Spiel- und Dokumentarfilmwettbewerb beim Jüdischen Filmfestival

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Spiel- und Dokumentarfilmwettbewerb beim
Jüdischen Filmfestival

Pressemitteilung
Potsdam/ Berlin, 19. Mai 2022

Unter dem Motto JEWCY MOVIES zeigt das Jüdische Filmfestival Berlin |
Brandenburg in diesem Jahr 43 Filme und 2 Serien in Potsdam und Berlin. Die
Auswahl zeigt die Bandbreite jüdischer Erfahrung in Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft, von der Romantischen Komödie bis zum Konzeptfilm, vom
historischen Drama bis zur Mockumentary. Eine programmatische Reise
zwischen Bedrohung und Lebenslust, persönlichen Geschichten und großer
Politik, Sinnlichkeit und Diskurs – und dabei immer lebensnah.

Im Zentrum des Festivals stehen die beiden Wettbewerbe um den besten
Spiel- und Dokumentarfilm. Im Spielfilmwettbewerb sind in diesem Jahr
acht Filme vertreten:

In EVOLUTION (Kornél Mundruczó, HU/DE 2021, 97 Min) werden die
generationsübergreifenden Auswirkungen und Traumata der Shoah in
surrealen Bildern aufgezeigt. Der neue Film des ungarischen Kult-Regisseurs
beruht auf seinem gleichnamigen Theaterstück.
„So ein künstlerisches Triptychon sieht man selten. In drei verschiedenen
Pinselstrichen, durch drei Generationen hindurch, in nur drei Einstellungen malt
dieser Film ein Bild davon, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst.“
(Arkadij Khaet, Programmkollektiv)

BERENSHTEIN (Roman Shumunov, IL 2021, 105 Min) feiert beim JFBB 2022
Deutschlandpremiere. Ein filmisch vielschichtiges Portrait des ukrainischen
Sowjet-Partisanen und Spions Leonid Berenshtein. Der letzte lebende Ex-
Kommandeur einer Partisanen-Einheit erinnert sich an die unfassbaren
Schrecken des Krieges, die auch er nicht verhindern konnte und an den
schließlichen Sieg. Ungewöhnliche Mischung aus Reenactment und
Zeitzeugen-Interview.

CINEMA SABAYA (Orit Fouks Rotem, IL/BE 2021, 95 Min) zeigt im Stil eines
dokumentarischen Workshop-Videotagebuchs die schwierige Annäherung
zwischen Jüdinnen und Araberinnen in Israel. Schwere Themen, mit
Lebenslust und großem Respekt inszeniert - von der Abhängigkeit oder
Unabhängigkeit von Männern bis zu essentiellen Fragen gesellschaftlicher
Partizipation: warum wird auch in solchen Dialog-Workshops immer nur
Hebräisch gesprochen?

Im Zentrum von CONCERNED CITIZEN (Idan Haguel, IL 2022, 82 Min) steht
ein schwules Paar, das zur falschen Zeit in eine schöne Wohnung am falschen
Ort einzieht. Eine alltagsnahe Reflexion um liberale Lebenslügen, immanenten
Rassismus, Mitschuld und Verantwortung und Zivilcourage. "Das macht die
Komfortzone für den modernen liberalen Betrachter unangenehm.
Schwulenrechte, Frauenrechte, Gentrifizierung, Fremdenfeindlichkeit und
Privilegien. Dieser Film lässt, durch die gezeigten realen Dilemmata neu
bewerten, was Sie über diese Schlagzeilen zu wissen glauben." (Amos Geva,
Programmkollektiv)

DER PASSFÄLSCHER (Maggie Peren, DE/LUX 2022, 116 Min) erzählt mit
leichter Hand über das schwere Thema, sich auch im repressiven NS-System
die Jugend nicht stehlen zu lassen – hier der Hunger nach Jugend, Liebe und
neuen Erfahrungen, dort die ständige Angst vor Verfolgung und Tod.

