Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...

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Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
JANUAR 2019

              Soja-Report
              Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU
              auf nachhaltige und agrarökologische Weise
              angekurbelt werden?
              Die Bedeutung eines EU-weiten Eiweißplans
Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
INHALTSVERZEICHNIS — SOJA-REPORT

                                                                                                                      Inhaltsverzeichnis
                                                 BUND
                                           Freunde der Erde                                                             1   Einleitung                                                           04
                                     Friends of the Earth Germany
                                        Kaiserin-Augusta-Allee 5
                                              10553 Berlin                                                                                                                                       06
                                                                                                                        2   Die steigende EU-Nachfrage nach Fleisch
                                             www.bund.net
                                                                                                                            Massiver Anstieg der Fleischproduktion prognostiziert                07
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland           umwelt- und klimafreundlichen Landwirtschaft.                     Die Abhängigkeit der EU von Sojaimporten                             09
e. V. (BUND) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger      Der BUND ist mit über 593.000 Mitgliedern
Verband, der auf regionaler, nationaler und               und Unterstützer*innen einer der größten
internationaler Ebene arbeitet. Der BUND setzt sich       Umweltverbände Deutschlands. Wir verstehen uns
für den Schutz der Natur und Umwelt ein – damit           als treibende gesellschaftliche Kraft für ökologische         3   Die Kehrseite der Sojaexpansion                                      10
die Erde für alle, die auf ihr leben, bewohnbar bleibt.   Erneuerung mit sozialer Gerechtigkeit. Mit 16
Wir engagieren uns für eine bäuerlich-ökologische         Landesverbänden und über 2.000 lokalen Gruppen                    Soja, Landnahme und Menschenrechtsverletzungen                       11
Landwirtschaft, gesunde Lebensmittel, für den             ist der BUND im ganzen Land aktiv und erreichbar.
Schutz des Klimas, der Wälder und des Wassers,            Der BUND ist Mitglied des internationalen Netzwerks               Soja und die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)                           11
für den Ausbau regenerativer Energien und für             Friends of the Earth International (FoEI) und hat
bedrohte Arten. Wir fordern den zügigen Umbau der         Partnerorganisationen in rund 70 Ländern.
Nutztierhaltung sowie eine Agrarwende hin zu einer
                                                                                                                        4   Eiweißpflanzenproduktion in Europa                                   12

                                                                                                                            EU-Eiweißpflanzen                                                    13
                                                                                                                            Wer investiert in europäischen Sojaanbau?                            13
                                  Recherche: Sophie Colsell
                     Redaktion: Adrian Bebb, Stanka Becheva, Katrin Wenz                                                    Eine Bedrohung für bäuerliche Betriebe                               14
                                    Lektorat: Haidy Damm
                                 Gestaltung: Capucine Simon
                                 Übersetzung: Utku Mogultay                                                             5   Produktionsmethoden im Interesse von Landwirt*innen		                16
                                                                                                                            und Umwelt
                                                                                                                            Nachhaltigkeit, Agrarökologie und Ernährungssouveränität             17
                                                                                                                            Weniger Soja, mehr Leguminosen                                       17

             Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwor-
             tung für den Inhalt dieser Publikation trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die     6   Politikempfehlungen                                                  21
             weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
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EINLEITUNG — SOJA-REPORT

    Einleitung                                               Während die Einfuhren aus den USA zuletzt abgenommen
                                                             haben, wurde Soja in den vergangenen Jahren
    Soja macht rund 40 Prozent des EU-weiten                 überwiegend aus Südamerika importiert – vor allem
    Eiweißverbrauchs aus. 95 Prozent davon wird aus          aus Brasilien, Paraguay und Uruguay.2 Die Folgen des
    Drittländern1 importiert. Soja ist damit ein
    Schlüsselfaktor für die Massenproduktion von
                                                             Sojaanbaus in diesen Ländern sind Waldabholzung,
    Fleisch- und Milcherzeugnissen innerhalb eines ständig   Landnutzungskonflikte und Umweltverschmutzung.
    wachsenden Nutztiersektors.
                                                             Inzwischen gibt es eine Reihe von Initia-      der Soja-Erklärung rufen die EU-Mitglied-
                                                             tiven, die darauf abzielen, die Produktion     staaten deshalb zu Maßnahmen auf, die zu
                                                             von Pflanzeneiweiß in Europa anzukurbeln –     einer verbesserten Nutzung von Soja füh-
                                                             dazu zählt die Europäische Soja-Erklärung3,    ren, und sie machen es sich zur Aufgabe, die
                                                             die im Juli 2017 von 14 EU-Mitgliedstaaten     EU-Bürger*innen zu einer Ernährungsweise
                                                             unterzeichnet wurde. Die EU-Kommission         zu bewegen, die stärker auf pflanzlicher
                                                             führte zudem eine Marktanalyse durch, die      Kost basiert.
                                                             das Steigerungspotential für die Produk-
                                                             tion von Pflanzeneiweiß in der EU bewer-       Der BUND und sein Dachverband Friends of
                                                             tet.4 Auch die Bundesregierung ist aktiv       the Earth Europe (FoEE) begrüßen es, dass
                                                             geworden und hat eine Eiweißstrategie          in der Soja-Erklärung die weitreichenden
                                                             geplant, um die Wettbewerbsnachteile           Probleme anerkannt werden, die mit den
                                                             heimischer Eiweißpflanzen zu verringern.       großflächigen industriellen Sojaplantagen
                                                             Forschungslücken sollen geschlossen und        in Exportländern einhergehen, und dass
                                                             erforderliche Maßnahmen in die Praxis          darin die Abhängigkeit der EU von impor-
                                                             umgesetzt werden.5 Ein erster Schritt in die   tiertem Soja thematisiert wird. Der BUND
                                                             richtige Richtung.                             unterstützt außerdem die Empfehlung für
                                                                                                            eine Förderung regionaler Leguminosen
                                                             Die an der Soja-Erklärung beteiligten          als Tierfutter – eine Empfehlung, die Teil
                                                             EU-Mitgliedsstaaten haben die globalen         des Plans ist, die Entwicklung nachhaltiger
                                                             Umweltherausforderungen durch Soja-            und resilienter Landwirtschaft zu fördern.7
                                                             plantagen aufgezeigt, darunter den Verlust     Die Soja-Erklärung birgt jedoch auch eine
                                                             von Primärwäldern. Außerdem haben sie          Reihe problematischer Aspekte, die es
                                                             darauf hingewiesen, dass für den Großteil      genau zu untersuchen und bewerten gilt.
                                                             des importierten Sojas gentechnisch            Geschehen sollte dies unter anderem in
                                                             verändertes Saatgut verwendet wird.6 In        Hinblick auf die Eiweißstrategie der Eu-
                                                             der Soja-Erklärung betonen sie, dass die       ropäischen Kommission, die wiederum auf
                                                             hohe Abhängigkeit von Importen die EU          die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU
                                                             wirtschaftlich anfällig macht. Gleichzei-      verweist, also auf das zentrale Politikins-
                                                             tig gibt es ein wachsendes Interesse an        trument, um die Abhängigkeit der EU von
                                                             gentechnikfreien Nahrungsmitteln seitens       Importsoja zu verringern.
                                                             der europäischen Konsument*innen. Mit

