Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Dr. Claus Bauer Gergana Petkova Report Nr. 979 Wiesbaden 2019
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65185 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND März 2019 BILDNACHWEIS Titelbild: VALENTYN VOLKOV / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Miss- bräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer be- vorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Lan- desregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschrän- kungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Emp- fänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Be- griffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt DOWNLOAD www.hessen-agentur.de/mediathek
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Inhalt Seite Vorwort I Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Überblick 1 Beschäftigte 3 Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen 5 Umsatz 14 Produktpalette und Produktionsschwerpunkte 16 Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse 17 Forschung und Entwicklung 21 Produktionsnahe Dienstleistungen 24 Investitionen 26 Energieverbrauch 30 Cluster und Netzwerke 32 Fachkräftenachwuchs 33 Ausblick 34
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Hessens Wirtschaftskraft basiert nicht allein auf einem starken Dienstleistungssektor, sondern unser Land ist auch ein wichtiger und moderner Industriestandort – gerade für die Chemische und Pharmazeutische Industrie. Das Branchenprofil „Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen“, das im Auftrag meines Hauses von der Hessen Agentur erstellt wurde, zeigt die Bedeutung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs mit seinen rund 60.000 Beschäftigten in Hessen. Bekannte Großunternehmen (bspw. Evonik, Fresenius, Merck und Sanofi) stehen ebenso für Qualität „Made in Hessen“ die zahlreichen Mittelständ- ler dieser Branche. Die Landesregierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für die heimische Industrie zu optimieren, damit diese ihre Chancen im nationalen wie internationalen Wettbewerb nutzen kann. Ökonomie und Ökologie gehören dabei zusammen. Investitionen in Energie- und Ressourceneffizienz dienen Klima und Umwelt – und gleichzeitig verbessern sie die Kos- tenstruktur und damit die Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Branchenprofile bedeutender hessischer Industriezweige stehen Ihnen unter www.hessen-agentur.de Service Mediathek zum Download zur Verfügung. Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen I
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Überblick Beschäftigte 60.027 Beschäftigte1 waren 2017 in der Chemie- und Pharmaindustrie Hessens tätig – 1,8 % mehr als im Vorjahr. Knapp zwei Drittel (38.402 Beschäftigte) entfallen auf die Herstellung von chemischen Erzeugnis- sen, 21.625 Personen sind dem Pharmabereich zuzuordnen. Die Bran- che ist mit 14,7 % aller Beschäftigten der hessischen Industrie der größte industrielle Arbeitgeber. Unternehmens- Hessen ist Standort vieler bedeutender Unternehmen der Branche, wo- landschaft zu auch zahlreiche internationale Unternehmen zählen. Beispiele sind: Abbott, B. Braun Melsungen, Celanese, Clariant, CSL Behring, DAW, Evonik, Fresenius, GlaxoSmithKline, Merck, Procter & Gamble sowie Sanofi. Der wichtigste Standort in Hessen ist Frankfurt am Main. Umsatz Die Chemische und Pharmazeutische Industrie ist mit Abstand die um- satzstärkste Branche des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen: Sie er- wirtschaftete 2017 einen Umsatz von 26,2 Mrd. Euro (2016: 26,0 Mrd. Euro). 44 % des Jahresumsatzes der Branche entfielen auf die Pharma- sparte, womit die Bedeutung der Pharmazeutischen Industrie in Hessen erheblich stärker ausgeprägt ist als auf Bundesebene (25 %). Internationales 17,8 Mrd. Euro des Umsatzes 2017 waren Auslandsumsatz, womit die Exportquote mit 68,0 % klar über dem Durchschnitt der hessischen In- dustrie (52,7 %) liegt. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer In- vestoren in der hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Indus- trie belief sich Ende 2016 auf den hohen Betrag von 4,8 Mrd. Euro. Forschung und Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen hat 2015 Entwicklung 1,5 Mrd. Euro für interne Aufwendungen in FuE ausgegeben – dies ist Rang zwei nach der Automobilindustrie. Die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen und Forschungseinrichtungen ergänzen die hessische Forschungslandschaft im Bereich Chemie und Pharma. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen der Branche werden für 2017 mit 881 Mio. Euro angegeben (424 Mio. Euro Chemie, 457 Mio. Euro Pharma), die Umweltschutzinvestitionen mit 13 Mio. Euro (2016). Energie Die Branche hatte 2017 einen Energieverbrauch von 12,9 Mio. MWh Energie – 35,9 % am Verbrauch der hessischen Industrie insgesamt. Fachkräfte- 6.521 Studierende der Chemie und Pharmazie und 5.489 der Biologie nachwuchs waren zum WS 2017/18 an hessischen Hochschulen immatrikuliert. 1 Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrie- ben, Umsätzen, Investitionen und Energieverbrauch im vorliegenden Branchenprofil auf Betriebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) be- ruhen auf Recherchen der Hessen Agentur. 1
