SIW 17/2018: Ende der Korrektur? - Smart Investor

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SIW 17/2018: Ende der Korrektur? - Smart Investor
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                            SIW 17/2018: Ende der Korrektur?
Author : Ralph Malisch

Sehen, was ist

Um es gleich vorwegzunehmen, mit Charts kann man nicht in die Zukunft sehen. Aber sie sind ein hervorragendes
Instrument für eine Bestandsaufnahme der bisherigen Entwicklung von Angebot und Nachfrage. Warum die
Vergangenheit für eine Anlageentscheidung wichtig sein soll erschließt sich dennoch nicht auf den ersten Blick.
Wäre die Entwicklung zufällig („Random Walk“), dann wäre die Betrachtung vergangener Kurse tatsächlich in etwa
so sinnvoll, wie die Analyse vergangener Lottozahlen. Jedoch sind an den Märkten immer wieder Trends und auch
Trendumkehren zu beobachten, und da tun wir uns schwer, darin nur das Wirken einer rein zufälligen Abfolge von
Kauf- und Verkaufsentscheidungen voneinander unabhängig agierender Anleger zu sehen. Gewiss, den Aspekt
des Zufalls gibt es auch, aber eben nicht ausschließlich. Unabhängig voneinander agieren die Anleger schon
deshalb nicht, weil alle die gleiche Kursinformationen und im Wesentlichen auch die gleichen Nachrichten erhalten.
Dennoch reagieren nicht alle auf die gleiche Weise, denn zwischen dem Input von Nachrichten oder Kursen auf
der einen Seite und dem Output von Handelsentscheidungen auf der anderen finden
Informationsverarbeitungsprozesse statt, die eben nicht gleichgerichtet sind. Das Bild von der „Selbsterfüllenden
Prophezeiung“ greift also zu kurz. Selbst wenn Anleger reine Reiz-Reaktions-Automaten wären, reagieren sie
doch immer noch unterschiedlich. Ansonsten würde es mit dem Börsenhandel auch einigermaßen schwierig.

Mehr als tausend Worte

Zwar kann man auch ohne einen Blick auf Charts zu guten Anlageentscheidungen kommen, aber das was in
Charts zu sehen ist, hat ganz grundsätzlich eine andere Qualität als das, was ein Analyst, oder auch ein Journalist
schreibt. Ein Chart ist die Aufzeichnung erfolgter Transaktionen. Da haben Menschen Geld in die Hand genommen
und dieses Geld im Sinne ihrer Entscheidung eingesetzt. Sie haben, wie es der bekannte Buchautor Nassim Taleb
in seinem neuesten Werk beschreibt „Skin in the game“, sie riskieren also ihre eigene Haut. Und das hat in der Tat
eine vollkommen andere Qualität als ein paar schöne Worte im Börsenbericht. Abgesehen davon weiß ja bereits
der Volksmund, dass ein Bild oft mehr als tausend Worte sagt. Gehen wir also „in medias res“.

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Schmerzen in der Schulter

Für deutsche Aktienanleger ist naturgemäß meist der DAX von großem Interesse. Dieser hatte in den vergangenen
Wochen einen eindrucksvollen Zwischenspurt um knapp 1.000 Punkte von seinem Zwischentief bei rund 11.720
Punkten hingelegt. Bei ca. 12.650 Punkten war denn jedoch Schluss. Auf diesem Niveau verlief übrigens auch die
viel beachtete 200-Tage-Linie (vgl. Abb. rote Linie). Nachdem sich die Anleger hier zweimal hintereinander die
Zähne ausgebissen hatten, gaben sie erst einmal klein bei. Die Schwächeneigung der letzten Tage ist vor dem
Hintergrund des übergeordneten Bildes nicht wirklich überraschend. Demnach waren die knapp 1.000
Aufwärtspunkte nämlich lediglich eine technische Reaktion auf den vorangegangenen Abwärtsimpuls, die nun
ausgelaufen ist. Denn noch immer befindet sich der DAX in einer Formation, die sich in der Rückschau einmal als
eine große Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation (SKS) herausstellen könnte (vgl. Abb., schwarze
Markierungen). Noch ist es aber nicht so weit: Die Nackenlinie (schwarz) wurde bislang nicht nachhaltig
durchbrochen und der Aufwärtstrend (grün) ist noch immer intakt. Wir registrieren bislang nur eine gewisse
Schwächeneigung und eine veränderte Charakteristik des Marktes im Vergleich zu den vorangegangenen Hausse-
Jahren. Ob sich letztlich konkret eine SKS-Formation herausbilden wird, können wir natürlich nicht sagen, aber es
riecht nach einer Distributionsphase. Und eine solche Distribution bildet das Gegenstück zur Akkumulation, bei der
das „smart money“ Aktien nach einem Ausverkauf regelmäßig zu Tiefstkursen einsammelt (akkumuliert), um diese
dann während der anschließenden Hausse zu halten. Sowohl von der zeitlichen Ausdehnung der zurückliegenden
Hausse als auch von der Ausprägung der Kursgewinne, wäre es nicht überraschend, wenn sich das „smart
money“ nun temporär aus dem Markt zurückziehen sollte, um die Stücke später beim breiten Publikum wieder
einzusammeln – zu deutlich niedrigeren Kursen.