4                                                                                                                                                      5
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DIE STEIGENDE NACHFRAGE NACH FLEISCH — SOJA-REPORT

    Die steigende                                               MASSIVER ANSTIEG DER FLEISCHPRODUKTION PROGNOSTIZIERT

    Nachfrage nach
                                                                Die EU ist einer der weltweit größten Konsumenten von
                                                                Fleisch- und Tiererzeugnissen – im Jahr 2017 lag der Pro-Kopf-
                                                                Konsum von Fleisch bei 68,6 Kilogramm (1,8 Kilogramm Schaf-
    Fleisch                                                     und Ziegenfleisch; 10,8 Kilogramm Rind- und Kalbfleisch; 24
                                                                Kilogramm Geflügel und 31,9 Kilogramm Schweinfleisch).9
    Es ist davon auszugehen, dass die EU-Fleischproduktion
                                                                Masttiere bekommen in der EU unterschied- wird mit Sojamehl gedeckt. Die folgende
    – infolge der großen Nachfrage innerhalb und außerhalb      liche Futtermittel, wobei Sojamehl ein wich- Grafik gibt die Zusammensetzung der Fut-
    der EU – bis zum Jahr 2030 ein Volumen von 47,5             tiger Bestandteil des Tierfutters ist. Vor allem termittel in der EU je nach Tierart wieder:
    Millionen Tonnen erreichen wird. Laut Schätzungen wird      der Eiweißanteil im Futter von Masthühnern
    der weltweite Fleischkonsum von 2017 bis 2030 dabei
    durchschnittlich um ein Prozent pro Jahr ansteigen und im   90       Millionen Tonnen

    Jahr 2030 ein Gesamtvolumen von 365 Millionen Tonnen        80
    (34,7 Kilogramm pro Kopf) erreichen, wenn nicht durch        70                                                                              Gerste
    Öffentlichkeitsarbeit und politische Rahmenbedingungen
                                                                60
    gegengesteuert wird.8                                                                                                                        Mais
                                                                50
                                                                                                                                                 Sojaschrot
                                                                40
                                                                30                                                                               Weizen

                                                                20                                                                               Sonstige

                                                                 10
                                                                  0
                                                                          Lege-         Milch-     Mast-         Mast-        Schweine
                                                                          hennen        küche      hühner        rinder

                                                                Abbildung 1: Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Agriculture and Rural Development,
                                                                EU Agricultural Outlook 2017-2030, S. 36

                                                                Das Futtermittelvolumen – und damit auch             Es ist davon auszugehen, dass die weltweite
                                                                die Anbaufläche von Soja – wird im selben            Importnachfrage nach Geflügelfleisch im
                                                                Maße ansteigen wie die Zahl von Nutztieren           Jahr 2030 bei 15,5 Millionen Tonnen und da-
                                                                zunehmen wird. Laut Prognosen wird sich              mit um 3,2 Millionen Tonnen über dem Ni-
                                                                beispielsweise die EU-Geflügelproduktion –           veau von 2017 liegen wird. Für Europa wird
                                                                infolge von steigendem Binnenkonsum und              erwartet, dass der Geflügelexport in diesem
                                                                weltweiter Nachfrage – von 2017 bis 2030             Zeitraum um 18 Prozent steigt.11
                                                                um fünf Prozent erhöhen.10

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Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
DIE STEIGENDE NACHFRAGE NACH FLEISCH — SOJA-REPORT

    DIE ABHÄNGIGKEIT DER EU VON SOJAIMPORTEN

    Die EU ist einer der größten Verbraucher          Produktion von Fleisch-, Eier- und Molke-
    von Soja und damit in hohem Maße ab-              reierzeugnissen bestimmt14 und werden in
    hängig von Importen. Genutzt wird Soja            vielen Tierhaltungsbetrieben verwendet.
    zur Erzeugung tierischer Nahrungsmit-
    tel und in der Ernährungsindustrie. Von           Der weltweite Anbau von Sojabohnen hat
    2013 bis 2015 hat die EU im Jahresdurch-          sich in den vergangenen 50 Jahren mehr
    schnitt 36,1 Millionen Tonnen Sojabohnen          als verzehnfacht: von 27 auf 350 Millionen
    und Sojaschrot importiert: 12,7 Millionen         Tonnen.15 Es wird erwartet, dass diese
    Tonnen Sojabohnen, die zu Sojaöl und So-          Menge bis 2030 um 28 Prozent ansteigt
    jamehl verarbeitet wurden, und 18,5 Mil-          und ein Volumen von fast 434 Millionen
    lionen Tonnen Sojaschrot (d.h. 23,4 Mil-          erreicht, während Prognosen der Wel-
    lionen Tonnen Sojabohnen-Äquivalente).12          ternährungsorganisation nahelegen, dass
    Im Rahmen des weltweiten Sojahandels              bis 2050 mit einem Anstieg auf 515 Mil-
    betragen die EU-Importe rund neun Pro-            lionen Tonnen zu rechnen ist.16,17 Abspielen
    zent aller gehandelten Sojabohnen und 31          wird sich diese Expansion voraussichtlich
    Prozent des gehandelten Proteinmehls,             in Argentinien, den USA und in Brasilien,
    letzteres besteht hauptsächlich aus So-           das wohl zum weltweit größten Sojapro-
    jamehl.13 Etwa 95 Prozent der Sojaimporte         duzenten aufsteigen wird.
    sind für den Einsatz als Futtermittel in der