WE MIGHT AS WELL BE DEAD (Natalia Sinelnikova, DE 2022, 93 Min) . Der
psychologisch ausgefeilte Konzeptfilm über die Angst, nicht zur geschlossenen
Gesellschaft dazuzugehören, eröffnete die diesjährige Berlinale-Sektion
Perspektive deutsches Kino. „Warum ist es so schwer, in dieser Gesellschaft
anzukommen? Und warum fällt es uns so schwer, andere in unser Gesellschaft
mitmachen zu lassen? Ein treffender Zwischenruf über Transparenz und
Ausgrenzung, offenbar zwei Seiten derselben Medaille.“ (Bernd Buder,
Programmdirektor)

Die Mockumerntary THE RED STAR (Gabriel Matias Lichtmann, AR 2021, 72
Min) entwirft eine Biografie über eine der größten Mysterien argentinisch-
jüdischer Geschichte: Laila Salama. Sie spionierte für den MI6 und war 1960
offenbar an der Entführung von Adolf Eichmann in Buenos Aires beteiligt. Eine
Biografie, die so hätte existieren können.

ROSE (Aurélie Saada, FR 2021, 103 Min) ist die locker, leichte, sinnliche
französische Komödie des diesjährigen JFBB. Es geht um die Frage ob eine
jüdische Witwe, die im fortgeschrittenen Alter ist, das Leben noch einmal
genießen darf. „Eine ältere Frau als Protagonistin. Super! Es geht um
Begehren und Sexualität im Alter und dem damit einhergehenden
gesellschaftlichen Konflikt.“ Dr. Lea Wohl von Haselberg (Programmkollektiv)

Im Dokumentarfilmwettbewerb feiert ADAM & IDA des Berliner Regisseurs
Jan Tenhaven (DE 2022, 83 Min) Weltpremiere beim diesjährigen JFBB. Dieser
Film erzählt die Geschichte der scheinbaren Zwillinge Adam und Ida Paluch,
die als Kleinkinder im Ghetto getrennt wurden, den Holocaust überlebten und
sich 53 Jahre später auf wundersame Weise wiedergefunden haben.

WE WEPT WITHOUT TEARS (Gideon Greif/ Itai Lev, IL 2022, 72 Min) hat
beim JFBB 2022 Deutschlandpremiere. Diese filmische Erinnerung an die
Shoah verarbeitet die wichtigsten Zeitzeugenaussagen derer, die im
Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau unter Zwang die Opfer der Shoah
beseitigen mussten.

1341 FRAMES OF LOVE AND WAR (Ran Tal, IL 2022, 90 Min) ist eine Foto-
Chronik in bewegenden Bildern: Als Fotograf dokumentiert Micha Bar-Am
wichtige Ereignisse und Kriege Israels, vom Eichmann-Prozess 1961 bis zum
Libanon-Krieg 1982. Micha Bar-Am, reflektiert über Geschichten und
Erlebnisse hinter den Fotos – und seine Rolle als einer der wichtigsten
Chronisten Israels.

In HOUSEWITZ (Oeke Hoogendijk, NL 2021, 71 Min) versucht die
Filmemacherin Oeke Hoogendijk, die Geschichte ihrer Mutter zu begreifen.
Erst allmählich versteht man, dass die kauzige ältere Dame, die hier in ihrem
Wohnzimmer mit ihrer Katze fernsieht, dieses Wohnzimmer nie verlässt. Das
Porträt einer klugen Frau, die jeden Tag mit dem Holocaust als Mitbewohner
lebt.

BABI YAR. CONTEXT (Sergei Loznitsa, NL 2021, 121 Min): Das Massaker von
Babyn Jar, bei dem deutsche nationalsozialistische Einsatzgruppen und lokale
Polizeieinheiten mehr als 33.000 Jüdinnen und Juden erschossen, gehört zu
den grauenvollsten Verbrechen des vergangenen Jahrhunderts. Sergej
Loznitsas assoziative Montage aus Archivmaterialien erschließt präzise eine
Leerstelle europäischer Geschichte.

