alterung als Bestandteil von Tingatinga-
               mit Umdruckdekor                                             Empfindlicher Glanz: Die Fassungen auf                             Gemälden aus Tansania (Ostafrika)
                                                                            „Porcellain-Arth im Wohn-Cabinet“ Abt Anselms II.
     12.40 Uhr	Mittagspause                                                 in Kloster Salem                                        10.10 Uhr Kaffeepause

     Moderation: Kirsten Hinderer                                 17.00 Uhr Ende der Vortragsreihe                                  10.40 Uhr Caroline von Courten, Leiden
                                                                                                                                              The Photographic Surface as Interface in
     14.00 Uhr Dr. Jonathan Bikker, Amsterdam                     Abe n d p r o g r a m m                                                     mixed-media photo-works: Layers of materials,
               What‘s so funny about impasto? Arnold                                                                                          processes and meanings in Ger van Elk’s
               Houbraken‘s lampooning of Rembrandt‘s              18.00 Uhr Treffen in Gastronomie (Selbstzahler)                             “Dutch Grey” (1983/84)
               use of texture in perspective
12                                                                                                                                                                                                                                      13

     Ab s t r a c t s     Anne Harmssen                                                          Prof. Dr. Helmut Leder                                                Dietmar Wohl

                        Von der Endlichkeit makellos schöner Oberflächen                       Wahrnehmung von Kunst aus der Sicht der empirischen                   Aussagen in den Theorien der Konservierungs- und
                                                                                               Ästhetikforschung. Eine Frage des Stils?                              Restaurierungswissenschaft zur Oberfläche von Gemälde
                        Die Materialbeschaffenheit, und damit auch die Oberflächen-
                        texturen sind grundlegend wichtig für die Erfahrbarkeit und den        Die Frage nach dem Wert von Kunst wird in psychologischen An-         Ausgehend von der anstehenden Verwissenschaftlichung der
                        Gesamteindruck von Kunstwerken, egal ob es sich um Gemälde,            sätzen zunächst aus Sicht eines erlebenden Individuums erklärt.       Konservierung und Restaurierung wird der Begriff „Theorie“ und
                        Kunsthandwerk, moderne Installationen oder Möbel handelt.              Das Erlebnis wird anhand von Modellen erläutert, die verschiedene     seine Anwendung in unserer Disziplin kurz erklärt. Die Erklärung
                        Sie sind bedeutend für die Ästhetik der Werke, oftmals ausschlag-      Prozesse und ihr Zusammenwirken beschreiben. Im Kognitions-           von grundlegenden Zusammenhängen führt unmittelbar zur
                        gebend für deren Aussage, von zentraler Bedeutung für die Wahr-        Emotions-Modell von Leder, Belke, Oeberst und Augustin werden         Bedeutung der Oberfläche von Kunstwerken. Am Beispiel des
                        nehmung der Farbigkeit sowie der Formen und Strukturen, sie            fünf wesentliche Verarbeitungsstufen beschrieben. Das Modell          Firnisses, bei dem es sich um ein besonders komplexes Ober-
                        sind wesentlicher Bestandteil der Werke, und immer vom Künstler        postuliert eine frühe Stufe der perzeptuellen Verarbeitung, in der    flächenphänomen handelt, wird gezeigt, dass in den Theorien
                        intendiert. Oberflächen sind per se empfindlich. Wird eine Ober-       visuelle Merkmale des Kunstwerks zu einer unmittelbaren Reprä-        der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft ein Wider-
                        fläche zerkratzt, verändert durch äußere Einflüsse, wird eine          sentation führen. Dies bedingt eine automatische Verknüpfung im       spruch auftritt, wenn die einer Firnisschicht zugesprochene
                        matte Oberfläche plötzlich glänzend oder umgekehrt, dann wird          Gedächtnis, und in weiterer Folge die Repräsentation von Inhalt       Schutzfunktion einbezogen wird. Dieser Widerspruch muss
                        dem Kunstwerk etwas Wesentliches genommen. Aber wird diese             und Stil. Auf den nachfolgenden Stufen folgen Interpretation und      aufgelöst werden.
                        Tatsache auch wahrgenommen von dem Betrachter?                         Bedeutungsfindung. Im Vortrag wird die angenommene zentrale
                        Anhand eines Beispiels aus dem Bereich der zeitgenössischen            Rolle des künstlerischen Stils für die ästhetische Erfahrung anhand
                        Kunst, dem „O 11 (Objekt 11)“ von Carola Keitel soll in die Thematik   von empirischen Wahrnehmungsstudien behandelt. Wie lange
                        der Tagung eingeführt werden. Wie beeinflusst ein entstandener         dauert es, Stil wahrzunehmen? Sehen wir Stil als Art, wie das
                        Schaden in der von der Künstlerin als makellos intendierten            Kunstwerk produziert wurde? Wieso gefällt überhaupt manchmal
                        Fläche die Schönheit des Objekts?                                      Stil, der nicht eingängig ist?
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       Prof. Dr. Dietmar Rübel (ohne Abbildung)                            Nathalie Bäschlin                                                        Prof. Dr. Martin Sitt                                                  Sybille Schmitt

