EIN NATURPARK MIT SINN FU R E-MOBILITA T - WORTMARKT

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EIN NATURPARK MIT SINN FU R E-MOBILITA T - WORTMARKT
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     EIN NATURPARK MIT
     SINN FÜR E-MOBILITÄT
     Der Naturpark Beverin plant
     für die Zukunft

     Vor über zehn Jahren wurde der Verein Naturpark
     Beverin gegründet mit dem Ziel, nachhaltig
     ­Wertschöpfung in einer Randregion zu generieren.
      Inzwischen ist der regionale Naturpark zu einer
      ­Erfolgsgeschichte geworden. Eines der Handlungs­
       felder des Parks, das weiter ausgebaut werden ­­
       soll, ist Energie und Mobilität.

     Text Maya Höneisen

      Ein Naturparadies: Seit rund zehn Jahren setzt der Naturpark Beverin konsequent auf naturnahen Tourismus und Produkte aus der
     Region. (Foto: Naturpark Beverin)

     In den Bündner Pärken       TERRA GRISCHUNA 1 | 2020
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 Andrea Gaudenz und Fabio Maurizio präsentieren in Wergenstein eines der E-Autos. (Foto: Naturpark Beverin)

Als die Schamser Gemeinden sich im            tion in der Region – ist nicht nur ökolo­     E-Mobilität und Carsharing
Jahr 2011 für die Errichtung eines            gisch sinnvoll, sie bringt auch öko­          Zu einer umweltgerechten und nach­
­Naturparks entschieden, taten sie das        nomische Vorteile, nämlich wiederum           haltigen Strategie gehört – denkt man
 überzeugt. Auch wenn die Dörfer gute         Wertschöpfung für das regionale Ge­           zukunftsorientiert – auch die E-Mobili­
 Infrastrukturen hatten und in eine           werbe und zudem Arbeitsplätze. Vor            tät. Nach ersten Erfahrungen im Safien­
 intakte Natur eingebettet waren, galt­­
 ­                                            allem die Wasserkraftnutzung ist im
                                              ­                                             tal im Jahr 2017 wurden nachfolgend
 es doch, Arbeitsplätze zu sichern oder       Schams, Safiental und Rheinwald weit          im Schams zwei Kombi-Ladestationen
 neue zu schaffen, Landwirtschaftsbe­         ausgebaut. Die Kraftwerksgesellschaf­         für ein E-Auto und zwei E-Bikes sowie
 triebe zu erhalten und das Gewerbe zu        ten sind wichtige Arbeitgeber und brin­       zwei Ladestationen für je vier E-Bikes
 unterstützen. Gefragt war nachhaltige        gen mit dem Wasserzins sichere Ein­           in Andeer und Sufers installiert. Zwei
 Wertschöpfung in der Region. Die Lö­         nahmen. Zusätzlich setzt der Naturpark        weitere kombinierte E-Ladestationen
 sung sahen die Beteiligten in einem          auf Sonnenenergie. Schon heute wird           wurden im Jahr 2019 in Lohn und in
 Naturpark. Neben den erwähnten, wur­         auf dem Gebiet des Naturparks mehr            Safien Platz in Betrieb genommen.
 den weitere Ziele gesetzt: die Erhaltung     Energie erzeugt als verbraucht. Ein           Eines der Teilprojekte aus dem Gesamt­
 und Aufwertung der Landschaft, die           ­guter Grund, diese Energie gezielt ein­      projekt Energie und Mobilität ist das
 Stärkung des Tourismus und Produkte           zusetzen. Dies zum Beispiel mit der Ak­      Mietautoangebot, entstanden auf Initi­
 aus der Region gemeinsam zu vermark­          tion Gebäude-Energieeffizienz, inner­        ative von Andrea Gaudenz, Engiro &
 ten.                                          halb welcher lokale Energieberater           Postauto Mark AG in Andeer. «Die Idee
                                               Unterstützung anbieten. Ein Vorzeige­        war, Elektroautos einzusetzen, die tags­
Energiebedarf eigenständig sichern             projekt sind der weltweit einzige solar­     über vermietet werden», erklärt Andrea
Dem Naturpark muss es natürlich auch           betriebene Skilift in Tenna oder der So­     Gaudenz. Das E-Auto wurde von den
ein Anliegen sein, ein Augenmerk auf           larweg am selben Ort.                        Postautochauffeuren genutzt, um für
Mobilität und Energie zu legen, um sei­        Was die Mobilität anbelangt, wurden          den morgendlichen Frühkurs zur Post­
ne Kulturlandschaften zu schützen und          drei Busangebote eingerichtet: der Bus       autogarage in Wergenstein anzureisen.
artenreiche Lebensräume zu erhalten            alpin in Wergenstein, der Wanderbus          Bis zur letzten Postautoankunft in Wer­
und zu fördern. In dieser Hinsicht hat         Lai da Vons in Sufers und der Rhein­         genstein stand es tagsüber für Mieter
sich der Park einiges vorgenommen.             schluchtbus Valendas-Brün. Laut Fabio        zur Verfügung. Da die Nachfrage nach
Die Vision ist es, den eigenen Energie­        Maurizio, Projektentwickler Energie          diesem Carsharing klein blieb, wurde
bedarf möglichst aus lokalen, erneuer­         und Mobilität des Naturparks Beverin,        dieses Auto nach Andeer verschoben.
baren Ressourcen zu decken. Denn die           erfreuen sich diese Transportmöglich­        Inzwischen stehen in Zusammenarbeit
Energieerzeugung – eine lange Tradi­           keiten steigender Beliebtheit.               mit der Garage Riedhauser in Zillis und

