SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst - Das münsterlandweite Klangkunstfestival - Soundseeing
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Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 1 SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst Das münsterlandweite Klangkunstfestival
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 2 Sound Ortungen Nottbeck 13.06. – 04.07.2021 | Kulturgut Haus Nottbeck | Oelde ears & eyes 14.06. – 20.06.2021 | Kunstverein Münsterland | Coesfeld Juan David Bermúdez | Meike Borchers | Christopher Dahm | Danbi Jeung Anahita Ghasemi Nasab | Stefan g. Fricke | Wingel Mendoza Virtueller Rundgang zu den Klangkunst-Installationen auf dem < Kulturgut Haus Nottbeck | Oelde
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 4 Grußwort | Isabel Pfeiffer-Poensgen Grußwort | Dr. Andrea Firmenich In ihrer Breite und Vielfalt bereichert die kulturelle Aus der zarten Pflanze SOUNDSEEING, die im Jahr 2009 Landschaft Nordrhein-Westfalens das Land auf einzig- als Initiative des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in artige Weise. Überall verbinden sich spannende Orte Hörstel gemeinsam mit der Musikhochschule Münster mit neuen Ideen. Ein herausragendes Beispiel ist das und dem Kulturzentrum cuba-cultur aufkeimte, ent- Klangkunstfestival SOUNDSEEING, das im ganzen wickelte sich erfreulich rasch ein einzigartiges Netzwerk. Münsterland historische Orte, Industriebauten und Dazu konnte die Förderung der Kunststiftung NRW in der Gärten mit aktuellen und experimentellen Klängen Vergangenheit beitragen. Inzwischen wird das Festival von füllt und ihre Wahrnehmung verändert. der Landesmusikakademie NRW getragen. Seit vielen Jahren ermöglicht ein starkes Netzwerk Die Ausstellungen der Klasse Klangkunst-Komposition aus elf Partnern diese Kulturerlebnisse im ländlichen der Hochschule für Musik Mainz unter Leitung von Prof. Raum und inspiriert mit seinem vielfältigen Peter Kiefer zeigen an zwei Standorten im Westfälischen Programm Zuhörerinnen und Zuhörer jeden Alters. Literaturmuseum Haus Nottbeck und im Kunstverein Dieses wichtige Engagement unterstützt die Münsterland in Coesfeld eine beeindruckende Bandbreite Landesregierung gerne. der Klangkunst. Ihnen allen wünsche ich viele »unerhörte« Besonders freut mich, dass die Ausstellungen mit den Erlebnisse und dem Festival, den schwierigen Arbeiten der Studierenden und Alumni dauerhaft nicht Umständen zum Trotze, viel Erfolg. nur in Katalogen, sondern auch online in Videos erlebbar sind – eine tolle Möglichkeit für jeden, sich der Klangkunst intensiv zu nähern. Isabel Pfeiffer-Poensgen Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Andrea Firmenich Generalsekretärin | Kunststiftung NRW Kulturgut Haus Nottbeck | Oelde Kunstverein Münsterland | Coesfeld _2 _3
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 6 Vorwort | SOUNDSEEING – das münsterlandweite Klangkunstfestival Als SOUNDSEEING im Jahr 2009 mit einer ersten Klangkunstausstellung und experimentellen Konzerten im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst und in Münster startete, war nicht annähernd abzusehen, welche Entwicklung das Vorhaben nehmen würde. Heute, zwölf Jahre später, ist SOUNDSEEING zu einem großen, spartenübergreifenden und kooperativen Klang- kunstfestival im Münsterland geworden, das an 13 Veranstaltungsorten mit Ausstellungen, Konzerten und Workshops ein einmaliges, sinnliches Erleben von Klängen ermöglicht. Dabei werden alle nur denkbaren Präsentationsformen von Klangkunst in die Breite des Münsterlandes gebracht und er- reichen so ein großes und bunt gemischtes Publikum. Von Workshops und Mitmachaktionen zum Thema »Klang für Kinder und Familien« über experimentelle Konzerte mit Elektronik oder selbstkonstruierten Instrumenten und Performances bis hin zu großen Ausstellungen mit bedeutenden internationalen Klangkünstlerinnen und -künstlern – die Klangkunst öffnet mit ihren ganz speziellen Möglichkeiten die Ohren, Augen und Herzen der Besucherinnen und Besucher. Von Anfang an legte SOUNDSEEING großen Wert auf die Integration der jungen und jüngsten Generation von Klangkünst- lerinnen und -künstlern. Workshops und Konzerte richten sich an Kinder und Jugendliche, Klangkunstabteilungen von Kunst- und Musikhochschulen können vor Ort ihre Arbeiten entwickeln. In diesem Jahr erarbeitete die Klasse Klangkunst-Komposition der Musikhochschule Mainz unter Leitung von Prof. Peter Kiefer zwei Ausstellungen im Rahmen des Festivals: In situ vor allem im Außenraum des Kulturguts Haus Nottbeck sowie im White Cube des Kunstvereins Münsterland in Coesfeld. Unser herzlicher Dank gilt den Gastgebern, die sich mit großem Einsatz und sichtbarer Freude engagierten, den fördernden Institutionen, den Kunstschaffenden sowie dem ganzen Team für die vertrauensvolle, konstruktive und angenehme Zusammenarbeit. Prof. Stephan Froleyks Antje Valentin Kurator | SOUNDSEEING Direktorin | Landesmusikakademie NRW _4
