Fachanforderungen Wirtschaft/Politik - Allgemein bildende Schulen Sekundarstufe I Sekundarstufe II - Max-Planck-Schule-Kiel
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Ministerium für Schule und Berufsbildung Fachanforderungen Wirtschaft/Politik Allgemein bildende Schulen Sekundarstufe I Sekundarstufe II Schleswig-Holstein. Der echte Norden. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 1
Impressum Herausgeber: Ministerium für Schule und Berufsbildung des Landes Schleswig-Holstein Postfach 7124, 24171 Kiel Kontakt: pressestelle@bimi.landsh.de Layout: Stamp Media im Medienhaus Kiel, Ringstraße 19, 24114 Kiel, www.stamp-media.de Druck: Schmidt & Klaunig im Medienhaus Kiel, Ringstraße 19, 24114 Kiel, www.schmidt-klaunig.de Kiel, Juli 2016 Die Landesregierung im Internet: www.schleswig-holstein.de Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der schleswig-holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.
Fachanforderungen Wirtschaft/Politik Allgemein bildende Schulen Sekundarstufe I Sekundarstufe II
INHALT Inhalt I Allgemeiner Teil...................................................................................................................................................................... 6 1 Geltungsbereich und Regelungsgehalt..................................................................................................................................... 6 2 Lernen und Unterricht.................................................................................................................................................................. 8 2.1 Kompetenzorientierung......................................................................................................................................................... 8 2.2 Auseinandersetzung mit Kernproblemen des gesellschaftlichen Lebens....................................................................... 8 2.3 Leitbild Unterricht................................................................................................................................................................... 9 2.4 Aufgabenfelder von besonderer Bedeutung...................................................................................................................... 9 3 Grundsätze der Leistungsbewertung....................................................................................................................................... 11 II Fachanforderungen Wirtschaft/Politik Sekundarstufe I........................................................................... 12 1 Das Fach Wirtschaft/Politik in der Sekundarstufe I................................................................................................................ 12 1.1 Grundlagen und Lernausgangslage.................................................................................................................................. 12 1.2 Beitrag des Faches Wirtschaft/Politik zur allgemeinen und fachlichen Bildung........................................................... 12 1.3 Didaktische Leitlinien........................................................................................................................................................... 12 1.4 Anforderungsebenen und Anforderungsbereiche.......................................................................................................... 13 2 Kompetenzbereiche................................................................................................................................................................... 15 2.1 Erschließungskompetenz.................................................................................................................................................... 16 2.2 Sachurteilskompetenz.......................................................................................................................................................... 17 2.3 Werturteilskompetenz.......................................................................................................................................................... 18 2.4 Handlungskompetenz.......................................................................................................................................................... 19 3 Themen und Inhalte des Unterrichts........................................................................................................................................ 20 Themenbereich 1: Politik betrifft uns........................................................................................................................................ 21 Themenbereich 2: Jugendliche in einer sich wandelnden Gesellschaft.............................................................................. 22 Themenbereich 3: Wirtschaft betrifft uns................................................................................................................................. 23 Themenbereich 4: Begegnungen mit der Arbeitswelt und Berufsorientierung................................................................. 24 4 Schulinternes Fachcurriculum................................................................................................................................................... 25 5 Leistungsbewertung................................................................................................................................................................... 27 III Fachanforderungen Wirtschaft/Politik Sekundarstufe II........................................................................ 28 1 Das Fach Wirtschaft/Politik in der Sekundarstufe II............................................................................................................... 28 1.1 Grundlagen und Lernausgangslage.................................................................................................................................. 28 1.2 Beitrag des Faches Wirtschaft/Politik zur allgemeinen und fachlichen Bildung........................................................... 28 4 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
