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Verbündete im Wettbewerb Neue Formen der Kooperation im Zuge der Exzellenzinitiative, dargestellt am Beispiel des Karlsruher Instituts für Technologie Meike Rehburg
INHALT 1. Einführung 7 2. Die Exzellenzinitiative an deutschen Hochschulen 9 2.1 Vorgeschichte 9 2.2 Das Förderprogramm 10 2.3 Durchführung des Programms und Förderentscheidungen 11 2.4 Stellenwert von Forschungskooperationen in der Exzellenzinitiative 12 3. Neue Formen der Kooperation am Beispiel des KIT 13 3.1 Die beteiligten Einrichtungen 13 3.1.1 Universität Karlsruhe (TH) 13 3.1.2 Forschungszentrum Karlsruhe GmbH 15 3.2 Der Verbund: Das Karlsruher Institut für Technologie 16 3.2.1 Entstehung des KIT-Modells 16 Reformgedanke, Memorandum und Zukunftskonzept 16 Leitbilder 17 3.2.2 Beginn der Umsetzung 17 Eckpunktepapier, Gesamtkonzept und Gründungsvertrag 17 Rolle der Boston Consulting Group 18 Finanzielle Grundlagen 19 Rechtliche Grundlagen 19 Zeitrahmen und erste Schritte 20 3.2.3 Zukünftiges Profil des KIT 20 Anspruch 20 Ziele und Funktionen 20 Organisation und personelle Aufgaben 21 Die Bereiche Forschung, Lehre und Innovation 21 Studienangebot und Studierendenauswahl 22 Finanzierungsformen 23 3.2.4 Vergleich mit den internationalen Vorbildern ETH Zürich und MIT 23 Finanzielle Situation der drei Einrichtungen 23 Zahl der Studierenden, Forschenden und Lehrenden 24 Kriterien für die Stellung im internationalen Wettbewerb 25 3.3 Zusammenfassung und Bewertung 25 ISBN: 978-3-89892-796-3 3.3.1 Das Profil der neuen Einrichtung 26 1. Auflage 3.3.2 Die Grenzen der Verschmelzung 26 Copyright by Friedrich-Ebert-Stiftung Hiroshimastraße 17, 10785 Berlin 3.3.3 Der Mehrwert der Verbindung 27 Stabsabteilung 4. Andere Beispiele für strategische Verbünde 29 Redaktion: Marei John-Ohnesorg, Anna Maria Kellner Satz & Umschlag: minus Design, Berlin 5. Fazit und Ausblick 33 Druck: bub Bonner Universitäts-Buchdruckerei Printed in Germany 2007 6. Quellen 35
1. EINFÜHRUNG In Deutschland gibt es an vielen Stellen, in zahl- es die betreffenden Wissenschaftler, die sich Koope- reichen Fachgebieten und in vielfältiger Form Ko- rationspartner gesucht haben, um Verbundprojekte operationsbeziehungen zwischen Hochschulen und durchzuführen. Auch die Zusammenarbeit mit der außerhochschulischen Forschungseinrichtungen, Industrie erfolgte größtenteils im Zuge genau de- oft schon seit Jahren und Jahrzehnten. Allerdings finierter Projekte und Zielsetzungen, bezogen auf gab es in der gleichen Deutlichkeit, mit der die bestimmte Fachbereiche und die dort verankerten Zusammenarbeit praktiziert und geschätzt wurde, Forscherinnen und Forscher. Mit der Exzellenzinitia- bislang die formale Trennung der beiden Bereiche, tive ist nun eine besondere Form der Kooperation die so genannte „Versäulung“ im deutschen Wis- aktuell geworden: der Verbund einer Universität senschaftssystem. mit einer außeruniversitären Forschungseinrich- tung, und zwar auf der Ebene der gesamten Einrich- Auf der einen Seite stehen die Hochschulen, deren tungen. Solche größeren Verbünde sind in Zeiten des Aufgabe sowohl in der Lehre, also der akademischen zunehmenden Wettbewerbs um Finanzmittel, vor Aus- und Weiterbildung der Studierenden, als auch allem aber um die besten Studierenden, Lehrenden in der Forschung liegt, welche wiederum weit ge- und Forschenden, offensichtlich für beide Seiten fasst ist: von der Grundlagenforschung über die sehr attraktiv. Die Zusammenarbeit auf breiterer anwendungsorientierte Forschung bis hin zur ex- Ebene verschafft den Institutionen aber nicht perimentellen Entwicklung. „Traditionell“, so heißt nur Vorteile im Exzellenzwettbewerb, sondern sie es im Bundesbericht Forschung, „bilden die Hoch- führt dazu, dass die vormals strikte Abgrenzung schulen das Rückgrat des deutschen Forschungs- der Hochschulen von den außeruniversitären For- systems“.1 Auf der anderen Seite finden sich die schungseinrichtungen aufgelöst wird oder dass zu- staatlich finanzierten Institutionen und Organisa- mindest die Grenzen fließender werden. tionen, die Forschungs- und Entwicklungsaufgaben bearbeiten. Dies sind vor allem die Einrichtungen Dabei waren bisher die Hochschulen und staatlich der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Fraun- finanzierte Forschungsorganisationen in Deutsch- hofer-Gesellschaft (FhG), der Helmholtz-Gemein- land sicher kein Gegensatz. Die komplexe Auf- schaft Deutscher Forschungszentren (HGF) und teilung der Verantwortlichkeit für das Bildungs- der Leibniz-Gemeinschaft (WGL). Daneben gibt es wesen jedoch hat die Zusammenarbeit von Bund eine Reihe von Bundes- und Landeseinrichtungen, und Ländern in Fragen der Exzellenzförderung die spezielle Aufgaben in der Forschung und Ent- sowie die Kooperation der größtenteils vom Bund wicklung übernehmen. Insgesamt sind die außer- finanzierten Forschungszentren und der landesfi- hochschulischen Forschungseinrichtungen, so die nanzierten Hochschulen in der Vergangenheit er- Aussage im Bundesbericht Forschung, „in hohem heblich erschwert. Auch haben die jüngsten Ent- Maße auf leistungsstarke Hochschulen angewiesen wicklungen in der Föderalismusdebatte nicht dazu – als Ausbildungsstätten für den Nachwuchs, als beigetragen, die Annäherung akademischer und breite Plattform verschiedenster Disziplinen und außerhalb der Hochschulen eingerichteter For- Forschungsformen, sowie als Kooperationspartner schungsorganisationen zu vereinfachen. Dennoch in ausgewählten Forschungsgebieten“. setzt sich angesichts des zunehmenden Wettbe- werbsdrucks heute bei allen beteiligten Parteien die Wenn bisher von der Kooperation zwischen Hoch- Auffassung durch, dass die gezielte Bündelung von schulen, insbesondere Universitäten, und außer- Ressourcen, wie sie in den neuen Verbindungen universitären Forschungseinrichtungen die Rede von Universitäten und Forschungsinstituten vor- war, meinte dies fast ausschließlich die Zusammen- genommen wird, als wichtiger Schritt auf dem arbeit von Personen auf der Ebene der Lehrstühle, Weg zu einem exzellenten Wissenschaftssystem in Institute und Abteilungen. Im Wesentlichen waren Deutschland zu sehen ist. 1 Vgl. BMBF 2006: Bundesbericht Forschung, S. 28ff. Einführung 7
