Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

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Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
                                         Energie, Verkehr und Wohnen

                                         Branchenprofil
                                         Chemische und Pharmazeutische
                                         Industrie in Hessen

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Wohnen

Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de
Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
Branchenprofil
Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

                              Dr. Claus Bauer
                              Gergana Petkova

                              Report Nr. 979
                              Wiesbaden 2019
Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
IMPRESSUM

HERAUSGEBER
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

BEARBEITUNG
HA Hessen Agentur GmbH

KONTAKT
HA Hessen Agentur GmbH
Konradinerallee 9
65185 Wiesbaden
Tel +49 611 95017-80 /-85
Fax +49 611 95017-8466
info@hessen-agentur.de

VERFASSER
Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova

STAND
März 2019

BILDNACHWEIS
Titelbild: VALENTYN VOLKOV / Fotolia

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Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben.
Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum
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fänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen
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Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions-
bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Be-
griffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

DRUCK
Hessisches Statistisches Landesamt

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Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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Inhalt                                                                                                 Seite

Vorwort                                                                                                        I

Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Überblick                                                1
Beschäftigte                                                                                                  3

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen                                                   5

Umsatz                                                                                                      14
Produktpalette und Produktionsschwerpunkte                                                                  16

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse                                 17

Forschung und Entwicklung                                                                                   21
Produktionsnahe Dienstleistungen                                                                            24

Investitionen                                                                                               26

Energieverbrauch                                                                                            30
Cluster und Netzwerke                                                                                       32

Fachkräftenachwuchs                                                                                         33

Ausblick                                                                                                    34
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Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

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Vorwort

                         Liebe Leserin, lieber Leser,

                         Hessens Wirtschaftskraft basiert nicht allein auf einem starken
                         Dienstleistungssektor, sondern unser Land ist auch ein wichtiger
                         und moderner Industriestandort – gerade für die Chemische und
                         Pharmazeutische Industrie.

                        Das Branchenprofil „Chemische und Pharmazeutische Industrie in
                        Hessen“, das im Auftrag meines Hauses von der Hessen Agentur
                        erstellt wurde, zeigt die Bedeutung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit
                        dieses Wirtschaftszweigs mit seinen rund 60.000 Beschäftigten in
                        Hessen. Bekannte Großunternehmen (bspw. Evonik, Fresenius,
Merck und Sanofi) stehen ebenso für Qualität „Made in Hessen“ die zahlreichen Mittelständ-
ler dieser Branche.

Die Landesregierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für die heimische Industrie zu
optimieren, damit diese ihre Chancen im nationalen wie internationalen Wettbewerb nutzen
kann. Ökonomie und Ökologie gehören dabei zusammen. Investitionen in Energie- und
Ressourceneffizienz dienen Klima und Umwelt – und gleichzeitig verbessern sie die Kos-
tenstruktur und damit die Wettbewerbsfähigkeit.

Weitere Branchenprofile bedeutender hessischer Industriezweige stehen Ihnen unter
www.hessen-agentur.de  Service  Mediathek zum Download zur Verfügung.

Tarek Al-Wazir,
Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

                                                                                                                 I
Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen
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Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Überblick

Beschäftigte                60.027 Beschäftigte1 waren 2017 in der Chemie- und Pharmaindustrie
                            Hessens tätig – 1,8 % mehr als im Vorjahr. Knapp zwei Drittel (38.402
                            Beschäftigte) entfallen auf die Herstellung von chemischen Erzeugnis-
                            sen, 21.625 Personen sind dem Pharmabereich zuzuordnen. Die Bran-
                            che ist mit 14,7 % aller Beschäftigten der hessischen Industrie der
                            größte industrielle Arbeitgeber.
Unternehmens-               Hessen ist Standort vieler bedeutender Unternehmen der Branche, wo-
landschaft                  zu auch zahlreiche internationale Unternehmen zählen. Beispiele sind:
                            Abbott, B. Braun Melsungen, Celanese, Clariant, CSL Behring, DAW,
                            Evonik, Fresenius, GlaxoSmithKline, Merck, Procter & Gamble sowie
                            Sanofi. Der wichtigste Standort in Hessen ist Frankfurt am Main.
Umsatz                      Die Chemische und Pharmazeutische Industrie ist mit Abstand die um-
                            satzstärkste Branche des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen: Sie er-
                            wirtschaftete 2017 einen Umsatz von 26,2 Mrd. Euro (2016: 26,0 Mrd.
                            Euro). 44 % des Jahresumsatzes der Branche entfielen auf die Pharma-
                            sparte, womit die Bedeutung der Pharmazeutischen Industrie in Hessen
                            erheblich stärker ausgeprägt ist als auf Bundesebene (25 %).
Internationales             17,8 Mrd. Euro des Umsatzes 2017 waren Auslandsumsatz, womit die
                            Exportquote mit 68,0 % klar über dem Durchschnitt der hessischen In-
                            dustrie (52,7 %) liegt. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer In-
                            vestoren in der hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Indus-
                            trie belief sich Ende 2016 auf den hohen Betrag von 4,8 Mrd. Euro.
Forschung und               Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen hat 2015
Entwicklung                 1,5 Mrd. Euro für interne Aufwendungen in FuE ausgegeben – dies ist
                            Rang zwei nach der Automobilindustrie. Die vielfältigen Aktivitäten der
                            Hochschulen und Forschungseinrichtungen ergänzen die hessische
                            Forschungslandschaft im Bereich Chemie und Pharma.
Investitionen               Die Bruttoanlageinvestitionen der Branche werden für 2017 mit 881 Mio.
                            Euro angegeben (424 Mio. Euro Chemie, 457 Mio. Euro Pharma), die
                            Umweltschutzinvestitionen mit 13 Mio. Euro (2016).
Energie                     Die Branche hatte 2017 einen Energieverbrauch von 12,9 Mio. MWh
                            Energie – 35,9 % am Verbrauch der hessischen Industrie insgesamt.
Fachkräfte-                 6.521 Studierende der Chemie und Pharmazie und 5.489 der Biologie
nachwuchs                   waren zum WS 2017/18 an hessischen Hochschulen immatrikuliert.

1   Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrie-
    ben, Umsätzen, Investitionen und Energieverbrauch im vorliegenden Branchenprofil auf Betriebe von Unternehmen mit mindestens
    20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) be-
    ruhen auf Recherchen der Hessen Agentur.

                                                                                                                                   1
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen 2017: Wichtige Indikatoren zur Branche im Vergleich mit
anderen hessischen Industriebranchen

                                                                                                    Zum Vergleich:
                           Chemie
       Indikator            und             Chemie       Pharma                                                    Gummi
                                                                                                                                    Maschinen-
                           Pharma                                    Automobil    Elektro        Ernährung          und                               Metall
                                                                                                                                       bau
                                                                                                                  Kunststoff

Beschäftigte               60.027           38.402       21.625        54.231     49.740          36.620           35.984            45.870        50.714

Betriebe                         188             153           35           62      314              317                223             394             436

Umsatz
(in Mio. Euro)             26.243           14.623       11.620        19.284     10.404           7.909               7.885         10.865        15.434

Auslandsumsatz
(in Mio. Euro)             17.844           10.379        7.465        11.977      5.475           2.195               2.693           6.893          7.444

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen 2017: Bedeutung der Branche für die hessische
Industrie und für die Branche auf Bundesebene – jeweils gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung