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 8 Klänge, Räume, Orte Im November 2020 erreichte mich die Einladung von Prof. Stephan Froleyks, mit der Klasse Klangkunst-Komposition der Bei diesem Creative Camp Sound Art sollte die künstlerische Entwicklungsarbeit aus der Einzelarbeit im Atelier oder Stu- Hochschule für Musik Ideen für das Festival SOUNDSEEING 2021 einzureichen. Diese Einladung war in mehrfacher Hin- dio heraus in einen Gruppenprozess verlagert werden und kooperative Ideenfindung und fluide Werkgrenzen einbeziehen. sicht eine Herausforderung und Inspiration. Ein Thema sollte dabei auch die Verbindung zum ökologischen Umfeld sein: Es wurde Wert auf alternative Energieformen SOUNDSEEING ist mir seit Gründung im Jahr 2009 als eines der hochkarätigen Festivals für Klangkunst bestens bekannt, oder umweltfreundliche Materialien gelegt. und so war es eine überaus freudige und hohe Ehre, daran teilnehmen zu dürfen. Andererseits erfolgte die Einladung in der Als Teilnehmer:innen an beiden Orten waren Studierende und ein Absolvent der Klasse Klangkunst-Komposition (aus zweiten Welle der weltumspannenden Corona-Pandemie mit Lockdown und Ausgangsverboten. In dem Jahr 2020 hatten dem Iran, Kolumbien, Mexiko, Südkorea und Deutschland) und als Gast eine Studierende der Klasse Medienkunst der wir schon drei Ausstellungsprojekte komplett vorbereitet und waren dann von teils sehr kurzfristigen Absagen betroffen, Kunsthochschule Mainz beteiligt. Somit begegneten sich Studierende aller Levels – vom ersten Semester, über Master- was durchaus auch zu einer gewissen Resignation geführt hatte. absolvent:innen bis zu Meisterschüler:innen kurz vor ihrem Abschluss und ihrem Eintritt in die Welt der professionellen Kunst – und konnten sich austauschen, wechselseitig inspirieren und miteinander kooperieren. Nicht hoch genug kann Stephan Froleyks’ Zusage: »Wir machen die Projekte in jedem Fall – notfalls nur online oder mit Vorbereitet und vor Ort betreut wurde das Projekt von Prof. Stefan Fricke, der als Honorarprofessor an der Hochschule für Videodokumentation.«, gewürdigt werden, gab sie uns doch einen unglaublichen Motivationsschub. Musik lehrt, und von mir als Leiter der Abteilung Klangkunst-Komposition. Als weiterer Lehrender konnte der renommierte Im März 2021 durften wir dann mit Sondergenehmigung und strikten Auflagen mit einem Teil der Studierenden ins Züricher Klangkünstler Andres Bosshard gewonnen werden. Münsterland reisen und konnten mit Stephan Froleyks mehrere Orte besichtigen. Wir waren begeistert über die enorme Vielfalt an Möglichkeiten und über den freundlichen Empfang. Im Anschluss sprudelten die Ideen nur so und wir mussten In der Woche des Creative Camp ist ein Team zusammengewachsen. Das lag auch an diese fokussieren, unter anderem, da sich das Künstler:innenteam auch um einen neuen Kommilitonen aus Kolumbien der wunderbaren Gastfreundschaft von Jutta Meyer zu Riemsloh und Dirk Bogdanski und einen Alumni erweitert hatte. Dabei wurde uns sehr schnell klar, dass wir keine schon fertige Kunst ausstellen, und den jeweiligen Teams vor Ort. Gruppenbildend ganz im Sinne des Bauhauses sondern diese für die Orte und auch vor Ort entwickeln wollten. waren auch das Vorbereiten und Kochen der vegetarischen Bio-Mahlzeiten – Dank an Anne Katrin Voss für diese kulinarische Betreuung. Es entstanden zwei Projektteile: mit »ears & eyes« eine Ausstellung für den Kunstverein Münsterland in Coesfeld, der uns einen klassischen Galerieraum zur Verfügung stellte. Hier war die Herausforderung, mehrere tönende Arbeiten in einem Insgesamt war das Lehrprojekt so überzeugend, dass es die Auszeichnung als Raum so fein zu justieren, dass das akustische Raumkonzept stimmig war. innovatives Lehrprojekt durch das Gutenberg Lehrkolleg erhielt. Für das Kulturgut Haus Nottbeck entwickelten wir mit »Sound Ortungen Nottbeck« das Konzept eines Creative Camp Sound Art, in dem wir während einer Woche vor Ort klingende Arbeiten für den wunderbaren Außenraum und das West- Ich freue mich besonders, dass die Ergebnisse dieser spannenden künstlerischen fälische Literaturmuseum erarbeiten wollten. Optimal war dabei natürlich, dass wir hier vor Ort gemeinsam wohnen und Herausforderung nun hier im Katalog sowie im Videoformat vorliegen. arbeiten durften. Peter Kiefer im Gespräch mit Stephan Froleyks Prof. Peter Kiefer | Leiter der Klasse Klangkunst-Komposition | Musikhochschule Mainz _6 _7
