POSITIONSPAPIER Mountainbiking und Waldnaturschutz - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Baden-Württemberg - BUND ...

 
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Mai 2021

POSITIONSPAPIER
Mountainbiking und
Waldnaturschutz

     Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

               Landesverband Baden-Württemberg
2   Positionspapier: Mountainbiking und Waldnaturschutz

1. Einleitung
    Sportliche Betätigung in der Natur ist eine Erfahrung, die positive Auswirkungen auf die persönliche und soziale
    Entwicklung von Menschen haben kann. Darüber hinaus ist das Erleben von Natur mit den eigenen Sinnen wichtig,
    um eine ökologische Orientierung in der Gesellschaft zu verankern und auszubauen. Wer regelmäßig in der Natur
    unterwegs ist, kann sich also auch besser für ihren Schutz begeistern. In diesem Sinne begrüßt der BUND Baden-
    Württemberg die steigende Beliebtheit neuer Natursportarten wie zum Beispiel Mountainbiking. Ein Mountainbike
    (MTB) ist ein Fahrrad, das besonders auf den Einsatz abseits befestigter Wege ausgelegt ist.

    Die verstärkte Nutzung des Naturraums durch die stark steigenden Zahlen an Mountainbiker*innen darf jedoch nicht
    zu Konflikten mit dem Naturschutz und anderen Naturbesucher*innen führen. Daher werden mit dem vorliegenden
    Positionspapier Leitlinien für die Planung und den Betrieb von MTB-Strecken vorgestellt, damit aktuelle Probleme
    (z.B. illegale MTB-Trails in Schutzgebieten) und Nutzungskonflikte in Zukunft vermieden werden.

2. Rahmenbedingungen
    Rechtlich gesehen ist das Befahren von Waldwegen                                                              § 37 Absatz 3 LWaldG BW:
    mit Fahrrädern in Baden-Württemberg nach dem                                                                  Nicht gestattet sind das Reiten auf
    Landeswaldgesetz ab einer Wegbreite von zwei Me-                                                              gekennzeichneten Wanderwegen unter
    tern gestattet¹.                                                                                              3 m Breite und auf Fußwegen, das
                                                                                                                  Radfahren auf Wegen unter 2 m Breite
    Ausnahmen für extra zu diesem Zweck eingerichte-                                                              sowie das Reiten und Radfahren auf
    te MTB-Trails können von der unteren Forstbehörde                                                             Sport- und Lehrpfaden; die Forstbehör-
    zugelassen werden. Zahlreiche Kommunen haben                                                                  de kann Ausnahmen zulassen.
    von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch gemacht
    und Ausnahmeregelungen erlassen. Dazu gehören
    beispielsweise Freiburg, Esslingen, Bietigheim und
    Albstadt.

    Es gibt immer wieder politische Bestrebungen aus der
    MTB-Szene, die Zwei-Meter-Regelung in Baden-Würt-
    temberg abzuschaffen. Im Jahr 2014 wurde eine Peti-
    tion zu diesem Thema mit 58 000 Unterstützer*innen
    eingereicht, allerdings ohne Erfolg².

    ¹https://www.landesrecht-bw.de/jportal/portal/t/l/page/bsbawueprod.psml/screen/JWPDFScreen/filename/WaldG_BW.pdf
    ² https://www.landtag-bw.de/cms/sites/LTBW/home/aktuelles/pressemitteilungen/2014/juli/1202014.html

    Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e.V. • Mai 2021 • www.bund-bawue.de
Positionspapier: Mountainbiking und Waldnaturschutz                                                     3

