Stadt Norderstedt: Local Action Plan for Active Travel Network

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Stadt Norderstedt: Local Action Plan for Active Travel Network
Stadt Norderstedt: Local Action Plan for Active Travel Network

1. Ausgangssituation
Norderstedt wurde am 1.1.1970 durch die Zusammenlegung der vier Ursprungs-
gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte gegründet. In den
1970er und 1980er Jahren wurde zudem der Stadtteil Norderstedt-Mitte als neues
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Zentrum aufgebaut und entwickelt. Seit der Stadtgründung wächst Norderstedt und
hat derzeit rund 75.000 Einwohner/-innen. Hier befinden sich neben Wohnquartieren
für 12.000 Menschen wichtige Verwaltungsgebäude und kulturelle Einrichtungen.
Norderstedt liegt im Süden des Bundeslandes Schleswig-Holstein und grenzt
unmittelbar nördlich an das Stadtgebiet der Freien und Hansestadt Hamburg an. Die
fünftgrößte Stadt in Schleswig-Holstein ist eng mit der Metropole verbunden. Als
Beispiele hierfür seien nur die U-Bahn erwähnt, die von Hamburg über das Einkaufs-
zentrum Herold-Center bis zum Norderstedter Rathaus fährt, und der Hamburger
Flughafen, der zum Teil auf Norderstedter Stadtgebiet liegt.
Norderstedt ist somit Teil einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands und
Europas. In der gesamten Metropolregion Hamburg leben und arbeiten etwa 4,3 Milli-
onen Menschen. Das Gebiet zeichnet sich durch ein gut ausgebautes Infra-
strukturangebot sowie durch ein breites Angebot an qualifizierten Fachkräften aus.
Zwischen Hamburg und Norderstedt bestehen diesbezüglich enge Verflechtungen.
Norderstedt ist einerseits ein attraktiver Wirtschaftsstandort mit ca. 35.000 Arbeits-
plätzen. Die unmittelbare Nähe zum Hamburger Flughafen erweist sich als ein
wichtiger Standortfaktor. Zudem bietet Norderstedt ein lebenswertes Wohnumfeld.
Das Image einer „Stadt im Grünen“ wurde lange Zeit gepflegt und wird bis heute von
der Bevölkerung geschätzt.
Die Verkehrsanbindungen sind sehr gut. Neben der Nord-Süd-Autobahn (A7) im
Westen und mehreren Bundesstraßen besteht eine Anbindung an das U-Bahnnetz
der Stadt Hamburg. Ferner verbindet eine Regionalbahn (AKN) Norderstedt mit dem
nördlichen Umland. Norderstedt ist längst nicht mehr nur „Schlafstadt“, sondern ein
bedeutender Wirtschaftsstandort, der auch vielen Hamburgern einen Arbeitsplatz
bietet. Dies bestätigen die Pendlerströme. In den 1970er Jahren waren die Pendler-
ströme zwischen Hamburg und Norderstedt noch einseitig auf Hamburg gerichtet,
heute dagegen ist die Bilanz weit ausgeglichener. 9.000 Menschen, die täglich aus
Hamburg zur Arbeit nach Norderstedt fahren, stehen rund 14.500 Norderstedter/-
innen gegenüber, die in Hamburg arbeiten. Insgesamt betrachtet weist Norderstedt
seit einigen Jahren sogar einen Pendlerüberschuss auf. Rund 21.900 Personen
pendeln nach Norderstedt ein und 18.400 Personen pendeln aus. Dementsprechend
besteht ein Pendlerüberschuss von rund 3.500 Personen. Neben den Pendlern aus
Hamburg arbeiten in Norderstedt insbesondere Personen aus den angrenzenden
Gemeinden Henstedt-Ulzburg und Quickborn.
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Um sich im nationalen und internationalen Standortwettbewerb besser positionieren
zu können, haben sich Norderstedt, Neumünster und vier weitere Gemeinden ent-
lang der Autobahn A7 zusammengeschlossen. Die Region umfasst rund 210.000
Einwohner/-innen. Im Rahmen der Kooperation findet eine Zusammenarbeit
zwischen den Städten und Gemeinden statt. Ziel ist es, unter der gemeinsamen
Dachmarke „NORDGATE – Das Tor zur Metropolregion Hamburg“ die heimische
Wirtschaft zu fördern und zu stärken. Die Standortqualitäten der Achse Norderstedt-
Neumünster sollen dabei herausgestellt und besser vermarktet werden.                   2
Der wirtschaftlichen Stärke stehen allerdings auch entsprechende Belastungen
gegenüber, die insbesondere vom motorisierten Straßenverkehr ausgehen. Dabei
treffen innerhalb des Norderstedter Stadtgebietes die hauptsächlich in Nord-Süd-
Richtung orientierten Pendlerverkehre (für Norderstedt sowohl in Form von Ziel- und
Quellverkehren als auch als Durchgangsverkehre) auf die Wirtschaftsverkehre, die
vorwiegend in Ost-West-Richtung zwischen dem Hinterland des Kreis Segeberg und
dem Ziel der Autobahnanschlüsse der A 7 im Westen unterwegs sind.