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 10 »Über Tische, Stühle, Bänke spring ich, wenn ich an dich denke.« So lautet ein beliebter Vers in Poesiealben. Denken wir nun an experimentelle Kunst und Musik, etwa an die Klangkunst, Im November 1930 veröffentlichte ein gewisser Ignaz Wrobel in »Die Weltbühne« einen Text mit dem Titel »Der Mittler«. dann sprangen und springen ihre Protagonist:innen doch oft über das, was ihnen im Weg steht, überwinden sie viele Da heißt es zu Beginn: »Diese Zeit steht im Zeichen des Kommissionärs – auch ihre Kunst wird von ihm regiert. Wir unter- Hür-den, um ihre Ideen Wirklichkeit werden zu lassen und werden lassen zu können. Blicke in die Geschichte zeigen, dass scheiden zweierlei Arten von Vermittlern: den künstlerischen und den geschäftlichen Vermittler. Von der Überschätzung viele dieser avancierten Kunstspielarten, die »Ismen«-Künste oder später dann die Sowieso-»Art«, ganz allein operierten, des künstlerischen Mittlers – des Regisseurs, des Kapellmeisters – ist viel gesagt worden. Dass seine Schätzung gegen Opern- und Konzerthäuser, Museen und Galerien, oft, wenngleich schon engagierter, auch die verschiedensten Medien sich früher gestiegen ist, ist gerechtfertigt; die Werke des Theaters und des Kinos sind immer mehr zu falschen Kollektivkunst- nicht für das interessierten, was sich da im Terrain des Neuen und Ungewohnten tummelte. Meist blieben die Avantgarde- werken geworden, bei denen jeder jedem dreinredet und zum Schluss keiner schuld sein will, wenn es ein Misserfolg ge- Künstler:innen unter sich und kümmerten sich um nahezu alles selbst: von der Idee und der Produktion der Artefakte, über worden ist. Bei einem Erfolg wollen es alle gewesen sein. Der künstlerische Vermittler drängt das Werk und den Urheber die Distribution derselben (Ausstellung, Konzerte, Publikation, zuweilen Publikum), flankiert von ästhetischen Manifesten des Werkes völlig an die Wand; das Werk wird Anlass und Vorwand. Es ist ja ganz gut und schön, dass Beethoven und bis hin zur Rezeption der eigenen Geschichte(n). Manchmal fand sich der ein oder andere aufgeschlossene Galerist und Shakespeare gelebt haben – vorneweg aber marschieren Karlheinz Martin und Furtwängler, Reinhardt und Bruno Walter. auch Kritiker, um das im Werden Begriffene, mithin noch Begriffslose zu unterstützen, häufig waren diese auch selbst Der Vater des Werkes wird nicht gefragt, sein Wille gilt nichts, sein Kind ist nun im Waisenhaus, und der Vorstand wird das Künstler. Der, der Neues erdenkt, der mit dem Neuen handelt, der handelt meist allein oder im engen Zirkel Gleichdenken- Kind schon schaukeln. Sie dichten auch mit, die Herren, sie lassen fort und fügen ein – sie haben die Vaterstelle übernom- der. Der treffliche Satz des Komponisten Edgard Varèse von 1939: »Entgegen der herrschenden Auffassung ist der Künstler men. […] Vermitteln ist nötig; aber es ist in den seltensten Fällen eine produktive Sache. Diese Tätigkeit wird überschätzt. niemals seiner eigenen Zeit voraus, sondern einfach der einzige, der nicht verspätet ist.«, stimmt zwar (oft), aber er ist keine Wesentlich für ein Kunstwerk sind Urheber und Empfänger. Was dazwischen liegt, ist ein notwendiges Übel.« Besagter gesellschaftliche Norm. Die neuen Künste müssen räumen, auf- und ausräumen, Zäune einreißen. Und das nicht bloß mit Ignaz Wrobel ist übrigens, für die, die es nicht längst schon wussten, Kurt Tucholsky, von dem auch jene hübsche Einsicht den Kunstwerken, sondern auch für alles drum herum; eine neue Infrastruktur muss her und wird geschaffen. stammt (dafür wählte er in »Die Weltbühne« Peter Panter als Pseudonym): »Wegen ungünstiger Witterung fand die deutsche Revolution in der Musik statt.