      Anteil am Umsatz der                                                         Anteil am Umsatz der Branche
      hessischen Industrie in %                                                    auf Bundesebene in %
       25,0                                                                         15,0
                                            Chemie /                                                                                       Chemie /
                                            Pharma                                                                                         Pharma

       18,0                                                                         11,0
                                          Auto                                                                         Gummi /
                                                                                                                       Kunststoff
                                       Metall

       11,0         Maschinen-                                                       7,0
                       bau                                                                          Metall
                                       Elektro                                                               Elektro
                    Gummi /
                    Kunststoff                                                             Maschinen-      Auto
                                        Ernährung                                             bau
        4,0                                                                          3,0
              4,0                 11,0                  18,0               25,0            3,0    Ernährung 7,0                    11,0               15,0
                                                   Anteil an der Beschäftigung                                            Anteil an der Beschäftigung der
                                                  der hessischen Industrie in %                                           Branche auf Bundesebene in %

    Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Beschäftigte

Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen beschäftigte im Jahr 2017 insge-
samt 60.027 Männer und Frauen, was 14,7 % der Beschäftigten der hessischen Industrie
entspricht. Damit ist dieser Bereich der Wirtschaft der größte industrielle Arbeitgeber in
Hessen. 13,3 % aller in Chemie und Pharma in Deutschland tätigen Personen haben ihren
Arbeitsplatz in Hessen. Den Spitzenplatz im Bundesländervergleich nimmt Nordrhein-West-
falen mit über 100.000 Beschäftigten ein. Mit jeweils rund 60.000 Beschäftigten in der Che-
mischen und Pharmazeutischen Industrie folgen Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und
Rheinland-Pfalz dicht beieinander. Die Branche ist in der Fläche somit deutlich weniger
regional konzentriert als z.B. die Automobilindustrie, bei der Baden-Württemberg und Bay-
ern zusammen bereits über die Hälfte aller Arbeitsplätze bundesweit auf sich vereinen.

21.625 Personen, d.h. reichlich ein Drittel der Beschäftigten der Branche in Hessen, sind
der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen zuzuordnen. Auf Bundesebene ist es
nur ein Fünftel. Im Bundesländerranking belegt Hessen nach Baden-Württemberg (29.477
Beschäftigte in der Pharmaindustrie) den zweiten Platz.

Der Blick über Hessen und Deutschland hinaus zeigt, dass Deutschland mit klarem Abstand
der wichtigste Chemie- wie auch Pharmastandort der EU ist. Von den knapp 1,2 Mio. Per-
sonen, die 2017 in der EU-28 in der Chemischen Industrie beschäftigt waren,2 hatte über ein
Viertel ihren Arbeitsplatz in Deutschland. Für die Pharmabranche sieht das Bild ähnlich aus:
Reichlich ein Fünftel der 600.000 Beschäftigen EU-weit arbeiten in Deutschland.

Welchen Verlauf hat die Beschäftigung in der Branche in der jüngeren Vergangenheit ge-
nommen? Ungeachtet des wenig dynamischen konjunkturellen Umfelds wurden 2012 und
2013 in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen per Saldo Arbeits-
plätze geschaffen. Dies trifft ebenfalls für das Jahr 2014 zu. In den Jahren 2015 und auch
2016 konnte die Chemische und Pharmazeutische Industrie jedoch nicht an den Beschäf-
tigungsaufbau – und auch nicht an das Umsatzwachstum – der Vorjahre anknüpfen. Auch
im Bund blieb der Beschäftigungsanstieg in diesen Zeitraum hinter dem der vorangegan-
genen Jahre zurück.

Erfreulicherweise hat die Branche diese Schwächephase aber im Jahr 2017 überwunden
und die Beschäftigung wieder ausgeweitet – und zwar um 1,8 % (Bund: +1,3 %). Der Blick
auf die ersten drei Quartale 2018 fällt ebenfalls positiv aus, denn für die hessische Chemi-
sche und Pharmazeutische Industrie werden jeweils Zuwachsraten etwa in Höhe derer für
die hessische Industrie insgesamt und für die Branche bundesweit ausgewiesen. Insofern
spricht viel dafür, dass das Jahr 2018 letztlich erneut mit einem Beschäftigungsplus ab-
schließen wird.

2   Vgl. VCI (Hrsg.): Chemiewirtschaft in Zahlen 2018, Frankfurt 2018, S. 158ff.

                                                                                                                                     3
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Entwicklung der Beschäftigung in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie im
Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181

              Chemische und Pharmazeutische Industrie                                          Verarbeitendes Gewerbe
    in % zum Vorjahr                                                   in % zum Vorjahr
    bzw. Vorjahresquartal                                              bzw. Vorjahresquartal
     5                                                                5

     4                                                                4

     3                                                                3

     2                                                                2

     1                                                                1

     0                                                                0

    -1                                                                -1

    -2                                                                -2
                                         Beschäftigte 2017                                               Beschäftigte 2017
    -3                                   (in 1.000):                  -3
                                                                                                         (in 1.000):
    -4                                     Hessen           60,0      -4                                  Hessen           409,6
                                           Deutschland    453,0                                           Deutschland    6.226,7
    -5                                                                -5
         2012 2013 2014 2015 2016 2017            1/18 2/18 3/18           2012 2013 2014 2015 2016 2017          1/18 2/18 3/18

    1    Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis
         basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben.

    Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die Beschäftigungsentwicklung speziell im Pharmasegment zeigt, dass es dieser Bereich
ist, der im Berichtszeitraum bis einschließlich 2016 für die Beschäftigungsimpulse in der
hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie verantwortlich zeichnet. Ab dem
Jahr 2017 beruht das Beschäftigungsplus der Branche wieder auf einer positiven Entwick-
lung beider Sparten – Chemie: +1,8 %, Pharma: +1,7 %. Grundsätzlich ist allerdings zu
beachten, dass aufgrund der Verflechtungen zwischen Chemie und Pharma – so sind zahl-
reiche Anbieter in beiden Segmenten tätig – einer getrennten Betrachtung der Entwicklung
von Chemie und Pharma doch etwas Künstliches anhaftet.

4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Entwicklung der Beschäftigung in der Chemischen Industrie sowie in der Pharmazeutischen Industrie
in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181

                     Chemische Industrie                                            Pharmazeutische Industrie
 in % zum Vorjahr                                                  in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                             bzw. Vorjahresquartal
  5                                                                5

  4                                                                4

  3                                                                3

  2                                                                2

  1                                                                1

  0                                                                0

 -1                                                                -1

 -2                                                                -2

 -3                                  Beschäftigte 2017                                                  Beschäftigte 2017
                                                                   -3
                                     (in 1.000):                                                        (in 1.000):
 -4                                   Hessen           38,4        -4                                     Hessen           21,6
                                      Deutschland     335,9                                               Deutschland     117,0
 -5                                                                -5
      2012 2013 2014 2015 2016 2017          1/18 2/18 3/18             2012 2013 2014 2015 2016 2017           1/18 2/18 3/18

 1    Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis
      basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben.

 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen

Im Jahr 2017 gab es 188 Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in
Hessen (Vorjahr: 180). 153 davon sind der Herstellung von chemischen Erzeugnissen zu-
zuordnen, 35 Betriebe produzieren schwerpunktmäßig pharmazeutische Produkte. Da zahl-
reiche Anbieter in beiden Segmenten tätig sind, kann es aufgrund der Zuordnung der Be-
triebe gemäß dem Schwerpunktprinzip in Einzelfällen zu einem Wechsel zwischen Chemie
und Pharma von einem zum anderen Jahr kommen.

