Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes - HERNE Börnig Siedlung Teutoburgia - Siedlungskultur in ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - DUISBURG Interkommunales Handlungskonzept HERNE Börnig Siedlung Teutoburgia Nr.29
Ahlen Haltern am See Hamminkeln 43 Schermbeck 42 Dorsten Oer- Selm Werne Wesel 16 Marl Erken Datteln Hamm Xanten schwick 41 Hünxe 40 Sonsbeck Waltrop 39 Berg- Herten Reckling- Lünen kamen Voerde Alpen 25 hausen 37 Bönen 38 Kamen 7 Bottrop Glad- 31 Castrop- beck 23 24 30 Rauxel Dinslaken 33 Rheinberg Gelsen 29 34 Unna Ober- 15 kirchen Herne hausen 14 22 Kamp 32 Dortmund 12 13 Lintfort 6 21 28 11 20 35 Wickede Fröndenberg 10 27 Bochum Neu- 19 1 5 18 36 kirchen 9 Vluyn Essen Moers 8 Witten Duisburg 17 Schwerte Herdecke 4 Mülheim 26 3 a.d. Ruhr Wetter Hattingen (Ruhr) 2 Hagen Sprock- 44 hövel Gevels- berg Schwelm Ennepetal Brecker- feld 1 Moers - Meerbeck-Hochstraß 17 Essener Süden 30 Recklinghausen - Hochlarmark • Bergarbeitersiedlung Meerbeck • Margarethenhöhe • Dreiecksiedlung • Schmitthennersiedlung • Altenhof II 31 Recklinghausen - König Ludwig/ 18 Essen - Altendorf Grullbad 2 Duisburg - Hüttenheim • Hirtsiefer-Siedlung • Kolonie König Ludwig • Siedlung Hüttenheim • Reitwinkelsiedlung • Beamtenkolonie Schulz-Knaudt-Straße 19 Essen Nordviertel • Eltingviertel 3 Duisburg - Wedau/Bissingheim • Gartenstadt Wedau 20 Essen - Katernberg 32 Dortmund - Bövinghausen • Zollverein-Siedlungen • Kolonie Landwehr (Zeche Zollern) • Eisenbahnersiedlung Bissingheim 33 Dortmund - Nette/Oestrich 4 Duisburg - Rheinhausen • Margarethensiedlung 21 Gelsenkirchen - Ückendorf • Hansemann-Siedlung • Flöz Dickebank 34 Dortmund - Eving 2 5 Duisburg - Homberg-Hochheide • Alte Kolonie • Rheinpreußensiedlung 22 Gelsenkirchen - Nordstern- • Siedlung Fürst Hardenberg • Johannenhof Heßler-Horst • Kolonie Kirdorf • Klapheckenhof und Grawenhof 6 Duisburg - Hamborn • Wallstraße 35 Dortmund - Hörde-Nord • Jupp-Kolonie • Siedlung Am Sommerberg/Am Winterberg • Dichterviertel 23 Gelsenkirchen - Schüngelberg/ Buer-Süd • Schüngelbergsiedlung mit 36 Schwerte - Ost 7 Dinslaken - Lohberg Brößweg und Hugostraße • Kreinberg-Siedlung • Zechensiedlung Lohberg 24 Gelsenkirchen - Erle 37 Lünen - Brambauer 8 Mülheim a. d. Ruhr - Heißen • Schievenfeldsiedlung • Alte Kolonie • Siedlung Mausegatt • Neue Kolonie • Siedlung Heimaterde 25 Gelsenkirchen - Hassel • Gartenstadt Hassel 38 Lünen - Süd 9 Mülheim a. d. Ruhr - Dümpten • Siedlung Westerholt • Ziethenstraße • Siedlung Papenbusch • »Preußen-Kolonien« 26 Hattingen - Welper 39 Lünen - Nord 10 Oberhausen - Altenberg/Lirich • Kolonie Gustavstraße • Gartenstadt Hüttenau • Victoria-Siedlung • Siedlung Wevelsbacher Weg • Harzer Häuser 11 Oberhausen - Neue Mitte • Müsendrei • Ripshorster Straße 40 Bergkamen - Rünthe • »Beamtenkolonie« Grafenbusch • Siedlung Hellweg mit D-Zug-Siedlung 27 Bochum - Stahlhausen • Siedlung Schlägel-/Beverstraße 12 Oberhausen • Eisenheim - Osterfeld • Siedlung Stahlhausen • Stemmersberg 28 Bochum & Herne, Grüne Mitte 41 Hamm - Herringen/Pelkum • Siedlung Wiescherhöfen »Zeche Hannover« • Isenbecker Hof 13 Bottrop - Ebel • Bochum - Kolonie Hannover III/IV • Kolonie Ebel • Bochum - Siedlung Dahlhauser Heide 42 Hamm - Heessen • Alte Kolonie 14 Bottrop - Welheim • Gartenstadt Welheim • Herne - Kolonie Königsgrube • Neue Kolonie • Herne - Kolonie Hannover I/II • Vogelsang 15 Bottrop - Eigen • Rheinbabensiedlung 29 Herne - Börnig 43 Ahlen - Süd/Südost • Siedlung Teutoburgia • Kolonie und Beamtensiedlung »Westfalen« 16 Dorsten - Hervest • Ulmenhof • Zechensiedlung Fürst Leopold 44 Hagen - Hohenlimburg • Hoeschsiedlung