Norderstedt war als Teil des Ballungsraumes Hamburg aufgrund der Umgebungs-
lärmrichtlinie 2002/49/EG dazu verpflichtet, eine Lärmminderungsplanung durch-
zuführen. Bis spätestens zum 30.6.2007 mussten die Lärmbelastungen strategisch
kartiert werden. Bis zum 18.7.2008 war ein Lärmaktionsplan aufzustellen, der die
vorhandenen Belastungen mindern und ruhige Gebiete schützen muss. Der Lärm-
aktionsplan ist fristgerecht am 15.7.2008 beschlossen worden, und das auch noch
einstimmig von allen 5 Fraktionen der Stadtvertretung – als erster Lärmaktionsplan
für eine Ballungsraumkommune in der EU.
Mit einer hohen Kaufkraft zählt Norderstedt zu den reicheren Städten in Deutschland.
Das zeigt sich auch in einer hohen Zahl von Autos: 2011 gab es mit 692 Kraftfahr-
zeugen pro 1.000 in Norderstedt lebenden Menschen eine überdurchschnittliche
Fahrzeugdichte in der Stadt. Infolge dessen stellt der Straßenverkehr mit seinen
Auswirkungen auch ein großes Problem dar. So ist er beispielsweise die bei weitem
bedeutsamste Lärmquelle in Norderstedt. Deshalb setzt der Lärmaktionsplan auch
genau an dieser Stelle an. Neben Ansätzen zur Verlangsamung, Verstetigung und
Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs sollen ebenfalls Maßnahmen zur
Förderung des Fuß- und Radverkehrs für eine Verlagerung des Verkehrs auf umwelt-
freundliche Verkehrsmittel sorgen und so zur Minderung der Lärmprobleme bei-
tragen.
Im Bereich des Fuß- und Radverkehrs gibt es noch erhebliche Potenziale zur
Verbesserung der Infrastruktur. Dazu zählen beispielsweise
    Lückenschlüsse im Bereich des vorhandenen Radwegenetzes,
    eine Verbesserung der Radwegequalität (Ausbauzustand sowohl in Bezug auf
     die Fahrbahnbreite als auch auf die Oberflächenqualität),
    der Einbau von Querungshilfen für Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen
     auf Hauptverkehrsstraßen, die zugleich eine Geschwindigkeitsdämpfung des
     Kfz-Verkehrs fördern,
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 zu langen Wartezeite für Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen an Licht-
     signalanlagen,
    die zu niedrige Anzahl und Qualität von Abstellplätzen für Fahrräder,
    qualitative Verbesserungsmöglichkeiten zu Förderung von intermodalen
     Verkehrsketten, insbesondere an wichtigen Umsteigepunkten.
Darauf wurde schon im ACTIVE TRAVEL Audit hingewiesen. Die zum Teil verbes-
serungsbedürftige Qualität der bestehenden Anlagen für den Radverkehr, verblei-
                                                                                    3
bende Lücken im Radwegenetz, zu wenig Querungshilfen für Fußgänger/-innen und
Radfahrer/-innen über stark befahrene Straßen, die Anzahl und Qualität von
Fahradabstellanlagen sowie die Potenziale zur Verbesserung von Wegeketten mit
Hilfe verschiedener Verkehrsmittel sind auch dort angesprochen.
Ergänzend dazu verweist das ACTIVE TRAVEL Audit auf Maßnahmen zur Bewusst-
seinsbildung und besseren Information über Angebote zur umweltfreundlichen Mobi-
lität zu Fuß oder mit dem Rad. Als Voraussetzung für eine verstärkte Nutzung von
bestehenden und neuen Möglichkeiten verstärkt die Stadt daher gerade solche
bewusstseinsbildenden Maßnahmen. Dazu zählen:
    Jährlich wird während der Europäischen Mobilitätswoche ein autofreier Tag
     veranstaltet, bei dem eine Vielzahl von Alternativen zur Auto orientierten
     Mobilität in attraktiver Weise einem sehr großem Publikum präsentiert wird -
     ca. 40% der Bevölkerung nimmt das Angebot gerne
     wahr.
    Werbematerialien mit Bezug zu umweltfreundlicher
     Mobilität werden kostenlos an Interessierte verteilt
     (z.B. wasserdichte Sattelhauben für Fahrräder,
     Reflektoren, Schlüsselbänder mit Werbung für
     modal split-Änderungen, …).
    Alle Schulen werden eingeladen und dabei unter-
     stützt, an Kampagnen wie „Zu Fuß zur Schule“ oder
     der KinderMeilenKampagne teilzunehmen.
    Die Stadt erstellt und verteilt spezielle Stadtpläne zur
     Förderung einer aktiven Mobilität, die über eine Ver-
     knüpfung verschiedener Verkehrsträger als noch
     attraktiver beworben werden kann. Ganz neu, und
     im Rahmen von ATN erarbeitet, ist dazu der mobil-
     falter erschienen, der erstmals zum autofreien
     Sonntag 2012 verteilt werden konnte. Aufgrund der Presseankündigung war
     die Nachfrage extrem groß; am ersten Tag sind bereits über 1.000 Exemplare
     an die interessierte Öffentlichkeit verteilt worden.
    Haupt- und Nebenrouten für den Radverkehr wurden im gesamten Stadtgebiet
     von Norderstedt ausgeschildert. Sie sind selbstverständlich auch im mobil-
     falter dargestellt.
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 Die Planung und Ausführung
     thematischer Rundwege für Fuß-
     gänger/-innen und Radfahrer/-
     innen; im September 2012
     konnten mit dem „Rundweg im
     Alsterland“ und dem „Rundweg
     in der Tarpenbekniederung“ wäh-                                               4
     rend des ATN-Treffens in
     Norderstedt zwei neue Angebote für die aktive Naherholung im Stadtgebiet
     eröffnet werden.
    Auch dazu werden jeweils kleine
     Faltpläne im Taschenformat erar-
     beitet und von der Stadt Norder-
     stedt kostenlos herausgegeben,
     mit denen die Rundwege er-
     kundet werden können.
    Über ein Leihfahrradsystem, des-
     sen Benutzung in der ersten hal-
     ben Stunden dank finanzieller
     Unterstützung durch die Stadt
     kostenlos ist, werden neue,
     niedrigschwellige Angebote ge-
     schaffen und nach und nach
     weiter ausgebaut.
    Mit Stadtteilspaziergängen unter
     Einbindung der Bevölkerung und Politik wird 2012 eine Bestandsaufnahme
     der Fußwegequalitäten und –defizite vorgenommen, die zu Handlungs-
     empfehlungen in einem Fußwegekonzept führen wird.

