(Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb - Ein Erlebnisbericht - DGUF

 
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                                                             (Selbst-?)
       publication there: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/arch-inf TheAusbeutung      im be
                                                                            printed volume will akademischen        Betrieb – Ein Erlebnisbericht
                                                                                                  available there: http://www.archaeologische-informationen.de.

                          (Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb – Ein Erlebnisbericht

                                                                                                                                            Raimund Karl

                   Zusammenfassung – Der vorliegende Beitrag illustriert anhand eines Erlebnisberichts und Vergleichsbeispielen die Dimensionen, die
                   die (Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb auf professoraler Ebene in vielen Fällen erreicht. Die Folgen davon sind wenigstens
                   massive psychische und physische Belastung, in besonders bedauerlichen Einzelfällen führen diese bis zum Tod, ob nun durch aus der
                   Überlastung resultierenden Gesundheitsproblemen oder Selbstmord. Die Arbeitgeber – praktisch regelhaft selbst Akademiker, die aus
                   dem Lehr- und Forschungsbetrieb ins universitäre Management gewechselt sind – missachten dabei gravierend ihre gesetzlichen Ver-
                   pflichtungen zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter durch Maximalarbeitszeitregelungen.

                   Schlüsselwörter – Archäologie; Selbstausbeutung; Ausbeutung; Universität; Professor; EU-Arbeitszeitdirektive; Großbritannien

                   Title – (Self-?) Exploitation in the Academic Sector. Reported Experiences.

                   Abstract – This contribution illustrates based on a reported experience and comparable examples the dimensions which (self-?) ex-
                   ploitation reaches in the university sector at professorial level. This leads to massive psychological and physical burdens which sadly in
                   particular cases can lead to premature deaths, whether due to medical conditions caused or exacerbated by excessive workloads or by
                   suicide. The employers – practically always academics themselves who have changed career paths from teaching and research positions
                   into university management – disregard severely their legal duties to care for the health and safety of their employees by ignoring working
                   time regulations.

                   Key words – archaeology; self-exploitation; exploitation, university, professor, Working Time Regulations 1998, United Kingdom

                   Im Jahr 2010 – ich war damals Vorstand des In-                          sität Bangor erbost berichtete, läutete dennoch
                   stituts für Geschichte, walisische Geschichte und                       sein Handy, während Tanner im Operationssaal
                   Archäologie der Bangor University – starb mein                          im Sterben lag: er wurde an der Universität so
                   Kollege Prof. Duncan Tanner bei einer routinemä-                        dringlich gebraucht, dass man ihn trotz Kranken-
                   ßigen Herzoperation im vergleichsweise jungen                           stand und vorab angemeldeter Herzoperation un-
                   Alter von 52 Jahren. Inwieweit sein Herzleiden                          bedingt kurzfristig zu erreichen müssen glaubte.
                   durch arbeitsbedingten Stress verursacht war,                           Mein durchschnittliches wöchentliches Ar-
                   lässt sich natürlich nicht mit absoluter Gewissheit                     beitspensum betrug damals ungefähr 90 Wochen-
                   sagen. Was sich jedoch mit Gewissheit sagen lässt                       stunden, errechnet im 52 Wochen-Durchschnitt.
                   ist, dass Tanner als von meinem Institut dafür be-                      Mit anderen Worten: durchschnittlich etwa 13
                   urlaubter Direktor des Walisischen Instituts für                        Stunden Arbeitszeit pro Tag; 7 Tage die Woche, 52
                   Soziale und Kulturelle Angelegenheiten (WISCA)                          Wochen im Jahr. Freizeit, geschweige denn zwei
                   der Universität Bangor und vom Rektorat mit al-                         Wochen ununterbrochenen Urlaub, hat man da
                   len möglichen anderen Aufgaben zugeschütteter                           praktisch nicht mehr; einen halben „freien“ Sonn-
                   Mitarbeiter derart mit Arbeit überlastet war, dass                      tag erkauft man sich schon damit, dass man Mon-
                   er sicher um die 100 Stunden pro Woche gearbei-                         tag bis Samstag 14 Stunden pro Tag arbeitet, damit
                   tet hat. Man könnte sagen: er war ein Workaholic,                       man am Sonntag nur 6 Stunden arbeiten muss.
                   und diese Tatsache war seiner dienstgebenden                            Man könnte sagen: auch ich war (und bin) ein Wor-
                   Universität und seinen Vorgesetzten vollständig                         kaholic, aber selbstverständlich waren sich meine
                   bewusst, ebenso wie dass er sicher um die 100                           Vorgesetzten auch vollständig bewusst, dass ich
                   Stunden pro Woche gearbeitet hat. Tanner hat-                           das war und dass ich sicher auch durchschnittlich
                   te selbstverständlich an der Universität bekannt                        90 Stunden pro Woche arbeitete. Wenn aus keinem
                   gegeben, dass er eine Herzoperation hatte und                           anderen Grund dann aus dem, dass ich es ihnen
                   daher nicht erreichbar sein würde, ehe er ins Spi-                      schon damals regelmäßig gesagt habe.
                   tal gegangen war; d. h. er hatte Krankenstand ge-                           Die Tatsache, dass mehrere Professoren sol-
                   nommen. Wie sein ehemaliger Student, Protegé,                           che Arbeitspensen hatten, sollte zu denken ge-
                   Co-Direktor von WISCA und spätere Dekan und                             ben; insbesondere, weil sowohl das Problem der
                   Vizerektor, Dr. Andrew Edwards, kurz danach                             Arbeitsüberlastung an Universitäten als auch
                   bei seiner Eulogie im großen Festsaal der Univer-                       die Auswirkungen davon auf das Personal seit

                   Eingereicht: 23. Aug. 2021                                                              Archäologische Informationen 44, Early View
                   angenommen: 6. Sept. 2021                                                                                                 CC BY 4.0
                   online publiziert: 11. Okt. 2021                                    1                         FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung
                                                                                                              FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung
Raimund Karl

