Schlossgut Post Nr. 30 | April 2021 - Stiftung für Betagte Münsingen

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Schlossgut Post Nr. 30 | April 2021 - Stiftung für Betagte Münsingen
Schlossgut Post
Nr. 30 | April 2021

  Was für eine grossartige Familie

  Die Kräfte und die Energie müssen in
  dieser anspruchsvollen Zeit gebündelt
  werden. Und das schafft nur eine gut
  funktionierende Familie oder ein tolles
  Team. Das Virus hat auch einen unserer
  Standorte erwischt, das Alterszentrum
  Schlossgut. Allerdings hat die Betreuung
  und Pflege grossartige Arbeit geleistet
  – und leistet diese immer noch. Sie war
  dabei nie alleine! Seit über einem Jahr
  packen alle Mitarbeiter der Stiftung auch
  ausserhalb ihres eigenen Aufgabengebiets
  an. Dafür sage ich aufrichtig DANKE
  an jede einzelne gute Seele in den drei
  Standorten. Und wie toll es doch ist,
  dass wir in der Bärenmatte und in der
  Sonnhalde verschont geblieben sind.

  Adrian Junker, Zentrumsleiter
Schlossgut Post Nr. 30 | April 2021 - Stiftung für Betagte Münsingen
Trüffel zu Weihnachten
                                                                                          Das Feiern von Weihnachten während einer
                                                                                          Pandemie ist eine Herausforderung. Mit
                                                                                          viel Kreativität organisierten die Mitarbei-
                                                                                          tenden der Stiftung trotz Schutzmassnah-
                                                                                          men ein frohes Fest für die Bewohnen-
                                                                                          den. Anstelle einer grossen Feier wurden
                                                                                          sechs kleinere Feste ausgerichtet. Hans
                                                                                          Abplanalp und Regula Scherrer begleite-
                                                                                          ten sie mit Geschichten und Musik. Eben-
                                                                                          falls dabei war ein edler Pilz, nämlich
                                                                                          der Trüffel, den uns unsere Mitarbeiterin
                                                                                          Gaby Lüthi von der Demenzabteilung für
                                                                                          solche Anlässe geschenkt hat. Sage und
                                                                                          schreibe fast ein halbes Kilogramm.

Unsere Stärken zeigten sich deutlich                                                      Kopfsalat
Wenn Beat Moser an das letzte Jahr zu-       ist aber, dass wir trotz Krise nicht Halt    Eintritte
rückdenkt, schweift sein Blick kurz ab,      gemacht haben», betont Moser. Die Aus-       Betreuung & Pflege: Christa Erni, Svenja
durchs Fenster hinaus zum Park vor dem       und Weiterbildung ging weiter, neue          Eberhart, Nina Wittwer, Stefan Kammer-
Alterszentrum. «Wir waren alle stark ge-     Auszubildende wurden rekrutiert, in die      mann, Meri Kibrom, Valerie Denzler,
fordert», sagt der Stiftungsratspräsident,   Infrastruktur wurde investiert und der       Tamara Jaun, Alice Beutler, Sara Liebi,
der gleichzeitig als Gemeindepräsident       Stiftungsrat hat wichtige Zukunftsthemen     Mirjam Gfeller, Alem Kinfe, Cátia Lanker,
von Münsingen amtet. Allerdings zeigten      besprochen. «Der Stiftungsrat hat die        Tenzin Thotsetsang, Sarah Stasny, Chris-
sich in dieser Zeit auch die Stärken des     vornehme Aufgabe, die Institution mög-       tina Schranz, Malika Aglil, Aktivierung:
Unternehmens deutlich. So halfen sich die    lichst weitblickend zu sichern und weiter-   Jeannine Stalder, Gastronomie: Majeen
hervorragend eingespielten Teams be-         zuentwickeln, etwa beim Angebot, der         Thampithurai, Infrastruktur: Tina Glauser,
reichs- und standortübergreifend, die Kom-   Infrastruktur oder bei den Rahmenbedin-      Marianne Gehrig, Beatrice Kunz, Thomas
munikation zu den Bewohnenden und An-        gungen für Mitarbeitende, Bewohnende         Moser, Denise Weiss, Administration:
gehörigen funktionierte und dank kurzen      und Angehörige», so Moser. Treu dem          Christian Künzli, Jewelcy Marassery, Mé-
Entscheidungswegen wurden pragmatische       Motto «wir gewinnen als Team» freut          lanie Balsiger, Lernende: Sumea Hussein,
Lösungen umgesetzt. «Genauso wichtig         sich Moser auf ein spannendes Jahr.          Livia Mühlematter, Cedric Zürcher, Ma-
                                                                                          rie-Lou Camara, Carina Carrulo de Jesus

