Serie Das Leben In Der Paulsmühle (2) Die lange Fußballtradition der "Zehner" - SG Benrath-Hassels

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Serie Das Leben In Der Paulsmühle (2) Die lange Fußballtradition der "Zehner" - SG Benrath-Hassels
Serie Das Leben In Der Paulsmühle (2)
Die lange Fußballtradition der "Zehner"

Am 2. Oktober 1967 wurde der frisch sanierte Paulsmühler Sportplatz an der
Schimmelpfennigstraße mit einem Fest offiziell in den Betrieb genommen. Fast 50 Jahre
später lag der Sportplatz brach. Heute ist dort eine Flüchtlingsunterkunft für 200 Menschen.
FOTO: BT-Archiv/Günter von Ameln

BENRATH "Klein, aber oho!" - diese verwendete Formulierung, wenn es darum geht, für die
eher unscheinbaren Dinge des Lebens Bewunderung auszudrücken, trifft auf den ehemaligen
Paulsmühler Fußballclub "Spielvereinigung Benrath 10" haargenau zu. 94 Jahre lang
bereicherten die "Zehner", wie der Club mit dem Aschenplatz an der Schimmelpfennigstraße
kurz genannt wurde, den Alltag der Menschen in Benraths Ost-Ortsteil - sportlich eher im
Schatten der umliegenden weitaus größeren Konkurrenz-Vereine gelegen. Ein Blick in die
abwechslungsreiche Historie dieses Fußballclubs, der 2004 mit dem BV Hassels zur SG
Benrath-Hassels fusionierte, lohnt sich durchaus.
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Der Vereins-Ursprung ist eng verknüpft mit dem düsteren Kapitel des Ersten Weltkriegs, an
dessen Ende es für die Völker Europas unzählige Verluste zu beklagen gab. Vereine wie die
Paulsmühler Viktoria 1910 und Benraths Germania 1912 mussten sich angesichts der nur
wenigen verbliebenen Aktiven zusammentun, um das Sporttreiben nach einer bitteren Zeit
fortsetzen zu können.

So entstand am 3. Januar 1920 die Spielvereinigung Benrath 10 mit den Vereins- und
Trikotfarben Grün und Weiß. Als Spielort wurde die Paulsmühle gewählt. Die Germanen
hatten zuvor am so genannten Totenweiher - dem heutigen Schützenplatz - ihren Spielort. Zu
den Vorsitzenden wurden Karl Schmitz und Peter Mebus gewählt. Als Vereinslokal fungierte
zunächst die Gaststätte "Zum Grunewald". Das Spielgelände, ein von der Forstverwaltung zur
Verfügung gestelltes gerodetes Waldstück, mussten die Gründer von Baumstümpfen befreien.
1921 wurde die SPVGG. Benrath 10 in den westdeutschen Spielverband aufgenommen.

Ereignisreiche Jahre folgten. Ab 1931 nutzten die Zehner die damalige Gaststätte "Haus
Wagner", Kreuzung Paulsmühlenstraße/Telleringstraße, als Vereinslokal. In deren
Hinterzimmer schwang Deutschlands Box-Legende Max Schmeling zu Beginn der 1920er
Jahre während seiner Benrather Zeit die Fäuste.

Nach 1945 mussten sich die Zehner, wie alle Vereine, aus den Trümmern des Zweiten
Weltkrieges erneut neu aufstellen. Schon in den Meisterschaftsrunden 1953/54 und 1954/55
folgte ein sportlicher Aufschwung. Die Paulsmühler gehörten unter ihrem jugoslawischen
Trainer Branco Vidovic vorübergehend gar der Bezirksklasse an. Dem erfolgreichen Team
zeigte sich das Schicksal allerdings nicht gnädig. Die Formation zerbrach, als der
unvergessene Keeper Heinz Ulrich überraschend starb und Stürmertalent Werner Hofer bei
einem Unglück ums Leben kam. Zudem lockte ein Angebot als Vertragsspieler den
Leistungsträger Werner Ries zum benachbarten VfL Benrath. Mit dem gewann Ries 1957 als
Kapitän und Libero die Deutsche Amateurmeistermeisterschaft. Sein früherer
Mannschaftskamerad Ewe setzte seine Karriere statt in der Paulsmühle sogar beim 1. FC Köln
fort.

