Sicherheit im Fahrradverkehr - Stadt Erlangen - Statistik und Stadtforschung
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Stadt Erlangen Statistik und Stadtforschung 91051 Erlangen (09131) - 86 2563 statistik@stadt.erlangen.de www.erlangen.de/statistik Foto Titelseite: Markus Spiske, Pexels Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
Fahrradstadt Erlangen zugenommen hat und dementsprechend auch deren Beteiligung an Verkehrsunfällen. Auch im Jahr 2018 belegte Erlangen wieder einen Abbildung 1 zeigt die Gesamtzahl der in Erlangen Spitzenplatz im „Fahrradklimatest“, der alle zwei registrierten Verkehrsunfälle der Jahre 2007 bis Jahre vom ADFC1 durchgeführt wird. In der Grö- 2019. Die Unfälle auf den beiden Autobahnen, die ßenklasse der „kleinen Großstädte“ mit 100.000 bis das Stadtgebiet queren, werden dabei nicht gezählt. 200.000 Einwohnern erreichte die Stadt Erlangen in Auffällig ist der Anstieg der Unfallzahlen in den ver- Bayern wieder den ersten Platz und stieg im bundes- gangenen beiden Jahren: Während im Zeitraum von weiten Vergleich innerhalb dieser Größenklasse von 2007 bis 2017 jährlich im Schnitt 3.117 Verkehrsun- Rang 3 auf Rang 2 auf. fälle registriert wurden, fiel diese Zahl mit 3.395 im Erlangen ist für Fahrradfahrer/innen sehr attraktiv: Jahr 2018 und 3.470 im Jahr 2019 deutlich höher Das weitläufige Radverkehrsnetz sowie die überwie- aus. gend „fahrradfreundliche“ Topografie führen zu einer Die Verkehrsunfallstatistik unterscheidet zwischen ständigen Präsenz des Radverkehrs im Stadtbild. Unfällen mit Personenschäden, Unfällen mit schwer- Dass es bei einem derart hohen Radverkehrsauf- wiegenden Sachschäden und Kleinunfällen: kommen auch zu Konflikten zwischen den Verkehrs- teilnehmer/innen kommt, ist unvermeidbar. • Unfälle mit Personenschäden sind alle Unfälle, bei denen mindestens eine Person verletzt oder Die vorliegende Veröffentlichung hat sich - wie auch getötet wird. schon vergleichbare Analysen aus den Jahren 2013, 2015 und 2017 - zum Ziel gesetzt, die Probleme • Bei Unfällen mit schwerwiegenden Sachschäden näher zu betrachten, mit denen Radfahrende in der liegt kein Personenschaden vor, jedoch bei min- Stadt konfrontiert sind. Zudem wird aufgezeigt, an destens einem Unfallbeteiligten als Unfallursache welchen Stellen im Stadtgebiet Konflikte gehäuft ein Straftatbestand, eine mit Geldbuße bedrohte auftreten. Auf dieser Basis können Maßnahmen Ordnungswidrigkeit, Alkohol- oder sonstiger ergriffen werden, die das Verkehrgeschehen für alle Drogeneinfluss. Verkehrsteilnehmer sicherer machen. • Alle sonstigen Unfälle sind Kleinunfälle. Das Polizeipräsidium Mittelfranken stellt der städ- Für die Kleinunfälle, die rund die Hälfte aller regist- tischen Fachstelle für Statistik und Stadtforschung rierten Unfälle ausmachen, enthält die Verkehrsun- jährlich die Einzeldaten der Erlanger Verkehrsunfälle fallstatistik nur einen reduzierten Datenbestand. Alle zur Verfügung. Diese liegen inzwischen lückenlos anderen Unfälle lassen sich nach den Verkehrsmit- für die Jahre 2007 bis 2019 vor. Der aktuelle Bericht teln differenzieren, die beteiligt waren. befasst sich in erster Linie mit den aktuelleren Fahr- Die folgenden Auswertungen beziehen sich lediglich radverkehrsunfällen der Jahre 2018 und 2019. auf die Unfälle, die nicht als Kleinunfälle registriert wurden. Fahrradverkehrsunfälle Die Verkehrsunfallstatistik liefert umfangreiche Daten über die an Unfällen Beteiligten, sowie deren 3.600 Ursachen und Folgen. Dabei lässt sich differenzieren 3.500 zwischen den einzelnen Verkehrsmittelarten. Zudem ist eine Verortung der Unfälle möglich. 3.400 Im Folgenden geht es ausschließlich um Fahrrad- 3.300 verkehrsunfälle. Es handelt sich dabei um die Ver- kehrsunfälle, an denen mindestens eine radfahrende 3.200 Person beteiligt war, unabhängig davon, welcher Verkehrsteilnehmer den Unfall verursacht hat. 3.100 Zu den herkömmlichen, rein mit muskelkraft ange- 3.000 triebenen Fahrrädern, zählen hier auch die Pede- lecs, nicht jedoch die E-Bikes2. An manchen Stellen 2.900 wird auch zwischen klassischen Fahrrädern und 2.800 Pedelecs differenziert, da in den vergangenen Jah- ren das Verkehrsaufkommen der Pedelecs deutlich 2.700 2.600 1 Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. 2.500 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2 „Pedelec“ ist der Typ von Elektrofahrrädern, der in Deutschland am weitesten verbreitet ist und bietet beim Treten die Unterstützung durch einen Elektromotor, wobei die Motorun- terstützung nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h aktiv ist. Pedelecs gelten verkehrsrechtlich als Fahrräder. „E-Bikes“ Abb. 1: Verkehrsunfälle insgesamt der Jahre 2007 fahren hingegen ohne Pedaldruck, gelten verkehrsrechtlich als bis 2019 (ohne Autobahnunfälle) Leicht-Mofa und benötigen eine Betriebserlaubnis sowie ein Versicherungskennzeichen. Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 3
