Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...

Die Seite wird erstellt Heinz Lauer
 
WEITER LESEN
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
BERNER KLINIK MONTANA

         Schluckstörungen
       (bei Schlaganfallpatienten)

Fortbildungsakademie SGNR am 03.11.2018
                  Dr. Jan Adolphsen
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Klinikdaten:
-110 Betten
-1500 m Höhe
-Fachrichtungen:
      - Neurologie
               -   Multiple Sklerose
               -   Hirnschlag
      -   Allgemeine Innere
      -   Onkologie                       MitarbeiterInnen:
      -   Muskuloskelettal                -Pflege:                         40
      -   Psychosomatik                   -Physiotherapie:                 14
                                          -Sporttherapie:                  4
      -   Weiterbildungsberechtigungen:   -Ärzte und Ärztinnen:
           - Neurologie 2 Jahre                  - Fachärzt(e)innen        6
           - Innere 1 Jahr                       - Assistenzärzt(e)innen   8
           - PMR 1 Jahr                          - Ergotherapie:           8
           - Skifahren…                          - Logopädie:              4
                                                 - Psychologie:            3
                                                 - Neuropsychologie:
                                                      2
                                                 - Sozialdienst:           2
                                                 - Kunsttherapie:          1
                                                 - Ernährungsberatung:
                                                      2
                                                 - Akupunktur              1
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Warum machen das die
Neurologen?

                       Und nicht (nur)
                       die Hals-Nasen-
                       Ohren-Ärzte?
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
•   • Schlaganfall: über 50% in der Akutphase
•   • Schweres Schädel-Hirn-Trauma: über 50% in der Akutphase
•   • Morbus Parkinson: ca. 50% (Korrelation mit Krankheitsdauer)
•   • Multiple Sklerose (MS): ca. 30– 40% (Korrelation mit Behinderungsgrad)
•   • Zentrale pontine Myelinolyse: sehr häufig
•   • Progressive supranukleäre Blickparese (PSP; Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom): ca. 80%
•   • Multisystematrophien (MSA): ca. 70%
•   • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): im Verlauf fast immer auftretend; in ca. 25% bulbärer Beginn,
•   dann regelhaft
•   • X-chromosomal rezessive spinobulbäre Muskelatrophie (SBMA) Typ Kennedy: im Verlauf fast
•   immer auftretend
•   • Akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (AIDP): häufig, besonders bei den
•   Sonderformen „ Polyneuritis cranialis“ und „ Miller-Fisher-Syndrom“ (MFS)
•   • Critical-Illnesss-Polyneuropathie (CIP), Critical-Illness-Myopathie (CIM) bzw.
•   Langzeitbeatmung/intensivstationäre (medikamentöse) Maßnahmen: bezüglich CIP und CIM
•   keine Angaben in der Literatur, nach eigenen Erfahrungen nicht selten auftretend; nach
•   Langzeitbeatmung ca. 80%
•   • Myasthenia gravis: Erstsymptom ca. 20%, im Verlauf ca. 50%
•   • Lambert-Eaton-Syndrom (LES): ca. 30%
•   • Dystrophia myotonica (Curschmann-Steinert-Batten): ca. 70%
•   • Okulopharyngeale Muskeldystrophie (OPMD): immer auftretend
•   • Polymyositis (PM), Dermatomyositis (DM), Einschlusskörpermyositis (inclusion body myositis
•   [IBM]): stark abweichende Zahlen, insgesamt häufig; besonders bei IBM nicht selten initiales
•   Symptom
•   • Paraneoplastische Syndrome: eher selten auftretend; bei paraneoplastischer Myositis (s. o.)
•   häufig

                                                          Leitlinien der DGN - Neurogene Dysphagien
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Was ist eine Dysphagie?

  - Eine Störung des normalen Schluckvorganges mit
    subjektiven Folgen:
      • Erstickungsgefühle
      • Husten
      • Atemnot
      • Durst/ Hunger

      objektiven Folgen:
      • Pneumonien
      • Kachexie
      • Ersticken (Bolustod)
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Der normale Schluckvorgang

aus: Bartholome et al. (1993). Diagnostik und Therapie neurologisch bedingter Schluckstörungen
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Anatomie
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Physiologie des Schluckens

                                       Frontoparietales
                                       Operculum („Deckel“)

                             Vordere
                             Insel
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Gibt es ähnlich wie bei der Sprache
            eine Hemisphärenspezialisierung?