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Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
DIE KEHRSEITE DER SOJAEXPANSION — SOJA-REPORT

     Die Kehrseite der
                                                                  SOJA, LANDNAHME UND MENSCHENRECHTSVERLETZUNGEN

                                                                  Die massive Expansion des industriellen Sojaanbaus

     Sojaexpansion
                                                                  bringt gravierende Auswirkungen für Umwelt und
                                                                  Menschenrechte mit sich. Deutlich wird diese Problematik
                                                                  vor allem in Brasilien, Argentinien und Paraguay.19
     Weltweit haben die Anbauflächen für Soja von 30 Millionen    In Brasilien wurden 2012 mehr als 24 Mil-      ter Soja werden große Mengen an Herbi-
     Hektar im Jahr 1970 auf über 100 Millionen Hektar im Jahr    lion Hektar Land für den Anbau von Soja        ziden verwendet, die den Boden belasten,
     2012 zugenommen. Laut Prognosen werden sie – wenn der        genutzt, während es in Argentinien 19 Mil-     das Trink- und Grundwasser kontaminieren,
     Fleischkonsum sich weiter wie bisher entwickelt – bis 2050   lionen Hektar und in Paraguay drei Millionen   Biodiversität zerstören und gesundheitliche
     eine Fläche von 141 Millionen Hektar beanspruchen.18         Hektar waren.20 Dies hat zum Verlust von       Probleme für Menschen und Tiere nach
                                                                  Millionen Hektar Wald, Savanne und Weide-      sich ziehen. Menschenrechtsverstöße sind
                                                                  land geführt, ländliche Gemeinden zerstört     an der Tagesordnung, denn die Landnahme
                                                                  sowie Artenvielfalt und Ökosysteme gefähr-     für Sojaplantagen führt zu Vertreibung und
                                                                  det. Damit haben die Auswirkungen des          in nicht wenigen Fällen auch zu Morden an
                                                                  Sojaanbaus auch erheblich zum Klimawan-        Kleinbauern und Kleinbäuerinnen. Nach dem
                                                                  del beigetragen. Von Sojaplantagen geht        Ende der Diktatur 1989 wurden Tausende
                                                                  weiterhin Gefahr aus für Urwälder und Re-      Bäuerinnen und Bauern im Zuge der damali-
                                                                  genwälder wie den Amazonas-Regenwald,          gen Landkämpfe inhaftiert.22
                                                                  den Atlantischen Regenwald und den Chi-        Die Akteure im Sojaanbau und Handel in den
                                                                  quitano-Trockenwald, ebenso wie für die        südamerikanischen Erzeugerländern sind
                                                                  tropische Cerrado-Savanne in Brasilien, den    mächtige Player. Sie stehen oftmals mit po-
                                                                  semi-ariden Gran Chaco, die argentinischen     litischen Initiativen in Verbindung, die eine
                                                                  Pampas und die Campos in Uruguay.21            Gefahr für Umwelt, indigene Bevölkerungen
                                                                  Beim Anbau von gentechnisch veränder-          und Landarbeiter*innen darstellen.23

                                                                  SOJA UND DIE GEMEINSAME AGRARPOLITIK (GAP)

                                                                  Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ist mitverantwortlich für die
                                                                  weltweite Sojaexpansion und die damit zusammenhängenden Probleme in den Erzeuger-
                                                                  ländern. Die GAP bietet Landwirt*innen nicht genügend Anreize für eine extensive und
                                                                  vielseitige landwirtschafte Pflanzen- und Tierproduktion auf Weideland, sodass Bäuer*innen
                                                                  ihre Betriebe intensivieren und spezialisieren. Aufgrund der Marktanforderungen an die
                                                                  Tierproduktion werden hohe Eiweißgehalte mit hochwertiger Zusammensetzung im Futter
                                                                  nachgefragt. Soja zählt zu den eiweißreichen Leguminosen und eignet sich daher als Fut-
                                                                  termittel in der Landwirtschaft. Zudem begünstigt die EU den Sojahandel, indem sie auf
                                                                  importiertes Futtersoja keine Zölle erhebt. Damit bleibt die Nachfrage innerhalb der EU
                                                                  langfristig hoch, während die Auswirkungen agrarindustrieller Sojaplantagen auf Umwelt
                                                                  sowie Bürger- und Menschenrechte unter den Tisch gekehrt werden.24

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Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
EIWEISSPFLANZENPRODUKTION IN EUROPA — SOJA-REPORT

     Eiweißpflanzen-
                                                                EU-EIWEISSPFLANZEN