     Handarbeit und Maschinenästhetik – Oberflächen als                  Fragil und preziös – spannungsvolle Gemäldeoberflächen                   Noch nicht nah genug? Probleme des Wissenstransfers                    Systematische Hilfsmittel zur Bestimmung und Bewertung
     Arbeitsspeicher in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts           des 20. Jahrhunderts                                                     zwischen Kunstgeschichte und Restaurierung                             von Oberfäche und Struktur an barocken Gemälden

     Die Oberflächen von Kunstwerken wurden bis weit ins 20. Jahr-       Die Einschätzung der Fragilität von Gemälden hat heute in der            Seit einigen Jahren schon steuern Restauratoren Informationen          Der Begriff „Oberfläche“ wird aus restauratorischer Perspektive
     hundert als Niederschlag des künstlerischen Schaffensprozesses      Berufspraxis der Konservierung/Restaurierung einen hohen Stellen-        zu den Werkeinträgen in Museums- und Ausstellungskatalogen             bestimmt und Analogien zu Geomorphologie und deren Terminologie
     geschätzt. Diesem hohen Ansehen von Arbeitsspuren liegen            wert. Internationale Ausstellungsprojekte führen zu langen Trans-        bei, oftmals ohne dass letztere überzeugend Berücksichtigung           aufgezeigt. Der Fokus des Vortags liegt auf Strukturveränderungen,
     Authentizitätsvorstellungen zugrunde, welche die künstlerische      portwegen, die eine erhöhte Gefährdung für empfindliche Gemälde          in der eigentlichen Werkanalyse finden. Die Integration des durch      die ohne und mit Manipulation an Gemäldeoberflächen eintreten.
     Idee eng mit der ausführenden Hand verbinden. Bereits zu Beginn     darstellen. Der Beitrag soll die visuell erfahrbare und möglichst wis-   restauratorische Maßnahmen gewonnenen (anderen) Blicks auf             Verwitterte Bodenstrukturen und erodierte und deformierte Ober-
     des 20. Jahrhunderts trat diesem essentialistischen Geniekult       senschaftlich abgestützt nachweisbare prekäre Materialität anhand        das Objekt fällt oft schwer. Umgekehrt werden die Informationen        flächen weisen – abgesehen vom enormen Unterschied in der
     der Ruf nach einer „Mechano-Faktur“ neuer, zeitgemäßer Produk-      von Fallbeispielen vorführen und deren Herleitung, Bewertung und         oftmals als reine Daten verfügbar gemacht, aber nicht hinreichend      Dimension – überraschende morphologische Ähnlichkeiten auf.
     tionsweisen zur Seite. Der Vortrag geht vor allem am Beispiel von   Wertschätzung diskutieren. Die Autorin stützt sich dabei auf eigene      kommuniziert: Zwei Fachsprachen und zwei Fachkulturen ergänzen         Hierbei werden die (gestörten) Schichtungen von Farbe und Firnis
     Skulpturen der Frage nach, was die Oberflächen kommunizieren,       kunsttechnologische Untersuchungen und verknüpft diese mit               sich nicht per se, weil es sich um dasselbe Objekt des Interesses      differenziert. Die Autorin stellt exemplarisch in Wort und Bild eine
     beziehungsweise, was sie aufwendig verschweigen. Dies soll          historischen Quellen und aktueller Literatur. Die Wertschätzung          handelt. An ausgewählten Beispielen aus verschiedenen Jahrhunder-      erweiterte Terminologie für Oberflächenschäden als systematisches
     anhand von unterschiedlichen Materialien und ihrer jeweiligen       der materiellen Authentizität erlangte in der zweiten Hälfte des         ten werden die Möglichkeiten und Probleme eines solchen Wissens-       Hilfsmittel für die Diagnose vor.
     Bearbeitungsweisen dargestellt, entsprechende Produktions-          20. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung. Als Folge dieser              transfers zur Diskussion gestellt. Ein Blick zurück auf Beschreibun-
     prozesse erläutert und Auswirkungen auf die Konzeptualisierung      Entwicklung bildete sich das Prinzip „Minimaleingriff“ heraus: es        gen von Reinigungsversuchen einst von Malern an Gemälden anderer
     von (künstlerischer) Arbeit erörtert werden.                        wurde eine erhöhte materielle Fragilität der Kunstwerke akzeptiert.      Maler für Kunstkenner und ein Blick heute versucht die Diskussion
                                                                         Diese Konsequenz erfährt auch eine Doppelung in der erhöhten             an konkreten Fällen anzuregen und die Akteure für ein mögliches
                                                                         Wertschätzung der Fragilität. Das Fragile wird zum Nachweis des          Sprachmodell zu sensibilisieren.
                                                                         Authentischen und erfährt auf diese Weise eine Neubewertung.
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       Cornelius Palmbach                                                   Theresa Bräunig, Joerg Maxin, Iris Winkelmeyer                          Susanne Litty, Mira Dallige-Smith                                      Thomas Krämer