Die Chemiebranche in Hessen zeichnet sich durch einen höheren Konzentrationsgrad als
auf Bundesebene aus: In der hessischen Branche sind 33 bzw. 21,6 % der Betriebe Groß-
betriebe (mindestens 250 Beschäftigte), bundesweit sind es nur 16,3 %. In diesen Groß-
betrieben sind 74,5 % der Beschäftigten der Chemiebranche tätig, die 69,5 % des Bran-
chenumsatzes generieren – Anteilswerte, die über den Vergleichswerten auf Bundesebene
liegen.

                                                                                                                                  5
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Anteil der Großbetriebe1 der Chemischen Industrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz
im Jahr 2017

                                                21,6                                        Chemische Industrie in Hessen
          Betriebe                       16,3                                               Chemische Industrie in Deutschland
                                  10,7                                                      Verarbeitendes Gewerbe in Hessen

                                                                                                         74,5
      Beschäftigte                                                                              67,7
                                                                                        60,7

                                                                                                  69,5
           Umsatz                                                                                 68,7
                                                                                                       72,1

                     0                   20                       40               60                         80                    100
                                                                                                                      Anteil in %

    1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten.

    Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die Bedeutung der Großbetriebe fällt in der Pharmabranche nochmals deutlich größer aus:
Bei 14 der 35 hessischen Betriebe handelt es sich um Großbetriebe, in denen 89,9 % der
Beschäftigten der Branche 93,8 % des Umsatzes der Pharmazeutischen Industrie erwirt-
schaften. Damit ist die Konzentration erheblich höher als im Durchschnitt der hessischen
Industrie und sie liegt zudem klar über den Vergleichswerten der Pharmaindustrie im Bund.

Anteil der Großbetriebe1 der Pharmazeutischen Industrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten
und Umsatz 2017

                                                                       40,0             Pharmazeutische Industrie in Hessen
          Betriebe                                      29,3                            Pharmazeutische Industrie in Deutschland
                                  10,7                                                  Verarbeitendes Gewerbe in Hessen

                                                                                                                           89,9
      Beschäftigte                                                                                                 82,0
                                                                                        60,7

                                                                                                                                 93,8
           Umsatz                                                                                                         88,2
                                                                                                       72,1

                     0                   20                       40               60                         80                    100
                                                                                                                      Anteil in %

    1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten.

    Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Wie sieht die Unternehmenslandschaft der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie
in Hessen aus, d.h. wo haben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Was sind
die Tätigkeitsschwerpunkte der hessischen Anbieter? Gibt es möglicherweise regionale
Schwerpunkte? Zur Beantwortung dieser Fragen zeigt nachfolgende Karte zunächst die
regionale Verteilung der Zahl der Betriebe und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Sta-
tistik. Die Rechercheergebnisse der Hessen Agentur zu bedeutenden Unternehmen und
Betrieben sowie deren Produkte und Beschäftigten werden gegliedert nach Regierungsbe-
zirken dargestellt. Die für die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Be-
triebe sind in drei weiteren Karten getrennt nach Süd-, Mittel- und Nordhessen visualisiert.3

Südhessen

Die räumliche Konzentration der Branche ist in Südhessen am höchsten, hier weist die
amtliche Statistik 142 Betriebe mit rund 47.000 Beschäftigten aus. Der Chemischen Indust-
rie werden 118 Betriebe und der Pharmazeutischen Industrie 24 Betriebe zugeordnet.

In Südhessen kommt Frankfurt am Main mit dem Industriepark Höchst eine zentrale Rolle
für die Branche zu. Mit der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH befindet sich hier der
größte Standort von Sanofi in Deutschland. Mehr als 8.000 Mitarbeiter sind vor Ort in FuE,
Produktion sowie Verwaltung beschäftigt. In Neu-Isenburg ist ein weiterer Standort des Un-
ternehmens mit Schwerpunkt auf Biotechnologie. Zudem befindet sich im Industriepark der
weltweit größte Produktions- und Forschungsstandort der Clariant Gruppe mit rund 1.500
Beschäftigten. Die Verwaltung der Clariant-Gesellschaften in Deutschland ist im nahen
Sulzbach, wo weitere knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Weitere produzierende Un-
ternehmen der Branche im Industriepark sind u.a. der Pflanzenschutzproduzent Bayer
CropScience AG mit über 600 Mitarbeitern, die Celanese Gruppe (insgesamt rund 1.300
Mitarbeiter im Industriepark und in Sulzbach), die LyondellBasell / Basell Polyolefine
GmbH (rund 300 Mitarbeiter des Kunststoffherstellers sind in Höchst tätig) und das Spezi-
alchemieunternehmen Kuraray Europe GmbH, das über das Werk im Industriepark hinaus
seine Europazentrale in Hattersheim hat. Auch die Unternehmen der auf Fein- und Spezi-
alchemikalien fokussierten WeylChem Gruppe mit insgesamt rund 800 Mitarbeitern im
Rhein-Main-Gebiet und weiteren Standorten in Frankfurt-Griesheim und Wiesbaden sind
zu erwähnen. Der ebenfalls zur WeylChem Gruppe gehörende, traditionsreiche Hersteller
von Zwischenprodukten und Spezialchemikalien Allessa GmbH hat drei Produktionsstan-
dorte (Frankfurt-Höchst, Frankfurt-Fechenheim und Frankfurt-Griesheim) mit insgesamt
rund 400 Mitarbeitern. Ein weiterer großer Anbieter mit Sitz in Frankfurt ist die Merz Gruppe
(Produktion in Reinheim).

3   Ein unmittelbarer Vergleich der Rechercheergebnisse mit den Angaben aus der amtlichen Statistik ist nicht möglich. Dies vor allem
    aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text
    weitgehend auf (größere) Unternehmen beziehen. Zweitens ist z.B. bei breitem Produktspektrum nicht immer klar erkennbar, zu
    welcher Branche die Zuordnung erfolgen soll (Chemie oder Pharma?).

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Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Regionale Verteilung der Chemischen Industrie1 in Hessen im Jahr 2017

    1   Da für die Pharmazeutische Industrie nahezu keine Beschäftigungsangaben auf Kreisebene vorliegen, beschränkt sich die
        Darstellung auf die Chemische Industrie.

    Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt liegt der zweitgrößte Standort der Chemischen und
Pharmazeutischen Industrie in Hessen ebenfalls im Süden des Landes. In Darmstadt be-
findet sich mit der Merck KGaA die Dachgesellschaft für die operativen Geschäfte und
zugleich die größte Produktionsstätte der Merck-Gruppe in ganz Deutschland mit insgesamt
rund 11.000 Mitarbeitern. Am Standort werden zurzeit erhebliche Mittel u.a. in ein neues,
öffentlich zugängliches Innovationszentrum investiert. Merck zählt zusammen mit den Mit-
arbeitern in Gernsheim (LK Groß-Gerau), dem neuen Standort in Weiterstadt, wohin im
Jahr 2018 rund 1.000 Merck Mitarbeiter umgezogen sind, sowie mit dem Forschungs- und
Produktionsstandort für Halbleiter in Wiesbaden (Umzug nach Darmstadt bis zum Jahr
2020 geplant) zu den größten hessischen Arbeitgebern. Rund 1.600 Mitarbeiter des Evo-
nik-Konzerns haben ebenfalls ihren Arbeitsplatz in Darmstadt und nochmals rund 550 Per-
sonen vor den Toren Darmstadts in Weiterstadt, wo u.a. Plexiglas® hergestellt wird.4 Ver-
gleichsweise neu (2016) in Darmstadt ist die Coty Germany GmbH mit rund 1.000 Mitar-
beitern. Nach der Fusion mit der Beauty-Sparte von Procter & Gamble (u.a. die ehemalige
Wella) wurde das Deutschland-Geschäft des Beauty-Konzerns in Darmstadt konzentriert.
Darmstadt ist der größte FuE-Standort von Coty weltweit. Ebenfalls dort befindet sich der
größte europäische Standort des Haarkosmetikkonzerns Kao mit Europazentrale, For-
schungszentrum sowie Produktionsstandort, in denen insgesamt rund 800 Mitarbeiter tätig
sind. In Darmstadt befindet sich auch ein Phytopharmaka-Kompetenzzentrum von Bayer,
wo neben Arzneimittelherstellung auch die Entwicklung neuer Phytopharmaka stattfindet.