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen 2017: Wichtige Indikatoren zur Branche im Vergleich mit anderen hessischen Industriebranchen Zum Vergleich: Chemie Indikator und Chemie Pharma Gummi Maschinen- Pharma Automobil Elektro Ernährung und Metall bau Kunststoff Beschäftigte 60.027 38.402 21.625 54.231 49.740 36.620 35.984 45.870 50.714 Betriebe 188 153 35 62 314 317 223 394 436 Umsatz (in Mio. Euro) 26.243 14.623 11.620 19.284 10.404 7.909 7.885 10.865 15.434 Auslandsumsatz (in Mio. Euro) 17.844 10.379 7.465 11.977 5.475 2.195 2.693 6.893 7.444 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen 2017: Bedeutung der Branche für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – jeweils gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung Anteil am Umsatz der Anteil am Umsatz der Branche hessischen Industrie in % auf Bundesebene in % 25,0 15,0 Chemie / Chemie / Pharma Pharma 18,0 11,0 Auto Gummi / Kunststoff Metall 11,0 Maschinen- 7,0 bau Metall Elektro Elektro Gummi / Kunststoff Maschinen- Auto Ernährung bau 4,0 3,0 4,0 11,0 18,0 25,0 3,0 Ernährung 7,0 11,0 15,0 Anteil an der Beschäftigung Anteil an der Beschäftigung der der hessischen Industrie in % Branche auf Bundesebene in % Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Beschäftigte Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen beschäftigte im Jahr 2017 insge- samt 60.027 Männer und Frauen, was 14,7 % der Beschäftigten der hessischen Industrie entspricht. Damit ist dieser Bereich der Wirtschaft der größte industrielle Arbeitgeber in Hessen. 13,3 % aller in Chemie und Pharma in Deutschland tätigen Personen haben ihren Arbeitsplatz in Hessen. Den Spitzenplatz im Bundesländervergleich nimmt Nordrhein-West- falen mit über 100.000 Beschäftigten ein. Mit jeweils rund 60.000 Beschäftigten in der Che- mischen und Pharmazeutischen Industrie folgen Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz dicht beieinander. Die Branche ist in der Fläche somit deutlich weniger regional konzentriert als z.B. die Automobilindustrie, bei der Baden-Württemberg und Bay- ern zusammen bereits über die Hälfte aller Arbeitsplätze bundesweit auf sich vereinen. 21.625 Personen, d.h. reichlich ein Drittel der Beschäftigten der Branche in Hessen, sind der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen zuzuordnen. Auf Bundesebene ist es nur ein Fünftel. Im Bundesländerranking belegt Hessen nach Baden-Württemberg (29.477 Beschäftigte in der Pharmaindustrie) den zweiten Platz. Der Blick über Hessen und Deutschland hinaus zeigt, dass Deutschland mit klarem Abstand der wichtigste Chemie- wie auch Pharmastandort der EU ist. Von den knapp 1,2 Mio. Per- sonen, die 2017 in der EU-28 in der Chemischen Industrie beschäftigt waren,2 hatte über ein Viertel ihren Arbeitsplatz in Deutschland. Für die Pharmabranche sieht das Bild ähnlich aus: Reichlich ein Fünftel der 600.000 Beschäftigen EU-weit arbeiten in Deutschland. Welchen Verlauf hat die Beschäftigung in der Branche in der jüngeren Vergangenheit ge- nommen? Ungeachtet des wenig dynamischen konjunkturellen Umfelds wurden 2012 und 2013 in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen per Saldo Arbeits- plätze geschaffen. Dies trifft ebenfalls für das Jahr 2014 zu. In den Jahren 2015 und auch 2016 konnte die Chemische und Pharmazeutische Industrie jedoch nicht an den Beschäf- tigungsaufbau – und auch nicht an das Umsatzwachstum – der Vorjahre anknüpfen. Auch im Bund blieb der Beschäftigungsanstieg in diesen Zeitraum hinter dem der vorangegan- genen Jahre zurück. Erfreulicherweise hat die Branche diese Schwächephase aber im Jahr 2017 überwunden und die Beschäftigung wieder ausgeweitet – und zwar um 1,8 % (Bund: +1,3 %). Der Blick auf die ersten drei Quartale 2018 fällt ebenfalls positiv aus, denn für die hessische Chemi- sche und Pharmazeutische Industrie werden jeweils Zuwachsraten etwa in Höhe derer für die hessische Industrie insgesamt und für die Branche bundesweit ausgewiesen. Insofern spricht viel dafür, dass das Jahr 2018 letztlich erneut mit einem Beschäftigungsplus ab- schließen wird. 2 Vgl. VCI (Hrsg.): Chemiewirtschaft in Zahlen 2018, Frankfurt 2018, S. 158ff. 3
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Entwicklung der Beschäftigung in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181 Chemische und Pharmazeutische Industrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 Beschäftigte 2017 Beschäftigte 2017 -3 (in 1.000): -3 (in 1.000): -4 Hessen 60,0 -4 Hessen 409,6 Deutschland 453,0 Deutschland 6.226,7 -5 -5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Beschäftigungsentwicklung speziell im Pharmasegment zeigt, dass es dieser Bereich ist, der im Berichtszeitraum bis einschließlich 2016 für die Beschäftigungsimpulse in der hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie verantwortlich zeichnet. Ab dem Jahr 2017 beruht das Beschäftigungsplus der Branche wieder auf einer positiven Entwick- lung beider Sparten – Chemie: +1,8 %, Pharma: +1,7 %. Grundsätzlich ist allerdings zu beachten, dass aufgrund der Verflechtungen zwischen Chemie und Pharma – so sind zahl- reiche Anbieter in beiden Segmenten tätig – einer getrennten Betrachtung der Entwicklung von Chemie und Pharma doch etwas Künstliches anhaftet. 4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Entwicklung der Beschäftigung in der Chemischen Industrie sowie in der Pharmazeutischen Industrie in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181 Chemische Industrie Pharmazeutische Industrie in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 -3 Beschäftigte 2017 Beschäftigte 2017 -3 (in 1.000): (in 1.000): -4 Hessen 38,4 -4 Hessen 21,6 Deutschland 335,9 Deutschland 117,0 -5 -5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen Im Jahr 2017 gab es 188 Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen (Vorjahr: 180). 153 davon sind der Herstellung von chemischen Erzeugnissen zu- zuordnen, 35 Betriebe produzieren schwerpunktmäßig pharmazeutische Produkte. Da zahl- reiche Anbieter in beiden Segmenten tätig sind, kann es aufgrund der Zuordnung der Be- triebe gemäß dem Schwerpunktprinzip in Einzelfällen zu einem Wechsel zwischen Chemie und Pharma von einem zum anderen Jahr kommen. Die Chemiebranche in Hessen zeichnet sich durch einen höheren Konzentrationsgrad als auf Bundesebene aus: In der hessischen Branche sind 33 bzw. 21,6 % der Betriebe Groß- betriebe (mindestens 250 Beschäftigte), bundesweit sind es nur 16,3 %. In diesen Groß- betrieben sind 74,5 % der Beschäftigten der Chemiebranche tätig, die 69,5 % des Bran- chenumsatzes generieren – Anteilswerte, die über den Vergleichswerten auf Bundesebene liegen. 5