INHALT 1.3 Didaktische Leitlinien........................................................................................................................................................... 28 1.4 Anforderungsniveaus und Anforderungsbereiche........................................................................................................... 29 2 Kompetenzbereiche................................................................................................................................................................... 30 2.1 Erschließungskompetenz.................................................................................................................................................... 31 2.2 Sachurteilskompetenz.......................................................................................................................................................... 31 2.3 Werturteilskompetenz.......................................................................................................................................................... 32 2.4 Handlungskompetenz.......................................................................................................................................................... 32 3 Themen und Inhalte des Unterrichts........................................................................................................................................ 33 Einführungsphase....................................................................................................................................................................... 34 E1: Die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland.................................................................................................. 34 E2: Gesellschaftliche Herausforderungen im 21. Jahrhundert.......................................................................................... 35 E3: Die Soziale Marktwirtschaft zwischen Kontinuität und Wandel................................................................................... 36 Qualifikationsphase.................................................................................................................................................................... 37 Q1.1: Wirtschaftspolitik im Spannungsfeld zwischen Markt und Staat............................................................................. 37 Q1.2: Europa in Gegenwart und Zukunft............................................................................................................................. 38 Q2.1: Internationale Friedens- und Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert...................................................................... 39 Q2.2: Die Zukunft des Sozialstaates...................................................................................................................................... 40 Q2.3: Der Prozess der Globalisierung: Dimensionen und Akteure.................................................................................. 41 Q2.4: Medien und Politik........................................................................................................................................................ 42 Q2.5: Ökonomie und Ökologie............................................................................................................................................. 43 4 Schulinternes Fachcurriculum................................................................................................................................................... 44 5 Leistungsbewertung................................................................................................................................................................... 44 5.1 Bewertungskriterien für Unterrichtsbeiträge..................................................................................................................... 45 5.2 Klassenarbeiten und gleichwertige Leistungsnachweise................................................................................................ 45 6 Die Abiturprüfung im Fach Wirtschaft/Politik......................................................................................................................... 46 6.1 Die schriftliche Abiturprüfung............................................................................................................................................. 46 6.2 Die mündliche Abiturprüfung............................................................................................................................................. 47 6.3 Die Präsentationsprüfung.................................................................................................................................................... 47 IV Anhang.................................................................................................................................................................................... 50 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 5
ALLGEMEINER TEIL 1 Geltungsbereich und Regelungsgehalt I Allgemeiner Teil 1 Geltungsbereich und Regelungsgehalt Vorgaben der Fachanforderungen Die Fachanforderungen beschreiben die didaktischen Die Fachanforderungen gelten für die Sekundarstufe I Grundlagen der jeweiligen Fächer und den spezifischen und die Sekundarstufe II aller weiterführenden allgemein Beitrag der Fächer zur allgemeinen und fachlichen bildenden Schulen in Schleswig-Holstein. Sie sind Lehr- Bildung. Darauf aufbauend legen sie fest, was Schüle- pläne im Sinne des Schulgesetzes (SchulG). Die Fachan- rinnen und Schüler jeweils am Ende der Sekundarstufe I forderungen gehen von den pädagogischen Zielen beziehungsweise am Ende der Sekundarstufe II wissen und Aufgaben aus, wie sie im Schleswig-Holsteinischen und können sollen. Aus diesem Grund sind die Fachan- Schulgesetz formuliert sind. In allen Fächern, in denen forderungen abschlussbezogen formuliert. Die fachlichen die Kultusministerkonferenz (KMK) Bildungsstandards Anforderungen werden als Kompetenz- beziehungswei- beschlossen hat, liegen diese den Fachanforderungen se Leistungserwartungen beschrieben und mit Inhalten zugrunde. Sie berücksichtigen auch die stufenbezogenen verknüpft. Vereinbarungen der KMK. In den Fachanforderungen für die Sekundarstufe I werden Die Fachanforderungen sind in einen für alle Fächer die angestrebten Kompetenzen und die zentralen Inhalte geltenden allgemeinen Teil und einen fachspezifischen auf drei Anforderungsebenen ausgewiesen: Teil gegliedert. Der fachspezifische Teil ist nach Sekundar- ∙ Erster allgemeinbildender Schulabschluss (ESA): Die stufe I und Sekundarstufe II unterschieden. Alle Teile sind Anforderungsebene beschreibt die Regelanforderun- inhaltlich aufeinander bezogen. Sie stellen den