Die Landeshauptstadt ist ein weiterer wichtiger Standort für Chemie und Pharma in Hessen.
Im Wiesbadener Industriepark Kalle-Albert betreiben mehrere Unternehmen Produktions-
anlagen und Forschungseinrichtungen wie z.B. der Wursthüllen- und Schwammtuchher-
steller Kalle GmbH mit über 700 Mitarbeitern, die Mitsubishi Polyester Film GmbH – ein
Hersteller von Polyesterfolien mit rund 500 Mitarbeitern, die Unternehmen der Shin Etsu-
Gruppe wie die SE Tylose GmbH & Co. KG (Hersteller von Celluloseether) ebenfalls mit
rund 500 Mitarbeitern sowie der Druckplatten-Hersteller Agfa-Gevaert Graphic Systems.
Nicht im Industriepark Kalle-Albert, aber ebenfalls in Wiesbaden, befindet sich der Sitz der
SGL Carbon SE, eines Herstellers von Produkten aus Carbon, Graphit und Verbundmate-
rialien mit über 4.000 Mitarbeitern weltweit, der in Limburg eine Tochtergesellschaft hat (Dr.
Schnabel GmbH), sowie die Dow Silicones Deutschland GmbH, die in Wiesbaden mit
rund 360 Mitarbeitern Produkte auf Siliziumbasis herstellt und ihre Unternehmenszentrale
mit rund 200 Mitarbeitern in Schwalbach am Taunus unterhält. Wiesbaden ist mit 1.600 Mit-
arbeitern auch der deutsche Hauptstandort des internationalen Konzerns Abbott, der u.a.
auf die Entwicklung und Produktion von Diagnostik und Laborsystemen, Medizintechnik und
medizinische Ernährung spezialisiert ist. Weitere Standorte von Abbott in Hessen sind
Eschborn und Wetzlar. Seit der Abspaltung des forschenden Pharmageschäfts von Abbott

4   Der Verkauf des Methacrylat-Verbunds („Plexiglas-Sparte“) des Evonik-Konzerns mit weltweit 3.900 Beschäftigten an die Beteili-
    gungsgesellschaft Advent International Corp. (USA) wurde im März 2019 beschlossen, steht aber noch unter dem Vorbehalt der
    behördlichen Genehmigung in mehreren Ländern.

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Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

befindet sich die Deutschlandzentrale dieses neuen Unternehmens AbbVie Deutschland
GmbH & Co. KG mit mehreren Hundert Mitarbeitern ebenfalls in der Landeshauptstadt.

Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Südhessen

 Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

Der Industriepark Wolfgang in Hanau ist der zweitgrößte Standort (rund 3.500 Beschäftigte)
des Evonik-Konzerns in Deutschland. Hier werden u.a. Chemiekatalysatoren, Reaktions-
harze und pharmazeutische Wirkstoffe hergestellt. Weitere Produktionsstandorte von Evo-
nik in Südhessen befinden sich in Frankfurt-Höchst, Steinau an der Straße und Bad König.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Ebenfalls zu den größten Arbeitgebern in Hessen gehört der Procter & Gamble Konzern,
für den in Hessen an insgesamt drei Standorten – Schwalbach (Unternehmenszentrale),
Groß-Gerau und Kronberg – rund 3.300 Mitarbeiter tätig sind. Hergestellt werden Produkte
aus den Bereichen Hygiene, Babypflege, Haarpflege, Zahnpflege und Rasur. Noch größer
ist der Gesundheitskonzern Fresenius mit seinen Tochterunternehmen Fresenius Kabi
(Infusionstherapie und klinische Ernährung) und Fresenius Medical Care (Anbieter von
Produkten für Patienten mit Nierenversagen). Die Unternehmensgruppe mit Zentrale in Bad
Homburg beschäftigt an sieben Standorten vornehmlich im Rhein-Main-Gebiet insgesamt
4.700 Mitarbeiter in Hessen.5 Weitere bekannte Unternehmen der Branche in Südhessen
sind der Pharmahersteller Lilly Deutschland GmbH, an dessen Hauptstandort in Bad
Homburg v.d.H. rund 900 Mitarbeiter beschäftigt sind, das Pharmaunternehmen STADA
Arzneimittel AG mit rund 1.100 Mitarbeitern in Bad Vilbel und Bad Homburg, die Biotest
AG – Spezialist für Hämatologie und Immunologie – in Dreieich (über 1.100 Mitarbeiter vor
Ort), die Engelhard Arzneimittel GmbH & Co.KG in Niederdorfelden im Main-Kinzig-Kreis
(rund 400 Mitarbeiter), die Unternehmen der DAW-Firmengruppe in Ober-Ramstadt (u.a.
Alpina Farben GmbH und CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH) mit rund
2.000 Beschäftigten in Hessen, die delta pronatura Dr. Krauss & Dr. Beckmann KG in
Egelsbach, die mit rund 200 Mitarbeitern vor Ort u.a. die „Fleckenteufel“ produziert, sowie
in Lampertheim die BASF Lampertheim GmbH (rund 500 Beschäftigte). BASF beschäftigt
auch rund 120 Mitarbeiter am Produktionsstandort für Herbizide in Frankfurt-Höchst.

Mittelhessen

Für Mittelhessen weist die amtliche Statistik 25 Betriebe der Branche aus, wovon 16 Be-
triebe mit über 1.600 Beschäftigen der Chemischen Industrie zugeordnet werden.

In Mittelhessen sind vor allem die Nachfolgegesellschaften der ehemaligen Behringwerke
in Marburg zu nennen. Die CSL Behring GmbH stellt dort Arzneimittel aus Humanplasma
und Grippeimpfstoffe her. Mit rund 2.900 Mitarbeitern ist Marburg der größte Forschungs-
und Produktionsstandort des Unternehmens, der bis zum Jahr 2020 mit Investitionen in
dreistelliger Millionenhöhe erweitert wird. Ein weiterer Nachfolger der Behringwerke ist der
Impfstoffhersteller GSK Vaccines GmbH mit über 1.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen
baut derzeit die Produktionsanlagen für Impfstoffe vor Ort weiter aus. Ein Bekenntnis zum
Standort hat auch Novartis Manufacturing GmbH gemacht: Nach einem Umbau der Pro-
duktionsanlagen werden dort nun monoklonale Antikörper hergestellt, die u.a. bei der Be-
handlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden. Ebenfalls am Standort der früheren
Behringwerke unterhält die Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH mit rund
1.000 Mitarbeitern ihren größten Produktionsstandort in Europa. Zudem sind die bereits bei
Südhessen erwähnten Unternehmen Fresenius, Abbott und SGL Carbon (Dr. Schnabel
GmbH) mit Standorten in Mittelhessen vertreten.

