Sozial ökologische Forschung - Förderkonzept für eine gesellschaftsbezogene Nachhaltigkeitsforschung 2015 2020 - BMBF
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Sozialökologische Forschung Förderkonzept für eine gesellschaftsbezogene Nachhaltigkeitsforschung 20152020
1 Inhaltsverzeichnis 1. Sozialökologische Forschung: Nachhaltigkeit als gesellschaftliche Aufgabe 3 2. Bisherige und aktuelle Förderung der gesellschaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung 6 2.1 Förderung von SÖF und WiN durch das BMBF 6 2.2 Gesellschaftsbezogene Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland und international 7 3. Agendaprozess und Neuausrichtung der gesellschaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung des BMBF 8 4. Förderstrategie 10 4.1 Ziele des Förderschwerpunkts 10 4.2 Zielgruppen der Förderung 11 4.3 Partizipative Weiterentwicklung des Förderschwerpunkts 11 4.4 Zukünftige strukturelle Schwerpunktsetzung: Stärkung der Fachszene Instrumente und Institutionen 12 5. Thematische Schwerpunkte 16 5.1 Nachhaltige Transformation urbaner Räume 16 5.2 KoTransformation sozialökologischer Versorgungssysteme 18 5.3 Nachhaltig Wirtschaften: Konsumenten und Unternehmen als Schlüsselakteure für nachhaltige Transformationen 18 5.4 Resilienz sozialökologischer Systeme gegenüber Krisen 21 5.5 Demokratie, Beteiligung und Governance für eine nachhaltige Gesellschaft 22 6. Organisation des Förderschwerpunkts 25 7. Weitere Informationen 27 Anhang 1: Förderung der gesellschaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland und international 28 Anhang 2: Zusammenfassung der Bilanzierungsergebnisse „SÖFNachwuchsgruppen“ 33 Impressum 35
3 1. Sozialökologische Forschung: Nachhaltigkeit als gesellschaftliche Aufgabe Die Weltgemeinschaft steht heute vor großen gesell in Zukunft sicher zu stellen, führt am Leitbild einer schaftlichen Herausforderungen. Der Mensch ist Teil nachhaltigen Entwicklung kein Weg vorbei. Aus ihr der Ökosysteme, verändert aber durch sein Handeln we wurden Rahmenbedingungen für gesellschaftliche sentlich die Grundlagen dieser Systeme und damit das Veränderungsprozesse und den Umgang mit Umwelt Gesicht der Erde. Wissenschaftler sprechen bereits vom gefährdungen entwickelt. Hierfür ist es erforderlich, Anthropozän als neuem Erdzeitalter. Unsere heutige Umweltprobleme nicht nur in ihrer Dimension als Lebensweise überlastet die natürlichen Lebensgrund Beeinträchtigung ökologischer Systeme zu betrachten, lagen und gefährdet damit die künftigen Entwicklungs sondern in Verbindung mit den politischen, wirtschaft möglichkeiten der Menschen. Bedrohungen entstehen lichen und sozialen Strukturen, die sie verursachen. unter anderem durch den Klimawandel, den Verlust der Umgekehrt ist es bei einer Betrachtung sozioöko Biodiversität, die Bodendegradation, Wassermangel und nomischer Krisenphänomene notwendig, auch die verschmutzung oder die Ressourcenverknappung. Auswirkungen auf die Umwelt in den Blick zu nehmen. Eine Politik für eine nachhaltige Entwicklung muss Gesellschaftliche Herausforderungen deshalb das Ziel verfolgen, wirtschaftliche, soziale und Die Umweltbelastung ist dabei nur ein Aspekt. Die ökologische Belange gleichermaßen zu berücksichti Herausforderungen betreffen auch die globalisierte gen. Lösungsansätze zur Bewältigung der globalen, sich Wirtschaftsund Gesellschaftsentwi cklung. Das zeigen gegenseitig verschärfenden Probleme dürfen sich nicht uns die globale Finanz und Wirtschaftskrise, der be auf kurzfristig umsetzbare Maßnahmen konzentrie schleunigte demografische Wandel und die wachsende ren. Es sind Strategien notwendig, die eine langfristige Weltbevölkerung, Landnutzungskonflikte, Probleme Entwicklung ermöglichen, welche wirtschaftliche der weltweiten Ernährungssicherung, die rasch fort Leistungsfähigkeit mit sozialer Gerechtigkeit und schreitende Urbanisierung oder die Versorgungssiche ökologischer Tragfähigkeit verbindet. Im Sinne eines rung mit nachhaltiger Energie. Um gute Lebensqualität nachhaltigen Wirtschaftens dürfen begrenzte natürli
4 FÖRDERKONZEPT DES BMBF FÜR EINE GESELLSCHAFTSBEZOGENE NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG 20152020 che Ressourcen nur in dem Maße genutzt werden, wie • Bereitstellung von System-, Orientierungs- und Ent- sie sich selbst regenerieren. Der heutige Ressourcen scheidungswissen zum gesellschaftlichen Umgang mit verbrauch muss verringert und vom Wirtschaftswachs den zentralen Nachhaltigkeitsherausforderungen wie tum entkoppelt werden. Vor diesem Hintergrund hat beispielsweise Energiewende, nachhaltiges Wirtschaf- die Enquete Kommission des deutschen Bundestages ten, nachhaltige Stadt- und Landentwicklung und „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu Klimawandel sowie Analyse des jeweiligen Transfor- nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem mationsbedarfs in Wirtschaft und Gesellschaft; Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“1 vorge schlagen, den Wohlstand unserer Gesellschaft anders • Erarbeiten von Lösungsvorschlägen zum Umgang zu messen und zu bewerten als lediglich über die Kenn mit (ökologischen, ökonomischen und sozialen) größe des BIP. Stattdessen empfiehlt die Kommission Risiken und Krisen; erweiterte Kriterien, die neben dem materiellen Wohl stand auch Fragen der Gerechtigkeit oder den ökologi • Erarbeitung von Lösungsvorschlägen bei Zielkon- schen Fußabdruck unserer Lebensweise umfassen. Um flikten (z.B. Naturschutz, Energie- und Nahrungsmit- in diesem Sinne Wohlstand dauerhaft zu sichern, sind telproduktion) unter Berücksichtigung von Partizi- tiefgreifende Veränderungen der Produktionsprozesse, pation und Akzeptanz zentraler gesellschaftlicher der Infrastrukturen, aber auch der ressourceninten Gruppen; siven, auf einen wachsenden Konsum ausgerichteten Lebensstile insbesondere in den Industrieländern • Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsbewertungen notwendig. in Entscheidungsprozessen. Forschungspolitische Ziele Dazu werden in der Sozialökologischen Forschung Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen und (SÖF) integrierte Analysen durchgeführt, um Wech die damit verbundenen grundlegenden technischen selwirkungen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und und sozialen Innovationen2 können nur dann bewäl Umwelt abschätzen zu können. Diese berücksichtigen: tigt werden, wenn Lösungsstrategien unter Einbindung aller gesellschaftlicher Gruppen auf solider wissen • soziale Entwicklungen (z.B. Alterung der Gesellschaft, schaftlicher Grundlage entwickelt und umgesetzt wer Wohlstandsverteilung, Teilhabe, Lebensstilände- den. Notwendig ist neben dem Wissen über empirische rungen); Sachverhalte, Systemdynamiken und Wechselbezie hungen (Systemwissen) auch die Untersuchung von • ökonomische Entwicklungen (z.B. fortschreitende Werten und Normen, um Veränderungsbedarf sowie globale Verflechtung von Märkten, ökonomischer erwünschte Ziele begründen zu können (Ziel oder Aufholbedarf wenig entwickelter Volkswirtschaften) Orientierungswissen). Schließlich wird auch Wissen darüber benötigt, wie diese Ziele zu erreichen sind • und politische Entwicklungen (z.B. zunehmende Ver- (Transformations oder Entscheidungswissen). flechtung von Politikfeldern und -prozessen, „global governance“). Mit der Förderung der Sozialökologischen Forschung3 sind deshalb folgende forschungspolitische Ziele ver bunden: 1 Der Abschlussbericht der EnqueteKommission ist als PDF unter folgender Internetadresse verfügbar: http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/175745/schlussberichtderenquetekommission 2 Soziale Innovationen werden hier verstanden als von bisher praktizierten Selbstverständlichkeiten und Routinen ab weichende, neuartige Praktiken, die Lösungen für gesellschaftliche Probleme darstellen und weitreichende strukturelle gesellschaftliche Veränderungen zur Folge haben (ISInova/ZTG TU Berlin 2012: 3). 3 Sozialökologische Forschung wird großgeschrieben, wenn damit der BMBFFörderschwerpunkt gemeint ist.