verbind- gen für den Erwerb des ESA; diese sind in den weiteren lichen Rahmen für die pädagogische und unterrichtliche Anforderungsebenen enthalten. Arbeit dar. ∙ Mittlerer Schulabschluss (MSA): Die Anforderungse- bene beschreibt die über den ESA hinausgehenden In der Sekundarstufe I zielt der Unterricht sowohl auf den Regelanforderungen für den Erwerb des MSA. Erwerb von Allgemeinbildung als auch auf die Berufs- ∙ Übergang in die Oberstufe: Die Anforderungsebene orientierung der Schülerinnen und Schüler. Sie können beschreibt die über den MSA hinausgehenden Regelan- am Ende der neunten Jahrgangsstufe den Ersten allge- forderungen für den Übergang in die Oberstufe. meinbildenden Schulabschluss, am Ende der zehnten Jahrgangsstufe den Mittleren Schulabschluss oder die Der Unterricht in der Sekundarstufe I der Gemeinschafts- Versetzung in die Sekundarstufe II erlangen. schule führt Schülerinnen und Schüler entsprechend ihres Leistungsvermögens zum Ersten allgemeinbildenden In der Sekundarstufe II zielt der Unterricht auf eine vertief- Schulabschluss, zum Mittleren Schulabschluss und zum te Allgemeinbildung, die Vermittlung wissenschaftspropä- Übergang in die Oberstufe und muss daher allen Anfor- deutischer Grundlagen und auf das Erreichen der allgemei- derungsebenen gerecht werden. nen Berufs- und Studierfähigkeit. In der Sekundarstufe II können die Schülerinnen und Schüler den schulischen Teil Der Unterricht in der Sekundarstufe I am Gymnasium zielt der Fachhochschulreife oder mit bestandener Abiturprü- auf einen erfolgreichen Übergang in die Oberstufe, so fung die Allgemeine Hochschulreife erlangen. dass die Anforderungen für den Übergang in die Ober- stufe vorrangig zu berücksichtigen sind. Am Gymnasium erwerben Schülerinnen und Schüler den Mittleren Schulabschluss mit der Versetzung in die Jahr- Die Fachanforderungen dienen der Transparenz und Ver- gangsstufe 11. gleichbarkeit. Sie gewährleisten die Durchlässigkeit und Mobilität im Schulwesen. 6 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
ALLGEMEINER TEIL 1 Geltungsbereich und Regelungsgehalt Die Lehrkräfte gestalten den Unterricht und die damit verbundene Unterstützung der Persönlichkeitsentwick- lung in eigener pädagogischer Verantwortung. Sie berücksichtigen bei der konkreten Ausgestaltung der Fachanforderungen die Beschlüsse der Schulkonferenz zu Grundsatzfragen und dabei insbesondere die Beschlüsse der Fachkonferenz zur Abstimmung des schulinternen Fachcurriculums. Mit ihren Vorgaben bilden die Fachan- forderungen den Rahmen für die Fachkonferenzarbeit in den Schulen. Innerhalb dieser Rahmenvorgaben besitzen die Schulen und auch die Fachkonferenzen Gestaltungs- freiheit bezüglich der Umsetzung der Kontingentstunden- tafel, der Lern- und Unterrichtsorganisation, der pädago- gisch-didaktischen Konzepte wie auch der inhaltlichen Schwerpunktsetzungen. Die Fachanforderungen verzich- ten auf kleinschrittige Detailregelungen. Aufgabe der schulinternen Fachcurricula ist es, die Kernin- halte und Kompetenzen, die in den Fachanforderungen auf den jeweiligen Abschluss bezogen ausgewiesen sind, über die einzelnen Jahrgangsstufen hinweg aufzubauen. Die schulinternen Fachcurricula bilden die Planungs- grundlage für den Fachunterricht und enthalten konkrete Beschlüsse über ∙ anzustrebende Kompetenzen für die einzelnen Jahr- gangsstufen, ∙ Schwerpunktsetzungen, die Verteilung und Gewichtung von Unterrichtsinhalten und Themen, ∙ fachspezifische Methoden, ∙ angemessene mediale Gestaltung des Unterrichts, ∙ Diagnostik, Differenzierung und Förderung, Leistungs- messung und Leistungsbewertung, ∙ Einbeziehung außerunterrichtlicher Lernangebote und Ganztagsangebote. Die Fachcurricula berücksichtigen die Prinzipien des fächerverbindenden und fächerübergreifenden wie auch des themenzentrierten Arbeitens. Die Fachcurricula wer- den evaluiert und weiterentwickelt. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 7
ALLGEMEINER TEIL 2 Lernen und Unterricht 2 Lernen und Unterricht nehmen. Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, selbstständig und sozial verantwortlich zu handeln. Sie Ziel des Unterrichts ist der systematische, alters- und setzen sich mit den Vorstellungen der anderen kritisch entwicklungsgemäße Erwerb von Kompetenzen. Der und auch selbstkritisch auseinander, hören einander zu Unterricht fördert die kognitiven, emotionalen, sozialen, und gehen aufeinander ein. Sie können konstruktiv und kreativen und körperlichen Fähigkeiten der Schülerinnen erfolgreich mit anderen zusammenarbeiten. und Schüler. Er vermittelt ihnen kulturelle und gesell- ∙ Methodenkompetenz meint die Fähigkeit, Aufgaben schaftliche Orientierung und ermuntert sie dazu, eigen- selbstständig zu bearbeiten. Schülerinnen und Schüler ständig zu denken und vermeintliche Gewissheiten, kultu- verfügen über grundlegende Arbeitstechniken und relle Wertorientierungen und gesellschaftliche Strukturen Methoden; dazu gehört auch die sichere Nutzung der auch kritisch zu überdenken. Unterricht trägt dazu bei, Informationstechnologie. Sie wählen Verfahrensweisen Bereitschaft zur Empathie zu entwickeln, und fördert die und Vorgehensweisen selbstständig und wenden me- Fähigkeit, die eigenen Überzeugungen und das eigene thodische Kenntnisse sinnvoll auf unbekannte Sachver- Weltbild in Frage zu stellen. Er unterstützt die Schülerin- halte an. Sie können Sachverhalte sprachlich differenziert nen und Schüler dabei, Unsicherheiten auszuhalten und darstellen. Selbstvertrauen zu erwerben. Die fortschreitende Entwicklung und Ausbildung dieser 2.1 Kompetenzorientierung überfachlichen Kompetenzen ermöglicht es den Schüle- rinnen und Schülern, Lernprozesse zunehmend selbst zu In den Fachanforderungen wird ein Kompetenzbegriff ver- gestalten, das heißt: zu planen, zu steuern, zu analysieren wendet, der das Wissen und Können, die Fähigkeiten und und zu bewerten. Fertigkeiten eines Menschen umfasst. Das schließt die Bereitschaft ein, das Wissen und Können in unterschiedli- 2.2 Auseinandersetzung mit Kernproblemen des chen Situationen zur Bewältigung von Herausforderungen gesellschaftlichen Lebens und zum Lösen von Problemen anzuwenden. Die Fachan- forderungen sind in diesem Sinne auf die Darstellung der Schülerinnen und Schüler werden durch die Auseinander- angestrebten fachbezogenen Kompetenzen fokussiert. setzung mit Kernproblemen des sozio-kulturellen Lebens in die Lage versetzt, Entscheidungen für die Zukunft zu Über die fachbezogenen Kompetenzen hinaus fördert der