Schlock - (Spielfilm, Blu-Ray/DVD) - Booknerds

Die Seite wird erstellt Finja Eichhorn
 
WEITER LESEN
Schlock – (Spielfilm, Blu-Ray/DVD)
Als „Schlock – Das Bananenmonster“ 1982 in den deutschen
Kinos anlief, hatte der Film bereits elf Jahre auf dem Buckel.
Zuvor waren bereits die später entstandenen „The Kentucky
Fried Movie“, „Ich glaub‘ mich tritt ein Pferd“ („National
Lampoon’s Animal House“), „The Blues Brothers“ und
„American Werewolf“ („An American Werewolf In London“)
gezeigt worden und hatten John Landis als Regisseur
erfolgreicher und kultiger Werke etabliert. Die „Blues Brothers“ waren vor allem
Kult, die drei anderen Filme auch sehr erfolgreich.

Also grub man Landis‘ Debüt aus. Das er 1971 im Alter von 21 Jahren für rund 60
000 Dollar gedreht hatte. 30 000 Dollar hatte der Regisseur selbst beigesteuert,
weitere 10 000 Dollar kamen von einem Großonkel, der Rest wurde von Freunden
und Bekannten zusammengekratzt. Trotzdem er weitgehend mit Laien besetzt ist,
nur eine überschaubare Anzahl an Requisiten und Drehorten besitzt, ist der Film
erstaunlich professionell geraten und markiert zugleich den Beginn einer
wundervollen und ertragreichen Freundschaft zwischen Regisseur, Autor und
diesmal Hauptdarsteller John Landis und dem damals zwanzigjährigen „Monster
Maker“ Rick Baker, für den „Schlock“ die zweite Arbeit, nach „Octaman – Die
Bestie aus der Tiefe“ („Octman“), war. Sein gelungenes Affenkostüm – dessen
Gummigrundlage zum Großteil in Mutterns Backoffen entstand – ist ein wahrer
Hingucker und siedelt den „Schlockthropus“ tatsächlich als Bindeglied zwischen
Affe und Urzeitmensch an.

Die Handlung des knapp achtzigminütigen Films ist mit dem deutschen Titel
„Schlock – Das Bananenmonster“ ziemlich gut umrissen. Die Eröffnungssequenz
ist eine Kamerafahrt über ein (unblutiges) Massaker. Der Schlock hat den
„Metaphysischen Bowling Club von Canyon Valley“ niedergemetzelt und 239
Leichen („vorläufiges Endergebnis“) auf einem Spielplatz hinterlassen, wie
Knallchargen-Reporter Joe Putzman aufgeregt zu berichten weiß. Fast so viele
Statisten werden von der Kamera abgetastet und spielen ihre toten Rollen mit
sichtlichem Vergnügen.

Auftritt Detective Sergeant Wino, dargestellt vom selten unattraktiven Saul Kahan
als groteskem Woody Allen-Verschnitt im Columbo-Gedächtnistrenchcoat, und
seinem Adlatus, dem (fast) stummen Streifenpolizisten Ivan. Wino hat es sich zur
Aufgabe gemacht, den Schlockthropus unschädlich zu machen. Doch bis dies
geschieht, müssen noch 559 weitere Opfer beklagt werden.

                                          Das spielt aber alles keine große Rolle,
denn „Schlock“ ist eine meist gut getimte Aneinanderreihung von grotesken
Gags, Slapstick, Absurditäten, Autofahrten von links nach rechts, im
Schlingerkurs und wieder zurück sowie liebevoll eingebrachten, meist
parodistisch überspitzten, Filmzitaten. Zuvorderst logischerweise „King Kong und
die weiße Frau“, dicht gefolgt von „Frankenstein“ und „2001 – Odyssee im
Weltraum“. Zudem schaut sich Schlock während des Films im örtlichen Kino „The
Blob“ an. Zahlreiche Verweise auf John Landis Lieblings-Fake-Film „See You Next
Wednsday“ sind natürlich ebenfalls vorhanden („Morgen zeigen wir wie jeden
Mittwoch „Sehen wir uns nächsten Mittwoch““). Vieles verweist bereits auf den
Humor von „Kentucky Fried Movie“, obwohl Landis die Zucker-Brüder, Jim
Abrahams und Pat Proft erst später kennenlernen wird. Die Gagdichte ist nicht
ganz so hoch, aber selbst, wenn einmal wenig bis gar nichts passiert, strotzt der
Film vor krudem Charme.

Landis schreckt vor Plattheiten nicht zurück (Ofenrohr als Schutzhelm und
ähnliches), beherrscht aber auch filigranere Spitzen (der uniformierte Ivan ist
eine kleine Addams Family-Lurch-Hommage) und besonders die Kunst, Pointen
ganz beiläufig im Hintergrund des Geschehens ablaufen zu lassen. Bisweilen
erreicht das surreale Höhen oder wird zur Hommage an die Mechaniken der
Destruktionskomik á la Laurel & Hardy.