Interkommunales Handlungs- konzept Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebietes Das Ruhrgebiet hat in Quantität und Qua- krete Maßnahmen zum Erhalt und zur Projektziele lität ein bedeutendes siedlungskulturel- Weiterentwicklung des montanindustriell les Erbe. Dies gilt für Siedlungen bis in die geprägten siedlungskulturellen Erbes • Lernen von Beispielen/Modellen aus 1950/60er Jahre und ganz besonders für im Ruhrgebiet. Darüber hinaus soll das anderen Kommunen, Erfahrungsaus- die Arbeitersiedlungen, die als Werkssied- siedlungskulturelle Erbe der Arbeiter- und tausch lungen sowohl in den Kolonien ab Mitte Werkssiedlungen aber auch als Potenzial • konkrete Handlungsempfehlungen des 19. Jahrhunderts als auch in garten- und als Impuls für die Quartiers- und Stadt- zur Siedlungs-/Quartiersentwicklung städtischen Siedlungen bis Anfang der entwicklung genutzt werden. an den ausgewählten Standorten 1920er Jahre jeweils im Zusammenhang der Montanindustrie (Kohle, Stahl, Eisen- Lokale und regionale Kooperation • regionales interkommunales Hand- lungsprogramm Siedlungskultur in SIEDLUNGSKULTUR IN QUARTIEREN DES RUHRGEBIETES bahn) errichtet wurden. Von großer Bedeutung ist dabei, dass sich die beteiligten Akteure bereit erklärt ha- Quartieren des Ruhrgebietes In vorbildlicher Kraftanstrengung vieler ben, sowohl lokal als auch regional zusam- • verbindliche Perspektivvereinbarung Beteiligter (Kommunen, Land, Denkmal- menzuarbeiten. Das sind die Kommunen mit Kommunen, Landschaftsverbän- pflege, Bürgerinitiativen, Wohnungsunter- (mit Stadtentwicklung und Stadtplanung), den, RVR, Wohnungsunternehmen nehmen) und im Rahmen der Internatio- die Denkmalpflege (v.a. die Unteren Denk- und dem Land NRW zu einem mögli- nalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park malbehörden) und die Wohnungswirt- chen Programm Siedlungskultur und ist es in den 1980/90er Jahren gelungen, schaft (sowohl die großen überregionalen Quartier einige historische Arbeitersiedlungen als auch die kommunalen und genos- zu erhalten und unter Wahrung ihrer senschaftlichen Unternehmen). Hieraus gestalterischen und historischen Qualitä- ergibt sich ein besonderer Anspruch an ten instandzusetzen sowie Wohnungen Integration und Berücksichtigung z.T. sehr und Wohnumfeld für die Ansprüche der unterschiedlicher Sichtweisen. Bewohner zu verbessern. Pragmatische und offene Prozesse 20 Kommunen des Ruhrgebietes | Neue Herausforderungen Die Auswahl der Quartiere und Siedlungen 44 Quartiere/Standorte | Seit den 2000er Jahren wurden zuneh- ist mit den teilnehmenden Kommunen 72 Siedlungen mend neue Herausforderungen erkenn- anhand verschiedener Kriterien erfolgt: 3 bar. So ist der Kosten- und Ertragsdruck z.B. Eingrenzung auf Werks- und Arbeiter- Regionaler Lenkungskreis 20 Kommunen | MHKBG NRW | über die Kapitaleigner in der Wohnungs- siedlungen bis Anfang der 1920er Jahre im LWL | RVR | Vonovia | VIVAWEST | wirtschaft gestiegen. Im Zuge