                                                                Die Leguminosen (Familie der fabaceae) können in zwei

     produktion                                                 Sorten unterschieden werden: die Körnerleguminosen
                                                                (Hülsenfrüchte) und die Futterleguminosen. Beide decken

     in Europa                                                  nur rund drei Prozent der EU-weiten Eiweißnachfrage ab.26
                                                                Zu den Futterleguminosen zählen Luzerne          sigt haben. Die Wiedernutzung kam erst
                                                                und Klee. Die verbreitetsten Hülsenfrucht-       durch den Bioanbau. Durch Züchtun-
     Allgemein wird bei eiweißreichen Pflanzen, die in Europa   sorten sind Bohnen, Linsen, Kichererbsen         gen von Leguminosen lassen sich die
     angebaut werden, zwischen Ölsaaten und Leguminosen         und Erbsen. Erdnüsse und Sojabohnen sind         Ernteerträge verbessern. Zudem sollte
     unterschieden. Der größte EU-eigene Eiweißlieferant        ebenfalls Hülsenfrüchte, doch aufgrund           man auch den Vorteil der Leguminosen als
                                                                ihres hohen Fettgehalts werden sie als Öl-       N-Fixierer benennen, der nie in Rechnung
     sind – mit einem Anteil von 65 Prozent25 – die Ölsaaten.
                                                                saaten klassifiziert und gesondert betrach-      gesetzt wurde.
     Die großflächig in Europa angebauten Ölsaatsorten sind     tet. Die wichtigsten Leguminosen, die in
     Raps, Rübsen und Sonnenblumen. Nach der Ölgewinnung        der EU angebaut werden, sind Futtererbse,        Obwohl die Sojaproduktion in der EU
     werden die eiweißreichen Pflanzenreste als Tierfutter      Ackerbohne und Lupine. Futtererbsen wer-         derzeit noch gering ist, hat sie in den ver-
     weiterverwendet.                                           den überwiegend in Frankreich, Spanien           gangenen Jahren rapide zugenommen. Von
                                                                und Deutschland angebaut, Ackerboh-              2007 bis 2015 stieg die Produktion um 183,2
                                                                nen dagegen in England und Frankreich            Prozent.29 Im Zeitraum von September 2017
                                                                und Lupinen in Polen.27 Insgesamt ist der        bis 2018 hat sie ein Volumen von 2,7 Mil-
                                                                Anbau von Leguminosen in Europa in               lionen Tonnen erreicht.30 Hauptproduzent
                                                                den vergangenen zwei Jahrzehnten stark           ist Italien, gefolgt von Frankreich, Ru-
                                                                zurückgegangen. Die Gründe sind niedrige         mänien und Kroatien. Seit einigen Jahren
                                                                Ernteerträge, schwache ökonomische               ist die Sojaproduktion auch in Ungarn und
                                                                Anreize und die zollfreien Importe von           Österreich angelaufen. Serbien, derzeit
                                                                Eiweißpflanzen und Ölsaaten.28 Hinzu kom-        im EU-Aufnahmeprozess, ist ebenfalls ein
                                                                mt, dass die GAP den Eiweißpflanzen-An-          wichtiger Sojaproduzent.
                                                                bau und die Züchtungen total vernachläs-

                                                                 WER INVESTIERT IN EUROPÄISCHEN SOJAANBAU?

                                                                Eine aktuelle Studie, die vom alternativen       Südamerika betreiben: ADM als ein auf
                                                                rumänischen Bauernverband Eco Rura-              dem europäischen Markt besonders ak-
                                                                lis31 in Auftrag gegeben wurde, stellt eine      tiver Konzern investiert in Sojaverarbei-
                                                                Reihe von Akteur*innen vor, die derzeit          tungswerke; der auf dem gesamten eu-
                                                                an der europäischen Sojaproduktion be-           ropäischen Getreide- und Ölsaatenmarkt
                                                                teiligt sind. Dazu gehören Großkonzerne,         aktive Rohstoffhändler Cargill hat in den
                                                                die bereits seit Jahrzehnten Sojaanbau in        vergangenen Jahren stark in Osteuropa

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Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
PROTEIN PLANT PRODUCTION IN EUROPE — SOJA-REPORT

(Rumänien und Ukraine) investiert; Bunge               gehören, einem der weltweit größten                   Abbildung 2: Eurostat (2016) Agriculture, forestry and fishery statistics 2016 edition, S.53
ist in der Ölverarbeitung und -zerkleinerung           Schweinefleischproduzenten. Zudem wird
                                                                                                                                                     Prozent (%)
aktiv und investiert in Verarbeitungswerke             die Expansion des Sojaanbaus in Europa
in Holland und Frankreich. Außerdem                    von Verbänden wie FEFAC (Verband der
werden im Nordosten Rumäniens bereits                  Futterindustrie), COCERAL (Verband des
rund 7.000 Hektar von Unternehmen                      Getreidehandels) und FEDIOL (Verband
bewirtschaftet, die zur Tönnies-Gruppe                 der Ölmühlenindustrie) gefördert.32

 EINE BEDROHUNG FÜR BÄUERLICHE BETRIEBE

Die Gesamtzahl der Landwirtschaftsbetrie-              In Rumänien – einem Land, in dem sich
be in der EU folgt seit Jahrzehnten einem              33,5 Prozent aller Landwirtschaftsbetrie-
Abwärtstrend. Von 2003 bis 2013 wurde                  be der EU-28 befinden und das als eines
ein Drittel aller EU-Betriebe stillgelegt.             der Länder mit dem größten Potential für
Diese Entwicklung betrifft ganz Europa –               die Steigerung der EU-Binnenproduktion
in mehr als der Hälfte aller EU-Länder sind            von Soja betrachtet wird – liegt der Anteil
entweder ein Drittel (Belgien, Tschechien,             kleiner Betriebe (< 8,000 EUR)* bei rund 95
Deutschland, Italien, Polen, England u.a.)             Prozent und der von sehr kleinen Betrieben
oder zwei Drittel (Bulgarien, Slowakei) der            (< 2,000 EUR) bei über 65 Prozent.
Betriebe weggefallen.33 Die landwirtschaf-
tliche Gesamtentwicklung der EU zeigt                  Bäuerliche Betriebe spielen eine wichtige
einen Trend zur stärkeren Konzentration in             gesellschaftliche Rolle, da sie die ländliche
den Händen weniger Betriebe.34                         Entwicklung fördern und einen bedeuten-
                                                       den Beitrag zur Regionalentwicklung
Laut dem europäischen Statistikamt Eu-                 leisten. Außerdem bieten sie lokale Pro-
rostat werden über 80 Prozent der Agrar-               dukte an und erbringen gesellschaftliche
flächen, auf denen spezielle Getreide-                 Leistungen. Jede weitere Expansion der
sorten, Ölsaaten und Eiweißpflanzen                    großflächigen industriellen Sojaproduktion            Abbildung 3: Eurostat (2017) Agriculture, forestry and fishery statistics 2016 edition, S.32
angebaut werden, von großen und sehr                   bedroht die Existenz bäuerlicher Betriebe
                                                                                                              Prozent (%)
großen Betrieben bewirtschaftet.35                     vor allem in Zentral- und Osteuropa. An-
                                                       derenorts wird sie zur Verdrängung beste-
                                                       hender Betriebe führen.