« Im Januar 1960 schrieb der amerikanische Komponist La Monte Young ein Stück mit dem Titel »Poem for Chairs, Tables, Benches, etc. (or other sound sources)«. Hierin geht es um das musikalische Räumen von Mobiliar, ein partiturgeregeltes Die Motivation, als Künstler:in etwas Neues zu machen, etwas zu gestalten, zu erdenken, was Kunst ist – er oder sie hat Umstrukturieren vorhandener oder bereitgestellter Möbel – Ziehen, Schieben, Schleifen. Es geht um akustische Bewe- wohl die alleinige Benennungshoheit –, kann ich nicht erklären. Er oder sie tut’s, weil sie oder er es tun muss und kann, gungsabläufe – die Wörter Möbel und Mobiliar leiten sich ab von lateinisch »mobilis«, also »beweglich« – von Sitzwerkzeu- es einfach tut. Sich mit Kunst zu beschäftigen, kann ebensolche, nicht weiter benennbare Beweggründe haben, zudem gen, die nun zu Klangwerkzeugen werden. Das Um-, Weg-, Aus- und Leerräumen von Gegenständen, auch von Gedanken, Neugierde und Lust an der Sache. Aber der Kommerz in all seinen noch so kleinen Facetten und Profitmöglichkeiten spielt Ideen, vielleicht gar Idealen, ist ein Schritt, um den so neu gewonnenen Raum anders zu gestalten, zu füllen. sicher eine Rolle, auch Eitelkeit oder Langeweile an der eigenen Existenz und Kreativlosigkeit könnten Motive sein. Und In der Kunst und – oft bloß vermeintlich – für die Kunst sitzen viele auf Stühlen und an Tischen und sie bewegen sich nicht. leider oder gottlob ändern sich die Deutungen und die Deutungshoheiten von dem, was Kunst war und ist, welche Aufgaben Aber wer irgendwo hingelangen will, wer etwas will – und das gilt jetzt konkret wie metaphorisch – muss aufstehen und sich sie zu erfüllen hat und was sie vermag. Und das fortwährend, wenngleich manchmal mit unschönen Verspätungen. Der in Bewegung setzen. Sonst bleibt der Platz im Leben leer. Doch aus welchen Gründen auch immer, es sind die Sitzenden, eingangs zitierte Vers aus dem Poesiealbum hat übrigens, je nach Überlieferung, noch eine zweite Zeile: »Solltest Du mich die den größten Einfluss haben. Die sogenannten Entscheidungsträger in Politik, Gesellschaft und Kultur reihen eine Sitzung je vergessen, soll dich gleich der Tiger fressen.« an die andere. Es bleibt nur der Weg dazwischen, der vielleicht neue Einsichten schenken könnte. Stefan Fricke | Künstler und Redaktionsleiter Neue Musik, Jazz, Klangkunst | Hessischer Rundfunk, Frankfurt a. M. _8 _9
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 12 Klang-Ortungen zwischen Innen und Außen Durch lokale klangliche Eingriffe öffnen die »Sound Ortungen Nottbeck« das alte Rittergut für neue Hörerfahrungen. Umgeht man das Museum im Außenraum trifft man Danbi Jeungs Hörstation »Zu entfernt, oh, jetzt zu nah«. Hier dosiert die Vor dem Kulturgut taucht die Arbeit »nTT« von Stefan g. Fricke und Christopher Dahm die Passierenden unversehens in un- Künstlerin das Maß des Social Distancing in einer Vierkanalkomposition um eine stachelige Bambusskulptur. Schopenhauers verortbare Klänge und Wortfetzen von Annette von Droste-Hülshoff in Referenz auf das Museum für westfälische Literatur Stachelschweine stellen dabei eine Parabel der Conditio humana unter pandemischen Verhältnissen dar: Kommen Stachel- im Herrenhaus, auf das der Blick durch die Eingangspassage fällt. Gerichteter Ultraschall breitet sich erst im Moment schweine einander näher, um sich zu wärmen, wird es ungemütlich bis gefährlich. Das Verhältnis von Nähe und Distanz wird des Auftreffens auf einem Klangkörper aus – auf dem Körper der Hörenden. So entsteht ein isolierter und unsichtbarer klanglich durch mikro- und makrophonische Niveaus der elektronischen Komposition durchgeführt. Klangraum, der sich erst entpuppt, wenn er betreten wird. Diese erste, unverortbare Sound-Ortung bewirkt eine Des- und Neuorientierung des Gehörs im Raum und leitet den Besucher in den Innenhof. Die Arbeiten von Meike Borchers lassen die visuelle Kulisse völlig unangetastet. Sie verwandeln die Umgebung allein durch Klang in imaginäre Bühnen von monumentaler Theatralität. In »Zufluss« schallen aus einem Drainagerohr als verborgener Dort befindet sich die »One Speaker Performance« von Anahita Ghasemi Nasab, die den Lautsprecher selbst zu Wort Wasser- und Klangquelle neben Wasserklängen auch die fließenden Klänge fallenden Getreides der umliegenden Felder. Geht kommen lässt. Wie eine nackte Skulptur mit der Anmutung einer Person performt er den Monolog seiner eigenen Funktio- man hundert Meter weiter, transformiert »AN/VON_1846« die leere Holzterrasse des Gartenhauses über dem Wassergraben nalität. Dabei dreht der Apparat seine akusmatische Funktion, die Verdeckung der Klangquelle, um. Die Klangquelle wird in eine Sireneninsel: Vor allem vom anderen Ufer aus hört man körperlose Stimmen die Vorbeigehenden rufen. Es erklingt der theatral ausgestellt und lässt in den Pausen die Stille walten. »Out Here«, eine weitere Arbeit der Künstlerin, markiert mit akustisch bearbeitete Briefwechsel des ganzen Jahres 1846 von