Bei den Verkehrsmittelarten ist eine sehr genaue Differenzierung möglich. Aus Gründen der Über- 450 sichtlichkeit werden die Verkehrsteilnehmer jedoch in Kategorien eingeteilt: Radfahrende (einschließ- 400 herkömmliches Fahrrad lich Pedelec), Kraftfahrzeuge (Pkw, Lkw, Krafträder etc.), Fußgänger und Sonstige. 350 Betrachtet man die Entwicklung der Unfallzahlen nach der Art der unfallbeteiligten Verkehrsmittel, 300 so zeigen sich besonders hohe Beteiligungszahlen von Radfahrenden in den Jahren 2018 und 2019. 250 Es ist aber anzunehmen, dass dieser Anstieg zum Teil auch darauf zurückzuführen ist, dass insge- 200 samt immer mehr Wegstrecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Zudem ist in diesem Zeit- 150 raum auch die Zahl der Unfallbeteiligten mit einem Pedelec deutlich gestiegen (Abb. 2): Rund acht Pro- 100 zent der unfallbeteiligten Radfahrer/innen waren im Jahr 2019 auf einem Pedelec unterwegs. Durch die 50 Pedelec zunehmende Verbreitung von Pedelecs wächst eine Bevölkerungsgruppe im Straßenverkehr, die bisher auf Zweirädern unterrepräsentiert war: Der Zuneh- 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 mende Anteil älterer Menschen führte im Jahr 2019 dazu, dass der Altersdurchschnitt der unfallbeteilig- Abb. 2: Unfallbeteiligte Radfahrer/innen 2007 bis ten Radfahrenden, der seit 2007 immer um 38 Jahre 2019 nach Art des Fahrrades schwankte, innerhalb kürzester Zeit um rund vier Jahre anstieg. Im Jahr 2018 wurden 399 Fahrradunfälle in Erlangen • Unfälle zwischen mehreren Radfahrenden registriert. Das sind deutlich mehr als in den Vorjah- • Unfälle zwischen Radfahrenden und ren. Zwar ging die Zahl im Folgejahr wieder auf 358 Kraftfahrzeugen zurück, aber auch dieser Wert ist vergleichsweise • Unfälle zwischen Radfahrer/innen und Fußgänger/ hoch. Im Schnitt ist jeder zehnte Verkehrsunfall, der innen. in Erlangen außerhalb der Autobahnen registriert Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Fahrradunfälle wird, ein Fahrradunfall. nach beteiligten Verkehrsmitteln. Die häufigste Kon- Bei Fahrradunfällen können folgende Konstellatio- stellation ist der Unfall zwischen Radfahrenden und nen unterschieden werden: Kraftfahrzeugen: Im Durchschnitt der Jahre 2007 • Alleinunfälle von Radfahrer/innen bis 2019 sind an zwei Drittel der registrierten Fahr- radunfälle Kraftfahrzeuge beteiligt. Der Anteil dieser 450 300 399 400 250 350 325 335 310 358 296 304 300 316 200 315 296 290 289 282 250 150 200 Fahrradunfälle insgesamt 150 100 100 50 50 0 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Alleinunfall Fahrrad Unfall zwischen Fahrradfahrern Unfall zwischen Fahrrad und Kfz Unfall zwischen Fahrrad und Fußgänger Abb. 3: Fahrradunfälle der Jahre 2007 bis 2019 nach beteiligen Verkehrsmitteln 4 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
4,0% 3,5% 3,0% Unfallbeteiligte 2,5% 2,0% 1,5% Wohnberechtigte 1,0% 0,5% 0,0% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Alter Abb. 4: Vergleich der Altersverteilung unfallbeteiligter Radfahrer/innen der Jahre 2018 und 2019 mit der wohnberech- tigten Bevölkerung zum 31.12.2019 nach Alter Unfallkonstellation ist im Jahr 2019 relativ stark auf 53 Prozent gesunken. Radfahrer 20 71 9 Ein deutlicher Anstieg wird bei den Fahrrad- Alleinunfällen und den Unfällen zwischen meh- Fußgänger 25 62 13 reren Fahrradfahrer/innen registriert: Bei beiden Kfz 92 7 Unfallkonstellationen lagen sowohl im Jahr 2018 als auch im Jahr 2019 die Unfallzahlen deutlich 0% 20% 40% 60% 80% 100% über den Werten der zurückliegenden Jahre bis nicht verletzt leicht verletzt schwer verletzt 2007. Abb. 5: Unfallfolgen der Unfallbeteiligten nach Verkehrsmittel in den Jahren 2018 und 2019 Wer ist an Fahrradunfällen beteiligt? Im Folgenden geht es um die Radfahrenden, die an den Fahrradunfällen beteiligt sind. Das Verletzungsrisiko steigt tendenziell mit dem Unter den unfallbeteiligten Radfahrenden finden Alter (Abb. 6): Während der Anteil der Schwerver- sich 57 Prozent Radfahrer und 43 Prozent Rad- letzten bei den unter 18-Jährigen mit nur einem Pro- fahrerinnen. In der Altersklasse von 12 bis unter zent sehr gering ist (eine Person in den Jahren 2018 18 Jahren sind Jungen mit 72 Prozent deutlich und 2019), steigt dieser Anteil mit zunehmendem überrepräsentiert. Alter auf 21 Prozent bei den unfallbeteiligten Radfah- Ein Vergleich der Altersstruktur der Wohnberechtig- rer/innen ab 65 Jahren. Obwohl nur 14 Prozent der ten mit den unfallbeteiligten Radfahrer/innen zeigt, Unfallopfer in diese Altersklasse fallen, liegt deren dass die Altersgruppe von zehn bis 27 Jahren bei Anteil unter den Schwerverletzten bei einem Drittel. den Unfällen überproportional häufig vertreten ist3 (Abb. 4). Während in diese Altersklasse ein Viertel Unfalltypen der Wohnberechtigten fallen, trifft dies auf 37 Pro- zent der unfallbeteiligten Radfahrer/innen zu. Die Verkehrsunfallstatistik unterscheidet zwischen sieben grundlegenden Unfalltypen: Unfallfolgen • Fahrunfälle: Die Fahrerin bzw. der Fahrer verliert die Kontrolle über das Fahrzeug, da sie oder er Vier von fünf unfallbeteiligten Radfahrer/innen wur- die Straßenführung, den Straßenzustand, das den in den Jahren 2018 und 2019 verletzt. Neun Pro- Umfeld oder die ortsbedingten Witterungsverhält- zent trugen schwere Verletzungen davon4 (Abb. 5). nisse falsch einschätzt. Der Anteil der Unverletzten liegt bei den Radfahrern mit 22 Prozent höher als bei den Radfahrerinnen, • Abbiege-Unfälle: Konflikte zwischen Verkehrsteil- von denen nur zwölf Prozent keine Verletzung bei nehmern im Längsverkehr und abbiegenden Ver- einem Verkehrsunfall erleiden. kehrsteilnehmern an einem Knotenpunkt. Unfalltote gab es in den Jahren 2018 und 2019 keine. • Einbiegen/Kreuzen-Unfall: Verkehrsunfälle durch Missachtung der Wartepflicht an einem Knotenpunkt. 3 Dieser Vergleich ist nur eingeschränkt möglich, da nicht • Überschreiten-Unfall: Konflikte zwischen Perso- alle Unfallbeteiligten in Erlangen leben. nen, die zu Fuß eine Fahrbahn überqueren und 4 Als schwer verletzt gelten Unfallopfer, bei denen ein Krankenhausaufenthalt von mindestens 24 Stunden erforderlich weiteren Verkehrsteilnehmern. ist. Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 5