langem bekannt sind (siehe z. B. Kinman, 1998).            freiwillig selbst von diesen Maximalarbeitszeitbe-
Schon 1998 gaben in einer britischen Umfrage               grenzungen ausnehmen, das darf aber vom Ar-
zwei Drittel des vollzeitbeschäftigten akade-              beitgeber nicht verlangt werden.
mischen Personals an, dass sie mehr als 45 Stun-               Kehren wir zu meinen persönlichen Erfah-
den pro durchschnittlicher Woche arbeiteten,               rungen zurück: 2014 – da war ich schon nicht mehr
während ein Viertel schon mehr als 55 Stunden              Institutsvorstand – hatte sich an meiner Arbeitszeit
angab. Beim Lehrpersonal berichteten sogar da-             nichts geändert, sondern sich nur meine Aufgaben
mals schon etwa die Hälfte von mehr als 50 Ar-             auf andere Formen von Administra­tion und mehr
beitsstunden pro Woche und etwa ein Achtel von             Lehre verlagert. Das lag daran, dass zu dieser Zeit
mehr als 60 durchschnittlichen Arbeitsstunden;             nach zähen Verhandlungen meine Stelle vertrag-
bei den befragten Professoren waren es sogar ein           lich für wenigstens drei Jahre in eine Forschungs-
Viertel. Und das lag schon damals nicht daran,             professur umgewandelt werden sollte. Diese
dass dieser Anteil des akademischen Personals              Umwandlung war aber nicht etwa zur Reduktion
Workaholics sind, sondern es blieb den Universi-           meiner Arbeitsüberlastung ge­plant, sondern weil
tätsangestellten gar keine Wahl, wenn sie mit der          zu dieser Zeit gerade „Impact“ in der britischen
ihnen zugeteilten Arbeit fertig werden wollten             Evaluation der Forschungsleistung von Universi-
(ibid., 8-9). Dass das seither nicht besser geworden       tätsinstituten wichtig wurde und an meinem Insti-
ist, zeigt nicht nur der jüngst grassierende Witz,         tut meine diversen Forschungsprojekte am ehesten
dass man in einem akademischen Job zwar even-              versprachen, solchen zu generieren.
tuell an sieben Tagen pro Woche arbeiten müsse,                Nachdem sich allerdings monatelang nichts tat,
aber die Freiheit, sich aussuchen zu können, an            trat ich Anfang 2015 mit einem Angebot an meine
welchen der sieben Tage man arbeite, gewaltig              Universität heran: Um mich wenigstens etwas zu
sei. Noch deutlicher war z. B. der University and          entlasten, solle die Universität mir eine Halbzeit-
College Union (UCU) Workload Survey 2016,1 der             Assistentenstelle zur Verfügung stellen; die Kosten
sehr ähnliche Resultate berichtete, darunter eine          dafür würde ich selbst im Wege einer – steuerlich
durchschnittliche Wochenarbeitszeit von etwa               absetzbaren – Spende an die Universität überneh-
51 Stunden, ein Wert, der bei Professoren auf              men. Das schien allen recht zu sein und wir schlos-
etwa 56 Stunden steigt. Noch drastischer betrof-           sen einen Schenkungsvertrag ab, der von allen bis
fen waren allerdings junge Akademiker in der               zum Dekan – dem schon oben genannten, auf-
Frühphase ihrer Karriere: hier zeigte sich, dass           grund seiner Management-Aufgaben inzwischen
ca. 27 % aller im Bereich der Lehre eingesetzten           zum Professor beförderten Dr. Andrew Edwards
Assistenten (teaching assistants) mehr als 60, und         – unterzeichnet und im April 2015 rechtskräftig
erschreckende 13 % durchschnittlich mehr als 95            wurde. Als allerdings drei Tage vor Anfang Mai
Wochenstunden arbeiten. Beinahe 30 % des aka-              2015 – dem geplanten Beginn für die Stelle, zu
demischen Personals gab an, immer oder mei-                deren Finanzierung ich gerade mittels Einzugser-
stens ein nicht bewältigbares Arbeitspensum zu             laubnis beginnen wollte, monatlich etwa £ 1.500 an
haben, zwei Drittel, dass ihr Arbeitspensum we-            meine dienstgebende Universität zu spenden – im-
nigstens die Hälfte der Zeit nicht bewältigbar sei.2       mer noch nicht einmal ein Dienstvertrag für diese
    Zur Erinnerung für die, die es vergessen ha-           Assistentenstelle vorbereitet worden war und ich
ben, bzw. als Information für die, die es noch nie         diesbezüglich, inzwischen etwas verstört, dring-
gehört hatten: Die EU-Arbeitszeitdirektive (EU,            lich urgierte, wurde mir mitgeteilt, dass die Uni-
2003) bestimmt eine maximal erlaubte durch-                versität vom Schenkungsvertrag zurücktrete, weil
schnittliche Wochenarbeitszeit von 48 Stunden, je          das Rektorat Bedenken habe, dass diese Spende zu
nach nationalen Rechtsvorschriften durchzurech-            meinem eigenen Vorteil sei und die Universität so
nen über einen Zeitraum von 4 bis 12 Monaten,              eine krasse „Bevorteilung“ eines ihrer Mitarbeiter
sowie eine tägliche Mindestruhezeit von 11 Stun-           (wohlgemerkt: durch diesen selbst) nicht zulassen
den, zuzüglich pro Woche einmal 24 Stunden                 könne. Natürlich hat die Universität trotz Versi-
kontinuierliche Mindestruhezeit. Diese Richtli-            cherung des Gegenteils dann trotzdem begonnen,
nie wurde (schon seit einer ihrer Vorgängerfas-            die monatliche Schenkung von meinem Konto
sungen) in Großbritannien durch die Working                einzuziehen, und erst auf meine geharnischte Be-
Time Regulations (WTR) 1998 umgesetzt, die im-             schwerde den Einziehungsauftrag gestoppt und
mer noch (auch nach Brexit!) in Kraft sind. Zwar           mir den Fehlbetrag wieder zurückerstattet (selbst-
dürfen sich gemäß Art. 22 der EU-Arbeitszeitrich-          verständlich ohne Zinsen).
tlinie (EU, 2003, 15) und Section 5 der WTR unter              Als ich daraufhin verlangte, meinen gesetz-
streng regulierten Voraussetzungen Arbeitskräfte           lichen Urlaub in Anspruch nehmen zu können,

FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung              2
(Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb – Ein Erlebnisbericht

