Singapur: Prototyp einer informationellen Stadt - Sviatlana Khveshchanka, Agnes Mainka und Isabella Peters, Düsseldorf ...
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Informationelle Städte Singapur: Prototyp einer informationellen Stadt Sviatlana Khveshchanka, Agnes Mainka und Isabella Peters, Düsseldorf folg einer informationellen Stadt erforder- Informationelle Städte sind urbane Formen der Wissensgesellschaft. Nach Castells liche Bedingung ist der politische Wille. zeichnen sich diese Städte durch die Dominanz ihrer Kapital-, Macht- und Infor- Die Stadt muss Investitionen tätigen, die mationsströme über die Stadtgrenzen hinaus aus. Das Konzept der informatio- sowohl Verkehrsinfrastrukturen als auch nellen Städte beschränkt sich aber nicht nur auf dieses eine Charakteristikum. Es digitale Infrastrukturen ausweiten, die gibt zahlreiche andere für eine informationelle Stadt typische Aspekte. So ist eine das Bildungswesen verbessern, und die solche Stadt stets eine Wissens- und Kreativstadt, in der neben einer gut entwi- die informationelle Gesellschaft fördern. ckelten Informations- und Kommunikationsinfrastruktur auch weiche Standort- Dazu gehört eine gute Zusammenarbeit von Unternehmen und Bürgern mit den faktoren, wie z. B. Konsum- und Freizeitangebote, eine essentielle Rolle spielen. Behörden durch E-Governance. Investi- In der Forschungsliteratur werden die einzelnen Aspekte einer informationellen tionen sind auch im Bereich der Freizeit- Stadt in Bezug auf verschiedene Kandidaten dieser Städte erläutert. Bisher gibt es gestaltung erforderlich. Die Stadt muss allerdings wenige Fallstudien, die sich auf die Betrachtung der Aspekte der Infor- attraktiv sein, damit sich die hochqualifi- mationalität einer einzelnen Stadt konzentrieren. In dem vorliegenden Artikel wer- zierten Menschen hier wohl fühlen, aber den die von Stock theoretisch abgeleiteten Indikatoren einer solchen Stadt auf das auch um weitere Talente anzulocken. Im Fallbeispiel Singapur angewendet, das als Prototyp einer informationellen Stadt Folgenden werden die hier genannten betrachtet wird. Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf intensiven Recher- Indikatoren für informationelle Städte chen, statistischen Auswertungen sowie auf im Juni 2010 in Singapur durchge- (Stock, 2011) am Fallbeispiel Singapur führten Interviews mit Vertretern von wissensintensiven Einrichtungen. analysiert und Ergebnisse von Interviews in Singapur (durchgeführt im Juni 2010) Singapore: Prototype of an informational city präsentiert. Informational Cities are urban developments of the knowledge society. According to Castells, in informational cities flows of capital, power and information are su- perior to the space of places. Yet, the concept of informational cities is not limited Entwicklungsstand to this attribute. There are several typical aspects which form an informational city. Informational Cities are always knowledge cities and creative cities in which der Wissensgesellschaft well developed information and communication infrastructures play an impor- tant role as well as soft location factors like shopping opportunities and leisure Singapur ist ein Stadtstaat, der seit sei- time activities. The latest research considers the single attributes of informational ner Unabhängigkeitserklärung im Jahre cities for different cities. But up to now there are few case studies which concen- 1965 an Einfluss und Macht in der glo- trate on the informationality of a particular city. This paper applies Stock’s the- balen Weltwirtschaft gewonnen hat (Sriramesh & Rivera-Sánchez, 2006). Die oretically discussed indicators of informational cities to Singapore because it is junge und multikulturelle Bevölkerung assumed to be a prototypical informational city. The presented results come from ist durch hohen Leistungsdruck sowie field research, interpretation of statistics, and interviews with representatives from -bereitschaft und die Philosophie des knowledge-intensive institutions conducted in June 2010. lebenslangen Lernens (Kuntz, 2011) ein gutes Beispiel einer Wissensgesellschaft. Einleitung Kennzahlen zu Singapur 2009 Die informationelle Stadt ist eine Erschei- Größe der Stadt in km² 710,3 nungsform der Wissensgesellschaft. Ihre grundlegenden Bestandteile sind Bevölkerungszahl 4.987.600 Verkehrsinfrastrukturen (fortschrittliche Bevölkerungsdichte pro km² 7.022 Transportwege und -mittel) und digitale Infrastrukturen (Netze der Information Offizielle Muttersprachen Englisch und {Mandarin, Malaiisch oder Tamil} und Kommunikation). Die Wissens- und Ethnische 74,19% 13,39% 9,2% 3,21% Kreativstadt sind weitere signifikante Zusammensetzung Chinesen Malaien Inder andere Aspekte einer informationellen Stadt. Durchschnittsalter 36,9 Bruttonationaleinkommen 52.251 SGD Bibliotheken stellen über digitale Netz- (BNE) pro Kopf werke explizites Wissen bereit, und das Bildungswesen bietet genügend Ange- bote, um hochqualifizierte Wissensarbei- Tabelle 1: Kennzahlen zu Singapur 2009. Erhebung der Daten durch Singapore Department of ter auszubilden. Eine weiterer für den Er- Statistics, 2010 & Pakir, 2000. Tabelle 1: Kennzahlen zu Singapur 2009. Erhebung der Daten durch Singapore Department of Statistics, 2010 & Pakir, 2000. 62(2011)2-3, 111-121 111
Prototyp Singapur Die essentiellen Ressourcen dieser Ge- 27 der Weltrangliste (Abbildung 1) und Veränderungen der Infrastruktur sellschaft sind die Information und die gehört damit zur Kategorie „very high Fähigkeit, mit Informationstechnologien human development“, die bei einem In- Physische Infrastruktur umzugehen. Eine Stadt, die diese Be- dexwert von 0,788 beginnt. (HDR, 2010). dingungen erfüllt, kann eine Stadt des Weiter vorne, auf Rang 14, liegt Singapur Die Infrastruktur in informationellen fünften Kondratieff werden, also eine mit seinem IDI-Wert, der sich aus der Städten wird von IKT-Netzen getra- Stadt, die eine dynamische Wirtschafts- Alphabetisierungsrate und dem Anteil gen, aber auch die Verkehrsnetze einer entwicklung aufweist (Stock, 2011). Es der Schüler und Studenten ihrer Alters- Stadt verändern sich. Die bisherigen gibt bereits etablierte Indikatoren, die gruppe zusammensetzt, aber zusätzlich Straßennetze werden zunehmend durch den wirtschaftlichen Entwicklungsstand den Schwerpunkt auf die Informations- öffentliche Verkehrsmittel wie Busse, auf Länderebene messen. Hierzu zäh- und Kommunikationstechnologie (IKT) Straßenbahnen und allen voran durch len: (1) der „Human Development Index“ legt, in dem als Indikatoren die IKT-Inf- U-Bahnlinien ergänzt. Die zunehmende (HDI), (2) der „ICT Development Index” rastruktur und ‑Nutzung gemessen wer- Bevölkerungsdichte stellt auch eine stei- (IDI) und (3) der „Networked Readiness den (ITU, 2010). Auf dem zweiten Rang gende Belastung für den Straßenverkehr Index“ (NRI). im weltweiten Vergleich kann sich Singa- dar. Somit stand Singapur schon in den pur mit seinem NRI-Wert positionieren. 