*In der EU wird mit dem Begriff Standardoutput (standard output) gearbeitet. Dieser stellt eine standardi-
sierte Rechengröße dar, die den durchschnittlichen Geldwert in Euro der Bruttoagrarerzeugung eines land-
wirtschaftlichen Betriebes beschreibt.                                                                                               *                                               *
                                                                                                                                           *                                  *
                                                                                                                                                 *
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Soja-Report Wie kann die Eiweißpflanzenproduktion der EU auf nachhaltige und agrarökologische Weise angekurbelt werden? - Bund für Umwelt und ...
PRODUKTIONSMETHODEN IM SINNE VON LANDWIRTEN UND UMWELT — SOJA-REPORT

     Produktions-                                                   NACHHALTIGKEIT, AGRARÖKOLOGIE UND ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT

     methoden im                                                   Oftmals wird davon ausgegangen, dass die großflächige
                                                                   industrielle Landwirtschaft effizienter ist als die ökologische

     Sinne von
                                                                   Landwirtschaft und dass sie die geeigneten Methoden und
                                                                   Technologien bietet, um die wachsende Weltbevölkerung zu
                                                                   ernähren.
     Landwirt*innen                                                Dieses Argument berücksichtigt jedoch nicht,
                                                                   dass die Verarbeitung, der Vertrieb und der
                                                                                                                      Diese Forschung zeigt deutlich, dass Hun-
                                                                                                                      ger nicht mit dem weltweiten Angebot an

     und Umwelt
                                                                   Konsum industriell produzierter Nahrungs-          Nahrungsmitteln zusammenhängt, sondern
                                                                   mittel sowie die damit einhergehenden Ab-          mit Armut, Demokratiedefiziten und dem
                                                                   fallprodukte zu großen ökologischen, sozialen      ungleich verteilten Zugang zu Land, Wasser,
                                                                   und gesundheitlichen Problemen führen.36 Ex-       Kapital sowie anderen Infrastrukturen und
                                                                   terne Kosten werden nicht berücksichtigt. Der      Ressourcen.39
     Die Einsicht, dass das globalisierte Ernährungssystem nicht   IAASTD Bericht (International Assessment of
     nachhaltig ist, findet auf internationaler Ebene immer mehr   Agricultural Knowledge, Science and Techno-        Um auf nachhaltige Weise ausreichend
     Zustimmung. Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung          logy for Development) kommt zum Schluss,           Nahrung für die Weltbevölkerung zu produzie-
     und die EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung machen       dass die Produktivität pro Fläche und Energie-     ren, müssen diejenigen ökologischen Res-
                                                                   verbrauch bei kleinen, diversifizierten Bauern-    sourcen geschont werden, die essentiell für
     deutlich, dass es dringend nötig ist, auch in Europa          höfen viel höher ist, als intensive Bewirtschaf-   die derzeitige und zukünftige Nahrungs-
     nachhaltigere und resilientere Ernährungssysteme zu           tungssysteme in bewässerten Gebieten.37            mittelproduktion sind. 40 Jahre Forschung
     entwickeln. Damit gibt es einen zunehmenden Konsens                                                              haben gezeigt, dass eine agrarökologische
     darüber, dass es Systeme braucht, die eine wachsende          Die FAO bestätigte 2014: Kleinbäuer*innen          Landwirtschaft – zusammen mit einem di-
     Bevölkerung versorgen und gleichzeitig Ressourcen,            sind sehr produktiv. In Brasilien stellen klein-   versifizierten Ökolandbau – das effektivste
     ländliche Gemeinschaften und Umwelt schützen.                 bäuerliche Familienbetriebe im Schnitt 40%         Mittel ist, um eine nachhaltige Nahrungsmit-
                                                                   der Produktion einiger Hauptanbauprodukte          telproduktion zu gewährleisten und dabei
                                                                   bereit und zwar auf weniger als 25% der Ac-        Umweltprobleme wie Klimawandel, Boden-
                                                                   kerfläche. In den USA produzieren sie 84%          erosion, Wassermangel und den Verlust an
                                                                   aller Erzeugnisse auf 78% der Anbaufläche.         Biodiversität zu bewältigen.40 Der Anbau von
                                                                   Kleinbauern in Fidschi stemmen 84% der Pro-        Leguminosen hat sich in diesem vielfältigen
                                                                   duktion von Yams, Reis, Maniok, Mais und           Produktionssystem bewährt. Durch den Ein-
                                                                   Bohnen auf nur 47,4% des Landes. Außerdem          satz geeigneter regionaler Sorten und mit
                                                                   wird behauptet, dass es einen Anstieg der          Hilfe sorgfältig geplanter Fruchtfolgen trägt
                                                                   Nahrungsmittelproduktion braucht, um Hun-          diese Strategie zu einer nachhaltigen Land-
                                                                   ger und Mangelernährung zu bewältigen.             wirtschaft bei. Sie reduziert nicht nur den
                                                                   Andere Forscher*innen bewerten die Lage je-        Einsatz von Pestiziden, sondern hilft auch, die
                                                                   doch so, dass bereits ausreichend Nahrungs-        Agro-Biodiversität zu erhalten und zu stärken.
                                                                   mittel produziert werden, um damit mehr als        Die UNCTAD forderte 2013 im „Trade and En-
                                                                   die aktuelle Weltbevölkerung zu ernähren,          vironment Report“ einen Paradigmenwechsel
                                                                   nämlich bis zu zehn Milliarden Menschen.38         in der landwirtschaftlichen Entwicklung: von