Widersprüchliche Befunde in Lokalisationsstudien

Spezialisierung der linken Hemisphäre für die orale
Vorbereitungsphase und die orale Phase,
der rechten Hemisphäre für die pharyngeale Phase

(Teisman et al, 2009a in T. Warnecke, R. Dziewas, „Neurogene
Dysphagien“, Kohlhammer , 1. Auflage, 2013)
Schluckstörungen (bei Schlaganfallpatienten) - BERNER KLINIK MONTANA - Dysphagie-Vortrag, Version 2 03.11.18 ...
Hirnnerven

Sobotta Anatomie-Atlas
Bd1, 20. Auflage 1993
„Schluckzentren“

Ventral swallowing group

      Dorsal swallowing group

Sobotta Anatomie-Atlas
Bd1, 20. Auflage 1993
Funktion der am Schlucken beteiligten Hirnnerven.
       Hirnnev             Sensorik           Motorik                  Ursprung

                                            Lippenschluss
                                            Kieferöffnung        Nucleus nervi facialis
    N. facialis (VII)     Geschmack
                                            Wangentonus                (Pons)
                                           Speicheldrüsen

                                                                  Nucleus motorius
  N. trigeminus (V)         Gesicht         Kaumuskeln             nervi trigemini
                                                                       (Pons)

                                         Verschluss/Öffnung
                                             des oberen
                                                                  Nucleus ambiguus
Äste des N. vagus (X)      Kehlkopf     Ösophagussphinkters,
                                                                 (Medulla oblongata)
                                            Glottisschluss
                                        Taschenfaltenaktivität

                                                                   Nucleus nervi
 N. hypoglossus (XII)                     Zungenbewegung             hypoglossi
                                                                 (Medulla oblongata)

                                              Zunge
                         Gaumensegel                              Nucleus ambiguus
Glossopharyngeus (IX)                     Speicheldrüsen
                          Geschmack                              (Medulla oblongata)
                                         weicher Gaumenn
Plexus pharyngeus (IX,
          X)
Am Schlucken beteiligte Muskeln
xxx

Schlaganfall (Infarkt, Blutung)

Inzidenz der neurogenen Dysphasie
-über 50% in der Akutphase in klinisch untersuchten Patientenkollektiven.
-Bei Einsatz apparativer Untersuchungsverfahren wie FEES oder Videofluoroskopie über
80% (Martino et al. 2005)
•Die Dysphagie bildet sich bei einem Teil der Patienten innerhalb von 2 Wochen zurück.
-15-25% der Schlaganfallpatienten behalten längerfristig eine Schluckstörung
-Ca. 30% aller Patienten mit dorsolateralen Medulla-oblongata-Infarkten bleiben zunächst
dysphagisch (Prosiegel et al. 2005)
•Bei Stammganglienblutungen klinisch relevante Dysphagien in bis zu ¾ der Fälle mit
ausgeprägtem Leaking (Suntrup et al., J Neurol 2011).
Folgen der Dysphagie bei Schlaganfall

• Bei Nachweis von Aspirationen ist das Pneumonierisiko um den Faktor 11,5
    erhöht.
•   Darüber hinaus ist der Nachweis einer Aspiration ein unabhängiger Prädiktor
    für
•   Dehydratation
•   Malnutration
•   Erhöhte Mortalität
•   Verlängerter Krankenhausaufenthalt
•   Schlechteres Langzeitergebnis
    (Smithhard et al. 1996, Mann et al. 1999, Dziewas et al. 2004, Warnecke et al. 2009c)

Besonderheiten bei Schlaganfallpatienten:
• Aspirationen von flüssigen und festen Konsistenzen sind häufiger als welche
   von halbfesten (wie Pudding/Götterspeise).
• Mehr als 2/3 der Aspirationen von Flüssigkeiten verlaufen ohne Schutzreflexe
Definitionen

Penetration:
   Eintritt von Material
   (Speichel/Flüssigkeit/Nahrung/Refluat/Kontrastmittel)
   in den Aditus laryngis, allenfalls bis zum Niveau der
   Stimmbänder
Aspiration:
   Eintritt von Material unter die Glottisebene
   prä-, intra- bzw. postdeglutitiv:
   vor, während bzw. nach Triggerung des Schluckreflexes
verzögerter Schluckreflex:
   Verlängerung der Zeit zwischen Ankunft des
   Kontrastmittelboluskopfes im Bereich der
   Gaumenbögen und Beginn der anterior-superioren
   hyolaryngealen Exkursion (altersabhängige
   Normwerte!)
stumme Aspirationen (silent aspirations):
   Aspirationen ohne Husten (meist verursacht durch
   gestörte laryngeale Sensibilität)