2. Zielgruppen
Zielgruppen der verschiedenen Planungen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs
in Norderstedt sind in erster Linie
   a. die Norderstedter Bevölkerung,
   b. Einpendler/-innen und Auspendler/-innen mit relativ kurzen Arbeitswegen,
   c. die Norderstedter Stadtverwaltung,
   d. die gewählten Stadtvertreter/-innen.
Daneben sind natürlich auch andere Organisationen und Personen am Thema
interessiert und von den Maßnahmen betroffen – die Spanne reicht von der Polizei
über Schulen / Eltern, Lobbygruppen wie den ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad
Club, den VCD (Verkehrsclub Deutschland) und die ILN (Initiative Lebenswertes
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Norderstedt) bis hin zu Ärztinnen / Ärzten oder Krankenkassen. Sie werden nach
Möglichkeit immer dann mit eingebunden, wenn es im Interesse der Sache sinnvoll
erscheint.
Zu a.
Planungen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs stellen ein Angebot für die
Verkehrsteilnehmer/-innen dar. In Norderstedt betrifft das fast ausnahmslos den
Alltagsverkehr, womit natürlich zunächst die in Norderstedt lebende Bevölkerung von     5
dem Angebot profitieren und sie zu einer verstärkten Nutzung animieren soll.
Insbesondere Binnenverkehre sollen künftig vermehrt zu Fuß oder mit dem Rad
zurückgelegt werden.
Zu b.
Auch für Menschen, die in Norderstedt „nur“ arbeiten, kann hierdurch eine weitere
verkehrliche Alternative geschaffen werden. Vor allem Einpendler/-innen und Aus-
pendler/-innen mit relativ kurzen Arbeitswegen sollen angesprochen werden.
Zu c.
Eine Reihe von Planungen und Entscheidungen, die von der Verwaltung getroffen
werden, haben direkt oder indirekt Einfluss auf Verkehrserzeugung, Verkehrsab-
wicklung und Verkehrsmittelwahl. Ziel ist es, zusätzlich zu den auf die Abwicklung
von Kfz-Verkehren ausgerichteten Angeboten regelmäßig und verstärkt die Interes-
sen von Menschen zu berücksichtigen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein
können und wollen.
Zu d.
Die politischen Parteien und ihre gewählten Vertreter/-innen bestimmen wesentlich
die Ausrichtung der Verkehrspolitik in einer Kommune. Als demokratisch legitimiertes
Gremium entscheiden sie in vielfältiger Weise über verkehrsfördernde oder verkehrs-
vermeidende Rahmenbedingungen. Unter anderem durch die Bereitstellung von
Geld schafft die Norderstedter Stadtvertretung die Voraussetzungen für die Umset-
zung der ausgewählten Maßnahmen. Deshalb muss auch hier eine Akzeptanz er-
reicht werden, um aus der Planung anschließend Realität werden zu lassen.

3. Probleme, Ziele und geplante Maßnahmen
Wie eingangs dargestellt hat Norderstedt als eine relativ reiche Stadt mit 692 Kraft-
fahrzeugen pro 1.000 in der Stadt lebenden Menschen eine überdurchschnittlich
hohe Fahrzeugdichte. Der ebenfalls hohe Anteil von Menschen, die zur Arbeit ein-
oder auspendeln führt im Ergebnis dazu, dass Norderstedt einen hohen Anteil an
motorisiertem Individualverkehr an der Verkehrsmittelwahl aufweist.
Hiermit sind diverse Probleme verbunden. Neben hohen Verkehrsdichten auf dem
Norderstedter Straßennetz, die immer wieder zu Staus führen, zählen dazu auch die
schädlichen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Für den Lärmaktionsplan
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wurde unter anderem ermittelt, wie viele Menschen durch Straßenverkehrslärm
belästigt werden [LDEN > 55 dB(A), LNIGHT > 45 dB(A)] oder sogar gesundheitlich
gefährdet sind [Dauerschallpegel > 65 dB(A), für Fluglärm auch LNIGHT > 45 dB(A)].
Die Betroffenheiten sind in der folgenden Tabelle quantifiziert:

        LDEN    in dB(A)   55-59    60-64       65-69       70-74       ab 75        > 55
        Straßenverkehr     18.800    7.000       4.200       1.400              0   31.400   6
        Schienenverkehr       200           0           0           0           0      200
        Flugverkehr         2.000      500              0           0           0    2.500
        Gewerbe               100           0           0           0           0      100
        LNIGHT in dB(A) 45-49       50-54       55-59       60-64       ab 65        > 45
        Straßenverkehr     30.700   10.100       5.700       2.900         200      49.600
        Schienenverkehr       400           0           0           0           0      400
        Flugverkehr         1.200      300              0           0           0    1.500
        Gewerbe                 0           0           0           0           0        0

Durch Dauerschallpegel gemittelt über 24 Stunden und gewichtet nach Tag-, Abend-
und Nachtlärm (LDEN) von über 65 dB(A) sind mehr als 7% der Norderstedter Bevöl-
kerung gesundheitsgefährdet, durch nächtlichen Fluglärm über 45 dB(A) mehr als
2%. Nachts hat nach den Ergebnissen der Strategischen Lärmkartierung sogar ⅔ der
Bevölkerung keine Gewähr für ruhige Schlafbedingungen, da sie nächtlichen
Lärmbelastungen von mehr als 45 dB(A) ausgesetzt ist. Diese Zahlen sind in der
obigen Tabelle farblich hinterlegt.
Natürlich sind die Lärmprobleme nicht die einzigen Probleme, die mit dem domi-
nanten Kraftfahrzeugverkehr einhergehen. Luftbelastungen, die zu einer Überschrei-
tung des europarechtlich vorgegebenen Jahresmittelwertes für NO2 führen, regel-
mäßige Überschreitungen des von der WHO genannten Richtwertes von 120 µg
Ozon / m3 Luft in den Sommermonaten, ein hoher Flächenverbrauch für den fließen-
den Verkehr ebenso wie für Parkplätze sind nur einige der weiteren Aspekte.
Norderstedts verdankt sein Mitwirken am ACTIVE TRAVEL NETWORK dem Lärm-
aktionsplan, der vielfach als vorbildlich betrachtet wurde und wird. Darauf bauen
folglich auch die weiteren Aktivitäten im Rahmen des ACTIVE TRAVEL NETWORK
auf und führen sie konsequent fort. So wird auch im Local Action Plan die Strategie
verfolgt, durch zahlreiche neue Angebote und Verbesserungen den Anteil des
nichtmotorisierten Verkehrs über eine Steigerung des Fuß- und Radverkehrs zu
erhöhen.
Aus dem Lärmaktionsplan liegen eigene Hochrechnungen vor, die zeigen, dass in
einem recht kurzen Zeitraum – nämlich innerhalb von 5 Jahren – eine beachtliche
Steigerung vor allem des Radverkehrsanteils erreicht werden kann (der in Zukunft
noch weiter gesteigert werden kann und soll, nicht zuletzt durch die im Local Action
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Plan enthaltenen Maßnahmen). Beim Fußgängerverkehr kann durch die vorge-
sehenen Maßnahmen immerhin der prognostizierte Rückgang verhindert werden, wie
die nachfolgende Übersicht zeigt; die auf den LAP zurückzuführenden Wirkungen
sind auch hier farblich hinterlegt:

           Verkehrsmittelwahl laut:    Analyse    Prognose Prognose
        Verkehrsmittel                  (2004)    VEP (2020) LAP (2013)               7
        MIV (motorisierter
                                          57%          58%       51%
        Individualverkehr)
        ÖPNV (öffentlicher
                                          10%          11%          11%
        Personennahverkehr)
        Radverkehr                        17%          17%       22%
        Fußgängerverkehr                  16%          14%          16%

Zu den Verpflichtungen, die die Stadt Norderstedt mit ihrer Projektteilnahme einge-
gangen ist, zählt auch die Identifizierung von Maßnahmen zur Förderung des Fuß-
und Radverkehrs, die in einem sogenannten Local Action Plan festzulegen sind. Auf-
grund der außergewöhnlich guten Vorarbeiten war von Anfang an klar, dass die
Stadt dabei auf Maßnahmen zurückgreifen kann, die bereits am 15.7.2008 mit dem
Lärmaktionsplan beschlossen worden waren.
Eine Übersicht über den Umfang gibt die nachfolgend wiedergegebene Karte, die
dem Lärmaktionsplan entnommen ist:
Stadt Norderstedt: Local Action Plan for Active Travel Network
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Diese wurden im Rahmen des ACTIVE TRAVEL NETWORK fortgeschrieben und um
eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen ergänzt, die zur Verbesserung der Bedin-
gungen des Fuß- und Radverkehrs in Norderstedt beitragen. Diese sind wichtig für
eine Qualitätssteigerung von Angebot und Information. Dazu zählen derzeit die
Maßnahmen
       B.9 – B.16,
       C.2 + C.3 sowie                                                                        9
       D.4
aus der unten folgenden Aufstellung. Weitere Maßnahmen können und werden noch
folgen. Da die zugehörigen Planungen prozessorientiert angelegt sind, stellt diese
Aufstellung einen wichtigen Zwischenschritt dar, der durch einen politischen
Beschluss im Jahr 2011 abgesichert wurde und für die Verwaltung die erforderliche
Planungssicherheit für die folgende, inzwischen zum Teil auch bereits erfolgte
Umsetzung bietet (Aufgabenzuweisung, zeitliche Ressourcen, Begründung für die
Einwerbung von Haushaltsmitteln). Das schließt natürlich nicht aus, dass hieran im
Detail kontinuierlich Anpassungen vorgenommen werden können.
Dabei sind die vorgesehenen, in der folgenden Aufstellung aufgelisteten Maßnahmen
in enger und einvernehmlicher Abstimmung mit der Urban Local Support Group aus-
gewählt worden.