Gesamt 20 71 9 unter 18 Jahre 21 78 1 18 bis unter 27 Jahre 23 70 6 27 bis unter 45 Jahre 18 75 7 45 bis unter 65 Jahre 15 73 11 65 Jahre und älter 7 72 21 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% nicht verletzt leicht verletzt schwer verletzt Abb. 6: Unfallfolgen bei Radfahrer/innen in den Jahren 2018 und 2019 nach Altersklassen • Unfälle durch ruhenden Verkehr: Unfälle im flie- Unfall durch ruhenden Verkehr ßenden Verkehr, die durch haltende oder par- kende Fahrzeuge verursacht werden. Überschreiten-Unfall • Unfälle im Längsverkehr: Konflikte zwischen Ver- kehrsteilnehmern, die eine Straße gemeinsam in 6% gleicher oder entgegengesetzter Richtung benut- zen. Hierzu zählen nur die Unfälle im Längsver- Unfall im Längsverkehr kehr, die noch keinem anderen Unfalltyp zugeord- 10% net werden konnten. • Sonstige Unfälle: Alle weiteren Unfälle, die keinem der obigen Typen zugeordnet werden können. Einbiegen/Kreuzen- Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Unfalltypen aller Unfall Sonstiger Fahrradunfälle der Jahre 2018 und 2019. 33% Unfall 24% Einbiegen/Kreuzen-Unfälle Mit rund einem Drittel sind die Einbiegen/Kreuzen- Abbiege-Unfall Unfälle der häufigste Unfalltyp bei Fahrradunfällen. 16% Fahrunfall An 84 Prozent dieser Unfälle, die durch die Miss- 9% achtung der Wartepflicht an einem Knotenpunkt entstehen, ist ein Kraftfahrzeug beteiligt, bei 15 Pro- zent handelt es sich um Unfälle zwischen mehreren Radfahrer/innen. Abb. 7: Unfalltypen bei Fahrradunfällen 2018 und 2019 in Prozent Bei rund einem Drittel dieser Unfälle liegt die Unfall- ursache alleine beim Kraftfahrzeug, an 40 Prozent der Unfälle ist allein das Fahrrad ursächlich beteiligt. Bei den restlichen Unfällen liegen die Unfallursachen Abbiege-Unfälle bei beiden Verkehrsmitteln. Die Konstellation Fahrrad - Kfz tritt bei den Abbiege- Von den Einbiegen/Kreuzen-Unfällen ereignen sich Unfällen mit 92 Prozent am häufigsten auf. Davon 39 Prozent an Kreuzungen, 39 Prozent an Einmün- werden zwei Drittel allein von Kraftfahrzeugen dungen und 21 Prozent an Grundstücksein- und verursacht. ausfahrten. Rund 73 Prozent der Abbiege-Unfälle geschehen Häufigster Grund für Einbiegen/Kreuzen-Unfälle ist auf von der Fahrbahn baulich getrennten Radwegen, mit 42 Prozent die Missachtung der Vorfahrtsre- zwölf Prozent auf Radwegen, die lediglich durch eine gelung. 26 Prozent der Unfallursachen sind Fehler Markierung von der Fahrbahn getrennt sind. beim Abbiegen oder dem Einfahren in den fließen- Häufigste Unfallursache sind in drei Viertel der Fälle den Verkehr. Bei weiteren 22 Prozent der Unfälle ist Fehler beim Abbiegen oder Einfahren in den fließen- das Fahren entgegen der vorgeschriebenen Fahrt- den Verkehr, größtenteils verursacht durch Kraft- richtung die Unfallursache, einer Unfallursache, die fahrzeuge. 14 Prozent werden verursacht durch die fast ausschließlich auf Seite der Radfahrer/innen Benutzung der falschen Fahrbahn - hier wieder über- liegt. wiegend durch Fahrräder. 6 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Unfälle im Längsverkehr An 56 Prozent der Unfälle im Längsverkehr sind zwei Unfälle zwischen Fahrrad und Fußgänger/in Fahrräder beteiligt, an 39 Prozent Fahrrad und Kraft- fahrzeug und in fünf Prozent der Fälle Fahrräder und Fußgänger. Das Fahrrad ist bei 71 Prozent der Unfälle im Längs- Alleinunfälle 4% Fahrrad verkehr Alleinverursacher, 19 Prozent der Unfälle 25% werden allein durch ein Kraftfahrzeug verursacht. Häufigste Unfallursache ist mit 42 Prozent die Benut- zung der falschen Fahrbahn. 17 Prozent der Unfälle Unfälle zwischen Fahrradfahrer/innen werden durch Fehler beim Überholen verursacht, 15 13% Prozent durch ungenügenden Sicherheitsabstand. Falsche Fahrtrichtung und Fehler beim Überholen sind Unfallursachen, die vor allem bei Unfällen zwi- schen mehreren Fahrrädern zum Tragen kommen. Unfälle zwischen Fahrrad und Kfz Fahrunfälle 58% Bei 92 Prozent der Fahrunfälle handelt es sich um Fahrrad-Alleinunfälle. Hauptursache ist mit 62 Pro- zent nicht angepasste Geschwindigkeit, bei 15 Pro- zent die eingeschränkte Verkehrstüchtigkeit. Abb. 8: Fahrradunfälle nach beteiligten Verkehrsmit- In den Jahren 2018 und 2019 wurde bei den Fahr- teln 2018 und 2019 in Prozent unfällen ein erheblicher Anstieg verzeichnet, für den bisher keine hinreichende Erklärung gefunden wer- den konnte. und sind entweder Einbiegen/Kreuzen-Unfälle oder Abbiege-Unfälle. In den Jahren 2018 und 2019 wurden insgesamt 441 Unfälle nach beteiligten Unfälle zwischen Fahrrädern und Kraftfahrzeugen Verkehrsmitteln registriert. Von den 451 Radfahrer/innen, die an die- sen beteiligt waren, wurden 361 verletzt, darunter 38 An mehr als der Hälfte der Fahrradunfälle sind