3. Aktuelle Entwicklungen
  In der Praxis wird die zwei-Meter-Regelung häufig                                                                von Open Street Map. Dort sollten entsprechende Ein-
  ignoriert. Breite, ebene Forstwege gelten für Mountain-                                                          träge („Radfahren nicht erlaubt“, „Naturschutzgebiet“)
  biker*innen als langweilig und zu wenig anspruchs-                                                               in die Datenbank eingepflegt werden.
  voll. Deshalb wird oft auf schmale Pfade mit mehr
  Unebenheiten und Hindernissen ausgewichen. Da-                                                                   Die Anzahl der Mountainbiker*innen nimmt seit Jah-
  bei ist zu beachten, dass je nach MTB-Disziplin                                                                  ren stabil zu, wodurch auch der Nutzungsdruck auf
  (z.B. Downhill, Freeride Enduro, Cross-Country) unter-                                                           die Trails und folglich auf die Wälder steigt. Diese Ent-
  schiedliche Ansprüche an die Strecken und die tech-                                                              wicklung hat sich im Jahr 2020 durch die COVID-Aus-
  nische Ausstattung bestehen³. Da Forstwege den                                                                   gangsbeschränkungen noch einmal deutlich verstärkt.
  Streckenanforderungen der Mountainbiker*innen in                                                                 Um die Rushhour im Wald zu umgehen, verschieben
  der Regel nicht genügen und den stark gestiegenen                                                                sich Nutzungszeiten der Trails im Tagesverlauf, so-
  Bedarf an Strecken nicht decken, werden in ganz                                                                  dass mittlerweile auch Fahrten in der Dämmerung und
  Baden-Württemberg immer mehr legale und illegale                                                                 Nachtfahrten mit Stirnlampen beliebter werden. Diese
  MTB-Trails gebaut. Unter Trails werden in dieser                                                                 sind, insbesondere im Winter, äußerst bedenklich, weil
  Publikation schmale Pfade mit natürlichen Hindernis-                                                             dadurch die Ruhezeit, in denen Wildtiere im Wald unge-
  sen verstanden, die nur hintereinander und nicht ne-                                                             stört sind, deutlich verkürzt wird. Außerdem sind viele
  beneinander befahren werden können.                                                                              Tiere besonders in den Dämmerstunden aktiv. Der Nut-
                                                                                                                   zungsdruck ist am größten in den Ballungsräumen, in
  Illegale Trails sind MTB-Strecken unter zwei Me-                                                                 denen eine hohe Bevölkerungsdichte und geeignetes
  ter Breite abseits von bisher offiziellen Wegen, die                                                             Gelände zusammenkommen.
  ohne Planungs- und Genehmigungsverfahren von
  Mountainbiker*innen eingerichtet werden. Schmale                                                                 Des Weiteren ist ein starker Anstieg von elektrisch
  Trails, die durch starke Nutzung auf über zwei Meter                                                             unterstützten Mountainbikes (E-MTB) zu beobachten.
  Breite ausgefahren werden, sind damit nicht legal. Da                                                            Im Jahr 2019 hatten 63% aller in Deutschland verkauf-
  die illegalen Trails ohne Behörden, Naturschutz und                                                              ten MTBs einen Elektromotor – Tendenz steigend4.
  andere Waldnutzungsgruppen an einer als passend                                                                  E-MTBs sind besonders problematisch, weil mit ihnen
  empfundenen Stelle in Nutzung genommen werden,                                                                   auch neue Strecken und größere Reichweiten einer
  bleiben ökologische Kriterien bei der Standortauswahl                                                            größeren Zielgruppe zugänglich gemacht werden.
  und –ausgestaltung in der Regel unbeachtet. In der                                                               Dadurch verlagert sich der Nutzungsdruck weiter in
  Folge werden illegale Trails auch in sensiblen Schutz-                                                           Gebiete hinein, die aufgrund ihrer Topografie und Ent-
  gebieten genutzt und durch das unkoordinierte Anle-                                                              fernung zu anderen Infrastrukturen bisher nur wenig
  gen der Trails werden größere, zusammenhängende                                                                  frequentiert waren.
  Rückzugs-, Nahrungs- und Reproduktionsräume in
  der Natur immer weiter fragmentiert. Durch Naviga-                                                               Durch diese Entwicklungen gibt es eigentlich keine
  tions-Apps (z.B. Komoot, Garmin) können illegale                                                                 Orte mehr in Baden-Württemberg, die für Mountain-
  Trails in Online-GIS-Systeme eingespeist und unter                                                               biker*innen unerreichbar sind – egal zu welcher Jah-
  Mountainbiker*innen weit verbreitet werden. Die mei-                                                             res- oder Tageszeit.
  sten Outdoor-Apps basieren auf der Datengrundlage