 Leitlinie Neurogene Dysphagien, Veröffentlicht: September
 2012, Ergänzung: August 2014, online seit: 12.Januar 2015,
 gültig bis: 31.Dezember 2016, AWMF-Registernummer: 030/111,
 federführend Dr. med. Mario Prosiegel, München
Zusammenfassung:

• Großhirn:
•        Störung der Koordination der oralen Phase (bukkofaciale
         Apraxie) oder/und
•        der pharyngealen Phase
•        Foix-Chavany-Marie-Syndrom: Dysphagie und Anarthrie
         nach bilateralen Mediainfarkten
                     Guhra et al., Nervenarzt 2008;79(2):206-208
• Infratentoriell:
•        sensible Defizite laryngo-pharyngeal,
•        fehlende/insuffiziente Triggerung
•        des Schluckreflexes
•        obere Ösophagussphincter-Öffnungsstörung
Anamnestische Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Dysphagie

• -        häufiges Verschlucken
• -        Kauschwäche
• -        verminderte Nahrungs- oder Trinkmengen
• -        veränderte Haltung beim Schlucken (z. B. Anteflexion des Kopfes)
• -        „Steckenbleiben von Speichel/Getränken/Speisen in der Kehle"
• -        Erstickungsanfälle bzw. Husten nach dem Essen/Trinken
•          unklare Fieberschübe und/oder Pneumonien (evtl. stumme Aspirationen!)
• -        unbeabsichtigter Gewichtsverlust

• Eine Arzneimittelanamnese ist wichtig, da medikamenteninduzierte Myopathien
    (Kortison, Statine, Fibrate etc.) mit Dysphagien einhergehen können
• (Finsterer J. Medikamenteninduzierte Myopathien. Nervenarzt 2006; 77: 682–693).
Vorgehen bei Verdacht auf oder Möglichkeit einer Dysphagie
Screening

 • Besteht Unklarheit bezüglich des Vorliegens einer neurogenen Dysphagie
   bzw. von Aspirationen, soll zunächst ein standardisiertes Screeningverfahren
   durchgeführt werden, wobei eine Sensitivität und Spezifität von jeweils > 70
   % gefordert wird.
 • Früher empfohlen: 50ml-Wasserschlucktest in Kombination mit der
   Pulsoxmetrie. Pathologisch wäre ein Abfall der O²-Sättigung um > 2%.
   Ergebnisse allerdings sehr variabel.
 • Insbesondere viele falsch positive Ergebnisse. Konsequenz: ????
 • Aber auch falsch negative Ergebnisse (stille Aspirationen)
 •
 • Kontraindikationen für Schlucktestung:
     • schwere Vigilanzminderung
     • instabiler kardiopulmonaler Zustand
     • pulmonaler Infekt
     • Anzeichen für bereits stattgefundene Asiration
     • fehlende Spontanschlucke
     • Fehlender willkürlicher Hustenstoß
Exkurs Sensitivität/ Spezifität

   • Unter Sensitivität eines diagnostischen Tests versteht man die Fähigkeit,
     tatsächlich Kranke als krank zu erkennen.
   • Die Spezifität bezeichnet die Fähigkeit, tatsächlich Gesunde als gesund zu
     identifizieren.
      • Werden meist in % angegeben (100% ist perfekt)

                                   Aspiration

      Nachweis
      einer
      Aspiration
      in der
      FEES
Screeningverfahren (nach deutscher Leitlinie)

• In der akuten Schlaganfallphase das durch Pflegepersonen durchführbare Standardized
  Swallowing Assessment (SSA)
• das Gugging Dysphagia Bedside Screening (Trapl et al. 2007) oder
• der durch Sprachtherapeuten/Logopäden durchzuführende „Daniels-Test" Aspiration
  wahrscheinlich (Sensitivität 92,3 %, Spezifität 66,7 %), wenn 2 der folgenden 6 Variablen
  positiv sind:
   • Dysarthrie, Dysphonie, abgeschwächter/fehlender Würgreflex, vermindertes willkürliches Husten, Husten oder
     Stimmänderung (Phonation von /a:/) innerhalb einer Minute nach Wasserschluck (je 2 × 5 ml, 10 ml und 20 ml
     aus Tasse oder mit Strohhalm in sitzender Position; Abbruch des Wassertests, wenn Husten oder Stimmänderung
     unmittelbar nach einem Wasserschluck auftreten) (Daniels et al. 1997)
• 3-Ounce Water Swallow Test von Suiter und Leder (2008). Positiv ist der Test, wenn Husten,
  ein Erstickungsanfall oder eine feuchte Stimme auftreten oder der Test abgebrochen
  werden muss.