16                                                                                                                                                                 17
einer ‚Grünen Revolution’ hin zu einem Ansatz    angewiesenen industriellen Produktion hin zu      sollte ihr Anbau als Teil der Erweiterten Kon-   Ergänzt werden sollten diese durch Ausbild-
‚ökologischer Intensivierung’. Dies beinhaltet   einem Mosaik nachhaltiger, erneuerbarer Pro-      ditionalität (Cross-Compliance-Verpflichtun-     ungs- und Fortbildungsangebote sowie
einen schnellen und bedeutenden Übergang         duktionssysteme, die auch die Produktivität       gen) im Rahmen der GAP vorgeschrieben            den Bau dezentral organisierter Produk-
von der konventionellen, von Monokultu-          von Kleinbäuer*innen erheblich verbessern.41      werden. Eine gute Möglichkeit wären mehr-        tionsstätten für Tierfutter, das auf lokalen und
ren geprägten und stark auf externe Inputs                                                         jährige Programme mit dem Ziel, den Sektor       regionalen Pflanzensorten basiert.
                                                                                                   des Eiweißpflanzenanbaus wiederzubeleben.
 WENIGER SOJA, MEHR LEGUMINOSEN

Zollfreie Importe von Ölsaaten und               einem hohen Anteil an Leguminosen stärkt
Eiweißpflanzen sowie die mangelnde För-          also die Biodiversität und kommt bestäuben-
derung des einheimischen Anbaus von Legu-        den Insekten zugute. Die Wiedereinführung
minosen haben dazu geführt, dass europäische     einer größeren Bandbreite von Leguminosen
Landwirte und Landwirtinnen weniger Inte-        in der europäischen Landwirtschaft würde
resse und Kapazitäten an ihrem Anbau ha-         auch helfen, die Saatvielfalt zu bewahren und
ben.42 2007 gab es nur noch fünf Zuchtpro-       die Bodenqualität zu verbessern.
gramme für einheimische Eiweißpflanzen in
Europa. Infolge der geringen Nachfrage nach      Von einer größeren Vielfalt an Nutzpflanzen
Saatgut und technischem Gerät hat auch das       und dem Anbau von Leguminosen würden
europäische Forschungsinteresse an diesem        auch Landwirt*innen stark profitieren. Der
Bereich nachgelassen- nichts zuletzt, weil es    verringerte Einsatz von Dünger und Pestiziden
bis zur BSE Krise noch erlaubt war Tiermehl      würde Kosten sparen, und eine Fruchtfolge
als billige Eiweißquelle zu verfüttern und so-   würde weniger Bodenbearbeitung bedeuten,
mit der Bedarf einheimischen Eiweißpflanzen      da Humus und Bodenqualität erhalten blei-
nicht so groß war.43                             ben.
                                                 Die von der französischen Regierung beauf-
Eine Ausweitung des Anbaus von Legumi-           tragte Kommission für nachhaltige Ent-
nosen hätte jedoch positive Effekte für die      wicklung hat 2012 eine Studie veröffentlicht,
Landwirtschaft und Umwelt in Europa. Legu-       die davon ausgeht, dass die Gesamteinspar-
minosen sind stickstoffbindende Pflanzen und     ungen durch einen verringerten Düngereinsa-
können in Fruchtfolgen daher den Einsatz von     tz in Frankreich bei bis zu 100 Millionen Euro
Dünger reduzieren. Auf diese Weise lässt sich    im Jahr liegen könnten.46 Fallstudien aus Polen
die Grundwasserkontamination eindämmen,          und Frankreich belegen, dass Erzeuger*innen
die sonst durch hohen Einsatz von Stickstoff-    mit dem Anbau von Leguminosen erhebliche
dünger entsteht. Bei passender Fruchtfolge       Transportkosten sparen können, die mit dem
ist es möglich, den Einsatz von Stickstoffdün-   Einkauf von Eiweißpflanzen verbunden sind.47
ger um bis zu 100 Kilogramm pro Hektar im        Damit eine Produktionssteigerung innerhalb
Monat zu reduzieren.44 Dies wiederum kann        eines agrarökologischen Rahmens gelin-
die Emission von Treibhausgasen erheblich        gen kann – und um vom derzeitigen „wei-
verringern, denn das Stickstoffoxid, das durch   ter wie bisher” Abschied zu nehmen – ist es
überschüssigen Stickstoff im Boden entsteht,     entscheidend, dass die Tierhaltung an die
trägt potenziell 310-mal so stark zur globalen   Fläche gebunden wird – dass also nur so viele
Erwärmung bei wie Kohlendioxid. Außerdem         Tiere gehalten werden, wie mit den vorhande-
ist die Herstellung von Mineraldünger extrem     nen Flächen auch ernährt und der anfallende
Energieaufwendig.45                              Wirtschaftsdünger umweltverträglich aufge-
Außerdem reduziert eine jährliche Fruchtfolge    nommen werden können.
das Risiko von Pflanzenkrankheiten und somit     Um den vielfältigen Anbau von Getreiden
auch den Pestizidbedarf. Eine Fruchtfolge mit    und Futterleguminosen in der EU anzuregen,

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POLITIKEMPFEHLUNGEN — SOJA-REPORT

                                                                                               Entwicklung konkreter Maßnahmen, um die Erzeugung und den Verbrauch industrieller
                                                                                               Fleisch-, Eier- und Molkereiprodukte zu reduzieren.

                                                                                               Schaffung von Anreizen, um den Anbau von Eiweißpflanzen attraktiver zu machen.