Während wir uns also beim DAX noch in der rechten Schulter einer mutmaßlichen SKS-Formation befinden – und
uns dort durchaus noch ein Weilchen aufhalten können –, wurde diese Formation bei einigen europäischen
Dauerläufer-Aktien bereits „erfolgreich“, und das heißt nach unten, abgeschlossen. Welche das sind, lesen Sie im
neuen Smart Investor 5/2018, der gestern Abend in Druck gegangen ist und zum Wochenende erscheint.

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Stotternde Technologie

Ebenfalls ein Index, der großes, eigentlich sogar noch ein viel größeres Anlegerinteresse auf sich zieht, ist der
NASDAQ100. Da ist alles vertreten, was in der US-Technologieszene Rang und Namen hat bzw. für den einen
oder anderen Skandal gut ist. Da schafft es allerdings lange nicht jeder zu einer eigenen Senatsanhörung, wie
zuletzt Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Hier soll es aber ebenfalls um die technische Situation der US-
Technologie-Blue-Chips gehen. Zuletzt wurde auch der NASDAQ100 von stärkeren Schwankungen gebeutelt.
Nicht nur, dass es seit Januar 2018 nicht mehr nennenswert und schon gar nicht mehr im zuvor gewohnten Tempo
vorangeht, die Schwankungsbreite des Marktes hat seitdem erheblich zugenommen. Zwischen den
charakteristischen Hochs und Tiefs des laufenden Jahres liegen jeweils Niveauunterschiede von rund 10%.
Zynisch könnte man anmerken, dass die Anleger wenigstens etwas Nervenkitzel für ihr Geld bekommen haben.
Andererseits ist die technische Verfassung des NASDAQ100 derzeit noch deutlich besser als die des DAX. Am
leichtesten kann man dies an der 200-Tage-Linie ablesen, die weiterhin klar aufwärtsgerichtet ist. Zudem verläuft
der Kurs oberhalb dieses wichtigen Durchschnitts. Auch der Aufwärtstrend (vgl. Abb., grüne Linie) liegt noch ein
gutes Stück vom Kurs entfernt und ist derzeit nicht akut gefährdet. Betrachtet man den Aufwärtstrend der letzten
Jahre zudem etwas genauer, dann stellt man fest, dass die starken Trendphasen immer wieder von Phasen
erhöhter Volatilität unterbrochen wurden (vgl. Abb. gelbe Markierungen). Letztlich setzte sich der Aufwärtstrend
nach solchen Unsicherheitsphasen aber stets wieder durch. Die aktuelle Unsicherheitsphase ist bei Betrachtung
der Verteilung sogar fast schon überfällig gewesen. Sie alleine ist also kein Grund zur Besorgnis. Allerdings muss
man an dieser Stelle auch festhalten, dass der Reifegrad des Trends doch ganz erheblich ist und die Bewertungen
mancher Unternehmen der Wirklichkeit weit vorausgeeilt sind. Zudem lehrt die Erfahrung, dass noch jeder Trend
irgendwann endet, ein Tag der unaufhaltsam näher rückt. Ob es allerdings diesmal schon so weit sein wird, lässt
sich anhand des Chartbilds aktuell nicht mit Bestimmtheit sagen. Wachsamkeit war jedoch noch nie ein Fehler, an
den Märkten schon gar nicht.