Kraft- schwer. Die Kraftfahrzeuginsassen trugen dagegen fahrzeuge beteiligt (Abb. 8). Bei einem Viertel han- in fast allen Fällen keine Verletzungen davon. delt es sich um Fahrrad-Alleinunfälle und lediglich 13 Prozent der Fahrradunfälle sind Unfälle zwischen Bei der Hälfte der Fahrrad-Kfz-Unfälle ist ein Kraft- mehreren Radfahrenden. fahrzeug Alleinverursacher. Ein Viertel der Unfälle wird ausschließlich durch Radfahrer/innen verur- sacht. Bei einem weiteren Viertel sind beide Seiten Fahrrad-Kfz-Unfälle ursächlich beteiligt. Knapp drei Viertel der Unfälle zwischen Fahrrad Abbildung 9 zeigt die Anteile der Unfallursachen und Kraftfahrzeug geschehen an Knotenpunkten an den Fahrrad-Kfz-Unfällen der Jahre 2018 und Unfallursachen bei Radfahrer/innen … Falsche Fahrbahn/Fahrtrichtung 19 Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung 9 ungenügender Sicherheitsabstand 8 Fehler beim Abbiegen oder Einfahren in den fließenden Verkehr 7 Sonstige Ursachen 8 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Unfallursachen bei Kraftfahrzeugführer/innen … Fehler beim Abbiegen oder Einfahren in den fließenden Verkehr 33 Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung 21 Sonstige Ursachen 19 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Abb. 9: Unfallursachen bei Fahrrad-Kfz-Unfällen der Jahre 2018 und 2019 nach Verkehrsmitteln in Prozent Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 7
Nicht angepasste Geschwindigkeit 44 Verkehrstüchtigkeit 15 Falsche Fahrbahn/Fahrtrichtung 9 Sonstige Ursachen 32 0% 10% 20% 30% 40% 50% Abb. 10: Unfallursachen bei Fahrrad-Alleinunfällen der Jahre 2018 und 2019 nach Verkehrsmitteln in Prozent 2019 nach beteiligten Verkehrsmitteln. Häufigste Unfallursache bei den Radfahrenden ist mit 19 60% Prozent die Benutzung der falschen Fahrbahn. Auf Seite der Kraftfahrzeuge sind Abbiegefehler 50% und das Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung die häufigsten Ursachen. 40% Alleinunfälle aufgrund Fahrrad-Alleinunfälle nicht angepasster 30% Geschwindigkeit In den Jahren 2018 und 2019 wurden zusam- men 187 Fahrrad-Alleinunfälle registriert. Dies bedeutet einen starken Anstieg: Während im Zeit- 20% raum von 2007 bis 2017 pro Jahr - mit gewissen Schwankungen, jedoch relativ konstant - etwa 10% 50 Fahrrad-Alleinunfälle registriert wurden (vgl. Abb. 15 auf Seite 11), stieg diese Zahl im Jahr 0% 2018 auf 85 und im Jahr danach auf 102 Alleinun- 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 fälle. Ein Grund dafür konnte bisher nicht gefun- den werden. Der starke Anstieg lässt sich zurück- führen auf einen ebenso hohen Anstieg bei den Abb. 11: Anteil der Fahrrad-Alleinunfälle aufgrund nicht ange- Fahrunfällen (Unfälle durch falsche Einschätzung passter Geschwindigkeit 2007 bis 2019 in Prozent von Straßenführung, Straßenzustand, Umfeld, ortsbedingter Witterungsverhältnisse). Warum aber bei dieser Unfallursache ein sprunghafter Insbesondere Unfälle, bei denen lediglich ein Sach- Anstieg zu verzeichnen ist, bleibt ebenso offen. schaden entsteht, fließen in der Regel nicht in die Verkehrsunfallstatistik ein, da sie nicht gemeldet Die Vermutung, dass die zunehmende Verkehrsbe- werden. Unter den registrierten Fahrrad-Alleinunfäl- teiligung von Pedelecs für den Anstieg bei den Allein- len finden sich dementsprechend lediglich Unfälle unfällen verantwortlich sein könnte, liefert keine hin- mit Personenschaden. reichende Erklärung. Zwar gibt es durch Pedelecs einen Zuwachs bei den Alleinunfällen, aber dieser Fahrrad-Alleinunfälle geschehen häufiger in den deckt nur einen Teil der tatsächlichen Unfallzahlen Nachtstunden: Während 22 Prozent aller Fahrradun- ab. fälle in der Zeit von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens passie- ren, liegt dieser Anteil bei den Fahrrad-Alleinunfällen Bei den Fahrrad-Alleinunfällen ist davon auszu- um rund zehn Prozentpunkte höher. gehen, dass die Dunkelziffer besonders hoch ist. Falsche Fahrbahn/Fahrtrichtung 51 Fehler beim Abbiegen oder Einfahren in den fließenden Verkehr 34 Fehler beim Überholen 19 Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung 12 Nicht angepasste Geschwindigkeit 6 ungenügender Sicherheitsabstand 6 Sonstige Ursachen 5 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Abb. 12: Unfallursachen bei Unfällen zwischen mehreren Radfahrenden der Jahre 2018 und 2019 nach Verkehrsmitteln in Prozent 8 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Häufigste Ursache für Fahrrad-Alleinunfälle ist über- Die Hälfte der Unfälle wird verursacht durch die höhte Geschwindigkeit: In den Jahren 2018 und Benutzung der falschen Fahrbahn bzw. das Fah- 2019 waren 44 Prozent dieser Unfälle darauf zurück- ren entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrich- zuführen (Abb. 10). Der Anteil der Fahrrad-Alleinun- tung. Ein Drittel wird verursacht durch Fehler beim fälle durch nicht angepasste Geschwindigkeit ist in Abbiegen oder beim Einfahren in den fließenden den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen Verkehr (Abb. 12). (Abb. 11). Unfallursachen allgemein Unfälle zwischen mehreren Radfahrenden Im Folgenden werden die Unfallursachen bei Fahr- Bei 13 Prozent der Fahrradunfälle handelt es sich radunfällen unabhängig von der Unfallart betrach- um Unfälle