Schildkröte oder Lemming?
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Der Designer als Schildkröte Was ist für mich drin? Die Idee zu diesem ebook entstand, als ich eines Morgens in einem überfül- lten Zug Richtung Frankfurt stand. Die Fahrgäste wurden gebeten, auszus- teigen, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden könne, wenn alle Gänge mit Menschen gefüllt sind. Ich habe mich dafür entschieden auszusteigen. Eine halbe Stunde später war ich in einem fast leeren Zug unterwegs mit einem bequemen Sitzplatz! Da habe ich mir gedacht: “Lieber eine halbe Stunde später am Zielort, als eingepfercht in einem überfüllten Zug zu reisen.” Daraus folgten dann die Fragen, die ich in diesem ebook beleuchten werde. Ist das, was andere tun, immer gut, nur weil es alle anderen tun? Muss es immer so schnell wie möglich gehen? Wie kann Einzigartigkeit erreicht werden, wenn es immer nur um Trends geht? Wer ist flexibler, die Masse oder der vernetzte Einzelne? Ich richte mich vor allem an Designer, weil ich selber einer bin. Aber ei- gentlich kann man diesen kurzen Exkurs auch als allgemein gültig sehen. © Holger Nils Pohl 2010 2 .12
Der Designer als Schildkröte Einige Rechte Dieses ebook ist unter der Creative Commons Lizens veröffentlicht. Sie dürfen dieses Werk bzw. den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen. Sie müssen den Namen des Autors in der von ihm festgelegten Weise nen- nen. Dieses Werk bzw. dieser Inhalt darf nicht für kommerzielle Zwecke verwen- det werden. Dieses Werk bzw. dieser Inhalt darf nicht bearbeitet, abgewandelt oder in anderer Weise verändert werden. © Holger Nils Pohl 2010 3 .12
Der Designer als Schildkröte Alle anderen Lemminge sind klein, flink und haben ein Fell. Niedlich. Sie haben keine Ecken und Kanten. Diese possierlichen Tiere scheinen sehr umgänglich zu sein. Irgendwie angenehm. Und sie sind sozial verträglich. Sie bilden Gruppen. Mitunter bilden sie Gemeinschaften von bis zu hundert Mitgliedern. Was für eine Durchschlag- skraft! Was für eine beeindruckende Zusammenkunft! Und weil es all die anderen Lemminge auch machen, gehen Sie irgendwann auf Wanderschaft. Viele von Ihnen sterben dabei. Nein, sie springen nicht über die Klippen, wie in “White Wilderness” suggeriert, aber es ist ein Bild, das sich festgebrannt hat. Weil alle es machen, ist es nicht zwangsläufig gut. Weil alle anderen es toll finden und es ein Trend ist, ist es nicht unbedingt sinnvoll. Schon gar nicht bemerkenswert oder einzigartig. Als Designer ist es aber unsere Aufgabe, bemerkenswerte Dinge zu machen. Es geht nicht darum, schon bestehende Trends aufzugreifen. Wir müssen für einen Geschäftspartner etwas entwickeln, dass ihn von anderen unter- scheidet. Die kreative Professionalität eines Designers ist es letzten Endes © Holger Nils Pohl 2010 4 .12
Der Designer als Schildkröte doch, die etwas Neues und Passgenaues entstehen lässt. Doch wie kann das funktionieren in einer Designerszene, in der es fast nur Lemminge gibt? Sei, wie eine Schildkröte Schildkröten gibt es seit ungefähr 250.000.000 Jahren. Sie haben die Dino- saurier überlebt, Jura und Kreide hinter sich gebracht und auch das Eiszeit- alter gut überstanden. In dieser Zeit haben sich mehr als 313 Arten der Schildkröten entwickelt. Es gibt sie zu Land und im Wasser. Sie finden sich in Flüssen und im Meer zurecht. Einige von Ihnen leben sogar in den Wüsten dieser Welt. Aber Schildkröten sind sehr langsam, oder? Nein. Es gibt Schildkröten, die bis zu 35 Stundenkilometer erreichen. Dafür muss sich ein Mensch schon sehr anstrengen! Die Lederschildkröte verzichtet sogar auf den obligatorischen Panzer. Ver- rückt? Vielleicht. Gegen die Regeln? Ja. Und erfolgreich. Sie ist dadurch schnell und flexibel geworden – und erschließt sich damit ein ungleich größeres Revier als ihre Artgenossen. © Holger Nils Pohl 2010 5 .12