SOZIALÖKOLOGISCHE FORSCHUNG: NACHHALTIGKEIT ALS GESELLSCHAFTLICHE AUFGABE 5 System, Orientierungs und Entscheidungswissen Politik, Verwaltung) am Forschungsprozess erarbeitet können nicht durch isolierte Arbeiten einzelner werden, damit es in der Praxis wirksam werden kann. Disziplinen bereitgestellt werden. Es bedarf eines Die gemeinsame Formulierung von gesellschaftlichen Zusammenwirkens unterschiedlicher wissenschaftli Problemen und des damit zusammenhängenden cher Disziplinen, ergänzt um Wissen aus der Praxis. Die Forschungsbedarfs durch Wissenschaft und Gesell Verknüpfung dieser unterschiedlichen Wissensquellen schaft ist dafür der erste Schritt. Diesem ersten Schritt ist Gegenstand des inter und transdisziplinären For müssen geeignete Formate der Beteiligung im weiteren schungsansatzes in der Sozialökologischen Forschung. Forschungsprozess und beim Transfer des erzeugten Wissens in die Praxis folgen. Gesellschaftliche Akteure Die SÖF ist eine problemorientierte Forschung, die müssen in solchen Prozessen zum einen als Wissens ihren Ausgangspunkt in der Auseinandersetzung mit träger beteiligt und zum anderen für die Umsetzung konkreten gesellschaftlichen Herausforderungen der Forschungsergebnisse in die Praxis gewonnen findet. Von dort aus bindet sie fachübergreifend die werden. Diese zeitaufwändige Art der gesellschaft hierfür erforderlichen wissenschaftlichen Disziplinen lichen Beteiligung an Forschung unterscheidet sich ein (Interdisziplinarität). Das Spektrum reicht von von Runden Tischen oder Mediationsverfahren, die den Ingenieur und Naturwissenschaften bis zu den der Befriedung gesellschaftlicher Konflikte dienen. Sozial und Geisteswissenschaften. Das Erfahrungs Partizipation in der transdisziplinären sozialökologi wissen weiterer gesellschaftlicher Akteure von Unter schen Forschung bedeutet Teilhabe am Verstehen und nehmensvertretern über Umwelt und Verbraucher Gestalten von Transformationsprozessen. schutzverbänden bis zu Bürgerinnen und Bürgern ist darüber hinaus eine weitere wichtige Wissensquelle auf der Suche nach Lösungsoptionen. Daher ist neben der Interdisziplinarität die Transdisziplinarität ein wesent liches Merkmal des sozialökologischen Forschungsan satzes, um praxisnahe Lösungswege aufzuzeigen. Aufgabe dieser Art von Forschung ist nicht nur, Wis sen als Grundlage für Entscheidungen und Handeln bereit zu stellen. Es geht darüber hinaus auch um die Beschreibung und Analyse von Wertkonflikten. Abzuwägen ist beispielsweise, inwieweit Maßnahmen eher auf generationenübergreifende Gerechtigkeit ausgelegt werden sollen. Fragen nach Verantwortung und Handlungskompetenz unterschiedlicher Akteure, nach deren Beitrag und Bedeutung in der Gesellschaft und nach der Demokratisierung gesellschaftlicher Prozesse sind weitere Beispiele. Die Sozialökologische Forschung greift Themen auf, die gesellschaftliche Aushandlungsprozesse und Wertediskussionen zum Gegenstand haben, um auf diese Weise realistische Lösungsoptionen für das „Wie“ des Übergangs zu einer nachhaltigen Gesellschaft (d.h. das Transformations wissen) finden zu können. Aufgrund der Verknüpfung von Wissens und Werte fragen ist ein enger Praxis und Anwendungsbezug für die Sozialökologische Forschung unerlässlich. Wissen für die Gestaltung der anstehenden großen Trans formationsprozesse muss unter gezielter Beteiligung gesellschaftlicher Akteure (z.B. Unternehmen, NGOs,
6 2. Bisherige und aktuelle Förderung der gesellschaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung Die gesellschaftsbezogene Nachhaltigkeitsforschung Forschungsvorhaben mit einem Mittelvolumen von 85 ist ein wesentlicher Bestandteil des BMBFRahmenpro Mio. Euro gefördert. Neben strukturellen Maßnahmen gramms „Forschung für nachhaltige Entwicklungen“ zur Stärkung der Wissenschaft auf diesem Gebiet, wie (FONA). Sie geht davon aus, dass eine nachhaltige Ent der Förderung von interdisziplinären Nachwuchsgrup wicklung nur zu erreichen ist, wenn naturwissenschaft pen, wurden bisher sieben Bekanntmachungen zu ver lichtechnische und soziale Innovationen ineinander schiedenen thematischen Schwerpunkten gefördert: greifen. Im Mittelpunkt der bisherigen Förderung der gesellschaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung • Nachhaltige Entwicklung im Spannungsfeld „Um standen zwei Schwerpunkte: die Sozialökologische welt, Ernährung, Gesundheit“. Langfriststrategien für Forschung (SÖF) und die Wirtschaftswissenschaften für einen nachhaltigen Konsum Nachhaltigkeit (WiN). • Politische Strategien zur Bewältigung globaler Um weltprobleme – zwischen Lokalität und Globalität 2.1 Förderung von SÖF und WiN durch das BMBF • Sozialökologische Transformationen im Ver und Entsorgungssektor Mit der Einrichtung des Förderschwerpunkts SÖF • Nachhaltige Stadt und Regionalentwicklung im Jahre 2000 reagierte das BMBF auf Empfehlungen des Wissenschaftsrats und des WBGU, verstärkt • Strategien zum Umgang mit systemischen Risiken gesellschaftliche Aspekte in die Umweltforschung zu integrieren. Die SÖF verkörpert seitdem einen transdis • Vom Wissen zum Handeln – neue Wege zum nach ziplinären Forschungsansatz, der nicht nur die Grenzen haltigen Konsum der Fachdisziplinen überschreitet, sondern auch das Wissenschaftssystem selbst. Wesentlicher Bestandteil • Soziale Dimensionen von Klimaschutz und Klima ist die Einbeziehung von Interessensgruppen in den wandel Forschungsprozess. Bis 2013 wurden ca. 100