zwischen mehreren Radfahrenden. Das tet. Stattdessen interessiert hier die Frage, ob sich waren in den Jahren 2018 und 2019 zusammen 95 Unfallursachen in Abhängigkeit vom Alter der Betei- Unfälle, was im Vergleich zu den Vorjahren einen ligten unterscheiden. Dies könnte hinsichtlich zielge- Anstieg bedeutet (vgl. Abb. 3 bzw. Abb. 15). richteter Präventionsmaßnahmen hilfreich sein. Wie bei den Fahrrad-Alleinunfällen sind in der Unfall- Abbildung 13 zeigt die häufigsten Unfallursachen der statistik auch bei den Unfällen zwischen mehreren Radfahrenden nach Altersklassen. Um diese Diffe- Radfahrenden fast ausschließlich Unfälle mit Perso- renzierung zu ermöglichen, wurden sämtliche Fahr- nenschäden registriert. Dabei handelt es sich zum radunfälle der Jahre 2007 bis 2019 ausgewertet. größten Teil um Leichtverletzte. Verkehrstüchtigkeit Falsche Fahrbahn/Fahrtrichtung Nicht angepasste Geschwindigkeit unter 12 Jahre 12 bis unter 18 Jahre 18 bis unter 25 Jahre 25 bis unter 30 Jahre ungenügender Sicherheitsabstand 30 bis unter 40 Jahre 40 bis unter 50 Jahre 50 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 70 Jahre Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung 70 Jahre und älter Insgesamt Fehler beim Abbiegen/Einfahren in den fließenden Verkehr Sonstige Ursachen 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% Abb. 13: Unfallursachen von Radfahrenden der Jahre 2007 bis 2019 nach Altersklassen in Prozent der Unfallursachen Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 9
Bei einigen Ursachen zeigen sich deutlich altersspe- Fahrräder zutrifft (Abb. 14). Der Verletzungsgrad ist zifische Unterschiede: So ist die Benutzung der fal- allerdings auch vom Alter abhängig (vgl. Abb. 6). schen Fahrbahn vor allem bei Jugendlichen und jun- Der Datenbestand über Unfälle mit Pedelecs ist zwar gen Erwachsenen die dominierende Unfallursache. noch nicht sehr umfangreich, aber es scheint sich 44 Prozent der Unfälle, die von 12- bis 18-jährigen eine erhöhte Unfallhäufigkeit im Bereich von Grund- Radfahrer/innen verursacht werden, sind auf Rad- stücksein- und -ausfahrten im Gegensatz zu her- fahren entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrich- kömmlichen Fahrrädern abzuzeichnen. tung zurückzuführen. Bei den Kindern unter 12 Jahren sind Fehler beim Tabellarische Übersicht Abbiegen oder Einfahren in den fließenden Verkehr als Unfallursache überrepräsentiert. Auch ist unge- Abbildung 15 zeigt eine Übersicht über die Entwick- nügender Sicherheitsabstand bei den jüngsten Fahr- lung der Fahrradunfälle in Erlangen seit dem Jahr radfahrer/innen häufiger als Unfallursache zu finden 2007 nach ausgewählten Merkmalen. als in den anderen Altersklassen. Das Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung spielt als Unfallschwerpunkte 2018 / 2019 Unfallursache mit zunehmendem Alter eine gerin- Eine nähere Betrachtung der Häufungsstellen von gere Rolle. Nicht angepasste Geschwindigkeit als Fahrradunfällen in Erlangen findet sich ab Seite 12. Unfallursache kommt in der Altersklasse von 50 bis Dabei werden die Örtlichkeiten als Häufungsstellen 70 Jahren am häufigsten vor. betrachtet, an denen in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt mindestens fünf Fahrradunfälle registriert Fahrrad und Pedelec wurden. Diese Definition unterscheidet sich von der Im Jahr 2012 waren in der Unfallstatistik erstmals polizeilichen Unfallstatistik, die von Unfallhäufungs- vereinzelt Pedelecs als unfallbeteiligte Verkehrsteil- stellen spricht, wenn sich innerhalb eines Jahres nehmer zu finden. Durch die zunehmende Beliebtheit mindestens vier Unfälle gleichen Unfalltyps (ohne von Pedelecs ist seit 2018 ein relativ starker Anstieg Kleinunfälle) an einer Örtlichkeit ereignet haben. von Pedelecs in der Unfallstatistik zu verzeichnen. Auf die Beteiligung von Pedelecs an den Unfall- Von den im Jahr 2019 an Verkehrsunfällen beteilig- schwerpunkten wird in allen Fällen hingewiesen. ten Radfahrer/innen waren knapp acht Prozent mit dem Pedelec unterwegs. Dabei handelt es sich über- Gerhard Plietsch, 07/2020 wiegend um ältere Menschen: Mit durchschnittlich 58 Jahren sind die unfallbeteiligten Pedelec-Fahrer/ innen um 20 Jahre älter als die Beteiligten auf her- kömmlichen Fahrrädern. Bei den Pedelecs, die an Verkehrsunfällen beteiligt sind, ist nicht angepasste Geschwindigkeit deutlich öfter als Unfallursache verzeichnet, als bei her- kömmlichen Fahrrädern. Der allgemeine Anstieg dieser Unfallursache in den vergangenen Jahren ist jedoch nicht allein auf Pedelecs zurückzuführen. Die Unfallfolgen sind bei den Fahrer/innen von Pede- lecs in der Regel schwerwiegender als bei herkömm- lichen Fahrrädern: Fast ein Viertel der an Unfällen beteiligten Pedelec-Nutzer/innen trug in den Jah- ren 2018 und 2019 schwere Verletzungen davon. Nur sieben Prozent bleiben bei Unfällen unverletzt, was auf 21 Prozent der Fahrer/innen herkömmlicher Fahrrad 21 71 8 Pedelec 7 70 23 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% nicht verletzt leicht verletzt schwer verletzt Abb. 14: Unfallfolgen bei unfallbeteiligten Radfahrer/innen der Jahre 2018 und 2019 nach Art des Verkehrsmittels in Prozent 10 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Fahrradunfälle insgesamt 325 315 289 282 296 304 296 335 290 310 316 