wurde mir dieser verweigert: es gebe zu viel Ar-           Drittmitteln abdecken könnte, bezahlen und nicht
beit zu erledigen und ich sei unabkömmlich. Tat-           mich privat darauf sitzen lassen würde, und sich
sächlich hat man mich erst nach Ende des Jahres,           zudem bemühen würde, mir nach Möglichkeit
als ich mit arbeitsrechtlichen Schritten drohte,           einen Teilzeitassistenten zur Hilfe bei der Vorbe-
finanziell für den Urlaubsanspruch kompensiert.            reitung und Durchführung der Grabung zur Ver-
Natürlich mit einer Umgehungskonstruktion                  fügung zu stellen. Zusätzlich dazu boten sie mir
zum Schutz der Universität vor sicherheits- und            als „Kompensation“ für die zu erwartenden Mehr-
gesundheitsschutzrechtlichen         Konsequenzen:         leistungen an, dass sie mir als erstes Semester die-
Es wurde einfach so getan, als ob ich in diesem            ses Dreijahresdeals ein Freisemester geben wür-
Jahr statt 100 % tatsächlich 107 % Vollzeit gearbei-       den, damit ich mich auf meine Forschung und die
tet hätte, weil die finanzielle Abgeltung des Ur-          Impact-Erzeugung konzentrieren könne.
laubsanspruchs gesetzlich eigentlich explizit ver-             Warum es ein besonderes Zuckerl ist, dass man
boten ist. Arbeitsfreie Zeit gab es weiterhin keine.       ein Forschungsfreisemester „geschenkt“ bekommt,
Um sich „gütlich“ mit mir zu einigen, boten mir            das man konsumieren darf, während man als
meine Vorgesetzten auch an, endlich wie verspro-           Forschungsprofessor seine ganze Arbeitszeit auf
chen meine Stelle – anfänglich befristet auf drei          Forschung verwenden muss, konnte mir niemand
Jahre – in eine Forschungsprofessur umzuwan-               wirklich erklären. Es hat dann auch tatsächlich
deln, mit Konditionen, die sie mir als „hervorra-          niemand ein halbes Jahr zusätzliche Zeit herbeige-
genden Deal“ im Interesse meiner Sicherheit und            zaubert, das mir im Wintersemester 2015/16 zur
des Schutzes meiner Gesundheit zu verkaufen                Verfügung gestanden wäre. Und wie es mir in ir-
versuchten: Ich solle auf alle meine arbeitsrecht-         gendeiner Weise zum Vorteil gereicht hätte, dass
lichen Ansprüche, die mir eventuell aus der Ar-            ich nicht einen Teil der Kosten der von meiner Uni-
beitsüberlastung der letzten Jahre entstanden              versität angebotenen Lehrgrabungen privat be-
seien, verzichten und mich selbst freiwillig aus           zahlen musste, habe ich, ehrlich gesagt, auch nicht
der Maximalarbeitszeitbegrenzung der EU-Ar-                ganz verstanden. Sei es wie es sei, die anfänglich
beitszeitrichtlinie ausnehmen, um die Universität          auf drei Jahre befristete Umwandlung meiner Stel-
vor rechtlichen Konsequenzen meiner Überarbei-             le in eine Forschungsprofessur ging endlich durch.
tung zu schützen. Dafür würde ich von der Lehre                Sie hielt sogar eineinhalb Jahre, bis diese Än-
und Administration weitgehend befreit. „Weitge-            derung meines Dienstvertrags aufgrund einer
hend“ bedeutete dabei: von aller Lehre außer der           „Restrukturierung“ (sprich: Entlassungswelle auf-
im MA-Programm und der BA-, MA- und Dokto-                 grund eines durch Management-Inkompetenz
randenbetreuung. Ach ja, und die Lehrgrabungen             verursachten Budgetlochs) zu einem einseitigen
für unser Institut, die zu dieser Zeit aufgrund            Bruch dieses Vertrags durch meinen Dienstgeber
einer Änderung in den Ausbildungsstandards                 führte. Weniger Personal – auch in der Archäo-
für archäologische Universitätsstudien (QAA,               logie – bedeutete mehr Arbeit für alle. Meine
2014) vorgeschrieben worden waren, sollte ich              durchschnittliche Wochenarbeitszeit stand zu
auch übernehmen, nachdem ich ja einer der Mit-             diesem Zeitpunkt dann auf durchschnittlich 110
autoren dieses Ausbildungsstandards gewesen                Wochenstunden. Das sind durchschnittlich 15 ¾
war (Lehrgrabungen übrigens, die ich in den                Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im
vorhergehenden Jahren überwiegend auf eige-                Jahr, 366 in Schaltjahren. Glücklicherweise kann
ne Kosten organisiert hatte, weil ansonsten mei-           ich auch mit nur 4-6 Stunden Schlaf funktionie-
ne Studierenden keine abgerundete Ausbildung               ren, da sind also noch lockere 2 ¼ Stunden pro
ohne erhebliche Zusatzaufwände erhalten hätten,            Tag für Essen, persönliche Hygiene und den Weg
obwohl sie im Vergleich zu vielen europäischen             zur und von der Arbeit drin, die glücklicherweise
Staaten bedeutende Studiengebühren bezahlen                nur 25 Gehminuten von mir daheim entfernt war.
mussten). Nachdem diese Lehrgrabungen 320                      Ich begann mich zu diesem Zeitpunkt zuneh-
Stunden direkte Kontaktzeit mit den Studieren-             mend ernsthaft zu beschweren. Ich forderte –
den vorsahen, und natürlich die Vor- und Nach-             auch über die Gewerkschaft, wo diese dazu bereit
bereitung einer archäologischen Ausgrabung er-             war, sich für diese Anliegen einzusetzen – ein rea-
forderten, kam dies etwa 5-6 vollen BA-Modulen             listisches Arbeitszeitmodell, die gesetzlich vorge-
in unserem sonstigen Studienprogramm gleich,               sehene Aufzeichnung der real geleisteten Arbeits-
d. h. praktisch einer vollen Lehrverpflichtung.            zeit, und ich begann mich zu weigern, mir noch
Dafür versprach mir die Universität großzügiger-           dazu unter Umgehung des Dienstwegs zusätzlich
weise, dass sie alle Kosten für die Lehrgrabungen,         aufgebürdete Arbeiten zu erledigen. Meine Vor-
die ich nicht aus von mir selbst eingeworbenen             gesetzten argumentierten daraufhin zuerst, dass