     Aktive Thermografie – Visualisierung von Schäden                     „Kruzifix!“ Rekonstruktion und Gestaltung eines                         Glänzender Sch(r)ein – die Komplexität von Original                    Veränderung der Bildoberfläche bei der Dünnung oder
     und verborgenen Strukturen an Malschichten und                       spätgotischen Werkes mittels 3D-Technik                                 und Überarbeitung am Beispiel eines nordindischen                      Abnahme von Firnissen. Ein Beispiel aus der Kasseler
     anderen beschichteten Oberflächen                                                                                                            Miniaturaltars                                                         Gemäldegalerie Alte Meister
                                                                          Für die Präsentation eines spätmittelalterlichen Kruzifixes wurden in
     Die aktive Thermografie ist ein bildgebendes, zerstörungsfreies      einem Projekt des Münchener Lenbachhauses mit der Technischen           Vorgestellt werden soll die kulturhistorische und materialtechno-      Mit dem Gemälde „Die weiße Henne mit Küchlein“ des holländi-
     Untersuchungsverfahren zur Lokalisierung, Visualisierung und         Hochschule Deggendorf neueste 3D-Verfahren zur Rekonstruktion           logische Untersuchung eines gefassten Miniaturaltars aus der           schen Barockmalers Melchior de Hondecoeter wird eine unge-
     Quantifizierung von unter beschichteten Oberflächen verborgenen      und Visualisierung fehlender Formelemente und Farbgestaltungen          Sammlung Süd-/Südostasien des Ethnologischen Museums Berlin            wöhnliche Restaurierungsproblematik vorgestellt. In einem Teil
     Strukturen oder Schäden. Bei der Lock-In Thermografie, einer spe-    eingesetzt. Bei dem lebensgroßen Kruzifix ist die originale Fassung     (SMB-SPK). Im Fokus der Analysen standen insbesondere die              des Bildes ist der gegilbte Firnis borkenartig deformiert und weist
     ziellen Variante der aktiven Thermografie, wird die Oberfläche des   weitgehend verloren gegangen, wodurch allein das Schnitzwerk den        Techniken und Materialien der Herstellung sowie die Unterscheidung     mit einem Zwischenfirnis eine maltechnische Besonderheit auf.
     Untersuchungsobjektes periodisch leicht erwärmt. Tieferliegende      Gesamteindruck der Skulptur prägt. Die fragmentarisch erhaltenen        und Abgrenzung dieser gegenüber später hinzugefügten Überarbei-        Bisherige Versuche einer Abnahme oder Dünnung des Firnisses
     Strukturen, die sich in ihren thermischen Eigenschaften von ihrer    Farbfassungen konnten drei verschiedenen Überfassungen zuge-            tungen und Altrestaurierungen. Im Rahmen einer Forschungsreise         sind unbefriedigend. Die Lösemittel wirken nicht alleine auf den
     Umgebung unterscheiden, stören den hierbei erzeugten Wärmefluss      ordnet werden. Die originale Skulptur wurde gescannt, virtuell teil-    nach Indien sowie durch einschlägige instrumentelle Untersuchun-       Firnis, sondern auch auf den Zwischenfirnis der Malerei. Zudem
     und können dadurch mit einer IR-Kamera erfasst werden. Anwen-        rekonstruiert und in zweimal verkleinertem Maßstab 3D-gedruckt.         gen war es möglich, den ursprünglichen Malschichtaufbau sowie          behindern die borkenartigen Firnisdeformationen die gleichmäßige
     dungen sind z.B. die Lokalisierung von Lockerungen an Malschichten   Auf diesen Modellen konnten die farbigen Fassungen ausgeführt           sämtliche im Anschluss durchgeführte Maßnahmen zu identifizieren       Lösung des Firnisses. Mit einer mechanischen Firnisdünnung kann
     und Furnieren oder die Visualisierung von Insektenfraßgängen und     und somit dem Publikum veranschaulicht werden. Das Ergebnis             und übergreifend zu systematisieren. Im Rahmen des Vortages sollen     auf Lösemittel verzichtet werden, aber auch ihr sind aufgrund der
     hohlstehenden Putzen. In einem Forschungsprojekt an der Hoch-        des Projekts ist als aktuelle Sonderausstellung im Lenbachhaus zu       darüber hinaus die besonderen Herausforderungen und Maßnahmen          Oberflächenstruktur und Schollenbildung der Malschicht Grenzen
     schule der Künste Bern wurde bereits ein mobiles Messgerät für       sehen. Hierbei machen die Rekonstruktionen die Bedeutung der            vorgestellt werden, die sich für die Konservierung und Restaurierung   gesetzt. Die vorgestellten Untersuchungsergebnisse sind Teil einer
     die praktische Anwendung des Verfahrens entwickelt. Im aktuellen     Farbgestaltung für die Wirkung des Kruzifixes auf eindrückliche         durch die Identifizierung des hochglänzenden und auf eine Alt-         laufenden Dissertation über originale und historische Firnisse von
     Nachfolgeprojekt wird dieses nun gezielt weiterentwickelt, um die    Weise nachvollziehbar.                                                  restaurierung zurückführbaren Altarfirnisses als „Soluble Nylon“       Werken der Kasseler Gemäldegalerie Alte Meister.
     aktive Thermografie der Konservierung und Restaurierung zugäng-                                                                              ergeben haben.
     lich zu machen.
18                                                                                                                                                                                                                                                                                           19