                Leitlinie Neurogene Dysphagien, Veröffentlicht: September 2012, Ergänzung: August 2014, online seit:
                12.Januar 2015, gültig bis: 31.Dezember 2016, AWMF-Registernummer: 030/111, federführend Dr. med.
                Mario Prosiegel, München
Standardisierter Untersuchungsablauf
• Wasserschlucktest bei Aufnahme durch Arzt/Ärztin oder
  Logopäden/in:
  50ml-Wassertest, kombiniert mit Pulsoxymetrie
• Klinische Schluckuntersuchung innerhalb von 24h durch
  Logopäden/in und Rückmeldung an Arzt/Ärztin
• Transnasale Videoendoskopie mit flexiblem Endoskop
  (FEES= Fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing)
  sobald sinnvoll (transnasal und ggf. bronchial)
  Vorteile: verfügbar, schnell, wiederholbar, gute Beurteilbarkeit
  anatomischer Strukturen, Erkennen von Speichelaspiration
  Nachteile: intradeglutitiv fehlende Beurteilbarkeit,
  Ösophagussphincterfunktion unzureichend beurteilbar.
Flexible Pharyngo-Laryngoskopie = FEES (Fiberoptic endoscopic
evaluation of swallowing)

                      aus "Diagnostik und Therapie neurologisch bedingter
                      Schluckstörungen", Bartolome et al., Gustav-Fischer Verlag
FEES ©

 Der Begriff FEES= Fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing meint
 eigentlich die transnasale Videoendoskopie nach einem
 Untersuchungsprotokoll von Langmore et al. (1988)

 Das Endoskop hat einen Durchmesser von ca. 3 mm.

 Die Untersuchung ist wenig unangenehm, schmerzarm und
 nebenwirkungsarm. 80% der Patienten erleben die Untersuchung als gar
 nicht oder wenig unangenehm (Warnecke et al., stroke 2009).

 Einzige relevante Nebenwirkung war in einer Studie mit 300 Patienten
 Epistaxis in ca. 6%.
FEES Ausbildungscurriculum für neurogene Dysphagien
Der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Durchführung:
Hohe Beobachtungsposition:
             Motilität des Gaumensegels, Velopharyngealer Abschluß?

- „Home position“:
       - Ruhebeobachtung
       - Funktionsprüfung ohne Nahrung (Schwellungen, Paresen,
         Stimmbandbeweglichkeit, Residuen?)
       - Sensibilitätsprüfung
       - Funktionsprüfung mit Nahrung/Flüssigkeit
         (Leaking/Pooling, Residuen, Penetration, Aspiration?)
         Husten?
Schweizer Empfehlungen
Leitlinie der DGN
Beispiel einer Schluckendoskopie
• ..\Video FEES aktuell
Videofluoroskopie

• Ggf. kinematografische videofluoroskopische Untersuchung des
 Schluckaktes (VFSS= videoflouroscopic swallowing study) bzw. Röntgen-
 Breischluck

 Vorteile gegenüber FEES:
 • intradeglutitive Darstellung
 • Beurteilung Aspirationsausmaß
 • ösophageale Passage

 Nachteile:
 • Aufwendig
 • kooperationsbedürftig
 • Verfügbarkeit
 • Expertise
 • fehlende direkte
 • anatomische Beurteilbarkeit
   Strahlenbelastung
Videofluoroskopie
https://www.dysphagie.ch/deutsch/dysphagie/normaler-schluckvorgang/
Klinische Befunde bei Schlaganfallpatienten
• Leaking von Flüssigkeit bis in den Sinus piriformis mit Gefahr der
  Überlaufaspiration
• Verzögerte oder fehlende Schutzreflexe
• Residuen fester Nahrungskonsistenzen in den Valleculae oder Sinus
  piriformes mit Gefahr postdeglutitiver Aspirationen
•        (Selars et al. 1999, Warnecke et al. 2008a)

Befunde bei akuten Schlaganfallpatienten (
Andere Verfahren
Ggf.:
•        Manometrie
•        pH-Metrie (Nachweis von Reflux)