                                                                            TERRA GRISCHUNA 1 | 2020       In den Bündner Pärken
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                                                                                                   Der Naturpark Beverin ist geprägt von
                                                                                                   zwei Kulturen; den Rätoromanen und
                                                                                                   den Walsern. Im Schams oder in der Val
                                                                                                   Schons wird Sutsilvan, das kleinste der
                                                                                                   fünf rätoromanischen Idiome, gespro-
                                                                                                   chen. In den Gemeinden Casti-Wergen-
                                                                                                   stein, Donat, Lohn und Mathon spricht
                                                                                                   gut die Hälfte der Bevölkerung Rätoro-
                                                                                                   manisch. Neben der Sprache zeichnen
                                                                                                   sich die Dörfer in der Val Schons durch
                                                                                                   kulturhistorisch wertvolle Kirchen aus.
                                                                                                   Besonders sehenswert ist deren Mutter-
                                                                                                   kirche St. Martin in Zillis – auch bekannt
                                                                                                   als die «Sixtina der Alpen» – mit der voll-
                                                                                                   ständig erhaltenen Holzbilderdecke aus
                                                                                                   dem 12. Jahrhundert. Das Walsergebiet
                                                                                                   befindet sich im Safiental, in Tschappina
                                                                                                   und im Rheinwald.

                                                                                                   Fläche
                                                                                                   515 km2 mit vier Talschaften, drei
                                                                                                   Schluchten und zwei kulturhistorisch
                                                                                                   und sprachlich unterschiedlichen Sied-
                                                                                                   lungsgebieten

                                                                                                   Namensgeber
                                                                                                   Piz Beverin (2998 m ü. M.)

                                                                                                   Höchster Punkt
                                                                                                   Piz Tambo (3279 m ü. M.)
      Über das ganze Parkgebiet verteilt finden Einheimische und Gäste acht E-Lade­stationen.
     (Foto: Olivia Aebli-Item)                                                                     Parkgemeinden
                                                                                                   Andeer, Casti-Wergenstein, Donat, Fer-
                                                                                                   rera, Mathon, Lohn, Rheinwald Rongel-
     der Elektro-Autogarage von Andrea             jekte erfolgreich umgesetzt worden.­            len, Safiental, Sufers, Tschappina, Zil-
     Gaudenz zwei Mietautos zur Verfügung          So wurden unter anderem zahlreiche              lis-Reischen
     – eines mit Benzin und ein E-Auto –,          Kilometer Wanderwege saniert, Tro­
     die spontan über die Plattform «sha­          ckenmauern instand gestellt und Ent­            E-Auto-Ladestationen
     roo» gebucht werden können. Andrea            buschungsprojekte wurden organisiert.           Valendas, Tenna, Safien Platz, Zillis,
     Gaudenz ist zuversichtlich, dass dieses       Für Gäste, welche die Naturschönhei­            ­Andeer, Lohn, Wergenstein und Inner-
     Angebot künftig genutzt wird. Er selbst       ten der Region entdecken möchten,                ferrera
     steht für Testfahrten und Beratung für        wurden Winter- und Sommerangebote
     Einheimische und Gäste jederzeit zur          geschaffen und unter dem Naturpark­             Seit dem Jahr 2013 darf der Park offiziell
     Verfügung.                                    label werden heute kulinarische und             als «Regionaler Naturpark von nationa-
     Um die E-Mobilität auch in der re­            handwerkliche Highlights vermarktet.            ler Bedeutung» mit dem Parklabel des
     gionalen Bevölkerung zu verankern,            Spannende Einblicke und Abenteuer               Bundes auftreten.
     haben Gaudenz und der Naturpark Be­           für Kinder sind auch im Programm
     verin im letzten Frühling erstmals die        Umweltbildung zu finden. Innerhalb
     Expo-E-Mobilität in Andeer durch­     ge­     des Projekts «Regionale Entwicklung
     führt. Zwei neue E-Ladestationen wur­         (PRE) Beverin» sind untereinander ver­
     den vorgestellt und diverse Elek­   tro­      netzte Initiativen zur Entwicklung der
     fahrzeuge für Testfahrten bereitgestellt.     Landwirtschaft und angewandter Be­
     Der Anlass sei sehr gut besucht gewesen       reiche hinzugestossen. Und nicht zu­
     und werde deshalb im Frühling 2020            letzt wird die E-Mobilität mit viel En­
     wiederholt, hält Fabio Maurizio fest.         gagement vorangetrieben. Dies, um an
                                                                                                 Autorin Maya Höneisen ist regelmässige
                                                   dieser Stelle nur einige der in den letz­     Mitarbeitern der «Terra Grischuna». Sie lebt
     Erfolgreich unterwegs                         ten zehn Jahren erfolgreich umgesetz­         in Paspels.
     Tatsächlich sind im Laufe der letzten         ten Projekte des Naturparks zu nen­           m.hoeneisen@wortmarkt.ch
     Jahre im Naturpark Beverin einige Pro­        nen.                                          Online www.naturpark-beverin.ch

     In den Bündner Pärken       TERRA GRISCHUNA 1 | 2020
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