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Anteil der Großbetriebe1 der Chemischen Industrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz im Jahr 2017 21,6 Chemische Industrie in Hessen Betriebe 16,3 Chemische Industrie in Deutschland 10,7 Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 74,5 Beschäftigte 67,7 60,7 69,5 Umsatz 68,7 72,1 0 20 40 60 80 100 Anteil in % 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Bedeutung der Großbetriebe fällt in der Pharmabranche nochmals deutlich größer aus: Bei 14 der 35 hessischen Betriebe handelt es sich um Großbetriebe, in denen 89,9 % der Beschäftigten der Branche 93,8 % des Umsatzes der Pharmazeutischen Industrie erwirt- schaften. Damit ist die Konzentration erheblich höher als im Durchschnitt der hessischen Industrie und sie liegt zudem klar über den Vergleichswerten der Pharmaindustrie im Bund. Anteil der Großbetriebe1 der Pharmazeutischen Industrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz 2017 40,0 Pharmazeutische Industrie in Hessen Betriebe 29,3 Pharmazeutische Industrie in Deutschland 10,7 Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 89,9 Beschäftigte 82,0 60,7 93,8 Umsatz 88,2 72,1 0 20 40 60 80 100 Anteil in % 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Wie sieht die Unternehmenslandschaft der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen aus, d.h. wo haben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Was sind die Tätigkeitsschwerpunkte der hessischen Anbieter? Gibt es möglicherweise regionale Schwerpunkte? Zur Beantwortung dieser Fragen zeigt nachfolgende Karte zunächst die regionale Verteilung der Zahl der Betriebe und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Sta- tistik. Die Rechercheergebnisse der Hessen Agentur zu bedeutenden Unternehmen und Betrieben sowie deren Produkte und Beschäftigten werden gegliedert nach Regierungsbe- zirken dargestellt. Die für die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Be- triebe sind in drei weiteren Karten getrennt nach Süd-, Mittel- und Nordhessen visualisiert.3 Südhessen Die räumliche Konzentration der Branche ist in Südhessen am höchsten, hier weist die amtliche Statistik 142 Betriebe mit rund 47.000 Beschäftigten aus. Der Chemischen Indust- rie werden 118 Betriebe und der Pharmazeutischen Industrie 24 Betriebe zugeordnet. In Südhessen kommt Frankfurt am Main mit dem Industriepark Höchst eine zentrale Rolle für die Branche zu. Mit der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH befindet sich hier der größte Standort von Sanofi in Deutschland. Mehr als 8.000 Mitarbeiter sind vor Ort in FuE, Produktion sowie Verwaltung beschäftigt. In Neu-Isenburg ist ein weiterer Standort des Un- ternehmens mit Schwerpunkt auf Biotechnologie. Zudem befindet sich im Industriepark der weltweit größte Produktions- und Forschungsstandort der Clariant Gruppe mit rund 1.500 Beschäftigten. Die Verwaltung der Clariant-Gesellschaften in Deutschland ist im nahen Sulzbach, wo weitere knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Weitere produzierende Un- ternehmen der Branche im Industriepark sind u.a. der Pflanzenschutzproduzent Bayer CropScience AG mit über 600 Mitarbeitern, die Celanese Gruppe (insgesamt rund 1.300 Mitarbeiter im Industriepark und in Sulzbach), die LyondellBasell / Basell Polyolefine GmbH (rund 300 Mitarbeiter des Kunststoffherstellers sind in Höchst tätig) und das Spezi- alchemieunternehmen Kuraray Europe GmbH, das über das Werk im Industriepark hinaus seine Europazentrale in Hattersheim hat. Auch die Unternehmen der auf Fein- und Spezi- alchemikalien fokussierten WeylChem Gruppe mit insgesamt rund 800 Mitarbeitern im Rhein-Main-Gebiet und weiteren Standorten in Frankfurt-Griesheim und Wiesbaden sind zu erwähnen. Der ebenfalls zur WeylChem Gruppe gehörende, traditionsreiche Hersteller von Zwischenprodukten und Spezialchemikalien Allessa GmbH hat drei Produktionsstan- dorte (Frankfurt-Höchst, Frankfurt-Fechenheim und Frankfurt-Griesheim) mit insgesamt rund 400 Mitarbeitern. Ein weiterer großer Anbieter mit Sitz in Frankfurt ist die Merz Gruppe (Produktion in Reinheim). 3 Ein unmittelbarer Vergleich der Rechercheergebnisse mit den Angaben aus der amtlichen Statistik ist nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf (größere) Unternehmen beziehen. Zweitens ist z.B. bei breitem Produktspektrum nicht immer klar erkennbar, zu welcher Branche die Zuordnung erfolgen soll (Chemie oder Pharma?). 7
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Regionale Verteilung der Chemischen Industrie1 in Hessen im Jahr 2017 1 Da für die Pharmazeutische Industrie nahezu keine Beschäftigungsangaben auf Kreisebene vorliegen, beschränkt sich die Darstellung auf die Chemische Industrie. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. 8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt liegt der zweitgrößte Standort der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen ebenfalls im Süden des Landes. In Darmstadt be- findet sich mit der Merck KGaA die Dachgesellschaft für die operativen Geschäfte und zugleich die größte Produktionsstätte der Merck-Gruppe in ganz Deutschland mit insgesamt rund 11.000 Mitarbeitern. Am Standort werden zurzeit erhebliche Mittel u.a. in ein neues, öffentlich zugängliches Innovationszentrum investiert. Merck zählt zusammen mit den Mit- arbeitern in Gernsheim (LK Groß-Gerau), dem neuen Standort in Weiterstadt, wohin im Jahr 2018 rund 1.000 Merck Mitarbeiter umgezogen sind, sowie mit dem Forschungs- und Produktionsstandort für Halbleiter in Wiesbaden (Umzug nach Darmstadt bis zum Jahr 2020 geplant) zu den größten hessischen Arbeitgebern. Rund 1.600 Mitarbeiter des Evo- nik-Konzerns haben ebenfalls ihren Arbeitsplatz in Darmstadt und nochmals rund 550 Per- sonen vor den Toren Darmstadts in Weiterstadt, wo u.a. Plexiglas® hergestellt wird.4 Ver- gleichsweise neu (2016) in Darmstadt ist die Coty Germany GmbH mit rund 1.000 Mitar- beitern. Nach der Fusion mit der Beauty-Sparte von Procter & Gamble (u.a. die ehemalige Wella) wurde das Deutschland-Geschäft des Beauty-Konzerns in Darmstadt konzentriert. Darmstadt ist der größte FuE-Standort von Coty weltweit. Ebenfalls dort befindet sich der größte europäische Standort des Haarkosmetikkonzerns Kao