399 358 Fahrradunfälle nach beteiligten Verkehrsmitteln Alleinunfall Fahrrad 67 54 50 64 50 43 36 45 48 50 53 85 102 Unfall Fahrrad / Fahrrad 27 25 22 27 34 27 26 35 25 34 31 45 50 Unfall Fahrrad / Kfz 211 221 200 177 191 214 221 239 201 214 212 253 188 Unfall Fahrrad / Fußgänger 18 14 15 14 18 19 11 11 15 11 19 16 18 Unfall Fahrrad / sonst. Verkehrsteilnehmer 2 0 2 0 2 1 2 1 1 1 0 0 0 Unfall zwischen mehr als zwei Teilnehmerarten 0 1 0 0 1 0 0 4 0 0 1 0 0 Unfallbeteiligte Personen an Fahrradunfällen 595 589 537 509 555 575 565 639 538 579 591 731 622 Unfallfolgen bei Fahrradunfällen leicht verletzte Personen 246 263 217 239 235 252 220 269 235 247 256 330 307 schwer verletzte Personen 41 46 42 38 40 34 45 49 32 42 50 39 37 getötete Personen 2 1 2 0 0 2 0 0 1 0 0 0 0 Unfallbeteiligte bei Fahrradunfällen nach Alter unter 15 Jahre 45 31 23 24 26 28 26 23 24 25 34 37 34 15 bis unter 20 Jahre 34 32 36 38 27 45 28 60 37 40 32 63 40 20 bis unter 30 Jahre 133 158 124 116 130 147 133 130 139 138 134 152 132 30 bis unter 45 Jahre 148 141 135 110 123 127 117 125 107 105 124 159 116 45 bis unter 65 Jahre 139 148 138 131 155 138 161 189 140 182 163 188 173 65 bis unter 80 Jahre 57 50 49 57 49 47 65 74 48 45 60 69 75 80 Jahre und älter 11 6 13 11 22 13 14 18 13 13 21 25 32 unbekannt 28 23 19 22 23 30 21 20 30 31 23 38 20 Fahrradunfälle nach Unfalltypen Fahrunfall 8 4 10 10 5 4 5 3 6 4 8 9 56 Abbiege-Unfall 56 60 61 46 55 69 64 74 60 76 68 74 48 Einbiegen/Kreuzen-Unfall 111 101 95 95 96 108 115 123 96 103 98 132 119 Überschreiten-Unfall 8 6 1 4 3 5 3 3 2 3 8 4 8 Unfall durch ruhenden Verkehr 26 29 22 11 19 23 12 23 23 22 22 29 19 Unfall im Längsverkehr 26 32 30 26 33 22 33 45 31 38 38 42 33 Sonstiger Unfall 90 83 70 90 85 73 64 64 72 64 74 109 75 Anteil der Fahrrad-Kfz-Unfälle, die (mit-)verursacht wurden durch … … Fahrrad 57% 53% 52% 59% 51% 52% 50% 48% 46% 50% 45% 55% 47% … Kraftfahrzeug 68% 77% 73% 76% 78% 76% 77% 78% 79% 80% 84% 71% 77% Häufigste Unfallursachen von Radfahrerinnen und Radfahrern bei Fahrrad-Kfz-Unfällen (zusammengefasste Ursachen) Falsche Fahrbahn/Fahrtrichtung 49 49 44 47 38 43 46 52 44 52 53 50 35 Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung 21 19 21 22 18 23 18 22 14 21 17 25 16 ungenügender Sicherheitsabstand 15 20 16 11 9 14 10 17 14 13 10 19 15 Fehler beim Abbiegen oder Einfahren in den 12 15 10 7 9 13 19 13 12 10 8 20 11 fließenden Verkehr Häufigste Unfallursachen von Kraftfahrzeugführerinnen und -führern bei Fahrrad-Kfz-Unfällen (zusammengefasste Ursachen) Fehler beim Abbiegen oder Einfahren in den 60 67 61 55 59 73 71 68 66 83 80 90 57 fließenden Verkehr Nichtbeachten der Vorfahrtsregelung 54 45 46 41 53 51 57 71 48 54 45 40 53 Falsche Fahrbahn/Fahrtrichtung 2 7 3 3 3 11 4 7 10 8 5 8 5 ungenügender Sicherheitsabstand 4 3 7 4 3 0 5 7 3 5 4 1 5 Abb. 15: Fahrradunfälle der Jahre 2007 bis 2019 nach ausgewählten Merkmalen Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 11
Bayernstraße / Friesenweg / Neumühlsteg Im Kreuzungsbereich Bayernstraße / Friesenweg / Neumühlsteg gab es in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt acht Fahrradunfälle. Dabei handelte es sich in allen Fällen um Konflikte zwischen Radfahrenden und Kraftfahr- zeugen. Alle diese Unfälle wurden von Kraftfahrzeugführer/innen verursacht, welche die geltende Vorfahrtsrege- lung nicht beachteten. Unter den Radfahrenden gab es sechs Leichtverletzte sowie einen Schwerverletzten. Von den acht beteiligten Radfahrenden waren drei mit dem Pedelec unterwegs. Hartmannstraße / Allee am Röthelheimpark Sechs Unfälle wurden im Bereich Hartmannstraße / Allee am Röthelheimpark registriert, darunter zwei Unfälle zwischen Radfahrer/innen und vier Fahrrad-Kfz-Unfälle. Auf Basis der vorhandenen Daten ist in diesem Bereich kein typisches Unfallgeschehen ersichtlich. Bei jeweils drei Fällen handelt es sich um einen Abbiege-Unfall bzw. einen Einbiegen/Kreuzen-Unfall. Vier Radfahrende wurden leicht verletzt, eine Radfahrerin schwer. 12 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Paul-Gossen-Straße / Günther-Scharowsky-Straße Fünf Fahrradunfälle wurden in den Jahren 2018 und 2019 im Kreuzungsbereich Paul-Gossen-Straße / Günther- Scharowsky-Straße / Koldestraße registriert. Es handelt sich ausschließlich um Abbiegeunfälle zwischen Radfah- renden und Kraftfahrzeugen mit geradeaus fahrenden Fahrrädern, die von rechts abbiegenden Kraftfahrzeugen übersehen werden. Unfallursachen waren in allen Fällen Fehler beim Abbiegen seitens des Kraftfahrzeuges. In zwei Fällen liegt auch eine Unfallursache auf Seite der Radfahrenden durch Benutzung der falschen Fahrbahn. Als Unfallfolge gab es drei Leichtverletzte und eine Schwerverletzte unter den Radfahrenden. Kurt-Schumacher-Straße / Artilleriestraße / Christian-Ernst-Straße Im Bereich Kurt-Schumacher-Straße / Artilleriestraße / Christian-Ernst-Straße ereigneten sich fünf Unfälle zwi- schen Fahrrad und Kraftfahrzeug, darunter drei Abbiegen/Kreuzen-Unfälle durch Nichtbeachtung der Warte- pflicht, ein Abbiegeunfall und ein Unfall im Längsverkehr. Bei allen Unfällen waren die Radfahrenden auf dem Fahrradstreifen in nördlicher oder südlicher Richtung unterwegs. Von den Radfahrenden trugen bei diesen Unfäl- len vier leichte Verletzungen, eine schwere Verletzungen davon. Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 13