                                                                                          Austritte
                                             Für einen tiefen Schlaf                      Betreuung & Pflege: Susanne Röthlisber-
                                                                                          ger, Tsering Phuntsoktsang, Nicole Bra-
                                             Die Pflegebetten in den Einrichtungen        zerol, Peter Neumann, Barbara Kaiser,
                                             der Stiftung haben ihr Alter mehr als        Michaela Hüttner, Karin Bucher, Nathalie
                                             erreicht. Aktuell sind acht verschiedene     Buchser, Stephanie Roth, Aktivierung:
                                             Modelle im Gebrauch. Das erschwert die       Yvonne Sommer, Johannes Baeder, Gas-
                                             Wartung und macht oft standortüber-          tronomie: Awet Tekle, Administration:
                                             greifende Transporte nötig. Anfang           Silke Bürkli, Klara Weibel, Noa Mast,
                                             Mai werden nun sämtliche Pflegebet-          Doris Wittwer, Infrastruktur: Marianne
                                             ten sowie die Matratzen, Nachttische,        Heiniger, Urs Krähenbühl
                                             Nachttischlampen und Beistelltische
                                             ersetzt. Die Zimmerbeleuchtung soll mit      Lernende
                                             einer zusätzlichen Leuchte, die drei         Erfolgreich abgeschlossen: Romina Aeber-
                                             Lichtmöglichkeiten bietet, ergänzt wer-      hard, Chiara Ornella, FaGe EFZ, Stepha-
                                             den. Die alten, noch intakten Gegen-         nie von Steiger, Köchin EFZ
                                             stände werden einer Hilfsorganisation
                                             zur Verfügung gestellt. Zudem nehmen         Pensionierungen
                                             drei Mitarbeitende Pflegebetten für ihre     Betreuung & Pflege: Dora Gfeller, Beatri-
                                             Angehörigen nach Hause.                      ce Schenk, Infrastruktur: Veronika Stalder
Schlossgut Post Nr. 30 | April 2021 - Stiftung für Betagte Münsingen
«Noch nie hatte ich es so gäbig»
Elisabeth Baumann geht auch während der Pandemie jeden Tag hinaus in die Natur. In der
Alterssiedlung Sonnhalde schätzt sie die grosse Unabhängigkeit – sowie den Gemeinsinn unter
den Bewohnern.

Vor ziemlich genau fünf Jahren zogen          Sie sind selbst Gärtnerin. Haben Sie         Mittagstisch, auch wenn nicht immer alle
Sie in die Sonnhalde ein. Was hat Sie         eine Lieblingsblume?                         daran teilnehmen.
dazu bewogen?                                 Ich mag alle Blumen; auch wenn ich viele
Elisabeth Baumann: Meine älteste              davon in der Wohnung habe, sind sie mir      Wie haben Sie das vergangene, schwie-
Schwester besichtigte hier mit einer Be-      nie eine Last. Und jetzt sind es gar nicht   rige Jahr erlebt?
kannten eine Wohnung. Anschliessend           mehr so viele. Früher nahm ich jeweils       Eigentlich gut. Wir waren ja nicht einge-
meinte sie, dass dieses Haus etwas für        noch einige, denen es nicht so gut ging,     sperrt und es gab auch keinen Fall, wor-
mich wäre. Ich konnte mich damals noch        vom Betrieb nach Hause und päppelte sie      über wir sehr dankbar sind. Ich ging jeden
nicht sofort entschliessen, auch vom Al-      wieder auf.                                  Tag nach draussen, zu Fuss oder mit dem
ter her nicht. Aber irgendwann meldete                                                     Velo, das half mir über diese Zeit.
ich mich dann doch an.                        Wie lautet Ihre Bilanz nach fünf Jahren
                                              in der Sonnhalde?                            Sie fühlten sich nicht einsam?
Was gefällt Ihnen hier?                       Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass     Nein, ich bin zwar sehr gut eingebunden
Sicher die Umgebung, ich bin nicht so         ich hier sein darf. Noch nie in meinem       in die Familien meiner Geschwister, eine
gerne mitten im Zentrum. Hier oben sind       Leben hatte ich es so gäbig. Auch schätze    eigene habe ich aber nicht. Dadurch bin
wir ein bisschen für uns, aber trotzdem       ich es sehr, von Müllers, unserem Haus-      ich es mich gewohnt, alleine zu sein. Klar
schnell im Dorf oder in der Natur.            wartehepaar, so gut umsorgt zu werden!       ist es schön, wenn ich mich mit jeman-
                                                                                           dem austauschen kann. Aber diese Mög-
Sie sind in Kirchdorf aufgewachsen.           Wie erleben Sie den Kontakt zu den an-       lichkeit habe ich hier jederzeit.
Erzählen Sie von Ihrer Kindheit.              deren Hausbewohnern?
Wir waren sechs Geschwister. Meine            Wir sind ein Haufen Frauen, da gibt es
Eltern betrieben eine Gärtnerei. Mein         ab und zu ein Gschwätz, das ist normal,        Elisabeth Baumann wurde am 6. Mai
Vater starb allerdings früh, mit 40 Jahren.   aber im Grossen und Ganzen haben wir           1946 geboren und wuchs in Kirch-
Unsere Mutter hatte einen festen Willen       es gut miteinander. Ich schätze die Un-        dorf, in der Nähe des Gerzensees,
und eine gute Gesundheit. Sie wollte uns      abhängigkeit. Man kann hier für sich in        auf. Nach einer Gärtnerlehre arbei-
Kinder nicht weggeben und brachte es          der Wohnung sein, aber auch mit jeman-         tete sie 20 Jahre im elterlichen Betrieb
fertig, das Geschäft und die Familie zu-      dem reden. Entweder trifft man sich beim       und später in der Gartenabteilung
sammenzuhalten. Sie sagte immer, dass         Briefkasten oder im Gang. Oder man             der Migros. Vor fünf Jahren zog sie
sie das alles nur mit Gottes Hilfe ge-        lädt sich gegenseitig zum Kaffee ein.          in eine frisch renovierte Wohnung
schafft habe. Der Glaube gab ihr Halt.        Schön finde ich auch den gemeinsamen           in der Alterssiedlung Sonnhalde.
Schlossgut Post Nr. 30 | April 2021 - Stiftung für Betagte Münsingen
«Jeder Abschied tat mir weh»
Am 1. März feierte Dora Gfeller ihren letzten Arbeitstag. 22 Jahre hatte die 64-Jährige im
Alterszentrum Schlossgut als Pflegeassistentin gearbeitet und dabei drei Heimleiter sowie
unzählige Geschichten erlebt.