Ausgerechnet 1960, im goldenen Jubiläumsjahr, erlebten die Paulsmühler Kicker ihren
sportlichen Tiefpunkt. Der Abstieg bis hinab in die zweite Kreisklasse hatte sich nicht
vermeiden lassen. Immerhin: Im Jahr zuvor gab es für die Zehner allen Grund zur Freude:
Endlich war auf dem Sportgelände ein vereinseigenes Clubheim entstanden mit Dusch- und
Umkleideräumen und einem Raum für Versammlungen und Festlichkeiten. An
stimmungsvolle Abende im Clubheim mit Akkordeonklängen erinnert sich der Paulsmühler
Manfred Hillenbrand noch heute, obwohl er damals mit Fußball wenig am Hut hatte. "Wir
sind nach der Arbeit immer dort hingegangen, weil das Bier am Billigsten war."

Mitte der 1970er Jahre gab es dramatische Geschehnisse rund um das Vereinsheim. Gleich
dreimal brach Feuer aus. Der erste Brand zerstörte hauptsächlich das Dach. Schon beim
zweiten Feuer, nur wenige Monate später und wohl durch Brandstiftung verursacht, brannte
das Holzhaus vollständig nieder. Die Fußballer standen ohne Dusche und Umkleidekabine da.
Ersatz bot die Schule Einsiedelstraße.

Verein, Stadt und Gönner mühten sich um eine Lösung, die darin bestand, ein ehemaliges
Arbeiterwohnhaus der Demag von der Hoxbachstraße auf das Gelände der Zehner zu
versetzen. Dank der Hilfe des Paulsmühler Unternehmers Josef Pollok wurde das
zweigeschossige Holzfachwerkgebäude demontiert und innerhalb von acht Tagen an neuem
Ort und neuer Stelle unter tatkräftiger Mitgliedermithilfe wieder aufgebaut. Die
Inbetriebnahme fand 1980 statt.

Das Vereinsjubiläum zum 75-Jährigen begingen die Zehner 1985 mit einer Festwoche, deren
Höhepunkt ein Freundschaftsspiel mit Fortuna Düsseldorf darstellte. Dieser Partie, die nicht
auf der Paulsmühler Asche, sondern auf dem Rasenplatz des TSV Urdenbach ausgetragen
wurde, wohnten 600 Zuschauer bei, die einen 22:1-Sieg des Bundesligisten sahen. Den
Ehrentreffer für die Amateure erzielte Thomas Schmitz. Zu Beginn der 1990er Jahre machten
die Paulsmühler Kicker noch einmal sportlich auf sich aufmerksam. Unter Trainer Bernd
Beyen schaffte das Team um Jürgen Hommes, Michael Longerich und Leschek Quinta erneut
den Sprung in die Bezirksliga, allerdings nur für eine Saison.

Ein Freudentag für Benrath 10: Am 12. Juni 1988 machte die erste Mannschaft den Aufstieg
in die Kreisliga A perfekt. FOTO: Dieter Norbisrath

In der Folgezeit nahmen Mitgliederzahlen und Vereinsleben mehr und mehr ab. Im Vorstand
machte sich Amtsmüdigkeit breit. Die Stadt scheute die hohen Kosten für eine Instandsetzung
der sanierungsbedürftigen Sportanlage und hatte für das Gelände andere Pläne. So kam es,
dass 2003 der Mitgliederbeschluss zur Fusion mit dem BV Hassels erfolgte. Seitens der
Zehner gingen Reinhold Hofmann, Wolfgang Diederichs, Hans-Dieter Löhe, Georg Knauf,
Udo Franken und Uwe Teich in die Fusionsverhandlungen. Der BV Hassels war mit
Wolfgang Monski, Dieter Nöh, Peter Huck und Antonio Steinhoff vertreten. 2004 entstand
aus beiden Vereinen die "Sportgemeinschaft Benrath-Hassels", die in der neuen Saison
wieder in der Bezirksliga spielt.
FOTO: Günter von Ameln

Auf dem brachliegenden Sportplatz hat die Stadt 2015 eine Flüchtlingsunterkunft errichtet.
Deren Nutzung ist bis Ende 2020 vorgesehen. Danach kann sich die SPD im Süden mit ihrem
Vorsitzenden Udo Skalnik vorstellen, dort eine Kindertagesstätte zu bauen. Zudem gibt es seit
Jahren die Planung, für das Areal einen Bebauungsplan für Wohnungsbau zu entwickeln -
bislang ohne Erfolg.

Quelle: RP
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