Un- treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das eigene Han- terricht aller Fächer den Erwerb überfachlicher Kompetenzen: deln auf andere Menschen, auf künftige Generationen, ∙ Selbstkompetenz meint die Fähigkeit, die eigene Situ- auf die Umwelt oder das Leben in anderen Kulturen aus- ation wahrzunehmen und für sich selbst eigenständig wirkt. Die Kernprobleme beschreiben Herausforderungen, zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Die die sich sowohl auf die Lebensgestaltung des Einzelnen Schülerinnen und Schüler artikulieren eigene Bedürf- als auch auf das gemeinsame gesellschaftliche Handeln nisse und Interessen differenziert und reflektieren diese beziehen. selbstkritisch. Dazu gehört die Bereitschaft, vermeintli- che Gewissheiten, das eigene Denken und das eigene Die Auseinandersetzung mit Kernproblemen richtet sich Weltbild kritisch zu reflektieren und Unsicherheiten insbesondere auf: auszuhalten. Bezogen auf das Lernen bedeutet Selbst- ∙ Grundwerte menschlichen Zusammenlebens: Men- kompetenz, Lernprozesse selbstständig zu planen und schenrechte, das friedliche Zusammenleben in einer durchzuführen, Lernergebnisse zu überprüfen, ggf. zu Welt mit unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Gesell- korrigieren und zu bewerten. schaftsformen, Völkern und Nationen ∙ Sozialkompetenz meint die Fähigkeit, die Bedürfnisse ∙ Nachhaltigkeit der ökologischen, sozialen und ökonomi- und Interessen der Mitlernenden empathisch wahrzu- schen Entwicklung: Erhalt der natürlichen Lebensgrund- 8 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
ALLGEMEINER TEIL 2 Lernen und Unterricht lagen, Sicherung und Weiterentwicklung der sozialen, meinsam beschult und ihren Unterricht auf eine Schüler- wirtschaftlichen und technischen Lebensbedingungen schaft in der ganzen Bandbreite ihrer Heterogenität aus- im Kontext der Globalisierung richtet. Diese Heterogenität bezieht sich nicht allein auf ∙ Gleichstellung und Diversität: Entfaltungsmöglichkeiten Behinderung oder sonderpädagogischen Förderbedarf. der Geschlechter, Wahrung des Gleichberechtigungsge- Sie steht generell für Vielfalt und schließt beispielsweise bots, Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt die Hochbegabung ebenso ein wie den Migrationshin- ∙ Partizipation: Recht aller Menschen zur verantwortungs- tergrund oder unterschiedliche soziale Ausgangslagen. vollen Mit-Gestaltung ihrer sozio-kulturellen, politischen ∙ Sonderpädagogische Förderung: Auch die Förderung und wirtschaftlichen Lebensverhältnisse von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogi- schem Förderbedarf orientiert sich an den Fachanfor- 2.3 Leitbild Unterricht derungen. Das methodische Instrument dafür ist der Förderplan, der in Ausrichtung auf die individuelle Guter Unterricht Situation und den sonderpädagogischen Förderbedarf ∙ fördert gezielt die Freude der Schülerinnen und Schüler einer Schülerin oder eines Schülers und in Zusammen- am Lernen und die Entwicklung fachlicher Interessen, arbeit mit einem Förderzentrum erstellt, umgesetzt und ∙ lässt Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit erfahren, evaluiert wird. ∙ vermittelt Wertorientierungen, ∙ Durchgängige Sprachbildung: Die Vermittlung schul- ∙ fördert nicht allein die intellektuellen und kognitiven und bildungsrelevanter sprachlicher Fähigkeiten Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, sondern (Bildungssprache) erfolgt im Unterricht aller Fächer. Das auch ihre sozialen und emotionalen, kreativen und kör- Ziel ist, die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder und perlichen Potenziale, Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, un- ∙ ermöglicht den Schülerinnen und Schülern durch pas- abhängig von ihrer Erstsprache, im Schriftlichen wie im sende Lernangebote, die auf ihre individuellen Voraus- Mündlichen systematisch auf- und auszubauen. Das setzt setzungen und ihr Vorwissen abgestimmt sind, einen entsprechenden Wortschatz und die Kenntnis bildungs- systematischen − alters- und entwicklungsgerechten − sprachlicher grammatischer Strukturen voraus. Erwerb von Wissen und Können sowie die Chance, Leis- Die Lehrkräfte planen und gestalten den Unterricht mit tungserwartungen zu erfüllen, Blick auf die Sprachebene Bildungssprache und stellen ∙ fördert und fordert eigene Lernaktivität der Schülerinnen die Verbindung von Alltags-, Bildungs- und Fachsprache und Schüler, vermittelt Lernstrategien und unterstützt explizit her. Alle Schülerinnen und Schüler werden an die Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen, die Besonderheiten von Fachsprachen und an fachspe- ∙ zielt auf nachhaltige Lernprozesse, zifische Textsorten herangeführt. Deshalb ist Fachun- ∙ bietet Gelegenheit, das Gelernte in ausreichender Form terricht auch stets Sprachunterricht auf bildungs- und systematisch einzuüben, anzuwenden und zu festigen. fachsprachlichem Niveau. ∙ Kulturelle Bildung: Kulturelle Bildung ist unverzichtbarer 2.4 Aufgabenfelder von besonderer Bedeutung Teil der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung, die den Einzelnen zur Mitgestaltung gesellschaftlicher Pro- Folgende Aufgabenfelder von besonderer Bedeutung, zesse befähigt. Der Zusammenarbeit mit professionellen die sich aus den pädagogischen Zielen des Schulgeset- Künstlerinnen, Künstlern und Kulturschaffenden auch an zes ergeben, sind nicht dem Unterricht einzelner Fächer außerschulischen Lernorten kommt hierbei eine beson- zugeordnet. Sie sind im Unterricht aller Fächer zu berück- dere Bedeutung zu. sichtigen: ∙ Niederdeutsch und Friesisch: Seinem Selbstverständnis ∙ Inklusive Schule: Die inklusive Schule zeichnet sich da- nach ist Schleswig-Holstein ein Mehrsprachenland, in durch aus, dass sie in allen Schularten und Schulstufen dem Regional- und Minderheitensprachen als kultureller Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung ge- Mehrwert begriffen werden. Für die Bildungseinrich- FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 9