Adenauer-Ring / Büchenbacher Damm / Frauenauracher Straße In den Jahren 2018 und 2019 kam es in der Frauenauracher Straße im nördlichen Kreuzungsbereich zur Ein- bzw. Ausfahrt Büchenbacher Damm / Adenauer-Ring zu fünf Fahrradunfällen, darunter vier Fahrrad-Kfz-Unfälle und ein Fahrrad-Alleinunfall. Bei den Unfällen zwischen Fahrrad und Kfz gab es Konflikte vor allem durch die Nichtbeachtung der Wartepflicht durch einen Verkehrsteilnehmer. Bei allen Unfällen waren die Radfahrenden auf dem nördlichen Radweg unterwegs, während das Kraftfahrzeug abbog. In drei Fällen waren Kraftfahrzeuge in südöstlicher Richtung unterwegs und wollten ein die Frauenauracher Straße einbiegen, während Radfahrende sich in nordöstliche Richtung auf dem für beide Fahrtrichtungen freigegebenen Radweg bewegten. Fünf Radfah- rer/innen wurden in diesem Bereich leicht verletzt. Radweg Neumühle / Parkplatzzufahrt Bereits in den Berichten zur Sicherheit im Fahrradverkehr aus den Jahren 2013, 2015 und 2017 als Unfallhäu- fungsstelle vertreten, taucht der Radweg Neumühle im Bereich der Parkplatzzufahrt zum Nahverkehrszentrum nun erneut als Unfallschwerpunkt auf: Zwar ist die Zahl der Unfälle auf dem Radweg, der für beide Fahrtrichtun- gen freigegeben ist, durch eine verbesserte Markierung stark reduziert worden, aber auch in den Jahren 2018 und 2019 ereigneten sich hier wieder fünf Fahrrad-Kfz-Unfälle. Das Unfallgeschehen an dieser Stelle ist immer gleich: Radfahrer sind in östlicher Richtung unterwegs, während Kraftfahrzeuge den Parkplatz verlassen und beim Rechtsabbiegen die Radfahrenden übersehen, weil sie auf den Verkehr achten, der in westlicher Richtung unterwegs ist und nicht damit rechnen, dass entgegen der gewohnten Fahrtrichtung Fahrräder auf dem Rad- weg unterwegs sind. Fünf Radfahrer/innen wurden dabei leicht verletzt. Zwei davon waren auf dem Pedelec unterwegs. 14 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Hartmannstraße / Luitpoldstraße Auf dem Fahrradweg im Bereich Hartmannstraße / Luitpoldstraße kam es in den Jahren 2018 und 2019 zu fünf Abbiege-Unfällen zwischen Fahrrädern und Kraftfahrzeugen. Alle diese Unfälle wurden von Kraftfahrzeugführer/ innen verursacht, die beim Abbiegen Radfahrende übersahen, die in östlicher Richtung unterwegs waren. In drei Fällen kam es dabei zu leichten Verletzungen bei Radfahrenden. Paul-Gossen-Straße / Ausfahrt Lebensmittelmarkt Die Ausfahrt des Lebensmittelmarktes in der Paul-Gossen-Straße war bereits in früheren Jahren ein Unfallschwer- punkt, wo es - ähnlich wie auf dem Radweg Neumühle - zu Konflikten aufgrund der ungewohnten Verkehrssitu- ation durch einen in beide Fahrtrichtungen freigegebenen Radweg kam. Seit August 2017 ist das Radfahren auf dem Radweg in der Paul-Gossen-Straße nur noch in westlicher Richtung freigegeben. Obwohl hier mit einem Rückgang der Unfallzahlen gerechnet wurde, gab es in den Jahren 2018 und 2019 an der gleichen Stelle wieder fünf Unfälle zwischen Fahrrädern auf dem Radweg und abbiegenden Kraftfahrzeugen. Allerdings sind diesmal darunter auch drei Unfälle, die von Radfahrenden mitverursacht wurden: Diese waren verbotswidrig in östlicher Richtung auf dem Radweg unterwegs. Fünf Radfahrer/innen trugen an dieser Stelle leichte Verletzungen davon. Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 15
Äußere Brucker Straße / Zentralfriedhof Fünf Fahrradunfälle ereigneten sich in den Jahren 2018 und 2019 auf dem Fahrradweg im Bereich Äußere Brucker Straße / Zentralfriedhof, darunter drei Unfälle zwischen Radfahrenden und zwei Fahrrad-Kfz-Unfälle. Ein „typisches“ Unfallgeschehen ist in diesem Bereich nicht ersichtlich, jedoch wurden sämtliche Unfälle allein von Radfahrenden verursacht mit diversen Ursachen: Falsche Fahrtrichtung, überhöhte Geschwindigkeit, Feh- ler beim Abbiegen, Überholen oder Einfahren in den fließenden Verkehr. Unter den Radfahrenden wurden vier leicht und zwei schwer verletzt. Von den acht an dieser Stelle unfallbeteiligten Radfahrenden waren vier mit dem Pedelec unterwegs. 16 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Unfälle vermeiden Hannah Thiemann, Radverkehrsbeauftragte der Stadt Erlangen Fahrrad fahren ist eng mit der Stadt Erlangen verknüpft. In einer Stadt, in der die täglichen Wege kurz sind, da die bauliche Struktur so kompakt ist, bietet Radfahren eine direkte Lösung um schnell und kom- fortabel zum Ziel zu kommen. Hierbei spielt die Sicherheit eine wichtige Rolle. Der Bericht zur Sicherheit im Fahrradverkehr in Erlangen trägt dazu bei, ein genaues Bild von den Unfallursachen und Unfall- schwerpunkten zu bekommen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Auf dem Fahrrad sind wie in diesem Bericht aufgezeigt, besonders Kinder und Jugendliche von 12 bis 18 Jahren und Personen ab 65 Jahren gefährdet. Die jüngeren Kinder sind meist überfordert mit den Situationen im Verkehr und müssen schrittweise die Einschätzung von Distanzen und Gefahrenpotenzial erlernen. Dahingegen sind Jugendliche meist mit eher höheren Geschwindigkeiten und einer riskanteren Fahrweise auf dem Fahrrad unterwegs, wodurch das Unfallrisiko steigt. Für ältere Menschen, die sich zunehmend gerne mit dem Pedelec fortbewegen, sind längere Reaktionszeiten oder