Annette von Droste-Hülshoff in einer mehr als 11-stündigen zweidimensionalen Begrenzungen einen Raum im Raum und reflektiert die Grenzen zwischen Innen und Außen ineinander. Komposition. Diese beiden Arbeiten werden auch über die Ausstellungsdauer hinaus als Installation im Kulturgut zu erleben sein. Dadurch werden die Aufteilungen des Sinnlichen sicht- und hörbar, die unsere Raumwahrnehmung bestimmen: kontin- gente Setzungen, die das Innen und Außen definieren und klanglich von dem Froschkonzert oder von der intimen Anspra- An anderer Stelle trifft man auf einer Brücke über den Wassergraben auf Mendozas »Insects«. Die in kleinen Glasbehältern che eines Apparates durch eine Lautsprecherzuspielung abgemessen werden. »Out Here« ist immer auch »in there«. untergebrachten, solarbetriebenen Klangmodule reagieren auf Sonne und Licht und flankieren Besucher:innen klanglich beim Überschreiten der Brücke. Sie stimmen summend in die biophone Klanglandschaft des Kulturguts ein und verstummen, Im Literaturmuseum selber platziert Stefan Fricke zu entdeckende visuelle Irritationen. Die konkret-poetischen Klang- wenn der eigene Schatten den Lichteinfall dämpft. objekte fallen aus dem Rahmen der Dauerausstellung und infiltrieren diese »mit, über« Andeutungen der klanglichen Dimension der Litterae. Hier stellt auch Dahm in der Arbeit »LEAVES II« aus, allerdings nicht metaphorisch: In einem Ähnlich nehmen auch die »Echoes of the Fireflies« von Juan David Bermúdez einen Platz zwischen Mensch, Technik und Natur Bücherregal führen kreisende Buchblätter einen poetischen Tanz auf. Die Komposition des Seitenblätterns hat die Stärke ein. Das Smartphone klinkt sich in die Polyphonie der Klangökologie ein und klingt neben Insekten, Vögeln und Fröschen. und das Gewicht des Papiers zum Parameter und aus der Nähe wird jedes Blatt als einzelne Stimme hörbar. In der Natur gibt es QR-Codes zu entdecken und die auf das Handy gestreamten artifiziellen Klänge laden die Besucher zum kommunikativen Spiel ein. Diese Töne sind, wie auch die Klangkomposition für die Hörstation, den Klängen der Tiere auf der Auf den Treppenstufen im Museum rufen die Stimmen der Toten in »4 Pedro Páramos« von Wingel Mendoza nicht ein- Spur, ohne sie nachzuahmen oder zu übertönen. So bewohnen die Arbeiten temporär die Klanglandschaft des Kulturguts. gelöste Versprechen der Vergangenheiten zurück in die Gegenwart. Sie finden Herberge in den Scherben traditioneller mexikanischer Vasen, die durch Transducer selbst zum Klangträger werden. Zwischen den Zeiten suchen sie in zer- > Fortsetzung Seite 26 rissenen Sprachen nach dem brüchigen Ort der Stille und schaffen im Museum neue Räume der Reflexion. _10 _11
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 14 One Speaker Performance Anahita Ghasemi Nasab Installation für einen Lautsprecher Out Here Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 Anahita Ghasemi Nasab Installation für Klebeband, Stuhl, Tisch und Kassetten- recorder | Installation für Seil und Baumstamm Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 _12 _13
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 16 mit, über Stefan g. Fricke Klangkunstkommentare ohne Kommentar diverse Materialien Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 links: Klangkunstbanause oben: Klangkunstkraftsport _14 _15
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 18 LEAVES II Christopher Dahm Klangskulptur Blätter, Buchregal, Holz, Schnur, Motoren, Netzteil Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 ntt Christopher Dahm Stefan g. Fricke Text-Klang-Komposition Ultraschalllautsprecher, Audio-Player Stimme: Christoph Winkelmann Dank an Eberhard Bätza Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 _16 _17
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 20 Insects 4 Pedro Páramos Wingel Mendoza tribute to Juan Rulfo Glasgefäße, 555 timer IC, Solarpanele Wingel Mendoza Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 Vasen, Arduions und Transducer Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 _18 _19
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 22 Zu entfernt, oh, jetzt zu nah Danbi Jeung 4-Kanal-Klanginstallation Bambus, Kabelbinder Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 _20 _21
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 24 AN/VON_1846 Meike Borchers Soundinstallation 11 Stunden und 37 Minuten Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 Zufluss Meike Borchers Soundinstallation 27 Minuten Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 _23
