Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck

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Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
solares kühlen
TECHNOLOGIEN ‒ PLANUNG ‒ BETRIEB
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
00.1 IMPressuM

    EIGENTÜMER, HERAUSGEBER:                    EDITOR:                                AUTOREN:                                                    LAYOUT:
    Diese Broschüre wird aus Mitteln der        Anita Preisler                         Anita Preisler, Tim Selke                                   Georg Flor Illustration+Design
    Klima- und Energiefonds gefördert und im    AIT Austrian Institute of Technology   AIT Austrian Institute of Technology, Wien                  www.georgflor.at
    Rahmen des Programms „Neue Energien         Giefinggasse 2                                                                                     E: office@georgflor.at
    2020“ als Teil des Forschungsprojektes      1210 Wien                              Daniel Neyer, Jacqueline Neyer, Alexander Thür
    „SolarCoolingOpt – Primärenergetische       T: +43 (0) 50 550-6634                 Universität Innsbruck, Energieeffizientes Bauen, UIBK EEB   DRUCK:
    Optimierung von Anlagen zur solaren         E: anita.preisler@ait.ac.at                                                                        Facultas
    Kühlung mit effizienter Anlagentechnik                                             Bettina Nocke, Martin Vukits
    und innovativen Regelstrategien“, Leitung                                          AEE INTEC, Gleisdorf
    AEE INTEC Gleisdorf, (FFG-Nr.: 825544)
    durchgeführt.                                                                      Moritz Schubert
                                                                                       SOLID, Graz

                                                                                       Hilbert Focke
                                                                                       ASiC, Wels

2
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
Inhalt 00.2

                                               1. Motivation 05
                                               Technische Vorteile 06
                                              Ökologische Vorteile 07

                                            2. technologieN 09
                         Anwendungsgebiete solarer Kühlverfahren 10
                                           Absorptionskälteanlage 11
                                           Adsorptionskälteanlage 12
                                  Sorptionsgestützte Klimatisierung 13
                                       Solarthermische Kollektoren 14
                                                    Kollektortypen 15
                                                          Speicher 17
                                                      Rückkühlung 18
                                           Bewertung von Anlagen 19
                                                            Kosten 23

                                  3. Planung und Betrieb 25
                        Einflussgrößen auf Kühllast und Kühlenergie 26
                                       Kälteverteilung und Abgabe 29
Auswahl Kühltechnologie, inkl. Thermischer Antrieb und Rückkühlung 31
                                                 Planungshinweise 33
                                          Wassergeführte Systeme 36
                                             Luftgeführte Systeme 40
                  Ausgewählte Hinweise für Installation und Betrieb 42
              Vergleich von Regelstrategien auf Basis von Simulation 45

                                                   4. Beispiele 49

                                                5. Referenzen 58

                           6. Weiterführende Literatur 59

                                                                          3
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
Motivation 01

       Die Raumkühlung und Klimatisierung nimmt in der Energieversorgung von Gebäuden
      weltweit eine immer größere Bedeutung ein. Auch für Österreich wird ein dramatischer
   Anstieg des Energiebedarfs zur Gebäudekühlung prognostiziert. Weiters verursacht dieser
erhöhte Strombedarf zur Gebäudekühlung Sommerspitzen, die zu hohen Strompreisen und zu
     netzbedingten Problemen bis hin zu so genannten Black-Outs führen können. Um dieser
      Entwicklung entgegen zu wirken, gilt es nun, einerseits den Kühlbedarf für Gebäude so
            niedrig wie möglich zu halten und andererseits einen möglichst hohen Anteil des
         verbleibenden Kühlbedarfs durch alternative, umweltfreundliche Kühltechnologien
       abzudecken. Solarthermische Kühlung ist eine Möglichkeit, um den Energiebedarf zur
     Gebäudekühlung abzudecken, wobei vor allem die saisonale Gleichzeitigkeit von solarer
             Einstrahlung und anfallender Kühllast den Einsatz dieser Technologie nahe legt.
   Weiters können solarthermische Anlagen in unserem Klima nicht nur zur Kühlung, sondern
     auch zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung ganzjährig genutzt werden.

                                                                                01. Motivation 5
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
01.1 Technische Vorteile

                      Saisonale Gleichzeitigkeit von Kühllast und solarer                          wachsenden Klimatisierungs- und Kühlbedarf durch Ausbau von investi-
                      Einstrahlung                                                                 tionsintensiven Spitzenlast-Kraftwerken reagieren. Eine Entlastungsstra-
                                                                                                   tegie der Stromnetze wird in der Substitution der konventionellen elek-
                      Die weitgehende Zeitgleichheit (saisonal und über den Tag) zwischen          trisch angetriebenen Kompressionskälteanlage durch thermisch ange-
                      solarem Angebot und daraus resultierender notwendiger Kühlleistung in        triebene Verfahren gesehen. Im Speziellen ist die solare Antriebswärme
                      Gebäuden legt den Einsatz von Solarenergie zur Bereitstellung der erfor-     aufgrund der Koinzidenz zwischen Kühlbedarf und solarem Strahlungs-
                      derlichen Antriebswärme für die solarthermische Kältebereitstellung          angebot eine attraktive Technologielösung.
                      nahe.
                                                                                                   Komponenten sind am Markt verfügbar
                      Entweder treten bedingt durch innere (Personen, Beleuchtung, etc.) oder
                      äußere (Einstrahlung, Außentemperatur) Wärmequellen die höchsten             Alle Anlagen-Komponenten der »solarthermischen Kühlung« (thermi-
                      Kühllasten an jenen Stunden auf, an denen eine hohe Einstrahlleistung        sche Kältemaschine, Solarkollektoren, Kühlturm, etc.) sind am Markt ver-
                      verfügbar ist. Unter Mitteleuropäischen Klimabedingungen kann ein            fügbar, jedoch besteht nach wie vor in allen Bereichen Verbesserungs-
                      vollsolarer Kühlbetrieb typischerweise in der Zeit von etwa 10 Uhr vormit-   und Weiterentwicklungspotenzial. Der Sonnenkollektor generiert ganz-
                      tags bis 17 Uhr nachmittags aufrecht erhalten werden. Eine 100-prozen-       jährig Wärme zur Warmwasserbereitstellung, zur Heizungsunterstützung
                      tige Deckung der Gebäudekühllast wird über systemtechnische Adaptie-         im Winter und zum thermischen Antrieb der Kühlanlage im Sommer.
                      rungen erreicht. Hier werden Wärme- oder Kältespeicher sowie thermi-         Durch diese mehrfache Nutzung lässt sich die Investition wirtschaftlich
                      sche oder elektrische Backup-Lösungen in das solarthermische Kühlsy-         darstellen. Thermische Kältemaschinen äquivalenter Kälteleistung sind
                      stem integriert.                                                             derzeit in der Anschaffung um ein Mehrfaches teurer als die konventio-
                                                                                                   nelle Kältetechnik.
                      Beitrag zur Verringerung des Sommer-Peaks
                                                                                                   In den vergangenen Jahren wurden insbesondere thermische Kältema-
                      In Ländern mit generell hohem Klimatisierungsbedarf treten insbesonde-       schinen im kleinen Leistungsbereich – unter 20 kW Kälte – auf den Markt
                      re an heißen Sommertagen erhebliche Lastspitzen (Sommer-Peak) im             gebracht. Im Bereich der Sonnenkollektoren wurden neue Produkte im
                      öffentlichen Stromnetz auf. Komplette Blackouts der Netzversorgung           Mitteltemperaturbereich 120 bis 180°
                                                                                                                                      C entwickelt. Diese werden in ein-
                      haben sich in den vergangenen Jahren bereits in einigen Industrielän-        zelnen Projekten zum Antrieb von Kältemaschinen im Leistungsbereich
                      dern ereignet. Die Energieversorgungsunternehmen müssen auf den              bis etwa 1 MW Kälte (und vereinzelt bereits darüber) eingesetzt.

