SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst - Das münsterlandweite Klangkunstfestival - Soundseeing

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SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst - Das münsterlandweite Klangkunstfestival - Soundseeing
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              SOUND ORTUNGEN
                                Positionen
                        junger Klangkunst

                                                               Das münsterlandweite Klangkunstfestival
SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst - Das münsterlandweite Klangkunstfestival - Soundseeing
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                                                                     Sound Ortungen Nottbeck
                                                                     13.06. – 04.07.2021 | Kulturgut Haus Nottbeck | Oelde

                                                                     ears & eyes
                                                                     14.06. – 20.06.2021 | Kunstverein Münsterland | Coesfeld

                                                                     Juan David Bermúdez | Meike Borchers | Christopher Dahm | Danbi Jeung
                                                                     Anahita Ghasemi Nasab | Stefan g. Fricke | Wingel Mendoza

                                       Virtueller Rundgang zu den
                                Klangkunst-Installationen auf dem
                                < Kulturgut Haus Nottbeck | Oelde
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                                                                                                                                            Grußwort | Isabel Pfeiffer-Poensgen                      Grußwort | Dr. Andrea Firmenich

                                                                                                                                            In ihrer Breite und Vielfalt bereichert die kulturelle   Aus der zarten Pflanze SOUNDSEEING, die im Jahr 2009
                                                                                                                                            Landschaft Nordrhein-Westfalens das Land auf einzig-     als Initiative des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in
                                                                                                                                            artige Weise. Überall verbinden sich spannende Orte      Hörstel gemeinsam mit der Musikhochschule Münster
                                                                                                                                            mit neuen Ideen. Ein herausragendes Beispiel ist das     und dem Kulturzentrum cuba-cultur aufkeimte, ent-
                                                                                                                                            Klangkunstfestival SOUNDSEEING, das im ganzen            wickelte sich erfreulich rasch ein einzigartiges Netzwerk.
                                                                                                                                            Münsterland historische Orte, Industriebauten und        Dazu konnte die Förderung der Kunststiftung NRW in der
                                                                                                                                            Gärten mit aktuellen und experimentellen Klängen         Vergangenheit beitragen. Inzwischen wird das Festival von
                                                                                                                                            füllt und ihre Wahrnehmung verändert.                    der Landesmusikakademie NRW getragen.
                                                                                                                                            Seit vielen Jahren ermöglicht ein starkes Netzwerk       Die Ausstellungen der Klasse Klangkunst-Komposition
                                                                                                                                            aus elf Partnern diese Kulturerlebnisse im ländlichen    der Hochschule für Musik Mainz unter Leitung von Prof.
                                                                                                                                            Raum und inspiriert mit seinem vielfältigen              Peter Kiefer zeigen an zwei Standorten im Westfälischen
                                                                                                                                            Programm Zuhörerinnen und Zuhörer jeden Alters.          Literaturmuseum Haus Nottbeck und im Kunstverein
                                                                                                                                            Dieses wichtige Engagement unterstützt die               Münsterland in Coesfeld eine beeindruckende Bandbreite
                                                                                                                                            Landesregierung gerne.                                   der Klangkunst.
                                                                                                                                            Ihnen allen wünsche ich viele »unerhörte«                Besonders freut mich, dass die Ausstellungen mit den
                                                                                                                                            Erlebnisse und dem Festival, den schwierigen             Arbeiten der Studierenden und Alumni dauerhaft nicht
                                                                                                                                            Umständen zum Trotze, viel Erfolg.                       nur in Katalogen, sondern auch online in Videos erlebbar
                                                                                                                                                                                                     sind – eine tolle Möglichkeit für jeden, sich der Klangkunst
                                                                                                                                                                                                     intensiv zu nähern.

                                                                                                                                            Isabel Pfeiffer-Poensgen
                                                                                                                                            Ministerin für Kultur und Wissenschaft
                                                                                                                                            des Landes Nordrhein-Westfalen                           Dr. Andrea Firmenich
                                                                                                                                                                                                     Generalsekretärin | Kunststiftung NRW

                                                                     Kulturgut Haus Nottbeck | Oelde   Kunstverein Münsterland | Coesfeld
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                            Vorwort | SOUNDSEEING – das münsterlandweite Klangkunstfestival

                            Als SOUNDSEEING im Jahr 2009 mit einer ersten Klangkunstausstellung und experimentellen Konzerten im DA, Kunsthaus
                            Kloster Gravenhorst und in Münster startete, war nicht annähernd abzusehen, welche Entwicklung das Vorhaben nehmen
                            würde. Heute, zwölf Jahre später, ist SOUNDSEEING zu einem großen, spartenübergreifenden und kooperativen Klang-
                            kunstfestival im Münsterland geworden, das an 13 Veranstaltungsorten mit Ausstellungen, Konzerten und Workshops ein
                            einmaliges, sinnliches Erleben von Klängen ermöglicht.
                            Dabei werden alle nur denkbaren Präsentationsformen von Klangkunst in die Breite des Münsterlandes gebracht und er-
                            reichen so ein großes und bunt gemischtes Publikum. Von Workshops und Mitmachaktionen zum Thema »Klang für Kinder
                            und Familien« über experimentelle Konzerte mit Elektronik oder selbstkonstruierten Instrumenten und Performances bis
                            hin zu großen Ausstellungen mit bedeutenden internationalen Klangkünstlerinnen und -künstlern – die Klangkunst öffnet
                            mit ihren ganz speziellen Möglichkeiten die Ohren, Augen und Herzen der Besucherinnen und Besucher.