5   Ohne die Klinikbetriebe von Fresenius Helios mit weiteren rund 4.000 Mitarbeitern in Hessen.

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Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Mittel-
hessen

    Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

Nordhessen

In Nordhessen zählt die Chemische Industrie gemäß amtlicher Statistik 19 Betriebe mit rund
5.500 Beschäftigten, der Pharmazeutischen Industrie werden 2 Betriebe zugeordnet.

In Nordhessen ist insbesondere die B. Braun Melsungen AG in Melsungen zu nennen.
Das Unternehmen zählt in Hessen rund 7.400 Mitarbeiter (einschließlich des Einmalsprit-
zenherstellers ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH in Bad Arolsen sowie eines weiteren
Standorts in Spangenberg). Der Schwerpunkt der B. Braun Melsungen AG liegt auf der
Medizintechnik,6 die naturgemäß in engem Zusammenhang mit Pharma zu sehen ist. So
gehören z.B. auch Infusionslösungen zur Produktpalette von B. Braun. Ebenfalls in Melsun-
gen hat die Solupharm Pharmazeutische Erzeugnisse GmbH ihren Sitz, deren mehr als
400 Mitarbeiter in der Lohnfertigung steriler Arzneimittel tätig sind. In Bad Hersfeld betreibt
The FilamentFactory GmbH ein Werk für Industriefasern und -gewebe mit rund 400 Be-
schäftigten. Dort befindet sich auch ein weiterer Standort von Fresenius. In Wildeck im

6     Das Unternehmen wird wirtschaftszweigsystematisch folglich nicht bei Chemie und Pharma erfasst.

12
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Landkreis Hersfeld-Rotenburg und im benachbarten Gerstungen in Thüringen ist die zur
DAW Gruppe gehörende Alsecco GmbH (insgesamt rund 360 Beschäftigte) tätig, die Fas-
sadendämmsysteme herstellt.

Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Nordhessen

 Quelle: Recherchen der Hessen Agentur, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH.

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Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Umsatz

Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen erwirtschaftete 2017 einen Um-
satz in Höhe von 26,2 Mrd. Euro. Dies ist knapp ein Viertel (22,7 %) des gesamten Umsat-
zes der hessischen Industrie und 13,4 % des Umsatzes der Branche bundesweit. Damit ist
Hessen nach Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz der drittgrößte Produktionsstandort
der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Deutschland. Bei getrennter Betrach-
tung von Chemie und Pharma entfallen auf die Chemische Industrie 14,6 Mrd. Euro und auf
die Pharmabranche 11,6 Mrd. Euro des Umsatzes. Im Hinblick auf den Pharmaumsatz ist
Hessen der Spitzenreiter unter den Bundesländern, hinsichtlich des Chemieumsatzes be-
legt Hessen 2017 den vierten Rang nach Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bay-
ern.

Die Chemische Industrie in Deutschland weist nach der VR China und den USA den dritt-
größten Anteil (4,5 %) am Weltumsatz 2017 auf.7 Damit ist Deutschland vor Frankreich
(2,1 %) mit Abstand der größte Standort in der EU. Für die Pharmabranche lautet die Rei-
henfolge in der EU: Deutschland (4,2 %), Irland (4,1 %), Frankreich (3,1 %). Global gese-
hen entfällt auf die VR China vor den USA der größte Anteil am Weltpharmaumsatz.

Der Blick auf die Entwicklung der Branche in Hessen in den letzten Jahren zeigt, dass in
den Jahren 2012 und 2013 die hessische Chemische und Pharmazeutische Industrie –
sowohl im Vergleich zur hessischen Industrie als auch zur Branche bundesweit – über-
durchschnittliche Umsatzzuwächse erwirtschaftete, für die im Wesentlichen die Chemie-
sparte verantwortlich zeichnete.8 An diese hohen Wachstumsraten vermochte die Branche
2014 nicht anzuknüpfen. 2015 stand zum ersten Mal seit dem Krisenjahr 2009 für die Bran-
che ein Umsatzminus zu Buche, das auf den kräftigen Umsatzrückgang im Pharmabereich
zurückzuführen war – zweifellos ungewöhnlich für die hessische Pharmaindustrie. Hierfür
war ein Sondereffekt ausschlaggebend, der unabhängig von der Konjunktur zu sehen ist:
Zur Jahresmitte 2015 lief der Patentschutz eines vor allem im Ausland in großen Mengen
verkauften Medikaments ab, infolgedessen der Auslandsumsatz der Branche massiv abge-
nommen hat.

7    Vgl. VCI (Hrsg.): Chemiewirtschaft in Zahlen 2018, Frankfurt am Main 2018, S. 122ff.
8    Allerdings ist zu beachten, dass aufgrund der ausgeprägten Verflechtungen zwischen Chemie und Pharma – so sind zahlreiche
     Anbieter in beiden Segmenten tätig – einer isolierten Betrachtung der Umsatzentwicklung von Chemie und Pharma etwas Künstli-
     ches anhaftet.

14
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Umsatzentwicklung in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie im Verarbeitenden
Gewerbe in Hessen und Deutschland 2012 – 2017/20181

                Chemische und Pharmazeutische Industrie                                         Verarbeitendes Gewerbe

 in % zum Vorjahr                                                       in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                                  bzw. Vorjahresquartal
  20                                                                     20

  15                                                                     15

  10                                                                     10

     5                                                                    5

     0                                                                    0

     -5                                                                  -5
                                          Umsatz 2017                                                         Umsatz 2017
                                          (in Mrd. Euro):                                                     (in Mrd. Euro):
 -10                                                                    -10
                                            Hessen        26,2                                                 Hessen              115,6
                                            Deutschland 195,5                                                  Deutschland       1.893,4
 -15                                                                    -15
           2012 2013 2014 2015 2016 2017           1/18 2/18 3/18             2012 2013 2014 2015 2016 2017            1/18 2/18 3/18

                           Chemische Industrie                                            Pharmazeutische Industrie

 in % zum Vorjahr                                                       in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                                  bzw. Vorjahresquartal
  20                                                                     20

  15                                                                     15

  10                                                                     10

     5                                                                    5

     0                                                                    0

     -5                                                                  -5
                                           Umsatz 2017                                                         Umsatz 2017
                                           (in Mrd. Euro):                                                     (in Mrd. Euro):
 -10                                        Hessen            14,6      -10
                                                                                                                Hessen            11,6
                                            Deutschland      146,5                                              Deutschland       49,0
 -15                                                                    -15
           2012 2013 2014 2015 2016 2017           1/18 2/18 3/18             2012 2013 2014 2015 2016 2017            1/18 2/18 3/18

 1        Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichtskreis
          basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigten). Zudem handelt es sich bei den Quartalswerten um vorläufige Angaben.

 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

                                                                                                                                           15
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Doch bereits im Jahr 2016 konnte die hessische Pharmasparte wieder ein Plus erzielen.
Allerdings stellte sich die Umsatzentwicklung in der Chemischen Industrie ungünstig dar,
sodass in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie insgesamt betrachtet auch im
Jahr 2016 in Hessen und bundesweit das Niveau von 2015 verfehlt wurde. Erfreulicher-
weise konnte die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Jahr 2017 wie-
der ein Umsatzzuwachs erwirtschaften, der sich mit 1,1 % allerdings in engen Grenzen hielt.
Impulsgeber war summa summarum das Inland (Inlandsumsatz: +3,1 %, Auslandsumsatz:
+0,2 %) bzw. nach Sparten differenziert die Chemische Industrie mit einer Umsatzsteige-
rung von 2,2 % (Pharma: -0,3 %).