1970er Jahren vor dem Problem, wie man Für das Beispiel Singapur können wir Dieser misst die Indikatoren IKT-Umwelt die Infrastruktur anpassen kann, führte uns ebenfalls dieser Indikatoren bedie- und die IKT-Nutzungsbereitschaft sowie 1970 als weltweit erste Stadt eine Stra- nen. Von Interesse sind hier die Index- die tatsächliche Nutzung von IKT (Dutta ßenmaut ein und war 1998 sogar Vorrei- werte der Untersuchungen und die Ein- & Mia, 2010). Singapur ist im weltweiten ter für eine automatische Straßenmaut stufungen des Entwicklungsstandes. Ländervergleich nicht bei allen Indikato- (The Economist, 2010). Zudem werden Der Rangplatz im Ländervergleich kann ren Spitzenreiter, wird aber in den Statis- Registrierungs- sowie Zulassungskos- für eine erste Bewertung Singapurs he- tiken dennoch zu den hoch entwickelten ten erhoben, die den Anschaffungspreis rangezogen werden, da uns noch keine Ländern gezählt (HDR, 2010; ITU, 2010; eines Autos künstlich in die Höhe treiben Vergleichswerte mit anderen Städten Dutta & Mia, 2010). Laut Stock (2011) (DiscoverAbroad, 2010). Eine Verringe- vorliegen. Der HDI untersucht 169 Länder haben die Indizes positive Wechselwir- rung der Anzahl der Autos, die innerhalb und gliedert diese in die vier Kategorien kungen. Somit kann die gute Positionie- der Stadt genutzt werden, muss durch very high, high, medium und low human rung im NRI positiven Einfluss auf die politische Maßnahmen unterstützt wer- development. Messwerte des HDI sind zukünftige Entwicklung des HDI und IDI den. Ziele dieser Maßnahmen sind in Sin- die Lebenserwartung der Einwohner, haben. gapur neben Umweltfreundlichkeit die die erwartete sowie die durchschnittli- wirtschaftliche Effizienz und die Verbes- che Schulbesuchsdauer und das Brutto- Die hohe IKT-Nutzungsbereitschaft kann serung des Lebensstandards (Ministry of nationaleinkommen. Mit einem Wert von daraus resultieren, dass die IKT-Netze Transport, 2010). 0,846 befindet sich Singapur auf Platz in den letzten Jahren, u. a. im Zuge des Masterplans „Intel- Inzwischen geht die Bevölkerung dazu ligent Nation 2015“ über, die öffentlichen Verkehrsmittel der (iN2015), stark ge- Stadt vermehrt zu nutzen. In Abbildung 2 fördert wurden (IDA ist die Nutzung der Verkehrsmittel in Ab- Singapore, 2006). hängigkeit zur Bevölkerung dargestellt. Der Fortschritt in Darin ist zu erkennen, dass die Nutzung der Informations- der SMRT (Singapore’s Mass Rapid Tran- und Kommunikati- sit – öffentlicher Nahverkehr) seit dem onstechnologie führt Jahr 2001 deutlich gestiegen ist, wäh- zur Bildung digita- rend die Anzahl der zugelassenen Autos ler Netze (Castells, nahezu konstant blieb. Im Jahr 2009 2000, 15), die für die nutzten täglich 38 Prozent der Bevölke- weitere Entwick- rung die SMRT, wohingegen gerade elf lung der informati- Prozent überhaupt einen Pkw besaßen. onellen Stadt von Autos spielen auch in Singapur noch eine Abbildung 1: ICT Development Index (IDI) für das Jahr 2008 (ITU, 2010, 2), Human Development Index (HD)I für das Jahr 2010 (HDR, 2010, 117), und hoher Bedeutung wichtige Rolle, aber die Menschen sind Networked Readiness Index (NRI) für das Jahr 2010 (Dutta & Mia, 2010, sind, da eine solche wegen des gut ausgebauten Nahver- 12) für Singapur. Stadt ein zentraler kehrs nicht mehr darauf angewiesen. Knotenpunkt loka- Die Fortschrittlichkeit der SMRT Corpo- ler und globaler In- rate Ltd. zeigt sich auch durch die Aus- formationsströme zeichnungen, die dieses Unternehmen ist (Castells, 1989, in den letzten Jahren erhielt. Es hat 169). So wie in den u. a. den „Land Transport Excellence vergangenen Kon- Award 2010” in der Kategorie „Most Eco- dratieff-Zyklen z. Friendly Transport Partner”, den „Metro B. Stromleitungs- Award 2010“ in den Kategorien „Most netze als Folge der Energy Efficient Metro“ und „Most In- Elektrotechnik und novative Use of Technology“ gewonnen. die Straßennetze Zudem war Singapur im Jahr 1997 das begleitend zum Au- erste Land, in dem ein völlig automati- tomobilbau entstan- sches Bahnsystem, die SMRT Light Rail, den sind, bringt der zum Einsatz kam (SMRT, 2010). fünfte Zyklus Infor- Ein weiterer wichtiger Aspekt der phy- Abbildung 2: Nahverkehr in Singapur in Abhängigkeit zur Bevölkerung. mations- und Kom- Abbildung 2: Nahverkehr in Singapur in Abhängigkeit zur Bevölkerung. Erhebung der Daten durch sischen Infrastruktur ist, dass die Stadt- Singapore ErhebungDepartment of Statistics der Daten durch 2007 Singapore & 2010. of Statistics 2007 & Department munikationsnetze planung in Singapur so ausgerichtet 2010. hervor (Stock, 2011). wurde, dass die Menschen nur wenige 112 62(2011)2-3, 111-121
Prototyp Singapur lange Wege zurücklegen müssen. Das wichtig ist auch die Nutzung der digita- schlüsse und Anzahl der mobilen Breit- heißt, dass zu jeder Wohnsiedlung ein len Infrastruktur. Diese kann man anhand bandanschlüsse (Dutta & Mia, 2010). Einkaufs- und Geschäftszentrum gehört, der Nutzungsbereitschaft der privaten in dem man alle wichtigen Dinge des Haushalte und der Unternehmen quanti- 72 Prozent der Einwohner gaben 2008 Alltags direkt in der Nähe hat. In Singa- fizieren. bei der Frage nach der Häufigkeit der purs Shopping Malls kann man einkau- Ein Vergleich der Jahre 2005 und 2009 in Nutzung an, dass sie mindestens einmal fen, Ärzte und Apotheken aufsuchen, Abbildung 3 zeigt, dass die Anschaffung am Tag das Internet nutzen. Nur Kin- essen, sich in Cafés und Kinos mit Freun- und Nutzung von Telematikgeräten ten- der unter 14 und ältere Bevölkerungs- den treffen oder die Bibliothek besuchen denziell zunimmt. Der prozentuale Anteil, gruppen über 60 Jahren gehen seltener (persönliche Mitteilung, Person A, Inter- gemessen an der Bevölkerung Singapurs, online (IDA Singapore, 2009). Das Inter- view, 28. Juni 2010). Dass in Singapur weist zwar einen Rückgang der Festnetz- net ist für die Bevölkerung Singapurs versucht wird, alles unter ein Dach zu anschlüsse (Festnetz-Telefonanschlüsse ein wichtiger Informationskanal. Da den bringen, zeigt sich vor allem an dem Ge- minus fünf Prozentpunkte) auf, kann meisten Bürgern bekannt ist, dass Sin- bäude „Esplanade“. Es liegt im Zentrum aber durch die vermehrte Nutzung von gapurs Regierung eine Monopolstellung der Stadt und verbindet ein „Art Center“, 2G- und 3G-Mobiltelefonen unattraktiv in den öffentlichen Medien wie Zeitung, eine Shopping Mall, eine Bibliothek sowie geworden sein. Hier ist auch ein deutli- Radio und Fernsehen hat, ist das Internet eine U-Bahn-Haltestelle in einem Gebäu- cher Trend zu erkennen, dass viele Men- die Möglichkeit, unabhängige Nachrich- dekomplex. Esplanade ist zudem durch schen mehr als nur einen Handyvertrag ten zu empfangen (Duffy, Liying, & Ong, seine Architektur, welche die Form einer besitzen. Dies kann ein Indiz dafür sein, 2010). Es gibt in Singapur, das von Kalat- Durianfrucht hat, zu einem Wahrzeichen dass viele Bürger ein Handy privat und hil & Boas (2003, 10) als semi-autoritäres der Stadt geworden (Esplanade, 2010). ein zweites dienstlich verwenden oder Regime beschrieben wird, keine umfas- Das Prinzip der kurzen Wege wird auch dass sie einen weiteren Handyvertrag für sende Pressefreiheit (Kalathil & Boas, für die Anordnung der Unternehmen ihre Kinder abschließen. Im Bereich der 2003, 70 ff.). in Singapur angewandt. So wird in der Internetanschlüsse ist ein eindeutiger Stadtplanung festgelegt, dass Sektoren Trend zur Breitbandnutzung zu sehen. entstehen, in denen sich Unternehmen Im Vergleich zu 