       Dr. Jörg Klaas, Dr. Heike Stege                                   Linda Haselbach, Dr. Albrecht Pohlmann                                  Andreas Krupa                                                          Andreas Hoppmann

     „Wie graublau angestrichene Flächen“ – Die Veränderungen          Ausblühungen, Weißschleier, Protrusionen –                              Rekonstruktion als restauratorische Maßnahme? –                        Firnistrennung an einem Triptychon von
     ultramarinhaltiger Farbschichten in der Tafelmalerei              Fettsäureabspaltungen und Schwermetallseifen in den                     Glanz und Farbe einer Möbeloberfläche mit Mahagoni-Optik               Bartholomäus Bruyn d. Ä. –
                                                                       Ölstudien des deutsch-römischen Malers Adolf Senff                                                                                             Ein wahrgenommener Glücksfall
     Seit mindestens 150 Jahren werden farbige Veränderungen ultra-    (1785–1863)                                                             Der vorgestellte spätbiedermeierliche Schreibschrank (norddeutsch,
     marinhaltiger Farbschichten an Gemälden beobachtet. Bei diesem,                                                                           um 1840) besitzt furnierte Außenflächen aus rötlichen, außer-          Der Vortrag stellt den seltenen Fall einer echten Firnistrennung
     als „Ultramarinkrankheit“ bezeichneten Phänomen, werden die       Adolf Senff ist für seine Blumenstudien, ausgeführt in Öl auf Papier,   europäischen Hölzern mit einer Schellackpolitur. Untersuchungen        vor. An einem Triptychon von Bartholomäus Bruyn d. Ä. wurde ein
     meist dunkelblauen Farbtöne ultramarinhaltiger Malschichten       berühmt: Botanisch präzise, frei gestaltete Darstellungen meist         haben gezeigt, dass die Schrankoberfläche vor der Schellack-           stark vergilbter Firnis mittels einer basischen Pufferlösung von der
     weißlich oder grau. Diese farbigen Veränderungen werden anhand    fragmentarischen Charakters, deren Stofflichkeit auf Struktur-          Beschichtung mit einem Ölschliff geglättet wurde. Diese Technik        darunterliegenden Firnisschicht abgenommen. Diese Möglichkeit
     einer systematischen Untersuchung von Gemälden zwischen           kontrasten und unterschiedlichen Glanzgraden beruht. Diese              dient den variantenreichen Beschreibungen in vielen historischen       wurde erst im Zuge der Arbeitsproben für eine bereits beschlos-
     1475 – ca. 1720 phänomenologisch vorgestellt. Untersuchungen      empfindlichen Oberflächen werden häufig von Schäden gestört,            Quellen immer der Farbsättigung, auch der Einfärbung sowie             sene vollständige Firnisabnahme entdeckt. Nach der Entfernung
     zeigen, dass die Veränderungen nicht auf eine häufig vermutete    die auf Fettsäureabspaltungen und Bleiverseifungen beruhen              der Erzeugung von Tiefenlicht. Das ästhetische Ideal der kräftig       der oberen Firnisschicht zeigt sich die Gemäldeoberfläche mit
     chemische Entfärbung des Pigments, sondern auf Trennungen von     und sich in weißen Punkten („Ausblühungen“), flächigen weißen           mahagoniroten, stark glänzenden Oberflächen ist durch viele            dem Schmelz eines weitgehend hervorragend erhaltenen Firnisses.
     Pigment und Bindemittel zurückzuführen sind. Hierdurch verliert   Belägen und Protrusionen manifestieren. Anhand der 59 Blumen-           erhaltene Vergleichsbeispiele und die Beschreibung in Quellen          Neben der Firnistrennung selbst und ihrer Bedeutung für das zu-
     das in hoch brechenden Bindemitteln lasierende Ultramarin seine   studien des Kunstmuseums Moritzburg in Halle (Saale) werden             definiert. Starke und längere Lichteinwirkung haben zum Aus-           künftige Erscheinungsbild des Triptychons thematisiert der Vortrag,
     Transluzenz. In der Vergangenheit wurden zur Wiederherstellung    die Schadensphänomene, frühere wie gegenwärtige Versuche                bleichen von Holz und Überzug sowie Veränderungen in der Politur       auf welche Weise hier Entscheidungen, die den Weg der Restaurie-
     der plastischen Wirkung „ultramarinkranker“ Gemälde entweder      zu ihrer Beseitigung sowie die künftig beste Präsentationsform          geführt: zu fleckigen, gräulichen, beinahe matten Oberflächen. Aus     rung bestimmen, getroffen wurden. Der Vortrag möchte auch dazu
     die Übermalung oder die Regenerierung der betroffenen Partien     diskutiert.                                                             ästhetischer wie auch aus Perspektive der physischen Erhaltung         anregen, bei Entscheidungen dieser Tragweite innezuhalten und
     angewendet. Anhand von Beispielen werden Vor- und Nachteile                                                                               der Oberfläche bestand Handlungsbedarf. Mehrere „Reanimations-         alternative Möglichkeiten wahrzunehmen.
     dieser Eingriffe diskutiert.                                                                                                              versuche“ verliefen jedoch nicht zufriedenstellend oder scheiterten.
                                                                                                                                               Der Vortrag wird eine Rekonstruktion nach historischem Vorbild
                                                                                                                                               erörtern.
20                                                                                                                                                                                                                                                                                              21

       Sabine Formánek                                                      Dr. Jonathan Bikker                                                     Stefanie Lorenz                                                       Dr. Babett Forster, Romy König-Weska