                            Von Anfang an legte SOUNDSEEING großen Wert auf die Integration der jungen und jüngsten Generation von Klangkünst-
                            lerinnen und -künstlern. Workshops und Konzerte richten sich an Kinder und Jugendliche, Klangkunstabteilungen von
                            Kunst- und Musikhochschulen können vor Ort ihre Arbeiten entwickeln.
                            In diesem Jahr erarbeitete die Klasse Klangkunst-Komposition der Musikhochschule Mainz unter Leitung von Prof. Peter
                            Kiefer zwei Ausstellungen im Rahmen des Festivals: In situ vor allem im Außenraum des Kulturguts Haus Nottbeck sowie
                            im White Cube des Kunstvereins Münsterland in Coesfeld.

                            Unser herzlicher Dank gilt den Gastgebern, die sich mit großem Einsatz und sichtbarer Freude engagierten, den fördernden
                            Institutionen, den Kunstschaffenden sowie dem ganzen Team für die vertrauensvolle, konstruktive und angenehme
                            Zusammenarbeit.

                            Prof. Stephan Froleyks                   Antje Valentin
                            Kurator | SOUNDSEEING                    Direktorin | Landesmusikakademie NRW

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                            Klänge, Räume, Orte

                            Im November 2020 erreichte mich die Einladung von Prof. Stephan Froleyks, mit der Klasse Klangkunst-Komposition der         Bei diesem Creative Camp Sound Art sollte die künstlerische Entwicklungsarbeit aus der Einzelarbeit im Atelier oder Stu-
                            Hochschule für Musik Ideen für das Festival SOUNDSEEING 2021 einzureichen. Diese Einladung war in mehrfacher Hin-           dio heraus in einen Gruppenprozess verlagert werden und kooperative Ideenfindung und fluide Werkgrenzen einbeziehen.
                            sicht eine Herausforderung und Inspiration.                                                                                 Ein Thema sollte dabei auch die Verbindung zum ökologischen Umfeld sein: Es wurde Wert auf alternative Energieformen
                            SOUNDSEEING ist mir seit Gründung im Jahr 2009 als eines der hochkarätigen Festivals für Klangkunst bestens bekannt,        oder umweltfreundliche Materialien gelegt.
                            und so war es eine überaus freudige und hohe Ehre, daran teilnehmen zu dürfen. Andererseits erfolgte die Einladung in der   Als Teilnehmer:innen an beiden Orten waren Studierende und ein Absolvent der Klasse Klangkunst-Komposition (aus
                            zweiten Welle der weltumspannenden Corona-Pandemie mit Lockdown und Ausgangsverboten. In dem Jahr 2020 hatten               dem Iran, Kolumbien, Mexiko, Südkorea und Deutschland) und als Gast eine Studierende der Klasse Medienkunst der
                            wir schon drei Ausstellungsprojekte komplett vorbereitet und waren dann von teils sehr kurzfristigen Absagen betroffen,     Kunsthochschule Mainz beteiligt. Somit begegneten sich Studierende aller Levels – vom ersten Semester, über Master-
                            was durchaus auch zu einer gewissen Resignation geführt hatte.                                                              absolvent:innen bis zu Meisterschüler:innen kurz vor ihrem Abschluss und ihrem Eintritt in die Welt der professionellen
                                                                                                                                                        Kunst – und konnten sich austauschen, wechselseitig inspirieren und miteinander kooperieren.
                            Nicht hoch genug kann Stephan Froleyks’ Zusage: »Wir machen die Projekte in jedem Fall – notfalls nur online oder mit       Vorbereitet und vor Ort betreut wurde das Projekt von Prof. Stefan Fricke, der als Honorarprofessor an der Hochschule für
                            Videodokumentation.«, gewürdigt werden, gab sie uns doch einen unglaublichen Motivationsschub.                              Musik lehrt, und von mir als Leiter der Abteilung Klangkunst-Komposition. Als weiterer Lehrender konnte der renommierte
                            Im März 2021 durften wir dann mit Sondergenehmigung und strikten Auflagen mit einem Teil der Studierenden ins               Züricher Klangkünstler Andres Bosshard gewonnen werden.
                            Münsterland reisen und konnten mit Stephan Froleyks mehrere Orte besichtigen. Wir waren begeistert über die enorme
                            Vielfalt an Möglichkeiten und über den freundlichen Empfang. Im Anschluss sprudelten die Ideen nur so und wir mussten       In der Woche des Creative Camp ist ein Team zusammengewachsen. Das lag auch an
                            diese fokussieren, unter anderem, da sich das Künstler:innenteam auch um einen neuen Kommilitonen aus Kolumbien             der wunderbaren Gastfreundschaft von Jutta Meyer zu Riemsloh und Dirk Bogdanski
                            und einen Alumni erweitert hatte. Dabei wurde uns sehr schnell klar, dass wir keine schon fertige Kunst ausstellen,         und den jeweiligen Teams vor Ort. Gruppenbildend ganz im Sinne des Bauhauses
                            sondern diese für die Orte und auch vor Ort entwickeln wollten.                                                             waren auch das Vorbereiten und Kochen der vegetarischen Bio-Mahlzeiten –
                                                                                                                                                        Dank an Anne Katrin Voss für diese kulinarische Betreuung.
                            Es entstanden zwei Projektteile: mit »ears & eyes« eine Ausstellung für den Kunstverein Münsterland in Coesfeld, der uns
                            einen klassischen Galerieraum zur Verfügung stellte. Hier war die Herausforderung, mehrere tönende Arbeiten in einem        Insgesamt war das Lehrprojekt so überzeugend, dass es die Auszeichnung als
                            Raum so fein zu justieren, dass das akustische Raumkonzept stimmig war.                                                     innovatives Lehrprojekt durch das Gutenberg Lehrkolleg erhielt.
                            Für das Kulturgut Haus Nottbeck entwickelten wir mit »Sound Ortungen Nottbeck« das Konzept eines Creative Camp
                            Sound Art, in dem wir während einer Woche vor Ort klingende Arbeiten für den wunderbaren Außenraum und das West-            Ich freue mich besonders, dass die Ergebnisse dieser spannenden künstlerischen
                            fälische Literaturmuseum erarbeiten wollten. Optimal war dabei natürlich, dass wir hier vor Ort gemeinsam wohnen und        Herausforderung nun hier im Katalog sowie im Videoformat vorliegen.
                            arbeiten durften.
                                                                                                                                                                                                                                                 Peter Kiefer im Gespräch mit Stephan Froleyks
                                                                                                                                                        Prof. Peter Kiefer | Leiter der Klasse Klangkunst-Komposition | Musikhochschule Mainz