          HANDLUNGS-                                            UMSETZUNGSSTAND BEI BERATUNG
NR.                               MASSNAHME
          SCHWERPUNKT                                           DES LAP (01.07.2011)
A.1       Belastungsschwer-       Prüfauftrag: Bau einer
          punkt Niendorfer        weiteren Mittelinsel Höhe
          Straße –                Buschweg / Bushaltestelle
          Friedrichsgaber Weg
A.2       Entlastungswirkung in   Kampagne zur Verbes-
          der Fläche              serung der Information über
                                  die Mobilitätsangebote im
                                  Umweltverbund
                                   Erstellen einer
                                       Umweltverbundkarte
                                   Individualisiertes
                                       Marketing
A.3       Entlastungswirkung in   Entwicklung einer
          der Fläche              Konzeption für den
                                  Fußgängerverkehr
                                  (barrierefreie Stadt)
A.4                               Aktualisierung des Halte-
                                  stellenprogramms zur Auf-
                                  wertung von Haltestellen im
                                  ÖPNV (Analyse, Konzept)
HANDLUNGS-                                            UMSETZUNGSSTAND BEI BERATUNG
NR.                            MASSNAHME
      SCHWERPUNKT                                           DES LAP (01.07.2011)
A.5                            Programm für ein             Folgende Bausteine zur Förderung des
                               "fahrradfreundliches         Fahrradverkehrs werden bereits umgesetzt
                               Norderstedt"                 (ohne ein formales Programm):
                                                            1. Kontinuierlicher Ausbau und Sanierung
                                                                der Infrastruktur (Radwegeneu- und -
                                                                                                             10
                                                                ausbau, Fahrradabstellanlagen,
                                                                Beschilderung, Querungshilfen und
                                                                Radfahrfurten mit insg. 200.000,-- €
                                                                jährlich)
                                                            2. Einrichtung eines Fahrradleihsystems
                                                                (aktuell 6 Stationen, demnächst auch
                                                                noch Arriba-Bad)
                                                            3. Themen-Rundwege: Eröffnung des
                                                                Rundwegs der Klänge 2010, Konzept für
                                                                Rundweg in der Tarpenbekniederung
                                                                und im Alsterland erstellt.
                                                            4. Reparaturkurse durch die VHS,
                                                            5. Geführte Radtouren durch den ADFC,
                                                            6. Fahrradflohmarkt und -versteigerungen.
                                                            7. Öffentlichkeitsarbeit durch Flyer, Internet
                                                            8. (siehe auch Maßnahmen A.6, A.7 und
                                                                A.8)
A.6                            Radstation
A.7                            Abstellanlagenkonzept für
                               den Radverkehr (Analyse,
                               Bedarfsermittlung,
                               Konzeption)
A.8   Belastungsschwer-        Aufbau einer Radstation am
      punkt Berliner Allee -   Bahnhof Garstedt
      Kohfurth
B.1   Entlastungswirkung in    Umsetzung der Konzeption
      der Fläche               für den Fußverkehr
B.2   Belastungsschwer-        Anlegen von einer
      punkt Langenharmer       Querungssicherung für
      Weg                      Fußgänger und Radfahrer,
                               ggf. in Verbindung mit
                               ÖPNV-Haltestelle „Langen-
                               harmer Ring“
B.3   Belastungsschwer-        Herstellen einer Radver-
      punkt Berliner Allee -   kehrsanlage ausreichender
      Kohfurth                 Qualität (StVO)
HANDLUNGS-                                             UMSETZUNGSSTAND BEI BERATUNG
NR.                            MASSNAHME
       SCHWERPUNKT                                            DES LAP (01.07.2011)
B.4    Belastungsschwer-       Anlegen von Querungs-          Umsetzung der Querungssicherung Alter
       punkt Alter             sicherungen für Fußgänger      Kirchenweg ist erfolgt.
       Kirchenweg –            und Radfahrer als ge-
       Stonsdorfer Weg         schwindigkeitsdämpfende
                               Elemente
                                                                                                            11
B.5    Ruhige Gebiete          Verlängerung der Ruhigen
                               Achse AKN Friedrichsgabe-
                               Herold-Center nach Norden
                               ab Quickborner Straße bis
                               Meeschensee
B.6    Belastungsschwer-       Einbau von 3 Mittelinseln
       punkt Poppenbütteler    als geschwindigkeits-
       Straße-Nord             dämpfende Elemente in
                               Höhe Störkamp und im
                               Abschnitt Glashütter Damm
                               – Segeberger Chaussee
B.7    Entlastungswirkung in   Wegweisung für den Rad-        Rundweg der Klänge, Rundweg in der
       der Fläche              verkehr (Beschilderungs-       Tarpenbekniederung und Rundweg im Alster-
                               konzept Stadtpark-             land in 06/2010 beschildert.
                               erschließung)                  Beschilderung aller weiteren Haupt- und
                                                              Nebenrouten des städtischen Radwege-
                                                              netzes bis August 2011.
B.8    Glashütter Damm         Anlegen von Querungs-
                               sicherungen für Fußgänger
                               und Radfahrer für den
                               östlichen Abschnitt, ggf. in
                               Verbindung mit ÖPNV-
                               Haltestellen
B.9    Belastungsschwer-       Ausbau des                     Sanierung des Radwegs auf der Südseite
       punkt Marommer          Radwegenetzes
       Straße
B.10   Belastungsschwer-       Querungshilfe in Höhe
       punkt Ulzburger         Schleswiger Hagen / Am
       Straße-Nord             Gehölz
B.11   Ruhige Achse            Verbesserung zur               Neubau des Abschnittes zwischen Decker-
       Wanderweg -             Förderung des                  berg und Forstweg (mit gepflastertem
       Tarpenbek               Umweltverbundes                Schlechtwetterstreifen und Rastmöglichkeit)
B.12   Entlastungswirkung in   Verbesserung zur               Ausbau und Sanierung der Rad- und Fuß-
       der Fläche              Förderung des                  wegeverbindung zwischen Norderstedt und
                               Umweltverbundes                Tangstedt (Grüner Weg, Beseitigung des
                                                              Konfliktes zwischen Reitern und Fuß- und
                                                              Radverkehr)
HANDLUNGS-                                           UMSETZUNGSSTAND BEI BERATUNG
NR.                            MASSNAHME
       SCHWERPUNKT                                          DES LAP (01.07.2011)
B.13   Entlastungswirkung in   Ausbau des Radwege-            Abbau des Unfallschwerpunktes an der Kreu-
       der Fläche              netzes entlang der             zung Friedrichsgaber Weg / Stettiner Straße
                               Magistralen                    durch Einbau einer Lichtsignalanlage (LSA).
                                                              Einbau von lärmoptimiertem Asphalt (LOA5D)
                                                              im Bereich der Kreuzung und der Abbiege-
                                                              spuren als Kompensationsmaßnahme für die      12
                                                              höheren Lärmbelastungen durch LSA-
                                                              geregelten Knotenpunkt.
B.14   Entlastungswirkung in   Öffentlichkeitsarbeit zur För- Herausgabe des Faltblattes „Rundweg der
       der Fläche              derung des Fuß- und            Klänge“ zur Eröffnung des Rundwegs im
                               Radverkehrs                    September 2010, Einrichten einer Internet-
                                                              seite zu den Themenwegen mit interaktivem
                                                              Stadtplan
B.15   Belastungsschwer-       Ausbau der Radroute            2010 wurde der letzte Abschnitt saniert.
       punkt Poppenbütteler    Quickborn - Glashütte
       Straße Süd              Herstellen einer durchgängi-
                               gen Radverkehrsanlage
                               ausreichender Breite (StVO)
                               zwischen Segeberger
                               Chaussee und Tangstedter
                               Landstr.
B.16   Entlastungswirkung in   Veranstaltung zum europa-    Erneute Durchführung des europaweiten
       der Fläche              weiten autofreien Tag 2010   autofreien Tag auf der Ulzburger Str.
                               (Bewusstseinsbildung für     zwischen Waldstr. und Harckesheyde,
                               nachhaltiges Verkehrs-       diesmal mit der MitMachMeile zur
                               verhalten)                   städtebaulichen Umgestaltung der
                                                            Hauptstraße – ca. 1/3 der Norderstedter
                                                            Bevölkerung hat teilgenommen.
C.1    Ruhiges Gebiet „Stadt- Verlängerung des Parks im
       oase Ossenmoorpark“ östlichen Bereich bis Glas-
                              hütter Damm
C.2    Belastungsschwer-      Ausbau der Radroute           Teile des Radweges sind saniert.
       punkt Poppenbütteler Quickborn - Glashütte
       Straße Nord