     Eine Oberfläche die „mit Kreide und Wasser und einem                 What‘s so funny about impasto? Arnold Houbraken‘s                       Die Restaurierung des Gemäldes „Flußlandschaft“ von                   Das Bildnis als Palimpsest. Schicht um Schicht in
     Stück Filz solange geschliffen, bis es wie Glas ist“ –               lampooning of Rembrandt‘s use of texture in perspective                 Jacob Philipp Hackert. Eine Methode zur schichten-                    Jenaer Gelehrtenbildnissen
     Die Restaurierung einer Tischplatte mit Umdruckdekor                                                                                         selektiven Firnisabnahme
                                                                          No seventeenth-century Dutch artist was as preoccupied with                                                                                   Seit der Gründung der Hohen Schule Jena im Jahr 1548 haben Pro-
     Das Österreichische Museum für angewandte Kunst (MAK) ist im         creating surface texture in his paintings as Rembrandt van Rijn;        Der Vortrag stellt die Restaurierung des Leinwandgemäldes „Fluß-      fessoren und Gelehrte ihre Porträts der Lehranstalt zur Verfügung
     Besitz eines Tisches (um1830), dessen Tischplatte mit der seltenen   he would score the surfaces of his works with the butt-end of his       landschaft“ von Jacob Philipp Hackert aus der ständigen Ausstellung   gestellt. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden die Bildnisse in der
     Technik des Umdruckdekors gestaltet ist. Der gewünschte Effekt       brush, mould the paint like a sculptor does clay and, in his late       der Alten Nationalgalerie vor. Hackert war ein ebenso produktiver     Bibliothek präsentiert. Während dieser Zeit kam es zu mindestens ei-
     der klaren, fast fotografischen Wiedergabe der Grafiken war auf      period, even apply it with a palette knife. Although modern viewers     wie erfolgreicher Landschaftsmaler des ausgehenden 18. und be-        ner Überarbeitung der Bildinschriften. Waren die Schriftzeilen zuvor
     dem Möbel auf Grund mehrfacher Überarbeitung nur noch in             take delight in the textural effects Rembrandt achieved, the earliest   ginnenden 19. Jahrhunderts, den eine langjährige Freundschaft mit     in sich eher unregelmäßig und unscheinbar, erscheinen sie danach
     rudimentärer Form nachzuvollziehen. Aufgrund vorangegangener         critic to write extensively about this phenomenon in his work,          Goethe verband. Bei dem Gemälde handelt es sich um die Darstel-       in einem einheitlichen Duktus und gut lesbar am oberen Bildrand.
     erfolgloser Versuche einer Abnahme bzw. Reduzierung der oberen,      Arnold Houbraken, went out of his way to mock it. This paper will       lung einer idealisierten hügeligen Landschaft mit einem Flußlauf      Heute treten jedoch bei vielen der Gemälde die alten Schriftzüge
     jüngeren Firnisschichten und der Knappheit finanzieller Mittel       place Houbraken‘s remarks in the context of the contemporary            und Figurenstaffage. Anlass der Restaurierung war das unbefriedi-     aus der Übermalung hervor, so dass die Gemäldeoberfläche wie ein
     wurde zunächst entschieden, nur minimale konservatorische-restau-    debate on the “fine” and “loose” manners, which most critics saw        gende Erscheinungsbild des Firnisses, das eine Firnisabnahme          Schichtenwerk erscheint. Auch nach der Restaurierung ist die ge-
     ratorische Maßnahmen zu setzen. Nach Abschluss der Festigung         as equally valid approaches. Houbraken pays lip service to this         wünschenswert erscheinen ließ. Ein in manchen Bereichen erhalte-      naue Betrachtung der originalen Inschrift erschwert, da die allgemei-
     und Reinigung wurde mit Kittungs- und Retuscheproben begonnen.       parity, and introduces a third manner, the “rough” one, to cover        ner originaler Firnis machte es jedoch notwendig, eine Methode        ne Oberflächenbeschaffenheit durch nicht rückgängig zumachende
     Im Zuge dessen musste der rezente Firnis von den bereits vorhan-     works like Rembrandt‘s, whose painterly handling he could not           zur schichtenselektiven Firnisdünnung zu entwickeln. Dies gelang      Strukturveränderungen stark beeinträchtigt wird. Wir stehen vor der
     denen Kittungen früherer Überarbeitungen entfernt werden. Nach       abide with.                                                             mittels eines mechanischen Verfahrens. Durchführung und Ergeb-        Herausforderung, gleichzeitig die historischen Schichten offenzu-
     Absprache mit dem MAK wurde entschieden, weitere Freilegungs-                                                                                nisse der Restaurierung werden vorgestellt und erläutert.             legen und das Bildnis als ein ästhetisches Objekt zu erhalten, das
     tests anzustellen, um möglicherweise doch eine Abnahme des Firnis-                                                                                                                                                 nicht nur aufbewahrt, sondern immer auch von Seiten der Fachwis-
     ses durchführen zu können. Die dabei aufgetretenen Probleme und                                                                                                                                                    senschaft als Ausstellungsobjekt nachgefragt wird.
     Lösungsansätze sollen im Vortrag behandelt werden.
24                                                                                                                                                     Ad r e s s e n de r r efe r e n te n                                                                               25