Ihre Leidenschaft für die Pflege erkannte     aussteigen mussten. «Wir brauchten ein      genauso viel zurück.» Eine Bewohnerin
Dora Gfeller früh. In der 4. Klasse stürzte   zweites Standbein, also entschloss ich      hat Gfeller während 20 Jahren begleitet.
sie von einem Baum, brach sich das            mich, wieder in der Pflege zu arbeiten.»    Es ist ein Job, der einen physisch wie
Handgelenk und musste für einen Monat                                                     psychisch fordert. Und wenns dann ums
ins Spital. «Ich war in einem Sechser-        Und so heuerte Dora Gfeller vor 22 Jahren   Sterben geht, gehe das einem schon nahe.
Zimmer zusammen mit fünf Grossmüt-            im Alterszentrum Schlossgut an. «Das        Wenn man jemanden so lange kennt, ist
tern», erinnert sie sich. Als es ihr etwas    war damals ein ganz anderer Betrieb.»       es, wie wenn die eigene Grossmutter
besser ging, eilte sie ihren Zimmergenos-     Das Haus war weniger gross, die Bewoh-      sterben würde. «Ich habe bei jedem ge-
sinnen zu Hilfe, brachte etwa ein Glas        ner viel jünger und die Mitarbeiter nicht   weint, der gegangen ist. Hier ist die letzte
Wasser an den Tisch. «Damals realisierte      in einzelnen Teams organisiert. «Wir tra-   Station, das ist einfach so.»
ich: Das ist es, was ich machen will.»        fen uns alle zur Kaffeepause und wussten
                                              immer über alles Bescheid.» Während         Obwohl ihr das Team auf dem 1. Stock
Nach einer Ausbildung zur Spitalgehilfin      der Nachtwache war sie jeweils alleine      fehlen wird, freut sich Dora Gfeller auf
arbeitete sie in verschiedenen Spitälern,     für das ganze Haus mit fast 60 Bewoh-       ihren neuen Lebensabschnitt. Im März
immer auf der Gynäkologie-Abteilung.          nenden verantwortlich. «Damals war aber     übernahm der jüngere Sohn Simon den
Dann lernte sie ihren Mann kennen, einen      viel weniger los.»                          Hof, Ende Juli heiratet er. Sie und ihr
Landwirt, wurde Bäuerin, obwohl sie das                                                   Mann werden ihn auf dem Hof unter-
eigentlich nie wollte, und kriegte zwei       Nie verlassen hat sie die Freude am Be-     stützen. Daneben kümmert sich Dora um
Söhne. «Die Liebe war halt stärker.»          ruf, auch wenn sie mit der fortschrei-      ihre zehn Katzen und frönt ihrem grossen
Zwölf Jahre lang ging das gut, bis der        tenden Digitalisierung ihre liebe Mühe      Hobby, dem Backen. «Und vielleicht
Ehemann Rückenprobleme kriegte und            bekundete. «In der Pflege kann man den      kommt dereinst ein Grosskind zur Welt,
die Gfellers aus der Milchwirtschaft          Leuten sehr viel geben. Und es kommt        das wäre natürlich schön.»

                                                                                                                                Impressum
                                                                                                     Herausgeber: Stiftung für Betagte Münsingen
                                                                                                            Texte: Adrian Junker, Tobias Hüberli
                                                                                                                          Fotos: Vera Elma Vacek
                                                                                                              Gestaltung: Moser Graphic Design
                                                                                                                         Druck: Mastra Druck AG

                                                                                            © 2021 Stiftung für Betagte Münsingen | www.sfbm.ch
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