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                            »Über Tische, Stühle, Bänke spring ich, wenn ich an dich denke.«

                            So lautet ein beliebter Vers in Poesiealben. Denken wir nun an experimentelle Kunst und Musik, etwa an die Klangkunst,             Im November 1930 veröffentlichte ein gewisser Ignaz Wrobel in »Die Weltbühne« einen Text mit dem Titel »Der Mittler«.
                            dann sprangen und springen ihre Protagonist:innen doch oft über das, was ihnen im Weg steht, überwinden sie viele                  Da heißt es zu Beginn: »Diese Zeit steht im Zeichen des Kommissionärs – auch ihre Kunst wird von ihm regiert. Wir unter-
                            Hür-den, um ihre Ideen Wirklichkeit werden zu lassen und werden lassen zu können. Blicke in die Geschichte zeigen, dass            scheiden zweierlei Arten von Vermittlern: den künstlerischen und den geschäftlichen Vermittler. Von der Überschätzung
                            viele dieser avancierten Kunstspielarten, die »Ismen«-Künste oder später dann die Sowieso-»Art«, ganz allein operierten,           des künstlerischen Mittlers – des Regisseurs, des Kapellmeisters – ist viel gesagt worden. Dass seine Schätzung gegen
                            Opern- und Konzerthäuser, Museen und Galerien, oft, wenngleich schon engagierter, auch die verschiedensten Medien sich             früher gestiegen ist, ist gerechtfertigt; die Werke des Theaters und des Kinos sind immer mehr zu falschen Kollektivkunst-
                            nicht für das interessierten, was sich da im Terrain des Neuen und Ungewohnten tummelte. Meist blieben die Avantgarde-             werken geworden, bei denen jeder jedem dreinredet und zum Schluss keiner schuld sein will, wenn es ein Misserfolg ge-
                            Künstler:innen unter sich und kümmerten sich um nahezu alles selbst: von der Idee und der Produktion der Artefakte, über           worden ist. Bei einem Erfolg wollen es alle gewesen sein. Der künstlerische Vermittler drängt das Werk und den Urheber
                            die Distribution derselben (Ausstellung, Konzerte, Publikation, zuweilen Publikum), flankiert von ästhetischen Manifesten          des Werkes völlig an die Wand; das Werk wird Anlass und Vorwand. Es ist ja ganz gut und schön, dass Beethoven und
                            bis hin zur Rezeption der eigenen Geschichte(n). Manchmal fand sich der ein oder andere aufgeschlossene Galerist und               Shakespeare gelebt haben – vorneweg aber marschieren Karlheinz Martin und Furtwängler, Reinhardt und Bruno Walter.
                            auch Kritiker, um das im Werden Begriffene, mithin noch Begriffslose zu unterstützen, häufig waren diese auch selbst               Der Vater des Werkes wird nicht gefragt, sein Wille gilt nichts, sein Kind ist nun im Waisenhaus, und der Vorstand wird das
                            Künstler. Der, der Neues erdenkt, der mit dem Neuen handelt, der handelt meist allein oder im engen Zirkel Gleichdenken-           Kind schon schaukeln. Sie dichten auch mit, die Herren, sie lassen fort und fügen ein – sie haben die Vaterstelle übernom-
                            der. Der treffliche Satz des Komponisten Edgard Varèse von 1939: »Entgegen der herrschenden Auffassung ist der Künstler            men. […] Vermitteln ist nötig; aber es ist in den seltensten Fällen eine produktive Sache. Diese Tätigkeit wird überschätzt.
                            niemals seiner eigenen Zeit voraus, sondern einfach der einzige, der nicht verspätet ist.«, stimmt zwar (oft), aber er ist keine   Wesentlich für ein Kunstwerk sind Urheber und Empfänger. Was dazwischen liegt, ist ein notwendiges Übel.« Besagter
                            gesellschaftliche Norm. Die neuen Künste müssen räumen, auf- und ausräumen, Zäune einreißen. Und das nicht bloß mit                Ignaz Wrobel ist übrigens, für die, die es nicht längst schon wussten, Kurt Tucholsky, von dem auch jene hübsche Einsicht
                            den Kunstwerken, sondern auch für alles drum herum; eine neue Infrastruktur muss her und wird geschaffen.                          stammt (dafür wählte er in »Die Weltbühne« Peter Panter als Pseudonym): »Wegen ungünstiger Witterung fand die
                                                                                                                                                               deutsche Revolution in der Musik statt.«
                            Im Januar 1960 schrieb der amerikanische Komponist La Monte Young ein Stück mit dem Titel »Poem for Chairs, Tables,
                            Benches, etc. (or other sound sources)«. Hierin geht es um das musikalische Räumen von Mobiliar, ein partiturgeregeltes            Die Motivation, als Künstler:in etwas Neues zu machen, etwas zu gestalten, zu erdenken, was Kunst ist – er oder sie hat
                            Umstrukturieren vorhandener oder bereitgestellter Möbel – Ziehen, Schieben, Schleifen. Es geht um akustische Bewe-                 wohl die alleinige Benennungshoheit –, kann ich nicht erklären. Er oder sie tut’s, weil sie oder er es tun muss und kann,
                            gungsabläufe – die Wörter Möbel und Mobiliar leiten sich ab von lateinisch »mobilis«, also »beweglich« – von Sitzwerkzeu-          es einfach tut. Sich mit Kunst zu beschäftigen, kann ebensolche, nicht weiter benennbare Beweggründe haben, zudem
                            gen, die nun zu Klangwerkzeugen werden. Das Um-, Weg-, Aus- und Leerräumen von Gegenständen, auch von Gedanken,                    Neugierde und Lust an der Sache. Aber der Kommerz in all seinen noch so kleinen Facetten und Profitmöglichkeiten spielt
                            Ideen, vielleicht gar Idealen, ist ein Schritt, um den so neu gewonnenen Raum anders zu gestalten, zu füllen.                      sicher eine Rolle, auch Eitelkeit oder Langeweile an der eigenen Existenz und Kreativlosigkeit könnten Motive sein. Und
                            In der Kunst und – oft bloß vermeintlich – für die Kunst sitzen viele auf Stühlen und an Tischen und sie bewegen sich nicht.       leider oder gottlob ändern sich die Deutungen und die Deutungshoheiten von dem, was Kunst war und ist, welche Aufgaben
                            Aber wer irgendwo hingelangen will, wer etwas will – und das gilt jetzt konkret wie metaphorisch – muss aufstehen und sich         sie zu erfüllen hat und was sie vermag. Und das fortwährend, wenngleich manchmal mit unschönen Verspätungen. Der
                            in Bewegung setzen. Sonst bleibt der Platz im Leben leer. Doch aus welchen Gründen auch immer, es sind die Sitzenden,              eingangs zitierte Vers aus dem Poesiealbum hat übrigens, je nach Überlieferung, noch eine zweite Zeile: »Solltest Du mich
                            die den größten Einfluss haben. Die sogenannten Entscheidungsträger in Politik, Gesellschaft und Kultur reihen eine Sitzung        je vergessen, soll dich gleich der Tiger fressen.«
                            an die andere. Es bleibt nur der Weg dazwischen, der vielleicht neue Einsichten schenken könnte.
                                                                                                                                                               Stefan Fricke | Künstler und Redaktionsleiter Neue Musik, Jazz, Klangkunst | Hessischer Rundfunk, Frankfurt a. M.
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                            Klang-Ortungen zwischen Innen und Außen