6 01. Motivation
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
Ökologische Vorteile 01.2

Kältemitteleinsatz                                                        latoren des solarthermischen Kühlsystems konsumiert. Bei guten
                                                                          Systemen können >50% Primärenergie eingespart werden.
Die thermischen Kälte- bzw. Klimatisierungsverfahren verzichten auf
umweltbelastende Kältemittel. In traditionellen Kälte- bzw. Klimatisie-
rungsanlagen werden überwiegend Kältemittel eingesetzt, die ein
hohes Potenzial zur globalen Erwärmung aufweisen. Die entsprechende
F-Gase Verordnung, mit einem Verbot aller HFKWs ab 2020, wird der-
zeit überarbeitet. Entwicklungen in Richtung natürlicher Kältemittel
(Propan, CO2) bieten hier Alternativen, die jedoch in den derzeitigen
Kälte- bzw. Klimatisierungsanlagen noch nicht sehr weit verbreitet
sind. Daher werden durch eine Umstellung auf thermische Kältever-
fahren klimaschädliche Arbeitsstoffe reduziert.
                                                                                               2000
                                                                                                                                             1875

Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen                                               1800

                                                                                               1600                                                                       8,0

Die Systeme der „solarthermischen Kühlung“ verwenden vor allem             Strombedarf [GWh]   1400                                   1380                                7,0
                                                                                                                                                                                      Umgebungskälte
Sonnenenergie als thermische Antriebsquelle zur Kälteerzeugung. In                             1200                                                                       6,0         Solar
gut ausgelegten und arbeitenden Anlagen zur „solarthermischen Küh-                             1000                            970                                        5,0
                                                                                                                                                                                      Strom

                                                                                                                                                       Endenergie in PJ
lung“ lassen sich gegenüber konventionellen Systemen Primärener-                                                                                                          4,0
                                                                                                800                 670
gieeinsparungen erzielen. Dies korrespondiert mit einer Reduktion
                                                                                                600                                                                       3,0
des CO2–Ausstoßes im Bereich der Klimatisierung und industriellen                                            470
                                                                                                400   365                                                                 2,0
Kältebereitstellung.
                                                                                                200                                                                       1,0

                                                                                                                                                                          0,0
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, bei der Planung und im                                     0
                                                                                                                                                                             2005   2010      2015     2020       2025    2030
                                                                                                      2005   2010   2015       2020   2025   2030
Betrieb von solarthermischen Kühlanlagen auf den energieeffizienten                                                        Jahre

                                                                          Abbildung 1 : Berechnete Werte für den Strombedarf für                    Abbildung 2 : Potentielle Entwicklung der Marktdiffusion der
Einsatz elektrischer Hilfsenergie zu achten. Die elektrische Energie
                                                                          Gebäudekühlung in Österreich mit herkömmlicher Kühltech-                  solaren Kühlung (Solar) und der Erdkälte (Umgebungskälte)
wird im Wesentlichen durch den Antrieb von Pumpen und Venti-              nologie bis 2030 (Quelle: EEG, 2007)                                      für Gebäudekühlung in Österreich (Quelle: EEG, 2007)

                                                                                                                                                                                                              01. Motivation 7
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
TechnologieN 02

                Die Technologie der solaren Kühlung zeichnet sich durch ein
            Zusammenspiel unterschiedlicher Anlagenteile aus: Solaranlage,
              Kältemaschine mit Rückkühleinheit, Lüftungsanlage, Speicher,
   hydraulische Verschaltung und Regelungskomponenten. Diese Einzelteile
              sind derzeit in unterschiedlicher Qualität, Leistungsgröße und
Standardisierungsgrad erhältlich. Die große Herausforderung derzeit besteht
       darin, die beste Kombination aus bestehenden Anlagenkomponenten
               für die jeweilige Anwendung zu konzipieren und umzusetzen.

                                                              02. TECHNOLOGIEN 9
Solares kühlen TECHNOLOGIEN PLANUNG BETRIEB - Universität Innsbruck
02.1 Anwendungsgebiete solarer Kühlverfahren

                                                    Verfahren zur solaren Kühlung können generell in elektrische und ther-                                   maschinen Antriebswärme für einen „thermischen Kompressor“ benöti-
                                                    mische Systeme unterschieden werden. Elektrische Systeme nutzen                                          gen. Sowohl die Antriebswärme als auch die Nutzkälte wird typischerwei-
                                                    photovoltaisch erzeugten Strom zum Antrieb der Kältemaschine. Ther-                                      se an die Umgebung bzw. Umgebungsluft abgeführt.
                                                    mische Systeme nutzen die durch Solarkollektoren erzeugte Wärme
                                                    zum Antrieb der Kältemaschine und benötigen elektrische Energie für                                           Antriebswärme
                                                                                                                                                                hohe Temperatur, THT                                   Solarkollektor
                                                    Hilfsantriebe. Die vorliegende Broschüre betrachtet allein die Technolo-
                                                    gien der solarthermischen Kühlung bzw. Klimatisierung.
       Abbildung 3: Antriebstemperaturen,
    Kälteleistung und erforderliche Kollek-
    tortypen (Quelle: IEA SHC TASK38 Solar
                                                                                                                                                                                          Wärmeabgabe                 Umgebung,
              Cooling Position Paper, 2011)
                                                    Im Kälteprozess geschlossener Verfahren (Ab- und Adsorptionskältema-                                                                  mittlere Temperatur, TMT    zB. Kühlturm
                                                    schine) wird in erster Linie Kaltwasser erzeugt. Das Kaltwasser nimmt auf
   FPC = Flat Plate Collector (Flachkollektor)
                                                    niedrigem Temperaturniveau die Wärme des zu kühlenden oder zu kli-
              ETC = Evacuated Tube Collector
                                                    matisierenden Gebäudebereiches auf und führt diese dem thermischen                                                Nutzkälte                                        Klimatisierungssystem
                   (Vakuum-Röhrenkollektor)                                                                                                                    niedrige Temperatur, TLT
                                                    Kälteprozess zu. Die thermische Kältemaschine erwirkt einen Tempera-
                  SAT = Single Axis Tracking
   (Einachsig nachgeführte Solarkollektoren,        turhub vom Niveau der Nutzkälte auf das Niveau der Umgebung unter                                        Abbildung 4: Energiebilanz eines thermischen Kälteprozesses (Quelle: Fraunhofer ISE,
            d.h. Parabolrinnenkollektor oder                                                                                                                 2007, adaptiert)
                           Fresnel-Kollektor)
                                                    Verwendung von hohen Antriebstemperaturen. Der klassische Kompres-
                                                    sionskälteprozess verwendet einen mechanisch angetriebenen Kom-                                          Abbildung 4 verdeutlicht die Wärmebilanz einer thermischen Kältema-
          SAHC = Solar Air Heating Collector
                          (Solarluftkollektor)      pressor zur Kaltwassererzeugung während die Ab- und Adsorptionskälte-                                    schine inklusive der drei unterschiedlichen Temperaturniveaus. Als
                                                                                                                                                             charakteristische Kennzahl zur Beschreibung wird die thermische Lei-
      Type of system                      Water Chillers (closed thermodynamic cycles)                                Direct air treatment                   stungszahl EERth – thermal Energy Efficiency Ratio - herangezogen. Der
    Physical phase of
                                       Liquid                                      Solid                   Liquid                     Solid
                                                                                                                                                             EERth entspricht dem Verhältnis aus bereitgestellter Kälte zu eingesetz-
    sorption material
                                                                                                                                                             ter Antriebswärme. Im Gegensatz zu den geschlossenen Systemen, hat
                                                                                             Lithium-     Lithium-      Silica gel (or zeolite), cellulose
    Sorption material      Water         Lithium-bromide            Zeolite     Silica gel
                                                                                             chloride     chloride       matrix with lithium-chloride        das Kältemittel (Wasser) bei offenen Systemen Kontakt mit der Atmo-
       Refrigerant       Ammonia                 Water              Water         Water       Water        Water                     Water                   sphäre. Während geschlossene Systeme neben der Klimatisierung auch
      Type of cycle       1-effect     1-effect       2-effect     1-effect      1-effect    1-effect
                                                                                                           Cooled
                                                                                                          sorption              Desiccant rotor
                                                                                                                                                             zur Kälteerzeugung verwendet werden können, beschränkt sich die
                                                                                                          process
                                                                                                                                                             Anwendung offener Systeme auf die Gebäudeklimatisierung und Spe-
        EER range        0,5 - 0,75    0,65 - 0,8     1,1 - 1,4    0,5 - 0,75   0,5 - 0,75   0,5 - 0,75   0,7 - 1,1                0,65 - 0,8
                                                                                                                                                             zialanwendungen wie z.B. Trocknungsprozesse in der Lebensmittel-
   Driving temp. range    70 ... 100
            (°
             C)          120 ... 180
                                       70 ... 100    140 ... 180   65 ... 90     65 ... 90   65 ... 90    60 ... 85                 60 ... 80                branche. Eine Übersicht zu solarthermisch angetriebenen Kühl- bzw.
      Solar collector    FPC, ETC,                                                                        FPC, ETC,                                          Klimatisierungsverfahren und ausgewählte spezifische Systemkennzah-
                                       FPC, ETC          SAT       FPC, ETC     FPC, ETC     FPC, ETC                           FPC, ETC, SAHC
       technology          SAT                                                                             SAHC
                                                                                                                                                             len zeigt die Tabelle in Abbildung 3.

10 02. TEchnologieN
Absorptionskälteanlage 02.2

Die Absorptionskältemaschine arbeitet nach dem Funktionsprinzip des           sowohl Plus- (>0°
                                                                                              C) als auch Minuskälte (
02.3 Adsorptionskälteanlage

                                               Adsorptionskältemaschinen verdampfen und adsorbieren ein Kältemit-       die gleichzeitige Wärmezufuhr auf hohem Temperaturniveau das Aus-
                                               tel, wobei überwiegend Wasser als Kältemittel eingesetzt wird. Analog    treiben des Kältemittels aus dem festen Sorptionsmittel in der Desor-
                                               zur Absorptionskälte wird durch Verdampfung des Kältemittels Wärme       berkammer. Nach Ablauf dieses Vorganges wird der Prozess umgedreht.
                                               der Umgebung entzogen, der nutzbare Kälteeffekt entsteht. Das ver-       Folglich arbeitet die Adsorptionskältemaschine in einer getakteten,
                                               dampfte Kältemittel wird sodann an porösen Feststoffen angelagert,       quasikontinuierlichen Betriebsweise.
                                               Adsorptionswärme (im wesentlichen Kondensationswärme) wird frei.
                                               Die Regenerierung (Austreiben) des Sorptionsmittels aus dem porösen      Der Arbeitszyklus einer Adsorptionskältemaschine ist in Abbildung 6
                                               Festkörper erfolgt anschließend mittels Wärmezufuhr. Die beiden          dargestellt und kann wie folgt strukturiert werden:
                                               wesentlichen Prozesse der Ad- und Desorption des Kältemittels erfol-
                                               gen in der realen Adsorptionskältemaschine in zwei getrennten Kam-       Erster Schritt
          Abbildung 6: Funktionsprinzip
             Adsorptionskältemaschine          mern und finden zur gleichen Zeit statt. D.h. während in der Adsorber-   Das im Sorptionsmaterial gebundene Kältemittel wird durch Wärmezu-
          (Quelle: Fraunhofer ISE, 2004)       kammer Kältemittel am Adsorptionsmaterial angelagert wird, bewirkt       fuhr mittels Heißwasser ausgetrieben und ist dampfförmig.