In der vorliegenden Studie werden die neuen For- men der Kooperation zwischen Hochschulen und Dabei werden Chancen und Probleme einer sol- chen Kooperation beispielhaft aufgezeigt und of- 2. außeruniversitären Forschungseinrichtungen am fene Fragen benannt. Aufgrund der Dynamik der Die Exzellenzinitiative an Beispiel der Zusammenarbeit der Universität und Entwicklungen im deutschen Wissenschaftssystem deutschen hochschulen des Forschungszentrums Karlsruhe unter dem kann diese Studie noch keine systematische Analy- Dach des Karlsruhe Institute of Technology (Karls- se bieten; sie dient vielmehr als Anregung zur wei- ruher Institut für Technologie, KIT) beleuchtet. teren Diskussion. 2.1 Vorgeschichte Die gezielte Förderung herausragender wissenschaft- nannt.3 Im Entwurf war vorgesehen, den Wettbewerb licher Leistungen an deutschen Hochschulen ist seit noch während der laufenden Förderung erneut aus- Jahren ein Thema in bildungs- und wirtschaftspoli- zuschreiben, um eine „positive Leistungsspirale“ in tischen Debatten. Anfang des Jahres 2004 verfasste Gang zu setzen. der Vorstand der SPD die „Weimarer Leitlinien“, in de- nen es hieß: „Wir brauchen neben einer höheren An- In den folgenden Monaten wurde dieser Entwurf viel- zahl von Hochschulabsolventen auch eine stärkere fach und leidenschaftlich debattiert. Dem Modell, ge- Förderung von Spitzenleistungen. Wir wollen die samte Universitäten zu fördern, wurde insbesondere Struktur der Hochschullandschaft so verändern, dass seitens der unionsregierten Bundesländer, aber auch sich Spitzenhochschulen und Forschungszentren von Seiten der großen Wissenschaftsorganisationen etablieren, die auch weltweit in der ersten Liga mit- der Vorschlag entgegengesetzt, einen „Elitecampus spielen und mit internationalen Spitzenhochschulen Deutschland“ zu entwickeln, in dem vor allem die wie Harvard und Stanford konkurrieren können.“2 Exzellenz auf der Ebene der Fakultäten und Fach- bereiche gefördert werden sollte. Auch in den Ge- Die damals amtierende Bundesministerin für Bildung genvorschlägen spielten jedoch die Forschungsver- und Forschung, Edelgard Bulmahn, stellte Ende Ja- bünde zwischen Hochschulen, außeruniversitären nuar 2004 im Rahmen des Kongresses „Deutschland. Forschungseinrichtungen und Unternehmen eine Das von Morgen.“ ihre Innovationsoffensive mit zwei wichtige Rolle.4 Kernpunkten vor. Zum einen wurde den großen For- schungsorganisationen in Deutschland unter der Vo- Im Frühjahr 2004 verständigten sich die Mitglieder raussetzung, dass diese sich zu grundlegenden Re- der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung formen bereit erklären, mittelfristig ein regelmäßiger und Forschungsförderung (BLK) auf erste Schritte in Zuwachs der Finanzmittel garantiert. Dieses Vorha- Richtung eines Exzellenzwettbewerbs an deutschen ben mündete schließlich in den „Pakt für Forschung Hochschulen. Dieser sollte im Rahmen der Gemein- und Innovation“. Zum anderen wurde für den Som- schaftsaufgabe Bildungsplanung nach Art. 91b GG mer 2004 der Wettbewerb „Brain up! Deutschland eingerichtet werden. Im betreffenden BLK-Beschluss sucht seine Spitzenuniversitäten“ angekündigt. Hier wurden bereits die drei Förderlinien sowie die Eck- sollten durch eine international besetzte Jury maxi- punkte für das später tatsächlich angewandte Ver- mal fünf Hochschulen ausgewählt werden, die wie- fahren festgelegt.5 Somit war zumindest angedeutet, derum fünf Jahre lang eine Förderung von jeweils dass neben gesamten Hochschulen, den „Spitzen- bis zu 50 Mio. Euro jährlich erhalten würden. Als universitäten“, auch Einrichtungen auf der Ebene Gütekriterium wurde neben der wissenschaftlichen von Instituten oder Fachbereichen beziehungsweise Exzellenz ausdrücklich die „Zusammenarbeit mit die Verbünde auf dieser Organisationsebene geför- außeruniversitären Forschungseinrichtungen“ ge- dert werden sollten. Zu diesem Zeitpunkt bezogen 2 Vgl. SPD 2004: Weimarer Leitlinien, S. 5. Die Angaben zur Historie der Exzellenzinitiative sind hauptsächlich der Über- sicht „Die Chronologie der vorausgegangenen Debatte“ entnommen, siehe Hochschulrektorenkonferenz (2007): Im Brennpunkt: „Exzellenzförderung“. http://www.hrk.de/de/brennpunkte/111.php (27.09.07). 3 Vgl. BMBF 2004: Pressemitteilung. 4 Siehe z.B. den Beschluss der Allianz der Wissenschaftsorganisationen vom 12. Februar 2004, http://www.hrk.de/de/brennpunkte/177.htm (28.09.07), Punkt 2, Wettbewerbsorientierte Schwerpunkt- und Profilbildung. 5 Vgl. BLK 2004: Beschluss. 8 Meike Rehburg | Verbündete im Wettbewerb | Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 Die Exzellenzinitiative an deutschen Hochschulen 9
sich die Überlegungen allerdings noch auf die deut- allem auf gegensätzliche Haltungen im Bereich der bezieht sich die Förderung in der dritten Linie auf gebiet auszeichnen. Ebenso ist ein „Gesamtkonzept schen Hochschulen allgemein, also auf Universitäten Bildungspolitik zurückzuführen sei. das strategische Gesamtkonzept der Universität. zur Vernetzung der Disziplinen und zur internatio- und Fachhochschulen. In Bezug auf die geplanten nalen Vernetzung in der Forschung“ erforderlich. Exzellenzcluster wurden letztere sogar ausdrück- Gleichwohl erarbeiteten die BLK-Mitglieder im Früh- In allen drei Förderlinien gelten gemäß der Bund-Län- Besonderes Gewicht wird auf die wissenschaftliche lich erwähnt. Zudem, so war geplant, sollten sich die jahr 2005 einen neuen Vereinbarungsentwurf zur Ex- der-Vereinbarung die folgenden Förderkriterien: Die Zusammenarbeit gelegt, sowohl im Hinblick auf Ko- Bewerberhochschulen sowohl in der Forschung als zellenzförderung, in dem nun ausdrücklich von pro- akademischen Einrichtungen sollen sich durch Exzel- operationen mit anderen Universitäten als auch auf auch in der Lehre als exzellent beweisen. jektbezogener Förderung der exzellenten Forschung lenz in der Forschung und der Nachwuchsförderung Verbünde mit außeruniversitären Einrichtungen. die Rede war, und zwar ausschließlich für die Univer- in mindestens einem breit gefassten Wissenschafts- Die weiteren BLK-Verhandlungen im Juli und No- sitäten in Deutschland. Somit war das Programm im vember 2004 wurden ohne abschließende Ergeb- Vergleich zu der vorherigen Fassung deutlich zuge- nisse geführt. In den Verlautbarungen der Beteiligten spitzt worden. Am 23. Juni 2005 starteten schließlich wurden die nicht geklärten Finanzierungsfragen so- gleichzeitig der Pakt für Forschung und Innovation, in wie der unsichere Ausgang der Föderalismusreform dem den großen Forschungsorganisationen bis 2010 als Gründe für das Zögern genannt. Im Dezember ein jährlicher Mittelzuwachs von mindestens 3 % 2.3 2004 und damit etwa ein Jahr nach dem Beginn ihrer garantiert wurde, und die Exzellenzinitiative, der DURCHFÜHRung des programms und Arbeit gab die Föderalismuskommission bekannt, Wettbewerb um die Förderung wissenschaftlicher dass ihre Verhandlungen gescheitert seien, was vor Spitzenleistungen an deutschen Universitäten.6 förderentscheidungEN Mit der Durchführung des Programms wurden die des interdisziplinären Ansatzes, der internationalen Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Sichtbarkeit sowie der Zusammenführung regionaler 2.2 Wissenschaftsrat (WR) beauftragt. Dabei war die Forschungskapazitäten.