  ³ Davies, C.; Newsome, D. (2009): Mountain bike activity in natural areas: impacts, assessment and implications for management: a case study from John Forrest National Park, Western Australia. STCRC.
  4 Fahrrad Verkaufszahlen 2019, https://www.radfahren.de/story/fahrrad-verkaufszahlen-2019/

                         Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e.V. • Mai 2021 • www.bund-bawue.de
4   Positionspapier: Mountainbiking und Waldnaturschutz

4. Konfliktfelder
    4.1 Fauna
    Jede Form der Freizeitgestaltung kann negative Aus-                                                               Artengruppen (z.B. Laufkäfer) sind noch weitgehend
    wirkungen auf die Natur haben. Die Auswirkungen                                                                   unerforscht und lassen sich bisher nicht quantifizie-
    hängen von vielen Faktoren, beispielsweise Jahres-                                                                ren. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch für Vögel
    und Tageszeit, ab. Durch Mountainbiker*innen, die vor                                                             und Insekten negative Beeinträchtigungen durch stark
    allem bergab mit hoher Geschwindigkeit unterwegs                                                                  frequentierte MTB-Trails bestehen. Außerdem kann
    sind und Tiere überfallartig erschrecken, kann die Stö-                                                           davon ausgegangen werden, dass MTB-Reifen als
    rung von Wildtieren besonders stark sein. Dadurch ist                                                             Vektoren für Pathogene fungieren. Beim Kreuzen von
    die die Fluchtstrecke und Fluchtfrequenz im Vergleich                                                             Wasserläufen können so beispielsweise Sporen der
    zur Störung durch Wander*innen erhöht5. Somit erhöht                                                              für heimische Krebsarten tödlich verlaufenden Pilz-
    sich auch der Energiebedarf von Wildtieren, was insbe-                                                            krankheit Krebspest durch Schlammreste im Profil
    sondere während der Wintermonate lebensbedrohlich                                                                 der Reifen verbreitet werden und die Ausbreitung der
    für sie sein kann.                                                                                                Krankheit beschleunigen. Dieser Effekt ist auch bei
                                                                                                                      anderen Freizeitaktivitäten zu beobachten, z.B. durch
    Durch die hohe Mobilität wird beim Mountainbiking                                                                 Wanderschuhe¹¹.
    im Vergleich zu anderen Waldaktivitäten mehr Stre-
    cke im gleichen Zeitraum zurückgelegt. Dadurch kann                                                               Grundsätzlich muss gelten: Alle Wildtiere haben ein
    eine größere Zahl an Wildtieren pro Nutzer*in und Zeit-                                                           Recht auf Ungestörtheit – auch Arten, die nicht unter
    einheit gestört werden6. Die Beeinträchtigungen sind                                                              Schutz gestellt sind.
    am stärksten, wenn Mountainbiker*innen abseits der
    Wege durch den Wald fahren. Viele Wildtiere können
    sich mit der Zeit an den Verlauf häufig frequentierter                                                            4.2.Boden und Flora
    Wege gewöhnen und meiden diese7. Auch daraus kön-                                                                 Mountainbiking wirkt sich negativ auf Boden und Ve-
    nen Probleme in anderen Räumen entstehen, da als                                                                  getation aus. Die Beeinträchtigungen sind von vielen
    Folge der Verdrängung von Wildtieren der Wildverbiss                                                              Faktoren wie Hangneigung, Streckenführung, Boden-
    von jungen Bäumen in den Ausweichräumen erhöht                                                                    feuchte oder Beschaffenheit des Bodens abhängig¹².
    und die natürliche Waldverjüngung gestört wird8.                                                                  Die Bodenerosion ist in der Mitte eines Trails und bei
                                                                                                                      starker Hangneigung am stärksten¹³. Zusätzlich be-
    Durch das Fehlen der Vegetationsschicht erwärmen                                                                  wirken bestimmte Fahrweisen, z.B. das Rutschen um
    sich Wege und Trails, je nach Breite und Befestigungs-                                                            Kurven mit angezogener Hinterradbremse („Skidding“)
    grad, schneller als ihre Umgebung9. Dadurch können                                                                besonders starke Erosionserscheinungen¹4. In der
    wärmeliebende Tiere wie Reptilien von den Trails                                                                  Folge sind Baumwurzeln freigelegt und werden direkt
    angezogen werden und Gefahr laufen, unter die Rei-                                                                verletzt, was zu einer verringerten Baumvitalität in
    fen zu kommen. Ein ähnliches Problem besteht für                                                                  den ohnehin schon durch die Klimakrise gestressten
    Amphibien, die sich während ihrer Wanderungen auf                                                                 Wäldern führt. Durch das Umfahren von schlammigen
    Wegen und in Regenpfützen aufhalten¹0. Die genauen                                                                Abschnitten und Pfützen werden Trails mit der Zeit im-
    Auswirkungen des MTB-Sports auf diese und weitere                                                                 mer breiter und die gestörte Fläche folglich vergrößert.