BISHERIGE UND AKTUELLE FÖRDERUNG DER GESELLSCHAFTSBEZOGENEN NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG 7 Als neuer Schwerpunkt wurde 2013 die „Umwelt und licher und ökonomischer Akteure (z.B. Bedeutung von gesellschaftsverträgliche Transformation des Ener Gerechtigkeitsprinzipien bei Klimaverhandlungen) oder giesystems“ mit einem Mittelvolumen von ca. 32 Mio. die Steuerung von Innovationsverhalten untersucht. Euro gestartet. Die Projekte begleiten die Energiewende aus gesellschaftswissenschaftlicher Sicht und beschäfti gen sich u.a. mit der Akzeptabilität neuer Lösungen im 2.2 Gesellschaftsbezogene Nachhal Rahmen der Energiewende, mit Szenarien der Entwick tigkeitsforschung in Deutschland lung des Energiesystems (Netzausbau, ökonomische Szenarien u.a.), mit neuen Geschäftsmodellen in der und international Energiewende und bürgerschaftlichem Engagement sowie mit Fragen zur Governance der Energiewende. Auf Bundesebene stellt das BMBFRahmenprogramm FONA die wichtigste Basis zur Förderung der gesell Aufgrund der zentralen Bedeutung ökonomischer schaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung dar. Von Aspekte für Nachhaltigkeitsfragen wurde 2006 die den insgesamt in FONA 2010 2013 geförderten rund erste Bekanntmachung zum Förderschwerpunkt 2700 Vorhaben sind etwa 350 den Gesellschaftswissen „Wirtschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“ schaften zuzuordnen. Neben dem Aktionsfeld „Gesell veröffentlicht. Ziel war die Stärkung des Potentials der schaftliche Entwicklungen“, in dem die Förderschwer Wirtschaftswissenschaften zur Lösung von Nachhal punkte SÖF und WiN angesiedelt sind, gibt es also tigkeitsproblemen – auch weil ihnen z.B. vom Wissen weitere Forschungsfelder, in denen die gesellschaftswis schaftsrat (2002) eine zu geringe Anwendungsnähe und senschaftliche Forschung integraler Bestandteil ist. Politikrelevanz attestiert wurde. Im Anhang 1 ist aufgelistet, welche Forschungsinstitute und Forschungsprogramme im universitären und auße Die erste Förderphase (2006 2010) bezog sich auf die runiversitären Bereich sowie welche Programme der Län thematischen Schwerpunkte „Modelle und Instrumente der und Stiftungen sich mit gesellschaftlicher Nachhal der ökologischen Steuerung“, „Ökonomie nachhaltigen tigkeitsforschung auseinandersetzen. Im europäischen Konsums“ sowie das Querschnittsthema „Nachhal Bereich setzt das Rahmenprogramm der EU „Horizont tigkeitsinnovationen und bewertungen“. Es wurden 2020“ einen Schwerpunkt auf gesellschaftliche Heraus 16 Projekte mit einem Mittelvolumen von ca. 7,5 Mio. forderungen. International findet eine Abstimmung der Euro gefördert. In der zweiten Förderphase (2010 2013) Nachhaltigkeitsforschung im sogenannten Belmont wurden 18 Vorhaben mit einem Mittelvolumen von Forum (Internationales Forum der Forschungsförderer ca. 8,5 Mio. Euro gefördert. Im Mittelpunkt standen zur Nachhaltigkeit) statt. Weitere Angaben zu internati vor allem Fragen der Governance im Sinne von neuen onalen Aspekten der gesellschaftlichen Nachhaltigkeits Steuerungsformen und Grenzziehungen im Verhältnis forschung finden sich ebenfalls im Anhang 1. von Staat und Markt, sowie institutionelle Aspekte der Nachhaltigkeitspolitik. Dies beinhaltet auch die Beschäftigung mit Fragen der Gerechtigkeit und der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit. Die Projekte beschäftigten sich beispielsweise mit inter nationaler Umweltregulierung und Politikdiffusion (z.B. globales Wassermanagement), mit Landnahmen (Aus landsinvestitionen in Land), mit der Ausgestaltung regi onaler Märkte für Erneuerbare Energien, der langfristi gen Entwicklung von Infrastruktursystemen oder der Einführung und der Bewertung von (marktwirtschaft lichen) umweltpolitischen Instrumenten (z.B. Schutz der Artenvielfalt, Immissionsschutz). In den Projekten wurden Vorschläge zur Bewertung von Nachhaltigkeit gemacht, etwa in Bezug auf Verwirklichungschancen. Des Weiteren wurde das Entscheidungsverhalten staat
8 3. Agendaprozess und Neuausrichtung der gesell schaftsbezogenen Nachhaltigkeitsforschung des BMBF Die Sozialökologische Forschung ist von Anfang an tigkeit als fakultätsübergreifendes Thema an vielen als „lernender Förderschwerpunkt“ konzipiert wor Hochschulen an Bedeutung gewonnen. Erwähnt sei den, bei dem die Erfahrungen mit dieser neuen Art der hier nur die Gründung einer „Fakultät Nachhaltigkeit“ Forschung kontinuierlich reflektiert und in die Ausge an der Universität Lüneburg im Jahr 2010. Zudem hat staltung der Fördermaßnahmen eingebracht werden. der interund transdiszip linäre Ansatz der SÖF zu Wichtige Schritte in diesem Lernprozess stellen die nehmend Eingang in weitere Fördermaßnahmen des von einem externen Expertengremium durchgeführte BMBF im Rahmen von FONAgefunden, insbesondere Programmevaluation von 2004/2005 und die darauf auf im Bereich „globaler Wandel“. bauende Überarbeitungdes SÖFRahmenkonzepts dar. Nach Abschluss der ursprünglich geplanten zehnjähri Gleichwohl besteht weiterhin der Bedarf an der Fort gen Programmphase war es an der Zeit, erneut Bilanz führung und Weiterentwicklung eines eigenständigen zu ziehen und die aus einem Rückblick auf die bisherige Förderschwerpunkts SÖF. Die erwähnten Fortschritte Förderung gewonnenen Erkenntnisse für eine Neuaus des Wissenschaftssystems hinsichtlich einer umfassen richtung der Förderkonzeption zu nutzen. den Nachhaltigkeitsforschung können angesichts der oben beschriebenen komplexen Herausforderungen Es kann festgestellt werden, dass die SÖF wichtige und des damit verbundenen hohen Handlungsdrucks neue Impulse in der Nachhaltigkeitsforschung gesetzt nicht befriedigen. Nach wie vor ist das Wissenschafts hat: So wurden wesentliche Beiträge sowohl zur Unter system zum größten Teil disziplinär ausgerichtet. In der stützung gesellschaftlicher Transformationsprozesse Nachhaltigkeitsforschung werden die hauptsächlichen mit Bezug auf die oben genannten Themenschwer Defizite weiterhin in der Analyse der gesellschaftlichen punkte (siehe Kapitel 2.1), als auch zur Entwicklung und ökonomischen Prozesse gesehen. Beispielsweise von Qualitätsstandards und Methoden transdisziplinä erfordert die Analyse der fortschreitenden interna rer Forschung geleistet. Darüber hinaus wurden im tionalen Verflechtung von Märkten und Politikpro Sinne eines „Capacity Building“, also von Maßnahmen, zessen sowie der Verflechtung innerhalb verschiedener die auf die Integration und Etablierung eines inter und Politikfelder in ihren Auswirkungen auf Umwelt und transdisziplinären Ansatzes in Forschung und Gesellschaft eine übergeordnete Perspektive, wie sie in Lehre zielen, auch Impulse für das Wissenschaftssys der SÖF entwickelt worden ist. tem gesetzt. In den vergangenen Jahren hat Nachhal