“9 Somit galten größere For- DFG für die Organisation des gesamten Verfahrens schungsverbünde auch in jenen beiden Förderlinien, Das Förderprogramm zuständig, von der Bearbeitung der Antragsskizzen die nicht auf die gesamte Hochschule, sondern auf und Vollanträge über die Koordination der Gutach- einzelne Einrichtungen bezogen waren, ausdrücklich tergruppen bis hin zur formalen Abwicklung der als besonderes Qualitätskriterium. Als grundlegendes Dokument für die „Exzellenzinitia- Länder zu 25 %. Die Höhe der Beteiligung eines Bun- Förderung. Auch die inhaltliche Betreuung der För- tive des Bundes und der Länder zur Förderung von deslandes richtet sich danach, welche Einrichtungen derlinien 1 und 2 oblag der DFG. Der WR hingegen Diejenigen Universitäten, die sich mit ihrem Zu- Wissenschaft und Forschung an deutschen Hoch- in dem betreffenden Land für förderwürdig befun- befasste sich mit den Anträgen der Universitäten in kunftskonzept um eine Förderung in der dritten schulen“, so der offizielle Name des Programms, gilt den werden. der Förderlinie 3. Förderlinie beworben hatten, waren einzeln von Gut- die Bund-Länder-Vereinbarung aus dem Juni 2005.7 achtergruppen besucht worden. Bei einem solchen Dort werden die Ziele und erhofften Wirkungen ge- Die Ziele der Exzellenzinitiative liegen der Präambel Die rund 30 Mitglieder der DFG-Fachkommission in der Regel zweitägigen Besuch stellte die Universi- nannt, die Förderkriterien sowie der Förderumfang der Bund-Länder-Vereinbarung zufolge darin, den und der WR-Strategiekommission bildeten für die tät zunächst ihr Konzept vor, anschließend standen skizziert und das Verfahren kurz beschrieben. Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu Seite der Wissenschaft die „Gemeinsame Kommis- Gespräche mit den beteiligten Wissenschaftlern, der stärken, dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit sion“. Zusammen mit den zuständigen Bundes- und Universitätsleitung, Kooperationspartnern und Lan- Demnach sollen exzellente wissenschaftliche Einrich- zu verbessern sowie die Spitzen im Universitäts- und Landesministern als Vertreter der Politik formierte desvertretern an. Die Gutachterinnen und Gutach- tungen an Universitäten in Deutschland – Fachhoch- Wissenschaftsbereich deutlicher sichtbar zu ma- die Gemeinsame Kommission den „Bewilligungsaus- ter, zu denen jeweils auch zwei Mitglieder der WR- schulen sind nicht antragsberechtigt – über einen chen. Mit der Förderung, so die Absicht, werde eine schuss“, der letztlich über die Förderung einer Ein- Strategiekommission gehörten, besuchten darüber Zeitraum von jeweils fünf Jahren mit öffentlichen Leistungsspirale angeregt, die auch die „Qualität des richtung entschieden hat. hinaus ausgewählte Einrichtungen der betreffenden Mitteln gefördert werden. Das Programm ist in zwei Hochschul- und Wissenschaftsstandorts Deutsch- Universität. Im Unterschied zu den Expertengruppen, Ausschreibungsrunden gegliedert, die mit einem land in der Breite“ anheben soll. In den beiden Ausschreibungsrunden der Exzellenz- die in den Förderlinien 1 und 2 tätig waren, war die zeitlichen Abstand von einem Jahr gestartet worden initiative waren jeweils rund 300 Antragsskizzen bei Besetzung hier zu gleichen Teilen national und inter- sind. Über eine Fortführung der Exzellenzinitiative Um den verschiedenen Schwerpunkten der Exzel- der DFG eingegangen. Davon wurden jeweils rund national.10 über das Jahr 2012 hinaus werden Bund und Län- lenzförderung gerecht zu werden, wurden drei För- 90 Bewerbungen für die zweite Bewerbungsstufe, die der gemeinsam beschließen. Die Bundesregierung derlinien eingerichtet: 1. Graduiertenschulen zur Vollanträge, ausgewählt. In der ersten Runde fielen die Den Entscheidungen des Bewilligungsausschusses hat bereits positive Signale für eine Verstetigung des Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Förderentscheidungen im Herbst 2006. Die Anträge zufolge werden in der Exzellenzinitiative insgesamt Programms gegeben.8 2. Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenfor- für Graduiertenschulen und Exzellenzcluster waren 39 Graduiertenschulen und 37 Exzellenzcluster ge- schung und 3. Zukunftskonzepte zum projektbezo- dafür in fachliche Panels gruppiert und von überwie- fördert, verteilt auf rund 40 Universitäten in Deutsch- Insgesamt stehen für die Exzellenzinitiative von genen Ausbau der universitären Spitzenforschung. gend international besetzten Expertengruppen be- land. Neun Hochschulen sind für ihre exzellenten staatlicher Seite 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Während in den ersten beiden Linien ausgewählte gutachtet worden. „Die Begutachtung“, so DFG und Zukunftskonzepte in die Förderung aufgenommen Der Bund beteiligt sich mit 75 % an den Kosten, die Einrichtungen einer Hochschule gefördert werden, WR in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung, „erfolgte worden: In der ersten Runde wurden die Universität nach den Kriterien der wissenschaftlichen Qualität, (TH) Karlsruhe, die Ludwig-Maximilians-Universität 6 Vgl. BMBF 2005: Pressemitteilung. 7 Siehe Bund-Länder-Vereinbarung 2005. 9 Vgl. DFG und WR 2006: Entscheidungen in der ersten Runde. 8 Siehe beispielsweise BMBF 2007: Statement Schavan. 10 Vgl. Strohschneider 2006: Statement zu Entscheidungen in der ersten Runde. 10 Meike Rehburg | Verbündete im Wettbewerb | Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 Die Exzellenzinitiative an deutschen Hochschulen 11
München und die Technische Universität München für exzellent befunden, in der zweiten Runde sind wigs-Universität Freiburg, die Georg-August-Univer- sität Göttingen, die Ruprecht-Karls-Universität Hei- 3. die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule delberg sowie die Universität Konstanz mit ihrem NEUE FORMEN DER KOOPERATION Aachen, die Freie Universität Berlin, die Albert-Lud- jeweiligen Gesamtkonzept ausgewählt worden.11 AM BEISPIEL DES KIT Die Universität Karlsruhe hat als erste Hochschule in Erfolg der Universität und des Forschungszentrums Deutschland offiziell das Ziel eines vollständigen Ver- in der Exzellenzinitiative. Beide beteiligten Einrich- 2.4 bunds mit einer außeruniversitären Forschungsein- tungen sind auf nationaler Ebene renommiert und Stellenwert von Forschungskooperationen richtung bekannt gegeben.16 Das Zukunftskonzept blicken auf mehrere Jahrzehnte wissenschaftlicher für eine gemeinsame Einrichtung, das Karlsruher In- Geschichte zurück. in der Exzellenzinitiative stitut für Technologie, war ausschlaggebend für den In Ergänzung zu den allgemeinen Förderrichtlinien, die in der Bund-Länder-Vereinbarung festgelegt wor- Forschungseinrichtung“ gegenüber anderen Formen der Zusammenarbeit bevorzugt. 