mit Europazentrale, For- schungszentrum sowie Produktionsstandort, in denen insgesamt rund 800 Mitarbeiter tätig sind. In Darmstadt befindet sich auch ein Phytopharmaka-Kompetenzzentrum von Bayer, wo neben Arzneimittelherstellung auch die Entwicklung neuer Phytopharmaka stattfindet. Die Landeshauptstadt ist ein weiterer wichtiger Standort für Chemie und Pharma in Hessen. Im Wiesbadener Industriepark Kalle-Albert betreiben mehrere Unternehmen Produktions- anlagen und Forschungseinrichtungen wie z.B. der Wursthüllen- und Schwammtuchher- steller Kalle GmbH mit über 700 Mitarbeitern, die Mitsubishi Polyester Film GmbH – ein Hersteller von Polyesterfolien mit rund 500 Mitarbeitern, die Unternehmen der Shin Etsu- Gruppe wie die SE Tylose GmbH & Co. KG (Hersteller von Celluloseether) ebenfalls mit rund 500 Mitarbeitern sowie der Druckplatten-Hersteller Agfa-Gevaert Graphic Systems. Nicht im Industriepark Kalle-Albert, aber ebenfalls in Wiesbaden, befindet sich der Sitz der SGL Carbon SE, eines Herstellers von Produkten aus Carbon, Graphit und Verbundmate- rialien mit über 4.000 Mitarbeitern weltweit, der in Limburg eine Tochtergesellschaft hat (Dr. Schnabel GmbH), sowie die Dow Silicones Deutschland GmbH, die in Wiesbaden mit rund 360 Mitarbeitern Produkte auf Siliziumbasis herstellt und ihre Unternehmenszentrale mit rund 200 Mitarbeitern in Schwalbach am Taunus unterhält. Wiesbaden ist mit 1.600 Mit- arbeitern auch der deutsche Hauptstandort des internationalen Konzerns Abbott, der u.a. auf die Entwicklung und Produktion von Diagnostik und Laborsystemen, Medizintechnik und medizinische Ernährung spezialisiert ist. Weitere Standorte von Abbott in Hessen sind Eschborn und Wetzlar. Seit der Abspaltung des forschenden Pharmageschäfts von Abbott 4 Der Verkauf des Methacrylat-Verbunds („Plexiglas-Sparte“) des Evonik-Konzerns mit weltweit 3.900 Beschäftigten an die Beteili- gungsgesellschaft Advent International Corp. (USA) wurde im März 2019 beschlossen, steht aber noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigung in mehreren Ländern. 9
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen befindet sich die Deutschlandzentrale dieses neuen Unternehmens AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG mit mehreren Hundert Mitarbeitern ebenfalls in der Landeshauptstadt. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Südhessen Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. Der Industriepark Wolfgang in Hanau ist der zweitgrößte Standort (rund 3.500 Beschäftigte) des Evonik-Konzerns in Deutschland. Hier werden u.a. Chemiekatalysatoren, Reaktions- harze und pharmazeutische Wirkstoffe hergestellt. Weitere Produktionsstandorte von Evo- nik in Südhessen befinden sich in Frankfurt-Höchst, Steinau an der Straße und Bad König. 10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Ebenfalls zu den größten Arbeitgebern in Hessen gehört der Procter & Gamble Konzern, für den in Hessen an insgesamt drei Standorten – Schwalbach (Unternehmenszentrale), Groß-Gerau und Kronberg – rund 3.300 Mitarbeiter tätig sind. Hergestellt werden Produkte aus den Bereichen Hygiene, Babypflege, Haarpflege, Zahnpflege und Rasur. Noch größer ist der Gesundheitskonzern Fresenius mit seinen Tochterunternehmen Fresenius Kabi (Infusionstherapie und klinische Ernährung) und Fresenius Medical Care (Anbieter von Produkten für Patienten mit Nierenversagen). Die Unternehmensgruppe mit Zentrale in Bad Homburg beschäftigt an sieben Standorten vornehmlich im Rhein-Main-Gebiet insgesamt 4.700 Mitarbeiter in Hessen.5 Weitere bekannte Unternehmen der Branche in Südhessen sind der Pharmahersteller Lilly Deutschland GmbH, an dessen Hauptstandort in Bad Homburg v.d.H. rund 900 Mitarbeiter beschäftigt sind, das Pharmaunternehmen STADA Arzneimittel AG mit rund 1.100 Mitarbeitern in Bad Vilbel und Bad Homburg, die Biotest AG – Spezialist für Hämatologie und Immunologie – in Dreieich (über 1.100 Mitarbeiter vor Ort), die Engelhard Arzneimittel GmbH & Co.KG in Niederdorfelden im Main-Kinzig-Kreis (rund 400 Mitarbeiter), die Unternehmen der DAW-Firmengruppe in Ober-Ramstadt (u.a. Alpina Farben GmbH und CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH) mit rund 2.000 Beschäftigten in Hessen, die delta pronatura Dr. Krauss & Dr. Beckmann KG in Egelsbach, die mit rund 200 Mitarbeitern vor Ort u.a. die „Fleckenteufel“ produziert, sowie in Lampertheim die BASF Lampertheim GmbH (rund 500 Beschäftigte). BASF beschäftigt auch rund 120 Mitarbeiter am Produktionsstandort für Herbizide in Frankfurt-Höchst. Mittelhessen Für Mittelhessen weist die amtliche Statistik 25 Betriebe der Branche aus, wovon 16 Be- triebe mit über 1.600 Beschäftigen der Chemischen Industrie zugeordnet werden. In Mittelhessen sind vor allem die Nachfolgegesellschaften der ehemaligen Behringwerke in Marburg zu nennen. Die CSL Behring GmbH stellt dort Arzneimittel aus Humanplasma und Grippeimpfstoffe her. Mit rund 2.900 Mitarbeitern ist Marburg der größte Forschungs- und Produktionsstandort des Unternehmens, der bis zum Jahr 2020 mit Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe erweitert wird. Ein weiterer Nachfolger der Behringwerke ist der Impfstoffhersteller GSK Vaccines GmbH mit über 1.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen baut derzeit die Produktionsanlagen für Impfstoffe vor Ort weiter aus. Ein Bekenntnis zum Standort hat auch Novartis Manufacturing GmbH gemacht: Nach einem Umbau der Pro- duktionsanlagen werden dort nun monoklonale Antikörper hergestellt, die u.a. bei der Be- handlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden. Ebenfalls am Standort der früheren Behringwerke unterhält die Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH mit rund 1.000 Mitarbeitern ihren größten Produktionsstandort in Europa. Zudem sind die bereits bei Südhessen erwähnten Unternehmen Fresenius, Abbott und SGL Carbon (Dr. Schnabel GmbH) mit Standorten in Mittelhessen vertreten. 5 Ohne die Klinikbetriebe von Fresenius Helios mit weiteren rund 4.000 Mitarbeitern in Hessen. 11