    5 Gander, H.; Ingold, P. (1997): Reactions of male alpine chamois Rupicapra r. rupicapra to hikers, joggers and mountainbikers. Biol. Conserv. 79, 107‐109.
    6 Taylor, A.R.; Knight, R.L. (2003): Wildlife responses to recreation and associated visitor perceptions. Ecol. Appl. 13, 951‐963.
    7 George, S.L; Crooks, K.R. (2006): Recreation and large mammal activity in an urban nature reserve. Biol. Conserv. 133, 107‐117.
    8 Reimoser, F. (2005): Freizeitaktivitäten und Wildtiere: Folgen für den Wald. In: Ingold, P., Hauptautor und Hrsg., Freizeitaktivitäten im Lebensraum der Alpentiere. Haupt, Bern, 311‐321.
    9 Burgin, S.; Hardiman, N. (2012): Is the evolving sport of mountain biking compatible with fauna conservation in national parks? Aust. Zool. 36, 201‐208.
    10 GfL (Planungs‐ und Ingenieurgesellschaft GmbH) (2000): Radwege in der freien Landschaft. Art der Befestigung. Eine Analyse aus landespflegerischer Sicht. Landesamt für Straßen‐ und Verkehrswesen Rheinland‐Pfalz.
    11 Chucholl, C.; Dehus, P. (2011): Flusskrebse in Baden-Württemberg. 3. Auflage. Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünland-wirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW), Stuttgart; 88 S.

    Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e.V. • Mai 2021 • www.bund-bawue.de
Positionspapier: Mountainbiking und Waldnaturschutz                                                        5

Durch bodenschonende Fahrtechnik und Wartung der                                                                    stark reduzieren, wenn sie auf Wander*innen stoßen
Trails können die Beeinträchtigungen des Bodens mi-                                                                 und schmale, nicht für Fahrräder zugelassene Pfade
nimiert werden. Besonders starke Bodenschäden ent-                                                                  nicht befahren. Spaziergänger*innen sollten spezi-
stehen, wenn der Waldboden aktiv mit Werkzeugen                                                                     ell für MTBs zugelassene Trails meiden und sich nä-
umgegraben und umgelagert wird, etwa beim Anlegen                                                                   hernden Mountainbiker*innen signalisieren, dass sie
von Sprungschanzen oder Steilkurven.                                                                                bemerkt wurden und einen Schritt beiseite gehen. Die
                                                                                                                    friedliche Koexistenz von unterschiedlichen Waldnut-
Die Belastungen des Bodens durch Mountainbiking                                                                     zungsformen muss jederzeit gewährleistet sein – im
führen außerdem zu Sauerstoffmangel im Boden                                                                        Zweifel muss das Recht des Schwächeren gelten.
und Verdichtungen, sodass für Wurzeln und Boden-
lebewesen unüberbrückbare Barrieren entstehen. Im
Vergleich zu Wanderwegen ist auf MTB-Trails eine
deutliche Reduktion der Vegetationsdecke und des
Kräuteranteils festzustellen¹5. Eine gewünschte Na-
turverjüngung der Bäume ist auf den Trails und im di-
rekten Umfeld unmöglich.