2005 nutzen nur noch Wissensstadt der gleichen Branche ansiedeln. Diese zwei Prozent der Bevölkerung den dualen Planung soll die Unternehmen bei ihrer Anschluss. Des Weiteren kann in Singa- Singapur ist ein herausragendes Bei- Kommunikation miteinander unterstüt- pur jeder Bürger das von der Regierung spiel einer Wissensstadt. Die Bestäti- zen und ihren Wissensaustausch fördern angebotene WLAN kostenlos in der Stadt gung dafür kam im Jahre 2008, als der (JTC, 2010). und sogar in der U-Bahn nutzen. Stadtstaat mit dem „Knowledge Cities Award“ (World Capital Institute, 2008) Zu der physischen Infrastruktur zählt Neben der statistischen Auswertung der ausgezeichnet wurde. Als eine Wissens- auch die globale Vernetzung mit anderen Anzahl der Anschlussinhaber von Te- stadt verfügt Singapur über eine gut ent- Ländern. In Singapur hat man die Mög- lematikgeräten ist auch der Zugang zu wickelte Wissensinfrastruktur. Unsere lichkeit, mit dem Flugzeug Direktflüge den genannten Technologien ein wichti- in Singapur durchgeführten Interviews in 200 Städte in 60 Länder der Welt zu ger Aspekt einer informationellen Stadt. haben ergeben, dass unter allen Indika- buchen (Changi, 2010). Der Flughafen in Hierfür liefert Singapurs Infocomm De- toren einer informationellen Stadt eine Singapur ist der sechstgrößte der Welt velopment Authority (IDA) regelmäßige ausgereifte Wissensinfrastruktur am und beförderte 2009 jede Woche über Nutzerumfragen, die das Nutzungsbild wichtigsten ist. In Singapur sind deren 346.000 Passagiere und über 31.000 Ton- der digitalen Infrastruktur in der Bevöl- Hauptkomponenten Bibliotheken, Uni- nen Frachtgüter (Singapore Department kerung widerspiegeln. Die Frage nach versitäten und Fachhochschulen, ein of Statistics, 2010). Weltranglistenführer Zugangsmöglichkeiten zu einem Compu- Wissenschaftspark und Business Parks. ist Singapur mit seinem Hafen (Partridge, ter in privaten Haushalten und in Unter- Diese werden im Folgenden genauer be- Teo, & Lim, 2000). Der Erfolg des Hafens nehmen ergab beispielsweise, dass 81 trachtet. beruht auf dem fortschrittlichen IT-Sys- Prozent der Haushalte mindestens einen tem, das die Abläufe innerhalb des Ha- Computer mit einem Internetanschluss fens steuert und zur Kommunikation mit haben und dass 96 Prozent der Unterneh- Bibliotheken anderen Häfen und Frachtschiffen einge- men mit mindestens zehn Mitarbeitern setzt wird. Seit 2002 ist der Frachttrans- über Computer mit einem Internetzu- Singapurs Bibliotheken sind vor allem port um 41 Prozent auf 472.300.000 Ton- gang verfügen. Die Umfrage zeigt auch, durch die Nationalbibliothek, drei Regi- nen gestiegen (Singapore Department of dass die Haushalte und Unternehmen in onalbibliotheken und 19 Bezirksbiblio- Statistics, 1990-2010). Die Entwicklung Singapur das technologisch fortschrittli- theken repräsentiert (Mittermaier, 2006; der physischen Infrastruktur macht Sin- chere Breitbandnetz für ihren Internetan- NLB, 2010a) (Abbildung 4). Diese sind gapur zu einer glokalen Stadt, die über schluss nutzen. Im weltweiten Länder- untereinander durch ein computerbasier- stark vernetzte Transportwege innerhalb vergleich liegt Singapur im Jahr 2008 mit tes System vernetzt und verwenden die der Stadt verfügt und über den Flug- und einer Computerpenetration von 707 Com- Radio-Frequency-Identification-Techno- Schiffverkehr mit dem Rest der Welt ver- putern pro 1.000 Einwohner auf Platz 2 logie (RFID) zur Identifikation, Kategori- bunden ist. hinter Australien (China Post, 2008). Die sierung sowie Ausleihe und Rücknahme IDA hat sich zum Ziel gesetzt, die Com- von Bibliotheksmaterialien (Yearbook of puteranzahl bis zum Jahr 2014 auf 948 Statistics Singapore, 2010). Digitale Infrastruktur pro 1.000 Einwohner zu erhöhen und Die Bibliotheken werden von dem Nati- damit auch auf Platz 1 der Weltrangliste onal Library Board verwaltet, einer im Die digitalen Netze bilden die elementare zu stehen. Jahr 1995 von der Regierung etablierten Infrastruktur der informationellen Stadt. Im weltweiten Ländervergleich liegt Sin- Behörde, deren wichtigste Aufgabe darin Wie weit entwickelt die digitalen Netze gapur im Jahr 2008 auf dem vierten Platz besteht, „to provide a trusted, accessible einer informationellen Stadt sind, lässt des „Usage Sub Index“ des NRI. Dieser and globally-connected library and infor- sich anhand der Anzahl der technischen misst die digitale Vernetzung eines Lan- mation service as to promote a knowl Dienste und Geräte und deren Penetra- des mittels der Indikatoren Anzahl der edgeable and engaged society“ (NLB, tion innerhalb der Stadt messen. Ebenso Internetnutzer, Anzahl der Breitbandan- 2010a). Derzeit richtet sich die Tätigkeit 62(2011)2-3, 111-121 113
Prototyp Singapur der Bibliotheken nach den Zielen, die in dem vor fünf Jahren erarbeiteten „Lib- rary 2010 Report” festgelegt wurden: We will focus on building Libraries for Life to support the development of strong social capital in Singapore which will help to weave the fabric of a strong knowledge- based society. We will focus on Knowledge for Success which will create knowledge dividend for Singapore as a competitive, productive and innovative knowledge- based economy (NLB, 2005, 24). Um die Bibliotheksangebote näher an die Bevölkerung zu bringen, bieten diese Wissensinstitutionen Programme wie z. B. Read!Singapore an. Außerdem finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die die Attraktivität der Bibliotheken steigern sollen. Damit Singapurs Bibliotheken für die Menschen gut zu erreichen sind, wur- den einige von ihnen, wie Jurong West Community Library, Library@Orchard oder Pasir Ris Public Library, in Shopping Malls integriert. Diese und viele andere Strategien verhelfen den Bibliotheken dazu, ihre Breitenwirkung zu vergrößern. Pang (2008, 183) bemerkt in dieser Hin sicht: „In Singapore the traditional bor- rowing / supplying model of public librar- ies is enhanced by the ability of public libraries to act as a catalyst for commu- nity participation […]“. Im Jahr 2009 waren in Singapur von 1000 Abbildung 3: IKT-Infrastruktur in Singapur bezogen auf die Gesamtbevölkerung in den Jahren 2005 und 2009. Erhebung der Daten aus Singapore´s Annual Statistics 2007 & 2010 und Infocomm Usage Einwohnern 540 Bibliotheksnutzer (Sin- Survey 2005 & 2009. gapore Department of Statistics, 2010). Einer der Gründe für diese hohe Nut- zungsbereitschaft mag darin liegen, dass die Bibliotheksmitgliedschaft vom Typ „Basic Membership“ für Einheimische gebührenfrei ist. Im Vergleich dazu be- zahlen Bewohner mit ständigem Wohn- sitz eine einmalige Anmeldegebühr. Für Ausländer („Foreign Membership“) ent- stehen dagegen zusätzlich noch jährliche Nutzungskosten. Neben „Basic Member- ship“ und „Foreign Membership“ bietet das Preismodell der Bibliothek zwei wei- tere, mit jährlichen Kosten verbundene Typen der Bibliotheksmitgliedschaft an: „Premium Membership“ sowie „Premium Plus Membership“ (NLB, 2011). Die ein- zelnen Typen unterscheiden sich durch die maximale Anzahl der pro Besuch ausleihbaren Bibliotheksmaterialien. Ein weiterer Grund für die hohe Anzahl der Bibliotheksnutzer ist die Verwendung moderner Informationstechnologien. Abbildung 4: Singapurs