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Mittel- hessen Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. Nordhessen In Nordhessen zählt die Chemische Industrie gemäß amtlicher Statistik 19 Betriebe mit rund 5.500 Beschäftigten, der Pharmazeutischen Industrie werden 2 Betriebe zugeordnet. In Nordhessen ist insbesondere die B. Braun Melsungen AG in Melsungen zu nennen. Das Unternehmen zählt in Hessen rund 7.400 Mitarbeiter (einschließlich des Einmalsprit- zenherstellers ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH in Bad Arolsen sowie eines weiteren Standorts in Spangenberg). Der Schwerpunkt der B. Braun Melsungen AG liegt auf der Medizintechnik,6 die naturgemäß in engem Zusammenhang mit Pharma zu sehen ist. So gehören z.B. auch Infusionslösungen zur Produktpalette von B. Braun. Ebenfalls in Melsun- gen hat die Solupharm Pharmazeutische Erzeugnisse GmbH ihren Sitz, deren mehr als 400 Mitarbeiter in der Lohnfertigung steriler Arzneimittel tätig sind. In Bad Hersfeld betreibt The FilamentFactory GmbH ein Werk für Industriefasern und -gewebe mit rund 400 Be- schäftigten. Dort befindet sich auch ein weiterer Standort von Fresenius. In Wildeck im 6 Das Unternehmen wird wirtschaftszweigsystematisch folglich nicht bei Chemie und Pharma erfasst. 12
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Landkreis Hersfeld-Rotenburg und im benachbarten Gerstungen in Thüringen ist die zur DAW Gruppe gehörende Alsecco GmbH (insgesamt rund 360 Beschäftigte) tätig, die Fas- sadendämmsysteme herstellt. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Nordhessen Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. 13
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Umsatz Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen erwirtschaftete 2017 einen Um- satz in Höhe von 26,2 Mrd. Euro. Dies ist knapp ein Viertel (22,7 %) des gesamten Umsat- zes der hessischen Industrie und 13,4 % des Umsatzes der Branche bundesweit. Damit ist Hessen nach Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz der drittgrößte Produktionsstandort der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Deutschland. Bei getrennter Betrach- tung von Chemie und Pharma entfallen auf die Chemische Industrie 14,6 Mrd. Euro und auf die Pharmabranche 11,6 Mrd. Euro des Umsatzes. Im Hinblick auf den Pharmaumsatz ist Hessen der Spitzenreiter unter den Bundesländern, hinsichtlich des Chemieumsatzes be- legt Hessen 2017 den vierten Rang nach Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bay- ern. Die Chemische Industrie in Deutschland weist nach der VR China und den USA den dritt- größten Anteil (4,5 %) am Weltumsatz 2017 auf.7 Damit ist Deutschland vor Frankreich (2,1 %) mit Abstand der größte Standort in der EU. Für die Pharmabranche lautet die Rei- henfolge in der EU: Deutschland (4,2 %), Irland (4,1 %), Frankreich (3,1 %). Global gese- hen entfällt auf die VR China vor den USA der größte Anteil am Weltpharmaumsatz. Der Blick auf die Entwicklung der Branche in Hessen in den letzten Jahren zeigt, dass in den Jahren 2012 und 2013 die hessische Chemische und Pharmazeutische Industrie – sowohl im Vergleich zur hessischen Industrie als auch zur Branche bundesweit – über- durchschnittliche Umsatzzuwächse erwirtschaftete, für die im Wesentlichen die Chemie- sparte verantwortlich zeichnete.8 An diese hohen Wachstumsraten vermochte die Branche 2014 nicht anzuknüpfen. 2015 stand zum ersten Mal seit dem Krisenjahr 2009 für die Bran- che ein Umsatzminus zu Buche, das auf den kräftigen Umsatzrückgang im Pharmabereich zurückzuführen war – zweifellos ungewöhnlich für die hessische Pharmaindustrie. Hierfür war ein Sondereffekt ausschlaggebend, der unabhängig von der Konjunktur zu sehen ist: Zur Jahresmitte 2015 lief der Patentschutz eines vor allem im Ausland in großen Mengen verkauften Medikaments ab, infolgedessen der Auslandsumsatz der Branche massiv abge- nommen hat. 7 Vgl. VCI (Hrsg.): Chemiewirtschaft in Zahlen 2018, Frankfurt am Main 2018, S. 122ff. 8 Allerdings ist zu beachten, dass aufgrund der ausgeprägten Verflechtungen zwischen Chemie und Pharma – so sind zahlreiche Anbieter in beiden Segmenten tätig – einer isolierten Betrachtung der Umsatzentwicklung von Chemie und Pharma etwas Künstli- ches anhaftet. 14
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Umsatzentwicklung in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181 Chemische und Pharmazeutische Industrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 20 20 15 15 10 10 5 5 0 0 -5 -5 Umsatz 2017 Umsatz 2017 (in Mrd. Euro): (in Mrd. Euro): -10 -10 Hessen 26,2 Hessen 115,6 Deutschland 195,5 Deutschland 1.893,4 -15 -15 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 Chemische Industrie Pharmazeutische Industrie in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 20 20 15 15 10 10 5 5 0 0 -5 -5 Umsatz 2017 Umsatz 2017 (in Mrd. Euro): (in Mrd. Euro): -10 Hessen 14,6 -10 Hessen 11,6 Deutschland 146,5 Deutschland 49,0 -15 -15 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1/18 2/18 3/18 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 15
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Doch bereits im Jahr 2016 konnte die hessische Pharmasparte wieder ein Plus erzielen. Allerdings stellte sich die Umsatzentwicklung in der Chemischen Industrie ungünstig dar, sodass in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie insgesamt betrachtet auch im Jahr 2016 in Hessen und bundesweit das Niveau von 2015 verfehlt wurde. Erfreulicher- weise konnte die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Jahr 2017 wie- der ein Umsatzzuwachs erwirtschaften, der sich mit 1,1 % allerdings in engen Grenzen hielt. Impulsgeber war summa summarum das Inland (Inlandsumsatz: +3,1 %, Auslandsumsatz: +0,2 %) bzw. nach Sparten differenziert die Chemische Industrie mit einer Umsatzsteige- rung von 2,2 % (Pharma: -0,3 %). Der Blick auf die vorläufigen Ergebnisse für die ersten drei Quartale 2018 stimmt zuver- sichtlich, dass auch für 2018 letztlich wieder ein Umsatzzuwachs für die Chemische und Pharmazeutische Industrie – und auch jeweils für die beiden Sparten separat betrachtet – in Hessen ausgewiesen wird. Zudem könnte das Wachstum durchaus höher ausfallen als noch 2017. Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Ein beträchtlicher Teil der umfangreichen und vielfältigen Produktpalette der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie besteht aus Vorleistungen – sowohl für andere Wirt- schaftszweige als auch für andere Unternehmen der Branche selbst. Bedeutende Abneh- merbranchen sind z.B. die Kunststoffverarbeitung, die Automobilindustrie, die Verpa- ckungsindustrie und der Bau. Die Branche stellt aber auch Verbrauchsgüter her – und zwar nicht nur Medikamente, sondern auch Körperpflege- und Reinigungsmittel. Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen ist – im Vergleich zur Branche bundesweit – durch ein deutlich größeres Gewicht der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen charakterisiert: 44,3 % des Gesamtumsatzes der Branche 2017 wurde mit pharmazeutischen Erzeugnissen – d.h. pharmazeutische Grundstoffe, so genannte phar- mazeutische Spezialitäten und sonstige pharmazeutische Erzeugnisse – erwirtschaftet. Auf diese Branchensparte entfällt auf Bundesebene nur ein Umsatzanteil von 25,1 %. Hierzu zählen nicht nur Arzneimittel, sondern z.B. auch Impfstoffe, Zubereitungen für die medizini- sche Diagnostik und Verbandsmaterial. Im Gegenzug spielt im Bund die Produktion von chemischen Erzeugnissen (74,9 %) eine deutlich wichtigere Rolle als in Hessen (55,7 %). Innerhalb der Chemie zeigt sich dieser Unterschied nicht nur bei den chemischen Grund- stoffen (Hessen: 33,7 %, Deutschland: 43,9 %) – hierzu zählen u.a. Industriegase, anorga- nische wie auch organische Grundstoffe aller Art und Kunststoffe in Primärformen –, son- dern auch bei den anderen Segmenten, d.h. bei der Herstellung von Zwischen- und End- produkten durch Weiterverarbeitung chemischer Grundstoffe. 16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Chemie- und Pharmaumsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2017 Hessen Deutschland Herstellung von ... in Mio. Euro in % in Mio. Euro in % chemischen Erzeugnissen 14.623 55,7 146.505 74,9 chemischen Grundstoffen, Düngemitteln und Stickstoff- 8.855 33,7 93.639 43,9 verbindungen, Kunststoffen in Primärformen und synthetischem Kautschuk in Primärformen Schädlingsbekämpfungs-, Pflanzenschutz- u. Desinfektionsmitteln n.a. n.a. 2.149 1,1 Anstrichmitteln, Druckfarben und Kitten 1.183 4,5 11.257 5,8 Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Körperpflegemitteln 726 2,8 13.233 6,8 sowie von Duftstoffen sonstigen chemischen Erzeugnissen 2.721 10,4 23.957 12,3 Chemiefasern n.a. n.a. 2.270 1,1 pharmazeutischen Erzeugnissen 11.620 44,3 49.043 25,1 pharmazeutischen Grundstoffen 65 0,3 1.372 0,7 pharmazeutischen Spezialitäten und sonstigen pharmazeutischen 11.555 44,0 47.671 24,3 Erzeugnissen Insgesamt 26.243 100,0 195.549 100,0 n.a. Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentums- verhältnisse Von den 26,2 Mrd. Euro Umsatz der Branche 2017 entfielen 17,8 Mrd. Euro auf den Aus- landsumsatz, was einer Exportquote von 68,0 % (Chemie: 71,0 %, Pharma: 64,2 %) ent- spricht. Damit ist die Branche zum einen deutlich stärker international ausgerichtet als die hessische Industrie insgesamt (52,7 %) und zum anderen sind die Auslandsmärkte für die Chemische und Pharmazeutische Industrie noch wichtiger als es für die Branche auf Bun- desebene (61,7 %) der Fall ist. Hessen exportierte im Jahr 2017 chemische und pharmazeutische Güter im Wert von 17,3 Mrd. Euro (53,1 % chemische Erzeugnisse und 46,9 % Pharma). Wichtigster Absatz- markt für chemische Produkte ist Frankreich (793 Mio. Euro bzw. 8,6 %) vor den USA (656 Mo. Euro bzw. 7,1 %) gefolgt von Belgien, Italien und dem Vereinigten Königreich. Im Hinblick auf die hessischen Pharmaexporte ist die ausgesprochen hohe Bedeutung des US-amerikanischen Marktes augenfällig: Rund ein Drittel des gesamten Exports bzw. 2,7 Mrd. Euro wird in den USA abgesetzt. Die VR China und Frankreich auf den Rängen zwei und drei erreichen nur einen Bruchteil der Bedeutung der USA. Im Übrigen gilt für die 17
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen hessischen Pharmaexporte in die USA wie für den hessischen Pharmaaußenhandel insge- samt: Pharmazeutische Grundstoffe spielen lediglich eine untergeordnete Rolle, es domi- nieren verbrauchsfertige Arzneimittel oder auch Impfstoffe und Diagnostika. Hessischer Außenhandel1 mit chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen im Jahr 2017: Export- und Importvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner Chemie Export Chemie Import Frankreich 8,6 USA 15,4 USA 7,1 Frankreich 12,7 Belgien 6,0 UK 9,7 Italien 5,7 Niederlande 8,1 Chemie Export Chemie Import UK 5,6 insgesamt: Belgien 6,6 insgesamt: 9.202 Mio. Euro 6.339 Mio. Euro 0 5 10 15 20 0 5 10 15 20 Anteil an insgesamt in % Anteil an insgesamt in % Pharma Export Pharma Import USA 33,1 USA 21,2 VR China 5,3 Schweiz 17,8 Frankreich 5,1 Irland 11,7 UK 3,6 Frankreich 8,8 Pharma Export Pharma Import Italien 3,5 insgesamt: UK 6,3 insgesamt: 8.115 Mio. Euro 6.338 Mio. Euro 0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50 Anteil an insgesamt in % Anteil an insgesamt in % 1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. 2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Insgesamt gesehen sind 31,2 % der exportierten Fertigwaren Hessens im Jahr 2017 che- mische (16,6 %) bzw. pharmazeutische (14,6 %) Erzeugnisse. Damit sind diese zusam- mengefasst hessische „Exportschlager“ schlechthin, belegen aber auch in getrennter Be- trachtung beim Export Hessens die ersten beiden Ränge unter allen Fertigwarengruppen. Im Gegenzug importierte Hessen 2017 Erzeugnisse der Chemischen und Pharmazeuti- schen Industrie für insgesamt 12,7 Mrd. Euro. Davon entfiel jeweils die Hälfte auf chemi- sche und auf pharmazeutische Erzeugnisse. Das bedeutendste Herkunftsland für chemi- sche Erzeugnisse waren 2017 die USA (975 Mio. Euro) vor Frankreich (805 Mio. Euro), wobei über die Hälfte der aus Frankreich importierten Produkte aus Duftstoffen und Körper- pflegemitteln besteht. Bei Pharmazeutika führen die USA (1,4 Mrd. Euro) vor der Schweiz (1,1 Mrd. Euro) die Rangliste an. Beachtenswert ist der dritte Rang Irlands – Ausdruck des großen Stellenwerts als europäischer Pharmastandort. 