C.3    Entlastungswirkung in   Veranstaltung zum europa-
       der Fläche              weiten autofreien Tag 2011
                               (Bewusstseinsbildung für
                               nachhaltiges Verkehrs-
                               verhalten)
HANDLUNGS-                                             UMSETZUNGSSTAND BEI BERATUNG
NR.                             MASSNAHME
        SCHWERPUNKT                                            DES LAP (01.07.2011)
D.1     Belastungsschwer-       Integrierte städtebauliche
        punkt Segeberger        und verkehrliche Konzep-
        Chaussee                tion für Radfahrer und Fuß-
                                gänger: Vorentwurf, Entwurf
                                und Ausführungsplanung
                                zum stadtgestalterischen                                      13
                                Umbau
D.2     Belastungsschwer-       Herstellen einer durchgängi-
        punkt Ulzburger         gen, einheitlichen Rad-
        Straße Nord             verkehrsanlage
D.3     Belastungsschwer-       Ausbau der Radroute
        punkt Tangstedter       Hasloh – Lemsahl
        Landstraße              Herstellen einer durch-
                                gängigen Radverkehrs-
                                anlage ausreichender Breite
                                (StVO)
                                Einrichtung von Querungs-
                                sicherungen Am Ochsenzoll
D.4     Entlastungswirkung in   Veranstaltung zum europa-
        der Fläche              weiten autofreien Tag 2012
                                (Bewusstseinsbildung für
                                nachhaltiges Verkehrs-
                                verhalten)

Am 31.8.2011 hat sich eine Arbeitsgruppe (Urban Local Support Group) getroffen, zu
der entsprechend der europäischen Anforderungen alle politischen Fraktionen (vgl.
das Protokoll des Umweltausschusses vom 15.6.2011, TOP 9), die Zivilgesellschaft
vertreten durch die ILN und den ADFC sowie die mit der Umsetzung des Lärm-
aktionsplans befasste Verwaltung eingeladen waren. Diese Arbeitsgruppe hat die
genannten 31 Maßnahmen A.1 bis D.4 diskutiert und einstimmig für den Local Action
Plan identifiziert. Als Dokumentation des Sachstands, der den Beratungen der “Local
Support Group” am 31.8.2011 zugrunde lag, ist hier noch einmal der Umsetzungs-
stand widergegeben, wie er sich damals darstellte. Schon zu diesem Zeitpunkt waren
einige der Maßnahmen im Zusammenhang mit Norderstedts Aktivitäten im ACTIVE
TRAVEL NETWORK umgesetzt; das ist hier ebenfalls noch einmal so dokumentiert,
wie es sich bei den Beratungen zum Local Action Plan darstellte.
Seitdem wird selbstverständlich kontinuierlich weiter an der Umsetzung gearbeitet,
so dass nun – im September 2012 – diverse weitere Maßnahmen realisiert werden
konnten. Doch auch das ist wieder nur ein Zwischenergebnis auf dem Weg zur ange-
strebten vollständigen Umsetzung des Local Action Plans. Zu den in diesem guten
Jahr umgesetzten Maßnahmen gehören:
           A.2:       Fertigstellung des mobilfalters (= Umweltverbundkarte),
    dessen Verteilung zum autofreien Sonntag am 16.9.2012 startete.
           A.3 Das Thema Barrierefreiheit wird inzwischen bei allen Planungen
    für Neubauten berücksichtigt (z.B. beim Umbau des Knotens Ochsenzoll).
            Den schon erwähnten Themen-Rundwegen liegt ein Konzept zu-
    grunde, das eine systematische Förderung von Fußwegen im Grünen Leit-
    system abseits der stark befahrenen Straßen verfolgt.                            14
              Im Juli 2012 wurde mit der Erstellung einer eigenen Konzeption für
    den gesamten Fußgängerverkehr in Norderstedt begonnen (Mängelanalyse,
    Prioritätenliste, Kostenansatz für die Umsetzung), die voraussichtlich im
    Januar 2013 abgeschlossen sein wird.
             A.4 Eine Bestandsaufnahme und Mängelanalyse aller ÖPNV-
    Haltestellen wurde im Juli 2012 abgeschlossen. Derzeit wird auf dieser Basis
    der zweite Schritt vorbereitet, die Erstellung eines Programms zur sukzessiven
    Aufwertung der ÖPNV-Haltestellen.
            A.5 Der Umsetzungsstand des bestehenden Radverkehrskonzeptes
    der Stadt Norderstedt, das Teil des Verkehrsentwicklungsplanes ist, wird seit
    Dezember 2011 überprüft. Im Sinne einer fahrradfreundlichen Stadt soll es
    daraufhin fortgeschrieben werden (linienhafte und punktuelle Verbesserungen
    im Wegenetz).
             Das in Norderstedt etablierte Fahrradverleihsystem konnte mit der
    Einrichtung einer 7. Station erweitert werden.
             Die Entwicklung der beiden neuen Themenrundwege, die auch für
    den Radverkehr angelegt wurden, konnte im September 2012 erfolgreich ab-
    geschlossen werden. Deren offizielle Eröffnung fand während des ATN-Tref-
    fens in Norderstedt statt.
             A.6 Für den geplanten Bau einer Fahrradstation in Norderstedt-Mitte
    ist die notwendige Potentialanalyse mit einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
    durchgeführt worden.
           A.7 Eine Mängelanalyse aller Fahrrad-Abstellanlagen wurde im Juli
    2012 abgeschlossen. Ein Programm zur Umsetzung von Verbesserungsmaß-
    nahmen befindet sich in Vorbereitung.
              B.2 Die Entwurfsplanung für die Querungssicherung konnte
    abgeschlossen werden; die Umsetzung der Maßnahme soll noch 2012
    realisiert werden.
            B.4 Die Querungssicherung wurde gebaut.
            B.7 Die Beschilderung des Alltags- und Freizeitnetzes wurde auf
    einer Länge von 160 km in Klartextbeschilderung unter Berücksichtigung des
    Landesnetzes und der Kreisnetze realisiert. Das Radwegenetz ist neben
anderen Informationen auf der Internetplattform der Stadt Norderstedt einge-
       stellt und im mobilfalter zu finden.
              B.10       Für die Querungshilfe wurde die Ausführungsplanung
       2011 abgeschlossen; der Bau dieser Maßnahme, die auch der
       Verkehrssicherheit dient, soll noch 2012 erfolgen.
              C.1 Im Zusammenhang mit dem Rundweg im Alsterland konnte ein
       Wegeabschnitt im östlichen Ossenmoorpark im Sommer 2011 neu angelegt            15
       werden.
              C.3 Der autofreie Sonntag 2011 wurde durch die Stadtverwaltung
       gemeinsam mit dem Initiativkreis Ulzburger Straße auf einer der Norderstedter
       Hauptverkehrsstraßen durchgeführt; ca. 30.000 Menschen nahmen daran teil.
               D.4 Der autofreie Sonntag 2011 wurde durch die Stadtverwaltung
       wieder gemeinsam mit dem Initiativkreis Ulzburger Straße durchgeführt; mit
       geschätzten 40.000 Gästen haben erstmals rechnerisch über 50% der
       Norderstedter Bevölkerung die Vorteile einer auf Rad und Füße
       ausgerichteten Mobilität in einer attraktiven Weise erleben können.
Ergänzend zu den im Local Action Plan beschlossenen Maßnahmen wurde an zwei
thematischen Rundwegen durch Norderstedt gearbeitet, die ein attraktives Angebot
zur Naherholung in Norderstedt bieten und damit zur Verkehrsvermeidung im Frei-
zeitbereich beitragen können. Sie sind speziell für Fußgänger/-innen und Radfahrer/-
innen in attraktiver landschaftlicher Umgebung gedacht und werden bewusst abseits
von Straßen angelegt. Als ein besonderer Anreiz sind sie jeweils unter ein eigenes
Thema gestellt und mit umweltpädagogischen Elementen ausgestattet, die auf die
speziellen Bezüge zur erschlossenen Landschaft hinweisen und diese mit modernen
Mitteln erklären oder erlebbar machen.
Einen optischen Eindruck von dem,
was mit den neuen Rundwegen
entstehen soll, kann ein Bild vom
„Rundweg der Klänge“ geben. Die-
ser ist 2010, also im ersten Jahr
des ACTIVE TRAVEL NETWORKS
realisiert und damals in der Euro-
päischen Mobilitätswoche offiziell
eröffnet worden. Mit 13 Klangspiel-
objekten entlang des Rundweges
bietet er ein hoch attraktives Ange-
bot für die Bevölkerung, das so –
mit dieser großen Anzahl von
umweltpädagogisch ausgerichteten
Aktionselementen – noch nirgendwo in Deutschland vorhanden ist. Thematisch lehnt
er sich an die Zielsetzung der Lärmminderungsplanung an. Der „Rundweg der
Klänge“ liegt zum Teil an einer „ruhigen Achse“, die eine Fuß- und Radwege-
verbindung abseits von Straßen darstellt und in der Norderstedter Bevölkerung ohne-
hin bereits eine hohe Beliebtheit aufweist. Durch die vielfältigen und abwechslungs-
reichen Angebote, mit mehreren Sinnen zugleich lernen zu können, hat sich dieser
Rundweg zudem zu einem innerstädtischen Ziel für die Naherholung entwickelt, das
gerne angenommen wird. Auf diese Weise hilft dieser Rundweg, ebenso wie die wei-
teren in Norderstedt entwickelten Rundwege, über die Vermittlung positiver Erfahrun-
gen zur Verhaltensänderung einzuladen und so die Bedeutung des Fuß- und Rad-
verkehrs in Norderstedt wirksam zu fördern. Die bisherigen sehr positiven Rück-
meldungen aus der Bevölkerungen sprechen dafür, dass dieser moderne Ansatz den         16
gewünschten Erfolg zeigt.