ALLGEMEINER TEIL 2 Lernen und Unterricht tungen des Landes erwächst daraus die Aufgabe, das Niederdeutsche und das Friesische zu fördern und zu seiner Weiterentwicklung beizutragen. ∙ Medienbildung: Medien sind Bestandteil aller Lebens- bereiche; wesentliche Teile der Umwelt sind nur medial vermittelt zugänglich. Schülerinnen und Schüler sollen in die Lage versetzt werden, selbstbestimmt, sachgerecht, sozial verantwortlich, kommunikativ und kreativ mit den Medien umzugehen. Dazu gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Bild von Wirklichkeit, das medial erzeugt wird. Schülerinnen und Schüler sollen den Einfluss der Medien reflektieren und dabei erken- nen, dass Medien (Nachrichten, Zeitungen, Bücher, Filme etc.) immer nur eine Interpretation, eine Lesart von Wirklichkeit bieten, und sie sollen sich bewusst werden, dass ihr vermeintlich eigenes Bild von Wirklichkeit durch die Medien (mit-)bestimmt wird. ∙ Berufs- und Studienorientierung: Diese ist integrativer Bestandteil im Unterricht aller Fächer und Jahrgangsstu- fen. Sie hat einen deutlichen Praxisbezug, zum Beispiel Betriebspraktika, schulische Veranstaltungen am Lernort Betrieb. Die Schulen haben ein eigenes Curriculum zur Berufs- und Studienorientierung, sie gewährleisten in Zusammenarbeit mit ihren Partnern, wie zum Beispiel der Berufsberatung, eine kontinuierliche Unterstützung der beruflichen Orientierung der Schülerinnen und Schüler. Ziel ist, dass alle Schülerinnen und Schüler nach dem Schulabschluss einen beruflichen Anschluss finden. 10 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
ALLGEMEINER TEIL 3 Grundsätze der Leistungsbewertung 3 Grundsätze der Leistungsbewertung rinnen und Schüler, die vorübergehend an der Teilnah- me am Unterricht beeinträchtigt sind. Leistungsbewertung wird verstanden als Dokumentation ∙ Bei Schülerinnen und Schülern, deren Zweitsprache und Beurteilung der individuellen Lernentwicklung und Deutsch ist, kann die Schule wegen zu geringer Deutsch- des jeweils erreichten Leistungsstands. Sie erfasst alle in kenntnisse auf eine Leistungsbewertung in bestimmten den Fachanforderungen ausgewiesenen Kompetenzbe- Fächern verzichten. reiche und berücksichtigt sowohl die Prozesse als auch ∙ Besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschrei- die Ergebnisse schulischen Arbeitens und Lernens. Die ben wird durch Ausgleichs- und Fördermaßnahmen Beurteilung von Leistungen dient der kontinuierlichen gemäß Erlass begegnet. Rückmeldung an Schülerinnen, Schüler und Eltern, zudem ist sie für die Lehrkräfte eine wichtige Grundlage für Leistungsbewertung im Zeugnis Förderungs- und Beratungsstrategien. Die individuelle Die Leistungsbewertung im Zeugnis ist das Ergebnis Leistungsbewertung erfüllt neben der diagnostischen einer sowohl fachlichen als auch pädagogischen Abwä- auch eine ermutigende Funktion. gung der erbrachten Unterrichtsbeiträge und ggf. Leis- Kriterien und Verfahren der Leistungsbewertung werden tungsnachweise. Es ist sicherzustellen, dass die Bewertung den Schülerinnen, Schülern und Eltern vorab offengelegt für die Unterrichtsbeiträge auf einer ausreichenden Zahl und erläutert. Schülerinnen und Schüler erhalten eine unterschiedlicher Formen von Unterrichtsbeiträgen beruht. kontinuierliche Rückmeldung über den Leistungsstand. Bei der Gesamtbewertung hat der Bereich der Unterrichts- Diese erfolgt so rechtzeitig, dass die Schülerinnen und beiträge ein stärkeres Gewicht als der Bereich der Leis- Schüler die Möglichkeit haben, aus der Rückmeldung tungsnachweise. Fachspezifische Hinweise zur Leistungs- zukünftige Lern- und Arbeitsstrategien abzuleiten. bewertung werden in den Fachanforderungen ausgeführt. In der Leistungsbewertung werden zwei Beurteilungsbereiche Vergleichsarbeiten unterschieden: Unterrichtsbeiträge und Leistungsnachweise. Vergleichsarbeiten in den Kernfächern sind länderübergrei- ∙ Unterrichtsbeiträge umfassen alle Leistungen, die sich auf fend konzipiert und an den KMK- Bildungsstandards ori- die Mitarbeit und Mitgestaltung im Unterricht oder im un- entiert. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, ob und terrichtlichen Kontext beziehen. Zu ihnen gehören sowohl inwieweit Schülerinnen und Schüler die in den Bildungs- mündliche als auch praktische und schriftliche Leistungen. standards formulierten Leistungserwartungen erfüllen. ∙ Leistungsnachweise werden in Form von Klassenarbeiten Vergleichsarbeiten dienen in erster Linie der Selbst und Leistungsnachweisen, die diesen gleichwertig sind, evaluation der Schule. Sie ermöglichen die Identifikation erbracht; sie decken die verbindlichen Leistungserwar- von Stärken und Entwicklungsbedarfen von Lerngruppen. tungen der Fächer und die Kompetenzbereiche ange- Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten werden schulintern messen ab. Art und Zahl der in den Fächern zu erbrin- ausgewertet. Die Auswertungen sind Ausgangspunkt für genden Leistungsnachweise werden per Erlass geregelt. Strategien und Maßnahmen der Unterrichtsentwicklung. Vergleichsarbeiten gehen nicht in die Leistungsbewer- Besondere Regelungen tung der einzelnen Schülerinnen und Schüler ein. Die Teil- ∙ Für Schülerinnen und Schüler mit anerkanntem sonder- nahme an den Vergleichsarbeiten ist per Erlass geregelt. pädagogischen Förderbedarf, die zieldifferent unter- richtet werden, wird ein Förderplan mit individuell zu Zentrale Abschlussprüfungen erreichenden Leistungserwartungen aufgestellt. Im Rahmen der Prüfungen zum Erwerb des Ersten allge- ∙ Werden Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogi- meinbildenden Schulabschlusses, des Mittleren Schulab- schem Förderbedarf entsprechend den Anforderungen schlusses und der Allgemeinen Hochschulreife werden in der allgemein bildenden Schule unterrichtet, hat die einigen Fächern Prüfungen mit zentraler Aufgabenstellung Schule der Beeinträchtigung angemessen Rechnung zu durchgeführt. Die Prüfungsregelungen richten sich nach tragen (Nachteilsausgleich). Dies gilt ebenso für Schüle- den Fachanforderungen und den KMK-Bildungsstandards. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 11