17,8 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren sind chemische (8,9 %) und pharmazeutische (8,9 %) Produkte. Neben dem Außenhandel stehen auch die Direktinvestitionen9 für die Einbindung einer Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt ausländischer Investoren in Hessen – sind zahlreich und zu- gleich vielfältig. Sozusagen die klassischen Motive für Direktinvestitionen sind zum einen die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort und zum anderen die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme eines Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung eines ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen sind Direktinvestitionen. Zwar gibt es in Zeiten der Globalisierung kaum noch eine Branche, die nicht grenzüber- schreitend investiert. Die heimische Chemische und Pharmazeutische Industrie ist aller- dings in besonders hohem Maße mit dem Ausland verflochten, wie die Angaben über die wechselseitigen Direktinvestitionen zeigen: Zum Jahresende 2016 waren ausländische In- vestoren mit einem Betrag von insgesamt 4,8 Mrd. Euro an der Chemischen (1,8 Mrd. Euro) und Pharmazeutischen (3,0 Mrd. Euro) Industrie Hessens beteiligt, wovon gut zwei Drittel Investoren aus Europa zuzurechnen sind. Die Branche bzw. der Standort Hessen ist nicht nur attraktiv für ausländische Investoren, sondern die Branche investiert selbst in hohem Maße im Ausland. So wird der Direktinves- titionsbestand der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Hessens im Ausland zum Jahresende 2016 mit 6,3 Mrd. Euro – 4,8 Mrd. Euro Pharma und 1,5 Mrd. Euro Chemie – angegeben. Die Chemische wie auch die Pharmazeutische Industrie ist dabei auf allen 9 Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bi- lanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank. 19
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Kontinenten engagiert, wobei jeweils rund die Hälfte der Direktinvestitionen auf Europa ent- fällt. Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen geben ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Chemischen und Pharmazeutischen In- dustrie. Die der Tabelle vorangestellte Grafik vermittelt anhand der Flaggen einen ersten optischen Eindruck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländi- schem Eigentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Unter den zahl- reichen ausländischen Investoren, die gut die Hälfte der Unternehmen stellen, sind zuvor- derst die USA zu nennen. Dabei ist zu beachten, dass die zum Teil komplexen Verflech- tungen – so z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unter- nehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – bisweilen eine ein- deutige Aussage erschweren. Zu dieser Perspektive des investiven Engagements in der Tabelle tritt naturgemäß noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen Sitz Unternehmen bzw. Unternehmen Konzernmutter Sitz Konzernmutter Abbott Konzern Abbott Laboratories Inc. USA AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG AbbVie Inc. USA Agfa-Gevaert Graphic Systems GmbH Agfa-Gevaert N.V. Belgien Allessa GmbH International Chemical Investors S.E. Luxemburg Alpina Farben GmbH, alsecco GmbH, Deutsche Amphibolin-Werke von Deutschland CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH Robert Murjahn (DAW) SE (Familienbesitz) BASF Lampertheim GmbH BASF SE (börsennotiert) Deutschland Bayer CropScience AG Bayer AG (börsennotiert) Deutschland B. Braun Melsungen AG Familienbesitz Deutschland Biotest AG Creat Group Corporation Ltd. VR China Celanese Gruppe Celanese Corp. USA Clariant Gruppe Clariant AG (börsennotiert) Schweiz Coty Germany GmbH Coty Inc. USA CSL Behring GmbH CSL Ltd. Australien Delta pronatura Dr. Krauss & Dr. Beckmann KG Familienbesitz Deutschland Dow Silicones Deutschland GmbH DowDuPont Inc. USA 20
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Sitz Unternehmen bzw. Unternehmen Konzernmutter Sitz Konzernmutter Dr. Schnabel GmbH SGL Carbon SE (börsennotiert) Deutschland Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Evonik-Konzern börsennotiert, mehrheitlich RAG Stiftung Deutschland Fresenius SE & Co. KGaA börsennotiert, überwiegend Streubesitz Deutschland GSK Vaccines GmbH GlaxoSmithKline plc Vereinigtes Königreich Kalle GmbH mehrheitlich Clayton, Dubilier & Rice USA Kao Germany GmbH, Kao Manufacturing Kao Corporation Japan Germany GmbH, Guhl Ikebana GmbH Kuraray Europe GmbH Kuraray Co. Ltd. Japan Lilly Deutschland GmbH Eli Lilly and Company USA LyondellBasell /Basell Polyolefine GmbH LyondellBasell Industries N.V. Niederlande Merck KGaA börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz Deutschland Merz Gruppe Familienbesitz Deutschland Mitsubishi Polyester Film GmbH Mitsubishi Chemical Holdings Corp. Japan Novartis Manufacturing GmbH Novartis AG Schweiz Procter & Gamble Procter & Gamble Corp. USA Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Sanofi S.A. Frankreich SE Tylose GmbH & Co. KG Shin-Etsu Chemical Co. Ltd. Japan SGL Carbon SE börsennotiert, größter Aktionär SKion GmbH Deutschland Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH Siemens AG (börsennotiert) Deutschland Solupharm Pharmazeutische Erzeugnisse GmbH Familienbesitz Deutschland STADA Arzneimittel AG börsennotiert, überwiegend Streubesitz Deutschland The FilamentFactory GmbH Familienbesitz Deutschland WeylChem Gruppe International Chemical Investors S.E. Luxemburg Quelle: Recherchen der Hessen Agentur. Forschung und Entwicklung Forschung und Entwicklung (FuE) kommt eine wesentliche Rolle für die Branche zu, denn Produkt- und Prozessinnovationen sind von entscheidender Bedeutung, um sich im natio- nalen und internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Einen ersten Eindruck der FuE-Aktivitäten der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie vermitteln die nachfol- genden Angaben: 21