                                                       3                    FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung
Raimund Karl

mein Dienstvertrag keine Regelarbeitszeit nannte             musste ich tatsächlich meine auf die Forschungs-
und die von mir genannten Maximalarbeitszeit-                projekte verwendete Arbeitszeit in einem Ar-
grenzen für akademisches Personal nicht gelten               beitszeiterfassungssystem der Universität Bangor
würden, weil diese unter die Ausnahmeregel von               dokumentieren; dort, wo es also der Universität
Art. 17 Abs. 1 EU-Arbeitszeitrichtlinie bzw. Sec-            zum Vorteil gereichte, meine Arbeitszeit zu erfas-
tion 20 WTR 1998 fallen würden. Diese Ausnah-                sen, war sie dazu durchaus imstande.
meregelung lautet:                                               Dass diese Ausnahmeregelung auf akade-
„(1) Unter Beachtung der allgemeinen Grundsätze des          misches Personal nicht anwendbar ist, ist übri-
Schutzes der Sicherheit und der Gesundheit der Ar-           gens nicht nur meine Ansicht: Es gibt vielmehr
beitnehmer können die Mitgliedstaaten von den Arti-          Judikatur des europäischen Gerichtshofes zu ge-
keln 3 bis 6, 8 und 16 abweichen, wenn die Arbeitszeit       nau dieser Frage, noch dazu mit Großbritannien
wegen der besonderen Merkmale der ausgeübten Tä-             als unterlegene Partei im ausschlaggebenden Fall.
tigkeit nicht gemessen und/oder nicht im Voraus fest-        Denn Großbritannien hatte ursprünglich in Sec-
gelegt wird oder von den Arbeitnehmern selbst festge-        tion 20 der WTR 1998 die Ausnahmeregelung des
legt werden kann, und zwar insbesondere in Bezug auf         Art. 17 Abs. 1 der EU-Arbeitszeitrichtlinie so aus-
nachstehende Arbeitnehmer:                                   gelegt, dass sie auch auf Arbeitnehmer anwend-
a) leitende Angestellte oder sonstige Personen mit           bar war, deren Arbeitszeit von diesen nur teil-
    selbstständiger Entscheidungsbefugnis;                   weise selbst eingeteilt werden konnte. Dagegen
b) Arbeitskräfte, die Familienangehörige sind;               hatte die Europäische Kommission geklagt und
c) Arbeitnehmer, die im liturgischen Bereich von             gewonnen, weshalb die WTR 1998 auch entspre-
    Kirchen oder Religionsgemeinschaften beschäftigt         chend abgeändert werden mussten (siehe Com-
    sind.“ (Art. 17 Abs. 1 EU 2003, 12).                     mission v United Kingdom,4 7/9/2006, CJEU
Natürlich ist diese Ausnahmeregelung auf aka-                C-484/04, I-7497-7498, I-7507-7508) und tatsäch-
demisches Personal nicht anwendbar: Nicht nur                lich von Großbritannien auch abgeändert wur-
kann der Mitarbeiter seine Arbeitszeit nicht, je-            den. Wörtlich war im Urteil des EuGH zu lesen,
denfalls nicht zur Gänze, im Sinne dieser Bestim-            dass diese Ausnahmeregelung ausschließlich auf
mung selbst festlegen. Und selbstverständlich                solche Arbeitnehmer Anwendung finden könne,
kann die Arbeitszeit auch gemessen und/oder                  „deren Arbeitszeit zur Gänze nicht gemessen oder im
im Voraus festgelegt werden und wird das zum                 Voraus festgelegt wird oder vom Arbeitnehmer selbst
Großteil auch. Weder kann sich der Mitarbei-                 bestimmt werden kann“.5 Dies trifft selbst auf aka-
ter aussuchen, wann er seine Lehre zu erledigen              demisches Personal auf reinen Forschungsposten
hat und wie viele Stunden er zu absolvieren hat,             nicht zu, geschweige denn auf solches, das auch
vielmehr wird ihm dies von seinen Vorgesetzten               Lehr- und administrative Aufgaben hat.
und der Raumbuchungseinheit der Universität                      Auch die sonstige Argumentation meiner Vor-
eingeteilt. Noch kann er sich Instituts- und ande-           gesetzten war – euphemistisch gesprochen – nicht
re Sitzungen, Aktivitäten wie Exkursionen, pro-              gänzlich im Rahmen der Tatsachen: Zwar war
jektbezogene externe und interne Termine etc.                es korrekt, dass in meinem Dienstvertrag keine
frei einteilen oder zu diesen einfach nicht erschei-         konkrete Spezifizierung der wöchentlichen Maxi-
nen, sondern diese werden normalerweise von                  malarbeitszeit vorgenommen wurde. Es stand al-
seinen Vorgesetzten eingeteilt. Nicht einmal be-             lerdings sehr wohl im Dienstvertrag, dass die Ar-
züglich seiner Forschungstätigkeiten hat der aka-            beitszeit entsprechend der „working time directive“
demische Mitarbeiter vollständig selbstständige              (d. h. EU, 2003 bzw. WTR, 1998) geregelt sei; eine
Entscheidungsbefugnis, schon gar nicht jener,                Verpflichtung, die auch in der Academic Workload
der in extern finanzierten Projekten eingesetzt              Policy der Universität wiederholt wurde. Völlig
wird: Er hat vielmehr eine von seinem Dienst-                abgesehen davon wurde die Regelarbeitszeit für
geber mit dem externen Geldgeber vertraglich                 akademisches Personal auch auf der Webseite
vereinbarte Anzahl von Wochenstunden an dem                  der Personalabteilung der Universität mit 36,25
betreffenden Projekt zu arbeiten und ebenso ver-             bis maximal 48 Stunden pro Woche angegeben;
traglich vereinbarte Forschungsaufgaben zu er-               im offiziellen elektronischen Zeiterfassungssy-
füllen und -leistungen zu erbringen und dies zu-             stem der Universität konnte akademisches Per-
dem auch in Form von zentral geführten und von               sonal zu dieser Zeit täglich maximal 7,25 Stun-
Dienstvorgesetzten als korrekt abgezeichneten                den Arbeitszeit erfassen, d. h. 36,25 Stunden pro
Arbeitszeitprotokollen und Leistungsnachweisen               Woche; und die Universität verrechnete regelhaft
zu dokumentieren. Nachdem ich in diversen ex-                externen Geldgebern einen auf einer Wochenar-
tern finanzierten Forschungsprojekten tätig war,             beitszeit von 36,25 Stunden basierenden Stun-

FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung                4
(Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb – Ein Erlebnisbericht

densatz für die Arbeitszeit von für externe Pro-             dem ich sowieso meine auf extern finanzierte For-
jekte eingeteiltem Personal. Nicht zu vergessen:             schungsprojekte verwendete Arbeitszeit zu do-
die Universität hatte ein paar Jahre zuvor von               kumentieren hätte, mittels dessen ich meine Ar-
mir verlangt, dass ich mich selbst freiwillig von            beitszeit nur einmal statt doppelt erfassen könne,
den Maximalarbeitszeitbeschränkungen der EU-                 blieb ebenso unberücksichtigt wie die anlässlich
Arbeitszeitrichtlinie ausnehmen solle, hatte also            meiner Beschwerde ebenfalls erwähnte, gerade
selbst bereits Jahre zuvor anerkannt, dass die EU-           durch ein einschlägiges Urteil des EuGH bestä-
Arbeitszeitrichtlinie auf mich anwendbar war.                tigte gesetzliche Verpflichtung des Dienstgebers,
    Resultat meiner gut begründeten Beschwer-                die tatsächlich geleistete Arbeitszeit alles Perso-
den war, dass mir meine Vorgesetzten vorzu-                  nals mittels eines dafür geeigneten Arbeitszeiter-
werfen begannen, ich würde sie mobben, weil                  fassungssystems zu dokumentieren (Federación
ich ihnen gesetzliche Vorschriften und Gerichts-             de Servicios de Comisiones Obreras (CCOO) v.
urteile zitierte; und das sei Insubordination. Dass          Deutsche Bank SAE,6 CJEU 14.5.2019, C‑55/18).
ich beim britischen Militär angeheuert hatte, wo                 Stattdessen wurde mir gesagt, dass ein zwi-
einem vorgesetzten Offizier Dienstvorschriften               schenzeitlich (über den Verlauf von sieben Jahren
zu zitieren eventuell tatsächlich Insubordination            zuvor) in die Pilotphase vorangeschrittenes Ar-
und somit eine kriegsrechtlich zu verfolgende                beitszeitplanungsmodell auf meine Arbeitsbela-
Straftat ist, war mir nicht bewusst gewesen; ich             stung angewendet worden sei und ergeben hätte,
hatte bis dahin geglaubt, als Angestellter mit pri-          dass meine Arbeitszuteilung in Summe im Jahr ca.
vatrechtlichem Dienstvertrag an einer Universität            1.200 Arbeitsstunden in Anspruch nehmen wür-
zu arbeiten. So kann man sich offenbar täuschen.             de. Das Problem mit meiner Arbeitsüberlastung
    Irgendwelche sinnvollen Schritte, um meine               sei also allein meine Schuld, weil ich im Gegensatz
Arbeitsbelastung zu managen – wie es laut der                zu meinen Kollegen nicht ausreichend effi­zient ar-
offiziellen Academic Workload Policy der Univer-             beiten würde, um mit meiner Arbeit fertig zu wer-
sität Bangor und meines Dienstvertrags die Ver-              den. Das ist übrigens eine sehr interessante Ein-
antwortung meiner direkten Vorgesetzten, d. h.               schätzung der Effizienz eines Wissenschaftlers,
des Institutsvorstandes sowie nötigenfalls des               der im Jahrzehnt davor bei gleicher Lehrverpflich-
Dekans gewesen wäre – wurden nicht gesetzt.                  tung und gleicher oder größerer administrativer
Nicht einmal, als ich meinem Institutsvorstand               Belastung allein mehr wissenschaftliche Arbeiten
2018 eine förmliche Beschwerde schrieb, in der               publiziert hatte als der Rest seiner Kollegen an
ich ihn darauf aufmerksam machte, dass ich in-               seinem Institut in Summe und der schon oben
zwischen eine durchschnittliche Wochenarbeits-               zitierten, öffentlich bekannten Durchschnitts-
zeit – gerechnet auf 44,6 Kalenderwochen – von               arbeitszeiten im akademischen Sektor (Kinman,
128,25 Stunden hatte und allein in den 4 Jahren              1998; UCU Workload Survey, 2016). Es ist doppelt
davor etwa 16.000 Stunden unbezahlte Überstun-               verwirrend, wenn man bedenkt, dass mir in allen
den geleistet hatte; in der ich übrigens auch wie-           jährlichen      Mitarbeiterentwicklungsgesprächen
der einmal verlangte, meinen gesetzlichen Urlaub             bis 2017 – danach wurden regula­rienwidrig keine
genehmigt zu bekommen.                                       mehr mit mir durchgeführt, weil sich die Zustän-
    Meine daraufhin eingebrachte Dienstaufsichts-            digen nicht anhören wollten, dass sie ihren Job
beschwerde an den Dekan führte dann dazu, dass               nicht ordentlich machten – jeweils herausragende
sich dieser bemüßigt fühlte, mir dienstliche Wei-            Leistung und Effizienz attestiert wurden.
sungen zu erteilen, welche Tätigkeiten und Un-                   Ich rechnete mir daraufhin mittels des mir von
ternehmungen ich in meiner Freizeit und meinem               der Gewerkschaft zur Verfügung gestellten, pro-
Urlaub zu tun oder zu unterlassen hätte; mir anzu-           visorisch akzeptierten Arbeitszeitmodellentwurfs
schaffen, dass ich ab sofort die mir zugeteilte Arbeit       selbst aus, was sich aus meiner Arbeitszuteilung
in maximal 48 Wochenstunden zu erledigen und                 an Arbeitsstunden ergab und kam damit – wenig
das mit ihm wöchentlich abzugebenden Arbeits-                überraschend – auf in Summe ca. 2.400 Stunden,
zeitprotokollen zu dokumentieren hätte; und mich             also ca. 150 % Vollzeit; und das schon unter der
zu einem arbeitsmedizinischen Beratungsgespräch              Annahme, dass nur 27 % der mir zugeteilten Arbeit
zu schicken, um festzustellen, ob ich dienstfähig sei.       statt, wie eigentlich vom Arbeitszuteilungsmodell
Meine tatsächliche Arbeitsbelastung wurde hinge-             vorgesehen, 40-60 % auf Forschung verwendet
gen nicht effektiv reduziert, sondern Gespräche da-          werden sollten. Würde man stattdessen Letzteres
rüber „so bald als möglich“ in Aussicht gestellt.            annehmen, wären es sogar 2.933-4.400 Stunden
    Mein Einwand, dass es ein elektronisches Zei-            gewesen. Der zuallerletzt genannte Wert wäre in
terfassungssystem an der Universität gäbe, in                Anbetracht meiner eigenen Aufzeichnungen, die