3.1 den waren, sind die wesentlichen Anforderungen, die Die beteiligten einrichtungen: von Seiten der Förderer an exzellente Einrichtungen In der dritten Förderlinie kann sich die Förderung auf Universität und Forschungszentrum Karlsruhe gestellt werden, in speziellen Merkblättern zusam- die gesamte Hochschule erstrecken. Das Ziel der För- mengefasst worden. In Bezug auf die erste Förderli- derung von Zukunftskonzepten ist den Initiatoren nie, Graduiertenschulen, ist der Hinweis auf Koope- zufolge „der nachhaltige Ausbau der Spitzenfor- rationen eher allgemein gehalten und umfasst auch schung einer Universität und dazu insbesondere die 3.1.1 die mögliche Zusammenarbeit mit Partnern aus den Schärfung des universitären Profils“. Die antragstel- Bereichen Wirtschaft und Kultur.12 lenden Hochschulen werden ausdrücklich ermutigt, UNIVERSITÄT KARLSRUHE (TH) bei der Ausgestaltung „unkonventionelle und inno- Für die zweite Förderlinie, Exzellenzcluster, wird hin- vative Ideen“ zu entwickeln. Für die Entscheidung gegen ausdrücklich festgelegt: „Die an einem Ort vor- in dieser Förderlinie gelten, in Präzisierung der in Die heutige „Universität Karlsruhe (TH)“ wurde im Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte, handenen Ressourcen an Hochschulen und außer- der Bund-Länder-Vereinbarung genannten Punkte, Jahr 1825 als Polytechnische Schule begründet.17 wie es in der Universitätsgeschichte heißt, „weitrei- universitären Einrichtungen sollen gebündelt und die „Interdisziplinarität und Vernetzung auch mit Nach dem Vorbild der École Polytechnique in Paris chende Konsequenzen für die Technische Hoch- Synergieeffekte genutzt werden. Dabei steht die Stär- außeruniversitären Forschungseinrichtungen und sollten Schüler in Karlsruhe eine technische Ausbil- schule“. Lehrende und andere Angestellte wurden kung der universitären Forschung im Vordergrund.“13 weiteren wissenschaftlichen Partnern“ als wichtige dung erhalten, die sich auf ein breiteres Fächergebiet zwangsemeritiert oder entlassen. Die enge Anbindung Die Programmgestalter fordern also die Zusammen- Kriterien.14 erstreckte, aber „nach einheitlichen mathematisch- der Hochschule an die Industrie verstärkte während arbeit von Universitäten mit außeruniversitären naturwissenschaftlichen Richtlinien“ erfolgte. Bereits des Zweiten Weltkriegs den Mangel an Lehrpersonal, Forschungseinrichtungen und betonen gleichzeitig, Aus den offiziellen Dokumenten ist ersichtlich, dass wenige Jahre später wurden dem Polytechnikum denn viele Mitarbeiter wanderten in die Industrie ab dass zum einen der Schwerpunkt solcher Kooperatio- in allen drei Förderlinien der Exzellenzinitiative, ins- eine Bau- und eine Ingenieurschule angegliedert; oder wurden eingezogen. 1944 wurden große Teile nen stets im Bereich der Forschung und beispiels- besondere in Exzellenzclustern und Zukunftskon- die Funktion der Schulausbildung bestand nun aus- der Hochschule durch Luftangriffe zerstört. Nach dem weise nicht etwa in der Lehre liegen solle, und zum zepten, auf die Zusammenarbeit der Universitäten drücklich in der „Erziehung zur Industrie“. Chemie Krieg, so die Darstellung, „verlagerten sich die For- anderen, dass die Zusammenarbeit vor allem den mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Maschinenbau bildeten den Schwerpunkt des schungsschwerpunkte von der Individualforschung Universitäten und nicht etwa vornehmlich den exter- großer Wert gelegt wird und dass dabei auch neue Fachangebots. In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte mehr und mehr auf interdisziplinäre Projekte“. Anfang nen Kooperationspartnern dienlich sein solle. Auch Wege beschritten werden dürfen. Gleichzeitig weisen sich der damalige Direktor des Polytechnikums für der 1960er Jahre waren bereits über 6.000 Studieren- der Verbund mehrerer Einrichtungen benachbarter die Förderer darauf hin, dass die geplanten Koope- den Ausbau der Geisteswissenschaften in Karlsruhe de eingeschrieben. 1967 wurde die Technische Hoch- Universitäten zu einem Exzellenzcluster, so wird im rationsvorhaben von vornherein möglichst in kon- ein. 1865 wurde die Schule offiziell zur Technischen schule in „Universität Karlsruhe (TH)“ umbenannt. Merkblatt weiter ausgeführt, ist zwar möglich, aber kreten, verbindlichen Vereinbarungen dokumentiert Hochschule aufgewertet und rückte damit näher an Der Namenszusatz „Fridericiana“, den die Einrichtung nicht unbedingt erwünscht. Demnach wird die Ko- sein sollten.15 die Universitäten heran. Ab der Jahrhundertwende seit Anfang des Jahrhunderts zu Ehren des früheren operationsform „Universität und außeruniversitäre verfügte sie zudem über das Promotionsrecht. In den Förderers Großherzog Friedrich I. von Baden getragen folgenden Jahren waren an der Hochschule durch- hatte, blieb bestehen. Um 1970 wurde in Karlsruhe die schnittlich mehr als 1.000 Studierende eingeschrie- jeweils erste deutsche Fakultät für Chemieingenieur- ben, hauptsächlich in den Abteilungen Maschinen- wesen und Informatik gegründet. bau, Bauingenieurwesen und Elektrotechnik. 11 Vgl. DFG und WR 2007: Entscheidungen in der zweiten Runde. 12 Vgl. DFG und WR 2005: Merkblatt Graduiertenschulen. 16 Die Karlsruher Wissenschaftler waren die ersten, die eine solche Form der Zusammenarbeit offiziell verkündet haben. 13 Vgl. DFG und WR 2006: Merkblatt Exzellenzcluster, Absatz 7. Allerdings haben die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich ein ähnliches Vorhaben schneller vertraglich 14 Vgl. DFG und WR 2005: Leitfaden Zukunftskonzepte, Abschnitt II, Absätze 1, 2 und 10. umgesetzt, siehe Kapitel 4 im vorliegenden Bericht. 15 Bund-Länder-Vereinbarung 2005, § 3. 17 Zur Geschichte der Universität Karlsruhe siehe U Karlsruhe 2006: Welt im Blick, S. 10ff. 12 Meike Rehburg | Verbündete im Wettbewerb | Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 Neue Formen der Kooperation am Beispiel des KIT 13