Bibliotheken. www.nlb.gov.sg [02.12.2010]. Dazu zählen nicht nur die oben erwähnte Abbildung 4: Singapurs Bibliotheken. www.nlb.gov.sg [02.12.2010]. RFID-Technologie, mit deren Hilfe ein Buch in einer Bibliothek ausgeliehen und in einer anderen zurückgegeben werden stehen. „NLB eRessources“ umfassen mehr als 160 digitale Datenbanken, über Institutionen der Hochschulbildung kann, sondern u. a. auch „e-Kiosks“, die 800.000 Digitalbücher, 600 digitale Zeit- es den Nutzern erlauben, sich bei der schriften sowie mehr als 1.100 digitale Singapurs Alphabetisierungsrate ist eine Bibliothek anzumelden, verlorene Biblio- Zeitungen in 39 Sprachen (NLB, 2010b). der höchsten im Asien-Pazifik-Raum. theksausweise zu ersetzen oder Gebüh- Spezielle Marketingaktionen bringen sol- 2009 beträgt sie 96,3 Prozent (Singapore ren zu bezahlen (NLB, 2009). Es sei her- che digitalen Dienstleistungen der Bevöl- Department of Statistics, 2010). Im Laufe vorgehoben, dass auch digitale Ressour- kerung nahe und versetzen die Nutzer in der letzten fünf Jahre gibt es diesbezüg- cen der Bibliotheken („NLB eResources“) die Lage, die Ressourcen auch adäquat lich einen konstanten Zuwachs von 0,3 den Nutzern kostenfrei zur Verfügung zu nutzen (Dresel & Kaur, 2010). Prozent pro Jahr. 114 62(2011)2-3, 111-121
Prototyp Singapur Der Stadtstaat beherbergt acht Institu- Initiative „Global Schoolhouse“ einge- Wissensintensive Firmen tionen der Hochschulbildung. Es sind die führt (SEDB, 2009a), deren Hauptziel in National University of Singapore (NUS), der Schaffung von Anreizen für auslän- Wissensintensive Unternehmen sind Nanyang Technological University, Sin- dische Universitäten sowie Studenten wichtige Akteure in einer informationel- gapore Management University (SMU) bestand. Seit damals haben Universi- len Stadt. Abbildung 6 gibt einen Bran- sowie Temasek Polytechnic, Singapore täten, wie Georgia Institute of Techno- chenüberblick über Singapurs Firmen im Polytechnic, Ngee Ann Polytechnic, Nan- logy (USA), Stanford University (USA), Jahr 2009. Es fällt auf, dass die meisten yang Polytechnic und Republic Polytech- INSEAD (Frankreich) und die Technische Unternehmen (27,5%) im Groß- und Ein- nic (Singapore Department of Statistics, Universität München, Niederlassungen in zelhandel tätig sind. Danach folgen Fir- 2010). Die Universitäten und Fachhoch- Singapur eröffnet. 2004 zählte Singapur men im Wirtschaftszweig „Erbringung schulen stellen „Produktionsstätten“ der zudem 50.000 ausländische Studenten von freiberuflichen, wissenschaftlichen Wissensarbeiter dar, die bekanntlich die (Keng, 2005). Diese Anzahl soll bis zum und technischen Dienstleistungen“ treibende Kraft der Wissensökonomie Jahr 2015 um das Dreifache erhöht wer- (16,3%). Unternehmen mit Aktivitäten im sind. Dabei ist die Qualität der Universi- den (Straits Times, 2010). Finanz- und Versicherungsbereich ma- täten entscheidend (persönliche Mittei- chen 11,8 Prozent aller Firmen aus. Dem- lung, Person B, Interview, 25. Juni 2010). gegenüber verzeichnet der Wirtschafts- In Anlehnung an QS World University Science und Business Parks zweig „Information und Kommunikation“ Rankings für das Jahr 2010 steht die Na- 6,5 Prozent der Unternehmen. Es ist also tional University Singapore im internatio- Singapurs Wissenschaftspark sowie Busi- festzustellen, dass die Firmen der wis- nalen Vergleich auf dem 31. Rang und in- ness Parks zeichnen sich durch eine hohe sensintensiven Branchen (Unternehmen nerhalb des Asien-Pazifik-Raums auf dem Konzentration an wissensintensiven Un- in den Wirtschaftszweigen „Erbringung 5. Platz. Die Nanyang Technological Uni- ternehmen und Institutionen aus. Der von freiberuflichen, wissenschaftlichen versity und die Singapore Management Wissenschaftspark zielt darauf ab, Singa- und technischen Dienstleistungen“, „Fi- University schneiden auf internationalem pur als ein Zentrum der Forschung und nanz- und Versicherungsdienstleistun- Niveau deutlich schlechter ab (Quacqua- Entwicklung (F&E) zu etablieren und be- gen“, „Information und Kommunikation“) relli Symonds, 2010). herbergt mehr als 380 internationale Un- in ihrer Gesamtheit (34,6%) die Bran- Abbildung 5 veranschaulicht die tenden- ternehmen in den Bereichen Technologie chenstruktur der informationellen Stadt ziell steigende Entwicklung der Absol- und F&E (Ascendas, 2009). Singapur dominieren. ventenanzahl der Hochschulen im Laufe der letzten zehn Jahre. Dabei ist die Zahl In Singapur sind drei Business Parks der Absolventen mit dem ersten Hoch- ansässig: One-North, International und Wissenschaftlicher Output schulabschluss (z. B. Bachelor) weitaus Changi Business Park. One-North ist im höher als die der Hochschulabgänger mit Vergleich zu den anderen der größte und Ausgehend von Daten im Web of Sci- dem zweiten Hochschulabschluss (z. B. bekannt für seine Gebäudekomplexe ence1 zeichnet sich Singapurs Leistung Master). Biopolis und Fusionopolis. Während Bio- im Hinblick auf die Anzahl der Publi- Die Zunahme der Absolventenzahl wird polis für F&E-Aktivitäten im Bereich der kationen in Wissenschaft, Technik und seit 1990 von einer kontinuierlichen Er- Biomedizin ausgelegt ist (SEDB, 2009b), Medizin (WTM) durch deren kontinuier- höhung der Regierungsinvestitionen in konzentriert sich Fusionopolis auf die liche Steigerung aus. Während im Jahr die Bildung begleitet. Lediglich die Jahre Informations- und Kommunikationstech- 1999 noch 2.888 Artikel publiziert wur- 1992 sowie 2003 bis 2005 zeichneten sich nologie, Medien, Engineering und Phy- den, belief sich deren Anzahl im Jahr durch eine Verringerung dieser Ausga- sik (JTC Corporation, 2010). Die bauliche 2009 auf 7.373. Das bedeutet, dass sich ben aus (Singapore Department of Stati- Ausführung von Fusionopolis und Biopo- die Zahl der WTM-Publikationen in den stics, 1990-2010). lis soll der Förderung der persönlichen letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt Um Singapur als ein globales Bildungs- Kommunikation und der wissenschaftli- hat. Eine Studie von Haustein, Tunger, zentrum zu etablieren, wurde im Jahr chen Zusammenarbeit dienen (Lindsay, Heinrichs und Baelz (2011) ergab, dass 2002 unter der Ägide der Regierung die 2005). Nanotechnologie, Informationswissen- schaft und Informatik die wichtigsten Forschungsfelder in Singapur sind2. Für das Jahr 2007 wurde festgestellt, dass Singapur in Bezug auf die „Sichtbarkeit“ der Publikationen als zweitbestes Land im Asien-Pazifik-Raum hinter Australien steht „with eight out of twelve field- specific citation rates above [world] ave- rage” (Haustein et al., 2011, 6). Im selben Jahr war Singapur besonders erfolgreich in der Agrarwissenschaft, Biologie, Bio- technologie, Chemie, Energie, Werk- stoffwissenschaft, Mathematik, Medizin sowie im Ingenieurwesen. Betrachtet man die Patentanmeldungen in Singapur von 1997 bis 2010, so ist ein 1 Die Daten wurden in allen Zitationsdaten- banken des Web of Science recherchiert. Die Suche beschränkte sich auf wissenschaftliche Artikel im jeweiligen Jahr. 2 Zur Ermittlung des Publikationsprofils von Abbildung 5: Anzahl der Hochschulabsolventen von 1996 bis 2009. Erhebung der Daten durch Singa- Singapur wurden in der Studie von Haustein pore Department of Statistics 2000-2010. et al. (2011) nur Forschungsartikel betrachtet. 62(2011)2-3, 111-121 115