                            Durch lokale klangliche Eingriffe öffnen die »Sound Ortungen Nottbeck« das alte Rittergut für neue Hörerfahrungen.             Umgeht man das Museum im Außenraum trifft man Danbi Jeungs Hörstation »Zu entfernt, oh, jetzt zu nah«. Hier dosiert die
                            Vor dem Kulturgut taucht die Arbeit »nTT« von Stefan g. Fricke und Christopher Dahm die Passierenden unversehens in un-        Künstlerin das Maß des Social Distancing in einer Vierkanalkomposition um eine stachelige Bambusskulptur. Schopenhauers
                            verortbare Klänge und Wortfetzen von Annette von Droste-Hülshoff in Referenz auf das Museum für westfälische Literatur         Stachelschweine stellen dabei eine Parabel der Conditio humana unter pandemischen Verhältnissen dar: Kommen Stachel-
                            im Herrenhaus, auf das der Blick durch die Eingangspassage fällt. Gerichteter Ultraschall breitet sich erst im Moment          schweine einander näher, um sich zu wärmen, wird es ungemütlich bis gefährlich. Das Verhältnis von Nähe und Distanz wird
                            des Auftreffens auf einem Klangkörper aus – auf dem Körper der Hörenden. So entsteht ein isolierter und unsichtbarer           klanglich durch mikro- und makrophonische Niveaus der elektronischen Komposition durchgeführt.
                            Klangraum, der sich erst entpuppt, wenn er betreten wird. Diese erste, unverortbare Sound-Ortung bewirkt eine Des- und
                            Neuorientierung des Gehörs im Raum und leitet den Besucher in den Innenhof.                                                    Die Arbeiten von Meike Borchers lassen die visuelle Kulisse völlig unangetastet. Sie verwandeln die Umgebung allein durch
                                                                                                                                                           Klang in imaginäre Bühnen von monumentaler Theatralität. In »Zufluss« schallen aus einem Drainagerohr als verborgener
                            Dort befindet sich die »One Speaker Performance« von Anahita Ghasemi Nasab, die den Lautsprecher selbst zu Wort                Wasser- und Klangquelle neben Wasserklängen auch die fließenden Klänge fallenden Getreides der umliegenden Felder. Geht
                            kommen lässt. Wie eine nackte Skulptur mit der Anmutung einer Person performt er den Monolog seiner eigenen Funktio-           man hundert Meter weiter, transformiert »AN/VON_1846« die leere Holzterrasse des Gartenhauses über dem Wassergraben
                            nalität. Dabei dreht der Apparat seine akusmatische Funktion, die Verdeckung der Klangquelle, um. Die Klangquelle wird         in eine Sireneninsel: Vor allem vom anderen Ufer aus hört man körperlose Stimmen die Vorbeigehenden rufen. Es erklingt der
                            theatral ausgestellt und lässt in den Pausen die Stille walten. »Out Here«, eine weitere Arbeit der Künstlerin, markiert mit   akustisch bearbeitete Briefwechsel des ganzen Jahres 1846 von Annette von Droste-Hülshoff in einer mehr als 11-stündigen
                            zweidimensionalen Begrenzungen einen Raum im Raum und reflektiert die Grenzen zwischen Innen und Außen ineinander.             Komposition. Diese beiden Arbeiten werden auch über die Ausstellungsdauer hinaus als Installation im Kulturgut zu erleben sein.
                            Dadurch werden die Aufteilungen des Sinnlichen sicht- und hörbar, die unsere Raumwahrnehmung bestimmen: kontin-
                            gente Setzungen, die das Innen und Außen definieren und klanglich von dem Froschkonzert oder von der intimen Anspra-           An anderer Stelle trifft man auf einer Brücke über den Wassergraben auf Mendozas »Insects«. Die in kleinen Glasbehältern
                            che eines Apparates durch eine Lautsprecherzuspielung abgemessen werden. »Out Here« ist immer auch »in there«.                 untergebrachten, solarbetriebenen Klangmodule reagieren auf Sonne und Licht und flankieren Besucher:innen klanglich
                                                                                                                                                           beim Überschreiten der Brücke. Sie stimmen summend in die biophone Klanglandschaft des Kulturguts ein und verstummen,
                            Im Literaturmuseum selber platziert Stefan Fricke zu entdeckende visuelle Irritationen. Die konkret-poetischen Klang-          wenn der eigene Schatten den Lichteinfall dämpft.
                            objekte fallen aus dem Rahmen der Dauerausstellung und infiltrieren diese »mit, über« Andeutungen der klanglichen
                            Dimension der Litterae. Hier stellt auch Dahm in der Arbeit »LEAVES II« aus, allerdings nicht metaphorisch: In einem           Ähnlich nehmen auch die »Echoes of the Fireflies« von Juan David Bermúdez einen Platz zwischen Mensch, Technik und Natur
                            Bücherregal führen kreisende Buchblätter einen poetischen Tanz auf. Die Komposition des Seitenblätterns hat die Stärke         ein. Das Smartphone klinkt sich in die Polyphonie der Klangökologie ein und klingt neben Insekten, Vögeln und Fröschen.
                            und das Gewicht des Papiers zum Parameter und aus der Nähe wird jedes Blatt als einzelne Stimme hörbar.                        In der Natur gibt es QR-Codes zu entdecken und die auf das Handy gestreamten artifiziellen Klänge laden die Besucher zum
                                                                                                                                                           kommunikativen Spiel ein. Diese Töne sind, wie auch die Klangkomposition für die Hörstation, den Klängen der Tiere auf der
                            Auf den Treppenstufen im Museum rufen die Stimmen der Toten in »4 Pedro Páramos« von Wingel Mendoza nicht ein-                 Spur, ohne sie nachzuahmen oder zu übertönen. So bewohnen die Arbeiten temporär die Klanglandschaft des Kulturguts.
                            gelöste Versprechen der Vergangenheiten zurück in die Gegenwart. Sie finden Herberge in den Scherben traditioneller
                            mexikanischer Vasen, die durch Transducer selbst zum Klangträger werden. Zwischen den Zeiten suchen sie in zer-                                                                                                                         > Fortsetzung Seite 26
                            rissenen Sprachen nach dem brüchigen Ort der Stille und schaffen im Museum neue Räume der Reflexion.