AGENDAPROZESS UND NEUAUSRICHTUNG DER GESELLSCHAFTSBEZOGENEN NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG DES BMBF 9 Fachleute aus der Wissenschaft und Praxis diskutieren neue Forschungsthemen (Workshop auf dem 11. BMBFForum für Nachhaltigkeit 2014 in Berlin). Diese grundsätzliche Einschätzung bezüglich der die Ergebnisse des AgendaProzesses in einem Memo Fortführung der SÖF wurde in einer gemeinsamen Bi randum „Verstehen Bewerten Gestalten. Transdis lanzierung des BMBF mit Fachleuten aus Wissenschaft ziplinäres Wissen für eine nachhaltige Gesellschaft“4 und Praxis im Jahr 2011 bestätigt. Darüber hinaus wur zusammengefasst, das im Juni 2012 dem BMBF überge den aber auch Schwächen aufgezeigt und Hinweise für ben wurde. Aus den Anregungen des AgendaProzesses eine Neuausrichtung gegeben. Die Bilanz markierte und insbesondere dem Memorandum ist das vorliegen zugleich den Startpunkt für einen AgendaProzess de Förderkonzept entstanden. Dieses Konzept soll die Sozialökologische Forschung, in dem die zukünftigen bisher eigenständigen Förderschwerpunkte Sozialöko thematischen und strukturellen Schwerpunktset logische Forschung und Wirtschaftswissenschaften zungen der Förderung im Bereich gesellschaftsbezo für Nachhaltigkeit integrieren und stärker mit den gene Nachhaltigkeitsforschung mit der Fachszene, also anderen Förderinitiativen der BMBFNachhaltigkeits Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirt forschung vernetzen. schaft und Gesellschaft, erarbeitet wurden. Zentrale Veranstaltung war die Agendakonferenz im März 2012 in Bonn mit über 200 Persönlichkeiten der Fachöffentlichkeit. Die Fachöffentlichkeit hat ihrerseits 4 Dieses Memorandum wurde vorgelegt von der Expertengruppe Rainer Grießhammer (ÖkoInstitut), Thomas Jahn (ISOE), Thomas Korbun (IÖW), R. Andreas Kraemer (Ecologic Institut), Claus Leggewie (KWI), Ortwin Renn (Universität Stuttgart), Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut) und Angelika Zahrnt (BUND) zur BMBFAgendaKonferenz „Sozi alökologische Forschung für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ in Bonn am 19. und 20. März 2012. Es wurde vor dem Hintergrund der Tagungsergebnisse überarbeitet. Das Memorandum ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar: http://www.fona.de/mediathek/pdf/soefMemorandum_2012_de.pdf
10 4. Förderstrategie In der Sozialökologischen Forschung sollen zu kon Technologien oder von Verhaltensweisen der Kon kreten gesellschaftlichen Herausforderungen wissen sumenten) muss die Forschung zunächst Fakten und schaftlich fundierte, in der Praxis umsetzbare Lösungs Wissen ermitteln. So ist es z.B. notwendig, auch die mög wege erarbeitet werden. Die übergeordneten Ziele des lichen ReboundEffekte (Definition siehe S.24) zu einer Förderschwerpunkts lassen sich daher folgendermaßen neuen energieeffizienten Technologie möglichst genau beschreiben: Durch die SÖFFörderung soll System, abschätzen zu können. Dies reicht aber nicht aus: Nach Orientierungsund Entscheidungswissen zum g esell haltigkeit (z.B. im Konsum), ist oft ein gesellschaftlicher schaftlichen Umgang mit den globalen Nachhaltigkeits Aushandlungsprozess, in dem Bewertungsmaßstäbe und problemen bereitgestellt werden, das eine Grundlage Bewertungssysteme entwickelt werden müssen. für Veränderungsprozesse hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zur Verfügung stellt. Die SÖF soll Entscheidungswissen für den Umgang mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Risiken sowie Krisen liefern. Krisen der vergangenen Jahre, wie 4.1 Ziele des Förderschwerpunkts die im Finanz und Wirtschaftssektor,sind derart k om plexe Vorgänge, dass oft keine eindeutigen Lösungen möglich sind. Lösungsansätze beruhen auf oft unsiche Die zentralen Nachhaltigkeitstransformationen sind rem Wissen und auf unterschiedlichen Wertungen. Die insbesondere die Energiewende, die nachhaltige Stadt SÖF stellt deshalb alternative Szenarien und Orientie und Landentwicklung, der Klimaschutz und die Anpas rungsmaßstäbe bereit, die fundiertere Entscheidungs sung an den Klimawandel sowie der Übergang zu einer möglichkeiten aufzeigen. Nachhaltigkeitsdebatten nachhaltigen Wirtschaftsweise mit dem Ziel, bei qua beinhalten oft Zielkonflikte (z.B. zwischen Naturschutz, litativ wachsendem Wohlstand dennoch den Ressour Energie und Nahrungsmittelproduktion). Auch diese cenverbrauch absolut zu reduzieren. Voraussetzung für sind in einem gesellschaftlichen Aushandlungsprozess eine nachhaltige Gesellschaft ist die Bewertung dessen, auszubalancieren. Die SÖF berücksichtigt deshalb insbe was überhaupt als nachhaltige Lebens und Wirt sondere auch Aspekte der Partizipation und Akzeptanz schaftsweise gelten kann. Ziel der SÖF ist, in konkreten gesellschaftlicher Gruppen. Fällen die qualitativen und quantitativen Bewertungs maßstäbe für Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Für Partizipation und Akzeptanz sind deshalb einerseits For die Bewertung der Nachhaltigkeit (z.B. von neuen schungsgegenstand der SÖF. Andererseits gewährleistet
FÖRDERSTRATEGIE 11 der transdisziplinäre Forschungszugang der SÖF das sind in vielen Fällen Voraussetzung für den wirtschaft partizipative Einbeziehen gesellschaftlicher Akteure und lichen Erfolg. Die Politik ist ein weiterer Adressat des trägt somit auch zur Umsetzung von Forschungsergeb in der SÖF erarbeiteten Transformationswissens und nissen bei. Daher sollen transdisziplinäre Kooperation der Handlungsempfehlungen aus der Wissenschaft. zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, Entscheidungen in der Nachhaltigkeitspolitik können Fachkulturen, Forschungseinrichtungen und der Praxis so durch die aktuellsten Erkenntnisse der gesellschafts zu innovativen Themen mit gesellschaftsrelevantem bezogenen Nachhaltigkeitsforschung fundiert werden. Nachhaltigkeitsbezug noch stärker als bisher befördert werden. 