Prototyp Singapur Kreative Stadt beschäftigung (MTI, 2003). Im gleichen Jahr nahmen IT- und Softwaredienstleis- In Singapur richtet tungen bezüglich Mehrwert, Beschäftig- sich die Entwicklung tenanzahl und Exportumfang unter den der kreativen Bran- kreativen Branchen den ersten Rang ein, chen an der Creative gefolgt von Werbung, Rundfunk und Ver- Industries Develop- lagswesen. ment Strategy (MTI, 2006) aus. In Anleh- Singapur strebt an, eine kreative Stadt nung an dieses Kon- auf internationaler Ebene zu sein. Um zept soll Singapur „a dieses Ziel zu erreichen, sind 2003 drei vibrant and sustain- Initiativen entstanden: Design Singapore, able creative cluster die den Stadtstaat zu einem internationa- to propel Singapore’s len Designzentrum machen soll, Renais- Creative Economy” sance City 2.0 mit dem Vorhaben, Singa- (ERC, 2002a, 2) bil- pur als eine globale Stadt für Kunst und den. Außerdem soll Kultur zu etablieren, und Media 21 (im der Beitrag des krea- Jahr 2009 ersetzt durch Singapore Media tiven Clusters zum Fusion Plan), das auf die Transformation Bruttoinlandsprodukt Singapurs in ein globales Medienzen von drei Prozent im trum abzielt (MDA, 2003). Bisher gelingt Jahr 2000 auf 6 Pro- es Singapur als Medienstadt, weltweit zent bis 2012 steigen bekannte Firmen, wie beispielsweise Lu- (MTI, 2003). Bezug casfilm Animations, Ubisoft, Wiley-Black- nehmend auf das ERC well und Elsevier, anzuziehen. (2002b) lassen sich kreative Branchen, die zusammen mit den Weiche Standortfaktoren Vertriebsbranchen 3 Singapurs einen krea- Weiche Standortfaktoren steigern die At- tiven Cluster bilden traktivität einer informationellen Stadt (Abbildung 8), in drei und führen zu einer hohen Lebensquali- Gruppen aufteilen: tät. Sie sind durch Konsum und Freizeit- Kunst und Kultur: angebote, wie Museen, Galerien, Bib- darstellende Kunst, liotheken, Opernhäuser, Konzerthallen, bildende Kunst, Lite- Theater (Hall, 1997) und Casinos, aber ratur, Lichtbildkunst, auch durch Parks, neu gestaltete Ufer- Kunsthandwerk, Bi- promenaden und architektonische Kunst- bliotheken, Museen, werke geprägt (Stock, 2011). Galerien, Archive, Singapurs Freizeitangebote reichen über Auktionshäuser, The- Kunst- und Kulturveranstaltungen hin zu ater- und Opernpro- Casinos und internationalen Sport-Ver- duktion, Kulturerbe, anstaltungen. In den Museen kann man Einrichtungen der dar- Ausstellungen zu Kunst, der Geschichte Abbildung 6: Branchenüberblick Singapur, 2009. Erhebung der Daten stellenden Kunst (z. B. Singapurs oder der asiatischen Kultur be- Abbildung 6: Branchenüberblick Singapur, 2009. Erhebung durch Singapore Department of Statistics 2010. derFilmtheater), Theater, Daten durch Singapore Department sichtigen (Ministry of Information, Com- of Statistics 2010. Festivals und kunst- munication and the Arts, 2011). Über 80 kontinuierlicher Anstieg der Anmeldeak- fördernde Institutionen, Galerien zu moderner sowie traditioneller tivitäten zu beobachten. Kamen im Jahr Design: Werbung, Architektur, Web und Kunst erweitern dieses Angebot (Singa- 1997 gerade einmal 6.000 Erfindungen Software, Graphik, Produktdesign, Mode, pore Art, 2010). Musikveranstaltungen, zur Anmeldung, so verzeichnen wir im Kommunikationsbereich, Innen- und Au- Theater oder Tanzvorführungen gibt es Jahr 2010 immerhin knapp 10.000 Anmel- ßenarchitektur, regelmäßig im Drama Centre Theatre, Es- dungen beim Intellectual Property Office Medien: Rundfunk (einschl. Radio, Fern- planade – Theatre on the Bay, Supperclub of Singapore (Abbildung 7). Dabei steigt sehen und Kabel), digitale Medien (ein- oder im Victoria Theatre (Your Singapore, auch die Zahl einheimischer Anmeldun- schl. Software- und Computerdienstleis- 2010). gen kontinuierlich von rund 300 (5% aller tungen), Film und Video, Musikaufnahme Bei der Errichtung von Kunst-Zentren Anmeldungen) im Jahr 1997 auf etwa und Verlagswesen. und Museen werden besondere architek- 900 (9%) im Jahr 2010 an (siehe auch tonische Bauwerke erschaffen, welche Menkhoff, Gerke, Evers, & Chay, 2009; Von 1986 bis 2000 hatte Singapurs krea- die Stadtlandschaft von Singapur deut- Worldbank, 2008). Im Jahr 2009 kommen tiver Cluster eine jährliche Zuwachsrate lich beeinflussen. Laut Stock (2011) zeich- im statistischen Mittel 1,75 Patentanmel- von 14 Prozent. Der Mehrwert aller sei- nen sich informationelle Städte durch dungen auf 1.000 Einwohner Singapurs, ner Branchen stieg von 0,8 auf 4,8 Mil- ihr Stadtpanorama und oft durch eine während - um willkürlich eine Vergleichs- liarden US-Dollar (ERC, 2002a). Im Jahr schöne Uferpromenade aus. So gibt es in zahl zu nennen - der Wert für Deutsch- 2000 belief sich die Beschäftigung in die- Singapur am Singapore River das Art Sci- land ebenfalls im Jahr 2009 bei 0,73 liegt sem Sektor auf 3,8 Prozent der Gesamt- ence Museum in Form einer Lotusblüte, (59.583 Patentanmeldungen beim Deut- Esplanade als Durianfrucht und das im schen Patent- und Markenamt (DPMA, Jahr 2010 eröffnete Marina Bay Sands, 4 2010); 81.879.976 Einwohner). 3 Zu den Vertriebsbranchen („distribution in- welches drei Türme mit einer spektaku- dustries“) im kreativen Cluster zählen z. B. Internet- und Webhosting-Anbieter, Video- lären Dachterrasse im 57. Stock verbin- verleih, Musikhandel, Zeitungsdruck. det. Auf der anderen Seite des Flusses 116 62(2011)2-3, 111-121
Prototyp Singapur nicht nur ein Hotel, sondern auch eine Shopping Mall, Konferenzräume, Theater- saal, Freibad und das größte Casino der Stadt in sich vereint (CRA, 2010). Dieses Konzept der Vielseitigkeit wird auch in kleineren Dimensionen als erfolgreiche Unternehmensstrategie verstanden. So wird z. B. im Screening Room eine Kom- bination von Film, Essen, Nachtleben und Mode geboten (Screening Room, 2010). In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die Freizeitinsel Sentosa, die man u. a. über eine Seilbahn, die aus dem obersten Stock eines Hochhauses abfährt, errei- chen kann (Abbildung 9, unten rechts). Auf Sentosa gibt es einen Sandstrand mit vielen Bars, Cable Car Rennen, aber auch Museen und vieles zur Naturkunde (Sen- tosa, 2010). Das World Resort Hotel bie- tet zudem ein weiteres Casino an (CRA, Abbildung Abbildung 7:7:Anzahl Abbildung 7: Anzahl Anzahl der der in der in Singapur Singapur angemeldeten inSingapore Singapur angemeldeten Patente Patente von 1997 bis angemeldeten vonvon 1997 2010. Erhebung Patente 1997 bis 2010. der Daten bis 2010. Erhebung Erhebung der Daten der Touristen 2010). Für Daten ist Sentosa eine in- durch durch Intellectual IntellectualProperty Intellectual durch Property Property Office Office of of Singapore Singapore(IPOS, (IPOS, Office of 2011). (IPOS, 2011). 