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Heimliche Bodenbildung

Die große Enttäuschung des abgelaufenen Jahres war die Kursentwicklung des US-Dollar. Während zu
Jahresanfang 2017 mit vielen guten Argumenten ein Wiedererstarken der amerikanischen Währung für
wahrscheinlich gehalten wurde, trat das genaue Gegenteil ein. Offenbar helfen die besten Argumente wenig, wenn
es sich um einen „crowded trade“ handelt, also einen, in dem bereits mehr Marktteilnehmer engagiert sind, als
einem ordentlichen Trend zuträglich sein kann. Und während sich die Händler im Laufe des Jahres nach und nach
von der Idee eines starken Dollars verabschiedeten, machte die US-Devise wiederum, was sie wollte – sie
stabilisierte sich. Vorangegangene Enttäuschungen sind ein ziemlich guter Nährboden für eine positive
Entwicklung. Und da bei Währungen immer auch mindestens eine große Theorie im Markt ist, warum es nur auf-
bzw. abwärts gehen kann, sollte man auf diese Theorien nicht allzu viel geben und stattdessen lieber beobachten,
was tatsächlich passiert. Und das wiederum sieht man im Chart. Dort kann man sich seine Arbeitshypothese
bilden, die schlimmstenfalls von der weiteren Kursentwicklung widerlegt wird. In jedem Fall trennt man sich von
einer solchen Hypothese regelmäßig leichteren Herzens als von einer großen Theorie. Im US-Dollar könnte sich an
die laufende Bodenbildung gegenüber dem Euro tatsächlich ein Ausbruchsversuch anschließen. Das würde
zumindest all jene überraschen, deren große Theorie darin besteht, dass US-Präsident Trump einen schwachen
Dollar als Waffe im Handelskonflikt instrumentalisiert. Für Goldanleger wäre eine neue Dollar-Stärke allerdings ein
Wermutstropfen: Während das gelbe Metall im vergangenen Jahr nicht wirklich von der Dollarschwäche profitieren
konnte, steht zu befürchten, dass Gold aufgrund des bekannten Antagonismus zwischen Gold und Dollar dann
Gegenwind bekäme.

Musterdepot Aktien & Fonds

Im Bereich „Highlights/Musterdepot“ auf unserer Homepage berichten wir heute über einen neuen Kauf. Sie
können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die letzten Wochentransaktionen
verschaffen.

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Über besseres Geld

Noch einmal dürfen wir Ihnen die 9. Mark Banco Anlegertagung am 2. Juni 2018 ans Herz legen. Das Institut für
Austrian Asset Management (IfAAM) lädt dieses Jahr unter dem Motto „Auf der Suche nach dem besseren Geld –
Von der Mark Banco bis zu Krypto“ ins Museum für Hamburgische Geschichte nach Hamburg ein. Nutzen Sie die
Gelegenheit und lassen Sie sich aus erster Hand von namhaften Experten über Alternativen zum heutigen Fiat-
Money-System informieren. Diese Informationen können Ihrer finanziellen Gesundheit schon in wenigen Jahren
höchst zuträglich sein. Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie im Übrigen hier. Und da wir die Suche nach
besserem Geld aus voller Überzeugung unterstützen, sind wir bei dieser Veranstaltung auch Kooperationspartner
des IfAAM. Für Sie heißt das konkret, dass sie als Abonnent des Smart-Investor-Magazins im Rahmen des
„Friends & Family“-Programm einen satten Rabatt von 50 EUR erhalten. Zudem wird SI-Chefredakteur Ralf Flierl
wieder zum Gedankenaustausch mit Ihnen vor Ort sein.

Nähere Informationen zur Veranstaltung und das Anmeldeformular finden Sie hier.

Fazit

Unsere heutige Chart-Durchsicht zeigt insbesondere beim DAX ein negatives Bild. Der NASDAQ100 erscheint trotz
der jüngsten Kursturbulenzen robuster.

Ralph Malisch, Ralf Flierl

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Ein mit “*“ gekennzeichnetes Wertpapier wird zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Publikation oder der Smart
Investor Printausgabe von mindestens einem Mitarbeiter der Redaktion gehalten.
[https://www.smartinvestor.de/interessenskonflikt])

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                                   Die Charts wurden erstellt mit TradeSignal von www.tradesignal.de und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik
                                   erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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