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 26 Echos of the Fireflies Juan David Bermúdez 4-kanalige Komposition für Hörstation sowie QR-Codes für Audiowiedergabe am Smartphone an mehreren Orten in der Natur Kulturgut Haus Nottbeck | 2021 _24 _25
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 28 Klang-Ortungen zwischen Innen und Außen | Fortsetzung von Seite 11 In der Ausstellung »ears & eyes« im Kunstverein Münsterland in Coesfeld ändert sich diese Situation: Von der Inhabitation »Typing« verräumlicht klanglich den Smartphone-Bildschirm, der in der Vergrößerung auf eine zwei Meter hohe Glasplatte der Umgebung zur Exhibition im White Cube. In Juan David Bermúdez‘ Installation fallen über die Dauer der Ausstellung vom Bildschirm zur Klangfläche wird: Ein Transducer überträgt Tippgeräusche auf die freistehende Glasscheibe und ver- 6402 Kaffeebohnen auf den Boden, bleiben liegen, werden zertreten, klickern und knirschen. Auf großem Format bilden setzt sie in raumfüllende, sensible Schwingung. 6402 mit Kaffee gestempelte Rechtecke eine serielle Struktur. Jeder Stempeldruck, jede Bohne steht für einen der 6402 Zivilisten, die von der kolumbianischen Armee ermordet wurden, »Weil sie keinen Kaffee pflückten«, so der Präsident. Die in den Fenstern des Kunstvereins präsentierte Multimediaarbeit »Artistic Distancing« von Danbi Jeung setzt die Kunst in der Quarantäne auseinander. In ihren Videos werden vom häuslichen Computer berühmte Kunstwerke auf den Mindest- An gegenüberliegenden Wänden liefern sich Anahita Ghasemi Nasab und Stefan g. Fricke eine stumme Klangschlacht abstand von 1,5 Meter verpflichtet. Im Museum sorgt Jeung dafür, dass die Bilder den Abstand wahren und innerhalb der auf großformatigen Plakaten und Postkarten, die einander im gerahmten Glas spiegeln. Der Dialog aus Porträtbildern, Bilder schiebt Jeung etwa die Quadrate von Piet Mondrian oder die ungezwungene Frühstücksgesellschaft aus Manets die Klänge evozieren, thematisiert auch sprachlich den prekären und unzuverlässigen Status des Mediums Klang durch »Le Déjeuner sur l’herbe« auseinander. Indem die Arbeit somit eine wörtliche Auseinandersetzung mit der pandemischen Beschriftungen: »Klangkunst?« oder »Neue Musik kann ich nicht hören!«. Situation ist, ist sie eine Auseinander-Setzung der Kunst selbst. Der Klang der Stereokomposition wird über einen Transducer am Schaufenster des Kunstvereins Münsterland nach draußen verteilt, sodass sich die Arbeit nicht an die »Soundseeing« im engeren Sinne ist auch die Dynamik von »Colour Memories« von Wingel Mendoza. Auf vier Platten- Quarantäne hält und den White Cube verlässt. spielern drehen sich Farbplatten, die statt von Plattennadeln von Farbsensoren gelesen und durch eine Computerprogram- mierung in Realzeit in Klänge umgewandelt werden. Die Platten können von einer oder mehreren Personen gewechselt Jim Igor Kallenberg M.A. | Musikologe und die Lautstärken verändert werden, sodass sich interaktiv verschiedene audiovisuelle Ensembles einstellen, die die Grenzen von Hören und Sehen präzise verwischen und ineinander übersetzen. In Christopher Dahms »LEAVES I« verwischt zudem die Grenze zwischen Mikro- und Makrostruktur. Wie in seiner Arbeit »LEAVES II« tanzen Blätter, diesmal allerdings Baumblätter. Sie streichen an die Wand und aneinander und bilden so eine Struktur sich ineinander verschiebender Rhythmen, die sich umso mehr ausdifferenzieren, je näher wir kommen. Die Arbeiten von Meike Borchers setzen sich mit den klanglichen und räumlichen Dimensionen der Smartphone-Nutzung auseinander. Die Bilderserie »Smart Enlightenment« zeigt 15 Menschen, die in der Dunkelheit ein Smartphone benutzen, sodass der virtuelle Raum, in den sie treten, zugleich die einzige Lichtquelle und Be-/Erleuchtung des Raumes ist, in dem sie sitzen. _26 _27
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 30 Weil sie keinen Kaffee pflückten Juan David Bermúdez Installation Kaffee auf Papier, Kaffeebohnen Kunstverein Münsterland | 2021 _28
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 32 Photo-Performance Anahita Ghasemi Nasab Stefan g. Fricke zwei Poster, zwei Postkarten Kunstverein Münsterland | 2021 _30 _31
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 34 Colour Memories Wingel Mendoza Plattenspieler, Papierschallplatten, Farbsensoren Kunstverein Münsterland | 2021 _33
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 36 LEAVES I Christopher Dahm Klangskulptur Blätter, Schnur, Motoren, Holz, Netzteil Kunstverein Münsterland | 2021 _34 _35