Ziele der Diagnostik insgesamt:
    Risikoeinschätzung und dann
    Therapieplanung sowie
    Entscheidung über
    • orale Koststufe
    • nasogastrale Sonde/PEG
    • ggf. Tracheotomie
Befunde bei Störungen des Schluckvorganges
• Motorische Störungen: Bewegungseinschränkungen, Paresen mit
    Dysfunktion/Dyskoordination
             z.B. Leaking
•            Z.B. normaler und gestörter pharyngealer Abschluß
•            z.B. normale und paretische Pharynxkontraktion
•            Folge z.B. Residuen in den Valleculae
•   Sensibilitätsstörungen: Oropharyngeal oder laryngeal mit häufiger stiller
    Aspiration
•   Gestörte Reflexauslösung: Aufgehobener oder verzögerter Schluckreflex,
    fehlender Würgreflex
•            z.B. verzögerter Schluckreflex
•   Dysfunktion des oberen Ösophagussphinkters: Mangelnde oder
    unkoordinierte Öffnung/ zu geringer Anschlussdruck des Pharynx (Domäne
    der VFSS)
•            Folge z.B. Residuen in den Sinus
•   Aspiration von Speichel, Flüssigkeit, Nahrung, KM oder Mageninhalt in den
    Kehlkopf- oder Luftröhren-bereich vor, während oder nach dem Schluckakt
Skalen
Medikamentöse Therapie

• In einer randomisierten Studie wurden von 163 Schlaganfall-Patienten
    80 mit Amantadin (100 mg/d) behandelt und mit 83 unbehandelten
    Kontrollen nach 3 Jahren verglichen.
•   In der mit Amantadin behandelten Gruppe traten signifikant weniger
    Pneumonien als bei den Kontrollen auf
•   Daher kann Amantadin bei Schlaganfall-Patienten mit Dysphagie und
    Gefahr der Entwicklung einer Aspirationspneumonie empfohlen
    werden.
•   Leitlinie Neurogene Dysphagien, Veröffentlicht: September 2012,
    Ergänzung: August 2014, online seit: 12.Januar 2015, gültig bis:
    31.Dezember 2016, AWMF-Registernummer: 030/111, federführend
    Dr. med. Mario Prosiegel, München
•   Nakagawa T. et al: Amantadine and pneumonia. Lancet 1999;
    353(9159):1157
Medikamentöse Therapie 2

  • Schwerer symptomatischer Singultus: Kombination aus
    Domperidon, Baclofen und einem Protonenpumpenhemmer
    (Petroianu et al. 1997) (A).
  • Gabapentin alleine oder im Sinne einer Add-on Therapie
    ebenfalls wirksam (Petroianu et al. 2000).
  • Reflux sollte mit Protonenpumpenhemmern behandelt werden
    (A), unter anderem weil er eine Dysphagie verstärken kann.

                             Deutsche Leitlinie Neurogene Dysphagien,
                             Veröffentlicht: September 2012, Ergänzung: August
                             2014, online seit: 12.Januar 2015, gültig bis:
                             31.Dezember 2016, AWMF-Registernummer: 030/111,
                             federführend Dr. med. Mario Prosiegel, München
Medikamentöse Therapie 3

• Verstärkter Speichelfluß/Speichelschluckstörung (Sialorrhö):
•        transkutanes Scopolamin-Pflaster oder
•       Medikamente mit anticholinergen (Neben-)Wirkungen
        (Amitriptylin)
•       Robinul-Injektionen
•       Btx-Injektionen in die Parotiden, evtl. zusätzlich in die
•       Submandibulardrüsen

• Dysfunktion des oÖS:
•       reversible Btx-A-Injektionen in den M. cricopharyngeus
•        krikopharyngeale Myotomie (CPM)
Andere Therapien
• Anlage einer nasogastralen Sonde/PEG-Anlage

• Anlage eines Tracheostomas

   ohne Cuff (Ballon)                          mit Cuff (Ballon)

                                 Funktionen:
Funktionen:                      • Zusätzlich:
• Zugang Atemweg                 • Verhinderung von
• Absaugen                          Aspirationen
• Erhalt Tracheostoma            • Beatmung ermöglichen
Trachealkanüle mit Cuff
Leitlinie im Netz

   • http://www.dgn.org/leitlinien/11-leitlinien-der-dgn/2433-ll-91-2012-neurogene-dysphagien
   • Leitlinie Neurogene Dysphagien, Veröffentlicht: September 2012, Ergänzung: August 2014,
     online seit: 12.Januar 2015, gültig bis: 31.Dezember 2016, AWMF-Registernummer: 030/111,
     federführend Dr. med. Mario Prosiegel, München

Literaturauswahl
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Sie können auch lesen