                                                                   Phase 1
                                                                                                                        Zweiter Schritt
                                                                                                                        Das gasförmige Kältemittel kondensiert und die Kondensationswärme
                                                                 Kondensator
                                                                                                                        wird über den Kühlwasserkreis an die Umgebung abgeführt.
                                                    Desorption                 Adsorption

                                                                                                 Phase 2
                                                                                                                        Dritter Schritt
                              Phase 4
                                                                                                                        Das Kondensat wird in den Verdampfer geleitet und verdampft bei
                             Kondensator                                                       Kondensator
                                                                  Verdampfer
                                                                                                                        geeignetem Unterdruck in der Verdampferkammer. Die Kälte entsteht
                                                                                                                        durch die starke Adsorption des Wasserdampfes am Adsorptionsmittel
                                                                                                                        im Adsorber, was wegen der Kondensation zu einem Unterdruck im
                                                                                                                        Verdampfer und somit Verdampfung bei geringen Temperaturen
                             Verdampfer                           Phase 3                      Verdampfer
                                                                                                                        führt.
                          Wärmerückgewinnung                     Kondensator                Wärmerückgewinnung

                                                                                                                        Vierter Schritt
                                                    Adsorption                 Desorption
                                                                                                                        Der erzeugte Kältemitteldampf lagert sich an der porösen Oberfläche
                                                                                                                        des Sorptionsmittels an. Die entstehende Adsorptionswärme wird an
                                                                 Verdampfer                                             die Umgebung abgeführt.

12 02. TEchnologieN
Sorptionsgestützte Klimatisierung 02.4

Neben den geschlossenen Kältekreisläufen ist als offenes Verfahren die      merückgewinnungsrad Wärme der getrockneten warmen Zuluft auf
sorptionsgestützte Klimatisierung (SGK, engl. Desiccant Evaporative         (7-8). Dann wird die Abluft über das Nachheizregister nacherhitzt (8-9),
Cooling (DEC)) verfügbar. Offene Sorptionsanlagen erfüllen die kom-         um die Regeneration (Desorption) des darauf folgenden Sorptionsrotors
pletten Anforderungen an die Klimatechnik und behandeln die Zuluft          sicherzustellen. Die Nacherwärmung erfolgt im Falle der solarthermi-
direkt als Kälteträger. D.h. die Raumlufttemperatur und –feuchte wird       schen Klimatisierung über solare Wärme. Anschließend verlässt der Luft-
allein über die aufbereitete Zuluft kontrolliert. Im Wesentlichen verwen-   strom das System durch den Abluftventilator (10).
det die SGK-Technologie drei Prinzipien der Luftbehandlung: Lufttrock-
nung durch Ab-/Adsorption, direkte Verdunstungskühlung und Wär-             Mit offener sorptionsgestützter Klimatisierung in der vorgestellten Stan-
merückgewinnung. Die Verdunstungskühlung ermöglicht den Verzicht            dardkonfiguration lassen sich prozessbedingt und aufgrund der thermo-
auf chemische Kältemittel und die sorptive Luftentfeuchtung vermeidet       dynamischen Grenzen Zulufttemperaturen unter 16°
                                                                                                                           C nicht erreichen.
die energieintensive Erzeugung von Kaltwasser unter der Taupunkt-           D.h. ohne technische Adaptionen der Standardkonfiguration, z. B. Kombi-
temperatur, benötigt aber im Normalfall eine Wasseraufbereitung. Die        nationen mit zusätzlicher Kompressionskältetechnik, beschränkt sich der
Wärmezufuhr auf dem Temperaturniveau von 55 bis 90 °
                                                   C ist notwen-            Einsatzbereich dieser Technologie auf Raumklimatisierung mit entspre-
dig, um das Sorptionsmaterial wieder zu regenerieren (trocknen).            chend geringen Wärmelasten. Mit üblichen Luftwechselzahlen für Klima-
                                                                            anlagen in Gebäuden, z. B. 1 bis 2,5, können spezifische Kühllasten von 15
Im ersten Verfahrensschritt einer DEC-Anlage wird die angesaugte            bis 30 W/m2 bewältigt werden. Moderne Gebäude in Mitteleuropa wei-
Außenluft gefiltert (1) und durchströmt nachfolgend den Sorptionsrotor      sen geringe Kühllasten auf, die mit der solarthermisch angetriebenen
(1-2). Dabei wird die Prozessluft getrocknet und Sorptionswärme wird        SGK-Technologie bewältigbar sind. Es ergibt sich ein ganzjähriger ener-
frei, die zu einer Temperaturerhöhung des Luftstromes führt. Diese troc-    gieeffizienter Anlagenbetrieb insbesondere durch die winterliche Nut-
                                                                                                                                                                Abbildung 7: Standardkonfiguration
kene, warme Luft wird über ein Wärmerückgewinnungsrad (WRG) (2-3)           zung der Wärme- und ganz besonders der Feuchterückgewinnung mit-                    DEC-Anlage (Quelle: AIT, 2012)
vorgekühlt und gleichzeitig die Abluft auf der Abluftseite vorgewärmt.      tels der beiden Rotoren. Hier wer-
Um den gewünschten Zuluftzustand zu erreichen, wird die Luft anschlie-      den Rückwärmezahlen der sensib-                 10                9           8             7                     6

ßend in einem regelbaren Befeuchter (Verdunstungskühler) (4-5) weiter       len Wärme im Bereich von 80 bis
                                                                                                                      Fortluft                                                                    Abluft
abgekühlt und befeuchtet. In den Wintermonaten kann das Heizregister        90% erzielt, plus der Effekt der
die Zuluft auf die gewünschte Zulufttemperatur anheben (3-4). Mit den       Feuchterückgewinnung, der je                                      Regenerations-      Heizregister
                                                                                                                                                                                 Befeuchter
                                                                                                                                               Heizregister         Winter
erforderlichen Sollwerten für Temperatur und Feuchte wird die Zuluft in     nach Rahmenbedingungen erheb-
die Räume eingeblasen (5). Die Abluft der Räume (6) wird in einem wei-      liche Einsparungen an Aufheizen-          Außenluft                                                                   zuluft
teren Befeuchter (6-7) annähernd bis zum Taupunkt befeuchtet und            ergie von Luftbefeuchtern bringen                        Sorptionsrotor       WRG-Rotor
                                                                                                                                 1                    2           3          4                    5
dadurch abgekühlt. Die feuchte, kalte Abluft nimmt somit über das Wär-      kann.

                                                                                                                                                                                   02. TEchnologieN 13
02.4 Solarthermische Kollektoren

                                                            Solarthermische Kühl- und Klimatisierungssysteme werden in Abhän-                                     typischen Wirkungsgradkennlinien zu typischen Antriebstemperatu-
                                                            gigkeit von der geforderten Antriebstemperatur für thermische Kühl-                                   ren der verschiedenen thermischen Kühl- bzw. Klimatisierungsverfah-
                                                            bzw. Klimatisierungsprozesse mit unterschiedlichen Kollektortechno-                                   ren. Generell fällt mit steigenden Betriebstemperaturen der Kollektor-
                  Abbildung 8 : Kollektorkennlinien         logien kombiniert. Arbeiten die thermischen Kühl- bzw. Klimatisie-                                    wirkungsgrad und bei thermischen Kälte- bzw. Klimatisierungsverfah-
                 unterschiedlicher solarthermischer
                             Kollektoren und deren
                                                            rungsprozesse mit Antriebstemperaturen im Bereich zwischen etwa                                       ren mit hohen Antriebstemperaturen wird der Einsatz von Kollektor-
                       Einsatzgebiet als Antrieb für        60°C bis 110°C, so sind marktübliche Kollektortechnologien einsetz-                                   technologien mit geringen thermischen Verlusten gegenüber der
                         thermische Kühlverfahren
                      (Quelle: Fraunhofer ISE, 2004)        bar. Abbildung 8 zeigt die Zuordnung der Kollektoren auf Basis ihrer                                  Umgebung notwendig.