John Landis war bereits ein alter Hase im Filmgeschäft, als er mit den
Dreharbeiten begann. Der Schulabbrecher hatte als Studio-Postmann,
Kabelschlepper, Stuntman, Produktions- und Regie-Assistent in Los Angeles und
Europa gearbeitet, dabei immer sein Ziel vor Augen, selbst einmal Filme zu
inszenieren. Dies gelingt ihm mit „Schlock“, doch wird es noch zwei Jahre dauern,
bis sich ein Verleiher, dank der Fürsprache des legendären „Tonight Show“-
Moderators Johnny Carson, des Films annimmt. Danach erobert der
Schlockthropus die Welt. Naja, fast. Auf die, nach dem zu Herzen gehenden
Finale, angekündigte Fortsetzung „Son Of Schlock“ warten wir immer noch.

                        Die Turbine-Edition der Blu Ray (inklusive DVD-Version)
ist eine Wucht. Das Bild ist von wahrlich bestechender Schärfe, ohne dass es
aseptisch wirkt. Der Ton geht in jeder Version in Ordnung, und die Ausstattung
des Mediabooks ist opulent. Das Booklet besteht aus zwei lesenswerten Artikeln
von Dr. „Horror“ Rolf Giesen und Ingo Strecker. Im Bonusmaterial findet sich ein
sehr schönes Interview mit dem gut aufgelegten und äußerst sympathischen John
Landis. Neben einem ebenso hörenswerten und äußerst erhellenden
Audiokommentar, den sich Landis mit dem fabulösen Rick Baker teilt. Zwei
Highlights der vorliegenden Ausgabe, mit denen der flapsige deutsche Audio-
/Videokommentar der Herren Hennes Bender, Torsten Sträter und Gerry Streberg
nicht ganz mithalten kann. Stellenweise ganz ulkig, größtenteils putzig,
filmwissenschaftlich nahezu ohne Belang. Worauf das Trio aber auch keinen allzu
großen Wert legt.

Zum Disc-Start entschuldigt sich John Landis für den folgenden Film. Das wäre
gar nicht nötig gewesen. Denn „Schlock“ ist immer noch auf schräge Art
kurzweilig und besonders inklusive des Landis-/Bakers-Kommentars ein wichtiges
Stückchen Filmgeschichte. Sozusagen der Missing Link zwischen „Das
Ungeheuer“ („Trog“) und den „Blues Brothers“. Oder wie es im Vorspann heißt:

  ERST „Birth Of Nation“ DANN „Gone With The Wind“, „2001: A Space
  Odyssey“, „Love Story“, „See You Next Wednsday“ UND JETZT „Schlock“!
So steht’s geschrieben, und wer will da widersprechen?

           Leichentransport,
                                       Before The Cinema
             professionell                                   Joe Putzman und
                                             Show
                                                                  Gäste

               Schlocks
                                       Schlock und Julia
            Höhlengleichnis                                Schlock und der Blob
                                       Roberts‘ künftige
                                         Schwägerin

               Bananarama
                                         The Doors are
                                                              Schlock’n’Roll
                                           schlocked

Cover & Szenenfotos © Turbine Medien

            Titel: Schlock – Das Bananenmonster
            Originaltitel: Schlock
            Produktionsland und -jahr: USA 1971
            Genre: Komödie, Horror, Dokumentation
            Erschienen: 27.04.2018
            Label: Turbine Medien
            Spielzeit:
             79 Minuten auf Blu-Ray
            79 Minuten auf DVD
Darsteller:
John Landis
Saul Kahan
Joseph Piantadosi
Eliza Roberts
Tom Alvich
Walter Levine
Harriet Medin
Eric Allison
Charles Villiers
Ralph Baker
John Chambers
Regie:
John Landis
Drehbuch:
John Landis
Musik:
David Gibons
Kamera:
Robert E. Collins.
Extras:
Birth of a Schlock – Interview mit John Landis* (ca. 41 Min.)
Intro von John Landis*
Audiokommentar mit John Landis & Rick Baker*
Audio- und Videokommentar mit Sträter Bender Streberg
SCHLOCK – Trailers from Hell mit John Landis*
SCHLOCK-Trailer-Show
US-Radiospots
Zweisprachiger Buchteil mit Texten von Dr. Rolf Giesen und Ingo Strecker
Hidden Feature – Interview mit Kameramann Bob Collins
Technische Details (DVD)
Video: 4:3 (Open Matte) in NTSC
Sprachen/Ton: D, E, Dolby Digital 2.0 (mono)
Untertitel: Deutsch (subtitles), Deutsch (dubtitles), Englisch
Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1.78:1 (1080p)
Sprachen/Ton: D, E, DTS HD-Master Audio 2.0 (mono)
Untertitel: Deutsch (subtitles), Deutsch (dubtitles), Englisch
      FSK: 12
      Sonstige Informationen:
      Produktlink Mediabook
      Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 11/15 geschälte Bananen für den Film, 15/15 Schlockthropusse
fürs Turbine-Mediabook
Sie können auch lesen