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                                                                                                                                One Speaker
                                                                                                                                Performance
                                                                                                                                Anahita Ghasemi Nasab

                                                                                                                                Installation für einen Lautsprecher
                                                                      Out Here
                                                                                                                                Kulturgut Haus Nottbeck | 2021
                                                                      Anahita Ghasemi Nasab

                                                                      Installation für Klebeband, Stuhl, Tisch und Kassetten-
                                                                      recorder | Installation für Seil und Baumstamm

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                _12                                                                                                                                                   _13
SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst - Das münsterlandweite Klangkunstfestival - Soundseeing
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                                                                      mit, über
                                                                      Stefan g. Fricke

                                                                      Klangkunstkommentare ohne Kommentar
                                                                      diverse Materialien

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                      links: Klangkunstbanause
                                                                      oben: Klangkunstkraftsport

                                                                      _14                                   _15
SOUND ORTUNGEN Positionen junger Klangkunst - Das münsterlandweite Klangkunstfestival - Soundseeing
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                                                                      LEAVES II
                                                                      Christopher Dahm

                                                                      Klangskulptur
                                                                      Blätter, Buchregal, Holz, Schnur, Motoren, Netzteil

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                                                                            ntt
                                                                                                                            Christopher Dahm
                                                                                                                            Stefan g. Fricke

                                                                                                                            Text-Klang-Komposition
                                                                                                                            Ultraschalllautsprecher, Audio-Player
                                                                                                                            Stimme: Christoph Winkelmann
                                                                                                                            Dank an Eberhard Bätza

                                                                                                                            Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                      _16                                                                                           _17
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                                          Insects                                 4 Pedro Páramos
                                          Wingel Mendoza                          tribute to Juan Rulfo
                                          Glasgefäße, 555 timer IC, Solarpanele
                                                                                  Wingel Mendoza

                                          Kulturgut Haus Nottbeck | 2021          Vasen, Arduions und Transducer

                                                                                  Kulturgut Haus Nottbeck | 2021
                _18                                                                                                _19
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                                                                      Zu entfernt,
                                                                      oh, jetzt zu nah
                                                                      Danbi Jeung

                                                                      4-Kanal-Klanginstallation
                                                                      Bambus, Kabelbinder

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                      _20                              _21
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                                                                      AN/VON_1846
                                                                      Meike Borchers

                                                                      Soundinstallation
                                                                      11 Stunden und 37 Minuten

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                      Zufluss
                                                                      Meike Borchers

                                                                      Soundinstallation
                                                                      27 Minuten

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                                                       _23
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                                                                      Echos of the Fireflies
                                                                      Juan David Bermúdez

                                                                      4-kanalige Komposition für Hörstation
                                                                      sowie QR-Codes für Audiowiedergabe
                                                                      am Smartphone an mehreren Orten in der Natur

                                                                      Kulturgut Haus Nottbeck | 2021

                                                                      _24                                            _25
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                            Klang-Ortungen zwischen Innen und Außen | Fortsetzung von Seite 11