2011). teressante Attraktion, da man neben den vielen Angeboten zugleich den südlich sten Ort Kontinentalasiens besuchen kann (Sentosa, 2010). In Singapur finden regelmäßig Großver- anstaltungen statt, die den Blick der Welt auf diese Stadt richten. Im Jahr 2010 wurden neben großen Konzerten oder Konferenzen die Youth Olympic Games in Singapur ausgetragen. Ein weiteres Highlight ist das seit 2008 jährlich statt- findende Formel 1-Nachtrennen, das durch die Straßen von Singapur führt (Your Singapore, 2010). Ein weiterer bedeutender Teil des Kon- sum- und Freizeitangebots sind die Shop- ping Malls. Shopping Malls nehmen eine wichtige Stellung in informationellen Städten ein, weil sie neben Einkaufsmög- lichkeiten viele Freizeitangebote bieten. So haben die Menschen alles, was sie in ihrer knapp bemessenen Freizeit unter- Abbildung 8: Singapurs kreativer Cluster. In Anlehnung an MTI (2003) und ERC (2002a). nehmen wollen – Restaurants, Cafés, Abbildung 8: Singapurs kreativer Cluster. In Anlehnung an MTI (2003) und ERC (2002a). Kinos, Bibliotheken –, unter einem Dach Tabelle 2: Konsum und Freizeitangebote in Singapur. Erhebung der Daten aus Ministry of Informa- vereint. In der Stadtplanung Singapurs tion, Communication and the Arts, 2011; Your Singapore, 2010; MICA, 2010. wurde dies berücksichtigt und, wie man Abbildung 8: Singapurs kreativer Cluster. In Anlehnung an MTI (2003) und ERC (2002a). 10 erkennen kann, sind in Abbildung Konsum und Freizeitangebote in Singapur Anzahl Shopping Malls in Singapur über die ganze Stadt verteilt. Sie bringen nicht Bibliotheken (2010) 22 nur für die Einwohner Vorteile, sie sind Museen (2010) 52 auch ein Magnet für viele Touristen. Laut Yeung, Wong und Ko (2004) gehört das Naturreservate und Zoos (2010) 7 Einkaufen zu den häufigsten Touristen- aktivitäten. Kunst- und Kulturveranstaltungen in einem Jahr (2009) 7.807 Neben dem positiven Aspekt, dass Shop- Verkaufte Tickets für Kunst- und Kulturveranstaltungen in einem Jahr (2009) 1,4 Millionen ping Malls ein Zentrum für Konsum und Freizeitangebote bieten, ist zu beachten, Casinos (2010) 2 dass sie für eine Wissensgesellschaft, wie sie in Singapur zu finden ist, nicht Shopping Malls (gelistet in Reiseführern) (2010) 122 wegzudenken sind. Eine Stadt, die le- benslanges Lernen (NLB, 2010a), den Tabelle 2: Konsum und Freizeitangebote in Singapur. Erhebung der Daten aus Ministry of 5 Aufbau einer „intelligent Nation“ (IDA Information, Communication and the Arts, 2011; Your Singapore, 2010; MICA, 2010. hat man einen guten Blick auf die riesi- senrad „Singapore Flyer“ sehen, welches Singapore, 2010), einer globalen (Wai- gen Wolkenkratzer des Finanzzentrums. das größte der Welt ist (Singapore Flyer, chung & Yeung, 2010) und kreativen Am Fuße der Wolkenkratzer befindet sich 2010). Stadt (MTI, 2006) sowie einer Weltstadt eine Promenade, die bei Nacht mit hellen Typisch für Singapur ist es, viele Frei- (Nowag, Perez, & Stuckmann, 2011) von und bunten Lichtern erleuchtet wird (Ab- zeitangebote in einem Gebäudekomplex den Menschen verlangt, 5 kann einen bildung 9, oben rechts). Ebenfalls kann zu verbinden. Beispiele dafür sind Esp- enormen Leistungsdruck mit sich zie- man vom Singapore River aus das Rie- lanade oder Marina Bay Sands, welches hen (Kuntz, 2011). Hinzu kommt, dass 62(2011)2-3, 111-121 117
Prototyp Singapur Infocomm Development Authority geleis- tet wird. Für einen stetigen Fortschritt sorgen Meilensteine, die in Masterplänen, wie dem iN2015, festgehalten werden. Dazu zählen z. B. die Vernetzung der pri- vaten Haushalte und der Unternehmen mit einem Breitbandanschluss und die Steigerung der Nutzung von Informa- tions- und Kommunikationstechnologien (IDA Singapore, 2006). Damit auch für Un- ternehmen ein Anreiz besteht, neue Ent- wicklungen auszuprobieren, wird jährlich eine Auszeichnung für die beste Umset- zung von IKT verliehen (NIA, 2010). Das Vertrauensverhältnis zwischen Bür- gern und Regierung spielt eine wichtige Rolle, um die Bereitschaft für Verände- rung und Wachstum zu stärken. So wurde in Singapur durch das iGov-Programm Vertrauen geschaffen, indem die Regie- rung durch einen hohen Einsatz an IKT als gutes Beispiel vorangegangen ist, aber auch mit finanziellen und techni- schen Mitteln für eine sichere Transak- tionsumgebung gesorgt hat (Singapore i-Government, 2011). Durch das iGov- Abbildung 9: Weiche Standortfaktoren in Singapur: oben links Sentosa, unten links Stadtpanorama, oben rechts Nachtaufnahme Stadtpanorama, Mitte rechts Orchard Shopping Mall, unten rechts Programm der Regierung wird die Zusam- Seilbahn nach Sentosa. (Fotos: li oben und re Mitte Wolfgang Stock, re oben Agnes Mainka, li unten menarbeit der Unternehmen und Bürger und re unten Mechthild Stock) mit den Behörden gestärkt, indem sie ihnen die Möglichkeit zu direkter Interak- tion über ihr Webportal anbietet. die Menschen in Singapur im Vergleich ■ Förderung städtischer Innovation Auch die gesamtpolitische Meinung der zu Deutschland wenig Urlaub und Frei- ■ Ausbau der Forschung und Entwick- Bevölkerung hat Auswirkungen auf das zeit haben (persönliche Mitteilung, Per- lung Vertrauensverhältnis. So sind u. a. ein son B, Interview, 26. Juni 2010). Somit ■ Förderung einer wissensbasierten hoher Beschäftigungsgrad sowie ein sind Shopping Malls oft ein Kompromiss Stadtentwicklung durch Organisatio- gutes Einkommen, aber auch die Bereit- zwischen alltäglichen Erledigungen und nen stellung von Freizeitangeboten wichtig Freizeitangeboten. ■ Aufbau eines stabilen Bibliotheks- für die Zufriedenheit der Bevölkerung. netzwerks Wenn ein hoher Lebensstandard gegeben ■ Gewährleistung des Zugangs zu IKT ist, sind die Bürger mit ihrer Regierung Politische und administrative Maßnahmen für alle Bürger durch günstige Preise zufrieden (persönliche Mitteilung, Person ■ Aufbau eines städtischen Webportals. C, Interview, 26. Juni 2010). Städte, die das Ziel haben, eine Wissens-, Der Lebensstandard wird auch von der Kreativ- oder informationelle Stadt zu Um Fortschritt und Innovation in der Wohnumgebung einer Stadt beeinflusst. werden, koordinieren die wirtschaftliche Stadt voranzutreiben, muss die kommu- So hat sich Singapur das Ziel gesetzt, die und städtische Entwicklung mit politi- nale Politik grundlegende Strukturen Stadt insbesondere durch mehr Grünanla- schen Programmen sowie durch E-Gover- schaffen (Castells, 2010, 2739). Dazu ge- gen zu verschönern. Es werden Projekte, nance (Stock, 2011). Hiermit meinen wir hört der Aufbau physischer und digita- wie „Housing in a Garden“, vom Housing nicht die digitalen städtischen Dienst- ler Infrastrukturen, wie dies in Singapur and Development Board durchgeführt, leistungen im Bereich E-Government, durch das Ministry of Transport und die welches die Vision von Singapur als „a welche in einer informationellen Stadt als gegeben vorausgesetzt werden, sondern die aktive Steuerung der Zusammenar- beit von Behörden, Unternehmen und Bürgern (Gisler, 2001). Nach Yigitcanlar (2010, 395) sind fol- gende strategische Maßnahmen zur Förderung des Aufbaus informationeller Städte notwendig: ■ Politische und soziale Bereitschaft der Regierung und Bevölkerung ■ Entwicklung und Durchsetzung von Masterplänen ■ Finanzielle Unterstützung und Investi- tionen ■ Steigerung des Lebensstandards ■ Schutz der Rechte einer Wissensge- sellschaft ■ Offenheit der Stadt für internationale und multikulturelle Kooperationen Abbildung 10: Singapurs Shopping Malls. Screenshot www.streetdirectory.com [09.12.2010]. 118 62(2011)2-3, 111-121