Mit der Blue Box, einer kleinen metallenen Spardose, sammelte der Jüdische
Nationalfonds Gelder, um in der Gründungsphase des Staates Israel von
Araber*innen in Palästina Land zu kaufen. Im gleichnamigen Film BLUE BOX
(Michal Weits, IL/CA/BE 2021, 80 Min) reflektiert die Filmemacherin die
komplexe Geschichte ihres Urgroßvaters Yosef Weitz – ein „Gründungsvater“,
der aus dem kargen Boden Israels wunderbare grüne Wälder schuf, das Land
dafür aber zuweilen mit moralisch fragwürdigen Methoden akquiriert hat.
In ihrem jüngsten Film A WOMAN (Jeanine Meerapfel, DE/AR 2021, 104 Min)
beschäftigt sich Jeanine Meerapfel, der dieses Jahr die Hommage des JFBB
gewidmet ist, mit der Biographie ihrer Mutter. Auf intime Art und Weise erinnert
sie sich an eine Frau, für die das Gefühl von Heimatlosigkeit ein Dauerzustand
war. Zugleich ist es die Geschichte der Exilerfahrungen einer ganzen
Generation im 20. Jahrhundert.

LEAVING PARADISE (Ofer Freiman, IL 2020, 86 Min) zeigt, dass sich
jüdisches Leben auch im brasilianischen Dschungel abspielt: Der 60-jährige
Cleo bewirtschaftet mit seiner Großfamilie eine Farm im ländlichen Brasilien.
Der Clan lebt wie eine Kommune und praktiziert ein sehr individuelles
Judentum. Als die Kinder ihre Jüdischkeit ausleben und nach Israel ziehen
wollen, sieht Cleo sein Lebenswerk in Gefahr. Welches ist nun das Gelobte
Land?

RAYMONDE EL BIDAOUIA (Yaël Abecassis, IL 2020, 77 Min), erzählt die
Geschichte von populären Sängerin Raymonde El Bidaouia.Die sephardische
Jüdin wanderte mit 18 Jahren aus Casablanca nach Israel ein und überwand
manchen Schicksalsschlag. Wie die Musik ihr dabei half, zeigt dieser
Dokumentarfilm: "Während 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
gefeiert werden, geht das jüdische Leben in Nordafrika auf die Bibel zurück.
Der Film gibt einen Einblick in die Kultur des marokkanischen Judentums durch
die Musik von El Bidaouia, beobachtet von ihrer Tochter, der israelischen
Schauspielerin und Regisseurin Yaël Abecassis." (Amos Geva,
Programmkollektiv)

SUMMER NIGHTS (Ohad Milstein, IL 2021, 53 Min), zeigt die Welt aus der
Sicht eines 6-jährigen Kindes. Ein sensibel inszeniertes Portrait einer Vater-
Sohn-Beziehung und ein zutiefst berührendes Herantasten an die große Frage,
was Mensch-Sein eigentlich bedeutet. "Was kann von Generation zu
Generation weitergegeben werden? Was bleibt in uns eingebettet, wenn diese
Generation nicht mehr da ist?" (Amos Geva, Programmkollektiv)
Verliehen werden in den beiden Wettbewerben die Gershon-Kleine-Preise,
gestiftet von Familie Klein, in Erinnerung an die Berliner Kinolegende
Gershon Klein. Dotiert mit jeweils 3.000 Euro.

Die Jury des jeweiligen Wettbewerbs finden Sie hier.

Die weiteren Sektionen des JFBB 2022: Eine bunt gemischte Genrevielfalt, das
besondere Kino des JFBB, findet sich in Kino fermished. In Nosh Nosh werden
ausgewählte Kurzfilme gezeigt, Serial Fresh ist die Serienrubrik, sich in 2022
israelischen TV-Schöpferinnen widmet.

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Freuen Sie sich mit uns auf ein spannendes jüdisches Filmfestival 2022!

Im Pressebereich von jfbb.info finden Sie das JFBB-Logo und Motiv des JFBB 2022 zum Download.

Das 28. Jüdische Filmfestival Berlin | Brandenburg (JFBB) findet vom 14. bis 19. Juni 2022 statt. Maßgeblich
unterstützt wird das JFBB durch die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, die Landeshauptstadt Potsdam
und den Hauptstadtkulturfonds. Medienpartner sind radio eins, rbb Kultur, Indiekino und 3sat.
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