4.3 Partizipative Weiterentwicklung Während die Gesellschaftswissenschaften weiterhin im des Förderschwerpunkts Zentrum der Sozialökologischen Forschung des BMBF stehen, soll die Vernetzung mit Ingenieur und Natur wissenschaften noch stärker als bisher befördert werden. Die Sozialökologische Forschung versteht sich als ler Die Entwicklungen in den Wirtschaftswissenschaften nender Förderschwerpunkt, der kontinuierlich weiter hin zu einer „Nachhaltigkeitsökonomik“, wie sie durch entwickelt und neuen Gegebenheiten angepasst wird. den Förderschwerpunkt „Wirtschaftswissenschaften für Diese Weiterentwicklung wird unter Einbindung der Nachhaltigkeit“ angestoßen wurden, sollen im Rahmen Fachöffentlichkeit über AgendaProzesse organisiert. der Sozialökologischen Forschung fortgeführt werden. Dazu werden insbesondere thematische Fachgespräche Notwendig ist auch die Stärkung auf inter und trans und Diskurse über sozialökologische Zielkonflikte disziplinäre Kompetenzen im Allgemeinen sowie die gefördert. Weiterentwicklung von entsprechenden Methoden, Qualitätskriterien und wissenschaftlichen Standards im In Fachgesprächen mit kleineren Expertengruppen Besonderen. wird die Fachszene gezielt am Themenfindungsprozess für zukünftige Förderthemen beteiligt. Die Fachge spräche dienen auch der Vertiefung und Priorisierung 4.2 Zielgruppen der Förderung der Forschungsthemen. Den Themenfindungsprozess unterstützen darüber hinaus regelmäßig stattfindende AgendaKonferenzen unter Einbeziehung der Fach Mit der SÖF sind zunächst Wissenschaftlerinnen und szene. Um den Praxisbezug zu sichern, werden zudem Wissenschaftler in den Hochschulen und außeruniver in der Regel die für die Fachpolitiken zuständigen Res sitären Forschungsinstituten angesprochen. Um jedoch sorts (insbesondere BMUB, BMJV, BMEL und BMWi) in der Praxis umsetzbare Lösungswege erarbeiten zu in die Entwicklung neuer thematischer Schwerpunkt können, ist es unerlässlich, dass Akteure aus Zivilge setzungen einbezogen. Dies dient einerseits dazu, den sellschaft und Wirtschaft in den Forschungsprojekten Forschungsbedarf dieser Ressorts und eine mögliche zumindest mitwirken, wenn nicht sogar diese initiieren Unterstützung durch das BMBF auszuloten. Anderer und federführend vorantreiben. Gemeinsam mit den seits sollen so die gewonnenen Forschungsergebnisse Praxispartnern sollte der Forschungsbedarf ermittelt, schneller zu den entsprechenden politischen Entschei die entsprechenden Forschungsfragen formuliert und dungsträgerinnen und Entscheidungsträgern gelangen. sodann in einem gemeinsamen Forschungsprozess mit den Akteuren aus der Praxis anwendungsrelevantes Im Rahmen eines ersten AgendaProzesses in Wissen und gesellschaftlich relevante, wissenschaftlich 2011/2012 wurden verschiedene Themen mit der fundierte Lösungswege erarbeitet werden. Fachszene in Wissenschaft und Praxis erarbeitet. Diese Themen werden in Kapitel 5 dieses Förderkonzepts Unternehmen sind ein wichtiger Praxispartner in der kurz umrissen und stellen einen Ausgangspunkt für SÖF, da viele Nachhaltigkeitsinnovationen nur mit der kommende Förderbekanntmachungen dar. Diese The Wirtschaft zu realisieren sind. Die Beantwortung von men stehen jedoch nicht unveränderlich fest, sondern Fragen der ökologischen und sozialen Wirkung neuer werden bei Bedarf erweitert, ergänzt oder auch ersetzt. Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen so Als eines der ersten aus dem AgendaProzess hervorge wie der gesellschaftlichen Akzeptanz von Innovationen gangenen Themen wurde eine Fördermaßnahme zum
12 FÖRDERKONZEPT DES BMBF FÜR EINE GESELLSCHAFTSBEZOGENE NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG 20152020 Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“ mit den Schwer res Arbeiten immer noch nicht ausreichend belohnt. punkten „Unternehmen und Konsumenten als Gestal Wissenschaftliche Karrieren sind auf inter und trans ter sozialökologischen Wandels“ und „Systemische disziplinärem Arbeiten nur schwer aufzubauen, auch Fragen zur Transformation des Wirtschaftssystems“ wenn die SÖFNachwuchsförderung hier konkrete gestartet. Fortschritte gezeigt hat. Es ist weiter notwendig, dass mehr und mehr heranwachsende Wissenschaftlerin Der Förderschwerpunkt wird nach etwa 5 Jahren unter nen und Wissenschaftler mit dem transdisziplinären Beteiligung der Geförderten aus den verschiedenen Forschungsansatz vertraut werden sowie die hierfür Projekten und unabhängigen Fachleuten evaluiert und benötigten Methoden und Instrumente erlernen. Die weiterentwickelt. SÖFNachwuchsgruppen sollen dazu beizutragen, in ter und transdisziplinäres Arbeiten im Wissenschafts system strukturell zu etablieren. 4.4 Zukünftige strukturelle Schwer punktsetzung: Stärkung der Fachsze Sozialökologische Nachwuchsforschungsgruppen werden weiterhin themenoffen ausgeschrieben. Ziel ist, ne Instrumente und Institutionen die Nachwuchswissenschaftler und wissenschaftle rinnen noch stärker dabei zu unterstützen, den Spagat Nachwuchsförderung zwischen disziplinärer Qualifizierung und inter/trans Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen des disziplinärer Projektarbeit zu meistern, möglicherweise BilanzierungsWorkshops 2011, der Agendakonferenz indem Phasen der (vorwiegend disziplinären) Quali und den im Memorandum 2012 festgehaltenen Vor fikation und Phasen der inter und transdisziplinären schlägen der Fachöffentlichkeit sowie der im Winter/ Zusammenarbeit definiert werden. Zur Unterstützung Frühjahr 2013 durchgeführten Bilanzierung der in der Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter sowie der Phase I und II erzielten Wirkungen und Ergebnisse Teammitglieder soll das Mentoringprogramm intensi (siehe Anhang 2) wird die Nachwuchsgruppenför viert sowie die gruppenübergreifenden Trainings bzw. derung weiterentwickelt. Dies ist notwendig, da das Coachingmaßnahmen ausgebaut werden. Zukünftig Wissenschaftssystem weiterhin vorwiegend disziplinär wird noch stärker darauf geachtet, dass jede Gruppe ausgerichtet ist. So wird inter und transdisziplinä Zugang zu inter und transdisziplinärer Forschungs Nachwuchs entwickelt sich: Verpuppung einer Schmetterlingsraupe.