4. Evaluationskonzept
Mit Hilfe der oben stehenden Tabelle wird die Umsetzung jeder einzelnen Maßnahme
festgehalten und mindestens einmal jährlich an die politischen Gremien der Stadt in
öffentlicher Sitzung berichtet. Aus dieser Zusammenstellung ist in einfacher und
anschaulicher Form ersichtlich,
    welche der ursprünglich vorgesehenen Maßnahmen bis zum Berichtszeitpunkt
     realisiert werden konnten,
    bei welchen Maßnahmen die Realisierung noch auf sich warten lässt und
    welche zusätzlichen Maßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs in
     Norderstedt aufgenommen wurden.
Diese Berichterstattung ist leicht vorzunehmen und schafft die nötige Transparenz,
um eine Kontrolle der Planung vornehmen zu können und gegebenenfalls auch eine
zusätzliche Unterstützung zu ermöglichen.
Zusätzlich wird auch noch die Wirkung der
Maßnahmen auf das gesamte Verkehrs-
geschehen in Norderstedt evaluiert. Dazu wird
die Fortschreibung der Strategischen Lärm-
karten genutzt, zu der Norderstedt im Zu-
sammenhang mit der EG-Umgebungslärm-
richtlinie ohnehin verpflichtet ist. Seit Sommer
2012 liegen die neuen Berechnungen vor –
bislang noch in einer vorläufigen Version.
Die nebenstehend wiedergegebene Karte für
die 24 Stunden-Belastung (LDEN) durch den
motorisierten Straßenverkehr zeigt, dass er-
heblich weniger Anteile des Stadtgebiets mit
Lärm von 55 dB(A) oder mehr belastet ist.
Daran lässt sich bereits ablesen, dass es zu
einer Lärmentlastung für die Bevölkerung ge-
kommen ist. Eine Analyse der Gründe steht
nun als nächste Aufgabe an. Diese kann Aufschluss darüber geben, ob die
eingeleiteten Maßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs, über die hier
als Norderstedts Beitrag im Zusammenhang mit dem ACTIVE TRAVEL NETWORK
berichtet wird, tatsächlich die angestrebten Veränderungen der Verkehrsmittelwahl
bewirken konnten. Bislang deuten die Ergebnisse darauf hin, dass für die geringeren
Lärmbelastungen durch den motorisierten Straßenverkehr - bei wachsender Zahl der
Bevölkerung! - im Wesentlichen eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl, vor allem
zugunsten des Fahrrads ausschlaggebend ist.                                               17