Der Designer als Schildkröte Zieh Dich in Deinen Panzer zurück Designer sind professionelle Kreative. Sie wissen, was gerade angesagt ist und sind immer auf dem neusten Stand. Wenn es einen neuen Trend gibt, sind sie diejenigen, die ihn schon gestern kannten. Das muss sein und das kann schädlich für die eigene Arbeit sein. Je mehr ich über die Gestaltung von anderen weiß, desto schwieriger wird es für mich, mich davon zu lösen, wenn ich selber etwas Neues entwickeln soll. Solange ich auf Empfang bin, werde ich beeinflusst. Die Empfindsamkeit gegenüber Reizen aller Art tut ihr übriges dazu. Der visuelle Lärm in der Welt lässt die Kreativität verkümmern. Wer immer und überall, in der von Menschen geschaffenen Welt Eindrücke sammelt und sich auf die Werke anderer konzentriert, findet nicht mehr zu sich selber. Es muss Zeiten geben, in denen der Browser nicht an, Mail geschlossen, Magazine zugeschlagen, Messenger offline und die Telefone auf Voicebox umgeleitet sind. Die Schildkröte zieht sich in zum Schlafen, Entspannen und zum Schutz in Ihren Panzer zurück. Und um etwas wirklich bemerkenswertes zu er- schaffen, muss ich das als Designer auch tun. Das macht auch Angst, weil es nicht einfach ist. Und weil ich dafür einstehen muss, was ich alleine entwickelt habe. Es ist dann etwas Einzigartiges. Das wird häufig von allen © Holger Nils Pohl 2010 6 .12
Der Designer als Schildkröte anderen kritisiert und abgekanzelt. Aber wir wissen jetzt ja schon, was alle anderen bedeuten: Nichts. Konzentrierte Arbeit mit mir selbst und meiner Kreativität. Das fällt schwer als “Gestörter” – wie Wolff Lotter die Kreativen beschreibt – aber das Bild der Schildkröte hilft. Lass Dir Zeit Die Welt ist kurzweilig und schnelllebig, weil wir sie so machen. Herausra- gende Leistungen im Design brauchen aber vor allem eines: Zeit. Die Spezies Schildkröte hat sich nicht beunruhigen lassen. Zumindest nicht auf lange Sicht gesehen. Sie hat sicherlich auch stressige Zeiten erlebt. Aber sie hat sie überstanden. Beharrlichkeit, eine dicke Haut und ein starker Wille. Nicht ein kurzfristig- es Ziel verfolgen, sondern nachhaltige Lösungen erarbeiten – das zeichnet einen erfolgreichen, wertvollen Designer aus. Der Lemming, der immer nur den anderen hinterher rennt, hat nicht den Blick für das große Ganze. Er macht, was er zu tun hat. Er rennt. Ein Designer, der immer nur von Auftrag zu Auftrag und von Pitch zu Pitch hechtet, verliert den Überblick. Er wird zu einem Lemming für eine Indust- rie, die es so nicht mehr lange geben wird. Nachhaltiges Design entsteht schon vor und nach dem Auftrag. Im persön- © Holger Nils Pohl 2010 7 .12
Der Designer als Schildkröte lichen Kontakt zu Geschäftspartnern. Keine Kunden, keine Auftraggeber, sondern Partner. In Gesprächen entwickelt man ein Gefühl füreinander. Man spricht über Pläne, Sorgen und Ansichten. Wer hier richtig hinhört und sich aktiv für sein Gegenüber interessiert, der schafft Werte und es entsteht eine Beziehung. Die Kunden wollen keine Gespräche? Es macht keinen Spaß sich mit Un- ternehmern zu unterhalten? Man bekommt keinen Kontakt? Dann sind es entweder die falschen Kunden oder die eigene falsche Einstellung. Persön- liche Beziehungen und Kontakte aufbauen um der Beziehungen und des Themas Willen, werden sich mit der Zeit auszahlen. Es geht nicht darum, seine Leistungen als Designer zu verkaufen, sondern sich als Partner zu etablieren. Nimm Abstand Eine Schildkröte ist oft lange Zeit alleine unterwegs. Sie ist eine Eigen- brötlerin. Der Panzer ist schartig und kantig – und wird es mit zunehmen- dem Alter immer mehr. Das gefällt Ihren Fressfeinden nicht gut. Und viele finden Schildkröten auch noch langweilig! Das ist trotzdem gut so. Denn jemand, der Ecken und Kanten hat, den kann man einschätzen. Der ist interessant und vertritt eine Meinung. Er ist ein © Holger Nils Pohl 2010 8 .12