des Gene- Ruhrgebiet, heutiger Erhaltungszustand LEG Wohnen | WIR Wohnen im Revier | rationenwechsels zu einer »Nach-Mon- des Siedlungsbildes, mögliche Impulse für AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | tan-Bewohnerschaft« ändern sich die Stadtentwicklung, Best-Practice-Beispie- Auftragnehmer Grundlagen des nachbarschaftlichen le, Handlungsbedarfe/-chancen. In der Zusammenhalts und der Identifikation in Konsequenz wurden nicht nur denkmalge- operative AG den ehemaligen Werkssiedlungen aus der schützte Siedlungen ausgewählt. Stadt Hamm | weitere Vertreter von Montanzeit. Gestalterische Qualitäten ge- Kommunen | LEG Wohnen für die Woh- hen verloren. Die Akteure auf kommuna- Gemeinsames Ziel ist es, Handlungschan- nungswirtschaft| AK Denkmalpfleger im Ruhrgebiet | Auftragnehmer ler Ebene stießen vielerorts schon wegen cen zu nutzen und Kooperationen zu der großen Zahl privatisierter Siedlungen stärken. Erfahrungsaustausch und örtliche mit zahlreichen Einzeleigentümern an ihre Handlungsempfehlungen beschränken Förderung/Finanzierung: Handlungsgrenzen. Viele Kommunen ent- sich zunächst auf die 20 teilnehmenden MHKBG NRW | Kommunen | Vonovia | wickeln die bisherigen Instrumente weiter Kommunen und die örtlichen Partner so- VIVAWEST | LEG Wohnen | RVR | oder sie suchen nach neuen Fördermo- wie die ausgewählten Quartiere/Siedlun- Wohnen im Revier dellen bzw. nach Wegen zur verbesserten gen. Ein mögliches neues Förderangebot Auftraggeber und Federführung: Integration in Stadtentwicklungsprozesse. (»Programm Siedlungskultur in Quar- Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) tieren«) soll aber offen sein für weitere Strategie und Zielsetzung Kommunen und Quartiere/Siedlungen, Auftragnehmer: Strategisches Kernziel des interkommu- sofern sie mit den Zielen und Ansprüchen startklar.projekt.kommunikation | nalen Projektes ist zunächst die lokale des regionalen Handlungskonzepts über- Post • Welters, Architekten und und regionale Verständigung auf kon- einstimmen. Stadtplaner
Herne Börnig (Teutoburgia) Herne Börnig Termine|Gesprächspartner Die heutige Stadt Herne ist weitgehend Börnig kam mit Sodingen erst 1927 zur 24. März 2015 - Einstiegsgespräch mit ein Produkt des Bergbaus. Mit dem Bau Stadt Herne. Bergbau und Stadtteile im Vertretern von Stadtentwicklung/Stadt- der Köln-Mindener Eisenbahn Mitte des Osten der Stadt waren nach Castrop planung, Denkmalpflege 19. Jahrhunderts, der Zeche Shamrock orientiert. Auch Börnig hat daher eine und nachfolgend Constantin, Mont ausgeprägte Ortsidentität. Mit seinen 21. Oktober 2015 - Vertiefungsgespräch Cenis, Friedrich der Große, dem Bau ca. 6.000 Einwohnern ist es ein kleiner mit Vertretern von Stadtentwicklung/ des Rhein-Herne-Kanals bis 1914 wuchs Stadtteil geblieben. Die Zeche Teutobur- Stadtplanung, Denkmalpflege das Dorf um das Schloss Strünkede in gia löste Anfang des 20. Jahrhunderts ein kurzer Zeit zur Industrie-/Großstadt mit Wachstum aus, das aber schon nach 20 24. Juni 2016 - Abschlussgespräch mit 100.000 Einwohnern. Jahren mit der Stilllegung in der Welt- Vertretern von Stadtentwicklung/Stadt- wirtschaftskrise zu einem Ende kam. planung, Denkmalpflege Eine ähnliche Entwicklung machte Wan- ne-Eickel. Aus kleinen mittelalterlichen Während der Internationalen Bau- Begehung