4.3.Nutzungskonflikte mit
Spazier-gänger*innen
Durch das hohe Tempo von Mountainbiker*innen
steigt die Kollisions- bzw. Unfallgefahr im Wald an. Da-
her kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen
Mountainbiker*innen und anderen Nutzungsgruppen.
Spaziergänger*innen fühlen sich in ihrer Naherholung
gestört, wenn auf Forstwegen Mountainbiker*innen
ungebremst an ihnen vorbeirasen oder ihnen auf sch-
malen Pfaden entgegenkommen. Andererseits gibt es
auch Fälle, in denen MTB-Gegner*innen gezielt Hinder-
nisse und Blockaden auf MTB-Trails gelegt haben, was
zu schweren Verletzungen von Mountainbiker*innen
führen kann. Solche Aktionen sind lebensgefähr-
lich und müssen unbedingt unterlassen werden. Der
BUND appelliert an alle Waldnutzer*innen, gegensei-
tige Rücksichtnahme und Vorsicht walten zu lassen.
Mountainbiker*innen sollten ihre Geschwindigkeit

12 Pickering, C.M.; Rossi, S.; Barros, A. (2011): Assessing the impacts of mountain biking and hiking on subalpine grassland in Australia using an experimental protocol. J. Environ. Manage. 92, 3049‐3057.
13 Chiu, L.; Kriwoken, L. (2003): Managing Recreational Mountain Biking in Wellington Park, Tasmania, Australia. Ann. Leis. Res. 6 (4), 339‐361.
14 Ebd.
15 Pickering, C.M.; Rossi, S.; Barros, A. (2011): Assessing the impacts of mountain biking and hiking on subalpine grassland in Australia using an experimental protocol. J. Environ. Manage. 92, 3049‐3057.

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6     Positionspapier: Mountainbiking und Waldnaturschutz

5. Forderungen und Lösungsvorschläge
      Durch die stark steigenden Zahlen von Mountainbiker*innen und anderen Natursportarten steigt der Nutzungsdruck
      auf die Natur an. Allerdings ist das Angebot an geeigneten und zugelassenen Trails für die steigende Anzahl an
      Mountainbiker*innen nicht ausreichend. Daher ist davon auszugehen, dass die Zahl an illegalen Trails weiter zuneh-
      men wird, wenn keine attraktiven und legalen Möglichkeiten für die Ausübung des MTB-Sports geschaffen werden.
      Durch eine vorausschauende Planung von Strecken unter der Beteiligung aller Waldnutzungsgruppen kann eine
      Minimierung von Zielkonflikten erzielt werden. Aus Sicht des BUND Baden-Württembergs müssen bei der Planung,
      Instandhaltung und Nutzung von MTB-Trails folgende Punkte beachtet werden:

     Naturschutzgebiete, Waldbiotope, Waldrefugien, flä-                 Bei der Suche nach geeigneten Flächen sollen auch
      chenhafte Naturdenkmale, Bannwälder, Kernzonen                       nicht bewaldete Standorte einbezogen werden. Auch
      von Nationalparks und Biosphärengebieten sowie                       für MTB-Disziplinen (z.B. Dirtbike), die besonders auf
      Standorte mit bekannten Vorkommen gefährdeter Ar-                    bauliche Elemente wie Steilkurven, Sprungschanzen
      ten müssen für MTB-Trails tabu bleiben. In FFH- und                  oder Holzkonstruktionen angewiesen sind, sollen
      Vogelschutzgebieten muss das Verschlechterungs-                      von Kommunen vorzugsweise nicht-bewaldete oder
      verbot unbedingt eingehalten werden und Konflikte                    anderweitig schützenswerte Flächen wie Halden und
      mit den Erhaltungszielen und Zielarten müssen aus-                   Erddeponien zur Verfügung gestellt werden.
      geschlossen werden. In den weiteren Schutzgebiets-
      kulissen muss eine Gefährdung des Schutzzwecks                      Neue offizielle Trails müssen vorrangig auf Flächen
      ausgeschlossen werden und bestehende gesetzliche                     mit geringem Naturschutzwert angelegt werden. Da-
      Vorgaben eingehalten werden.                                         bei sollten neue Trails möglichst dicht beisammen
                                                                           und parallel zu bereits bestehenden Strukturen wie
     Die Planung und Ausweisung von MTB-Trails muss ein                   beispielsweise Straßen und Forstwegen eingerich-
      ordentliches Planungs- und Genehmigungsverfahren                     tet werden, um negative Auswirkungen auf die Natur
      durchlaufen. Andere Waldnutzungsgruppen müssen                       und eine weitere Zerschneidung von Lebensräumen
      in die Planung einbezogen werden, um Konflikte zu                    mit einer Bündelung von Trails zu minimieren. Offizi-
      vermeiden. Die Freigabe neuer, legaler Trails muss zu-               elle Trails müssen regelmäßig gewartet werden, um
      nächst befristet erfolgen, bis ein deutlicher Rückgang               Bodenschäden zu vermeiden. Die Zuständigkeit und
      der MTB-Aktivitäten auf nicht ausgewiesenen Stre-                    Verantwortung hierfür muss vor der Streckenfreigabe
      cken sichtbar ist.                                                   geklärt sein. Bei der Planung muss ein vorausschau-
                                                                           endes Konzept zur Besucher*innenlenkung erarbeitet
     Die „Zwei-Meter Regel“ im Landeswaldgesetz muss                      werden, um Konflikte mit dem Naturschutz und ande-
      bestehen bleiben. Bei Ausnahmen muss eine gefahr-                    ren Waldnutzungsgruppen von Beginn an zu vermei-
      lose Nutzung von Wegen für alle Waldbesucher*innen                   den.
      gewährleitet werden.
                                                                          Eine zielgruppengerechte PR-Kampagne, Informati-
     Bestehende, illegal angelegte Trails müssen zurückge-                onstafeln im Wald und Beschilderungen an den Stre-
      baut werden, insbesondere in Schutzgebieten. Dafür                   cken helfen bei der Steigerung der Akzeptanz für
      sollten aktive Sperrmaßnahmen (Quer- und Längsver-                   Naturschutzmaßnahmen und machen wichtige Ver-
      legung mit Baumstämmen, Reisigbarrieren, Zäune) an-                  haltensregeln deutlich (z.B. keine Nachtfahrten, Müll
      gewandt werden.                                                      mitnehmen, Rücksichtnahme, sanfte Fahrtechnik).

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Positionspapier: Mountainbiking und Waldnaturschutz                    7