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 1 Das Fach Wirtschaft/Politik in der Sekundarstufe I II Fachanforderungen Wirtschaft/Politik Sekundarstufe I 1 Das Fach Wirtschaft/Politik in der Sekundarstufe I der Schülerinnen und Schüler. Sie bietet Anknüpfungs- punkte zur Auseinandersetzung mit den Kernproblemen: 1.1 Grundlagen und Lernausgangslage ∙ Grundwerte menschlichen Zusammenlebens ∙ Nachhaltigkeit der ökologischen, sozialen und wirt- Der Unterricht im Fach Wirtschaft/Politik beginnt in den schaftlichen Entwicklung Gemeinschaftsschulen und den Gymnasien in der Regel ∙ Gleichstellung und Diversität in Jahrgangsstufe 8. Er umfasst in der Sekundarstufe I im ∙ Partizipation. achtjährigen Bildungsgang am Gymnasium zwei Schuljah- re, in neunjährigen Bildungsgängen drei Schuljahre. Kernprobleme sind stets kontrovers und dementspre- chend auch im Unterricht kontrovers zu behandeln. Das Zu diesem Zeitpunkt haben die Schülerinnen und Schüler Fach Wirtschaft/Politik zielt darauf ab, politische, gesell- mit Geschichte und Geographie oder mit Weltkunde Fä- schaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen und Prob- cher aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Aufgaben- leme sowie deren Wechselwirkungen mehrperspektivisch feld im Umfang von mindestens zwei Schuljahren kennen- zu untersuchen und kriteriengeleitet zu beurteilen. Dabei gelernt. Sie sind altersangemessen mit fachspezifischen geht es um die Nachvollziehbarkeit des methodischen Methoden des Aufbaus von Wissen, seiner Anwendung Vorgehens, den verantwortungsvollen und zielgerichteten und Beurteilung vertraut. Umgang mit Medien, die fachliche Folgerichtigkeit der Argumentation, die Nachvollziehbarkeit und Differenzie- Die allgegenwärtige Präsenz von Fragestellungen aus den rung eigener Urteile, die Reflexion des eigenen Urteils; Feldern Politik, Gesellschaft und Wirtschaft bereitet einen einmündend in die Bereitschaft und Fähigkeit im öffentli- Boden für grundsätzliches Interesse der Schülerinnen und chen Leben aktiv mitzuwirken. Schüler, das sich unsystematisch und geprägt durch per- sönliche Erfahrungen, zum Beispiel in unterschiedlichen 1.3 Didaktische Leitlinien Strukturen des Aufwachsens und der Sozialisation, mit der Rolle als Mitglied der Schulgemeinschaft, eines Sportver- Die Fachanforderungen beschreiben das erforderliche eins, als Konsument, äußert. Wissen und Können der Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zum Das Fach Wirtschaft/Politik greift dieses Interesse und die Erreichen des Ersten allgemeinbildenden Schulabschlus- vielfältigen perspektivgebundenen Einzelerfahrungen der ses (ESA), des Mittleren Schulabschlusses (MSA) und Schülerinnen und Schüler aus ihrer Lebenswelt auf. Sie des Übergangs in die Oberstufe (ÜO). Sie dienen den sind Anknüpfungspunkt und Grundlage für die Ausbil- Fachkonferenzen als Grundlage für die Erarbeitung des dung von Kompetenzen. schulinternen Fachcurriculums. Dazu gehört auch, wie Leistungsdifferenzierungen, die in besonderem Maße an 1.2 Beitrag des Faches Wirtschaft/Politik zur allgemeinen Gemeinschaftsschulen erforderlich sind, inhaltlich und und fachlichen Bildung methodisch umzusetzen sind. Die Themen der Sekundar- stufe I bilden die Basis für den spiralcurricularen Aufbau Das übergeordnete Ziel des Faches Wirtschaft/Politik ist des Unterrichts. die Befähigung der Schülerinnen und Schüler in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft als mündige Bürgerinnen und Grundlage für die Planung und Durchführung des Unter- Bürger kommunikativ und partizipativ zu handeln. Daraus richts ist die Problem- und Kompetenzorientierung. Dem folgt, dass alle Schülerinnen und Schüler der Sekundar- Beutelsbacher Konsens entsprechend sind in Wissen- stufe I, unabhängig vom angestrebten oder erreichbaren schaft, Gesellschaft und Politik kontrovers diskutierte Schulabschluss, eine entsprechende fachliche Grundbil- Sachverhalte auch im Unterricht als kontrovers zu themati- dung erhalten. Ausgangspunkt ist dabei die Lebenswelt sieren. Es gilt das Überwältigungsverbot. 12 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 1 Das Fach Wirtschaft/Politik in der Sekundarstufe I Ziel ist der Aufbau folgender Kompetenzen: Anforderungsbereich II (AFB II): ∙ Erschließungskompetenz Der Anforderungsbereich II umfasst das selbstständige ∙ Sachurteilskompetenz Erklären, Bearbeiten und Ordnen bekannter ∙ Werturteilskompetenz fachspezifischer Inhalte und das angemessene ∙ Handlungskompetenz Anwenden gelernter Inhalte und Methoden auf andere Sachverhalte. Anforderungsbereich III (AFB III): Der Anforderungsbereich III umfasst den reflexiven Umgang mit neuen Problemstellungen, den eingesetzten Methoden und gewonnenen Erkenntnissen, um zu Begründungen, Folgerungen, Beurteilungen und Handlungsoptionen zu gelangen. Im Unterricht müssen für jede Schülerin und jeden Schü- ler die Anforderungsbereiche I, II und III angemessen angeboten und entsprechende Leistungen von ihnen eingefordert werden. Das ist unabhängig von der Anfor- derungsebene, auf der sich die Lernenden individuell befinden, zu gewährleisten. 1.4 Anforderungsebenen und Anforderungsbereiche Den Anforderungsbereichen zugeordnet sind Operatoren (siehe Anhang). Diese dienen dazu, den Schülerinnen und Für die Sekundarstufe I werden die angestrebten Kompe- Schülern die Anforderungen der Aufgabenstellung(en) tenzen auf drei Anforderungsebenen ausgewiesen: transparent zu machen. Der Umgang mit den Operatoren ∙ Erster allgemeinbildender Abschluss (ESA) wird im Laufe der Sekundarstufe I vermittelt und eingeübt. ∙ Mittlerer Schulabschluss (MSA) ∙ Übergang Oberstufe (ÜO) In der folgenden Tabelle werden den Operatoren der Anforderungsbereiche (AFB) zur Verdeutlichung der je- Für die Gestaltung des Unterrichts, die Erstellung von weiligen Anforderungsebene (ESA, MSA, ÜO) Indikatoren Aufgaben und die Bewertung von Unterrichtsbeiträgen zugeordnet. So wird beim Operator „beschreiben“ aus und Leistungsnachweisen sind auf allen drei Anforde- dem AFB I für die Anforderungsebene ESA „nachvollzieh- rungsebenen die folgenden Anforderungsbereiche zu bares Beschreiben“, für den MSA „eindeutiges Beschrei- berücksichtigen: ben“ und für den ÜO „differenziertes Beschreiben“ erwartet. In dieser Weise können alle Operatoren diffe- Anforderungsbereich I (AFB I): renziert der jeweiligen Anforderungsebene angepasst Der Anforderungsbereich I umfasst das Wiedergeben werden. und Darstellen von fachspezifischen Sachverhalten aus einem abgegrenzten Gebiet und im gelernten Zusammenhang unter reproduktivem Benutzen geübter Arbeitstechniken. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 13