                            In der Ausstellung »ears & eyes« im Kunstverein Münsterland in Coesfeld ändert sich diese Situation: Von der Inhabitation   »Typing« verräumlicht klanglich den Smartphone-Bildschirm, der in der Vergrößerung auf eine zwei Meter hohe Glasplatte
                            der Umgebung zur Exhibition im White Cube. In Juan David Bermúdez‘ Installation fallen über die Dauer der Ausstellung       vom Bildschirm zur Klangfläche wird: Ein Transducer überträgt Tippgeräusche auf die freistehende Glasscheibe und ver-
                            6402 Kaffeebohnen auf den Boden, bleiben liegen, werden zertreten, klickern und knirschen. Auf großem Format bilden         setzt sie in raumfüllende, sensible Schwingung.
                            6402 mit Kaffee gestempelte Rechtecke eine serielle Struktur. Jeder Stempeldruck, jede Bohne steht für einen der 6402
                            Zivilisten, die von der kolumbianischen Armee ermordet wurden, »Weil sie keinen Kaffee pflückten«, so der Präsident.        Die in den Fenstern des Kunstvereins präsentierte Multimediaarbeit »Artistic Distancing« von Danbi Jeung setzt die Kunst
                                                                                                                                                        in der Quarantäne auseinander. In ihren Videos werden vom häuslichen Computer berühmte Kunstwerke auf den Mindest-
                            An gegenüberliegenden Wänden liefern sich Anahita Ghasemi Nasab und Stefan g. Fricke eine stumme Klangschlacht              abstand von 1,5 Meter verpflichtet. Im Museum sorgt Jeung dafür, dass die Bilder den Abstand wahren und innerhalb der
                            auf großformatigen Plakaten und Postkarten, die einander im gerahmten Glas spiegeln. Der Dialog aus Porträtbildern,         Bilder schiebt Jeung etwa die Quadrate von Piet Mondrian oder die ungezwungene Frühstücksgesellschaft aus Manets
                            die Klänge evozieren, thematisiert auch sprachlich den prekären und unzuverlässigen Status des Mediums Klang durch          »Le Déjeuner sur l’herbe« auseinander. Indem die Arbeit somit eine wörtliche Auseinandersetzung mit der pandemischen
                            Beschriftungen: »Klangkunst?« oder »Neue Musik kann ich nicht hören!«.                                                      Situation ist, ist sie eine Auseinander-Setzung der Kunst selbst. Der Klang der Stereokomposition wird über einen
                                                                                                                                                        Transducer am Schaufenster des Kunstvereins Münsterland nach draußen verteilt, sodass sich die Arbeit nicht an die
                            »Soundseeing« im engeren Sinne ist auch die Dynamik von »Colour Memories« von Wingel Mendoza. Auf vier Platten-             Quarantäne hält und den White Cube verlässt.
                            spielern drehen sich Farbplatten, die statt von Plattennadeln von Farbsensoren gelesen und durch eine Computerprogram-
                            mierung in Realzeit in Klänge umgewandelt werden. Die Platten können von einer oder mehreren Personen gewechselt            Jim Igor Kallenberg M.A. | Musikologe
                            und die Lautstärken verändert werden, sodass sich interaktiv verschiedene audiovisuelle Ensembles einstellen, die die
                            Grenzen von Hören und Sehen präzise verwischen und ineinander übersetzen.

                            In Christopher Dahms »LEAVES I« verwischt zudem die Grenze zwischen Mikro- und Makrostruktur. Wie in seiner Arbeit
                            »LEAVES II« tanzen Blätter, diesmal allerdings Baumblätter. Sie streichen an die Wand und aneinander und bilden so eine
                            Struktur sich ineinander verschiebender Rhythmen, die sich umso mehr ausdifferenzieren, je näher wir kommen.

                            Die Arbeiten von Meike Borchers setzen sich mit den klanglichen und räumlichen Dimensionen der Smartphone-Nutzung
                            auseinander. Die Bilderserie »Smart Enlightenment« zeigt 15 Menschen, die in der Dunkelheit ein Smartphone benutzen,
                            sodass der virtuelle Raum, in den sie treten, zugleich die einzige Lichtquelle und Be-/Erleuchtung des Raumes ist, in dem
                            sie sitzen.

                _26                                                                                                                                                                                                                                                                _27
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                                                                      Weil sie keinen
                                                                      Kaffee pflückten
                                                                      Juan David Bermúdez

                                                                      Installation
                                                                      Kaffee auf Papier, Kaffeebohnen

                                                                      Kunstverein Münsterland | 2021

                _28
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                                                                      Photo-Performance
                                                                      Anahita Ghasemi Nasab
                                                                      Stefan g. Fricke

                                                                      zwei Poster, zwei Postkarten

                                                                      Kunstverein Münsterland | 2021

                _30                                                                                    _31
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                                                                      Colour Memories
                                                                      Wingel Mendoza

                                                                      Plattenspieler, Papierschallplatten,
                                                                      Farbsensoren

                                                                      Kunstverein Münsterland | 2021

                                                                                                             _33
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                                                                      LEAVES I
                                                                      Christopher Dahm

                                                                      Klangskulptur
                                                                      Blätter, Schnur, Motoren, Holz, Netzteil

                                                                      Kunstverein Münsterland | 2021

                _34                                                                                              _35
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                                                                                                       Smart Enlightenment
                                                                                                       Meike Borchers

                                                                      Typing                           Fotoserie
                                                                                                       Prints auf Alu Dibond, je 37 x 45,5 cm

                                                                      Meike Borchers                   Kunstverein Münsterland | 2021

                                                                      Soundinstallation
                                                                      80 x 200 cm ESG-Glas, Holz

                                                                      Kunstverein Münsterland | 2021

                _36                                                                                                                             _37
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                                                                      Artistic Distancing
                                                                      Danbi Jeung