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  Durch Beschilderung an und Banner über                                                           Freizeitgestaltung in der Natur muss für alle Men-
  Waldwegen muss deutlich ersichtlich sein,                                                        schen gefahrlos möglich gemacht werden - auch für
  auf welchen Wegen Mountainbiker*innen                                                            Mountainbiker*innen. Dabei darf allerdings kein erheb-
  unterwegs sein dürfen und auf welchen                                                            licher Schaden an der Natur entstehen. Durch den starken
  nicht. Mountainbike- und Radsportvereine                                                         Anstieg an Mountainbiker*innen in den letzten Jahr-
  können bei der Vermittlung von Informatio-                                                       zehnten, die zunehmende Elektrifizierung von MTBs und
  nen und Verhaltensregeln eine wichtige Rol-                                                      die stark steigende Zahl illegaler MTB-Trails entstehen
  le spielen.                                                                                      erhebliche Schäden für die Schutzgüter Artenvielfalt und
                                                                                                   Boden, außerdem kommt es vermehrt zu Konflikten mit
 Ein wissenschaftliches Monitoring zu den                                                         anderen Waldnutzungsgruppen. Um weitere Probleme für
  ökologischen Auswirkungen von MTB-Trails                                                         Natur und Menschen zu vermeiden, müssen mit allen Be-
  und Nutzungsfrequenz ist durchzuführen,                                                          teiligten Lösungen für das Themenfeld Mountainbike erar-
  um bestehende Informationsdefizite zu be-                                                        beitet werden. Der BUND Baden-Württemberg fordert die
  seitigen.                                                                                        Beibehaltung der Zwei-Meter-Regel im Landeswaldgesetz,
                                                                                                   den Ausschluss von MTB-Trails in sensiblen Schutzgebie-
 Das Land Baden-Württemberg muss Perso-                                                           ten und den Rückbau illegal errichteter Trails. Gleichzeitig
  nalkapazitäten bei der zentralen Umweltmel-                                                      befürwortet der BUND-Landesverband den Bau von offizi-
  destelle schaffen, damit illegale Trails bei                                                     ellen Trails in wenig sensiblen Waldstücken, wenn bei der
  Online-Kartendiensten entfernt, Radfahrver-                                                      Planung alle Nutzungsgruppen eingebunden werden und
  bote eingepflegt und Schutzgebiete sowie                                                         die Planung an einer Minimierung der ökologischen Aus-
  legale Trails aufgenommen werden können.                                                         wirkungen ausgerichtet ist.
  Eine enge Zusammenarbeit mit den Kom-
  munen bzw. unteren Naturschutzbehörden                                                           Laut Umfragen ist das Naturerlebnis für mehr als 75% der
  ist zu gewährleisten, damit die digitale Pfle-                                                   Mountainbiker*innen einer der wichtigsten Gründe zur
  ge zeitnah und regelmäßig stattfinden kann.                                                      Ausübung ihres Sports¹6. Daher kann davon ausgegangen
  Darüber hinaus werden in stark frequen-                                                          werden, dass ein Großteil der MTB-Szene für den Erhalt ei-
  tierten und besonders wertvollen Gebieten                                                        ner intakten Natur empfänglich ist. Folglich kommt der Öf-
  Ranger*innen nach dem Vorbild der Natio-                                                         fentlichkeits- und Aufklärungsarbeit eine besondere Rolle
  nalparks eingestellt, da Vorort-Präsenz und                                                      zu, da sich viele Mountainbiker*innen gar nicht über die ne-
  direkte Ansprache von Waldbesucher*innen                                                         gativen Auswirkungen ihres Sports auf die Natur bewusst
  die Besucherlenkung effektiv unterstützt.                                                        sind. Wenn die Natur in der Planung und bei der Ausübung
  Die Stellen sind über die Naturschutzmittel                                                      von Freizeitaktivitäten im Wald mitgedacht wird, lassen
  des Landes mitzufinanzieren.                                                                     sich die meisten Probleme minimieren. Das gilt für alle
                                                                                                   Aktivitäten im Wald, da viele der oben genannten Auswir-
 Die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben                                                         kungen auf die Natur nicht MTB-spezifisch sind, sondern
  im Wald muss regelmäßig kontrolliert und                                                         auch bei anderen Formen der Freizeitgestaltung im Wald
  gegebenenfalls mit Verwarnungs- bzw. Buß-                                                        auftreten können. Als eine relativ junge Form der wohnort-
  geldern sanktioniert werden.                                                                     nahen Naherholung bietet Mountainbiking auch die Chan-
                                                                                                   ce, weite Tages- oder Wochenendausflüge zu vermeiden
                                                                                                   und die Bedeutung des Fahrrads insgesamt zu erhöhen.

  16 DAV Umfrage 2020, https://www.alpenverein.de/chameleon/public/5a9e0acd-7c6c-e3ca-673e-2cd061de3e96/Mountainbiken-im-DAV-Umfrageergebnisse-2020_31368.pdf

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