Politikempfehlungen
                                                                                               Förderung der Binnenproduktion von Leguminosen, die zugleich weitere positive Effekte
                                                                                               hätte, z.B. für die Bienenzucht, für Wildbestäuber oder auch für die Stickstoffbindung im
                                                                                               Boden.

                                                                                               Durchführung einer umfassenden Bewertung anhand von Ergebnisindikatoren, die
                                                                                               darstellen, wie die Ziele des Eiweißplans innerhalb der GAP erreicht werden können.

Der BUND und FoEE begrüßen die Initiative der EU-                                                        Aufnahme von Leguminosen in die Fruchtfolgendefinition der Erweiterten Kon-
Kommission, einen Eiweißplan für Europa vorzulegen.                                                      ditionalität für Direktzahlungen an Landwirt*innen.

Ebenso positiv bewertet der BUND die von den EU-                                                         Bereitstellung von Fördergeldern im Rahmen der zweiten Säule, um dezentral
Mitgliedsstaaten signalisierte Bereitschaft, die Sojaimporte                                             organisierte Einrichtungen für die Saatgutselektion und -entwicklung und für
                                                                                                         die Lagerung und Vermarktung lokaler und regionaler Leguminosensorten.
aus dem globalen Süden zu reduzieren. Der BUND
fordert eine klare Abkehr von der Exportausrichtung und                                                  Gewährleistung dafür, dass gentechnikfreies Leguminosensaatgut zu fairen
                                                                                                         Preisen verfügbar ist, und Anerkennung der Tatsache, dass dies eine Möglich-
Weltmarktorientierung der Agrarpolitik.                                                                  keit ist, die ökologische Aufzucht von Hülsenfrüchten und Leguminosen für den
                                                                                                         menschlichen Verzehr und ihre Vermarktung innerhalb der Wertschöpfungs-
                                                                                                         kette anzuregen.
Der BUND und FoEE raten politischen Entscheidungsträger*innen in diesem
Zusammenhang den Abbau der industriellen Tierhaltung stärker in den Mittelpunkt zu                       Förderung agrarökologischer Anbaumethoden; Förderung von Fruchtfolge
stellen. Der Großteil der importierten und verarbeiteten Eiweißpflanzen dient als Tierfutter             und Diversifizierungspraktiken, die den Anbau von Leguminosen einschließen;
und ist nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt. Die Problematik der industriellen                   Entwicklung kurzer Versorgungsketten direkt vom Hof auf den Tisch zu fairen
Tierhaltung sollte unter dem Motto „weniger, aber besseres Fleisch” stehen. Der Umbau                    Preisen für Landwirt*innen und Bürger*innen, z.B. durch Eco-Schemes.
der Tierhaltung ist umgehend zu beginnen. Ein solcher Umbau bedeutet eine Reduzierung
der gehaltenen Nutztiere. Aus Sicht des BUND muss die zukünftige Tierhaltung an die                      Stärkere finanzielle Unterstützung des Systems der landwirtschaftlichen Betrie-
Fläche gebunden und bei Wiederkäuern grünfutterbasiert sein. Dieser Wandel beinhaltet                    bsberatung, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie der Anbau von Legumi-
auch eine Veränderung hin zu einer nachhaltigen Eiweißpflanzenerzeugung. Diese sollte                    nosen die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhöht.
auf einem agrarökologischen Ansatz basieren, der unter anderem Fruchtfolgen in allen
Landwirtschaftsbetrieben vorsieht, ebenso wie die gezielte Förderung von bäuerlichen                     Bereitstellung von Fördergeldern im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik,
Betrieben.                                                                                               um Landwirt*innen beim Übergang von industrieller Tierhaltung artgerechten,
                                                                                                         flächengebundenen Tierhaltungen zu unterstützen.
Um die Unabhängigkeit der EU hinsichtlich ihrer Eiweißpflanzenversorgung zu stärken,
sollten EU-Kommission und EU-Mitgliedsstaaten die folgenden Schritte ergreifen:                          Stärkere Förderung von Maßnahmen, die zu einer Reduktion des Fleischkonsums
                                                                                                         führen. Anstatt sich weiterhin auf die Freiwilligkeit der Konsument*innen zu ver-
                                                                                                         lassen.
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QUELLENANGABEN — SOJA-REPORT                                                                                               QUELLENANGABEN — SOJA-REPORT

1.    Europäische Kommission (2018) Präsentation vom 9. Oktober, „Development of plant proteins
      in the European Union.” Verfügbar unter https://www.martin-haeusling.eu/images/Boger_DG_AGRI__COM_              25.   Europäische Kommission (2018) Präsentation vom 9. Oktober, „Development of plant proteins
      EU_protein_plan_presentation_9_October.pdf                                                                            in the European Union.” Verfügbar unter https://www.martin-haeusling.eu/images/Boger_DG_AGRI__COM_
                                                                                                                            EU_protein_plan_presentation_9_October.pdf.
2.    Europäische Kommission (2018) Pressemitteilung vom 20. September „USA mit einem Anteil von 52 %
      wichtigster Sojabohnenlieferant der EU.” Verfügbar unter http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-5823_       26.   ebd.
      de.htm
                                                                                                                      27.   Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2017) EU Agricultural
3.    http://www.donausoja.org/fileadmin/user_upload/Activity/Media/European_Soya_signed_declaration.pdf                    Outlook for the Agricultural Markets and Income 2017-2030, S. 31 und 33.

4.    Bericht der Europäischen Kommission an den Rat und das Europäische Parliament über die Entwicklung der          28.   ebd.
      Eiweißpflanzenproduktion in der EU (2018). Verfügbar unter https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/food-
      farming-fisheries/plants_and_plant_products/documents/report-plant-proteins-com2018-757-final_en.pdf            29.   Eurostat (2017) Statistics explained: main annual crop statistics.