Der Designer als Schildkröte Gespräch wert. In einem Gespräch gewinnen immer alle. Und es wird Leute geben, die ihn nicht mögen. Auch das ist gut. Man kann nicht jeden zufrieden stellen. Und genau das macht Persönlichkeit aus. Es geht nicht darum, egozentrisch zu denken und zu handeln. Es geht darum, einen Standpunkt zu vertreten und für etwas einzustehen. Nicht unter Wert verkaufen, sondern für Werte kämpfen. Das gilt übrigens auch und vor allem für andere Unternehmer, nicht nur für Designer. Zieh es präzise und schnell durch Kollektiver Spaß im Strudel, wie in dem Film «Findet Nemo», das zeichnet sie auch aus, die Schildkröten. Dabei sind sie durch ihre Herkunft und die Tätigkeit verbunden. Ein Zustand, auf den es sich auch bei Designern im- mer mehr hinbewegen wird. Früher waren freie Designer alleine abhängig von einem zentralen Arbeit- geber. Heute sind sie in teils interdisziplinären Teams vernetzt und treten als Bürogemeinschaften, Agenturen oder ähnliches auf. In Zukunft sollten sie in projektbezogenen Netzwerken agieren. Designer müssen sich neuen Territorien gegenüber öffnen und anpassen. So wie die © Holger Nils Pohl 2010 9 .12
Der Designer als Schildkröte Schildkröte im Wasser und am Land lebt, in vielen verschiedenen Klima- zonen. Interdisziplinäre Spezialisten finden sich zuverlässig und vertrauensvoll für jedes Projekt in einer neuen Konstellation zusammen. Die neuen Me- dien machen das immer besser und funktionaler möglich. Dabei behalten die Designer Ihre große Stärke. Durch fehlende Überbauten und komplexe Bürokratiestrukturen sind sie schnell. Wenn wir für jedes Projekt schnell ein passendes Team zusammen bekom- men können, wenn wir Kreativität professionell als Steuerungselement ein- setzen können – was können dann träge, große Firmen machen, außer mit uns arbeiten zu wollen, um auch etwas von diesem Geist mitzubekommen? Als Designer gilt es, das Netzwerk auszubauen und zu stärken. Das bedeu- tet, dass man sich gegenseitig unterstützt und professionelle, kreative Struk- turen aufbaut. © Holger Nils Pohl 2010 1 0 .12
Der Designer als Schildkröte Was war für Sie dabei? Sind Sie ein Lemming oder eine Schildkröte? Wären Sie lieber etwas ande- res? Konnte ich Ihre Erwartungen an dieses ebook erfüllen? Ihre Meinung interessiert mich, teilen Sie sie mir mit. Schicken Sie mir eine Mail an mail@holgernilspohl.de Tweeten Sie mich an @HolgerNilsPohl Kontaktieren Sie mich auf Xing Und für’s Persönliche Facebook Oder besuchen Sie www.holgernilspohl.de Meine Quellen: Seth Godin Michael Hardt Wikipedia brand eins © Holger Nils Pohl 2010 1 1 .12
Der Designer als Schildkröte Kurz über mich Ich bin Konzeptdesigner. Als Gestalter entwerfe ich Ausstellungsdesign für Unternehmen. Das kann ein Showroom, eine firmeneigene Ausstellung oder eine Roadshow sein. Als Gesprächspartner und Berater kann ich mein volles Potential ausschöp- fen. Mit kreativer Professionalität gelingt es mir, Ihnen einen Weg aufzuzei- gen, wie Sie Ihr Unternehmen erfolgreich auf Kurs bringen. Ich entwickle mit Ihnen kreative Prozesse, gebe Impulse und bringe Ideen ein. Das kann ich besonders gut, weil ich als Kreativer einen neuen Blick auf die Dinge habe und als professioneller Unternehmer verstehe, was für Sie wichtig ist. Ich unterstütze Sie dabei, die richtigen Gestaltungsmaßnahmen für die nötigen Schritte zum Erfolg einzuleiten. © Holger Nils Pohl 2010 1 2 .12
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