Ursprüngen entstand durch die Zechen ausstellung (IBA) EmscherPark in den SIEDLUNGSKULTUR KOMMUNAL - HERNE Königsgrube, Hannibal, Pluto und Unser 1990er Jahren wurden die Siedlung und Am 16. März 2016 wurden Siedlung, Fritz ein Raum mit über 100.000 Einwoh- die Reste der ehemaligen Schachtanlage Kunstwald und Stadtteil begangen und nern (Höchststand 1956). Nach vielen (Kunstwald) vorbildlich instandgesetzt fotografisch dokumentiert. kommunalen Neugliederungen wurde bzw. saniert. Sie sind heute neben dem Wanne-Eickel 1926 zur kreisfreien Stadt. Dorfkern mit bäuerlichen Reststrukturen Kommunale Der Bahnhof entwickelte sich zu einem der städtebauliche Kern des Stadtteils. Kompetenzpartner der größten Rangierbahnhöfe. Die Stadt Herne hat desweiteren die • Herr Wixforth (Stadtentwicklung) 1975 wurden Herne und Wanne-Eickel Kolonie Hannover und die Kolonie • Herr Brokmann (Denkmalpflege) zur Stadt Herne vereinigt. Herne hat Königsgrube in Röhlinghausen + Eickel nach Bergbaukrise und Strukturwandel in das regionale Handlungskonzept Sied- heute ca. 160.000 Einwohner. Das Stadt- lungskultur eingebracht. Diese werden gebiet ist eines der dicht bebautesten in kommunenübergreifend mit Bochumer 5 Deutschland. Siedlungen eigenständig betrachtet. 31 30 29 Teutoburgia Innenstadt © GeoBasis-DE / BKG 2016 (verändert) 28
1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg Kohlekrise RAG 1909 - 1913 Bau Siedlung Teutoburgia 1919 - 1923 Bau Teutoburgiahof 1929 Verbindung 1905/09 Abteufen Teuto- zur Zeche Erin burgia-Schächte I/II in Castrop-Rauxel 1911 Beginn Kohleförderung Herne Börnig Siedlung Teutoburgia Hintergrund: Zeche Teutoburgia, Bochumer Verein 1911 Beginn Kohleförderung, 1925 Vereinigte Stahlwerke AG, Stilllegung Zeche Teutoburgia (erste Kohlekrise), ab 1929 Gru- benfeld und Schächte zu Erin (Castrop-Rauxel), 1967 Übernah- me Eschweiler Bergwerksverein, 1983 Stilllegung Zeche Erin 1909 - 1923 (Entstehungsgeschichte) • Bau der gartenstädtischen Siedlung (ca. 460 Wohnungen) südlich der Zeche, vielfältig gestaltete 1 ½- und 2 ½-geschos- sige Doppel-/Reihenhäuser, Stallgebäude, große Gärten • geschwungene Straßenführung, Allee Barrestraße, Grünzo- nen vor den Häusern • Bauphase I 1909: erste 51 Häuser für 120 Familien • Bauphase II 1911: »Beamtenhäuser« der Schadeburgstraße • Bauphase III 1912/13 Vervollständigung (Südost + West) • Bauphase IV 1919 - 1923: 2 ½-geschossiger Teutoburgia-Hof • Bauherr/Eigentümer Bauphase I - III: Gewerkschaft/Zeche Teutoburgia, Bauphase IV: Bergmannssiedlung/THS 1980er - 2004 (Veränderungsgeschichte) HERNE BÖRNIG • 1980er Jahre: Rahmenkonzept Erneuerung als Gartenstadt • 1984 Schacht, Maschinenhaus, Förderturm Baudenkmal • 1988 Modernisierung und Erneuerung Teutoburgia-Hof • 1990 - 2003 Sanierungsgebiet • Bis 1998 Umsetzung des Rahmenkonzepts (im Rahmen IBA) 6 • Sicherung Wohnrecht Mieter (Bindung Miete + Belegung) • Umfassende bewohnerorientierte Wohnungsmodernisierung (öffentliche Förderung des Landes + Bundestreuhandmittel) • Denkmalgerechte Erneuerung aller Gebäude (Förderung) • Gestaltung der wohnungsnahen Freibereiche und der öffent- lichen Straßen, Wege, Plätze (Städtebauförderung) • 1992 Denkmalbereichsatzung, Teutoburgiahof: 1989 Ge- samtanlage und 1995 weitere 6 Reihenhäuser Einzeldenkmal • 2003/04 Bebauungsplan + Gestaltungssatzung Situation heute (2015) • Hervorragender Zustand in Städtebau und Denkmal • 2016/17: Aktualisierung von Gestaltungssatzung, Denkmal- bereichsatzung und Bebauungsplan • Privatisierung westliche Schadeburg-/westliche Schlägelstra- ße und nördliche Straße Teutoburgiahof (78 Wohnungen) • Mietwohnungen bei Vonovia (376 Wohnungen), wenige Wohnungen im Teutoburgiahof bei Vivawest Wohnen (5) • aktive Bürgerinitiative Teutoburgia Perspektive Siedlungskultur + Quartier (Vorschläge) • Zentraler Qualitätsstandort für die Entwicklung von Börnig • Sicherung der Zukunftsfähigkeit als Mietsiedlung (Energie, Demografie) in einheitlicher Trägerschaft und Denkmal • Perspektivumgang mit Nebenbauten auf den Grundstücken und Stellplätzen LAND NRW (2017) - Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
1970 1980 1990 2000 2010 2020 Gründung Stahlkrise IBA Emscher Park Perspektiven 1968 Sanierungs- 1992 Denkmalschutz städtebauliche Siedlung zu VEBA konzept umfassende Sanierung mit 2003/04 Qualität für Börnig erheblichen Fördermitteln im Gestaltungssatzung Rahmen IBA B-Plan herausragende Siedlungskultur 1967 Übernahme 1983 Sicherung Förderturm und Zeche durch Eschweiler Stilllegung Maschinenhaus, Aufbau Zukunftsfähigkeit Bergwerk-Verein (EBV) Zeche Erin Kunstwald im Rahmen IBA als Mietsiedlung Maschinenhalle und Fördergerüst SIEDLUNG TEUTOBURGIA 7 Siedlung Teutoburgia
Vertiefung I Historischer Zusammenhang Im Jahr 1907 erwarb der Bochumer Verein Insgesamt entstanden bis 1923 in meh- von der Gewerkschaft Teutoburgia ein reren Bauabschnitten 136 Gebäude mit Grubenfeld zwischen Herne und Castrop 460 Wohnungen. Während des Ersten und es wurde mit dem Bau der Zechen- Weltkriegs hatte man die Bauarbeiten bahn zum Bahnhof Börnig begonnen. Zwei eingestellt. Den letzten Bauabschnitt hatte Jahre später begann das Abteufen des die Bergmannssiedlung GmbH Herne Schachtes der Zeche Teutoburgia. zwischen 1921 und 1923 an der Teutobur- giahof-Straße erschlossen. Aufgrund von Schwierigkeiten im gesam- ten Ruhrbergbau und der eher schwieri- Die Gestaltung der Siedlung folgte der gen Förderbedingungen durch die sehr Idee der »Gartenstadt«. Elemente wie harte Kohle auf Teutoburgia, schloss der großzügige Grünflächen und geschwunge- Bochumer Verein die Zeche im Jahr 1925 ne Straßenzüge sollten den Eindruck länd- wegen Unwirtschaftlichkeit. Ein guter Teil licher Idylle erwecken, damit sich die zu- der rund 1.200 Arbeiter fanden in den be- gezogenen Arbeiter und Beamten, welche HERNE BÖRNIG nachbarten Zechen Constantin und Mont in der Regel aus Dörfern und ländlichen Cenis neue Arbeit. Gebieten stammten, schnell heimisch fühlten. Die Einzel-, Doppel- oder Reihen- Nach Gründung der Vereinigten Stahlwer- häuser wurden individuell und vielfältig ke AG (1926) wurden 1929 die Anlagen gestaltet und spiegelten auch die soziale 10 der Zeche Teutoburgia mit der Zeche Erin Hierarchie der Bewohnerschaft wieder. in Castrop-Rauxel zusammengelegt. Es erfolgte der Durchschlag zwischen den Nach Stilllegung von Teutoburgia und Un- beiden Zechen, um die auf Teutoburgia terbringung der Arbeiter in den benach- noch vorhandenen Reserven von Erin aus barten Zechen Constantin, Mont-Cenis zu nutzen, was aber erst ab dem Jahre und Erin zogen pensionierte Beamte aus 1941 geschah. den