                                                                                                                                                       Bader, Eva (Dipl.-Rest.)                  Courten, Caroline Gräfin von (M.A.)    Haselbach, Linda (M.A.)
                                                                                                                                                       Städel Museum                             PhD Student                            Gemälderestauratorin
                                                                                                                                                       Dürerstraße 2                             Rombout Hogerbeetsstraat 25-2          Nickel-Hoffmann-Straße 18
                                                                                                                                                       60596 Frankfurt am Main                   NL-1052 VN Amsterdam                   06110 Halle (Saale)
                                                                                                                                                       eva.bader@gmx.net                         mail@carocou.com                       linda.haselbach@gmx.de

                                                                                                                                                       Bäschlin, Nathalie (Dipl.-Rest.)          Ernst, Helena [M.A. (univ.)]           Hoppmann, Andreas
                                                                                                                                                       Leitende Restauratorin Kunstmuseum Bern   Restauratorin im Sammlungsmanagement   Gemälderestaurator
       Caroline von Courten                                                       Helena Ernst                                                         Hodlerstraße 8–12                         Deutsches Museum                       Lichtstraße 28
                                                                                                                                                       CH-3007 Bern                              Museumsinsel 1                         50825 Köln
     The Photographic Surface as Interface in mixed-media                       „The Keep“ von Mike Kelley im Museum Brandhorst                        nathalie.baeschlin@hkb.bfh.ch             80538 München                          post@andreas-hoppmann.de
     photo-works: Layers of materials, processes and meanings                                                                                                                                    helena.ernst@freenet.de
                                                                                                                                                       Bikker, Jonathan (Dr.)                                                           Klaas, Jörg (Dr. Dipl.-Rest.)
     in Ger van Elk’s “Dutch Grey” (1983/84)                                    In der Regel wird vom Restaurator ein Werk so erhalten, wie es der
                                                                                                                                                       Research Curator                          Forster, Babett (Dr.)                  Hebelstraße 120
                                                                                Künstler geschaffen und für fertig erklärt hat. Bei der Installation   Rijksmuseum                               Leiterin der Kustodie                  CH-4056 Basel
     Only within three decennia after the genesis of the photowork “Dutch       „The Keep“ (1998) von Mike Kelley stoßen altbewährte Gedanken          Museumstraat 1                            Friedrich-Schiller-Universität Jena    klaas@kunsttechnologie.ch
     Grey” (1983–84) by Ger van Elk, several visual elements come to the        und Ziele der etablierten und materialorientierten Konservierungs-     Postbus 74888                             Fürstengraben 18