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 38 Smart Enlightenment Meike Borchers Typing Fotoserie Prints auf Alu Dibond, je 37 x 45,5 cm Meike Borchers Kunstverein Münsterland | 2021 Soundinstallation 80 x 200 cm ESG-Glas, Holz Kunstverein Münsterland | 2021 _36 _37
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 40 Artistic Distancing Danbi Jeung Video, Transducer, Stereokomposition Kunstverein Münsterland | 2021 _38 _39
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 42 Vitae Juan David Bermúdez (*1994, Bogotá, Kolumbien) ist kolumbianischer Klangkünstler, Komponist und Musikproduzent. Anahita Ghasemi Nasab (*1987, Ahvaz, Iran). Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Software-Entwicklung an der Shahid- Seine Arbeit als Künstler verhandelt die Erfahrbarkeit von und die Beziehungen zwischen Klang, Raum und Zeit. Juan Chamran-Universität Ahvaz studierte sie von 2011 bis 2016 Komposition am Staatlichen Musikkonservatorium Eriwan in David studierte Musik und Tontechnik an der Universität Javeriana in Kolumbien. Er war Teil der experimentellen Musik- Armenien. Seit 2018 studiert sie Klangkunst-Komposition in Mainz. Die Grundlage für ihre (Klang-)Kunst liegt im tiefen ensembles Time Canvases und Indemo, die Musik in Alltagssituationen verorten. Seit April 2021 studiert er im Master- Verständnis klanglicher Aspekte von Sprache, menschlicher Kommunikation und der Möglichkeit, visuelle Wahrnehmung studiengang Klangkunst-Komposition in Mainz. durch akustische Reize zu induzieren. https://juandavid712.wixsite.com/dbermudez http://anahitaghaseminasab.com Meike Borchers (*1990, Hildesheim) ist Medienkünstlerin und derzeit Meisterschülerin von Prof. Dieter Kiessling an der Danbi Jeung (*1991, Seoul, Süd-Korea) studierte instrumentale und elektronische Komposition in Seoul und Hannover Kunsthochschule Mainz. Ihr Interesse am gesellschaftlichen Massenphänomen der Smartphone-Kultur, der in der Folge und absolvierte ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Wolfgang Rihm. Seit 2019 führt sie parallel entstandenen Parallelgesellschaft und dem virtuellen Raum manifestiert sich in Fotografien, Video- und Soundinstalla- ihr Klangkunst-Studium bei Prof. Peter Kiefer, Prof. Stefan Fricke und Prof. Anke Eckardt an der Hochschule für Musik tionen. Vorrangig setzt sie sich mit Perspektiven von und auf Smartphones sowie deren Nutzer:innen auseinander. in Mainz fort. In ihren Werken arbeitet sie mit der Verbindung von Klang, Theater und Text und bezieht, oft mit augen- zwinkerndem Humor, naturhafte, soziale und psychische Phänomene mit ein. https://meikeborchers.wordpress.com http://danbijeung.com Christopher Dahm (*1983, Kirchheimbolanden) studierte Sound- & Musikproduktion in Darmstadt und Klangkunst- Komposition in Mainz. Seine Installationen und Skulpturen thematisieren die Transformation von Architektur und physi- Wingel Mendoza (*1982, Mexico City, Mexiko) studierte Komposition am Trinity College London, Niederlassung Mexiko, und kalischen Phänomenen in Klang. Er forscht künstlerisch an digitalen, mehrkanaligen Klangwelten in Expanded Realities am Konservatorium Rotterdam. Er besuchte die Meisterklasse von Robert H.P. Platz für Komposition an der Hochschule und an multimedialen Rauminstallationen. An der Hochschule Mainz ist er Werkstattleiter der Medienlabore. für Musik Würzburg und ist momentan Meisterschüler im Studiengang Klangkunst-Komposition in Mainz. Seine Arbeiten erweitern die Kontexte von Klängen durch eigene analoge, digitale Instrumente oder externe elektronische Quellen und www.christopherdahm.eu in Interaktion mit anderen Künsten. Er erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge und Stipendien u.a. in St. Petersburg, Bludenz, Salzburg, Darmstadt und Kalbe. Seit Juli 2021 ist er Stipendiat im Künstlerdorf Schöppingen. Stefan g. Fricke (*1966, Unna), Redaktionsleiter Neue Musik, Jazz, Klangkunst / Hessischer Rundfunk, Frankfurt a.M., Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Mainz, gelegentliche Kunstarbeiten. https://soundcloud.com/wingelperez _40 _41