Prototyp Singapur city in a garden“ voranbringen. Der Stadt- Interviewergebnisse aus Singapur haben wir in 16 Fragen (x-Achse, Abbil- kern um Marina Bay herum soll ebenfalls dung 11) nach der persönlichen Einschät- grüner und die Industrie an den Stadt- Zu Beginn des Forschungsprojekts „Sin- zung bestimmter Indikatoren einer infor- rand ausgesiedelt werden (HDB, 2007). gapur: Prototyp einer informationellen mationellen Stadt gefragt und inwieweit Mit der Verschönerung der Stadt soll Stadt“ wurden im Juni 2010 Vor-Ort-In- die genannten Aspekte auf einer Skala auch das Tourismusaufkommen der Me- terviews mit leitenden Bibliotheksmitar- von 1 bis 7 zutreffen (y-Achse, Abbildung tropole gesteigert werden. Innovationen beitern der NL, Woodlands Library, Li Ka 11). 1 steht dabei für nicht vorhanden/un- in der Tourismusbranche werden vom Shing Library und des Goethe-Instituts bedeutend und 7 für voll vorhanden/sehr Singapore Tourism Board (STB) eingelei- sowie mit Professoren der Informati- bedeutend. Die Interviews haben jeweils tet. Neben Freizeittourismus werden vom onswissenschaft und der Informatik an 60 bis 120 Minuten gedauert. Eine Befra- STB auch Arbeitsangebote und Studien- der Nanyang Technological University gung von elf Personen kann keine reprä- möglichkeiten, wie z. B. „Business and geführt. Zudem konnten wir den Beauf- sentative Einschätzung widerspiegeln, Travel“ für Ausländer, angeboten (STB, tragten für F&E der deutschen Botschaft dient aber durchaus zur Hinterfragung 2010). Abbildung 10: Singapurs Shopping Malls. in Singapur für ein Interview gewinnen. derScreenshot www.streetdirectory.com genannten Hypothesen einer informa- [09.12 Roberts (2005) betont, dass die Politik Insgesamt wurden elf Personen, die in tionellen Stadt und zu einer ersten Bewer- nicht als Unternehmen handeln, sondern Singapur leben, arbeiten und uns eine tung Singapurs als Prototyp einer solchen die Weichen für eine wachstumsreiche Einschätzung zu Singapurs Entwicklung Stadt. Die Ergebnisse der Interviews wer- und innovative Wirtschaft legen sollte. geben können, befragt. In den Interviews den in Abbildung 12 als Mittelwert darge- Sie muss die Synergien der Innovation nutzen und fördern. Offenheit für Start- ups und neue Technologien sind ebenso Voraussetzung. Laut einer Umfrage des World Economic Forums sind die Unter- nehmen in Singapur davon überzeugt, dass die Regierung finanzielle Mittel sehr effizient für die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen einsetzt (Schwab, 2010). Im Vergleich mit 139 Ländern führt Singapur die Rangliste auf Platz 1 an. Zudem wird die Transparenz politischer Aktivitäten und die Zusammenarbeit von Investoren und Aufsichtsräten im Bereich „Corporate Governance“ als sehr positiv bewertet (Schwab, 2010). Da Singapur ein Land ohne Boden- schätze ist, wird die Ressource Wissen stark gefördert (Singapore Cooperation Programme, 2011). Dies zeigt sich durch hohe Investitionen im Bildungssektor. Mehrere Behörden und Ministerien sind darin involviert: Ministry of Education (MOE), Council for Private Education (CPE) und Institute of Technical Educa- tion (ITE). 1 Is the ICT infrastructure in an informational city more important than Zudem gibt es in Singapur viele Maßnah- automotive traffic infrastructure? men zur IKT-Kompetenz (Fischer-Brauer, 2 Does an informational city have to have capital-intensive companies, e.g. 2010). Im Rahmen von politischen Pro- banks and insurances? grammen werden Computer und Lap- 3 Does an informational city have to have knowledge-intensive companies and tops vergünstigt an bedürftige Familien knowledge institutions, e.g. universities and science parks? verkauft. In Arbeitsgruppen werden die 4 Does an informational city have to have companies with information market Nutzung von eGovernment-Services, aber activities, e.g. telecommunications companies? auch alltägliche Nutzungsmöglichkeiten 5 Does an informational city have to have a port and do you think – for Singapore as an informational city – that the port plays an important role? wie Internettelefonie und der richtige 6 Does an informational city have to have an urban structure like Singapore? Umgang mit sozialen Netzwerken ver- 7 Is an informational city supposed to be a global city? mittelt. Neben dem vorhandenen städti- 8 Is a fully developed content infrastructure a characteristic feature of an schen Webportal, das einen transparen- informational city? ten Überblick über politische Aktivitäten 9 Do you believe that the political willingness to create a knowledge economy der Stadt bietet, wird auch die Integration plays a significant role for establishing an informational city? aller Bevölkerungsgruppen durch den 10 The labor market in an informational city may be characterized by job Einsatz von Portalen zu Facebook oder polarization. What do you think about this assumption? Twitter angestrebt. 11 Does an informational city have to have many leisure time facilities? Zum Aufbau einer informationellen Stadt 12 Does an informational city have to have shopping malls? sind planerische Maßnahmen der Politik, 13 Does an informational city have to have an amazing waterfront? Unterstützung von Unternehmerseite 14 Is it important for an informational city that there is a free flow of all kinds of und die Bereitschaft der Bevölkerung von information (incl. mass media information, freedom of the press)? hoher Bedeutung. Die hier genannten po- 15 Do you agree with the assumption that an informational city is characterized litischen Maßnahmen sind nur einige Bei- by the e-Government? spiele aus Singapur, die das Zusammen- 16 We hypothesize that Singapore is the best example for an informational city. Do you think that Singapore is an informational city? wirken von Verwaltung, Unternehmen und Bürgern verdeutlichen. Abbildung 11: Interviewergebnisse aus Singapur vom Juni 2010. Abbildung 11: Interviewergebnisse aus Singapur vom Juni 2010. 62(2011)2-3, 111-121 119
Prototyp Singapur stellt und sollen zeigen, welchen Indika- Stadtstaates gut entwickelt. So verfügen Literatur toren einer informationellen Stadt seitens 81 Prozent der Haushalte und 96 Prozent der Interviewpartner mehr und welchen der Unternehmen über Computer mit Ascendas. (2009). Supporting infrastructure for the medtech industry. 