Nachbarzechen in die freigewordenen Beamtenhäuser der Siedlung. Bis 1983 wurde auf Teutoburgia über Erin noch gefördert, dann wurde die Zeche Während des Zweiten Weltkrieges sind Erin endgültig stillgelegt. nur wenige Gebäude der Siedlung zerstört worden. Diese wenigen wurden durch Siedlungsgeschichtlicher Hintergrund Neubauten, die dem historischen Bestand Die Siedlung Teutoburgia im Herner angepasst sind, ersetzt. Stadtteil Börnig entstand ab 1909 bis 1923 für die Arbeiter und Beamten der Zeche Teutoburgia. Zeitgleich mit dem Abteufen der Schächte der Zeche begann die Ge- werkschaft Teutoburgia mit dem Bau von 51 Wohnhäusern für 120 Familien nach Plänen des Architekten Berndt. Kurz nach Fertigstellung der Siedlung wurde aber die Zeche bereits geschlossen. Ansichten Gebäude und Architektur; Quelle:Rahmenkonzept Zlonicky & Partner
Karte der Siedlung und Schachtanlage Teutoburgia, 1925; Quelle: Stadt Herne SIEDLUNG TEUTOBURGIA 11 Ansichten Gebäude und Architektur; Quelle: Rahmenkonzept Zlonicky & Partner
Vertiefung II Städtebau und Gestaltung, Börnig Standort und Lage im Siedlungsgefüge Fast alle Gebäude wurden in den 1990er Die Siedlung Teutoburgia liegt im Osten Jahren denkmalgerecht saniert und der Stadt Herne im Stadtteil Börnig. Die weisen nur wenige Überformungen auf. Siedlung ist eingebettet in meist durch Dadurch zählt Teutoburgia zu einer der Wohnnutzungen geprägte Siedlungs- schönsten Zechensiedlungen im Ruhrge- bereiche im Umfeld. Im Norden liegt biet. eine Waldfläche. Hier befindet sich der »Kunstwald«, der neben modernen Öffentlicher Raum Plastiken die Umrisse der abgerissenen Das Straßenraster ist nach der Garten- Gebäude der Zeche Teutoburgia am Bo- stadtidee angelegt und weist meist ge- den nachzeichnet. Südlich der Siedlung schwungene Straßenverläufe mit großen liegen – jenseits der Castroper Straße – Blockinnenbereichen auf. Hinzu kommen landwirtschaftlich genutzte Bereiche. alte Baumbestände und große unpar- zellierte Vorgartenzonen. Die Blockin- Gebäude und Grundstücke nenbereiche sind zum großen Teil durch HERNE BÖRNIG Die Siedlung besteht aus ca. 460 Wohn- Mistwege erschlossen. einheiten in einer Vielzahl unterschiedli- cher Gebäudetypen. Die 1 ½- bis 2½-ge- Der Straßenraum wirkt durch die z.T. schossigen Gebäude wurden sowohl zurückspringenden Gebäude, die breiten trauf- als auch giebelständig als Einzel-, Vorgartenzonen und die vielen Baumin- 12 Doppel- und teilweise Reihenhäuser er- seln großzügig und begrünt. Teilweise richtet. Die Gebäude sind durch vielfältig beeinträchtigen parkende Autos die gestaltete Fassaden und Dachlandschaf- Wahrnehmung des öffentlichen Raumes. ten geprägt. Zahlreiche Fassadendetails, wie Auskragungen, Dachgauben, Erker, Alleinstellungsmerkmale des öffentlichen Veranden, Giebel, Klappläden, Fachwerk Raumes bilden der Teutoburgiahof mit sowie unterschiedliche Fassadenmateri- seiner U-förmigen Erschließung und dem alien sind vorzufinden. Dadurch entsteht sehr großen öffentlichen Innenraum ein sehr abwechslungsreiches Siedlungs- sowie die nord-südlich verlaufende, als bild. Allee angelegte Barrestraße mit ihrem mittigen öffentlichen Weg und dem alten Die privaten Gärten befinden sich im Baumbestand. rückwärtigen Bereich der Gebäude. Die meisten Gebäude haben große Freiflä- Planungsinstrumente