Im Studienjahr 1994 wies die Hochschule die bisher den Bereichen „Informationstechnik“ sowie „Um- tarteilchenphysik und Astroteilchenphysik“ (CETA) Universität und Forschungszentrum angelegt wor- höchste Zahl von rund 22.000 Studierenden auf. Heu- weltgerechte, nachhaltige Entwicklung“ als starke sind bewusst als Kooperationseinrichtungen von den.23 te sind an der Universität Karlsruhe in rund 50 Stu- Hochschule. Im Hinblick auf die FuE-Förderung im diengängen insgesamt etwa 18.500 Studierende ein- Zuge des 6. EU-Forschungsrahmenprogramms zeigt geschrieben.18 Im Studienjahr 2005/06 waren, ohne sich die Universität vor allem im Programm „Tech- Lehramtsexamina gerechnet, rund 2.000 Studienab- nologien für die Informationsgesellschaft“ aktiv. Die schlüsse, mehr als 300 Promotionen und rund 20 Ha- Hochschule, so die Aussage im DFG-Bericht, besetzt 3.1.2 bilitationen zu verzeichnen. Etwa ein Viertel der Stu- damit eine Schnittstelle zwischen der ingenieur- und dierenden sind Frauen. Der Anteil der ausländischen naturwissenschaftlichen Forschung. Detaillierte Indi- forschungszentrum KARLSRUHE gmbh Studierenden liegt bei 20 %.19 Die Universität ist in elf katorenvergleiche für die Naturwissenschaften und Fakultäten mit rund 120 Instituten gegliedert. Dane- die Ingenieurwissenschaften bestätigen dieses Bild. ben gibt es eine Reihe von interfakultativen Einrich- Angesichts der ersten Ränge in den Fachgebieten Das Forschungszentrum Karlsruhe, kurz: FZK, ist gestellt. Zum Bereich Forschung zählen weiterhin der tungen, neben der Bibliothek und dem Rechenzen- Physik, Chemie und Geowissenschaften könne die eine Einrichtung in der Hermann von Helmholtz- Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe (PTKA), trum sind dies vor allem Forschungseinrichtungen, Universität „bezüglich ihrer DFG-Bewilligungen als Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Das der für verschiedene staatliche Stellen die Koordi- etwa die derzeit zehn Sonderforschungsbereiche. Des eine der führenden naturwissenschaftlichen Hoch- im Jahr 1956 gegründete Zentrum sollte ursprüng- nation von Förderprogrammen übernimmt, und das weiteren bestehen drei Exzellenzzentren und sechs schulen in Deutschland bezeichnet werden“. Eine lich eine „von Bund und der Wirtschaft gleichmäßig Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen DFG-Graduiertenkollegs – nicht zu verwechseln mit herausragende Stellung bescheinigt die DFG der TH getragene Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Bundestag, das ebenfalls im Zentrum verankert ist. Einrichtungen, die im Rahmen des Programms „Exzel- Karlsruhe beispielsweise auch in dem den Ingenieur- Kernreaktoren“ sein.24 Bald jedoch wurden neben lenzinitiative“ gefördert werden – sowie eine DFG-For- wissenschaften zugeordneten Bereich „Elektrotech- dem Themenfeld Reaktorbau, der mithin zur indus- Im Forschungszentrum Karlsruhe sind mehr als schergruppe. Die Universität Karlsruhe ist des weiteren nik, Informatik und Systemtechnik“. triellen Aufgabe wurde, weitere Forschungsschwer- 3.800 Personen beschäftigt, darunter rund 60 Profes- an DFG-finanzierten Sonderforschungsbereichen, Gra- punkte angesiedelt: Zunächst handelte es sich dabei soren, 185 Doktoranden und über 300 Auszubilden- duiertenkollegs und Forschergruppen beteiligt, welche Eigenen Angaben zufolge pflegt die Universität Karls- vorrangig um physikalische Grundlagenforschung, de. Die Wissenschaftler stellen mit 1.420 Personen an anderen Hochschulen verankert sind. ruhe zahlreiche Partnerschaften und Kooperationen aber Ende der 1960er Jahre entwickelte sich aus der einen erheblichen Anteil am gesamten Personal.26 mit anderen europäischen sowie außereuropäischen Kerntechnik heraus das Gebiet der Schadstoff- und Neben dem Geschäftsbereich „Forschung“ umfasst Auf der obersten Führungsebene der Hochschule ste- Hochschulen.22 Die internationalen Kontakte, so die Umweltforschung. Zunehmend gingen die ursprüng- das Zentrum den Geschäftsbereich „Stilllegung nu- hen das Rektorat mit dem amtierenden Rektor, Horst Hochschule, dienten sowohl dem Austausch von lichen Themenbereiche aus dem damaligen Kernfor- klearer Anlagen“, in dem weitere rund 150 Personen Hippler, sowie der Senat und der Universitätsrat, der- Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern als schungszentrum in die industrielle Forschung und beschäftigt sind. zeit bestehend aus neun Personen. Insgesamt sind auch der Forschungskooperation. Auf europäischer Entwicklung über. In den 1980er Jahren wurden an der Universität Karlsruhe rund 4.000 Personen Ebene unterhält die Technische Hochschule insbe- beispielsweise die Umwelttechnik und die Mikrosys- Das FZK wird von einem Vorstand mit mehreren beschäftigt. Das wissenschaftliche Personal stellt ei- sondere Kontakte zu Einrichtungen in Frankreich, temtechnik als Forschungsgebiete etabliert. Ende der Personen geführt, derzeitiger Vorstandsvorsitzender nen Anteil von etwa 60 % am Gesamtpersonal. In aber beispielsweise auch zu Universitäten in Ost- 1990er Jahre kam, wie oben erwähnt, die Nanotech- ist Eberhard Umbach. Der Aufsichtsrat überwacht Vollzeitstellen gemessen, verfügt die Hochschule und Mitteleuropa. Sie ist darüber hinaus Mitglied des nologie hinzu. die Geschäftsführung. Der Aufsichtsratsvorsitzende über knapp 280 Stellen für Professorinnen und Pro- Europäischen Netzwerks Technischer Hochschulen führt zudem den Vorsitz in der Gesellschafterver- fessoren in den Besoldungsgruppen C3, C4 und W3. (CLUSTER). Im internationalen Zusammenhang spie- Das Forschungszentrum sieht sich selbst als „Natio- sammlung, an der wiederum Bundes- und Landes- Die Personalausgaben belaufen sich auf rund 125 len vor allem die Kooperationen mit Einrichtungen nallaboratorium“ – wohl in Anlehnung an die Natio- vertreter teilhaben. Daneben gibt es den Wissen- Mio. Euro pro Jahr, was einem Anteil von etwa 50 % in China, Indien und Japan sowie in Australien und nal Laboratories, die renommierten Forschungsein- schaftlich-Technischen Rat des Forschungszentrums. an den Gesamtausgaben der Hochschule entspricht. Südamerika eine bedeutende Rolle. richtungen in den Vereinigten Staaten. Die fachliche Er setzt sich aus den Instituts- und Programmleitern, Nahezu die Hälfte des wissenschaftlichen Personals Arbeit im FZK ist in fünf Forschungsbereiche ein- gewählten Mitarbeitervertretern, einem Vertreter des und rund ein Drittel der Ausgaben insgesamt werden Auch innerhalb des deutschen Wissenschaftssys- geteilt, welche der allgemeinen Programmstruktur Betriebsrates sowie sonstigen Mitarbeitern und Gä- aus Drittmitteln finanziert.20 tems bestehen seitens der Universität Karlsruhe der Helmholtz-Zentren entsprechen: Struktur der sten zusammen. Der Wissenschaftlich-Technische viele Kooperationsbeziehungen zu anderen Hoch- Materie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Energie und Rat berät die Führungsgremien „in allen wissen- Die Universität Karlsruhe genießt insbesondere für schulen, zur Industrie und zu außeruniversitären schließlich Schlüsseltechnologien.25 Die Programme schaftlichen und wichtigen technischen Fragen“.27 ihre Forschungsaktivitäten in den Natur- und Tech- Forschungseinrichtungen. Hier wiederum sind seit für Forschung und Entwicklung reichen von der na- nikwissenschaften hohes Ansehen im deutschen vielen