1st-phase.com [25.11.2010]. weniger Bedeutung zugemessen wird. einem Internetanschluss. Außerdem kann Mit der ersten Frage wollten wir heraus- jeder Bürger über das stadtweit verfüg- Castells, M. (1989). The Informational City: Informa- tion technology, economic restructuring, and the finden, ob unsere Interviewpartner die bare WLAN kostenlos auf das Internet zu- urban-regional process. Oxford, Cambridge, MA: IKT-Infrastruktur einer Stadt als wichtiger greifen. Auch die Nutzung von Telematik- Basil Blackwell. einschätzen als die Straßenverkehrsnetze geräten und des Internets ist sehr hoch. Castells, M. (2000). Materials for an exploratory the- (1). Die mehrheitliche Antwort war, dass Darüber hinaus ist Singapur eine Wis- ory of network society. British Journal of Sociology, die IKT-Infrastruktur eine höhere Bedeu- 51(1), 5-24. sensstadt. Dies manifestiert sich u. a. tung als die Straßenverkehrsnetze habe. in einer gut entwickelten Wissensin Castells, M. (2010). Globalisation, networking, urba- Jedoch seien Transportwege und eine nisation: Reflections on the spatial dynamics of the frastruktur. So verfügt dieser Stadtstaat information age. Urban Studies, 47(13), 2737-2745. gute lokale und globale Anbindung Vor- nicht nur über ein Netzwerk an Bibliothe- aussetzungen einer informationellen Stadt. Changi. (2010). Changi airport Singapore. www. ken, sondern auch über geographische changiairport.com [05.12.2010]. Bei der Branchenstruktur einer informati- Bereiche, die eine besonders hohe Kon- China Post. (2008). Singapore PC penetration to onellen Stadt müssten, laut der Interview- zentration an wissensintensiven Institu- be top in Asia by 2012. www.chinapost.com.tw partner, weniger kapitalintensive Unter- tionen und Unternehmen aufweisen, wie [01.09.2010]. nehmen (2), sondern mehr Forschungs- z. B. der Science Park und drei Business CRA. (2010). Casino Regulatory Authority. app.cra. (3) und Telekommunikationsunternehmen Parks. Singapurs Status einer Wissens- gov.sg [15.12.2010]. (4) vertreten sein. Singapurs Hafen wird stadt, der dem Stadtstaat im Jahre 2008 DiscoverAbroad. (2010). Buying a car. Living abroad. bei den Befragten als weniger wichtig verliehen wurde, spiegelt sich auch in der www.discoverabroad.com [05.12.2010]. im Zusammenhang mit einer informati- steigenden Anzahl der wissenschaftli- Dornstädter, R., Finkelmeyer, S., & Shanmu- onellen Stadt gesehen (5). Des Weiteren chen Publikationen und Patentanmeldun- ganathan, N. (2011). Job-Polarisierung in informa- wurden die Globalisierung einer Stadt tionellen Städten. Information – Wissenschaft und gen wider. Die Branchenstruktur der in- Praxis, 62(2), 95-102. (7), eine weit entwickelte Wissensinfra- formationellen Stadt Singapur wird durch struktur (8), der politische Wille (9) und DPMA. (2010). Jahresbericht 2009. München: DPMA. die Firmen mit wissensintensiven Aktivi- ein hohes Freizeitangebot (11) als sehr Dresel, R., & Kaur, N. (2010). Marketing eResour- täten dominiert. ces. In International Conference on Digital Libraries bedeutend für eine informationelle Stadt Singapur befindet sich auf einem guten (ICDL). Shaping the Information Paradigm (S. 460- angesehen. 467). New Delhi: TERI, IGNOU. Weg zu einer kreativen Stadt auf inter- Die Situation auf dem Arbeitsmarkt (10) nationalem Niveau. So haben sich in den Duffy, A., Liying, T., & Ong, L. (2010). Singapore einer informationellen Stadt wird laut teens’ perceived ownership of online sources and letzten Jahren diverse multinationale kre- den befragten Personen nicht den kom- credibility. First Monday, 15(4–5). ative Firmen in dem Stadtstaat niederge- pletten Wegfall der Mittelschicht mit sich Dutta, S., & Mia, I. (Hrsg.). (2010). Global information lassen. technology report 2009–2010: ICT for sustainability. bringen, jedoch ist eine Tendenz zur Job- Weiche Standortfaktoren, wie z. B. Thea- World Economic Forum and INSEAD. Geneva: SRO- Polarisierung, wie sie von Dornstädter, ter, Museen, Casinos, Shopping Malls und Kundig. www.weforum.org [15.11.2010]. Finkelmeyer und Shanmuganathan (2011) die Freizeitinsel Sentosa, tragen zur Stei- ERC. (2002a). Creative industries development strat- definiert wird, zu erkennen. Nachdem die egy: A report by the ERC Service Industries Subcom- gerung der Attraktivität der Metropole Interviewpartner die von uns genannten mittee workgroup on creative industries. app.mica. sowie zur Konsumförderung bei. gov.sg [01.11.2010]. Indikatoren kennengelernt hatten, sollten Die politische Bereitschaft zum Aufbau sie uns ihre Einschätzung, ob Singapur ERC. (2002b). The rise of the creative cluster. app. einer informationellen Stadt wird durch mti.gov.sg [01.11.2010]. ein Prototyp einer informationellen Stadt sei, geben. Hierauf eine klare Antwort zu E-Governance sowie von mehreren Insti- Esplanade. (2010). Theaters on the bay. Singapore. finden, fiel einigen der Befragten sicht- tutionen und Behörden geprägt, die Initi- www.esplanade.com [09.12.2010]. lich schwer, weil sie Bedenken bezüglich ativen und Masterpläne schaffen, welche Fischer-Brauer, N. (2010). eGovernment in Singapur der fehlenden Pressefreiheit in Singapur Singapur als kreative, globale, Welt- oder (Bachelorarbeit). Heinrich-Heine-Universität Düssel- auch Wissensstadt etablieren sollen. dorf. äußerten. Darum war die mehrheitliche Antwort auf diese Frage, dass Singapur Ergebnisse der in Singapur durchgeführ- Gisler, M. (2001). Electronic government – mehr als ten Interviews zeigen, dass das Vorhan- eine Website. DISP, 144, 32-38. auf dem besten Wege sei, eine informati- onelle Stadt zu werden. densein von wissensintensiven Unterneh- Hall, P. (1997). Modelling the post industrial city. Fu- men und somit einer gut entwickelten tures 29(4/5), 311-322. Wissensinfrastruktur der bedeutendste Haustein, S., Tunger, D., Heinrichs, G., & Baelz, G. (2011). Reasons for and developments in interna- Zusammenfassung Aspekt einer informationellen Stadt ist. tional scientific collaboration: Does an Asia-Pacific Zu weiteren hoch gewichteten Indikato- research area exist from a bibliometric point of Im Artikel wird die Anwendung von Indi- ren zählen die Globalität einer Stadt, der view? Scientometrics, 86(3), 727-746. katoren einer informationellen Stadt auf politische Wille zur Förderung einer infor- HDB. (2007). Planning for growth, investing our fu- das Fallbeispiel Singapur erörtert. Zu die- mationellen Stadt sowie das Freizeitange- ture [Broschüre]. Housing and Development Board. www.hdb.gov.sg [09.12.2010]. sem Zweck wurden statistische Auswer- bot. Neben der Beschäftigung mit den in die- HDR. (2010). Human Development Reports. United tungen, Vor-Ort-Interviews sowie Recher- Nations Development Programme (UNDP). hdr. chen durchgeführt. Die Untersuchung hat sem Artikel auf Singapur angewandten undp.org [15.11.2010]. gezeigt, dass Singapur bezüglich vieler Indikatoren einer informationellen Stadt IDA Singapore. (2006). iN2015 imagine your world. Aspekte einer informationellen Stadt sehr werden in den künftigen Forschungsar- Totally connected, wired and wireless. Report by the fortgeschritten ist. So steht z. B. die phy- beiten weitere von den in Singapur in- iN2015 infocomm infrastructure, services and tech- terviewten Personen genannte Aspekte nology development sub-committee. www.ida.gov. sische Infrastruktur dieser Metropole auf sg [15.11.2010]. einem hohen Niveau. Davon profitieren einer solchen Stadt diskutiert, wie z. B. Pressefreiheit, Menschenrechte, Sicher- IDA Singapore. (2009). Annual survey for infocomm nicht nur die einzelnen Bürger, sondern usage in households and by individuals for 2008. auch die Unternehmen. Diese Infrastruk- heit und Informationskompetenz. Darüber www.ida.gov.sg [28.08.2010]. tur wird ergänzt durch den weltweit hinaus wird die in diesem Artikel vorge- IDA Singapore. (2010). Measuring infocomm usage sechstgrößten Flughafen sowie durch den stellte Analyse auf weitere Kandidaten by companies, 2005. www.ida.gov.sg [27.08.2010]. verkehrsreichsten Hafen der Welt. Des informationeller Städte, wie z. B. Dubai, IPOS. (2011). Patent Statistics. www.ipos.gov.sg Weiteren ist die digitale Infrastruktur des Seoul oder Shanghai, ausgeweitet. [11.02.2010]. 120 62(2011)2-3, 111-121
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