chen zur Straße. Geparkt wird auf den 1991 wurde eine Denkmalbereichs- Grundstücken, im Straßenraum oder satzung für die Siedlung erlassen, ein vereinzelt in Garagenhöfen im Blockin- Bebauungsplan wurde 2002 aufgestellt nenbereich. und seit 2004 regelt eine Gestaltungssat- zung vorwiegend die Nebenanlagen und Eine Besonderheit in der Siedlung bildet Freiräume. der Teutoburgiahof am südwestlichen Rand der Siedlung. Zweigeschossige, Alle drei Satzungen wurden separat traufständige Reihenhäuser mit Sat- entwickelt und greifen nur bedingt teldach und mehreren Giebeln umschlie- ineinander. Nicht zuletzt dadurch sind ßen hier einen baumbestandenen Platz- Rechtsunsicherheiten zu Tage getreten, raum. Der Eingang zum Teutoburgiahof die es notwendig erscheinen ließen, alle wird durch zwei Torgebäude betont. drei Satzungen zu überprüfen und unter
LAND NRW (2017) - Lizenz dl-de/by-2-0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0) SIEDLUNG TEUTOBURGIA intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit zu re Gestalt der Gebäude zu verändern. Auch aktualisieren. diese werden für interessierte Eigentümer veröffentlicht. Seit Anfang 2016 liegt die neue Denk- malbereichssatzung vor, die das durch Seit Ende 2011 ist die Untere Denkmalbe- die Sanierung in den 1990er Jahren hörde mit der nachträglichen Legalisierung Geobasisdaten der entwickelte Erscheinungsbild und den von Nebenanlagen inklusive Rückbau und Gartenstadtcharakter der Siedlung explizit Korrekturen befasst. 13 schützt. Bebauungsplan und Gestaltungs- satzung werden ebenfalls überarbeitet Als Hilfestellung wird eine zusätzliche und sollen 2016/17 Rechtskraft erlangen. Beratung vor Ort 28.1.2016 angeboten. 28.1.2016 9:27 9:27 In Koopera- Ein Gestaltungshandbuch, in dem die dort tion mit der Eigentümerin Vonovia, dem festgesetzten Regelungen gebündelt und Bauordnungsamt und der Unteren Denk- anschaulich dargestellt werden, ergänzt malbehörde findet einmal monatlich eine das Instrumentarium. Sprechstunde statt. Der Bebauungsplan schützt die histori- Fazit schen Gebäudeumrisse und setzt Bereiche Der denkmalpflegerische und städtebau- fest, die von Nebenanlagen freizuhal- liche Zustand der Siedlung Teutoburgia ist ten sind. Die Gestaltungssatzung macht hervorragend. Daher kann die Siedlung konkrete Vorgaben zu Dächern, Fassaden, als herausragendes Beispiel der Arbeiter- Eingangssituationen, Vorgärten, Gärten, siedlungskultur im Ruhrgebiet bezeichnet Gartenhäusern sowie Stellplätzen. Mit werden. Zustimmung der Bewohnerinnen wird im überarbeiteten Bebauungsplan festgesetzt, Der eingeschlagene Weg in Bezug auf die dass keine Garagen und Carports errichtet Aktualisierung der Ordnungsinstrumente werden dürfen. ist als vorbildlich zu bewerten, der Erfolg Des Weiteren wurden die historischen ist im Weiteren zu beobachten. Zukunfts- Bauakten ausgewertet und die Gebäude themen sind Stellplatzmangel und die der Siedlung in Typen zusammengefasst. schlechte Nutzbarkeit vorhandener Sam- Für die einzelnen Typen wurden Testent- melstellanlagen. Hierfür ist in der Zukunft würfe entwickelt, die die Möglichkeiten noch eine tragfähige Lösung zu entwickeln der Anpassung der Grundrisse an heutige und von den Beteiligten (Stadt, Vonovia) Wohnansprüche darstellen, ohne die äuße- konsequent umzusetzen.