               1,0                                                                                         DEC......... Desiccant Evaporative Cooling –
                        (6)          DEC
                                                                                                                           Sorptionsgestützte Klimatisierung
               0,9                             ADS                                                         ADS . ...... Adsorptionskältemaschine
                                                                                                           1-ABS .... 1-stufige Absorptionskältemaschine
               0,8                                                                                         2-ABS .... 2-stufige Absorptionskältemaschine
                                                     1-ABS
                                                                                                                           mit interner Kaskade
               0,7
                                                                                           2-ABS           (1)........... Stationär konzentrierender Kollektor
               0,6                                                                                                         (Sydney-type)
                                                                              (1)                          (2)........... Vakuum-Röhrenkollektor direkt
  efficiency

               0,5                                                                                                         durchströmt
                                                                                                           (3)........... Vakuum-Röhrenkollektor
               0,4                                                                                         (4)........... Selektiv beschichteter Flachkollektor
                                      (5)
                                                                                (2)                        (5)........... Solarluftkollektor
               0,3                                                                                         (6)........... Stationärer CPC-Kollektor
                                                                                                            . ............ Kollektorwirkungsgrad [-]
               0,2
                                                                                                           x.............. (Tf -Ta)/G [m²K/W]
                                                       (4)                                                 Tf............ Mittlere Temperatur Fluid [°C]
               0,1
                                                                        (3)                                Ta............ Außentemperatur [°  C]
               0,0                                                                                         G............. Solare Einstrahlung [W/m²]
                                                                                                           m²........... abhängig von Kollektortyp:
                     0,00     0,05      0,10         0,15        0,20               0,25     0,30   0,35                   Absorberfläche, Aperturfläche,
                                                                                                                           Bruttofläche
                                                       x [m 2 K/W]

14 02. TEchnologieN
Kollektortypen 02.5

Flachkollektoren                                                        Vakuumkollektoren

Flachkollektoren bestehen aus einem Kasten (meist Holz oder Blech)      Beim Vakuumkollektor befindet sich zwischen Absorber und
mit eingelegter Wärmedämmung, auf welcher die Absorber aufliegen.       Abdeckglas ein evakuierter Raum. Dadurch entfallen die Wärmever-
Der Kasten ist mit Solarglas abgedeckt. Ist der Zwischenraum zwischen   luste durch Konvektion innerhalb des Kollektors, der somit nur durch
Absorberfläche und Abdeckglas evakuiert, spricht man von einem          Strahlung, Leitung und eventuell Reflexion des Absorbers Wärme
Vakuum-Flachkollektor. Die Wärmedämmung besteht meist aus einem         verliert.
Mineralfaserdämmstoff, da im Kollektor sehr hohe Stillstandstempera-
turen auftreten können – teilweise sogar 200°
                                            C –, die die Dämmung        Vakuum-Röhrenkollektoren können in direkt durchströmte Kollek-
ohne Schaden aushalten muss. Die Absorberflächen können mäander-        toren und Kollektoren nach dem Heat-Pipe-Prinzip eingeteilt wer-
förmig (Serpentinenabsorber) oder längs (Streifenförmig) ausgeführt     den. Sie sind nicht flach, sondern werden als mehrere parallel liegen-
sein. Der Absorber besteht meist aus Kupfer, Aluminium oder seltener    de Glasrohre mit innen liegendem Absorber hergestellt. Damit die-
aus Edelstahl. Heute weit verbreitet sind Kupfer-Absorber in Streifen   ser Kreislauf funktioniert, muss der Kollektor beim Heat-Pipe-Prinzip
oder Serpentinen mit hochselektiver Beschichtung.                       eine Neigung von mindestens 30°haben.

                                                    Solarglas

                                                                               Serpentinenabsorber       Streifenabsorber
                                                    Kupferabsorber

                                                    Absorberrohre

                                                    Wärmedämmung

Abbildung 9: Aufbau Flachkollektor                                      Abbildung 10: Anordnung Absorberflächen                      Abbildung 11: Aufbau Vakuum-Röhrenkollektor
(Quelle: Broschüre MA27, 2007)                                          (Quelle: Broschüre MA27, 2007)                               (Quelle: Broschüre MA27, 2007)

                                                                                                                                                                      02. TEchnologieN 15
02.5 Kollektortypen

                     Konzentrierende Kollektoren                                                 Luftkollektoren

                     Konzentrierende Kollektoren werden meist mit Vakuum-Röhrenkollek-           Luftkollektoren sind Wärmetauscher, die solare Strahlungsenergie
                     toren ausgeführt. Sie erreichen bei gleicher Absorberfläche höhere          absorbieren und an den Wärmeträger Luft übertragen. Luftkollektoren
                     Temperaturen, da durch gezielt positionierte gekrümmte Spiegel mehr         sind vor allem im Niedertemperaturbereich einzusetzen. Die Vorteile
                     Solarstrahlung auf die gleiche Absorberfläche trifft. Dieser Vorteil kann   von Luft als Wärmeträger gegenüber Wasser sind die geringe Korrosi-
                     bei diffuser Strahlung nicht genutzt werden, da nur gerichtete Strahlen     onsgefahr, die Sicherheit, dass kein Phasenwechsel auftritt, die geringe
                     konzentriert werden können. Nach der Form der Spiegel unterscheidet         Schadensgefahr durch Leckagen sowie die Möglichkeit leichter, einfa-
                     man zwischen CPC- (compound parabolic concentrator) und OPC-                cherer und kostengünstigerer Konstruktionen. Die niedrige Dichte und
                     (optimized parabolic collector) Kollektoren. Weiters gehören zu dieser      Wärmeleitfähigkeit von Luft erfordern jedoch sehr hohe Volumenströ-
                     Gruppe die einachsig nachgeführten Kollektoren wie Parabolrinnenkol-        me und bedingen somit große Querschnitte und hohe Antriebsleistun-
                     lektoren oder Fresnel-Kollektoren.                                          gen.

                     Abbildung 12: CPC-Kollektor (Quelle: Broschüre MA27, 2007)                  Abbildung 13: Solarluftkollektor (Quelle: Broschüre MA27, 2007)

                                         Wärmeableitsystem

                                                                                  selektive
                                                                                                         Kaltluft                                      Abdeckung
                                                                                                                                                       Einscheibensicherheitsglas
                                                                                  Beschichtung

                     Vakuumröhre                                                                                                                                      Flanschrahmen

                                                                                                 Rippenabsorber,
                                                                                                 Aluminiumprofil

                                                                                                                                                                      Warmluft
                                      CPC-Reflektor
                                                                                                                      Dämmstoff,
                                                                                                                      Mineralwolle

16 02. TEchnologie
Speicher 02.6

Das Energieangebot der Sonne ist nicht beeinflussbar und stimmt nicht                 Herkömmliche Wärmespeichertypen sind mit Wasser als Speichermedi-
immer mit Zeit und Ausmaß des Wärme- und Kühlbedarfs überein. Ein                     um gefüllt. Je nach Anwendung ist eine bestimmte Speicherart vorzuzie-
Wärmespeicher stellt daher eine Wärmesenke dar, die genützt wird, um                  hen. Der einfache Pufferspeicher findet am häufigsten Anwendung, hat
die eingestrahlte – und vielleicht gerade nicht benötigte – Energie der               jedoch den Nachteil, dass sich konvektive Strömungen im Inneren des
Sonne zu speichern. Wärmespeicher werden im Groben nach der Art der                   Speichers ausbilden und sich somit, nebst leichter Verluste, eine niedrige-
Be- und Entladung und der Speicherdauer (Kurz- oder Langzeitspeicher)                 re Mischtemperatur im ganzen Speicher einstellt.
unterschieden.
                                                                                      Um diesen Effekt zu verhindern, werden Schichtspeicher eingesetzt. Das
Wärmespeichermedien müssen folgende Eigenschaften aufweisen:                          Wasser in diesen Speichern ist in Schichten mit ansteigender Temperatur
n hohe Wärmekapazität                                                                 geteilt. Dies unterbindet die Konvektion und ermöglicht eine Zapfung
n hohe Dichte                                                                         sehr heißen Wassers vom höchsten Punkt des Speichers. Allerdings kann
n geringe Kosten                                                                      dieser Effekt nur bei langsamen Lade- und Entladevorgängen genutzt
n keine bzw. unwesentliche Alterung                                                   werden. Zu schnelle Strömung würde die Schichtungen durchmischen
n keine Toxizität                                                                     und der aufwändige Speicheraufbau wäre überflüssig. Für die Speiche-
n keine Feuer- bzw. Explosionsgefahr                                                  rung von Wärme für Heizung und Warmwasserbereitung kommen so
n keine korrodierenden Eigenschaften                                                  genannte Kombispeicher zum Einsatz. Hierbei ist im Speicher meist ein
n Eignung für den betreffenden Temperaturbereich                                      kleinerer Warmwasserspeicher integriert, der vom umgebenden Heiß-
                                                                                      wasser erwärmt wird. Zu den Neuentwicklungen zählen die Latentwär-
Der Vergleich der spezifischen Wärmekapazitäten von typischen Wärme-                  mespeicher und die Sorptionsspeicher.
speichermedien in der anschließenden Tabelle zeigt, dass für solare und
Heizungsanwendungen vor allem Wasser als Speichermedium in Frage                      Latentwärmespeicher nutzen die Energie, die einem Stoff zu- oder abge-        Abbildung 14: Drei Arten von Energie-
                                                                                                                                                                    speicher (v.l.n.r.): Pufferspeicher, Kom-
kommt. Für Luftsysteme wird der Einfachheit halber oft auch Schotter                  führt werden muss, wenn dieser einen Phasenwechsel (meist fest-flüssig)       bispeicher, Schichtladespeicher (Quelle:
                                                                                                                                                                    Broschüre MA27, 2007)
(Stein) als Speichermedium verwendet.                                                 erfährt. Durch diese Technik entstehen sehr hohe Energiedichten auf
                                                                                      einem bestimmten Temperaturniveau (z.B.: Eisspeicher).
           Stoff                  spez. Wärmekapazität cp         volumetrische
                                          (kJ/kgK)          spez. Wärmekapazität cp
                                                                     (kJ/m³K)         Sorptionsspeicher wiederum nutzen den Effekt, dass einem Stoff,
Normalbeton ( =2400 kg/m³)                   2,1                        5040
                                                                                      der ein Gas ab- oder adsorbiert, Energie (Kondensationswärme
Kiesschüttung (trocken, =1800 kg/m³)        0,70                        1260
Vollziegel ( =1600 kg/m³)                   0,68                        1088          durch Phasenwechsel gasförmig zu flüssig) entnommen werden
Wasser                                      4,18                        4178
Luft                                           1                          ~1
                                                                                      kann und im Umkehrfall Energie zugeführt werden muss, um eine
                                                                                      Desorption zu erreichen.