5.    https://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Pflanzenbau/Ackerbau/_Texte/Eiweisspflanzenstrategie.html                 30.   Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2017) Oilseeds and
                                                                                                                            Protein Crops Market Situation. Präsentation, Verwaltungsausschuss für die gemeinsame Organisation von
6.    Europäischer Rat (2017) Common Declaration of Austria, Croatia, Finland, France, Germany, Greece, Hungary,            Agrarmärkten.
      Luxemburg, the Netherlands, Poland, Romania, Slovakia and Slovenia: European Soya Declaration – Enhancing
      soya and other legumes cultivation. Brüssel, 17. Juli 2017.                                                     31.   Eco Ruralis (2018) The Trouble with Soy, verfügbar unter https://www.eurovia.org/wp-content/uploads/2018/08/
                                                                                                                            Report-The-trouble-with-soy-2018-compressed.pdf.
7.    http://www.foeeurope.org/soy-change-south-america-paying-price-europe-factory-farms-140717.
                                                                                                                      32.   https://www.fefac.eu/files/81204.pdf; http://www.fediol.be/data/Press%20Statement%20EU%20Protein%20
8.    Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2017) EU Agricultural              Plan_final.pdf.
      Outlook for the Agricultural Markets and Income 2017-2030, S.46.
                                                                                                                      33.   Eurostat & https://ec.europa.eu/agriculture/sites/agriculture/files/rural-area-economics/briefs/pdf/009_en.pdf.
9.    ebd. S. 48.
                                                                                                                      34.   Eurostat (2017) Agriculture, forestry and fishery statistics 2016 edition, S. 28.
10.   ebd. S. 5.
                                                                                                                      35.   ebd. S. 53.
11.   ebd. S. 5, S. 46-48.
                                                                                                                      36.   Friends of the Earth Europe (2016) Farming for the Future: Agroecological Solutions to Feed the World.
12.   Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen: Genetically modified commodities in the EU, Brussels, 2016.
      Vgl. Europäischer Rat (2017) Common Declaration of Austria, Croatia, Finland, France, Germany, Greece,          37.   Agriculture at the Crossroads https://www.globalagriculture.org/fileadmin/files/weltagrarbericht/
      Hungary, Luxemburg, the Netherlands, Poland, Romania, Slovakia and Slovenia: European Soya Declaration –              IAASTDBerichte/IAASTDExecutiveSummarySynthesisReport.pdf
      Enhancing soya and other legumes cultivation. Brüssel, 17. Juli 2017; Bericht der Europäischen Kommission an
      den Rat und das Europäische Parliament über die Entwicklung der Eiweißpflanzenproduktion in der EU (2018).      38.   ebd.
      Verfügbar unter https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/food-farming-fisheries/plants_and_plant_products/
      documents/report-plant-proteins-com2018-757-final_en.pdf                                                        39.   Lappe, Francis Moore und Joseph Collins. (2015). World Hunger: Ten Myths. New York: Grove Press; Sen, A.
                                                                                                                            (1981) Poverty and famines: an essay on entitlement and deprivation. Oxford University Press.
13.   Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2017) EU Agricultural
      Outlook for the Agricultural Markets and Income 2017-2030, S. 33-34.                                            40.   Friends of the Earth Europe (2016) Farming for the Future: Agroecological Solutions to Feed the World.

14.   Europäische Kommission (2018) Präsentation vom 9. Oktober, „Development of plant proteins in the European       41.   TRADE AND ENVIRONMENT REVIEW 2013 https://unctad.org/en/PublicationsLibrary/ditcted2012d3_en.pdf
      Union.” Verfügbar unter https://www.martin-haeusling.eu/images/Boger_DG_AGRI__COM_EU_protein_plan_
      presentation_9_October.pdf.                                                                                     42.   Friends of the Earth Europe (2010) Less Soy, More Legumes. How Europe can feed its animals without destroying
                                                                                                                            the planet.
15.   US-Landwirtschaftsministerium, Vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche
      Entwicklung (2017) EU Agricultural Outlook for the Agricultural Markets and Income 2017-2030, S. 32.            43.   https://www.fleischwirtschaft.de/wirtschaft/nachrichten/Wird-Tiermehl-zu-Duengemittel-5819

16.   Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2017) EU Agricultural        44.   ebd.
      Outlook for the Agricultural Markets and Income 2017-2030, S. 33.
                                                                                                                      45.   https://www.bundestag.de/blob/567976/bb4895f14291074b0a342d4c714b47f8/wd-8-088-18-pdf-data.pdf
17.   WWF (2014) The Growth of Soy: Impacts and Solutions, S. 5.
                                                                                                                      46.   Französisches Ministerium für Ökologie und Nachhaltige Entwicklung (2010). Environmental and agronomic
18.   Agralytica, 2012; Faostat, 2013; Bruinsma, 2009, vgl. WWF (2014) The Growth of Soy: Impacts and Solutions, S.         advantages of a revival of legumes in France.
      24.
                                                                                                                      47.   Friends of the Earth Europe (2010) Less Soy, More Legumes. How Europe can feed its animals without destroying
19.   http://www.foeeurope.org/sites/default/files/publications/fromforesttofork.pdf.                                       the planet.

20.   FAOSTAT, vgl. WWF (2014) The Growth of Soy: Impacts and Solutions, S. 24.

21.   WWF (2014) The Growth of Soy: Impacts and Solutions, S. 34.

22.   Guereña, A. (2013) The Soy Mirage - The limits of corporate social responsibility: the case of the company
      Desarrollo Agrícola del Paraguay.

23.   https://news.mongabay.com/2018/09/predatory-agribusiness-likely-to-gain-more-power-in-brazil-election-
      report/.

24.   Friends of the Earth Europe (2010) How the CAP is causing soy expansion and deforestation in South America.
22                                                                                                                                                                                                                                        23
BUND
           Freunde der Erde
     Friends of the Earth Germany
       Kaiserin-Augusta-Allee 5
              10553 Berlin
            www.bund.net
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