                                                         5                   FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung
Raimund Karl

für die akademischen Jahre 2015/16 bis 2018/19           der interimistische Rektor noch für angebracht,
eine tatsächlich geleistete durchschnittliche Jah-       mir in persönlichen vertraulichen Schreiben na-
resarbeitszeit von ca. 5.500 Stunden ausweisen,          hezulegen, dass ich doch meine Stelle bei der Uni-
sogar halbwegs realistisch gewesen.                      versität Bangor kündigen solle.
    Die Diskrepanz zwischen der Berechnung                   Nachdem trotz meiner inzwischen zahlreichen
durch die Universität und meiner eigenen ergab           Beschwerden auch 2019/20 die Regula­rien der
sich übrigens dadurch, dass die Universität nicht        Universität zur Arbeitszuteilung neuerlich nicht
die provisorisch mit den Gewerkschaften verein-          eingehalten wurden und die neue Dekanin mir
barten Stundensätze verwendet hatte, sondern ei-         die gänzlich unveränderte Arbeitszuteilung des
nen „fachspezifischen“ Stundensatz für mein Insti-       Vorjahres „irrtümlich“ als im niemals stattgefun-
tut, der mit meinem Institutsvorstand, aber nicht        den habenden „Mitarbeiterorientierungsgespräch
mit der Gewerkschaft, abgesprochen gewesen               vereinbarte Aufgaben“ für dieses Jahr übermit-
ist; und in der Berechnung auch noch auf zahl-           telte, war meine Geduld beinahe am Ende. Dann
reiche mir zugewiesene Aufgaben einfach verges-          wurde zu Beginn des Wintersemesters 2020/21
sen hatte. So geht es natürlich auch, wenn man           beschlossen, mein Institut neuerlich zu „restruk-
(fälschlich) den Anschein erwecken will, dass die        turieren“ (d. h. Personal zu entlassen, um das
zu erledigende Arbeit in der verfügbaren Arbeits-        noch immer bestehende, durch Management-
zeit mit dem verfügbaren Personal erledigt wird;         Inkompetenz verursachte Budgetloch zu stopfen)
selbstverständlich stets exzellent in Weltspitzen-       und dabei neuerlich die Archäologie massiv zu
qualität, wie es den Studierenden in den Wer-            kürzen. War noch drei Jahre zuvor bei der letz-
bematerialien der Universität stets versprochen          ten Restrukturierung vom Management nach
wurde und wird.                                          eingehender Kapazitätsprüfung festgestellt wor-
    Tatsächlich war an meiner Arbeitszeit mein           den, dass 4 Vollzeitstellen zur Aufrechterhaltung
eigener Arbeitsethos Mitschuld, mir aufgetra-            des Archäo­  logieunterrichts erforderlich waren,
gene Arbeiten ordentlich zu erledigen. Manche            sollten nun 2,1 Vollzeitstellen dafür ausreichen,
meiner Kollegen arbeiteten einfach schlampig             das „exzellente Weltspitzenstudienprogramm“, das
oder ließen viele ihrer Aufgaben einfach unerle-         wir 5 Jahre davor mit 5,5 Vollzeitstellen angebo-
digt, um mit „nur“ 60 Wochenstunden Arbeits-             ten hatten, in besserer Qualität als je zuvor anzu-
zeit davonzukommen. Wieder andere hingegen               bieten. Dass das Betrug an den immerhin £ 9.250
gingen immer häufiger mit Stresserkrankungen,            Jahresstudiengebühr zahlenden Studenten ge-
Depressionen etc. in den Krankenstand; natürlich         wesen wäre, versteht sich von selbst. Als im No-
ohne dass es irgendeine Vertretung gab, die ihre         vember klar war, dass dieser Schwachsinn nicht
Aufgaben übernommen hätte, außer in der Lehre,           abzuwenden war und nun mit noch viel weniger
für die im Notfall ein Kollege einspringen musste        Personal noch mehr Arbeit als zuvor geleistet
oder schnell einem Doktoranden ein prekärer Mi-          werden sollte, habe ich fristlos gekündigt. Die
ni-Lehrauftrag gegeben wurde, der nach Arbeits-          Universität hat mir dafür eine saftige Abfindung
stunden im Hörsaal (mit Faktor 1,5 gerechnet, um         und den Status Emeritus nachgeschmissen, in der
Vor- und Nachbereitung sowie Beurteilung „ab-            Erwartung, dass ich dafür Schweigen über die
zudecken“) bezahlt wurde.                                Zustände und Umstände wahre, die dort herr-
    Meine formelle Beschwerde wegen Arbeits­             schen. Aber nachdem man dort das Prinzip von
überlastung und Verstoß gegen diverse Regu-              Pacta sunt servanda nicht versteht, fühle ich mich
larien der Universität durch meinen unmittel-            dadurch auch nicht mehr gebunden als sich die
baren Vorgesetzten, die nach den Regularien der          Universität Bangor an die Versprechen gebunden
Universität binnen zwei Monaten zu behandeln             gefühlt hat, die sie mir rechtskräftig gegeben hat.
gewesen wäre, blieb trotz mehrfacher Urgenz              Die Universität Bangor wollte dann, dass ich mei-
meinerseits erst eineinhalb Jahre unerledigt beim        ne dortigen Doktoranden als externer Lehrender
Dekan – immer noch derselbe eingangs erwähnte            weiter betreue, wofür 40 Stunden Arbeitszeit
Prof. Edwards – liegen; um dann von einer durch          pro Student und Jahr zu einem Stundensatz von
seine Nachfolgerin einberufenen Kommission               knapp unter £ 24 vorgesehen waren. Das ist üb-
weitere vier Monate im Wesentlichen tätigkeits-          rigens der Stundensatz für Graduate Teaching
los verschleppt und dann infolge meiner frist-           Assistants, und genauso unrealistisch bemessen.
losen Kündigung im November 2020 unerledigt              Das Arbeitszeitmodell der Universität sieht ei-
ad acta gelegt zu werden. Zwischenzeitlich erach-        gentlich 100 Stunden pro Jahr pro Doktorand vor,
teten es aber sowohl mein Institutsvorstand mit          was auch in etwa der international und national
Unterstützung der Personalabteilung und dann             übliche Satz ist. Rechnet man also auf den Sektor-

FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung            6
(Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb – Ein Erlebnisbericht

standard um, dann sind das £ 9,6 pro Stunde für                dazu gezwungen hat, die Qualität der von ihnen
eine selbstständig erwerbstätige Beschäftigung.                geleisteten Arbeit zu senken (Kinman, 1998, 11).
Der Stundensatz nach Abzug von Steuern, Kran-                  Alexander Veling (2021) hat auch sehr bildhaft
ken- und Pensionsversicherung, Betriebsmitteln                 beschrieben, dass man natürlich alle möglichen
etc. liegt also – mit dem „full economic cost“-Kalku-          Einsparungen bei der Qualität der Arbeit ma-
lationsformular der Universität Bangor gerechnet               chen kann, um die zu erledigende Arbeit in die
– bei ungefähr £ 3,5-4,0 Nettostundenlohn.                     verfügbare Arbeitszeit zu pressen. Letztendlich
Das entspricht etwa dem, was Alexander Veling                  lässt sich die vermeintlich privilegierte Situation
(2021) im 100. DGUF-Newsletter so illustrativ vor-             im Bereich der „fest“ angestellten Universitätsan-
gerechnet hat, als er (bestenfalls leicht ironisch) vor-       gestellten daher sowohl im britischen als auch im
geschlagen hat, dass Leergut zu sammeln einem                  deutschsprachigen Raum mit den Worten eines
etwa denselben Stundenlohn einbringen wird.                    schon von Kinman zitierten, anonym gebliebe-
Aber wenn man das Netto-Professorengehalt, das                 nen Universitätslehrers zusammenfassen: „Wenn
ich zuletzt bezogen hatte, durch die etwa 5.500                sich alle streng an eine Arbeitszeit von 9 bis 5 hielten,
Stunden Jahresarbeitszeit dividiert, die ich dafür             dann könnte die Institution [Universität] einfach nicht
zu leisten hatte, dann bleiben auch gerade einmal              funktionieren“9 (Kinman, 1998, 10).
ca. £ 7,2 pro Stunde7 und damit kaum mehr als man                  Zweifellos spielt Selbstausbeutung eine bedeu-
beim Leergutsammeln verdienen kann übrig.                      tende Rolle im akademischen Arbeitsleben: 2.500
    Ich habe übrigens ein halbes Jahr lang dabei               Arbeitsstunden im Jahr hätten sicher gereicht, um
mitgespielt, um mir anzuschauen, ob das irgend-                keine Nachteile zu erleiden. Natürlich hätte ich
wie realistisch machbar ist, wenn man die Dok-                 dann nichts mehr oder kaum noch etwas publi-
toranden auch nur halbwegs ordentlich betreuen                 zieren können; meine Studierenden hätten deut-
will, und dann Bangor einen – neuerlich mit dem                lich schlechter oder gar nicht vorbereitete Lehre
eigenen „full economic costs“-Kalkula­tionsformular            und keine erwähnenswerte Betreuung mehr be-
dieser Universität ausgerechneten – wirtschaftlich             kommen; und/oder meine administrativen Auf-
realistischen Kostenvoranschlag für die Betreuung              gaben wären einfach großteils unerledigt geblie-
von 5 Doktoranden im nächsten akademischen                     ben. Aber nachdem das bei (fast) allen Kollegen
Jahr geschickt; dieser beläuft sich auf locker-flo-            genauso ist, braucht man keine Konsequenzen
ckige £ 46.286,97. Erstaunlicherweise wollte die               zu fürchten, wenigstens solange man nicht auf-
Universität Bangor nicht einmal annähernd das,                 muckt. Mehr als das absolute Minimum zu tun,
was sie einem Dritten für diese Arbeit verrechnen              ist daher nicht notwendig, und wer es dennoch
würde (und auch Studierenden, welche die volle                 tut, beutet sich wenigstens bis zu einem gewissen
internationale Doktorats-Studiengebühr von £                   Grad selbst aus.
15.500 pro Jahr8 bezahlen müssen, tatsächlich für                  Das tut allerdings dennoch der Tatsache
das Doktoratsstudium verrechnet), einem extern                 keinen Abbruch, dass der Universitätsbetrieb
angeheuerten selbstständigen Wissenschafter be-                längst zusammengebrochen wäre, wenn das
zahlen. Angeblich sei das „unfair gegenüber dem                Universitätsmanagement die gesetzlichen Ar-
Rest des Personals“, das weit schlechter bezahlt               beitszeitregelungen aktiv anwenden und für ihre
wird. Außer natürlich dem Management, das sich                 Durchsetzung sorgen würde. Das Universitäts-
selbst durchaus solche Beträge als Bruttogehalt                management weiß das auch ganz genau, wes-
bezahlen kann und es auch tut.                                 halb es diese Regelungen nicht umsetzt, sondern
    Allein im Zeitraum zwischen Juni 2015 und                  vorsätzlich umgeht bzw. ihre Anwendbarkeit auf
Mai 2019 hatte ich etwa 15.600 unbezahlte Über-                akademische Mitarbeiter bestreitet. Die einschlä-
stunden geleistet; das entspricht etwa 9,5 zusätz-             gige Judikatur des EuGH z. B. ist vollkommen
lichen Jahren Regelarbeitszeit in einem Zeitraum               eindeutig, was die Pflicht des Arbeitgebers zur
von 4 Jahren. Statt die Arbeit eines Vollzeitbe-               Aufzeichnung der tatsächlichen Arbeitszeit sei-
schäftigten hatte ich also das Pensum erledigt, für            ner Mitarbeiter betrifft (CJEU 14.5.2019, C‑55/18);
das man eigentlich 3,33 Arbeitnehmer anstellen                 eine Pflicht, von der auch akademische Arbeitge-
hätte müssen. Und selbst als ich der Universität               ber nicht ausgenommen sind. Dennoch habe ich
schon den Rücken gekehrt hatte, wollte sie, dass               noch von keiner Universität gehört, weder im
ich weiterhin etwa zweieinhalbmal soviel Arbeit                britischen noch im deutschsprachigen Raum, die
erledige als sie mir – und das noch dazu zu einem              wirklich die tatsächliche Arbeitszeit ihrer akade-
Hungerlohn – bezahlt. Es ist daher kein Wunder,                mischen Mitarbeiter mit einem sachgerechten Ar-
dass schon 1998 76 % des befragten akademischen                beitszeiterfassungssystem erfasst;10 geschweige
Personals angegeben hat, dass Zeitmangel sie                   denn, dass ich gehört hätte, dass irgendeine da-