                                                                                                                                                                                      02. TEchnologieN 17
02.7 Rückkühlung

                                                                                           Die Rückkühlung bildet ein wesentliches Element in solarthermischen Kühlanlagen mit Ab- bzw. Adsorp-
                                                                                           tionskältemaschinen. Diese ist für die Abfuhr der anfallenden Abwärme verantwortlich, welche sich aus
                                                                                           der Gebäudelast und der Wärmeleistung für den Betrieb der Ab-/Adsorptionskälteanlage (Solarthermie
                                                                                           bzw. wärmeseitiges Back-up) zusammensetzt. Damit ist die erforderliche Rückkühlleistung bei solarther-
                                                                                           mischen Kühlanlagen erheblich größer als bei Kühlanlagen mit Kompressionskältetechnik.

   Abbildung 15a: Offener Nass-Kühlturm              Abbildung 15c: Trockener Rückkühler
   1 – Ventilator                                    1 – Rückkühlkreis                     Folgende Rückkühleinheiten sind derzeit am Markt verfügbar:
   2 – Tropfenabscheider                             2 - Wassereintritt                    n Offener Nass-Kühlturm
   3 – Sprühdüsen                                    3 – Wärmetauscher
   4 – Sprühraum                                     4 – Wasseraustritt                    n Geschlossener Nass-Kühlturm
   5 – Wärmezufuhr                                   5 – Wärmequelle
   6 – Frischwasser                                  6 – Rückkühlpumpe                     n Trockene Rückkühler
   7 – Überlauf                                      7 – Lufteinströmung                   n Hybrid-Rückkühler
   8 – Entleerung                                    8 – Ventilator Antrieb
   9 – Frostschutzheizung                            9 – Ventilator
                                                                                           Nass-Kühltürme (offen oder geschlossen) erzielen durch den Effekt der Verdunstungskühlung die besten
                                                                                           Rückkühlleistungen. Es werden Temperaturen knapp über der Feuchtkugeltemperatur, also unter der
                                                                                           aktuellen Lufttemperatur erreicht. Typisch erreichbare Rückkühltemperaturen in mitteleuropäischem
                                                                                           Klima sind bei offenen Kühltürmen 23-33°
                                                                                                                                  C. Jedoch muss hier durch den Einsatz von Wasser zur Rück-
                                                                                           kühlung auf die Hygiene der Anlagen durch eine Wasseraufbereitung besonders geachtet werden.

                                                                                           Trockene Rückkühleinheiten sind aus hygienischer Sicht unbedenklich, jedoch kann hier nur die Umge-
                                                                                           bungsluft zur Rückkühlung herangezogen werden und limitiert damit die erreichbare Rückkühltempera-
   Abbildung 15b: Geschlossener Nass-Kühlturm        Abbildung 15d: Hybridrückkühler       tur. Typischerweise werden Temperaturen von 30-40°
                                                                                                                                            C erreicht.
   1 – Lufteinströmung                               1 – Rückkühlkreis
   2 - Luftausströmung                               2 - Wassereintritt
   3 – Wassereintritt                                3 – Wärmetauscher                     Hybridrückkühler bilden eine attraktive Alternative zu Nass-Kühltürmen, hier werden die Wärmetau-
   4 – Wasseraustritt                                4 – Wasseraustritt
   6 – Wasserwanne                                   5 – Wärmequelle                       scherflächen lediglich bei Bedarf (Lufttemperatur zu hoch) mit Wasser benetzt. Die Verdunstungskälte
   7 – Sprühdüsen                                    6 – Rückkühlpumpe                     kann nur indirekt über den Wärmetauscher genutzt werden.
   8 – Wärmetauscher                                 7 – Wasserkreislauf
   9 – Sprühwasserpumpe                              8 – Frischwasser
   10 – Tropfenascheider                             9 – Wasserwanne
   11 – Optional: erweiterte Wärmetauscher Flächen   10 – Entleerung                       Weitere energetisch interessante Möglichkeiten zur Rückkühlung bilden geothermische Anwendungen
                                                     11 – Lufteinströmung                  wie Erdsonden, Fundamentabsorber oder auch Flüsse und Seen. Hierfür ist jedoch eine gesonderte
                                                     12 – Ventilator
  (Quelle: Solar Cooling Handbook, 2013)             13 – Ventilator Antrieb               Genehmigung von den jeweilig zuständigen Behörden einzuholen.

18 02.TECHNOLOGIEN
Bewertung von Anlagen 02.8

Thermische Behaglichkeit                                                       Der Zusammenhang der Parameter kann in einer Bilanzgleichung
                                                                               (Energiebilanz des Körpers) ausgedrückt werden. P.O. Fanger konnte
Eine zentrale Aufgabe des Gebäudes und der Haustechnik ist es die              diese Bilanz und eine groß angelegte Messkampagne mit 1300 Proban-
Bedürfnisse der Menschen hinsichtlich Behaglichkeit zu erfüllen. Oft           den statistisch verknüpfen und somit einen mathematisch erfassbaren
werden dabei aber verschiedene Bergriffe wie Bequemlichkeit und                Parameter (den PMV) schaffen, mit welchem die Behaglichkeit beschrie-
Gemütlichkeit mit Behaglichkeit vermischt und somit Kriterien erfüllt,         ben werden kann [2].
die weit über das notwendige und zielführende hinausgehen.
                                                                               Das mittlere vorhergesagte Votum (PMV, Predicted Mean Vote) gibt
Behaglichkeit wird als ein Punkt ohne besonderes Gefühl, der sich zwi-         diesen statistischen Zusammenhang wieder. Berechnete Werte können
schen dem Körperempfinden, der Blutfülle und des Schwitzens einer-             von -3 bis +3 reichen. Null bedeutet neutral und behaglich, positive
seits und dem Gefühl des Frierens andererseits befindet, definiert. Die-       Werte bedeuten zu warmes, negative Werte zu kaltes Empfinden. Die
ser Vorgang ist durch die Wechselwirkung zwischen den physiologi-              Anzahl an unzufriedenen Personen (PPD, Predicted Percentage of Dis-
schen Vorgängen im Körper und dem physikalischen Austausch mit der             satisfied) wird aus dem PMV berechnet. Die Berechnung des PMV bzw.
Umwelt geprägt.                                                                PPD nach Fanger ist in der EN ISO 7730 [3] umgesetzt worden. Nach der
                                                                               Theorie von Fanger sind immer 5% der Personen mit den Umgebungs-
Im Grunde wird die Erfüllung der thermischen Behaglichkeit als Ener-           bedingungen unzufrieden. (vgl. Abbildung 16)
giedienstleistung für sich, die durch das Gebäude und dessen Haus-                                                                                                        PMV & PPD

technik erbracht werden muss oder besser soll, gesehen. Am Erfüllungs-                                                   100
                                                                                                                                                                                                            Behaglichkeits-
                                                                                                                                                                                                                                      100

                                                                                                                                                                                                            Kategorien
grad dieser Bedingungen wird sich jedes Konzept messen müssen [1].
                                                                                                                         80                                                                                                           80
                                                                           Vorausgesagter Prozentsatz an Unzufriedener

                                                                                                                                                                                                                                           Vorausgesagter Prozentsatz an Unzufriedener
Im Wesentlichen lassen sich sechs physikalische Größen zur Darstellung
des Einflusses auf die Behaglichkeit nennen:                                                                             60                                                                                                           60

n Clothing Factor / Bekleidungsgrad (ISO 9920, clo [m²K/W])                                                              40                                                                                                           40

n Methabolic Rate / Aktivitätsgrad (ISO 8996, met [W/m²])
n Luftgeschwindigkeit [m/s]                                                                                              20                                                                                                           20

n Lufttemperatur [°
                  C]
n Oberflächentemperaturen [°
                           C]                                                                                             0
                                                                                                                           -0,3   -2,5   -2,0   -1,5   -1,0        -0,5      0,0       0,5           1,0   1,5       2,0      2,5   3,0
                                                                                                                                                                                                                                       0