                                                                      Video, Transducer, Stereokomposition

                                                                      Kunstverein Münsterland | 2021

                _38                                                                                          _39
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                            Vitae

                            Juan David Bermúdez (*1994, Bogotá, Kolumbien) ist kolumbianischer Klangkünstler, Komponist und Musikproduzent.          Anahita Ghasemi Nasab (*1987, Ahvaz, Iran). Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Software-Entwicklung an der Shahid-
                            Seine Arbeit als Künstler verhandelt die Erfahrbarkeit von und die Beziehungen zwischen Klang, Raum und Zeit. Juan       Chamran-Universität Ahvaz studierte sie von 2011 bis 2016 Komposition am Staatlichen Musikkonservatorium Eriwan in
                            David studierte Musik und Tontechnik an der Universität Javeriana in Kolumbien. Er war Teil der experimentellen Musik-   Armenien. Seit 2018 studiert sie Klangkunst-Komposition in Mainz. Die Grundlage für ihre (Klang-)Kunst liegt im tiefen
                            ensembles Time Canvases und Indemo, die Musik in Alltagssituationen verorten. Seit April 2021 studiert er im Master-     Verständnis klanglicher Aspekte von Sprache, menschlicher Kommunikation und der Möglichkeit, visuelle Wahrnehmung
                            studiengang Klangkunst-Komposition in Mainz.                                                                             durch akustische Reize zu induzieren.

                            https://juandavid712.wixsite.com/dbermudez                                                                               http://anahitaghaseminasab.com

                            Meike Borchers (*1990, Hildesheim) ist Medienkünstlerin und derzeit Meisterschülerin von Prof. Dieter Kiessling an der   Danbi Jeung (*1991, Seoul, Süd-Korea) studierte instrumentale und elektronische Komposition in Seoul und Hannover
                            Kunsthochschule Mainz. Ihr Interesse am gesellschaftlichen Massenphänomen der Smartphone-Kultur, der in der Folge        und absolvierte ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Wolfgang Rihm. Seit 2019 führt sie parallel
                            entstandenen Parallelgesellschaft und dem virtuellen Raum manifestiert sich in Fotografien, Video- und Soundinstalla-    ihr Klangkunst-Studium bei Prof. Peter Kiefer, Prof. Stefan Fricke und Prof. Anke Eckardt an der Hochschule für Musik
                            tionen. Vorrangig setzt sie sich mit Perspektiven von und auf Smartphones sowie deren Nutzer:innen auseinander.          in Mainz fort. In ihren Werken arbeitet sie mit der Verbindung von Klang, Theater und Text und bezieht, oft mit augen-
                                                                                                                                                     zwinkerndem Humor, naturhafte, soziale und psychische Phänomene mit ein.
                            https://meikeborchers.wordpress.com
                                                                                                                                                     http://danbijeung.com
                            Christopher Dahm (*1983, Kirchheimbolanden) studierte Sound- & Musikproduktion in Darmstadt und Klangkunst-
                            Komposition in Mainz. Seine Installationen und Skulpturen thematisieren die Transformation von Architektur und physi-    Wingel Mendoza (*1982, Mexico City, Mexiko) studierte Komposition am Trinity College London, Niederlassung Mexiko, und
                            kalischen Phänomenen in Klang. Er forscht künstlerisch an digitalen, mehrkanaligen Klangwelten in Expanded Realities     am Konservatorium Rotterdam. Er besuchte die Meisterklasse von Robert H.P. Platz für Komposition an der Hochschule
                            und an multimedialen Rauminstallationen. An der Hochschule Mainz ist er Werkstattleiter der Medienlabore.                für Musik Würzburg und ist momentan Meisterschüler im Studiengang Klangkunst-Komposition in Mainz. Seine Arbeiten
                                                                                                                                                     erweitern die Kontexte von Klängen durch eigene analoge, digitale Instrumente oder externe elektronische Quellen und
                            www.christopherdahm.eu                                                                                                   in Interaktion mit anderen Künsten. Er erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge und Stipendien u.a. in St. Petersburg,
                                                                                                                                                     Bludenz, Salzburg, Darmstadt und Kalbe. Seit Juli 2021 ist er Stipendiat im Künstlerdorf Schöppingen.
                            Stefan g. Fricke (*1966, Unna), Redaktionsleiter Neue Musik, Jazz, Klangkunst / Hessischer Rundfunk, Frankfurt a.M.,
                            Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Mainz, gelegentliche Kunstarbeiten.                                         https://soundcloud.com/wingelperez

                _40                                                                                                                                                                                                                                                            _41
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                                                                                                                                 Klasse Klangkunst-Komposition der Hochschule für Musik Mainz

                                                                                                                                 Die Hochschule für Musik Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität bietet als einzige Musikhochschule in Deutsch-
                                                                                                                                 land einen Studiengang für Klangkunst-Komposition an. Dieser Masterstudiengang richtet sich gleichermaßen an
                                                                                                                                 Musiker:innen und Künstler:innen. Seit 2019 ist auch das Studium im dritten Studienabschnitt für Meisterschüler:innen
                                                                                                                                 möglich.

                                                                                                                                 Der Studiengang basiert auf den neuesten Entwicklungen eines intermediären Musik- und Kunstverständnisses. Hier
                                                                                                                                 fokussieren sich Strömungen der Neuen Musik, der elektronischen Komposition, der Klangkunst, der audiovisuellen Kunst
                                                                                                                                 und der radiophonen Kunst, der Ars Acustica, zu einer thematischen Einheit. Auf höchstem künstlerischem Niveau werden
                                                                                                                                 kompositorische Ansätze mit verräumlichenden und intermediären Kompositionsstrategien erforscht und weiterentwickelt.