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Gemäß ZEW10 wurden deutschlandweit in der Chemieindustrie 16 % des Branchenumsat- zes und in der Pharmaindustrie 21 % des Umsatzes mit Produktinnovationen erwirtschaftet (2017). Dabei konnten 74 % der Pharmahersteller und 64 % der Chemieunternehmen er- folgreich neue Produkte oder Prozesse einführen. Dieser Anteil – die so genannte Innova- torenquote – der Pharmaindustrie ist in der jährlichen Erhebung des ZEW die höchste In- novatorenquote aller Branchen. Nach den aktuellen Angaben der zweijährlichen Erhebung des Stifterverbandes Wissen- schaftsstatistik, die auch Daten für Bundesländer ermittelt, hat 2015 die Chemische Indust- rie in Forschungsstätten in Hessen 545 Mio. Euro für FuE aufgewendet, die Pharmabranche 980 Mio. Euro.11 Damit entfallen 21 % der FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie auf die hiesige Pharmazeutische Industrie. Dies bedeutet den zweiten Rang hinter der Auto- mobilindustrie (1,7 Mrd. Euro bzw. 38 %). Im Bundesländervergleich liegen die FuE-Auf- wendungen nur in der Pharmaindustrie Nordrhein-Westfalens mit 1,1 Mrd. Euro höher als in Hessen. Geforscht wird nicht nur bei Großunternehmen wie Sanofi im Industriepark Höchst oder Merck in Darmstadt, sondern auch im Mittelstand. Speziell kleine und mittlere Unternehmen aus dem Bereich Life Sciences finden im FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnolo- gie eine maßgeschneiderte Infrastruktur sowie Initiativen und Netzwerke vor. Im Jahr 2002 gegründet, wurde das FIZ bereits mehrfach erweitert und bietet mittlerweile für rund 700 Beschäftigte Laborflächen und Büros. Nicht zuletzt im Kontext der Vernetzung ist auch das House of Pharma & Healthcare in Frankfurt am Main anzuführen. Über die branchenspezi- fische und interdisziplinäre Vernetzung hinaus hat es u.a. die Aufgabe, präkompetitive Ko- operationen für die Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel zu katalysieren. Damit hilft es Wissenschaft und Wirtschaft Forschungsressourcen optimal einzusetzen, Parallel- forschung zu vermeiden und zügig zu anwendbaren Ergebnissen zu kommen. Anzahl und Renommee der Forschungseinrichtungen in Hessen tragen zur großen Bedeu- tung Hessens als Chemie- und Pharmastandort bei. Zu nennen sind beispielsweise das Klinikum und die Fachbereiche Biochemie, Chemie und Pharmazie der Goethe- Universität Frankfurt am Main mit insgesamt zehn Instituten einschließlich zweier LOEWE-Zentren. So hat die Medizinische Klinik III die Federführung des LOEWE-Zent- rums CGT für Zell- und Gentherapie Frankfurt inne. Gemeinsam mit Partnern wird dort an grundlegenden Fragen zur Regulation von Stammzellen und Immunzellen ge- forscht, die mit gentechnischen Methoden für therapeutische Zwecke nutzbar gemacht werden sollen. Das Institut für Klinische Pharmakologie ist federführend beim LOEWE- 10 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Chemieindustrie, und ZEW Branchenreport Innovationen – Pharmaindustrie, Mannheim 2019. 11 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwen- dungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen. 22
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Zentrum für Translationale Medizin und Pharmakologie TMP, an dem gemeinsam mit Partnern daran geforscht wird, die Entwicklungskosten für Arzneimittel zu senken. Ei- ner dieser Partner ist der Institutsteil Translationale Medizin und Pharmakologie des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME. Aus dem Zentrum soll mittelfristig das erste Frankfurter Fraunhofer-Institut entstehen. das Klinikum und die Fachbereiche Chemie (acht Fachgebiete) und Pharmazie (fünf Institute) der Philipps-Universität Marburg, wobei der Fachbereich Pharmazie auf die weltweit längste Fachgeschichte zurückblicken kann, denn im Jahre 1609 wurde in Marburg der erste Lehrstuhl für Chymiatrie eingerichtet. Die Universität ist auch feder- führend im LOEWE-Zentrum SYNMICRO (LOEWE-Zentrum für synthetische Mikrobi- ologie), wo zusammen mit dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie (ebenfalls in Marburg) daran geforscht wird, Mikroorganismen mit maßgeschneiderten Eigenschaften auszustatten. Mögliche Anwendungsbereiche sind die Entwicklung neuer Arzneimittel und Feinchemikalien oder die Produktion von Biokraftstoffen aus Holz und Stroh. das Klinikum und der Fachbereich Biologie und Chemie der Justus-Liebig-Universität Gießen mit knapp 20 Instituten (davon fünf im Fachgebiet Chemie). An der Universität befindet sich auch das Institut für Insektenbiotechnologie, das die Leitung des LOEWE Zentrums für Insektenbiotechnologie & Bioressourcen (ZIB) innehat. In Kooperation mit Partnern wird in zahlreichen Forschungsgruppen an der Entwicklung neuer Pro- dukte und Dienstleistungen basierend auf Insekten (Insektenbiotechnologie bzw. gelbe Biotechnologie) gearbeitet. Aus dem LOEWE-Zentrum soll ein Fraunhofer-Institut für Bioressourcen am Standort Gießen entstehen – das zugehörige Institutsgebäude soll Mitte des Jahres 2019 fertiggestellt sein. Die Justus-Liebig-Universität hat auch die Gesamtleitung des LOEWE-Zentrums DRUID (Novel Drug Targets against Poverty- Related and neglected Tropical Infectious Diseases) inne, das sich zusammen mit Part- nern der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten widmet. der Fachbereich Chemie der Technischen Universität Darmstadt mit sechs Fachgebie- ten in drei Instituten. Das dort angesiedelte Gemeinschaftslabor mit der Merck KGaA (MerckLab) steht beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirt- schaft in Sachen Forschung. Das Labor erforscht u.a. kostengünstige Verfahren zur Diagnose von Krankheitserregern sowie Optimierungen im Bereich instrumentenloser, analytischer Nachweismethoden. der Fachbereich Chemie- und Biotechnologie der Hochschule Darmstadt. vier Max-Planck-Institute: Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim, Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg, Max-Planck- 23
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