                                                                                                                                                              Vorausgesagtes mittleres Votum – PMV
n Luftfeuchtigkeit [%]
                                                                           Abbildung 16: Zusammenhang von PMV und PPD nach EN ISO 7730 mit dargestellten
                                                                           Behaglichkeitsklassen (A, B, C) (Quelle: UIBK-EEB, 2013)

                                                                                                                                                                                                                                                                                         02.TECHNOLOGIEN 19
02.8 Bewertung von Anlagen

                          Neben der statistischen Behaglichkeit wird nach EN ISO 7730 [3] auch in     Zusammenhang zwischen Außentemperatur und operativer Raumtem-
                          Kategorien der lokalen Behaglichkeit unterschieden.                         peratur dar. Wichtig ist dabei, dass bei steigender Außentemperatur höhe-
                                                                                                      re Raumtemperaturen zugelassen werden können, was sich in der Ener-
                          n Zugluftrate                                                               gieeffizienz wiederspiegelt.
                          n Vertikale Lufttemperaturunterschiede
                          n Warme und kalte Fußbodentemperatur                                        Der Zusammenhang von Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur lässt sich
                          n Asymmetrische Strahlungstemperaturen                                      beispielhaft im hx-Diagramm nach ASHRAE 55 [6] darstellen. Dabei wird
                                                                                                      auch nach verschiedenen Bekleidungsfaktoren unterschieden.
                          Für alle Kategorien gibt es wiederum einen Zusammenhang zwischen            Abbildung 17: hx-Diagramm (amerikanische Darstellung) mit Behaglichkeitsbereich nach
                          dem physikalischen Parameter und der Anzahl an Unzufriedenen.               ASHRAE Standard 55 (Quelle: UIBK-EEB, 2013)

                          Winter (1,2 met, 1,1 clo)            Sommer (1,2met, 0,52clo)
   Lufttemperatur         21 +0,8°
                                 C                             24,3 +0,8°
                                                                        C
   Luftgeschwindigkeit
Bewertung von Anlagen 02.8

Energetische Kennzahlen                                                    n SPFel/th – Seasonal Performance Factor
                                                                           Die Arbeitszahl ist das Verhältnis von Nutzenergie (Qi, out - Wärme, Kälte)
Mit diesen Kennzahlen wird die (Primär-) Energieeffizienz charakteri-      zu aufgewendeter Wärme (th, Qi) bzw. elektr. Energie (el, Wel, i), ermittelt
siert. Wichtig ist die Vergleichbarkeit der Kennzahlen selbst, damit die   aus Monitoring- oder Simulationsdaten mit unterschiedlichen System-
Anlagen korrekt beurteilt werden können. Nur wenn die Systemgren-          grenzen unter Berücksichtigung einer bestimmten Periode. Der SPF
zen transparent und gleich angesetzt sind, sowie dieselben Rechenme-       bewertet die Effizienz der (Teil-) Anlage inkl. möglicher An- und Abfahr-
thoden angewandt werden, können aussagekräftige Vergleiche gezo-           verlusten.
gen werden.
                                                                           n PER – Primary Energy Ratio
Die Bewertung kann die gesamte Anlage (z.B. inkl. Warmwasser, Hei-         Ist die umfassendste und wichtigste Kenngröße für ganzheitliche Ver-
zung), einzelne Teilbereiche (z.B. nur Kühlung) oder auch nur einzelne     gleiche auf Basis des nicht erneuerbaren Primärenergieeinsatzes. Die
Komponenten betreffen.                                                     aufgewendete Wärme Qi,in bzw. Elektrizität Wel,i,in wird unter Berück-
                                                                           sichtigung der Primärenergiefaktoren für Strom (eel) und Wärme (eel)
Alle Kennzahlen berechnen sich aus Nutzen zu Aufwand. Die detaillier-      mit der Nutzenergie Qi,out (Wärme, Kälte) verglichen.
ten Randbedingungen sind stets zu hinterfragen. Folgende Kennzahlen
werden oft verwendet.

n COPel/th – Coefficient of Performance (Wärme) &                                                   Qi, out                                Qi, out
  EERel/th – Energy Efficiency Ratio (Kälte)
                                                                                  SPFi, th =                           SPFi, el =
Die Leistungszahl ist das Leistungsverhältnis von Wärme oder Kälte zu                               Qi, in                                 Wel, i, in
Strom (el) oder Wärme (th), ermittelt bei stationären Norm-Bedingun-
gen an einem Prüfstand.

n SCOPel/th – Seasonal Coefficient of Performance &
  SEERel/th – Seasonal Energy Efficiency Ratio                                                                             Qi, out
Entspricht einer Arbeitszahl und berechnet sich aus gewichteten Lei-                PERi =
stungszahlen. Die unterschiedlichen prozentual (nach Norm-Betriebs-
zeiten) gewichteten stationären Betriebspunkte (COP/EER) werden
summiert. Für Europa ist der Standard ESEER in der Eurovent Datenbank
                                                                                                        (     Wel, i, in
                                                                                                                 εel
                                                                                                                           +
                                                                                                                               Q i, in
                                                                                                                                     εth   (
dokumentiert.

                                                                                                                                                           02.TECHNOLOGIEN 21
02.8 Bewertung von Anlagen

                                                             n PERref – Reference Primary Energy Ratio                                   n fsav – fractional energy savings
                                                             Ist ein definierter Referenzwert für den Primärenergieaufwand her-          Stellt die relativen (Primär)Energieeinsparungen gegenüber der Refe-
                          Abbildung 18: Vergleich von
                        Jahresarbeitszahlen (SPF) von
                                                             kömmlicher Referenz-Anlagen (KKM, Gaskessel, etc.), um dieselbe benö-       renz dar.
                          konventioneller Kühltechnik        tigte Nutzenergie zu erzeugen.
                     (KKM) und solarthermischer Küh-
                                                                                                                                                                              PERref
                                                                                                                                                        f sav
                         lung (AKM einstufig). Für den       z.B. nach IEA SHC Task 38 liegt der Referenz SPFel für Kompressionskälte-
                       SPFel ist jeweils eine Bandbreite
                                  von möglichen Werten
                                                             maschinen bei SPFel = 2,8 kWhc/kWhel. Mit dem Primärenergiefaktor für
                                                                                                                                                                PE
                                                                                                                                                                   = 1–
                       dargestellt, der PER ist mit dem      Strom εel=0,4 kWhel/kWhprim, ergibt sich ein                                                                     PERi
                         Mittelwert berechnet worden
                                (Quelle: UIBK-EEB, 2013)     PERref = 1,12 kWhc/kWhprim.

                                                                                                                                         n SPFel_equ
                                                                                                                                         Berechnet sich aus dem PERc (nur für Kältebereitstellung) und stellt
                                                                                                                                         jenen SPF dar, den eine konventionelle Kompressionskältemaschine
                     1000                                                                                     9                          erreichen müsste, um dieselbe Primärenergieeffizienz wie die solarther-
                     9.00                  SPFth
                                                                                                                                         mische Kältebereitstellung zu erreichen.
                                           SPFel                                                             7,5
                     8.00
                                           PERcool
                     7.00
                                                                                                              6
                                                                                                                                                                              PERc
   SPFel /th / PER

                     6.00                                                                                                                                  SPFel_equ =
                     5.00                                   5                                                                                                                 ε  el
                     4.00
                                                            2,8                                                        2,62
                     3.00
                                                                                                                                         Abbildung 18 soll eine Orientierung zum Stand der Technik der verschie-
                     2.00                                   1,5      1,12                        0,7                                     denen Kennzahlen geben. Es wird von bereits gebauten, ausgezeichnet
                     1.00
                                                                                                                                         funktionierenden Anlagen ausgegangen. Der solare Deckungsanteil
                     0.00                                                                                                                beeinflusst den PER entscheidend und liegt bei den hier präsentierten
                                                           KKM                              solarthermische Kühlung AKM (einstufig)      Anlagen bei >80%. Es wird nur die Kühlung betrachtet.