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 44 Klasse Klangkunst-Komposition der Hochschule für Musik Mainz Die Hochschule für Musik Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität bietet als einzige Musikhochschule in Deutsch- land einen Studiengang für Klangkunst-Komposition an. Dieser Masterstudiengang richtet sich gleichermaßen an Musiker:innen und Künstler:innen. Seit 2019 ist auch das Studium im dritten Studienabschnitt für Meisterschüler:innen möglich. Der Studiengang basiert auf den neuesten Entwicklungen eines intermediären Musik- und Kunstverständnisses. Hier fokussieren sich Strömungen der Neuen Musik, der elektronischen Komposition, der Klangkunst, der audiovisuellen Kunst und der radiophonen Kunst, der Ars Acustica, zu einer thematischen Einheit. Auf höchstem künstlerischem Niveau werden kompositorische Ansätze mit verräumlichenden und intermediären Kompositionsstrategien erforscht und weiterentwickelt. Dazu gehören die Erarbeitung von Raumklang- bzw. Klanginstallationen ebenso wie performative Konzepte oder mediale Repräsentationen. Im Rahmen von SOUNDSEEING 2021 präsentiert die Klasse Klangkunst-Komposition Arbeiten, die speziell für das Kulturgut Haus Nottbeck und den Kunstverein Münsterland in Coesfeld entwickelt wurden. Studierende dieses Studiengangs gewannen zahlreiche Preise: Operare, Berlin 2010; Sound of E-Motion, RWTH Aachen 2011; Stipendium der Sibylle Kalkhof-Rose-Stiftung, Rotary Kulturförderpreis, Künstlerstipendium New York des Ministe- riums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, zahlreiche Residencies, u.a. Künstlerdorf Schöppingen, Tokyo Wonder Site sowie Sapporo, und hatten Ausstellungsbeteiligungen u.a. im Museum für Kommunikation Frankfurt und auf der Art Basel. Der Klang-Lichtraum »resonate« wurde beim Festival Luminale in Frankfurt und anschließend im Kubus des ZKM Karlsruhe bei der Ausstellung Sound Art gezeigt. Den Studiengang leitet Univ.-Prof. Peter Kiefer, aktuell unterrichten auch Prof. Stefan Fricke, Andres Bosshard, Prof. Dr. Salomé Voegelin und Lawrence Abu Hamdan. Gastprofessoren waren Prof. Bernhard Leitner, Prof. Miya Masaoka, Prof. Dr. Florian Dombois, Prof. Alvin Curran und Kaspar König. Im Uhrzeigersinn: Juan David Bermúdez, Wingel Mendoza, Stefan g. Fricke, Anahita Ghasemi Nasab, Kontakt: peter.kiefer@uni-mainz.de Christopher Dahm, Meike Borchers, Danbi Jeung https://soundart.uni-mainz.de | www.musik.uni-mainz.de _42 _43
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 46 Impressum Dank Publiziert im Rahmen von: Die Klasse Klangkunst-Komposition bedankt sich herzlichst bei: SOUNDSEEING – das münsterlandweite Klangkunstfestival März – September 2021 Prof. Stephan Froleyks, Kurator SOUNDSEEING. Antje Valentin, Direktorin der Landesmusikakademie NRW Träger und Herausgeber: mit ihren Mitarbeiter:innen, der Geschäftsführerin der Landesmusikakademie NRW e. V. Hochschule für Musik Dr. Carolin Lauer und Julia Reif für die Antje Valentin | Direktorin fantastische organisatorische Betreuung. Steinweg 2 | D-48619 Heek-Nienborg Dirk Bogdanski M.A., Kulturmanager Kulturgut Haus Nottbeck Kurator: Stephan Froleyks für seine Gastfreundschaft und seinem Team: Volker Kanter für seine allzeit vorhandene technische Unterstützung, Katalog: Onno Bargfrede und Sam Siefert. Fotos: Bernhard Kils (Titel, S. 2 re., 7, 28 ob. u. un. li., 29, 31, 32, 33 li., 34, Jutta Meyer zu Riemsloh M.A., Geschäftsführerin des Kunst- 36, 37, 42, U3, U4), Andreas Lechtape (U 2, S. 2 li., 5, 12 li. ob. u. un., 13, 14, vereins Münsterland e.V., Frau Birgit Ernsting für ihre Gast- 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25 li.), Juan David Bermúdez (S. 28 un. re.), freundschaft, Margret Salm-Horstmar, Ingrid Ullrich-Beer und Christopher Dahm (S. 35, 42 un. re.), Stefan g. Fricke (S. 15, 30), Anahita Ghasemi dem gesamten Team des Kunstvereins. Nasab (S. 12 ob. re.), Sabine Herke (S. 33 re.), Danbi Jeung (S. 25 re., 38, 39) Immanuel Ott, Rektor der Hochschule für Musik Mainz. Texte: Stefan Fricke, Jim Igor Kallenberg, Peter Kiefer Joshua Weitzel und Jim Igor Kallenberg vom ARS-Team. Korrektorat: Birgit Gropp | Projektbüro Kunst und Buch Anne Katrin Voss für die kulinarische Betreuung. Graphik Design: Sabine Herke | herkewerke Sabine Herke, herkewerke, für die herausragende Gestaltung Druck: Wentker Druck | Auflage: 500 der Videos und des Katalogs. Und bei allen Förderern. ISBN 978-3-00-069840-8 @ 2021 Ausstellungsort Nottbeck : Ausstellungsort Coesfeld: Das CREATIVE CAMP SOUND ART wurde vom Gutenberg Lehrkolleg der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als innovatives Lehrprojekt ausgezeichnet. Träger: Gefördert durch: Kultur- und Medienpartner: Virtueller Rundgang durch die Klangkunstausstellung im Kunstverein Münsterland | Coesfeld > _44
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 48 Mehr sehen und hören? ISBN 978-3-00-069840-8
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