                                                                                                                                 Dazu gehören die Erarbeitung von Raumklang- bzw. Klanginstallationen ebenso wie performative Konzepte oder mediale
                                                                                                                                 Repräsentationen. Im Rahmen von SOUNDSEEING 2021 präsentiert die Klasse Klangkunst-Komposition Arbeiten, die
                                                                                                                                 speziell für das Kulturgut Haus Nottbeck und den Kunstverein Münsterland in Coesfeld entwickelt wurden.

                                                                                                                                 Studierende dieses Studiengangs gewannen zahlreiche Preise: Operare, Berlin 2010; Sound of E-Motion, RWTH Aachen
                                                                                                                                 2011; Stipendium der Sibylle Kalkhof-Rose-Stiftung, Rotary Kulturförderpreis, Künstlerstipendium New York des Ministe-
                                                                                                                                 riums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, zahlreiche Residencies, u.a. Künstlerdorf Schöppingen, Tokyo Wonder
                                                                                                                                 Site sowie Sapporo, und hatten Ausstellungsbeteiligungen u.a. im Museum für Kommunikation Frankfurt und auf der Art
                                                                                                                                 Basel. Der Klang-Lichtraum »resonate« wurde beim Festival Luminale in Frankfurt und anschließend im Kubus des ZKM
                                                                                                                                 Karlsruhe bei der Ausstellung Sound Art gezeigt. Den Studiengang leitet Univ.-Prof. Peter Kiefer, aktuell unterrichten
                                                                                                                                 auch Prof. Stefan Fricke, Andres Bosshard, Prof. Dr. Salomé Voegelin und Lawrence Abu Hamdan. Gastprofessoren waren
                                                                                                                                 Prof. Bernhard Leitner, Prof. Miya Masaoka, Prof. Dr. Florian Dombois, Prof. Alvin Curran und Kaspar König.

                                                                      Im Uhrzeigersinn: Juan David Bermúdez,
                                                                      Wingel Mendoza, Stefan g. Fricke, Anahita Ghasemi Nasab,   Kontakt: peter.kiefer@uni-mainz.de
                                                                      Christopher Dahm, Meike Borchers, Danbi Jeung              https://soundart.uni-mainz.de | www.musik.uni-mainz.de

                _42                                                                                                                                                                                                                                       _43
Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 46

                            Impressum                                                                              Dank

                            Publiziert im Rahmen von:                                                              Die Klasse Klangkunst-Komposition bedankt sich herzlichst bei:
                            SOUNDSEEING – das münsterlandweite Klangkunstfestival
                            März – September 2021                                                                  Prof. Stephan Froleyks, Kurator SOUNDSEEING.
                                                                                                                   Antje Valentin, Direktorin der Landesmusikakademie NRW
                            Träger und Herausgeber:                                                                mit ihren Mitarbeiter:innen, der Geschäftsführerin der
                            Landesmusikakademie NRW e. V.                                                          Hochschule für Musik Dr. Carolin Lauer und Julia Reif für die
                            Antje Valentin | Direktorin                                                            fantastische organisatorische Betreuung.
                            Steinweg 2 | D-48619 Heek-Nienborg                                                     Dirk Bogdanski M.A., Kulturmanager Kulturgut Haus Nottbeck
                            Kurator: Stephan Froleyks                                                              für seine Gastfreundschaft und seinem Team: Volker Kanter
                                                                                                                   für seine allzeit vorhandene technische Unterstützung,
                            Katalog:                                                                               Onno Bargfrede und Sam Siefert.
                            Fotos: Bernhard Kils (Titel, S. 2 re., 7, 28 ob. u. un. li., 29, 31, 32, 33 li., 34,   Jutta Meyer zu Riemsloh M.A., Geschäftsführerin des Kunst-
                            36, 37, 42, U3, U4), Andreas Lechtape (U 2, S. 2 li., 5, 12 li. ob. u. un., 13, 14,    vereins Münsterland e.V., Frau Birgit Ernsting für ihre Gast-
                            16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25 li.), Juan David Bermúdez (S. 28 un. re.),      freundschaft, Margret Salm-Horstmar, Ingrid Ullrich-Beer und
                            Christopher Dahm (S. 35, 42 un. re.), Stefan g. Fricke (S. 15, 30), Anahita Ghasemi    dem gesamten Team des Kunstvereins.
                            Nasab (S. 12 ob. re.), Sabine Herke (S. 33 re.), Danbi Jeung (S. 25 re., 38, 39)       Immanuel Ott, Rektor der Hochschule für Musik Mainz.
                            Texte: Stefan Fricke, Jim Igor Kallenberg, Peter Kiefer                                Joshua Weitzel und Jim Igor Kallenberg vom ARS-Team.
                            Korrektorat: Birgit Gropp | Projektbüro Kunst und Buch                                 Anne Katrin Voss für die kulinarische Betreuung.
                            Graphik Design: Sabine Herke | herkewerke                                              Sabine Herke, herkewerke, für die herausragende Gestaltung
                            Druck: Wentker Druck | Auflage: 500                                                    der Videos und des Katalogs.
                                                                                                                   Und bei allen Förderern.
                            ISBN 978-3-00-069840-8

                            @ 2021
                                                                                                                   Ausstellungsort Nottbeck :               Ausstellungsort Coesfeld:

                            Das CREATIVE CAMP SOUND ART wurde vom Gutenberg
                            Lehrkolleg der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als
                            innovatives Lehrprojekt ausgezeichnet.

                                                                                                                                                                                        Träger:

                            Gefördert durch:                                                                                               Kultur- und Medienpartner:
                                                                                                                                                                                                  Virtueller Rundgang durch die
                                                                                                                                                                                                  Klangkunstausstellung im
                                                                                                                                                                                                  Kunstverein Münsterland | Coesfeld >
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Katalog_Klasse-Kiefer_KORR.qxp_gesamt-final 12.11.21 19:18 Seite 48

                                          Mehr sehen und hören?

                 ISBN 978-3-00-069840-8
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