FÖRDERSTRATEGIE 13 expertise hat. Hier sind insbesondere die Mentorinnen und Mentoren gefragt, bei Bedarf können aber auch weitere externe Experten und Expertinnen für spezi elle Unterstützungsleistungen hinzugezogen werden. Außerdem soll angestrebt werden Gruppenleitungs funktionen mit einer Juniorprofessur zu verknüpfen. Abweichend von der bisherigen Praxis werden zukünf tig in regelmäßigen kürzeren Abständen Nachwuchs gruppen zur Förderung ausgewählt. Ergänzend zu den themenoffenen Nachwuchsgruppen soll bei themati schen SÖFBekanntmachungen die Nachwuchsförde rung ebenfalls stärker in den Fokus gerückt werden. Konkret heißt das, • Promotionen, transdisziplinäre PostDocStellen, Ju niorProfessuren und zeitlich befristete Forschungs aufenthalte im Ausland im Rahmen von themati schen SÖFVorhaben zu fördern; • Gastwissenschaftleraufenthalte sowie Forschungsau fenthalte im Rahmen von thematischen SÖFVorha ben zu ermöglichen. Mit Nachwuchsförderung allein werden im Wissen Vernetzung: Kooperationen zwischen Hochschulen, außeruniversitären For schaftssystem jedoch nicht in ausreichendem Maße schungseinrichtungen und Praxispartnern sollen weiter entwickelt werden. Veränderungsprozesse vorangebracht werden können. Zusätzlich werden Unterstützer der SÖF in den akade schen Erfahrungen sowie inter und transdisziplinäre mischen Gremien und Fachgesellschaften benötigt, die Rahmenkonzepte sowie Begriffsbildungen. dort zu einem stärkeren Transfer des SÖFAnsatzes in Zum anderen ist auch die Entwicklung neuer Metho Wissenschaft und Forschung beitragen. den für eine Sozialökologische Forschung möglich. Es werden also Projekte gefördert, die konzeptionelle, Wissenschaftliche Grundlagen: Inter und theoretische und methodische Grundlagen sowie transdisziplinäre Methodenentwicklung Qualitätsstandards transdisziplinärer Nachhaltigkeits forschung weiterentwickeln. Die Sozialökologische Forschung des BMBF hat in den vergangenen Jahren mit dazu beigetragen, die für die Innovative Forschungsprojekte Erarbeitung von Transformationswissen notwendigen Um kurzfristig auf aktuelle thematische wie methodi Veränderungen im Wissenschaftssystem zu unterstüt sche Forschungsbedarfe flexibel reagieren zu können, zen und damit die die Etablierung des sozialökolo sollen besonders innovative und riskante Pilotprojekte gischen Forschungsansatzes in Forschung und Lehre sowie Maßnahmen zur Weiterentwicklung von interes vorangebracht. Die wissenschaftlichen Grundlagen santen neuen Themen gefördert werden. der SÖF sollen künftig verstärkt in Kooperationen zwischen Hochschulen und den in sozialökologischer Stärkung der sozialökologischen Wissenschafts Forschung ausgewiesenen außeruniversitären Insti szene tuten sowie Praxispartnern weiterentwickelt werden. Ziel der Förderung der Sozialökologischen Forschung Gleichzeitig sollen neue Partner gewonnen werden, ist es, auch die Methodik und das Wissen zu trans damit die Nachhaltigkeitsforschung eine breitere formativer Nachhaltigkeitsforschung5 in der Wissen Grundlage im Wissenschaftssystem erhält. Dies betrifft schaftslandschaft zu verbreiten. Denn noch existiert insbesondere Konzepte und Methoden der Integration keine Plattform wie z.B. eine Fachgesellschaft, über die von Wissen aus verschiedenen Disziplinen und prakti systematisch Austauschprozesse zwischen Wissenschaft
14 FÖRDERKONZEPT DES BMBF FÜR EINE GESELLSCHAFTSBEZOGENE NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG 20152020 lern gefördert, das Wissen gebündelt und dieses sowohl der Vorbereitung einer Umsetzung von Projektergeb Anwendern als auch Nachwuchswissenschaftlerinnen nissen dienen, an dem Forschungsprojekt beteiligen. und wissenschaftlern vermittelt werden kann. Zum anderen soll für ausgewählte Projekte die Option eröffnet werden, sich im Anschluss an das Forschungs Im Rahmen der SÖF könnte die methodische und projekt um ein Transferprojekt zu bewerben. In diesem konzeptionelle Weiterentwicklung in einem Plattform gesondert geförderten Anschlussprojekt sollen die projekt gebündelt werden, das der Vernetzung und erworbenen wissenschaftlichen Erkenntnisse mittels dem Austausch der Wissenschaft mit den Praxisakteu spezieller Maßnahmen gezielt in die Praxis transferiert ren dient. Workshops zu inter und transdisziplinären werden. Dabei ist anzustreben, dass die Praxisakteure in Methoden und aktuellen Fragestellungen sollen über dieser Phase die Federführung übernehmen und durch diese Plattform an unterschiedlichen Orten organisiert die Forschung lediglich begleitet werden. werden. Wichtig ist, dass die Methodenentwicklung im Rahmen der Plattform nicht abstrakt betrieben wird, Wissenschaftliche Koordinierung der sondern jeweils in Verbindung mit einem konkreten Fördermaßnahmen und Wirkungsforschung Problem. Forschungsinhalte und Forschungsstrukturen Voraussetzung für einen wirksamen Ergebnistransfer müssen zusammen gedacht werden. ist, dass die Forschungsergebnisse so aufbereitet werden, dass eine Diffusion in die Breite der gesellschaftlichen Zudem sollen Diskussionsrunden zu bestimmten The Anwendung bzw. am Markt möglich wird. Das erfordert men zwischen führenden Personen der SÖFFachszene auch eine Darstellung der Forschungsergebnisse in einer und Vertreterinnen und Vertretern aus den Fachge Sprache, die von den Praxispartnern verstanden wird. In sellschaften verschiedener relevanter Fachgebiete wie der Vielzahl der Vorhaben müssen zudem systematisch zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Synergien zwischen den Ergebnissen verschiedener (DGS), dem Verein für Socialpolitik, dem Bundesver Vorhaben sichtbar gemacht und Einzelergebnisse zum band Deutscher Volks und Betriebswirte (bdvb), des Gesamtbild zusammengefügt werden. Das sprengt den Zusammenschlusses der Fachgesellschaften in der Rahmen einzelner Forschungsvorhaben. Deshalb wer Biologie oder der Geologischen Vereinigung (GV) orga den zu den Forschungsschwerpunkten der SÖF in der nisiert werden. Diese Diskussionsrunden können zum Regel Begleitvorhaben eingerichtet, die einen Überblick einen als zusätzlicher Themenradar dienen. Zum an und eine Synthese der Ergebnisse aller beteiligten Vor deren soll dadurch ein Hineinwirken der gesellschafts haben erarbeiten und so gemeinsam mit den Verbund bezogenen inter und transdisziplinären Forschung in partnern den Praxistransfer unterstützen. die tradierten Fachgesellschaften und akademischen Die Auswirkungen der Forschungsergebnisse soll Gremien gefördert werden. ten nicht nur „bis zur Anwendung“ sondern auch „während“ und ggf. „danach“ betrachtet werden. Es Stärkerer Fokus auf Praxistransfer bedarf einer Wirkungsforschung, die feststellt, welche Der Transferaspekt zwischen Wissenschaft und Praxis Veränderungen die SÖF in Gesellschaft und Wirtschaft soll bei der Förderung gestärkt werden. Künftig sind konkret ausgelöst hat und wie die Wirkung verbessert Anwenderinnen und Anwender noch stärker als bisher werden kann. Eventuelle Gründe für das Scheitern des und soweit möglich bereits ab der Konzeption in die Ergebnistransfers sollten untersucht werden. Dazu sind Projekte zu integrieren. Zum einen beinhaltet dies zunächst neue methodische Ansätze notwendig, um verstärkt die Möglichkeit für Anwender, als Verbund Wirkungen zu kategorisieren und zu erfassen. partner eine eigene Zuwendung zu beantragen. Anwen der sind dabei sowohl Unternehmen als auch öffentli Internationale Vernetzung und Forschungs che Verwaltungen (Kommunen) oder Partner aus der kooperation Zivilgesellschaft. Es wird erwartet, dass die Anwen Die internationale Vernetzung und Anschlussfähigkeit derinnen und Anwender sich mit eigenen Arbeiten, die der Sozial-ökologischen Forschung soll gestärkt wer- 5 Vgl dazu: Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. WGBU, 2011. Das Hauptgutachten kann unter der Internetadresse http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg2011transformation/ heruntergeladen werden