Der Blick auf die vorläufigen Ergebnisse für die ersten drei Quartale 2018 stimmt zuver-
sichtlich, dass auch für 2018 letztlich wieder ein Umsatzzuwachs für die Chemische und
Pharmazeutische Industrie – und auch jeweils für die beiden Sparten separat betrachtet –
in Hessen ausgewiesen wird. Zudem könnte das Wachstum durchaus höher ausfallen als
noch 2017.

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte

Ein beträchtlicher Teil der umfangreichen und vielfältigen Produktpalette der Chemischen
und Pharmazeutischen Industrie besteht aus Vorleistungen – sowohl für andere Wirt-
schaftszweige als auch für andere Unternehmen der Branche selbst. Bedeutende Abneh-
merbranchen sind z.B. die Kunststoffverarbeitung, die Automobilindustrie, die Verpa-
ckungsindustrie und der Bau. Die Branche stellt aber auch Verbrauchsgüter her – und zwar
nicht nur Medikamente, sondern auch Körperpflege- und Reinigungsmittel.

Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen ist – im Vergleich zur Branche
bundesweit – durch ein deutlich größeres Gewicht der Herstellung von pharmazeutischen
Erzeugnissen charakterisiert: 44,3 % des Gesamtumsatzes der Branche 2017 wurde mit
pharmazeutischen Erzeugnissen – d.h. pharmazeutische Grundstoffe, so genannte phar-
mazeutische Spezialitäten und sonstige pharmazeutische Erzeugnisse – erwirtschaftet. Auf
diese Branchensparte entfällt auf Bundesebene nur ein Umsatzanteil von 25,1 %. Hierzu
zählen nicht nur Arzneimittel, sondern z.B. auch Impfstoffe, Zubereitungen für die medizini-
sche Diagnostik und Verbandsmaterial. Im Gegenzug spielt im Bund die Produktion von
chemischen Erzeugnissen (74,9 %) eine deutlich wichtigere Rolle als in Hessen (55,7 %).
Innerhalb der Chemie zeigt sich dieser Unterschied nicht nur bei den chemischen Grund-
stoffen (Hessen: 33,7 %, Deutschland: 43,9 %) – hierzu zählen u.a. Industriegase, anorga-
nische wie auch organische Grundstoffe aller Art und Kunststoffe in Primärformen –, son-
dern auch bei den anderen Segmenten, d.h. bei der Herstellung von Zwischen- und End-
produkten durch Weiterverarbeitung chemischer Grundstoffe.

16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Chemie- und Pharmaumsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2017

                                                                                Hessen                      Deutschland
                         Herstellung von ...
                                                                       in Mio. Euro        in %        in Mio. Euro        in %
 chemischen Erzeugnissen                                                  14.623            55,7         146.505           74,9
   chemischen Grundstoffen, Düngemitteln und Stickstoff-                   8.855            33,7          93.639           43,9
   verbindungen, Kunststoffen in Primärformen und synthetischem
   Kautschuk in Primärformen
   Schädlingsbekämpfungs-, Pflanzenschutz- u. Desinfektionsmitteln           n.a.           n.a.           2.149             1,1
   Anstrichmitteln, Druckfarben und Kitten                                 1.183             4,5          11.257             5,8
   Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Körperpflegemitteln                       726             2,8          13.233             6,8
   sowie von Duftstoffen
   sonstigen chemischen Erzeugnissen                                       2.721            10,4          23.957           12,3
   Chemiefasern                                                              n.a.           n.a.           2.270             1,1
 pharmazeutischen Erzeugnissen                                            11.620            44,3          49.043           25,1
   pharmazeutischen Grundstoffen                                               65            0,3           1.372             0,7
   pharmazeutischen Spezialitäten und sonstigen pharmazeutischen          11.555            44,0          47.671           24,3
   Erzeugnissen
 Insgesamt                                                                26.243          100,0          195.549          100,0

 n.a. Zahlenwert geheim zu halten.
 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentums-
verhältnisse

Von den 26,2 Mrd. Euro Umsatz der Branche 2017 entfielen 17,8 Mrd. Euro auf den Aus-
landsumsatz, was einer Exportquote von 68,0 % (Chemie: 71,0 %, Pharma: 64,2 %) ent-
spricht. Damit ist die Branche zum einen deutlich stärker international ausgerichtet als die
hessische Industrie insgesamt (52,7 %) und zum anderen sind die Auslandsmärkte für die
Chemische und Pharmazeutische Industrie noch wichtiger als es für die Branche auf Bun-
desebene (61,7 %) der Fall ist.

Hessen exportierte im Jahr 2017 chemische und pharmazeutische Güter im Wert von
17,3 Mrd. Euro (53,1 % chemische Erzeugnisse und 46,9 % Pharma). Wichtigster Absatz-
markt für chemische Produkte ist Frankreich (793 Mio. Euro bzw. 8,6 %) vor den USA
(656 Mo. Euro bzw. 7,1 %) gefolgt von Belgien, Italien und dem Vereinigten Königreich. Im
Hinblick auf die hessischen Pharmaexporte ist die ausgesprochen hohe Bedeutung des
US-amerikanischen Marktes augenfällig: Rund ein Drittel des gesamten Exports bzw.
2,7 Mrd. Euro wird in den USA abgesetzt. Die VR China und Frankreich auf den Rängen
zwei und drei erreichen nur einen Bruchteil der Bedeutung der USA. Im Übrigen gilt für die

                                                                                                                                   17
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

hessischen Pharmaexporte in die USA wie für den hessischen Pharmaaußenhandel insge-
samt: Pharmazeutische Grundstoffe spielen lediglich eine untergeordnete Rolle, es domi-
nieren verbrauchsfertige Arzneimittel oder auch Impfstoffe und Diagnostika.

Hessischer Außenhandel1 mit chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen im Jahr 2017:
Export- und Importvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner

                                     Chemie Export                                                      Chemie Import

          Frankreich                                  8,6                             USA                                                 15,4

                USA                             7,1                             Frankreich                                         12,7

             Belgien                      6,0                                          UK                                    9,7

              Italien                     5,7                                  Niederlande                             8,1

                                                            Chemie Export                                                     Chemie Import
                  UK                      5,6               insgesamt:             Belgien                       6,6          insgesamt:
                                                            9.202 Mio. Euro                                                   6.339 Mio. Euro

                          0           5           10          15        20                     0         5             10          15        20
                                                Anteil an insgesamt in %                                             Anteil an insgesamt in %

                                     Pharma Export                                                      Pharma Import

             USA                                                33,1               USA                               21,2

        VR China               5,3                                              Schweiz                         17,8

       Frankreich              5,1                                                Irland                 11,7

               UK             3,6                                             Frankreich             8,8

                                                       Pharma Export                                                         Pharma Import
            Italien           3,5                      insgesamt:                    UK            6,3                       insgesamt:
                                                       8.115 Mio. Euro                                                       6.338 Mio. Euro

                      0         10        20          30       40      50                  0       10           20          30      40       50
                                                Anteil an insgesamt in %                                             Anteil an insgesamt in %

 1    Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren.