22 02.TECHNOLOGIEN
kosten 02.9

          Im Rahmen des EU-Projektes ROCOCO [7] wurden Investitionskosten für                         Kälteleistung                                       70 – 180 kW Kälte
                                                                                                      Absorptionskältemaschine                            (60% der erforderlichen Kälteleistung)
          solarthermische Absorptionskälteanalgen, unter den Rahmenbedin-
          gungen laut Tabelle rechts, erhoben. Für diese solarthermischen Absorp-                     Kollektorfläche Flachkollektoren                    3 m²/ kW Kälte
          tionskälteanlagen wurden folgende spezifischen Kostenkennwerte                              Kollektorfläche Vakuumkollektoren                   2,6 m²/ kW Kälte
          berechnet:                                                                                  Solarspeicher                                       0,045 m³/m² Kollektorfläche
          n 1.724 €/m² Kollektorfläche                                                                Kältespeicher                                       0,015 m³/m² Kollektorfläche
          n 113 €/m² gekühlte Nutzfläche
          n 5.173 €/kW Kälteleistung
                                                                                                        Solaranlage
          Die aktuelle Kostenentwicklung ist in Abbildung 19 dargestellt [8].                           Absorptionskältemaschine
                                                                                                        Speicher + Hydraulik
                                                                                                        Regelung
                                                                                                        Sonstiges

                                                                                                                                 10%          5%
                                                                                                                                                                    35%

                                                                                                              35%
                                                                                                                                                           15%

                  Fig. 6 Cost development of small to large-scale solar cooling kits
                             (Source: Solem Consulting / Green Chiller)
          Abbildung 19: Entwicklung der spezifischen Kosten für SolarCooling-Kits unter-             Abbildung 20: Kostenverteilung der Investitionskosten für Material und Installation
In general,schiedlicher
             large solarGröße
                         cooling systems
                              (Quelle:     such
                                       Solem    as those for administrative
                                             Consulting/GreenChiller, 2013) buildings can generate an bei Anlagen mit 1-stufigen Absorptionskältemaschinen (Quelle: ROCOCO, 2008)
ROI (Return on Investment) in approximately 10 to 15 years, or in some cases with relatively high
electricity costs or long operating times, as in parts of Asia, less than 10 years. With solar cooling
kits for residential or small office buildings, the payback period is currently between 12 and 18                                                                                                   02.technologIen 23
years depending on the boundary conditions. In general, a solar cooling system has a lifetime of 15
to 20 years, while compression chillers must be replaced every 8 years on average.
PLANUNG UND BETRIEB 03

 Die erfolgreiche Umsetzung eines Projektes wird maßgeblich durch die Qualität und

  Sorgfalt der Planung beeinflusst. Die Planung beginnt bereits bei der Erhebung der

      tatsächlichen Bedürfnisse und der spezifischen Randbedingungen des Gesamt-

       projektes in welches die Technologie integriert werden soll. Eine gute Projekt-

vorbereitung beinhaltet zuerst die Kommunikation mit den zukünftigen Nutzern und

 den Architekten mit kritischer Hinterfragung der Randbedingungen. Erst dann kann

die grundsätzliche Technologie für eine bestmögliche Lösung ausgewählt und darauf

     aufbauend alle Komponenten im Detail geplant werden. Ein sehr wichtiger, aber

  oft vernachlässigter Teil der Planung ist die ausreichende Anleitung für die richtige

Inbetriebnahme bzw. die benötigte laufende Überwachung – besonders in den ersten

       Betriebsmonaten – für einen erfolgreichen und effizienten Betrieb der Anlage.

                                                               03.PLANUNG UND BETRIEB 25
03.1 EinflussgröSSen auf Kühllast und Kühlenergie

                                             Wenn solarthermisches Kühlen eingesetzt werden soll, ist es wichtig,       n von möglichen passiven Kühlmaßnahmen (Aktivierung der Ver-
                                             zuvor alle Reduktionspotentiale ausgeschöpft zu haben. Auch bei der          schattung, Nachtkühlung).
                                             Kühlung gilt: Reduktion vor Substitution! Nur wenn dieses Paradigma
                                             eingehalten wird, macht der Umstieg auf erneuerbare Energien Sinn. Ein     Bei der Optimierung der Kühllast und des Kühlenergiebedarfs ist immer
                                             integraler Planungsprozess hilft, Kühllasten zu vermeiden und Investiti-   auch die Auswirkung auf den Winterfall (Heizlast und Heizwärmebedarf)
                                             ons- und Betriebskosten zu minimieren und gleichzeitig die Behaglich-      zu beachten. Die Lasten sind für die Anlagengröße und somit für die
                                             keit der GebäudenutzerInnen zu erhalten oder sogar zu erhöhen. Die         Investitionskosten maßgeblich; der Energiebedarf wirkt sich auf die
                                             größten Investitions- und Betriebskosten weisen aktive Kühlsysteme auf.    Betriebskosten aus.
                                             Erst wenn alle Möglichkeiten zur Reduktion der Kühllast ausgeschöpft
                                             sind, sollte auf diese aktiven Kühlsysteme zurückgegriffen werden.         Die wichtigsten Einflussgrößen sind:
                                                                                                                        n Interne Lasten (Personen, Beleuchtung, etc.)
                                             Kühllast und ihr Reduktionspotential                                       Personen müssen nach ihrem Aktivitätsgrad (z.B. Bürotätigkeit sitzend,
                                                                                                                        Sport, etc.) entsprechend berücksichtigt werden. Bei der Beleuchtung
                                             Die Kühllast beschreibt die aus einem Raum abzuführende Wärme, um          wird der gesamte Strombedarf direkt oder indirekt in Wärme umgewan-
                                             einen bestimmten Zustand (Temperatur und Feuchte) im Raum zu errei-        delt. Durch hocheffiziente Leuchten und Leuchtmittel, sowie Nutzung
                                             chen bzw. zu erhalten. Die Berechnung erfolgt nach EN 15255 bzw.           von Tageslicht, kann dieser Beitrag minimiert und gleichzeitig der visuel-
                                             ÖNORM H6040:2012.                                                          le Komfort gesteigert werden. Jede Minimierung der internen Lasten
                                             Genauere Werte können über dynamische Gebäudesimulationen ermit-           durch effizientere Geräte oder auch zeitliche Änderung der Abläufe etc.
                                             telt werden. Dabei lässt sich die gegenseitige Beeinflussung der Parame-   ist direkt als Reduktion der Last bemerkbar.
       Abbildung 21: Solare Einstrahlung     ter sehr gut untersuchen. Es können durch die detaillierte Abbildung die
         auf eine Südfassade im Sommer
                 (Quelle: Streicher, 2013)   Auswirkung von kleineren Auslegungen eingeschätzt werden. Evtl. kön-       n Orientierung
                                             nen geringe Übertemperaturen in Kauf genommen und dabei massiv             Die Orientierung eines Gebäudes, und im Besonderen die Orientierung
                                             Kosten eingespart werden.                                                  der Fensterflächen, ist für den Wärmeeintrag entscheidend. Im Sommer
                                                                                                                        sind vor allem östlich und westlich orientierte Fensterflächen wegen der
                                             Die Kühllast hängt ab:                                                     morgens bzw. abends niedrig stehenden Sonne sehr kritisch zu betrach-
                                             n vom Klima (Temperatur und Einstrahlung)                                  ten. Einstrahlung durch die hohe Mittagssonne kann leicht mit fixer Hori-
                                             n vom Gebäude (Orientierung, Fensterfläche/-typ, Verschattung,             zontalverschattung reduziert werden. Um einem allzu großen Wärmeein-
                                               Wärmedämmung, thermische Massen, etc.),                                  trag entgegen zu wirken, sind östlich und westlich orientierte Fensterflä-
                                             n vom BenutzerInnenverhalten (interne Gewinne, Lüftungsverhalten, ...)     chen so gering wie möglich zu halten.

26 03. PLANUNG UND BETRIEB
EinflussgröSSen auf Kühllast und Kühlenergie 03.1

Verschattung (fix und variabel)                                               Infiltration
Ergänzend sind adäquate Verschattungselemente zu wählen. In unseren           Der unkontrollierte Luftwechselanteil durch Infiltration hat einen
Breiten können fixe Überstände im Süden einen nennenswerten Beitrag           geringeren Einfluss, ist aber bei Einsatz von Lüftungsanlagen und
zur Reduktion der Kühllast leisten. Die Flächen können gleichzeitig als       bei bauphysikalischen Fragestellungen entscheidend. Eine dichte
Kollektorflächen dienen. Werden variable Verschattungssysteme einge-          Gebäudehülle sollte bei jedem Neubau obligatorisch sein.
setzt, sind außenliegende den innenliegenden vorzuziehen. Ein moder-
ner Lamellenbehang ist mehrgeteilt und erlaubt in einem Teil durch            Wärmerückgewinnung
Perforierungen eine Durchsicht nach außen und im anderen Teil eine            Für den Kühlfall sollte in Lüftungsanlagen die Wärmerückgewinnung
Lichtlenkung nach innen.                                                      umgangen werden können. Mit geregelten Bypass-Klappen wird ver-
                                                                              hindert, dass sich kühle Aussenluft unnötigerweise aufwärmt.
Fenster / Verglasung (Qualität und Größe)                                                                                                             Abbildung 22: Beispiele von Fassaden
                                                                                                                                                      mit großen Fensterflächen, um in die-
Drei Kennzahlen charakterisieren die Fensterqualität.                         Wärmedämmung                                                            sen Beispielen Überhitzungen zu ver-
n Der U-Wert beschreibt den Wärmedurchgang durch das gesamte Bau-             Wie auch bei der Heizlast ist die Wärmedämmung eine effektive Maß-      meiden, müssen aktive Systeme
                                                                                                                                                      installiert werden (Quelle: bestFacade,
teil. Dreischeiben -Verglasungen sind mittlerweile Stand der Technik und      nahme gegen hohe Lasten. Geringe U-Werte bei Wänden und vor             2013)
fast ohne Mehrkosten gegenüber Zweischeibenverglasungen erhältlich.           allem der Fenster minimieren auch die Kühllast!