FÖRDERSTRATEGIE 15 Die Sozialökologische Forschung vernetzt sich in Europa und international. den. Dies soll insbesondere dadurch erreicht werden, nationaler Ebene organisiert werden, auf denen ein dass die thematischen Förderbekanntmachungen Austausch zwischen sozialökologischer und internati prinzipiell offen für internationale Kooperationen sind onaler Forschung stattfinden kann. Der internationalen und im Rahmen der thematischen Projekte auch dafür Vernetzung dienen auch die im Rahmen der Nach Mittel beantragt werden können. wuchsförderung genannten Fördermöglichkeiten von Forschungsaufenthalten im Ausland. Die internationale Vernetzung hat zwei Schwerpunkte: • Beteiligung an europäischen Joint Programming Initiativen (JPI). Im Rahmen der JPI Climate werden z.B. seit 2014 Projekte zu den sozialen Dimensionen des Klimawandels gemeinsam mit europäischen Partnern gefördert. • Internationale Initiativen: Im Rahmen von inter nationalen Initiativen (z.B. des Belmont Forums der internationalen Förderorganisationen) für Nachhal tigkeitsforschung können gesellschaftswissenschaft liche Themen der Transformation zur Nachhaltigkeit behandelt werden. Die Projektergebnisse sollen verstärkt auf internationa len Konferenzen präsentiert werden. Zudem sollen in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen auf inter
16 Thematische Schwerpunkte 5. Thematische Schwerpunkte Die im Folgenden genannten Themenschwerpunkte sche und ökonomische Prozesse, vor allem der Klima sind beispielhaft und nicht abschließend. Sie orientieren wandel erzeugt Handlungsdruck. Für Siedlungs, sich am bisherigen SÖFAgendaProzess. Im Sinne eines Natur und Freiraumsysteme müssen auch in Deutsch lernenden Programms wird der AgendaProzess weiter land Konzepte einer klimaverträglichen Entwicklung geführt, so dass die Themen kontinuierlich weiterent entworfen und umgesetzt werden. Zugleich sind Stra wickelt werden. tegien gefragt, die Städte baulich und sozialräumlich an die absehbaren Klimaveränderungen anpassen, sie also resilient machen. 5.1 Nachhaltige Transformation urbaner Räume All dies ist vor dem Hintergrund sozial und räumlich disparater Entwicklungen in zum Teil geografisch eng beieinander liegenden Gebieten zu sehen. Als Beispie Weltweit wandeln sich derzeit ländliche und urbane le seien genannt: Schrumpfende stehen wachsenden Räume in einem Maße wie kaum jemals zuvor. Der his Städten gegenüber, Entleerung des ländlichen Raums torisch überkommene StadtLandGegensatz scheint findet neben zersiedelten „Speckgürteln“ im subur sich im globalen Maßstab noch weiter zu verschärfen. banen Raum und ReUrbanisierung zeitgleich mit Ökonomische Potentiale, ökologische Situation und DesUrbanisierung statt. Dabei werden die Siedlungs Lebensqualität klaffen teils weit auseinander und lösen flächen noch immer in zu großem Ausmaß ausgeweitet (auch grenzüberschreitend) enorme Bevölkerungsbe – selbst in Regionen mit abnehmender Bevölkerungs wegungen aus. zahl. Auf kommunaler Ebene mangelt es häufig noch am Problembewusstsein, eine kommunale Nachhaltigkeits Auch wenn die Urbanisierung in weiten Teilen Europas berichterstattung ist eher die Ausnahme als die Regel. für einen gewissen Ausgleich dieser Gegensätze gesorgt hat, stehen auch hier Stadt und Land unter einem Den Städten steht ein Modernisierungsprozess bevor, enormen Veränderungsdruck: Nicht nur demografi der auf den Klimawandel und andere Umweltprobleme
THEMATISCHE SCHWERPUNKTE 17 reagiert, der ökonomische, räumliche und technische Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Fragen betrifft, der aber auch den sozialen Problem und das Bundesministerium für Verkehr und digitale In lagen in den Stadtgesellschaften gerecht wird: Es gilt, frastruktur (BMVI) haben mit der Nationalen Plattform soziale Spaltungen zu mindern, sozioökonomische Zukunftsstadt (NPZ) ein Dialogforum initiiert, in dem und räumlichstädtebauliche Strukturen zu stabili Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kommunen und sieren sowie zugleich umwelt und gesellschaftsver Zivilgesellschaft eine Forschungsagenda für die nachhal trägliche wie auch neue technische, insbesondere tige Stadt der Zukunft erarbeit haben. Sie beschäftigen energetische Systeme in städtischer Infrastruktur, sich in vier Arbeitskreisen mit den Themen Energie und gewerblichen Unternehmen und privaten Haushal Ressourcenverbrauch, Klimaanpassung und Resilienz, ten zu etablieren. Zweifellos sind hierfür auch neue Transformationsmanagement und Governance sowie Formen der Bürgerbeteiligung und neue kooperative Systemforschung. Anfang 2015 wird die strategische Strukturen aufzubauen; es sind neue Geschäftsmodelle Forschungsagenda Zukunftsstadt veröffentlicht. und Organisationsformen nötig, die sich an Prinzipien der Nachhaltigkeit orientieren und Gemeinwohlziele Bei den Transformationsprozessen der „Zukunftsstadt“ verfolgen. werden die Konzepte der Dezentralisierung und Regi onalisierung eine wesentliche Rolle spielen, die die Ent Diese nachhaltige Transformation urbaner Räume wird wicklung zur Dekarbonisierung unterstützen können. nur gelingen, wenn sie durch adäquate Anstrengungen Die Transformation des Energiesystems ist ein Beispiel einer gesellschaftsbezogenen und interdisziplinären dafür. Auch städtische Elektromobilitätskonzepte Nachhaltigkeitsforschung unterstützt und begleitet zählen dazu. Transformationsprozesse dieses Ausmaßes wird, deren Anliegen es ist, Problemlösungen trans bedingen massive Eingriffe in die vorhandene Struktur disziplinär zu entwickeln und diese mit der Praxis von Lebenswelt, sozialer Beziehung und technischer umzusetzen. Infrastruktur. Sie werfen erhebliche Adaptions und Akzeptanzprobleme auf, wenn die Eingriffe vertrau Mittlerweile wurde hierzu eine Forschungsagenda te Abläufe und räumliche Ordnungsmuster infrage erarbeitet: Das Bundesministerium für Bildung und stellen. Die Sozialökologische Forschung ist deshalb Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Umwelt, gefordert, zu diesem wichtigen Zukunftsthema ihren Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), das Beitrag zu leisten. Fahrradfahrer in der Stadt: Fahrradfreundliche Städte unterstützen die nachhaltige Entwicklung.