     fore that were initially neither intended nor predictable. Most striking   und Restaurierungsansätze an ihre Grenzen. Die Fragestellung ist       NL-1070 DN Amsterdam                      07743 Jena                             Krämer, Thomas (Dipl.-Rest.)
     signs of its degradation are the orange-brown oxidation and the            wegen der durch Kelleys Materialwahl im Werk implizierten rampo-       j.bikker@Rijksmuseum.nl                   babett.forster@uni-jena.de             Museumslandschaft Hessen Kassel
     heavy silver-mirror of certain parts of the silver gelatine print on       nierten Außenwirkung komplexer: Vor allem die verwitterte Farb-                                                                                         Schloss Wilhelmshöhe
                                                                                                                                                       Bolz, Franziska (M.A.)                    Formánek, Sabine (Mag.)                34131 Kassel
     which Van Elk painted. A new layer has built up on top of the photo-       schicht der Türaußenseite ist bereits in großen Bereichen gefährdet
                                                                                                                                                       Doktorandin                               Restauratorin                          t.kraemer@museum-kassel.de
     graphic surface resulting from a migration of silver particles deriving    und hat kontinuierlich Substanz verloren. Die Betrachter schauen       Kurfürstenstraße 16                       Franzensbrückenstraße 28
     from the ‘inside’ of the print. This movement suggests the import-         durch einen Türspion ins Schuppeninnere und weiterer Substanz-         50678 Köln                                A-1020 Wien                            König-Weska, Romy (Dipl.-Rest.)
     ance of hidden layers that allot the function of an interface to the       verlust ist durch die unmittelbare Nähe des Besuchers unvermeid-       franziska.bolz@web.de                     atelier@restaurierung-formanek.at      Krämerbrücke 2
     photographic surface. For photography theory, the thickness of the         bar. Es stellt sich zuerst die Frage, ob der originale bzw. jetzige                                                                                     99084 Erfurt
     photowork (its layers of materials and processes) challenges the idea      Zustand festschreibbar ist oder ob die materialimmanente Ver-          Bräunig, Theresa (Dipl.-Rest.)            Harmssen, Anne                         romykoenig@hotmail.com
     of the ‘internal twofoldness’ of the term photograph. This case study      änderung vom Künstler erwünscht ist? Ist die Veränderung durch         Meschwitzstraße 18                        Leitung Restaurierung
                                                                                                                                                       01099 Dresden                             Museumslandschaft Hessen Kassel
     shows how the changing photographic surface becomes the visible            Farbschichtverlust nicht sogar ein Bestandteil des Kunstwerks?
                                                                                                                                                       th.braeunig@gmail.com                     Schloss Wilhelmshöhe
     juncture between what is usually separated as immaterial image and         Welche konservatorischen Eingriffe sind vertretbar? Ist der konti-                                               34131 Kassel
     physicalimage carrier.                                                     nuierliche Substanzverlust zu akzeptieren?                                                                       a.harmssen@museum-kassel.de
26   Ad r e s s e n de r r efe r e n te n                                                                                                     27

