Soziale Unterschiede im Krebsrisiko: Mehr Neuerkrankungen in deprivierten Regionen? - Dr. Jens Hoebel (Robert Koch-Institut) Fortbildung für den ...
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Soziale Unterschiede im Krebsrisiko: Mehr Neuerkrankungen in deprivierten Regionen? Dr. Jens Hoebel (Robert Koch-Institut) Fortbildung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, 11.04.2019 1
Ausgangslage: Sozialer Gradient für Vielzahl chronischer Erkrankungen Datenbasis: Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) des RKI Koronare Diabetes Chronische Diagnostizierte Herzkrankheit mellitus Bronchitis Depression 5,0 Altersadjustiertes OR 1,0 0,5 Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Sozioökonomischer Status: Hoch (Referenz) Mittel Niedrig 2
Gepoolte Daten der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland des ZfKD (2010–2013) » Krebsinzidenz: Zwischen 2010–2013 registrierte Krebsneuerkrankungen je 100.000 Einwohner pro Jahr » Krebsdiagnosen nach ICD-10 (Primärtumoren) • Teilweise Diagnosegruppen: z.B. Krebs gesamt, Mund/obere Atemwege, Leukämien und Lymphome • Krebs gesamt: C00–C97 ohne C44 (nicht-melanotische Hauttumoren) und C77–C79 (Sekundärtumoren) » Sozioökonomische Deprivation • German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) [Kroll et al. 2017, 2018] 4
German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) Datenbasis: INKAR-Regionaldatenbank (Kroll, Schumann, Hoebel, Lampert 2017, 2018) Faktorladungen z-Standardisierung Mittleres Haushaltseinkommen 1 3 Einkommen Einkommenssteuer pro Kopf Schuldnerquote Variationsbereich: 0 –1 Schulabgänger ohne Abschluss GISD 1 Schulabgänger mit Hochschulreife 3 Bildung Erwerbstätige ohne Berufsabschluss Erwerbstätige mit Hochschulabschluss Arbeitslosenquote 1 3 Beschäftigung Mittlerer Bruttolohn Beschäftigtenquote 5
German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) Datenbasis: INKAR-Regionaldatenbank (Kroll, Schumann, Hoebel, Lampert 2017, 2018) NUTS-2 Kreise Gemeindeverbände 6
Ökologischer Zusammenhang zwischen Krebsinzidenz und sozioökonomischer Deprivation auf Kreisebene Datenbasis: Epidemiologische Krebsregister 2010–2013 Männer Frauen 9
Altersstandardisierte Inzidenz für Krebs gesamt nach sozioökonomischer Deprivation (in Quintilen) Datenbasis: Epidemiologische Krebsregister 2010–2013 (Hoebel et al. 2018, Frontiers in Oncology) 1.000 2,0 Männer Frauen Neuerkrankungen pro 100.000 Adjustiertes RR (95%-KI) 850 1,06 1,07 1,07 1,00 1,02 1,00 0,99 1,01 1,00 0,99 687 692 696 700 665 1,0 649 550 491 488 497 489 487 400 0,5 Q1 Q2 Q3 Q4 Q5 Q1 Q2 Q3 Q4 Q5 gering hoch gering hoch depriviert depriviert depriviert depriviert 10
Relative Risiken für verschiedene Krebsdiagnosen nach sozioökonomischer Deprivation (höchste vs. geringste Deprivation) Datenbasis: Epidemiologische Krebsregister 2010–2013 (Hoebel et al. 2018, Frontiers in Oncology) 2,0 Männer Frauen RII (95%-KI) 1,0 0,5 Blase Niere Darm Schilddrüse Speiseröhre Eierstöcke Lunge Brust Mund/Obere Atemwege Magen Gebärmutterhals Prostata Leukämien/Lymphome Leber Bauchspeicheldrüse Malignes Melanom 11
Häufigkeit spezifischer Krebsdiagnosen und Ausmaß der sozioökonomischen Ungleichheit in ihrer Inzidenz Datenbasis: Epidemiologische Krebsregister 2010–2013 (Hoebel et al. 2018, Frontiers in Oncology) RII (Relatives Risiko: höchste vs. geringste Deprivation) Kastengröße — Anteil der Krebsart an allen Krebsneuerkrankungen Farbabstufung — Ausmaß der Ungleichheit nach soz. Deprivation 12
Stärken und Limitationen Stärken » Erste bundeslandübergreifende Analyse zu sozialen Unterschieden in der Krebsinzidenz in Deutschland » Einschluss von 73 % der Gesamtbevölkerung » Breites Spektrum verschiedener Krebsdiagnosen Limitationen » Ausschluss von 4 Bundesländern: Berlin, Hessen, Ba-Wü, Sachsen-Anhalt » Ökologische Analyse (räumliche Aggregation) » Keine Individualdaten zum sozioökonomischen Status, keine Info über Expositionsdauer ( Unterschätzung der Assoziationen) 13
Fazit » Der soziale Gradient zeigt sich auch im Krebsrisiko, wobei er sich in Richtung und Ausprägung deutlich zwischen verschiedenen Krebsarten unterscheidet, bis hin zu „umgekehrten“ Gradienten » Die ZfKD-Daten der epidemiologischen Krebsregister ermöglichen Analysen zu sozialen Ungleichheiten im Krebsgeschehen auf sozialräumlicher Ebene » Ansatzpunkte für regionale Strategien zur Krebsprävention Zielgruppenoriente und adressatengerechte Maßnahmen 14
Weitere Beteiligte und Kooperationspartner Dr. Lars Kroll (RKI/Zi) PD Dr. Thomas Lampert (RKI) Prof. Dr. Alexander Katalinic (GEKID) Julia Fiebig (ZfKD am RKI) Dr. Benjamin Barnes (ZfKD am RKI) Dr. Klaus Kraywinkel (ZfKD am RKI) 15
Vielen Dank! Dr. Jens Hoebel FG Soziale Determinanten der Gesundheit Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring Robert Koch-Institut, Berlin E-Mail: j.hoebel@rki.de 16
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