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 1 Das Fach Wirtschaft/Politik in der Sekundarstufe I Anforderungsebenen und Anforderungsbereiche ESA MSA ÜO AFB I „mit Hilfen“ „größtenteils selbstständig“ „selbstständig“ „grundlegende Inhalte“ „alle wesentlichen Inhalte“ „umfassend“ „nachvollziehbar“ „eindeutig“ „differenziert“ AFB II „mit Hilfen“ „größtenteils selbstständig“ „selbstständig“ „grundlegende „strukturiert“ „in Alternativen denken“ Zusammenhänge“ „gezielte Fragen“ „weiterführende Fragen“ „grundlegende Fragen“ AFB III „nach vorgegebenen „begründet“ „differenziert“ Kategorien“ „selbst gewählter „einen anderen Standpunkt „unter vorgegebenen Standpunkt“ nachvollziehen“ Möglichkeiten auswählen“ 14 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 2 Kompetenzbereiche 2 Kompetenzbereiche urteils- und Handlungskompetenz. Diese Kompetenzen stehen in Wechselwirkung zueinander. Ohne Anwendung Als zentrale Kompetenzen werden Erschließung, Sach- auf konkrete fachliche Inhalte können die einzelnen Kom- urteil, Werturteil und Handlung ausgewiesen. Die Kom- petenzen nicht erworben werden. petenzen sind abschlussbezogen, das heißt für den ESA, den MSA und den ÜO formuliert. Unterricht und Lern- Für die Ausbildung der Urteilskompetenz auf der Ebene prozesse des Faches Wirtschaft/Politik basieren auf dem des Sachurteils und des Werturteils bedarf es einer kriteri- Zusammenspiel von Erschließungs-, Sachurteils-, Wert- engeleiteten Analyse. Kriterien politischer Urteilsbildung1 Sachurteil Werturteil | | z. B. Ereignisse, Konflikte, Entscheidungen, Probleme, Aufgaben, Institutionen | | Kategorie Kriterien Perspektive Kriterien Kategorie Handlungsspielräume Menschenrechte Machtkonstellationen Normen und Werte Wirtschaftlichkeit Akteure Akzeptanz Transparenz Partizipation Effizienz: Legitimität: Nutzenqualität Selbstbestimmung Zweckrationalität Wertrationalität Interessenqualität Adressaten Mitbestimmung Gemeinwohl Funktionsfähigkeit Demokratiequalität Leistungsfähigkeit System Sozialstaatlichkeit Stabilität Gerechtigkeit Während bei den ersten drei Kompetenzen zwischen den einzelnen Abschlüssen differenziert wird, entfällt diese Unterscheidung bei der Handlungskompetenz. Das Fach Wirtschaft/Politik zielt darauf ab, jedem Schüler/ jeder Schülerin, unabhängig vom angestrebten Schulabschluss, den Erwerb kommunikativer und partizipativer Hand- lungskompetenz zu ermöglichen. 1 nach Kremb (2015): Kompaktwissen Politikdidaktik, 3. Aufl., S. 50/51. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 15
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 2 Kompetenzbereiche 2.1 Erschließungskompetenz Die Schülerinnen und Schüler besitzen die Fähigkeit, aus unmittelbaren Erfahrungen und Materialien (Texten, Grafiken, Filmen, Bildern, Karikaturen etc.) Erkenntnisse zu politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen zu gewinnen. Die Schülerinnen und Schüler ... ESA MSA Übergang in die Oberstufe erarbeiten Materialien unter vorge- erarbeiten Materialien unter vorge- erarbeiten Materialien weitgehend gebenen Fragestellungen, Erläute- gebenen Fragestellungen. eigenständig. rungen und Anleitungen. gewinnen angeleitet Erkenntnisse gewinnen Erkenntnisse weitgehend gewinnen eigenständig Erkenntnisse durch einfache Strukturierungen, eigenständig durch Strukturierungen, durch Strukturierungen, Einordnun- Einordnungen und Analysen von Einordnungen und Analysen. gen, Analysen und Vergleiche. Informationen. beschaffen angeleitet Informations- beschaffen weitgehend selbstständig recherchieren und werten Informati- material und werten es aus. Informationsmaterial und werten es onsmaterial eigenständig aus. aus. bereiten Erkundungen und Befra- bereiten Erkundungen und Befra- bereiten Erkundungen und Befragun- gungen vor und führen diese nach gungen vor und führen diese nach gen selbstständig vor und reflektie- festgelegten Kriterien durch. zum Teil selbst erarbeiteten Kriterien ren Durchführung und Ergebnisse. durch. wenden die Zitiertechnik wenden die Zitiertechnik an. wenden die Zitiertechnik an. angeleitet an. 16 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 2 Kompetenzbereiche 2.2 Sachurteilskompetenz Die Schülerinnen und Schüler besitzen die Fähigkeit Sachurteile kriterienorientiert zu entwickeln. Ein Sachurteil bezieht sich auf die Bereiche Politik/Gesellschaft/Wirtschaft. Beurteilt werden bspw. Entscheidungen, Regelungen, Systeme, Entwicklungen, Problemlagen und Handlungsspielräume aus der Perspektive verschiedener Akteure. Die Schülerinnen und Schüler ... ESA MSA Übergang in die Oberstufe beschreiben unter Anleitung politi- beschreiben politische/gesellschaft beschreiben politische/gesellschaft- sche/gesellschaftliche/wirtschaftliche liche/wirtschaftliche Sachverhalte. liche/wirtschaftliche Sachverhalte in Sachverhalte. ihrer Komplexität. ordnen Sachverhalte in ihren ordnen Sachverhalte vergleichend in ordnen Sachverhalte reflektierend in Kontext ein. ihren Kontext ein. ihren Kontext ein. erschließen und beurteilen unter erschließen und beurteilen die Aus- erschließen und beurteilen differen- Anleitung die Aussageabsicht von sageabsicht von Quellen. ziert die Aussageabsicht von Quellen. Quellen. untersuchen Sachurteile hinsichtlich untersuchen Sachurteile hinsichtlich reflektieren Sachurteile hinsichtlich ihrer Begründung. ihrer Begründung. ihrer Begründung. formulieren Sachurteile unter formulieren begründete Sachurteile. formulieren differenziert begründete Anleitung. Sachurteile. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 17
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 2 Kompetenzbereiche 2.3 Werturteilskompetenz Die Schülerinnen und Schüler besitzen die Fähigkeit Werturteile zu fällen, indem sie kriterienorientiert und argumentativ eine Entscheidung, Maßnahme oder Regelung, beispielsweise im Spannungsfeld von Effizienz und Legitimität, beurtei- len. Grundlage eines Werturteils ist ein kriterienorientiertes Sachurteil. Werturteilskompetenz beinhaltet die Fähigkeit und Bereitschaft zu einer selbstständigen, begründeten und an Wert- maßstäben orientierten Beurteilung von politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Problemen, Kontroversen und Konflikten. Als Wertmaßstäbe können beispielsweise dienen: Partizipation, Sozialstaatlichkeit und Gerechtigkeit. Die Schülerinnen und Schüler ... ESA MSA Übergang in die Oberstufe beschreiben bei politischen, gesell- beschreiben bei politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Problemen, schaftlichen, wirtschaftlichen Proble- Kontroversen und Konflikten die Standpunkte und ihre Begründungszusam- men, Kontroversen und Konflikten menhänge von unterschiedlichen Akteuren. unter Anleitung die Standpunkte und ihre Begründungszusammenhänge von unterschiedlichen Akteuren. analysieren unter Anleitung vorlie- analysieren vorliegende Urteile analysieren vorliegende Urteile gende Urteile hinsichtlich ihrer hinsichtlich ihrer Begründung. hinsichtlich ihrer Begründung und Begründung. ordnen ihnen zugrunde liegende politische, gesellschaftliche oder wirt- schaftliche Werthaltungen zu. formulieren unter Anleitung kriterien- formulieren kriterienorientiert und formulieren kriterienorientiert und orientiert eigene Werturteile. weitgehend differenziert eigene differenziert eigene Werturteile. Werturteile. nehmen aus einer bestimmten Per- nehmen aus unterschiedlichen Per- nehmen aus unterschiedlichen Per- spektive Stellung zu politischen, spektiven zu politischen, gesellschaft- spektiven zu politischen, gesellschaft- gesellschaftlichen, wirtschaftlichen lichen, wirtschaftlichen Sachverhalten lichen, wirtschaftlichen Sachverhalten Sachverhalten. weitgehend differenziert Stellung. differenziert Stellung. überprüfen unter Anleitung eigene überprüfen eigene Werturteile an- überprüfen differenziert eigene Wert- Werturteile anhand geltender Nor- hand geltender Normen. urteile anhand geltender Normen. men. besitzen die Fähigkeit eigene Wertur- besitzen die Fähigkeit eigene Wertur- besitzen die Fähigkeit eigene Wertur- teile unter Anleitung zu modifizieren. teile unter Anleitung zu modifizieren. teile zu modifizieren. 