Jahren die Institute des Forschungszentrums turwissenschaftlichen Grundlagenforschung über die Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen, Wissenschaftssystem. Im DFG-Förderranking des Karlsruhe der hauptsächliche Kooperationspartner: industrielle Vorlaufforschung bis hin zur Produkt- vor allem im Südwesten Deutschlands und im be- Jahres 2006 zählt die Einrichtung zu den 40 bewil- in der Informatik, im Maschinenbau, in der Physik und Verfahrensentwicklung sowie zur Vorsorgefor- nachbarten Ausland, spielen eine große Rolle in der ligungsstärksten Hochschulen in Deutschland.21 Da- und Meteorologie, in der Chemie und in den Biowis- schung. Großgeräte des Forschungszentrums werden Arbeit des FZK. „Das heutige Forschungszentrum“, so bei erweist sich Karlsruhe mit Blick auf die direkte senschaften. Das „Centrum für Funktionelle Nano- auf Anfrage auch externen Nutzern zur Verfügung heißt es im Rückblick auf die ersten 50 Jahre des Be- FuE-Projektförderung des Bundes insbesondere in strukturen“ (CFN) sowie das „Centrum für Elemen- 23 Vgl. U Karlsruhe 2006: Welt im Blick, S. 64f. 18 Vgl. FZK: Daten und Fakten über das KIT sowie U Karlsruhe 2007: Daten, Fakten, Zahlen. 24 Vgl. FZK 2006: 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe, S. 11-14. 19 Vgl. U Karlsruhe 2006: Welt im Blick, S. 83. 25 Vgl. FZK 2006: Forschungsbereiche. Neben den genannten Forschungsbereichen vertritt die Helmholtz-Gemeinschaft 20 Alle Angaben für das Jahr 2006, vgl. U Karlsruhe 2007: Daten, Fakten, Zahlen. auch den Bereich „Verkehr und Weltraum“. 21 Vgl. DFG: Förderranking 2006, S. 44ff., S. 55, S. 62, S. 82, S. 84, S. 102 und S. 111. 26 Vgl. FZK 2006: Daten und Fakten. 22 Vgl. U Karlsruhe 2006: Welt im Blick, S. 73ff. 27 Siehe FZK 2007: Organe des FZK und FZK 2007: Organisationsplan. 14 Meike Rehburg | Verbündete im Wettbewerb | Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 Neue Formen der Kooperation am Beispiel des KIT 15
stehens, „ist intensiver Kooperationspartner der Uni- dungen. „Die Wege dieser Kooperationen zwischen vitäten“ künftig im KIT zusammenführen zu wollen.33 Leitbilder versitäten (...). Es profitiert davon, dass es in keinem Forschungszentrum und Industrie sind vielfältig, sie Zunächst werden die Programme „in der Mikro- und anderen Raum in Deutschland eine solche Häufung reichen von Auftragsforschung und Kooperations- Nanotechnologie, dem Wissenschaftlichen Rechnen Für das Modell „KIT“ werden von Seiten der Ver- von exzellenten Universitäten, darunter auch viele verträgen über Lizenzverträge und Ausgründungen mit dem Schwerpunkt Grid-Computing einschließ- antwortlichen mehrere Vorbilder angeführt, haupt- mit technischer Ausrichtung gibt. Dieser Weg eines bis hin zu dem Know-how-Transfer über Köpfe durch lich des gemeinsamen Rechenzentrums sowie die sächlich US-amerikanische Einrichtungen, in denen immer engeren Zusammengehens mit Universitäten den Wechsel von Mitarbeitern in die Wirtschaft.“29 Materialforschung für den Energiebereich“ gebün- ebenfalls eine Hochschule sowie eine oder mehrere wird auch die Zukunft des Forschungszentrums ent- delt, dann soll die Zusammenarbeit schrittweise auf Forschungsinstitute zusammengefasst sind. Aber scheidend prägen.“28 Nach eigenen Angaben steht das FZK innerhalb weitere Programme ausgedehnt werden. auch die Eidgenössische Technische Hochschule Deutschlands mit 45 Hochschulen sowie mit ande- (ETH) Zürich wird als Maßstab erwähnt. Von Bedeutung ist jedoch auch die Kooperation mit ren Forschungseinrichtungen in Kooperationsbezie- Im Oktober 2006 wurden die Entscheidungen für die der Wirtschaft, das Zusammenwirken von Forschung hungen. Auf internationaler Ebene seien insgesamt erste der beiden Förderrunden bekannt gegeben. Die Im 19. Jahrhundert, so Hippler, wurde erst die ETH, und Entwicklung, Anwendung und Bewertung. Das mehr als tausend Kooperationen mit FuE-Zentren, Universität Karlsruhe, die als Antragstellerin im Wettbe- dann das MIT in Cambridge nach dem Vorbild Forschungszentrum unterhält rund 650 Industrie- Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen, Behörden, werb fungiert hatte, wurde als eine von drei Hochschulen der polytechnischen Schule in Karlsruhe gegrün- kooperationen und verzeichnet rund 1.800 interna- Akademien und anderen Einrichtungen in nahezu in Deutschland in der dritten Förderlinie, „Zukunftskon- det; nun sei es an der Zeit, den Anschluss an diese tionale Patente, Gebrauchsmuster und Patentanmel- 50 Ländern zu verzeichnen.30 zepte zum projektbezogenen Ausbau der universitären beiden weltweit renommierten Eliteeinrichtungen Spitzenforschung“, für förderwürdig befunden. Zu die- zu schaffen.35 Den Verantwortlichen ist allerdings sem Erfolg, so heißt es in der Presseinformation zum bewusst, dass sie sich insbesondere mit dem MIT KIT, „hat das vorgelegte Zukunftskonzept maßgeblich einen hohen Maßstab gesetzt haben, zumal die fi- beigetragen.“ In die Förderung einbezogen sind auch nanziellen Möglichkeiten des US-amerikanischen 3.2 eine Graduiertenschule, die „Karlsruhe School of Optics Instituts deutlich über jenen des KIT liegen (vgl. Der verbund: das karlsruher institut für technologie & Photonics“, und das oben bereits erwähnte „Center for 3.2.4 „Vergleich mit den internationalen Vorbildern Functional Nanostructures“, für das eine Aufstockung ETH Zürich und MIT“). zum Exzellenzcluster beantragt worden war.34 3.2.1 Entstehung des kit-modells 3.2.2 Reformgedanke, Memorandum und Zukunftskonzept lichen gab, das notwendige Konzept zu entwickeln, und zwar anhand der Anforderungen des Förderpro- BEGINN DER UMSETZUNG gramms, in kurzer Zeit und dennoch mit realistischen Die Idee zu einer vollständigen Verbindung der Planungen. Innerhalb weniger Monate entstand so in Universität Karlsruhe mit dem Forschungszentrum der Zusammenarbeit mit zahlreichen Wissenschaft- Eckpunktepapier, Gesamtkonzept regierung, sie strebe eine „grundlegende Modernisie- Karlsruhe ist laut Rektor Horst Hippler entstanden, lern beider Einrichtungen das Zukunftskonzept, des- und Gründungsvertrag rung des deutschen Wissenschaftssystems“ an. Dabei als sich die Universität bereits für die Förderung im sen wesentlicher Bestandteil die Beschreibung eines gehe es unter anderem darum, „wissenschaftshem- Programm „Exzellenzinitiative“ beworben hatte. Im „Karlsruher Instituts für Technologie“ war.31 Kurz nach der positiven Beurteilung des Zukunfts- mende Grenzen“ innerhalb des Systems zu beseiti- Rahmen einer Begutachtung hatten ausländische konzeptes und der Bekanntgabe der Förderentschei- gen. In Karlsruhe biete sich die Möglichkeit zu einer Wissenschaftler darauf hingewiesen, dass eine solche Im Frühjahr 2006 unterzeichneten