18 FÖRDERKONZEPT DES BMBF FÜR EINE GESELLSCHAFTSBEZOGENE NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG 20152020 5.2 KoTransformation sozial entwickeln. Das Memorandum stellt dazu fest: ökologischer Versorgungssysteme „Sozialökologische Versorgungssysteme sichern den grundlegenden Bedarf an Wasser und Energie, Mit der nachhaltigen Transformation urbaner Räume Mobilität, Ernährung und Gesundheit. Die Resilienz ist das Thema „Transformation der Versorgungssyste unserer Gesellschaft wird wesentlich durch diese in me“ eng verbunden. Ver und Entsorgungssysteme für einem Transformationsprozess befindlichen Systeme Wasser, Energie, Ernährung und Abfall sind in zuneh bestimmt. Damit die Systeme auch in Zukunft ihren mendem Maße miteinander vernetzt. Beispielhaft ist Versorgungsaufgaben umfassend und in guter Qualität die Verknüpfung zwischen Wasser und Energieversor gerecht werden können, muss ihre Transformation gung: Wasser wird mit hohem Energiebedarf über teil nachhaltig gestaltet werden. Voraussetzung dafür ist, weise weite Distanzen zum Verbraucher transportiert eine Vielzahl vernetzter Prozesse in ihrem Zusammen und das Abwasser mit hohem chemischenergetischen wirken zu analysieren. Diese sogenannten KoTransfor Aufwand aufbereitet. Inzwischen wird Abwasser jedoch mationen haben sowohl materielltechnische als auch immer mehr als wertvolle Ressource angesehen. Dazu gesellschaftlichkulturelle Dimensionen und verlaufen gehören die Rückgewinnung von Energie, Nährstoffen auf verschiedenen räumlichen, zeitlichen und sozialen und Frischwasser aus dem Abwasser und deren Nut Skalen.“ zung für die Pflanzenproduktion. Auch die zunehmen de Bedeutung der erneuerbaren Energien beeinflusst das Wechselspiel zwischen Wasser und Energiewirt 5.3 Nachhaltig Wirtschaften: schaft, insbesondere in den Bereichen Wasserkraft, Konsumenten und Unternehmen Bioenergie und Energiespeicherung. Dazu kommt, dass die genannten Versorgungsnetze immer mehr mit der als Schlüsselakteure für nachhaltige ITInfrastruktur vernetzt werden. Dies führt einerseits Transformationen zu Effizienzgewinnen, aber auch zu Fragen der Sicher heit und Resilienz der Netze sowie zu Fragen des Schut zes der Privatsphäre, weil zusätzliche Verbraucherdaten Die Wirtschafts und Finanzkrise hat verdeutlicht, dass den Weg zum „gläsernen Bürger“ bereiten. Die Sozial die vorherrschenden Regelsysteme des Wettbewerbs ökologische Forschung kann hier Zusammenhänge und der Gewinnoptimierung nichtnachhaltige Lö aufzeigen und somit Perspektiven und Alternativen sungen der Marktakteurinnen und Marktakteure be Die Forschung kann dazu beitragen, dass Produkte nachhaltiger produziert und genutzt werden.
THEMATISCHE SCHWERPUNKTE 19 lohnen. Diese können zu einer Destabilisierung unserer rinnen und Bürger. Zunehmend kommt es zu koope Gesellschaft führen, belasten die Umwelt stark und rativen Innovationsprozessen zwischen Unternehmen konterkarieren teilweise soziale Standards in der Pro und Konsumenten. Zu diskutieren ist auch, wie der duktion. Notwendig ist eine Entwicklungsperspektive, Staat stärker und gezielter die Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeit umfassend in all ihren Dimensionen nachhaltige Unternehmen und nachhaltige Produk berücksichtigt und somit dauerhaften wirtschaftli te verbessern kann. Trotz der inzwischen erreichten chen Erfolg mit dem Schutz der natürlichen Lebens Fortschritte und zahlreicher Beispiele für nachhaltige grundlagen wie auch mehr sozialer Gerechtigkeit im Unternehmensführung ist das Leitbild einer nachhalti nationalen sowie internationalen Rahmen verbindet. gen Wirtschaft insgesamt noch nicht erreicht. Auch gab Eine solche Ausrichtung erhöht mutmaßlich auch die es in den letzten Jahren keine bahnbrechende Entwick Resilienz der gesellschaftlichen Systeme und trägt dazu lung zu nachhaltigen Konsummustern. bei, Unternehmen, Organisationen und Individuen gegenüber Krisen zu stärken (vgl. Abschnitt 5.4). Konkreter Forschungsbedarf besteht insbesondere im Hinblick auf: Im englischsprachigen Raum ist das Leitbild der Green Economy entstanden, das u.a. zentrales Fachthema der Das Messen und Bewerten der Nachhaltigkeits UNKonferenz Rio+206 im Jahr 2012 war. Mit Green wirkungen von Unternehmenshandeln bzw. von Economy ist eine kohlenstoffarme, ressourceneffiziente ausgewählten Produkten und Dienstleistungen: und sozial inklusive Wirtschaft gemeint, in der Ein Um den Beitrag von Unternehmen zu einem gesell kommen und Beschäftigung durch Investitionen in schaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit zu Nachhaltigkeitsinnovationen entstehen. BMBF und fördern, ist eine transparente und vergleichbare Bewer BMUB haben dazu gemeinsam einen AgendaProzess tung bis hin zur Wirkungsevaluation erforderlich. Nur gestartet, in dem Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilge wenn neben den ökonomischen Wirkungen auch die sellschaft im Dialog eine Forschungsagenda zur Green Umweltwirkungen und gesellschaftlichen Wirkungen Economy entwickeln. Die sozialwissenschaftliche For eines Unternehmens bekannt sind, können Maßnah schung zum nachhaltigen Wirtschaften ist ein Beitrag men zur Verbesserung angegangen werden. Das Messen der SÖF zur Forschungsagenda Green Economy. und Bewerten der Wirkungen des Unternehmenshan delns dient einerseits der Steuerung nach innen in das Produktion und Konsum von Gütern und Dienstleis Unternehmen hinein, andererseits der Kommunika tungen können einerseits einen Beitrag zu Wohlstand tion nach außen zur Information der Geschäftspartner und zu Lebensqualität leisten. Sie sind andererseits bzw. Verbraucherinnen und Verbraucher. Insbesondere häufig die wichtigste Ursache für die Entstehung in Bezug auf diese stellt sich hier die Frage, wie Ver sozialökologischer Problemlagen. Zahlreiche Un braucherinformation derart zu gestalten ist, dass einer ternehmen und Verbraucher suchen und erproben seits Komplexität reduziert, aber dennoch Transparenz deshalb erfolgreich neue Formen des Produzierens und geschaffen und Orientierung gegeben wird. Konsumierens. Sie sind wegen der herausragenden Bedeutung des Handlungsfelds neben den staatlichen Potentiale und Nachhaltigkeitswirkungen neuer Akteuren die Schlüsselakteure für nachhaltige Trans Geschäftsmodelle: formationen: Sie beeinflussen über den Markt die Für unternehmerischen Erfolg bedarf es Innovationen. Gesellschaft. Unternehmen gestalten als Marktakteure Jedoch nicht jede Innovation ist nachhaltig bzw. unter aktiv Produktions und Konsummuster und wirken als stützt sozialökologische Transformationsprozesse. Aus politische Akteure auf gesellschaftliche und politische diesem Grund ist zu untersuchen, wie Unternehmen Prozesse. Verbraucherinnen und Verbraucher haben ihre Innovationsprozesse gezielter auf Nachhaltigkeits einen mehrfachen Einfluss etwa als Nachfrager, Nutzer, anforderungen ausrichten können. Des Weiteren gilt es, Erzeuger, Finanzierer oder als politisch aktive Bürge das Nachhaltigkeitspotential von kollaborativen Inno 6 Der Abschlussbericht der Rio+20 Konferenz ist unter folgender Internetadresse abrufbar: http://rio20.net/wpcontent/uploads/2012/06/N1238164.pdf
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