18 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 2 Kompetenzbereiche 2.4 Handlungskompetenz Das übergeordnete Ziel des Faches Wirtschaft/Politik ist die Befähigung der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage demokratischer Grundsätze kommunikativ und partizipativ zu handeln. Dabei ist der kommunikative Anteil von Hand- lungskompetenz im Unterricht in höherem Maße realisierbar als die auf reales Handeln abzielende Partizipationsfähigkeit. Es gilt, eigene Positionen zu artikulieren und argumentativ zu vertreten, Positionen anderer nachzuvollziehen und an der Lösung von Problemen mitzuwirken. Handlungskompetenz setzt Entscheidungsfähigkeit voraus und schließt die Bereit- schaft zur Reflexion, zum Kompromiss und zur Toleranz ein. Die Schülerinnen und Schüler … ESA MSA Übergang in die Oberstufe praktizieren demokratisches Verhalten im privaten und öffentlichen Raum. vertreten eigene Interessen in Abwägung zu Interessen anderer. treffen Entscheidungen nach Abwägung verschiedener Standpunkte. entwickeln die Fähigkeit, Kompromisse zu schließen und diese nach demokratischer Willensbildung und Entscheidung zu akzeptieren. entscheiden begründet über die Teilnahme an politischen und gesellschaftlichen Prozessen und Entscheidungen, (z. B. Wahlen, Demonstrationen, Volksabstimmungen). sind fähig, politische Verantwortung auf verschiedenen Ebenen (z. B. Medien, Parteien, Organisationen) zu übernehmen. treffen als wirtschaftliche Akteure begründete Entscheidungen. FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 19
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 3 Themen und Inhalte des Unterrichts 3 Themen und Inhalte des Unterrichts Der Themenbereich 4 „Begegnungen mit der Arbeitswelt und Berufsorientierung“ ist in Abstimmung mit dem schu- Jede Schülerin / jeder Schüler hat, unabhängig vom lischen Curriculum zur Berufs- und Studienorientierung zu angestrebten Schulabschluss (ESA, MSA, Übergang in unterrichten, in dem der Beitrag der einzelnen Fächer zur die Oberstufe), ein Anrecht auf eine Grundbildung in den Querschnittaufgabe der Berufs- und Studienorientierung Bereichen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. festzulegen ist. Die Themenbereiche „Politik betrifft uns“, „Jugendliche in einer sich wandelnden Gesellschaft“ und „Wirtschaft betrifft uns“ sind mit ihren einzelnen Themen für alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I verbindlich. Die Themen sind neutral formuliert, um unterschiedliche Möglichkeiten eines problemorientierten Zugangs zu gewährleisten. Die den Themen zugeordneten Inhalte dienen der Ausgestaltung der Themen. Den Fachschaften obliegt die Festlegung der Schwerpunkte, auch und besonders unter Berücksichtigung des an der Schule zur Verfügung stehenden Zeitbudgets. Wie komplex ein Thema mit seinen Inhalten bearbeitet wird, richtet sich nach den für den ESA, den MSA und den Übergang in die Oberstufe ausgewiesenen verbindlichen Kompetenzen. Im Aufbau wird zwischen „Grundlegenden Inhalten“ und „Vertiefenden Inhalten“ unterschieden. Die „Grundlegen- den Inhalte“ sind für zwei Drittel des in der Stundentafel für das Fach Wirtschaft/Politik vorgesehenen Stundenum- fangs konzipiert. Die „Vertiefenden Inhalte“ haben Angebotscharakter. Ein- zelheiten legt die Fachkonferenz fest, beispielsweise ob die Lehrkraft in eigener pädagogischer Verantwortung – je nach Zusammensetzung der Lerngruppe – „Vertiefende Inhalte“ in den Unterricht integriert oder ob in der restli- chen zur Verfügung stehenden Zeit bestimmte „Vertiefen- de Inhalte“ unterrichtet werden sollen. 20 FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK
FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK SEKUNDARSTUFE I 3 Themen und Inhalte des Unterrichts Themenbereich 1: Politik betrifft uns Themen Grundlegende Inhalte Vertiefende Inhalte Politische Kommunikations- und ∙ Gestaltung und Mitwirkung in der ∙ Elemente direkter Demokratie: Pe- Partizipationsmöglichkeiten Schule: Schülervertretung, Schüler- titionen, Bürgerinitiative, Bürgerbe- zeitung gehren, Bürgerentscheid ∙ Aufgaben und Strukturen der Kom- munalpolitik ∙ Mitwirkungsmöglichkeiten in der Kommunalpolitik: Jugendparlamen- te, Bürgerfragestunde, Bürger- sprechstunde Wahlen ∙ Wahlrecht und Wahlen ∙ Wahlsysteme im Vergleich: ∙ Wahlrechtsgrundsätze Mehrheitswahl und Verhältniswahl ∙ Personalisierte Verhältniswahl ∙ Wahlen mit 16, Kinderwahlrecht Der politische Prozess ∙ Prozesse der Willensbildung ∙ Beteiligungsbereitschaft als Vor- ∙ Parteien und Parteienspektrum aussetzung einer funktionsfähigen ∙ Verbände Demokratie ∙ Medien als vierte Gewalt? ∙ Veränderung der Parteienlandschaft ∙ Bedeutung der neuen Medien ∙ Interessenverbände und Bürgeriniti- ∙ Gesetze und ihre Auswirkungen auf ativen zwischen Partikularinteressen die Lebenswelt und Allgemeinwohl ∙ Lobbyismus und demokratische Politische ∙ Repräsentative Demokratie Entscheidungsprozesse Entscheidungsebenen ∙ Landtag, Bundestag, Bundesrat ∙ Pressefreiheit ∙ Regierung und Opposition ∙ Medien zwischen politischer Kon trolle und politischer Beeinflussung ∙ Abgeordnete zwischen Gewissens- freiheit und Fraktionsdisziplin Die Rechtsordnung ∙ Rechtsstaatliche Grundsätze ∙ Einschränkungen von Freiheitsrechten ∙ Menschen- und Bürgerrechte ∙ Gefährdungen des Rechtsstaates ∙ Gewaltenteilung durch politisch und religiös moti- ∙ Jugendliche in der Rechtsordnung vierten Extremismus ∙ Wehrhafte Demokratie ∙ Parteienverbot Der Bürger in der Europäischen ∙ Bedeutung der Europäischen Union ∙ Die europäische Idee und ihre Union für die Lebenswelt Umsetzung FACHANFORDERUNGEN WIRTSCHAFT/POLITIK 21
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