Hippler und Popp dung im Oktober 2006 veröffentlichten die Verant- Zusammenarbeit von völlig neuer Qualität. Univer- Zusammenarbeit fruchtbar wäre und Wettbewerbs- zudem ein „Memorandum of Understanding“, in dem wortlichen ein „Eckpunktepapier zur Gründung des sität und Forschungszentrum sollen den Partnern vorteile bieten würde. Daraufhin entschlossen sich die gemeinsame Absicht bekundet wird, das Karlsru- Karlsruhe Institute of Technology (KIT)“, an dem zufolge unter dem Dach des KIT eine „strategische Hippler und der damalige Vorstandsvorsitzende des her Institut für Technologie zu gründen. Damit, so sowohl die beiden wissenschaftlichen Einrichtungen, Allianz“ bilden. Forschungszentrums, Manfred Popp, den Reformge- Popp, „können wir uns unter den großen Forschungs- Universität und Forschungszentrum Karlsruhe, als danken aufzugreifen und ihn zu konkretisieren. universitäten der Welt positionieren“.32 In der zuge- auch die Helmholtz-Gemeinschaft, das Land Baden- Beide grundlegenden Einrichtungen sollen demnach hörigen Pressemitteilung erklären die Universität Württemberg und der Bund mitgewirkt hatten.36 „weitgehend zusammenwachsen“, gleichzeitig aber Die Exzellenzinitiative spielte insofern die entschei- und das Forschungszentrum Karlsruhe, „ihre in Jahr- ihre jeweiligen Funktionen beibehalten und weiter dende Rolle, als sie den Anstoß für die Verantwort- zehnten gewachsenen gemeinsamen Forschungsakti- Das Papier beginnt mit der Feststellung der Bundes- ausbauen. Der Mehrwert des Karlsruher Instituts für 28 Vgl. FZK 2006: 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe, S. 13 und FZK 2004: Auf einen Blick, S. 33. Die Betonung liegt hier 33 Vgl. FZK und U Karlsruhe 2006: Presseinformation. auf den Kooperationen mit Universitäten, insbesondere jenen mit technischer Ausrichtung wie in Karlsruhe, aber bei- spielsweise auch in Darmstadt und Stuttgart. Die Fachhochschulen in der Region werden nicht erwähnt. 34 Siehe dazu auch U Karlsruhe 2006: Presseinformation 106. 29 Vgl. FZK 2006: 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe, S. 13. 35 Tatsächlich liegen für den Bezug auf Karlsruhe bei der Gründung der ETH Zürich Hinweise vor: „Schon die Promotoren des eidgenössischen Polytechnikums hatten es nicht versäumt, (...) geeignete Vorbilder zu evaluieren. Es war nie ein 30 Vgl. FZK 2006: Daten und Fakten. Geheimnis, dass [sie] sich (...) insbesondere von der polytechnischen Schule in Karlsruhe inspirieren liessen.“ Vgl.: 31 Vgl. KIT 2007: Presseinformation 1, S. 3. Siehe auch U Karlsruhe 2006: Presseinformation 118. Geschichte der ETH Zürich. Hochschul-Rankings: Instrumente der Internationalisierung. http://www.ethistory.ethz.ch/besichtigungen/objekte/rankings (06.08.07). 32 Vgl.: Universität und Forschungszentrum gründen „Karlsruhe Institute of Technology“. Research to Business, Ausgabe 3/2006, http://www.fzk.de/fzk/idcplg?IdcService=FZK_NATIVE&dDocName=ID_055724 (16.10.07). 36 Siehe BMBF u. a. 2006: Eckpunktepapier KIT. 16 Meike Rehburg | Verbündete im Wettbewerb | Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 Neue Formen der Kooperation am Beispiel des KIT 17
Technologie soll darin liegen, wissenschaftliche Exzel- zeptentwicklung waren auch eine Arbeitsgemein- ken und mehr Gewinn zu erzielen. Hier jedoch, bei Rechtliche Grundlagen lenz „auf Weltspitzenniveau“ zu erreichen, attraktiver schaft des Bundesministeriums für Bildung und For- der Zusammenführung der Universität mit dem For- für die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- schung, der baden-württembergischen Ministerien schungszentrum Karlsruhe, sei die bessere Forschung Der rechtliche Rahmen des Karlsruher Instituts für ler aus aller Welt zu werden und somit im internatio- für Wirtschaft und für Wissenschaft, Forschung und das Ziel. Es gehe darum, Synergieeffekte zu erzielen, Technologie ist bislang nicht abschließend festge- nalen Wettbewerb bestehen zu können. Zudem solle Kunst sowie der Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt.37 beispielsweise Großgeräte gemeinsam zu nutzen und legt. Dem FZK-Vorstandsvorsitzenden Umbach zu- der Nachwuchs „optimal gefördert“ werden. Im Juli 2007 wurde die erste Pressekonferenz zum bessere Betreuungsrelationen für die Studierenden folge werden zwar im Gründungsvertrag, der Ende Karlsruher Institut für Technologie veranstaltet. zu schaffen.41 Insofern könne man die Ausgangsfrage des Jahres 2007 unterzeichnet werden soll, bereits Die Verfasser des Eckpunktepapiers hatten sich zum Derzeit, im Herbst 2007, wird der Gründungsvertrag wiederum bejahen. Die BCG erhoffe sich, dass „Made wichtige rechtliche Punkte geklärt sein. Allerdings, Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits darauf geeinigt, für das KIT erarbeitet, er muss laut den Förderauf- by KIT“ zukünftig ein Gütezeichen werde, das den Er- so räumte er in der Pressekonferenz im Juli 2007 dass die Führungspersonen der beiden am KIT beteilig- lagen im Rahmen der Exzellenzinitiative spätestens folg der gemeinsamen Arbeit zeige. ein, werden auch nach dem offiziellen Start des ten Einrichtungen wechselseitig in den jeweils beste- am 31. Dezember 2007 vorliegen und unterzeichnet KIT die beiden Einrichtungen, Universität und For- henden Führungsgremien mitwirken sollten. Weiterhin werden. Der offizielle Start des Karlsruher Instituts schungszentrum, auf absehbare Zeit eigenständig wurde vereinbart, dass Universität und Forschungszen- für Technologie ist auf den 1. Januar 2008 ange- Finanzielle Grundlagen bleiben. Umbach sprach, wie auch im Hinblick auf trum bis spätestens Mai 2007 gemeinsam ein Gesamt- setzt. die finanziellen Regelungen (siehe oben), von meh- konzept für die Gründung des KIT erstellen sollten. Da- Träger der Universität Karlsruhe ist das Land Ba- reren Jahren als Übergangszeit. Rechtlich wird es rin sollten, so die Anforderung, die Forschungsbereiche, den-Württemberg. Das Forschungszentrum Karls- somit innerhalb des neuen Instituts nach wie vor in denen das Institut weltweite Spitzenpositionen an- Rolle der Boston Consulting Group ruhe hingegen wird von öffentlicher Seite als Ein- eine Trennung zwischen den beiden Ursprungsein- strebe, und die entsprechenden Strategien beschrieben richtung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher richtungen geben. „Das ist ein riesengroßes Experi- werden. Die wichtigsten Schritte und Termine der Zu- Seit Anfang des Jahres 2007 wird die geplante Zu- Forschungszentren zu 90 % vom Bund und zu 10 ment“, so Umbach, „und wir können hier noch keine sammenführung sollten ebenso festgelegt werden wie sammenlegung der Universität und des Forschungs- % vom Land finanziert. Die Förderung des KIT im fertige Lösung präsentieren.