     Krupa, Andreas (Dipl.-Rest. M.A.)              Muhle, Felix (Dr. Dipl.-Rest.)                Santner, Markus (Mag. Dr.)
     Technische Hochschule Köln                     Staatliche Schlösser und Gärten               Bundesdenkmalamt
     Institut für Restaurierungs- und               Schlossstraße 30                              Arsenal, Objekt 15, Tor 4
     Konservierungswissenschaften                   71634 Ludwigsburg                             A-1030 Wien
     Ubierring 40                                   felix.muhle@ssg.bwl.de                        markus.santner@bda.at
     50678 Köln
     andreas.krupa@th-koeln.de                      Palmbach, Cornelius (Dipl.-Rest.)             Schmitt, Sibylle (Dipl.-Rest.)
                                                    Wissenschaftlicher Mitarbeiter                Kölnisches Stadtmuseum
     Litty, Susanne (M.A.)                          Hochschule der Künste Bern HKB                Zeughausstraße 1–3
     Wissenschaftliche Mitarbeiterin                Studiengang Konservierung und Restaurierung   50776 Köln
     Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin   Fellerstraße 11                               sisch@netcologne.de
     Fachbereich 5                                  CH-3027 Bern
     Wilhelminenhofstraße 75A                       cornelius.palmbach@hkb.bfh.ch                 Sitt, Martina (Prof. Dr.)
     12459 Berlin                                                                                 Professorin Studiengang Kunstwissenschaft
     susanne.litty@gmail.com                        Pohlmann, Albrecht (Dr. Dipl.-Rest.)          Universität Kassel, Kunsthochschule
                                                    Zentrale Restaurierung der Stiftung Dome      Menzelstraße 15
     Leder, Helmut (Univ. Prof. Dr.)                und Schlösser in Sachsen-Anhalt               34121 Kassel
     Leiter Forschungsschwerpunkt                   Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)          sitt@uni-kassel.de
     Visuelle Ästhetik                              Friedemann-Bach-Platz 5
     Universität Wien, Fakultät Psychologie         06108 Halle (Saale)                           Wohl, Dietmar
     Liebiggasse 5                                  albrecht.pohlmann@sds-kunstmuseum-            Gemälderestaurator
     A-1010 Wien                                    moritzburg.de                                 Rothenburg 45
     helmut.leder@univie.ac.at                                                                    48143 Münster
                                                    Rübel, Dietmar (Prof. Dr.)                    mail@restaurierung-wohl.de
     Lorenz, Stefanie (Dipl.-Rest.)                 Professor für Kunstgeschichte                 wohl@uni-muenster.de
     Nogatstraße 46                                 Hochschule für Bildende Künste Dresden
     12051 Berlin                                   Güntzstraße 34
     stefanie.lorenz.mail@gmx.de                    01099 Dresden
                                                    ruebel@hfbk-dresden.de
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     Tagung der Fachgruppe Gemälde
     9.–11.06.2016
     Orangerie an der Karlsaue, Kassel

     mit freundlicher Unterstützung der
     Museumslandschaft Hessen Kassel

     mit finanzieller Unterstützung des
     Museumsverein Kassel e.V.
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