 2    Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Insgesamt gesehen sind 31,2 % der exportierten Fertigwaren Hessens im Jahr 2017 che-
mische (16,6 %) bzw. pharmazeutische (14,6 %) Erzeugnisse. Damit sind diese zusam-
mengefasst hessische „Exportschlager“ schlechthin, belegen aber auch in getrennter Be-
trachtung beim Export Hessens die ersten beiden Ränge unter allen Fertigwarengruppen.

Im Gegenzug importierte Hessen 2017 Erzeugnisse der Chemischen und Pharmazeuti-
schen Industrie für insgesamt 12,7 Mrd. Euro. Davon entfiel jeweils die Hälfte auf chemi-
sche und auf pharmazeutische Erzeugnisse. Das bedeutendste Herkunftsland für chemi-
sche Erzeugnisse waren 2017 die USA (975 Mio. Euro) vor Frankreich (805 Mio. Euro),
wobei über die Hälfte der aus Frankreich importierten Produkte aus Duftstoffen und Körper-
pflegemitteln besteht. Bei Pharmazeutika führen die USA (1,4 Mrd. Euro) vor der Schweiz
(1,1 Mrd. Euro) die Rangliste an. Beachtenswert ist der dritte Rang Irlands – Ausdruck des
großen Stellenwerts als europäischer Pharmastandort. 17,8 % der gesamten hessischen
Einfuhr von Fertigwaren sind chemische (8,9 %) und pharmazeutische (8,9 %) Produkte.

Neben dem Außenhandel stehen auch die Direktinvestitionen9 für die Einbindung einer
Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im
Ausland – bzw. umgekehrt ausländischer Investoren in Hessen – sind zahlreich und zu-
gleich vielfältig. Sozusagen die klassischen Motive für Direktinvestitionen sind zum einen
die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor
Ort und zum anderen die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture),
um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme eines Konkurrenten
im Ausland oder die Beteiligung eines ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen
Unternehmen sind Direktinvestitionen.

Zwar gibt es in Zeiten der Globalisierung kaum noch eine Branche, die nicht grenzüber-
schreitend investiert. Die heimische Chemische und Pharmazeutische Industrie ist aller-
dings in besonders hohem Maße mit dem Ausland verflochten, wie die Angaben über die
wechselseitigen Direktinvestitionen zeigen: Zum Jahresende 2016 waren ausländische In-
vestoren mit einem Betrag von insgesamt 4,8 Mrd. Euro an der Chemischen (1,8 Mrd. Euro)
und Pharmazeutischen (3,0 Mrd. Euro) Industrie Hessens beteiligt, wovon gut zwei Drittel
Investoren aus Europa zuzurechnen sind.

Die Branche bzw. der Standort Hessen ist nicht nur attraktiv für ausländische Investoren,
sondern die Branche investiert selbst in hohem Maße im Ausland. So wird der Direktinves-
titionsbestand der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Hessens im Ausland zum
Jahresende 2016 mit 6,3 Mrd. Euro – 4,8 Mrd. Euro Pharma und 1,5 Mrd. Euro Chemie –
angegeben. Die Chemische wie auch die Pharmazeutische Industrie ist dabei auf allen

9   Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von 10 %
    oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der
    wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bi-
    lanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank.

                                                                                                                                 19
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Kontinenten engagiert, wobei jeweils rund die Hälfte der Direktinvestitionen auf Europa ent-
fällt.

Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen geben
ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Chemischen und Pharmazeutischen In-
dustrie. Die der Tabelle vorangestellte Grafik vermittelt anhand der Flaggen einen ersten
optischen Eindruck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländi-
schem Eigentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Unter den zahl-
reichen ausländischen Investoren, die gut die Hälfte der Unternehmen stellen, sind zuvor-
derst die USA zu nennen. Dabei ist zu beachten, dass die zum Teil komplexen Verflech-
tungen – so z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unter-
nehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – bisweilen eine ein-
deutige Aussage erschweren. Zu dieser Perspektive des investiven Engagements in der
Tabelle tritt naturgemäß noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen
Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort
z.B. Produktionsstätten.

Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie
in Hessen

                                                                                                    Sitz Unternehmen bzw.
 Unternehmen                                             Konzernmutter
                                                                                                    Sitz Konzernmutter
 Abbott Konzern                                          Abbott Laboratories Inc.                   USA
 AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG                        AbbVie Inc.                                USA
 Agfa-Gevaert Graphic Systems GmbH                       Agfa-Gevaert N.V.                          Belgien
 Allessa GmbH                                            International Chemical Investors S.E.      Luxemburg
 Alpina Farben GmbH, alsecco GmbH,                       Deutsche Amphibolin-Werke von
                                                                                                    Deutschland
 CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH                  Robert Murjahn (DAW) SE (Familienbesitz)
 BASF Lampertheim GmbH                                   BASF SE (börsennotiert)                    Deutschland
 Bayer CropScience AG                                    Bayer AG (börsennotiert)                   Deutschland
 B. Braun Melsungen AG                                   Familienbesitz                             Deutschland
 Biotest AG                                              Creat Group Corporation Ltd.               VR China
 Celanese Gruppe                                         Celanese Corp.                             USA
 Clariant Gruppe                                         Clariant AG (börsennotiert)                Schweiz
 Coty Germany GmbH                                       Coty Inc.                                  USA
 CSL Behring GmbH                                        CSL Ltd.                                   Australien
 Delta pronatura Dr. Krauss & Dr. Beckmann KG            Familienbesitz                             Deutschland
 Dow Silicones Deutschland GmbH                          DowDuPont Inc.                             USA

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

                                                                                                       Sitz Unternehmen bzw.
 Unternehmen                                    Konzernmutter
                                                                                                       Sitz Konzernmutter
 Dr. Schnabel GmbH                              SGL Carbon SE (börsennotiert)                          Deutschland
 Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG           Familienbesitz                                         Deutschland
 Evonik-Konzern                                 börsennotiert, mehrheitlich RAG Stiftung               Deutschland
 Fresenius SE & Co. KGaA                        börsennotiert, überwiegend Streubesitz                 Deutschland
 GSK Vaccines GmbH                              GlaxoSmithKline plc                                    Vereinigtes Königreich
 Kalle GmbH                                     mehrheitlich Clayton, Dubilier & Rice                  USA
 Kao Germany GmbH, Kao Manufacturing
                                                Kao Corporation                                        Japan
 Germany GmbH, Guhl Ikebana GmbH
 Kuraray Europe GmbH                            Kuraray Co. Ltd.                                       Japan
 Lilly Deutschland GmbH                         Eli Lilly and Company                                  USA
 LyondellBasell /Basell Polyolefine GmbH        LyondellBasell Industries N.V.                         Niederlande
 Merck KGaA                                     börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz             Deutschland
 Merz Gruppe                                    Familienbesitz                                         Deutschland
 Mitsubishi Polyester Film GmbH                 Mitsubishi Chemical Holdings Corp.                     Japan
 Novartis Manufacturing GmbH                    Novartis AG                                            Schweiz
 Procter & Gamble                               Procter & Gamble Corp.                                 USA
 Sanofi-Aventis Deutschland GmbH                Sanofi S.A.                                            Frankreich
 SE Tylose GmbH & Co. KG                        Shin-Etsu Chemical Co. Ltd.                            Japan
 SGL Carbon SE                                  börsennotiert, größter Aktionär SKion GmbH             Deutschland
 Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH   Siemens AG (börsennotiert)                             Deutschland
 Solupharm Pharmazeutische Erzeugnisse GmbH     Familienbesitz                                         Deutschland
 STADA Arzneimittel AG                          börsennotiert, überwiegend Streubesitz                 Deutschland
 The FilamentFactory GmbH                       Familienbesitz                                         Deutschland
 WeylChem Gruppe                                International Chemical Investors S.E.                  Luxemburg

 Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Forschung und Entwicklung

Forschung und Entwicklung (FuE) kommt eine wesentliche Rolle für die Branche zu, denn
Produkt- und Prozessinnovationen sind von entscheidender Bedeutung, um sich im natio-
nalen und internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Einen ersten Eindruck der
FuE-Aktivitäten der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie vermitteln die nachfol-
genden Angaben:

                                                                                                                                21
Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen

Gemäß ZEW10 wurden deutschlandweit in der Chemieindustrie 16 % des Branchenumsat-
zes und in der Pharmaindustrie 21 % des Umsatzes mit Produktinnovationen erwirtschaftet
(2017). Dabei konnten 74 % der Pharmahersteller und 64 % der Chemieunternehmen er-
folgreich neue Produkte oder Prozesse einführen. Dieser Anteil – die so genannte Innova-
torenquote – der Pharmaindustrie ist in der jährlichen Erhebung des ZEW die höchste In-
novatorenquote aller Branchen.

Nach den aktuellen Angaben der zweijährlichen Erhebung des Stifterverbandes Wissen-
schaftsstatistik, die auch Daten für Bundesländer ermittelt, hat 2015 die Chemische Indust-
rie in Forschungsstätten in Hessen 545 Mio. Euro für FuE aufgewendet, die Pharmabranche
980 Mio. Euro.11 Damit entfallen 21 % der FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie auf
die hiesige Pharmazeutische Industrie. Dies bedeutet den zweiten Rang hinter der Auto-
mobilindustrie (1,7 Mrd. Euro bzw. 38 %). Im Bundesländervergleich liegen die FuE-Auf-
wendungen nur in der Pharmaindustrie Nordrhein-Westfalens mit 1,1 Mrd. Euro höher als
in Hessen.

Geforscht wird nicht nur bei Großunternehmen wie Sanofi im Industriepark Höchst oder
Merck in Darmstadt, sondern auch im Mittelstand. Speziell kleine und mittlere Unternehmen
aus dem Bereich Life Sciences finden im FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnolo-
gie eine maßgeschneiderte Infrastruktur sowie Initiativen und Netzwerke vor. Im Jahr 2002
gegründet, wurde das FIZ bereits mehrfach erweitert und bietet mittlerweile für rund 700
Beschäftigte Laborflächen und Büros. Nicht zuletzt im Kontext der Vernetzung ist auch das
House of Pharma & Healthcare in Frankfurt am Main anzuführen. Über die branchenspezi-
fische und interdisziplinäre Vernetzung hinaus hat es u.a. die Aufgabe, präkompetitive Ko-
operationen für die Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel zu katalysieren. Damit
hilft es Wissenschaft und Wirtschaft Forschungsressourcen optimal einzusetzen, Parallel-
forschung zu vermeiden und zügig zu anwendbaren Ergebnissen zu kommen.

Anzahl und Renommee der Forschungseinrichtungen in Hessen tragen zur großen Bedeu-
tung Hessens als Chemie- und Pharmastandort bei. Zu nennen sind beispielsweise

   das Klinikum und die Fachbereiche Biochemie, Chemie und Pharmazie der Goethe-
    Universität Frankfurt am Main mit insgesamt zehn Instituten einschließlich zweier
    LOEWE-Zentren. So hat die Medizinische Klinik III die Federführung des LOEWE-Zent-
    rums CGT für Zell- und Gentherapie Frankfurt inne. Gemeinsam mit Partnern wird dort
    an grundlegenden Fragen zur Regulation von Stammzellen und Immunzellen ge-
    forscht, die mit gentechnischen Methoden für therapeutische Zwecke nutzbar gemacht
    werden sollen. Das Institut für Klinische Pharmakologie ist federführend beim LOEWE-

10 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Chemieindustrie, und ZEW Branchenreport Innovationen – Pharmaindustrie,
   Mannheim 2019.
11 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwen-
   dungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen.

22
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

  Zentrum für Translationale Medizin und Pharmakologie TMP, an dem gemeinsam mit
  Partnern daran geforscht wird, die Entwicklungskosten für Arzneimittel zu senken. Ei-
  ner dieser Partner ist der Institutsteil Translationale Medizin und Pharmakologie des
  Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME. Aus dem
  Zentrum soll mittelfristig das erste Frankfurter Fraunhofer-Institut entstehen.

 das Klinikum und die Fachbereiche Chemie (acht Fachgebiete) und Pharmazie (fünf
  Institute) der Philipps-Universität Marburg, wobei der Fachbereich Pharmazie auf die
  weltweit längste Fachgeschichte zurückblicken kann, denn im Jahre 1609 wurde in
  Marburg der erste Lehrstuhl für Chymiatrie eingerichtet. Die Universität ist auch feder-
  führend im LOEWE-Zentrum SYNMICRO (LOEWE-Zentrum für synthetische Mikrobi-
  ologie), wo zusammen mit dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie
  (ebenfalls in Marburg) daran geforscht wird, Mikroorganismen mit maßgeschneiderten
  Eigenschaften auszustatten. Mögliche Anwendungsbereiche sind die Entwicklung
  neuer Arzneimittel und Feinchemikalien oder die Produktion von Biokraftstoffen aus
  Holz und Stroh.

 das Klinikum und der Fachbereich Biologie und Chemie der Justus-Liebig-Universität
  Gießen mit knapp 20 Instituten (davon fünf im Fachgebiet Chemie). An der Universität
  befindet sich auch das Institut für Insektenbiotechnologie, das die Leitung des LOEWE
  Zentrums für Insektenbiotechnologie & Bioressourcen (ZIB) innehat. In Kooperation
  mit Partnern wird in zahlreichen Forschungsgruppen an der Entwicklung neuer Pro-
  dukte und Dienstleistungen basierend auf Insekten (Insektenbiotechnologie bzw. gelbe
  Biotechnologie) gearbeitet. Aus dem LOEWE-Zentrum soll ein Fraunhofer-Institut für
  Bioressourcen am Standort Gießen entstehen – das zugehörige Institutsgebäude soll
  Mitte des Jahres 2019 fertiggestellt sein. Die Justus-Liebig-Universität hat auch die
  Gesamtleitung des LOEWE-Zentrums DRUID (Novel Drug Targets against Poverty-
  Related and neglected Tropical Infectious Diseases) inne, das sich zusammen mit Part-
  nern der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten widmet.

 der Fachbereich Chemie der Technischen Universität Darmstadt mit sechs Fachgebie-
  ten in drei Instituten. Das dort angesiedelte Gemeinschaftslabor mit der Merck KGaA
  (MerckLab) steht beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirt-
  schaft in Sachen Forschung. Das Labor erforscht u.a. kostengünstige Verfahren zur
  Diagnose von Krankheitserregern sowie Optimierungen im Bereich instrumentenloser,
  analytischer Nachweismethoden.

 der Fachbereich Chemie- und Biotechnologie der Hochschule Darmstadt.

 vier Max-Planck-Institute: Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad
  Nauheim, Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg, Max-Planck-

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