“ So seien noch entschei- strategische Planungen zur Nachwuchsförderung und zentrums Karlsruhe von Unternehmensberatern der Zuge der Exzellenzinitiative wird der Bund-Län- dende Fragen zu klären. Einbeziehung der Wirtschaft. Boston Consulting Group (BCG) begleitet.38 Die Ver- der-Vereinbarung entsprechend jeweils zur Hälfte antwortlichen auf Seiten der Wissenschaft haben da- von Bund und Land getragen. Neben der rechtlich Hippler betonte allerdings, dass das neue Institut kei- Den Aufgaben des Forschungszentrums wird im Eck- mit, etwa drei Monate nach Bekanntgabe des Erfolgs verankerten öffentlichen Finanzierung stellen staat- nesfalls nur als Dachorganisation für die Universität punktepapier ein eigener Abschnitt gewidmet. Das in der Exzellenzinitiative, zusätzliche Expertise aus liche und private Drittmittel sowohl für die Uni- und das Forschungszentrum oder gar als zusätzliche, FZK bearbeite als Einrichtung in der Helmholtz-Ge- dem betriebswirtschaftlichen Bereich hinzugezogen. versität als auch für das Forschungszentrum ein dritte Einrichtung zu verstehen sei, denn diese würde meinschaft national bedeutsame Forschungsaufga- „Unser BCG-Team mit drei Beratern vor Ort möch- wichtige Einnahmequelle dar. Derzeit finanzieren nur zu mehr Bürokratie, aber nicht zu mehr Effizienz ben. Von „besonderer, unverzichtbarer Bedeutung“, te einen Beitrag dazu leisten“, wird Martin Wörtler, sich die beiden Einrichtungen zu jeweils rund 30 in der wissenschaftlichen Arbeit führen. Das Ziel sei so die Festlegung des BMBF, sei auch zukünftig die BCG-Geschäftsführer, zitiert, „dass das Potenzial der % aus Drittmitteln. Insgesamt verfügen die Univer- tatsächlich die Verschmelzung von Universität und Arbeit des FZK im Bereich der Energieforschung. Das beiden Karlsruher Institutionen Universität und For- sität und das Forschungszentrum Karlsruhe über Forschungszentrum. Zentrum solle in Deutschland eine führende Rolle schungszentrum optimal genutzt wird“. jährliche Budgets in Höhe von 271 Mio. Euro bezie- übernehmen. In Kooperation mit deutschen und in- hungsweise 300 Mio. Euro.42 Sowohl Umbach als auch Hippler äußerten im Hinblick ternationalen Partnern solle eine „Research School of Die Begleitung erfolgt in der Form eines „Pro-Bono- auf die bestehenden Regulierungen und Grenzen des Energy“ eingerichtet werden. Projektes“, was bedeutet, dass die für das Projekt ein- Dem KIT stehen damit rechnerisch pro Jahr mehr als deutschen Rechts den Wunsch nach Experimentier- gesetzten Mitarbeiter ihre Arbeitskraft honorarfrei zur 570 Mio. Euro zur Verfügung. Auch wenn offizielle klauseln für das Modell KIT. Im Personalrecht sei es bei- Insgesamt zeigt das Papier deutlich, dass nicht nur Verfügung gestellt haben. Die BCG investiert auf diese Darstellungen bisweilen nahe legen, dass es sich da- spielsweise bisher nicht vorgesehen, dass die Mitarbei- die am KIT beteiligten wissenschaftlichen Einrich- Weise in Initiativprojekte im Bereich Gesellschaft, Bil- bei um ein gemeinsames Budget handelt: Faktisch terinnen und Mitarbeiter des Forschungszentrums als tungen, sondern auch der Bund und das Land Baden- dung und Forschung.39 Die Frage bei der Begleitung „sind und bleiben die Finanzströme getrennt“, wie Bundesangestellte im neuen Institut auch für die Lehre Württemberg in dem neuen Verbund ein Symbol für in diesem speziellen Fall lautete Wörtler zufolge: Wel- der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums eingesetzt würden. Dies sei aber ein wesentlicher Punkt die Erneuerung des deutschen Wissenschaftssystems che Erkenntnisse über die Zusammenführung zweier in der Pressekonferenz am 17. Juli 2007 sagte. Dies ist in der Zusammenführung der Einrichtungen. Auch die sehen – ein hoher Stellenwert, verbunden mit hohen wissenschaftlicher Einrichtungen kann man aus der jedoch weniger als eigenständige Entscheidung der flexiblere, d.h. in dem Fall nach oben offene Entloh- Anforderungen an alle Beteiligten. freien Wirtschaft übernehmen? Kann man überhaupt beiden beteiligten Einrichtungen zu sehen, sondern nung von Wissenschaftlern sei im bestehenden Recht Vorgehensweisen aus der Wirtschaft in den Wissen- vielmehr als eine sich aus dem komplexen föderalen nur begrenzt möglich. Zudem dauerten Berufungsver- Im Frühjahr 2007 erarbeiteten die Verantwortlichen schafts- und Forschungsbereich übertragen?40 Diese System von Interessen und Verantwortlichkeiten fahren insbesondere am Forschungszentrum zu lange, der Universität und des Forschungszentrums Karls- Frage sei zu verneinen, was das Ziel des Zusammen- ergebende Notwendigkeit. Aufgrund der unter- mitunter bis zu zwei Jahren. Um konkurrenzfähig zu ruhe gemeinsam mit Mitarbeitern der Boston Con- schlusses betreffe. In der Wirtschaft würden Unterneh- schiedlichen Aufgabenstellungen und Grundfinan- sein, bedürfe die Einrichtung demnach dringend grö- sulting Group das geforderte Gesamtkonzept (auch: mensfusionen stets aus Gründen der höheren Effizienz zierungen der Institutionen durch das Land bezie- ßerer Autonomie in personalrechtlichen Belangen. Zielkonzept) für die KIT-Gründung. An der Kon- vorgenommen, mit dem Bestreben, die Kosten zu sen- hungsweise durch den Bund wird es auch nach der Sonst könne man im internationalen Wettbewerb um Unterzeichnung des KIT-Gründungsvertrages kaum die Spitzenleute nicht mithalten. Das Bundesland Ba- 37 Vgl. KIT 2007: Presseinformation 1, S. 3. möglich sein, eine einheitliche Finanzierungsgrund- den-Württemberg, so die Vermutung, werde auf solche 38 A.a.O. lage zu schaffen. Wünsche eingehen und entsprechende Klauseln ein- 39 „Mit dem gleichen Anspruch, mit dem wir uns um Höchstleistungen für unsere Kunden bemühen, realisieren wir P rojekte, die oft Vorbildfunktion bekommen oder Signalwirkung entfalten. (...) Allein zwischen 1994 und 2003 hat BCG weltweit 41 Der hier behauptete Unterschied der Ziele von Fusionen in der Wirtschaft einerseits und in der Wissenschaft ande- rund 200 so genannte Pro-bono-Projekte durchgeführt.“ Vgl. The Boston Consulting Group (2007): BCG stellt sich vor: rerseits ist kritisch zu betrachten. Auch bei der Zusammenführung zweier wissenschaftlicher Einrichtungen geht es um Corporate Citizenship. http://www.bcg.de/bcg/csr/citizenship/index.jsp (06.08.08). Kosteneinsparungen mittels des effizienten Einsatzes von Ressourcen. 40 Zitiert nach den Aussagen Wörtlers in der Pressekonferenz zur Vorstellung des KIT am 17. Juli 2007. 42 Vgl. FZK: Daten und Fakten über das KIT. 18 Meike Rehburg | Verbündete im Wettbewerb | Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 Neue Formen der Kooperation am Beispiel des KIT 19
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