Handlungsempfehlung I Siedlung, Quartier, Stadtentwicklung Teutoburgia Börnig hat mit den miteinander verbun- In der Konsequenz geht es darum, die denen IBA-Projekten Siedlung Teuto- Siedlung Teutoburgia als eine der heraus- burgia und Kunstwald Teutoburgia aus ragenden Beispiele der Siedlungskultur den 1990er Jahren ein städtebauliches des Ruhrgebiets 20 Jahre nach der IBA fit Highlight erhalten. zu machen für die nächsten mindestens 20 Jahre. Letztendlich muss eine Aktua- Die Stadt Herne kümmert sich um Pflege lisierung der IBA-Qualitätsvereinbarung und Unterhaltung des Geländes mit mit den zentralen Akteuren Stadt, Von- Kunstwald, Fördergerüst und Maschinen- ovia, Denkmalpflege, RVR und Bewoh- halle im Rahmen des unmittelbar angren- nerorganisationen gelingen. In diesem zenden Emscher Landschaftsparks. Die Zusammenhang sind dann mindestens Lage des Stadtteils im deutlich weniger folgende Punkte zu vereinbaren: dicht besiedelten Osten Hernes und seine Nähe zu größeren Freiräumen und Waldgebieten (RVR-Grünzug) im Über- Bewirtschaftung in einheitlicher Träger- schaft als Mietsiedlung: verbindliche »Aktualisierung der HERNE BÖRNIG gang nach Castrop-Rauxel ist ein weiterer Standortvorteil. dauerhafte Absicherung (Stadt-Vonovia) Qualitätsvereinbarung lokales Handlungskonzept Wohnen: 20 Jahre nach der IBA« Die Bewohner der Siedlung Teutoburgia Sicherung der sozialen Qualitäten preis- wohnen zwar in einem Denkmal(bereich) werten Wohnens für die Generation 14 mit gewissen baulichen Einschränkungen »Nach-Montan«, Testentwürfe Grundris- und Wohnflächenbegrenzungen. Lebens- se und Ergänzungsbauten, Modellprojekt qualität und Wohnwert sind aber sehr Haustechnik/Energie mit Stadtwerken, hoch, was sich in einer anhaltend hohen barrierefreies Wohnen im Quartier Nachfrage bei Mieterwechseln ausdrückt (Stadt-Vonovia) (Wohnen in der Idylle, große Gärten). Aktualisierung und Anpassung von Über die Vonovia (vormals Deutsche Gestaltungssatzung, Denkmalbereich- Annington und Veba-Wohnstätten) sind satzung und Bebauungsplan: Abschluss einige Häuser und Wohnungen am westli- des Verfahrens 2016/17, Verfahren zur chen Rand der Siedlung, die insbesondere Abstimmung des Umgangs mit Nebenan- nicht mit öffentlichen Mitteln im Rah- lagen zwischen Denkmalpflege, Gestal- men des IBA-Projekts erneuert wurden, tungsfibel einzeln privatisiert worden. Die Miet- und Belegungsbindungen aufgrund der öffent- dauerhafte Verantwortung für den lichen Förderung aus den 1990er Jahren Zusammenhang von Siedlungskultur und laufen im weit überwiegenden Teil der Industriekultur, für aktive Einbindung in Siedlung bei ca. 380 Wohnungen sukzessi- die Route der Industriekultur, in die indus- ve zwischen 2014 und 2019 aus. trielle Kulturlandschaft des Ruhrgebiets, langfristiges Pflegekonzept Förderturm Die Stadt Herne erarbeitet 2015/16 mit und Kunstwald (Stadt, RVR, Land) einem Planungsbüro eine Aktualisierung - der Gestaltungssatzung - der Denkmalbereichsatzung - des Bebauungsplans.
Handlungsempfehlung II Perspektivpotenziale für eine regionale Siedlungskultur Die Siedlung Teutoburgia und der Kunst- Aus regionaler Perspektive ist auch der wald Teutoburgia mit Fördergerüst und 2015 bis 2017 laufende Prozess des Maschinenhalle gehören seit der IBA kooperativen Umgangs mit Städtebau, unstreitig zum bedeutenden kulturellen Architektur und Denkmalschutz ein best Erbe im Ruhrgebiet. Von zentraler Bedeu- practise-Beispiel zur Übertragung bzw. tung auch aus regionaler und Landessicht zum Erfahrungsaustausch. ist, dass dieser Status erhalten bleibt und in die nächste Generation geführt wird. Daher wird auch aus regionaler Sicht das Bekenntnis zu dieser Verantwortung 20 Jahre nach der IBA in Form einer Aktua- lisierung der IBA-Qualitätsvereinabrung SIEDLUNG TEUTOBURGIA begrüßt. »regionale Bedeutung von Siedlungs- und Industriekultur« 15
SIEDLUNGSKULTUR REGIONAL Stadt Hamm (Stadtplanungsamt) für die beteiligten Kommunen, Wohnungsgesellschaften und den RVR Heinz-Martin Muhle | Christine Chudasch | Barbara Conrad startklar.projekt.kommunikation Joachim Boll | Benedikt Brester Post • Welters, Architekten und Stadtplaner Joachim Sterl | David Rohde Dortmund | 31. Juli 2017 Quelle aller nicht gekennzeichneten Fotos: startklar/Post • Welters
Sie können auch lesen