5. Abstimmungsverfahren
Für die Aufstellung des Lärmaktionsplanes wurde ein sehr aufwändiges Verfahren
zur Mitwirkung der Öffentlichkeit an der Planung durchgeführt. Dieses ist als Modell
vielfach empfohlen worden, insbesondere von NGO in ganz Deutschland sehr ge-
schätzt, Gegenstand diverser Forschungsvorhaben und im Rahmen eines Twinning-
Projektes mit der Türkei für die Rechtsangleichung des türkischen Rechtssystems an
Europarecht als best practise geschult worden. Hierzu liegen mittlerweile zahlreiche
Publikationen vor, auf die an dieser Stelle verwiesen sei.

Anschließend wurde nach deutschem Recht ein zusätzliches förmliches Beteiligungs-
verfahren durchgeführt, in dem der Entwurf des Lärmaktionsplans noch einmal auf
Rechtssicherheit geprüft wurde. Das ist für eine schnellere Umsetzung der Einzel-
maßnahmen erforderlich.
Vor der Umsetzung der im Local Action Plan enthaltenen Maßnahmen sind vielfach
planerische Abstimmungen erforderlich, die durchaus noch umfangreiche Arbeiten
für zahlreiche Beteiligte auslösen können – das kann im Einzelfall jeweils sehr unter-
schiedlich ausfallen. In einigen Fällen ist es darüber hinaus auch erforderlich, zuerst
für die einzelne Maßnahme noch weitere Überprüfungen zu deren rechtlicher
Umsetzbarkeit vorzunehmen.
6. Verbindlicher Beschluss
Am 31.8.2011 wurde der erreichte Umsetzungsstand in der “Local Support Group”
durch die Verwaltung berichtet. Dabei wurden die einzelnen Positionen noch einmal
der Reihe nach diskutiert und mit den ergänzenden Maßnahmen zusammen
zustimmend zur Kenntnis genommen.
Für die notwendige politische Legitimation wurde das Ergebnis am 16.11.2011 im          18
Umweltausschuss durch die politischen Parteien als „Local Action Plan“ für Norder-
stedt einstimmig bekräftigt. Auf dieser Grundlage konnten dann die oben – unter 3. –
berichteten Maßnahmenumsetzungen zügig angegangen werden.

7. Erfahrungen
Verkehr ist ein Handlungsfeld, bei dem sich fast alle Menschen berufen fühlen mit-
zureden. Positionen werden zudem oft sehr emotional und stark aus der eigenen
Perspektive heraus vertreten. Das macht eine rationale Herangehensweise an das
Thema und an Veränderungen so schwierig. Zwei Gründe mögen dafür – jedenfalls
in einer reichen deutschen Stadt wie Norderstedt – ausschlaggebend sein:
    Deutschland hat eine starke Autoindustrie, die über lange Zeit für eine breite
     Akzeptanz und Unterstützung von Kfz-Verkehr gesorgt hat.
    Ausgehend von einem stark durch das eigene Kfz geprägte Mobilität sind alle
     auf Verhaltensänderungen (zugunsten von Fuß- und Radverkehr) zielende
     Maßnahmen fast nur dann erfolgreich, wenn sie nicht als Beeinträchtigung der
     eigenen Auto-orientierten Mobilitätsmuster, sondern als zusätzliche Angebote
     bei unveränderter Wahlfreiheit empfunden werden.
Angesichts dieser Situation ist ein öffentlicher Rückhalt für Veränderungen gerade im
Handlungsfeld Verkehr sehr wichtig. Das setzt die Information und Mitwirkung der
Öffentlichkeit bei Planungen voraus. Entscheidend ist dabei, dass beides – sowohl
die Information als auch die Mitwirkung – sehr gut an die bestehenden Situationen
angepasst werden. Dabei sind Vorerfahrungen von Beteiligten auf allen Seiten eben-
so zu berücksichtigen wie zeitliche und finanzielle Ressourcen, aber auch Störungen
im laufenden Prozess.
Mitwirkung muss ergebnisorientiert ausfallen, um von der Öffentlichkeit akzeptiert zu
werden. Das ist bei der Lärmminderungsplanung berücksichtigt worden und hat zu
dem erfreulichen Ergebnis geführt, dass nicht zuletzt deswegen eine einstimmige
Zustimmung zum Lärmaktionsplan erreicht werden konnte. Norderstedts Teilnahme
am ACTIVE TRAVEL NETWORK sollte die hier gesammelten Erfahrungen an die
übrigen Teilnehmerstädte vermitteln helfen. Für den Prozess in Norderstedt war
wichtig, dass Öffentlichkeit nicht überstrapaziert werden darf. Deshalb ist die
Einbindung der Local Support Group in diesem Fall als Prozessbegleitung sinnvoll
gewesen. Die Öffentlichkeit wird für die Überprüfung und Fortschreibung des Lärm-
aktionsplans erneut gebraucht. Deshalb war zu vermeiden, sie zwischenzeitlich noch
mal mit dem gleichen Thema zu beschäftigen, bevor die zuvor festgelegten Maß-
nahmen abgearbeitet werden konnten. Das hätte sich kontraproduktiv ausgewirkt. So
konnte die Mitwirkung Norderstedts im ACTIVE TRAVEL NETWORK als unterstüt-
zende Erinnerung an die Notwendigkeit einer vollständigen Umsetzung des Lärm-
aktionsplans sowie für eine an bestehenden Chancen ausgerichtete Ausweitung des
Maßnahmenpakets genutzt werden. Nur durch dieses angepasste Vorgehen konnte
Norderstedt den Stand erreichen, der aktuell gegeben ist.                            19
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