                                                           7                     FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung
Raimund Karl

von aktive Schritte setzt, wenn ein Mitarbeiter re-         Fenster am Universitätsgelände Selbstmord be-
gelmäßig die gesetzlichen Maximalarbeitszeiten              gehen können, sondern um Unfälle durch unab-
überschreitet. Diese gesetzlich erlaubte Maxima-            sichtliche Fensterstürze zu verhindern (Deacon,
larbeitszeit beträgt, wie schon erwähnt, durch-             2019). Denn für dieses Ersatzproblem lässt sich
schnittlich 48 Stunden pro Woche, normalerweise             rasch eine billige Lösung implementieren, die
gerechnet über einen Zeitraum von 17 Wochen (≈              zwar niemand braucht, aber die man fälschlich
4 Monate). Sie wird regelhaft von einer Mehrheit            als vorgeblichen Beweis dafür vorspiegeln kann,
der akademischen Mitarbeiter überschritten, wie             dass die Universitätsleitung ihre gesetzlichen
die einschlägigen Erhebungen zeigen (siehe z. B.            Sorgfaltspflichten ernst nimmt. Und damit kann
Kinman, 1998; UCU Workload Survey, 2016).                   die Universitätsleitung das wirklich essenzielle
    Das Universitätsmanagement nimmt also                   Universitätspersonal vor den Konsequenzen der
wissentlich in Kauf, dass sich eine Mehrheit sei-           eigenen Handlungen und Unterlassungen schüt-
nes Personals regelmäßig in gesundheitsgefähr-              zen, nämlich sich selbst.
dendem Ausmaß überarbeitet; insbesondere                        Derartige Fallbeispiele zeigen, dass eine Ände-
Jungakademiker am Beginn ihrer Karriere und                 rung der Mentalität (nicht nur, aber auch) in Uni-
Professoren zu signifikanten Prozentsätzen ex-              versitätsleitungen zum Wohl der akademischen
trem. Es unternimmt auch absichtlich nichts da-             Mitarbeiter und des Zwecks der Universitäten
gegen, nicht einmal, wenn sich akademisches                 (Forschung, Wissenschaft und Lehre) dringender
Personal einzeln oder kollektiv darüber (lauthals)          notwendig ist denn je.
beschwert. Vielmehr folgen allenfalls bestenfalls
Alibihandlungen, um sich selbst vor möglichen
rechtlichen Konsequenzen des eigenen vorsätz-               Anmerkungen
lichen Fehlverhaltens zu schützen, zulasten von
Sicherheit und Gesundheitsschutz seines akade-              1
                                                              https://www.ucu.org.uk/media/8196/Executive-
mischen Personals. Dass das Management sich                 summary---Workload-is-an-education-issue-UCU-wor-
                                                            kload-survey-report-2016/pdf/ucu_workloadsurvey_
sein Tun damit zweckrationalisiert, dass das alles          summary_jun16.pdf, 5-6 [29.7.2021].
nur „zum Wohle der Universität“ und damit mittel-
bar vielleicht sogar „zum Wohle der Universitätsan-         2
                                                               Wer hier denken möchte, dass die Zahlen im deutschen
gestellten“ geschehen würde, weil die Universi-             Sprachraum viel besser sind, sollte sich besser keinen Illu-
                                                            sionen hingeben: Zwar hat eine jüngere vom BMWF geför-
tät, die es leitet, sonst unmittelbar ihre Tätigkeit        derte Studie in Deutschland ergeben, dass die Arbeitsstun-
einstellen und Bankrott anmelden müsste, ändert             den von Professoren von durchschnittlich 52 Stunden pro
nichts daran, dass das klassisches ausbeuterisches          Woche im Jahr 1992 auf 51 im Jahr 2007 und 48 im Jahr 2008
Verhalten ist und die leitenden Organe der Uni-             kontinuierlich sinke und auch die von in Teilzeit beschäf-
versität, die es zulassen, Vorsatztäter sind – selbst       tigten Wissenschaftlern geleisteten Überstunden von 12 pro
                                                            Woche im Jahr 2007 auf nur mehr 6 im Jahr 2018 zurückge-
solche, die ein Jahrzehnt zuvor noch erboste Eu-            gangen seien (Schnejderberg & Götze, 2020, 14-15). Andere
logien für ihre von der Universität bis in den Tod          Studien kommen jedoch zu anderen Ergebnissen, z. B. Weihs
missbrauchte Mentoren gehalten haben.                       et al. (2018) für Deutschland im Jahre 2016 mit zwei unter-
    Im Februar 2018 beging Dr. Malcom Ander-                schiedlichen Schätzmethoden zu einer durchschnittlichen
son, ein akademischer Mitarbeiter der Business              Wochenarbeitszeit von 56 bzw. 63 Stunden pro Woche für
                                                            vollzeitbeschäftigte Professoren. Eine Untersuchung der
School, am Universitätsgelände der Universität              Wochenarbeitszeiten österreichischer Professoren ergab,
Cardiff Selbstmord (Jones, 2019). Nicht erst in sei-        dass während der Vorlesungszeit 45 % und während der
nem Abschiedsbrief, sondern auch in seinen Mit-             vorlesungsfreien Zeit immer noch 31 % 51-60 Wochenstun-
arbeiterorientierungsgesprächen 2015, 2016 und              den arbeiten, 21 % bzw. 12 % 61-70 und 8% bzw. 3% mehr als
2017 hatte er sowohl auf seine massive Überar-              70 Wochenstunden (siehe https://de.statista.com/statistik/
                                                            daten/studie/831646/umfrage/arbeitsstunden-von-pro-
beitung und durchschnittliche Wochenarbeitszeit             fessoren-in-oesterreich/ [27.9.2021]. Es ist also auch für den
von 70 bis 80 Stunden als auch darauf hingewie-             deutschen Sprachraum davon auszugehen, dass mindestens
sen, dass er aufgrund seiner Arbeitsüberlastung             die Hälfte der Professoren und akademischen Mitarbeiter an
seinen gesetzlichen Jahresurlaub nicht nehmen               Universitäten regelmäßig mehr als durch die EU-Arbeitszeit-
konnte. Die Reaktion der Universitätsleitung                direktive erlaubte durchschnittliche Maximalwochenarbeits-
                                                            zeit leisten, vermutlich sogar deutlich mehr als die Hälfte.
war gegenüber den Medien zu behaupten, dass
sie das Wohlergehen ihres Personals enorm ernst             3
                                                              https://www.legislation.gov.uk/uksi/1998/1833/con-
nehmen würde. Ach ja, und die Universitätslei-              tents/made [29.7.2021].
tung hat Fenstersicherungen anbringen lassen,               4
                                                              http://curia.europa.eu/juris/showPdf.jsf?text=&docid
natürlich nicht etwa, damit keine weiteren akade-           =63684&pageIndex=0&doclang=en&mode=lst&dir=&occ
mischen Mitarbeiter durch einen Sprung aus dem              =first&part=1&cid=967898 [30.7.2021].

FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung               8
(Selbst-?) Ausbeutung im akademischen Betrieb – Ein Erlebnisbericht

5
  „whose working time as a whole is not measured or predeter-         QAA (2014). Subject Benchmark Statement: Archaeology.
mined or can be determined by the workers themselves” (Com-           Gloucester: The Quality Assurance Agency for Higher
mission v United Kingdom, 7/9/2006, CJEU C-484/04).                   Education.
6
  http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?                 Schneijderberg, C. & Götze, N. (2020).
text=&docid=214043&pageIndex=0&doclang=EN&mode                        Organisierte, metrifizierte und exzellente
=req&dir=&occ=first&part=1&cid=7740630 [30.7.2021].                   Wissenschaftler*innen. Veränderungen der Arbeits- und
                                                                      Beschäftigungsbedingungen an Fachhochschulen und
7
  Der offizielle Mindestlohn – euphemistisch „living-wa-
ge“ genannt – liegt im UK (außerhalb Londons) übrigens                Universitäten von 1992 über 2007 bis 2018. (INCHER
derzeit bei £ 8,91 (https://www.gov.uk/national-mini-                 Working Paper Nr. 13). Kassel: Universität Kassel
mum-wage-rates [1.8.2021]).                                           https://www.wihoforschung.de/_medien/downloads/
                                                                      Schneijderberg_Go%CC%88tze_2020_INCHER_
8
   Rechnet man übrigens einen Betreuungsanspruch im                   Working_Paper_13.pdf [27.9.2021].
Umfang von 40 Stunden pro Jahr, ergibt sich bei einer no-
minellen Jahresarbeitszeit eines akademischen Mitarbeiters            Veling, A. (2021). Praxistipp für
von 1.650 Stunden, dass ein Mitarbeiter theoretisch bis zu            Nachwuchswissenschaftler: Leergutsammeln zur
ca. 40 Doktoranden gleichzeitig betreuen könnte, wenn er              Finanzierung von Lehraufträgen. DGUF-Newsletter
keine anderen Aufgaben übernommen hat. Nachdem die                    Nr. 100 vom 12.5.2021, 79: https://dguf.de/fileadmin/
Studiengebühr internationaler Doktoratsstudierender (we-              user_upload/Newsletter-Archiv/dguf-dok_100_
nigstens angeblich) die „realen“ Kosten eines Doktoratsstu-           newsletter_2021-05-12.pdf [30.7.2021].
diums reflektiert, weil internationale Doktoranden nicht
durch britische staatliche Mittel gefördert werden, bedeu-            Weihs, C., Hernández Rodíguez, T., Doeckel, M.,
tet das, dass 40 Doktoranden der Universität (angeblich)              Marty, C. & Wormer, H. (2018). Arbeitszeiten von
Kosten in Höhe von £ 620.000 verursachen. Einem selbst-               Professorinnen und Professoren in Deutschland 2016.
ständigen externen Betreuer würde die Universität für den             AstA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv, 12,
dabei anfallenden Betreuungsaufwand (exakt) £ 38.256                  135-177. https://link.springer.com/article/10.1007/
(bzw. 6,17 % der Studiengebühren) zahlen wollen. Woraus               s11943-018-0227-y [27.9.2021].
der Universität die zusätzlichen £ 581.744 an „realen wirt-
schaftlichen Kosten“ dafür entstehen, lässt sich nicht nach-
vollziehen, ist doch die wissenschaftliche Unterstützung
durch einen kompetenten Betreuer die hauptsächliche Lei-              Über den Autor
stung, welche „die Universität“ dem Doktoranden erbringt.             Raimund Karl promovierte 2003 in Ur- und Früh-
                                                                      geschichte an der Universität Wien, wo er seit
9
  „If everybody worked strictly on a 9-5 basis, the institution
simply could not function.“ (Kinman, 1998, 10).                       2006 auch für das Fach keltische Altertumskunde
                                                                      habilitiert ist. Schon 2001 ging er zuerst auf eine
10
   Obwohl das in modernen, IT-unterstützten Zeiten leicht             Forschungsstelle am Centre for Advanced Welsh
möglich ist und (auch teilweise von Universitäten, z. B. bezüg-       and Celtic Studies in Aberystwyth nach Großbri-
lich der Angestellten im nicht-akademischen Bereich wie Ge-
bäudewartung, Sekretariat, Technik etc.) bereits getan wird.          tannien. Dort wechselte er 2003 an die Universität
                                                                      Bangor, wo er 2008 zum ordentlichen Professor
                                                                      für Archäologie und Denkmalpflege befördert
Literatur                                                             wurde und 2020 sein Dienstverhältnis aufgrund
                                                                      persistenter Überarbeitung aufgelöst hat und nun
Deacon, T. 2019. Cardiff University lecturer hits out                 dort Emeritus Professor ist. Seit Dezember ist er
at insulting ‘suicide locks’ put on windows after                     als freiberuflicher Wissenschaftler und privater
tutor’s death. Wales Online, 3.3.2019: https://www.                   Fachgutachter in Gerichtsverfahren zu Denkmal-
walesonline.co.uk/news/wales-news/cardiff-                            rechtsfragen tätig.
university-lecturer-hits-out-15907286 [31.7.2021].
EU (2003). Richtlinie 2003/88/EG des Europäischen                            Prof.emer. PD Mag.Dr. Raimund Karl
Parlaments und des Rates vom 4. November 2003                                         FSA FSAscot MCIfA
über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung.                                      Streitmanngasse 14
Amtsblatt der Europäischen Union L 299, 9-16: https://                                     1130 Wien
eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=                                            Österreich
CELEX:32003L0088&from=EN [29.7.2021].                                              raimund.karl@univie.ac.at
Jones, C. H. (2019). Lecturer’s widow hits out at Cardiff
University workload. BBC News, 20.2.2019: https://                           https://orcid.org/0000-0001-5832-8656
www.bbc.com/news/uk-wales-47296631 [31.7.2021].
Kinman, G. (1998). Pressure Points. A survey into the causes
and consequences of occupational stress in UK academic and
related staff. London: Association of University Teachers.

                                                                  9                     FAiG 2019: Prekariat und Selbstausbeutung
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