auch eine einge- schränkte Beweglichkeit problematisch. Dabei ist es besonders wichtig, vorausschauend zu fahren und den längeren Bremsweg mitzudenken. Wie können Unfälle vermieden werden? Fahrradfahrende sind bei Unfallgeschehen mit Kraftfahrzeugen grundsätzlich gefährdet, da das Fahrrad im Gegensatz zum Auto keine Knautschzone hat. Daher ist es wichtig den Blickkontakt zu den ande- ren Verkehrsteilnehmern zu suchen und vorsichtig und rücksichtsvoll Fahrrad zu fahren. Vor allem im Mischverkehr ist ein selbstbewusster aber defensiver Fahrstil wichtig, der durch Handzeichen eindeutig Abbiegevorhaben ankündigt. Ausreichend Sicherheitsabstand zu parkenden Kraftfahrzeugen aber auch der sogenannte „holländische Griff“ verhindern Dooring-Unfälle. Bei dem holländischen Griff greifen Autofahrer mit der rechten Hand nach links um die Fahrertür zu öffnen und blicken zugleich nach hinten, um herannahenden Radverkehr zu berücksichtigen. Vor allem an Kreuzungen ist das Gefahrenpotenzial am größten. Daher gilt sowohl für Autofahrende als auch Radfahrende als auch andere Verkehrsteilnehmer grundsätzlich der §1 der StVO gegensei- tige Rücksichtnahme als das wichtigste Gebot. Trotz zunehmender Ausstattung mit Abbiegeassistenten besteht immer noch große Gefahr für Radfahrende, wenn sie sich im toten Winkel von LKWs bewegen. Daher im Zweifel lieber dahinter bleiben und ausreichend Sicherheitsabstand einhalten. Unfälle mit zu Fuß Gehenden können durch Rücksichtnahme und benutzen der Klingel vermieden wer- den. Wer als Geisterradler auf der falschen Fahrbahnseite unterwegs ist gefährdet sich und andere Ver- kehrsteilnehmer. Lichtverhältnisse spielen auch eine große Rolle. Lieber einmal mehr nach der Devise „Sehen und gesehen werden“ handeln. Gute intakte Beleuchtungsanlagen sorgen dafür, dass man zur Dämmerungszeit gut sieht, aber auch gut gesehen wird. Das Verletzungsrisiko bei Fahrradunfällen steigt tendenziell mit dem Alter. Um des Risiko zu reduzieren, empfiehlt es sich einen Helm zu tragen und sichtbar zu sein. Je mehr Radverkehr in der Stadt unterwegs ist, desto geringer ist die Gefahr des Einzelnen, einen Unfall zu erleiden. Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 17
Information der Abteilung Verkehrsplanung Verkehrsentwicklungsplan Erlangen Derzeit befindet sich der Verkehrsentwicklungsplan Erlangen in Arbeit, bei dem der Radverkehr einen Schwerpunkt bildet. Vorrangiges Ziel bei der Radwegenetzplanung sowie der Definition von Standards für Radverkehrsanlagen und die Führung des Radverkehrs an Knotenpunkten ist die Erhöhung der Ver- kehrssicherheit. Die Analyse der Unfälle im Stadtgebiet mit Radverkehrsbeteiligung bildet hierfür eine wichtige Grundlage. Dabei werden Maßnahmen und Lösungen erarbeitet, die die Sicherheit für Radfah- rer auf Ihren täglichen Wegen verbessert. Informations-Flyer zur Radverkehrssicherheit In Anbetracht des hohen Radverkehrsaufkommens in der Stadt spielt Verkehrssicherheitsarbeit bei der Verwaltung und der Polizei eine große Rolle. Die Abteilung Verkehrsplanung hat diesbezüglich einen Informationsflyer zur Radverkehrssicherheit in deutscher und englischer Sprache mit den Titeln „Sicher Radfahren in Erlangen“ und „Cycling Safely in Erlangen“ veröffentlicht. Mit dem Ziel, die Bürger über teilweise wenig bekannte Regelungen und Gesetze rund um den Radver- kehr in Erlangen zu informieren, behandelt der Flyer die Themen Gegenseitige Rücksichtnahme, Typen von Radwegen, Radwegebenutzungspflicht, Radverkehr in Einbahnstraßen, Fahrradstraßen, Radver- kehr in Fußgängerzonen und liefert weitere wichtige Informationen zur Verkehrssicherheit. Der Flyer liegt in vielen Erlanger Fahrradfachgeschäften sowie im Rathaus (Infotresen), im Kleinen Rat- haus in der Schuhstraße 40, in der Stadtbibliothek und in der Tourist-Information in der Goethestraße 21 aus. Weiterhin stehen die Dokumente in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage der Stadt Erlangen unter dem Auftritt des Amtes für Stadtentwicklung und Stadtplanung zum Download zur Verfügung. 18 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020
Polizeiinspektion Erlangen-Stadt Radfahren ohne Helm ist gefährlich Radfahren macht Spaß und ist generell gut für Umwelt und Gesundheit. Die Teilnahme mit dem Rad am Straßenverkehr bringt aber auch Gefahren mit sich. Der Anstieg der Unfälle im Stadtgebiet, insbesondere auch der alleinbeteiligten Radfahrunfälle bzw. der Unfälle zwischen Radfahrern, belegt eine zunehmende Gefährdung von Radfahrern im Zusammenhang mit ihrer Teilnahme am Straßenverkehr. Bei Unfällen erleiden Radfahrer zum Teil schwere Kopfverletzungen, von denen aber viele vermieden oder gemildert werden können, wenn ein passender Helm getragen wird. Von den 2019 im Stadtgebiet Erlangen durch einen Verkehrsunfall verletzten Rad- und Pedelecfahrern trugen 68,5 Prozent keinen Fahrradhelm. Bei weiteren sechs Prozent war der Sicherungsstatus nicht feststellbar. Überall werden heute gute Helme angeboten, die leicht und komfortabel zu tragen sind und darüber hin- aus attraktiv aussehen. Fahren auch Sie nur noch mit Helm! Sie verringern damit das Risiko gefährlicher Kopfverletzungen deutlich. Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2020 19
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