n Der g-Wert gibt den Energiedurchlassgrad wieder und beschreibt das          Speichermassen
Verhältnis aus eingestrahlter Leistung zu dem transmittierten Anteil plus     Ein Gebäude absorbiert die solare Einstrahlung und gibt sie zeitver-
der sekundären Wärmeabgabe. Je nach Position der Beschichtungen               setzt wieder an die Räume ab. Thermische Speichermassen stabilisie-
können sehr niedrige Werte erreicht werden. Sonnenschutzgläser sind           ren die Raumtemperatur. Je größer die thermische Masse ist, umso
keine Garantie für eine ausreichende Reduktion der Kühllast bzw. Befrie-      konstanter ist die Raumtemperatur. Jedoch sind Temperaturschwan-
digung der Komfortansprüche. Der Lichtdurchlassgrad im visuellen Spek-        kungen in der Wand nur bis zu einer Stärke von 10 cm signifikant [9].
trum sollte möglichst groß sein, um eine möglichst hohe Tageslichtnut-        Die thermischen Massen müssen aktivierbar, heißt sichtbar und
zung zu erreichen.                                                            anströmbar, sein. Aufständerungen oder abgehängte Decken verhin-
                                                                              dern den Wärmeaustausch. Auch muss sichergestellt sein, dass in der
n Massiv entscheidend sind die Größe und die Ausrichtung (siehe Orien-        Nacht die Speichermassen wieder auskühlen können. Der Einfluss auf
tierung) der Fenster. Werden im Verhältnis zur Gebäudehüllfläche zu große     den Kühlenergiebedarf ist gering.
Fenster eingesetzt, kann dies die Kühllast erheblich erhöhen, sodass mitun-
ter zusätzliche aktive Systeme eingesetzt werden müssen.

                                                                                                                                                               03. PLANUNG UND BETRIEB 27
03.1 EinflussgröSSen auf Kühllast und Kühlenergie

                                             Nachtlüftung                                                               Brunnenwassernutzung
                                             Nachtlüftung ist eine effiziente Möglichkeit des Luftaustausches bei       Wo möglich kann Brunnenwasser direkt zur Kühlung, vor allem in Kühl-
                                             geringen Kosten. Die natürliche Nachtlüftung basiert auf der Druckdif-     decken und Bauteilaktivierungen eingesetzt werden. Es entstehen fast
                                             ferenz zwischen warmer Raumluft und kalter Umgebungsluft. Je größer        keine Investitionskosten und nur geringe Betriebskosten. Geologische
                                             die Differenz ist, umso höher ist die Luftwechselrate (Raten bis 5h sind
                                                                                                               -1
                                                                                                                        Gutachten sind eine Voraussetzung für diese Nutzung.
                                             möglich) [10]. Es können auch Lüftungsanlagen zur Nachtlüftung ein-        Eine qualitative Bewertung der Einflussgrößen auf den Kühlenergiebe-
                                             gesetzt werden. Der Strombedarf muss dann im Verhältnis zum Nutzen         darf bzw. die Kühllast ist in Abbildung 24 dargestellt. Der Einfluss auf die
                                             bewertet werden (SPF).                                                     Kosten wird hier nicht bewertet.

                                                                                                                        Abbildung 24: Einflussgrößen auf Kühlenergiebedarf bzw. Kühllast
                                             Erdwärmeübertrager                                                         (Quelle: UIBK-EEB, 2013)
       Abbildung 23: Temperaturentwick-      Die Vorteile liegen bei den geringen Investitionskosten und der einfa-
           lung in einem Bauteil mit fixer
                                             chen Wartung. Gegenteilig wirkt sich die geringe verfügbare Leistung

                                                                                                                                             (steigende Größen)
                                                                                                                         Kühlenergiebedarf
         Aussen- und variabler Innentem-

                                                                                                                                                                        Kühllast (statisch)
        peratur. Eine signifikante Tempe-
                                             aus, da die Abpufferung kurzzeitiger Kühllastspitzen beschränkt ist.

                                                                                                                                             Einflussgröße
       raturänderung ergibt sich bis max.
         10cm Wandtiefe und ist von den
        physikalischen Eigenschaften der
         Wand abhängig (Temperaturleit-      Passive Maßnahmen
          und Speicherfähigkeit) (Quelle:
                          Streicher, 2013)
                                             Passives Kühlen basiert auf physikalischen Prinzipien ohne oder nur mit     ---                 Fenstergröße               ---

                                             minimalem Hilfsenergieeinsatz, welche jedoch in ihrer Anwendungs-           ++                  Variable Verschattung      ++

                                             breite limitiert sind. Für passives Kühlen ist auf geringe äußere und       +++                 Nachtlüftung               +

                                             innere Lasten des Gebäudes zu achten. Passives Kühlen ist in der Regel      --                  Innere Wärmequellen        -

                                                                                                                         --                  Verglasungstype (g-Wert)   --
                                             kostengünstiger als aktives Kühlen.
                                                                                                                         ++                  Fixe Verschattung          ++

                                                                                                                         -                   Dämmung                    +
                                             Aktive Maßnahmen
                                                                                                                         +                   EWÜ                        +
                                             Bei der mechanischen Nachtlüftung wird die freie Kühlung über die
                                                                                                                         +                   Kapazitäten                0
                                             Ventilatoren der bestehenden Lüftungsanlage erreicht. Die freie Küh-        +                   Infiltration               0
                                             lung über Ventilatoren kann schon bei geringen Temperaturdifferenzen
                                                                                                                        - negativer Einfluss (steigender Bedarf),
                                             in Anspruch genommen werden [11].                                          + positiver Einfluss (sinkender Bedarf),
                                                                                                                        je mehr Zeichen desto wichtiger

28 03. PLANUNG UND BETRIEB
Kälteverteilung und Abgabe 03.2

Abhängigkeiten zwischen Systemeffizienz und Kälteverteilung und             tungsverhalten wegen turbulenter Einströmung und/oder nicht einge-
Kälteabgabe                                                                 regelten Massenströmen und/oder falsch montierten Regelungsfühlern
Das „Kälte-Verteil- bzw. Abgabesystem“ hat großen Einfluss auf die          bzw. suboptimal gewählter Regelungsparameter beim Speicherma-
Gesamtsystemeffizienz, da es die Temperatur mitbestimmt, welche von         nagement.
der Kälteerzeugungsanlage bereitgestellt werden muss. Umso höher die
Temperatur sein kann, desto effizienter arbeitet die Kälteerzeugung. Bei    n Mischungsverluste durch (überhaupt unnötige?) Mischventile. Um
der Kaltwassertemperatur zählt jedes einzelne Grad. Eine Erhöhung der       ein garantiert stabiles Regelverhalten zu erreichen, wird die Minimal-
erzeugten Kaltwassertemperatur um nur 1 Grad von 6 auf 7°
                                                        C (bei 85°
                                                                 C          Temperaturdifferenz Kaltwasserzulauf zu Kaltwassermischtemperatur
Austreiber- und 30°
                  C Rückkühltemperatur) erhöht die Leistungszahl der        oft zu groß gewählt.
Kältemaschine EERth um 5%! Wenn statt mit 6°
                                           C mit 16°
                                                   C Kaltwassertem-
peratur gekühlt wird, dann kann sich die Leistungszahl EERth der Kältema-   n Zu klein dimensionierter Wärmetauscher vom Kaltwasser an das zu
schine um 60% bis zu 100% (je nach Kältemaschinentyp) erhöhen.              kühlende Medium (Luft, Beton,...), welcher zur geforderten Leistungs-
                                                                            übertragung eine niedrigere Vorlauftemperatur benötigt.
Vermeidung zu niedriger Kaltwassertemperaturen
Es gilt auf dem Weg von der Kälteerzeugung bis zur Kälteabgabe im           Möglichkeiten kreativer ganzheitlicher Planung
Raum jegliche Temperaturerhöhung zu vermeiden bzw. zu minimieren.           Nachfolgende Punkte können dazu beitragen im Rahmen eines ganzheit-
Typische Ursachen für einen Temperaturanstieg sind:                         lichen Planungsprozesses die Systemeffizienz positiv zu beeinflussen:

n Verluste in Leitungen und Speicher wegen zu gering dimensionierter        n Speicher und Leitungen platziert in Räumen, welche nicht gekühlt
und/oder mangelhaft montierter Dämmung. Es geht bei Kaltwasserlei-          werden sollen, haben „echte Verluste“, während alle Komponenten, wel-
tungen nicht nur um die Vermeidung von Kondenswasser!                       che in gekühlten Räumen platziert sind, aktiv zur Kühlung beitragen.

n Ungünstige Positionierung von Kälteerzeugung, Kaltwasserspeicher          n Leitungslängen und Speichervolumina minimieren bzw. Kaltwasser-
und entsprechende Leitungslängen in Technikräumen mit hohen                 speicher evtl. ganz weglassen, wenn das Kälteverteilnetz- und Abgabe-
Raumtemperaturen.                                                           system ausreichend Speichermasse hat (Betonkernaktivierung, massive
                                                                            Deckenkühlelemente oder PCM-Kühlelemente) oder die Kälteerzeu-
n Mischungsverluste in Kaltwasserspeicher mit schlechtem Schich-            gung ausreichend leistungsgeregelt betrieben wird.

                                                                                                                                                     03. PLANUNG UND BETRIEB 29
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